Nur Efsan Geschrieben 20. Juni 2010 Teilen Geschrieben 20. Juni 2010 Da ich eine Seminargestaltung zu dem Theme führen werde, würden mich eure Meinungen, euer Empfinden, eure Erfahrungen diesbezüglich interessieren. Doch auch wenn ich die Gestaltung nicht vornehmen würde, würde es mich trotzdem interessieren Selbst MigrantIn sein oder zur 2./3. Generation gehören und demzufolge "Migrationshintergrund" haben... Wie empfindet ihr das denn, ist es für euch eher etwas negatives, wird man dadurch in die "Opferrolle" gedrängt, oder seht ihr es als etwas durchweg positives an? Wenn ja, wieso? Danke im Voraus für eure Partizipation Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
carpe_fortunam Geschrieben 20. Juni 2010 Teilen Geschrieben 20. Juni 2010 nach dem ius soli (recht des bodens) bist du so wie ich auch und viele andere unter uns hier eine deutsche, ein deutscher. ergo sind wir per definitionem keine "originalen migranten" - denn wir haben keine eigene, wahrhaftige migrationserfahrung. daher existiert ja seit kurzen die kategorie des "migranten ohne eine eigene migrationserfahrung" - papperlapapp würd ich sagen! das ist ein oxymeron, nur ein weiteres labeling...! aber rein sozialpsychologisch betrachtet werden wir "soli-deutsche" immer allochtone bleiben. und das ist es was zählt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Nur Efsan Geschrieben 20. Juni 2010 Autor Teilen Geschrieben 20. Juni 2010 Vor kurzem hießen wir noch Ausländer, jetzt ist man etwas taktvoller und nennt unsereins Miganten oder eben People mit Migationshintergrund. Ist euch bestimmt auch schon oft passiert, wenn man sich neu kennenlernt, dann heißt es immer "und junge Dame, woher kommen sie denn?" Oder der hier: "Kommen sie aus der Türkei?" Ich komme nirgendswoher, da ich den Vorgang des Kommens nie durchgemacht und erlebt habe und auch im übertragenen Sinne passt er nicht :lol: Aber jezt zu dir Sis, ich mein wir fragen ja immer gerne nach Nationalitäten, wenn du darauf gefragt wirst, antwortest du dann mit "Ich bin eine Deutsche, da dieses Labeling mir überhaupt nicht passt " ? Bestimmt nicht oder, also hast du nach dem generellen Verständnis ieinen Migrationshintergrund, auch wenn er nur deine Eltern oder Großeltern betrifft. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
carpe_fortunam Geschrieben 20. Juni 2010 Teilen Geschrieben 20. Juni 2010 zu diesem thema kann ich dir einen langen und ausführlichen fachbeitrag liefern. ist u.a. das gebiet, in dem ich mich derweilen, vor allem seit meinem forschungsprojekt , spezialisiere; ruf mich einfach mal an und zu der frage, - "woher kommen Sie?" - da diese frage immer wieder politisiert wird, antworte ich im rahmen des politikums: - "aus norddeutschland." - "ja, ich meine ursprünglich...?" (die eingangs erwähnte frage ist mit einer prediszinierten antwort belegt, das wissen wir ja) - "hannover." und darauf beharre ich dann auch; gucke nur mit nem entgeisterten gesicht á la "bist-du-meschugge-oder-was-mich-machst-du-eindeutig-kirre-!!!!" FYI, nicht jede wahrheit muss überall beim namen genannt werden - was denkst du warum politik (so schräg) läuft? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Nur Efsan Geschrieben 20. Juni 2010 Autor Teilen Geschrieben 20. Juni 2010 Dank für das Offering, Fachbeiträge habe ich eigt auch zur Genüge sammeln dürfen. Ich bin eher interessiert an eurer persönlichen Ansicht wenn ich euch damit nicht zu nahe treten sollte^^ Wie empfindet ihr das denn, ist es für euch eher etwas negatives, wird man dadurch in die "Opferrolle" gedrängt, oder seht ihr es als etwas durchweg positives an? Wenn ja, wieso? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Afterlife Geschrieben 20. Juni 2010 Teilen Geschrieben 20. Juni 2010 Ich empfinde es so, als würde man mich als ein Wesen anderes Planeten sehen. Dabei lebe ich genauso wie sie, ich esse und trinke, gehe zur Schule, habe Freunde, höre Musik, genieße meine Freizeit und das geht alles auch wunderbar mit dem Kopftuch. Mir begegnen ganz viele Vorurteile: "Ist dein Vater so streng?", "Wurdest du vergeben?", "Musst du das Kopftuch tragen?"(Versteckt ist in dieser Frage, ob ich dazu gezwungen werde) und paar andere, die ich, weil sie so viele sind, nicht alle im Kopf behalten kann. Ach ja, bei Migrantinnen nimmt man auch gern an, dass sie zu Hause sich fleißig um den Haushalt kümmern und mit 15 dir mehr als 20 Gerichte auf den Tisch herzaubern können. Aber die Realität sieht nun mal ganz anders aus. Auch, dass sie Augen machen, wenn du gut Deutsch sprichst. Wenn ich mit einem Älteren dann rede, wo ich merke, dass er Voruteile hat, dann reiß ich mich zusammen um ordentlicher zu reden, damit sie sich noch mehr wundern. Und .. es klappt Wenn man mich fragt, woher ich komme ... also aus welcher Stadt, dann sag ich Lübeck. Was habe ich schon mit den Städten meiner Eltern zu tun, wenn ich höchstens alle zwei Jahre mal ne Woche Zeit dort verbringe. Zu der Frage "Kommst du aus der Türkei?", würde ich sagen, ich bin eine Türkin, aber hier geboren. Dass ich hier geboren bin betone ich immer wieder in solchen Gesprächen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Nur Efsan Geschrieben 22. Juni 2010 Autor Teilen Geschrieben 22. Juni 2010 Nun gut. Nachdem man an keiner Identitäskrise leidet und komische Nebeneffekte aufzeigt wie z.B. seine kulturelle Identität meinen verleugnen zu müssen, da Minderwertigkeitsgefühle oder sich in diese so reinsteigert, dass man sie derart hervorhebt um sich von der hiesigen nationalen Kultur auszugrenzen- finde ich die Tatsache, dass wir umgeben sind mit Menschen mit Migrationshintergrund- toll^^ Denn stellt euch doch mal vor, man hätte NUR Menschen, die EINE kulturelle Identität haben, (natürlich ohne solche abzuwerten) jeder würde für sich leben und den anderen gar nicht richtig verstehen können. Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere die junge Generation können jedoch als Vermittler verschiedener Kulturen fungieren, sie können mühelos zwischen zwei oder mehreren hin und her switchen, sind bilingual oder multilingual und müssten eigtl weltoffen denken und handeln und ein breiteres Verständnis- und Empathiespektrum besitzen. Immer werden die "Betroffenen" so dargestellt, als hätte man ein Handycap und sei die armen Opfer, die zwischen den zwei Stühlen feststecken. Doch sie haben doch mehr Auswahlmöglichkeit zwischen mehreren Stühlen und nachdem hiesige Institutionen ihnen die gleichberechtigte Berufsmöglichkeiten und Aufstiegschancen gewähren (was Studien ja leider nicht von sich behaupten können) und Anerkennung zollen, sie motivieren und unterstützen, einen gesellschaftlichen Rang geben wie es ihnen - wie allen Menschen auch- gebührt, dann würde man auch aufhören, sich wie ein Karnickel zwischen zwei Käfigen zu fühlen, welches hin und her gepfercht wird. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
carpe_fortunam Geschrieben 22. Juni 2010 Teilen Geschrieben 22. Juni 2010 ich hasse diese "Stuhl"-geschichte Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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