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[TD=class: headline_large]Kann Mohammed auch ein Prophet für Christen sein?[/TD]

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[TD=class: text]Von Magdalena Ebertz[/TD]

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[TD=class: text]Im stiller gewordenen islamisch-christlichen Dialog drängt die Frage nach vorn, ob Christen Mohammed nicht als Propheten anerkennen könnten (vgl. Nachricht in CIG Nr. 31, S. 338). Was spricht theologisch dafür? Was spricht dagegen?

 

Sag, wie hast du’s mit Mohammed? Auf diese Frage erwarten Muslime im Gespräch mit Christen in der Regel ein Bekenntnis zum „Propheten“. Christen ist es zwar möglich, den ersten Teil der muslimischen Glaubensformel, der Schahada, zu bekennen: „Es gibt keine Gottheit außer Gott (la ilaha illa ’llah). Können sie aber auch dem zweiten Teil dieses Bekenntnisses zustimmen: „…und Mohammed ist der Gesandte Gottes“ (wa Muhammadun rasulu ’llah)? In der Tat ist im islamisch-christlichen Dialog mittlerweile der Punkt erreicht, den der Luzerner Theologe Christoph Gellner einmal als die „Gretchen-Frage“ in Bezug auf den Islam bezeichnet hat: Ist Mohammed auch ein Prophet für Christen?

 

Nabi und Rasul

 

Der Begriff „Prophet“ leitet sich vom Griechischen prophetes her. Er ist seit dem fünften vorchristlichen Jahrhundert belegt und wird allgemein mit „Verkünder“ übersetzt. Diese Fähigkeit gilt als eine Gnadengabe oder Berufung. Männer wie Frauen können begnadet sein, Offenbarung zu vermitteln - monotheistisch gesprochen.

 

Dazu heißt es im „Wörterbuch des Christentums“ (2001): „Der Prophet sagt nicht ‚vorher‘, sondern etwas ‚offen hervor‘. Wahrsager ist er nur, sofern er als ‚Sprecher‘ oder ‚Verkündiger Gottes‘ die Wahrheit zu Wort kommen lässt“ - und das kann auch Zukünftiges sein. Das alttestamentliche Buch Deuteronomium trifft eine Entscheidung, was die beiden Kennzeichen wahrer und falscher Prophetie sind: die Übereinstimmung beziehungsweise Nichtübereinstimmung mit dem JHWH-Glauben und die Erfüllung oder Nichterfüllung der Weissagung.

 

Es gibt nicht das christliche oder christlich-theologische Prophetenbild. Die Religionssoziologie Max Webers (1864-1920) unterscheidet zwei Idealtypen von Propheten, vertreten durch Mohammed und Buddha. „Entweder ist nämlich der Prophet ein im Auftrag eines Gottes diesen und seinen Willen … verkündendes Werkzeug, der kraft Auftrags Gehorsam als ethische Pflicht fordert (ethische Prophetie). Oder er ist ein exemplarischer Mensch, der anderen an seinem eigenen Beispiel den Weg zum religiösen Heil zeigt, wie Buddha, dessen Predigt weder von einem göttlichen Auftrag noch von einer ethischen Gehorsamspflicht etwas weiß, sondern sich an das eigene Interesse der Heilsbedürftigen wendet, den gleichen Weg wie er selbst zu betreten (exemplarische Prophetie).“

 

Auch nach islamischem Verständnis sendet Gott immer wieder Propheten, um den Menschen eine gute Nachricht zu überbringen, sie an den Glauben an den einen Gott zu erinnern sowie sie zu warnen (Sure 2,213; 6,48). Die Propheten tragen aber keine Verantwortung dafür, ob ihre Botschaft gehört und befolgt wird oder nicht. Jeder einzelne „Gläubige“ oder „Ungläubige“ hat sich am Jüngsten Tag vor Gott zu rechtfertigen. Die Propheten werden Zeugen sein (Sure 16,89).

 

Propheten gibt es im Islam unzählige. Der Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel (1922-2003) zufolge kursiert in der islamischen Tradition die Zahl der Propheten von 313, in der Mystik von bis zu 124000. Im Koran selbst werden 28 Propheten mit Namen erwähnt, die mehrheitlich auch aus dem Alten und Neuen Testament bekannt sind. Propheten gehören, so Sure 4,69, als sterbliche Wesen dem höchsten Rang rechtschaffener Menschen an: Von Geburt an sind sie gegen Sünde und Fehlverhalten immun.

 

Im Islam werden zwei Prophetentypen unterschieden: nabi (Prophet) und rasul(Gesandter, Apostel). Beide verstehen sich als Sprachrohre, als Instrumente Gottes, die sein Wort verkünden. Ihre Botschaft, die allein von Gott stammt und durch Engel - vor allem durch Gabriel - vermittelt, vom Himmel herabkommt, ist in dem Sinn keine neue, weil sie sich inhaltlich auf eine bereits existierende Offenbarungsschrift (kitab; Buch) bezieht. Und das ist der entscheidende Punkt, worin sich der rasul, Gottgesandte, von den „allgemeinen“ Propheten, nabi, unterscheidet: Der Gesandte ist der, der ein eigenständiges Gesetz, eine neue Offenbarungsschrift, bringt und eng an ein bestimmtes Volk gebunden ist: Ihm gilt seine Botschaft (Sure 10,47).

 

Auf Mohammed kam wie bei anderen Propheten und Gesandten vor ihm Gottes Offenbarung (wahy) herab (4,163), doch dies nach einer längeren Pause (5,19) und erstmals zu dem arabischen Volk in arabischer Sprache (12,2). Zugleich erscheint Mohammed auch als der Gesandte Gottes, dessen Sendung Anspruch auf Universalität hat (4,79 und 21,107).

 

Das „Siegel“ in der „Kette“

 

Mohammed ist der erste und letzte Gesandte, dessen Botschaft von allen Menschen gehört und befolgt werden soll. Sure 2,136 zufolge aber stehen sowohl Mohammed als auch die ihm geoffenbarte Schrift, der Koran, in einer Linie mit vorherigen Propheten und Schriften. Umgekehrt gilt auch: An Mohammed und seine Offenbarung zu glauben und sie zu „unterstützen“, dazu haben sich alle seine Vorgänger verpflichtet (Sure 3,81).

 

Mohammed wird als der Höhepunkt der „Prophetenkette“ gesehen. Dieses Glaubensgut spiegelt sich besonders in Sure 33,40 wider, worin er als das „Siegel der Propheten“ bezeichnet wird. Über die Interpretation dieses herausragenden Titels wird bis heute unter Islamgelehrten diskutiert.

 

Mohammeds hohe Anerkennung unter Muslimen - und auch unter Nichtmuslimen - speist sich nicht allein aus seinem Verständnis als Prophet beziehungsweise als „Siegel der Propheten“. Der „durchschnittliche“ Muslim lernt von klein auf, Mohammed in höchstem Maße wertzuschätzen, ihn vor Verunglimpfungen zu beschützen und ihn zu verteidigen. Beispielsweise soll jeder Muslim einen Segenswunsch für Mohammed sprechen nach der Nennung von dessen Namen. „Der Friede Gottes sei auf ihm“ wird dafür häufig gewählt (Sallallahu alayhi wa sallam). Die Mehrheit der Muslime heute identifiziert sich mit Mohammed in dreifacher Weise: als Vertreter ziviler Werte, als soziopolitisches Vorbild sowie als höchste Quelle der Spiritualität.

 

Beim Konzil

 

Die Jahrhunderte der Verachtung und der Nichtbeachtung Mohammeds von christlicher Seite sind vorbei. In der evangelischen wie auch in der katholischen Kirche tun sich die geistlichen Autoritäten jedoch bis heute schwer mit der Frage, ob Mohammed auch Prophet für Christen sein kann. Obwohl die katholische Kirche auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der Kirchenkonstitution „Lumen Gentium“ (Art. 16) sowie in der Erklärung über das Verhältnis zu den nichtchristlichen Reli*gio*nen „Nostra Aetate“ (Art. 3) ihr Verhältnis zum Islam besonders heilstheologisch grundlegend erneuert und den Glauben der Muslime mit „Hochachtung“ gewürdigt hat, findet Mohammed darin keine Erwähnung.

 

1981 bricht die katholische Kirche in dem Text „Wege zum christlich-islamischen Dialog“ des päpstlichen Sekretariats für die Nichtchristen bezüglich Mohammed zwar ihr Schweigen. Doch eine eindeutige theologische Festlegung zur Frage, ob dieser auch Prophet für Christen sein kann, steht aus. Dabei müsste dann ja ebenfalls das islamische Prophetenverständnis ernst genommen werden. Christen haben die Möglichkeit, objektiv abzuschätzen und „im Glauben“ zu entscheiden, „wo genau seine (Mohammeds; d. Red.) Inspiration, seine Aufrichtigkeit und seine Treue lagen“. Der Muslim dürfe aber „nicht mehr vom Christen verlangen“ als das Zugeständnis, „dass Mohammed ein großes literarisches, politisches und religiöses Genie war“ und dass er „nichts anderes getan“ habe, als die Propheten vor ihm „nachzuahmen, selbst wenn er sich nicht völlig dem anschloss, den sie angekündigt haben“.

 

Das 2007 von evangelischer Seite wiederaufgelegte Büchlein „Was jeder vom Islam wissen muss“ gibt Christen den Auftrag, Mohammeds „große geschichtliche Bedeutung“ anzuerkennen und zu achten. Es sieht Möglichkeiten des Vergleichs zwischen Mohammed und Jesus sowie den biblischen Propheten wie Moses. Doch wird zugleich die „Einheit von religiöser und politischer Führerschaft“ in Mohammeds Person beargwöhnt, und es wird abgelehnt, „den islamischen Anspruch“ Mohammeds anzuerkennen. So bleibe die Thematik um Mohammed (und Jesus Christus) „eine gemeinsame Aufgabe für Christen und Muslime“.

 

Welche Bedeutung aber räumen christliche Theologen Mohammed ein? Was ist theologisch möglich?

 

Hans Küng ist der katholische Theologe, der in dieser Sache am weitesten geht. Ihn leitet die Frage, ob es andere Heilswege außerhalb der christlichen Kirchen als außerordentliche Heilswege und dement*sprechend auch „ordentliche“ und „außerordentliche“ Propheten gibt. Küng sieht bei Mohammed sieben Gemeinsamkeiten mit den Propheten Israels: persönliche Gottesbeziehung, göttliche Berufung, Krise und Konflikt, Instrument/Sprachrohr, Monotheismus, Gehorsam gegenüber Gott sowie Gerechtigkeit/Gericht. Auch die Wirkmächtigkeit Mohammeds, die sich im Islam als „welthistorisches Faktum“ und Orientierungskraft und „Lebenshilfe“ zeigt, spreche dafür, Mohammed als Propheten anzuerkennen.

 

Dem Neuen Testament zufolge könne es „auch nach Jesus echte Propheten“ geben. Es dürfe Christen also nicht stören, wenn sich Mohammed als solcher versteht. Auch seine Lebensführung spreche keineswegs dagegen: Sollten an Mohammed moralische Mängel festzustellen sein, spräche das nicht gegen ihn als Propheten. Niemand könne wissen, ob die alttestamentlichen Propheten „alle große Heilige“ waren.

 

Nach Küngs Ansicht ist Mohammed auch für Christen ein Prophet. Der Theologe knüpft dies aber eng an eine grundlegende Bedingung: Christen könnten Mohammed als Propheten und seine Botschaft als Gottes Wort anerkennen, wenn „das Gotteswort des Koran zugleich als das Menschenwort des Prophetenverstanden“ wird - was (bislang) für Muslime unmöglich ist.

 

Botschaft mit Jesus als Ziel?

 

Der Islamwissenschaftler Felix Körner wählt ein funktionales Verständnis: „Prophet ist, wer mit einer neuen Verkündigung auf die Begegnung mit Jesus Christus, dem Sohn Gottes, vorbereitet.“ So wertet der an der Gregoriana in Rom lehrende Jesuit beispielsweise auch ein Gespräch zwischen Christen und Muslimen, in dem über die unterschiedliche Bedeutung Jesu für den eigenen Glauben diskutiert wird, als Austausch, der auf Jesus Christus hinweist. Für Körner ist die Wirkung der entscheidende Maßstab. Auch wenn dies nicht die Absicht Mohammeds war und gewesen sein kann, so könne Mohammed „durchaus prophetische Wirkung haben, nämlich wo sich Menschen durch ihn auf das in Christus erfüllte Heil zubewegen“. Damit wählt Körner ein sehr weites Prophetenverständnis, wobei sogar Personen - selbst nichtchristliche - ohne eigenen prophetischen Anspruch einbeschlossen sein könnten. Zugleich wird mit diesem Kunstgriff die Möglichkeit eröffnet, als Christ Mohammed als Propheten anzuerkennen.

 

Auf evangelischer Seite geht der Theologe und Religionswissenschaftler Reinhard Leuze ähnlich weit wie Küng und Körner, argumentiert jedoch anders. Er setzt Mohammed und Jesus in Beziehung zueinander. Dabei stellt er fest, dass Mohammed noch viel mehr dem Bild des „klassischen Propheten“ entspreche als dies im Hinblick auf Jesus möglich sei. Der habe sich „in einer eigentümlichen Einheit mit Gott“ und nicht einfach als „Bote Gottes“ gesehen. Da sie beide außer Konkurrenz stünden, können Christen Mohammed „zugestehen, der letzte der Propheten, das Siegel der Propheten zu sein, Jesus war etwas anderes“.

 

Der monotheistische Inhalt von Mohammeds Botschaft verbietet es zugleich, ihn als „falschen Propheten“ oder in Anlehnung an das Neue Testament als „Pseudopropheten“ zu bezeichnen. Dennoch ist nach Leuze eine Anerkennung des prophetischen Selbstbewusstseins Mohammeds in der Linie der christlichen Tradition nicht möglich: „Mohammed war eben kein christlicher oder nachchristlicher Prophet“ in dem Sinn, dass er im Namen Jesu verkündet hätte. Leuze ergänzt mahnend: Christentum und Islam sollten von ihrer absolutistischen Haltung Abstand nehmen, in ihnen zeige sich jeweils die endgültige Offenbarung Gottes. Gottes Souveränität, so Leuze, sei größer, als dass er sich vorschreiben ließe, wann, wie und durch wen er zu den Menschen spricht.

 

Ist der Koran Gottes Wort?

 

Der Theologe Gerhard Gäde meint: „Insofern auch Mohammed die Barmherzigkeit Gottes bezeugt“, ist er als Prophet anzuerkennen. Mit dem Versuch einer „christlichen Islamhermeneutik“ und der „interioristischen“ Sicht, auch in anderen, nichtchristlichen Religionen, Jesus Christus und seine Botschaft an die Menschen zu erkennen, ist Mohammed aus christlicher Sicht und mit christlichem Verständnis (!) Prophet und der Koran Gottes Wort - wie die Bibel als menschliches Glaubenszeugnis ein Zeugnis „der göttlichen Offenbarung“ ist.

 

Der ausgewiesene ägyptische Islamkenner und Jesuit Samir Khalil Samir weiß um die Folgen einer Anerkennung Mohammeds als von Gott gesandten Propheten. Damit sei auch der Koran Wort Gottes. Das islamische und christliche Mohammed-Verständnis sieht er als gegensätzlich an. Außerdem weist er - anders als Küng - auf die Widersprüchlichkeiten und Ambivalenz der Person Mohammeds hin, die eine christliche Beurteilung seines Wirkens erschwerten. Mohammed im Sinn eines „geistlichen Führers“ als Propheten zu sehen und ihn philosophisch als „instrumentellen Grund“ (causa instrumentalis) zu bezeichnen, sei durchaus möglich. Doch rät Samir Christen davon ab, den Begriff „Prophet“ in Bezug auf Mohammed zu verwenden: „Aus christlicher Sicht ist ein Prophet nicht allein dadurch definiert, dass er eine Botschaft Gottes an die Menschheit empfängt, sondern außerdem dadurch, dass er die Ankunft Christi vorbereitet. Denn im Großen und Ganzen gesehen, entfernen Mohammed und der Koran den Gläubigen von der Person Christi, wie sie die authentischen Evangelien zeichnen.“

 

Ähnlich sieht es der katholische Theologe Ludwig Hagemann. Auch wenn religionsphänomenologisch und bibeltheologisch nichts dagegen spricht, Mohammed den Prophetentitel zuzuschreiben, so komme es für Christen doch ganz entscheidend auf den Inhalt seiner Botschaft an: „Mohammeds Entscheidung in der Frage nach Jesus …, dass Jesus im Gegensatz zum christlichen Bekenntnis eben nicht der Sohn Gottes sei“, lasse aus christlicher Perspektive nicht zu, Mohammed „als authentischen Propheten anzuerkennen“.

 

Er nennt noch einen zweiten Grund: Das christliche Selbstverständnis erlaube es nicht, der Behauptung des Koran, Mohammed sei „Abschluss und Höhepunkt der Prophetengeschichte“, zuzustimmen: „Insofern sich das Christentum als die endgültige Offenbarung Gottes versteht, kann es Mohammed nicht als Propheten mit einem universalen Geltungsanspruch anerkennen.“ Hagemann zieht hier eine Grenze. Er bezweifelt aber nicht Mohammeds „reli*giö*se Erlebnisse“, seinen Monotheismus und den „sittlichen Gehalt seiner Lehre“.

 

Der Religionswissenschaftler Bertram Schmitz argumentiert ähnlich wie Hagemann und hält eine christlich-theologische Anerkennung Mohammeds als Propheten für „unangemessen“. Damit sowohl Mohammed als auch Jesus ihre jeweils unterschiedliche Stellung in Christentum und Islam behalten können, schlägt Schmitz einen Analogie-Schluss vor: „Mohammed zeigt sich dem Christentum gegenüber analog zu den biblischen Propheten, auch wenn er - wie weitere Propheten … - innerhalb der christlichen Theologie keine autoritative, vorausweisende, bindende oder hinweisende Bedeutung erlangen kann.“

 

Auch der Frankfurter Jesuit Christian W. Troll, der eine originelle Homepage in elf Sprachen betreibt (http://www.antwortenanmuslime.com), stellt eines sofort klar: Ein Christ kann Mohammed in seinem Selbstverständnis, „der wahre und letzte Prophet zu sein“, nicht begreifen, ohne dabei selbst seinem Glauben zu widersprechen. Er schließt von vorneherein ein koranisches, alttestamentliches sowie religionssoziologisches Prophetenverständnis für die positive Beantwortung der zentralen Frage aus. Der Christ müsse Mohammeds „Positionswechsel“ vom bloßen Warner zum politischen Führer im Blick behalten. Dadurch, dass sich Mohammeds Sendung und Botschaft unter Einsatz politischer und militärischer Gewalt durchgesetzt habe, büße seine prophetische Sendung „die Qualität der Wahrheit und Gerechtigkeit“ ein. So würdigt Troll Mohammed zwar als „überragende religiös-politische Gründergestalt“, der es gelungen sei, „viele Menschen zu Gott geführt“ zu haben. „Prophet“ aber könne er von Christen nicht genannt werden.

 

Akzeptieren, ohne zu bekennen

 

Von dem Paderborner Theologen Klaus von Stosch stammt die aktuellste Wortmeldung, eine „christliche Annäherung“. Drei Argumente, ähnlich denen anderer Theologen, können von Stosch zufolge für eine Anerkennung Mohammeds als Propheten angeführt werden. Dieser sei „zu Recht“ als starke Persönlichkeit zu würdigen. Wie er im Koran und in nachkoranischen Erzählungen gedeutet wird, passe er in das Prophetenbild alt- wie neutestamentlicher Tradition. Hinsichtlich des Inhalts seiner Botschaft - „dieses spannungsreiche Zusammendenken von Barmherzigkeit und Gerechtigkeit“ - spreche „viel dafür …, Mohammed in die Reihe der biblischen Propheten zu integrieren“.

 

Gegen eine christliche Anerkennung Mohammeds als Propheten stehen sein (koranisches) Selbstverständnis als „Siegel der Propheten“, das der „Besiegelung und Aufhebung aller prophetischen Ansprüche in Jesus Christus“ widerspricht, eine antichristliche Lesart und Deutung des Koran sowie die muslimische Verehrung Mohammeds lediglich als fehler- und sündenfreier Mensch.

 

Doch je nach Koranauslegung und Flexibilität bezüglich eines muslimischen Offenbarungspositivismus gibt es nach von Stosch die Möglichkeit und Berechtigung für Christen, Mohammed als Propheten (nabi) sowie sogar als Gesandten (rasul) zu akzeptieren, „ohne sie (aber; d. Red.) bekenntnishaft zu vollziehen“.

 

Ja - Aber - Nein

 

Zwei zentrale Einsichten können zur Frage, ob Mohammed auch ein Prophet für Christen sein könne, gewonnen werden. Es sind auch zwei Konsensbereiche: der Monotheismus-Konsens sowie der Charisma-Konsens - Mohammed als große Figur der Religionsgeschichte. Diese beiden „Brückenelemente“ sind aber nicht hinreichend für eine Anerkennung Mohammeds als Propheten, geschweige denn, dass sie von Muslimen im interreligiösen Gespräch akzeptiert werden können.

 

Quantitativ übersteigen die Argumente und Wortmeldungen, die es möglich machen können, Mohammed als Propheten auch von christlicher Seite anzuerkennen, die Argumente, die gegen eine Anerkennung sprechen. Allerdings sind die Aber- und die eindeutigen Nein-Stimmen christlich-theologisch in der einschlägigen Kontroverse qualitativ überlegen.

 

Die Grenzen, die durch die jeweiligen normativen Offenbarungsverständnisse und lehrmäßigen Kristallisationspunkte des Glaubens markiert werden, scheinen unüberwindbar - zumindest momentan. In dieser Thematik zeigt sich eine der zentralen Herausforderungen schlechthin im interreligiösen Dialog unserer Zeit. Dass die Argumente dafür die Argumente dagegen zahlenmäßig übersteigen, beweist außerdem, wie groß das Bemühen christlicher Theologen ist, dem Willen nach Anerkennung der Muslime und damit einer möglichen Annäherung zwischen Muslimen und Christen nachzukommen.

 

Ein Austausch über Prophetie und Propheten muss gut durchdacht und vorbereitet sein. Früher oder später wird die Frage nach Mohammed auftreten. Dann sollte es Christen gelingen, einerseits zu zeigen, dass verstanden wurde, welche Bedeutung Mohammed im Islam, in muslimischer Theologie und in muslimischem Glauben einnimmt, und andererseits zu erklären, wer er für einen als Christ sein kann - immer darum wissend, dass Mohammed für Muslime eines der Glaubensherzstücke ist, an dem sie ihr Leben ausrichten und orientieren.

 

Das Thema aus übertriebener Sorge vor verletzbaren religiösen Gefühlen oder aufgrund von momentan unüberwindbaren Unterschieden - auch unter christlichen Theologen - nicht aufzugreifen oder zu tabuisieren, ist nicht aufbauend. Die Zeit ist reif für die Prophetenfrage.

 

Magdalena Ebertz, freie Journalistin, Studium der katholischen Theologie und Geschichte; derzeit Weiterstudium in Nahost-Politikwissenschaft in Tübingen und Kairo.

 

 

CIG 37/2014

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