Festakt Dresden: Osmanische Kunst aus mehreren Jahrhunderten

[yilmaz]

Mit einem Festakt haben die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden am Samstag die Türckische Cammer offiziell eröffnet. Eine der ältesten und bedeutendsten Sammlungen osmanischer Kunst außerhalb der Türkei wird nun wieder im Dresdner Residenzschloss präsentiert. In den zurückliegenden 70 Jahren waren nur wenige der 600 Exponate ausgestellt.

 

Die Vorbereitungen für die «neue» Türckische Cammer haben 20 Jahre gedauert. Kunstministerin Sabine von Schorlemer (parteilos)verwies darauf, dass nur ein kleiner Teil der Ausstellungsobjekte aus einer Kriegsbeute von der Schlacht vor Wien im Jahr 1693 stamme. Die Mehrzahl der prunkvollen Reitzeuge, Panzerhemden, Helme, Fahnen, Waffen und Gewänder seien Ankäufen und diplomatische Geschenke. Die sogenannte «Türkenmode der Barockzeit» habe starke Anziehung auf die sächsischen Herrscher ausgeübt und deren Interesse an der Kultur des Orients geweckt. So kamen neben einem osmanischen Staatszelt auch acht aus Holz geschnitzte Araber-Pferde in Originalgröße nach Dresden.

 

Die Hochzeit von Erzherzogin Maria Josepha und dem Kurprinzen Friedrich August 1719 in Dresden sei am Elbufer teilweise in türkischem Stil inszeniert worden, hieß es. Die Ursprünge der heutigen Sammlung auf knapp 750 Quadratmetern gehen auf das Jahr 1614 zurück. In den folgenden Jahrhunderten haben die sächsischen Kurfürsten ständig neue Gegenstände aus dem Orient erstanden und der Sammlung zugeführt.

 

In der Rüstkammer des Residenzschlosses ist die Präsentation von Sonntag an ohne Voranmeldung für die Öffentlichkeit zugänglich. Am Samstagabend wurden Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) und der türkische Außenminister Ahmet Davutolu in der Ausstellung erwartet. Der türkische Botschafter Ahmet Acet sagte, mit der Eröffnung der Türckischen Cammer werde «ein Traum wahr» und «die Tradition wieder belebt, die sächsische Adlige einst begründeten».

 

Die Dresdner Dauerausstellung hebe sich von Präsentationen türkischer Kunst in anderen Museen ab, sagte der Diplomat. Die Türckische Cammer ermögliche es Deutschen, mehr über die Kultur ihrer türkischen Mitbewohner zu lernen. Im Gegenzug könnten die drei Millionen Türken in Deutschland jetzt in Dresden auch ihre eigenen Wurzeln ergründen. Die Schau könne deshalb helfen, noch immer bestehende Vorurteile und Missverständnisse abzubauen. Noch immer seien viele Details der deutsch-türkischen Vergangenheit weitestgehend unbekannt.

 

Eine türkische Familienstiftung arbeitet nach Angaben von Martin Roth, dem Generaldirektor der Kunstsammlungen, eng mit dem Museum zusammen und fördert den Besuch türkischer Lehrer, Schüler und Familien zu Bildungszwecken in Dresden. Vor der Eröffnung hätten zudem schon Wissenschaftler, unter anderem aus den USA und aus Qatar, die Cammer in Dresden besucht. Zudem sei die Türckische Cammer in Projekte der renommierten Ernst-Reuter-Initiative für Dialog und Verständigung zwischen den Kulturen aufgenommen worden.

 

Die Kunstsammlungen wollen mit der Türckischen Cammer auch ausländische Gäste sowie insbesondere türkischstämmige Deutsche - vor allem aus Berlin und dem Ruhrgebiet - für Dresden interessieren. Bundesweit wird deshalb unkonventionell auf 4,5 Millionen Dönertüten für die Türckische Cammer geworben, um junge Leute zu erreichen. Besonders prachtvolle Ausstellungsstücke wurden auf Plakate und Handzettel gedruckt und mit Wortspielen wie «Kültürdialog» oder «Kültüraustausch» in Anlehnung an die türkische Sprache mit ihren zahlreichen Umlauten ergänzt.

(Quellen: Alle bei Festakt in Dresden)

ddp/lsm/arh

Weiterführende Links im MISAWA-Forum:

Tausende wollen Türckische Cammer sehen - Großer Andrang bei Dresdens neuester Attraktion

http://www.misawa.de/cgi-bin/sbb/sbb.cgi?&a=show&forum=162&show=654&start=0#0

Fotogalerien:

Die Prunkstücke der türckischen Cammer:

http://www.sz-online.de/_tools/galerie/fotos.asp?artikel=2404099

Feierliche Eröffnung der türckischen Cammer in Dresden:

http://www.sz-online.de/_tools/galerie/fotos.asp?artikel=2405158

 

Videobeitrag:

Der Orient in Dresden - Video des Tages

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