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Die Miradsch-Nacht aus Sicht des Islamgelehrten Said Nursi

Die Miradsch-Nacht ist eine besondere Nacht für die Muslime. Laut den islamischen Quellen wurde der Prophet Muhammed in dieser Nacht nach Jerusalem gebracht. Von dort aus stieg er in den Himmel. Hier begegnete er vielen Propheten, sah das Paradies und kommunizierte mit dem Schöpfer.

Diese Kommunikation ist in dem At-Tahiyyât-Gebet niedergeschrieben. Der Prophet sagte zum Schöpfer: „Ehre sei Allah und Anbetung und Heiligkeit.“ Der Schöpfer entgegnete ihm: „Friede sei mit Dir, o Prophet, und die Barmherzigkeit Allahs und Seine Segnungen.“ Daraufhin sagte der Prophet: „Friede sei mit uns und den frommen Dienern Allahs.“ Die Engel sagten dann voller Erstaunen über diese Kommunikation: „Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah, und ich bezeuge, dass Muhammad Sein Diener und Gesandter ist.“

Von der Himmelfahrt kam der Prophet mit drei Geschenken zurück: 1. Das 5-mal tägliche Gebet. 2. Die zwei letzten Verse der Sure Al-Baqara. 3. Der Eintritt ins Paradies für die Gläubigen.

Im Koran wird an verschiedenen Stellen von dieser Nacht berichtet:
„Gepriesen sei Der, Der seinen Diener des Nachts von der unverletzlichen Moschee zur fernsten Moschee führte, deren Umgebung Wir gesegnet haben, um ihm einige von Unseren Zeichen zu zeigen. Wahrlich, Er ist der Hörende, der Schauende.“ (Koran: 17,1)
„Wollt ihr ihm denn bestreiten, was er sah? Und wahrlich, er sah ihn noch ein zweites Mal. Bei dem Lotosbaum am äußersten Ende. Neben dem Garten der Geborgenheit, Als den Lotosbaum verhüllte, was ihn verhüllte. Da wich der Blick nicht aus, noch schweifte er ab. Wahrlich, er sah einige der größten Wunder seines Herrn!“ (Koran, 53:12-18)

In der islamischen Literatur gibt es zahlreiche Auslegungen dieser Nacht. Der islamische Gelehrte Said Nursi (1877-1960) ist einer der zeitgenössischen Gelehrten, die sich mit der Himmelfahrt in der Miradsch-Nacht beschäftigen.

Nursi behandelt das Thema im 31. Wort seines Werkes “Die Worte“ (S. 1007-1056). In der Einführung zum Thema schreibt Nursi, dass die Adressaten seines Textes Muslime sind. Dies ist insofern wichtig, da Nursi in seinem Text nicht auf “Beweise“ oder “Möglichkeiten“ der Himmelfahrt eingeht. Daher beschäftigt er sich mit vier Fragestellungen, die tatsächlich Muslime im Kontext der Himmelfahrt besprechen. Zunächst fragt er nach dem Sinn der Himmelfahrt. Im zweiten Abschnitt geht es um die Wahrheit hinter der Himmelfahrt. In der dritten Fragestellung beschäftigt er sich mit der Weisheit der Himmelfahrt. In der letzten Fragestellung geht es um die Früchte und Ergebnisse, welche die Himmelfahrt mit sich bringt.

Bei der Frage nach dem Sinn der Himmelfahrt, erläutert Nursi, dass sie eine Ausdrucksweise der Gottesfreundschaft des Propheten Muhammeds ist. Er bezeichnet dabei die Gottesfreundschaft als Weg über die Stufen der Annäherung zu Gott. Da der Prophet Muhammed „das geistige Bild der Schöpfung umwandelte und sie mit Licht erfüllte“ (S. 1015), sei er es auch, dem die Himmelfahrt, welches die höchste Stufe der Gottesfreundschaft darstellt, am meisten gebührt.

Über die Wahrheit hinter der Himmelfahrt schreibt Nursi, dass sie aus der Fahrt und der Reise des Propheten Muhammeds besteht. Der Schöpfer, der der Herrscher der Erde und der Himmel ist, und Macht über sie hat, ist in der Lage, seinem Geschöpf diese Reise in nur einem Augenblick zu ermöglichen. Der Prophet Muhammed reiste durch alle Ebenen und Bereiche der Schöpfung und sah dadurch die Herrschaft, Souveränität und den Willen Gottes. Ihm wurde die Ehre teil, direkt mit dem Schöpfer zu kommunizieren. Er machte diese Reise und sprach mit dem Schöpfer als Stellvertreter für alle Geschöpfe.

In der dritten Fragestellung geht es um die Weisheit, die hinter der Himmelfahrt steckt. Hier schreibt Nursi, dass der Schöpfer, diese Welt so erschaffen hat, „dass alles, was da ist, mit zahllosen Zungen Seine Vollkommenheit rezitiert und anhand so vieler Zeichen Seine Schönheit zeigt. Dieses Universum zeigt mit allem, was in ihm ist, wie viele verborgene geistige Schätze sich in jedem Seiner Schönen Namen finden und wie Subtiles in jeder Beziehung Seiner Heiligkeit verborgen ist“ (S. 1037). Alles Erschaffene im Universim gibt Gottes unendliche Vollkommenheit, Seine Namen und Seine Eigenschaften bekannt und bringt Seine Vollkommenheit, Seine Schönheit und die Wahrheit Seiner Namen zum Ausdruck. Um das gesamte Kompendium Seiner umfangreichen Schönheit und Vollkommenheit zu zeigen, erfordert es einen außerordentlichen Akt, wie z.B. die Himmelfahrt.

Im letzten Abschnitt geht Said Nursi der Frage nach, welche Früchte und Wohltaten die Himmelfahrt mit sich bringt. Vor allem, was es für die übrigen Gläubigen bedeutet. Der Prophet Muhammed konnte mit eigenem Auge die Gaben Gottes, die Engel, das Paradies, das Jenseits betrachten und die Schönheit der Schöpfung wahrnehmen. Er sah die Schatzkammern Gottes und brachte deren Schlüssel der Menschheit. Dies bezeichnet Nursi als eine wichtige Frucht der Himmelfahrt. Desweiteren bezeichnet er das rituelle Gebet (salat), welches an diesem Tag 5-mal täglich auferlegt wurde, als großes Geschenk der Himmelfahrt. Denn dieses rituelle Gebet gibt dem Gläubigen (dem Liebendem) die Möglichkeit, zu wissen, womit der Schöpfer (sein Angebeteter) zufrieden gestellt werden kann. Jedes rituelle Gebet wird dadurch, laut einem Hadith, zur Himmelfahrt eines jeden Betenden. Zudem wurde durch die Himmelfahrt deutlich, dass der Mensch die kostbarste Frucht des Universums ist. Seine Berufung als Khalif wurde hierdurch noch einmal bestätigt.

Auch der Frage, ob die Himmelfahrt körperlich oder nur seelisch stattfand, geht Nursi kurz nach. Hier beschreibt er, dass der Prophet Muhammed sowohl körperlich als auch seelisch die Himmelfahrt absolvierte und dass dies für den Schöpfer keine Schwierigkeit bedeutet.

Insgesamt gesehen ist Nursis Annäherung an das Thema ganz anders als die bekannten Kommentare, in denen es vor allem um das Narrativ geht. Nursi versucht hier, den Sinn und die Weisheit der Himmelfahrt zu verstehen und die Bedeutung für die Muslime herauszuarbeiten.

Dr. Cemil Şahinöz, Islamische Zeitung, 10.03.2021

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