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[h=2]Geheimer Regierungsbericht: Deutschland soll Griechenland elf Milliarden Euro schulden[/h]Von Giorgos Christides, Thessaloniki

 

Ein vertraulicher Regierungsbericht sorgt in Griechenland für Aufsehen: Deutschland soll dem pleitebedrohten Land noch elf Milliarden Euro aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs schulden. Das Linksbündnis Syriza will das Geld eintreiben.

 

Wie viel Geld schuldet Deutschland Griechenland? Diese Frage soll eine Expertenkommission im Auftrag des griechischen Finanzministeriums beantworten. Laut einem Pressebericht kommt sie zu einem klaren Ergebnis: Allein für einen Zwangskredit, den Griechenland während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg gewährte, müsste Berlin dem Land noch elf Milliarden Euro zurückzahlen. Die Experten bezeichnen die Fakten als "unbestreitbar".

 

Wie die Zeitung "To Vima" berichtet, wurde der vertrauliche 160-Seiten-Bericht am vergangenen Donnerstag FinanzministerGikas Hardouvelis in Athen übergeben. Drei Monate hätten die Experten daran gearbeitet. Als nächstes soll AußenministerEvangelos Venizelos das Dokument erhalten.

Laut der Zeitung basiert der Bericht auf "sehr vorsichtigen" Schätzungen, die "umöglich bestritten" werden könnten. Die Experten betonen darin, dass der Zwangskredit unabhängig von den Forderungen nach Weltkriegsreparationen betrachtet werden müsse, die von Deutschland angezweifelt werden. Griechischen Schätzungen zufolge geht es bei den Reparationen um mehr als 100 Milliarden Euro.

Während eine Forderung nach Rückzahlung der Reparationen sehr umstritten ist, gilt der Zwangskredit aus der Zeit der deutschen Besatzung unter Wirtschaftshistorikern als möglicherweise berechtigte Forderung. Es handelt sich dabei um ein Darlehen der griechischen Notenbank über 1,5 Billionen Drachmen an das Deutsche Reich und dessen Verbündeten Italien. Die Rückzahlung sollte eigentlich nach Kriegsende beginnen.

"Deutschland ist unser Schuldner"

Ein erster Entwurf des Berichts lag der Regierung bereits im Frühjahr 2013 vor, wurde damals aber mit Verweis auf die anstehenden Bundestagswahlen zunächst nicht verwendet. Trotz öffentlichen Drucks hat die Regierung in Athen auch danach ihr Schweigen beibehalten - mutmaßlich um einen Konflikt mit Berlin zu vermeiden.

Auch der neue Bericht kommt zu einem heiklen Zeitpunkt: In Griechenland stehen am 25. Januar Parlamentswahlen an, Ministerpräsident Antonis Samaras muss den Verlust seiner Mehrheit fürchten - gute Chancen, ihn abzulösen, hat Alexis Tsipras vom Linksbündnis Syirza. Syriza will nicht nur über einen internationalen Schuldenerlass für das Land verhandeln, sondern droht auch damit,Deutschland mit den Forderungen aus dem Zweiten Weltkrieg zu konfrontieren.

 

"Keine Regierung hat das bisher thematisiert, aber wir werden es tun", sagte Syriza-Sprecher Panos Skourletis SPIEGEL ONLINE. Die Linksbewegung besteht darauf, die Diskussion über Weltkriegsschulden von der Debatte über die Rettungspakete für das Land zu trennen. Das eine sei ein bilaterales Thema zwischen Deutschland und Griechenland, das andere ein Problem der gesamten Eurozone, sagte Yannis Dragasakis, der als Finanzminister einer Syriza-Regierung gehandelt wird.

 

Griechenland hat seit Beginn der Krise Anfang 2010 Kredite über mehr als 200 Milliarden Euro von den Eurostaaten und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) bekommen. Deutschland ist dabei mit rund 65 Milliarden Euro größter Kreditgeber. Syriza will die im Gegenzug getroffenen Reformvereinbarungen im Falle eines Wahlsiegs aufkündigen.

"Herr Schäuble sagt, die nächste griechische Regierung solle im Sinne der Kontinuität zu den Verpflichtungen des Landes stehen", sagte Linkspolitiker Dragasakis SPIEGEL ONLINE. "Ich stimme ihm zu, dass es eine Kontinuität des Staates gibt, aber keine Kontinuität der politischen Entscheidungen." Das Argument müsse in beide Richtungen angewandt werden, fordert Dragasakis. "Deutschland schuldet Griechenland einen Kredit, zu dessen Auszahlung es das Land während der Besatzung im Zweiten Weltkrieg gezwungen hat. Aber nur weil Deutschland unser Schuldner ist, verlangen wir ja auch nicht, dass wir in der deutschen Politik mitentscheiden dürfen."

 

Die Summe von elf Milliarden Euro, die der Regierungsbericht nennt, ist für eine kleine Volkswirtschaft wie Griechenland sehr viel Geld. Sie entspricht etwa sechs Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Die Summe würde fast exakt die Kosten der Wohltaten decken, die Syriza seinen Wählern im Falle einer Machtübernahme als Sofortmaßnahmen versprochen hat.

 

 

Spiefel

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