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Kommt mir ziemlich bekannt vor, was dort berichtet wird...

 

Versteckspiel daheim

 

"Die entlarven uns sofort!" Wenn Türken in der Türkei Urlaub machen, ist das schnell alles - nur keine Heimreise.

 

Ob sie das durchhalten? Der Älteste ist erst 15, die jüngste gerade mal sieben Jahre alt. In dem Alter ist man noch nicht so abgebrüht; Kinder verplappern sich leicht… Aysun nimmt ihre drei Schützlinge noch einmal zu Seite. „Ich sags Euch noch mal: Da drinnen dann kein Wort deutsch! Ihr dürft nur Türkisch sprechen!“ Emre, Ogus und Banu nicken eifrig – dann durchschreiten sie im Gänsemarsch, zusammen mit den Eltern, den Eingang zur Hotel-Lobby. „Wenn die beim Check-In merken, dass wir aus Deutschland kommen, bezahlen wir sofort das doppelte,“ erklärt Aysun, „deshalb sagen wir einfach wir seien ein Lehrerehepaar aus Isparta – und schon kriegen wir den Preis für Einheimische.“

 

Schonmal von der Rose von Isparta gehört?

Mutter Aysun grinst, während sie die Geschichte am Brötchen-Tresen lehnend erzählt. Seit gut einem Jahr arbeitet sie in dieser Bäckerei im Berliner Stadtteil Charlottenburg. 1987 ist Aysun nach Deutschland gekommen. Mit 13 ist sie damals zu ihren Eltern gezogen, die schon seit 1978 in Berlin leben. Bis dahin ist Aysun - ein klassischer Fall - bei ihren Großeltern groß geworden, „in Isparta,“ sagt sie und kommt sofort ein bisschen ins Schwärmen. „Schonmal von der Rose von Isparta gehört? Das ist eine spezielle Züchtung von dort – wunderschön!“ Isparta ist gleichzeitig Stadt und Provinz im Südwesten der Türkei. Zwei große Binnenseen inmitten einer bergigen Landschaft geben der Region ihren Charakter, die im Land hauptsächlich für ihre Militärstandorte und Teppichwebereien bekannt ist.

 

Unsere Blicke verraten uns

„Meist fliegen wir so einmal im Jahr rüber. Zuerst nach Isparta, Freunde und Verwandte besuchen und von dort aus in Richtung Antalya und Strand.“ Der Trick mit dem Türkisch-Sprechen klappt dann auch meist nur in Antalya – wo die „echten“ deutschen Touristen einen ausreichenden Kontrast zu Aysun und ihrer Familie bilden. „Daheim in Isparta erkennen die uns sofort,“ sagt sie. „Ich hab mich immer gefragt, wie die das machen. Und weißt Du was? Die sagen, wir gucken uns immer so um, was es neues in der Stadt gibt; unsere Blicke würden uns verraten – und das stimmt!“ Aysun lacht. „Außerdem ist unsre Haut natürlich viel blasser, weil wir in Deutschland leben.“ Hier fühlen sich Aysun und ihre Familie dann auch zuhause.

So sehr, dass sie im vergangenen Jahr gar nicht in der Türkei waren, sondern in Frankreich.

Aysuns Traumziel: die USA. „Ob das Leben da anders läuft als in Berlin? Ich war noch nie da und würd gern wissen, wie’s ist!“

 

von Andreas Grigo

 

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