yilmaz Posted January 9, 2013 Share Posted January 9, 2013 Der Wiener Religionswissenschafter Rüdiger Lohlker warnt in der „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“ vor einem einseitigen Bild des Salafismus. Dieser habe im Islam verschiedene Ausprägungen. Laut Rüdiger Lohlker darf man den Salafismus nicht als eine homogene Bewegung betrachten. Es gebe den politisch eher uninteressierten Salafismus, „den wir Akademiker quietistisch nennen“, so Lohlker in der „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“ (Donnerstag). Als weitere Strömungen nannte der Professor für Orientalistik an der Universität Wien einen „politisch interessierten Salafismus“ sowie den gewaltbereiten „dschihadistischen Salafismus“. Neues Feindbild im Westen In den Ländern des „Arabischen Frühlings“ überwiege der politische Salafismus. Dieser habe seither auch in anderen Weltgegenden stärker an Gewicht gewonnen und sei dort weitgehend positiv besetzt, erläuterte Lohlker. Im Westen diene diese Form des Salafismus dagegen zur „Konstruktion eines neuen Feindbildes, nachdem zum Glück die Zahl der Anschläge in Europa etwas geringer geworden ist“. Grundsätzlich gelte, dass der politisch besetzte Terminus auch in der arabischen Welt relativ neu sei im Gegensatz zum religiösen Salafismus-Begriff. Lohlker: „Das sollte man trennen.“ Fokus auf persönliche Frömmigkeit Dem Experten zufolge bedeutet Salafismus in religiösem Sinn eine „Rückwendung zur islamischen Frühzeit“. In seiner ursprünglichen Form verstehe er sich als eine „lebensreformerische, pietistische Strömung“, die auf eine individuelle Frömmigkeit ziele und einen egalitären Ansatz habe, in der jeder Gläubige sich religiöses Wissen aneignen dürfe. Salafismus, so Lohlker, sei damit gewissermaßen die „islamische Ausprägung eines Evangelikalismus“, die gegen eine Auflösung bestehender Bindungen gerichtet sei. Ähnliche Phänomene fänden sich in allen Weltreligionen, betonte der Wissenschafter. Auch ließen sich historische Parallelen zur Reformation im 16. Jahrhundert ziehen. Reformatoren und Salafisten vereine der Gedanke „der Reinigung, der Befreiung der Religion von allen historischen Anhaftungen“, sagte Lohlker. Er sprach von einem „Protestantismus im Widerstand gegen die Verfasstheit der Welt“. Die Reformation sei ebenfalls nicht unbedingt „sehr angenehm“ gewesen, so Lohlker: „Ich hätte nicht unter Calvins Herrschaft in Genf leben wollen.“ österr. Rundfunk, orf.at http://religion.orf.at/stories/2566395/ Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
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