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Moschee im Norden Nigerias

Dutzende Tote nach Anschlag

Stand: 29.11.2014 04:35 Uhr

 

 

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Bei einem Sprengstoffanschlag auf die zentrale Moschee in der nordnigerianischen Stadt Kano sind zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Derzeit gehen die Angaben zur genauen Opferzahl aber noch weit auseinander. Die Polizeisprecher sprach von mindestens 35 Toten. Nachrichtenagenturen berichteten unter Berufung auf Krankenhausangaben, dass bis zu 120 Menschen getötet und bis zu 270 verletzt worden seien. Da viele Menschen zum Teil schwere Verletzungen erlitten, wird erwartet, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigen wird.

 

Augenzeugen zufolge sollen kurz hintereinander drei Bomben in der Moschee explodiert sein, während sich die Muslime zu den Freitagsgebeten versammelten. Die Polizei berichtete, dass anschließend mehrere Schützen mit Gewehren das Feuer auf die flüchtenden Gläubigen eröffnet hätten. Es habe sich insgesamt um etwa 15 Angreifer gehandelt. Vier der Attentäter wurden demnach von einer aufgebrachten Menschenmenge getötet. Die anderen sollen entkommen sein.

 

Nigerias Präsident Goodluck Jonathan verurteilte den Anschlag. Seine Regierung werde alles tun, um den Terror zu stoppen. Er rief die Nigerianer auf, gegen den gemeinsamen Feind zusammenzustehen.

 

Muslimischer Geistlicher als Ziel?

 

Kano ist die größte Stadt im muslimischen Norden Nigerias. Die Moschee ist direkt an den Palast des Emirs von Kano angeschlossen, des zweithöchsten islamischen Geistlichen in Nigeria, Muhammad Sanusi. Das religiöse Oberhaupt der Stadt soll offenbar Ziel des Anschlags gewesen sein, sagte ein Mitarbeiter des Emirs. Dieser soll sich jedoch derzeit außer Landes befinden, berichteten lokale Medien.

 

Moschee in der nigerianischen Stadt Kano | Bildquelle: picture-alliance / dpagalerieDie zentrale Moschee in der Stadt Kano war das Ziel des Anschlags. (Archiv)Karte: Nigeria galerieKano liegt im muslimisch geprägten Norden Nigerias.

Sanusi hatte vergangene Woche die Bewohner des mehrheitlich muslimischen Landesordens in der Großen Moschee zum bewaffneten Aufstand gegen die Extremistengruppe Boko Haram aufgerufen. "Seit seiner Attacke auf die Boko Haram wussten wir, dass etwas passieren würde", sagte einer seiner Mitarbeiter. "Die Sicherheitsvorkehrungen sind schon seit einer Weile verschärft worden."

 

Kein Bekenner

 

Bisher bekannte sich niemand zu den Taten, jedoch verübt die islamistische Terrorgruppe Boko Haram in der Region seit Jahren Anschläge. Ziel sind dabei nicht nur Christen sondern auch immer wieder moderate Muslime. Den blutigen Anschlägen der Extremisten sind in den vergangenen fünf Jahren bereits Tausende Menschen zum Opfer gefallen. Die Miliz will im Norden des bevölkerungsreichsten Landes in Afrika einen Gottesstaat aufbauen.

 

Stichwort: Boko Haram

Die Gruppe Boko Haram kämpft seit ihrer Gründung 2002 für einen islamischen Gottesstaat im muslimischen Norden Nigerias. Immer wieder verübt sie blutige Anschläge auf Kirchen, Schulen, Sicherheitskräfte, Politiker oder Behördenvertreter und entführt Menschen.

 

Der Name der Gruppe bedeutet in einem örtlichen Dialekt "Westliche Bildung ist eine Sünde". Seit 2010 tragen sie auch den arabischen Namen "ǧamāʿat ahl as-sunna li-d-daʿwa wa-l-ǧihād" - übersetzt etwa "Vereinigung der Sunniten für den Ruf zum Islam und den Dschihad". Die Mitglieder sehen sich selbst als "Nigerianische Taliban". Boko Haram wird verdächtigt, Verbindungen zum nordafrikanischen Arm des Al-Kaida-Netzwerks und zur islamistischen Shebab-Miliz in Somalia zu unterhalten.

 

Lange galt die Gruppe als internes nigerianisches Problem. Doch mittlerweile schlagen die Terroristen auch in den Nachbarländern Kamerun, Niger und Tschad zu.

EU, USA und UN verurteilen Anschlag

 

US-Außenamtssprecherin Jen Psaki warf Boko Haram vor, Nigeria weiter destabilisieren zu wollen. Auch EU-Chefdiplomatin Federica Mogherini verurteilte den Angriff scharf. Indem sie auf ein muslimisches Gebetshaus zielten, "haben die Terroristen die vollständige Missachtung der Heiligkeit von Menschenleben gezeigt". Ihr einziges Ziel sei es, "Schrecken und Leid zu verbreiten". Im Namen der EU drückte Mogherini den Familien der Opfer, der muslimischen Gemeinschaft und allen Nigerianern ihr Beileid aus. "Die EU unterstützt Nigerias Regierung und die Bevölkerung im Kampf gegen Terrorismus und für den Respekt der Menschenrechte", erklärte sie.

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