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Gesellschaftliche Teilhabe statt Misstrauen - Experten rügen Umgang

der Politik mit den Muslimen

 

 

Berlin (epd). Bei der zweiten "Deutschen Islam Konferenz" am 2. Mai

geht es nach Angaben des Bundesinnenministeriums um eine bessere

"religions- und gesellschaftspolitische Integration" der Muslime.

Doch eine Expertengruppe kritisiert: Behörden und Politik kommen zu

wenig ihrer Verantwortung nach, diese Integration tatsächlich

voranzubringen.

 

Stattdessen lasten die Erwartungen nahezu vollständig auf der

muslimischen Bevölkerung selbst, heißt es in der Studie "Islam und

Identität in Deutschland" der renommierten "International Crisis

Group", die sich mit Analyse und Verhütung von Konflikten befasst.

Der Schaffung von "Parallelgesellschaften", Ausgrenzung und

Radikalisierung müsse entgegengewirkt werden, sind sich die Experten

einig. Sonst sei der soziale Frieden in Deutschland bedroht. Nach

Frankreich hat die Bundesrepublik den zweitgrößten muslimischen

Bevölkerungsanteil in Westeuropa.

 

Um Integration zu erreichen, muss sich nach Auffassung der Experten

vor allem die Grundhaltung der Politik ändern: Mehr Einbürgerungen

und mehr Teilhabe an der Gesellschaft erhöhten auch den Willen zur

Integration, ist die "International Crisis Group" überzeugt. Falsch

sei dagegen das Misstrauen, dass Migranten etwa mit

Einbürgerungstests entgegenschlägt, in denen sie beweisen müssten,

"deutscher als deutsch" zu sein. Die Experten rufen die CDU/CSU

explizit auf, die "unrealistischen und unvernünftigen" Anforderungen

zur Einbürgerung aufzugeben.

 

An die Islam Konferenz haben die Autoren des Berichts klare

Erwartungen. Statt sie mit Aufgaben zu "überfrachten", für die ihre

Mitglieder gar nicht zuständig seien, sollte sie sich allein auf

religiöse Fragen wie den Islamunterricht beschränken. Für soziale und

politische Fragen seien allein die politischen Parteien zuständig,

betonen die Experten und verweisen darauf, dass das Islam-Plenum

nicht demokratisch von den deutschen Muslimen gewählt wurde.

 

Ohnehin, so die Autoren, könne eine solche Konferenz kaum mehr als

ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Der Prozess des gegenseitigen

Verstehens und des Vertrauensaufbaus dauere länger als die zwei bis

drei Jahre, auf die die Konferenz angelegt ist. Grund für Optimismus

bestehe dennoch: Schließlich zeige Deutschlands Erfahrung, "dass eine

bedeutende muslimische Einwohnerzahl im Herzen Europas weder

gewalttätige islamistische Gruppen noch destabilisierende soziale

Unruhen hervorbringen muss".

 

Der International Crisis Group mit Hauptsitz in Brüssel gehören rund

130 Experten auf der ganzen Welt an. Unter ihnen sind Politiker wie

der frühere niederländische Ministerpräsident Willem Kok,

Ex-Außenminister Joschka Fischer sowie Botschafter, Journalisten,

Regierungsberater und Wirtschaftsvertreter.

 

 

Evangelischer Pressedienst (epd)

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