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[h=1]Focus ohne Durchblick[/h]Das Nachrichtenmagazin „Focus“ fällt mit einem wirren Artikel zum Titelthema Islam auf. Zeit für eine Krisensitzung, denn offensichtlich weiß die Chefredaktion nicht, wer da für sie schreibt.

 

 

Michael Klonovsky ist Autor beim „Focus“. Sein mehrseitiger Artikel zum Titelthema der aktuellen Ausgabe des Magazins („Die dunkle Seite des Islam“) schlägt derzeit hohe Wellen. Yassin Musharbash von der „Zeit“ hat sich bereits die Mühe gemacht, die Schwachstellen dieses Textes aufzubereiten. Alleine schon deshalb müsste sich die Chefredaktion des Magazins in Grund und Boden schämen, weil deutlich wird, wie wenig der Artikel mit sauberem Journalismus zu tun hat. Man könnte daher meinen, der Autor beherrsche schlicht sein Handwerk nicht und sei unsauberen Internetquellen zum Opfer gefallen – was ein weiterer Grund für die „Focus“-Chefs wäre, sich zu schämen.

Die Wahrheit ist aber noch schlimmer. Wenn man sich nämlich anschaut, was Klonovsky sonst so an Texten produziert, wird deutlich: In der „Focus“-Spitze hat man entweder keine Ahnung, wen man da beschäftigt. Oder – und das ist ob der folgenden Beispiele fast undenkbar, – man weiß es, und lässt ihn trotzdem gewähren. Dann allerdings wäre das Magazin auf dem Weg, zur Hauspostille der Neuen Rechten zu werden.

[h=6]Eine Sammlung übelster Zitate[/h]Klonovsky schreibt in seinem im September im Wiener Karolinger Verlag erschienenen Buch „Aphorismen und Ähnliches“ wie ihm der Schnabel gewachsen ist – und nach der Lektüre fragt man sich, ob es vielleicht kein Zufall ist, dass das Buch nur schwer erhältlich ist. Ein großes Thema – passend zum Titelthema im „Focus“ – ist die aus Sicht des Autors wohl drohende gewaltsame Islamisierung Europas. Dass er dabei eine vorgefasste und fertige Meinung hat, die bei der oben erwähnten Titelstory jeder sauberen Recherche von vornherein im Weg gestanden haben dürfte, zeigen die folgenden Zitate deutlich:

Jeder Muezzinruf beinhaltet eine Feinderklärung.

Islamistische Anschläge in Europa? Wozu das Haus demolieren, in das man einzieht.

Mit einer gewissen Vorfreude erwartet man den Tag, an welchem unsere Schwulen, Lesben und Feministinnen zum Endkampf gegen die muslimischen Machos antreten.

Die westlichen Antirassisten sind degenerierte Weiße, die sich den schwächsten Gegner ausgesucht haben: ihresgleichen.

Die political correctness ist der Abschiedsbrief der Weißen an die Welt.

Die Blauäugigen, könnte dereinst ein Historiker schreiben, waren fürs Überleben zu blauäugig.

Die Idee, dass es überhaupt keine Rassen gäbe, verhalf immerhin einer zum Verschwinden.

Keine Rasse überhäufte die Welt so sehr mit Zukunftsentwürfen wie die weiße kurz vor ihrem Aussterben.

Das größte Problem der neuen Herren Europas wird die Beseitigung der vielen alten Kadaver sein.

Wer sich allzu sehr feminisiert, ob Mann oder Land, sollte sich nicht wundern, wenn er schließlich auch gefickt wird.

In Teilen wird an diesen Zitaten schon deutlich, wen sich der Autor ansonsten noch als Ziele seiner Gehässigkeiten und Vorurteile auserkoren hat: Homosexuelle, Feministinnen, Frauen an sich. Auch dazu ein paar saftige Zitate:

Der Schlachtruf des Feminismus: Arbeit macht frei.

Wenn die Schimpansen sprechen könnten, würden sie wohl als Erstes ihre Gleichstellung fordern.

Wenn eine Frau, die nie an der Wiege gesessen hat, über das richtige Leben zu predigen beginnt, sollte man sich dezent entfernen.

Die überflüssige Gebärmutter hat sich aus den Klöstern in die Universitäten und Institute emanzipiert.

Eine Frau, die sich morgens zurechtmacht, tut mehr für die Kultur ihres Landes als deren sämtliche Funktionäre.

In der Idee, schwulen Paaren das Adoptionsrecht zu geben, weht der Geist der Paralympics.

Ein weiteres wichtiges Thema scheint Klonovsky die Relativierung des Blickes auf die Zeit des Nationalsozialismus zu sein. Auch dazu wieder einige Zitate, die mir den Atem haben stocken lassen:

Ein besonders krasser Fall „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ ist der „Kampf gegen Rechts“.

Auch seine grüne Vergangenheit wird Deutschland dereinst aufarbeiten und bewältigen müssen.

Es ist mittlerweile nahezu unmöglich, sich öffentlich anders als in einer dämonologischen Sprache über Hitler und seine Spießgesellen zu äußern, das heißt: Die Anti-Aufklärung hat auf breiter Front gesiegt.

Noch vor dem Sturmgewehr lernt der Bundeswehrrekrut die Nazikeule kennen.

Schülern Geschichtsdenken beizubringen, würde bedeuten, sie mit der Frage zu konfrontieren, was den Nationalsozialismus bedingt, verursacht und in einem gewissen Sinn gerechtfertigt hat. Da diese Frage aber tabu ist, lernen die Jugendlichen Mythen.

Manch deutscher Zeitgeschichtler erweckt den Eindruck, er könnte ebenso gut der Anklagebehörde der Nürnberger Prozesse zuarbeiten. Oder halt, ein paar Jahre früher, dem Volksgerichtshof.

Man muss einen Moment innehalten, um das wirken zu lassen. Die Nürnberger Prozesse der Alliierten funktionierten also nach denselben Prinzipien wie die Schauprozesse der Nazis gegen Landesverräter? Es gibt „in einem gewissen Sinn“ eine Rechtfertigung für den Nationalsozialismus? Es ist irgendwie angebracht, über Hitler in einer nicht „dämonologischen“ Sprache zu sprechen? Weil nicht alles schlecht war, oder warum genau? Fehlen nur noch die Autobahnen als Argument. Aber damit noch lange nicht genug, denn auch für die Journalistenkollegen hat sich Michael Klonovsky ein paar Nettigkeiten einfallen lassen:

Manchen im Busch lebenden Primitiven ist es verboten, spezielle Tiere zu essen oder Früchte an der vermeintlich falschen Seite anzuschneiden. Gewissen in Universitäten und Redaktionen lebenden Primitiven ist es verboten, ein mörderisches Ereignis aus ihrer Stammesgeschichte mit mörderischen Ereignissen in der Geschichte anderer Stämme zu vergleichen.

Die journalistische Selbstzensur verkauft sich heute bevorzugt als demokratische Gesinnung.

Der Tugendterror wäre unvollständig, wenn diejenigen, die ihn ausüben, die Feststellung zuließen, dass er existiere.

„Stellen Sie sich vor: Dieser Autor ist rassistisch, sexistisch und reaktionär!“, schreibt Klonovsky selbst an einer Stelle seines Buches. Das dürfte einem spätestens jetzt nicht mehr schwerfallen zu glauben. Auch mit der Demokratie kann er offenbar nicht allzu viel anfangen, wie an verschiedenen Stellen in diesem Buch deutlich wird. Ich bin nach der Lektüre immer noch fassungslos – und kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, Klonovsky durchgehend falsch verstanden zu haben. Oder sieht man das beim „Focus“ anders? Das würde mich wirklich interessieren …

P.S.: Wer immer noch nicht genug hat, der kann sich hier an weiteren Zitaten „erfreuen“.

Lesen Sie auch die letzte Kolumne von Christoph Giesa: Radikale Esser

von Christoph Giesa

06.11.2014

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