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„Anderes Humorverständnis”

 

 

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Die muslimische Welt ist in Aufruhr. Wegen des im Internet kursierenden Mohammed-Films »Unschuld der Muslime« und islamkritischer Karikaturen in einem französischen Satiremagazin rufen Islamisten zu Racheakten auf. Weltweit protestieren Muslime gegen eine „Verunglimpfung ihres Propheten”. Der in Steinhagen lebende deutsch-türkische Diplom-Soziologe und Autor Cemil Sahinöz gibt einen Einblick in die Gefühlswelt deutscher Muslime.

 

„Auch deutsche Muslime fühlen sich provoziert. Das legitimiert sie aber natürlich nicht zu Gewaltakten, wie es sie in einigen muslimischen Ländern gegeben hat”, betont Cemil Sahinöz im Gespräch mit dem Haller Kreisblatt. Der 31-Jährige sieht die jüngsten Veröffentlichungen auf dem Internetportal Youtube und in der französischen Zeitschrift als Teil einer Kettenreaktion. „Eingebettet in eine Islamdebatte, die nicht immer sachlich geführt worden ist. Viele Muslime fühlen sich ständig gedemütigt”, sagt Sahinöz und erinnert in diesem Zusammenhang an Provokationen wie die angekündigte Koranverbrennungen in den USA.

 

 

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Die Reaktionen darauf würden in Deutschland allerdings längst nicht so radikal ausfallen, wie in einigen muslimischen Ländern. „Es kommt hier eher selten vor, dass ein Imam die Karikaturen in seiner Predigt zum Thema macht, aber nach dem Besuch der Moschee wird natürlich darüber diskutiert und es hat ja auch in Deutschland einige Demonstrationen gegeben”, berichtet Sahinöz. Brennende Fahnen und Gewalt seien „natürlich dämlich”. „Das bestätigt Bilder, die andere islamfeindliche Gruppierungen von den Muslimen zeichnen wollen”, sagt der Steinhagener, der für eine friedliche und respektvolle Debatte eintritt. Wie schwierig dabei die Gratwanderung zwischen Meinungs- und Kunstfreiheit auf der einen Seite und verletztem Glauben auf der anderen Seite ist, zeigt sich allerdings auch im Gespräch mit Cemil Sahinöz.

 

 

Zwar spricht sich der Soziologe für Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst aus - allerdings nur so lange es nicht um die Darstellung des Propheten Mohammeds geht. „Für Meinungsfreiheit treten auch muslimische Länder ein und in der Türkei gibt es durchaus Satiremagazine. Wenn es sich um sachliche Kritik von Religion handelt, ist das in Ordnung, sobald es sich aber um persönliche Diffamierungen handelt, kochen viele Muslime. Vor Wut. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich auch die rund vier Millionen in Deutschland lebenden Muslime gekränkt fühlen, wenn ihr Prophet, ihr Allerheiligstes, beleidigt wird”, meint Cemil Sahinöz und fügt hinzu: „Da unterscheidet sich das Humorverständnis von dem der Europäer.” Für Muslime sei es auch unverständlich, wenn etwa Jesus oder der Papst verunglimpft würden.

 

 

Die Bilder von hassverzerrten Gesichtern radikaler Demonstranten, die zurzeit in den Medien kursieren, rufen auch bei Cemil Sahinöz Ablehnung hervor. „Religiöse Themen bieten sich vor allem in jenen Ländern, in denen gerade ein Machtvakuum entstanden ist, dazu an, um Menschen zu radikalisieren und Feindbilder zu schaffen”, weiß er um die Gefahr, die von solchen Protesten ausgehen.

 

Haller Kreisblatt, 28.09.2012

http://www.haller-kreisblatt.de/hk-templates/nachrichtendetails/datum/2012/09/28/anderes-humorverstaendnis/

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