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[h=1]Islamische Theologie an Uni Wien: Details noch unklar[/h]Ab 2015 soll an der Universität Wien islamische Theologie gelehrt werden. Auch im neuen Regierungsprogramm kommt das Anliegen zur Sprache. Ein Jahr nach Beginn der Vorbereitungen sind einige wichtige Fragen aber noch offen.

Im Jahr 2015 soll eine langjährige Forderung der muslimischen Community Realität werden: An der Universität Wien soll ein islamisch-theologisches Bachelorstudium starten, im Zuge dessen Imame und Seelsorgerinnen ausgebildet werden. Festgelegt wurde dieses Ziel im so genannten Dialogforum Islam, das 2012 vom Integrationsstaatssekretariat ins Leben gerufen wurde. Wenig später begann eine Plattform unter der Leitung des islamischen Religionspädagogen Ednan Aslan mit der Arbeit an einem Curriculum für das neue Studium.

Heute, knapp ein Jahr danach, ist das Vorhaben auch im Regierungsabkommen zwischen SPÖ und ÖVP verankert. Der Plan, ein derartiges Studium einzurichten, sei „weiter zu unterstützen“, heißt es dort - für Heinz Faßmann, Vizerektor der Universität Wien und von dieser Seite mit der Planung des neuen Studiums befasst, ein „sehr erfreuliches Zeichen“. Für das Jahr 2014 sei zunächst die weitere Arbeit an einem Entwicklungsplan für das neue Studium geplant, so Faßmann.

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Reuters/Ina Fassbender

Der Koran und seine Vermittlung an die Gläubigen werden wichtige Teile des neuen Studiums sein

[h=2]Lehrplan bereits ausgearbeitet[/h]Der Lehrplan sei in seinen Grundzügen bereits fertig ausgearbeitet, sagt Ednan Aslan gegenüber religion.ORF.at. Man habe versucht, ein „modernes Curriculum für den Islam im europäischen Kontext“ zu schaffen. So heißt es etwa in einem vorbereitenden Dokument für das neue Studium, das religion.ORF.at vorliegt, die Studierenden erhielten „vertieftes Wissen und Verständnis für aktuelle Fragestellungen islamischer Glaubenspraxis im Hinblick auf die ‚Kontextualisierung‘ des Islam in Europa“.

Eine besondere Rolle für das neue Studium wird auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit spielen. Synergien mit bereits bestehenden Studienangeboten wie etwa der Orientalistik oder der Islamischen Religionspädagogik sollen bestmöglich genutzt werden, sagen sowohl Aslan als auch Faßmann im Interview mit religion.ORF.at.

[h=2]Finanzierung noch nicht geklärt[/h]Es gibt aber auch noch einige offene Fragen. So sei etwa die Finanzierung des neuen Studiums noch nicht geklärt. Darüber müsse erst im Zuge der Verhandlungen über die neue Leistungsvereinbarung zwischen den Universitäten und dem Staat, die ab 2015 gelten soll, gesprochen werden, so Faßmann. Er hoffe, dass die Politik für die islamische Theologie auch zusätzliche Mittel zur Verfügung stellen werde, so der Vizerektor. Schließlich sei das Anliegen ja auch von der Politik an die Universität herangetragen worden.

Aus dem Wissenschaftsministerium heißt es dazu, dass es bisher noch keine offizielle Forderung nach zusätzlichen Mitteln vonseiten der Universität gebe. Allerdings, so das Ministerium auf Anfrage von religion.ORF.at, würden sich grundsätzlich in der Regel Lösungen finden lassen, wenn der politische Wille gegeben sei.

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ORF / Marcus Marschalek

Ednan Aslan

[h=2]Veto-Recht bei Lehrpersonal?[/h]Weitgehend offen scheint auch die Frage nach der Einbindung der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) zu sein. In Deutschland sorgt genau diese Frage derzeit für Aufsehen. Der deutsche Koordinationsrat der Muslime (KRM) versucht seit einigen Wochen, den Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster, den Österreicher Mouhanad Khorchide, abzusetzen - mehr dazu in D: Muslimische Verbände fordern Absetzung Khorchides.

Ob das ohne Zustimmung der Universität möglich ist, ist derzeit unklar. Eigentlich sollte ein achtköpfiger Beirat über Professuren und Lehrpläne des ZIT Münster entscheiden, jeweils vier der Mitglieder sollten vom KRM und der Universität nominiert werden. Weil aber eines der vom KRM vorgeschlagenen Mitglieder vom deutschen Bundesinnenministerium wegen angeblicher Zweifel an seiner Verfassungstreue abgelehnt wurde, hat sich der Beirat bisher nicht konstituiert.

[h=2]Vorbild evangelische Theologie[/h]Solche Probleme will man in Österreich verhindern. Sowohl für Faßmann als auch für Aslan steht fest, dass die IGGiÖ zwar ein Mitsprache- aber kein Vetorecht bei der Besetzung von Professuren haben soll. Man wolle sich in dieser Hinsicht eher an der evangelisch-theologischen Fakultät als an der katholisch-theologischen orientieren, so Faßmann. Das per Konkordat geregelte Vetorecht der katholischen Kirche beim Lehrpersonal halte er für problematisch, so der Vizerektor.

Auch Aslan sieht den Vertrag, der zwischen der Universität Wien und der evangelischen Kirche besteht, als mögliches Vorbild für die islamische Theologie: Beratende Gespräche hält er für legitim. „Die Kirche darf ihre Meinung sagen, diese ist aber nicht verbindlich“, so Aslan. Ähnlich wäre das auch für die IGGiÖ denkbar. Natürlich sei gegenseitiges Einvernehmen das Ziel, so Aslan, ein Vetorecht einer religiösen Gemeinschaft sei aber angesichts des wissenschaftlichen Anspruchs unzumutbar.

[h=2]Start 2015 „realistisch“[/h]Etwas anders sieht das Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Fuat Sanac. Die islamische Theologie solle Theologen und Imame ausbilden, die auch in der muslimischen Gemeinschaft akzeptiert werden. Deshalb müssten auch Entscheidungen über das Lehrpersonal gemeinschaftlich getroffen werden. Bei einer Besetzung, mit der entweder die Universität oder die Glaubensgemeinschaft überhaupt nicht leben könne, müsse ein anderer Weg gefunden werden, so der Präsident.

An dem Plan, das neue Bachelorstudium im Jahr 2015 anlaufen zu lassen, wollen jedenfalls alle Beteiligten festhalten. Mit der Besetzung des Lehrpersonals wolle man sich zwar noch Zeit lassen, so Aslan, den geplanten Starttermin hält er aber dennoch für „realistisch“.

Michael Weiß, religion.ORF.at

22.01.2014

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