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Im Gespräch mit Bekir Berkant Celik

 

31.10.2011 00:20 Der gebürtige Wuppertaler und „Ölberger Jong“ Bekir Berkant Celik (32), Vielen sicherlich noch bekannt, als Sieger der TV-Koch-Sendung “Unter Volldampf“ oder mit seinem überwältigenden Sieg in der Sendung „Kocharena“, organisierte als Hauptverantwortlicher die Demonstration gegen den „PKK-Terror“ und jetzt die Aktion „Wuppertal hilft – Spendenaktion für die Erdbebenopfer von Van“.

http://www.njuuz.de/wp-content/uploads/2011/10/39520_452979947556_773492556_5263151_3055303_n.jpgBekir Berkant Çelik (32)

Wie ist es dazu gekommen?

B. B. Çelik: Es begann ja bereits 2007. Auch damals kamen bei einem terroristischen Anschlag der PKK viele Menschen um und es organisierten sich europaweit Menschen, die Ihren Protest gegen die PKK zum Ausdruck bringen wollten. Also ich bin absolut liberal erzogen worden und hatte mit Politik und Vereinen und so nichts zu tun.

Ausschlaggebend für mein Engagement war eine Begegnung mit einer Mutter. Sie erzählte mir, dass auch Ihr Sohn bei einem Terror-Anschlag der PKK getötet wurde und klagte Ihr Leid, dass es in Wuppertal nichts geben würde, wo sie, durch Teilnahme, Ihre Wut zum Ausdruck bringen kann. Daraufhin informierte ich mich, telefonisch wie auch durch persönliche Ansprache, bei diversen türkischen Vereinen und bekam bezüglich einer Protestaktion nur negative Antworten. Es wurde meist wie folgt begründet: „Die stellen uns danach doch eh als Faschisten hin und wenn es zu Ärger kommt, sind wir schuld, derartige negative Presse können wir gar nicht gebrauchen.“

Das wollte ich so nicht stehen lassen, also organisierte ich noch am gleichen Tag die Genehmigung bei der Polizei, informierte Freunde, Bekannte und mit Hilfe von Mundpropaganda und sozialen Netzwerken bekamen wir es hin, eine friedliche Demonstration mit offiziell 1300 Teilnehmern zu organisieren. Sogar die Polizei hat sich mehrfach dafür bedankt, da man gerade bei Demonstrationen dieser Art im Allgemeinen negative Erfahrungswerte hatte. Vor 15 Jahren habe man extrem schlechte Erfahrungen gemacht. Wie gesagt, ich habe ein Talent was die Organisation von Veranstaltungen und Events angeht und aufgrund des durchweg positiven Feedbacks, von Seiten der türkischen Community, wurde ich auch diesmal angesprochen, ob ich mich nicht bereit erklären will, erneut einen Protest zu organisieren. Neben all dem positiven Feedback ging es aber richtig ab. Ich wurde auf der Straße als Faschist, als „Kurden-Feind“ und als Nazi beschimpft, man drohte mir und mein Handy, wie auch meine Mailbox war voll mit den wüstesten Beschimpfungen. Seit einigen Monaten ist es aber eher ruhig. Trotzdem habe ich mich bereit erklärt auch diesmal die Demo zu organisieren, denn ich bin meinem Standpunkt immer treu geblieben. Ich habe nie gegen Kurden demonstriert, sondern damals wie heute, gegen die PKK. Auch diesmal gab es riesige Resonanz und wir sind froh eine friedliche Demo mit 1500 Teilnehmern hinbekommen haben. Dazu hast du ja bereits was geschrieben. (Er lacht).

Dann kam das schreckliche Erdbeben in Van mit vielen Toten, am gleichen Tag wie unsere Demo gegen den PKK-Terror.

Bereits auf der Demo wurde ich vereinzelt angesprochen, ob ich nicht dazu bereit wäre, einen Spendenaufruf für die Opfer von Van zu organisieren. Es freut mich, dass die Menschen ein solch großes Vertrauen in mich besitzen.

Als die Demo erfolgreich abgeschlossen wurde, informierte ich mich am Montag sofort nach Aktionen, für die Erdbebenopfer, in Wuppertal. Es gab keine. Da ich es am Montag terminlich nicht schaffte, schaute ich am Dienstag erneut und erkundigte mich. Es gab jedoch keine Aktion, so dass ich mich sofort nach Möglichkeiten erkundigt habe. Ich fand das Angebot von „Öger Tours“, die Spenden kostenlos ins Erdbebengebiet zu fliegen. Da ich persönlich Viele kenne, die ein Reisebüro betreiben besorgte ich mir die Kontaktdaten, informierte mich und der Rest ist Bekannt.

Du sprachst an, dass du als Kurdenfeind und Faschist beschimpft wurdest? Weiterhin gab es Gerüchte, dass deine Sammlung unseriös sei?

B. B. Çelik: Mir ist definitiv bekannt, dass die Bevölkerung im Erdbebengebiet vorwiegend kurdischstämmig ist und ich habe nicht eine Sekunde gedacht, dass ich denen nicht helfen möchte. Für mich ist jeder Staatsangehörige der Türkei ein vollwertiger Bürger der Türkei und ich mache keine ethnische Unterscheidung. Auch wenn es Einigen nicht passt, für mich sind diese Menschen „Türken“ und deren Leid tut mir genauso weh, wie damals das Leid der Menschen in Marmara. Jede Behauptung es wäre anders, ist eine Lüge!

Mit der gleichen Leidenschaft, mit der ich den Protest gegen die PKK organisiert habe, ist auch die Spendenaktion durchgeführt worden. Zu behaupten, ich wäre ein „Kurden-Feind“ ist lächerlich. Ich habe die letzten 14 Tage meinen kompletten Urlaub für diese beiden Aktionen geopfert und glaub mir, wenn ich was gegen Kurden hätte, wäre ich heute durchaus ausgeruhter. Morgen darf ich nämlich wieder arbeiten. Unsere Aktion ist mit Absicht nur mit Beteiligung seriöser Organisationen durchgeführt worden.

Mehr will ich dazu eigentlich gar nicht sagen. Wer den Notleidenden im Erdbebengebiet hilft und wie die Hilfe dahin kommt, ist mir vollkommen egal. Hauptsache ist, die Hilfe kommt an!

Zur Spendenaktion – was ist dein Fazit?

 

B. B. Çelik: Zunächst einmal, war die Resonanz in Wuppertal überwältigend. Wir haben heute ein 7.5t LKW vollgeladen und da passte nichts mehr rein. Es waren ungefähr 300 Kartons. Grob geschätzt hat Wuppertal einen Sach-und Warenwert von 25.000 EUR-30.000 EUR gespendet. Also, ich muss mich echt bei allen Spendern bedanken!

http://www.njuuz.de/wp-content/uploads/2011/10/308315_10150374845787557_773492556_8205919_285982672_n-224x300.jpg

Gerade aufgrund dieses Vertrauens werde ich auch versuchen, bis zur Übergabe im Erdbebengebiet, ständigen Kontakt zu meinen Ansprechpartnern zu halten, um dann schnellstmöglich, hoffentlich die frohe Nachricht verbreiten zu können, dass die Hilfen angekommen sind. Danke, Wuppertal!

http://www.njuuz.de/wp-content/uploads/2011/10/377706_10150374846517557_773492556_8205932_1166971077_n-224x300.jpg"Ohne die Menschen die mir geholfen haben, hätte ich es nicht geschafft!"

NJUUZ, 31.10.2011

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