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Die technischen, religiösen und politischen Aspekte zur Urananreicherung Irans

 

Was Iran“experten“ und Atom“experten“ gleichermaßen verschweigen!

 

Der Konflikt, welche die EU gegen den Iran verschärft, hat u.A. eine wissenschaftlich-technische, eine religiöse und eine politische Komponente, und in keinem dieser Aspekte informieren die Main-Stream-Medien hinreichend.

 

Der Begriff „Experte“ hat in den letzten Jahren einen sehr unangenehmen Beigeschmack bekommen. Nachdem jeder Journalist, der einer Bauchtänzerin Geld in den Ausschnitt gesteckt hat, zum „Islamexperten“ wurde, sind jetzt die gleichen Journalisten plötzlich „Atomexperten“, weil sie ein Mal durch ein Lichtmikroskop schauen durften und glauben „Iranexperte“ zu sein, weil sie wissen, dass USAma bin Laden einen Turban trägt.

 

Dabei enthält der aktuelle Konflikt in aller Sachlichkeit betrachtet alle Aspekte, um Frieden in der Region und in der Welt anzustreben, wenn professionelle Politiker und Journalisten es nur wollten. Aber sie wollen offensichtlich nicht. Daher erlauben sich einige Amateurjournalisten in aller Sachlichkeit sich gegen jene mörderische Mediengewalt zu stellen, und die Fakten nachprüfbar offen zu legen; zudem soll eine Sprache verwendet werden, die auch derjenige verstehen kann, der nicht Chemie, Politik und Islamwissenschaft studiert hat:

 

Der wissenschaftlich-technische Aspekt

 

Uran ist ein natürliches chemisches Element, also ein Reinstoff, der mit chemischen Methoden nicht weiter zerlegt werden kann. Uran kommt in der Natur in Form von Erzen, also Gemischen unterschiedlicher Stoffe vor. Der Iran selbst verfügt über eigene Uranerze. Allerdings ist das in der Natur vorkommende Uran weder für den Bau einer Bombe noch für den Einsatz bei der Stromerzeugung in Kernkraftwerken tauglich. Genau wie andere Elemente auch tritt Uran in verschiedenen Isotopen auf. Vereinfacht dargestellt besteht ein Atom aus dem Atomkern mit positiv geladenen Protonen sowie ungeladenen Neutronen und einer Hülle aus negativ geladenen Elektronen.

 

Unterschiedliche Atome unterscheiden sich durch die Zahl der Protonen.Ein schweres Atom wie Uran hat z.B. mehr als 11 Mal so viele Protonen wie Sauerstoff. Die Isotope eines Atoms hingegen haben alle die gleiche Zahl von Protonen und Elektronen. Ein Isotop umfasst alle Atome eines Elements, die sich nur durch die unterschiedliche Anzahl von Neutronen im Atomkern unterscheiden. So haben alle Isotope von Uran die gleiche Zahl von Atomen und Elektronen, unterschieden sich aber in der Zahl der Neutronen. Dieser Aspekt ist von entscheidender Bedeutung zum Verständnis der Problematik und des aktuellen Konflikts:

 

Während ein Isotop des Uran, das U-238 genannt wird, sehr stabil ist, sind andere Isotope instabil und daher radiaktiv. Daher kommt Uran in der Natur auch nur in folgender Zusammensetzung vor [1]:

 

U-234 0,0055%

U-235 0,7200%

U-238 99,2745%

 

Für die Kernspaltung (unabhängig für welchen Zweck) wird das instabile Uran-Isotop U-235 benötigt. Natürliches Uranerz besteht aber nur zu ca. 0,7 Prozent aus dem spaltbaren Uran-Isotop 235 und zu ca. 99,3 Prozent aus dem nicht spaltbaren U-238. Um es in Kernkraftwerken zu nutzen, muss der U-235-Anteil künstlich auf etwa 3-5% Prozent erhöht, also "angereichert" werden. Für eine Nutzung als Atombombe ist eine Anreichung auf 60%-90% erforderlich. Für einen Atomsprengkopf mit fortgeschrittener Technologie benötigt man eine Menge von mindestens drei bis sieben Kilogramm Uran mit einem Anreicherungsgrad von über 90 Prozent.

 

Der Gesamtvorgang der Anreicherung ist äußerst umfangreich. Zunächst wird das Uranerz mechanisch zerkleinert. Anschließend folgen mehrere komplexe Trennschritte, bis andere Bestandteile des Erzes weitestgehend abgetrennt sind und Uran in fester Pulverform vorliegt. Diese pulverförmige Form des Urans wird aufgrund seiner Farbe als „Yellow Cake“ (Gelber Kuchen) bezeichnet. Aus zwei Tonnen abgebautem Erz werden in Uranmühlen ungefähr ein Kilogramm Yellow Cake gewonnen. Es besteht zu 70 bis 80 % aus Uran-Verbindungen wie Uranoxid – eine Verbindung des Urans mit Sauerstoff. Immer noch ist das Verhältnis von spaltbarem zu nicht spaltbarem Material genau so wie beim Ausgangsmaterial, nur dass jetzt die meisten Nicht-Urananteile abgetrennt werden konnten vom Erz. Das nun pulverförmig vorliegende feste Uranoxid wird mit dem Gas Fluor zur Reaktion gebracht und es entsteht das gasförmige Uranhexafluorid.

 

Diese bis hierher genannten Schritte erfolgen in der Anlage in Isfahan im Iran. Von der eigentlichen Urananreicherung kann bis hierher nicht die Rede sein, denn auch im vorliegenden Gas sind die Uranmengenverhältnisse die gleichen, wie im Ausgangsmaterial! Die IAEA will aber selbst diese Schritte dem Iran nicht gewähren.

 

Die eigentliche technische Problematik besteht darin, die Isotopen voneinander zu trennen.

 

Für die Trennung der Istope U-235 und U-238 nutzt man deren Gewichtsunterschied, welcher auch im gasförmigen Zustand existiert. Würde man z.B. das Gas in einem geschlossenen Raum ruhig stehen lassen, würden die schweren U-238 Moleküle zu Boden sinken bzw. die leichtern U-235 Moleküle aufsteigen. Allerdings würde jener Prozess aufgrund des extrem geringen Gewichtsunterschiedes Jahrhunderte dauern (einmal abgesehen davon, dass andere Phänomene es verhindern würden). Da die Erdanziehung für die Gewichtstrennung in diesem Fall nicht genügt, muss etwas nachgeholfen werden, und daher werden Zentrifugen eingesetz. Dabei wird das gasförmige Uranhexafluorid in einer fast reibungsfrei gelagerten Zentrifuge mit extrem hoher Umdrehung geschleudert. Die Zentrifugalkräfte sorgen dafür, dass das schwerere Isotop U-238 an die Außenwand gedrückt wird (und dort abgezogen werden kann) und die Konzentration des leichteren U-235 in der Mitte steigt.

 

Zu vergleichen ist das Verfahren mit einer Milchzentrifuge, in der Sahne von Milch getrennt wird. Der Unterschied liegt aber darin, dass Uranzentrifugen sowohl technisch als auch insbesondere materialtechnisch derart ausgeklügelte Systeme sind, dass es extrem schwer ist, sie zu erhalten. Für die bei Kraftwerksbrennstoff erforderliche Anreicherung auf zwischen drei und fünf Prozent werden etwa 20 solcher Zentrifugenstufen hintereinander geschaltet [2]. Um die notwendige Menge an Brennstofftauglichem Material in absehbarer Zeit zu erhalten, werden mehrere solcher Straßen parallel betrieben, so dass einige Hundert, wenn nicht gar Tausend Zentrifugen benötigt werden.

 

Für die Produktion von atomwaffenfähigem Material müssen dagegen mehrere tausend Zentrifugen hintereinander geschaltet werden so dass insgesamt ca. 50.000 Zentrifugen nötig wären!

 

Der Iran verfügt aber nur über 200 derartige Zentrifugen [3], kann diese derzeit nicht selber herstellen und müsste sie gemäß IAEA-Rechtlinien frei kaufen dürfen. Aber kein westliches Land ist bereit, diese Zentrifugen an den Iran zu verkaufen, was z.B. ebenfalls ein Bruch der IAEA-Rechtlinien ist. Um seine in Bau befindliche Reaktoren versorgen zu können, hat der Iran veraltete Zentrifugen aus Pakistan erworben, in denen vorher in Pakistan auch atomwaffenfähiges Material hergestellt wurde (Pakistan verfügt über Atomwaffen). Dieser Kauf wurde dem Iran als Bruch der IAEA-Richtlinien ausgelegt! Dabei wäre es nicht dazu gekommen, hätte Iran aus den ihnen gemäß Atomwaffensperrvertrag zustehenden Quellen kaufen können.

 

Um eine Atomexplosion auszulösen, bedarf es einer Mindestmenge an fast reinem Spaltstoff. Diese so genannte kritische Masse liegt bei 93-prozentigem U-235, abhängig von der Bombentechnik, zwischen 17 und 52 Kilogramm. Ein Bombenbau mit dreiprozentigem Reaktorbrennstoff gilt als unmöglich. Es ist in absehbarer Zeit für den Iran technisch absolut unmöglich, atomwaffenfähiges Material zu produzieren, selbst wenn sie alle bestehenden Anlagen in Betrieb nehmen und die Produktionskapazität verdoppeln würde (was derzeit ebenfalls unmöglich ist).

 

Ein sehr deutlicher technischer Hinweis darauf, dass es bei der Urananreicherung wirklich um die Energiegewinnung und um den Einsatz z.B. im medizinischen Bereich geht, liegt bereits in der Tatsache begründet, dass Uran verwendet wird! Die Atommächte USA und Russland nutzen als Bombenstoff nicht Uran, sondern in Spezialreaktoren produziertes Plutonium-239. Die kritische Masse dieses Stoffs beträgt nur vier Kilogramm, was kleinere und leichter zu bauende Bomben möglich macht. Wenn also der Iran Atomwaffen anstreben würde, und zudem nicht über die Raketenträgerkapazität der Großmächte verfügt, warum sollte sie dann ihre begrenzten Ressourcen auf eine veraltete Technik konzentrieren und nicht gleich die modernere anstreben?

 

Es gibt aber auch weitere Aspekte des technischen Fortschritts, der dem Iran offensichtlich verwehrt werden soll. Das auf der anderen Seite abgereicherte Uran, das bei der Anreicherung von U-235 zurückbleibt, dient zur Herstellung von sehr harten Stählen in der Flugzeugindustrie, kann aber auch im Panzerbau eingesetzt werden, alles Technologien, die man in einem Iran, dass man zu besetzen gedenkt, nicht gerne sehen würde!

 

Religiöse Aspekte

 

Was bei der gesamten Diskussion um die dem Iran vorgeworfenen Streben nach Atomwaffen gerne übersehen wird, sind die durchaus bedeutsamen religiösen Aspekte. Der Einsatz von Massenvernichtungswaffen ist im Islam verboten und wird im schiitischen Islam besonders deutlich ausgeschlossen. Das wurde bereits im Krieg Saddams gegen die junge Islamische Republik Iran deutlich, als jener mit Hilfe der westlichen Welt Chemiewaffen gegen den Iran und auch sein eigenes Volk angewandt hat. Die USA haben damals eine Verurteilung des Irak von dem UN-Sicherheitsrat verhindert! Dennoch hat der Iran nie mit Chemiewaffen zurück geschossen! Es sei daran erinnert, dass die Herstellung von Chemiewaffen extrem einfacher ist, als die Herstellung von Atomwaffen.

 

Das aber wohl deutlichste religiöse Argument ist ein religiöses Rechtsurteil, eine so genannte Fatwa, eines hohen Geistlichen. Kein geringerer als das Oberhaupt der Islamischen Republik Iran Imam Khamenei hat eine Fatwa erlassen [4], dass der Bau von Atomwaffen verboten ist! Solch ein Verbot ist nicht nur bindend für Iraner! Auch schiitische Atomforscher in z.B. Pakistan sind dadurch in arge Gewissenskonflikte geraten. Jene Fatwa ist die wohl sicherste Garantie, dass der Iran keine Atomwaffen anstrebt.

 

Einige „Experten“ werden jetzt wieder die so genannte „Taqiyya“ anführen, bei der Schiiten in arger Lebensnot oder der Gefahr der Ausrottung der Muslime sich unter sehr engen und definierten Voraussetzungen verstellen dürfen. Aber jene Voraussetzunge sind hier nicht annähernd erfüllt. In der 1400-jährigen Geschichte des Islam hat es keine einzige Fatwa gegeben, die den Bau einer Waffe verboten hätte, welche Taqiyya war! Es hat sogar noch nie überhaupt eine öffentliche Fatwa gegeben, die an alle Muslime verbreitet wurde (wie in diesem Fall), und sich später als Taqiyya herausstellte. Zudem ist ein geradezu unmöglich in einer öffentlichen Fatwa allen Wissenschaftlern den Bau von Atomwaffen und alle damit zusammenhängenden Dinge zu verbieten, und dann gleichzeitig mehreren hundert Wissenschaftlern es im Geheimen doch zu erlauben, ohne dass es herauskäme, zumal eine Fatwa von Imam Khamene´i kein anderer aufheben kann, als er selbst!

 

Dass hingegen die westliche Seite sich von Anfang an in jeder Sicht „verstellt“ hat, ist allein an der Verzögerungstaktik der EU nachweisbar. Und damit gelangt man auch zu den politischen Aspekten.

 

Politische Aspekte

 

Eine der Forderungen der EU an den Iran besteht in so genannten objektiven Garantien. Der Iran hat bereits so viele freiwillige Garantien gegeben – bis hin zur freiwilligen Kontrolle der Anlage in Isfahan, die gar nicht nötig ist – dass jene Forderung eher dazu dient, auf Zeit zu spielen und Iran den technischen Fortschritt zu verbieten. Es sei daran erinnert, dass nicht die EU durch iranische Soldaten bedroht ist, sondern der Iran durch US-Soldaten. Auch Soldaten von EU-Ländern befinden sich nach wie vor in einem völkerrechtswidrigen Feldzug gegen den Irak, also in unmittelbarer Nachbarschaft zum Iran. Welche Garantien kann denn die EU geben, die glaubhaft wären? Welche freiwilligen Leistungen hat die EU denn bisher als vertrauensbildende Maßnahme durchgeführt? Wie glaubhaft in ein Bündnis, dessen Mitglieder erst jüngst das Völkerrecht gebrochen und dabei zehntausende von unschuldigen Menschen getötet haben?

 

Der letzte Vorstoß der EU in der IAEA und die darauf aufbauende Resolution waren wohl der letzte Beweis für den Iran – selbst für Gegner der Islamischen Republik Iran – dass es hier nicht um die Verhinderung von Atomwaffen sondern um die Unterdrückung der Islamischen Republik Iran geht. So zumindest empfinden sie es! Unabhängig von diesem konkreten Konfliktfall wurde damit sehr viel Vertrauen und Respekt zerschlagen, und Europa – selbst Deutschland – dürfte jetzt einen schwereren Stand im Iran, und damit in der ganzen Region haben. Wird berücksichtigt, dass mit einer schwarzen Regierung in Deutschland früher oder später auch deutsche Soldaten in der Region zu erwarten sind, muss Deutschland sich geistig auf den Rücktransport von gefallen Soldaten vorbereiten.

 

Betrachtet man den aktuellen Konflikt im Gesamtzusammenhang von US-Imperialinteressen, so ist festzustellen, dass sämtlich Nachbarländer des Iran mehr oder weniger in US-Hand sind und überall US-Truppen stationiert sind. Es ist nicht die EU sondern der Iran, der sich objektiv bedroht fühlen müsste.

 

Ein weitere Aspekt könnte sich verheerend für den Bestand des Atomwaffensperrvertrages auswirken. Einmal abgesehen davon, dass die mächtigen Länder sich schon lange nicht mehr daran halten, sollte der Vertrag dazu dienen, dass Beitrittsländer durch den Beitritt Atomenergie für friedliche Zwecke nutzen dürfen, zwar unter Aufsicht, aber unabhängig von anderen. Wenn die Praxis aber in der Realität so aussieht, dass Länder, die dem Vertrag nicht beigetreten sind (wie z.B. Israel) nicht nur ungestört Atomenergie nutzen können sondern auch unbeanstandet von der westlichen Welt Atomwaffen besitzen können, hingegen beitretende Länder an der unabhängigen friedlichen Nutzung gehindert werden, dann hat der gesamte Vertrag keinen Sinn mehr.

 

All diese Argumente und noch viel mehr müssten den Verhandlungsführern bekannt sein. Umso unverständlicher ist es, dass es zu der aktuellen Situation kam. Die einzige mögliche Erklärung wäre, dass inzwischen auch die EU auf die US-Linie eingeschwenkt ist die Islamische Republik Iran zu vernichten.

 

Die Anhänger der Islamischen Republik Iran glauben, dass jener Staat der Vorbote zur Rückkehr des auch der Verfassung erwähnten Erlösers ist und der Staat unter dem besonderen Schutz Gottes steht. Die weitere Entwicklung wird zeigen, ob politisches Großmachtstreben, oder der Glaube an die Erlösung sich durchsetzen werden.

 

 

[1] http://www.seilnacht.com/Lexikon/92Uran.html

[2] http://www.dw-world.de/dw/article/0,1564,1412427,00.html

[3] http://derstandard.at/?url=/?id=2131929

[4] http://www.iran-daily.com/1384/2347/html/

 

 

____________________________

Quelle: Muslim-Markt

 

 

Mein Kommentar: Also, wenn ich den Atomstreit mit Iran aus dieser Sicht betrachte, dann meine ich auch, zu glauben, dass es Journalisten (und Politiker) gibt, welche nach Krieg dürsten. Anscheinend machen die das extra, damit sich ihre Publikationen gut verkaufen lassen und TV-Programme höhere Einschaltquoten haben (= Bringt mehr Geld). Das Gegenargumet "Wer hier nach Krieg dürstet, das ist nur der Iran selbst, ansonsten keiner!" halte ich nach obiger Klarstellung für haltlos und für nichts anderes als das Nachplappern von dem, was in den hiesigen Medien berichtet wird.

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