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Warum Halal essen?

 

Zu Beginn sei gesagt, dass nicht einmal Tiere oder gewisse Pflanzen ihnen verbotene Speisen zu sich nehmen. Sie halten sich konsequent an die Gebote ihres Schöpfers und befolgen sie. So ist es auch dem Menschen als Krone der Schöpfung auferlegt, sich an diese Speiseregeln zu halten.

 

Im Qur‘an beschreibt der Schöpfer die Speisevorschriften folgendermaßen:

 

„O ihr, die ihr glaubt, esset von den guten Dingen, die Wir euch bereitet haben, und seid Allah dankbar, wenn ihr Ihm allein dient. Verboten hat Er euch nur (den Genuss von) natürlich Verendetem, Blut, Schweinefleisch und dem, worüber etwas anderes als Allah angerufen worden ist. Wenn aber jemand (dazu) gezwungen ist, ohne (es) zu begehren und ohne das Maß zu überschreiten, so trifft ihn keine Schuld; wahrlich, Allah ist Allverzeihend, Barmherzig“ (2:172-173).

 

Ähnlich heißt es in einem anderen Qu’ranvers:

 

„Verwehrt hat Er euch nur das von selbst Verendete und Blut und Schweinefleisch und das, worüber ein anderer Name als Allahs angerufen worden ist. Wer aber genötigt wird, (davon zu essen,) ohne die Gebote übertreten zu wollen und ohne das Maß zu überschreiten -, wahrlich, Allah ist dann Allverzeihend, Barmherzig“ (16:115).

 

In diesen Versen werden also alle Tiere, die eines natürlichen Todes gestorben sind, Blut, Schweinefleisch und Tiere, die nicht im Namen Allahs geschlachtet wurden, verboten. Nur in lebensnotwendigen Situationen könne davon gegessen werden. Dass hier Schweinefleisch explizit genannt wird, liegt daran, dass zu jener Zeit dieses Fleisch als Speise verbreitet war. Es ist also nicht nur der Verzehr von Schweinefleisch verboten, sondern auch von anderen Fleischsorten, wie z.B. Hunden oder Katzen. Im Algemeinen sind Raubtiere, Tiere mit Klauen, Aasfresser, Insekten, die unter der Erde leben, Haram. Geringfügige Unterschiede gibt es in den Rechtsschulen.

 

Der Grund, warum auf bestimmte Tiere verzichtet wird, ist, dass Allah diese Tiere nicht zum menschlichen Verzehr erschaffen hat. In der Schöpfung Gottes gibt es keine Zufälle oder Verschwendungen. Jedes Geschöpf hat einen Sinn. So sind einige Tiere dazu erschaffen, auch gegessen zu werden, und andere wiederum nicht.

 

Das Alkoholverbot wird ebenfalls im Qur‘an erwähnt: „Ihr Gläubigen! Wein, das Losspiel, Opfersteine und Lospfeile sind (ein wahrer) Greuel und Teufelswerk. Meidet es! Vielleicht wird es euch (dann) wohl ergeben“ (5:90).

 

Es gibt auch eine Überlieferung des Prophetengefährten Sa´ad bin Abi Waqqas, der den Propheten Muhammed (sas) bittet, für ihn zu beten, damit seine Gebete angenommen werden. Der Prophet antwortet ihm, dass er das Erlaubte essen soll, denn die Gebete eines Menschen, der das Erlaubte isst und das Verbotene meidet, würden angenommen werden. Weiterhin sagte der Prophet (sas), dass die Gebete einer Person, die das Verbotene isst, vierzig Tage lang nicht angenommen werden würden. Er fügte noch hinzu, dass das Feuer demjenigen näher ist, dessen Körper sich durch Verbotenes ernährt (Muhtassar İbn Kathir, 1:149).

 

In einem anderen Hadith sagte der Prophet Muhammed (sas) dass es besser sei, wenn sich jemand ein Seil nehme, in die Berge gehe, dort Holz fälle, es auf dem Rücken trage und so sein Brot verdiene, als wenn jemand Verbotenes esse.

 

Abu Huraira überliefert, dass der Prophet Muhammed (sas) Folgendes gesagt hat: „Allah ist rein und akzeptiert nur das Reine. Er sagt: ´O ihr Gesandten, esset von den reinen Dingen und tut Gutes. Wahrlich, Ich weiß recht wohl, was ihr tut´ (23:51). Was Allah den Propheten auferlegt hat, das legt er auch den Gläubigen auf: ´O ihr, die ihr glaubt, esset von den guten Dingen, die Wir euch bereitet haben´ (2:172). Stellt euch einen Mann vor, der eine lange Reise macht. Seine Kleidung ist beschmutzt, er ist voller Dreck. In solch einem Zustand erhebt er seine Hand und betet ´Oh Allah, Oh Allah´. Doch was er isst, trinkt und an Kleidung trägt ist Haram. Er hat sich immer vom Verbotenen ernährt. Kann das Gebet (dua) einer solchen Person angenommen werden?“

 

Damit unsere Gebete und Gottesdienste (ibadet) angenommen werden, ist es also wichtig, darauf zu achten, dass man sich Halal ernährt. Der Prophet (sas) sagte hierzu: „Das Herz einer Person, die vierzig Tage lang Halal-Speisen zu sich nimmt, ohne diese mit Haram zu mischen, wird durch Allah mit Licht erfüllt. Von seinem Herzen lässt Er zu seinem Munde Flüsse der Weisheit fließen.“

 

Daraus schlussfolgerte Sufyan bin `Uyainah: „Wer Halal isst und mit einem reinen Herzen vierzig Tage lang Gottesdienst verrichtet, dessen Herz wird erleuchtet und er spricht Weisheit.“

 

In einem anderen Hadith sagt der Prophet (sas) folgendes: „Allah hat über der Moschee al Aqsa in Jerusalem einen Engel platziert. Dieser Engel sagt, dass Allah nicht zufrieden ist mit denen, die Haram essen. Deren Pflichten (farz) und freiwillige Handlungen (sunna) werden nicht akzeptiert.“

 

Laut Abdullah Islah `Ali ist einer der Gründe, warum man keine Freude am Gottesdienst verspürt, das Essen von Verbotenem oder Zweifelhaftem (Zweifel darüber, ob es Halal oder Haram ist.). Wer Haram isst, dem sei demnach der Weg zu Allah verschlossen.

 

Abdullah bin Omar sagte, auch wenn man das rituelle Gebet (salah) solange verrichtet, bis man einen Buckel hat oder solange fastet, bis man so dünn wie ein Haar ist, würde es nicht akzeptiert werden oder einen Nutzen bringen, wenn man sich von Haram nicht distanziert. Damit ist sicherlich nicht gemeint, dass die Gebete völlig „ins Leere“ laufen, jedoch soll hier deutlich gemacht werden, dass der Muslim nicht nur mit seinen Pflichtgebeten einen Gottesdienst leistet, sondern auch in dem er ganzheitlich auf seine Lebensweise achtet. Der Muslim hat eine Verantwortung vor der gesamten Schöpfung. So wird auch bei der Halal-Schlachtung darauf geachtet, dass mit dem Tier verantwortungsvoll umgegangen wird.

 

Abu Muhammed Dusteri sagte hierzu: „Wenn jemand Haram isst, kommt viel Unheil über ihn. Gebet, Fasten oder Spenden nützen ihm dann nichts.“

 

Laut Ibrahim bin Adham sind Bemühungen, um Halal-Essen zu verdienen, nützlicher, als am Tag zu fasten und nachts zu beten (ausgenommen die Pflicht-Gottesdienste). Denn der Anfang von allem sei es, Halal zu essen.

 

In einem anderen Hadith sagte der Prophet (sas), dass Allah den verbotenen Sachen keinen Heilungseffekt gegeben hat (Buhari).

 

Uwayd bin Ward sagte, dass, wenn man nicht darauf achtet, was in den Magen kommt, man nicht errettet werden kann, egal, was man auch tut. Zunnuni Misri war der Meinung, dass jemand, der zwei Brotstücke in die Hand bekommt und ohne zu fragen, welches Halal ist, sie isst, nicht auf den rechten Weg kommen kann.

 

Yayha bin Muaz-i Razi verglich das Halal-Essen mit einem Schlüssel: „Sich Allah hinzugeben ist wie ein Schatz. Der Schlüssel dieses Schatzes ist das Bittgebet und die Zähne des Schlüssels sind Halal-Essen.“

 

Abu Bakr (ra), der erste Kalif und Schwiegervater des Propheten, trank eines Tages Milch, die ihm angeboten wurde. Als er merkte, dass diese Milch auf Haram wegen zu ihm kam, tat er alles, um sie wieder auszuspucken. Er gab sich so viel Mühe, dass sich Beobachter dachten, er würde gleich sterben. Danach hob er seine Hände und betete: „Oh Allah. Ich habe getan, was in meiner Macht steht. Ich suche Zuflucht bei Dir vor dem, was noch in meinen Adern geblieben ist.“ Als der zweite Kalif Omar (ra) aus Versehen Milch von den Zakah-Kamelen trank, machte er genau das gleiche wie Abu Bakr (ra).

 

Wahab bin Ward achtete sehr auf Haram und Halal. Als seine Mutter ihm eines Tages Milch brachte, fragte er zunächst woher diese Milch kam und wie sie dies bezahlt hatte. Danach wollte er noch wissen, wo das Schaf, von der diese Milch kam, gegessen hatte. Als er erfuhr, dass das Schaf auf einer Weide gefressen hatte, die ihm nicht zustand, verzichtete er auf diese Milch. Hier wird deutlich, dass ein Muslim eine Verantwortung vor der gesamten Umwelt hat. Auch wenn eine sichere Nachverfolgung in der modernen Konsumgesellschaft nicht oder nur bedingt gegeben ist, sollte man, soweit man noch nachvollziehen kann, ob eine Speise auf Haram oder Halal wegen zu einem gekommen ist, auch hier darauf achten, dass es Halal ist.

 

Dem Gelehrten Ibrahim bin Adham wurde einmal von einem jungen Mann erzählt, der morgens und nachts mit sehr viel Engagement Gottesdienst leisten würde. Ibrahim bin Adham besuchte den jungen Mann und blieb drei Tage bei ihm. Der junge Mann machte tatsächlich so viel Gottesdienst und noch viel mehr. Ibrahim bin Adham war sehr verwundert, da er sich selbst unwissend und müde fühlte und der Jugendliche sich schlaflos Allah widmete. Er wollte diese Situation genauer verstehen und sah sich das Essen des jungen Mannes an. Da bemerkte er, dass dies Haram war. Den Zustand interpretierte er deshalb dahingehend, dass ihn der Teufel beirren würde. So lud er den jungen Mann zu sich nach Hause ein. Dort gab er ihm Halal-Essen. Der Zustand des Jugendlichen veränderte sich plötzlich. Er verlor seine Lust und fragte seinen Gastgeber: „Was hast du mir angetan?“ Ibrahim bin Adham antwortete ihm: „Was du gegessen hast, war nicht Halal. Daher hast du den Teufel immer mit in deinen Bauch genommen. Dein Zustand war daher vom Teufel. Weil du jetzt Halal gegessen hast, konnte er nicht in deinen Bauch. Dein wahrer Zustand kam damit zu Tage. Haram-Speisen schwärzen das Herz und machen dieses krank. Iss Halal, dann kannst du, wenn du willst, bis zum Morgengrauen schlafen oder auch Gottesdienste verrichten oder jeden Tag fasten oder auch nicht.“

 

In weiteren Qur’anversen fordert Allah dazu auf, nur von Erlaubtem zu essen: „O ihr Menschen, esset von dem, was es auf der Erde an Erlaubtem und Gutem gibt, und folgt nicht den Fußstapfen des Satans; denn er ist euer offenkundiger Feind“ (2:168).

„Und esset von dem, was Allah euch gegeben hat: Erlaubtes, Gutes. Und fürchtet Allah, an Den ihr glaubt“ (5:88).

„So esset von dem, was ihr erbeutet habt, soweit es erlaubt und gut ist, und fürchtet Allah. Wahrlich, Allah ist Allvergebend, Barmherzig“ (8:69).

„Darum esset nun von den erlaubten guten Dingen, womit Allah euch versorgt hat; und seid dankbar für Allahs Huld, wenn Er es ist, Dem ihr dient“ (16:114).

 

Gleichermaßen verbietet Allah Dinge, die Er für erlaubt erklärt hat, als verboten zu deklarieren oder umgekehrt: „Und sagt nicht aufgrund der Falschheit eurer Zungen: ´Das ist erlaubt, und das ist verboten´, so dass ihr eine Lüge gegen Allah erdichtet. Wahrlich, diejenigen, die eine Lüge gegen Allah erdichten, haben keinen Erfolg“ (16:116).

 

Verschwendung jedoch ist nie erlaubt, egal ob das Gegessene Halal oder Haram ist: „Esst, trinkt, aber seid dabei nicht verschwenderisch“ (7:31).

 

In einem Hadith heißt es: „Das Erlaubte (Halal) zu suchen, ist eine Pflicht, welches direkt nach den Pflichtdiensten kommt.“

 

In Bezug auf das Thema Paradies und Halal-Essen gibt es einige Ahadith des Propheten (sas): „Wer Halal isst, sich gemäß der Sunna verhält und niemandem etwas Schlechtes tut, der tritt ins Paradies ein“ (Tirmizi, Sıfatu’l-Kıyâmet, 2640). „Blut und Fleisch, das sich vom Haram ernährt, kann nicht ins Paradies eintreten; es ist nur der Hölle würdig“ (Ghazali). „Körper, der sich mit Haram ernährt, kann nicht ins Paradies eintreten“ (Mişkâtu’l Mesâbih, hadis no: 2787; Keşfu’l Hafâ, hadis no: 2632).Hierbei spielt natürlich die Absicht eine große Rolle. Daher beziehen sich diese Aussagen auf ein bewusstes Essen von Haram.

 

Alaa-ud-Daula Salmani sagte, dass der Samen der Taten des Menschen das ist, was er isst. Daher solle man stets wissend essen. Abu Bakr al-Betahihi machte eine ähnliche Aussage. Laut ihm begeht der Mensch gute Taten, wenn sich in seinem Bauch Halal befindet. Haram im Bauch würde einen Vorhang zwischen dem Menschen und Allah spannen.

 

Der Prophet (sas) erzählte seinen Gefährten, was er in der ersten Stufe der Himmelsreise Miraj gesehen hatte: „Ich kam zu einer Gemeinschaft, vor der sich die schmackhaftesten Speisen befanden, und auf der anderen Seite befanden sich Kadaver. Diese Gemeinschaft aß nicht von den schmackhaften Speisen, sondern vom Kadaver. Ich fragte, wer diese Leute sind. Der Engel Gabriel sagte: ´Das sind diejenigen Männer und Frauen, die sich vom Halal abwandten und sich dem Haram hingaben. Obwohl sie Halal hatten, aßen sie vom Haram´.“

 

Abdul Wahid bin Zayd sagte zu diesem Thema Folgendes: „Wer seinen Bauch vor Haram schützt, kann seinen Glauben und seine Moral bewahren. Und wer seinen Bauch nicht vor Haram schützt, kann weder seinen Glauben noch seine Moral bewahren.“

 

Laut Sahl bin Abdullah Dusteri sind die Körperteile eines Menschen, der Haram isst, auch sündig. Jemand, der Halal isst, könnte viel leichter Gutes vollbringen. Auch Folgendes stammt von ihm: „Um wirklichen Glauben zu erlangen, braucht man vier Dinge: 1. Die Pflichten mit Anstand erfüllen 2. Halal essen 3. Sich vor sichtbaren und unsichtbaren Haram beschützen 4. Geduldig sein in den ersten drei Punkten.“ Auch als er die, laut ihm, wichtigsten drei Dinge aufzählt, erwähnt er das Halal-Essen: „1. Halal essen 2. Sich in der Moral und den Handlungen nach dem Vorbild des Propheten richten 3. Handlungen nur um Allahs Willen begehen.

 

Laut Rüzvehan Vakli hat Allah Schönes im Essen und Kleiden von Halal versteckt und Ärger und Unwohl im Haram.

 

Bahi Evren war der Meinung, dass jemand, der von Handel nichts versteht aber Handel treibt, sich vom Haram-Essen nicht schützen kann. Wer aber Haram isst, kann keine Belohnung in seinen Gottesdiensten bekommen.

 

Der Prophet Muhammed (sas) sagte Folgendes: „Wenn du vier Sachen besitzt, kann nichts, was du auf der Welt nicht besitzt, dir schaden. Diese sind, das anvertraute Gut aufzubewahren, Gutes zu sprechen, gutes Benehmen und Halal zu essen“ (Ghazali).

 

Aus diesen Erläuterungen ergibt sich die Wichtigkeit des erlaubten Speisens. Und genau dies soll das vorliegende Buch erleichtern. Anhand dieses Buches und der nachfolgenden Tabelle soll den Muslimen beim Speisen von Erlaubtem eine Hilfe geschaffen werden. Einige Hinweise hierzu folgen im nächsten Kapitel.

 

 

 

Cemil Sahinöz

cemil@misawa.de

https://twitter.com/#!/Cemil_Sahinoez

Publiziert in der Ayasofya 39, 2012

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