Selim Geschrieben 29. Januar 2009 Teilen Geschrieben 29. Januar 2009 (RP) Papst Benedikt XVI hat seine "unbestreitbare Solidarität" mit den Juden bekräftigt. Doch die Debatte um den Holocaust-Leugner Bischof Williamson hat im christlich-jüdischen Dialog Gräben aufgeworfen. Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, vermag derzeit für ein Gespräch mit der Kirche keine Grundlage mehr zu erkennen. "Ich habe es hier nicht mit Menschen zu tun, die nicht wissen, was sie tun. Der Papst ist einer der gebildetsten und intelligentesten Menschen, die die katholische Kirche hat, und jedes Wort, das er ausspricht, das meint er auch und das ist auch fundiert", sagte Charlotte Knobloch, die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, gegenüber unserer Redaktion. "Momentan", so betonte sie, "wird es unter solchen Voraussetzungen zwischen mir und der Kirche sicher kein Gespräch geben." Diesen Äußerungen voraus ging der Tag der Widerrufe, Statements und Kommuniqués. Das nennt man normalerweise Diplomatie. Ab einer bestimmten Blattzahl muss es Krisenmanagement heißen. Wenn aber solche Mühen der Verständigung kein Ende nehmen, beginnt man zu ahnen, dass etwas aus dem Ruder gelaufen sein muss: wie derzeit der Dialog zwischen dem Vatikan und den Juden, der nach den Holocaust-Leugnungen des Traditionalisten-Bischofs Richard Williamson immer hilfloser zu werden droht. Der wieder in den Schoß der Kirche aufgenommene britische Bischof Richard Williamson hat mehrfach den Holocaust geleugnet. Foto: ddpAblesbar wird dies an zwei Äußerungen: Während Papst Benedikt XVI. am Mittwoch jede Leugnung des Holocaust verurteilte, brach das israelische Oberrabbinat seine offiziellen Kontakte zum Vatikan ab. Das nächste Treffen mit dem vatikanischen Einheitsrat – geplant für Mitte März – wurde vertagt. Zum Auffälligsten des gestrigen Tages gehörten drei Videos auf der Youtube-Plattform des Vatikans: Sie zeigen Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz 2006, seine Rede in der Kölner Synagoge zum Weltjugendtag sowie eine Bilanz seiner ersten Polen-Reise. Auch sie sollen belegen helfen, wie ernst und wichtig der deutsche Papst die Aussöhnung mit den Juden nimmt. Selbst aus Kirchenkreisen werden solche digitalen Wege der Aufklärung eher als Zeichen der Hilflosigkeit gewertet. Denn all das kommt zu spät und vor allem erst auf Druck einer erregten Debatte über die Rehabilitierung der erzkonservativen Priesterbruderschaft St. Pius X., in deren Reihen mit Bischof Richard Williamson (68) ein Leugner der Judenvernichtung ist. Schon die ersten Erklärungsversuche aus dem Vatikan waren dünn. Natürlich, Papst Benedikt hat keinen Antisemiten begnadigt, wie es zunächst im medialen Übereifer hieß. Dennoch war die Erwiderung des Vatikansprechers unbedacht, dass aus theologischer Sicht das eine mit dem anderen nichts zu tun habe. Denn es geht nicht darum, die Rücknahme der Exkommunikation sauber von historisch inakzeptablen Ansichten eines einzelnen Bischofs zu trennen. Vielmehr ist zu fragen, ob eine Priesterbruderschaft überhaupt die Aufnahme in die katholische Kirche verdient, die in ihren Reihen einen Holocaust-Leugner als Bischof wenigstens duldet. http://www.rp-online.de Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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