Legend Killer Geschrieben 22. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 22. Dezember 2008 Die Aleviten, das Cem-Haus und die Moschee Es ist bekannt, dass sich einige Linke und Atheisten als Aleviten ausgeben und sich bemühen die unwissenden Menschen glauben zu machen, das Alevitentum sei eine außerislamische Religion oder Glaubensrichtung. Doch es ist auch ein Fakt, dass die überwiegende Mehrheit der Aleviten dies nicht so sieht. Sie betrachten das Alevitentum als eine Auslegungsform des Islams und sehen sich somit als Muslime. Dies entspricht auch unserer Meinung. Auch wenn das Alevitentum zu verschiedenen Zeiten von unterschiedlichen Religionen und Denkschulen beeinflusst wurde, werden die Bemühungen, das Alevitentum, das an Allah, Muhammad und Alî glaubt, außerhalb des Islams zu stellen, keinen Erfolg haben. Ferner ist es nicht richtig, die Behauptung, Aleviten würden die Moscheen meiden und dort keine Gottesdienste verrichten, zu verallgemeinern. Viele Aleviten besuchen sowohl die Moschee als auch ihr Cem-Haus. Wenn es Aleviten gibt, die nur in das Cem-Haus und nicht in die Moschee gehen möchten – und solche gibt es offenbar –, darf sie niemand daran hindern. Nach dem Studium der Schriften zum Alevitentum komme ich zu dem Schluss, dass es sich beim Alevitentum nicht um eine Rechtsschule, sondern vielmehr um eine Schule des Mystizismus, einen Orden handelt. In diesem Sinne sehe ich die Cem-Häuser als eine Art Tekke. Meiner Meinung nach sollte es erlaubt sein, eine Tekke zu betreiben oder einen Orden zu führen. Denn Verbote haben niemals Wirkung gezeigt, sie haben nur dazu geführt, dass Aktivitäten im Untergrund fortgeführt wurden. (Außerdem widerspricht ein solches Verbot der Religionsfreiheit und internationalen Menschenrechtsstandards.) Ob Cem-Häuser nun als Tekke angesehen werden können oder nicht, Aleviten haben das Recht sich dort zu versammeln, dort Gottesdienste zu verrichten oder kulturelle Veranstaltungen durchzuführen. Wenn der Staat vergleichbare Institutionen und Organisationen unterstützt, müssen auch diese unterstützt werden. Das Problem besteht im Grunde darin, die Cem-Häuser den Moscheen entgegenzustellen und diese als Alternative für Moscheen zu sehen. Ich glaube nicht, dass dies notwendig ist. Weder Sunniten sollten sich über Cem-Häuser auslassen, noch Aleviten über Moscheen. Jeder sollte sein Gebet verrichten, wo er es möchte. Dasselbe sollte für das Verhältnis zwischen den Aleviten und der Diyanet gelten. Nicht Kontroversen und Ausschluss, sondern Einbindung, Dialog und Unterstützung sollten das Verhältnis kennzeichnen. Wenn das Amt für Religiöse Angelegenheiten in der neuen Verfassung fortbestehen wird, wäre es möglich und sinnvoll, neben anderen religiösen Richtungen und Institutionen, auch den Aleviten von den Diensten der Diyanet profitieren zu lassen. Des Weiteren ist es im Allgemeinen nicht richtig, dass sunnitische Muslime angesichts der Unterdrückung und den Grausamkeiten, die der Ahl al-Bajt widerfuhr, stillgeschwiegen hätten. Die Liebe zur Ahl al-Bajt ist auch heute noch ein geeignetes Mittel, die zwei Gemeinschaften zusammenzuführen. Dass die sunnitischen Gelehrten sich nicht gegen diejenigen gewandt haben, die Jazid, dessen Vater oder Alî anfeindeten, heißt nicht, dass sie zu ihnen gehalten und deren Handlungen legitimiert hätten. Denn dieselben Gelehrten haben sich gegen diejenigen gestellt, die sich gegen Ali auflehnten. Ein Beispiel hierfür sind folgende Äußerungen des großen sunnitischen Gelehrten Taftazânî (gest. 792/1390), dessen Werke viele Jahre an den osmanischen Medresen gelehrt wurden: „Die Streitigkeiten und Diskussionen unter den Gefährten zeigt, dass einige von ihnen vom rechten Weg abgekommen und an die Grenze der Unterdrückung/Ungerechtigkeit und der Sünde geraten sind. Der Grund hierfür ist Hass, Starrsinn, Neid, Widerstand, das Streben nach Besitz und Macht und die Hinwendung zum Weltlichen. Dies ist so, da nicht jeder Gefährte unschuldig (frei von Sünde) ist und nicht jeder, der den Propheten gesehen hat, unbedingt gut ist… Der Grund dafür, dass die sunnitischen Gelehrten dies anders ausgelegt und nach Rechtfertigungen gesucht haben, ist, die Gefährten vor Anschwärzungen zu bewahren. Die Unterdrückung, denen die Ahl al-Bajt nach ihnen ausgesetzt war, kann niemand bestreiten (…). Aus diesem Grund verfluche Allah diejenigen, die dieses Verbrechen begangen haben sowie diejenigen, die es gutgeheißen oder unterstützt haben! Die Befürchtung, dass ungebildete Menschen so weit gehen würden, sich über die großen Gefährten auszulassen, war es, der einen Teil der sunnitischen Gelehrten davon abhielt, Jazid zu verfluchen, obwohl sie wussten, dass er mehr als das verdient hatte.“ (Scharhu makâsidi't-tâlibîn, Ist. 1305, Bd. II, S. 306-307) (am) (Erstveröffentlichung in der türkischen Tageszeitung Yeni Safak vom 5. September 2007 - übersetzt von der IGMG-Redaktion) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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