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[h=1]ERSCHRECKENDE STUDIEViele Studenten haben antisemitische Vorurteile[/h]Studenten gehören zum aufgeklärtesten Teil der Bevölkerung - könnte man meinen. Eine Studie kommt nun zu einem erschreckenden Ergebnis: Vorurteile gegen Muslime und Juden sind weit verbreitet.

 

Unter Studenten sind Antisemitismus und Vorurteile gegen Muslime einer Studie zufolge weit verbreitet. Das ist das Resultat einer Umfrage, die Wissenschaftler der Universität Osnabrück und der kanadischen University of Victoria in British Columbia im Mai 2012 und Januar 2013 unter 1800 Studierenden beider Hochschulen gemacht haben.

 

 

 

 

50 Prozent der Befragten seien mehr oder weniger antisemitisch eingestellt. 80 Prozent hätten Vorurteile gegenüber Muslimen. "Unterschiede zwischen Deutschland und Kanada gibt es nicht", sagt der Osnabrücker Erziehungswissenschaftler Prof. Wassilis Kassis.

Die Studie verwundert, gehören Studenten doch eigentlich zum aufgeklärtesten Teil der Bevölkerung.

Prof. Wassilis Kassis erklärt: "Es gibt natürlich die These, dass Bildung gegen Vorurteile schützt - der Philosoph Theodor W. Adorno hat sie zum Beispiel vertreten. Empirisch gesehen stimmt das aber nicht. Aus der Zeit des Nationalsozialismus wissen wir, dass es zunächst die gebildeten Stände waren, die die NS-Ideologie angenommen haben, und erst danach folgten beispielsweise Handwerker und Arbeiter. Also, in diesem Sinne darf man sich nichts vormachen, das ist geschichtlich eigentlich schon verbrieft, dass Bildung und Ausbildung in keinster Weise gegen Menschenfeindlichkeit schützt. Im Gegenteil, wer aufsteigen will, steht unter Druck und muss sich anpassen. "

N24, 14.07.2013

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[h=1]Studie: Studenten haben antimuslimische und antisemitische Vorurteile[/h]

OSNABRÜCK. Wer aufsteigen will, muss sich anpassen, meint Erziehungswissenschaftler Wassilis Kassis. Er begründet damit unter anderem, dass Studenten antisemitisch und antimuslimisch eingestellt sind. Ein Interview mit einem der Autoren der Studie.

Unter Studenten sind Antisemitismus und Vorurteile gegen Muslime einer Studie zufolge weit verbreitet. Eine Umfrage von Wissenschaftlern der Universität Osnabrück und der kanadischen University of Victoria in British Columbia hat ergeben, dass 50 Prozent der Befragten mehr oder weniger antisemitisch eingestellt sind. 80 Prozent hätten Vorurteile gegenüber Muslimen. «Unterschiede zwischen Deutschland und Kanada gibt es nicht», sagte der Osnabrücker Erziehungswissenschaftler Prof. Wassilis Kassis. Befragt wurden 1800 Studenten im Mai 2012 und im Januar 2013.

 

Frage: Wer auf das Ergebnis Ihrer Umfrage schaut, könnte meinen, dass viele Studenten ausgeprägte Vorurteile haben und nicht besonders tolerant sind?

Antwort: Man kann sagen, dass die Bereitschaft, solche Vorurteile zu übernehmen, eine ziemlich ausgeprägte ist. Dazu muss man sagen, dass wir die Umfrage mit dem Einverständnis der Präsidien beider Universitäten gemacht haben. Sie war und ist gedacht als eine Art Qualitätssicherung der beiden Universitäten: Wo stehen wir bezüglich politischer Bildung und politischer Vorstellungen. Im Leitbild beider Universitäten, wie eigentlich aller Hochschulen, ist festgeschrieben, dass die Studenten im Sinne der Demokratie ausgebildet werden sollen. Mit diesen Ergebnissen hat keiner gerechnet, an beiden Universitäten nicht.

Frage: Woran liegt das denn? Studenten gehören doch eigentlich zum aufgeklärtesten Teil der Bevölkerung, könnte man meinen?

Antwort: Es gibt natürlich die These, dass Bildung gegen Vorurteile schützt – der Philosoph Theodor W. Adorno hat sie zum Beispiel vertreten. Empirisch gesehen stimmt das aber nicht. Aus der Zeit des Nationalsozialismus wissen wir, dass es zunächst die gebildeten Stände waren, die die NS-Ideologie angenommen haben, und erst danach folgten beispielsweise Handwerker und Arbeiter. Also, in diesem Sinne darf man sich nichts vormachen, das ist geschichtlich eigentlich schon verbrieft, dass Bildung und Ausbildung in keinster Weise gegen Menschenfeindlichkeit schützt. Im Gegenteil, wer aufsteigen will, steht unter Druck und muss sich anpassen. Das hat schon die Philosophin Hannah Arendt beobachtet.

Frage: Was lässt sich denn gegen solche Vorurteile tun?

Antwort: Klar ist, dass es nicht damit getan ist, ein weiteres Modul «Politische Bildung» in den Lehrplan zu integrieren. Wir haben die Erfahrungen aus der Schule, dass das so nicht geht. Wir sind in Kontakt mit beiden Universitätsleitungen. Es ist wichtig, die Existenz solcher Vorurteile offen anzusprechen, damit sich etwas ändern kann. Allzu häufig wähnen sich nämlich Bildungsbürger immun gegen solche Haltungen. Aber das ist ein Irrtum. Es handelt sich um gefährliche Tendenzen, die auch dem Geist des Grundgesetzes widersprechen. Das Erschreckende ist, dass diese Ergebnisse alle Hochschulen zu betreffen scheinen. Es ist ein Thema, mit dem sich die gesamte Gesellschaft und nicht nur die Universität auseinandersetzen muss. Die Studierenden kommen wohl bereits mit diesen Einstellungen an die Universität. Wir können nur einen Beitrag dazu leisten, diese Ressentiments, ja diese geistige Derangierung, abzubauen.

Frage: Ist geplant, an anderen Universitäten vergleichbare Umfragen zu machen?

Antwort: Das haben wir vor, wir sind mit mehreren Universitäten in Deutschland und im Ausland im Gespräch. Wir hoffen auch, dass wir andere Kollegen für das Thema sensibilisieren können. Am meisten hat uns nämlich erstaunt, dass es genau zu dieser Frage offenbar bislang noch keine einzige wissenschaftliche Studie gibt. Wir hatten erwartet, hunderte von Arbeiten zu finden, auf die wir uns beziehen könnten. Aber da war nichts.

 

Elmar Stephan/dpa, 14.07.2013

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Presseerklärung der Ramsa (Rat muslimischer Studierender & Akademiker)

 

 

[h=1]Gesellschaft und Universitäten müssen reagieren - "Antisemitische und Islamfeindliche Einstellungen auch unter Studierenden"[/h]Stellungnahme des Rates muslimischer Studierender & Akademiker (RAMSA) zur Studie "Antisemitische und Islamfeindliche Einstellungen auch unter Studierenden" unterstützt und mitgetragen von der Muslim Jewish Conference National (MJC-N)

Mit Sorge und Bestürzung hat der Rat muslimischer Studierender & Akademiker die Resultate der Studie zu Einstellungen bezüglich antisemitischer und muslimfeindlicher Haltungen unter Studierenden Osnabrücks zur Kenntnis genommen. Die unter der Leitung von Prof. Dr. Wassilis Kassis erstellte Studie offenbart latente, bis zu 60 Prozent antisemitische und bis zu 80 Prozent muslimfeindliche Haltungen unter Studierenden in Osnabrück. Wenn eine derart gegen Juden und Muslime gerichtete Haltung sich schon unter Menschen ausmachen lässt, deren Studium eine differenzierte Betrachtung der Gesellschaft umfassen soll, ist dies überaus beängstigend.

Während inzwischen Ansätze der Eugenik populärwissenschaftlich in Bestsellern und Interviews – in Bezug auf Teile der „unnützen“ Bevölkerung in Berlin – fast widerspruchslos abgehandelt werden und Rechtsterroristen ihre Eugenik-Maßnahmen schusssicher umsetzten, stellt sich die Frage, inwiefern die allgemeinen Diskurse hinsichtlich der „Anderen“, welche in Medien und Politik aber auch im Lehrbetrieb von Schulen und Universitäten stattfinden, von Letzteren eher kritisch in Augenschein genommen als noch weiter verstärkt werden. Die von Prof. Dr. Kassis und seiner kanadischen Kollegin, Prof. Dr. Charlotte Schallié, geführte Studie lässt hieran Zweifel aufkommen, auch wenn diese Kritik aus einer wissenschaftlichen Einrichtung heraus vollzogen wird.

Wir wünschen daher, dass Diskurse, die solcherlei Einstellungen wiederbeleben, wie nicht zuletzt auch durch die geführte Debatte um die Beschneidung von muslimischen und jüdischen Jungen, gerade an den Universitäten hinterfragt und aufgeklärt werden. Dies ist eine gemeingesellschaftliche Aufgabe, dennoch trauen wir der Wissenschaft und den Universitäten hierin größere Möglichkeiten zu, weshalb die Enttäuschung über die Ergebnisse dieser Studie so groß ist.

Der Rat muslimischer Studierender & Akademiker, eine bundesweite Vertretungsinstanz muslimischer Studierender, Hochschulvereinigungen und Akademiker, verurteilt und lehnt jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ausnahmslos ab, ist sich jedoch über ihre noch immer bis weit in die Gesellschaftsmitte reichenden Formen bewusst. Um dagegen anzugehen werden u.a. in Seminaren der RAMSA-Akademie die Bewusstseinsbildung und die kritische Auseinandersetzung um alle Formen des Antisemitismus, antimuslimischen Rassismus, der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit und des politischen Extremismus dargestellt und kritisch reflektiert, um solchen menschenfeindlichen Haltungen präventiv entgegenzukommen. Wir hoffen auf Maßnahmen die zur Stärkung des Dialoges, der Verständigung, des gegenseitigen Respektes und des Friedens beitragen können und bieten allen Verbündeten in der Zivilgesellschaft die Partnerschaft in der gemeinsamen Arbeit wider antisemitischen, fremdenfeindlichen und politisch extremistischer Haltungen an.

 

15.07.2013

 

 

 

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