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Nicht mal nur ein winziger Schluck

Ende eines Mythos: Alkohol in geringen Mengen schützt keineswegs vor Krankheiten

Täglich ein Gläschen Rotwein ist gut für Herz und Kreislauf“, heißt eine von der Winzern und Weinliebhabern

gepflegte Volksweisheit. Demnach sei regelmäßiger, aber gemäßigter Alkoholgenuß der Lebenskraft dienlich. Aber das ist offenbar falsch – das ist das Ergebnis einer umfangreichen internationale Untersuchung aus Schweden. „Alkoholhaltige Getränke können gewiss gut schmecken und es kann nett sein, sie zu trinken. Aber es ist falsch, zu behaupten, dass sie gut für die Gesundheit sind“, fasst Sven Andreasson, Professor für Sozialmedizin in Stockholm, das Studienergebnis zusammen. Zusammen mit fünf Forschern aus Kanada, den

USA, Australien und Schweden hatte er den umfangreichen Auftrag vom schwedischen Ärzteverband, die weltweite Forschung zum Thema „geringer, regelmäßiger Alkoholkonsum“ auszuwerten. Rund 100 Studien wurden dazu seit den siebziger Jahren angefertigt. Das Ergebnis der Auswertung: Es stimmt nicht, dass Alkohol in geringen Mengen einen schützenden Effekt gegen Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes oder irgendwelche andere Krankheiten hat. Viele Jahrzehnte lang hieß es, jeder Bürger sollte ein bis zwei Glas Rotwein pro Tag trinken, um sich gegen Krankheiten zu schützen. Sogar Ärzte und staatliche Gesundheitsstellen in der EU hätten die Volksweisheit übernommen. „Studien, die so etwas behaupten, sind schwach“, sagt Andreasson. Keine der Studien habe grundlegende Regeln

für seriöse medizinische Forschung berücksichtigt. Oft sei der gesellschaftlich allgemeine Trend

zu höherer Lebenserwartung einfach mit Alkohol in Verbindung gebracht worden, obwohl ganz andere Faktoren wie die erheblich verbesserte medizinische Versorgung dafür ausschlaggebend sind.

„Die einzige Eigenschaft, die Alkohol hat, ist, dass er schädlich für uns ist“, sagt Andreasson.

Doch es gibt auch Widerspruch: Der inzwischen pensionierte Medizinprofessor Bengt Fagrell vom Karolinska Institut in Stockholm, das die Nobelpreise vergibt, hat 20 Jahre lang behauptet, dass ein

Glas Wein pro Tag für eine Frau und zwei Gläser pro Tag für einen Mann das Risiko von Herz und Kreislauferkrankungen um 30 Prozent senkt. Daran hält er auch jetzt noch fest. Es gebe zwar gewisse methodische Schwächen, räumt er ein. Aber diese Studien, zu der auch eine der renommierten

Harvard Medical School gehört, seien dennoch ausreichend fundiert, um weiterhin zu

täglichem Weingenuss zu raten.

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