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[h=1]Die Protestbewegung in Brasilien ist offenbar nicht zu stoppen: Trotz Polizeigewalt auf der einen und politischen Zugeständnissen auf der anderen Seite gingen in der Nacht auf Freitag rund eine Million Menschen auf die Straße, um gegen Korruption und Misswirtschaft zu demonstrieren. Es kam dabei zu blutigen Straßenschlachten zwischen der Polizei und Demonstranten. Ein erster Toter war zu beklagen, nachdem ein Autofahrer in eine Gruppe Menschen gefahren war.[/h]In vielen Städten gerieten die Proteste außer Kontrolle, es kam zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Präsidentin Dilma Rousseff verschob eine für Sonntag geplante Reise und berief für Freitagvormittag (Ortszeit) eine Krisensitzung ein. In Rio de Janeiro wurden 44 Menschen verletzt, in Brasilia mehr als 100. Viele erlitten Verletzungen durch Gummigeschoße der Polizei oder hatten Atemwegsbeschwerden durch Tränengas.

Die größten Proteste gab es in Rio mit rund 300.000 Menschen. Die allermeisten demonstrierten friedlich und zogen durch das Zentrum der Stadt in Richtung des Amtssitzes des Bürgermeisters. Eine kleine Gruppe von Protestteilnehmern bewarf die Sicherheitskräfte mit Steinen, wie eine AFP-Journalistin berichtete. Die Situation eskalierte, als die Polizei Tränengasgranaten auf den Protestzug abfeuerte. Anschließend kam es zu Straßenschlachten. Randalierer setzten im Verlauf der Nacht Autos in Brand, rissen Zäune um und steckten Plastikplanen in Brand.

 

[h=2]„Komplett die Kontrolle verloren“[/h]Die Polizei war mit berittenen Einheiten und gepanzerten Fahrzeugen im Einsatz und ging laut Augenzeugen brutal gegen die Demonstranten vor. „Die Polizei hat komplett die Kontrolle verloren und ist unfähig, mit solchen Demonstrationen umzugehen“, sagte die Kollegin eines TV-Reporters, der durch ein Gummigeschoß am Kopf verletzt wurde.

In Ribeirao Preto rund 330 Kilometer nördlich der Metropole Sao Paulo kam nach Polizeiangaben ein Demonstrant ums Leben. Ein Auto sei in eine Gruppe von drei Menschen gefahren, wobei einer von ihnen getötet wurde, schrieb die Polizei am Donnerstag (Ortszeit) im Kurznachrichtendienst Twitter. Brasilianische Medien berichteten, das Auto habe versucht, an Demonstranten vorbeizufahren, die eine Straße blockierten.

[h=2]Zusammenstöße in zahlreichen Städten[/h]In Sao Paulo gingen über 100.000 Menschen auf die Straße. Dort verliefen die Proteste weitgehend friedlich. Zusammenstöße gab es in mindestens zehn weiteren Städten, darunter in der Hauptstadt Brasilia, wo 30.000 Menschen an einen Protestzug durchs Regierungsviertel teilnahmen. Auch dort setzte die Polizei massiv Tränengas und Gummigeschoße ein. Tausende zogen vor das Außenministerium, besetzten dort eine Rampe und zündeten direkt an dem Ministerium ein großes Feuer an.

Seit fast zwei Wochen gehen in Brasilien täglich zahlreiche Menschen auf die Straße, um gegen hohe Ausgaben für die Fußball-WM 2014 und die Olympischen Sommerspiele 2016 zu protestieren und mehr Investitionen ins Gesundheits- und Bildungssystem zu fordern.

[h=2]„Korruption ist zentrale Frage“[/h]Der Historiker Francisco Carlos Teixeira von der Universität Rio verwies am Freitag in einem TV-Gespräch auf die breite Agenda der Demonstranten. „Aber das ‚Nein zur Korruption‘ wird von den allermeisten zuerst genannt. Die Korruption ist die zentrale Frage, und wir haben es hier mit einer nationalen Bewegung zu tun.“ Er kritisierte die „brutale Antwort“ der Polizei auf das Verhalten der Randalierer, bei denen es sich um Autonome und Anarchisten handle. „Wir können Vandalismus nicht mit Vandalismus beantworten.“

[h=2]Dringlichkeitssitzung in Brasilia[/h]In Campinas bei Sao Paulo kam es an einer Straßenkreuzung zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Demonstranten. In Salvador da Bahia, wo am Donnerstag eine Partie des Confederations Cups ausgetragen wurde, setzten Randalierer einen Bus in Brand und beschädigten zwei Minibusse des Fußballweltverbandes (FIFA). Die Protestaktionen in mehr als 100 Städten des Landes waren vor allem über das Internet koordiniert worden.

Präsidentin Rousseff verschob wegen der Demonstrationen eine für Sonntag geplante Reise nach Japan. Auch ein für Freitag vorgesehener Termin der Staatschefin in Salvador da Bahia wurde abgesagt. Für Freitag berief sie eine Dringlichkeitssitzung in Brasilia ein, an der auch Justizminister Jose Eduardo Cardozo teilnehmen sollte.

orf.at

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