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[h=1]CDU-General erntet "blanken Hass" von Islamfeinden[/h]Im Netz entlädt sich der Zorn auf Merkels Parteimanager, weil er Menschen mit Migrationshintergrund ins Adenauerhaus eingeladen hatte. Tauber will aber den Kurs halten: "Haters gonna hate", sagt er.

 

Peter Tauber taugt eigentlich nicht als Feindbild für Menschen, die sich darum sorgen, dass es in Deutschland nicht mehr deutsch genug zugeht. Im Gegenteil, einen so schneidigen Generalsekretär wie den 40-jährigen Oberleutnant der Reserve, der als Historiker über das deutsche Kaiserreich promovierte, hatte die CDU schon lange nicht mehr.

Wenn im Bundestag bei Feierstunden die Nationalhymne erklingt, singt Tauber nicht nur mit, sondern legt auch die Hand demonstrativ aufs Herz: "Mein persönlicher Zugang zur CDU war ein patriotischer", beschreibt er seine politische Herkunft: "Schwarz-Rot-Gold sind für mich keine beliebigen Farben." Er fühlt sich in seinem provinziellen Heimatstädtchen Gelnhausen wohl, in der Weltstadt Berlin hingegen auch nach fünf Jahren im Bundestag noch "fremd". Politisch kommt Tauber aus der Hessen-CDU, der Partei Alfred Dreggers und Roland Kochs also, die unionsintern früher als "Stahlhelm-Verband" galt.

So einer wäre früher von Linken angefeindet worden. Doch Tauber befindet sich gerade in einem "Shitstorm", einer Empörungsaufwallung im Internet – von rechts. Der Hintergrund: Tauber will die CDU "jünger, weiblicher und bunter" machen. Uneigennützig ist dieses Vorhaben nicht. Die Christdemokraten sind im Durchschnitt 58 Jahre alt, drei Viertel der Mitglieder sind männlich.

Bei Wählern, deren Eltern nach Deutschland eingewandert sind, schneidet sie deutlich schlechter ab als die sozialdemokratische Konkurrenz. Ihr droht das Schicksal der Republikaner in den USA, die durch demografische Megatrends Jahr für Jahr an Mehrheitsfähigkeit einbüßen. Unionspolitiker aus den Großstädten können schon heute ein Lied davon singen.

[h=2]Kein naives Multikulti-Lied im Adenauerhaus[/h]Deshalb lud Tauber in der vergangenen Woche zu einer"Einwanderungskonferenz" ins Konrad-Adenauer-Haus. Aus ganz Deutschland reisten Christdemokraten und Sympathisanten mit Migrationshintergrund an. Tauber, der diesen Soziologenjargon bewusst meidet, begrüßte sie als "Menschen mit Zuwanderungsgeschichte".

Die Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende Angela Merkel ermunterte die Anwesenden, sich nicht von Frotzeleien abschrecken zu lassen: Sie sei als Ostfrau einst auch als "Zonenwachtel" geschmäht worden. Das naive Lied von Multikulti wurde nicht gesungen. Alle Redner betonten, das "C" in der CDU sei nicht beliebig, und wer mitwirken wolle, müsse sich zu "unseren Werten" bekennen. Cemile Giousouf, die erste islamische CDU-Bundestagsabgeordnete, warnte sogar: "Migrant ist kein Beruf."

 

Doch die Veranstaltung hatte ein Nachspiel – im Netz. Vor allem in den sozialen Netzwerken hagelte es abfällige Bemerkungen und Verratsvorwürfe. Tauber nahm fast verstört zur Kenntnis: "Mir ist in manchen Beiträgen blanker Hass entgegengetreten, den ich in dieser Form noch nicht erlebt hatte." Von Haus aus Netzpolitiker, legt Tauber eigentlich Wert auf Interaktivität und loggt sich etwa nach Interviews schon einmal selbst in den Kommentarspalten ein. Diesmal aber gab er es nach einiger Zeit auf: "Diejenigen, die im Netz so massiv reagieren, erreicht man nicht mehr mit rationalen Argumenten."

[h=2]Akif Pirinçci wirft mit Obszönitäten um sich[/h]Vor allem die Szene der radikalen Islam-Kritiker hatte die CDU als neues Feindbild entdeckt: "Wir haben Menschen mit Zuwanderungsgeschichte aus allen Kulturen eingeladen. Die massive Kritik in den sozialen Netzwerken konzentrierte sich aber ausschließlich auf muslimische Zuwanderer", wundert sich Tauber: "Die Vorstellung, dass ein Moslem Deutscher sein kann, ist manchen scheinbar nicht nahezubringen."

So wurde ein Foto, das Tauber mit dem gebürtigen US-Amerikaner Benno Harris zeigt, der im hessischen Büdingen gerne Bürgermeister werden möchte, kommentiert: "Mit diesem Bürgermeisterkandidat habe ich kein Problem." Tauber antwortete: "Hätten Sie ein Problem, wenn er Murat Harris oder Ping Harris heißen würde?"

Doch die Kritik hatte sich längst zum Shitstorm verselbstständigt. Beschimpfungen wie "völlig überzogenes Gutmenschen-Denken und Arschkriecherei" waren nur die harmlosesten Anwürfe. "Die Einwanderungspolitik kann nur das Ziel verfolgen, um so mehr billige Sklaven für die Industrie zu haben": So wie dieser Kommentar auf Taubers Facebookseite argumentierten viele Kritiker. Der türkischstämmige islamkritische Autor Akif Pirinçci veröffentlichte sogar eine mit Obszönitäten gespickte fiktive Reportage über die CDU-Integrationskonferenz.

Tauber tat, was man beim Shitstorm tut. Er schrieb: "Haters gonna hate" und stieg aus. Nun wurde er beschimpft, ob ihm die deutsche Sprache nicht mehr gut genug sei.

[h=2]Der CDU-General bleibt entschlossen auf Kurs[/h]Weitere Reaktionen provozierte Tauber, als er sich Ende vergangener Woche bei einem Stadtrundgang durch das von Zuwanderern geprägte Berlin-Kreuzberg filmen ließ. Er besuchte auch eine Moschee: "Dort neben der bosnischen Flagge ganz selbstverständlich die schwarz-rot-goldene." Bei den Anwürfen verstörte Tauber vor allem der Vorwurf, die CDU verrate mit ihrer Öffnung für Zuwanderer ihre christliche Identität: "Christ sein bedeutet, offen auf Menschen zuzugehen. Chauvinistisch-nationalistische Abgrenzung kann niemals christlich sein."

Der Shitstorm ist nur ein Teil der Reaktionen im Netz – viele Kommentatoren lobten die Öffnung der CDU. In der Partei selbst wird sie genau beobachtet, zumal sie in eine Zeit fällt, in der sich mit der Alternative für Deutschland (AfD) erstmals eine Partei rechts der Union etablieren könnte. Doch Tauber ist fest entschlossen, bei seinem Vorhaben zu bleiben, die CDU "bunter" zu machen. Einen Widerspruch zu klarer Kante sieht er nicht: "Wir verlangen von jedem Moslem, sich klar von den Salafisten abzugrenzen und zu Deutschland zu bekennen."

Der rechte Rand aber könne einer Volkspartei der Mitte weder Themen noch Tonlage vorgeben: "Natürlich wollen wir Wähler, die von uns zur AfD gewandert sind, zurückgewinnen. Aber die vielen Wähler der AfD, die bisher die Linke, die NPD oder gar nicht gewählt haben, können wir als CDU sicher nicht erreichen."

 

 

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