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08.08.2003:

Hintergrund: Erziehung und Religion

74 Prozent der Deutschen wollen Religion als Schul-Regelfach

 

(dpa)Drei Viertel aller Bundesbürger (74 Prozent) befürworten Religionsunterricht als Regelfach an Schulen. Elf Prozent der West- und drei Prozent der Ostdeutschen würden ihn sogar als Hauptfach wie Deutsch oder Mathe einstufen wollen, ergab eine repräsentative Emnid-Umfrage im Auftrag des Magazins «Chrismon», die in der aktuellen Ausgabe veröffentlicht wird. Besonders in Bayern wünschen sich viele den Religionsunterricht als reguläres Nebenfach (29 Prozent). Die geringste Zustimmung für diesen Vorschlag kam mit 9 Prozent aus Berlin.

 

Religionsunterricht ist laut Grundgesetz ordentliches Lehrfach an allgemein bildenden Schulen. Der Vorschlag, den Schülern die Teilnahme daran freizustellen, erhielt die größte Zustimmung in der Umfrage. Dieser Meinung sind 41 Prozent aller Befragten, wobei es keinen nennenswerten Unterschied zwischen West und Ost gibt. Dagegen wollen nur 6 Prozent (4 Prozent im Westen und 15 Prozent im Osten), dass Religionsunterricht nur auf ausdrücklichen Wunsch erteilt werden solle. 7 Prozent der Befragten würden den Religionsunterricht am liebsten ganz von den Schulen verbannen - 11 Prozent in Berlin, 4 Prozent in Bayern.

 

Emnid hatte zwischen am 23. und 24. Juni 1006 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger befragt.

 

 

Quelle: Islamische Zeitung

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  • 3 Jahre später...
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Top-Benutzer in diesem Thema

:selam:

 

Ich wollte mal eben erwähnt haben, dass ich durch eine Schwester erfahren habe, dass man an der Uni Osnabrück im Rahmen des Lehramtsstudiums Islamische Theologie belegen kann. Das ist nur Muslimen vorbehalten. Hier ein Artikel dazu:

 

http://www.n-tv.de/780816.html

 

Da finde ichs echt schade, dass ich schon vor langer Zeit mit dem Studium angefangen habe (auf Magister) und es zu spät ist, um in Osnabrück neu anzufangen. Dann wären ja 3 Jahre verloren...

 

Aber für alle, die noch studieren wollen, ist es sicher was.

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  • 1 Jahr später...

TAZ: "Islamlehrer sind oft überfordert"

 

Erste Unis bilden islamische Religionslehrer aus. Ein richtiger Schritt, meint Islamforscherin Irka Mohr - denn viele Lehrer könnten auf die realen Probleme Probleme der Schüler mit dem Islam nicht umgehen.

taz: Frau Mohr, Sie arbeiten an einem Projekt mit dem seltsamen Namen "Islamische Fachdidaktik als Agent der Institutionalisierung des Islams". Was bedeutet diese unheimlich klingende Formulierung?

 

IRKA MOHR, 38, ist Islamwissenschaftlerin und hat über den islamischen Religionsunterricht in Europa promoviert. Sie arbeitet derzeit in einem dreijährigen Forschungsprojekt der Universität Erfurt über "islamische Fachdidaktik als Agent der Institutionalisierung von Islam". Darin wird die Unterrichtspraxis in vier Bundesländern verglichen: Berlin, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.

 

Irka Mohr: Wir gehen davon aus, dass der islamische Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen für die Beheimatung des Islams in Europa eine wichtige Rolle spielt. Die universitäre Ausbildung für Islamlehrer ist noch neu. Sie hat nur eine Hand voll Absolventen hervorgebracht.

 

Soll das heißen, dass die LehrerInnen bislang gar nicht an Unis ausgebildet wurden?

Ja. Wir untersuchen, wie die LehrerInnen Unterrichtsinhalte vermitteln, das nennt man die Fachdidaktik des Islamunterrichts. Und die ist noch in einer Entwicklungsphase.

 

Welche Ausbildung haben Islamlehrer bisher genossen?

Die Lehrkräfte durchliefen meist nur kurze Fortbildungsmaßnahmen. Viele spätere Lehrer kommen bislang aus dem türkischen oder arabischen Muttersprachunterricht. Andere sind Islamwissenschaftler oder fertige GrundschullehrerInnen, die man fortbildet. In Berlin übernimmt die Islamische Föderation die Qualifizierung der Lehrer.

 

Sind die LehrerInnen selbst Muslime?

Sie haben immer einen muslimischen Hintergrund, ja.

 

Ihre Studie untersucht den Unterricht in vier Ländern. Läuft er inhaltlich ähnlich ab?

Alle Rahmenpläne, die ich kenne, setzen voraus, dass es so etwas wie einen einheitlichen Islam gibt, den man von kulturellen, regionalen Eigenarten reinigen kann. Also so etwas wie eine pure Religion, die an jedem Ort und zu jeder Zeit gültig ist.

 

Gelingt den LehrerInnen die Vermittlung eines solchen reinen Islams im Unterricht?

Die Lehrer geraten in eine schwierige Situation. Das Problem ist, dass die Idee des reinen Islams nur ein Konstrukt ist. In der Praxis müssen die Lehrer im Unterricht jeweils selbst entscheiden, welche Inhalte sie als islamisch, also religiös legitimiert, bewerten, und welche als kulturell. Das jedem einzelnen Lehrer zu überlassen, ist eine große Herausforderung - manchmal eine Überforderung.

 

In öffentlichen Debatten geht es fast immer um die Frage, was Islam ist - und was Kultur. Etwa bei Zwangsverheiratungen. Kann der Islamlehrer solche Fragen klären?

Derzeit vermeiden Lehrer solche Diskussionen. Sie grenzen ihren schulischen Religionsunterricht vom außerschulischen islamischen Erziehungsbereich ab. Wenn etwa eine Schülerin kommt und fragt, ob das Verbot der Teilnahme am Schwimmunterricht berechtigt ist, dann wird sie keine Antwort bekommen.

 

Warum nicht?

Die Lehrer sind nicht darauf vorbereitet, mit solchen Konflikten umzugehen. Dabei denke ich, dass gerade in den Schulen Fragen wie diese diskutiert werden sollten: Gehe ich zum Schwimmen oder nicht? Die Lehrer wissen aber nicht, wie sie das im Unterricht verhandeln sollen. Deswegen ziehen sie sich zurück.

 

Wie groß ist die Bandbreite der Islaminterpretationen, mit denen die Kinder in die Schule kommen?

Die Lehrer sind konfrontiert mit ganz verschiedenen Ausprägungen und Auslegungen des Islams. Auf diese Vielfalt, die die SchülerInnen mitbringen, sind die Lehrkräfte didaktisch nicht vorbereitet. Es gibt ja kaum Unterrichtsmaterialien. Die Lehrerkraft muss alles selbst machen. Dadurch bekommt sie als Person eine große Bedeutung.

 

Inwiefern?

Sie ist Vorbild für die Kinder. Und die fragen auch nach, wenn die LehrerIn nicht ihren Vorstellungen entspricht. Eine deutsche Konvertitin, die islamischen Religionsunterricht erteilt, erzählte mir, dass die Kinder immer wieder ihre Zweifel daran äußerten, ob sie wirklich Muslimin sein könne. Religion und Herkunft sind also auch in den Köpfen der Kinder sehr stark.

 

Ist das ein Problem?

Das ist einerseits eine große Chance für den Islamunterricht, weil Kinder dort eben mit Lehrern konfrontiert sind, die nicht ihrer Vorstellung von Religiosität und religiösem Leben entsprechen. Anderserseits sind die Lehrer aber überfordert, etwa wenn nach ihrer eigenen religiösen Praxis gefragt wird. Was mache ich, wenn ein Kind mich fragt, ob ich im Ramadan faste - und ich das womöglich nicht tue?

 

Wie reagieren die Lehrer?

Das ist abhängig davon, ob das Land Träger des Islamunterrichts ist oder eine Religionsgemeinschaft wie in Berlin. Dort bestellt die Religionsgemeinschaft nur LehrerInnen, die den Islam sichtbar praktizieren - also Kopftuch tragen. Aber in Niedersachsen, wo viele Lehrer einen säkularen Hintergrund haben und kein Kopftuch tragen, da ist die Irritation bei Eltern und Kindern oft groß.

 

Die Lehrkräfte müssen also den Begriff von Religiosität zurechtrücken, welche die Kinder von zu Hause mitbringen?

Ja. Und da sind sie nach unseren Erkenntnissen sehr zurückhaltend. Die Tendenz geht eher dahin, den Kindern Raum für neue Erfahrungen zu öffnen. Also nicht zu sagen: Das, was du mitbringst, ist falsch, vergiss das. Sondern das stehen zu lassen und daneben einen Raum zu öffnen, wo die Kinder Neues über ihre Religion lernen können.

Der Islamunterricht zeigt, dass der Islam unterschiedlich interpretierbar ist? Das klingt doch gut.

So sollte es sein. Nur hat es der islamische Religionsunterricht nicht geschafft, diese Spannung didaktisch aufzufangen.

 

Welches der Modelle von Islamunterricht - staatlich organisiert oder privat - erscheint Ihnen das geeignete?

Ich glaube, dass es für die Professionalisierung der Islamlehrer, aber auch als Anschub für eine Debatte innerhalb der muslimischen Bevölkerungsgruppe sehr wichtig ist, die verschiedenen Modelle noch weiterzuführen. Die Länder sollten zunächst die Ausbildung von Lehrkräften für diesen Unterricht regeln.

 

Wie ist da der Stand?

Es gibt mittlerweile drei Universitäten, die religionspädagogische Lehrstühle für den Islam eingerichtet haben: Münster, Osnabrück und Erlangen. Aber die Arbeit dort beginnt erst, das Fach ist inhaltlich noch nicht entwickelt. Interessant ist, dass alle drei Lehrstuhlinhaber in der muslimischen Community Außenseiter sind. Das kann ein Problem werden, wenn die von ihnen ausgebildeten Lehrkräfte eine Lehrerlaubnis von den islamischen Gemeinden wollen.

 

Sie befürchten, dass die Gemeinden den Lehrkräften die Lehrerlaubnis vorenthalten?

Das wird bereits diskutiert.

 

Wo liegen Unterschiede zwischen den akademischen und den Gemeindelehrern?

Etwa in der Frage, ob es theologisch legitim ist, im Unterricht mit Abbildungen zu arbeiten. Für die Grundschuldidaktik spielen Bilder ja eine große Rolle. Der Islam verbietet aber Abbildungen, etwa von Propheten oder von Engeln. Nun wird darüber debattiert, ob die Verwendung von Bildern theologisch legitim ist oder möglicherweise gar keiner theologischen Absicherung bedarf, sondern einfach pädagogisch begründet werden kann.

 

Immerhin, es gibt eine Debatte.

Ja. Wenn ich es auch sehr schade finde, dass diese Debatte darüber, was Islam und Kultur ist, so abgekoppelt läuft. Sie erreicht den muslimischen Mainstream nicht. Daher ist die Lehrerausbildung so wichtig: Die Lehrer sind eine Brücke zwischen der akademischen Debatte und der Praxis.

 

INTERVIEW ALKE WIERTH

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  • 4 Monate später...

Rechtswissenschaftler: Islam-Verbänden Reli-Unterricht erlauben

 

"Es wird keine anderen geben"

 

Münster (KNA) Der Rechtswissenschaftler Janbernd Oebbecke hat dazu aufgerufen, den vier großen islamischen Verbänden die Genehmigung zur Erteilung des islamischen Religionsunterrichts zu geben. «Alle vier Verbände, die Religionsunterricht fordern, können die Voraussetzungen dafür erfüllen», betonte der Direktor des Kommunalwissenschaftlichen Instituts der Universität Münster am Montag in Münster.

 

Oebbeke sprach im Rahmen der Ringvorlesung «Grenzenlos? Eine interdisziplinäre Suche nach der Freiheit» über «Religionsfreiheit und Religionsverfassung in Deutschland am Beispiel des Islam». Der Rechtswissenschaftler räumte ein, dass die Verbände in Deutschland als «konservativ» angesehen würden. «Aber es gibt keine anderen und wird keine anderen geben», betonte er.

 

Nach Ansicht von Oebbecke wird die Frage des islamischen Religionsunterrichts entscheidend sein für das Überleben des deutschen Systems der «positiven Neutralität» des Staates gegenüber den Religionsgemeinschaften. «Wenn der Religionsunterricht immer mehr als Privileg der Kirchen erscheint, ist er nicht mehr zu halten», warnte er.

 

Das deutsche Modell der «positiven Neutralität» sei durchaus nicht untauglich oder damit überfordert, den Islam zu integrieren. «Die Aufnahme des Islam in dieses System wird allerdings nicht ohne Auswirkungen sein, sondern Umverteilungen, Anpassungen und Revisionen zur Folge haben», räumte Oebbecke ein. Selbstverständlich könne und dürfe der Staat darüber wachen, dass an Universitäten nicht zur Einführung des Gottesstaates nach iranischem Muster aufgerufen werde.

 

«Die Religion ist potentiell immer gefährlich für den Staat. Deshalb muss er seine Bürger schützen», erklärte der Wissenschaftler. Gerade das aber sei ein guter Grund für die Beibehaltung des deutschen Systems der «positiven Neutralität». «Wer für die französische Laizität plädiert, weiß oft nicht, wovon er spricht», kritisierte der Experte.

 

 

IZ- 04.11.2008

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  • 3 Monate später...

Es gibt im Moment in der Internetseite von FR eine Umfrage, ob die muslimischen Schüler ein Islamunterricht haben sollten. Das Ergebnis ist sehr bedenklich.Die Mehrheit denkt, nach dieser Umfrage, dass muslimische Schüler sich mit der Christlichen Religiön beschäftigen sollten. Doch laut der Internetseite wurde die Umfrage von einer Webseite stark beeinflusst:

 

Sollte es an hessischen Schulen Islamunterricht geben?

 

Eine der größten muslimischen Gruppierungen Deutschlands, die Türkisch Islamische Union, bietet sich als Träger für islamischen Religionsunterricht in hessischen Schulen an. Befürworten sie diesen Schritt? (Diese Umfrage ist beendet, eine Teilnahme nicht mehr möglich. Das Ergebnis wurde von einem Aufruf auf einer anderen Webseite stark beeinflusst.)

 

 

104 / 19,22% Ja, Deutschland ist ein multikulturelles und weltoffenes Land. Ein Islamunterricht an Schulen trägt diesem Anspruch Rechnung.

 

 

 

365 / 67,47% Nein, muslimische Schüler sollten sich besser mit christlicher Religion und Kultur beschäftigen.

 

 

 

72 / 13,31% Schwer zu sagen. Auf jeden Fall ist es besser, wenn muslimische Schüler den Islam in der Schule kennenlernen, wo die Inhalte des Unterrichts besser überwacht werden können.

 

 

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Ich denke mal das sich die meißten leute mit diesen Themen

sich nicht gut aus kennen und die meißten auch nicht an einen GOTT

glauben,denn wenn es so sein sollte dann würde es eher anders aussehen.Aber Danke Schön dafür das man sieht was ein großer teil die dran teilgenommen hat denkt und das ist auch mal was,dass man seinen freunden aus der Klasse fragen könnte.

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  • 2 Monate später...

Kultusministerin Henzler: "Religionskunde für alle"

 

http://www.fr-online.de/_em_daten/_hermes/2009/02/13/teaser/090213_1429_henzler_kraus_teaser.jpg

 

Hessens Kultusministerin Dorothea Henzler unterstützt die Einführung von islamischem Religionsunterricht. Die Lehrer sollen wie jede andere hessische Lehrkraft ausgebildet werden, sagt sie im FR-Interview.

 

Frau Henzler, Sie wollen Islamunterricht zum Pflichtfach machen und bekommen dafür von allen Seiten Beifall, nur nicht von Ihrem Koalitionspartner CDU. Mit welchen Argumenten wollen Sie den überzeugen?

 

Wir machen mit verpflichtendem islamischem Religionsunterricht an Hessens Schulen einen großen Schritt in Richtung Integration. Die Kinder und Jugendlichen lernen ihre eigene Religion bisher in ihrer Muttersprache in Koranschulen kennen, wo wir die Inhalte nicht kontrollieren können. Ich habe größte Bedenken, ob die Religionsvermittlung dort immer aufklärerisch und modern geschieht. Im übrigen haben wir im Koalitionsvertrag vereinbart, die Einführung von Islamunterricht zu prüfen, und das tun wir jetzt.

 

Könnte Ethikunterricht mit Religionskunde für alle das gegenseitige Verstehen nicht mehr fördern als ein konfessionsgebundener Unterricht, für den sich die Schüler in Grüppchen separieren?

 

Die FDP fordert einen solchen religionskundlichen Unterricht. Den können wir allerdings nicht einführen, ohne die Verfassung zu ändern. Und ein solcher Unterricht an stelle des verpflichtenden Religionsunterrichts würde auch auf den erbitterten Widerstand der christlichen Kirchen stoßen.

 

Und den Ihres Koalitionspartners.

 

Da gäbe es sicher Schwierigkeiten. Nach reiner FDP-Lehre würden wir Religionskunde für alle Glaubensrichtungen zum Pflichtfach machen, das man nicht abwählen kann. Bis das aber umsetzbar wird, muss man den 60 000 Schülern muslimischen Glaubens einen eigenen Religionsunterricht ermöglichen, der dem katholischen und evangelischen gleichgestellt ist.

 

Woher sollen dafür die Lehrer kommen?

 

Der Unterricht soll in deutscher Sprache gehalten werden, von in Deutschland ausgebildeten deutschen Lehrerinnen und Lehrern unter staatlicher Schulaufsicht. Dazu werden wir geeignete Lehrer weiterqualifizieren und gleichzeitig neue Lehrer an einer hessischen Universität ausbilden.

 

Es gibt an der Frankfurter Goethe-Universität seit 2005 eine Stiftungsprofessur für Islamische Religion, die der türkische Staat finanziert. Sollen dort die neuen Lehrer ausgebildet werden?

 

Wir müssen prüfen, ob dort die von uns vorgeschriebenen Lehrinhalte unterrichtet werden können.

 

Ihre Vorvorgängerin als Kultusministerin, Karin Wolff, machte das Fehlen eines verlässlichen Partners auf Seiten der Muslime dafür verantwortlich, dass man keinen Islamunterricht einführen könne. Haben Sie denn nun einen solchen Partner gefunden?

 

Was wir brauchen, ist nicht ein einziger Ansprechpartner, sondern zunächst einen Runden Tisch mit allen muslimischen Glaubensrichtungen. Mit diesen wollen wir uns auf ein Curriculum verständigen. Das setzt natürlich voraus, dass diese Partner aufeinander zugehen.

 

Wollen Sie auch Lehrer aus diesem Kreis gewinnen?

 

Nein. Die Islamlehrer werden wie jede andere hessische Lehrkraft auch Angestellte oder Beamte des Landes sein und den üblichen Weg der Aus- und Weiterbildung gehen.

 

Ist die Islamische Religionsgemeinschaft Hessen IRH für Sie ein geeigneter Ansprechpartner?

 

Das müssen wir mit dem Innenministerium klären, das für den Verfassungsschutz zuständig ist. Wenn eine Organisation die Verfassung des Landes nicht mitträgt, kann sie auch nicht an Inhalten für hessische Schulen mitarbeiten. Bei der IRH habe ich da große Bedenken.

 

Wird Islamunterricht nicht die Angst vor Islamisierung verstärken?

 

Das Gegenteil ist der Fall. Der Bevölkerung ist vielleicht noch nicht bewusst, dass muslimische Kinder ja Religionsunterricht bekommen, aber eben in Koranschulen mit Inhalten, die wir nicht kennen. Viele Kinder und Jugendliche besitzen einen Glauben, und es ist grundgesetzlich geboten, sie in ihrem Glauben zu unterrichten. Und zwar in aufgeklärter Art und Weise. Wir wollen Toleranz und Offenheit fördern und dort auch Themen ansprechen können wie die Zwangsverheiratung junger muslimischer Frauen.

 

Welche Erfahrungen bringt Ihr neuer Staatssekretär Heinz-Wilhelm Brockmann aus Niedersachsen mit, wo es Islamunterricht bereits seit sechs Jahren an knapp 30 Schulen gibt?

 

Die wissenschaftliche Auswertung des Versuches zeigt, dass die meisten Eltern von diesem Angebot begeistert sind. Es hat einen guten Nebeneffekt: Muslimische Jungen sind oft sehr kritisch deutschen Lehrerinnen gegenüber. Im Islamunterricht ist das überhaupt nicht der Fall, das überträgt sich auch auf den anderen Unterricht.

 

In Niedersachsen sind die Lehrkräfte selbst muslimischen Glaubens. Soll dies auch in Hessen der Fall sein?

 

Dies und andere Fragen sollen am Runden Tisch erörtert werden.

 

Wann wollen Sie starten?

 

Das kann ich noch nicht beantworten. Wir beginnen mit einem Integrationsgipfel im Frühjahr, daraus soll der Runde Tisch entstehen, und dann werden wir die Lehrkräfte qualifizieren.

 

Ist das bis zum nächsten Schuljahr möglich?

 

Auf keinen Fall. Aber ich hoffe sehr, dass es noch in dieser Legislaturperiode los geht.

 

Interview: Peter Hanack

 

 

Frankfurter Rundschau, 13.02.2009

 

----------

Zusatzinfos:

 

Positionen der Parteien

Koalitionsvertrag von CDU und FDP: "Wir werden erneut prüfen, ob mit einem legitimierten Ansprechpartner eine Vereinbarung zur Erteilung islamischen Religionsunterrichts in deutscher Sprache getroffen werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein, werden wir im Fach Ethik eine verpflichtende religionskundliche Unterweisung in islamischer Religion einführen."

 

Corrado di Benedetto, Vorsitzender des Landesausländerbeirats: "Ein guter Schritt in die richtige Richtung. Die hohe Akzeptanz des Unterrichts in Niedersachsen zeigt, dass der Islam-Unterricht die Anerkennungs- kultur unter Muslimen und Nicht- muslimen positiv fördert."

 

Mürvet Öztürk, Grünen-Abgeordnete: "Wir begrüßen das. Die Kinder müssen raus aus den Hinterhofmoscheen."

 

Hans-Jürgen Irmer, CDU-Fraktionsvize im Landtag: "Frau Henzler (die Kultusministerin, Red.) ist ohne Not vorgeprescht. Sie soll mir eine einzige Koranschule nennen, die geschlossen wurde, nur weil es Islam-Unterricht an den Schulen gibt."

 

Jörg-Uwe Hahn, FDP-Vorsitzender: "Ich kann nur jedem in den Koalitionsfraktionen empfehlen, den gelungenen Start nicht kaputt zu machen. Wir werden Stück für Stück das umsetzen, was im Koalitions- vertrag steht."

 

Gerhard Merz, SPD-Abgeordneter: "Auf Herrn Irmers Reflexe ist einfach immer wieder Verlass. Er ist ein ewiggestriger christlich-konservativer Fundamentalist."

 

Zur Person

Dorothea Henzler ist seit 5. Februar Hessens Kultusministerin – die erste, die der FDP angehört. Sie ist ausgebildete Ingenieurassistentin und hat in den 70er Jahren bei Siemens als Systemberaterin gearbeitet. Henzler lebt in Oberursel und hat drei Kinder.

 

Dem Hessischen Landtag gehört die 60 Jahre alte Henzler seit 1995 an. Seit zwölf Jahren ist sie in der FDP-Fraktion für Bildungspolitik zuständig. Den Beschlüssen ihrer Partei hat sie sich spektakulär widersetzt, als sie sich weigerte, für eine Verkürzung der gymnasialen Oberstufe einzutreten. Sie hielt es für besser, die Reduzierung auf acht Gymnasialjahre in der Mittelstufe umzusetzen, wie es inzwischen geschehen ist.

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Schulen in Hessen

Islam-Unterricht rückt näher

 

Eine der größten muslimischen Gruppierungen Deutschlands bietet sich als Träger für islamischen Religionsunterricht an. Noch in diesem Jahr könnte es die erste Schulstunde geben.

VON PITT VON BEBENBURG UND PETER HANACK

 

Eine der größten muslimischen Gruppierungen Deutschlands bietet sich der hessischen Landesregierung als Ansprechpartnerin für islamischen Religionsunterricht an: die Türkisch Islamische Union (Ditib).

 

Innerhalb der kommenden Wochen werde Ditib einen Landesverband in Hessen gründen, sagte der Ditib-Beauftragte für interreligiösen Dialog, Bekir Alboga, der Frankfurter Rundschau.

 

Nach seiner Auffassung könne es zügig Vereinbarungen über Islamunterricht geben, fügte Alboga hinzu. "Wenn die Landesregierung so schnell handelt wie Ditib, dann müsste es dieses Jahr unter Dach und Fach gebracht werden."

 

Die neue Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) ist mit ihren Terminplänen zurückhaltender. "Ich hoffe sehr, dass es noch in dieser Legislaturperiode losgeht", sagte sie im FR-Interview.

 

Ditib ist eine Organisation von Muslimen aus der Türkei. Sie ist eng mit dem "Präsidium für Religionsangelegenheiten" in Ankara verbunden, das von der türkischen Regierung kontrolliert wird. In Hessen vertritt sie nach eigenen Angaben mehr als hundert Moscheegemeinden.

 

Ditib-Sprecher Alboga sieht Hessen "in einer glücklichen Lage", weil an der Frankfurter Universität bereits islamische Theologie unterrichtet wird. Diese Absolventen kämen mit einer zusätzlichen pädagogischen Ausbildung als Lehrer infrage, meinte er.

 

Henzler sagte: "Wir müssen prüfen, ob dort die von uns vorgeschriebenen Lehrinhalte unterrichtet werden können." Auf jeden Fall solle der Unterricht in deutscher Sprache sein, "von in Deutschland ausgebildeten deutschen Lehrerinnen und Lehrern unter staatlicher Schulaufsicht".

 

Vor Ditib hatte die Islamische Religionsgemeinschaft Hessen (IRH) Interesse angemeldet. Sie sei "gerne bereit, ihren konstruktiven Beitrag zur Erarbeitung der Lehrpläne" zu leisten, sagte ihr Vorsitzender Ramazan Kuruyüz.

 

Hessen lehnt es seit Jahren ab, mit der IRH Religionsunterricht vorzubereiten, da deren Verfassungstreue in Zweifel stehe. Die Organisation hofft nun auf einen neuen Anlauf mit der CDU/FDP-Regierung. Kultusministerin Henzler hegt mit Blick auf die IRH aber "große Bedenken". Sie betonte: "Wenn eine Organisation die Verfassung des Landes nicht mitträgt, kann sie auch nicht an Inhalten für hessische Schulen mitarbeiten."

 

 

Frankfurter Rundschau, 13.02.2009

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  • 3 Wochen später...
Ich denke nein, es sollte keinen Islamunterricht geben, es sollte allerdings auch keinen katholischen oder evangelischen Religionsunterricht geben. Religion hat für mich in der Schule nichts zu suchen, ebenfalls sollte man die Kreuze in Bayrischen Klassenzimmern abschaffen, es gibt sicher schönere Bilder als das des genagelten Jesus.
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  • 5 Wochen später...

Neuer Schwung für den islamischen Religionsunterricht

 

NRW kündigt Vorstoß an

 

Bonn (KNA) Die Jahre langen Bemühungen um einen islamischen Religionsunterricht in Deutschland erhalten neuen Schwung. Mehrere Bundesländer haben zuletzt die Absicht bekundet, vorhandene Modellprojekte auszubauen. Am Mittwoch kündigte Nordrhein-Westfalen einen neuen Vorstoß an.

 

Laut Grundgesetz hat jede Glaubensrichtung das Recht auf schulischen Religionsunterricht. Voraussetzung ist aber, dass es sich um eine anerkannte Religionsgemeinschaft handelt - und das ist beim Islam schwierig, weil keine kirchenähnlichen Strukturen bestehen. Die Folge: Für die mehr als 700.000 muslimischen Schüler gibt es nirgendwo flächendeckenden Unterricht, der mit christlicher Religionslehre zu vergleichen wäre. Vielfach bleibt die religiöse Unterweisung den Moscheen überlassen - mit möglicherweise unangenehmen Folgen. Denn niemand kann kontrollieren, ob die Jugendlichen mit radikalen Ideen in Kontakt kommen.

 

Dass sich das ändern soll, ist Konsens. Doch wie, ist unklar. In vielen Bundesländern gibt es Modellversuche mit Islamkunde. Allerdings ist diese Form des Unterrichts kein bekenntnisorientierter Religionsunterricht, wie ihn das Grundgesetz im Blick hat.

 

Das soll in Nordrhein-Westfalen voraussichtlich ab dem Schuljahr 2010/2011 anders werden: Am Mittwoch kündigte NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU) eine energische Initiative für das Bundesland mit den meisten Muslimen an. Geplant ist ein landesweiter Schulversuch für einen Islam-Unterricht, der in deutscher Sprache, unter deutscher Schulaufsicht und von in Deutschland ausgebildeten Lehrern erteilt werden soll.

 

Auch dieses Projekt werde rechtlich noch nicht einem bekenntnisorientierten Religionsunterrichts entsprechen, sagte der Minister. Inhaltlich werde er jedoch ähnliche Qualität haben. Das Fach soll - anders als die bisher an 128 Schulen erteilte Islamkunde - nicht am Nachmittag, sondern innerhalb der regelmäßigen Schulstunden unterrichtet werden und dann auch versetzungsrelevant sein. Laschet räumte ein, dass es sich um einen Kompromiss handelt, der aber «dringend notwendig» sei. Alle Anstrengungen für einen bekenntnisorientierten Islam-Unterricht hätten bislang zu keinem Erfolg geführt. Dazu benötige der Staat auf muslimischer Seite einen für alle Muslime repräsentativen Ansprechpartner.

 

Bewegung gibt es auch in Hessen: Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) will einen Modellversuch für islamischen Religionsunterricht einführen. «Es besteht großer Bedarf», sagte sie. Die Hessen schauen auf Niedersachsen: Dort sind muslimische Verbände auf Landesebene zusammengerückt und haben eine «Schura» gegründet, einen Rat, der zusammen mit dem Staat die Grundsätze für einen solchen Religionsunterricht entwickelt hat. Seit 2003 gibt es das Modellprojekt, an dem sich derzeit 30 Schulen beteiligen. Erfahrung mit dem Islam-Unterricht hat auch Hessens Bildungs-Staatssekretär: Der Christdemokrat Heinz-Wilhelm Brockmann, auch Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, war zuvor Abteilungsleiter im niedersächsischen Kultusministerium und führend am dortigen Modell beteiligt.

 

Auch Bayern hat im Frühjahr eine Ausweitung des islamischen Religionsunterrichts in deutscher Sprache angekündigt. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) plant einen auf fünf Jahre angelegten landesweiten Modellversuch auf der Basis des «Erlanger Modells». Seit Herbst 2003 erhalten muslimische Kinder an einer Erlanger Grundschule in allen Jahrgangsstufen Islamunterricht auf Deutsch. Bei der Lehrer- und Stoffauswahl wirkte ein islamischer Elternverein mit. Das «Erlanger Modell» bewegt sich zwischen neutraler Religionskunde und konfessionellem Religionsunterricht.

 

Zugleich läuft in Bayern mit Ende des Schuljahres die 1986 getroffene Vereinbarung zur Entsendung von Religionslehrern mit der Türkei aus. Künftig gibt es im Freistaat keine islamische Unterweisung in türkischer Sprache mehr - zugunsten des deutschsprachigen Modellversuchs.

 

 

Christoph Arens, IZ, 01.07.2009

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  • 2 Monate später...

An vier hessischen Schulen gibt es künftig islamischen Religionsunterricht – zunächst als Pilotversuch. Den Unterricht erteilen Lehrer der als liberal geltenden Aleviten.

 

Der Landeselternbeirat habe am Wochenende seine Zustimmung für den Pilotversuch gegeben, berichteten Kultusministerin Dorothea Henzler und ihr für Integration zuständiger Kollege Jörg-Uwe Hahn (beide FDP) am Montag in Wiesbaden mit.

 

Noch im laufenden Schuljahr wird die alevitische Religionsgemeinschaft danach in vier hessischen Grundschulen einen konfessionellen Religionsunterricht für Kinder muslimischen Glaubens anbieten können. An dem Pilotprojekt nehmen die Grundschule Lollar, die Brüder-Grimm-Schule in Hanau sowie die Georg-Büchner-Schule und die Ludwig-Uhland-Schule in Gießen teil. Die Schülerzahl schwankt je nach Schule zwischen sechs und zwölf Schülerinnen und Schülern.

 

Damit kommen die beiden FDP-Minister Henzler und Hahn ihrem Ziel ein Stück näher, den rund 60.000 muslimischen Schülern einen islamischen Religionsunterricht anzubieten - und sie damit ihren evangelischen, katholischen, orthodoxen und jüdischen Mitschülern gleichzustellen. Henzler und Hahn sprachen von einem bedeutenden Schritt in Richtung Integration. Mit der alevitischen Religionsgemeinschaft habe das Land einen geeigneten Partner gefunden, der auf dem Boden des Grundgesetzes stehe und die Voraussetzung für die Anerkennung als Religionsgemeinschaft mitbringe, betonten die Minister.

 

Bei den großen Strömungen des Islam – den Sunniten und Schiiten – ist die Landesregierung noch auf der Suche nach einem Partner. Diese Suche ist nicht so einfach, da es religiöse Institutionen wie die Kirchen im Islam nicht gibt.

 

 

Unterricht auf Deutsch

 

Unterrichtet werde nach dem in Nordrhein-Westfalen entwickelten Lehrplan für Grundschulen, sagte Ismail Kaplan, Bildungsbeauftragte der Alevitischen Gemeinde Deutschland. Diesem Lehrplan hätten sich auch die Bundesländer Hessen, Bayern und in revidierter Form Baden-Württemberg angeschlossen. Die Lehrer seien reguläre Lehrkräfte mit alevitischem Hintergrund. Sie würden speziell für den Religionsunterricht fortgebildet. Gehalten werde der Unterricht in deutscher Sprache. Ende dieses Schuljahrs werde auch ein Lehrplan für die Klassenstufen fünf bis zehn fertiggestellt.

 

Ein Problem für die alevitische Religionsgemeinschaft ist nach den Worten von Kaplan, dass die Mehrzahl der hauptsächlich aus der Türkei stammenden Aleviten nicht in der alevitischen Gemeinde organisiert ist. Daher müssten erst die Schüler ausfindig gemacht und dann mit den Lehrkräften, möglicherweise aus anderen Orten, zusammengebracht werden.

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