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Systemische Familienberatung im Kontext von Migrantenfamilien

Einleitung

In Deutschland leben rund 20 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Diese Menschen stellen eine große und vielfältige Gruppe dar, die aus unterschiedlichen Ländern, Kulturen und sozialen Milieus stammen. Für viele Migrantenfamilien ist die Familie ein wichtiger Bezugspunkt und Anker in der neuen Heimat. Das Familiensystem spielt eine zentrale Rolle in der Bewältigung von Migrationserfahrungen und der Anpassung an die deutsche Gesellschaft.

Systemische Familienberatung

Systemische Familienberatung ist eine psychotherapeutische Methode, die sich mit den Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Mitgliedern einer Familie befasst. Ziel der Beratung ist es, die Familie als System zu verstehen und zu stärken. Die Berater/innen gehen davon aus, dass jedes Familienmitglied einen Beitrag zu den Problemen der Familie leistet und dass die Lösung der Probleme nur gemeinsam gefunden werden kann.

Auf Grund dieser Sichtweise hilft die systemische Beratung, Konflikte in der Familie nachhaltiger und langfristiger zu lösen, die Kommunikation zwischen den Familienmitgliedern zu verbessern und die Resilienz der Familie zu stärken.

Migrantenfamilien und systemische Familienberatung

Die systemische Familienberatung ist für Migrantenfamilien besonders geeignet, da sie die Besonderheiten dieser Familien berücksichtigt. Viele Migrantenfamilien in Deutschland kommen aus Kulturen, in denen das Familiensystem sehr wichtig ist und die Gemeinschaft vor der Individualität steht. Die Familienmitglieder sind eng miteinander verbunden und unterstützen sich gegenseitig.

Daher kann die systemische Familienberatung Migrantenfamilien dabei helfen, die eigenen familiären Beziehungen zu verstehen und zu verbessern, mit den Herausforderungen der Migration umzugehen und die Integration in die deutsche Gesellschaft zu erleichtern.

Die Bedeutung des Familiensystems für Migrantenfamilien

Wie bereits erwähnt, ist in vielen Migrantenfamilien in Deutschland das Familiensystem ein wichtiger Orientierungspunkt und Schutzraum. Die Familie bietet den Mitgliedern Sicherheit und Halt in einer neuen und fremden Umgebung. Das Familiensystem hilft Migrantenfamilien dabei, die Herausforderungen der Migration zu bewältigen, wie z.B. Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede oder Diskriminierung.

Daher ist die Familie ein wichtiger Faktor für Migrantenfamilien, sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Sie hilft den Mitgliedern dabei, Werte und Normen zu erlernen und sich ein soziales Netzwerk aufzubauen.

Kompatibel mit Migrantenfamilien

Neben den oben genannten Gründen gibt es noch weitere Gründe, warum die systemische Familienberatung für Migrantenfamilien geeignet ist.

Zunächst einmal ist die systemische Familienberatung familienzentriert. Die Berater/innen sehen die Familie als Ganzes und berücksichtigen die Beziehungen zwischen den einzelnen Mitgliedern. Dies ist für Migrantenfamilien besonders wichtig, da das Familiensystem in diesen Familien oft eine zentrale Rolle spielt. Die Berater/innen helfen den Familien dabei, ihre Beziehungen zu verbessern und die Kommunikation zu stärken.

Die systemische Familienberatung ist ressourcenorientiert. Die Berater/innen gehen davon aus, dass jede Familie über Ressourcen verfügt, um ihre Probleme zu lösen. In Migrantenfamilien können diese Ressourcen z.B. in der starken familiären Bindung, in der gegenseitigen Unterstützung oder in den kulturellen Werten und Traditionen liegen. Die systemische Beratung zeigt den Familien, diese Ressourcen zu erkennen und zu nutzen.

Zudem ist die systemische Familienberatung lösungsorientiert. Die Berater/innen konzentrieren sich nicht auf die Ursachen der Probleme, sondern auf die Lösungsmöglichkeiten. Sie helfen den Familien dabei, neue Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Dieser Ansatz ist für Migrantenfamilien besonders geeignet, da sie im Alltag oft mit unvorhergesehenen Herausforderungen konfrontiert sind und schnell neue Lösungen finden müssen.

Die Flexibilität der systemischen Familienberatung ist ebenfalls ein wichtiger Grund, diese Methode bei Migrantenfamilien anzuwenden. Die Berater/innen passen die Beratung an die individuellen Bedürfnisse der Familie an. Dies ist wichtig, da Migrantenfamilien sehr unterschiedlich sind und unterschiedliche Erwartungen an die Beratung haben. Die Berater/innen sind offen für neue Ideen und Ansätze und sind bereit, sich auf die Bedürfnisse der Familie einzustellen.

Interkulturelle Kompetenz in Praxis der systemischen Familienberatung

Damit aber eine systemische Familienberatung in der Praxis mit Migrantenfamilien gelingt, müssen auch bestimmte Voraussetzungen auf Seiten der Berater/innen vorhanden sein.

Allen voran ist es wichtig, dass die Berater/innen über interkulturelle Kompetenzen verfügen, um die Besonderheiten der jeweiligen Kultur zu verstehen. Die Berater/innen müssen sich sensibilisieren, damit sie keine Vorurteile oder Klischees entstehen lassen. Sie müssen sich vergegenwärtigen, dass z.B. Selbstverständlichkeiten in der eigenen Kultur vielleicht gar nicht so selbstverständlich in anderen Kulturen sind. Hier ist also eine Selbst- und Fremdreflexion besonders wichtig.

Zur interkulturellen Kompetenz gehört es auch, dass die Berater/innen die Kultur der Familie wertschätzen und die Familienmitglieder als Experten für ihre eigene Lebenswelt betrachten. Auf diese Weise trifft man sich auf Augenhöge und die Beratung wirkt effektiver.

Auch kann es vom großen Vorteil sein, wenn die Berater/innen die Sprache der Familie sprechen oder zumindest über gute Übersetzungskenntnisse verfügen. Dies kann den Zugang erleichtern. Aber auch das Verständnis ist dadurch erleichtert, weil viele Menschen bestimmte Gefühle und Emotionen in der Muttersprache viel besser und genauer wiedergeben können.

Arbeitsmethoden in der systemischen Familienberatung

In der systemischen Familienberatung gibt es verschiedenen Methoden, die angewandt werden. Die Berater/innen führen mit den Familienmitgliedern Einzel- und Familiengespräche. Die Sitzungen können sowohl in Einzel- als auch in Gruppensitzungen durchgeführt werden. Die Dauer der Beratung hängt von den jeweiligen Bedürfnissen der Familie ab.

Die Berater/innen nutzen Systemische Aufstellungen, um die familiären Beziehungen sichtbar zu machen. Letztendlich geben sie den Familienmitgliedern auch Hausaufgaben, um die neu gelernten Fähigkeiten zu üben. Auch diese Methoden können den kulturellen Werten von Migrantenfamilien entsprechen.

Fazit

Die systemische Familienberatung ist eine wirksame Methode, um Migrantenfamilien zu unterstützen. Die Beratung berücksichtigt die Besonderheiten von Migrantenfamilien und kann den Familien dabei helfen, die Herausforderungen der Migration zu bewältigen und sich in die Gesellschaft zu integrieren.

Dr. Cemil Şahinöz, Islamische Zeitung, Mai 2025
https://islamische-zeitung.de/systemische-familienberatung-und-migration/

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