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EKD spricht Käßmann volles Vertrauen aus

 

 

24. Februar 2010 Nach ihrer Alkoholfahrt erhält Bischöfin Margot Käßmann Unterstützung. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bekundete seiner Vorsitzenden in einer Telefonkonferenz am Dienstagabend „einmütig sein Vertrauen“. Wie die EKD am Mittwoch in Hannover weiter mitteilte, soll auf einer regulären Sitzung in dieser Woche eine abschließende Bewertung vorgenommen werden. „In ungeteiltem Vertrauen überlässt der Rat seiner Vorsitzenden die Entscheidung über den Weg, der dann gemeinsam eingeschlagen werden soll“, hieß es weiter.

 

Auch andere Kirchenmitglieder und Politiker stützen Käßmann. Die Bischöfin hatte am vergangenen Samstag eine rote Ampel missachtet und wies bei einer Polizeikontrolle 1,54 Promille Alkohol im Blut auf. Ihr droht nun ein Ermittlungsverfahren wegen Trunkenheit am Steuer. Die Ratsvorsitzende sagte vorerst alle in den nächsten Tagen geplanten öffentlichen Auftritte ab. Ab 1,1 Promille liegt in Deutschland absolute Fahruntüchtigkeit und eine Straftat vor. Käßmanns Führerschein wurde eingezogen, ein Strafverfahren eingeleitet.

 

 

Beckstein: Ein Bischof ist kein Heiliger

 

Katrin Göring-Eckardt (43), Präses der EKD-Synode, nannte es in der Tagesschau „nicht akzeptabel, dass man mit 1,5 Promille Auto fährt“. Sie wisse aus persönlichen Gesprächen mit Käßmann, dass diese über ihr Fehlverhalten selbst am meisten betroffen sei. „Und deswegen respektiere ich, dass sie sich jetzt zurückzieht für eine Zeit.“ Käßmann hat in dieser Woche sämtliche Termine abgesagt. Göring-Eckardt betonte, sie schätze wie viele andere auch die Arbeit Käßmanns als EKD-Ratsvorsitzende „außerordentlich“. Als Präses der Synode, des EKD-Kirchenparlaments, steht Göring-Eckhardt an der Spitze einer der wichtigsten EKD-Gremien.

 

Günther Beckstein, Vizepräses der Synode, sagte, ein Bischof sei kein Heiliger. „Ich halte es für eindeutig, dass Frau Käßmann im Amt bleiben kann.“ Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse sagte den „Stuttgarter Nachrichten“, Geistliche seien auch nur Menschen. Er hoffe, dass „die Gläubigen der Landeskirche Niedersachsen und die Bischofskollegen der EKD zu Frau Käßmann stehen und sie stützen.“ Dann werde sie auch diesen groben Fehler heil überstehen. Er glaube nicht, dass Käßmanns „Sympathievorsprung“ aufgebraucht sei.

 

Der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber sagte unterdessen der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“, für Käßmann sollten die gleichen Maßstäbe gelten wie für jeden anderen auch: „Weder Häme noch Beschönigung sind am Platz, was jetzt Not tut, sind Fairness der Öffentlichkeit und Offenheit in der Sache.“ Auf die Frage, ob Käßmann den Vorsitz im Rat der EKD abgeben müsse, sagte Weber: „Das muss der Rat der EKD mit ihr diskutieren, die Situation ist singulär.“ Der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer nahm Käsmann in Schutz. „Das ist ein Blackout, der leider immer wieder Leuten passiert, die in öffentlichen Ämtern unter Dauerstress stehen“, sagte er der „Leipziger Volkszeitung“. Gleichwohl sei die Alkoholfahrt eine Verfehlung, die nicht einfach zu rechtfertigen sei.

 

 

„Bin über mich selbst erschrocken“

 

Der Vorsitzende der konservativen Protestanten, der Hamburger Pfarrer Ulrich Rüß, erklärte in derselben Zeitung, es sei jetzt nicht angebracht, von außen einen Rücktritt zu fordern. Käßmann sei „sensibel genug“ die entsprechenden Konsequenzen selbst zu ziehen.

 

Die Bischöfin selbst äußerte sich bislang nicht noch einmal zu den Vorwürfen. In der „Bild“-Zeitung hatte sie am Dienstag erklärt: „Ich bin über mich selbst erschrocken, dass ich so einen schlimmen Fehler gemacht habe.“ Sie werde sich „selbstverständlich“ den rechtlichen Konsequenzen stellen. Die Hannoversche Landesbischöfin hatte das Spitzenamt erst vor vier Monaten vom Berliner Bischof Wolfgang Huber übernommen.

 

Text: FAZ.NET

 

 

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