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[h=1]Putschversuch in der Türkei[/h]

http://www.big-bielefeld.de/wp-content/uploads/2016/07/image-3.jpeg

Aufs Schärfste verurteilen wir den Putschversuch in der Türkei. Dieser Putsch geht nicht vom Militär aus, sondern von Untergruppen innerhalb des Militärs.

Diese Anschläge sind nichts anderes als terroristische Anschläge.

In der Türkei haben sich Millionen Menschen – partei-, kultur-, religion- und ethnieübergreifend – gegen den Putsch ausgesprochen. So gelten diese feigen und unmenschlichen Anschläge gegen die Freiheit und Demokratie des Volkes der Türkei.

Die türkischstämmigen Bürger in Bielefeld rufen wir zur Besonnenheit und Einigkeit auf.

 

 

Cemil Sahinöz, Bündnis Islamischer Gemeinden

http://www.big-bielefeld.de/?p=688

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Spontane Demonstrationen gegen Militärputsch

[h=1]220 Menschen protestieren in der Nacht zu Samstag friedlich auf dem Jahnplatz – weitere Demo mit 200 Teilnehmern am Samstagnachmitag[/h]220-Menschen-protestieren-in-der-Nacht-zu-Samstag-friedlich-auf-dem-Jahnplatz-weitere-Demo-mit-200-Teilnehmern-am-Samstagnachmitag-Spontane-Dem_image_630_420f_wn.jpgEineinhalb Stunden lang haben die Menschen auf dem Jahnplatz demonstriert. Nach Polizeiangaben verlief alles friedlich. Foto: Mike-Dennis Müller

 

 

 

Bielefeld (WB/mdm/sb). Als sie vom Putschversuch des Militärs in der Türkeigehört hatten, haben sich in der Nacht zur Samstag 220 Menschen zu einer spontanen Demonstration zusammengefunden. Auf dem Jahnplatz protestierten sie von 0.30 bis 2 Uhr lautstark. Auch am Samstagnachmittag fand noch eine weitere Demonstration statt. 200 Teilnehmer kamen zum Hauptbahnhof.

 

 

»Alles ist friedlich verlaufen«, bilanzierte Polizeisprecher Manfred Orlowski am Samstagmorgen nach der ersten Demo. Der Versammlungsleiter habe sich an die Vorgaben der Polizei gehalten. Verwarnungen mussten nicht erteilt werden.

Der 24-jährige Serkan Güngör war einer der Demonstranten. »Wir haben die türkischen Nachrichten verfolgt«, berichtete er. Als man dort von den Ereignissen erfuhr, habe man nicht nur Solidarität zeigen wollen. Die deutliche Botschaft solle auch lauten, dass man die »demokratischen Strukturen in der Türkei beibehalten« wolle. Viele der Protest-Teilnehmer hatten große Türkei-Flaggen dabei. Auch einzelne Transparente mit dem Portrait Erdogans und seiner Partei waren zu sehen.

Zwischenzeitlich hatten die Demonstranten angedacht, einen Protestmarsch zum Hauptbahnhof und wieder zurück zum Jahnplatz zu starten. Nach Rücksprache mit der Polizei vor Ort wurde die Idee aber wieder zurückgezogen. Laute Parolen wurden gemeinsam gerufen. Später begannen viele, die auf dem Jahnplatz auch geparkt hatten, mit einem lauten Dauer-Hupen.

Am Samstag von 15 bis 16.30 Uhr demonstrierten dann 200 Teilnehmer auf dem Bahnhofsvorplatz. Das Motto lautete: »Gegen den Putsch und für die Demokratie in der Türkei«. Auch diese Kundgebung sei spontan angemeldet worden, berichtet ein Polizeisprecher. »Auch hier ist alles friedlich verlaufen.«

Am Samstagmittag äußerte sich auch das Bündnis Islamischer Gemeinden Bielefeld – als Vertreter vieler Moscheevereine in der Stadt. Der Vorsitzende Cemil Sahinöz teilte mit: »Aufs Schärfste verurteilen wir den Putschversuch in der Türkei. Dieser Putsch geht nicht vom Militär aus, sondern von Untergruppen innerhalb des Militärs. Diese Anschläge sind nichts anderes als terroristische Anschläge. In der Türkei haben sich Millionen Menschen – partei-, kultur-, religion- und ethnieübergreifend – gegen den Putsch ausgesprochen. So gelten diese feigen und unmenschlichen Anschläge gegen die Freiheit und Demokratie des Volkes der Türkei. Die türkischstämmigen Bürger in Bielefeld rufen wir zur Besonnenheit und Einigkeit auf.«

 

Westfalen Blatt, 16.07.2016

http://www.westfalen-blatt.de/OWL/Lokales/Bielefeld/Bielefeld/2460606-220-Menschen-protestieren-in-der-Nacht-zu-Samstag-friedlich-auf-dem-Jahnplatz-weitere-Demo-mit-200-Teilnehmern-am-Samstagnachmitag-Spontane-Demonstrationen-gegen-Militaerputsch

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In der Türkei gab es in den 60ern, 70ern, 80ern und zuletzt 1997 Militärputsche. Beim Militärputsch in den 80'ern wurden 650.000 Menschen verhaftet und Tausende hingerichtet. Nun haben terroristische Untergruppen Freitagnacht einen weiteren Putsch versucht. Das Volk hat es aber diesmal nicht zugelassen und Millionen - egal welcher Kultur, Ethnie, Religion oder Partei - sind auf die Strassen gegangen und haben es verhindert.

(18.07.2016)

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[h=1]Putsch der Falschinformationen[/h]n-PUTSCH-TUERKEI-ERDOGAN-DEMOKRATIE-large570.jpg

 

An dieser Stelle würde ich wie öfters Malcolm X zitieren, lasse ich aber diesmal sein. An solchen Tagen wird mir immer deutlich, wie wahr seine Worte sind. Im Zeitalter der sozialen Medien wird es sogar noch deutlicher. Was ist passiert?

Es waren nicht einmal 48 Stunden nach dem missglückten Putschversuch in der Türkei vergangen, da hieß es in einigen sozialen Medien und Schlagzeilen „Was macht jetzt Erdogan? Wie wird er seine Macht ausnutzen? Alles eine Inszenierung Erdogans.“

Dabei hatte sich das türkische Volk erst einmal Solidarität und Verurteilung des Putsches erhofft. Denn in der Putschnacht gingen Millionen von Menschen in der Türkei auf die Straßen. Menschen aus allen Kulturen, Religionen, Ethnien und Anhänger aller Parteien waren auf den Straßen und verhinderten einen Putsch, der von einer Untergruppe innerhalb des Militärs ausging. Ich weiß nicht, ob es so etwas jemals in der Geschichte gegeben hat.

Viele können dies nicht nachvollziehen. Das türkische Volk hatte Jahrzehnte an den Folgen von Militärputschen gelitten. 27.05.1960, 12.03.1971, 12.09.1980 und zuletzt am 28.02.1997 wurde in der Türkei geputscht. Für viele kaum vorstellbar und bekannt. Am 27.04.2007 ging es ebenfalls in Richtung Putsch. Nun war aber Schluss. Niemand, aber auch wirklich niemand wollte einen Putsch. Bei dem Putsch 1980 wurden 650.000 Menschen verhaftet und Tausende hingerichtet. Das durfte nicht noch einmal geschehen. So gingen Millionen von Menschen auf die Straße und riskierten dabei ihr Leben und Leib für Demokratie und Freiheit. Einige starben dabei.

Leider wurde nicht ausführlich genug darüber berichtet, wie die Putschisten vorgingen. Nur um einiges zu nennen: Eins der Istanbuler Brücken sperrten die Putschisten und feuerten auf Zivilisten. Diese Zivilisten hatten keine Waffen, nichts womit sie sich schützen konnten. Sie gingen aber auf die Panzer los. Einige starben dabei. In Ankara gab es eine regelrechte Schlacht. Einige Kampfjets feuerten auf Zivilisten und schließlich auf das türkische Parlament. Unfassbare Bilder. Kaum auszuhalten. Dutzende Menschen starben. Der staatliche Fernsehsender TRT wurde Live gestürmt, die Moderatorin musste zitternd mit kreidebleichem Gesicht die Putschmeldung der Putschisten lesen. Die TV Sender Kanal D und CNN Türk wurden später ebenfalls von Soldaten mit Waffen gestürmt und es gab große Panik. Zivilisten stürmten die Gebäude der besagten drei TV-Sender und retteten die Geisel. Das Hotel, in dem sich der türkische Staatspräsident Erdogan befand, wurde bombardiert. All dies konnte man Live im Fernsehen beobachten. Es war kein Hollywood-Film. Verwandte und Freunde berichteten ebenfalls aus der Türkei. Man machte sich ernsthafte Sorgen. Die Türkei sollte wie in Ägypten geputscht werden oder wenigstens wie in Syrien im Chaos versinken.

Noch zur gleichen Zeit, nur wenige Stunden als der Putsch begann, berichtete eine hiesige Zeitung, Erdogan würde nach Deutschland fliehen und Asyl beantragen. Nein, das war keine Satire. Es war eine der seriösesten und bekanntesten Zeitungen. Obwohl kurz zuvor Erdogan Live im TV sagte, dass er sofort nach Istanbul fliegen und vor dem Volke treten wird, was er auch tat.

Dass Erdogan-Bashing hatte also sehr früh begonnen. Unverständlich. Man kann ja für oder gegen Erdogan sein, dass spielte für die Millionen Menschen in der Türkei aber keine Rolle. Es ging um eine terroristische Gruppe innerhalb des Militärs, die versuchte die Kontrolle des Landes zu übernehmen. Ja, diese Anschläge sind nichts anderes als terroristische Anschläge. So galten diese feigen und unmenschlichen Anschläge gegen die Freiheit und Demokratie des Volkes der Türkei. Das Volk, egal ob für oder gegen Erdogan, verteidigte sein Land und ja sie verteidigte damit auch den gewählten Staatspräsidenten Erdogan. Doch das spielte keine Rolle in diesem Moment, es ging um die Demokratie und Freiheit eines Landes. Sie verurteilten den Putsch.

Doch es ging plötzlich nicht mehr um den Putsch. Z.B. schrieb der Fox News Politikanalyst und ehemaliger Oberstleutnant Ralph Peters, dass der Putsch die einzige Chance war, den Islam (!) zu stoppen. Die Putschisten hätten in Wirklichkeit das Land retten wollen (!), kommentierte er den Putschversuch. Er erinnerte dabei auch an den Putsch von 1980. Zur Erinnerung, noch in der Nacht des Militärputsches von 1980 sagte der damalige US-Präsident Jimmy Carter: „Unsere Jungs haben es geschafft.“

Auch Tage später ging es mit Falschinformationen weiter. In den Sozialmedien tauchten Bilder von angeblich geköpften Soldaten auf. Dieser angeblich geköpfte gab später ein Interview im Fernsehen. Er lebte noch. Nichts war passiert. David Copperfield war hier nicht im Einsatz. Ein anderer, angeblich gelynchter Soldat sprach bei einer türkischen Presse davon, dass ein Bild von ihm von vor Jahren aus dem Internet gezogen und bearbeitet wurde. Er war an dem Tag nicht einmal unter den Putschisten, ja war nicht einmal ein Soldat, hatte seine Wehrdienstzeit schon längst beendet. Auf einem anderen Bild hieß es, eine Menschenmasse würde Soldaten foltern. Es stellte sich heraus, auch diese Soldaten wurden interviewt, dass die Menschenmasse die Soldaten in den Krankenwagen trug. Auch viele Bilder aus Syrien und Terroranschlägen auf türkische Soldaten in den Jahren 2006 und 2007 kursieren noch in den sozialen Netzwerken und werden als Türkei-Putsch-Bilder verkauft.

Die angeblichen enthüllenden WikiLeaks sind ebenfalls ein totaler Reinfall. Es sind fast ausschließlich Mails, die an die Info@ Adresse der AKP Adresse geschickt wurden. Dass heißt, es sind lauter Gruppenmails, Spam, Werbungen und Anfragen von Bürgern allerlei. U.a. ist z.B. auch eine Mailgruppe, die einen Aufsatz von mir an die Info-Adresse geschickt hat. Stellen Sie sich einmal vor, ihr Spamordner wird als „Enthüllung“ im Internet veröffentlicht? Was sagt das über Sie aus? Ja, nichts!

Die Verbreitung von Falschinformationen darf aber nicht verallgemeinernd auf bestimmte Presse zurückgeführt werden. Auch das ist fatal. Es sind z.B. nicht DIE deutschen Medien, DIE deutschen Journalisten, DIE amerikanischen Medien, DIE bestimmten türkischen Medien, DIE LÜGENPRESSE usw., die angeprangert werden können oder sollten. Es geht hierbei vielmehr um unseriöse und schlampige Arbeitsweise von bestimmten Personen – Journalisten sowie Nichtjournalisten, allen voran „Facebook“-Junkies. Meist sind es Personen, die sowieso einen Kampf der Kulturen herbei schwören, und bewusst Falschmeldungen produzieren und verbreiten. Diese vermeintlichen Islamexperten wurden in einer Nacht zu Türkeiexperten.

Auch auf Seiten der Putschgegner nehmen Falschinformationen in diesen Tagen wie ein Lauffeuer zu. Da werden z.B. in Deutschland Listen mit angeblichen Anhängern der Gülen Bewegung, denen vorgeworfen wird, den Putschversuch unternommen zu haben, versendet. Diese soll man vermeiden, ja sogar boykottieren und anzeigen. In vielen dieser Listen befinden sich Unternehmen, Einzelhändler, Menschen die im geringsten Nichts mit dieser Bewegung zu tun haben. Sie werden völlig zu Unrecht verurteilt und bloßgestellt.

Es kann nicht sein, dass aus Wut eine Legitimation für Bespitzelung, Gesinnungsschnüffelei oder sogar Gewalt entsteht. Wenn in einigen Moscheegemeinden steht „Hier dürfen Personen X nicht reinkommen“, dann ist diese Gemeinde alles andere als eine Moschee. Kollektive Stigmatisierungen sind ein Gift für das gesellschaftliche Zusammenleben.

Auf genau die gleiche Art und Weise werden im Moment Tausende von Menschen aus den verschiedensten Ministerien der Türkei entlassen, weil ihnen vorgeworfen wird, Gülen Anhänger zu sein. Es gibt jedoch hierzu keine Transparenz, keine bekannten Kriterien. Wer sagt, dass diese Menschen, der Gülen Bewegung angehören und/oder den Putsch mit verursacht haben? Hier bewegt man sich auf einem sehr dünnen Eis. Die Verurteilung von Putschisten muss auf dem Grundgesetz des Rechtsstaates erfolgen und nicht auf der Grundlage von Bespitzelung. Ja, Putschisten müssen verurteilt werden – auf die härteste Art und Weise, aber nein, Menschen können nicht nur auf Grund von Verdacht vom Dienst genommen oder verurteilt werden. Dies kann zu fatalen Folgen führen, wenn z.B. jeder jeden bespitzelt. Bei den oben genannten Listen ist das schon der Fall.

Auch die Forderung nach der Todesstrafe ist nicht realitätsbezogen. In der Türkei wurde diese 2001 abgeschafft und ist zu dem rückwirkend gar nicht möglich. Selbstverständlich sind die Menschen emotional geladen, wenn Teile des eigenen Militärs auf die Bevölkerung schießen, das heißt aber auch in diesem Fall nicht, dass man den Boden des Rechtsstaates verlassen darf.

Noch einige abschließende, kurze Worte zur Gülen Bewegung. Ausführliches hierzu findet sich in meinem Buch „Die Nurculuk Bewegung.“ Fethullah Gülen war in den 70´ern Teil der Nurculuk Bewegung. Trennte sich aber schnell von ihr und gründete seine eigene Bewegung, genannt die Gülen Bewegung. Weder Fethullah Gülen noch die Gülen Bewegung haben keinen Bezug zur Nurculuk Bewegung und sind auch kein Teil der Nurculuk Bewegung. Fethullah Gülen hatte von Anfang an das Ziel, den Staat zu unterwandern um ihn besser kontrollieren zu können. Dies führte dazu, dass in der Türkei ein Staat im Staat aufgebaut wurde, was konsequenterweise zu einem großen Konflikt führte. Daher ist die Gülen Bewegung nicht zu verharmlosen. Seine Anhänger gehen davon aus, dass Gülen der erwartete Mahdi ist und zeigen ihm daher kritiklos gehorsam. Sie sind bereit, alles für ihn zu tun. Die Aussagen der Putschisten belegen, dass es legitim ist, diese Bewegung zu verbieten. Auch in Deutschland stand die Gülen Bewegung vor einigen Jahren vor großer Kritik. Die Kritik ist jedoch vorerst auf Eis gelegt und wird mit Sicherheit in einigen Jahren wieder aufleben.

Angesichts dieser vielen Falschinformationen ist es umso wichtiger, dass für Einigkeit und Besonnenheit aufgerufen wird. Menschen mit Gewissen müssen dazu führen, dass in der Türkei nun die Menschen zusammenhalten und das Land auf Einigkeit aufgebaut wird. Das Volk, das einen Putsch verhindert hat, darf sich nun nicht gegenseitig bekämpfen.

In Deutschland müssen Brücken zwischen den Menschen wieder aufgebaut werden. Die sowieso politisch angespannten türkisch-deutschen Beziehungen dürfen sich nicht auf den Alltag der hierlebenden Menschen übertragen. Türken und Deutsche verbindet eine lange Tradition und Geschichte. Man kann immer verschiedener Meinungen sein, doch gegenseitige Beschuldigungen und Generalisierungen sind das letzte, was unsere Gesellschaft gebraucht.

Kriege und Gewalt in vielen Ländern der Welt machen mehr als deutlich, dass nur eine Politik der Herzen und der Liebe erfolgreich sein kann. Je mehr sich bestimmte Volksgruppen denunzieren, desto mehr vertieft man sich im Schlamm. Polarisierungen spalten. Rassismus und Hetze führt zu Elend. Gegenseitiges Verstehen und emotionales Verständnis sind wichtiger als je zuvor. Kein Kampf der Kulturen, sondern ein Freundschaft der Kulturen muss wieder verstärkt ins Blickfeld rücken.

Cemil Sahinöz, Huffington Post, 21.07.2016

http://www.huffingtonpost.de/cemil-sahinaz/putsch-der-falschinformat_b_11099094.html

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INVESTIGATIV & UNABHÄNGIG – MIT DER KRAFT DES INTERNETS

 

 

Erdoğan könnte Recht haben: Türkei-Putsch von NATO-Terrortruppe GLADIO organisiert?

 

Veröffentlicht am August 7, 2016**inGeopolitik**von*anonymous

 

5.7K

 

Von*anonymousnews

 

*

 

Man mag ihn hassen und als Buhmann aufbauen, aber der türkische Präsident Erdoğan hält den Europäern den Spiegel vor: Ihr werft mir vor, den Notstand auszurufen? Ich mache doch nur das Gleiche wie Frankreich. Ihr schreit auf, weil ich die Todesstrafe wieder einführen will? Ich tue nur, was euer großer Verbündeter, die USA, auch tut. Ihr glaubt mir nicht, dass »Gladio«, das geheime Untergrundnetzwerk der NATO, hinter dem Putschversuch am 15. Juli stand? Schaut doch in eure eigene Geschichte! Dummerweise hat er recht.

 

War der Putschversuch vom 15. Juli eine Aktion von »Gladio«, dem geheimen Untergrundnetzwerk der NATO? Nach diversen türkischen Medienberichten und auch nach Informationen, die ich selbst von Kontaktleuten erhalten habe, gibt es in der Türkei eine nach wie vor aktive Gladio-Struktur der NATO, die vor allem von den Briten und US-Amerikanern genutzt wird, um Einfluss auf das politische Geschehen in der Türkei zu nehmen.

 

 

Der türkische Journalist Özcan Tikit schreibt auf der Webseite Haberturk:

»Wenn erneut ein Vertrauensverhältnis mit den westlichen Institutionen geschaffen werden soll, muss Gladio in der Türkei aus dem Weg geräumt werden.«

 

Die regierungskritische investigative Webseite Odatv stuft den Putschversuch ebenfalls als Gladio-Werk ein, zu dem die Gülen-Bewegung gehöre. Dieses NATO-Netzwerk sei verantwortlich für zahlreiche politische Morde, die in den vergangenen Jahrzehnten in der Türkei verübt wurden. Der Chef der türkischen Heimatpartei, Doğu Perinçek, sieht Grund zum Jubel: In der Putschnacht sei die US-amerikanische Gladio-Struktur, die seit 70 Jahren in der Türkei aktiv sei, zerschmettert worden, sagte er gegenüber Ulusal Kanal.

 

Die Zeitung Milliyet vermutet, dass die USA die Türkei wirtschaftlich kontrollieren wollen. Das Gladio-Konzept und der Neoliberalismus gingen Hand in Hand und seien beide eine Gefahr für die Nationen.

 

Soll Gladio Europa zerstören?

 

Brisant ist die Aussage des ehemaligen Chefs des türkischen Polizeigeheimdienstes, Bülent Orakoğlu. Er sagte gegenüber den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass Gladio auch und vor allem in Europa aktiv sei.

 

»Zwischen den USA und der EU tobt ein wichtiger Wirtschaftskrieg. Die Entscheidung der Briten hat die EU an den Rand eines Zusammenbruchs gebracht. Die Anschläge in Frankreich stehen im direkten Zusammenhang mit der EU-Frage. Es gibt eine Kraft, die die EU auflösen will. Diese Kraft ist eine neue Form von Gladio, die ihre Operationen unter der Bevölkerung ausübt. Ich bin der Auffassung, dass es in Europa eine Gladio-Struktur gibt, die auf die Auflösung der EU hinarbeitet.«

 

Gladio – die NATO-Terror-Truppe

 

Während des Kalten Krieges schufen die USA in Europa Geheimarmeen. Diese sollten bei einer Invasion durch die Sowjets aktiv werden, um den Widerstand zu organisieren – daher auch ihr Name »Stay behind« (dahinter und im Hintergrund bleiben). Diese NATO-Geheimarmeen, die zum Gladio-Netzwerk gehörten, verübten in mehreren europäischen Staaten Terroranschläge und organisierten »Operationen unter falscher Flagge«, um die politische Landschaft gemäß den Interessen der USA zu formen.

 

So geht beispielsweise der Bombenanschlag auf den Bahnhof von Bologna vom 2. August 1980, der 85 Todesopfer und mehr als 200 Verletzte forderte, auf das Konto von Gladio. Ein Untersuchungsausschuss des italienischen Parlaments stellte fest:

 

»Diese Massaker wurden organisiert oder unterstützt von Personen in Institutionen des italienischen Staates und von Männern, die mit dem amerikanischen Geheimdienst in Verbindung standen.«

 

Im Interview mit Telepolis am 5. Januar 2015 erläuterte der Schweizer Historiker und Friedensforscher Daniele Ganser, dessen Buch*NATO-Geheimarmeen in Europa*für internationale Furore sorgte, dass Gladio vermutlich auch hinter dem Oktoberfestattentat steckte.

 

Der Terroranschlag am 26. September 1980 am Haupteingang des Oktoberfests in München hatte 13 Menschen getötet und 211 verletzt, 68 davon schwer. Der Anschlag gilt als schwerster Terrorakt der deutschen Nachkriegsgeschichte. Daniele Ganser:

 

»In Deutschland wurde 1990 von der Regierung Kohl die Existenz einer Stay-behind-Geheimarmee bestätigt. Das ist ein Fakt. Doch als man in den 1980er-Jahren das Oktoberfestattentat untersuchte, war die Existenz von Stay-behind noch nicht bekannt. Daher konnte man das damals auch nicht untersuchen, oder zumindest lag diese Piste sehr im Dunklen. Heute sind wir in einer besseren Situation. Man kann gezielt untersuchen, ob die Geheimarmee in den Anschlag involviert war, ob zum Beispiel Sprengstoff aus Stay-behind-Waffenlagern verwendet wurde oder ob der verstorbene Heinz Lembke ein Mitglied der Stay-behind-Geheimarmee war. Kurz nach dem Anschlag hatten ja Mitglieder der Deutschen Aktionsgruppen erklärt, Lembke habe sie immer wieder mit Waffen und Sprengstoff versorgt. Man müsste unbedingt den Sprengstoff, den man bei Lembke gefunden hat, mit jenem vom Oktoberfest vergleichen.«

 

Ganser nannte in jenem höchst aufschlussreichen Interview noch ein weiteres Beispiel für die Arbeit von Gladio: die Ukraine.

 

»Dort hat es am 20. Februar 2014 auf dem Maidan in Kiew ein Massaker durch Scharfschützen gegeben. Das Massaker führte zum Sturz von Janukowytsch und danach zum Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Ein Politologe in Kanada, Ivan Katchanovski, hat nun zu diesem 20. Februar geforscht und herausgefunden, dass vermutlich nicht Janukowytsch, sondern Verbündete der jetzigen Regierung hinter dem Anschlag stehen. Wenn das so stimmt, und das wäre ungeheuerlich, dann hätten wir hier ein sehr aktuelles Beispiel von False Flag Strategy of Tension, also genau dieser Technik, welche ich in meinem Buch zu den NATO-Geheimarmeen für den Kalten Krieg beschrieben habe.«

 

Dass also Gladio-Strukturen hinter dem Putschversuch am 15. Juli, wenn es denn tatsächlich einer war, standen, klingt höchst plausibel. Und dass Erdoğan nun gegen dieses Netzwerk vorgeht, ist verständlich.

 

Wir in Deutschland sollten uns nicht allzu bequem zurücklehnen: Es würde sich lohnen, die Anschläge der letzten Wochen einmal unter dem Gesichtspunkt der False Flag Strategy of Tension, also der »Falscher-Flagge-Strategie der Spannung« zu betrachten.

 

Leider sind wir dabei auf die spärlichen Informationen der alternativen Medien im Internet angewiesen, weil Behörden und Mainstream-Medien eine Mauer des Schweigens errichtet haben. Aber wir bleiben dran.

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