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Spiritueller Impfstoff gegen das Corona-Virus

In der Menschheitsgeschichte gab es immer wieder Epidemiemalin und Pandemien, bei denen Millionen Menschen starben.

Die bekannteste älteste Epidemie ist die Pest gewesen, die 3500 v. Chr. in ganz Europa herrschte. Wie viele Tote es damals gab, kann nicht bestimmt werden. Als die Pest 1346 bis 1353 noch einmal durch Europa, Asien und Afrika zog, starben 100-125 Millionen Menschen. Ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung verstarb damals an der Pest, daher wird sie auch als der Schwarze Tod bezeichnet. Bis zu Beginn des 19. Jhr. brach die Pest noch ca. 30mal in verschiedenen Regionen aus, z.B. 1708-1714 in Nord- und Osteuropa mit einer Million Toten, 1894-1912 in China und der Karibik mit 12 Millionen Toten.

Nicht nur die Pest, sondern auch andere Epidemien, wie z.B. die 1918-1920 die Spanische Grippe mit 27-50 Millionen Toten, 1961-1990 Cholera mit mehreren Millionen Toten, führten zu menschlichen Katastrophen.


Einige der Krankheiten konnten besiegt werden, einige gibt es weiterhin, jedoch nicht mehr in so großem Ausmaß oder in anderen Formen. Die aktuelle Corona-Pandemie (COVID-19, SARS-CoV-2) zählt seit November 2019 1,3 Millionen Tote.

Mehrere Unternehmen arbeiten derzeit an einem Impfstoff gegen das Corona-Virus. Einige Impfstoffe sind schon auf dem Markt und/oder werden bald eingeführt.

Impfstoffe führen allgemein dazu, dass das Immunsystem des Menschen gegen bestimmte Stoffe aktiviert wird. Daher gelten sie als vorbeugende Maßnahmen gegen verschiedene Krankheiten.

Der Mensch besteht jedoch nicht nur aus Körper und Leib. Nicht nur sein körperliches Empfinden, sondern auch sein seelisches Empfinden führen zu einer Krankheit oder Gesundheit. Oft beeinflusst die Psyche des Individuums seinen Körper, so dass z.B. Stress oder seelische Belastungen zu körperlichen Krankheiten führen.


Auch in Zeiten von Epidemien und Pandemien spürt der Mensch seelische Belastungen. Seine Psyche wird negativ beeinflusst. Auch wenn eine Pandemie vorüber sein sollte, können dann psychische Erkrankungen fortbestehen.


Daher ist es wichtig, nicht nur ein Impfstoff für den Körper, sondern auch für Geist und Seele einzunehmen, einen sogenannten spirituellen Impfstoff.


Diesen bietet der Islam auf verschiedene Art und Weisen an. Vor allem ist es aber die menschengerechte und seiner naturentsprechende Lebensweise, die zu einem Einklang zwischen Körper und Seele führt. Im Leben des Propheten Muhammed gibt es hierzu zahlreiche praktische Beispiele.


Als theologisches Gerüst findet man hierbei vor allem zwei Aspekte: Geduld (Sabr) und Gottvertrauen (Tawakkul).

Der Begriff der Geduld spielt in der islamischen Theologie und im islamischen Alltag eine wichtige Schlüsselrolle für die Bewältigung von Krisensituationen. Da damit das Vertrauen auf Gott symbolisiert wird, gilt sie als eine hohe Tugend und es gibt eine ausgiebige Literatur hierzu.

Als Beispiel für Geduld wird in der islamischen Literatur oft der Prophet Hiob, der auch „Held der Geduld“ genannt wird und der für seine Geduld gelobt wird (Koran, 38:44), herangezogen. Laut der Erzählung befand sich der Prophet Hiob in einem schwer erkrankten Zustand. Er zeigte solange Geduld, bis die Krankheit sein Herz und seine Zunge erreichten. Erst dann sprach er ein Gebet, nicht um seiner eigenen Gesundheit willen, sondern um weiterhin Gott anbeten zu können, da er befürchtete dies nicht mehr bewerkstelligen zu können, wenn sein Herz und seine Zunge von der Krankheit befallen werden würden. Daraufhin gewährte ihm Gott Gesundheit und lies ihm dadurch seine Barmherzigkeit spüren. Diese Geschichte Hiobs ist ein klassisches Narrativ und wird in Not- und Krisensituationen oft als Handlungsempfehlung wiedergegeben.

Hintergrund dieser Empfehlung ist, dass theologisch davon ausgegangen wird, dass sich alles mit göttlicher Gewalt und göttlichem Wissen vollzieht. Daher wird vor allem in Krisensituationen Gottvertrauen vorausgesetzt (Koran, 2:153, 21:83, 3:159, 40:44; 5:23, 33:3, 26:217-220; 25:58; 67:29; 4:81; 11:87-88; 10:71; 14:11-12, 8:2-4; Tirmidhi). Damit soll signalisiert werden, dass man sich dem göttlichen Willen unterordnet und Gott vertraut. Dabei soll man mit der „Verteilung“ Gottes, also mit dem, was einem Menschen im Leben trifft, zufrieden sein. Gott soll dem Gläubigen dabei Genügen (Koran, 65:3, 39:36).

Gottvertrauen erfordert in diesem Kontext auch zu erkennen, dass etwas, was der Mensch als gut betrachtet, in Wirklichkeit schlecht für ihn sein kann und umgekehrt (Koran, 2:216). Hinter Leid steckt demnach eine göttliche Weisheit (Bukhari; Tirmidhi, 2396). Glaube und Vertrauen sollen hierdurch geprüft werden. Wer geduldig ist, soll Erbarmen erlangen. Hingegen wird der Verlust der Kontrolle in Notsituationen (Bukhari, 1294) oder das Fixieren auf die Fehler der Vergangenheit (Muslim; Nawawi, 100) als Fehlverhalten betrachtet.

Gleichzeitig wird es als Gottesdienst angesehen, wenn man gegen Leid und Schmerzen Gottvertrauen und Geduld zeigt und hierfür Gott nicht anklagt. In Notsituationen auf die Hilfe Gottes zu warten wird ebenfalls als ein Gottesdienst bewertet (Şeybani, Dschamiu´s Sagir, 3; Nawawi, 2033). Wer in solchen Situationen Geduld zeige, dem sollen die Sünden getilgt werden (Şeybani, Dschamiu´s Sagir, 3, 1274) und er wird gelobt (Koran, 42:43). In der islamischen Literatur wird hierbei betont, dass der Geduldige mit Gott zusammen ist (Koran, 8:46, 2:153) und er für seine Geduld belohnt wird (Koran, 39:10; Bukhari, Merda, 7; Abu Ya’la; Tabarani). Das Endresultat von Geduld sei dann Erfolg (Koran, 3:200), denn mit Geduld in Notsituationen könne der Mensch sowohl seine weltlichen als auch jenseitigen Wünsche erlangen. Aus dieser Argumentation heraus, werden Geduld und Gottvertrauen zu Gottesdiensten.

Es wird also davon ausgegangen, dass Gott niemanden mit einer Not,
einer Last, einem Problem oder einer Krise belastet, die er nicht tragen kann (Koran, 65:7, 23:62, 7:42, 2:286) und daher die Belastungen bewältbar sind (Koran, 90:4). Angst, Hunger, Minderung an Besitz, Menschenleben oder Gaben werden direkt als Prüfungen Gottes erachtet (Koran, 2:155). Prüfungen sind durch Gottes Hilfe bewältbar (Koran, 2:185, 94:5-6), der Schlüssel hierfür sei die Geduld (El-Münâvî, Feyzü’l-Kadîr, 6:298; Acluni, Keşfu’l-Hafa, 2:21; Nawawi, 62). Die schwierigsten „Prüfungen“ hatten demnach die Propheten selbst zu erleiden. Nur so konnten Propheten, die sich als Menschen ebenfalls in Notsituationen befanden, Vorbilder für die gesamte Menschheit sein. Daher wird in Situationen wie z.B. Unglück, Krankheit, finanzielle Notlage oder auch Abschlussprüfungen Geduld erwartet und vorausgesetzt (Koran, 4:78, 2:177, 12:83; Ahmed bin Hanbal, 5/367; Al-Albani, 3859; Bukhari, 1283). Mit Gottvertrauen, ohne sich auf das Ergebnis zu fixieren, solle man die notwendigen Mittel zur Beseitigung eines Problems, wie z.B. den Arzt aufsuchen, die Medizin einnehmen oder für die Prüfung lernen, anwenden.

Geduld und Gottvertrauen sind jedoch keine Vertröstungen und Trauer ist nicht verboten. Der Muslim geht davon aus, dass das Leben insgesamt betrachtet eine Prüfung ist (Koran, 21:35, 2:214, 67:2) und der Mensch entweder mit Geduld oder Danksagung (Baihaqi; Muslim) geprüft wird. Sowohl Krankheiten als auch Situationen, in denen keine Krankheiten vorliegen, werden als Prüfungen bezeichnet. Dass heißt jedoch nicht, dass sich der Muslim nicht um eine Wiederherstellung der Gesundheit kümmert. Den Körper, welches als Eigentum des Schöpfers betrachtet wird, zu pflegen, gehört zu einer muslimischen Lebensweise. So können zum Schutz des Lebens die in Normalfällen geltenden Regeln übertreten werden (Koran, 24:61; 48:17). Damit ist Geduld keine Passivität oder Legitimation fürs Nichthandeln sondern auch eine aktive Handlung, Hilfe bei Gott und den von ihm erschaffenen Mitteln zu suchen.

In der islamischen Literatur wird Gottvertrauen auch als eine „Eingangsstufe“ zur Spiritualität bezeichnet. Studien zeigen die Signifikanz von Gottvertrauen als Bewältigungsstrategie bei der Reduktion von Angst oder Depression

Auf Grund dieser Überlegungen werden Geduld und Gottvertrauen zu zwei Verhaltensformen, die wie ein spiritueller Impfstoff eingenommen werden können. Der Mensch kann dadurch einen Zustand des inneren Friedens erreichen und sich von Stress und psychischen Belastungen befreien.

Dr. Cemil Şahinöz, IslamIQ, 29.11.2020

Literatur

  • Abu Ya´la (1984): Musnad. Damaskus: Dar Al-Ma´mun Litturath
  • Acluni (1982): Keşfu’l-Hafa. Beirut: k.A.
  • Ahmed bin Hanbal (1982): Musnad. Istanbul: Çağrı Yayınları
  • Al-Albani (1986): Sahih al-Jami al-Saghir. Beirut: Maktab al-Islami
  • Baihaqi (1990): Suabu´l-Iman. Beirut: k.A
  • Bukhari (1992): Sahih Bukhari. Istanbul: Çagrı Yayınları
  • El-Münavi (1971): Feyzü´l Kadir. Beirut: k.A.
  • Muslim (2014): Sahih-i Muslim. İstanbul: İrfan Yayınevi
  • Nawawi A. (1999, 2002): Riyad us-Salihin. Gärten der Tugendhaften. München: SKD Bavaria
  • Şeybani (2013): Dschamiu´s Sagir. Istanbul: Ocak Yayıncılık
  • Tabarani (1978): Al-Muʿjam. Bagdad: Al-Dar al-ʻArabiyah lil-Tibaʻah
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