Webmaster Geschrieben 2. März 2012 Teilen Geschrieben 2. März 2012 Das Misawa Forum in der Studie “Lebenswelten junger Muslime in Deutschland“ Als mich heute Mittag die Nachricht erreichte, dass das Misawa-Forum (http://www.misawa.de) schon wieder Untersuchungsgegenstand einer Studie ist, war ich zuerst nicht überrascht. Als ich aber dann hörte, dass es sich um eine Forschung des Innenministeriums, also des Innenministers Friedrich handelte, war ich sehr erstaunt. Bisher war unser Forum immer gut weggekommen. Z.B. wurden in einer Forschungsarbeit für den Lehrstuhl für Vergleichende Kultur- und Sozialanthropologie an der Europa-Universität Viadrina 42 Islam-Foren untersucht. Das Endergebnis zeigte, dass das Misawa-Forum vor allem in den Bereichen “Offenheit”, “Dialog”, “Meinungsfreiheit” und “Demokratisch” am Besten abschnitt. Auch haben wir schon mehrmals radikale User gelöscht und deren IP an das Bundeskriminalamt weitergeleitet. In einem Fall wurde der Täter erfolgreich erwischt. Zudem ist das Misawa-Forum Deutschlands größtes und unabhängigstes Islamforum mit mehr als 14.000 Themen, mehr als 183.000 Beiträgen und mehr als 1770 Benutzern. Trotzdem hatte ich ehrlich gesagt ein komisches Gefühl. Letztendlich hat sich aber auch in dieser Studie das Misawa-Forum als sehr gut erwiesen. Schauen wir uns daher zunächst an, was wesentlich zum Misawa-Forum gesagt wird und im Anschluss darauf widmen wir uns den Gesamtergebnissen der Studie. Das Misawa-Forum in der Studie „Dabei handelt es sich nach erstem Augenschein einerseits um drei Foren mit eindeutig religiösem Fokus“ (S.441). Dem ist nichts entgegenzusetzen. Der Fokus des Misawa-Forums liegt in der Tat in der Thematik Religion, jedoch mit der Verknüpfung zur Wissenschaft. Misawa ist zu dem das einzige Islamforum, das keine islamischen Namen hat. Die Bedeutung des Namens „Misawa“ wird jedoch auf Grund eines Insidergags nicht verraten. „Bei Way 2 Allah (H) und Misawa (F) spielen religiöse Termini die Hauptrolle (Gebet, Halal und Haram, Christen)“ (S.447) Religiöse Termini in religiösen Foren sollten nicht überraschen. In einem Physikkurs erwartet man letztendlich auch keine Fachbegriffe der Erziehungswissenschaften. „Besonders im Misawa-Forum und bei Way 2 Allah geht es sehr häufig um religiöse Gebote und Verbote (Halal und Haram) und um die religiöse Praxis (Gebetsverrichtung, religiöse Pflichten)“ (S.453). Auch das sollte in einem spezifischen Forum, das sich auf das Thema Islam und Religion spezialisiert und professionalisiert hat, kein Wunder sein. In einem spezialisierten Handy-Forum geht es auch zu 99% um Handys. „Gerade bei Way 2 Allah und Misawa finden sich auch einige Diskussionen mit Christen und Atheisten, die größtenteils sehr sachlich und unter dem Vorzeichen gegenseitigen Respekts geführt werden, allerdings ohne dass letztendlich eine Annäherung stattfindet“ (S.453). Unsere Diskussionen werden in der Tat sehr sachlich, objektiv, neutral und wissenschaftlich geführt. Das ist auch das einzige, was ein Forum leisten kann. Von einem Internetforum zu erwarten, dass Annäherungen stattfinden, wäre übertrieben. Das ganze bleibt eben eine Cyberwelt. Die tatsächliche Annäherung findet auf der Straße, in der realen Welt statt, mit den Erkenntnissen, die man aus diesen sachlichen Foren gewonnen hat. Daher wäre es eine falsche Schlussfolgerung auf Grund von Internetforendiskussionen Ergebnisse zur Annäherung in der realen Welt abzuleiten. „[…] distanzieren sich die User der drei Foren durchweg ganz deutlich von Terrorismus beziehungsweise religiös motivierter Gewalt. […] Allerdings wird durchgehend respektiert, dass Deutschland kein islamisches Land ist und dass die hiesigen Gesetze zu respektieren sind“ (S.454). Wir distanzieren uns nicht nur vom Salafismus, Wahhabismus und Dschihadismus, sondern wir werden hierfür auch ständig von diesen Seiten angegriffen und angefeindet. „Vor allem in den Foren Ammar 114 und Misawa tauchen die Begriffe Terrorismus und Jihad eigentlich nur auf, wenn über die Fehler der islamistischen Extremisten bei der Interpretation des Islams diskutiert wird.In diesen sehr religiösen Communitys scheinen mehr User die Argumentationsmuster islamistischer Extremisten zu kennen, als dies in den säkularenmoderaten Foren der Fall ist. Allerdings werden die Ansichten der Extremisten nicht geteilt. Anstelle eines militanten Jihad wird hier – wenn überhaupt der Begriff Jihad verwendet wird – ein Jihad im Sinne einer vorbildlichen Lebensführung als Muslim propagiert. Dabei ist auch ein Ziel, andere durch das persönliche Beispiel vom eigenen Glauben zu überzeugen (Da’wa). Hauptadressaten der Aussagen der User, gerade bei Ammar 114 und Misawa, sind eindeutig säkulare Muslime, in deren Leben der Glaube keine Rolle (mehr) spielt.„Terroristen“ und Vertreter eines militanten Jihad werden hier als fehlgeleitete Eiferer wahrgenommen, denen bei der Auslegung ihres Glaubens massive und schwerwiegende Fehler unterlaufen sind“ (S.460). Dem ist nichts hinzuzufügen. So fühlen wir uns richtig verstanden. Insgesamt kann also gesagt werden, dass das Misawa-Forum in der Studie gut dasteht. Wie sieht es aber insgesamt mit den Studienergebnissen aus? Die Gesamtergebnisse der Studie Die Methode der Untersuchung ist m.E. schlicht und einfach falsch. Die Empirie und die Erhebung sind nicht wissenschaftlich genug. Man hat die Muslime nur unter ihrem Nutzen der Gefahrenabwehr bemessen. So ist es ganz klar, dass es zu solchen populistischen Ergebnissen kommt oder dass sich bestimmte Medien nur bestimmte Aspekte herausgreifen und diese präsentieren. Denn Gewalt hat nichts damit zu tun, aus welcher Ethnie oder Religion man stammt. Diese Faktoren beeinflussen Gewalt nicht. Das Problem liegt eher an der Chancenungleichheit und an einem „Ausgegrenzheitsgefühl“ dieser Jugendlichen. Ich betone: … Gefühl… Es geht nicht darum, ob sie tatsächlich ausgegrenzt werden oder nicht. Es geht darum, dass sie so fühlen. Das muss ernst genommen werden. Und es ist ein höchst menschliches Gefühl – also weder christlich, muslimisch oder sonst religiös oder ideologisch – dass sich Menschen überall auf der Welt, wenn sie sich ausgegrenzt fühlen, sich in einem nächsten Schritt selbst differenzieren und abkapseln.Oftmals greifen sie dann eben zu der einzigen vermeintlichen Alternative: Gewalt. Daher sollte man hier an der Wurzel des Problems arbeiten. Dass man also diesen Jugendlichen, die sich ausgegrenzt fühlen, eben nicht dieses Gefühl gibt und sie als Teile dieser Gesellschaft fühlen lässt. Dass sie sehen, dass nicht Gewalt eine Alternative ist, sondern dass es andere Alternativen gibt. Zu dem wird im Drei-Monate-Rhythmus diesen jungen Muslimen soviel politische und mediale Demütigung zugemutet, da sollte man sich nicht wundern, dass so viele junge Menschen einfach nur noch zurückschrecken. Die Bloßstellung einer bestimmten Kultur radikalisiert und grenzt nur aus. Eine differenzierte Islam- und Integrationsdebatte ist schon dringend notwendig. Diese Jugendlichen müssen die Möglichkeit haben, ihre eigene Identität zu bilden. Nur diejenigen können tolerant zu anderen sein, die ihre religiöse Identität unzweifelhaft gewonnen haben und somit einen stabilen Rückhalt im Eigenen besitzen. Intoleranz und Gewalt übt oft derjenige aus, der eigene Zweifel nicht überwinden konnte und sie so fanatisch unterdrücken muss! Cemil Sahinöz, obensbloggt, 02.03.2012 http://obensbloggt.de/das-misawa-forum-in-der-studie-lebenswelten-junger-muslime-in-deutschland/ Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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