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Gehacktes Handy enthüllt Verbindungen zwischen Leipziger Neonazis und Polizisten

 

Gehacktes Handy enthüllt Verbindungen zwischen Leipziger Neonazis und Polizisten

Mai 19, 2015

von Matern Boeselager

Redakteur

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Aus der Kolumne 'Cop Watch'

 

 

Screenshot aus einem Chat zwischen Alexander K. und Fernando V. Quelle: indymedia

 

Als am 9. Mai auf der linken Plattform indymedia Hunderte private Nachrichten von einem Handy veröffentlicht wurden, das dem bekannten Neonazi-Kader Alexander K. geklaut worden war, konnte man so einiges über das Innenleben der rechtsextremen Szene in Leipzig lernen—unter anderem, dass K. Verbindungen zu mehreren Legida-Organisatoren hatte und ihnen immer wieder mit Rat und Tat zur Seite stand.

 

Das war aber noch lange nicht alles, wie die Veröffentlichung einer zweiten Ladung Nachrichten aus dem Handy am Sonntag zeigen. Aus den Screenshots scheint diesmal hervorzugehen, dass K. mit mindestens einem Leipziger Polizisten engen Kontakt hatte. Die Unbekannten erheben außerdem gegen zwei weitere Beamte den Vorwurf, rechtsradikales Gedankengut zu teilen. Bei einem Polizisten, Roger B., wird auf einen Facebook-Screenshot verwiesen, auf dem er ein Familienfoto seines Neffen mit „Fein fein deutscher vater deutsches kind 88" kommentiert—„88" steht in rechten Kreisen für „Heil Hitler".

 

Drehte damals auch ziemlich rechte Kreise: Die HoGeSa in Köln:

 

Dem zweiten Polizisten, Jens K., wird sogar vorgeworfen, Beweismittel für die Ermittlungen im tödlichen Überfall auf einen Iraker 2010 versteckt zu haben. An der Tat war sein Sohn Daniel beteiligt. Beweise führen die Unbekannten allerdings keine an.

 

Konkreter wird es mit einer ganzen Reihe Screenshots von Chats zwischen Alexander K. und dem Bereitschaftspolizisten Fernando V. Die beiden scheinen ein vertrautes Verhältnis zu haben—was vor allem daran zu liegen scheint, dass Fernando sehr offen für die rechtsradikalen Ansichten K.s ist. Als K. ihm zum Beispiel seine Gedanken zu den Anschlägen in Paris mitteilt, die natürlich darauf hinauslaufen, dass nicht die Muslime das Hauptproblem seien, sondern „jene Kräfte, die bereits vor Ende des 2. Weltkriegs Pläne schmiedeten, Deutschland und Europa zu schwächen", die Auserwählten „in den Schaltzentralen der Hochfinanz" (lies: die Juden), da gratuliert ihm der Polizist V. zu den „sehr weisen Worten".

 

Am meisten scheinen die beiden sich aber über Erfolge und Misserfolge von Legida ausgetauscht zu haben. Auch „Attacken" durch die Linken (die Fernando „marodierende Gutmenschen" nennt) waren ein großes Thema—zum Beispiel, wenn K. seinen Kumpel bei der Polizei bittet, Einsatzkräfte vorbeizuschicken, weil vor seinem Haus „Zecken" stehen. Oder wenn Fernando sich erkundigt, ob der Dresdner Neonazi Maik Müller (den er beim Vornamen nennt) angegriffen worden sei:

 

 

 

Die Bereitschaftspolizei Sachsen, in der Fernando V. tätig ist, hat mittlerweile erklärt, dass sie die Mitschnitte für authentisch hält. Die Leipziger Polizei hat angekündigt, das als Reaktion auf den NSU-Skandal gebildete „Operative Abwehrzentrum gegen Rechts" befasse sich mit der Aufklärung des Falles. In einem Pressetext des OAZ heißt es dazu:

 

„Die Veröffentlichung von Chatprotokollen des Alexander K. auf dem Internetportal 'Indymedia' und den daraus seitens der linken Aktivisten geschlussfolgerten Beziehungen von sächsischen Polizeibeamten in die rechtsextreme Szene und eine unterstellte Befürwortung rechten Gedankenguts dieser Polizeibeamten wird seitens der Polizei sehr ernst genommen."

Auch im sächsischen Innenministerium scheint man die Vorwürfe ernst zu nehmen—zumindest schaltete sich der Sprecher Martin Strunden dazu auf Twitter ein, um „Aufklärung" anzukündigen.

 

Im Laufe der Legida-Demonstrationen war es immer wieder zu Beschwerden gekommen, dass die Einsatzkräfte der Polizei besonders gegenüber Gegendemonstranten erhöhte Gewalt anwenden. Die Tatsache, dass Polizisten im im direkten Kontakt mit Neonazis standen, könnte diesen Vorwürfen mehr Nachdruck verleihen. „Gerade vor dem Hintergrund des schwierigen Demonstrationsgeschehens in den vergangenen Monaten darf nicht der Eindruck entstehen, dass Polizeibedienstete in dienstlichen Handlungen durch politische Motive beeinflusst worden sind", forderte der innenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion in Sachsen Valentin Lippmann deshalb in Hinblick auf die Veröffentlichung.

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