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04.12.2011 Morad Bouras benennt klare Unklarheiten!

 

Islamophobie vs. Islamfeindlichkeit

 

(iz). Er hat sich etabliert. Man könnte fast von einem Integrationsprozess sprechen. Als sich der Begriff „Islamophobie“ aufmachte, um sein Glück zu machen, da verweigerten viele seine Einreise. „Du kommst hia net rein“, erklang es aus den Federn und Mündern verschiedenster Wortführer. Heute hat er es allen gezeigt. Er steht im Duden. Zu Recht?

Jetzt gerade, beim Schreiben dieses Beitrages, wird „Islamophobie“ rot untermalt. Mein Textverarbeitungsprogramm gehört zu den neueren Schreibprogrammen. Beim Abtippen des Wortes „Islamfeindlichkeit“, scheine ich auf dem besseren Weg zu sein. Zumindest die Rechtschreibkontrolle hat der Begriff überstanden.

 

Auch der von mir geschätzte Journalist Jörg Lau hält den Begriff „Islamophobie“ für unpassend. Allerdings begründet er das damit, dass ein Land, das 2000 Moscheen innerhalb weniger Jahrzehnte zu verzeichnen hat, nicht islamophob sein kann. Fragt sich nur, ob die Gemüter sich nicht gerade deswegen erregen. Weiter sagt er: „Mit dem Konzept Islamophobie werden ohne Unterschied irrationale und rationale Ängste im Bezug auf den Islam zu Symptomen einer Art psychischen Krankheit erklärt. Der Phobiker verhält sich zwanghaft. Er kann anderen zur Gefahr werden und wird zugleich als Opfer einer Krankheit betrachtet, statt als Subjekt mit Überzeugungen und Meinungen, wie fragwürdig diese auch immer sein mögen.“

 


Seine Argumentation läuft darauf hinaus, dass der Begriff „Islamophobie“ als eine Art „Islamophobie-Keule“ verwendet werden kann und man den Islam dadurch nicht kritisieren dürfe. Er verwendet stattdessen „Islamfeindlichkeit“. Cemil Sahinöz, ein ebenfalls geschätzter Autor und Journalist, verneint den Begriff „Islamophobie“ ebenfalls. Er konstatiert brennende Moscheen, einen Bürgermeister, der Moscheen mit Mülltonnen gleichsetzt uvam, um daraus zu schließen, dass man hier auf keinen Fall von „Islamophobie“ sprechen kann.

 

„Islamfeindlichkeit“ sei die genaue Bezeichnung der Ereignisse.

Zurück zum Duden. Wieso hat der Duden „Islamfeindlichkeit“ nicht aufgenommen, stattdessen „Islamophobie“? Liegt es einfach an der Quantität des Wortes im medialen Sprachgebrauch, oder gab es andere Beweggründe für die Redaktion? Die Aufnahme dieses Begriffs hat eine Komponente der Anerkennung. Immerhin ist das der Duden. Seit über 130 Jahren Deutschlands Anlaufstelle für die Deutsche Sprache. Zumindest sind sich Jörg Lau und Cemil Sahinöz darüber einig, dass dieser Begriff ungeeignet zu sein scheint. Auch wenn beide unterschiedliche Schlüsse daraus ziehen. Für den einen ist es eine Keule, für den anderen eine - im wahrsten Sinne des Wortes - kranke Ausrede.

Ob nun „Islamophobie“ oder „Islamfeindlichkeit“. Es scheint ganz gleich zu sein, wer welchen Begriff wann benutzt. Es lenkt ab. Denn fest steht, dass über die Muslime und den Islam intentional und inflationär berichtet wird, was das Zeug hält. Vermehrt Negatives und wenig Positives. Natürlich tut jeder seine Meinung kund und das ist auch gut so. Doch Fakt ist auch, dass Anschläge auf Moscheen stattfanden, es bereits kleinere Parteien und die NPD gibt, die klar gegen diese Gruppe propagieren, dass aufgrund von Hass, Angst, Feindlichkeit oder Mordgelüsten Muslime in Deutschland und Europa bereits den Tod fanden und Anders Breivik zwar als offiziell unzurechnungsfähig erklärt wurde, er aber ein Produkt dieser Maschinerie gesellschaftlichen Ausgusses darstellt, erregt die Besorgnis ungemein.

 

Dass nun der NSU samt seines dubiosen, jedoch hilfreichen Netzwerkes „ganz zufällig“ acht Türken kaltblütig ermordete, die mit großer Wahrscheinlichkeit auch Muslime gewesen sind, lässt die Begriffe noch weniger klar werden. Mordete die NSU aus einer Feindlichkeit heraus, die auf rassistischen Beweggründen basiert, waren sie wohl zur Tat schreitende, fremdenfeindliche Rassisten. Doch in Anbetracht der Ereignisse der letzten Jahre (Marwa El-Sherbini, Anders Breivik, Anschläge auf Moscheen) wäre das zu simpel. Das auszuschließen, wäre genau so einfältig, wie jene Kölner Ermittler und Politiker, die einen rechtsterroristischen Anschlag in Köln ausgeschlossen haben.

 


Mordeten die Täter aus Angst vor einer eingebildeten Islamisierung Deutschlands heraus, wie es Breivik für sein Land verstand, müssen es islamophobe Intentionen gewesen sein. Mordeten die Täter nicht aus rassistischen Gründen und hatten auch keine Angst vor einer Islamisierung Deutschlands, sondern handelten mit einer gewissen Feindlichkeit gegenüber dem Islam, wäre die „Islamfeindlichkeit“ der letzte Spielball. Hier tun sich klare Unklarheiten auf, oder etwa nicht?

 

Islamische Zeitung, 04.12.2012

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