Webmaster Posted December 31, 2024 Share Posted December 31, 2024 Aus dem Risale-i Nur Gesamtwerk Harmonie des Lichts Kommentare zum Qur'an von Bediüzzaman Said Nursi in diesen Sammelband, der als eine Art arabisch verfasste ehrwürdige wohltemperierte (Mesnevi-i Sherif) Risale-i Nur gilt. Erster Punkt: "Weil der 'Alte Said' vor 40, 50 Jahren sich sehr viel mit Philosophie und Geisteswissenschaften beschäftigte, suchte er um des Wesens der wahren Erkenntnis (haqiqat-ul haqaiqe) willen seine Berufung ähnlich den Ordensleuten (ehl-i tariqat) und Grundlagenforschern (ehl-i haqiqat). Aber es genügte ihm nicht, so wie die meisten Ordensleute, einzig den Eingebungen seines Herzens zu folgen. Denn sein Geist und Verstand waren bis zu einem gewissen Grade von der Weisheit der Philosophen her angekränkelt und Heilung tat not. Darum wollte er einigen Großen unter den Grundlagenforschern (ehl-i haqiqat) folgen, die sich auf der Suche nach der Wahrheit sowohl nach ihrem Herzen als auch nach ihrem Verstand richteten. Er schaute sich um und sah, dass jeder einzelne unter ihnen seine besonderen Eigenarten hatte, von denen er sich angezogen fühlte. So blieb er denn unschlüssig, welchem von ihnen er folgen solle. Da erhielt er durch Imam Rabbani den verborgenen Wink: "Tauhid sei deine Qible! (tauhid-i qible et)", das heißt: "Folge nur einem einzigen Meister!" Da kam es dem alten Said in das weitwunde Herz: Der wahre Meister ist der Qur'an. Tauhid-i Qible geschieht durch diesen Meister. So begann er unter der Rechtleitung (irshad) nur dieses heiligen Meisters sowohl mit dem Herzen als auch mit dem Verstand auf eine recht bemerkenswerte Weise den "Weg" (suluk) zu gehen. Ein rastlos-ruheloser Geist (nefs-i emmare) zwang ihn dazu, sich innerlich wie wissenschaftlich durch Ungewissheit und Zweifel hindurchzukämpfen. Nicht mit geschlossenen Augen, sondern wie Imam Ghazali, Maulana Djelaleddin und Imam Rabbani die Augen des Herzens, Sinn und Verstand geöffnet, wandelte er dort, wo die Ekstatiker (ehl-i istighrak) die Augen des Verstandes geschlossen haben, offenen Auges auf diesen Stufen. Gott der Gerechte sei unendlich gelobt, dass er durch die Belehrung und Rechtleitung (irshad) des Qur'an den Weg der Wahrheit gefunden hat. Denn der alte Said zeigte durch die Risale-i Nur des neuen, dass er zur Wahrheit des Wortes: وَ فِى كُلِّ شَىْءٍ لَهُ اٰيَةٌ تَدُلُّ عَلٰٓى اَنَّهُ وَاحِدٌ {"Jedes Ding trägt ein Zeichen, das die Einheit Gottes beweist."} gelangt war. Zweiter Punkt: Hatte er wie Maulana Djelaleddin, Imam Rabbani und Imam Ghazali versucht, Herz (qalb) und Verstand miteinander in Einklang zu bringen, so versuchte er nun vor allen Dingen Geist und Gemüt (qalb) von den Wunden zu heilen und seiner Seele vor Irrtum und Einbildung Rettung zu verschaffen. Gott sei Lob, Preis und Dank (lillahilhamd), dass Er so den Alten Said in den Neuen Said verwandelt hat. So wie diese Mesnevi, dessen Original persisch verfasst und später ins Türkische übersetzt wurde, so verfasste auch er gleich einer Art Mesnevi Abhandlungen "Qatre (Tropfen)", "Hubab (Wellen)", "Habbe (Korn)", "Zuhre (Morgenstern)", "Zerre (Stäubchen)", "Shemme (Spur)", "Shu'ule (Flamme)", "Lem'alar (Blitze)", "Reshalar (Tropfen)", "Lasiyyemalar (Besonderheiten)", in arabischer sowie "Nokta (Punkt)", und "Lemaat (Blitze)" in türkischer Sprache, jede ganz kurz zusammengefasst. Fand er eine Möglichkeit dazu, ließ er sie auch drucken. Es war fast ein halbes Jahrhundert vergangen, seit seine Berufung in der Risale-i Nur ihren Niederschlag gefunden hatte. Aber statt nur innerlich einen Kampf gegen sich selbst und den Teufel zu führen, wurde ihm die Risale-i Nur zu umfangreichen und allgemeinen Arten von Mesnevi, nach außen gerichtet gegen die Philosophen, die auf Irrwegen gehen und zum Wohle für diejenigen, welche ihrer bedürfen und noch unschlüssig sind. Dritter Punkt: Der Neue Said hatte mit seinen Disputationen bereits seine Begierden und den Teufel (nefs ve sheytan) vollständig besiegt und zum Schweigen gebracht; sowie nun auch die Risale-i Nur die verwundeten Schüler der Wahrheit in nur kurzer Zeit heilte, so bringt in gleicher Weise auch (diese Mesnevi) die Leute des Unglaubens und des Irrtums vollständig zum Schweigen, und somit gilt dieser Sammelband eines Arabischen Mesnevi als eine Art Kern und Pflanzbeet der Risale-i Nur. Der Kampf dieses Bandes insbesondere gegen die Begierden im eigenen Inneren und den Teufel (nefs ve sheytan) befreit vollständig von allen Zweifeln (shübehat) unserer eigenwilligen Seele (nefs-i emmare) und allen Teufeln in Dschinnen- und Menschengestalt (sheytan-i djinni ve insi). Was aber die (uns hier vorliegende) Information (malumat) betrifft, so gibt sie uns eine wissenschaftlich gesicherte ('ilme-l'yaqin), eine augenscheinliche Sicherheit (ayne-l'yaqin) im Grade einer solchen Sicherheit (itminan) und Überzeugung (kanaat), so als wären wir selbst als Zeugen (mesh'hudat) mit dabei gewesen. Vierter Punkt: Da der Alte Said mit sehr tiefsinnigen Fragen zu den Lehren über Weisheit und Wahrheit (ilm-i hikmet ve haqiqat) beschäftigt war, mit großen Gelehrten (ulema) über solch tiefsinnige Fragen disputierte, und entsprechend dem Grade des Verständnisses seiner alten Schüler schrieb, welche an ihrer Medresse bereits einen Hochschulunterricht genossen hatten, und da der Alte Said diesen Sammelband entsprechend dem, was sich in ihm in seinen Gedanken und in seinem Herzen (qalb) entfaltete, nur so schrieb, wie er es selbst verstand, und zwar in ganz besonders kurzen Sätzen und ebenso kurz gefassten Ausdrücken, mit Hinweisen, die nur in kurzen Worten langatmige Wahrheiten (haqiqat) wiedergaben, weshalb selbst noch scharfsinnige Gelehrte (alim) einen Teil davon nur noch schwer verstehen können. Hätte er diese Dinge stattdessen ausführlich erläutert, hätte er damit eine bedeutende Aufgabe der Risale-i Nur vorweg genommen. Mit anderen Worten: Diese Mesnevi wurde zu einem Pflanzenbeet, das wie die Turuk-u hafiye (= still und leise) ins Innere der eigenen Seele (enfusi) hineinwirkt. Ihr gelang es, im Inneren von Geist und Gemüt (qalb) einen Weg aufzutun. Aus der Mesnevi wurde die Risale-i Nur, aus dem Pflanzenbeet ein Garten, mit dem Blick sowohl ins Reich der Seele, als auch - wie bei den meisten Richtungen der Turuk-u Djehriye (= offen und laut) - zum Horizont eines äußeren Kreises und öffnete (mit großer Begeisterung) überall einen breiten Weg zur Erkenntnis Gottes (marifetullah). Gleich Moses, mit dem der Friede sei, mit seinem Stabe, schlug diese Mesnevi überall Wasser aus dem Felsen. Der Geist, den diese Risale-i Nur atmet, folgt nicht der Methode der Weisen und Gelehrten (hukema ve ulema), sondern öffnet durch ein verborgenes Wunder des Qur'an in allen Dingen ein Fenster zur Erkenntnis. Er hat das Geheimnis, welches dem Qur'an zu eigen ist, so erfasst, dass er die Arbeit eines Jahres in einer Stunde bewältigen könnte. Deshalb wurde er auch in dieser fürchterlichen Zeit in zahllosen Angriffen der Unbelehrbaren (ehl-i inad) niemals besiegt, sondern hat sie selbst besiegt! Fünfter Punkt: In einer Zeit, in der der Alte Said sich in den Neuen Said verwandelte, hat er, obwohl doch Tausende von Wahrheiten innerhalb hunderterlei Wissensbereiche es wert wären, jede für sich allein Thema für eine Abhandlung zu sein, dennoch jede Wahrheit, die so wichtig war eine ganze Abhandlung zu umfassen, als dieser Said sie verfasste, sie am Anfang eines jeden Themas in ein paar Zeilen, manchmal auf einer Seite und manchmal in ein, zwei Absätzen erwähnt und sie mit dem Ausruf: "Wisse!" (i'lem) versehen. Damit wurde ein jeder Ausruf: "Wisse!" sozusagen zur Chiffre einer Abhandlung. Des Weiteren beziehen sich diese, mit dem Ausruf: "Wisse!" gekennzeichneten Absätze nicht aufeinander und wurden wie ein Inhaltsverzeichnis verschiedener Wissensbereiche und Wahrhheiten (haqiqat) aufgelistet, weswegen diejenigen, die diesen Band lesen, diese fünf Punkte dabei im Gedächtnis behalten und diese (sehr persönlich gehaltenen Notizen) nicht kritisieren sollten. Said Nursi * * * Blitze (Inhaltsgleich mit dem Zweiundzwanzigsten Wort der Risale-i Nur) بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّحِيمِ ٭ اَللّٰهُ خَالِقُ كُلِّ شَىْءٍ وَ هُوَ عَلٰى كُلِّ شَىْءٍ وَ كِيلٌ ٭ لَهُ مَقَالِيدُ السَّمٰوَاتِ وَاْلاَرْضِ ٭ فَسُبْحَانَ الَّذِى بِيَدِهِ مَلَكُوتُ كُلِّ شَىْءٍ ٭ وَ اِنْ مِنْ شَىْءٍ اِلاَّ عِنْدَناَ خَزَآئِنُهُ ٭ مَامِنْ دَآبَّةٍ اِلاَّ هُوَ اٰخِذٌ بِنَاصِيَتِهَا {"Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Allbarmherzigen. Gott ist der Schöpfer aller Dinge und Er ist aller Dinge Sachwalter. Sein sind die Schlüssel der Himmel und der Erde." (Sure 39, 62-63) "Gepriesen sei der, in dessen Hand die Herrschaft über alle Dinge (ruht) und zu Ihm werdet ihr (dereinst) zurückgebracht." (Sure 36, 83) Und nichts gibt es unter den Dingen, wovon Wir nicht einen Vorrat hätten. Davon senden Wir nur eine bestimmte Menge herab." (Sure 15, 21) "Es gibt kein Tier, das Er nicht am Schopfe hielte. Wahrlich, mein Herr ist (im Gegensatz zum Menschen) auf dem geraden Weg." (Sure 11, 56)} Oh du Gottvergessener (ghafil), Unwissender (djahil), der du die Dinge und die Ereignisse, die als Ursachen in Erscheinung treten, auf Ursachen zurückführst. Die Ursachen, die du für Eigentümer hältst, sind gar keine Eigentümer. Der wahre Eigentümer ist die urewige Macht (qudret-i edheliye), die hinter ihnen am Werk ist. Sie sind nur beauftragt, die wahren Wirkungen, die von jener Macht (qudret) herrühren, bekannt zu machen und aufzuzeigen, d.h. der Bereich der Ursachen ist wie das Sekretariat einer Regierung; die Verkündung der von oben erteilten Befehle geht von diesem Amt aus; denn Würde und Größe (izzet ve azamet) verlangen nach der Verborgenheit (perdeyi = Schleier). Einheit und Majestät (tauhid ve djelal) lehnen jede Teilhaberschaft ab und schreiben die Auswirkungen nicht den Ursachen zu. In der Tat gibt es Beamte des Ewigen Sultans, doch sind sie keine Mitwirkenden, die an Seinem Königreich und Seiner Herrschaft (saltanat ve rububiyet) teilhaben könnten. Die Aufgabe dieser Beamten ist vielmehr die der Ausrufer, die das Wirken der Göttlichen Allmacht (qudret) bekannt machen. Oder es sind diese Beamten ministerielle Beobachter, die ihren Fähigkeiten entsprechend mit ihrem Gehorsam und in Ergebenheit gegenüber den kosmischen Befehlen, denen sie Folge leisten, eine Art Gottesdienst verrichten, d.h. dass die Ursachen einzig und allein als eine Art von Werkzeugen da sind, um die Würde der Göttlichen Allmacht (qudretin izzet) und die Majestät Seiner Herrschaft (rububiyetin hashmet) sichtbar werden zu lassen. Dem gegenüber aber sind sie nicht die Helfer, die dazu gekommen sind, einer Macht in ihrer Schwäche und Bedürftigkeit zu Hilfe zu eilen. Was aber die Beamten der Könige unter den Menschen betrifft, so sind sie Helfer und Partner, die notgedrungen ernannt werden müssen, um ihren Königen in ihrer Bedürftigkeit und Schwäche beizustehen. Daher kann man die Beamten Gottes nicht mit den Beamten unter den Menschen vergleichen. Nur diejenigen die gottvergessen und unwissend (ghafil ve djahil) sind, beginnen über Gott den Gerechten (Djenab-i Haqq) zu klagen und sich zu beschweren, weil sie die Weisheit (hikmetler) und Schönheit (güzellikler) hinter den Ereignissen und Geschehnissen nicht erkennen können. So sind denn die Ursachen dazu da, diesen Klagen und Beschwerden als Zielscheibe zu dienen. Denn der Fehler wird nun diesen zugeschrieben, auf deren Versagen zurückgeführt. Um dieses Geheimnis in Form eines feinsinnigen Beispiels darstellen zu können, wird dieses Gleichnis aus der geistigen Welt (temsil-i manevi) angeführt: Hazret-i Azrail (der Todesengel), mit dem der Friede sei, sagte einmal zu Gott dem Gerechten: "Wegen meiner Aufgabe, die Seelen abzuholen, werden sich Deine Diener und Verehrer bei mir beklagen, mir deswegen zürnen." Gott der Gerechte entgegnete ihm in der Sprache Seiner Weisheit (lisan-i hikmet): "Ich will, dass zwischen dir und meinen Dienern und Verehrern ein Schleier aus Unglücksfällen und Krankheiten sei, sodass sich ihre Klagen gegen diese richten, dir aber nicht zürnen sollen." So siehe denn, wie die Krankheiten zu einem Schleier geworden sind. Sie sind es, auf die man alle Bitternis, die man im Tode empfindet, schieben kann; doch liegt die Wahrheit über die Abberufung der Seelen in der Weisheit und Schönheit (hikmet ve güzellik), die mit der Aufgabe Azrails, mit dem der Friede sei, verbunden ist. Desgleichen gilt, dass auch Hazret-i Azrail selbst ein Schleier ist. Auch er dient dazu, Ursache mancher Umstände zu sein, die bei der Abberufung der Geister äußerlich gnadenlos (merhametsiz) und der vollendeten Barmherzigkeit Gottes (rahmetin kemal) nicht zu entsprechen scheinen. Er ist es, der dieses Amt wahrnimmt und somit der göttlichen Allmacht (qudret-i Ilahiye) als ein Schleier dient. Es erfordern die Würde und Größe Gottes (izzet ve azamet) in der Tat, dass die Ursachen vor dem Auge der Vernunft als Schleier über der Hand der Allmacht Gottes (qudret) liegen sollen... Die Einheit und Majestät Gottes (tauhid ve djelal) erfordern, dass die Ursachen ihre Hände aus dem eigentlichen Wirken Gottes heraushalten sollen... Anmerkung Meine lieben Mitgefährten! Zur Einheit Gottes (tauhid) gelangt man auf zweierlei Wegen: Der erste Weg zur Einheit (tauhid) ist der, einer simplen Erkenntnis (amiyane), die besagt: "Gott hat keinen Partner und das All ist Sein Besitz (mulk)." Diejenigen, die diese Art der Erkenntnis der Einheit haben, haben Angst, mit ihren Gedanken der Gottvergessenheit (ghaflah) und dem Irrglauben (dalalet) zu verfallen. Der zweite Weg zur Einheit (tauhid) ist der, einer wahrhaftigen Erkenntnis (haqiqi), die besagt: "Gott ist ein Einziger, Sein ist das Reich (mulk), Sein ist jegliche Existenz (vudjud), Sein ist jegliches Ding." Diejenigen, die diese Art der Erkenntis besitzen, verfügen über eine unerschütterliche Überzeugung (itikad). Sie können über allen Dingen das Siegel Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) erschauen, von den Gesichtern aller Dinge Seinen Stempel ablesen und auf ihnen Sein Mal erkennen. Auf diese Weise besitzen sie eine allumfassende Erkenntnis (melekesi malik) der Göttlichen Einheit (tauhid), mit der sie sich in Seiner Allgegenwart (huzur) befinden, wodurch sie sich vor den Angriffen des Irrglaubens (dalalet), aller Ängste und Wahnvorstellungen retten können. Einige Stufen dieses zweiten Weges zur Einheit, auf denen uns der Weise Qur'an geleitet hat, möchten wir mit ein paar Blitzen erläutern: Der erste Blitz: Seht her! Das Antlitz eines jeden Kunstwerks (masnuun) ist mit einem Siegel geprägt, das einzig dem Schöpfer (Khaliq) zu eigen ist, der alles erschaffen hat. Und das Gesicht eines jeden Geschöpfes (makhluqun) trägt Seinen Stempel und dieser Stempel findet sich einzig und allein in Händen des Künstlers (Sani'), der alle Dinge geschaffen hat. Und am Ende eines jeden Briefes aus einer ganzen Reihe von Briefen, welche die Allmacht Gottes (qudret) verteilt hat, findet sich jenes Siegel, das man nicht nachmachen kann und das nur dem Urewigen Sultan (Sultan-i ezel ve ebed) zu eigen ist. Betrachten wir das Wunder eines solchen Siegels, wie es unter allen Siegeln nur über dem Leben (hayat) erglänzt. Durch das Leben entstehen aus einem Ding sehr viele Dinge. Sie werden erschaffen, so wie auch aus sehr vielen Dingen auf Befehl ihres Herrn (emr-i Rabbani) ein einziges Ding (vahid) wird. Obwohl z.B. das Wasser als ein Urelement eins (vahid) und unzählbar ist, entstehen dennoch sehr verschiedene Lebewesen, die in der Hauptsache aus Wasser bestehen, aus einem Tropfen Sperma, das dem göttlichen Erschaffungsplan entsprechend zu vielen Gliedern und Organen heranwächst. Aus vielen verschiedenen Speisen und Früchten, die in unseren Magen gelangen, erschafft der erhabene Schöpfer (Khaliq-i Taala) unseren Körper, gestaltet daraus einen einzigen Körper. Ein Mensch, der auf diese Weise nachdenkt, versteht also nun - soweit er über Herz (qalb) und Verstand (aql) verfügt und ein Gewissen (shu'ur) hat - wie aus einem Ding, das erschaffen wurde, viele Dinge hervorgehen und wie sich vielerlei Dinge in ein einziges Ding verwandeln, die alle nur dieses eine Siegel tragen, das dem Künstler (Sani) zu eigen ist, der ein jedes Ding erschaffen (idjad) hat und der ein jedes Ding gestaltet. Zweiter Blitz: Betrachtet also nun unter den zahllosen Stempeln einmal jenen einen Stempel des Lebens, der den beseelten Geschöpfen (djanli makhluqat) aufgeprägt ist! Ein lebendes Geschöpf (djanli bir makhluq) ist in der Tat in seiner Vielseitigkeit ein kleines Beispiel des Weltalls, die schöne und wohlschmeckende Frucht am Baume dieser Welt (alem), der Kern allen Seins (vudjud) und Wesens, den Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) als ein Beispiel für so viele Welten in diesen Kern hineingelegt hat. Es ist, als sei dieses Lebewesen ein Punkt oder Tropfen, herausgefiltert aus allem Sein und aus einer vielseitigen Ordnung heraus mit großer Weisheit (hakimane) dazu bestimmt. Daher kann man auch die Erschaffung eines Lebewesens keinem anderen Ding zuschreiben, außer Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq), der mit nur einem Griff über die ganze Welt (kainat) verfügt. Eine Person, die ihren Verstand noch nicht verloren hat, wird, wenn sie eingehend darüber nachgedacht hat, am Ende in der Tat einsehen: Der, welcher z.B. eine Biene zu einer ganzen Liste von so vielen Dingen gemacht, der dem Wesen eines Menschen die meisten Themen aus dem Buch des Kosmos (kainat) eingeschrieben, der in den Kern einer Feige das Programm eines ganzen Feigenbaumes eingetragen, der das Herz eines Menschen zu einem Beispiel und zu einem Fenster für tausenderlei Welten (alem) gemacht hat, der im Gedächtnis des Menschen seine Lebensgeschichte in all ihren Einzelheiten und Zusammenhängen darzulegen versteht, kann einzig und allein der Schöpfer (Khaliq) sein, der jedes Ding gemacht hat. Und der, dem der Stempel gehört und dem allein er für all dies zur Verfügung (tasarruf) steht, kann einzig und allein der Herr der Welten (Rabb-ul Alemin) sein. Dritter Blitz: Hier wollen wir nun ein Beispiel unter den zahllosen Ornamenten und Merkmalen von diesem Stempel des Lebens darstellen, mit dem Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) die lebenden Wesen prägt. Es ist dies wie folgt: Es zeigt sich der Abglanz der Sonne - angefangen von einem Wassertropfen oder einer Glasscherbe bis hin zu den Planeten auf einem jeden Gegenstand - findet sich auf ihnen, gleich einer Erscheinung der Sonne, als die der Sonne eigene Prägung im Hochglanz oder im Mattglanz. Genauso findet sich in jedem lebenden Wesen eine Erscheinung der Einheit (Ahadiyet) der urewigen Sonne, "die belebt und die Leben einhaucht", von der Art eines Stempels, den zustande zu bringen oder zu kopieren, sie, einmal angenommen, die Ursachen hätten alle eine Fähigkeit, zu wollen und sich entscheiden (iktidar ve ihtiyar) zu können, weder die eine oder die andere für sich allein, oder alle gemeinsam viel zu schwach wären. Aus diesem Grunde sind die Spiegelbilder, die man in glänzenden Gegenständen erblicken kann, Abbildungen der Sonne. Will man nun aber nicht urteilen, dass dies Reflektionen der Sonne in diesen glänzenden Dingen sind, muss man andererseits zu dem Urteil kommen, dass in jedem dieser unzähligen Tropfen und Teilchen tatsächlich jeweils eine leibhaftige Sonne anwesend ist. Falls man also das Leben, das der Brennpunkt der Erscheinungen der Namen in der Wohnung der Strahlen der Urewigen Sonne ist, nicht auf diese Urewige Sonne zurückführen will, wird das ebenso irrige (batil) und törichte Urteil notwendig, das nur auf Unwissenheit (djahil) beruht und einfach lächerlich ist, dass nämlich in jedem Lebewesen, jede Mücke und eine jede Blume mit inbegriffen, eine grenzenlose Macht (qudret), ein umfassendes Wissen (ilim), ein absoluter Wille (irade) und dergleichen Eigenschaften mehr, anwesend sein müssen, deren Vorhandensein außer in dem, der da notwendigerweise Sein muss (Vadjib-ul Vudjud), bei keinem Ding möglich ist. Darüber hinaus ergibt sich infolge eines solch irrigen Urteils (batil hukum) gleichzeitig eine Zwangsläufigkeit, jedem Stäubchen und jeder Ursache ebenfalls eine solch absolute Gottheit (uluhiyet-i mutlaqa) zuzuschreiben und (damit zugleich die Existenz) zahlloser Teilhaber (sherik) zu beweisen. Betrachtet darüber hinaus einmal den einzigartigen, erstaunlichen und wohlgestalteten Aufbau eines jeden Kerns und Korns, das der Aussaat dient. Sowie dieses Korn mit allen Teilen der Pflanze, der es zur Aussaat dient, verbunden ist, steht es auch mit seiner Gattung, d.h. mit seinen Nachkommen (ebna-yi djinsi) und mit dem ganzen Sein (maudjudat) in Verbindung. Und im Verhältnis seiner Verbindung zu ihnen hat es auch seine dementsprechenden Funktionen. Wenn die Verbindung dieses Samenkorns mit dem Absolut Allmächtigen (Qadir-i Mutlaq) abgeschnitten ist und es sich auf sich selbst zurückführen müsste, d.h., wenn man sagte, dass es aus sich selbst heraus entstanden wäre, dann müsste man daran glauben, dass in jedem Korn ein alles sehendes Auge und ein allles umfassendes Wissen (ilm) enthalten wäre. Jedoch, wie in dem oben erwähnten Beispiel, zu behaupten, dass in jedem glänzenden Stäubchen eine leibhaftige Sonne anwesend sei, wäre eine lächerliche Torheit. Vierter Blitz: Um ein Buch von Hand zu schreiben, braucht es einen Schreiber und einen Stift. Jedoch um es zu drucken, braucht es, um das Werk einer Feder verrichten zu können, sehr viele metallene Stifte. Und um die metallenen Buchstaben herstellen zu können, benötigt man Meister und Setzer, daneben auch noch Werkzeuge, Geräte und dgl. vieles Andere mehr. Genauso geht ein Mann, der davon überzeugt ist, dass die im kosmischen Buch geschriebene Zeilen, Wörter und Buchstaben durch die Feder der Macht (qalem-i qudret) des Einen Allgegenwärtigen (Vahid-i Ahad) geschrieben worden sind, einen sehr angenehmen, leichten und vernunftgemäßen Gang. Doch die Kerle, welche diese Schriften und ihre Buchstaben auf die Natur und die Ursachen zurückführen wollen, begeben sich damit auf einen schier unmöglichen und unvorstellbar schwierigen Weg und geraten somit in eine Sackgasse. Denn die sich auf einen solchen Weg begeben, benötigen, um auch nur ein einziges Lebewesen setzen und drucken zu können, die gleiche Ausstattung, die nötig wäre, den größten Teil des Universums (kainat) zu drucken. Da dies aber so ist, wäre die Annahme eines derartigen Konstruktes nur bloßer Aberglaube. Genauso wären in jedem Fleckchen Erde, in jeder Pfütze und in jeder Mütze voll Luft so viele unsichtbare geistige Druckmaschinen notwendig wie es Pflanzen gibt, damit sie die Konstruktion dieser zahllosen, in ihrem Wesen und in ihren Anlagen einander so entgegengesetzten Früchte und Blüten zustande bringen könnten. Auch wären, um die Pflanzen mit so viel Schmuck und in einer solchen Wohlordnung begrünen zu können, für jede noch so kleine Menge dieser drei Elemente, Macht und Wissen (qudret ve ilim) nötig, um die Eigenschaften, Anlagen und Maße aller Bäume, Früchte und Blüten zu kennen und gestalten zu können. Denn jede noch so kleine Menge dieser drei Elemente könnte zur Gestaltung einer jeden Pflanze zum Anlass werden und als Pflanzbeet dienen. Hat doch die Erde in einem Topf in der Tat die Fähigkeit, Samen beliebiger Pflanzen, auch wenn deren Anlagen, Formen und sonstigen Eigenschaften einander entgegengesetzt sind, zum Wachsen, Grünen und Blühen zu bringen. Daher wäre für diejenigen, die den zweiten Weg einschlagen, die Existenz von zahllosen, verborgenen Maschinen und Fabriken in diesem kleinen Topf nötig, weswegen selbst noch Märchenerzähler sich schämen würden. Fünfter Blitz: Jeder Buchstabe in einem Buch stellt als Buchstabe nicht mehr als sich selbst dar und bringt lediglich durch sein Aussehen seine eigene Existenz zum Ausdruck, während er auf vielfältige Weise über seinen Schreiber berichtet und seinen Kaligraphen bekannt macht. Genauso gilt: Ein jeder Buchstabe, der sich im Buch der Schöpfung (kitab-i kainat) verkörpert, stellt in seiner Art nicht mehr dar als sich selbst, während er in vielerlei Hinsichten für sich allein und mit allen zusammen seinen Schöpfer (Sanii) zeigt und dessen Namen offenbart. Und es ist, als ob er wie eine Kasside mit seinen Eigenschaften, Formen und Ornamenten zum Lobe seines Schöpfers (Sani'ini medih) geschrieben wäre. Das aber heißt, dass selbst ein Mann, wie der berühmte Habennaka, in seiner Torheit dennoch nicht so weit gehen darf, den Schöpfer in seiner Majestät (Sani'-i Dhu-l'Djelal) zu leugnen. Sechster Blitz: So wie Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) alles, was es auf Erden gibt, und besonders alle Lebewesen in ihrer Gesamtheit wie auch jedes einzelne, seinen Körper und seine Körperteile mit Seinem eigenen Stempel geprägt hat, so hat Er auch alle Ecken des Himmels und der Erde mit dem Stempel Seiner Allgegenwart (Vahidiyet) geprägt und dem Kosmos in seiner Gesamtheit das Siegel Seiner Einheit (Ahadiyet) aufgedrückt. Betrachtet also nun unter den oben erwähnten Siegeln und Stempeln z.B. den Stempel Gottes (hatem-i Ilahi) auf der Angelegenheit der Belebung und der Einhauchung des Geistes, worauf die Ayah فَانْظُرْ اِلٰٓى اٰثَارِ رَحْمَتِ اللّٰهِ كَيْفَ يُحْىِ اْلاَرْضَ بَعْدَ مَوْتِهَآ اِنَّ ذٰلِكَ لَمُحْىِ الْمَوْتٰى وَهُوَ عَلٰى كُلِّ شَىْءٍ قَدِيرٌ {"Siehe die Male der Barmherzigkeit Gottes; wie Er die Erde nach ihrem Tode wieder lebendig macht! Fürwahr, Er ist es, der die Toten wieder belebt; und Er hat Macht über alle Dinge." (Sure 30, 50)} hinweist, sodass ihr sehr viele einzigartigen Nachbildungen der Wiederversammlung (hashir) und erstaunliche Beispiele der Verbreitung (neshir) sehen könnt! Bei der Wiederbelebung der Erde gibt es an den Arten der Geschöpfe, die in jedem Jahr mehr als 300.000 auf den Platz des Seins (saha-i vudjuda) gebracht werden, Nachbildungen {d.h. an den Bäumen finden sich im Frühling wieder neue Blätter} der Wiederversammlung und der Verbreitung (hashir ve neshir). Aufgrund einer Weisheit, die (wir Menschen) nicht zu erfassen vermögen, ist bei den meisten Beispielen der Wiederversammlung und Verbreitung (hashir ve neshir) die Nähe zwischen Gleichheit und Ähnlichkeit (der Blätter, die den Bäumen) zurückgegeben werden, dermaßen groß, dass man beinahe sagen kann, dass das wieder erstandene (Blatt) dem ihm vorausgegangenen (Blatt des Vorjahres) weder gleich noch von ihm verschieden ist. Wie auch immer: Ähnlichkeit oder Gleichheit ist hier nicht unser Thema. Wie dem auch sein mag: so wie diese Nachbildungen der Wiederversammlung und Verbreitung (hashir ve neshir) auf die Leichtigkeit der Wiederauferstehung des Menschen hinweisen, so können sie doch für die Wiederauferstehung des Menschen Vorbild und Beispiel sein. So gehört denn demjenigen, der all diese vielen bunt gemischten, voneinander so total verschiedenen, so vielfältigen Arten, trotzdem sie sich so vollkommen voneinander unterscheiden, wieder belebt und sie fehlerfrei, makellos, ohne einen Mangel, auserlesen wieder zurückbringt, jenem Wesen in Seiner Majestät (Dhat-i Dhu-l'Djelal), diesem Herrn einer unendlichen Macht (qudret) und eines umfassenden Wissens (ilm), auch Sein eigenes Siegel und Sein eigener, ganz besonderer Stempel. Und darüber hinaus mehr als 300.000 Abhandlungen (risalah) fehlerfrei, makellos und ohne einen Mangel in vollkommener Wohlordnung auf jenes Blatt zu schreiben, das unsere Erdoberfläche genannt wird, ist das eigene Siegel eines solchen Herrn in dessen Hand das Wesen aller Dinge und der Schlüssel aller Dinge liegt. Und es gibt nichts, was Seine Zuwendung von anderen Dingen ablenken und zu sich selbst hinziehen könnte. Zusammenfassung: Es gibt auf der Oberfläche unserer Erde einen großen, jedoch aufs feinste ziselierten Stempel einer mächtigen Verfügungsgewalt (tasarruf-u adhim), der innerhalb von sechs Monaten die Herrschaft (rububiyet), die in den zahllosen Wiederversammlungen und Verbreitungen (hashir ve neshir) sichtbar wird, welche die Auferstehung der Menschen (hashir) darstellt. Alle Ordnung, die in der Erschaffung der Geschöpfe sichtbar wird, tritt ganz leicht und geschwind im Glanze dieses Stempels für alle und für jeden einzelnen im Besonderen auf den Plan. Jedes Jahr zur Frühlingszeit beginnen in der Tat besonders weisheitsvolle (hakiemane), sichtbar gewordene (basirane) Aktivitäten (faaliyetler) voll Güte (kerimane) und mit wunderbaren Kunstwerken. Und dabei wird ersichtlich, dass all diese Tätigkeit wohlgeordnet, mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und Leichtigkeit abläuft. Und so ist denn der Stempel dieses Herrn auf diesen wunderbaren Tätigkeiten (faaliyet), obwohl er doch an keinen Ort gebunden ist, an jedem Ort mit Seinem Wissen (ilim) und mit Seiner Macht (qudret) anwesend. Siebenter Blitz: Schaut her! Gleich wie man an allen Ecken des Himmels und auf allen Seiten der Erde den Stempel der göttlichen Einzigartigkeit (Ahadiyet) erkennen kann, so wird auch über der großen Seite des Weltalls in seiner Gesamtheit in einer ganz offensichtlichen Weise der Stempel Seiner Einheit (tauhid) sichtbar. Diese Welt ist in der Tat ein überaus prächtiges Schloss, eine wohlgeordnete Fabrik oder auch eine perfekte Stadt. Die einzelnen Teile dieser Fabrik des Kosmos, ihre Werkzeuge und Geräte sind aufeinander abgestimmt und zwischen den Personen und den Gattungen der Tiere und Pflanzen gibt es eine weisheitsvolle Bekanntschaft, eine freundliche Konversation und eine gütige Hilfeleistung (kerimane bir muavenet), als ob sie ihre Stimmen hörten und wüssten, was sie nötig haben, sodass sie einander aus sehr weiter Entfernung sofort zu Hilfe eilen und so für ihre Bedürfnisse Abhilfe schaffen könnten. So seht ihr auch, wie die Sterne und die Planeten einander und der Erde Licht (ziya) und Wärme senden und was sie ansonsten noch besonders für die Erde an Hilfe bringen. Und so werdet ihr auch bemerken wie die Erde und die Wolken über ihr Wasser geben und nehmen. So verdunstet die Erde das Wasser, gibt es den Wolken in Gestalt eines Dunstschleiers, und die Wolken geben es, nachdem sie in ihren Fabriken die notwendige Arbeit geleistet haben, in Gestalt von Hagel, Schnee und Regen wieder zurück. Es ist, als ob sich die leblose Masse in der Sprache ihres Zustandes (lisan-i hal) gewissermaßen drahtlos untereinander telegraphierte und einer dem anderen die Bedürfnisse der Erde mitteilte. Es ist, als ob alle diese Körper gleichsam einander die Hände reichten, den lebenden Wesen mit großer Sorgfalt alle notwendigen Dinge verschafften, so ihren Dienst verrichteten, gehorsam den Befehlen ihres göttlichen Auftraggebers (Mudebbir) folgend, nach dessen Zielen sie sich richten. Diesen göttlichen Gesetzen (izn-i Ilahi) einer gegenseitigen Hilfeleistung (teavun) folgend, kommen in der Tat die Pflanzen zustande, die den Tieren zu ihrer notwendigen Versorgung (erzaq) dienen, mit der Hilfe, die ihnen Sonne und Mond, Tag und Nacht, Sommer und Winter leisten. Auch die Tiere leisten auf den Befehl ihres Herrn (emr-i Rabbani) alles Notwendige für den Menschen. Die Hilfe, welche Biene und Seidenraupe für die Menschen erbringen, unterstreicht diese Tatsache. Indem nun dergleichen leblose Dinge füreinander diese Hilfen erbringen, sind sie somit in der Tat ein ganz klarer Beweis dafür, dass sie die Diener und Beamten eines freigiebigen (kerim) Lenkers und Leiters (Mudebbir) sind, nach dessen Befehl (emr) und Erlaubnis (izin) sie handeln. Achter Blitz: Man sollte einmal darauf achten, wie die Nahrungsmittel verteilt werden, die den Geschöpfen, besonders aber den Tieren, zu ihrer Versorgung (rizq) dienen, wie sie zu rechter Zeit kommen, nämlich zu der Zeit, in der sie auch gebraucht werden. Bei dieser Lieferung, die entsprechend dem Grad der Dringlichkeit erfolgt, herrscht eine umfassend geregelte Ordnung. So kann denn ein so umfassendes Erbarmen (rahmet) und eine immerwährende Güte (inayet), wie sie sich in dieser umfangreichen Versorgung (rizq) zeigen, nur der private Stempel des Herrn sein, welcher der Versorger (murabbi), der Lenker und Leiter (mudebbir) aller Dinge ist und in dessen Führung Seiner Hände alle Dinge liegen. Neunter Blitz: Seht einmal her! So wie auf der Erde (Alem-i ardh) und auf allen Bruchstücken der Stempel der Einheit (Ahadiyet) liegt, so findet sich auch auf all den Arten und Elementen, wie sie überall verstreut und aller Orten anzutreffen sind, genau derselbe Stempel der Einheit (Ahadiyet). Es ist in der Tat verständlich, dass dort, wo auf einem Acker Saatgut ausgesät wurde, dieser Acker auch dem gehört, der das Saatgut darauf ausgestreut hat. Und auch das Saatgut ist Eigentum dessen, dem der Acker gehört, d.h. dass der eine für den gleichen und auch der andere für den gleichen Zeugnis (shehadet) ablegt. Genauso verhält es sich auch mit den Geschöpfen in dieser Welt (kainat). Sie ähneln dem Saatgut. Die Welt (alem) und ihre Elemente gleichen dem Acker. Sie legen beide, jede von ihrer Seite aus, in der Sprache ihrer jeweiligen Beschaffenheit (lisan-i hal) Zeugnis (shehadet) ab. Die Geschöpfe und die Elemente dieser Welt, d.h. die Saat und das Feld, die Umwelt und die Umgebung, befinden sich in Händen des einen und einzigen Künstlers (Sani'-i Vahid), der über sie alle verfügt (tasarruf). Das heißt: So wie der, welcher in Wahrheit über ein einzelnes Geschöpf verfügt und die Herrschaft (tauhid-i Rububiyet) über ein einfaches Wesen (maudjud) ausüben kann, derjenige ist, der über die Welt (alem) verfügt und die Elemente im Griff hat, so ist in gleicher Weise auch die Lenkung und Leitung (tedvir ve tedbir) eines dieser Elemente demselben Herrn (Dhat) zu eigen, der alle Tiere und Pflanzen im Griff seiner Herrschaft (Rububiyet) hält und sie umsorgt (terbiye). So ist denn das, was wir mit dem Stempel der Einheit (tauhid) meinen, dieses. Hast du die Absicht, auf etwas einen Besitzanspruch zu erheben, so tritt hervor, prüfe dich selbst und sieh, was sie sagen! Selbst noch ein winzig kleines, einzelnes Wesen sagt: "Nur der, welcher die ganze Gattung all derer erschaffen kann, die meinesgleichen sind, der kann auch mich erschaffen." Denn zwischen all diesen kleinen, einzelnen Wesen gibt es gewisse Ähnlichkeiten. Und noch die kleinste Gattung, mag sie auch über die ganze Erde hin verstreut sein, sagt: "Derjenige, der mich erschaffen kann, ist derjenige, der auch die ganze Erde erschaffen hat." Und nun sieh einmal, was die Erde sagt! Da sie mit dem Himmel in einem Wechselverhältnis von Geben und Nehmen steht, sagt sie: "Der, welcher mich zu erschaffen wusste, kann nur der sein, der auch den ganzen Kosmos erschaffen hat." Denn zwischen beiden gibt es eine wechselseitige Hilfeleistung. Zehnter Blitz: Mein lieber Mitgefährte! Einige Beispiele von den auf das Leben (hayat), auf die Wiederbelebung (ihya) und auf die Lebewesen (zevilhayat), jeden Körper und alle Körperteile, auf die Gemeinschaft und ihre Glieder und auf den Kosmos in seiner Ganzheit aufgeprägten Stempel der Einheit (tauhid) sind durch die obigen Erklärungen verständlich geworden. Nun aber höre! Wir wollen einen von den Siegeln des Allgegenwärtigen (Vahdaniyet), die auf die Arten (enva) und auf die Gesamtheit (kulliyat) aufgeprägt sind, anführen. Es ist dies wie folgt: Eine einzelne Frucht oder einen ganzen, Früchte tragenden Baum zu erschaffen ist von gleicher Schwierigkeit oder Leichtigkeit. Denn betrachtet man beides vom selben Standpunkt aus, so sind sie beide an die gleichen Gesetze gebunden, sind, was ihren Arbeitsaufwand betrifft, im Wesen eins. Es ist ja bekannt, dass infolge der Einheit (ittihad) vom Standpunkt des Betrachters aus, der Gleichheit (vahdet) vor dem Gesetz und der steten Gegenwart (vahdaniyet) in der Versorgung sich die Mühsal, die Anstrengungen und die Unkosten verringern, woraus eine Einfachheit entsteht, bei der die Leichtigkeit - ob man nun nur eine Hand für einen Baum mit sehr vielen Früchten oder viele Hände damit beauftragt, auch nur eine einzige Frucht anzufertigen - wenn man die ganze Angelegenheit von beiden Seiten betrachtet, die gleiche wird. Und zwischen beiden besteht hinsichtlich ihrer Erschaffung kein Unterschied. Die von Seiten vieler Männer für die Versorgung eines Baumes erforderlichen Werkzeuge, Geräte und die gesamte weitere Ausstattung und die für einen einzigen Mann zu der Arbeit, die er zu leisten hat, notwendige Ausstattung für einen Frucht tragenden Baum und die Arbeit, die getan werden muss, um ihn zu versorgen, ist insoweit die gleiche. Nur in der Menge könnte sich ein Unterschied ergeben. Zum Beispiel: Die selben Werkzeuge, Geräte und Maschinen für die Herstellung der Bekleidung der Soldaten eines Heeres sind auch für die Bekleidung eines einzelnen Soldaten erforderlich. Genauso sind die Kosten für den Druck eines einzigen Buches oder den von tausend Exemplaren gleich. Ja manchmal erfordert der Druck eines einzigen Exemplares sogar noch weit mehr Kosten. Demzufolge muss man ein Vielfaches an Kosten zahlen, wenn man statt einer Druckerei vielen Druckereien einen Auftrag erteilt. Führt man in der Tat die Vielheit (kethret) nicht auf die Einheit (vahdet) zurück, ergibt sich daraus zwangsläufig, dass man die Einheit (vahdet) auf die Vielheit (kethret) zurückführen muss; d.h., dass die wunderbare Leichtigkeit bei der Erschaffung einer Art, die weit verstreut ist, von dem Geheimnis (sirr) der Einheit (vahdet) und Einzigartigkeit (tauhid) abhängig ist. Elfter Blitz: Mein lieber Mitgefährte! Da die Übereinstimmung (tevafuq) zwischen den einzelnen Exemplaren der gleichen Art und die Gleichheit, die sich in den wichtigsten Organen zwischen den Arten einer Gattung findet, die Einheit (ittihad) des Siegels und die Einzigartigkeit (vahdet) des Stiftes aufzeigt, wird es verständlich, dass jegliche Übereinstimmung (mütevafik) und die Ähnlichkeit, d.h. die sich einander ähnelnde Vielfalt, das Kunstwerk des einen Allgegenwärtigen Herrn (Dhat-i Vahid) ist. Genauso macht es die absolute Leichtigkeit, die bei Aufbau und Erschaffung (insha ve idjad) ersichlich ist, im Grade der Zwangsläufigkeit notwendig, dass das ganze Sein (maudjudat) das Werk des einen Schöpfers (Sani-i Vahid) ist. Anderenfalls würde sich die Schwierigkeit bis zur Stufe der Unmöglichkeit und Unvorstellbarkeit steigern, wodurch die Gattungen und Arten von der Abwesenheit (adem) in die Anwesenheit (vudjud) zu treten gehindert würden. Denn so wie Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) in Seinem Sein und Wesen (= dhat) keinen Partner (sherik) hat - denn sonst würde ja die Ordnung zerstört und die Welt (alem) ins Verderben (fesad) stürzen - so hat er auch in Seinem Tun und Lassen (= fiil) keinen Partner (sherik). Denn das wäre der Grund dafür, dass die Welt (alem) aufgrund dieses Problems nicht aus ihrem Zustand des Nicht-Seins (adem) heraustreten kann. Zwölfter Blitz: Mein lieber Mitgefährte! So wie das Leben (hayat) ein Beweis (burhan) für die Einzigartigkeit (Ahadiyet) des Schöpfers (Khaliq) ist, so ist der Tod ein Beweis (delil) für Fortbestand und Beständigkeit. Wie die Wassertropfen in einem dahinströmenden Fluss, die Wellen des Meeres und all die Dinge, die an der Oberfläche der Erde glänzen, indem sie uns das Licht (ziya) und einen Spiegel der Sonne zeigen und auf diese Weise Zeugnis (shehadet) für das Dasein (vudjud) der Sonne ablegen, so legen die gleichen Tropfen und all die glänzenden Dinge mit ihrem Sterben und Verlöschen und wie sodann an ihrer Stelle stets wieder neue kommen und gehen und mit ihnen auch die Spiegelbilder der Sonne, und sodann in der Tat wieder neu das Licht (ziya) und das Spiegelbild der Sonne zeigen, Zeugnis (shehadet) für den Fortbestand und die Beständigkeit der Sonne ab und auch dafür, dass all dieses Funkeln und Strahlen und all die Spiegelbilder nur die Spur dieser einzigen Sonne (shems-i vahid) sind. So verweisen denn all diese glänzenden Dinge mit ihrem Dasein auf das Dasein der Sonne, in ihrer Abwesenheit und in ihrem Sterben aber auf den Fortbestand und die Beständigkeit der Sonne hin. Genauso legt alles Sein durch sein Dasein für das Dasein des Seins dessen, der in Seinem Sein notwendigerweise da sein muss, und legen diejenigen, die in einer sich stets erneuernden Wellenbewegung an dessen Stelle getreten und ihm ähnlich sind, mit ihrem Tod und mit ihrem Untergang für die Allgegenwart (vahidiyet) des urewigen Schöpfers (Sani'in edheli ve ebedi) ihr Zeugnis (shehadet) ab. Der Tauschhandel und das ständige Geben und Nehmen, wie es in all diesen schönen Formen des Daseins (maudjudat) und den anmutigen Kunstwerken ständig abläuft, welche durch den Unterschied zwischen Nacht und Tag, durch den Wechsel der vier Jahreszeiten und durch den Kreislauf der Elemente zustande kommen, ist in der Tat ein sicheres Zeugnis (shehadet) für die Existenz (vudjud), Beständigkeit und Allgegenwart (vahdet) des immerwährenden, erhabenen Herrn einer Schönheit (Sahib-i Djemal), die zu allen Zeiten sichtbar wird. Und so zeigt denn das gemeinsame Sterben und der Untertgang der Ursachen mit dem Verursachten bei den jährlichen Umwandlungen und danach ihre gemeinsame Rückkehr, dass die Ursachen wie auch die Verursachten Kunstwerke und Geschöpfe sind, die in ihrer Machtlosigkeit bezeugen (shehadet), dass diese Kunstwerke und alles Sein (masnuat ve maudjudat) ein sich erneuerndes Kunstwerk (san'at) des Allgegenwärtigen (Dhat-i Vahid) ist. Dreizehnter Blitz: Mein lieber Mitgefährte! Von jedem Stäubchen bis hin zu den Planeten und von den (winzigsten) Schönheiten (der Natur) bis hin zu den (gewaltigsten) Sonnen macht ein jedes Ding, von dem feststeht, dass es in Wesen und Wahrheit (dhat ve haqiqat) nur schwach und armselig (adjz ve fakr) ist, in der Sprache seines eigenen Zustandes (lisan-i hal) die Seinsnotwendigkeit eines Künstlers bekannt. Und so weist es denn, wegen der erstaunlichen und so bedeutenden Aufgaben (vazife), die es sich, all seiner Schwäche zum Trotz, aufgeladen hat, damit die allgemeine Ordnung nicht zugrunde geht, auf die Allgegenwart des Schöpfers (Sani'in vahdeti) hin. Da sich aber nun in einem jeden Ding zwei Zeugen (shahid) für die Notwendigkeit und Allgegenwart des Künstlers (Sani'in vadjib ve vahid) finden, gibt es auch in einem jeden Lebewesen zwei Zeichen (ayat) für die Einheit und Unwandelbarkeit (Ahad ve Samed) seines Schöpfers (Khaliq). {(*): Ich habe aus der Fülle des Qur'an entnommen, dass von den Bestandteilen des Kosmos ein jedes Teilchen in 55 Sprachen die Notwendigkeit des Seins (Vadjib-ul Vudjud) des Einen und Allgegenwärtigen (Vahid-i Ehad) bekannt macht, was ich auch in meiner Abhandlung mit dem Titel: "Tropfen (Katre)" kurz und bündig erklärt habe. Wer will, kann dort nachschlagen!} Vierzehnter Blitz: Mein lieber Mitgefährte! So wie alles Sein (maudjudat) auf die Seinsnotwendigkeit (vudjub-u vudjud) Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) und seiner Allgegenwart (vahdet) Zeugnis (shehadet) ablegen, so verkündet es auch, indem es auf all Seine umfassenden majestätischen (djelali), schönen (djemali) und vollkommenen (kemali) Eigenschaften (sifat) hinweist, dass sich an dem Schöpfer (Khaliq) selbst, nicht Mangel noch Fehler finden, und dass weder in seinem Wirken (shuunat), noch in Seinen Eigenschaften (sifat), noch in Seinem Namen (esma), noch Seinen Taten (ef'al), Fehler noch Mangel anhaften. Denn die Vollkommenheit (kemal) des Werkes weist ganz offensichtlich auf die Vollkommenheit der Arbeit (fiil), die Vollkommenheit der Arbeit aber eindeutig auf die Vollkommenheit des Namens (ism), die Vollkommenheit des Namens aber zwangsläufig auf die Vollkommenheit der Eigenschaft (sifat), die Vollkommenheit der Eigenschaft im Sinne der Quintessenz aller Gewissheit (hads-i yaqin) auf die Vollkommenheit des Wirkens (shuunat) hin. Was aber die Vollkommenheit des Wirkens betrifft, so verweist sie mit wahrhafter Gewissheit (haqqa-l'yaqin) auf die Vollkommenheit des Wesens (Dhatin kemali) hin. Dementsprechend wird in der Vollendung (mükemmeliyet) der Ornamente und Verzierungen eines Schlosses sichtbar, welche Arbeit der Künstler und der Ingenieur geleistet haben, zeigt sich die Vollendung in der Tätigkeit, die auf den Ornamenten und unter den Verzierungen erkennbar wird. Die Vollendung eines solchen Werkes aber weist auf einen hohen Grad der Meisterschaft hin, der wiederum auf Rang und Namen des Erbauers verweist. Sein hoher Rang und Name aber weist auf die vollendeten Fähigkeiten dieses Meisters hinsichtlich seines Kunstwerkes hin. Seine Begabung und seine vollendeten Fähigkeiten aber weisen auf Seine Vorzüge und Qualitäten hin. Genauso legen auch die Werke dieser Welt, die wir als makellos bezeugen, im Sinne der Quintessenz aller Gewissheit Zeugnis für die Vollendung in den Taten dessen ab, der da die Macht hat, sie zu bewirken. Was aber diese Vollendung Seiner Taten betrifft, so bezeugt sie den hohen Rang und Namen dessen, der der Urheber all dieser Taten ist. Was aber diesen hohen Rang und Namen betrifft, so bezeigt und bezeugt er notwendigerweise die vollendeten Fähigkeiten. Was aber diese vollendeten Fähigkeiten betrifft, so bezeigen und bezeugen sie das Vollendete des Urgrundes (shuunat) dessen, der der Träger dieser vollendeten Fähigkeiten ist. Dieser Urgrund aber bezeugt in seiner Vollkommenheit wiederum die Vollkommenheit des Seins, welches das Wesen dieses Urgrundes ist; das aber weist auf die Vollkommenheit des Majestätischen Herrn (Dhat-i Dhu l-Djelal) hin. * * * Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Webmaster Posted December 31, 2024 Author Share Posted December 31, 2024 Tropfen {Die folgenden zwölf Abschnitte werden hier "Tropfen" (Reshhalar) genannt.} بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّحِيمِ {"Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Allbarmherzigen."} Anmerkung Es gibt endlose, nicht zu zählende Beweise und Zeugnisse, die uns Kunde geben von dem Schöpfer der Welt (KKhaliq-i alem) und ihn uns bekannt machen. Die stärksten dieser Beweise sind die folgenden drei. Ertstens: Das große Buch des Kosmos, von dem du einige Ayat gelesen und gehört hast. Zweitens: Hazret Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, der das Große Zeichen in diesem Buch, das Siegel im Rate der Propheten und der Schlüssel zu den verborgenen Schätzen ist. {Gemeint sind die Namen Gottes. (A.d.Ü.)} Drittens: Der Qur'an, welcher der Kommentar (tefthir) zum Buch der Welten (alem) und das Zeugnis Gottes für Seine Geschöpfe (= die Menschen) ist. Nun wollen wir anhand einiger Tropfen dieses zweite Zeugnis (= den Propheten) kennen lernen und danach seine Worte hören. Erster Tropfen: Mein lieber Mitgefährte! "Wer ist Hazret Mohammed, mit dem Friede und Segen sei?", der uns unseren Schöpfer (Khaliq) bekannt macht, der eine gewaltige Geistige Persönlichkeit ist, den wir als beredtes Zeugnis nennen und antworten auf die solcher Art gestellte Frage wie folgt: Hazret Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, ist eine derartige Persönlichkeit, dass durch ihre geistige Größe (adhamet-i manevi) die Erde zu seiner Moschee in Jerusalem (Mesdjid-i Aqsa) wird. Mekka (Mekke-i Mükerreme) ist sein Mihrab, Medina (Medine-i Münevvere) ist die Kanzel seiner Tugend und Vollendung (minber-i fadl-i kemali)... Er ist für die Gemeinschaft der Gläubigen (djemaat-i mü'minine) als letztes und höchtes Vorbild (imam) und für die Menschheit ein ehrwürdiger Prediger (hatib-i shehiridir). Er verkündigt die Grundsätze der Glückseligkeit. Er ist das Haupt (re'is) aller Propheten. Und so bezeugt und bestätigt er auch (ihr Prophetentum). Denn seine Religion umfasst die Grundsätze aller Religionen (din). Und er ist auch das Haupt (bash) aller Heiligen. In der Sonne seines Prophetentums führt und erleuchtet (tenvir) er sie. Diese Persönlichkeit ist ein solcher Pol (qutub) und ein Mittelpunkt, dass all die Propheten und all die guten, reinen, aufrichtigen und getreuen Freunde Gottes, die sich in seinem Dhikr-Kreise finden, in der an ihn ergangenen Offenbarung übereinstimmen und die Worte seiner Verkündigung in die Welt tragen. Er ist ein solch lichtvoller Baum, dass dessen Adern und Wurzeln die himmlischen Grundsätze der Propheten sind. Seine Äste und Zweige aber sind die erkenntnisreichen Eingebungen (maarif-i ilhamiye) der Heiligen. Kurzum: Hatte er in irgendeiner Sache etwas klargestellt, wurde dies von allen Propheten (enbiya) aufgrund ihrer Wundertaten (mu'djize) und auch von allen Heiligen (auliya) anhand ihrer übernatürlichen Kräfte (keramet) bestätigt (shehadet). So gibt es in der Tat Siegel und Stempel von allen Vollendeten (kamil), welche die Bestätigung all seiner Lehren (dava) zeigen. Zum Beispiel: Eine der Lehren, welche diese Persönlichkeit verkündet hat, ist die von der "Einheit (Tauhid)". Was diese Lehre klarstellt und zum Ausdruck bringt, ist das segensreiche (kelime-i mubarak) Wort: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ {"Es gibt keine Gottheit außer Allah."} Menschen vergangener wie künftiger Generationen, die sich dieser Persönlichkeit und ihrem Kreis von Religion (din) und Dhikr angeschlossen hatten, haben diese heiligen (muqaddes) Worte zum Grundpfeiler ihres Glaubens (rukn-u iman) und zur Basis ihrer Rezitationen (vird) gemacht; d.h. also, dass sie zu der Überzeugung, Sicherheit und Gewissheit gelangt sind, dass diese Lehre Recht und Wahrheit (haqq ve haqiqat) ist, sodass dieses gesegnete (mubarek) Wort allerorten und zu allen Zeiten im Munde der Menschen, deren Temperamente, Wege (meslek) und Traditionen doch so voneinander verschieden und einander entgegengesetzt sind, wie die Maulawi-Derwische kreist (semavi) und aus ihrem Munde fließt. Daher steht es einer hohlen Behauptung nicht zu, gegen eine Lehre (dava), die sich durch die Bestätigung grenzenlos vieler Zeugen (shahit) als recht und wahr (haq ve haqqaniyeti) herausgestellt (tahaqquq) hat, die Hand der Kritik auszustrecken! Zweiter Tropfen: Mein lieber Mitgefährte! Dieses lichtvolle (Nur) Zeugnis, der Prophet, der die Einheit (tauhid) beweist und die Menschengattung rechtleitet (irshad), ist mit Prophetentum (nubuvvet) und Gottesfreundschaft (velayet) ausgestattet, das eine zu seiner Rechten, die andere zu seiner Linken, das eine in ihrer Übereinstimmung (mutevatir), die andere in ihrem Zusammenschluss (medjma-i aleyh). {Die Derwische haben sich zum Dhikr in einem Kreis versammelt. Der Prophet steht in der Mitte. Die Propheten und die Gottesfreunde haben sich, der arabischen Schreibweise folgend, von rechts nach links neben ihm versammelt: Die Propheten kommen aus der Vergangenheit und stehen zu seiner Rechten. Die Gottesfreunde verweisen in die Zukunft und stehen zu seiner Linken.} Gleichzeitig ist er durch Zeichen wunderbarer Erscheinungen (hal), die ihm (vor seiner Berufung) zum Prophetentum vorausgingen (irhasat), durch die frohe Kunde, der vom Himmel geoffenbarten Bücher, und durch die verschiedenen Botschaften (tebshirat), die Hauvatif {Stimmen unsichtbarer Geister (Dschinnen) aus einer anderen Welt. (A.d.Ü.)} genannt werden und aus dem Unsichtbaren erteilt werden, bestätigt. Und so ist er auch eine Persönlichkeit, mit der Friede und Segen sei, die als ein lichtvolles Zeugnis durch das in Erscheinung treten der Spaltung des Mondes, durch das Wasser, das aus seinen Fingern strömte, durch die Bäume, die seiner Einladung folgten, durch den Regen, der auf sein Gebet (dua) hin herabströmte, durch ein kleinwenig Essen, mit dem er so viele Menschen gespeist hat und die alle satt geworden sind, durch den Wolf, die Gazelle, das Kamel, ja selbst noch durch einen Stein und andere Dinge, die zu ihm gesprochen haben, und durch noch andere Wundertaten (mu'djize), Beweise und Zeugnisse bestätigt wird. Überdies genügt seine Scharia, die für die Erlangung des Glückes in dieser und in jener Welt (dunya ve akhiret) bürgt, und die ausreicht, um sein Prophetentum zu bestätigen und es zu beweisen. In den vorausgegangenen Lektionen haben wir bereits einige Strahlen (shu'alar) der Sonne seiner Shariah betrachtet. Eine Wiederholung, die all die Worte (die wir bereits gehört haben) bloß noch breit treten würde, ist daher nicht mehr nötig. Dritter Tropfen: Meine lieben Mitgefährten! So wie diese Persönlichkeit, mit der Friede und Segen sei, durch Beweise von Außen bestätigt wird, die auch Beweise am Horizont (delail-i afakiye) genannt werden, so wird er auch durch Zeichen und Beweise bestätigt, die seiner Persönlichkeit und seiner Seele (nefs) anhaften und innerliche Beweise (delail-i enfüsiye) genannt werden. Denn diese Persönlichkeit gleicht der Sonne, die gleich seiner Persönlichkeit aus sich selbst heraus (dhatini dhati) leuchtet (ziya lan). So bezeugt (shehadet) z.B. die ganze Welt (alem), dass alle die lobenswerten guten Sitten (akhlaq-i hamidenin) in dieser Persönlichkeit im höchsten Grade zusammentreffen. Darüber hinaus besteht Übereinstimmung (idjma) darin, dass er Herr über eine geistige Persönlichkeit (shahsiyet-i maneviye sahibi) ist, welche Anstand, gutes Benehmen und einen edlen Charakter in höchster Vollendung in sich vereint. Und überdies wird auch bestätigt, dass er Herr (malik) über die Kraft seines Glaubens (quvvet-i imaniye) war und dass diese Persönlichkeit durch ihr Zeugnis (shehadet) in ihrem Dienst und ihrer Anbetung (ubudiyet) im höchsten Grade fromm und gottesfürchtig (zühd ve taqwa) war. Des Weiteren gibt es anhand des Zeugnisses durch den Lebenslauf des Propheten sichere Beweise, die bestätigen, wie standhaft und wie vollkommen ernst und fest (kemal-i djiddiyet ve metanet) er bei all seinen Arbeiten und Handlungen in vollem Vertrauen (quvvet-i emniyeti) und dem Recht (haqq) fest verbunden er auf dem Weg der Wahrheit (haqiqat) voranschritt. Und dabei sind das Grün der Blätter, die Frische und Schönheit der Blüten und die Frische der Früchte in der Tat zuverlässige Zeugnisse (shahid), dass der Baum lebt, wie lebendig er ist und das Leben (hayy) in sich trägt. Vierter Tropfen: Meine lieben Mitgefährten! Wenn die Zeit lang wird und hat man sich inzwischen weit von seinem Ort entfernt, so hat das auch eine tiefe Wirkung auf die Beurteilung der Dinge durch den Verstand (muhakemat-i aqliye). لَيْسَ الْخَبَرُ كَالْعَيَانِ {"Eine Nachricht ist nicht dasselbe wie der Augenschein."} Folgen wir also diesem Grundsatz (düstur) und begeben wir uns weg von den Vorstellungen (hayalat) unserer Zeit und Umgebung und fliegen wir in unserer Vorstellung (hayalen) über Zeit und Land hinüber auf die Arabische Halbinsel (El-Djezirah), wo wir jene erhabene Persönlichkeit selbst sehen wollen, wie sie in Medina (Medine-i Münevvere) auf ihre lichtumstrahlte (nurani), erhabene Kanzel der Glückseligkeit (minber-i saadeti) hinauf gestiegen ist und nun eine Ansprache an die Menschheit richtet, und so wollen wir nun die Worte hören, mit denen sie ihr die rechte Leitung (irshadat) gibt. So sind wir denn in unserer Phantasie (hayal) dorthin gegangen. Siehe, wie er dort, in so wunderbarer Weise, ein gutes Aussehen und eine edle Gesinnung in sich vereinigend, als Lehrer der Menschheit (Mürshid-i Umumi) und ein vollendeter Prediger (Hatib-i Qudsi), ein von Juwelen erfülltes wunderweisendes (mu'djiz-ul beyan) Buch in seiner Hand haltend, allen Menschen die urewige Predigt (hutbe-i ezeliye) vorträgt, die von den höchsten Höhen herabgesandt worden ist. Und alle Adamssöhne, die Dschinnen und alles Sein (maudjudat) lauschen ihm wie gebannt. Und er trägt in der Tat einen Bericht über etwas außerordentlich Großes vor. Ja, er löst selbst das erstaunliche Rätsel von der Erschaffung der Welt (alem). Er enträtselt das Geheimnis um den Talisman der Weisheit (sirr-i hikmet) des Kosmos. Und er gibt Antwort auf die drei Fragen, welche die Philosophie und die Wissenschaft der Weisheit (fenn-i hikmeti) an das Menschengeschlecht stellt und denen der Verstand in hilflosem Staunen gegenüber steht: "Wer seid ihr? Woher kommt ihr? Und wohin geht ihr?" Fünfter Tropfen: Meine lieben Mitgefährten! Diese lichtstrahlende Persönlichkeit (dhat-i nurani), der Lehrer des Glaubens (mürshid-i imani), der ehrenwerte Gesandte (mit dem Friede und Segen sei), siehe wie er durch das Licht (Nur) der Wahrheit (haqiqat), das er verbreitet, durch das Licht des Rechtes (haqqin ziyasi) die Nacht des Menschengeschlechtes in den Tag und den Winter in den Frühling verwandelte, und wie er durch die Umwandlung, die er in der Welt (alem) zuwege gebracht hat, die Gestalt der die Welt veändert und ihr eine lichtvolle Gestalt verliehen hat. Betrachteten wir hingegen den Kosmos nicht mit den leuchtenden Augen dieser Persönlichkeit, so würde er uns in der Tat wie ein allgemeines Trauerhaus erscheinen. Alles Sein (maudjudat) würde sich wie in einem fremden und feindlichen Zustand befinden. Alle leblosen Dinge würden uns in Gestalt von Toten erscheinen. Tiere und Menschen würden wie Waisen aus Angst vor Untergang und Trennung in ein Weh-Geschrei verfallen. Und den Kosmos mit allem, was sich in ihm bewegt, mit seinen Arten, mit allem, was ihn schmückt und was sich in ihm verändert, müsste man nun wie Spielzeug betrachten, das nur vom Zufall abhängig ist. Und besonders die Menschen würden so betrachtet werden, als stünden sie noch unter den Tieren, erbarmungswürdig und elend. Wenn man also den Kosmos nicht mit den Augen des Glaubens betrachtet, den diese Persönlichkeit lehrt, so würde dieser Kosmos in einer fürchterlichen, finsteren Gestalt erscheinen. Betrachtet man ihn jedoch mit den Augen dieses vollkommenen Lehrers (murshid-i kamil) und durch die Brille des Glaubens (iman), so würde sich die Erde überall als lichtvoll (nurlu), glänzend (ziyadar), lebendig, heiter, liebevoll und in ihrem liebenswertesten Zustand zeigen. So wird die Welt (kainat) im Lichte des Glaubens (iman nuruyla), in der Tat aus dem Zustand eines Ortes allgemeiner Trauer herausgeführt und ist zu einer Moschee des Gottesgedenkens (dhikr) und der Dankbarkeit geworden. Die Wesen (maudjudat), die einander für Feinde gehalten haben, werden miteinander Freunde und Geschwister. Unbelebte Dinge, die sich in Gestalt von Leblosen und Toten zeigten, nehmen die Gestalt gehorsamer Diener an, die freundlich, lebendig und in der Sprache ihres Zustandes (lisan-i hal) die Verse (ayat) ihres Schöpfers (Khaliq) verkünden. Der Mensch, der weint, klagt und sich in der Verkleidung eines Waisenkindes zeigt, bekleidet sich mit der Eigenschaft von Dienst und Anbetung (ibadet), gedenkt (dhakir) seines Schöpfers (Khaliq), dankt (shakir) Ihm dafür. Durch die Betrachtung der Bewegungen, aller Vielfalt und Verwandlung und durch den Schmuck der Welt (im Frühling) rettet er sich vor der Sinnlosigkeit. (All diese Dinge) verwandeln sich in Briefe des Herrn (Rabb), in Seiten mit den Versen des Seins (ayat-i tekviniye), oder nehmen die Gestalt (suret) von Spiegeln der Namen Gottes (esma-i Ilahiye) an. Zusammenfassung: Im Lichte des Glaubens (iman) entfaltet sich die Welt (alem) dergestalt, dass sie sich zu einem Buch mit dem Titel: "Weisheit Gottes, des Unwandelbaren (Hikmet-i Samedaniye)" entwickelt. Und so tritt der Mensch aus der Reihe der elenden, armen und schwachen Tiere heraus und schwingt sich durch die Kraft (quvvet) seiner Schwäche (da'f), durch die Macht (qudret) seiner Ohnmacht (adjz) {wie ein kleines Kind, das Hilfe bekommt, solange es sich selbst nicht helfen kann (A.d.Ü.)} in der Pracht Seines Gottesdienstes (ubudiyet), im Lichtstrahl seines Herzens (qalb) und im Glanz der Majestät seines Glaubens (hashmet-i imaniye), mit Verstand ausgerüstet, empor bis auf den Gipfel einer Herrschaft (hakimiyet) als Gottes Stellvertreter (Khilafat). Und obwohl seine Ohnmacht, Armseligkeit, Bedürftigkeit, ja selbst noch sein Verstand die Ursachen für seinen Sturz sein können, sind sie doch zugleich auch Ursache für Fortschritt und höhere Entwicklung. {Der Unglaube führt den Menschen in seiner Bedürftigkeit bis in die tiefste Erniedrigung und so zu seinem Fall, der Glaube hingegen aus seiner Bedürftigkeit heraus bis in höchste Höhen empor. (A.d.Ü.)} Die vergangene Zeit, die dunkel und finster wie ein riesiges Grab (mezar-i ekber) erscheint, {Für die Gottlosen liegt die Vergangenheit im Dunkel der Geschichte und auch die Zukunft liegt in Finsternis (A.d.Ü.)} beginnt sich im Lichte der Propheten (enbiya) und Gottesfreunde (auliya) als lichtvoll und glänzend (ziyasiyla ziyadar ve nurani) zu zeigen. Die Zukunft, die in das Gewand finsterer Nacht gekleidet ist, wird durch das Licht (ziya) des Qur'an erhellt (tenauvur) und nimmt die Gestalt der Gärten des Paradieses (djennet) an. Aus diesem Grund würde, wenn es diese lichtvolle Perönlichkeit (dhat-i nurani) nicht gäbe, weder das Weltall, noch der Mensch, noch irgendein Ding etwas bedeuten, hätte weder einen Wert noch irgendeine Bedeutung. Daher ist ein so wunderbarer Lehrer (murshid-i harika) notwendig, der in dieser Art über die Dinge und über die Verhaltensregeln in diesem so einzigartigen, staunenswerten, wunderschönen Kosmos informiert. Die folgende heilige Hadith (hadith-i qudsi) besagt sinngemäß: لَوْلاَكَ لَوْلاَكَ لَمَا خَلَقْتُ اْلاَفْلاَكَ {"Wenn nicht für dich, wenn nicht für dich, ja nicht erschaffen hätte ich das All."} und erleuchtet so diese Wahrheit. Sechster Tropfen: Meine lieben Mitgefährten! Dies also ist der Mann (dhat), der uns diese urewige Predigt (hutbe-i ezeli) vorträgt, jene lebendige Sonne, welche uns die Vollkommenheit des Kosmos (kainatin kemalati) enthüllt hat. Er berichtet und verkündet uns die frohe Botschaft (ihbar ve tebshir) von der Ewigen Glückseligkeit (saadet-i ebediye). Er hat uns Gottes unendliche Barmherzigkeit (rahmah) enthüllt und verkündet. Er ist der öffenliche Ausrufer der Kunstwerke des Königreiches der göttlichen Herrschaft (Saltanat-i rububiyetin) und Entdecker der verborgenen Schätze der Namen Gottes (esma-i Ilahi). Und so ist es in der Tat! Diese Persönlichkeit, mit der Friede und Segen sei, legt im Hinblick (auf die Erfüllung) ihres Auftrags (vazifah) ein Zeugnis ab für das Recht (haqq), hält die Fackel der Wahrheit (haqiqatin ziyasi) hoch, ist eine Sonne der Rechtleitung (hidayat), ein Werkzeug zur (Erlangung) der Glückseligkeit. Was sein Wesen und seine Persönlichkeit (shahsiyet ve huviyet) betrifft, so ist er ein Beispiel für die Liebe des Erbarmers (muhabbet-i Rahmaniye), eine Verkörperung der Barmherzigkeit des Herrn (rahmet-i Rabbaniye), der Stolz wahrer, echter Menschlichkeit (haqiqat-i insaniye), die wertvollste und kostbarste unter den bedeutenden Früchten am Baume der Schöpfung. Und die Religion (din), die er verkündete (tebligh), hat sich mit einer wunderbaren Geschwindigkeit nach Osten und nach Westen verbreitet, und beinahe ein Fünftel der Menschheit hat sie bisher angenommen. Ja könnte es denn etwa in der Botschaft (dava) eines solchen Mannes (dhat) eine Möglichkeit geben, der begehrlichen Seele und dem Teufel (nefs ve sheytan) Gelegenheit zu Streit und Einwänden zu bieten? Siebenter Tropfen: Meine lieben Mitgefährten! Was diesen Mann (dhat) dazu veranlasst und ihn dazu bewegt, solche Umwälzungen zustande zu bringen, ist einzig eine heilige Kraft (quvve-i qudsiye). Betrachte nun einmal im Besonderen die Umwälzungen und welche Leistungen er in der Tat auf der arabischen Halbinsel (El-Djezirah) zustande gebracht hat! In jener wüstenartigen Landschaft lebten sehr wilde Stämme, die um ihre Traditionen aufrecht zu erhalten sehr fanatisch und in ihren Sitten überaus starrsinnig verhaftet, beispiellos hartherzig und unbarmherzig waren und sogar ihre Töchter lebendig in der Erde vergruben und sie so völlig unbeeindruckt töteten. Diese lichtvolle Persönlichkeit, mit der Friede und Segen sei, schaffte in kurzer Zeit die schlechten Sitten dieser Stämme ab und ersetzte sie durch gute Sitten. Ja jene rohen Wilden wurden durch das Licht des Glaubens (iman nuru), den diese rechtleitende Persönlichkeit den Menschen verkündet hatte, zu Lehrern (muallim) in der Welt der Menschen. Und sie wurden den nun kultivierten (Menschen) in einer nun zivilisierten Welt (dunya) zu deren Meistern (ustadh). Die so umfangreiche und machtvolle Herrschaft (saltanat) dieses Mannes (dhat) ist jedoch nicht nur eine äußerliche (dhahir) Herrschaft (saltanat). Er hat an einem noch umfangreicheren, tief im Inneren gelegenen Ort eine spirituelle Herrschaft (saltanat-i batiniye), wodurch er alle Herzen und Seelen (aql) faszinierte und an sich zog. Er hat (die Menschen) mit Geist und Seele (ruh ve nefs) in seinen Dienst genommen, wodurch er der Geliebte (mahbub) der Herzen (qalb), der Lehrer (muallim) des Geistes (aql), der sie erleuchtet (tenvir), und der Erzieher (murebbi) der Seelen (nefs) und der König (sultan) der Geister (ruh) geworden ist und es immer noch wird. Achter Tropfen: Meine lieben Mitgefährten! Es ist allgemein bekannt, wie schwer es ist, einem Raucher seine kleine Angewohnheit - ist sie erst einmal zu einer Sucht geworden - wieder abzugewöhnen. Selbst ein großer Herrscher (hakim) gerät bei aller Entschlossenheit in große Schwierigkeiten, wenn er in seinem kleinen Völkchen eine Angewohnheit aufheben möchte. Diese lichtvolle Persönlichkeit (dhat-i nurani) jedoch hob sehr viele Angewohnheiten sehr vieler fanatisch verbohrter Stämme mit ein wenig Macht (quvvet) in kurzer Zeit auf und erbaute an ihrer Stelle eine erhabene Ethik (akhlaq) und edle Sitten (adet). Der Gemütszustand (hal) von Hazret-i Umar Ibn-ul Khattab (möge Gott der Erhabene mit ihm zufrieden sein) in der Zeit vor der Islamiyet (und nach seiner Bekehrung) ist in der Tat ein treffendes Beispiel einer solchen Wandlung. Von seinen derart grundlegenden Neu-Gestaltungen gibt es noch Tausende (ähnlich) wunderbare. Wir bezeichnen die Taten, die dieser Mann (dhat) zu seiner Zeit vollbracht hat, als Wunder. Ja könnten vielleicht hunderte Wissenschaftler unserer Zeit in jene Zeit auf diese wilde Halbinsel (El-Djezirah) gehen und dort eine sehr lange Zeit daran arbeiten, diese Wilden zu kultivierten und würde ihnen dann in etwa 50 Jahren das gelingen, was dieser Persönlichkeit durch ihre Rechtleitung (dhat-i murshid) bereits in einem Jahr gelungen ist? Keineswegs!... Neunter Tropfen: Meine lieben Mitgefährten! Ein Mann, der seine fünf Sinne beisammen hat, wird in einer strittigen Angelegenheit nicht lügen. Denn er fürchtet, dass seine Lüge später aufgedeckt wird und er sich auf diese Weise bloßstellen könnte. Außerdem kann ein Mensch, wenn er denn lügt, nichts mehr unbekümmert und ohne Angst sagen. Und er kann auch nicht versuchen, (eine Lüge) frei und offen und voll Begeisterung auszusprechen, auch handelte es sich dabei nur um eine einfache Person, die mit einem unbedeutenden Auftrag vor einer kleinen Versammlung in einer ganz gewöhnlichen Angelegenheit (sprechen sollte). Könnte er etwa, betraut mit einer großen Aufgabe (vazifah), in einer besonders bedeutenden Angelegenheit, mit einem sehr großen Ehrgefühl (sheref), inmitten einer sehr großen Gemeinschaft angesichts einer besonders großen Feindseligkeit, angesichts der Botschaft (dava), die er überzeugt verkündete, eine Lüge oder etwas Unwahres sagen? So trägt dieser im Licht strahlende Mann (dhat-i nurani), die Predigt des Urewigen (hutbe-i ezeliye), die er hält, in dieser Weise vor: Er hat keine Zweifel und kennt keine Verlegenheit, keine Angst noch Bedauern. Des Weiteren (verkündet er sie) mit einer aufrichtigen Lauterkeit des Herzens (qalb) und mit großem Ernst; dabei schätzt er den Verstand (aql) seiner Feinde nur gering, {weil sie nicht nachdenken und das, was sie erfahren haben, nicht begreifen können (A.d.Ü.)} verachtet sie in ihren Begierden (nefs) und provoziert sie (in ihrem Hochmut), worüber sie dann in Wut geraten. Ja wäre es denn die Möglichkeit, dass eine solche Persönlichkeit in einer solchen Sache, in einer solchen Lage (maqam), mit dieser Angelegenheit (dava) auch nur ein Fünkchen Trug vermischen könnte? Keineswegs! اِنْ هُوَ اِلاَّ وَحْىٌ يُوحٰى {"Es ist dies nichts Anderes als das, was als Offenbarung eingegeben wurde." (Sure 53, 4)} Die Wahrheit (haqq) hat in der Tat keinerlei Trug nötig. Bei der Verkündigung der Wahrheit gibt es keine Möglichkeit zu Lug und Trug. Ein Auge, das die Wahrheit schaut, betrügt die Menschen nicht, sagt nichts Unwahres, unterscheidet zwischen Täuschung und Wahrheit (hayal ile haqiqat). Zwischen ihnen gibt es keine Verwechslung. Zehnter Tropfen: Meine lieben Mitgefährten! Dieser Mann erteilt den Menschen Rechtleitung (dhat-i murshid) und berichtet ihnen über besonders schreckliche Wahrheiten (haqiqat), welche die Menschen in Furcht versetzt. Aber er bringt den Menschen auch eine frohe Botschaft (tebshir) und erzählt ihnen von den Dingen, welche die Herzen (qalb) in Bann ziehen und den Geist (aql) fesseln. Oh Er (ya Hu)! Um Wahrheiten (Haqaiq) und einzigartige Dinge zu entdecken, gibt es in den Menschen eine solche Leidenschaft, eine solche Neugierde, dass sie auf dem Weg zur Entdeckung einer unvergleichlichen Wahrheit Leben und Besitz zum Opfer bringen. Warum dann aber beachten sie die Wahrheit nicht, die dieser Mann (dhat) entdeckt hat und verkündigt? Dabei haben doch alle Leute, die über eine gewisse Kompetenz verfügen (as'hab-i ihtisas), und Leute einer geistigen Schau (ehl-i shuhud), wie die Propheten (enbiya), die Heiligen (auliya) und die Getreuen (siddiqin) insgesamt diesen Menschen (dhat) bestätigt und tun es noch heute. Dieser Mann (dhat) verkündet von den Taten eines solchen Königs (sultan) in dessen Reich (mulk) der Mond wie eine Mücke ist. Und so wie er auch von Wundern ohne gleichen erzählt, so berichtet er auch von ganz entsetzlichen Explosionen und Umstürzen. Schaut! Und gebt Acht, wie er in seiner Predigt des Urewigen (hutbe-i ezeliye) solche und ähnliche Verse vorträgt, wie اِذَا الشَّمْسُ كُوِّرَتْ ٭ اِذَا السَّمَآءُ انْفَطَرَتْ ٭ اِذَا زُلْزِلَتِ اْلاَرْضُ زِلْزَالَهَا {"Wenn die Sonne zusammengefaltet wird..." (Sure 81, 1) "Wenn sich der Himmel spaltet..." (Sure 82, 2) "Wenn die Erde gewaltig erbebt,..." (Sure 99, 1)} Er berichtet von einer derartigen Zukunft für die Menschheit, dass unsere eigene Zukunft hier auf Erden (dünyevi) daneben nur wie eine schwache Luftspiegelung erscheint. Er bringt uns die frohe Botschaft (müjde) von einer solchen Glückseligkeit, dass alles Glück der Welt (dunya) daneben betrachtet, nurmehr den Träumen gleicht. Unter dem Schleier dieses Kosmos verbergen sich in der Tat viele merkwürdige Wunder und harren unser. Und auch wir warten auf sie. Darum brauchen wir auch einen ganz wunderbaren Menschen, der uns von all diesen erstaunlichen Dingen, die er gesehen hat und wie sie sich verhalten, Kunde bringt, und uns auch von all den einzigartigen Wundern, die er noch erschauen wird, so erzählen möge, wie er sie gesehen hat. Überdies berichtet uns dieser Mann (dhat), von den Dingen, die unser Schöpfer (Khaliq) von uns fordert und teilt uns vielerlei Wahrheiten (haqiqat) und Angelegenheiten kund, bei denen es für uns keinen Ausweg (kurtulush) gibt. Wie erstaunlich! Weshalb schließen die meisten Menschen vor solchen wahren (haqq) Gegebenheiten ihre Augen und verstopfen ihre Ohren vor der Wahrheit (haqiqat)? Elfter Tropfen: Meine lieben Mitgefährten! Dieser lichtstrahlende Mensch (dhat-i Nurani), mit dem Friede und Segen sei, welcher die Predigt des Urewigen (Hutbe-i Ezeliye) auf der erhabenen Kanzel (minber-i ali) vorträgt, der durch seine erhabenen Taten in der Welt (alem) berühmt (mesh'hur) ist und den wir in seiner geistlichen Persönlichkeit (shahsiyet-i maneviye) bezeugen (mesh'hud), ist ein zuverlässiges beredtes Zeugnis für die göttliche Allgegenwart (vahdaniyet-i Ilahiye) und ein wahrer (haqq) Beweis dafür, dass Seine Einheit (tauhid) wahr (haqiqat) ist und ein sicherer Beweis und ein klares Zeugnis dafür, dass die Ewige Glückseligkeit (saadet-i ebediye) eine Tatsache (vudjud) sein wird. So wie dieser Mensch (dhat) die Ursache dafür ist, dass die Ewige Glückseligkeit (saadet-i ebediye) einmal eine Realität (vudjuduna) sein wird, so ist er dadurch, dass er die Menschen zur Rechtleitung (hidayat) ruft (davet), auch der Grund dafür, dass wir sie auch erlangen (idjadina) werden. In gleicher Weise ist dieser Mensch (dhat) durch sein Gebet (dua), seinen Dienst und seine Anbetung (ubudiyet) ein Werkzeug zur Erlangung und Verwirklichung der Glückseligkeit. Siehe, diese Persönlichkeit ist in der Tat der Vorbeter (imam) des Menschengeschlechtes. Seine Moschee ist nicht nur die arabische Halbinsel (El-Djezirah), sondern die ganze Erdkugel. Seine Gemeinschaft (djemaat) sind nicht nur die Menschen seiner Zeit, sondern vielmehr die Menschen eines jeden Zeitalters, die, angefangen von der Zeit Adams bis ans Weltende Reihe um Reihe hinter ihm stehen. Und die Reihen all dieser Jahrhunderte hinter ihm sagen zu seinem Gebet (dua): "Amen". Besonders betet (dua) dieser Mann (dhat) in dieser gewaltigen Gemeinschaft (djemaat-i uzma) in einem sehr dringenden Bedürfnis, das in seinem gewaltigen (Umfang) alle Lebewesen umfasst. Und sein Gebet (dua) beschließt nicht nur seine Gemeinschaft, sondern vielmehr Erde, Himmel und alles Sein (maudjudat) mit einem: "Amen", d.h. "Oh Herr! Nimm sein Gebet (dua) an! Und auch wir beten dieses Gebet mit. Und auch wir wünschen das, was er wünscht." Besonders bittet (dua) und fleht er in dem Gebet (namaz), dass er vor dieser großen Gemeinschaft (djemaat-i uzma) verrichtet, mit einem solchen Verlangen, in einer so tiefen Demut, mit einer solchen Sehnsucht und in solcher Betrübnis, dass selbst noch das All davon ergriffen wird und sich dem Gebet dieses Mannes (dhat'in duasi) anschließt. Und dabei fleht er in einer derartigen Absicht, dass in der Tat nicht nur alle Geschöpfe (makhluqat), nein, die ganze Welt (alem) darüber wertlos werden und in den tiefsten Abgrund (esfel-i safilin) hinabstürzte, würde man seiner Absicht nicht entsprechen. Denn auf den Wunsch, dieses Mannes (dhat) erlangt alles Sein (maudjudat) die höchste Vollendung (kemalat). Doch von wem etwa erbittet dieser Mann (dhat) die Erfüllung seines Wunsches? Er erbittet dies in der Tat von dem Herrn (dhat), der selbst noch das Gebet (dua), das ein noch so verborgenes, winziges Tierlein mit seinem doch so geringen Begehr in der Sprache seines Zustandes (lisan-i hal), dennoch annimmt und seinem Verlangen entspricht. Zudem sieht Er bei einem ganz normalen Lebewesen (dhihayat) die ganz normale Hoffnung auf (die Erfüllung) eines ganz normalen Wunsches, und erweist ihm seine Gnade, erbarmt (ikram ve merhamet) sich seiner, indem Er ihm (seine Bitte) erfüllt. Alle Vorsicht und alle Rücksicht, die wir auf unser Gebet hin erfahren und erleben, begegnet uns in einer solch vollkommenen Ordnung, dass kein Zweifel mehr daran aufkommen kann, dass uns all diese Fürsorge nur durch einen Allhörenden (Semi') und Allsehenden (Basir), Allwissenden (Alim) und Allweisen (Hakiem) zu Hilfe kommen kann. Wonach verlangt nun etwa dieser Mann (dhat) mit seinem Gebet (dua) auf der Kanzel (minber), wenn er seine Hände zum Throne Gottes erhebt, und alle Schöpfung dazu ihr "Amen" spricht? Dieser Mann (dhat) verlangt in der Tat nach dem Wohlwollen Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq'in rizasi), bittet darum, Ihm im Paradiese (djennet) zu begegnen und dort Sein Antlitz zu schauen; und er verlangt auch nach der Ewigen Glückseligkeit. Gäbe es nicht zahllose Gründe, warum Gott in Seiner unendlichen Barmherzigkeit (rahmet), Weisheit (hikmet) und Gerechtigkeit (adalet) all diese Dinge erschaffen könnte, nach denen es uns verlangt, so genügte allein schon das Gebet (dua) dieses von Licht strahlenden Mannes (dhat-i nurani), seine Fürbitte und sein Flehen, das Paradies (djennet) zu erschaffen und es uns zu schenken. Sowie das Prophetentum (risalet) dieser Persönlichkeit (dhat) bereits ein Grund für die Einrichtung dieser Welt (als ein Ort) der Prüfung (imtihan) und der Anbetung (ubudiyet) ist, so ist auch das Gebet (dua), dass dieser Mann (dhat) in seinem Dienst und seiner Anbetung (ubudiyet) darbringt, ein Grund, einen jenseitigen Ort (dari akhiret) zu erschaffen, um dort (die Menschen) zu belohnen und zu bestrafen. Es gibt in der Tat einen Widerspruch zwischen einer unübertroffenen Ordnung, der göttlichen Allbarmherzigkeit (rahmet), einer einzigartigen Kunstfertigkeit und makellosen Schönheit (djemal) einerseits und der Ungerechtigkeit und der Abscheulichkeit andererseits. Deshalb kann (im Jenseits) nicht beides zusammen existieren. Einen einfachen Ruf eines einfachen Wesens in einer ganz einfachen Sache zu hören und zu erhören, einen lauten Schrei jedoch um einer riesengroßen Angelegenheit wegen nicht zu hören und nicht zu erhören, wäre in der Tat eine beispiellose Hässlichkeit, Mangel und ein Fehler. So etwas aber wäre unmöglich, denn dann müsste sich ja die göttliche Schönheit Seines Wesens (hüsn-ü Dhati) in eine geradezu wesentliche Hässlichkeit verwandeln. Die Umkehrung einer Wahrheit (haqaiq) ist jedoch unmöglich. Zwölfter Tropfen: Meine lieben Mitgefährten! Was du aus den Lehren dieses Botschafters (hatib-i mürshid) bis jetzt wahrgenommen und gehört hast, genügt vorläufig. Denn ihn in seinem Wesen ganz und gar zu erfassen ist unmöglich. Da dies nun einmal so ist, kehren wir also zurück, um den Segen (feyz) aufmerksam zu betrachten, den die Jahrhunderte nach ihm von diesem Mann (dhat) erhalten haben. Schaut nun einmal, meine lieben Mitgefährten! Seit all diesen Jahrhunderten werden Tausende lichtvoll strahlende Planeten, wie Abu Hanifa, Shafi'i, Abu Yezid, Djüneydi Baghdadi, Abdulqadir-i Geylani, Imam-i Gazali, Muhyid din-i Arabi, Abu Hassen-i Shazeli, Shah-i Naqshibandi, Imam-i Rabbani (möge Gott mit ihnen allen zufrieden sein), von der Sonne dieses glücklichen Zeitalters (Asr-i Saadet) erleuchtet und erleuchten so die Welt (alem) der Menschen. Die Betrachtung der Einzelheiten müssen wir nun auf ein Andermal verschieben und bringen jetzt für diese lichtvolle, Wunder wirkende Persönlichkeit (mu'djizat sahibi o dhat-i nurani), mit der Friede und Segen, sei ein Segensgebet (salat u selam) dar: اَللّٰهُمَّ صَلِّ وَ سَلِّمْ عَلٰى هٰذَا الذَّاتِ النُّورَانِىِّ الَّذِى اُنْزِلَ عَلَيْهِ الْقُرْاٰنُ اْلحَكِيمُ مِنَ الرَّحْمٰنِ الرَّحِيمِ مِنَ الْعَرْشِ الْعَظِيمِ اَعْنِى سَيِّدَنَا مُحَمَّدً اَلْفُ اَلْفِ صَلاَةٍ وَ اَلْفُ اَلْفِ سَلاَمٍ بِعَدَدِ حَسَنَاتِ اُمَّتِهِ ٭ عَلٰى مَنْ بَشَّرَ بِرِسَالَتِهِ التَّوْرَاةُ وَ اْلاِنْجِيلُ وَ الزَّبوُرُ وَ بَشَّرَ بِنُبُوَّتِهِ اْلاِرْهَاصَاتُ وَ هَوَاتِفُ الْجِنِّ وَ اَوْلِيَآءُ اْلاِنْسِ وَ كَوَاهِنُ الْبَشَرِ وَ انْشَقَّ بِاِشَارَتِهِ الْقَمَرُ سَيِّدِنَا وَ مَوْلاٰنَا مُحَمَّدٍ اَلْفُ اَلْفِ صَلاَةٍ وَ اَلْفُ اَلْفِ سَلاَمٍ بِعَدَدِ اَنْفَاسِ اُمَّتِهِ ٭ عَلٰى مَنْ جَآءَتْ لِدَعْوَتِهِ الشَّجَرُ وَ نَزَلَ سُرْعَةً بِدُعَآئِهِ الْمَطَرُ وَ اَظَلَّتْهُ الْغَمَامَةُ مِنَ الْحَرِّ وَ شَبِعَ مِنْ صَاعٍ مِنْ طَعَامِهِ مِاٰتٌ مِنَ الْبَشَرِ وَ نَبَعَ الْمَآءُ مِنْ بَيْنِ اَصَابِعِهِ ثَلاَثَ مَرَّاتٍ كَالْكَوْثَرِ وَ سَبَّحَ فِى كَفَّيْهِ اْلحَصَاةُ وَ الْمَدَرُ وَ اَنْطَقَ اللّٰهُ لَهُ الضَّبَّ وَ الظَّبْىَ وَ الذِّئْبَ وَ الْجِذْعَ وَ الذِّرَاعَ وَ الْجَمَلَ وَ الْجَبَلَ وَ الْحَجَرَ وَ الشَّجَرَ صَاحِبِ الْمِعْرَاجِ وَ مَا زَاغَ الْبَصَرُ سَيِّدِنَا وَمَوْلاَنَا وَشَفِيعِنَا مُحَمَّدٍ اَلْفُ اَلْفِ صَلاَةٍ وَاَلْفُ اَلْفِ سَلاَمٍ بِعَدَدِ كُلِّ الْحُرُوفِ الْمُتَشَكِّلَةِ فِى اْلكَلِمَاتِ الْمُتَمَثِّلَةِ بِاِذْنِ الرَّحْمٰنِ فِى مَرَايَا تَمَوُّجَاتِ الْهَوَآءِ عِنْدَ قِرَآءَةِ كُلِّ كَلِمَةٍ مِنَ الْقُرْاٰنِ مِنْ كُلِّ قَارِئٍ مِنْ اَوَّلِ النُّزُولِ اِلٰٓى اٰخِرِ الزَّمَانِ وَ اغْفِرْ لَنَا وَارْحَمْنَا يَآ اِلٰهَنَا بِكُلِّ صَلاَةٍ مِنْهَا ٭ اٰمِينَ اٰمِينَ اٰمِينَ {"Oh Gott, Friede und Segen sei mit dieser lichtvollen Persönlichkeit, auf die herabgesandt wurde die Weise Unterscheidung (der Qur'an) von dem Barmherzigen, dem Erbarmer, von dem Throne des Allgewaltigen: Unserem Herrn Mohammed tausend mal tausend Segen und tausend mal tausend Frieden so viel wie die schönen Taten seiner Gemeinschaft für ihn, dessen (prophetische) Botschaft vorherverkündigt wurde in der Thora, den Psalmen und den Evangelien und dessen Prophetentum vorherverkündigt wurde durch Irhasat (Hinweise vor seiner Berufung) und die Hatife (Stimmen) der Dschinnen und den Gottesfreunden (den Heiligen) und den Wahrsagern der Menschen, dem, auf dessen Wink der Mond gespalten wurde. Unserem Herrn Mohammed tausend mal tausend Frieden und Segen so viel wie Odem in seiner Gemeinschaft, dem, dessen Ruf die Bäume folgten, auf dessen Gebet plötzlich der Regen einsetzte, dem die Wolken vor der Hitze Schatten spendeten, dem, der mit einer Handvoll Speise tausend Mann sättigte, aus dessen Fingern dreimal Wasser sprudelte wie der Strom von Kauthar (die Quelle des Überflusses im Paradies), dem, um dessentwillen Gott sprechen ließ die Eidechse, die Gazelle, den Baumstumpf, den Wasserschlauch, das Kamel, den Berg, den Stein, ihm der mit der Himmelfahrt begnadet wurde (es war die Reise eines Augenblicks!), unserem Herrn und Fürsprecher Mohammed tausendmal tausend Frieden und Segen so viel wie Buchstaben, die Worte bilden, die sich mit Erlaubnis des Barmherzigen (Gottes) in der Luft spiegeln, jedes Mal wenn jemand ein Wort aus dem Qur'an rezitiert, von Anbeginn der Offenbarung bis zum Ende der Zeit. Verzeihe uns und erbarme Dich unser - Oh Gott - in all unseren Gebeten. Amen."} Meine lieben Mitgefährten! Für das Prophetentum Mohammeds (Risalet-i Ahmediye) gibt es eine sehr große Anzahl Beweise. In meiner Abhandlung, die den Titel "Das Neunzehnte Wort" trägt, wird ein Teil von diesen Beweisen erwähnt. Gleich wie beinahe Tausend Wunder, welche diese Persönlichkeit gewirkt hat, und der Qur'an, von dem ich in meinem Werk, genannt "Das Fünfundzwanzigste Wort" in vierzig Aspekten eingehend erklärt habe, dass er ein Wunder ist, das Prophetentum Mohammeds bezeugen, weist auch dieser Kosmos mit all seinen Wunderzeichen auf das Prophetentum dieser Persönlichkeit hin. Gleich wie zahllose Wunderzeichen, die im Buch der Schöpfung beschrieben werden, in der Tat Zeugnis (shehadet) für die Allgegenwart Gottes, des Einen und Einzigen (Dhat-i Ahad'-in vahdaniyeti) ablegen, so legen sie auch für das Prophetentum Mohammeds (risalet-i Ahmediye), mit dem Friede und Segen sei, Zeugnis (shehadet) ab und beweisen es. Zusammenfassung: Auch die künstlerische Schönheit, wie wir sie in der Welt (kainat) erblicken, erbringt den sicheren Beweis für das Prophetentum Mohammeds (risalet-i Ahmediye), mit dem Friede und Segen sei, und legt dafür Zeugnis ab. Denn die Schönheit der Geschöpfe in all ihrem Schmuck (djemal) verweist auf die künstlerische Begabung, was Schönheit und Verzierung betrifft. Die Schönheit, welche in der künstlerischen Gestaltung zum Ausdruck kommt, beweist den Willen des Künstlers, der sich in dieser Schönheit und in den Verzierungen zeigt. Die Begabung zu künstlerischer Gestaltung und Verzierung beweist die Liebe (muhabbet) des Künstlers zu seinem Kunstwerk. Was aber diese Liebe (muhabbet) betrifft, so beweist sie, dass der Mensch unter den Geschöpfen der edelste ist. Denn der Empfänger einer solchen Liebe (muhabbet) und ihr Mittelpunkt, ist der Mensch. Da der Mensch jedoch das vielseitigste unter den Kunstwerken und ganz einzigartig unter ihnen ist, ist er auch als eine Frucht am Baume der Schöpfung mit Bewusstsein begabt. In Anbetracht dessen, dass der Mensch wie eine Frucht ist, ist er unter den Bestandteilen der Welt (kainat) der vielseitigste Teil, jedoch am weitesten (von der Wurzel) entfernt. Da der Mensch also mit Bewusstsein begabt und vielseitig veranlagt ist, so ist sein Blick umfassend, und sein Bewusstsein schließt alles mit ein. Da sein Blick umfassend ist, sieht er den Baum der Schöpfung als ein Ganzes; und da sein Bewusstsein alles mit einschließt, so erkennt er auch den Sinn der Schöpfung. Deshalb ist der Mensch auch der persönliche Ansprechpartner (muhatab-i hassi) des Schöpfers. Ein Mensch, der seinen umfassenden Blick und sein umfangreiches Bewusstsein auf die Anbetung (ibadet) des Schöpfers und seine Liebe (muhabbet) lenkt, sich für seine Kunstwerke begeistert, sie zu schätzen weiß, sie bekannt macht und zur Dankbarkeit für seine Gnadengaben (nimet) führt, ist in der Tat der besondere Ansprechpartner (muhatab) und der Geliebte (habib) des Meisters, der für seine Gnadengaben (nimet) Dank erwartet und seine Geschöpfe (makhluqat) zu Dienst und Anbetung (ibadet) und zur Dankbarkeit einlädt. Oh ihr Menschen! Gibt es eine Möglichkeit, dass Hazret Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, den wir anhand der oben geschilderten Verhältnisse und durch seine Taten kennen und den wir als eine einzelne Persönlichkeit ohne gleichen (ferd-i ferid) bezeichnen, nicht der persönliche Ansprechpartner (muhatab-i hassi) des Meisters (Sani) sein könnte? Und gibt es unter den Großen der Menschheitsgeschichte, welche die Geschichte des Menschengeschlechtes aufweist, noch eine andere Persönlichkeit, der dieser Rang (maqam) zukommen könnte? Oh ihr, deren Augen gesund und deren Herzen (qalb) nicht erblindet sind! Seht her! Es gibt zwei Kreise und zwei Tafeln (lauh) in der Welt (alem) der Menschen: Der erste Kreis ist der Kreis der königlichen Herrschaft (= Rububiyet). Der zweite Kreis ist der Kreis des Dienstes und der Anbetung (= Ubudiyet). Die erste Tafel ist all die Schönheit und künstlerische Gestaltung in der Schöpfung (= Hüsn-ü san'at). Die zweite Tafel ist das Nachsinnen und die Begeisterung (= Tefekkur ve istihsan). Achtet auf die Beziehungen zwischen diesen beiden Kreisen und den beiden Tafeln: Der Kreis des Dienstes und der Anbetung (ubudiyet) bemüht sich mit all seiner Kraft (quvvet) im Sinne des Kreises der königlichen Herrschaft (Rububiyet) willen. Auch die Tafel des Nachsinnens, des Dankens und der Begeisterung bezieht sich mit all ihren Zeichen auf die Tafel der Schönheit, der künstlerischen Gestaltung und all der Gnadengaben (nimet) und Geschenke in der Schöpfung (Hüsn-ü san'at). Nachdem du diese Tatsachen (haqiqat) mit eigenen Augen geschaut hast, könnte es dann noch, vernünftig betrachtet, eine Möglichkeit geben, dass es zwischen den Führern (reis) der Kreise der königlichen Herrschaft (Rububiyet) und des Dienstes und der Anbetung (ubudiyet), keine Beziehung auf höchster Ebene geben sollte? Und wäre es denn wahrscheinlich, dass der Leiter des Dienstes und der Anbetung, der den Zwecken des Schöpfers (Sani) in vollkommener Wahrhaftigkeit (kemal-i ikhlas) dient, mit seinem Schöpfer (Sani) nicht eine allumfassende Beziehung, eine machtvolle Bindung bestünde und durch diese Verbindung zwischen den Führern dieser beiden Kreise {nämlich dem Schöpfer uns Seinem Propheten (A.d.Ü.)} kein Kennenlernen (muarefe), kein Gespräch (müqaleme) und kein Handel und Wandel stattfinden würde? Wenn dies aber so ist, so stellt sich infolge dessen eindeutig als wahr heraus, dass der Leiter des Dienstes und der Anbetung der besondere Geliebte (mahbub) und Hochgeschätzte (makbul) der Herrschaft (Rububiyet) ist. Oh Mensch! Ja wäre es denn überhaupt möglich, dass der Schöpfer (Sani), der Seine kunstvoll ausgestatteten Werke mit jeder Art Schönheit verziert und allen Lebewesen ihren Freuden und, ihrem Hunger nach etwas besonderem entsprechend, so viele Gnadengaben (nimet) schenkt, dieses schöne Geschöpf und Kunstwerk (makhluq ve masnuu), welches das vollkommenste (kamil) und schönste (djemil) ist, und sich Seinem Dienst und Seiner Anbetung (ibadet) in vollkommener (kemal) Begeisterung zuwendet und das Erde und Thron (arsh ve fersh) dadurch in Freude und Frohsinn versetzt, dass es den Wert der Kunstfertigkeit des Schöpfers (Sani) zu schätzen weiß und sich dafür begeistert, das Land in Ekstase und das Meer dadurch in Wallung versetzt, dass es die Gaben des Schöpfers (Sani) mit Dank und Hochachtung (teshekkürat ve tekbirat) empfängt, dass der Schöpfer dieses Geschöpf nicht loben und seine Worte nicht für bedeutend erachten sollte, seine Dankbarkeit nicht zu würdigen wüsste, sich ihm nicht zuwenden, mit ihm nicht sprechen und ihn nicht seinem Vermögen entsprechend zu einem Vorbild (imam) und Lehrer (mürshid) für alle Geschöpfe machen sollte? 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Webmaster Posted December 31, 2024 Author Share Posted December 31, 2024 Besonderheiten (Lasiyyemalar) (Das Zweite Kapitel des in arabischer Sprache abgefassten Achtundzwanzigsten Wortes, das man in gewisser Hinsicht als die Grundlage des Zehnten Wortes betrachten kann.) بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّحِيمِ {"Im Namen Gottes des Allerbarmers, des Allbarmherzigen."} Lob, Preis und Dank sei dem allweisen Schöpfer (Sani'-i Hakim), für dessen Notwendigkeit Seiner Existenz (vudjub-u vudjud) und Seine Allgegenwart (vahdet) alle Partikel des Kosmos - einzeln und alle zusammen - in der Sprache ihrer Ohnmacht und Armseligkeit (lisan-i adjz ve fakr) - Zeugnis (shehadet) ablegen. Friede und Segen sei Seinem Gesandten, der das Geheimnis des Kosmos (kainatin tilsimi) entschlüsselte, dessen klare Zeichen entdeckte und verkündete, seiner Familie, seinen Mitgefährten (as'habi), den übrigen Propheten (enbiya) und Gesandten (murselin), die seine Brüder (ihvan) sind, und allen aufrechten Dienern (ibad-i salihin). Meine lieben Mitgefährten! Die Natur und die Ursachen haben manchen Menschen das Tor zur Dankbarkeit (shukur) verschlossen und das Tor zur Teilhaberschaft und dem Unglauben (shirk ve kufr) geöffnet. Im Grunde genommen haben sie keine Ahnung, dass das Fundament der Teilhaberschaft (shirk) aus zahllosen Unmöglichkeiten (muhalat) zusammengesetzt ist. Eine von diesen Unmöglichkeiten (muhalat) möchte ich jetzt erklären, damit sie mit ihren blinden Augen sehen können, für wie schlimm die Teilhaberschaft (shirk) angesehen wird. Es ist dies wie folgt: Wenn der Inhaber der Teilhaberschaft (shirk sahibi) die Trunkenheit der Unwissenheit aufgibt und mit den Augen des Wissens (ilim) seinen Unglauben (kufr) betrachtet, bleibt er gezwungen, wenn er weiterhin an diesen Unglauben glauben (iman) und davon überzeugt (iz'an) sein will, jedem einzelnen Teilchen eine tonnenschwere Last aufzuladen, in jedem Teilchen zahllose Druckmaschinen zu erschaffen, sie in die Hände der Natur und der Ursachen zu geben und die Natur alle künstlerischen Feinheiten bezüglich aller Kunstwerke zu unterrichten. Denn jedes Molekül, z.B. von dem Element "Luft", ist befugt, an allen Pflanzen, Blüten und Früchten zu landen und in ihrem Leib seine Aufgabe zu erfüllen. Wenn ein Ungläubiger abstreitet, dass diese Moleküle in den Aufgaben, die sie versehen, Beamte sind und den Befehl und Willen (emir ve irade) Gottes, des Gerechten (Djenab-i Haqq) befolgen, dann ist es notwendig, dass diese Moleküle, wenn sie in irgendeinen Leib eintreten, alle Organe dieses Leibes, deren Aufbau und deren Funktionen, kennen. Nur ein solcher Ungläubiger (kafir) kann daran glauben (itiqad), dass dieses Wissen in diesen Zellen vorhanden ist. Eine Frucht ist ein verkleinertes Abbild eines Baumes. Und der Kern in dieser Frucht ist das Buch der Taten (defter-i a'mali) dieses Baumes. Der Lebenslauf (tarih-i hayati) dieses Baumes steht bereits in diesem Kern geschrieben. Daher bezieht sich eine Frucht auf den ganzen Baum, ja vielmehr auf die ganze Baumart, ja sogar auf den gesamten Erdball. Da aber dies so ist, entspricht die geistige Größe (azamet-i manevi) der Kunstfertigkeit einer Frucht dem Umfang der Erde. Derjenige, der diesen Kern mit einer solchen geistigen Größe, die er künstlerisch in sich enthält, aufbaut, wird auf jeden Fall nicht unfähig dazu sein, auch die Erde zu tragen und aufzubauen. Gibt es etwa noch so eine Torheit (ahmaklik), wie die eines solch ungläubigen (kafir) Verleugners (munkir), der einen derartigen Unglauben (kufr) in seinem Herzen (qalb) trägt, und dabei auch noch behauptet, vernünftig und klug zu sein? Meine lieben Mitgefährten! Ein jedes Ding hat seine zwei Formen und Seiten: Erstens: Die materielle Seite entspricht einem Hemd, als seine - nach der Bestimmung göttlichen Vorherwissens (qader) für den Körper (vudjud) eines jeden Dinges geschneiderte - sichtbare Form (suret). Zweitens: Bezieht sich auf den Verstand und gleicht einem in unserer Vorstellung ablaufenden Film, der aus den verschiedenen Abbildungen materieller Formen besteht, die ein jedes Ding im Ablauf der Zeit annimmt. Gleich wie in unserer Vorstellung durch die schnelle Umdrehung eines Feuers ein Kreis entsteht, bezieht sich diese zweite Form, wie das Leben (tarih-i hayati) eines jeden Dinges erkennen lässt, so wie es den Bahnen (medar) göttlichen Vorherwissens entsprechend abläuft und die Bestimmung (qader) eines Dinges genannt wird, auf den Verstand. Und so wie in Anbetracht seiner materiellen Form (suret-i maddiye) jedes Ding ein Ende, ein Ziel hat, so hat es auch in Anbetracht seiner geistigen Form (suret-i manevi) ein Ende und um einiger verborgener Weisheiten (hikmet) wegen ein Ziel. Daher ist bei der materiellen Form (suret-i maddiye) jeden Dinges die Macht des Herrn (qudret-i Rabbani) der Meister (ustadh) und das göttliche Vorherwissen (qader) ist der Ingenieur. In seiner geistigen Form (suret-i maneviye) aber ist das göttliche Vorherwissen (qader) einem Lineal gleich, das die Linien zieht, denen zufolge etwas entsteht. Die Macht (qudret) aber ist die Quelle, d.h. die Entstehung, die diesen Linien entsprechend erfolgt, kommt durch die Macht (qudret) zustande. Oh du Ungläubiger (kafir)! Nachdem du das gehört hast, denke nun richtig darüber nach! Hast du die Macht, irgendeinem Atom (zerre) das Handwerk eines Schneiders beizubringen? Haben Natur und Ursachen, die du selbst für den Schöpfer (Khaliq) hältst, die Macht (qudret), alle diese unterschiedlichen und voneinander verschiedenen Formen aller Dinge zurecht zu schneidern und zusammen zu nähen? Nun sieh einmal an, oh du Ungläubiger, der du deiner Augen beraubt bist! Selbst ein Mensch, der doch die Frucht am Baume der Schöpfung ist und der hinsichtlich seines Vermögens (quvvet) und seines Einfallsreichtums (ihtiyar) über allen Ursachen steht, kann dennoch kein Kleid schneidern, das der Form eines Dornbusches perfekt angepasst wäre, selbst wenn er alle Talente und alle Kenntnisse seines Schneiderhandwerks perfekt beherrschen würde. Im Gegensatz dazu schneidert der Allweise Meister (Sani'-i Hakim) vollkommen perfekte, frische, neue Kleider und ganz grüne Hüllen für alles, was da wächst und gedeiht, in genau dem ihnen eigenen, vollkommenen Tempo und bekleidet sie damit. Und gepriesen sei Gott (Fesubhanallah!)... Er ist in der Tat heilig und erhaben; Gott (Allah münezzehtir), von dessen Befehl (emr) die Existenz (vudjud) aller Dinge abhängig ist, ist heilig und erhaben. Der Schöpfer (Sani' münezzehtir), in dessen Hand das Wesen aller Dinge liegt, ist heilig und erhaben. Der Schöpfer, der allen Geschöpfen (makhluqat) Zufluchtsort ist, ist heilig und erhaben. Meine lieben Mitgefährten! Auf jedem Geschöpf (maudjud) ruht ein Siegel, ein Stempel (hatem) des Meisters, des einen und einzigartigen (Sani'-i Ahad ve Samed), und bezeugt, dass dieses Geschöpf das Eigentum (mulk) des Meisters, des einen und einzigartigen, und Sein Kunstwerk ist. Betrachte nur einmal das Siegel unter den unendlich vielen Siegeln Seiner Einheit (Ahadiyet) und Stempeln Seiner Einzigartigkeit (Samediyet), das in der Tat zur Frühlingszeit dem Blatt der Erde aufgeprägt wird. Die nun hier aufgeführten, einander folgenden Gedanken (fikr) und Sätze zeigen dieses Siegel und lassen es sonnenklar erkennen. Auf dem Blatt der Erde wird dann in der Tat eine überaus erstaunliche und weisheitsvolle (hakiemane) neue Erschaffung (idjad) erkennbar. Möchtest du also nun die Macht und das Wirken (quvvet ve faaliyet) dieser augenfälligen Neuerschaffung (idjad) erkennen lernen, dann achte einmal auf die hier folgenden Gedanken: 1. Das Wirken dieser Neuerschaffung erwächst aus einer überwältigend großen, allumfassenden, vollendeten Freigiebigkeit (sehavet). 2. Es entsteht mit einer unbegrenzten Leichtigkeit aus einer vollendeten Kraft (quvvet) heraus. 3. Es kommt in einer vollendeten Wohlordnung und mit einer vollendeten Geschwindigkeit zustande. 4. Es erwächst wohlausgeglichen und wohlausgewogen in vollendetem Ausmaß. 5. Obwohl es ein wunderschönes Kunstwerk ist, zeigt es sich dennoch als vollendet preiswert. 6. Obwohl alle Dinge, die damit in Verbindung stehen, sehr kompliziert sind, werden sie dennoch mit einer vollendet großen Vielfalt und ohne irgendeine Verwechslung zustande gebracht. 7. Obwohl die Orte, die damit in Zusammenhang stehen, unendlich viele sind, wird in seinen Werken nichts Ungereimtes oder Unpassendes erkennbar: alles entsteht in seiner besten Form. 8. Obwohl sich die einzelnen Exemplare einer Gattung über eine unbegrenzt große Entfernung verteilen, gibt es dennoch zwischen ihnen eine vollendete Übereinstimmung (tevafuq-u mutlaq). Meine lieben Mitgefährten! Jeder von diesen Sätzen reicht allein schon aus, dieses Siegel zu zeigen. So seht denn, wie sich uns eine so außerordentliche, wundervolle, künstlerisch gestaltete Schönheit (hüsn-ü san'at), verbunden mit einer einer so außerordentlichen, wundervollen, Freigiebigkeit als die Besonderheit einer allumfassenden Macht (qudret) offenbart. Und (dieses Zusammenspiel) einer Wohlordnung mit einer solch wundervollen Leichtigkeit kann nur solch einem Herrn (sahib) zu eigen sein, der über ein umfassendes Wissen (ilim) verfügt und dem kein Ding unmöglich ist. Diese besondere, wie mit einer Waage (mizan) abgestimmte Ausgewogenheit, verbunden mit einer solch wunderbaren, vollendeten Geschwindigkeit ist einem Herrn (dhat) zu eigen, dem alle Dinge seinem Befehl (emr) und Seiner Macht (qudret) unterstellt sind. Diese in einem so großen Maße umfassende Versorgung aller Arten, die doch über ein so großes und weit ausgedehntes Gebiet zerstreut sind, verbunden mit einer wundervoll künstlerisch gestalteten Schönheit (hüsn-ü san'at), ist nur einem Herrn zu eigen, der mit seinem Wissen (ilim) und Seiner Macht (qudret) bei all Seinen Geschöpfen zugegen ist. Bei all dieser Vielfalt und Fülle ist dennoch jedes einzelne Exemplar, was seinen künstlerischen Wert betrifft, eine Kostbarkeit und kann nur einem Herrn gehören, welcher der Eigentümer (malik olan dhat) dieser unendlichen Reichtümer und unerschöpflichen Schatzkammern ist. Und bei aller Vielzahl dieser einzelnen Exemplare, die auch noch gemeinsam miteinander leben, gibt es trotzdem keine Verwechslung unter ihnen; und obwohl sie doch gar nicht eigens voneinander getrennt werden, kann man sie trotzdem genau voneinander unterscheiden, weil sie nur jenem einen Herrn (dhat) angehören, der alles sieht und aller Dinge Zeuge ist und den Seine Taten nicht daran hindern, gleichzeitig auch noch andere Taten zu verrichten. Im Übrigen kann man die Übereinstimmung (tevafuq) der Gestalten und der Körper und den Aufbau der einzelnen Wesen (vudjud), die auf der Erde verstreut und voneinander weit entfernt sind, nur auf den Herrn (dhat) zurückführen, in dessen Hand das Erdenrund liegt, das Ihm zur Verfügung steht und über das Er nach Seinem Wissen (ilim) und in Seiner Weisheit (hikmet) herrscht (hukum). Des Weiteren ist alles für den absolut Allmächtigen (Qadir-i Mutlaq), obwohl Ihm doch eine Vielzahl einzelner Wesen der gleichen Gattung zu eigen ist, von denen jedem einzelnen in seiner Erschaffung eine wunderbare Schönheit zuteil wurde, ein und dasselbe, mag es nun wenig oder viel sein, ein Ding klein oder groß sein. In jedem einzelnen der oben aufgeführten Stichpunkte findet sich noch ein weiteres klares Zeichen dafür, dass ein jedes Ding das Wirken und das Kunstwerk dieses Einen und einzigen Meisters (tek bir Sani'in sun'u ve san'ati) ist. Denn es besteht in der Tat ein Gegensatz zwischen Großzügigkeit (sehavet) und Kleinlichkeit (quvve-i iktisadi), zwischen Eile (sür'at) und Muße (mizan), zwischen Billigwaren (udjuzluk, im Sinne von preisgünstig) und Kostbarkeiten (kiymet, im Sinne von wertvoll), zwischen Vermischung (karishik) und Unterscheidung (mümtaz). Diese Gegensätze in der gleichen Handlung miteinander zu verbinden, kann nur auf den allmächtigen Meister (Sani'-i Qadir) zurückzuführen sein, dessen Macht unendlich (qudreti hadsiz) ist. Zusammenfassung: Wenn jeder Stichpunkt, für sich allein genommen, bereits genügt, das Siegel der Einheit (hatem-i ahadiyeti) aufzuzeigen, so weisen alle diese acht Stichpunkte zusammen genommen mit unmissverständlicher Sicherheit (tariq-i evla) auf dieses Siegel der Einheit hin. Anhand dieser Erläuterung ist nun das Geheimnis (sirr) der folgenden ehrwürdigen Ayah klar geworden. وَ لَئِنْ سَئَلْتَهُمْ مَنْ خَلَقَ السَّمٰوَاتِ وَ اْلاَرْضَ لَيَقُولُنَّ اللّٰهُ {"Und wenn du sie fragst, wer Himmel und Erde geschaffen habe, so sagen sie: 'Allah!'." (Sure 31, 25)} Das heißt, wenn man jenen hartnäckigen Verleugner (inadli munkir) danach fragt: "Wer ist der Schöpfer der Himmel und der Erde?" wird er ohne Umschweife sagen, "Allah!" Meine lieben Mitgefährten! Zwischen Gottheit (uluhiyet), Prophetentum (risalet), Jenseits (akhiret) und Kosmos (kainat) gibt es eine faktische (haqiqat) Wechselbeziehung. Denn Existenz (vudjud) und Feststellung von einem von diesen erfordert auch die Existenz und Feststellung der anderen. Der Glaube (iman) an das eine efordert zugleich den Glauben an das andere. Zum Beispiel: Ein Buch, in dem jedes Wort wiederum ein ganzes Buch und jeder Buchstabe wiederum eine ganze Zeile in sich enthält, {etwa so wie eine Frucht den Keim zu einem ganzen Baum in sich enthalten kann (A.d.Ü.)} kann in der Tat unmöglich ohne seinen Schreiber zustande gekommen sein. Auch das Buch der Schöpfung ist an die Notwendigkeit der Existenz (vudjub-u vudjuduna) seines Urewigen Designers (Nakkash-i Edheli) gebunden. Diejenigen, die nicht gerade betrunken sind, können nur dadurch für das Buch der Schöpfung Zeugnis (shahid) ablegen, dass sie (zugleich auch) an den Urewigen Designer glauben. So wie in gleicher Weise die Existenz eines Gebäudes, das mit sehr vielen einzigartigen Kunstwerken, mit unvergleichlichen Ornamenten und Verzierungen ausgestattet ist, ohne seinen Erbauer und Baumeister nicht möglich ist, so ist auch die Existenz dieser Welt (alem) von der Existenz seines Schöpfers (Sani) abhängig. Diejenigen, die nicht trunken sind vom Rausch ihres Irrtums (dalalet), können das eine nicht ohne das andere bestätigen. So wie sich die Strahlen der Sonne auf den Wassertropfen an der Oberfläche des Meeres und der Flüsse, welche die Sonne wiederspiegeln, sich unmöglich erklären lassen, sobald man die Existenz (vudjud) der Sonne bestreitet, ist in gleicher Weise auch das Zeugnis für diese unsere Welt (kainatin shuhudu), die sich in vollkommener Ordnung (kemal-i intizam) ständig verändert und wieder erneuert, für diejenigen, deren Verstand nicht verdorben ist, nur zugleich mit der Bestätigung der Notwendigkeit der Existenz seines Erbauers und seines Baumeisters (Bani ve Sani'in vudjub-u vudjudunun tasdiqiyle) möglich. Denn derjenige, der diesen prächtigen Kosmos (kainat) nach Seinem Willen und Seiner Weisheit (meshiyet ve hikmet) aufbaut, nach den Prinzipien Seiner Bestimmung und Inkraftsetzung (qadha ve qader) unterteilt, nach den Gesetzen (kanun) Seiner Gewohnheit ordnet, nach den Erlassen Seiner Güte und Barmherzigkeit (inayet ve rahmet) verziert und mit den Erscheinungen Seiner Namen und Eigenschaften erleuchtet (tenvir), ist einzig und allein Sein Erbauer und Baumeister (Bani ve Sani). Wollte man aber tatsächlich von einem solchen Allgegenwärtigen Schöpfer (KKhaliq-i Vahid) absehen, dann entstünde daraus die Zwangsläufigkeit (an Seiner statt) unendlich viele Götter (ilah) entsprechend der Anzahl der Atome des Kosmos (kainatin zerrati) und deren Zusammensetzungen anzunehmen. Und außerdem müsste ein jeder dieser Götter dazu in der Lage sein, diesen Kosmos zu erschaffen; denn ein jeder Bestandteil eines Lebewesens (zihayat) ist ein Inhaltsverzeichnis des ganzen lebenden Wesens. Derjenige, der diesen Bestandteil zu erschaffen vermag, müsste dann auch in der Lage sein, das ganze (Lebewesen) zu erschaffen... Des Weiteren ist die Existenz der Sonne nicht wahrnehmbar ohne ihre Austrahlung (ziya); und so kann auch die Gottheit (uluhiyet) nicht sein, ohne in Erscheinung zu treten. In Erscheinung aber tritt sie dadurch, dass sie Ihre Propheten (rasul) aussendet. Und weiter ist die Verkündigung der Propheten notwendig, damit Ihre vollendete Schönheit (djemal) im Grade ihrer höchsten Vollkommenheit (hadd-i kemal) entdeckt, erkannt und allgemein bekannt werden kann. Des Weiteren wird die vollendete Schönheit Ihrer Kunstwerke (kemal-i hüsn-ü san'at) im höchsten Grade des Zaubers (kemal-i djemal), der von ihnen ausgeht, erst dann erkannt, wenn sie von Ihren Propheten bezeugt wird. Des Weiteren erfordert Gottes allumfassende Herrschaft (rububiyet-i amme) einen ebenso allgemeinen Dienst und eine ebenso verbreitete Anbetung (ubudiyet-i külli). Das aber kann nur dadurch geschehen, dass die Propheten zwei Fügel besitzen. {Sie dienen als Botschafter zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und den Menschen, um die göttliche Einheit (vahdeti Ilahiye) dem Volk (halk) zu verkünden. (A.d.Ü.)} Desgleichen ist es nicht möglich, wenn es nicht der Wille des Besitzers dieser Schönheit (hüsn sahibi) ist und wenn es gar keinen Spiegel gibt oder wenn keine Person da ist, die sie beschreibt und so (den Menschen) übermittelt, dass Seine Schönheit erkannt und bekannt wird. Das geschieht aber nur durch die Propheten. Denn der Prophet ist in seinem Dienst und durch seine Anbetung (ubudiyet) ein Spiegel der Schönheit des Schöpfers (Khaliq'in hüsnü), und hinsichtlich seiner Botschaft (risalah) zeigt er sie auch dem Volk (halk) und macht sie ihm bekannt. Des Weiteren ist es notwendig, wenn ein Herr (dhat) Seine Macht (qudret), Seinen Reichtum, Seine Königsherrschaft (saltanat) dadurch bekannt geben will, dass Er Seine Schatzkammern, in denen all Seine Juwelen und anderen Kostbarkeiten aufbewahrt sind, öffnen und sie Seinem Volke zeigen und zugänglich machen will, dass ein Beauftragter allein von diesem Herrn (dhat) die Erlaubnis und allein mit dessen Willen (irade) Befehl (emir) und Ernennung erhält (dies bekannt zu geben). Und dieser Beauftragte, das ist der Prophet (rasul). Meine lieben Mitgefährten! Es gibt auf dieser Welt (alem) außer Hazret Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, keine andere Persönlichkeit, die alle diese Voraussetzungen dafür besitzt und diese Aufgaben (vazifah) bestens versehen kann. Er ist dafür die vielseitigste, vollkommenste (kamil), tugendhafteste (fadl) Persönlichkeit. Und diese Persönlichkeit ist es, die (auf des Königs Befehl alles) wortgetreu bekannt gibt und (dem Volk) mitteilt, erklärt, beschreibt, zeigt und verkündet. Meine lieben Mitgefährten! Wir sind nun dahin gelangt, dass der Glaube an Gott (Iman-i Billah) und der Glaube an das Jenseits (akhiret imani) wechselseitig voneinander abhängig sind. Also, nun sei bereit und höre mir zu! Ein König (sultan), der (seine Untertanen) für ihren Gehorsam nicht belohnt und die Aufständigen nicht bestraft, muss dem Untergang seines Königreichs entgegen sehen. Des Weiteren ist für einen König Güte und Barmherzigkeit (lutuf ve merhamet) zur Rechten (seines Thrones), Zorn und Erziehung (qahr ve terbiye) zu seiner Linken von Nöten. Lohn ist ein Erfordernis der Barmherzigkeit (merhamet). Das Hoheitsrecht (terbiye) erfordert auch ein Strafrecht. Der Ort für Lohn und Strafe aber findet sich im Jenseits (akhiret). Des Weiteren empfängt ein König (sultan), der in hohem Maße über Weisheit und Gerechtigkeit (hikmet ve adalet) verfügt, um den guten Ruf seines Königreiches (saltanat) vor Schaden zu bewahren, huldreich diejenigen, die bei ihm Zuflucht suchen, und schützt das Recht (huquq) seines Volkes, um so das Ansehen seiner Königsherrschaft (hakimiyetinin hashmeti) zu wahren. Ein wichtiger Teil dieser Verheißungen erfüllt sich aber erst im Jenseits. Des Weiteren ist für einen König - im Besitz (malik) einer übervollen Schatzkammer und überaus freigiebig - ein Festsaal (dar-i ziyafet) von Nöten, der allen zu jeder Zeit offen steht. Und weiter ist es erforderlich, dass hier ganz verschiedene Menschen für immer bleiben können. Das aber ist nur im Jenseits möglich. Desgleichen möchte derjenige, der über solch eine Schönheit verfügt (djemal sahibi), seine Anmut und Schönheit (hüsn ve djemal) stets wieder zeigen und betrachten. Das aber setzt wiederum die Existenz eines Jenseits voraus; denn eine immerwährende (daimi) Schönheit (djemal) gibt sich nicht mit einem untergehenden, vergänglichen Bewunderer zufrieden. Sie verlangt auch danach, dass er für ewig bleibt. Und auch das verlangt wiederum nach einem Jenseits. Des Weiteren erfüllt ein König, der besonders barmherzig und liebevoll (rahimane bir shefqat) ist, denjenigen, die Ihn um Hilfe bitten und zu Ihm beten (dua), weil er ihnen antworten möchte, unverzüglich auch noch den kleinsten Wunsch und gibt selbst noch dem winzigsten Geschöpf (makhluqat) und hilft sicherlich allen Geschöpfen (makhluqat) selbst noch in ihrer größten Bedürftigkeit mit vollendeter Leichtigkeit (kemal-i suhulet). Ein solch allgemeines, ja sogar das wichtigste Bedürfnis ist allein das Jenseits. Desgleichen wurde (hier in dieser Welt) für die Versammlung seines Volkes (millet), obwohl doch seine Königsherrschaft in einer so überaus wunderbaren Pracht errichtet wurde, wie man bereits aus allen Regierungsmaßnahmen und sonstigen Aktivitäten entnehmen kann, nur so ein kleines, enges Gasthaus (misafirhane) gebaut. Es kann nicht auf Dauer das Volk in sich beherbergen. Darum füllt und leert es sich ständig. So gibt es auch einen Ort der Prüfung, der sich jederzeit ändert und erneuert. Und der König hat auch einige Versammlungsorte, um stets einige von Zeit zu Zeit wechselnde Musterbeispiele seiner Kunstwerke und Gastgeschenke (san'at ve ihsanat) auszustellen. Dieser Sachverhalt zeigt ganz offensichtlich, dass es nach diesem engen Ort, dem Ausstellungsgelände und den Messehallen hier, einen bleibenden Ort, feste Burgen und Schlösser und (Keimzellen, die sich) öffnenden Schatzkammern gleichen, geben muss, wo sich die Einwohner für immer und allezeit ansiedeln können. Wenn nun des Weiteren ein achtsamer und sorgsamer König alle Taten und Handlungen seines Volkes, seine Dienstleistungen und seine Bedürfnisse vollständig aufschreibt, jedes Ereignis und jeden Fall, der sich in seinem Reich (mulk) ereignet und aufzeichnen lässt, sich ein Bild macht, verschiedene Fotos aufnimmt und sie bewahrt, so zeigt dieser Sachverhalt mit Sicherheit, dass es eine Abrechnung (muhasebe) und einen Prozess (muhakeme) geben wird, der unter Garantie mit einer Belohnung (mükafat) oder mit einer Bestrafung (müdjazat) abschließen wird. Wenn er nun des Weiteren immer wieder so viele Belohnungen verspricht und Bestrafungen androht, und alle diese Versprechungen und Drohungen auch unschwer in seiner Macht (qudret) liegen, alle diese Dinge aber für seine Untertanen von großer Wichtigkeit sind, werden mit Sicherheit die Dinge, die er verspricht, nicht der Wahrheit (hilaf) entgegen gesetzt sein. Denn die Nichteinhaltung seines Versprechens (hulf-ül va'd) steht mit der Würde der Macht (qudretin izzetine) in Widerspruch. Des Weiteren kann in Übereinstimmung und mit dem Konsens (idjma) der Berichterstatter (muhbir), die in ihrer Gesamtzahl das allgemeine Wissen (hadd-i tevatür) verkörpern, Sitz dieser gewaltigen, majestätischen, großen Königsherrschaft und das Ziel unserer letzten Reise nur das Land des Jenseits sein. Diese kleinen Orte und Plätze können ihrer Größe entsprechend gar keine immerwährenden Wohnstätte sein. Alles, was untergeht, vergeht oder sich verändert und dergleichen Dinge mehr können nicht der Sitz dieses beständigen (müstakar) Königreiches sein. Dieser König (sultan) zeigt uns in der Tat in diesem kleinen Wohnort, auf diesem Platz hier vielerlei Dinge, Trennungen und Versammlungen. Dabei geht es Ihm jedoch gar nicht um diese Dinge selbst. Denn er zeigt uns nur Abbildungen der Zustände (hal) und Ereignisse, die sich auf dem großen Platz (meydan-i ekberi), nämlich im Jenseits (akhiret) ereignen werden. Denn die Geschehnisse, die an dem großen Versammlungsort (mahsher-i adhim) stattfinden, werden entsprechend diesen winzig kleinen Abbildungen ablaufen. Das aber heißt: Die veränderlichen, vergänglichen Zustände (fani hal), die an diesem Wohnort gezeigt wurden, werden in jener Welt (alem) eine beständige (baqi), für ewig bleibende Frucht bringen. Über alle Weisheit (hikmet), Güte (inayet), Gerechtigkeit (adalet), Barmherzigkeit (rahmet) und Liebe (shefqat) hinaus, welche dieser König an diesen vergänglichen (fani) Orten und schrecklichen Plätzen zeigt, sich noch etwas größeres vorzustellen (tasauvur) als dies, liegt in der Tat außerhalb der Möglichkeit. Sicherlich erfordern dermaßen hohe, umfangreiche, wunderbare Kunstwerke nach einer für ewig bestehen bleibenden Unterkunft und nach festen Wohnungen, deren Bewohner niemals untergehen werden, sodass diese große Weisheit (hikmet) und Gerechtigkeit (adalet) zu einer fest stehenden Tatsache (haqiqat) werden kann. Andernfalls würde es notwendig werden, diese offensichtliche Weisheit (hikmet), Güte (inayet) und Barmherzigkeit (rahmet) zu leugnen. Und zudem müsste man dann auch noch behaupten, dass der Herr so vieler Taten, die aus Seiner Weisheit (hikmet) und Güte (inayet) hervorgehen - und da sei Gott vor! - (eigentlich) ungerecht, grausam und verschwenderisch sei. Die Schlussfolgerung daraus aber wäre eine völlige Verkehrung der Wahrheit. Des Weiteren gibt es sehr viele Beweise und Zeugnisse dafür, dass diese vorübergehenden Wohnstätten eine Gestalt annehmen werden, die der Sitz einer immerwährenden Königsherrschaft (saltanat-i daimeye) sein wird. Daher ist es gar nicht möglich, nur diese Welt (alem) zu erschaffen und eine andere Welt (alem) nicht zu erschaffen, diesen Kosmos ins Dasein (vudjud) zu rufen und den anderen Kosmos nicht zu gestalten, dieses Sein (dunya) zu erschaffen, ein anderes Sein (dunya) aber nicht zu erschaffen. Denn die Herrschaft des Königreiches (rububiyetin saltanati) erfordert eine Belohnung und eine Bestrafung. Des Weiteren verfügt der Baumeister dieser Welt (Sani'-i alemin) über eine alles umfassende Barmherzigkeit (rahmet-i vasia), welche alles in sich birgt und alles mit einschließt und alles in sich aufnimmt. Die Liebe (shefqat) der Mütter, ja in gewisser Hinsicht sogar die der Pflanzen, gegenüber ihren Kindern und die Einfachheit bei der Versorgung (suhulet-i rizq) ihrer kleinen, hilflosen Jungen ist nur ein Tropfen aus dem Meer göttlicher Barmherzigkeit (rahmet). Vergleicht man aber nun die Größe dieses Meeres der Barmherzigkeit und all die göttlichen Gnadengeschenke (nimet), die in dieser vergänglichen Welt (fani dunya), in diesem kurzen Leben, durchsetzt von so vielen Mühen und Plagen, kommen und wieder vergehen und nur von kurzer Dauer sind, mit den Menschen, die nach ewigem Bestehen (ebedi beqa) verlangen, so stimmen hier die Proportionen nicht. Und zu gleicher Zeit verwandelt all diese Vergänglichkeit, ohne jeden Ersatz, diese göttlichen Gnadengeschenke in reine Schikane (nimeti nikmete), Seine Güte in eine bloße Qual (shefqati zahmete), Seine Liebe in Unglück (muhabbeti musibete) und die Freude in Schmerz (lezzeti eleme). Und es verkehrt Seine Barmherzigkeit (rahmet) in ihr Gegenteil. Des Weiteren wird anhand der Reaktionen (tasarrufat), die man in dieser Welt (alem) wahrnehmen kann, deutlich, dass der Baumeister dieser Welt (Sani'-i Alem) über eine so überaus hohe majestätische (djelal), würdevolle Autorität verfügt, dass er die Zurechtweisung derer, die dem Baumeister nicht ihren Respekt in Dienst und Anbetung (ubudiyet) erweisen (imhal), oder ihn gering achten, auch wenn er (diese Zurechtweisung) verzögert oder verschiebt, jedoch keineswegs vernachlässigen (ihmal) wird. Des Weiteren wird es mit Sicherheit für diejenigen, welche die Befehle und die Verbote dieses Königs (sultanin emirleri) für unwichtig halten, die nicht gläubig gehorchen, die im Dienst und in der Anbetung (ubudiyet) auf Seine Liebe keinen Wert legen und Ihm nicht in Dankbarkeit ihre Ehrfucht erweisen, einen Ort für (ihren gerechten) Lohn und ihre Strafe am ewigen Sitz seiner Herrschaft (Rububiyet) geben. Des Weiteren wird aus der künstlerischen Gestaltung (hüsn-u san'atlar) Seiner Schöpfung (makhluqat) ersichtlich und aus der Ordnung und Sorgfalt und auch aufgrund der Zweckmäßigkeit und der Nützlichkeit, wie man sie bei allen Dingen verfolgen kann, verständlich, dass der majestätische Baumeister (Sani'-i Dhu-l'Djelal), dem das ganze Weltall zu Seiner Verfügung steht, von einer sehr großen, allumfassenden Weisheit (hikmet-i amme) erfüllt ist; und es ist ein Erfordernis dieser allumfassenden Weisheit, dass diejenigen, die im Gehorsam bei Ihm Zuflucht suchen, eine außerordentliche Gastfreundschaft und Güte von Ihm erfahren werden. Des Weiteren ist ersichtlich, dass jedes Ding auf den ihm zustehenden Platz gelegt wird. Jedes Recht (haqq) wird dem gegeben, der dieses Recht hat. Jedem, der bedürftig ist, wird entsprechend seinem Bedürfnis gegeben, so wie er es wünscht. Einem jeden wird gemäß seinen Wünschen, die er, sei es durch seine Fähigkeiten zum Ausdruck bringt, oder in Form seiner natürlichen Bedürfnisse, oder in Form seiner Zwangslage oder Notlage geäußert hat, entsprechend geantwortet. Für die Gerechtigkeit (adalet), deren Werke ja ganz offensichtlich sind, ist ein großer Gerichtshof (mahkeme) notwendig, sodass durch die Souveränität seiner Herrschaft (Rububiyet) das Recht der Diener (huquq-u ibad) gewahrt wird. Denn diese vergängliche irdische Wohnstatt (fani dunya) kann nicht der Ort sein, an dem sich die große wahrhaftige Gerechtigkeit (adalet-i haqiqi) zeigt. Weil dem aber so ist, muss es für diesen großen gerechten König (Sultan-i Adil) auch ein immerwährendes Paradies (djennet-i baqiye) und eine allzeit bestehende Hölle (djehennem-i daime) geben. Des Weiteren kann man sehen, dass der Eigentümer dieser Welt (alemin sahibi), gleich wie Er aufgrund so vieler von Ihm durchgeführter Taten über eine wunderbare Freigiebigkeit (sehavet) verfügt, auch sehr viele Schatzkammern besitzt, die gefüllt sind mit Sonnen voll Sonnenlicht (Nur) und Sonnenstrahlen (ziya), mit Bäumen und Sträuchern, die Beeren und Früchte tragen. Daher erfordern diese immerwährende Freigiebigkeit und Sein unerschöpflicher Reichtum ein ewiges Gastmahl und der Fortbestand (Seines Reichtums) erfordert auch die ständige Anwesenheit derer, die Seiner bedürfen. Denn eine endlose Freigiebigkeit (ebedi sehavet) und eine wunderbare Gastfeundschaft (kerem) erfordert es, ständig das Volk zu beschenken (ihsan) und ihm Seine Gnade (in'am) zu erweisen. Das aber verlangt nach der fortwährenden Existenz (devam-i vudjud) derer, die für Seine Gnadengaben (in'am) und Geschenke (ihsan) dankbar sind und ihrer bedürfen. Desgleichen wird aus der Kundgebung dieser wunderbaren und weisheitsvollen Taten Seiner Freigiebigkeit (mu'djizeli ve hikmetli ef'al-i kerimane) verständlich, dass dieser Baumeister, der sie verrichtet (Sani'-i Fa'il), sehr viele (Eigenschaften) in Vollkommenheit (kemalat) besitzt, die ganz und gar verborgen sind. Und Er möchte diese Vollkommenheiten stets aller Welt vor Augen führen (enzar-i aleme) und sie bekannt machen. Denn eine zeitlose Vollkommenheit erfordert deren immerwährende Kundgebung und die ständige Anwesenheit (vudjud) derer, die sie auch zu schätzen wissen. Denn ein Mensch, der seinem völligen Nicht-mehr-sein (adem-i mutlaqa) entgegen geht, legt keinen Wert auf Vollkommenheit (kemalat); anstatt sich für sie zu begeistern und sie zu schätzen zu wissen, betrachtet er sie abschätzig und verachtet sie. Des Weiteren ist dem Baumeister (Sani) dieser schön verzierten, lichvollen (munauver) Kunstwerke auch noch eine abstrakte, geistige Schönheit (manevi djemal) zu eigen. So hat Er um seiner verborgenen Schönheit und Anmut (hüsn-ü djemal) willen sehr viele Kostbarkeiten und Organe der Seele und des Geistes (mehasin ve letaif), die wir mit unserem Verstand (aql) nicht begreifen (idraq) können. So ist zum Beispiel die Oberfläche unserer Erde einer dieser matten Spiegel dieser Schönheit (djemal). Diese Oberfläche der Erde veranstaltet in jedem Jahrhundert, jeder Zeit und zu allen Jahreszeiten eine solche Ausstellung, stellt die Schatten ihrer Erscheinungen aus, die sich zu jeder Zeit ununterbrochen zeigen, stellt sie dar, macht sie bekannt und führt sie auf. Des Weiteren gehört es zu den feststehenden Wahrheiten (haqaiq), dass derjenige, der eine solch hohe Schönheit besitzt (djemal sahibi), Seine Schönheit und alle Subtilitäten Seiner Schönheit selbst und mit seinen eigenen Augen, aber auch indirekt durch die Augen der anderen betrachten möchte. Daraus aber ergibt sich zwangsläufig: Wenn die Schönheit immerwährend und beständig ist, müssen in jedem Fall auch die Spiegel, die all ihre Subtilitäten reflektieren, ewig und beständig sein. Denn eine ewig bestehende Schönheit kann sich mit einem, der sich nur vorübergehend (fani) nach ihr sehnt, nicht zufrieden geben. So wird sich die Liebe (muhabbet) eines untergehenden, nur voübergehenden Liebhabers (ashik) zu seiner ewigen und immerwährenden (ebedi ve baqi) Geliebten (mahbub) in Feindschaft verwandeln. Ja der Mensch verachtet in der Tat etwas Schönes, wenn er sich an ihm trösten möchte, es mit seiner Hand aber nicht fassen, oder mit seinem Geist (fehm) nicht erreichen kann. In Anbetracht dieser Tatsache, erfordert diese Welt (alem) ihren Baumeister (Sani) genauso, wie auch die jenseitige Welt (alem-i akhireti) ihren Baumeister (Sani) erfordert. Des Weiteren kennzeichnet den Baumeister dieser Welt (bu alemin Sanii) eine besonders barmherzige, selbstlose Liebe (rahimane bir shefqat). Denn wir sehen, dass in dieser Welt einem, der vom Unglück betroffen ist und um Hilfe ruft, mit perfekter Geschwindigkeit geholfen wird. Jeder, der an der hochehrwürdigen Schwelle Seines Hauses (Dergah-i izzet) Zuflucht sucht, wird gerettet werden. Die Wünsche derer, die um Hilfe bitten und fragen, werden in Erfüllung gehen. Die Stimme auch noch des einfachsten Lebewesens (zihayat) wird erhört und die Bitte um die Befriedigung seiner Bedürfnisse wird angenommen. So wird denn nach dem Tode das Paradies, die ewige Glückseligkeit und die Wiederauferstehung (djennet'i ve saadet-i ebediye) offen stehen, welches das größte, notwendigste, grundlegendste und dringendste Bedürfnis des Menschengeschlechtes ist und worum die Verkörperung der selbstlosen Liebe (shefqat sahibi) mit ihrem Gebet (dua) im Namen aller Menschen bittet. In dieses universelle Gebet des verehrten Führers (reis-i muhterem) schließen sich alle Geschöpfe (makhluqat) und Lebewesen mit ein und rufen: "Amen! Amen!" Und siehe nun, diese Persönlichkeit bittet darum so herzergreifend, so liebevoll, so sehnsuchtsvoll, so flehentlich um beständige Glückseligkeit, dass er das ganze Weltall zu rühren und zur Anteilnahme an seinem Gebet zu bewegen vermag. Siehe, er betet noch dazu um eine Glückseligkeit, deren Ziel und Zweck es ist, den Menschen und alle Geschöpfe aus dem Zustand eines niedrigsten aller niedrigen (esfel-i safilin), dem Sturz in die absolute Negation, Wertlosigkeit, Nutzlosigkeit, Sinnlosigkeit zu den Höhen von Illiyyun (des Paradieses = a'la-yi illiyyin), zu Wert, Beständigkeit, hoher Verantwortlichkeit und einem Brief des Unwandelbaren (mektubat-i samedaniye) zu erheben. Siehe, er ruft seine Bitte mit einem so lauten Schrei hinaus, bittet und fleht so rührend, im tiefsten Inneren bewegt, als wollte er die ganze Schöpfung, die Himmel und den Thron Gottes dazu bringen, ihm zuzuhören, in einem ekstatischen Gebet "Amin, Allahumma amin" zu sagen. Wollen wir nun hören, was der Stolz des Menschengeschlechtes (sheref-i nev'-i insan), dieser Einzigartige in Raum und Zeit (ferid-i kaun u zaman), die Ehre des Universums (Fakhr-i Kainat) erbittet, er, hinter dem alle Kinder Adams stehen, der, weilend auf der Erde, seine Hände zum Throne des Allgewaltigen (arsh-i a'dhama) erhebt, und der in seinem Gebet, dem wahren Gottesdienst Ahmeds, mit dem Friede und Segen sei, die Essenz des Gottesdienstes der Menschheit umfasst. Siehe, er erbittet für sich und seine Gemeinde (ummah) die ewige Glückseligkeit. Er bittet um Beständigkeit, um das Paradies. Er bittet zugleich darum, dass sich dort alle die Heiligen Namen Gottes offenbaren, die ihre Schönheit (djemal) in den Spiegeln allen Seins zeigen. Du siehst ihn, wie er nach der Offenbarung dieser Namen verlangt. Gäbe es nicht diese zahllosen Gründe, die nach der Existenz eines Jenseits verlangten, und gäbe es nicht die Beweise für sein Vorhandensein, schon ein einziges Gebet dieser Persönlichkeit genügte, jenes Paradies zu erbauen. Der Macht des allbarmherzigen Schöpfers (KKhaliq-i Rahim'in qudret) wäre dies ebenso ein Leichtes, wie unseren Frühling zustande zu bringen... Ja, wie könnte für den, der in jedem Frühling den Erdball einem Versammlungsort gleich werden lässt und dort 100.000 Nachbildungen einer solchen Versammlung hervorbringt, die Schaffung des Paradieses schwierig sein? Das heißt, sein Prophetentum (risalet) veranlasste, dass diese Stätte der Prüfung eingerichtet wurde, wie es das Geheimnis der folgenden heiligen Hadith bestätigt: لَوْلاَكَ لَوْلاَكَ لَمَا خَلَقْتُ اْلاَفْلاَكَ {"Wenn nicht für dich, wenn nicht für dich, ja nicht erschaffen hätte ich das All."} Desgleichen veranlasste auch sein Gottesdienst (ubudiyet), dass eine andere, eine jenseitige Stätte der Glückseligkeit eingerichtet wurde... اَللّٰهُمَّ صَلِّ وَ سَلِّمْ عَلٰى ذٰلِكَ الْحَبِيبِ الَّذِى هُوَ سَيِّدُ الْكَوْنَيْنِ وَ فَخْرُ الْعَالَمَيْنِ وَ حَيَاةُ الدَّارَيْنِ وَ وَسِيلَةُ السَّعَادَتَيْنِ وَذُو الْجَنَاحَيْنِ وَ رَسُولُ الثَّقَلَيْنِ وَ عَلٰٓى اٰلِهِ وَصَحْبِهِ اَجْمَعِينَ وَ عَلٰٓى اِخْوَانِهِ مِنَ النَّبِيِّينَ وَالْمُرْسَلِينَ اٰمِينَ {"Oh Gott, segne Deinen geliebten Diener, der Dich anbetet (abd, habib) und den Du gesandt hast (rasul), ihn, der der Herr ist in beiden Welten (qaun), der Stolz beider Welten (alem), die Quelle des Lebens hier und dort, der Weg (vasila) zur Glückseligkeit hier und dort, der Herr beider Flügel und der Botschafter (rasul) für die Menschen und die Geister (Dschinn), ihn und seine Familie und seine Mitgefährten (as'hab) insgesamt und seine Brüder unter den Propheten (Nabi) und Gesandten (rasul), Amin."} Des Weiteren kann man aus dem Kommen und Gehen in dieser Welt, auch daran, dass alle Geschöpfe (makhluqat) in Richtung auf ein ganz bestimmtes Ziel geführt werden, die Merkmale einer sehr großen Königsherrschaft erkennen, von deren Macht (alles Sein, angefangen von den größten) Himmelskörpern (bis hinunter zu den Mikroben) auf der niedersten Stufe abhängig und ihr dienstbar sind. Daraus wird verständlich, dass der Baumeister (Sani'), der über alles Sein (maudjudat) verfügt, in Seinem großen Herrschaftsbereich (Rububiyet) ein wunderbares Königreich (saltanat) besitzt. Dementgegen ist diese irdische Wohnstatt (jeder Art) Umwandlung und dem Zerfall unterworfen. Sie ist sozusagen eine Herberge, gebaut für die Gäste, mit denen sie sich ständig füllt und leert. Weder hat sie selbst eine feste Form, noch gibt es für diejenigen, die in ihr wohnen (irgendeine Art) von Beständigkeit. Sie gleicht einer Art Messegelände, das nicht frei ist von (allerlei Arten von) Umgestaltungen, um die einzigartigen, erstaunlichen Kunstwerke des Baumeisters dieser Welt (Sani'-i alemin) auszustellen und bekannt zu geben. In Anbetracht dieses Sachverhaltes haben sich die Menschen in dieser Herberge und auf diesem Messegelände nicht versammelt, um hier auf Dauer zu bleiben. Denn ihre Wohnstätten sind nicht für die Ewigkeit. Also bezeugt (shehadet) dieser Sachverhalt und dieser Zustand (hal ve vaziyet) anhand eines absolut zuverlässigen Zeugnisses, dass es - nach dieser vergänglichen (fani) Wohnstätte hier - feste, beständigige, ewige, immerwährende Glückseligkeiten, Paradiese und Schlösser als Quartier für dieses immerwährende Königreich geben wird. Denn das vergängliche (fani) kann für das beständige (baqi) nicht der Platz (maqam) und nicht die Quelle (medar) sein. Betrachtet man die Wohnstatt, die der König (malik) an der Straße, auf der Seine Gäste an- und abreisen, erbaut hat und die Gäste, die in dieser Wohstatt leben, so erkennt man in der Tat, dass diese Unterkünfte, die dort für Millionen Lira errichtet wurden, nur für eine sehr kurze Zeit gedacht sind. Und alle Arten Schmuck und all die kostbaren Dinge darinnen dienen nur als Musterbeispiele. Dabei kosten die Gäste während der Mahlzeiten lediglich von diesen köstlichen Speisen, prüfen nur deren Geschmack und füllen damit kaum ihren Magen. Und jeder Gast nimmt mit seinem eigenen Apparat Bilder der künstlerischen Ausstattung dieser Wohnstatt auf. Auch die unsichtbaren Beamten des Königs schreiben all ihre Handlungen und Taten auf und mit wem sie Umgang pflegen. Dabei vernichtet der König zu jeder Jahreszeit Millionen dieser Schmuckstücke und erneuert all diese schönen Dinge für die neu hinzu kommenden Gäste. Des Weiteren sind da sehr viele einzigartige und ganz erstaunliche Dinge zu sehen. Diese Umstände zeigen also, dass der Besitzer dieser vorübergehenden Wohnstatt besonders edle Wohnstätten, kostbare Domizilien und ewige, immerwährende Schlösser hat. All diese Dinge und Einrichtungsgegenstände, die man in diesen kleinen Wohnstätten betrachten kann, sind nur Musterbeispiele, um den Gästen einen Anreiz zu geben, nach den hohen und großen Dingen in den ewigen Wohnungen zu streben. Wenn man nun des Weiteren diese irdischen Wohnstätten aufmerksam betrachtet und die Umstände, unter denen diese Menschen darin wohnen, so wird verständlich: Diese Welt (dunya) ist keine Wohnstatt, die erschaffen wurde, um ewig darin zu verweilen. Sie ist nur eine Herberge oder ein Wartesaal, in dem sich die Geschöpfe (makhluqat) versammeln, die zur ewigen und immerwährenden Wohnstatt Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq), dem Haus des Friedens (Daru-s'Selam) eingeladen sind. Die geschmackvollen Dinge, die man in dieser irdischen Wohnstatt schauen kann, dienen nicht der Freude und dem Frohsinn. Denn die Freude, wenn man sie erhält, kann nicht größer sein, als der Kummer, wenn man sich wieder von ihnen trennen muss. Des Weiteren kann sich niemand durch diese Freuden im eigentlichen Sinne (mana) seine Wünsche erfüllen. Denn entweder sind diese Freuden nur kurzlebig oder das Leben des Menschen ist zu kurz, um sich seine Wünsche erfüllen zu können. Diese Freuden und alle schönen Dinge dienen nur als Lehrbeispiele und sollen zur Dankbarkeit führen. Denn sie sind die Abbildungen jener wahren Gaben, die Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) für die Leute des Glaubens (ehl-i iman) in den Gärten des Paradieses (djennet) vorbereitet hat. Diese vergänglichen (fani) Kunstwerke in all ihrer Schönheit und Pracht sind jedoch nicht dazu bestimmt, zu vergehen und danach nicht mehr zu sein (fena ve adem). Sodann werden ihre Bilder und Beispiele, Bedeutungen (mana) und Ergebnisse festgehalten und aufgenommen und werden dadurch zu einer Quelle, aus der die ewig bleibenden Vorstellungen für die Leute der Beständigkeit (ehl-i beqa) in einer ewig bestehenden Welt (alem-i beqa) geformt werden. Oder der Ewige Künstler (Sani'-i Ebedi) wird in Seiner Ewigen Welt (ebedi alem) die Dinge ihrer Vorstellung entsprechend gestalten. Denn diese Kunstwerke sind zur Beständigkeit (beqa) bestimmt. Ihr äußerliches Ableben und Vergehen (fena) ist eine Entlassung aus ihren Diensten (vazifah) und keine Vernichtung. Und sollten sie auch mit ihrem Ableben zugleich vergehen (fena), so vergehen sie in der Tat nur in einer Hinsicht, bleiben aber in vielerlei Hinsichten bestehen (baqi). Betrachte zum Beispiel diese Rose, welche die Macht des Urewigen (Qudret-i Ezeliye) erschaffen hat! So wie ein Wort, sobald es den Mund verlässt, äußerlich vergeht, jedoch mit Gottes Erlaubnis in den Ohren, auf dem Papier und in den Büchern millionenfach kopiert bestehen bleibt, genauso bleibt es auch mit seiner Bedeutung (mana) ebenso viele Male im Gedächtnis (der Menschen) bestehen, wie es (Menschen) mit einem Gedächtnis (aql) gibt. Genauso verwelkt diese Rose in kurzer Zeit, gleich nachdem ihre Aufgabe (vazifah) erfüllt ist. Sie stirbt und vergeht, jedoch in dem Erinnerungsvermögen (quvve-i hafiza) aller Menschen, die sie einmal gesehen haben, und in ihren Samen, die ihre Nachkommenschaft in sich tragen, werden ihre Abbildungen und ihre Bedeutungen (mana) für immer (baqi) aufbewahrt. Das heißt also: seien es nun die Samen dieser Rose oder möge es unser Erinnerungsvermögen sein (quvve-i hafiza): sie sind wie ein Fotoapparat, der, um ihr Abbild, ihre Schönheit und selbst noch ihr Rosenbeet zu bewahren (hifz), für sie gleichsam zu ihrem ewig bleibenden Rosenbeet wird. Meine lieben Mitgefährten! Auch der Mensch ist nicht wie ein Tier, das ohne einen Herrn und Besitzer umherstrolcht. Denn all seine Handlungen und Taten werden aufgezeichnet und festgehalten. Die Ergebnisse seiner Taten werden aufbewahrt, damit er an jenem großen Tage der Ausgleichszahlungen (muhasebe-i kübra) dementsprechend eingeschätzt werden kann. Kurzum, die Zerstörungen, die in jedem Herbst stattfinden, dienen dazu, für die neuen Gäste, die im kommenden Frühling erscheinen werden, Platz zu schaffen und sind eine Art Freilassung oder Pensionierung. Des Weiteren hat der Baumeister (Sani), der über diese Welt (alem) verfügt (tasarruf), dieses offenkundige Buch (kitab-i mubin), in dem es nichts gibt, ob klein oder groß, das nicht in diesem Buche aufgezeichnet und aufbewahrt wäre. Betrachte nur das Kapitel über die Wohlordnung und Wohlausgewogenheit (nizam ve mizan), das unter den Kapiteln des Buches dieser Welt (alem) zu finden ist! Wird irgendein Ding mit irgendeiner Aufgabe (muvazzaf) beauftragt und tritt nun mit der Entlassung vom Dienst (vazifah) aus seinem Daseins-Bereich (daire-i vudjud) heraus, so hält der Allweise Schöpfer (Fatir-i Hakim) in der Tat eine Reihe von Abbildern (dieses Dinges) auf den Wohlverwahrten Tafeln ("Lauh-i Mahfudh") fest. Und er prägt diesen Lebenslauf (tarih-i hayati) seinen Samen und Früchten ein und verleiht ihnen in sehr vielen unsichtbaren Spiegeln ihre Beständigkeit (ibqa). So wie zum Beispiel ein Baum Früchte trägt, so trägt auch sein Same (bereits seine künftigen) Früchte in sich. Das heißt also, dass, so wie in einem Baum, dessen (künftige) Früchte bereits anwesend (maudjud) sind, auch in seinem Samen (bereits seine künftige) Frucht anwesend (maudjud) ist. Genauso bleiben sehr viele Dinge, die aus ihrem Seinszustand (vudjud) heraus getreten sind, im Erinnerungsvermögen (quvve-i hafizasi) der Menschen weiterhin existent (maudjud). Aus diesen Beispielen wurde verständlich, wie umfangreich das Gesetz des Bewahrens und der Aufrechterhaltung (hifz ve hafiziyet kanunu) ist. Der Besitzer allen Seins (maudjudat sahibi) nahm mit einer so großen Sorgfalt, alles was in Seinem Reich abläuft, in der Tat unter Seinen Schutz und bewahrt es so (hifz ve muhafaza). Und Er verwendet eine unendliche Aufmerksamkeit um Seine Souveränität aufrecht zu erhalten (hakimiyetinin muhafazasi). Und die Herrschaft (Rububiyet) in Seinem Königreich (saltanat) ist so vollkommen wohlgeordnet, dass Er selbst noch den simpelsten Vorfall, einen ganz gewöhnlichen Dienst aufnimmt bzw. aufnehmen lässt. Also bezieht sich das so umfangreiche und sorgfältige Gesetz des Bewahrens mit Sicherheit auch auf den Hof der Abrechnung (divan-i muhasebat) in der jenseitigen Welt (alem-i akhiret). So wie dieses Gesetz des Bewahrens für alle Dinge gültig ist, so umfasst es auch den Menschen, der das edelste unter allen Geschöpfen ist. Denn der Mensch ist Zeuge (shahid) für die Taten und Handlungen, welche die Herrschaft (Rububiyet) Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) betreffen. Er ist auch der Verkünder der Einheit Gottes unter den verschiedenen Arten von Geschöpfen (makhluqatin djemaati). Er ist es auch, der die Lobpreisungen all Seiner Geschöpfe beobachtet (maudjudatin tesbihatina müshahid) und der mit dem großen Amt eines Kalifen (hilafet-i kubra) beehrt und gewürdigt (tekrim ve teshrif) wurde. Obwohl der Mensch diese Gabe (keramet), diese Würde (sheref) an sich erfahren hat, darf er sich dennoch nicht für sich selbst überlassen und ohne jede Verantwortung halten. Auch er hat am Hof der Abrechnung ganz verschiedene Rechnungen zu begleichen. Sobald er sich dann seiner Schulden entledigt hat, wird er an den Ort gehen, der seinem Stande angemessen (mustehaq) ist. Für die Macht des Urewigen (qudret-i ezeliye) ist der Anbruch des Tages der Wiederauferstehung nach dem Tode in der Tat gleich dem Tag des Anbruchs des Frühlings nach dem Herbst. Denn so wie für die Pflanzen gibt es in der Tat auch für den Menschen einen Herbst und einen Frühling. Wunderwerke der Macht (mu'djizat-i qudret), die in vergangener Zeit zustande gekommen sind, {Die Zeichen der Auferstehung in jedem Frühling. (A.d.Ü.)} sind absolut sichere Zeugnisse (shahid) und Beweise dafür, dass der Baumeister (Sani) über alle künftigen Möglichkeiten verfügt. Des Weiteren versprach der Eigentümer dieser Welt (alemin maliki) wieder und wieder diese Auferstehung (hashr), die für Seine Macht (qudret) ganz leicht und ganz einfach, für Seine Diener (ibad) aber außerordentlich wichtig und ganz dringend notwendig ist. Wie bekannt widerspricht (khulful va'd) es ja der Würde Seiner Macht (qudretin izzeti) und der Barmherzigkeit Seiner Herrschaft (rububiyetin merhameti), ein Versprechen nicht zu halten. Denn ein Versprechen nicht zu halten (va'din khilafi), ist ein Merkmal der Unwissenheit (djehl) oder der Unfähigkeit (adjz). Das aber ist bei einem Herrn (dhat), der Allmächtig (Qadir-i Mutlaq) und Allweise (Hakim-i Mutlaq) ist, unvorstellbar. Des Weiteren gleicht die Wiederauferstehung (hashir) des Menschen der Wiederauferstehung der Pflanzen. Wie kann jemand, der die eine sieht, die andere bestreiten? Was Sein Versprechen der Erschaffung einer Wiederauferstehung betrifft, so steht es, so wie es in der allgemeinen Übereinstimmung aller Propheten (enbiyanin tevaturu) und durch den Konsenz (idjma) großer Menschen steht, auch in der Sprache des Weisen Qur'an so ausgedrückt (Qur'an-i Kerim'in lisani), fest: Zum Beispiel: اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ لَيَجْمَعَنَّكُمْ اِلٰى يَوْمِ الْقِيَامَةِ لاَ رَيْبَ فِيهِ وَ مَنْ اَصْدَقُ مِنَ اللّٰهِ حَدِيثًا {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm. Und er wird euch sicher am Tage der Auferstehung wieder versammeln, woran es keinen Zweifel gibt. Und wer wäre denn glaubwürdiger als Gott in Seiner Aussage?" (Sure 4, 87)} Und so verspricht denn diese ehrwürdige (kerim) Ayah die Erschaffung der Wiederauferstehung (hashr) mit großer Macht (shiddet) und Kraft (quvvet). Doch ist der Mensch manchmal sehr undankbar, sodass er die Worte des Eigentümers des Reiches (Malik-ul Mulk) nicht bestätigt, obwohl doch das ganze Sein (maudjudat) für deren Richtigkeit (sidq) und Wahrhaftigkeit (haqq) ein Beweis ist, und vertraut in seiner Torheit seinen eigenen Phantastereien. Des Weiteren kann man in dieser Welt (alem) die Werke einer sehr hohen, majestätischen Herrschaft (Rububiyet) und den Glanz (shu'alar) eines prunkvollen Königreiches (saltanat) erkennen. Zudem sehen wir, wie die Erde in ihrer ganzen Größe und mit all ihren Bewohnern in der Tat unter dem Befehl (emr) dieser königlichen Herrschaft wie ein liebes, braves Haustier versorgt wird. Und so wie ihr Sterben im Herbst und ihre Auferstehung im Frühling gleich dem Tanz und der Bewegung eines Maulawi-Derwisches, und all ihre übrigen Angelegenheiten von diesem Befehl abhängig sind, sind auch die Wohlordnung, der Gehorsam und all die anderen Eigenschaften der Sonne samt ihren Planeten von demselben Befehl abhängig. In Wirklichkeit können diese gewaltig große (azametli), immerwährende Herrschaft (rububiyet-i sermediye) und dieses ewige Königreich (saltanat-i ebediye) nicht auf solch schwachen, untergehenden und vergänglichen Grundsätzen und dergleichen Fundamenten aufgebaut sein. Sie können in dieser veränderlichen, ja vergänglichen Welt (fani dunya) mit all ihren Sorgen und Plagen nicht beständig sein. Denn diese Welt ist lediglich eine vorübergehende Wohnstatt, die innerhalb dieses so großen, so umfassenden Kreises dieser gewaltig großen Herrschaft errichtet wurde, damit die Menschen hier ihre Erfahrungen machen können und um (die Menschen) zu prüfen und ihnen eine Ausstellung der Wunderwerke Seiner Macht (qudretin mu'djizesi) vor Augen zu führen und sie ihnen bekannt zu machen. Sie wird verändert, ja vernichtet werden, um danach ein Teil der gewaltig großen, umfangreichen, ewigen und beständigen Welt (ebedi ve baqi bir alem) zu werden. Daher ist es für den Baumeister dieser Welt (alemin Sani), die von ihrer ständigen Veränderung wie befallen ist, unumgänglich, dass es danach noch eine andere, unveränderliche, fest in sich ruhende Welt gibt (vudjud). Des Weiteren berichten Leute (as'hab) von hellem Geist (ervah-i neyyire), Pole (aqtab) erleuchteter Herzen (qulubu munauvere), Männer (erbab) von glänzendem Verstand (uqul-u nuraniye), die (alle insgesamt) von der bloßen Äußerlichkeit zur Wahrheit (haqiqat) gelangt sind, und die Angehörigen der göttlichen Anwesenheit (kurb-u huzur-u Ilahi), dass der majestätische Herr (Dhat-i Dhu-l'Djelal) für die Gehorsamen mit Sicherheit einen Ort der Belohnung (dar-i mükafat) und für die Aufständigen einen Ort der Strafe (dar-i müdjazat) vorbereitet und bereits sehr feste Versprechungen und heftige Drohungen dazu geäußert hat. Es ist ja bekannt, dass es gesinnungslos (dhull) ist, seine Versprechungen nicht einzuhalten. Der Schöpfer der Welt (Khaliq-i Alem) ist aber frei von aller Niedertracht und Gemeinheit (dhull ve dhillet). Und gleichzeitig bestätigt und bekräftigt das Buch der Schöpfung (kainat) mit all seinen Versen (ayat) und Worten (kelimat) eindeutig die Gemeinschaft (djemaat) der Leute der Wahrheit (ehl-i haqiqat), die Propheten (enbiya), die Heiligen (auliya) und der Reinen (asfiya), welche diese Wahrheit (haqiqat) verkündigen, und ihre Botschaft. Oh Mensch! Gibt es denn eine noch zuverlässigere Nachricht als diese Nachricht und ein Wort, das noch glaubwürdiger wäre als dieses Wort? Des Weiteren zeigt der Lenker und Leiter dieser Welt (alemin mutasarrif) auf dem doch so engen Platz dieser nur vorübergehenden Erde jederzeit viele Nachbildungen und Musterbeispiele von dem so großen Platz dieser jenseitigen Welt (alem-i akhiret). Zum Beispiel: In der Frühlingszeit sollte man einmal darauf Acht geben, wie sich auf unserer Erde die Auferstehung (hashir) der Pflanzen vollzieht! Die Macht (qudret), die innerhalb von sechs Tagen aus den miteinander vermischten Samen der Pflanzen ihre verstorbenen, verwelkten und entschwundenen Leiber in der Tat ohne einen Makel, ohne einen Fehler wieder aufbaut, so wie sie früher einmal waren, sie (durch neue Pflanzen wieder) ersetzt und so die Auferstehung der Pflanzen über die Erde hin zustande bringt, ist keineswegs dazu unfähig, selbst Himmel und Erde in sechs Tagen zu erschaffen. Ja wäre es denn die Möglichkeit, dass diese Macht (qudret), für die die Wiederauferstehung des Menschen (hashr-i insani) so leicht ist, wie nur ein Augenzwinkern, dies etwa nicht tun würde? Ja könnte denn etwa der Macht (qudret), die bei der Wiederauferstehung der Pflanzen (hashr-i nebati) auf etwa 300.000 Seiten (= Pflanzenarten), deren Wörter (kelime) und Inschriften ganz und gar abgenutzt sind, in der Tat gleichzeitig, und das in nur kurzer Zeit, ohne Fehler und ohne Makel, die alten Schriften ersetzt, die Wiederauferstehung des Menschen (hashr-i insani), der doch nur aus einer einzige Seite besteht, etwa schwer fallen? Keineswegs! فَانْظُرْ اِلٰٓى اٰثَارِ رَحْمَتِ اللّٰهِ كَيْفَ يُحْىِ اْلاَرْضَ بَعْدَ مَوْتِهَآ اِنَّ ذٰلِكَ لَمُحْىِ الْمَوْتٰى وَ هُوَ عَلٰى كُلِّ شَىْءٍ قَدِيرٌ {"Siehe die Spuren der Barmherzigkeit (rahmet) Gottes: wie Er die Erde nach ihrem Tode wieder neu belebt! Fürwahr, Er ist es, der die Toten wieder zum Leben erweckt; und Er hat Macht über alle Dinge." (Sure 30, 50)} So legt denn diese ehrwürdige (kerim) Ayah, die der Herr dieser Macht (qudret sahibi) mit den Worten (lisan) des Qur'an verkündigt, ganz offensichtlich dafür Zeugnis (shehadet) ab, dass dieser Sachverhalt wahr (haqiqat) ist. Oh meine lieben Mitgefährten! Aufgrund dieser Art Lenkung und Leitung (tasarrufat) und der Werke (shuunat) Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) wurde es verständlich, dass die Auferstehung der Pflanzen und ihre Verbreitung (nebati hashir ve neshir), wie sie auf dem Platz dieser Erde stattfinden, und wie (diese Pflanzen) des Weiteren zusammenkommen und sich wieder voneinander trennen, gar nicht das eigentliche Ziel sind. Denn zwischen jenen großen und wichtigen Zusammenkünften, die auf dem großen Platz der anderen Welt (alemin meydan-i kebir) zustande kommen werden, und diesen eigentlich bedeutungslosen, leicht verderblichen Früchten, wie sie nur für eine kurze Zeit entstehen, ist gar kein Vergleich möglich. Denn diese leicht verderblichen Früchte sind nur eine Art Nachbildungen und Musterbeispiele, sodass man an ihren Formen und den Erinnerungen (die von ihnen zurückbleiben) unsere Handlungen ablesen kann, die an dem großen Versammlungsort (medjma-i kebir) das zur Folge haben, wofür wir sodann unseren Lohn in Empfang nehmen werden. Das aber heißt, dass die Formen dieser vergänglichen (fani) Dinge in jener Welt (alem) beständige Früchte erbringen werden. Des Weiteren sehen wir, dass der immerwährende Baumeister (Sani-i Sermedi), der ewige König (Sultan-i Ebedi), in diesen Wohnstätten, die vom Einsturz bedroht sind, und auf diesen Plätzen, (deren Existenz) dem Untergang geweiht ist, die Werke einer solch eindeutigen Weisheit (hikmet), einer so offensichtlichen Gnade (inayet), einer so hohen Gerechtigkeit (adalet), einer so umfangreichen Barmherzigkeit (merhamet) zeigt, dass ein Mensch, dessen Herz nicht eingerostet und dessen Augen nicht geradezu blind sind, mit augenscheilicher Gewissheit (ayne-l'yaqin) erkennen wird, dass es eine Weisheit (hikmet) von noch höherer Vollkommenheit (ekmal) als diese Weisheit nicht geben kann, dass eine Gnade (inayet) von noch höherer Schönheit (edjmel) als die Gnade, deren Spuren wir sehen, nicht möglich ist, dass eine Gerechtigkeit (adalet) von noch höherer Majestät (edjel) als die Gerechtigkeit, deren Werke wir sehen, nicht sein kann, dass eine Barmherzigkeit (merhamet), noch umfassender als diese Barmherzigkeit, deren Früchte wir sehen, nicht vorstellbar (tasauvur) ist. Wenn dies aber so ist, sich in dem Herrschaftsbereich des ewigen Königs (Sultanin memleket daimi), keine beständigen Wohnungen, keine dauerhaften Heimstätten, keine beständigen und sesshaften Bewohner fänden, dann müsste man diese sichtbare Weisheit (hikmet), Gnade (inayet), Barmherzigkeit (merhamet) und Gerechtigkeit (adalet) durch die Leute des Herzens (qalb) und des Verstandes (fikr) bestreiten. Außerdem würde es erfordern, dass der Herr (sahib) dieser weisheitsvollen (hakimane) Ausführungen - was Er verhüten möge - ein gemeiner Schauspieler und ein Tyrann wäre. Dies aber wäre eine Unmöglichkeit, welche die Wahrheit (haqiqat) in ihren Gegensatz verkehrt. Oh ihr meine Mitgefährten, die ihr jetzt meinen Worten lauscht! Denkt nicht, dass die Beweise dafür, dass es eine Wiederauferstehung (hashr) gibt (vudjudu) und sich auch tatsächlich ereignen (vuku') wird, nur auf diesen oben erwähnten Teil und einige Hinweise beschränkt seien! Die Wahrheit (haqiqat), die sich aus den grenzenlos vielen Hinweisen, die der Weise (kerim) Qur'an zeigt, entnehmen lässt, ist wie folgt: Unser Schöpfer (Khaliq) wird uns, die wir uns hier in dem nur vorläufigen Messegelände dieser Welt (dunya) bewegen, zum festen Sitz Seiner Herrschaft (Rububiyet) hinüber transferieren und diese fließende Heimstatt in eine immerwährende Heimstatt (memleket sermedi) verwandeln. Wiederum denke nicht, dass es nur die Namen "Allweiser, Freigiebiger, Barmherziger, Gerechter und Bewahrer " ("Hakiem, Kerim, Rahim, Adil, Hafidh") unter den Schönen Namen Gottes sind, welche die Wiederversammlung und das Jenseits (hashir ve akhiret) erfordern. Vielmehr erfordert jeder einzelne Name, der sich auf die Lenkung und Leitung (tedbir) des Kosmos (kainat) bezieht, das Jenseits und die Wiederauferstehung. Zusammenfassung: Die Botschaft von der Wiederauferstehung (hashir mes'elesi) ist eine Wahrheit (haqiqat) von der Art, dass der ruhmreiche Schöpfer (Khaliq-i Dhishan) in all Seiner Majestät (djelal), Seiner Schönheit (djemal) und mit all Seinen Namen, der Qur'an, dessen Verkündigung ein Wunder (Mu'djiz-ul Beyan) ist und der die Übereinstimmung aller vom Himmel geoffenbarten Bücher, der Propheten (enbiya), der Heiligen (auliya) und Reinen (asfiya, die Gottesfürchtigen) beinhaltet, und Hazret Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, der Stolz der Welt (Fahr-i Kainat), die Krone der Schöpfung (ekmelu-l'khalq) und der edelste Mensch (eshrefu-l'insan), übereinstimmend zu dem Urteil gelangen, dass ein Tag der Auferstehung (hashr) kommen wird, so wie auch der Kosmos (kainat) mit all seinen Versen und Worten (ayat ve kelimat) für die Existenz und Erschaffung der Wiederauferstehung (hashrin vudjud) Zeugnis (shehadet) ablegen. Dabei haben jedoch alle Dinge, seien sie nun ein einzelnes Exemplar oder eine ganze Gattung, nur ein kleiner Teil oder das große Ganze, ihre zwei Gesichter. Sie schauen mit dem einen Gesicht auf ihren Schöpfer (Khaliq) und beweisen somit Seine Allgegenwart (vahdaniyet). Mit dem anderen Gesicht aber schauen sie nach dem Jenseits und fordern die Existenz (vudjud) eines solchen Jenseits (akhiret) und ihrer Wiederauferstehung (hashr). Zum Beispiel: So wie ein Mensch in seinem Dasein (vudjud) und wie er so kunstvoll (hüsn-ü san'at) gestaltet ist, auf die Seinsnotwendigkeit (vudjub-u vudjuduna) und Allgegenwart (vahdetine) des Baumeisters (Sani) hinweist, so weist er auch dadurch auf die Existenz (vudjud) des Jenseits (akhiret) hin, dass er sehr bald stirbt und vergeht, wobei sich die Hoffnungen und Fähigkeiten (seines Geistes) {über den Verfall des Körpers hinaus (A.d.Ü.)} bis in die Ewigkeit hinein erstrecken. In der Art, wie (Gottes) weisheitsvolle Wohlordnung (intizam-i hikmet), der Schmuck Seiner Gnade (inayet), die Gastfreundschaft in Seiner Barmherzigkeit (rahmet) und die ausgewogene Gerechtigkeit (tauzin-i adalet), die wir in allem erblicken können, was da lebt (maudjudat), das Sein des Allweisen Baumeisters und Seine Allgegenwart (Sani'-i Hakim vudjud ve vahdet) bezeugen (shahid), so beweisen sie auch die Erschaffung und die Existenz (idjad ve vudjud) des Jenseits und der ewigen Glückseligkeit (saadet-i ebediye). اللّٰهُمَّ اجْعَلْنَا مِنْ اَهْلِ السَّعَادَةِ وَ احْشُرْنَا فِى زُمْرَةِ السُّعَدَآءِ وَ اَدْخِلْنَا الْجَنَّةَ مَعَ السُّعَدَآءِ بِشَفَاعَةِ نَبِيِّكَ الْمُخْتَارِ فَصَلِّ وَ سَلِّمْ عَلَيْهِ وَ عَلٰٓى اٰلِهِ كَمَا يَلِيقُ بِرَحْمَتِكَ وَ بِحُرْمَتِهِ اٰمِينَ اٰمِينَ اٰمِينَ {"Oh Gott, zähle uns zu den Leuten der Glückseligkeit (sa'adah) und lass uns wieder auferstehen mit den Scharen der Glückseligen (su'ada) und lass uns in das Paradies (djennet) eintreten mit den Glückseligen (su'ada) auf die Fürsprache (shefa'ah) Deines auserwählten (muhtar) Propheten (Nabi)! Friede und Segen sei mit ihm und mit seiner Familie, so wie es Deiner Barmherzigkeit (rahmet) und Deiner Ehre (hürmet) gebührt!"} * * * Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Webmaster Posted December 31, 2024 Author Share Posted December 31, 2024 Tropfen (Katre) Aus dem Meer der Einheit (Tauhid Denizinden) Äußerung eines Wunsches (Ifade-i Meram) Es ist ja bekannt, dass der Mensch göttlichem Vorherwissen (qader) entsprechend viele verschiedene Wege (suluk) betritt. Und auf diesen Wegen gerät er in die Hände vielerlei Feinde und Plagen. Manchmal wird er aus ihnen errettet, manchmal geht er zugrunde. Auch ich habe in göttlichem Vorherwissen (qader-i Ilahi) geführt einen sehr eigenartigen Weg eingeschlagen. Und so begegnete ich sehr vielen Feinden und Plagen. Ich habe aber meine Schwäche und Armseligkeit (adjz ve fakr) als ein Fahrzeug benutzt und bei meinem Herrn (Rabb) Zuflucht gesucht. So hat mich die Güte des Urewigen (Inayet-i ezeliye) dem Qur'an übergeben (teslim) und mir den Qur'an zu meinem Lehrer gemacht. Und so wie ich durch den Unterricht, den ich durch den Qur'an bekommen habe, von diesen Plagen verschont blieb, so habe ich denn auch in allen Schlachten gesiegt, die ich gegen meine Seele (nefs) und den Teufel (sheytan) geführt habe, und konnte mich retten. Meine erste Schlacht gegen meine Seele und den Teufel in Stellvertretung für alle Leute des Irrttums (ehl-i dalaletin vekili) geschah mit den folgenden Worten: سُبْحَانَ اللّٰهِ وَ الْحَمْدُ لِلّٰهِ وَ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ اللّٰهُ وَ اللّٰهُ اَكْبَرُ وَ لاَحَوْلَ وَ لاَ قُوَّةَ اِلاَّ بِاللّٰهِ {"Gepriesen sei Gott! Dank sei Gott! Und es gibt keine Gottheit (ilah) außer Gott (Allah) und Gott ist groß! Und es ist keine Allgewalt und gibt keine Macht (quvvah) außer bei Gott."} Ich habe in den Burgen (kalah) dieser Worte (kelam) Schutz gesucht und so begann ich mit diesen Feinden Streitgespräche zu führen. Mit jedem einzelnen Wort, das in die Arena trat, begann dreißigmal ein offener Kampf. Und so ist ein jedes Wort, jede Notiz, die in dieser Abhandlung geschrieben wurde, ein Hinweis auf einen solchen Sieg, den ich errungen habe. Die Wahrheiten, die in dieser Abhandlung aufgeschrieben stehen, sind so abgefasst, dass keine Wahrscheinlichkeit mehr übrig bleibt, wie man sich einen möglichen Gegensatz dazu vorstellen könnte. Auf eine Wahrheit, die (zusammen mit ihrem Beweis) einer längeren Erklärung bedarf, wird mit einer entsprechenden Notiz oder mit einer ihr zugehörigen Eigenschaft hingewiesen... {(*): Anmerkung: Die Strömungen dieser Zeit haben viele, gleich mir, in gefährliche Ideologien hinein gestürzt. Doch hoffe ich, dass es Gottes Wille sein möge (insha'allah), dass dieses Werk sie mit Gottes Erlaubnis erretten wird.} * * * بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّحِيمِ ٭ اَلْحَمْدُ لِلّٰهِ وَ الصَّلاَةُ عَلٰى نَبِيِّهِ {"Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Allbarmherzigen. Dank sei Gott und Friede mit Seinem Propheten."} (Diese Abhandlung gliedert sich in vier Kapitel, ein Vorwort und ein Schlusswort) Vorwort In meinem vierzigjährigen Leben und während meines dreißigjährigen Studiums habe ich nur vier Wörter (kelime) und vier Worte (kelam, im Sinne von Wortgruppen) gelernt. Sie werden später noch ausführlich erklärt werden. Hier soll nur kurz auf sie verwiesen werden. Mit den Wörten (kelime) ist Folgendes gemeint: Wörter im Sinne einer Präposition (harf), Wörter im Sinne eines Substantivs (ism), Absichten (niyet) und Betrachtungsweisen (nazar). Es ist dies wie folgt: Alles Sein (kainat), das Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) gehört und nicht Er ist (masiva), muss man im Sinne einer Seiner Präpositionen (harf) und im Hinblick auf Ihn (hesab) betrachten. Es im Sinne eines für sich allein stehenden Substantivs (ism) und im Hinblick (hesab) auf seine Ursachen zu betrachten, wäre dagegen ein Fehler. Jedes Ding kennt in der Tat seine zwei Bertrachtungsweisen (djihet). So ist es in einer Hinsicht (djihet) auf Gott den Gerechten (el-Haqq) ausgerichtet. In der anderen Hinsicht (djihet) ist es jedoch der Schöpfung (khalq) verbunden. Zieht man also nun die Schöpfung in Betracht (djihet), so sollte diese Bertrachtungsweise (djihet) auf Gott den Gerechten (el-Haqq) hin ausgerichtet sein, so als betrachte man Ihn hinter einem Schleier oder durch ein durchsichtiges Stückchen Glas und so als zeige sich uns Gott der Gerechte (el-Haqq) hinter diesem Schleier, welche Betrachtungsweise uns von (der Schöpfung direkt auf den Schöpfer) zurückführt (djihet-i isnadi). Daher sollte sich, wenn man eine Gabe Gottes (nimet) betrachtet, der Geber (Mun'im), wenn man ein Kunstwerk (san'at) betrachtet, der Künstler (Sani), wenn man aber die Ursachen betrachtet, der, welcher in Wahrheit alles bewirkt (Muessir-i Haqiqi), in unserem Sinnen und Betrachten (zihne ve fikre) erscheinen. Des Weiteren ändert unsere Betrachtungsweise (nazar) und die Absicht (niyet), die wir mit ihr verbinden, zugleich auch das Wesen (mahiyet) der Dinge. Sie verwandelt eine Sünde (günah) in eine Wohltat (sevab) und eine Wohltat (sevab) in eine Sünde (günah). Unsere Absicht (niyet) macht in der Tat eine ganz gewöhnliche Handlung zum Gebet (ibadet). Und sie verwandelt ein Gebet (ibadet), das nichts anderes ist als nur Schauspielerei (gösterish) in eine Sünde (günah). Betrachtet man die Materie als nichts anderes als eine Folge (hesab) ihrer Ursachen, so ist dies eine Unwissenheit (djehalet). (Gestaltet man jedoch seine Betrachtung) in Hinsicht auf Gott (Allah hesab), so führt sie uns zu göttlicher Erkenntnis (marifet-i Ilahiye). Erstes Wort: اِنِّى لَسْتُ مَالِكِى {"Ich bin nicht Herr (malik) über mich selbst."} Mein Herr (maliki) ist einzig der Herr des Kosmos (kainatin maliki). Ich betrachte mich jedoch so, als wäre ich Herr (malik) über mich selbst, um die Eigenschaften (sifat) des wahren Herrn (Malik-i Haqiqi) und das Wesen (mahiyet) Seiner Eigenschaften und in gewissem Grade auch ihr Ausmaß zu erkennen. So konnte ich denn dadurch, dass ich mir meine Grenzen (hudud) vorstellte und wo sie enden, in der Tat in gewisser Hinsicht auch das unendliche Ausmaß (hudud) der Eigenschaften des wahren Herrn (Maliki Haqiqi) erkennen. Zweites Wort: اَلْمَوْتُ حَقٌّ {"Der Tod ist wahr (haqq)."} Dieses Leben (hayat) und dieser Leib ist in der Tat nicht dazu in der Lage, die tragende Säule (direk) dieser gewaltig großen Welt (dunya) zu sein. Denn er ist nicht aus Stein und Eisen. Er besteht nur aus Fleisch, Blut und Knochen, also Dingen mit verschiedenen, einander teilweise entgegengesetzten Eigenschaften. Auch wenn sie für eine kurze Zeit zusammenkommen und einander ergänzen (tauvafuk), können sie sich doch jederzeit wieder voneinander trennen, wodurch sich dann (der Körper) wieder auflöst. Drittes Wort: رَبِّى وَاحِدٌ {"Mein Herr ist ein einziger (vahid)."} Für einen jeden ist alles Glück (saadet) in der Tat von der Hingabe (teslimiyet) an den Einen, barmherzigen Herrn (Rabb-i Rahim) abhängig. Anderenfalls braucht man (statt dieses Einen) sehr viele Herren. Denn der Mensch braucht aufgrund seiner vielseitigen Fähigkeiten alle möglichen verschiedenen Dinge und ist an allen Dingen interessiert. Doch aus allen diesen verschiedenen Dingen erwachsen ihm (bewusst oder unbewusst) sein Bedauern und das Leid. Und am Ende macht ihm genau dieser Zustand (das Leben) zur Hölle (djehennem). Doch die Hingabe (teslimiyet) an den Einen und Einzigen Herrn (Rabb-i Vahid), dem die Ursachen (esbab), die (der Mensch) sich als Herren (erbab) vorstellt, nur als Schleier über der Hand Seiner Macht (qudret) dienen, ist eine geradezu paradiesische Haltung! Viertes Wort: اَنَا {"Das 'ich'."} Das mit diesem Wort ausgedrückte "ich"-Sein, das heißt, sich selbst ein Dasein (vudjud), einen Wert zuzuschreiben. Dieses "ich" ist ein Schaltwerk (santral) und eine Vergleichseinheit (vahid-i qiyasi), um die Eigenschaften und Taten Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) zu erkennen. * * * Erstes Kapitel لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ اللّٰهُ {"Es gibt keine Gottheit (ilah) außer Gott (Allah)}. Eine Erläuterung اَلْحَمْدُ لِلّٰهِ رَبِّ الْعَالَمِينَ وَ الصَّلاَةُ وَ السَّلاَمُ عَلٰى سَيِّدِ الْمُرْسَلِينَ مُحَمَّدٍ وَ عَلٰٓى اٰلِهِ وَصَحْبِهِ اَجْمَعِينَ {"Lobpreis und Dank (hamd) sei Gott (Allah), dem Herrn (Rabb) der Welten (alem). Friede und Segen sei mit Mohammed, dem Haupt (seyyid) der Propheten (rasul), und mit seiner Familie, zusammen mit seinen Mitgefährten (as'hab)}. Ich führe alle wahrnehmenden und wahrgenommenen Dinge als Zeugen dafür an, dass ich in meinem Herzen (qalb) bestätige und mit meiner Zunge bezeuge, dass es keine Gottheit (ilah) gibt außer Gott (Allah). Er ist der Gott (Allah), für dessen existenzielle Notwendigkeit, Seine Allgegenwart (vahid), Seine Einheit (Ahad), Seine Einzigartigkeit (Samad) und die Ausschließlichkeit in Seiner Person (Ferd) Hazret Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, ein wahrhaftiger Zeuge (shahid-i sadiq) und ein sprechender Beweis (burhan-i natik) ist. Dieser Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, ist es, der den Titel "Haupt der Propheten und Gesandten (enbiya ve mürselin)" bekam, weil er in ihnen Übereinstimmung und Bestätigung (idjma ve tasdiq) erlebte, und der den Beinamen (lakab) "Vorbild aller Heiligen und Gelehrten (imam-ul evliya ve-l'ulema)" erhielt, indem sie sich im Einklang mit ihm wussten und ihn (in ihrem Sein und Leben) bestätigten (ittifaq ve tahqiq). Dieser Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, ist es, in dessen Herz die göttliche Offenbarung (mehbit-i vahy-i Ilahi) herab stieg, sodass er nun über die offensichtlichen Verse (ayat), über sichere Wundergaben (mu'djizat), einen rühmenswerten Charakter und eine erhabene Ethik (akhlaq-i aliye) verfügen (sahib) durfte. Dieser Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, ist es, der mit dem Auftrag (vazifah), Dschinnen und Menschen recht zu leiten (irshad), die Welt (alem) des Verborgenen bereiste, das Reich der Engel (melekut) besuchte, die Welt der Geister (ervah) erschaute (müshahed) und sich mit den Engeln unterhielt. Dieser Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, ist es, der über die Schariah vefügt (sahib), welche die Grundprinzipien allen Glücks (saadet) und jedweden zivilisierten Verhaltens (medeniyet) umfasst, weil er in seiner eigenen geistlichen Persönlichkeit (shahsiyeti manevi) geradezu ein Inhaltsverzeichnis aller Vollkommenheit (kemal) des Kosmos (kainat) ist. Dieser Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, ist es, der, noch während er hier in dieser bezeugten Welt (alem-i shehadet) lebt, von einer verborgenen Welt (ghaybiyat) berichtet. Er ist der Verkünder (bashir), der Warner (nazir), der mit all seiner Kraft (quvvet), in vollkommenem Ernst (kemal-i djiddiyet), mit Überzeugung und Gewissheit und in hohem Glauben (iman) dem Menschengeschlecht die Religion der Einheit ("Tauhid Dini") bekannt macht und sie lehrt (ilan ve i'lam): لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ اللّٰهُ {"Es gibt keine Gottheit (ilah) außer Gott (Allah)."} Des Weiteren ist Er der Gott (Allah), für dessen existenzielle Notwendigkeit (vudjub ve vudjud), für dessen Majestät und Schönheit (djelal ve djemal) und für dessen Einheit und Allgegenwart (Vahid-i Ahad) vor allem auch die Weise Unterscheidung ("Furqan-i Hakim" = der Qur'an) Zeugnis (shehadet) ablegt. Es ist dies die Weise Unterscheidung (Furqan-i Hakim), die ihre Bestätigung (tasdiq) durch die Bücher aller Propheten (enbiya) erhält. Es ist dies die Weise Unterscheidung, deren Urteile jedweder Verstand (hukum) und alle Herzen (qalb) annehmen und übereinstimmend (idjma) bestätigen können. Es ist dies ein Buch, von dessen sechs Aspekten das Licht austrahlt (nur-efshan). Es ist dies die Weise Unterscheidung (Furqan-i Hakim), welche die lautere Offenbarung (mahz-i vahy) ist, nach der Offenbarung (mazhar-i vahy), welche die Propheten erhalten hatten. Sie ist die lautere Rechtleitung (hidayet) einer inneren Eingebung (ilham) entsprechend und so, wie die Leute der geistigen Schau (ehl-i keshf) sie vorausgesehen haben. Sie ist Quelle des Glaubens (maden-i iman) und Sammlung der Wahrheiten (medjma-i haqaiqtir). Ihre Urteile (hukum) werden durch vernunftgemäße Beweise befestigt und durch das Zeugnis (shehadet) von Menschen mit gesundem Menschenverstand (fitrat-i selime) bestätigt. Sie ist die Sprache des Verborgenen (lisanu-l'ghayb) und befiehlt dem Menschengeschlecht in der bezeugten Welt (alem-i shehadet) die Einheit Gottes (tauhid) und lädt zu ihr ein (mit den Worten): فَاعْلَمْ اَنَّهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ اللّٰهُ {"Wisse, fürwahr, es gibt keine Gottheit (ilah) außer Gott (Allah)."} Er ist der Gott (Allah), für dessen existenzielle Notwendigkeit (vudjub-u vudjud) und Allgegenwart (vahdet) diese Welt (alem), die auch "das große Buch (kitab-i kebir)" genannt wird, mit all ihren Schriften, Kapiteln, Seiten, Zeilen, Sätzen und Buchstaben Zeugnis (shehadet) ablegt, wie auch der Kosmos (kainat), jener Globus, der auch "der große Mensch (insan-i kebir)" genannt wird, mit all seinen Gliedern, Organen, Zellen, Atomen, mit seinen Eigenschaften, ja selbst noch mit seinen Veränderungen auf Ihn hinweist. Das heißt, dieses Erdenrund spricht mit all seinen Geschöpfen, die auf ihm leben: لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ اللّٰهُ {"Es gibt keine Gottheit (ilah) außer Gott (Allah)."} Und durch jedes einzelne Geschöpf dieser Welten (alem): {Jedes einzelne Geschöpf ist für sich selbst eine Welt im Kleinen (A.d.Ü.)} لاٰ خَالِقَ اِلاَّ هُوَ {"Es gibt keinen Schöpfer (Khaliq) außer Ihm."} Und durch die Organsysteme dieser Geschöpfe: لاٰ صَانِعَ اِلاَّ هُوَ {"Es gibt keinen Meister Seiner Kunst (Sani') außer Ihm."} Und durch die einzelnen Organe dieser Systeme: لاٰ مُدَبِّرَ اِلاَّ هُوَ {"Es gibt keinen Lenker und Leiter außer Ihm."} Und durch die Zellverbände dieser Organe: لاٰ مُرَبِّىَ اِلاَّ هُوَ {"Es gibt keinen Ernährer (Murabbi) außer Ihm."} Und durch die einzelnen Zellen dieser Zellverbände: لاٰ مُتَصَرِّفَ اِلاَّ هُوَ {"Es gibt keinen Verwalter außer Ihm."} Und durch die einzelnen Atome dieser Zellen: لاٰ خَالِقَ اِلاَّ هُوَ {"Es gibt keinen Schöpfer (Khaliq) außer Ihm."} Und durch den Urgrund, welcher der Acker dieser Atome ist: لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"Es gibt keine Gottheit (ilah) außer Ihm."} So legt denn das gesamte Erdenrund mit allen Geschöpfen, deren Organen und Organsystemen, deren Zellen und Zellverbänden, deren Atomen und allen Bausteinen (dem Kern, den Elektronen und Neutronen) dieser Atome (mit 55 Zungen) für (Gottes) existentielle Notwendigkeit (vudjub-u vudjud) und Seine Allgegenwart (vahdet) Zeugnis (shehadet) ab und weisen darauf hin. Die ausführliche Erklärung dieser Zungen folgt später. Hier möchte ich nur kurz darauf hinweisen: Es ist dies wie folgt: Die Wohlordnung bei der Zusammensetzung des Kosmos, die Anordnung bei dem Ablauf der Ereignisse, die Einzigartigkeit bei den Gestalten, die (zusätzlichen, äußerlichen) Verzierungen an seinen Schmuckstücken, die hohen Weisheiten in dem, worin sich die Dinge ähneln und worin sie sich unterscheiden, das wechselseitige Zusammenwirken selbst noch unter den an und für sich leblosen Dingen und die Einwirkung von Dingen, die voneinander weit entfernt sind, die allumfassende Weisheit (hikmet-i amme), vollkommene Güte (inayet-i tamme), weitreichende Barmherzigkeit (rahmet-i vasia), umfassende Versorgung (rizq-i amm), Leben (Hayy), Lenkung und Leitung, Umwandlung, Veränderung, Ordnung, die (verschiedenen) Möglichkeiten (imkan) in der Entstehung (und Gestaltung des Kosmos), alle Schwächen und Bedürfnisse, die Unwissenheit (djehil) und der Tod einerseits, aber auch Dienst und Anbetung (ibadet), Lobpreis (tesbihat), Gebete (davat) und durch die Sprache dergleichen sehr viele Eigenschaften, so wie sie für die Notwendigkeit der Existenz (vudjub ve vudjuduna) des urewigen und allmächtigen Schöpfers (Khaliq-i Qadim-i Qadir) und für Seine vollkommenen Merkmale Zeugnis (shehadet) ablegen, tragen die schönen Namen Gottes (esma-i husna) vor, lobpreisen (tesbih) Gott den Gerechten (Djenab-i Haqq), kommentieren (tefthir) den Weisen Qur'an und bestätigen (tasdiq) die Botschaft (ihbarat) des ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei. Wir beginnen nun hier mit der ausführlichen Erklärung der oben erwähnten (55) Zungen. Es ist dies wie folgt: Die Wohlordnung, die Anordnung und die Harmonie (tanzimat, nizamat, muvazenat), die wir in der Schöpfung sehen, verweisen auf die Notwendigkeit der Existenz eines Schöpfers (Khaliq'in vudjub-u vudjuduna), die sich in der Verwaltung jener Wohlausgewogenheit (tasarruf bir mizan) und jener Anordnungen (nizam) zeigt, die Er (stets fest) im Griff (qabdha) hat, und prägen so den Satz: اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)} Des Weiteren sehen wir, wie in der Schöpfung (kainat) ein Regelmaß (intizam) und eine gewisse Abstimmung vorherrschend sind. Diese beiden Eigenschaften bezeugen (shehadet), dass der Lenker und Leiter (mutasarrif) eins und allgegenwärtig (vahdet) ist und geben so die Wahrheit (haqiqat) von اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)} bekannt. Des Weiteren ist die Macht (qudret), die mit Sonnen und Sternen auf die Blattseite der Himmel schreibt, und die Macht (qudret), die mit Zellen und Atomen auf die Blattseiten der Bienen und Ameisen schreibt, ein und dieselbe. Daher weisen sie mit der Bekanntgabe des folgenden Sachverhaltes اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)} darauf hin, dass der Schöpfer (Khaliq) eins ist, und legen dafür Zeugnis (shehadet) ab. Des Weiteren geben auch die unbelebten Dinge, selbst wenn sie voneinander so grundverschieden sind, wie zum Beispiel die Wolken und die Erde, einander Antwort (tedjavub) und eilen einander zu Hilfe (muavenet), das heißt, sie stehen miteinander in wechselseitiger Beziehung, so wie ja auch die Sonne mit all ihren Wandelsternen, wie weit sie auch voneinander entfernt sein mögen, miteinander eine Gemeinschaft bilden und so Zeugnis (shehadet) dafür ablegen, dass alle Dinge unter der Verwaltung eines ihnen allen gemeinsamen Leiters (Mudebbir) stehen und Ihn (durch die Ayah): اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)} bekannt machen. Des Weiteren machen die Ähnlichkeit zwischen den wohlausgewogenen Werken, wie den Sternen am Himmel und die Entsprechung der Blumen und der Tiere, die auch einander ähnlich sehen, auf der Erde das Zeugnis (shehadet) dafür, dass der Schöpfer (Khaliq) eins ist (mit den Ayah): اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)} bekannt. Des Weiteren erhält jedes Lebewesen die Erscheinung vieler Namen und Eigenschaften (ism ve sifat). So erscheint an einem Lebewesen, zum Beispiel, wenn es ins Dasein (vudjud) kommt, der Name "der Erschaffer (Bari')", bei seiner Gestaltung die Eigenschaft (sifat) "der Gestalter (Musauvir)", bei seiner Versorgung der Name "der Versorger (Rezzaq)", wenn es von einer Krankheit geheilt wird, der Name "der Heiler (Shafi)", und dergleichen viele Eigenschaften und Namen, die in ihrem Wirken einander unterstützen, sich jedoch in ihren Merkmalen voneinander unterscheiden. Da das Ziel dieser Eigenschaften und Namen eins ist, ist in jedem Fall auch ihr Träger eins. So macht jedes Lebewesen anhand dieser Erscheinungen das Zeugnis (shehadet) dafür, dass der Schöpfer (Khaliq) eins ist, (mit den Ayah): اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)} bekannt. Des Weiteren machen der Zusammenhang (manzum) zwischen dem Sonnensystem und den Augen einer Biene und ihre Beziehung, hinsichtlich ihrer Besonderheiten, das Zeugnis dafür, dass beide Schmuckstücke desselben Designers (Nakkash) sind, (mit den Ayah): اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)} bekannt. Des Weiteren sind die Anziehungskräfte in einem Atom und die Anziehungskräfte zwischen der Sonne und ihren Planeten Geschwister und machen so, dass sie beide die gleiche Schrift aus derselben Feder (qalem-i vahid) sind, (mit den Ayah): اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)} bekannt. Des Weiteren entsteht die Wohlordnung in der Zusammensetzung und Bildung dadurch, dass jedes Teilchen an diesem Gebilde an seinen richtigen Ort gebracht wird. Diese Teilchen an ihrem richtigen Platz zu bringen, ohne ihre Beziehungen zueinander zu stören, ist daher nur dem Herrn der Macht (qudret sahibi) möglich, der alle diese Gebilde erschaffen kann. So sagt denn die Wohlordnung unter den Teilchen in der Sprache (lisan) dieses Sachverhalts "Gott ist groß (Allahu ekber)" und rezitiert sodann: اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)} Des Weiteren wird ein einzelnes Wesen innerhalb einer bestimmten Gattung unter allen anderen Wesen von der Feder der Macht (qalem-i qudret) mit seinem eigenen, ganz bestimmten Unterscheidungsmerkmal beschrieben und muss doch dabei zugleich die ganze Menschengattung mit all diesen einzelnen Personen vor den Augen der Macht (nazar-i qudret) bereits bezeugt und gedacht (mesh'hud ve melhuz) sein. Denn jedes einzelne Wesen ist durch sein Unterscheidungsmerkmal von allen anderen einzelnen Wesen verschieden. Wenn alle diese einzelnen Wesen gar nicht anwesend wären, gäbe es dann die Möglichkeit, dass bei ihrer Darstellung und ihren Merkmalen noch eine Unterscheidung zustande käme? Diese Möglichkeit ist jedoch absurd. Also muss der Schöpfer (Khaliq) eines einzelnen Wesens auch der Schöpfer seiner Gattung sein. Der Schöpfer einer ganzen Gattung sein zu können, ist des Weiteren auch davon abhängig, zugleich auch der Schöpfer einer einzelnen Spezies zu sein. Schließlich endet diese ganze Angelegenheit (mit der Ayah): اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)} Des Weiteren stellen sich diejenigen, deren Blickfeld nur beschränkt ist, irriger Weise vor, dass es ihnen fern läge - ein sonderbarer Gedanke und nur schwierig vorzustellen - die Schöpfung und die Erschaffung auf den zurückzuführen, der da notwendiger Weise sein muss (Vadjib-ul Vudjud) und verleugnen Ihn daher. Statt dessen verwandelt und vervielfältigt sich in Wirklichkeit, was ihnen fern liegt, was ihnen sonderbar erscheint, was sie sich kaum vorstellen können, sobald sie (versuchen, die Schöpfung) irriger Weise auf die Ursachen zurückzuführen. Denn für den, der (da notwendiger Weise sein) muss (vadjib), (liegen die Dinge) viel einfacher. So ist es zum Beispiel für einen einzelnen Mann viel einfacher, ein paar Dinge (auf seinen Wunsch hin) entstehen zu lassen, als für mehrere Männer (auf ihre vielen Wünsche hin) auch nur ein einziges Ding entstehen zu lassen. Wird zum Beispiel die Erschaffung (khilqat) einer Biene nicht (einzig und allein) auf die göttliche Macht (qudret-i Ilahiyeye) zurückgeführt, so entstehen daraus grenzenlose Schwierigkeiten. Des Weiteren kann der Zustand und der Nutzen, der erreicht wird, wenn eine Einheit (vahid) auf eine Vielheit einwirkt, durch eine Vielheit erst nach vielen Anstrengungen und Mühen zustande kommen. Würde man zum Beispiel den wohlgeordneten Zustand, den ein Kommandant bei sehr vielen Soldaten bewirkt, diesen Soldaten überlassen, könnten sie ihn nicht mit Leichtigkeit zustande bringen. Das aber heißt: Auch wenn eine Zurückführung auf den einen und einzigen Schöpfer (Khaliq-i Vahid) äußerlich betrachtet fern zu liegen und seltsam zu sein scheint, so tauchen bei einer Zurückführung auf eine Vielzahl von Ursachen ebenso vielfach und reihenweise Unmöglichkeiten auf. Es ist dies wie folgt: Zunächst einmal wäre es dann notwendig, bei jedem einzelnen Teilchen diese Eigenschaften dessen anzunehmen, der da eigentlich notwendiger Weise sein müsste (Vadjibul Vudjud). Denn die Vollkommenheit (kemal) in jedem einzelnen Kunstwerk und die Schönheit in der Kunst (san'attaki hüsün) selbst setzen diese Eigenschaften voraus. Außerdem müsste man anstelle der Notwendigkeit (dessen, der da eigentlich Sein müsste) und der keine Teilhaberschaft (shirket) neben sich duldet, unendlich viele Teilhaber (sherik) annehmen. Darüber hinaus muss jedes Teilchen über allen anderen Teilchen sowohl ein absoluter Herrscher (hakim-i mutlaq) als auch ein absolut Beherrschter (mahkum-u mutlaq) sein. Denn Ordnung und Anordnung (nizam ve intizam) erfordern es so. Des Weiteren müsste jedes Teilchen über ein umfassendes Bewusstsein (ihatali bir shu'ur) und ein vollständiges Wissen (ilim) verfügen. Denn unter den Teilchen besteht eine Verbundenheit und eine Ausgewogenheit (tesanüd ve muvazene). Diese Verbundenheit und diese Ausgewogenheit kann es aber nur zusammen mit dem Wissen (ilim) geben. Wenn man also nun die Dinge auf ihre Ursachen zurückführen will, so finden sich darin eine ganze Menge Unmöglichkeiten. Führt man sie aber auf den wahren Herrn (sahib-i haqiqi) zurück, der da notwendiger Weise Sein (Vadjib-ul Vudjud) muss, so erhalten all diese Teilchen eine derartige Gestalt, wie Wassertropfen, auf denen die Erscheinungen, Spiegelbilder und Strahlen (lem'alar) der Sonne sichtbar werden; so werden auch diese Teilchen zu lichtvollen (nurani) Erscheinungen und zu Funken (lem'alar) der Macht des Urewigen (qudret-i ezeliye). Mit der Erlaubnis des Besitzers der Macht (sahib-i qudretin izniyle) und mit Seinem unendlichen Wissen und Wollen (ilim ve iradesi) werden aus einzelnen Teilchen zusammengesetzte Gebilde (teshekkulat) gemacht. Da auch ein Funke (lem'a) der Macht des Urewigen (qudret-i ezeliye) die Eigenschaften dieser Macht (qudret) besitzt (malik), ist er noch wirkungsvoller als tausende Funken (lem'a) der Ursachen und des Königs (sultan) dieser Ursachen. Denn in diesem Falle entsteht eine Teilung und Spaltung, die es unter der Macht des Urewigen (qudret-i ezeliye) aber nicht gibt. Des Weiteren gibt es bei ihr auch keine Mühen und Plagen. Denn die Macht (qudret) ist für das Wesen des Baumeisters (Sani') essenziell, nicht akzidenziell. Deswegen kann auch keine Schwäche (adjz) Seine Macht (qudret) befallen. Vor einem Funken (lem'a) Seiner Macht (qudret) sind Atome und Sonnen gleich. Etwas Großes ist für sie nicht schwieriger und mühseliger als etwas Kleines. Da nun des Weiteren die Dinge wie das Leben (hayat), das Sein (vudjud) und das Licht (Nur) nach außen hin sichtbar und nach innen hin verständlich und auf diese Weise klar sind, wird durch ihre Erschaffung die Verfügung der Macht (qudretin tasarrufu) als Mittel der Ursachen erkennbar. Betrachtet man die Formen und Stufen des Lebens, wie es wächst und sich entfaltet, so erkennt man darin in der Tat die Verfügung der Macht (qudretin tasarrufu). Zum Beispiel: Um eine Traube voller Weinbeeren hervorzubringen, genügt ein dünner, dürrer Stock. Um auf einer Glasscherbe das Spiegelbild der Sonne hervortreten zu lassen, genügt es, einen Sonnenstrahl (ziya) durch ein Löchlein hindurchtreten zu lassen. Und um ein Haus zu erleuchten (tenvir), genügt es, ein Streichholz anzuzünden. So ist es denn ganz offensichtlich, hinter solch gewaltigen, geradezu erstaunlichen Dingen, die aufgrund solch einfacher Ursachen zustande kommen, das Walten göttlicher Macht (qudret) klar wie der lichte Tag zu erkennen. Des Weiteren zwingen Leiden, die aus den Irrtümern herrühren, die wiederum aus dem Unglauben entstehen, der wiederum aus dem ungläubigen Staunen aufgrund der Unvorstellbarkeit einer Zurückführung auf die Ursachen entsteht, mit allem Geist (ruh) und Verstand bei dem Zuflucht zu suchen, der da notwendiger Weise Sein (Vadjib-ul Vudjud) muss. Denn nur durch Seine Macht (qudret), durch Seinen Willen (irade) können alle Schwierigkeiten gemeistert und alle verschlossenen Türen geöffnet werden. Und nur in (Gottes) Gedenken (dhikr) können die Herzen (qalb) sich geborgen (mutmain) fühlen. Daher ist Sicherheit und Rettung nur durch Zufluchtnahme bei Gott möglich. فَفِرُّوا اِلَى اللّٰهِ ٭ اَلاَ بِذِكْرِ اللّٰهِ تَطْمَئِنُّ الْقُلُوبُ {"So nehmt denn nun eure Zuflucht zu Gott (Allah)! (Sure 51, 50) "Im Gedenken Gottes findet ja das Herz Geborgenheit." (Sure 13, 28)} Und so spricht denn die ganze Schöpfung mit der Zunge dieser Wahrheit (haqiqat): اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)} Des Weiteren sind die äußerlichen Ursachen (esbab-i zahiriye) völlig unkompliziert und nur begrenzt, mittellos (fakir), leblos, ohne ein Bewusstsein (shu'ur), ohne einen eigenen Willen (irade) und was die Gesetze (kanun) betrifft, so existieren sie zunächst einmal nur im nominellen und rein theoretischen Bereich. Einzigartige und erstaunliche Kunstwerke, verziert mit wunderbaren Ornamenten sind Ergebnisse, die man mit ihren völlig wertlosen Ursachen überhaupt nicht vergleichen kann. Das gleiche gilt zum Beispiel (für einen Vergleich) der aufs Beste geordneten und gestalteten Zusammensetzung der Zellen in einem Körper mit einem zuvor gegessenen Butterbrot; oder auch (für einen Vergleich) all der unendlich vielen, bestens geordneten und im Gedächtnis gespeicherten Bilder (quvve-i hafiza) mit der Anatomie eines Ohres oder anderer Sinnesorgane; oder auch (für einen Vergleich) der Bewegung der Gedanken beim Sprechen mit den Bewegungen der Zunge. Dergleichen Zuschreibungen über die Zusammensetzung der Worte und die Entstehung der Bilder in unserer Vorstellung sind nur eine törichte Schlussfolgerung. Dergleichen Ergebnisse der Ursachen setzen allerdings eine unendliche Macht (qudret), Wissen und Wollen (ilim ve bir irade) voraus. Aufgrund dieser Tatsache (haqiqat) steht nun fest, dass der, welcher im ganzen Sein (vudjud) und in dieser Schöpfung (kaun) tatsächlich am Wirken (muessir-i haqiqi) ist, einzig und allein der allmächtige Schöpfer (Khaliq-i Qadir) sein kann, dessen Macht (qudret) unendlich ist. Die Ursachen sind aber Scheingründe und die Mittel sind Schleier. Sinne und Eigenschaften sind Namen und Titel für die Funken (lem'alar) der Macht (qudret) und ihre Erscheinungen (tedjelliyat). Des Weiteren sind die Gesetze und Dinge, die als Naturgesetze bezeichnet werden, nur Namen der Erscheinungen der Arten des Wissens (ilim) und Wollens (irade) und des göttlichen Befehls (emr). So entstand das Gesetz auf den Befehl (emir) und das Naturgesetz in der Tat aus dem Wollen Gottes (irade). So macht die Schöpfung (kainat) durch die Sprache der Ergebnisse (göttlichen Wissens und Wollens mit den Worten der Ayah): اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)} den wahren Schöpfer (Khaliq-i Haqiqi) bekannt. Da des Weiteren die Schmuckstücke, die mit sehr großer Sorgfalt und Präzision auf der Blattseite des Kosmos (kainat) in wunderbarer Weise aufgezeichnet sind, jedes für sich und alle zusammen eine unendliche Macht (qudret) erfordern, weist der Kosmos zwangsläufig auf die Existenz (vudjud) eines allmächtigen Schöpfers (Khaliq-i Qadir) hin, der da notwendiger Weise sein muss (Vadjib-ul Vudjud). Da aber die Wirkung der Macht (qudret) dieses Schöpfers (Khaliq) unendlich ist, ist sie offensichtlich frei von Teilhabern (sherik). Denn Teilhaber (sherik) braucht sie nicht. Des Weiteren sind Teilhaber (sherik) an und für sich unmöglich. Selbst die Existenz auch nur eines einzigen ist gar nicht mölglich. Denn die Wirkung vollkommener Macht (qudret-i kamile) ist unendlich. Gäbe es da einen Teilhaber, so würde die Wirkung der Macht (qudret) durch ihn begrenzt. Obwohl sie unendlich ist, würde sie dadurch endlich und unterbrochen werden. Dies aber ist in mehrerer Hinsicht unvorstellbar. Dem entsprechend sind die wesentlichen Eigenschaften der Gottheit (uluhiyet), einzig, allein {das ist die göttliche Einsamkeit (A.d.Ü.)} und unabhängig zu sein. Des Weiteren gibt es für einen Teilhaber keinen Platz (mahal), keinen Zustand (maqam) und seinem Wesen nach keine Möglichkeit zu sein. {Gott (Allah) und sein Teilhaber (sherik) sind ihrem Wesen nach wie Feuer und Wasser, zwei unvereinbare Gegensätze. (A.d.Ü.)} Es gibt für die Existenz eines Teilhabers weder einen Beweis noch irgendeine Möglichkeit, die aus einem solchen Beweis erwachsen könnte, noch einen Hinweis auf (oder einen Ort für) einen Teilhaber in welcher Betrachtungsweise des Kosmos auch immer. Man sieht ganz im Gegenteil in welcher Betrachtungsweise auch immer nur das Siegel der Einheit (tauhid), wohin man auch schauen mag. Das heißt, der, welcher in Wahrheit wirksam (muessir-i haqiqi) ist, ist einzig Gott (Allah) allein. Obwohl der Mensch in der Schöpfung der würdigste (kainatin en eshrefi) ist und seine Entscheidungsfreiheit (ihtiyar), was er tun und was er mit seinem Tun verursachen will, die umfangreichste ist, kann in der Tat vielleicht nur ein Prozent seiner ganz alltäglichen Tätigkeiten unter seinen frei und selbstbestimmten Handlungen, wie Essen und Trinken, dem Menschen zu eigen sein. Wenn jedoch eines Menschen Hände, obwohl er doch der König (sultan) der Ursachen ist, dermaßen gebunden sind und oft genug gar nichts bewirken können, was könnten dann noch die übrigen, die leblosen Ursachen zustande bringen? So rezitiert dieser Kosmos in der Sprache (lisan) der Existenz (vudjud) und der Einheit (vahdet), die sich aus diesem Sachverhalt (haqiqat) herauskristallisiert اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)} So wie nun des Weiteren die Namen Gottes miteinander zusammen wirken und dergestalt in allen Bestandteilen und Atomen des Kosmos (kainat) in Erscheinung treten, das heißt, das Zusammenspiel, in dem sie - sich einander stützend - erscheinen, das heißt, wie die sieben Farben (des Regenbogens), miteinander verbunden, die Dinge funkeln lassen und ihre Werke eins sind, so bezeugen sie gleichermaßen, dass der Träger dieser Namen allgegenwärtig und eins (vahid, ahad) ist. In der Sprache (lisan) dieses Zeugnisses (shehadet) sagt die Schöpfung: اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)} und macht Ihn bekannt. Des Weiteren ist da eine allgemeine Weisheit (hikmet-i amme) zu erkennen, die mehr oder weniger alle Bestandteile des Kosmos umfasst. Diese allgemeine Weisheit (hikmet-i amme) beinhaltet die folgenden Qualitäten (sifat): Absicht (qasd), Bewusstsein (shu'ur), Wille (irade) und Handlungsfreiheit (ihtiyar). Diese Qualitäten verweisen auf die existenzielle Notwendigkeit (vudjub-u vudjuduna) des weisen Allmächtigen (Hakiem-i Mutlaq) hin. Denn der Kosmos ist ein Objekt (mef'ul) und er ist ein Passiv (münfail). Und so wie das Objekt (eines Satzes) nicht ohne Subjekt (den Gegenstand, um den der Satz sich dreht) sein kann, so kann auch ein Objekt, das nur ein toter Gegenstand ist, nicht zugleich auch das handelnde Subjekt sein. Des Weiteren erglänzt auf der Blattseite des Kosmos Gottes vollkommene Güte (inayet-i tamme). Diese Güte (inayet) weist auf die existenzielle Notwendigkeit (vudjub-u vudjuduna) eines freigiebigen Schöpfers (Khaliq-i Kerim) hin, dessen Weisheit (hikmet), dessen Gastfreundschaft (lutuf) und dessen Gastgeschenke in ihrer grenzenlosen Schönheit (= tahsin) Eigenschaften (sifat) sind, welche (Gottes Güte) zum Inhalt hat. Denn diese Güte (in'am) und die Geschenke Seiner Gastfreundschaft (ihsan) können ohne einen Geber (Mun'im) und die grenzenlose Liebe zu all der Schönheit (Muhsin) Seiner Schöpfung nicht sein. Des Weiteren ist da eine allumfassende Barmherzigkeit (merhamet), zu erkennen, die den ganzen Kosmos umschließt, mit allem, was dazu gehört. Diese Barmherzigkeit (merhamet) birgt viele Qualitäten (sifat), wie Weisheit (hikmet), Güte (inayet) und viele Gnadengaben (in'am) in sich. Diese Qualitäten legen Zeugnis (shehadet) für die existenzielle Notwendigkeit (vudjub-u vudjuduna) des barmherzigen Allerbarmers (Rahman-i Rahim) ab. Denn eine Qualität (sifat) wäre undenkbar ohne den, der diese Qualität besitzt (mausuf). Des Weiteren gibt es da eine allgemeine Versorgung (rizq-i amm), die allen Lebewesen und lebenden Geschöpfen (makhluqat) zugute kommt. Dadurch aber, dass auch die Versorgung eine Qualität ist, welche ihrerseits die oben dargestellten Qualitäten voraussetzt (wie sie die göttliche Barmherzigkeit in sich birgt), weist sie zugleich auf die Existenz (vudjud) des Allbarmherzigen Versorgers (Rezzaq-i Rahim) hin. Denn eine Handlung kann nicht ohne den sein, der sie verrichtet. Des Weiteren gibt es da ein Leben (hayat), das über die ganze Erde (kainat) hin verbreitet ist. Auch das Leben ist eine Qualität (sifat), welche ihrerseits die oben dargestellten Qualitäten voraussetzt, und weist zugleich auf die existenzielle Notwendigkeit (vudjub-u vudjudu) des Lebendigen und Unwandelbaren (Hayy-u Qayyum), des Schöpfers (Khaliq), der das Leben und den Tod (Muhyi ve Mümit) schenkt, hin. Meine lieben Mitgefährten! In der Art, wie diese fünf Wahrheiten (haqiqat) untrennbar miteinander verbunden sind, entsprechen sie den sieben miteinander verschmolzenen Farben des Regenbogens und bezeugen (shehadet) ganz offensichtlich, dass für diesen Kosmos der Herr (Rabb), der Allmächtige (Qadir), der Allwissende (Alim), der Allweise (Hakiem), der Urewige (Qadim), der Allbarmherzige (Rahim), der Allerbarmer (Rahman), der Versorger (Rezzaq), der Lebendige und Unwandelbare (Hayy-u Qayyum) eine unabdingbare (Konsequenz) ist. Der Kosmos macht diese Zeugnisse mit (der Ayah): اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)} bekannt. Des Weiteren zeigt sich im Antlitz des Kosmos eine abgeleitete Schönheit (hüsn-ü arazi), die auf eine ursprüngliche Schönheit (hüsn-ü zati) verweist, eine anrührende Schönheit (die zu Herzen geht = djemal-i hazin), die auf eine andere Schönheit verweist (eine, die in sich selbst ruht = djemal-i müdjerredi), eine treue Liebe (ashk-i sadiq), die ein Zeichen des wahren Geliebten (mahbub-u haqiqiye) ist, eine Kraft, die anzieht und eine Kraft, von der man sich angezogen fühlt und auf eine Kraft der Wahrheit hin deutet, die alle Geheimnisse (esrar) an sich zieht (haqiqat-i djazibeye). Diese Wahrheit unterweist und unterrichtet und legt durch den Kosmos Zeugnis (shehadet) dafür ab, dass für diesen Kosmos ein Herr eine existenzielle Notwendigkeit (Rabb-i Vadjib-ul Vudjud) darstellt, die unabdingbar und absolut erforderlich ist (entsprechend der Ayah): اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)} Des Weiteren gibt es eine Verwaltung (tasarruf) über allem, was da lebt. Bei dieser Verwaltung geht es um viele verschiedene nützliche Dinge und Vorkommnisse. Bei Pflanzen und Tieren beobachten wir hingegen eine ständige Veränderung und Verwandlung. Auch da handelt es sich wiederum um sehr viele sinnreiche Angelegenheiten. Rund um den Globus vollzieht sich Tag und Nacht ein beständiger Wechsel. Und auch hier geht es um weitreichende Ergebnisse. Diese Tatsachen (haqiqat), was die oben erwähnten Prozesse in ihrer Ordnung und Wohlgestaltung betrifft, die überall im Kosmos vorherrschend sind und sich (als so harmonisch) herausstellen wie die sieben Farben (des Regenbogens), weisen offensichtlich auf die existenzielle Notwendigkeit (vudjub-u vudjuduna) eines allweisen Verwalters (mutasarrif-i hakiem) und eines allmächtigen (qadir), in freier Entscheidung handelnden (fail-i muhtar) und mit allen, dergleichen vollkommenen Eigenschaften (evsaf-i kemaliye) ausgestatteten Schöpfers (Khaliq) hin, welche der Kosmos mit (der Ayah): اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)} verkündet (tebligh). Des Weiteren setzt das Geschehen (huduth), das alle Arten, Bestandteile und Atome erfasst, die der Kosmos in sich umschließt, den einen (muhdis) voraus, der dies alles geschehen lässt und ins Dasein ruft. Des Weiteren nahm diese Welt (kainat) in ihrer Eigenart, unter der ihr gegebenen Wahrscheinlichkeit und den vorhandenen Möglichkeiten mit all ihren Bestandteilen unter all diesen unendlich vielen Formen und Gegebenheiten gerade diese gegenwärtige Form (shekl-i hazira) an, was mit Sicherheit einzig aufgrund der existenziellen Notwendigkeit des Schöpfers (Khaliq-i Vadjib-ul Vudjud), durch Seine Entscheidung (ihtiyar), Seine Wahl (terdjih) und Seinen Willen (irade) geschehen sein kann. Des Weiteren weist (der Umstand), dass alle erforderlichen Angelegenheiten der Arten und Unterarten dieser Welt (kainat), welche sich in großer Armut und Not befinden, bearbeitet und ihre Bedürfnisse auf die existenzielle Notwendigkeit (vudjub-u vudjudu) des freigiebigen Versorgers (Rezzaq-i Kerim) hin stets im rechten Augenblick (aukat-i münasib) مِنْ حَيْثُ لاَ يَحْتَسِبُ {"von unerwarteter Stelle"} befriedigt werden. Des Weiteren hat (alles Leben auf) der Welt (kainat) sehr große, allgemeine wie individuelle, materielle und geistige (maddi ve manevi) Bedürfnisse. Es ist zu schwach - sei es für die eigene Existenz (vudjud) oder für ihren Fortbestand (beqa) - die notwendigen Dinge und Arbeiten zu versehen. Wenn dergleichen Wünsche völlig unbewusst (shu'ur) dennoch erfüllt werden, so geschieht dies mit Sicherheit durch den allweisen Meister (Sani'-i Hakiem), den barmherzigen Allerbarmer (Rahman-i Rahim), der da notwendiger Weise sein muss (Vadjib-ul Vudjud). Des Weiteren gibt es bei der Entfaltung (kaun) allen Seins (vudjud) die verschiedenen Arten einer Möglichkeit, einer Vielfalt und einer Reaktion. Die Arten einer Möglichkeit richten sich nach der Art der Notwendigkeit und erfordern sie. Die Arten der Vielfalt (kethret) sind an die Art der Einheit (vahdet) gebunden und machen sie notwendig. Die Art der Reaktion ist von der Art der Aktion (failiyet) abhängig. Die Wechselwirkung zwischen diesen Arten setzt zwangsläufig und notwendiger Weise einen einzigen (vahid), aktiv handelnden und eingreifenden Schöpfer voraus und erfordert Ihn. Des Weiteren sehen wir, dass kein Ding der Welt (kainat) in seiner Bewegung inne hält, bevor es nicht die ihm bestimmte Vollendung (hadd-i kemale) erreicht hat. Hat es jedoch seine Vollendung erlangt, hält es in seiner Bewegung inne und verharrt in Ruhe (sukun). So wird verständlich, dass alles Sein (vudjud) zur Vollkommenheit (kemal) strebt, während die Vollkommenheit nach Beständigkeit verlangt. Deshalb also ist der Kern allen Seins (vudjudun vudjudu) die Vollendung (kemal). Vollkommenheit aber findet ihre Vollendung (kemalin kemali) nur in ihrer Beständigkeit (devam). Deshalb also gibt es den, dessen Seinsnotwendigkeit immer währt (Vadjib-i Sermedi) und dessen Vollkommenheit in sich vollendet ist (Kamil-i Mutlaq), während alle Vollendungen (kemalat) all dessen, was möglich (mumkinat) ist, nur ein Schatten der Erscheinungen des Lichtes Seiner Vollkommenheit (nur-u kemali) bleiben. Deshalb also ist Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) in Seinem Wesen (dhat), in Seinen Qualitäten (sifat) und in Seinen Handlungen (ef'al) der absolut Vollkommene (kamil-i mutlaq). Des Weiteren ist das Innere (Batin) eines Dinges noch feinstofflicher (latif) und durchscheinender als sein Äußeres (dhahir). Das aber zeigt, dass der Schöpfer (Sani) sich nicht einzig und allein außerhalb eines Dinges befindet und weit von ihm entfernt ist. Da dieses Ding von seinem Schöpfer (Sani) in Ordnung und Ausgewogenheit (nizam ve muvazen) mit anderen Gegenständen verbunden wird, {Zum Beispiel ein Baum mit der Sonne und dem Regen.} setzt dies so betrachtet voraus, dass der Schöpfer nicht in diesem Ding drin steckt. {Weil er ja wie ein Gärtner von außen für seinen Baum sorgt.} Also kann man das Wissen (ilim) und die Weisheit (hikmet) des Schöpfers (Sani) erkennen, betrachtet man nur das Wesen (dhat) Seines Geschöpfes (masnuun). Wenn man es aber mit anderen Dingen zusammen betrachtet, so erkennt man, dass der Schöpfer (Sani) all dies hört und sieht und über das Ganze verfügt (malik). Aus dieser Wahrheit (haqiqat) wird verständlich, dass der Schöpfer dieser Welt (Sani'-i Alem), so wie Er nicht in dieser Welt ist, doch auch nicht allein außerhalb dieser Welt zu finden ist. Denn so wie Er mit Seinem Wissen (ilm) und Seiner Macht (qudret) in allen Dingen anwesend ist, so ist Er dies auch über allen Dingen. So wie Er ein einzelnes Ding für sich betrachten kann, so sieht er auch alle diese Dinge gleichzeitig. Diese Wahrheiten (haqiqat) sind alle miteinander verbunden wie die Farben des Regenbogens und teilweise lichtvolle Wunderzeichen (nurani ayat). So verweist denn die Schöpfung (kainat) auf die existenzielle Notwendigkeit (vudjub-u vudjud) und die Einheit (vahdet) eines Schöpfers (Khaliq), der mit allen vollkommenen Eigenschaften (evsaf-i kemaliye) ausgestattet ist. Und die Welt (kainat) ist in der Tat der Abglanz des Lichtes (Nur) dieses Schöpfers (Khaliq), die Erscheinung Seiner Namen und die Werke Seiner Taten. Meine lieben Mitgefährten! Die Schöpfung (kainat) beweist, dass es لاَ حَوْلَ وَ لاَ قُوَّةَ اِلاَّ بِاللّٰهِ {"keine Macht und keine Kraft gibt, außer bei Gott (Allah)"}, mit dem Zeugnis اَللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ {"(Gott rechnet über alles ab. Er ist) Gott (Allah). Und es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Ihm." (Sure 4, 87)}, welches sie mit den Worten der oben angeführten Wahrheiten (haqiqat) sagt. Des Weiteren erfordert die Wahrheit فَاعْلَمْ اَنَّهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ اللّٰهُ {"Und wisse: Es gibt keine Gottheit (ilah) außer Gott (Allah)" (Sure 47, 19)} auch مُحَمَّدٌ رَسُولُ اللّٰهِ {"Mohammed ist der Prophet Gottes (Rasulu-l'lah)."} Dieser Text beinhaltet nicht nur die fünf Säulen des Glauben (iman), sondern ist zugleich auch ein Spiegel der Qualitäten der Herrschaft Gottes (sifat-i rububiyet). Aufgrund dieses Geheimnisses (sirr) ist مُحَمَّدٌ رَسُولُ اللّٰهِ {"Mohammed ist der Prophet Gottes"}, auf der Waagschale (mizan) des Glaubens (iman) mit dem لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ اللّٰهُ {"Es gibt keine Gottheit (ilah) außer Gott (Allah)"} nahe verbunden (und so sind die beiden Aussagen) parallel zu lesen. Da das Prophetentum (nubuvvet) die Qualitäten der Herrschaft Gottes (sifat-i rububiyet) betrifft und erlangt, besitzt (malik) es eine, die ganze Gemeinschaft (djamiiyet) umfassende, Bedeutung, während dagegen die Freundschaft mit Gott (velayet) eine persönliche, den Einzelnen betreffende Bedeutung hat. Vergleicht man die obige Gegenüberstellung mit einem Vergleich zwischen رَبُّ الْعَالَمِينَ {"Der Herr der Welten"} und رَبِّى {"mein Herr"}, so ist im ersten Falle die Verbindung eine ganz allgemeine, im zweiten dagegen sehr persönlich, oder auch wie ein Vergleich zwischen der Himmelfahrt (mi'radj), die von der Erde (ardh) bis zum Thron Gottes (arsh) emporführt, mit der Himmelfahrt (mi'radj) während der Niederwerfung im Gebet (sedjde), beziehungsweise zwischen dem Thron Gottes (arsh) und dem Herzen (qalb). Meine lieben Mitgefährten! Die Beweise, die wir für die oben erwähnte hohe Wahrheit (matlub) erbracht haben, schließen sich um diese Wahrheit (matlub) und bilden einen Kreis um sie. Und diese Wahrheit (matlub) von der existenziellen Notwendigkeit (vudjub-u vudjud) Gottes und Seiner Einheit (vahdet) steht im Mittelpunkt (merkez) des Kreises rund um diese Wahrheit. Jedes dieser Beweise, die den Kreis bilden, deutet mit seinem Finger auf diese Wahrheit (matlub) und unterschreibt dafür, dass sie recht (haqq) und wahr ist. Dabei stützen die schwachen Beweise einander gegenseitig. Das heißt, indem sie einander stützen und stärken, schwindet diese Schwäche der schwachen Beweise. Doch auch wenn sie nicht schwindet, verlieren solche Beweise dennoch nichts von ihrer Bedeutung. Doch auch wenn sie an Bedeutung verlieren, so führt das dennoch nicht dazu, dass der Kreis (der vorhandenen Beweise) gesprengt wird. (Die Kette der Beweise zerreißt dadurch nicht). Der Kreis wird nur kleiner. Des Weiteren die Kraft (quvvet) und Klarheit der Wahrheit (matlub), die auf die Gesamtheit der Beweise zurückzuführen ist, auch von jedem einzelnen Beweis zu verlangen, und in jedem einzelnen von ihnen zu suchen, ist ein Hinweis auf einen Fehler im Gehirn, beziehungsweise eine Geistesschwäche und dient als Grundlage, die Wahrheit (matlub) zu bestreiten und zu leugnen. Betrachtet man daher einen Beweis und taucht dabei der Verdacht auf, dass (dieser Beweis) ziemlich schwach ist, so wird die Schwäche dieses Beweises durch die Stärke (quvvet) der übrigen Beweise wieder ausgeglichen und der Verdacht schwindet. Des Weiteren gleichen manche Beweise dem Wasser, andere der Luft und wieder andere ähneln dem Licht (ziya). Daher muss man dergleichen Beweise mit einer besonders eleganten, sehr aufmerksamen, ja geistreichen Denkweise aufsuchen und festhalten, sodass sie nicht auslecken, nicht wieder erlöschen oder gar entfliehen können!... * * * Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Webmaster Posted December 31, 2024 Author Share Posted December 31, 2024 Danksagung (Takriz) (Dies ist eine Danksagung des tugendhaften Sheikh Safvet Efendi Hazretleri, des verehrten hohen Vorstandes der Kommission für die Bücher und für die Nachforschungen über deren gesetzliche Veröffentlichungen.) Gepriesen sei Gott der Gerechte, Friede und Segen unserem Propheten, auf den der Qur'an herabgesandt wurde, und seiner Familie und seinen Mitgefährten, die das Gebäude des Glaubens befestigt und verbreitet haben. Diese vorliegende Abhandlung (risalah) mit dem Titel "Ein Tropfen aus dem Meer der Einheit (Tauhid Denizinden Bir Katre)" fällt deutlich in die Augen. Doch einen Unterschied zwischen beiden, dem Meer (deniz) und dem Tropfen (katre) konnte ich nicht entdecken. Denn dieser Tropfen kommt tatsächlich aus diesem Meer und taucht wieder in dieses Meer ein. Um der Bemühungen dieses großen Gelehrten (allame) Bediüzzaman Said Nursi, unseres Bruders, der hier eine Handvoll Wasser aus dem Meer der Einheit (Tauhid denizi) getrunken hat und an der Brust mit der Milch der Islamiyet gestillt wurde, sei Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq'a) grenzenloser Dank! Staub von den Füßen der Gelehrten (ulema)! (= in aller Bescheidenheit) El-fakir SAFVET Möge Gott seiner Seele gnädig sein! (= Rahmetullahi Aleyh) * * * Nachwort (Dieses Nachwort erklärt vier Arten von Krankheiten. Und es zeigt die Wege zu ihrer Behandlung.) Die erste Krankheit: Die Verzweiflung (ye's). Meine lieben Mitgefährten! Wem Tat und Gehorsam {die Gebote und Verbote im Islam (A.d.Ü.)} nicht gelingen will, der fürchtet sich vor Strafe und stürzt in Verzweiflung. In den Augen eines solchen Verzweifelten erscheint ein einfacher, vielleicht auch nur leichter Verdacht in irgendeiner religiösen (din) Angelegenheit schon als ein großartiger Beweis. Sobald in ihm derartige Zweifel auftreten oder geweckt werden und wenn dann danach noch weitere Zweifel hinzu kommen, macht er einen Aufstand (isyan) gegen Gott, tritt aus der islamischen Gemeinschaft aus und dem Heer des Teufels bei. Daher sollen diejenigen, die bei ihrer Tat keinen Erfolg haben {diejenigen, die Mühe haben, Gottes Gebote zu halten (A.d.Ü.)} bei der folgenden Ayah ihre Zuflucht und Hilfe suchen, um nicht in Verzweiflung zu stürzen: قُلْ يَا عِبَادِىَ الَّذِينَ اَسْرَفُوا عَلٰٓى اَنْفُسِهِمْ لاَ تَقْنَطُوا مِنْ رَحْمَةِ اللّٰهِ اِنَّ اللّٰهَ يَغْفِرُ الذُّنُوبَ جَمِيعًا اِنَّهُ هُوَ الْغَفُورُ الرَّحِيمُ {"Sprich! Oh ihr, meine Diener, die ihr nicht Maß gehalten habt in eurem Leben, gebt eure Hoffnung auf die Barmherzigkeit Gottes (Rahmatul'lah) nicht auf. Denn Gott (Allah) vergibt euch all eure Schuld. Denn Er ist es, der vergibt (Ghafur), der Allerbarmer (Rahim)." (Sure 39, 53)} Die zweite Krankheit: Der Hochmut (udjb). Meine lieben Mitgefährten! Ein Mann, welcher der Verzweiflung verfällt, beginnt nach einem Zufluchtsort zu suchen, wo er sich sicher genug glaubt, um sich vor Strafe retten zu können. Von dort schaut er sich um und entdeckt, dass es da irgendwo noch ein kleines bisschen Wohltätigkeit (hasenat) und Vollkommenheit (kemalat) gibt; und so stützt er denn sofort seine Hoffnung auf diese Vollkommenheit (kemalat). Und im Vertrauen darauf sagt er nun: "Meine Vollkommenheit wird mich retten und das genügt." Und so beruhigt er sich einigermaßen. Sich auf seine guten Werke zu verlassen, ist jedoch der reine Hochmut (udjb). Und durch ihn verfällt der Mensch seinem Irrtum (dalalet). Denn der Mensch hat keinen Anspruch (haqq) auf das, was er an guten und vollkommenen (kemalat) Werken verrichtet hat. Er kann sie nicht besitzen (mulk), nicht länger auf sie vertrauen. Des Weiteren gehört dem Menschen noch nicht einmal sein nacktes Dasein (vudjud) und selbst sein eigener Körper ist nicht sein Eigentum. Denn er hat diese Kunstwerke (eser-i san'at) ja auch nicht mit seinen eigenen Händen geschaffen. Oder hätte er diesen Körper vielleicht irgendwo auf der Straße gefunden, so als hätte er herrenlos da gelegen? Doch das ist nicht so. Hätte er vielleicht zu den wertlosen Dingen gehört, die irgendjemand auf die Erde geworfen hätte, und irgendein Mensch hätte ihn mitgenommen? Doch das ist nicht so. Denn dieses Dasein (vudjud) ist, wie wir aus dem Zeugnis (shehadet) der einzigartigen Kunstwerke und staunerswerten Kleinodien erfahren können, die es in sich birgt, aus der machtvollen Hand (dest-i qudret) eines allweisen Baumeisters (Sani'-i Hakiem) hervorgegangen und zu einem kostbaren Haus geworden. Und in diesem Haus wohnt nun der Mensch als in dem ihm anvertrauten (Pfand). Und von Tausenden (Dingen), die nun in diesem Dasein (angeordnet und) durchgeführt werden, steht nur ein Bruchteil dem Menschen zu seiner Verfügung. Obwohl des Weiteren der Mensch (in der Schöpfung) der würdigste ist und seine Entscheidungsfreiheit, was er tun und was er mit seinem Tun verursachen will (ef'al-i ihtiyar), die umfangreichste ist, kann in der Tat vielleicht nur ein Prozent seiner ganz alltäglichen Tätigkeiten unter seinen frei und selbstbestimmten Handlungen, wie Essen und Trinken, dem Menschen zu eigen sein. Des Weiteren ist die Handlungsfreiheit (ihtiyar) in der Hand des Menschen sehr begrenzt. Obwohl die Phantasie (hayal) die umfassendste Tätigkeit unseres Vorstellungsvermögens ist, kann diese Phantasie (hayal) dennoch den Verstand (aqil) und die Früchte, die der Verstand (hervorbringt), nicht erfassen. Wie aber kannst du diese in den Bereich deiner Handlungsfreiheit mit einschließen, obwohl sie doch derart groß sind, und dich mit ihnen rühmen? Des Weiteren verlaufen viele Ereignisse zu deinen Gunsten oder Ungunsten ab, ohne dass du dir dessen bewusst (shu'uri) bist. Und obwohl alle diese Dinge ganz bewusst (und keineswegs zufällig) geschehen, nimmst du sie dennoch nicht bewusst war, und dennoch steht dabei fest, dass derjenige, welcher diese Handlungen vollbringt, der Schöpfer, der Herr über das Bewusstsein (Sani'-i Dhishu'-ur) ist. Doch bist weder du derjenige, der sie tut, noch bist du ihre Ursache. Daher gib deinen Anspruch auf, ihr Eigentümer (malikiyet) zu sein! Und denke nicht, du seiest der Urheber deiner guten Werke und habest sie vollendet (kemalat)! Und wisse mit Sicherheit, dass es deinerseits nur Mangel und Fehler für dich gibt! Denn durch den Missbrauch deiner Handlungsfreiheit änderst du auch die Vollkommenheit, die dir verliehen wurde. Selbst dein Körper, der dir als dein Haus gilt, ist dir nur anvertraut. Auch deine guten Werke wurden dir alle geschenkt. Nur deine schlechten Taten sind dein eigenes Verdienst. Sprich daher: لَهُ الْمُلْكُ وَ لَهُ الْحَمْدُ وَ لاَحَوْلَ وَ لاَ قُوَّةَ اِلاَّ بِاللّٰهِ {"Ihm gehört das Reich und Ihm gebührt aller Lob und Dank und es gibt keine Macht und keine Kraft außer bei Gott (Allah)."} Die dritte Krankheit: Der Stolz (gurur). Durch seinen Stolz beraubt sich der Mensch in der Tat all seiner eigenen körperlichen wie geistigen Schönheiten (mehasin) und Vollkommenheiten (kemalat). Wenn ein Mensch sich durch seinen Stolz nicht dazu herablassen kann, die Vollkommenheit (kemalat) der anderen zu würdigen und stattdessen sich und seine eigene Vollkommenheit für groß und erhaben genug (kafi) hält, so hat dieser Mensch einen Fehler. Während solche Menschen ihre eigene Erkenntnisse (malumat) und Entdeckungen (keshfiyat) für gewaltig halten, bleiben sie von der rechten Leitung (irshadat) und den Entdeckungen (keshfiyat) der großen Geistlichen (eslaf-i idham) ausgeschlossen. Sie bleiben sich selbst und ihren irrigen Vorstellungen überlassen und weichen ganz und gar von der rechten Linie ab. So können sie zu einer Entdeckung, welche die großen Geistlichen in vierzig Tagen gemacht haben, nicht einmal in vierzig Jahren gelangen. Vierte Krankheit: Das Misstrauen (su'-i zan). Der Mensch hat in der Tat von seinem Wesen her die Veranlagung, zu vertrauen (hüsn-i zan). Und er sollte jedem in gleicher Weise vertrauen wie sich selbst. Er soll seine eigene, in ihm schlummernde schlechte Gesinnung (su'-i akhlaq), nicht durch sein Misstrauen (su'-i zan) unter den anderen noch weiter verbreiten. Er soll auch manche Verhaltensweisen (harekat) anderer nicht gleich verurteilen, solange er deren Hintergründe (hikmet) nicht kennt. Denn eine Kritik an mancherlei Verhaltensweisen (hal) der großen Geistlichen (eslaf-i idham) zu kritisieren, obwohl wir deren Hintergründe (hikmet) gar nicht kennen, führt zu einem Misstrauen (su'-i zan). Was aber dieses Misstrauen betrifft, so zerstört es jedes Gemeinschaftsleben (itjtimaiyat) im materiellen wie im geistigen (maddi ve manevi) Sinne. Meine lieben Mitgefährten! Hier nun noch kurz einige Tatsachen, die ich während einer Reise (seyahatta) unter der Erde geschaut habe, die ich in meiner Phantasie (hayal) unternommen hatte. Erste Tatsache: Meine lieben Mitgefährten! Gerät der wahre Eigentümer (Malik-i Haqiqi) in Vergessenheit (ghaflet), so wird dies zum Anlass dafür, fortan stolz auf sich selbst (nefsin firavunlughu) zu sein. Denn wer den wahren Eigentümer (Malik-i Haqiqi) vergisst, unter dessen Verfügung alle Dinge stehen, der hält sich selbst in der Tat für seinen eigenen Herrn (malik) und stellt sich vor, die Herrschaft (hakimiyet) wäre sein. Und so vergleicht er sich denn mit allen anderen, besonders aber mit den Ursachen und trägt sich sodann in das Buch des Herrschers und Eigentümers (hakim ve malik) ein. Auf diese Weise teilt er Gottes Reich und Besitztümer (Allah'in mulkünü malini) unter sich auf {was er selbst und was andere Menschen und Dinge verursacht haben. (A.d.Ü.)} und so beginnt er seinen Kampf, seinen Widerstand gegen göttliches Gesetz (ahkam-i Ilahiyeye). In Wirklichkeit versehen das Ego (benlik) und die Freiheit (hürriyet), die dem Menschen von Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) verliehen wurden, die Funktion eines Vergleichsmaßstabes, um die Eigenschaften der Gottheit (uluhiyet sifatlar) verstehen zu können. Leider missbrauchen die Menschen ihre Handlungsfreiheit (su'-i ihtiyar) als Mittel zu Herrschaft (hakimiyet) und Unabhängigkeit und werden dadurch zu einem wahren Diktator (Pharao). Meine lieben Mitgefährten! Folgende tiefe Wahrheit (haqiqat) erschien mir vor meinen Augen in völliger Klarheit und Deutlichkeit: Das Ego (benlik), das im Wasser der Gottvergessenheit (ghaflet) wächst und gedeiht, ist ein Vergleichsmaßstab, um die Eigenschaften des Schöpfers (Khaliq) verstehen zu können. Denn die Menschen können Dinge, die sie nicht sehen durch Gleichnisse und Vergleiche erfassen. Um zum Beispiel die Macht (qudret) Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) verstehen zu können, macht jemand die folgende Aufteilung und sagt: "Dieses hier, bis dahin, liegt in meinem Machtbereich (qudret), alles übrige, ab hier, liegt in Seinem Machtbereich (qudret)." So zieht er denn in seiner Vorstellung eine Linie und dadurch begreift er dann den Sachverhalt. Später jedoch hebt er diese Grenze, die er sich vorgestellt hatte, wieder auf und vertraut (teslim) alles Ihm an. Denn so wie die Seele nicht Herr über sich selbst (nefs nefsine malik) ist, so ist sie auch nicht der Herr (malik) über den eigenen Körper. Ihr Körper ist jedoch eine ganz erstaunliche göttliche Maschine (makine-i Ilahiye). Doch hat die Feder göttlicher Fügung (qadha) und Seines Vorherwissens (qader) ein Fünkchen Seiner Urewigen Macht (qudret-i ezeliye) in diese Maschine eingeschrieben. Daher darf ein Mensch, der die Behauptung, sein eigener Herr (Pharao) zu sein, wieder zurückgenommen hat, sobald er das Eigentum seinem Eigentümer zurück erstattet hat (mulkü malikine teslim), keinen Betrug an dem ihm anvertrauten Gut begehen! Führt er durch Betrug auch nur ein Stäubchen wieder auf sich selbst zurück, wird das Reich Gottes (Allah'in mulkü) unter den leblosen Ursachen aufgeteilt sein. Zweite Tatsache: Oh du, meine eigenwillige Seele (nefsi emmare)! Wisse mit Sicherheit, dass du eine persönliche, aber sehr umfangreiche Welt hast, die auf Hoffnungen, Erwartungen, Beziehungen und Bedürfnissen aufgebaut ist. Der mächtigste Grundstein und die einzige tragende Säule ist dein Körper (vudjud) und dein Leben (hayat). Diese Säule ist jedoch bereits wurmstichig. Und auch der Grundstein ist bereits brüchig. Kurzum, er ist von grundauf verdorben und schwach. Und er ist stets sehr verletzlich und hinfällig. Dieser Körper besteht in der Tat nicht für ewig, er ist nicht aus Holz, er ist nicht von Stein... er besteht nur aus Fleisch und Knochen. Unverhofft fällt er in sich zusammen und ist völlig überwältigt. Siehe, wie die vergangene Zeit für diejenigen, die dir bereits voraus gegangen sind, zu einem weiten Grab geworden ist! Und so wird auch die künftige Zeit zu einem großen und weiten Friedhof werden. Doch heute wanderst du noch zwischen beiden Gräbern. Und wie es nun weiter gehen soll, das musst du nun selbst wissen!... Meine lieben Mitgefährten! Obwohl die Welt, wie wir sie kennen und sehen, ein und dieselbe ist, so enthält sie dennoch so viele Welten wie es Menschen gibt. Denn jeder Mensch lebt ganz und gar in seiner selbst zurecht gebastelten Phantasiewelt (manasiyla hayali bir dunya). Stirbt er jedoch, stürzt diese Welt (dunya) in sich zusammen und sein Weltuntergang bricht an. Die dritte Tatsache: Diese Welt (dunya), so wie du sie wahrnimmst, habe ich mit all ihren Vergnügungen und Genüssen und mit all ihrem Wohlstand als eine sehr schwere und große Last empfunden. Außer denen, deren Geist (ruh) verdorben und deren Herzen (qalb) krank sind, gibt es wohl keinen, der diese schwere Last schultern möchte. Ja wäre es denn da nicht viel leichter und segensvoller, statt von aller Welt (kainat) abhängig zu sein, jedem Ding seine Dankespflicht (minnet) zu schulden, vor allen Ursachen und Mitteln seine Hände zu öffnen und seine irdischen Bedürfnisse (arz-i ihtiyatj) auszubreiten, statt dessen bei dem einen Herrn (Rabb-i Vahid) Zuflucht zu nehmen, der alles sieht und alles hört (Semi' ve Basir)? Vierte Tatsache: Oh meine Seele! Es ist nicht nötig in die weiten Wüsten der Welt (kainat) hinaus zu gehen, um den Schöpfer (Sani) kennen zu lernen und Beweise für Ihn zu sammeln. Betrachte den Käfig deines Körpers, in dem du sitzt wie in einer kleinen Hütte! Aus der Erneuerung der Zellen, dem gesamten Prozess des Stoffwechsels, den Wundern der Schöpfung und all den wunderbaren Kunstwerken, die an den Wänden dieser deiner Hütte aufgehängt sind, aufgrund der vielen Hände, die sich aus dieser Hütte Hilfe suchend nach außen strecken, durch die Hilferufe, die man in der Sprache ihres Zustandes (lisan-i hal) in Form von Wehklagen wie "Ach und weh!" aus den Fenstern emporsteigen hört, wird verständlich, dass der Schöpfer (Khaliq), der diese Hütte mit allem, was dazu notwendig ist, erschaffen hat, dieses "Ach und weh!" hört, in all Seinem Mitleid (shefqat) und Seiner Barmherzigkeit (merhamet) herbei eilt und sich alles, was du an Bedürfnissen und Erwartungen hast, zu Herzen nehmen wird. Ja, könnte es denn eine Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit geben, dass der Allsehende und Allhörende Schöpfer (Sani'-i Semi' ve Basir), der den Wehklagen der winzig kleinen Zellen am Kopf einer Mücke mit "Labbeyk!" entgegen kommt, deine Gebete (dua) nicht hört und auf diese Gebete (dua) keine positiven Antworten geben könnte? Daher, oh du meine große Zelle, die aus diesen kleinen Zellen gebildet wurde und mit "ene (= ich)" zum Ausdruck gebracht wird! Betrachte all diese wunderbaren Dinge, die erschaffen wurden und mit denen diese kleine Hütte, trotz ihrer Kleinheit, angefüllt ist und komm zum Glauben (iman)! Und sage: "Oh mein Gott (Ya Ilahi!)! Oh mein Herr (Ya Rabbi!)! Oh mein Schöpfer (Ya Khaliqi!)! Oh mein Gestalter (Ya Musauwiri!)! Oh mein König (Ya Maliki)! Oh Du, dem das Reich und aller Lobpreis (ya men lehulmulku velhamd) gebührt! Ich bin in dieser kleinen Hütte, die Dein Eigentum (mulk) ist und die Du mir zu treuen Händen anvertraut (emanet) hast, ein Gast (misafir) und nicht ihr Eigentümer (malik)." Sodann verzichte auf deinen irrigen Besitzanspruch (temellük)! Denn dieser Besitzanspruch setzt den Menschen sehr leidvollen Schmerzen aus. * * * Anmerkung Meine lieben Mtgefährten! Der Glaube (iman) errichtet zwischen allem, was da lebt und webt (= eshya) eine wahrhaftige Bruderschaft (haqiqi bir ukhuvvet), stellt eine Verbindung, eine Beziehung zwischen ihnen her und knüpft die Bande der Einheit (ittihad) zu ihnen. Was aber den Unglauben (kufr) betrifft, so zeigt er uns, wie Kälte alles Sein (eshya) voneinander trennt und bewirkt, das (die Menschen) einander wie Fremdlinge in die Augen sehen. Darum findet sich im Geist (ruh) eines Gläubigen (mu'min) keine Feindseligkeit, keine Rache und keine Grausamkeit. Und selbst noch seine schärfsten Gegner bleiben für ihn dennoch seine derzeit noch verfeindeten Brüder. Im Geist (ruh) eines Ungläubigen (kafir) finden sich dagegen Feindschaft und Zorn, wobei er stets nur für sich selbst (nefs) eintritt und auf sich selbst vertraut. Aufgrund dieses Geheimnisses (sirr) erringen auch die Ungläubigen (kafir) manchmal Erfolg im irdischen Leben (dunya hayati). Des Weiteren erfährt der Ungläubige (kafir) noch in dieser Welt (dunya) den vollen Lohn für seine guten Taten (hasanat). Ein Gläubiger (mu'min) hingegen erfährt schon hier die Strafe für seine bösen Taten. Daher ist diese Welt (dunya) für einen Ungläubigen ein Paradies (djennet), das heißt, im Vergleich mit seinem späteren Jenseits (akhiret), und für einen Gläubigen (mu'min) eine Hölle (djehennem), das heißt im Vergleich mit seiner Ewigen Glückseligkeit (saadet). An sonsten aber darf ein Gläubiger noch in dieser Welt als hundertfach glücklicher genannt werden. Des Weiteren verwandelt der Glaube (iman) den Menschen in ein Juwel, der in der Ewigkeit des Paradieses (djennet) würdig ist. Der Unglaube jedoch lässt (das Feuer) des Geistes (ruh) und (die Glut) des Herzens (qalb) erlöschen und so bleiben sie in der Finsternis zurück. Denn der Glaube (iman) zeigt uns den Kern in der Schale. Der Unglaube (kufr) hingegen unterscheidet den Kern nicht von der Schale. Deshalb schätzt er die Schale gleich wie den Kern und setzt den Wert des Menschen von dem eines Diamanten auf den eines Kohlestücks herab. * * * Ein Punkt Meine lieben Mitgefährten! Der Krankheit des Herzens (qalb) und des Geistes (ruh) entsprechend nimmt die Liebe (muhabbet) und die Bevorzugung der modernen westlichen Wissenschaften (felsefe ilimleri) zu. Die Wunde dieser Krankheit betrifft die Beschäftigung mit den Wissenszweigen des Verstandes (ulum-u aqliye). Dementsprechend fördern und leiten die seelischen (manevi) Krankheiten die Menschen zu den vernunftgemäßen Wissenschaften (aqli ilimlere). Wer mit diesen vernunftgemäßen Angelegenheiten beschäftigt ist, ist von einer Krankheit seines Herzens (emrad-i qalbiye) befallen. Des Weiteren habe ich zwei Gesichter der Welt erkannt: Das erste Gesicht: Auch wenn es äußerlich mehr oder weniger vertraut und schön ist, ist es doch tief innerlich (Batin) von einer immer währenden Öde erfüllt. Das zweite Gesicht: Obwohl es äußerlich gesehen einsam und verlassen zu sein scheint, ist es jedoch innerlich (Batin) von einer beständigen Freundlichkeit erfüllt. Der glorreiche Qur'an (Adhimush'shan) richtet seine Blicke auf dieses zweite Gesicht, das mit dem Jenseits (akhiret) verknüpft ist. Das erste Gesicht hingegen hat sich vom Jenseits abgewandt und ist dem Nicht-Sein (adem) verbunden. Des Weiteren hat auch das Mögliche (mümkinat) seine zwei Gesichter: Die erste Möglichkeit: Es ist dies das Ego (enaniyet), das in seiner Welt (vudjud) lebt. Weil dies aber so ist, geht es in das Nichts (adem) ein und verwandelt sich wieder in Nichts (adem). Die zweite Möglichkeit: Durch die Aufgabe des Egos (enaniyet terkiyle) entsteht ein Nichts (adem). Dies aber schaut nach dem notwendiger Weise Seienden (Vadjib-ul Vudjud) und erwirbt ein neues Sein (vudjud) von Ihm. Wenn du dir also nun das Sein (vudjud) wünscht, werde zu erst einmal zu nichts (mün'adim), um danach das Sein (vudjud) zu finden! * * * Anmerkung Es handelt sich hier um die "Absicht (niyet)", also eines der vier Worte (kelime), die im Vorwort (zu diesem Kapitel) erwähnt wurden. Meine lieben Mitgefährten! Dieser Sachverhalt, was unsere Absichten (niyet) betrifft, ist ein Ertrag meines vierzig jährigen Lebens. Die Absicht besitzt (malik) in der Tat eine solche Besonderheit, dass sie gleich einem ganz erstaunlichen Elexier oder einer Art Hefe die Gewohnheiten (adet) und Verhaltensweisen (hareket) in einen Gottesdienst (ibadet) umwandelt. Des Weiteren ist die gute Absicht (niyet), die in sich selbst eigentlich leblos und tot ist, der gute Geist (ruh), der unserer inneren Haltung (halet) Leben (ihya) verleiht und der sie in einen lebendigen, einen von Leben erfüllten Gottesdienst (ibadet) umwandelt. Des Weiteren liegt in der Absicht eine Besonderheit, der Art, dass sie das Böse (seyyiat) in das Gute (hasanat) und das Gute in das Böse zu verwandeln vermag. Das heißt, eine gute Absicht (niyet) entspringt einem guten Geist (ruh). Der wahre Geist dieses Geistes ist die Wahrhaftigkeit (ikhlas). Wenn das aber so ist, dann ist die Erlösung, die Rettung nur in der Wahrhaftigkeit (ikhlas) möglich. So kommen denn aufgrund dieser Besonderheit in kurzer Zeit viele gute Taten zustande. Aufgrund dessen kann man sich also während einer nur kurzen Lebensspanne (ömür) das Paradies (djennet) mit all seinen Freuden und Schönheiten (mehasin) erwerben. Durch seine gute Absicht (niyet) wird also ein Mensch zu einem, der beständig in Dankbarkeit verweilt (shakir) und sich in seiner Dankbarkeit (shukr) Verdienste erwirbt. Des Weiteren sind die Freuden und Gnadengaben (nimet) dieser Erde in zweierlei Hinsicht zu betrachten: In erster Hinsicht stellt man sich vor, dass diese Gnadengaben (nimet) von einem verliehen werden, der sie verschenkt. Und der Blick wendet sich von dieser Freude weg zu dem hin, der sie schenkt; und an Ihn denkt man dann. Und die Freude, die sich mit (dem Gedanken) an den Geber (Mun'im) verbindet, ist somit noch freudvoller als der Gedanke an die Gabe (nimet) selbst. In zweiter Hinsicht beschränkt (der Mensch) seinen Blick jedoch auf die Gnadengabe (nimet) selbst. Sobald er sie sieht, hält er die Gnadengabe für seine Beute und verzehrt sie ohne dafür zu danken (minnet). Während also in unserem ersten Beispiel der Genuss zwar an sein Ende gelangt und mit ihm vergeht, bleibt jedoch die Erinnerung (ruh) daran weiter bestehen (baqi), da man ja auch weiterhin noch an den Geber (Mun'im) denkt. Dieser Geber aber ist barmherzig (merhametli). "Er gibt mir immer stets diese Gnadengaben (nimet)", sagt (der Mensch) und bewahrt sich weiter seine Hoffnung. Bei der zweiten Betrachtungsweise jedoch endet die Gnade (Gottes) nicht mit dem Tod, vielmehr bleibt der Geist (ruh) zunächst zurück. Doch schließlich verlischt auch der Geist und nur der Rauch bleibt noch zurück. Was nun Unglück und Leid betrifft, so bleiben danach (in der Seele der Menschen) Rauch und Nebelschwaden zurück. Haben auch sie sich aufgelöst, sind es die Lichter (Nur), die am Ende bestehen bleiben. Was jedoch am Ende (irdischer) Freuden zurück bleibt, sind außer Rauch und Nebelschwaden (in der Seele) nur noch die Sünden. Meine lieben Mitgefährten! Wenn man die Freuden und Gnadengaben (nimet) in dieser und in jener Welt (dunya ve akhiret) gläubig (iman) betrachtet, sieht man bei ihnen eine stets wiederkehrende Bewegung, wobei stets die gleichen Bilder und Ähnlichkeiten einander folgen. Sobald das eine geht, tritt ein Gleiches an seine Stelle. Auf diese Weise erlischt das Wesen dieser Gnadengaben (nimetlerin mahiyeti) nicht. Sie trennen sich nur von ihrer jeweiligen persönlichen Gestaltung und nehmen von ihr Abschied. Aus diesem Grund wird die Freude aus dem Glauben (iman) nicht durch Trennung und Abschied betrübt und bekümmert. In zweiter Hinsicht jedoch hat jede Freude auch ihr Ende. So wie dieses Ende an und für sich schon leiden ist, so bedeutet auch der bloße Gedanke daran bereits leiden. Denn in dieser zweiten Hinsicht ist die Bewegung keine wiederkehrende, sondern eine geradlinige. Und (rein weltliche) Freude ist zu einem immer währenden Tode verurteilt. * * * Anmerkung Und weiter habe ich erkannt, dass es notwendig wäre, (die Existenz) unendlich vieler Götter (ilah) zu beweisen, sobald man nicht in eben diesem gleichen Augenblick alles und jedes einzig auf Gott den Gerechten (Djenab-i Haqq) zurückführen will. Und jeder dieser Götter, die noch zahlreicher sein müssten als die Atome in der Schöpfung, müsste dann den anderen Göttern sowohl entgegengesetzt als auch ihnen gleichgestellt sein. Und dabei müsste sich jeder in einer solchen Position befinden, dass er seine Hand über den ganzen Kosmos ausstreckt, ihn lenkt und leitet. Zum Beispiel: Die Herrschaft der Macht (qudretin hükmü), die eine einzige Biene erschafft, muss für den ganzen Kosmos gelten und in ihm wirken. Denn diese Biene ist ein Beispiel für die Elemente des Kosmos und erhält ihre Zellen und ihre Atome aus diesem Kosmos. In Wirklichkeit gehören Ort und Rang (mahal ve maqam) im Bereich allen Seins (vudjud) einzig nur dem einen, der da allein notwendiger Weise sein muss (Vadjibul Ehad). Würden die Dinge auf sich selbst (nefs) zurückgeführt, wäre für jedes kleine Teilchen eine eigene Gottheit (uluhiyet) nötig. Wollte jemand zum Beispiel bestreiten, dass die Aya Sofya von einem Meister und Architekten erbaut worden ist, dann müsste ein jeder Stein einem Mimar Sinan gleich sein. Wenn das aber so ist, dann ist auch das Zeugnis des Kosmos für seinen Schöpfer noch klarer und offensichtlicher und hätte noch mehr Vorrang, als sein Zeugnis für sich selbst. Wenn es also möglich wäre, selbst (die Existenz) des Kosmos zu bestreiten, wäre es auch dann noch unmöglich, (die Existenz) des Schöpfers (Sani) zu bestreiten. * * * Ein Punkt Der Irrtum, der aus der Gottvergessenheit (ghaflah) erwächst, ist besonders eigenartig und sehr erstaunlich. So täuscht eine Gleichzeitigkeit eine Ursache vor. Besteht also Gleichzeitigkeit zwischen zwei Dingen, so gehört es zur Besonderheit eines Irrtums, wann immer sie zusammen auftreten, {zum Beispiel das Krähen des Hahns und der Aufgang der Sonne (A.d.Ü.)} das eine als den Grund für das andere auszuweisen. In Wirklichkeit muss eine ständige Gleichzeitigkeit noch kein Beweis für deren Grund sein. Anmerkung Meine lieben Mitgefährten! Die Versammlung und die Gemeinschaft, die das ن {"'nun', der arabische Buchstabe 'n'."} in dem Wort نَعْبُدُ {"wir dienen"} darstellt, zeigt das Erdenrund in den Augen eines Betenden, dessen Herz (qalb) und Gedanken (fikr) wach sind, in der Form einer Moschee. Es weckt in ihm die Erinnerung, dass er sein Gebet (namaz) in dieser großen Gemeinschaft (djemaat-i kubra) verrichtet, die aus allen Gläubigen (mu'min) zusammen gesetzt ist und von Reihen gebildet wird, die sich vom Osten bis zum Westen erstrecken. Wenn ein Mensch, des weiteren, den Text der folgenden Dhikr لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ اللّٰهُ {"Es gibt keine andere Gottheit (ilah) außer Gott (Allah)."} laut rezitert, soll er sich die Zeit als einen Dhikr-Kreis vorstellen, wobei die Propheten an der rechten Seite dieses Kreises, also in der Vergangenheit {nach arabischer Schreibweise von rechts nach links (A.d.Ü.)} und die Heiligen (auliya) an der linken Seite, also in der Zukunft, bei einander sitzen und die Dhikr in Gemeinschaft miteinander rezitieren, während er selbst sich auch in dieser großen Gemeinschaft befindet und an diesen hohen göttlichen (Ilahi), wohltönenden Klängen teilnimmt, welche die Palastkuppel über ihnen erfüllen. Auch diejenigen, deren Vorstellungsvermögen besonders scharfsichtig ist, sollen in dieser kosmischen (kainat) Moschee an dem Dhikr-Kreis teilnehmen, den alle Geschöpfe miteinander bilden, und den Klängen lauschen, die das Weltall in Wallung bringen! * * * Ein Punkt Die Liebe (muhabbet) zu dem, was außer Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) ist, zeigt sich auf zweierlei Weise. Die erste kommt von oben nach unten herab. Die zweite steigt von unten nach oben hinauf. Es ist dies wie folgt: Wenn ein Mensch seine Liebe (muhabbet) zu aller erst Gott (Allah) schenkt, liebt er durch seine Liebe zu Ihm auch alles, was Gott (Allah) liebt und die Liebe, die (der Mensch) allen Seinen Geschöpfen zuwendet, verringert nicht seine Liebe zu Gott (Allah), sondern vermehrt sie vielmehr. Was den zweiten Aspekt betrifft, so liebt man vorerst die Ursachen und macht diese Liebe (muhabbet) zu einem Mittel, um Gott (Allah) zu lieben. {d.h. insoweit Gott mich reichlich beschenkt, werde ich Ihn auch reichlich dafür lieben.} Diese Art Liebe (muhabbet) kann nicht all ihre Gaben bei einander halten und so zersplittert sie sich. Manchmal trifft einer auf eine unverrückbare Ursache. Sie nimmt seine Liebe (muhabbet), die in Wirklichkeit doch nur so heißt (manayi), ganz und gar in Beschlag und wird sein Verderben. {z.B. eine Versklavung.} Sollte sie jemals Gott (Allah) erreichen, so ist sie nur noch mangelhaft. * * * Anmerkung وَمَا مِنْ دَآبَّةٍ فِى اْلاَرْضِ اِلاَّ عَلَى اللّٰهِ رِزْقُهَا {"Und es gibt kein Tier auf Erden, für dessen Unterhalt Gott (Allah) nicht Sorge tragen würde." (Sure 11, 6)} Dieser ehrwürdigen Ayah entsprechend ist uns unser Unterhalt (rizq) von Gott zugesichert worden. Aber es gibt da zweierlei, was wir als unseren Unterhalt bezeichnen: den tatsächlichen Unterhalt (haqiqi rizq) und den nur erträumten Unterhalt (medjazi rizq). Das heißt, es gibt einen, der notwendig und einen, der nicht notwendig ist. Was mit dieser Ayah zugesichert worden ist, das ist nur das, was zum Leben unbedingt notwendig ist. Und es wird uns nur so viel an Nahrung zugeteilt, wie wir in der Tat brauchen, um das Leben zu erhalten. Ob wir an Leib und Leben wohlgenährt oder nur mager sind, steht nicht unmittelbar damit in Zusammenhang, ob unser Unterhalt viel oder wenig ist. Dafür sind die Fische im Meer und die Auberginen auf dem Lande ein Zeugnis. Der nur erträumte (medjazi) Unterhalt (rizq) ist jedoch nicht in der Zusicherung dieser Ayah enthalten. Der ist nur von unserer Arbeit und unserem Verdienst abhängig. * * * Abbitte Meine lieben Mitgefährten! Diese Abhandlung ist eine Art Kommentar (tefthir), der einige Ayat des Qur'an in einer Form erklärt, deren Zeuge ich bin. Die Thematik, die sie beinhaltet, ist ein Teil der Rosen und anderer Blumen, gepflückt in den Paradiesesgärten der weisen Unterscheidung (Furqan-i Hakiem). Du sollst dich aber vor den Schwierigkeiten und der Kürze in ihrer Ausdrucksweise nicht abschrecken lassen und nicht auf das Studium verzichten. Wenn du jedoch das Studium fortsetzt und stets wiederholst, so wird dir (diese Abhandlung) lieb und vertraut werden. Des Weiteren fürchte dich auch nicht vor der Verbohrtheit deiner eigenwilligen Seele! Denn sobald meine eigenwillige Seele vor der Macht dieser Abhandlung nicht mehr länger widerstehen konnte, vielmehr dazu gezwungen wurde, sich zu beugen, schrie auch mein Teufel اَيْنَ اْلمَفَرُّ {"Wohin soll ich nun fliehen?" (Sure 75, 10)} Eure eigenwillige Seele und eure Teufel sind nicht so rebellisch, wild und räuberisch wie meine eigenwillige Seele und mein eigener Teufel. Des Weiteren denke nicht, dass die Widerholungen, die bezüglich der erwähnten Beweise zu der Erklärung über die Einheit Gottes (tauhid) im ersten Kapitel auftreten, nutzlos sind. Sie sind in einigen besonderen Zusammenhängen notwendigerweise angeführt worden. Ein Soldat, der an der Front in seinem Unterstand sitzt und sich verteidigt, sucht in der Tat keines der in seiner Nähe liegenden Deckungen auf, sondern öffnet nur ein weiteres Fenster in dem Unterstand, in dem er sich gerade befindet, es sei denn, er befände sich mit Sicherheit gerade in einer Notlage. Des Weiteren denke nicht, dass die Schwierigkeit und Umständlichkeit in der Ausdrucksweise dieser Abhandlungen willkürlich aus meiner Absicht heraus entstanden seien. Denn diese Abhandlung ist ein, in schrecklicher Zeit aufgrund eines Angriffs meiner eigenwilligen Seele plötzlich improvisiertes Streitgespräch. Die Worte sind dornige Worte, die während dieses fürchterlichen Kampfes in die Hände meiner Gedanken gerieten. In einer Zeit, in der sich Feuer und Licht miteinander mischen, begann sich mein Kopf zu drehen. Ich sah mich einmal auf dem Boden und einmal im Himmel, einmal am Boden eines Minaretts und einmal oben auf dessen Umgang (sherefe). Denn der Weg, dem ich folgte, war wie ein Engpass (berzah) zwischen Verstand und Herz (aql ile kalb), den ich erst noch neu einschlagen musste. Ich war bereits davon erschöpft, vom Verstand zum Herzen, vom Herzen zum Verstand herab und wieder hinauf zu steigen. Daher ließ ich immer dann, wenn ich wieder ein neues Licht (Nur) entdeckt hatte, gleich darauf dort ein Wort zurück. Die Markierungssteine für diese Worte, die ich bei den Lichtern (Nur) zurückgelassen hatte, sollten nicht als ein Hinweis (auf die Lichter) dienen. Ich ließ sie nur als einen Hinweis, ein Merkmal zurück, um meinen Weg nicht zu verlieren. Danach habe ich dann gesehen, dass die Lichter, die mir in allen Finsternissen geholfen haben, Leuchter und Kerzen waren, die von der Sonne des Qur'an inspiriert wurden. اَللّٰهُمَّ اجْعَلِ الْقُرْاٰنَ نُورًا لِعُقُولِنَا وَ قُلُوبِنَا وَ اَرْوَاحِنَا وَ مُرْشِدًا لِاَ نْفُسِنَآ اٰمِينَ اٰمِينَ اٰمِينَ {"Oh Gott (Allah), mach uns den Qur'an zu einem Licht (Nur) für unseren Verstand, unsere Herzen und unseren Geist und zu einem Führer (Murshid) für unsere Seelen (nefs). Amen. Amen. Amen."} * * * Anhang zu Tropfen (katre) بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّحِيمِ ٭ اَلْحَمْدُ لِلّٰهِ رَبِّ الْعٰالَمِينَ وَ الصَّلاَةُ وَ السَّلاَمُ عَلٰى سَيِّدِنَا مُحَمَّدٍ وَ عَلٰٓى اٰلِهِ وَ صَحْبِهِ اَجْمَعِينَ {"Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Allbarmherzigen. Lob, Preis und Dank sei Gott, dem Herrn (Rabb) der Welten, und Segen und Frieden über unseren Herrn (Seyyidina) Mohammed und über seiner Familie und über allen seinen Gefährten."} Wink (Remz) Meine lieben Mitgefährten! Es wird allgemein empfohlen, sich zu Beginn der Gebetszeit (namaz) die Kaaba zur Betrachtung vor das geistige Auge zu stellen, wobei man dann zugleich auch die vielen konzentrischen Kreise sieht, in denen die einzelnen Reihen (saf) das "Haus (Beyt)" umgeben, sollte sich im Geiste (hayal) vorstellen, wie die in der Nähe stehenden Reihen das Haus umgeben und die am weitesten entfernten Reihen die gesamte islamische Welt (alem-i Islam) umfassen. Und indem (der Betende) sich dann in diese Kreise einreiht, gehört er nun selbst zu dieser gewaltigen Gemeinschaft (djemaat-i uzma), (betet) in Übereinstimmung mit dieser Gemeinschaft, die somit nun zum Zeugen für alle seine Aussagen (dava) wird und jedes Wort bestätigt, das er im Gebete (namaz) ausspricht. Zum Beispiel: Wenn der, welcher das Gebet verrichtet, اَلْحَمْدُ لِلّٰهِ {"Dank sei Gott!"} sagt, bestätigen alle Gläubigen (mu'min), die diese große Gemeinschaft bilden, seine Worte, als sagten sie: "Du sprichst in der Tat wirklich die Wahrheit." Diese Bestätigungen versehen die Aufgabe (vazifah) eines geistigen (manevi) Schutzschildes gegen alle Zweifel und jeden aggressiven Argwohn. Darüber hinaus bekommen alle seine Sinne, seine Gefühle und sein ganzes, tief innerliches Feinempfinden (latife) durch dieses Gebet (namaz) ihre Freude und ihren Anteil. Dieser, in der Phantasie des Betenden (musalli), auf die Kaaba gerichtete Blick sollte jedoch nicht seine volle Konzentration beanspruchen, sondern vielmehr in seinem Bewusstsein (shu'ur) eine Art Hintergrund bilden. {(*): Anmerkung: Der sehr schöne Anblick der Reihen dieser großen Gemeinschaft, welche die Moschee dieser Erde mit ihren teils einander entgegengesetzten, teils harmonisch geordneten Bewegungen schmücken und an Schriftzeilen erinnern, mit der Feder göttlichen Vorherwissens (qalem-i qader) aufbewahrt auf der Seite der Bilderwelt (alem-i misal), geschildert und gezeichnet von einem göttlichen Photographen, ist nicht frei von Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit.} Wink (Remz) Meine lieben Mitgefährten! Als ich in der Finsternis der Einflüsterungen (vesvese) und der Zweifel ging, habe ich die Sunnah des ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, in der Funktion (vazifah) der Sterne gesehen. Jede Sunnah oder eine gesetzliche Bestimmung (hadd-i sher'i) glänzt auf den dunklen Wegen des Irrtums wie die Sonne. Wenn der Mensch auf diesen Wegen ein Fünkchen von dieser Sunnah abweicht und sich verläuft, so wird er ein Spielzeug der Teufel, ein Esel irriger Vorstellungen, von Unruhen und Ängsten geplagt und ein Packtier für bergeschwere Lasten. Des Weiteren habe ich diese Sunnah, als eine Art von Seilen erkannt, die sich am Himmel zeigen und von dort herunter gelassen werden. Wer sich an ihnen fest hält, (kann mit ihrer Hilfe) emporsteigen und so zur Ewigen Glückseligkeit gelangen. Diejenigen aber, die ihnen entgegen gesetzt handeln und sich dabei auf ihren Verstand verlassen, werden so pharaonisch wie der Pharao selbst, der törichter weise von einem hohen Minarett aus den Himmel zu erklimmen versuchte. Wink (Remz) Meine lieben Mitgefährten! In der Seele (nefs) gibt es einen so schrecklichen Punkt und einen unlösbaren Knoten, der hervor bringt, was (in Wirklichkeit) einander entgegengesetzt ist. Und so glaubt sie denn, das alles, was (in Wirklichkeit) gegen sie gerichtet ist, für sie sei. So erreicht dich zum Beispiel die Hand der Sonne und streichelt dir mit ihrem Licht (ziya) über deinen Kopf. Hingegen kann deine Hand sie nicht erreichen und so bewegt sie sich auch nicht nach deinen Wünschen (keyf). Das also heißt, dass die Sonne dir in zweierlei Weise begegnet: die eine ist Nähe, die andere Ferne. Du sagst also in deiner von ihr entfernten Art und Weise: "Sie kann auf mich keinen Einfluss ausüben." Und umgekehrt sagst du in deiner ihr nahen Art und Weise: "Ich kann meinen Einfluss auf sie ausüben.", so zeigst du damit nur deine eigene Unwissenheit (djahil). Des Weiteren gibt es Nähe und Ferne auch zwischen dem Schöpfer (Khaliq) und der Seele (nefs). Die Nähe gehört dem Schöpfer (Khaliq) und die Ferne gehört der Seele (nefs). Wenn die Seele (nefs) in ihrer entfernten Art und Weise ihren Schöpfer (Khaliq) durch ihr Ego (enaniyet) betrachtet und damit eine Dummheit begeht, indem sie sagt: "Er kann auf mich keinen Einfluss ausüben", so verfällt sie dem Irrtum. Des Weiteren sagt die Seele, wenn sie den Lohn sieht: "Ach hätte ich doch auch so getan; oder wäre ich doch auch so gewesen!" Wenn sie aber die Heftigkeit der Strafe verspürt, sucht sie ihren Trost in ihrer Unwissenheit oder einfach durch Leugnen. Oh du törichter (ahmak), unglückseliger Punkt! Die Werke des Schöpfers (Khaliqin ef'al) richten sich nicht nach dir. Sie sind allein auf Ihn hin ausgerichtet. Es ist keineswegs so, dass er den Kosmos nach deinem Plan aufgebaut hätte. Er hat dich auch nicht zum Zeugen bei der Erschaffung der Welt (khilqat-i alemde shahid) ernannt. So wie Imam Rabbani, mit dem Gott zufrieden sein möge, sagte: "Die Gaben (atiyye) des Königs (melik) können nur seine Lasttiere (matiyye) tragen." Wink (Remz) Meine lieben Mitgefährten! Die Gebete (dua) besonders derer, die in einer Notlage sind, haben eine große Wirkung. Manchmal wird um dergleichen Gebete (dua) willen eine ganze, große, gewaltige Naturerscheinung (en büyük bir shey) einem winzig kleinen Teil der Natur (en küçük bir shey) untergeordnet und muss ihr also gehorchen. Um des Gebetes eines Unschuldigen willen, der arm und mit gebrochenem Herzen auf einer abgebrochenen Planke dahin treibt, beginnt sich in der Tat die Wut und Heftigkeit des Sturmes des Meeres zu legen. Das heißt, der Herr (dhat), der auf die Gebete antwortet, herrscht (hakim) über alle Seine Geschöpfe (makhluqat). Wenn das aber so ist, dann ist Er auch der Schöpfer (Khaliq) aller Geschöpfe (makhluqat). Wink (Remz) Meine lieben Mitgefährten! Mit einer der wichtigsten Krankheiten der Seele (nefs) verhält es sich folgendermaßen: Sie möchte das Ganze in einem Bruchstück und das Große im Kleinen sehen. Kann sie es jedoch dort nicht erkennen, bestreitet sie es, ja leugnet es sogar. So möchte sie zum Beispiel in einem Wassertropfen die Erscheinung der Sonne als Ganzes (erfassen können). Da sie sie dort jedoch nicht wahrnehmen kann, bestreitet sie, dass die Erscheinung in diesem Wassertropfen von der Sonne herrührt. In Wirklichkeit jedoch erfordert die Einheit (vahdet) der Sonne nicht die Einheit (vahdet) ihrer Erscheinungen. Des Weiteren verlangt ein Hinweis nicht nach dem Inhalt. So weist zum Beispiel ein Funke der Sonne in einem Wassertropfen auf die Existenz (vudjud) der Sonne hin, kann jedoch nicht die Sonne zum Inhalt haben, das heißt, sie nicht in sich aufnehmen. Des Weiteren muss ein Ding, das seiner Form (tausif) nach das Aussehen eines anderen Dinges hat, nicht mit der Eigenschaft (muttasif) dieses Dinges ausgestattet sein. So kann zum Beispiel ein Stäubchen, das in der Sonne glänzt, auf den Glanz der Sonne hinweisen (tausif), jedoch nicht die Sonne selbst sein. Ebenso verweist (vasif) eine Biene auf den Allweisen Schöpfer (Sani'-i Hakiem), kann jedoch selbst nicht der Schöpfer (Sani') sein. Wink (Remz) Meine lieben Mitgefährten! Auf dem Weg des Unglaubens (kufr) zu gehen, ist noch mühsamer, noch gefährlicher als über das Eis zu gehen. Was aber den Weg des Glaubens (iman) betrifft, so ist er sehr leicht und ohne jede Mühe wie in Licht (ziya) und Luft zu gehen oder im Wasser zu schwimmen. Wenn zum Beispiel ein Mensch alle Seiten seines Körpers von der Sonne bescheinen lassen will, muss er sich entweder wie ein Mewlewi-Derwisch drehen und so eine jede Seite seines Körpers der Sonne zuwenden oder aber die Sonne aus dieser weiten Entfernung herbei holen und sie um seinen Körper kreisen lassen. Die erste Methode ist ein Beispiel für die Leichtigkeit der Einheit (tauhid), die zweite aber ein Beispiel für die Mühsal des Unglaubens (kufr). Frage: Obwohl die Abgötterei so mühselig ist, warum nehmen die Ungläubigen (kafir) sie dann an? Antwort: Mit Absicht (qasden) und direkt nimmt niemand den Unglauben (kufr) an. Die Abgötterei (shirk) klebt jedoch an den Wünschen ihrer Seele (nefs) fest. (Die Ungläubigen) stürzen in sie hinein und werden so vom Schmutz besudelt. Und so wird es denn schwierig wieder heraus zu kommen. Was aber den Glauben (iman) betrifft, so wird er ins Herz (qalb) hinab gesenkt, wo er willig angenommen und direkt befolgt wird. Wink (Remz) Meine lieben Mitgefährten! Bei der Erhörung eines einzige Wortes (kelime-i vahide) sind ein Mann oder Tausend Mann gleich. Auch dort, wo es um die Erschaffung geht, ist für die Macht des Urewigen (Qudret-i Ezeliye) ein Ding Tausend Dingen gleich. So gibt es auch keinen Unterschied zwischen einer einzelnen Person und dem ganzen Menschengeschlecht. Wink (Remz) Meine lieben Mitgefährten! Obwohl der Qur'an, der herabgesandt wurde, um alle Menschen zu allen Zeiten in ihren materiellen wie geistigen (maddi ve manevi) Bedürfnissen zu versorgen und dabei eine Vielfältigkeit und einen Umfang besitzt, in seiner Gunst die Gefühle von Menschen aller Schichten in Betracht zieht, ja ihnen schmeichelt, besonders aber das Verständnis des einfachen Volkes, das ja die größte Schicht bildet, entgegen kommt und seine Ansprache (taudjih-i hitab) an es richtet, welches als ein Beweis und ein klares Zeugnis für die Vollkommenheit der Rhetorik (kemal-i belaghati) des Qur'an ist, wurde er die Ursache für den Irrtum kranker Seelen (nefs). Denn die Bedürfnisse der verschiedenen Zeiten sind unterschiedlich. Die Menschen sind in ihrem Denken und Fühlen und in ihrer Klugheit oder Dummheit nicht gleich. Der Qur'an ist ein Wegweiser (Murshid) und die rechte Leitung (irshad) ist für alle (umumi). Daher sind die Redewendungen im Qur'an je nach den Bedürfnissen der Zeiten, den Erfordernissen der jeweiligen Umstände und der Lage der jeweils Ansgesprochenen verschieden. In Anbetracht dieser Tatsache (haqiqat-i hal) wäre es ein Fehler, bei jedem Ausdruck im Qur'an nach den höchsten und schönsten Arten in seiner Ausdrucksweise zu suchen, wobei derjenige, der den Sprecher (muhatab) mit der Waage (mizan) und mit dem Fernrohr seines Stils, sowie den Angesprochenen (mütekellim) betrachtet, wie es seinem Gefühl und seinem Verständnis entsprechend angemesssen wäre, damit sicherlich einem Irrtum verfällt. Wink (Remz) Meine lieben Mitgefährten! Die Welt (dunya) hat drei Gesichter: Das erste blickt nach dem Jenseits. Denn es ist dessen Acker. Das zweite betrachtet Gottes schöne Namen (esma-i husna). Denn es ist ihre Schule (mekteb) und ihre Werkbank. Das dritte betrachtet direkt und unmittelbar sich selbst. Und bei dieser Betrachtungsweise wird sie zu einer Gelegenheit, entsprechend der Lust und Laune der Menschen, sowie für alle die Verpflichtungen, die dieses vergängliche Leben ihnen auferlegt. Im Lichte des Glaubens (Nur-u iman) in die ersten beiden Gesichter dieser Welt (dunya) zu blicken ist wie ein geistiges Paradies (manevi bir djennet). Was aber das dritte Gesicht betrifft, so ist es das hässliche Gesicht dieser Welt (dunya), das jedoch an und für sich keinerlei nennenswerte Bedeutung hat. Wink (Remz) Meine lieben Mitgefährten! Leib und Leben (vudjud) eines Menschenn gleichen einem Tier, das sich als Eigentum der Militärbehörde in der Hand eines Soldaten befindet. Sowie dieser Soldat dazu verpflichtet ist, sein Tier zu füttern und zu verpflegen, so ist auch der Mensch dazu verpflichtet, seinen Körper zu ernähren und sich so seine Existenz (vudjud) zu erhalten. Meine lieben Mitgefährten! Das was mich in diesem Zusammenhang dieses Wort aussprechen lässt, ist ein Streitgespräch mit meiner Seele (nefs). Es ist dies wie folgt: Meiner Seele, die auf ihre guten Taten und Tugenden (mehasin) stolz (maghrur) ist, habe ich gesagt: Du hast (malik) nichts. Was soll dieser Stolz (gurur)? Sie sagt: Da ich nichts habe, werde ich auch nicht mehr deinen Dienst versehen. Ich sagte zu ihr: "Oh Er (Ya hu)! Betrachte diese Fliege! Sie wischt mit ihren doch so kleinen, feinen Händen ihre Flügel und ihre Augen ab und fegt sie rein. Sie kümmert sich um alles. Du musst wenigstens auch so viel für deine Existenz (vudjud) Dienst tun." So habe ich sie überzeugt. Wir preisen (taqdis) den Herrn (dhat), der diese Fliege zu ihrer Reinlichkeit inspiriert (ilham) hat und sie mir zu einem Lehrer (ustadh) machte. Auch ich pflegte durch sie meine Seele zu überzeugen und sie zum Schweigen zu bringen. Wink (Remz) Einer der Gründe dafür, warum Menschen in die Irre geführt werden, ist folgender: Die Wirkungen des Namens "der Äußere (Dhahir)" und "der Innere (Batin)" sind ganz unterschiedlich. Es ist nachteilig, sie zu verwechseln und ihre Zuständigkeit zu verlieren. Des Weiteren ist das Erfordernis der Macht (qudret) nicht mit dem Erfordenis der Weisheit (hikmet) gleich. Es ist ein Fehler das Erfordernis der einen von der anderen zu fordern. Des Weiteren ist das Erfordernis des Bereiches der Ursachen (daire-i esbab) nicht gleich mit dem Erfordernis des Bereiches der Überzeugungen (daire-i itikad) und der Einheit (tauhid). Man soll die einen nicht von den anderen wünschen. Des Weiteren gibt es die Zusammenhänge der Macht (qudret) einerseits und die Funken der Existenz (vudjud) oder die Erscheinungen der übrigen Eigenschaften andererseits. Man soll sie nicht verwechseln. Zum Beispiel: Deine Existenz in dieser Welt ist stufenweise. In den Spiegeln des Zwischenreiches (berzah) ist sie aber plötzlich und schlagartig. Denn es gibt einen Unterschied zwischen der Erschaffung (idjad) und der Erscheinung (tedjelli). Wink (Remz) Meine lieben Mitgefährten! Die Islamiyet ist für alle Menschen ein Licht (Nur), eine Barmherzigkeit (rahmet). Auch die Ungläubigen (kafir) erfahren einen Gewinn aus ihrer Barmherzigkeit. Denn durch die Lehren aus der Islamiyet verwandelt sich völliger Unglaube und gänzliches Leugnen in Zweifel und Unsicherheit. Dadurch, dass diese Lehren sich auch in den Ungläubigen widerspiegeln und in ihnen weiter wirken, erwächst auch in den Ungläubigen eine Hoffnung auf ein Ewiges Leben (hayat-i ebediye). So werden ihnen irdische Genüsse und weltliches Glück nicht ganz und gar verbittert. Denn dann verwandeln sich alle diese Freuden nicht ganz und gar in Qualen und es bleibt ihnen nur eine gewisse Unsicherheit. Was aber diese Unsicherheit betrifft, so gibt sie ihnen den Blick in beide Richtungen frei. Wie der Vogel Strauß (deve kushu), der weder ein richtiger Vogel (kush) noch ein richtiges Kamel (deve) ist, bleiben sie zwischen beiden in der Mitte und verschonen sich so vor der Mühsal beider Seiten. Wink (Remz) Meine lieben Mitgefährten! Nun möchte sich die Seele (nefs) gerne verstecken, da sie sich wegen ihrer Faulheit ihrer Verpflichtung zu Dienst und Anbetung (vazifah-i ubudiyeti) entzogen hat; das heißt, sie möchte nicht gerne unter den Augen derer leben, die sie ständig beaufsichtigen. Und daher möchte sie nun gerne, dass es da gar keinen Herrn und Schöpfer (Khaliq ve Malik) gäbe. So beginnt sie denn darüber nachzudenken. Und dann stellt sie sich vor (tasauvur) und gelangt schließlich zu der Überzeugung, dass es Ihn gar nicht gibt, Er tatsächlich gar nicht da ist und gibt somit ihren Glauben auf. Hätte sie jedoch stattdessen gewusst, was für Gifte, welche Schlangen und was für schmerzhafte Leiden sich unter diesen neu erworbenen Freiheiten und Verantwortungslosigkeiten verbergen, sie würde schnellstens um Vergebung bitten (tövbe) und zu ihren Verpflichtungen (vazifah) zurückkehren. Wink (Remz) Meine lieben Mitgefährten! Da jeder einzelne Mensch sich (von einem anderen) unterscheidet, je nachdem, wie man den Rückhalt (nokta-i istinad) beurteilt, den er gefunden hat, so unterscheiden sich auch die Menschen untereinander, je nachdem, bei wem sie in ihrer Arbeit einen zuversichtlichen Rückhalt (istinad nokta) finden. Zum Beispiel: Ein einfacher Soldat, der zuversichtlich Rückhalt (istinad) findet bei einem großen Sultan, erledigt eine Arbeit, die ein kleiner König (shah) nicht erledigen kann. Denn sein Rückhalt und seine Zuversicht (nokat-i istinad) ist größer als selbst die eines Königs (shah). Eine Mücke, die von der Macht des Urewigen (qudret-i ezeliye) beauftragt wurde und so den Nimrod besiegte, und ein Kern, der mit der Erlaubnis und durch die Macht (quvvet) Gottes, der فَالِقُ الْحَبِّ وَ النَّوَىٰ {"Kerne und Körner spalten lässt (Falik-ul Habbi Ve-n'Neva)" (Sure 6, 95),} die Anlagen und Werkzeuge eines riesigen Baumes in sich trägt, das heißt, sie umfasst: das sind in der Tat Fakten (haqiqat), die diese Wahrheit (haqiqat) beleuchten (tenvir). Wink (Remz) Meine lieben Mitgefährten! Der Unterschied zwischen dem Weg, dem ich, inspiriert (ilham) durch den Qur'an, in meinem "Tropfen (katre)" genannten Werk, folge und dem Weg, dem die Theoretiker und die Philosophen (ehl-i nazar ve felsefe) folgen, ist folgender: Durch den Qur'an wurde mir ein geistiger (manevi) Stab, dem Stab Mosis gleich geschenkt (ihsan) und gleich einer Inspiration (ilham) ins Herz (qalb) gesenkt. Sobald auch nur ein Stäubchen auf dem Buch der Schöpfung mit diesem Stab geschlagen wird, kommt schnellstens das Lebenswasser heraus; denn der, welcher hier am Werke war, kann auch nur in seinem Werk gefunden werden. In Visionen, die einem geistlichen (manevi) Lift gleichen, das Wasser des Lebens zu finden ist sehr schwierig. Was die Theoretiker (ehl-i nazar) betrifft, welche für alles eine Begründung brauchen, so müssen sie sich auf der ganzen Welt (alem) bis hin zum Throne Gottes danach umsehen. Damit sie durch die Einflüsterungen (vesvese), die Ängste und die Teufel, die sie auf dieser langen Strecke angreifen, nicht besiegt werden und nicht vom Wege abkommen, brauchen sie sehr viele Beweise, Hinweise und Zeichen, sodass sie sich auf dem Weg nicht verirren. Was aber den Qur'an betrifft, so gibt er uns eine Wahrheit (haqiqat) nach Art des "Stab Mosis". Wo immer ich bin, sogar, wenn ich mich auf einem Felsen befinde, schlage ich mit dem Stab und so sprudelt das Wasser des Lebens. Ich brauche die Welt (alem) nicht zu verlassen und keine langen Reisen zu unternehmen, um die Wasserleitungen vor Bruch und Zerfall zu bewahren. {Für diejenigen, die auf dem Weg gehen möchten, den ich durch die Führung des Qur'an entdeckt habe, ist das Gesamtwerk der Risale-i Nur der beste Führer und beschreibt ihnen bestens diesen Weg.} Und in der Tat offenbart sich diese Wahrheit mit aller Klarheit in dem Gedicht: وَ فِى كُلِّ شَىْءٍ لَهُ اٰيَةٌ تَدُلُّ عَلٰٓى اَنَّهُ وَاحِدٌ {"Und in jedem Ding findet er ein Zeichen, das beweist, dass Er ein einziger (vahid) ist."} Wink (Remz) Meine lieben Mitgefährten! Im Sein (vudjud) der Seele (nefs) liegt eine Art Blindheit. Solange von dieser Blindheit in ihrem Sein (vudjud) auch nur ein Fünkchen bleibt, bildet sie innerlich einen Schleier (mani' bir hidjab), der sie daran hindert, die Sonne der Wahrheit (haqiqat) zu sehen. Nach meinem eigenen Zeugnis steht fest, dass eine solche, von Blindheit geschlagene Seele in der Tat eine ganze große Burg, angefüllt mit sicheren und zuverlässigen Zeugnissen und Beweisen, ganz und gar verleugnen würde, entdeckte sie darin auch nur einen einzigen kleinen zweifelhaften Stein. Sie kehrt dann das Unterste zu oberst. So erkennt man die Unwissenheit und Torheit (djehaleti, hamakati) der Seele an einer solchen maßlosen (innerlichen) Zersetzung. Wink (Remz) Oh meine Gefährten! Von den Werken und Taten, die sich im Bereich deines Körpers (vudjud) abspielen, liegt nur etwa ein Tausendstel im Bereich deiner eigenen Handlungsfreiheit (yed-i ihtiyar). Alles Übrige gehört dem Eigentümer des Reiches (Malik-ul Mulk). Also lade dir nicht mehr auf, als du verkraften (quvvet) kannst! Ansonsten wirst du (unter deiner Last) erdrückt werden. Versuche nicht, dir zu große Brocken auf die Seele zu laden! Strecke nicht deine Hand aus nach dem Eigentum (mulk) deines Königs (malik), ohne Seine Erlaubnis (izni)! Verrichtest du also in deiner Gottvergessenheit (ghaflah) eine Arbeit auf eigene Rechnung, so überschreite dabei nicht deine Grenzen! Tust du aber etwas im Auftrag deines Königs (malik), dann nimm und tu zwar nach deinem Verlangen, jedoch nur im Rahmen seiner Erlaubnis (izin), seines Willens (meshiet) und seines Auftrags (emr). Seine Erlaubnis (izin) und seinen Willen (meshiet) erfährst du dabei durch sein Gesetz (sheriat). Wink (Remz) Oh Mensch, der du nach Ruhm und Ansehen (shan ve sheref), nach Titeln und nach Berühmtheit (shöhret) strebst! Komm und nimm bei mir diesen Unterricht (ders)! Die Berühmtheit (shöhret) gleicht einer Heuchelei (ayn-i riya) und ist ein giftiger Honig, der dein Herz tötet. Und er macht dich zu einem Menschen, der anderen Menschen zu einem Diener (abd) und Sklaven geworden ist. Bist du aber in dieses Übel und Unglück (bela ve musibet) hinein gestürzst, so sage: اِنَّا لِلّٰهِ وَ اِنَّآ اِلَيْهِ رَاجِعُونَ {"Gott gehören wir und zu Ihm kehren wir zurück." (Sure 2, 156)} und rette dich so von diesem Übel (bela)! * * * Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Webmaster Posted December 31, 2024 Author Share Posted December 31, 2024 Wellen (Hubab) Aus dem Meer des Weisen Qur'an (Kur'an-i Hakim'in ummanindan) خُدَاىِ پُرْ كَرَمْ خُودْ مُلْكِ خُودْ رَا مِى خَرَدْ اَزْ تُو بَرَاىِ تُو نِگَهْ دَارَدْ بَهَاىِ بِى گِرَانْ دَادَه {"Gott in Seiner großen Freigiebigkeit möchte zu deinen Gunsten Sein Eigentum von dir kaufen, um es dann für dich aufzuheben, und gibt dir außerdem auch noch einen hohen Preis dafür."} بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّحِيمِ اَلْحَمْدُ لِلّٰهِ رَبِّ الْعَالَمِينَ وَالصَّلاَةُ وَالسَّلاَمُ عَلٰى سَيِّدِنَا مُحَمَّدٍ وَعَلٰى اٰلِهِ وَصَحْبِهِ اَجْمَعِينَ {"Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Allbarmherzigen. Lob, Preis und Dank sei Gott, dem Herrn (Rabb) der Welten, und Segen und Frieden über unseren Herrn (Seyyidina) Mohammed und über seiner Familie und über allen seinen Gefährten."} Wisse, oh Bruder, der du Gottes gedenkst (dhikr), Ihm dienst und Ihn anbetest (namaz) اَلْحَمْدُ لِلّٰهِ ٭ مُحَمَّدٌ رَسُولُ اللّٰهِ ٭ اَشْهَدُ اَنْ لآَ اِلٰهَ اِلاَّ اللّٰهُ {"Gott sei Lob und Dank!" - "Mohammed ist Gottes Botschafter." - "Ich bezeuge, dass es keine Gottheit (ilah) gibt, außer Gott (Allah)."} Sobald das Urteil, das du mit dergleichen gesegneten Worten bekannt gibst, das Bekenntnis, das du verkündigst und die Überzeugung, die du vertrittst, deinen Mund verlassen haben, bestätigen und bezeugen Millionen Gläubige dasselbe zu gleicher Zeit. Des Weiteren zeigen alle Beweise, Zeugnisse (shahid) und Belege, dass die Islamiyet Recht (haqq) und Wahrheit (haqiqat) ist und ihre Gesetze wahrhaftig und richtig sind, dass dieses dein Bekenntnis (dava) und deine Überzeugung wahr sind. Des Weiteren beziehen sich alle großen Gnadengaben, alle Fülle und Gottes Segen (feyz) auf diese gesegneten (mubarek) und heiligen (muqaddes) Worte (kelam), die du aussprichst. Des Weiteren kannst auch du das Wasser des Lebens und das Getränk des Paradieses, das die anerkannten Gelehrten der Gläubigen und der Monotheisten von diesen gesegneten Worten im Herzen als Freude erleben, aus diesen gesegneten Krügen trinken... Wisse! Es gehört zu den Grundprinzipien, dass in einer Streitfrage das Wort dessen, der einen Beweis (isbat) erbringt, dem Wort dessen, der es bestreitet vorgezogen wird. Denn derjenige, der den Beweis bringt, hat Helfer, die seinem Wort Kraft verleihen. Da derjenige, der abstreitet, keinen Helfer hat, liegt in seinem Wort auch keine Kraft. Und auch wenn selbst 1000 Mann etwas abstreiten, so zählen sie dennoch nicht für mehr als einen einzigen Mann. Wenn aber 1000 Mann einen Beweis erbringen, so zählt jeder, der einen Beweis erbringt, für 1000. Denn sie alle sind auf diese eine Sache ausgerichtet. Da sie alle ihren Finger nur auf einen einzigen Punkt legen, so unterstützen sie einander. Bei denen, die etwas bestreiten, gibt es aber keine gegenseitige Unterstützung. Jeder bleibt für sich allein. Zum Beispiel: Jeder von 1000 Leuten, die durch 1000 Fenster einen Stern gesehen haben und das bestätigen, hilft all den anderen und bekräftigt ihre Worte. Denn diese 1000 Leute bestätigen diese Angelegenheit, als würden sie mit ihrem Finger darauf hinweisen. Unter denen, die etwas bestreiten, ist dies aber nicht so. Denn zu einer Verneinung ist ein Grund nötig. Diese Gründe können aber ganz unterschiedlich sein. Zum Beispiel: Der erste sagt: "Meine Augen sind dafür zu schwach. Ich konnte ihn nicht sehen." Der zweite sagt: "In unserem Hause gibt es kein Fenster." Der dritte sagt: "Ich konnte wegen der Kälte meinen Kopf (nicht unter der Bettdecke hervor) strecken und danach schauen." Und dergleichen mehr. Da jeder für seine Verneinung und seine eigene gegenteilige Behauptung einen anderen Grund nennt, bestätigt (der Umstand), dass für ihn der Stern nicht da ist, keineswegs, dass der Stern tatsächlich (nefs-ul emir) nicht da ist, sodass sie einander unterstützen könnten. Daher bleibt die Übereinstimmung der Leute des Irrwegs in der Ablehnung eines Glaubensartikels als Ein-Mann-Aussage ohne jede Wirkung. Unter den Leuten der Rechtleitung (ehl-i hidayet) unterstützen und bestätigen jedoch ihre Worte in Glaubensfragen (iman) jedes einzelne einander. Wisse, mein lieber Bruder! Dinge, die für ein Ganzes notwendig sind, diese Dinge benötigt auch ein Teil davon. Zum Beispiel: Was für die Entstehung eines Baumes notwendig ist, das benötigt auch seine Frucht für ihr Dasein (vudjud). Wenn dies aber so ist, dann ist der Schöpfer einer Frucht zugleich auch der Schöpfer des ganzen Baumes. Und Er muss sogar der Schöpfer (Khaliq) sein, welcher der Schöpfer der Erde ist und den Baum der Schöpfung erschaffen hat. Wisse, mein lieber Bruder! Es gibt einen Sachverhalt, dessen beide Seiten voneinander sehr weit entfernt sind, von denen eine jede Seite einen Kern trägt, der zu einem Baum heran wächst, an dem Zweige und Äste gedeihen. An einem solchen Sachverhalt dürfen kein Zweifel und keine Unsicherheit aufkommen. Zwar kann ein Kern mit einem anderen Kern verwechselt werden, solange sie noch als Kerne noch unter der Erde liegen. Zweifelst du aber auch dann noch, wenn sie bereits zu einem Baum heran gewachsen sind und Früchte getragen haben, werden alle Früchte gegen dich zeugen. Wenn du darüber im Zweifel bist, ob das vielleicht ein anderer Kern gewesen sein könnte, so würden dir alle Früchte dieses Baumes widersprechen. Es wird dir nicht gelingen, einen Kern, der zu einem Apfelbaum herangewachsen ist, für den Kern eines Senfbaumes zu halten. Nur mit einer irrigen Vorstellung oder wenn man annehmen wollte, alle Äpfel hätten sich in Senfkörner verwandelt, könnte dir das möglich sein. Doch das wäre völlig unvorstellbar. Daher ist das Prophetentum ein solcher Kern und aus diesem Kern ist der Baum der Islamiyet mit all ihren Früchten und Blüten entstanden. Und auch aus dem Qur'an sind die elf Grundpfeiler der Islamiyet als seine Früchte hervorgegangen wie Planeten aus der Sonne. Nachdem man aber nun diese Früchte, so kostbar wie die ganze Welt, gesehen und betrachtet hat, bliebe da noch etwa ein Platz für einen Zweifel oder Unsicherheit über ihren Kern übrig? Keineswegs... Wisse, mein lieber Bruder! Ein so schöner Vogel wie der Pfau schlüpft aus einem Ei, wächst, gedeiht und beginnt überall umher zu fliegen. Nachdem er sich unter allen Horizonten der Welt (afak-i alem) Ruhm (shöhret) erworben hatte, bleibt kein Zweifel mehr daran, dass der Mann töricht ist, der die Schönheit, die Vollkommenheit (kemalat) und das Wachstum dieses Vogels in den Schalen seines Eies auf dem Boden sucht und dort finden möchte. Genauso kann der Mann, der den Anfang des Lebens unseres Propheten, mit dem der Friede und Segen sei, so wie die Geschichte es uns überliefert, mit einem rein weltlich gesinnten, oberflächlichen, formellen Blick betrachtet, dessen geistliche Persönlichkeit (shahsiyet-i maneviye) nicht begreifen (idrak) und die Bedeutung seines Wertes nicht erfassen. Dazu muss man den Anfang seines Lebens, seine menschlichen Bedürfnisse und seine äußere Erscheinung, wie eine feine Schale, ein zerbrechliche Form betrachten. Aus dieser Schale ist die Sonne beider Welten, der mohammedanische Baum, dem Tubabaum gleich, hervorgegangen, wurde mit Gottes Segen (feyz-i Ilahi) bewässert und ist mit der Gnade des Herrn (fadl-i Rabbani) heran gewachsen und gediehen. Daher soll man, wenn man etwas sonderbares über die äußerliche Erscheinung des ruhmreichen Propheten (Nebiyy-i Dhishan), mit dem Friede und Segen sei, oder über den Anfang seines Lebens hört, sich nicht dabei aufhalten, sondern statt dessen sofort seinen Blick davon abwenden, ihn vielmehr den Lichtern (Nur) zuwenden, die er überall in der Welt entzündet hat. Wisse, mein lieber Bruder! Die Gebete (dua) sind Beispiele für die Geheimnisse (esrar) der Einheit (tauhid), des Dienstes und der Anbetung (ibadet). Bei (dem Bekenntnis) zur Einheit Gottes (tauhid), sowie bei (der Verrichtung) des Dienstes und der Anbetung (ibadet) ist es notwendig, dass derjenige, der betet (dua), dabei sagt: "Meine Wünsche und alle Erwartungen, die ich in meinem Herzen (qalb) trage und bewege, hört Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq)." Und dabei muss er fest daran glauben (itikad), dass Gott dazu die Macht (Qadir) hat. Diese Überzeugung setzt voraus, dass Gott (Allah) alle Dinge kennt und aller Dinge mächtig (qadir) ist. Wisse, mein lieber Bruder! Es ist möglich, dass die Sonne, die diese Welt (alem) erleuchtet, mit ihren Strahlen (ziya) in das Auge einer Mücke eintritt und es mit ihnen erhellt. Und es ist völlig ausgeschlossen, dass ein Feuerfunke in ihr Auge eintritt und es erleuchtet. Denn das Feuer zerstört das Auge. Genauso empfängt jedes Stäubchen den Glanz der Sonne des Urewigen (Shems-i Ezeli). Jedoch kann es den, der in Wahrheit alles bewirkt (Muessir-i Haqiqi), nicht umfassen. Wisse, oh du stolze (maghrur), selbstgefällige (mutekebbir), eigensinnige (mutemerrid = kranke) Seele (nefs)! Du wirst von Zuständen, wie Schwäche (da'f), Ohnmacht (adjz), Armseligkeit (fakir) und Trägheit (miskinlik) heimgesucht und kannst noch nicht einmal einer Mikrobe widerstehen, die sich in deiner Lunge festgesetzt hat, und die man doch erst in vielfacher Vergrößerung überhaupt erkennen kann. Und doch wird sie dich auf dein Lager hinwerfen und dich töten. Wisse, mein lieber Bruder! Während man auf dem Platz deines Erinnerungsvermögens (quvve-i hafiza), den man mit einem Senfkörnchen vergleichen könnte, Exkursionen unternimmt, verwandelt sich dieser Platz in eine Wüste, so groß wie die Sahara, und nimmt eine Gestalt an, die man nicht bis ans Ende erforschen kann. Wie aber könnte derjenige, der noch nicht einmal diesen Platz, den man mit einem Senfkorn vergleichen könnte, bis ans Ende erforschen kann, etwa auch noch den Umkreis rund um dieses Korn bis ans Ende erforschen? Wenn aber allein schon der Zustand eines Senfkorns unter den Blicken des Verstandes (aql) so ist, wie sollte dann erst der Kreis aussehen, in dem der Verstand umher schweift? Der Verstand durchforscht das All. Gepriesen sei Gott (Fesubhanallah)! Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) machte ein Senfkorn für den Verstand zu einer ganzen Welt, die ganze Welt aber für den Verstand zu einem bloßen Senfkorn. Wisse, mein lieber Bruder! Eine der größten Ungerechtigkeiten, welche Menschen begehen können, ist folgende: Die Früchte, welche gute Taten hervorbringen und welche die Arbeit einer großen Gemeinschaft voraussetzen, auf eine einzige Person zurück zu führen und sie ihr allein gut zu schreiben. In dieser Ungerechtigkeit liegt eine unbewusste Abgötterei (shirk-i hafi). Denn die Erträge, die eine Gemeinschaft durch ihre Handlungsfreiheit (djuz-i ihtiyar) erwirbt, auf eine einzige Person zurückzuführen, zeigt, dass diese Person über eine außerordentliche Macht im Grade der Erschaffung (qudrete malik) verfügt (idjad). Die Götter der alten Griechen und die Sterndeuter sind das Produkt solcher tyrannischen, teuflischen Vorstellungen (zalimane tasavvurat-i sheytaniye). Wisse, mein lieber Bruder! Der Mann, der Gottes gedenkt (dhikr), hat verschiedene Arten eines innerlichen Feinempfindens (latife), die den Segen Gottes (feyz-i Ilahi) anziehen. Ein Teil (dieser Empfindungen) wird bewusst (shuur) im Herzen und vom Verstand wahrgenommen, ein anderer aber nicht und ist dem Bewusstsein nicht untergeordnet. Sie entstehen مِنْ حَيْثُ لَا يَشْعُرُ {"...ohne dass wir es bemerken." (Sure 16, 26)} Daher ist auch ein Gottesgedenken (dhikr) ohne jedes innere Verständnis (ghaflet) keineswegs ohne allen Segen (feyz). Wisse, mein lieber Bruder! Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) hat den Menschen aus sehr eigenartigen Bestandteilen zusammen gesetzt. Er ist eine Einheit (vahdet) in Vielfalt, dabei ganz unkompliziert zusammen gesetzt und eine einzelne Persönlichkeit innerhalb einer Gemeinschaft. Für jedes Organ, jeden Sinn und jedes Feinempfinden, das er in sich umschließt, gibt es eine eigene Freude und ein besonderes Leid, wobei jeder von ihnen an den Freuden, Leiden und Sorgen seiner Gefährten seinen Anteil bekommt, wie wir ihren Hilferufen und ihrer raschen gegenseitigen Hilfeleistung, die wir bereits beobachtet haben, entnehmen können. Gleich wie der Mensch seiner Erschaffung gemäß auf dem Wege des Dienstes und der Anbetung (ubudiyet) geht, so ist er auch würdig, einen Teil aller Arten von Freuden und Gnadengaben (nimet) zu erfahren und die Vollkommenheit (kemalat) zu erlangen. Wenn er aber dem Weg seiner Ichsucht (enaniyet) folgt, so wird er auch weiterhin von allerlei ganz verschiedenen Arten von Leiden und Qualen verfolgt. Wisse, mein lieber Bruder! Die Formel von der Einheit Gottes (Kelime-i Tauhid) in fortwährendem Gedenken (dhikr) zu wiederholen, dient dazu, die Bänder und Fäden zu zerreißen, die das Herz (qalb) an allzu viele Dinge fesseln und die Seele dazu zu bringen, ihr Gesicht von all den vielen, geradezu abgöttisch geliebten Dingen (mahbub), die sie beinahe schon anbetet, wieder abzuwenden. Darüber hinaus schließen wir daraus, dass es unter den Gefühlen und Feinheiten in den Empfindungen desjenigen, der Gottes gedenkt (dhakir), sehr viele verschiedene Bekenntnisse zur jeweiligen Einheit (tauhid) gibt, um so ihre Bindung an die jeweiligen, für sie typischen Abgötter (sherik) zu durchtrennen. Wisse, mein lieber Bruder! Bei dem Segen (sevab), der von einer ehrwürdigen (Sherife) Fatiha ausgeht, die man zum Beispiel für einen Verwandten rezitiert, sind eins und Tausend gleich. Wie beim Hören eines Wortes, das den Mund verlässt, sind eine Gemeinschaft und eine einzige Person gleich. Denn bei allen feinempfundenen Dingen (latif sheyler) ist es wie in einer Druckerei: ein einziges Wort auf einer Druckplatte lässt sich tausendmal wieder abdrucken. Das ist ein Hinweis darauf, dass sich in den lichtvollen (nurani) Dingen zugleich mit der Einheit (vahdet) auch eine Vielfalt vorfindet. Das heißt, dass aus einem lichtvollen Ding tausend Segnungen (sevab) hervorgehen können. Wisse, mein lieber Bruder! Der "Rang der Preiswürdigkeit (Maqam-i Mahmud)" des ruhmreichen Propheten (Nebiyy-i Dhishan), mit dem Friede und Segen sei, ist wie eine göttliche Tafel (Ilahi bir maide) und ein Tisch des Herrn (Rabbani bir sofra). Die verteilten Güter (lutuflar), Segnungen (feyz) und Gnadengaben (nimet) strömen in der Tat von diesem Tisch. Ein ehrwürdiges Segensgebet (salavat-i sherife) für den ruhmreichen Propheten (Nebiyy-i Dhishan), mit dem Friede und Segen sei, zu lesen ist eine Form der Zustimmung zur Einladung zu diesem Tisch. Der Mann, der solch ein ehrwürdiges Segensgebet (salavat-i sherife) ausspricht und dabei eine der Eigenschaften des Propheten, mit dem Friede und Segen sei, beschreibt, soll dabei daran denken, worauf sich diese Eigenschaft bezieht, sodass er dazu angeregt wird, wieder und wieder solche Segensgebete (salavat) auszusprechen. Wisse, mein lieber Bruder! Das Tor zu deiner persönlichen Meinungsfindung, {Idjtihad: Anstrengung; das Ergebnis einer Bemühung eines Rechtsgelehrten unter Heranziehung der Rechtsquellen, die Lösung einer Rechtsfrage herbeizuführen. (A.d.Ü.)} welche zu den Fragen der Religion gehört, steht zwar offen, es gibt jedoch in dieser Zeit sechs (Dinge), welche dich daran hindern, auch hindurchzugehen. Erstens: So wie im Winter, einer Zeit heftiger Stürme, auch die kleinsten Löcher abgedichtet werden, wäre es keineswegs vernünftig, Neue Tore zu öffnen. Ferner bestünde die Gefahr, zu ertrinken, schlüge man Löcher in die Wände, um sie zu reparieren, während draußen eine gewaltige Sturmflut wütet. Genauso ist es ein Verbrechen am Islam, in dieser Zeit, wo die Verbote Gottes unbeachtet bleiben, in der Ära, wo unislamische Gebräuche eindringen, in der Periode, wo abzulehnende Erneuerungen (bid'a) im Übermaß auftreten und Irrlehren Zerstörungen anrichten, unter der Bezeichnung "Idjtihad" aus dem Schloss "Islam" heraus neue Tore nach draußen zu öffnen, und in seine Wände Löcher zu schlagen, die den Zerstörern Einlass gewähren. Zweitens: Was die beiden unabänderlichen Rechtsquellen (Qur'an und Sunna) im Glauben betrifft, so kann die Idjtihad sie nicht berühren. Denn sie sind endgültig und festgesetzt. Ferner sind diese Grundlagen lebensnotwendig wie Nahrungsmittel und Nährstoffe. Sie bleiben heute unbeachtet und werden erschüttert. Man soll heute die ganze Begeisterung und Anstrengung für deren Aufrichtung und Belebung aufwenden. Darüber hinaus sind die Lehrmeinungen aus den beiden anderen Rechtsquellen {idjma und qiyas = Übereinstimmung der islamischen Gemeinde und Analogieschluss der Rechtsgelehrten. (A.d.Ü.)} des Islam bekannt, die die vorherigen Rechtsgelehrten durch ihre reine und aufrichtige Idjtihad erstellt hatten und die für die Bedürfnisse jeder Zeit nicht begrenzt sind. Sie zu übersehen und sich nach Lust und Laune neue Idjtihad zu bilden, ist ein ketzerisches (bid'akarane) Verbrechen. Drittens: Unter den Menschen jeder Zeit ist das Verlangen nach einer bestimmten Sache groß, die sie für kostbar halten und die ihre Gedanken auf sich lenkt; das sind zum Beispiel in heutiger Zeit vor allem die Beschäftigung mit der Politik und die Absicherung des weltlichen Lebens, welche besonders im Vordergrund stehen und womit die Menschen besonders wichtig tun. In dem vorausgegangenen Zeitalter der "Reinen" (selef-i salihin = die erste und zweite Schülergeneration) und auf dem Markt jener Zeit war die beliebteste Sache das, weswegen der Schöpfer (Khaliq) der Himmel und der Erde mit uns zufrieden wird, und was Er von uns verlangt, aus Seinen Worten herauszufinden und die Mittel zu beschaffen, die die ewige Glückseligkeit (saadet-i ebediye) in der jenseitigen Welt (akhiret alem) erwerben lassen, welche durch das Licht des Prophetentums (nur-u nubuvvet) und des Qur'an dermaßen weit geöffnet wurde, um sie niemals mehr wieder zu schließen. Darauf waren in jener Zeit der Geist (ruh) aller Menschen, ihre Gedanken (fikr), Herzen (qalb) und Gemüter ausgerichtet, um die Wünsche Gottes (mardiyat-i Ilahiyeyi) zu erfahren und zu erkennen. Aus diesem Grund und dadurch, dass diejenigen, die die Gelegenheit und das Vermögen hatten, über alle Vorfälle, Ereignisse und Gespräche, die in jener Zeit geführt wurden, unterrichtet zu werden, fanden große Fähigkeiten (istidad ve iktidar) als Grundlage zur persönlichen Meinungsfindung (Idjtihad) ihren Ausdruck. Heute sind jedoch alle Fähigkeiten, weil die Menschen in ihren Gedanken (fikr) und in ihren Herzen (qalb) nach Ablenkung und Zerstreuung suchen, wegen ihrer Schwäche, einander Hilfe (inayet) zu leisten und sich füreinander einzusetzen, wegen ihrer Vorliebe für Fragen der Politik und der Philosophie, den modernen Wissenschaften (fünun), der neuzeitlichen Bildung und dem weltlichen Leben (hayat-i dünyevi) zugewandt. Es gibt keine persönliche Meinung (itjtihad), die man als ein maßgebliches (mustaqim) religiöses Gesetz (ahkam-i diniyeye) verwenden kann. Viertens: Die Absicht (maqsad) eines Mannes, der durch das Tor seiner persönlichen Meinungsfindung (Idjtihad) in die Islamiyet eintritt und den Katalog ihrer noch offen stehenden Fragen erweitern will, ist gut, wenn er sich an den Säulen des Islam (Daruriyet) orientiert, um so Gottesfurcht (taqva) und Vollkommenheit (kemal) zu erlangen. Wenn dieser Mann jedoch die Daruriyat aufgibt (terk) und das irdische Leben (hayat-i dünyevi) dem jenseitigen Leben (hayat-i uhrevi) vorzieht, so ist sein Wunsch nach einer persönlichen Meinung (Idjtihad) ein Wunsch nach Zerstörung und ein Versuch, einen Weg zu finden, um sich von seiner Verantwortung los zu sagen und ihr zu entfliehen. Fünftens: So wie ein jedes Ding und jedes Urteil (hukum) aufgrund eines Anlasses zustande (vudjud) kommt, so ist es auch von einer Nutzanwendung abhängig. Die Nutzanwendung ist jedoch nicht der Anlass. Sie ist nur eine Weisheit (hikmet), die zu einer Bevorzugung verhilft. Die Denkweise (efkar) unserer Zeit ist jedoch allein dem irdischen Glück (saadet-i dunya) zugewandt. Die Betrachtungsweise des Gesetzes (Sheriat) hingegen ist direkt dem Glück im Jenseits (saadet-i uhreviye) zugewandt, schließt jedoch implizit das Glück auf dieser Erde mit ein. Denn die Welt (dunya) ist ja ein Mittel zum Jenseits (akhiret). Es gibt viele Situationen, die bereits den Grad einer Zwangslage erreicht zu haben scheinen, in der die Menschen gefangen sind und die ihnen wie ein allgemeines Unglück vorkommen. Da solche Angelegenheiten aus dem Missbrauch der Entscheidungsfreiheit (su'-i ihtiyar) gegenüber ihren unerlaubten Neigungen (ghayr-i meshru) herrühren, gehören sie nicht zu einer Zwangslage, die der Grund zur Billigung (einer Ausnahme) wäre. Sie können nicht im Rahmen einer Billigung und des gesetzlich Erlaubten (müsaade-i sher'iye) liegen. Wenn zum Beispiel ein Mann seine Handlungsfreiheit (su'-i ihtiyar) missbraucht und sich in verbotener (haram) Weise betrinkt, so wird ihm alles Schlechte, das er in diesem Zustand (hal-i sekir) begeht, nicht entschuldigt. In heutiger Zeit sind solche persönlichen Entscheidungen (Idjtihad) keine himmlischen sondern rein irdische Entscheidungen (Idjtihad). Entscheidungen (Idjtihad), über die Gesetze des Schöpfers der Himmel und der Erde auf eine solche Weise zu verfügen, sind abzulehnen. Zum Beispiel: Manche Gottvergessene (ghafil) halten es für schön, wenn die Freitagspredigt in türkischer Sprache gehalten wird, damit das Volk insbesondere über die politischen Umstände Bescheid wissen. Was aber dergleichen politische Umstände betrifft, so sind sie nichtr frei von Lug und Trug und von teuflischen Gedanken (fikr). Die Kanzel (maqam) der Hutba aber ist ein Platz, welcher der Verkündigung (teblighi) der Gesetze Gottes (ahkam-i Ilahiye) geweiht ist. Frage: Das einfache Volk kennt aber kein Arabisch. Wie also können sie dann (die Hutba) verstehen? Antwort: Das einfache Volk braucht Pflichten und Gesetze (müsellemat-i diniye). Die Kanzel (maqam) für die Hutba dient der Verkündigung (tebligh) solcher Gesetze (hukum). Diese Gesetze (hukum) sind dem einfachen Volk, in einem arabischen Kleid kurz zusammen gefasst, wenn auch nicht ausführlich, jedoch bekannt und insoweit auch verständlich. Außerdem findet sich die Pracht, Erhabenheit, Besonderheit und Prägnanz, wie sie der arabischen Sprache zu eigen ist, in keiner anderen Sprache wieder... Wisset, ihr gottvergessenen (ghaflet) Tore (ahmaklar), die ihr taub und blind in völliger Finsternis die Ursachen anbetet (ibadet)! Ich möchte hier einen Aspekt der Zeugnisse (shehadet) für die Seinsnotwendigkeit der Existenz (vudjub-u vudjud) und Einheit (vahdet) Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) beschreiben, die alles, was es in der Welt gibt (kainatin mürekkebati) und all seine Atome auf 55 Arten und Weisen zum Ausdruck bringen. Es ist dies wie folgt: Die Erschaffung (idjad) der Dinge entweder auf sich selbst oder auf Ursachen zurückzuführen ruft Erstaunen und Bewunderung hervor. Das macht aber Zurückweisung und Verleugnung erforderlich. Daraus hinwiederum resultieren die Irrtümer. Das aber ist der Grund für die Leiden des Geistes (ruh) und eine Verwirrung im Denken. Das aber veranlasst Verstand (ruh) und Vernunft (aql) zu flüchten und zwingt sie bei dem, der da notwendiger Weise sein muss (Vadjib-ul Vudjud), ihre Zuflucht zu suchen. Denn jede Schwierigkeit wird nur durch Seine Macht (qudret) gemeistert. Und die unlösbaren Knoten werden durch Seinen Willen (irade) gelöst. Und die Herzen (qalb) gehen nur in Seinem Gedenken (dhikr) in Seinen Frieden (mutmaina) ein. Diese Wahrheit (haqiqat) möchte ich mit dem hier folgenden Vergleich erklären. Es ist dies wie folgt: Der Bewirker allen Seins (maudjudatin faili), das heißt, derjenige, der die Dinge ins Dasein (vudjud) ruft, ist entweder der Einzige (vahid), der dazu notwendig (vadjib) ist oder er ist einer der vielen, für die das möglich wäre. Im Falle, dass der Bewirker der Einzige ist, der dazu notwendig (vadjib) ist, liegt darin weder eine Schwierigkeit noch wäre dies ungewöhnlich. Und sollte es dennoch (eine Schwierigkeit) sein, so wäre diese nur eingebildet. Wird aber (das Sein) auf Ursachen zurückgeführt, so tritt diese Schwierigkeit aus (ihrem Stadium) einer irrigen Vorstellung heraus, wäre nicht mehr noch länger ungewöhnlich, sondern stellte sich nunmehr in Form einer absolut sicheren und tatsächlichen Erscheinung als wahr heraus. Denn keine einzige Ursache unter vielen Ursachen, die alle nicht frei sind von Fehlern und Schwächen, kann irgendein Ergebnis auf ihre Schultern nehmen. Und bei der Erschaffung eines Dinges ist die Teilnahme grenzenlos vieler Ursachen nötig. Da zum Beispiel eine Biene mit allen anderen Bienen in Verbindung steht, wäre zu ihrer Erschaffung, wollte man sie auf Ursachen zurückführen, selbst die Teilnahme (ishtirak) von Himmel und Erde dazu nötig. Des Weiteren ist die Entstehung einer Vielfalt durch einen Einzigen (vahid) nicht so schwer wie die Entstehung des Einen (vahid) aus einer Vielfalt, sondern viel einfacher. Die Anordnungen, die zum Beispiel ein Kommandeur vielen Menschen erteilt und die Arbeiten, die er sie verrichten lässt, können diese vielen Menschen, auf sich allein gestellt, nur mit sehr vielen Mühen verrichten. Des Weiteren ergeben sich bei der Zurückführung der Erschaffung auf die Ursachen zahllose Schwierigkeiten und Merkwürdigkeiten, die darüber hinaus auch noch den Nährboden für sehr viele Unmöglichkeiten bilden. 1. Man muss in jedem einzelnen Atom die Eigenschaften dessen annehmen, der da notwendiger Weise sein muss (Vadjib-ul Vudjud). 2. Es müssen innerhalb einer Gottheit (uluhiyet) unendlich viele Partner (sherik) teilnehmen (ishtirak). 3. Jedes einzelne Atom muss sowohl der Herrscher (hakim) als auch der Behrrschte (mahkum) sein, so wie die Steine in einer Kuppel sich dadurch vor ihrem Absturz retten, dass sie sich gegenseitig stützen. 4. Die Eigenschaften, wie Bewusstsein (shu'ur), Wille (irade) und Macht (qudret) müssen in jedem einzelnen Atom vorhanden sein. Denn das schöne Kunstwerk (hüsn-ü san'at) erfordert genau diese Eigenschaften. Um diesen Sachverhalt (haqiqat) zu erklären, möchten wir hier einige Beispiele anführen: Erstens: Die Sonne erscheint aufgrund des Geheimnisses (sirr) der Rückstrahlfähigkeit auf einigen Glasscherben, auf dem Meeresspiegel und auf ihren Planeten in stets gleicher Weise. Zweitens: Aufgrund des Geheimnisses (sirr) der Zuwendung ist das Verhältnis der Widerspiegelung einer Lampe im Mittelpunkt der Spiegel, die einen Kreis um sie herum bilden, ein und dasselbe. Drittens: Ob einer oder Tausend von einem Licht (Nur) oder von einem lichtausstrahlenden Objekt erleuchtet (tenevvur) werden und so ihr Licht (ziya) empfangen, ist in diesem Zusammenhang gleich. So ist nun einmal die Eigentümlichkeit eines lichtausstrahlenden (Objekts). Viertens: Aufgrund des Geheimnisses (sirr) vom Gleichgewicht senkt sich die eine zweier Schalen einer hochempfindlichen Waage, in der sich zwei Nüsse oder auch zwei Sonnen befinden sollen, wenn zu ihr etwas hinzugefügt würde nach unten, während die andere Schale dabei nach oben gehoben wird. Fünftens: (Rein technisch betrachtet) besteht bei der Steuerung oder beim Ablegemanöver zwischen einem riesengroßen Schiff und einem winzigkleinen Schiff gar kein Unterschied, mag der Kapitän nun ein Kind sein oder ein Erwachsener: das System (intizam) ist das gleiche. Sechstens: Das Verhältnis eines abstrahierten Wesens, wie zum Beispiel ein sprechendes Lebewesen, ist zu allen kleinen oder großen Mitgliedern der gleichen Gattung gleich. Zusammenfassung: Anhand dieser Beispiele hat es sich nun als wahr herausgestellt, dass zwischen wenig oder viel, klein oder groß, bei der Zurückführung auf einen Einzigen kein Unterschied besteht und im Rahmen des Möglichen bleibt. Daher ist es aufgrund der Ordnung und des Gleichgewichtes, des Gehorsams in der Befolgung des göttlichen Befehls, ins Dasein zu treten (evamir-i tekviniye), zugleich mit dem Lichtcharakter (nuraniyet) der Macht des Urewigen (qudret-i ezeliye) und der Rückstrahlfähigkeit entsprechend dem inneren Wesen der Dinge (gegenüber dem Licht Gottes) und dergleichen Geheimnisse (sirr) für den, der da notwendiger Weise sein muss (Vadjib-ul Vudjud) gleich, einer Mücke das Leben zu schenken (ihya) oder die Welt ins Dasein zu rufen, die Kreation eines Baumes nicht verschieden von der des Himmels und (kein Unterschied) zwischen der Erschaffung eines Atoms oder der Sonne. Diese Gleichheit und Indifferenz ist in der Tat geradezu augenscheinlich. Siehe! Wenn die Ornamente und die Kunstwerke der Macht des Urewigen (qudret-i ezeliye), dessen Wesen uns unbekannt ist, der sich uns aber in Seinen Wunderwerken (mu'djizat) zu erkennen gibt, besonders in (allen verschiedenen Arten) von Früchten und Gemüse, den Ursachen (esbab) überlassen wären, so würden diese Ursachen (unter einer solchen Last der Beweise) erdrückt. Kurzum: Es gibt drei bemerkenswerte Punkte bei der Erschaffung (idjad) der lebendigen (hayati) wie der leblosen (vudjudi) und der lichtausstrahlenden (nurani) Dinge: Erster Punkt: Die Ursachen dienen als Schleier, damit die Beziehung zwischen der Macht Gottes (qudret) und den Ekel erregenden, abstoßenden Dingen (umur-u hasise) nicht äußerlich wahr genommen werden kann. Zweiter Punkt: Da das Leben (hayat), das Dasein (vudjud) und das Licht (Nur), mit den Augen Gottes betrachtet (itjleri), genauso klar ist, wie mit unseren eigenen Augen gesehen (dishlari), sind dafür keine Ursachen als undurchdringliche Schleier nötig. Und selbst wenn noch einige Mittel uns wie sehr feine, dünne Schleier (an die Ursachen) erinnern, bleibt trotzdem dahinter stets die Hand der Allmacht (des lebendigen) Gottes (dest-i qudret) sichtbar. Dritter Punkt: Die Macht des Urewigen (Qudret-i ezeliye) hat keine Schwierigkeit, wenn sie etwas bewirkt oder gestaltet. Dieser Allmacht Gottes (qudret) kann in der Tat überhaupt nichts schwer fallen, wenn sie aus einem Feigenkern einen riesigen Feigenbaum heraus zieht oder eine riesige Honigmelone an einen feinen Stiel anbindet und aus ihm heraus holt. Das Sein (vudjud) und die Offenbarung dessen, der jene Allmacht besitzt (qudret sahibi), die sich mit solchen Wunderwerken (mu'djizat) bekannt macht, ist sogar noch offensichtlicher als das Dasein (vudjud) und die Offenbarung der Schöpfung (kainat) selbst. Denn jedes Kunstwerk weist zwar in einiger Hinsicht direkt auf sich selbst hin. Zugleich verweisen jedoch viele verschiedene Aspekte sowohl direkt als auch in vernunftgemäßer (Überlegung) auf ihren Meister (Sanii). Falls jedoch von den Ursachen das Vorhanden-Sein (vudjud) irgendeines Kunstwerkes verlangt würde, könnten diese noch nicht einmal etwas Ähnliches wie ein solches Kunstwerk zustande bringen, auch wenn alle Ursachen zusammen kämen und einander dabei helfen. Wisse, mein lieber Bruder! Der Platz des Verstandes und der Überlegungen (aqil ve fikir) des Menschen ist so groß und weit, dass es unmöglich ist, ihn ganz zu erfassen. Dennoch ist er so begrenzt, dass selbst eine Nadel in ihm keinen Platz findet. Manchmal kreist er in der Tat in einem Atom, schwimmt in einem Tropfen oder kreist eingeschlossen immer wieder um denselben Punkt. Manchmal aber nimmt er die Welt wie eine Wassermelone in die Hand, läd die Schöpfung (kainat) als Gast zu sich ein und nimmt sie als Gast in der Stube seines Verstandes auf. Manchmal überschreitet er sogar seine Grenzen derart, dass er empor steigt und sich darum bemüht, den zu sehen, der ja notweniger Weise da sein muss (Vadjib-ul Vudjud). Manchmal aber verkleinert er sich und erkennt sich selbst als ein Nichts (zerre = Atom). Ein Andermal wird er so groß wie die Himmel. Dann wiederum schrumpft er in sich zusammen und möchte sich am liebsten in einem kleinen Tröpfchen verkriechen. Dann wiederum nimmt er die ganze Natur (fitrat) und alles, was da erschaffen wurde in sich auf... Wisse, mein lieber Bruder! Die Gnadengaben (nimet), die Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) den Menschen schenkt, seien sie für seine rein äußerliche Existenz (afaki), seien sie für sein seelisch-geistiges Leben (enfusi) bestimmt, kommen nur unter bestimmten Bedingungen zu den Menschen und finden ihn so. Zum Beispiel: Der Mensch kann aus den Gnadengaben, wie Licht (ziya), Luft, Nahrung, Stimme und Klang nur dann seinen Nutzen ziehen, wenn er als Mittel dazu die Öffnung seiner Augen und seiner Ohren, Mund und Nase gebraucht. Diese Mittel aber erlangt er dadurch, dass Gott (Allah) sie für ihn erschafft und ins Dasein ruft (khalq ve idjad). In den Händen des Menschen, seiner Schaffenskraft (kesb) und seiner Handlungsfreiheit (ihtiyar) liegt es dann, diese Mittel für sich zu öffnen. Daher soll er nicht denken, dass ihm diese Gnadengaben (nimet) herrenlos und absichtslos (hesab) gegeben würden, so als fände er sie auf der Straße. Sie kommen nur durch die Absicht des wahren Gebers (Mun'im-i Haqiqi qasdiyla) und der Mensch empfängt sie mit seinem Willen (ihtiyar). Danach verbreiten sie sich je nach Bedarf und ganz nach dem Willen (irade) dessen, der sie ihm schenkt (in' am) in seinem Körper. Wisse, mein lieber Bruder! So wie das abschließende Endstadium in der Entfaltung irgendeines belebten oder unbelebten Objekts (in der Natur) hinsichtlich seiner Wohlgeordnetheit und Schönheit nicht unbedeutender als dessen Anfang ist, so ist auch seine Form und Gestalt in ihrer Kunstfertigkeit (san'at) und Zweckmäßigkeit (hikmet) nicht schöner als sein Innerer Aufbau. Wenn das aber so ist, denke nicht, dass sich der äußere und innere Aufbau in seiner Entfaltung ohne seinen Herrn (sahib) vollzöge und dem Zufall überlassen bliebe. Die Blüte und die Frucht, die aus der Blüte hervor geht, sind in ihrer Kunstfertigkeit (san'at) und Zweckmäßigkeit (hikmet) nicht unbedeutender als die künstlerische Form und Gestaltung eines Kernes und des Keimes, der aus diesem Kern hervor geht. Daher ist der Baumeister in Seiner Majestät (Sani'-i Dhu-l'Djelal) sowohl der Anfang (Auval) als auch das Ende (Akhir), das Äußere (Dhahir) und das Innere (Batin). وَ هُوَ السَّمِيعُ الْعَلِيمُ {"Er ist es, der alles hört und kennt}. Wisse, mein lieber Bruder! Der Qur'an ist ein Wunder (i'djaz) und diesese Wunder ist ein Schutzwall vor seiner Verfälschung. Da aber nun der Qur'an in der Tat ein Wunder (mu'djize) ist, kann der Mensch keine Kopie (taqlid) von ihm zustande bringen. Es ist auch nicht möglich, seine Ayat durch andere Worte zu ersetzen und sie dadurch zu verfälschen oder irgendwie zu verändern. Denn ein Kommentator (mufessir), ein Verfasser (muellif), ein Übersetzer (muterdjim) kann nicht bewirken, dass das Kleid seines verfälschten Stils mit dem Kleid der Ayat verwechselt wird. Denn auf den Ayat ruht der Stempel ihres Wunders (i'djaz). Die Worte, auf denen nicht dieser Stempel ruht, können nicht als Ayat gelten. Deshalb also duldet der Charakter dieses Wunders keine Verfälschung und keine Veränderung. Wisse, mein lieber Bruder! Wenn der Ehrwürdige Qur'an Gnadengaben (nimet), Wunderzeichen (ayat) und Beweise aufzählt, wiederholt er oftmals (dhikr) die majestätische (djelil) Ayah فَبِأَىِّ اٰلآءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ {"Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr denn leugnen?" (Sure 55, 13)} Darin liegt ein derartiger Hinweis, dass dies eine derartige Situation ist, aus der all diese Auflehnung (isyan) der Dschinnen und Menschen und ihre ungezügelte Auflehnung (tughyan) entsteht, da sie in der Gnadengabe (nimet) nicht die Gabe (in'am, im Sinne des Gebens) zu erkennen vermögen. Da sie nicht erkennen können, wie ihnen die Gabe (in'am) übergeben wird, vergessen (ghaflet) sie darüber den wahren Geber (Mun'im-i Haqiqi). Da sie aber den wahren Geber (Mun'im) vergessen (ghaflet) haben, schreiben sie diese Gnadengaben (nimet) den Ursachen oder dem Zufall zu und leugnen, dass diese Gnadengaben (nimet) von Gott (Allah) kommen. Daher soll der Gläubige (mu'min) bei jeder Gnadengabe (nimet), die er erhält: "im Namen Gottes (Bismi'llah)" sagen. In dem Bewusstsein, dass diese Gnadengabe (nimet) von Gott (Allah) ist und er sie nur im Namen Gottes und um Gottes willen annimmt, soll er sie von Gott mit Lobpreis und Dank (minnet ve shukran) entgegen nehmen. Wisse, mein lieber Bruder! Während der Mensch im Herzen oder in Gedanken (qalben ve fikren) die göttlichen Wahrheiten (haqaiq-i Ilahiye) betrachtet und über sie nachdenkt, besonders aber im Gebet (namaz) und bei anderen Arten der Anbetung (ibadet), greifen sehr schlechte, schmutzige und hässliche Einflüsterungen (vesveseler) oder Erinnerungen, sei es durch den Teufel (sheytan), sei es aus sich selbst heraus (nefsi), wie Mücken sein Herz (qalb) und seinen Verstand (aql) an. Ein Mensch, der sich mit derartigen verseuchten, eingebildeten und hässlichen Dingen, wenn auch nur unwillkürlich beschäftigt, wird von solchen Einflüsterungen überwältigt. Die Lösung ist einzig und allein, sie zu überwinden, sie zu verscheuchen und schließlich, die Verteidigung gegen sie aufzugeben und sich nicht weiter mit ihnen zu beschäftigen. Je mehr man sich mit ihnen beschäftigt, desto mehr steigern sie in der Tat ihre Angriffe. Falls man sie hingegen in Frieden lässt, lassen auch sie den Menschen in Ruhe und ziehen davon. Darüber hinaus schaden derartige Einflüsterungen weder den göttlichen Wahrheiten noch dem (menschlichen) Herzen. Wenn jemand durch die verschmutzten Fenster seines Zimmers die Sonne, (den Mond) und die Sterne des Himmels, die Rosen und all die anderen Blumen des Paradieses betrachtet, besudeln diese verschmutzten Fenster in der Tat weder das, was er betrachtet, noch den Betrachtenden selbst. Sie können selbst keinen schlechten Einfluss ausüben. {(*): Jene schlechten Worte sind nicht die Worte deines Herzens (qalb). Denn dein Herz ist darüber betrübt und bedauert sie. Sie kommen vielmehr von einer Art Teufelspunkt (lümme-i sheytani) in der Nähe deines Herzens. Zum Beispiel: In einem Zustand, in dem du im Gebet (namaz) in der göttlichen Gegenwart (huzur-u Ilahi) vor der Kaaba über die Ayat nachdenkst, hält eine bestimmte Assoziation (tedai-i efkar) dich fest und führt dich in die entferntesten, gemeinsten Sinnlosigkeiten. Zum Beispiel: Das Spiegelbild einer Schlange in deinem Spiegel beißt nicht. Und das Spiegelbild des Feuers brennt nicht. Und die (bloße) Erscheinung einer Unreinheit beschmutzt den Spiegel nicht.} Wisse, mein lieber Said (= meine Seele)! Was ist dieser Stolz (gurur) und was ist diese Unwissenheit (ghaflet)? Was ist diese Überheblichkeit? Was ist diese Eingebildetheit (hashmet)? Was ist diese falsche Unabhängigkeit (istighna)? Was ist dieser Größenwahn (azamet)? Die Entscheidungsfreiheit (ihtiyar) in deiner Hand ist nur haarfein und deine Handlungsfreiheit verfügt nur über die Bandbreite eines Atoms. Und dein Leben (hayat) ist erloschen wie eine Kerze und nur noch ein glimmender Docht davon übrig geblieben. Deine Lebensspanne (ömür) ist zu Ende gegangen, dein Bewusstsein (shu'ur) ist entschwunden, nur noch ein Funke ist noch geblieben. Dein Ruhm (shöhret) ist verblasst, nur noch ein Schimmer davon ist geblieben. Deine Zeit ist abgelaufen. Hast du etwa noch eine andere Wohnung als dein Grab? Du Ärmster! Gibt es eine Grenze für deine Schwäche und Armseligkeit? Deine Erwartungen sind endlos. Doch deine Stunde (edjel) ist nah. Was wird mit einem Menschen, der in all seiner Schwäche und Armseligkeit in der Tat ohne jedes Wollen (iktidar) und Können (ihtiyar) ist? In einer solchen Schwäche ist es notwendig, auf den Schöpfer, den Erbarmer, den Allbarmherzigen (Khaliq-i Rahman-ur Rahim) zu vertrauen, der die Schatzkammer der Barmherzigkeit besitzt (Khasain-i rahmet sahibi). Er ist der Stützpfeiler (nokta-i istinad). Er ist es, dem sich ein jeder in seiner Schwäche zuwendet. Wisse, mein lieber Bruder! Während du die Zeugnisse und Argumente durchforschst, die erbracht werden, um die Wahrheiten des Glaubens (Haqaiq-i imaniye) zu beweisen, übe keine Kritik, indem du sagst, dass diese schwachen, kümmerlichen Beweise ein solch gewaltiges Ergebnis nicht erbringen können. Denn am rechten und linken (Rand) dieses Beweises, den du der Schwachheit beschuldigst, finden sich sehr viele unterstützende Heerscharen und Streitkräfte. Und jedes der Zeugnisse (shahid), Beweise (shehid), Hinweise und Belege, welche die Richtigkeit der Islamiyet aufzeigen, schützt in der Tat seine Kameraden auf dem Schlachtfeld, verteidigt sie, unterschreibt für die Richtigkeit seiner Berichterstattung und bestätigt, dass diese zuverlässig ist. So wird diese selbst zu einem Sachverständigen (ehl-i vukuf) in ihrem Wissen (ilim) und in ihrer Benachrichtigung. Denn in den Wahrheiten des Glaubens (haqaiq-i imaniye) ist das Ziel die Feststellung und nicht die Verneinung. Einer von denen, die auf ein feststehendes Objekt hindeuten, gilt wie 1000. Denn die Art des Zeigens derer, die auf ein feststehendes Objekt hindeuten, entsprechen sich und stimmen miteinander überein, und jeder bekräftigt und bestätigt dadurch die anderen. Bei der Verneinung kommt aber keine Übereinstimmung (tevafuq) in dem Zeugnis der Verneinenden vor. Sie führen unterschiedliche Gründe für ihre Verneinung an. Aus diesem Grund können ihre Zeugnisse einander nicht als Beweis für ihre Richtigkeit dienen. Denn bei ihnen liegt keine Übereinstimmung vor. Wisse, mein lieber Bruder! Manchmal ist eine heftige Leidenschaft (shiddetli muhabbet) für etwas ein Grund, es zu leugnen. Des Weiteren ist auch eine große Angst (shiddet-i khauf), eine überwältigende Größe (azamet) und das, was das Fassungsvermögen des Verstandes (aql) übersteigt, der Grund dafür, es zu leugnen. Wisse, mein lieber Bruder! Sowie einem Senfkorn bereits der dazu gehörende Baum gehört und in ihm wohnt, habe ich mit augenscheinlicher Gewissheit (shuhudi bir yaqin) beobachtet (müshahede), dass auch in dem Korn des Unglaubens (kufr) und des Irrwegs (dalalet) die Hölle (djehennem) eingehüllt ist. Des Weiteren konnte ich in gleicher Weise mit absolut sicherem Gespühr wahrnehmen, wie im Korn des Glaubens (iman) bereits das Paradies (djennet) umschlossen liegt, gleich wie in einem Dattelkern bereits die spätere Dattelpalme verborgen liegt. Denn so wie uns die Verwandlung (inkilab) und das Heranwachsen dieser Kerne zu Bäumen keineswegs fremd ist, so ist es für uns auch keineswegs unvorstellbar, wie aus dem Geist (mana) des Unglaubens und des Irrwegs die Qual der Hölle, aus dem Glauben und der Rechtleitung (hidayet) jedoch das Paradies hervorgehen wird. Wisse, mein lieber Bruder! Wenn das Herz (qalb) eines Korns, aus dem einmal der neue Keim hervorsprießen soll, zerstört wird, so kann der Same mit Sicherheit nicht mehr wachsen und gedeihen. Er wird sterben und vergehen. Wenn in gleicher Weise das Herz der Ichsucht (enaniyet), das auch das Ich-selbst (ene) genannt wird, durch die Strahlen (shua) und die Wärme eines immer währenden Gottesgedenkens (Allah Allah dhikri) entzündet und verbrannt wird, kann es nicht mehr wachsen und in seiner Gottvergessenheit (ghaflah) zum Tyrannen (firavun) werden. Und so kann es sich nicht mehr gegen den Schöpfer der Himmel (Khaliq-i Semavat) und der Erde erheben. Durch dieses Gottesgedenken (dhikr-i Ilahi) geht sodann das Ego (ene) zugrunde. So ist es den Sufis des Naqshibandi-Ordens durch das leise gesprochene Gedenken (dhikr-i hafi), wie es bei ihnen während der Dhikr-Feier gebräuchlich ist, gelungen, das Herz (qalb) zu öffnen und das Ich (ene) und die Mikroben der Ichsucht (enaniyet) zu töten und den Kopf der eigenwilligen Seele (nefs-i emmare), die vom Teufel ihre Befehle (sheytanin emirberi) empfängt, zu zerschlagen. Genauso konnten die Sufis des Qadiri-Ordens mit ihrem laut rufenden Gedenken (dhikr-i djehri) die Rebellen, die einzig noch an die Natur glauben (tabiat taghutlar) auseinander jagen. Wisse, mein lieber Bruder! Gleich wie an jedem Objekt der Welt (alem) die Werke der Weisheit (hikmet) zu erkennen sind, so kann man auch noch anhand der weitesten, umfangreichsten und der kaum noch wahrnehmbaren Erscheinungsformen der Vielfätigsten (Ursachen) die Werke der Zweckdienlichkeit (hikmet) und Genauigkeit beobachten. So findet man auf der Blattseite des Gesichtes des Menschen, der bei aller Vielfalt und Verschiedenheit (der Ursachen) das letzte Glied und das Endergebnis darstellt, in seiner Haltung, auf seiner Haut und verteilt über seine Handflächen in der Tat sehr viele Striche, Linien, Ornamente und Male eingezeichnet. Denn es ist ja bekannt, dass diese Wörter, Buchstaben, Punkte, Vokale, die auf diesen Blattseiten des Menschen eingezeichnet sind, auf die Fähigkeiten (mana) und Geisteszustände (maneviyat) des menschlichen Verstandes (ruh) hinweisen, sowie auf die Briefe hindeuten, welche bei seiner Erschaffung (fitrat) von der göttlichen Fügung (qalem-i qader) geschrieben wurden. Oh Freund, die Anmerkungen (hashiye), welche die göttliche Fügung auf den oben erwähnten Blattseiten des Menschen niedergeschrieben hat, lassen keine Spalte mehr übrig, in die sich der Zufall und die Vereinigung der Ursachen einschleichen könnten. Wisse, mein lieber Bruder! Einige Menschen, die von der Leidenschaft (muhabbet) für dieses irdische Leben (dunya hayati) erfasst wurden, denken, dass Ziel und Zweck der Entstehung dieses Lebens (hayatin vudjuda) ausschließlich darin besteht, diesem Leben zu dienen und dieses Leben zu erhalten (beqa) und darüber hinaus keinen weiteren Nutzen (faide) hat; das heißt, dass alle erstaunlichen Geräte (djihadhat-i adjibe) und die gesamte wunderbare Ausstattung (tedjhidhat-i harika), welche der allweise Schöpfer (Fatir-i Hakim) in die Lebewesen (zevilhayat) und in das Wesen menschlichen Daseins (djevher-i insaniyet) als anvertrautes Gut hinein gelegt hat, nur um der Erhaltung und den Fortbestand dieses rasch vergänglichen Lebens willen, verliehen wurden. Falls dies tatsächlich die Schlussfolgerung wäre, dann müssten all die Zeugnisse für die unendliche Ordnung im Kosmos, die man überall auf der Welt (alem) beobachten kann, alle Beweise und Zeugnisse für die Weisheit (hikmet), Güte (inayet) und Wohlordnung (intizam) und dafür, dass es Sinnlosigkeit gar nicht gibt (adem-i abesiyet), im Gegensatz dessen zu Beweisen und Zeugnissen für die Sinnlosigkeit (abesiyet), die Verschwendung (israf) und die Unordnung werden, und dafür, dass es Weisheit überhaupt nicht gibt. Meine lieben Mitgefährten! Der Mensch hat von diesem irdischen Leben (dünyevi hayat) einen sehr großen Nutzen (faide). Der Mensch und das Leben (hayat) des Menschen ist in der Tat ein Acker für die Erscheinungen der Namen Gottes (esma-i Ilahiye). Es ist ein Spiegel für die Erscheinungen der Arten der göttlichen Barmherzigkeit (rahmet-i Ilahiye) im Paradies (djennet). Es ist ein Pflanzbeet oder ein Kern für die unendlich vielen wunderbaren Früchte im jenseitigen Leben (hayat-i ukhreviye). Das aber heißt, dass der Mensch (in seinem Leben) dem Kapitän auf einem Schiff gleicht. Und wie ein Kapitän bekommt jeder Mensch auch seinen Anteil an den Früchten eines jenseitigen Lebens, den er sich auf dem Schiff seines diesseitigen Lebens erworben hat. {Der Urewige König (Sultan-i Ezeli) in jenem Leben aber ist zugleich auch der Großadmiral der gesamten Flotte in diesem Leben.} Wisse, mein lieber Bruder! Die Genüsse, Freuden und aller Schmuck dieser Welt (dunya) sind die Hölle, wenn wir den Schöpfer (Khaliq), den Eigentümer (Malik) und Herrn (Maula) nicht kennen, auch wären sie das Paradies auf Erden. So habe ich es in der Tat erkannt und so habe ich es auch erfahren. Ja, gibt es denn etwas, das selbst noch die Flamme einer Liebessehnsucht (shefqat) zu stillen vermöchte, wenn nicht die Erkenntnis Gottes (marifetullah)? Hat aber diese Gotteserkenntnis erst einmal ihren Platz eingenommen, wird es in der Tat nicht nur keinen Wunsch (ishtiha) nach irdischen (dunya) Freuden mehr geben, sondern selbst noch die Sehnsucht (ishtiyak = starker Wunsch) nach dem Paradies (djennet) wird hinter ihr zurück treten. Wisse, mein lieber Bruder! Alles, was in dieser Welt (dunya) zustande kommt und wie es geschieht, hat zwei Aspekte. Der eine bezieht sich auf das Jenseits (akhiret); dieser Aspekt ist seinem Wesen nach unauslöschlich und daher besonders bedeutungsvoll. Der zweite hingegen bezieht sich auf die irdischen (dunya) Dinge und diese hinwiederum auf sich selbst und auf die Freude (heva), die sie uns bereiten. Dieser Aspekt hat einen solchen Grad der Bedeutungslosigkeit, der Oberflächlichkeit und des Verfalls, dass es keinen Wert hat, sich deswegen in seinem Herzen (qalb) besorgt, bekümmert oder gequält zu zeigen und sich noch weiter mit ihm zu beschäftigen. Wisse, mein lieber Bruder! Es gibt unter den Menschen Toren, die, wenn sie in einem glänzenden Stäubchen das Spiegelbild der Sonne erblicken, oder im Schein der Sonne die Farben einer Blume erkennen, sogleich von der Sonne neben ihrem Spiegelbild und ihrem Strahlenglanz auch noch alle übrigen Eigenschaften der wahren Sonne wünschen, ja geradezu fordern, sogar das Zentrum der Welt zu sein, um das ihre Planeten kreisen. Und wenn darüber hinaus das Spiegelbild oder die Erscheinung, die sie auf einem Stäubchen oder auf einer Blume sehen, aufgrund der sich ändernden Umstände {zum Beispiel weil die Blume verwelkt} wieder verschwinden, bestreiten sie wegen ihrer Blindheit aufgrund ihres Unvermögens, die Dinge richtig zu sehen und zu erkennen (basar ve basiret) die Existenz der wahren Sonne. Darüber hinaus können diese Toren die Existenz eines Schattens (vudjudu zilli), der infolge dieser Erscheinung entsteht, nicht von der wahren und ursprünglichen Existenz (vudjud-u haqiqi) {des Objektes, das diesen Schatten wirft} unterscheiden und verwechseln beide miteinander. Wenn sie also in einem Objekt das Spiegelbild und Abbild der Sonne erblicken, beginnen sie auch nach der Wärme der Sonne, ihrem Licht (ziya) und all ihren anderen Eigenschaften zu verlangen. Während diese Toren des Weiteren Fliegen, (Spinnen), Käfer und dergleichen andere kleine, unbedeutende Dinge betrachten, entdecken sie bei ihnen eine sehr hohe Kunstfertigkeit und Weisheit (eser-i san'at ve hikmet) und sagen: "Der Schöpfer hat ihnen eine viel zu große Bedeutung beigemessen. Welchen Wert kann schon eine Fliege haben, sodass jemand in sie derart viel investiert und sich um sie so viel Mühe macht?" Freund! Um derartige Toren zu überzeugen und ihre Schwierigkeiten zu beseitigen, muss man vier Dinge kennen: Erstens: Jedes Ding, das zu der Vollkommenheit (kemal) der Herrschaft (Rububiyet) Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) in Beziehung steht, beschreibt ihn. Und da dieses Ding Seiner Herrschaft als Spiegel dient, so ist es auch ein Erscheinungsort Seiner Vollkommenheit. Diese Vollkommenheit gehört ihm jedoch nicht als seine Eigenschaft (muttasif). {Sie spiegelt sich vielmehr nur in ihm.} Zweitens: Durch jedes Ding öffnet sich eine Tür zum Lichte (Nur) Gottes des Gerechten. Die Schließung einer dieser Türen verlangt jedoch nicht, dass auch die unendlich vielen anderen Türen geschlossen sein müssen. Es ist sogar möglich, dass man sie alle mit einem einzigen Schlüssel öffnen kann. Drittens: Das Vorherwissen Gottes (qader), welches sein allumfassendes Wissen (Ilm-i muhit) wiederspiegelt, hat in jedes Ding Seinen Anteil der lichtvollen Namen Gottes (esma-i nuriye) eingezeichnet. Viertens: اِنَّمَآ اَمْرُهُ اِذَآ اَرَادَ شَيْئًا اَنْ يَقُولَ لَهُ كُنْ فَيَكُونُ ٭ مَا خَلْقُكُمْ وَ لاَ بَعْثُكُمْ اِلاَّ كَنَفْسٍ وَاحِدَةٍ {"Wahrlich! Dies ist Sein Befehl (emr): Wann immer Er etwas will (irade), sagt Er nur: 'Sei!' und es ist." (Sure 36, 82) "Euer aller Erschaffung und eure Wiederversammlung ist (für Gott ebenso wenig mühsam) wie die einer einzigen Seele." (Sure 31, 28)} Der klaren und eindeutigen Aussage dieser Ayat entsprechend ist die Existenz aller Dinge von dem Befehl: "Sei كُنْ (kun)!" abhängig. Genauso sind die Erschaffung aller Dinge und ihre spätere Wiederbelebung der Erschaffung und Wiederbelebung einer einzigen Seele gleich. Das aber heißt, wenn die Erschaffung auf Gott den Gerechten (Djenab-i Haqq) zurückgeführt wird, wird sie ganz leicht und einfach. Wenn aber sie auf Ursachen oder die Dinge selbst zurückgeführt wird, so müssen alle Vernünftigen (uqala) und alle Toren die Unmöglichkeiten akzeptieren, welche die Folge ihrer Denkweise (hukum) sind. Wisse, mein lieber Bruder! Der Qur'an, der in seiner Verkündigung ein Wunder (Mu'djiz-ül Beyan) ist, erklärt die Wahrheiten (haqiqat) in Bildern und Gleichnissen (durubu emsal). Denn die abstrakten Wahrheiten (haqaiq-i müdjerrede), die dem Bereich der Gottheit (daire-i uluhiyete) zugehörig sind, können hier in dieser Welt der Möglichkeiten (daire-i mümkinat) nur durch Beispiele sichtbar und klar gemacht werden. Auch der Mensch, der (in dieser Welt lebt, in der alles) möglich ist und der dennoch arm (miskin) ist, betrachtet die Gleichnisse aus dem Bereich der Möglichkeiten (daire-i imkan) und denkt über die Taten (Gottes, Seine Werke) und (all die vielen verschiedenen) Umstände im Bereich der Notwendigkeiten (daire-i vudjub) nach, die über seine Vorstellungskraft hinaus gehen. Wisse, mein lieber Bruder! Meine Ohnmacht (adjz) ist Ursprung meines Hilferufs (nida). Meine Not (ihtiyadj) ist die Quelle meines Gebetes (dua). Oh mein Versorger (Feya Rabbi)! Oh mein Schöpfer (ya Khaliqi)! Oh mein Herrscher (ya Maliki)! Meine Not ist ein Zeichen von Dir, Dich anzurufen. Meine Vorbereitung für die Gebete (dua), mit denen ich mich zu Dir wende, ist meine Armut. Was mich zu Dir kommen lässt, ist meine Armseligkeit (fakr) und dass ich dabei keine Hintergedanken habe. Was ich in meiner Schatzkammer vorweisen kann, ist nur meine Bedürftigkeit (adjz). Mein einziger Schatz sind nur meine Hoffnungen. Mein Fürsprecher ist Dein Geliebter, mit dem Friede uns Segen sei, den Du uns in Deiner Barmherzigkeit gesandt hast. Verzeih mir (Afveyle)! Vergib mir (maghfiret eyle)! Erbarme dich meiner (merhamet eyle)! Oh Gott (Ya Allah)! Oh Erbarmer (Ya Rahman)! Oh Barmherziger (Ya Rahim)! Amin! * * * Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Webmaster Posted December 31, 2024 Author Share Posted December 31, 2024 Ein Anhang zu den "Wellen" (Zeyl-ül Hubab) بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّحِيمِ {"Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Allbarmherzigen"} Wir danken (hamd), loben und preisen (medh u sena) Gott (Allah) so sehr, da diese ganze große Welt (alem-i kebir) Seine Schöpfung ist. Doch auch diese kleine Welt, die "der Mensch" genannt wird, ist Sein Geschöpf. Die eine ist sein Baugelände, die andere sein Bauwerk. Die eine ist Sein Kunstwerk (san'at), die andere Seine Farbe. Die eine ist Sein Schmuck, die andere Seine Verzierung. Die eine ist Seine Barmherzigkeit (rahmet), die andere Sein Gnadengeschenk (nimet). Die eine ist Seine Macht (qudret), die andere Seine Weisheit (hikmet). Die eine ist Seine Größe (azamet), die andere Seine Herrschaft (Rububiyet). Die eine ist Seine Schöpfung (makhluq), die andere Sein Kunstwerk (masnu). Die eine ist Sein Besitztum (mulk), die andere Sein Diener (memluk). Die eine ist Sein Bethaus (mesdjid), die andere Sein Anbeter (abd). All diese Dinge mit all ihren Bestandteilen sind in der Tat Gottes Eigentum (Allah'in mulku) und all Sein Besitz (mal) steht mit wunderbaren (i'djazvari) Siegeln und Stempeln fest... اَللّٰٰهُمَّ يَا قَيُّومَ اْلاَرْضِ وَا لسَّمَآءِ اِنَّا نُشْهِدُكَ وَ جَمِيعَ مَصْنُوعَاتِكَ وَ جَمِيعَ خَلْقِكَ بِاَنَّكَ اَنْتَ اللّٰهُ لآٰ اِلٰهَ اِلاَّ اَنْتَ وَحْدَكَ لاَ شَرِيكَ لَكَ وَ نَسْتَغْفِرُكَ وَ نَتُوبُ اِلَيْكَ وَنَشْهَدُ اَنَّ مُحَمَّدًا عَبْدُكَ وَ رَسُولُكَ اَرْسَلْتَهُ رَحْمَةً لِلْعَالَمِينَ ٭ اَللّٰهُمَّ صَلِّ وَ سَلِّمْ عَلَيْهِ كَمَا يُنَاسِبُ حُرْمَتَهُ وَ كَمَا يَلِيقُ بِرَحْمَتِكَ وَ عَلٰٓى اٰلِهِ وَ صَحْبِهِ اَجْمَعِينَ {"Oh Gott! Der Du die Erde und den Himmel (in Deinen Händen) hältst (qayyum)! Wir rufen Dich als Zeugen an und alle Deine Kunstwerke und alle Deine Schöpfungen, dass Du Gott (Allah) bist und es außer Dir keine Gottheit (ilah) gibt. Du bist der Einzige (Vahid) und hast keinen Partner (sherik). Wir bitten Dich um Verzeihung und wenden uns zu Dir um Vergebung. Und wir bezeugen, dass Mohammed Dein Diener (abd) und Dein Gesandter (rasul) ist, den Du als Deine Barmherzigkeit (rahmah) für die Welten (alamin) gesandt hast. Oh Gott! Friede und Segen sei über ihm, so wie es seiner Würde angemessen ist und wie es Deiner Barmherzigkeit entspricht, über ihm und seiner ganzen Familie und allen Seinen Gefährten."} Wisse, mein lieber Bruder! Wer immer sich Gott (Allah) hingibt, für den werden alle Dinge auf seiner Seite sein. Und wer auch immer sich Gott (Allah) nicht hingibt, gegen den werden auch alle Dinge sein. Sich Gott hinzugeben heißt, dasss man alle Dinge aufgibt und bekennt, dass sie alle von Ihm sind und zu Ihm wieder zurückkehren werden. Wisse, mein lieber Bruder! Dein Körper (vudjud), den Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) dir verliehen hat und alles, was für ihn (vudjud) notwendig ist, ist dir nicht als dein Besitz (temlik) übereignet worden. Das heißt, sie sind dir nicht als dein Hab und Gut verliehen worden, sodass du sie nach deinem eigenen Wunsch und Willen gebrauchen könntest. Über solche Gnadengaben (wie über deinen Körper) darfst du nur dem Willen Gottes (Allah'in rizasi) entsprechend verfügen. Ein Gast darf mit dem Essen und anderen Dingen in der Tat nicht in der Weise verschwenderisch (israf) umgehen, wie es der Erlaubnis und dem Einverständnis des Gastherrn (ev sahibi) keineswegs entsprechen kann. Wisse, mein lieber Bruder! Wie können denn nur manche Menschen, deren Augen (seelisch) verblendet sind, dennoch grenzenlos viele besondere Wiederversammlungen und Offenlegungen (hashr u neshirleri), die vor ihren Augen zustande kommen, trotz ihrer (seelisch) verblendeten Augen wahrnehmen und dennoch die große Auferstehung (kiyamet-i kubra) und allgemeine Wiederversammlung (hashr-i umumiye) für unvorstellbar halten? Schämt sich etwa derjenige nicht, der die allgemeine Wiederversammlung (hashr-i umumi) für unvorstellbar hält, nachdem er doch die Wiederversammlung und die Verbreitung (hashr u neshir) der Früchte gesehen hat, die jedes Jahr, nachdem sich die Blüten geöffnet haben, an den Früchte tragenden Bäumen neu erschaffen werden? Wenn sie mit augenscheinlicher Gewissheit (shuhudi bir yaqin) die allgemeine Wiederversammlung (hashr-i umumi) sehen möchten, sollen sie - unter der Bedingung, dass sie ihren Verstand bei sich behalten - im Sommer in den Garten auf unserem Globus eintreten. Sind etwa jene honigsüßen, (vom Wasser, das in den Bäumen aufsteigt) gereinigten und künstlerisch gestalteten (latif) Wunderwerke (mu'djize) der Macht (qudret), jene anmutigen Schöpfungen (makhluqat-i latife), die an den Ästen der Bäume hängen, nicht dieselben, oder wenigstens die gleichen, wie die ihnen voraus gegangenen, das heißt, wie die bereits verstorbenen Früchte, die sich inzwischen verabschiedet hatten? Gäbe es bei diesen Früchten die gleiche geistige Einheit (vahdet-i ruhiye) wie bei jedem einzelnen Menschen, würden dann etwa die Früchte vom vergangenen Jahr und die Früchte von diesem Jahr noch einander derart ähnlich sein? Da Früchte aber keine Seele (ruh) haben, besteht zwischen ihnen eine derartige Ähnlichkeit, dass sie sich bereits der Gleichheit annähert, obwohl sie weder gleich sind noch die Eigenschaften eines Fremden zeigen. Könnte etwa derjenige, der diesen Sachverhalt bei einer Frucht beobachtet, die Wiederversammlung für unvorstellbar halten? Könnte des Weiteren etwa der Macht des Urewigen (qudret-i ezeliye), die einen dürren Baum dadurch in einen ganz erstaunlichen Zustand und in eine einzigartige, lebendige Form bringt, dass sie durch innerliche (manevi) Fahrstühle die notwendigen Versorgungsmittel und jede Art Nahrung auf die höchsten Äste eines Baumes bringt, an dem sodann wieder Blumen lächeln und später zu Früchten, wie Maulbeeren und Aprikosen heran reifen, die sie aus einem dürren, leblosen Baum hervorbringt und erschafft, die allgemeine Wiederversammlung (hashr-i umumi) schwer fallen? Keineswegs! Der Macht (qudret), die solche, derart fein und sorgsam gestaltete Kunstwerke aus jenen trockenen Bäumen hervorbringt, fällt überhaupt nichts schwer. Das ist ein ganz offensichtlicher Sachverhalt. Nur diejenigen, deren Augen blind sind, können sie nicht sehen. Wisse, mein lieber Bruder! So wie jede Sure im Qur'an, der in seiner Verkündigung ein Wunder (Mu'djiz-ul Beyan) ist, den ganzen Inhalt des Qur'an kurz gefasst beinhaltet, so enthält sie zugleich auch die Schwerpunkte und die wichtigsten Gleichnisse, wie sie in anderen Suren erwähnt (dhikredilen) werden. Die Weisheit (hikmet) dessen liegt darin, dass Menschen, die zeitlich nicht in der Lage sind, den ganzen Qur'an durchzulesen oder nur einen Teil oder nur eine Sure lesen können, nicht den Segen (sevab), den diejenigen empfangen, die den ganzen Qur'an gelesen haben, entbehren müssen. Die Analphabeten unter den Erwachsenen können in der Tat nur eine Sure rezitieren. Das Wunder, das der Qur'an in seiner Verkündigung darstellt, bestätigt die obige wunderbare Anmerkung (nükte-i i'djaziye), damit sie nicht den ganzen Segen (sevab) entbehren müssen, und ließ deshalb eine Sure gleich viel gelten, wie den ganzen Qur'an. Wisse, mein lieber Bruder! Eine Person (dhat), die über eine Vielzahl (von Ursachen) verfügt, die in ihrem Wesen ganz voneinander verschieden sind, wobei die Verfügungsgewalt dieser Person nicht dem Reich der Materie angehört, muss nicht jede einzelne dieser Vielzahl (von Ursachen) persönlich berühren oder in ihnen sein. {wenn also die Ursache das Wasser ist, muss die Person nicht im Wasser sein.} Die Führung und die Ordnung der einzelnen Soldaten kommen in der Tat nur durch den Befehl (emir) ihres Kommandanten und durch seinen Willen (irade) zustande. Wenn aber die Aufgaben (vazifah) und Tätigkeiten eines Kommandanten den einzelnen Soldaten überlassen blieben, so könnten sie nur in der persönlichen Anwesenheit jedes einzelnen Soldaten erledigt werden, oder jeder einzelne Soldat müsste sich als sein eigener Kommandant qualifizieren. Daher vollzieht sich auch die Verfügung Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) über Seine Geschöpfe (makhluqat) nur durch Seinen Befehl und Seinen Willen (emir ve irade). Er nimmt mit niemandem einen persönlichen Kontakt durch eine direkte Berührung auf, so wie auch die Sonne die Welt (kainat) von ferne erleuchtet (ohne persönlich auf die Welt zu kommen). Wisse, mein lieber Bruder! Der Mensch gleicht in der Art und Weise wie er lebt, einem Felsbrocken, der sich von einem Berg trennt und hinunter in eine Sturzflut rollt, oder einer Person, die von einem Wolkenkratzer herab fallend hinunter stürzt. In der Tat fällt der Wolkenkratzer unseres Lebens (eines Tages) in sich zusammen. Das Flugzeug unseres Lebens zieht blitzschnell an uns vorüber. Und auch die Zeit hält das Mühlrad mit der Geschwindigkeit eines Sturzbaches in Bewegung. Und auch das Schiff unserer Erde, während es schnell dahin fährt, lässt die Ayah rezitieren: تَمُرُّ مَرَّ السَّحَابِ {"Die (Berge) ziehen vorbei, gleich wie die Wolken vorüber ziehen." (Sure 27, 88)} Während also das Schiff der Erde rasch vorüber zieht, sollte man daran denken, dass sich in die Hände, die sich nach den von Gott nicht erlaubten (ghayr-i meshru) weltlichen (dunya) Freuden ausstrecken, giftige Dornen bohren werden. Daher betrachte diese giftigen weltlichen (dunya) Pfeile nicht und strecke deine Hand nicht nach ihnen aus. Denn das Leid der Trennung (von ihnen) wiegt schwerer als die Freude bei ihrer Erlangung. Oh du meine eigenwillige Seele (nefs-i emmare)! Ich folge dir nicht. Magst du nur anbeten (ibadet), was immer du willst und dem hinterher laufen, was immer du willst. Ich werde einzig und allein den allweisen Schöpfer in Seiner Majestät (Fatir-i Hakiem-i Dhu-l'Djelal) anbeten und Ihm allein dienen (abd), der mich erschaffen und der Sonne, dem Mond und dem ganzen Erdenrund befohlen hat, mir (in Seiner Huld und zu meinem Besten) dienstbar zu sein. Des Weiteren bitte ich um Hilfe bei dem Schöpfer, dem Erbarmer, dem Allbarmherzigen (Khaliq-i Rahman-ur Rahim), der mich in das Flugzeug der Lebensspanne (tayyare-i ömre) einsteigen lässt, das in der Umgebung des Vorherwissens (qader muhit) fliegt oder im Zug der Zeit (mitzufahren), der durch die Täler und die Tunnel zwischen den Bergen des Lebens blitzschnell hindurch fährt, bis zum Tor vor dem Tunnel des Grabes, das als der Hafen zum Lande aller Ewigkeiten (ebed-ul abad) gilt. Des Weiteren richte ich all meine Gebete (dua), meine Hilferufe (istighathe) und meine Fürbitten nicht an die Adresse auch nur eines einzigen Dinges. Nein, mit meinen Gebeten (dua) und Fürbitten wende ich mich ausschließlich an den majestätischen Herrn (Rabb-i Dhu-l'Djelal), dessen Macht (qudret) unendlich ist, der in der Lage (qadir) ist, den Erdball (küre-i arz) in Bewegung zu setzen und die Zahnräder des Weltalls zu beherrschen, der die Stellungen von Sonne und Mond auf einander abstimmen, den Lauf der Zeit regulieren und so diese Welt, die von den Gipfeln des Seins hinunter rollt, zur Ruhe bringen kann, und richte so meine Gebete an Ihn. Denn ich habe Wünsche und Absichten, die mit all diesen Dingen in Verbindung stehen. Des Weiteren bete (ibadet) ich niemanden außer dem Allheiligen Herrn (Dhat-i Aqdes) an, der mächtig ist, so wie Er auch selbst noch die leiseste, verborgenste Stimme hört, die in meinem Herzen (qalb) flüstert und die Neigungen und Erwartungen meines Herzens befriedigt, die Ewige Glückseligkeit zu schenken, die mein Verstand sich schon immer so vorgestellt und ich mir schon immer so erträumt hatte. Die Macht (qudret), die diese Welt in das Jenseits (akhiret) umwandelt und den Tag der Wiederauferstehung bringt, ist in der Tat dazu im stande (muqtedir) und keineswegs ohnmächtig. Nicht einmal ein Atom kann in anbetracht dieser Macht (qudret) verborgen bleiben. Auch die Sonne kann sich von dieser Macht nicht befreien, auch nicht, wenn sie auf ihre Größe stolz wäre. Alles Leid wandelt sich in der Tat durch Gotterkenntnis (marifet) in Freude um. Wenn diese Erkenntnis fehlt, verwandelt sich das Wissen (ulum) in der Tat in Angst. Die Weisheit (hikmet) verändert sich in Unglück und Plagen (bela). Das Sein wird zum Nicht-Sein. Das Leben (hayat) wandelt sich in den Tod, die Lichter (Nur) in Finsternis und die Freuden in Sünde um. Wo die Erkenntnis Gottes fehlt, werden seine Freunde, nämlich sein Hab und Gut, in der Tat zu den Feinden des Menschen. Das Dasein (beqa) wird zur Last (bela). Vollkommenheit (kemal) vergeht. Die Spanne des Lebens (ömür) füllt sich mit einer Sucht (heva). So wird das Leben (hayat) zur Strafe (adhab). Das Denken (aql) wird zur Qual (iqab). Hoffnung (amal = Wunsch) verwandelt sich in Verzweiflung (alam = Schmerz). Demjenigen, der Gott (Allah) anbetet und Ihm dient (abd ve hizmetkar), wird in der Tat alles zu seinem Diener. Dies geschieht durch den Glauben und die Gewissheit daran, dass alles Eigentum und aller Besitz (mulk ve mal) Gottes (Allah) ist. Die Macht Gottes (qudret) hat den Menschen in der Tat solcher Art erschaffen, dass er mit vielen Bereichen verbunden ist. Obwohl nur in winzig kleinem Kreise, hat sie dem Menschen dennoch die Freiheit, sich zu entscheiden (ihtiyar) und danach zu handeln (iktidar) gegeben, soweit wie seine Hand zu reichen vermag. Von der Erde bis zum Throne Gottes, von Ewigkeit zu Ewigkeit (ezelden ebede), in den weitesten Bereichen ist die Aufgabe (vazifah) des Menschen allein das Gebet (dua). قُلْ مَا يَعْبَأُ بِكُمْ رَبِّي لَوْلَا دُعَآؤُكُمْ {"Sprich! Mein Herr würde sich nicht um dich kümmern, wäre es nicht um deines Gebetes willen." (Sure 25, 77)} Diese ehrwürdige (kerim) Ayah genügt in der Tat, um diese Tatsache (haqiqat) zu erhellen (tenvir) und zu beweisen. Da dies aber nun so ist, nimmt auch der Diener (abd) in seiner Schwäche und Armseligkeit (adjz ve fakr) Zuflucht zu seinem Herrn (Rabb) und erbittet von seinem Schöpfer (Khaliq), wie ein Kind, das etwas, was es nicht selbst erreichen kann, von seinem Vater und seiner Mutter erbittet. Wisse, mein lieber Bruder! Die Einheit (vahdet) innerhalb der Arten, wie auch einzelner Lebewesen, wie wir sie in jedem von ihnen erkennen können, erwächst aus dem Geheimnis der Einheit (sirr-i vahdet) des Schöpfers (Sani). Denn die Kraft Gottes (quvvet) zersplittert sich nicht. Damit Er nicht für den Einen viel Energie (qudret) aufwenden muss, während ein anderer stattdessen nur wenig erhält, gibt es bei Ihm keine Zersplitterung und keine Teilung Seiner Macht (quvvet). Gäbe es hingegen gar keine Einheit (vahdet), sondern stattdessen Stufen in der Anwendung Seiner Macht (qudret), so entstünden auch unter den Geschöpfen Abstufungen und es gäbe eine Unordnung. Das aber heißt, dass die Macht (qudret) der göttlichen Einheit (vahdet), mit der Er über Seine Geschöpfe verfügt (tasarruf), dem Licht der Sonne (shemsin tenviri) vergleichbar ist, wobei ja auch eine einzige Sonne (shems-i vahid) alle Dinge, ob groß oder klein bescheint (ziya) und so in ihrer Erscheinung über allen Dingen anwesend (maudjud) ist. Wenn also schon durch unsere Sonne, die doch unserer Welt mit ihren (unterschiedlichsten) Möglichkeiten angehört und im Auftrag Gottes (tausif) steht und die doch selbst arm (miskin), starr und leblos (meyyit), wenngleich an ihr der Name "Licht (ism-i Nur)" in Erscheinung tritt, durch das Geheimnis der Einheit (sirr-i vahdet) dermaßen wohlgeordnet (über die Erde) herrscht (tasarruf), wie muss dann etwa die Herrschaft (tasarruf) der Urewigen Sonne (Shems-i Ezeli), des Ewigen Königs (Sultan-i Ebedi), des immerwährenden Beständigen (Qayyum-u Sermedi), des einen Allgegenwärtigen (Vahid-i Ahad) der da notwendiger Weise sein muss (Vadjib-ul Vudjud), über Seine Geschöpfe sein? Wisse, mein lieber Bruder! Unter den zuverlässigsten Zeugnissen für die Einheit des Schöpfers (Sani'in vahdeti) ist das erste: Die Einheit (vahdet), die in allen Dingen, ob groß oder klein zu erkennen ist. Denn ein jedes Ding in dieser Welt (alem), bei einem Stäubchen angefangen, steht mit dieser Einheit (vahdet) in Verbindung und steht zu ihr in Beziehung. Wenn dies aber so ist, dann ist auch der Schöpfer allgegenwärtig (vahdet). Wenn dies aber so ist, dann ist auch der Schöpfer (Sani) Eins (Ahad, in Seiner Allgegenwart). Zweitens: In jedem Ding entdecken wir, seiner Funktionsweise entsprechend, eine perfekte Schöpfung (kemali ittikan). Selbst noch im kleinsten und einfachsten Objekt unter den Pflanzen und Tieren finden wir eine solche, selbst noch für die Augen der Verblendeten sichtbare, einzigartige Kunstfertigkeit, welche die Menschen in Erstaunen versetzt. Drittens: Die Einfachheit in der Erschaffung aller Dinge und in ihrem Aufbau. Die Einfachheit, die man in ihrer künstlerischen Anfertigung schon mit bloßem Auge erkennen kann, braucht weder Beweis noch Zeugnis. Wisse, mein lieber Bruder! Ihr befriedigt aus dem Laden (Magazin), der eure Erdkugel ist, all eure Bedürfnisse, wie Essen, Trinken und Kleidung. Wenn ihr diese Güter, die ihr kostenlos bekommt, nicht aus der Schatzkammer Gottes (Ilahi khazine) erhalten würdet, sondern statt dessen die einzelnen, verschiedenen Ursachen für jedes einzelne Ding beauftragen müsstet, wie teuer würde euch dann etwa ein Granatapfel zu stehen kommen und wie viel Zeit würde das beanspruchen, bis ihr ihn endlich in eurer Hand halten könntet? Denn dieser Granatapfel steht mit allen Dingen in Verbindung. Ihn in kurzer Zeit, mit einem nur geringen Kostenaufwand zustande zu bringen, liegt außerhalb des Bereichs des Möglichen. Außerdem wird aufgrund einer ganzen Reihe bestimmter Feinheiten, wie Verziehrung, Wohlordnung, Kunstfertigkeit, Duft, Geschmack, Farbe, an ihm verständlich, dass dieser Granatapfel ein Kunstwerk eines solchen Meisters (Sani'in masnu) ist, dessen Erschaffung keinerlei Mühe noch Anstrengung erfordert. In Anbetracht dieses Sachverhalts müsste der Meister (Sani) dieser Dinge in dem Geschäft (Magazin) eurer Erdkugel, die an all ihren Plätzen tausenderlei wundervolle Delikatessen bereit hält, um selbst noch den Geschmack des Ungeziefers zu befriedigen und es zu erfreuen, ohne Bewusstsein (shuur), ohne jedes Gefühl, ohne Willen (irade), ohne Wissen (ilim), ohne Wahl (ihtiyar), ohne Vollkommenheit (kemal) sein, sodass er derart viele wertvolle, einzigartige Dinge kostenlos verteilt. Doch diese absurde Situation ist eine eindeutige Tatsache (haqiqat), die keines Beweises bedarf. Oder aber, der Besitzer (sahib) dieser Schatzkammer hat diese Schatzkammer als einen göttlichen und barmherzigen Tisch (Ilahi ve Rahmani bir sofra) erschaffen für die Menschen, die auf dem Weg in das Jenseits (akhiret) sind und hier vorübergehend verweilen. Die Erschaffung der Dinge in dieser verborgenen Schatzkammer ist mit dem Befehl (emr): "Sei كُنْ (kun)!" verbunden. Die Herrschaft (melekutiyet) aller Dinge liegt, einer Zentrale gleich, in der Hand der Macht (qudret) des Allweisen (Hakiem), Allmächtigen (Qadir), Allverlangenden (Murid), Allwissenden (Alim), der notwendigerweise da sein (Vadjibul Vudjud) muss. Des Weiteren sind die Speisen auf diesem göttlichen Tisch (Ilahi sofra) nicht nur dazu bestimmt, den Geschmack zu befriedigen und dadurch Mensch und Tier zu erfeuen. Bei allem, was die einzelnen Lebewesen für sich verbrauchen, findet sich neben dem persönlichen Nutzen unendlich viel Weisheit (hikmet), Sinn und Zweck, der mit den Erscheinungen der Namen Gottes (esma-i Ilahiye) verbunden ist und sich auf die Geheimnisse (esrar) Seiner Tätigkeiten (faaliyet) und Wirksamkeiten (shuunat) bezieht. Wenn dies aber so ist, dann ist es auch unmöglich die Entstehung dieses allgemeinen Gastmahls (ziyafet-i amme) und dieses allgemeinen Segens (feyz-i amme) einer blinden Kraft (quvvet) und die Übereinstimmung all dieser Dinge, deren Früchte wie ein Sturzbach fließen, den Händen des Zufalls zu überlassen. Denn die wohlgeordnete, weisheitsvolle (hakimane) Spezifizierung der Dinge und ihre bewussten (shu'urkarane), grundlegenden (muhkem) Eigenschaften weisen den blinden Zufall und die Übereinstimmung (aller Ursachen) zurück. Genauso sind Einfachheit und Fülle ohne jede Gegenleistung an jenem Tisch der Barmherzigkeit (sofra-i rahmet) Zeugen (shahid), die zeigen, dass diese Dinge von einem absolut freigiebigen (Djevvad-i Mutlaq), allweisen (Hakiem-i Mutlaq) und allmächtigen (Qadir-i Mutlaq) kommen. Wisse oh Mensch, der du so von den Ursachen eingenommen bist! Wisse, die Erschaffung (khalq) der Ursachen und die Bestimmung (taqdir) über eine Ursache und das Resultat mit all den Dingen, die zu seiner Existenz (vudjud) notwendig sind, auszustatten, ist für den Herrn (dhat), für dessen Macht (qudret) Atome und Sonnen gleich sind, nicht einfacher, noch vollkommener (ekmel), noch hochwertiger als die Erschaffung des Ergebnisses durch Seinen Befehl: "Sei كُنْ (kun)!" Wisse, mein lieber Bruder! Nicht-Sein und Vernichtung, wie sie in der Welt (dunya) beobachtet werden und wir besonders im Leben (hayat) der Pflanzen und Tiere, bezeugen (mushahede) können, kennzeichnen die Veränderung (allen Seins) und die Erneuerung (allen Lebens). Für die Menschen, die gläubig (imanli) sind, entsteht so nicht der Schmerz über Untergang und Trennung, sondern tritt vielmehr die Freude über die Ankunft (neuen Lebens) an ihre Stelle. Wenn dies aber so ist, kommt dann zum Glauben, sodass ihr vor dem Leiden sicher seid. Ergib dich (teslim) dem göttlichen Vorherwissen (qader), sodass du in der Geborgenheit (selamet) bleibst. Wisse, mein lieber Bruder! Diese nationalistische Opferbereitschaft in der Zeit der Unwissenheit (djahiliye) ist eine Mixtur, zusammengemixt aus Gottvergessenheit (ghaflah), Irrglaube (dalalet), Heuchelei (riya) und Finsternis (zulmet), die alle einander unterstützen und sich gegenseitig Halt geben. Daher erheben die Nationalisten ihre nationale Zugehörigkeit zu ihrem Götzen (ma'bud). Die Begeisterung für die islamische (Gemeinschaft) hingegen ist wie ein Lichtstrahl (ziya), der das Licht des Glaubens (nur-u iman) reflektiert und ihm Leben verleiht. Wisse, mein lieber Bruder! Diejenigen, die sich mit den Ungläubigen (ehl-i ilhad) und besonders mit denen, die das Leben in Europa nachzuahmen versuchen, auf ein Streitgespräch einlassen, geraten dadurch in große Gefahr. Denn einmal angenommen, dass ihre Seelen noch nicht geläutert und daher noch unsicher sind, werden sie von ihren Gegnern mit der Zeit überwältigt, weshalb man bei einem unparteiischen Streitgespräch, das man auch ein neutrales Denken (muhakeme) nennt, auf seine eigenwillige Seele (nefsi emmare) nicht vertrauen kann. Denn ein einsichtiger Teilnehmer an einem solchen Streigespräch zieht sich auf dem Felde eines, wenn auch nur vorgestellten Streitgesprächs, ab und zu das Kleid seines Gegners an und verteidigt ihn als dessen Anwalt (dava vekili). Da durch die Wiederholung dieses Zustandes in seinem Kopf (dimagh) aber ein Fleck der Kritik entstehen wird, schadet ihm dies. Denn nur wenn seine Absicht rein (niyeti khalis) ist und er sich auf seine Kraft (quvvet) verlassen kann, wird es ihm nicht schaden. Der Rettungsweg eines Mannes, der hingegen einem solchen Zustand verfallen ist, ist Bittgebet und die Bitte um Vergebung (istighfar). Auf diese Weise kann er diesen Fleck wieder beseitigen. Wisse, mein lieber Bruder! Das Gasthaus, das diese Erde ist, ist nicht das Eigentum oder der Besitz (mulk ve mali) der Menschen. Die Menschen beteiligen sich lediglich als Tagelöhner an vielen verschiedenen Arbeiten und bei der Ausschmückung dieses Gasthauses. Käme ein Außerirdischer, um diese Erdkugel zu besuchen, und fiele es ihm auf, dass zwar dieses Gasthaus ein Wunder (mu'djize) und ganz außergewöhnlich ist, wobei jedoch die Menschen schwach (adjiz), armselig (fakir) und bedürftig (muhtadj) sind, so würde er mit Sicherheit urteilen, dass diese Menschen nicht in der Lage sind, dieses Gebäude zu besitzen, dass sie es nicht erbauen konnten, und dass lediglich der Erbauer (sahib ve sani') eines solch wunderbaren Kunstwerkes solche Wunder wirken (mu'djiznuma) kann. Solche Menschen sind Tagelöhner, die einzig für die Pläne des Urewigen Königs (Sultan-i Ezeli' maqasid) arbeiten. Und er würde weiter urteilen, dass diese Arbeiter überhaupt nichts von diesem Gebäude haben und besitzen (malik ve sahib) außer ihrem Lohn. Des Weiteren kann jeder verstehen, der die Liebenswürdigkeiten (teveddud), die Sympathie (tahabbub) und das Lächeln der Blumen beachtet, das sie allen Lebewesen schenken, nur ein Teil der Geschenke ist und eine Kostbarkeit, die der Freigiebige, Allweise (Hakiem-i Kerim) für den Dienst seiner Gäste in Auftrag gegeben hat, als ein Mittel, den Schöpfer (Sani') in Seinem Werk kennen und lieben zu lernen. Oh du meine Seele! Du willst in jedem Werk die Großartigkeit dessen erkennen, der es bewikt hat; doch suchst du den Sinn (mana) hinter deinen praktischen Erfahrungen in nur vorgestellten Erlebnissen (mana). Du möchtest in jedem der schönen Namen Gottes (Esma-i husna) die Strahlen (shu'a) aller Namen erkennen. Bei jeder einzelnen innerlichen Wahrnehmung (latife) möchtest du die Gesamtheit aller innerlichen Wahrnehmungen (latife) erfahren. Während du den Angelegenheiten und Erfordernissen einer deiner inneren Veranlagungen nachgehst, möchtest du den Erfordernissen all deiner innerlichen Veranlagungen gleichzeitig nachgehen. Aus diesem Grunde bleibst du weiter deinen irrigen Vorstellungen ausgesetzt. Wisse, mein lieber Bruder! Wenn ein Gnadengeschenk allgemein (nimetin umumi) ist und alle umfasst, beweist das nicht, dass sein Wert gering oder nur unbedeutend wäre. Und es ist auch kein Hinweis darauf, dass diese Gnadengabe (nimet) nicht gewollt (irade) und beabsichtigt (qasd) wäre. Wenn zum Beispiel das Auge als ein Geschenk (nimet) bei vielen Tieren vorhanden ist, es aber die dringenden Erfordernisse deines eigenen Sehvermögens nicht erleichtert, ist dies jedoch kein Grund dafür, den Wert der Augen allgemein zu unterschätzen. Wenn nun des Weiteren eine einmalige, individuelle Gnadengabe (nimet) auf einen Zufall zurückgeführt werden könnte, ist doch in jedem Fall auch eine allgemeine Gnadengabe (umumi nimet) Wille (irade) und Absicht (qasd) eines Gebers (Mun'im). Wisse, mein lieber Bruder! Bezüglich des Lebens jedes einzelnen Lebewesens gibt es unendlich viele Ziele. Von diesen Zielen betrifft nur ein Tausendstel das diesseitige Leben. Die übrigen (baqi) Ziele sind, im Umfange Seines unendlichen Eigentums (malikiyet), dessen (dhat), der (auch das jenseitige) Leben (hayat) geschaffen hat. Wenn dies aber so ist, hat ein großes Geschöpf keinen Anspruch (haqq) sich über ein kleines Geschöpf stolz zu überheben (tekebbur). Und betrachtet man diese Tatsache (haqiqat) genauer, so findet man darin auch keinen Widerspruch. Denn aller Wert des Lebens (hayat) gebürt nicht einem einzelnen Lebewesen allein, sodass dies unsinnig sein könnte. Das allgemeine Gastmahl Gottes (ziyafet-i amme-i Ilahiye), das in jedem Jahr auf Erden veranstaltet wird, ist für die Menschheit in der Tat ein Geschenk (ikram), weil sie hier Sein Statthalter (Kalif) ist. Darüber hinaus ist das Ganze jedoch nicht allein um ihres rein irdischen Wohlergehens willen. Wisse, mein lieber Bruder! In den Gedanken des Menschen erhebt sich manchmal eine (Stimme, die leise in unser Ohr) flüstert: "Du bist nur ein ganz gewöhnliches Tier, wie ein Käfer. Welchen Wert hast du mehr als die Tiere. Des Weiteren, welche Besonderheit und was für einen Dienst (hizmet) hast du, sodass der majestätische Schöpfer (Khaliq-i Dhu-l'Djelal), dessen Macht (qudret) Himmel und Erde in Händen hält, sich mit dir beschäftigen sollte?" Gegen diese Einflüsterung (vesvese) soll man an folgende Wahrheiten (haqiqat) denken: 1. Der Mensch erfährt durch seinen Glauben (iman) an Gott den Gerechten (Djenab-i Haqq) in seiner unendlichen Schwäche und Armseligkeit (adjz ve fakr) Seine Macht (qudret), Seinen Reichtum (ghina) und Seine Würde (izzet). Durch diese Erfahrung wurde der Mensch über den Zustand des Tieres empor gehoben und ist so Gottes Statthalter (Kalif) auf Erden geworden. 2. Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) erhört in seiner allumfassenden Macht und Größe (ihata-i qudret ve azamet) das Gebet (dua) des Menschen und kennt sein Bedürfnis (hadjat). Die Lenkung und Leitung (tedbir) der Himmel und der Erde hindert ihn aber nicht, sich dabei auch noch um den Menschen zu sorgen. Frage: Steht die Beschäftigung Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) mit Kleinigkeiten und nichtswürdigen Dingen nicht im Widerspruch zu Seiner Größe (azamet)? Antwort: Diese Beschäftigung widerspricht nicht Seiner Größe. Im Gegenteil: Seine Nichtbeschäftigung wäre ein Mangel an der Größe seiner Herrschaft (azamet-i Rububiyet). Zum Beispiel: Wenn einige Dinge nicht von den Strahlen der Sonne erreicht werden (mahrum), also außen vor bleiben, so ist dies für die Sonne ein Mangel. Darüber hinaus kann jedes von den Spiegelbildern der Sonne, die in allen glänzenden Objekten erscheinen, sagen: "Die Sonne gehört mir. Die Sonne ist in meiner Nähe. Die Sonne lebt in mir." Alle Geschöpfe, besonders die Menschen, ob einzeln oder als Gattung, mögen sie nun ehrwürdig (sherif) oder nichtswürdig sein, empfangen die Erscheinung Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) in seinem Wissen (ilim), Wollen (irade) und Können (qudret). Jedes Ding und jeder Mensch kann sagen: "Gott ist in meiner Nähe." Gerade der Mensch aber erfährt die Nähe Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) in Hinsicht auf seine Schwäche (da'f), Armseligkeit (fakr) und Ohnmacht (adjz). Und so wie jedes Ding mit Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) in Verbindung steht, so steht auch er mit Ihm in Verbindung. Wie haarfein ist doch die Abstimmung des Menschen in seiner unendlichen Schwäche (adjz) und Armseligkeit (fakr) auf Gott den Gerechten (Djenab-i Haqq), der so unendlich mächtig (qudret), reich (ghina) und groß (azameti) ist. Heiligen (taqdis) wir den Herrn (Dhat), der die höchste Huld (lutuf) in die höchste Majestät (azamet) und die größte Liebe (shefqat) in die größte Macht (djebarut) hineingelegt hat. So verbindet Er grenzenlose Nähe mit unendlicher Entfernung und stiftet eine Bruderschaft (ukhuvvet) selbst noch zwischen den kleinsten Teilchen und der Sonne. Dadurch dass Er solche, einander entgegengesetzten Dinge miteinander vereinigt, zeigt Er in gewissem Grade Seine Größe (deredje-i azamet) bis zu einem gewissen Grade. Wisse, mein lieber Bruder! Nach den Kenntnissen, die den Glauben (iman) betreffen, sind aufrichtige Taten (a'mal-i saliha) das notwendigste und wichtigste (im Leben). Was diese aufrichtigen Taten betrifft, so bestehen sie daraus, dass man die materiellen und geistigen (maddi ve manevi) Rechte der Diener (huquq-u ibad) nicht verletzt und dabei auch das Recht Gottes (huququllah) korrekt (bihaqqin) erfüllt. Berufsgebundene Kenntnisse, die uns die Fremden überbringen, sind für uns notwendig, insoweit sie ein menschenwürdiges Leben und eine entsprechende Schulbildung betreffen. Wenn sich aber diese Kenntnisse nur auf ein liederliches Leben (= sefehat) beschränken, so schaden sie nur. اَللّٰهُمَّ يَآ اَرْحَمَ الرَّاحِمِينَ وَارْحَمْ اُمَّةَ مُحَمَّدٍ عَلَيْهِ الصَّلاَةُ وَ السَّلاَمُ وَ نَوِّرْ قُلُوبَ اُمَّةِ مُحَمَّدٍ عَلَيْهِ الصَّلاَةُ وَ السَّلاَمُ بِنُورِ اْلاِيمَانِ وَ الْقُرْاٰنِ وَ نَوِّرْ بُرْهَانَ الْقُرْاٰنِ وَ عَظِّمْ شَرِيعَةَ اْلاِسْلاَمِ اٰمِين {"Oh Gott! Oh Barmherzigster aller Barmherzigen! Erbarme Dich über die Gemeinde Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, und erleuchte das Herz der Gemeinde Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, mit dem Lichte (Nur) des Glaubens (iman) und des Qur'an! Und erleuchte das Zeugnis des Qur'an! Und erhöhe das Gesetz (sharia) des Islam! Amin.} * * * Der Kern (Habbe), (der sich in der Frucht der Früchte des qur'anischen Paradieses vorfindet) حَبَّه مِى كُويَدْ ٭ مَنْ شَاخِ دِرَخْتَمْ بَرَازْ مَيْوَهءِ تَوْحِيدْ يَگْ شَبْنَمَمْ اَزْيَمْ بُرْاَزْ لُؤْلُؤِ تَمْجِيدْ ٭ بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّحِيمِ ٭ اَلْحَمْدُ لِلّٰهِ عَلٰى دِينِ اْلاِسْلاَمِ وَ كَمَالِ اْلاِيمَانِ وَ الصَّلاَةُ وَ السَّلاَمُ عَلٰى مُحَمَّدٍنِالَّذِى هُوَ مَرْكَزُ دَائِرَةِ اْلاِسْلاَمِ وَ مَنْبَعُ اَنْوَارِ اْلاِيمَانِ وَ عَلٰٓى اٰلِهِ وَ صَحْبِهِ اَجْمَعِينَ مَادَامَ الْمَلَوَانِ وَ مَادَامَ الْقَمَرَانِ {"Der Kern sagt: 'Ich bin der Ast eines Baumes, der mit vielen Früchten der Einheit beladen ist. Ich bin der Tropfen aus einem Meer, das mit den Perlen des Ansehens und der Ehre erfüllt ist.'" "Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Allbarmherzigen. Lopreis und Dank sei Gott (Allah) für die Religion (din) des Islam und die Vollendung (kemal) des Glaubens (iman). Und Friede und Segen sei über Mohammed, der das Zentrum des Kreises des Islam und die Quelle der Lichter (envar) des Glaubens ist und über seiner Familie und seinen Gefährten insgesamt, solange Tag und Nacht, Sonne und Mond noch weiter bestehen."} Wisse, mein lieber Bruder! Falls man diese große Welt (alem), die du hier siehst, wie ein großes Buch betrachtet, so ist das mohammedanische Licht, die Tinte aus der Feder des Schreibers dieses Buches. Falls man sich diese große Welt (alem) als einen Baum vorstellt, so wird das mohammedanische Licht (Nur) sowohl sein Kern als auch seine Frucht. Falls man annimmt, dass diese Welt (dunya) eine Lebensgemeinschaft wäre (und das nicht nur als ein abstrakter Begriff, sondern eine konkrete) Gestalt angenommen hätte, so wäre dieses Licht (Nur) sein Geist (ruh). Denkt man sich (diese Welt in der Gestalt) eines riesengroßen Menschen (tasauvur), so wird dieses Licht (Nur) zu seinem Verstand (aql). Denkt man sie sich (in der Form) eines überaus schönen, prunkvollen paradiesischen Gartens, so wird das mohammedanische Licht (Nur) seine Nachtigall. Denkt man sie sich (in der Form) eines gewaltig großen Schlosses, so wird das mohammedanische Licht (Nur) zu seinem Betrachter, sein (königlicher) Ausrufer und der, welcher dieses erhabene Schloss (erklärt und) beschreibt, das den Sitz des Königreiches des Urewigen Königs (Sultan-i Ezeli), Seiner Majestät (makarr-i saltanat ve hashmeti), Seine in Stein gefasste Schönheit (tedjelliyat-i djemaliye) und all Seine Kunstwerke umfasst. Er läd alle Menschen ein. Und er (erklärt und) beschreibt all die einzigartigen Kunstwerke und schildert all die außerordentlichen und wunderbaren (mu'djize) Ereignisse, die sich in diesem Schloss zugetragen haben. Wisse, mein lieber Bruder! Die Frucht am Baume der Schöpfung (khilqat) ist der Mensch. Es ist ja auch bekannt, dass die Frucht, welche das vollendetste aller Produkte ist (die dieser Baum hervorgebracht hat) und am weitesten von seinen Wurzeln liegt, Eigenschaften und Besonderheiten aller Teile in sich trägt. Darüber hinaus ist aber auch der Kern, der (schon vor Anbeginn der Zeit) als Hauptgrund für die Erschaffung der Welt (khilqat-i alemin) gilt, wiederum der Mensch. Anschließend hat Er einen der Menschen, die Früchte dieses Baumes sind, zu einem Kern für den Baum der Islamiyet gemacht. Also ist dieser Kern sowohl der Erbauer der islamischen Welt (alem-i Islamiyet), als auch ihr Fundament und ihre Sonne. Der Kern dieses Kernes ist jedoch das Herz (qalb). Das Herz ist durch die Bedürfnisse mit den Arten der Welten (alemin) und ihren einzelnen Mitgliedern in vielerlei Hinsichten verbunden. Es braucht alle Lichter (Nur) der schönen Namen Gottes (Esma-i husna). Das Herz hat sowohl ebenso viele Hoffnungen wie auch Feinde, welche die ganze Welt erfüllen könnten. Es kann nur durch den Vollkommen Reichen (Ghaniyy-i Mutlaq), den wahren Beschützer (Hafidh-i Haqiqi) zufrieden gestellt werden. Des Weiteren hat dieses Herz (qalb) derart die Fähigkeit, die ganze Welt (alem) wie eine Landkarte darzustellen oder wie ein Inhaltsverzeichnis aufzulisten. Nichts nimmt im Mittelpunkt (dieses Herzens einen Platz) ein, außer dem einen Allgegenwärtigen (Vahid-i Ehad). Es ist mit nichts anderem zufrieden außer mit einer ewig währenden (ebedi sermedi) Beständigkeit (beqa). Wenn das Herz (qalb), das der Kern des Menschen ist, im Dienst, in aller Aufrichtigkeit (ikhlas) und unter Gebet (ubudiyet) mit der Islamiyet bewässert wird, so keimt es aus dem Glauben (iman) heraus und erhält aus der bilderreichen Welt der Befehle (misali alem-i emir) den lichtvollen Befehl (emr), sich als ein derart lichtstrahlender (nurani) Baum zu begrünen, sodass es in seiner Sinnenwelt (djismani alem) zu dessen (belebendem) Geist (ruh) wird. Wenn der Kern dieses Herzens keine solche (geistliche) Pflege erfährt (terbiye), bleibt er nur ein dürrer Kern und muss im Feuer brennen, bis er sich in Licht (Nur) verwandelt (inkilab). Des Weiteren gibt es um diesen Kern des Herzens (habbe-i qalb) sehr viele Diener. Wenn diese Gehilfen durch das Leben des Herzens sich selbst beleben (hayatiyla hayat) und dadurch wachsen und gedeihen, so wird der gewaltige Kosmos für sie zu einem Ausflugsort und zu einem Parkgelände. Und selbst die Phantasie, die auch zu den Dienern des Herzens gehört, lässt ihren Besitzer (sahib), selbst wenn er völlig schwach und wertlos ist, wenn er, zum Beispiel, im Gefängnis, im Kerker gefesselt liegt, in der ganzen Welt umherstreifen und erfreut ihn damit. Sie lässt den, der hier im Osten betet (namaz), sich mit seinem Kopf vor dem schwarzen Stein in der Kaaba zur Erde neigen und das Zeugnis (shehadet in seinem Herzen) dem schwarzen Stein überlassen, um es dort zu bewahren (muhafaza). Die Söhne Adams sind nun einmal die Frucht der Schöpfung (kainat). Und so wie zur Erntezeit das Korn gedroschen, die Spreu vom Weizen getrennt, danach die Ernte eingelagert und gespeichert wird, so gleicht auch der Ort der Wiederauferstehung einer solchen Tenne. Sie wartet auf die Söhne Adams, die den Ähren gleichen und die Ernte der Schöpfung (kainat) sind. Wisse, mein lieber Bruder! In dieser sichtbaren, allgemeinen Welt (alem) hat jeder Mensch seine eigene Welt. Seine eigene Welt ist jedoch die gleiche wie die allgemeine Welt. Was das Zentrum der allgemeinen Welt betrifft, so ist es die Sonne, während das Zentrum der privaten Welt die Person selbst ist. Die Schlüssel der privaten Welt liegen bei dem, dem die Welt gehört und ist von seinen Sinneseindrücken (letaif) abhängig. Die Reinerhaltung dieser privaten Welt, ob sie schön und gepflegt ist oder schlecht, lichtvoll gestaltet oder dunkel, hängt von der Person ab, die ihr Zentrum ist (und die Verantwortung für ihre kleine Welt übernimmt). So wie ein Garten, dessen Spiegelbild hinsichtlich der Bewegungen, Veränderungen und sonstigen Umstände von dem Spiegel abhängig ist (in dem das Spiegelbild des Gartens erscheint), so ist in der Tat auch die (innere) Welt jeder Person von dem Zentrum abhängig, das diese Person ist, und dessen Schatten oder Spiegelbild (seine innere Welt) ist. Denke daher nicht, wenn du deinen Körper betrachtest und siehst, dass er klein ist, dass auch deine Sünden klein wären. Denn ein Fünkchen Kummer in deinem Herzen lässt alle Sterne der Welt in deiner Seele sich verfinstern (kusuf) und untergehen. Wisse, mein lieber Bruder! Seit dreißig Jahren führe ich meinen Kampf gegen zwei Rebellen (taghut). Der eine findet sich im inneren des Menschen, der andere in der Welt (alem) um ihn herum. Der eine ist das Ego (ene), der andere die Natur (tabiat). Den ersten Rebellen habe ich als meinen ungebetenen Gast wieder erkannt, wie meinen Schatten oder mein Spiegelbild. Aber diejenigen, die diesen Rebellen unmittelbar und in sich selbst für bedeutend erachten, werden auf diese Weise zu einem Nimrod oder zu einem Pharao. Was aber den zweiten Rebellen betrifft, so erkannte ich ihn als eine göttliche Kunst (Ilahi bir san'at), eine Kennzeichnung durch den Allerbarmer (Rahman bir sibghat), das heißt als eine farbige Markierung, eine bunte Kennzeichnung. Betrachtet man (diesen Rebellen) jedoch in seiner Gottvergessenheit (ghaflah) nur als bloße Natur, so wird er für die Materialisten zu einem Abgott (ilah). Was jedoch für bloße Natur gehalten wird, ist in Wirklichkeit eine göttliche Kunst (Ilahi bir san'at). Lobpreis und Dank (hamd ve shukur) sei Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) dafür, dass mein oben erwähnter Kampf durch den Segen (feyz) des Qur'an mit dem Tode beider Rebellen, der Zerschlagung der beiden Götzen geendet hat. So wie in meinen Abhandlungen "Punkt, Tropfen (katre), Stäubchen, Spur, Welle, Korn" bereits bewiesen und erklärt wurde, wurde in der Tat der vorgetäuschte Schleier der Natur zerrissen und darunter kam das Naturgesetz Gottes (sheriat-i fitriye-i Ilahiye) und die ganz bewusst gestaltete Kunst des Allerbarmers (san'at-i shuuriye-i Rahman) sonnenklar zum Vorschein. Genauso trat aus dem Ego (ene), das auf den Pharaonenstolz verweist, das "Er (Huva)" hervor, das auf den majestätischen Meister (Sani'-i Dhu-l'Djelal) zurückzuführen ist. Wisse, mein lieber Bruder! In dieser Welt (dunya) gibt es viele Dinge, die dich betreffen. Du hast jedoch keinerlei Vorstellung vom Lauf der Welt, noch von ihrem Wesen. Doch da ist ja dein Körper. Und wenn auch dein Körper in deiner Jugendzeit einer Rose ähnelt, welche anmutig, fein und noch taufrisch ist, ähnelt er in deinem Alter in der Tat einer bereits abgestorbenen und schon verdorrten Blume im Winter und verwandelt sich in sie. Und dann ist da noch das Leben (hayat). Da hinzu gehört auch alles, was Leben (hayvaniyet) in sich trägt. Auch hier ist das Ende aber Tod und Verfall. Und dann ist da noch die Menschlichkeit. Was diese betrifft, so pendelt sie zwischen dem Verfall (aller Werte einerseits) und ihrer Bewahrung (beqa). Man muss sie im Gedenken (dhikr) des Immerwährenden Beständigen (Daim-i Baqi) aufrecht (muhafaza) erhalten. Und dann ist da noch die Lebensspanne und die Lebensweise. Ihre Grenzen sind bereits vorher bestimmt. Und man kann keinen Schritt vorwärts oder rückwärts tun, um sein Leben zu verlängern oder zu verkürzen, auch nicht den Ablauf der Zeit vor oder zurück drehen. Darum mach dir keine Sorge und gräme dich nicht darum! Belaste dich nicht mit einer langen Liste von Wünschen, die zu erfüllen deine Fähigkeiten überschreitet und Sorgen, die zu tragen du zu schwach bist. Und dann ist da noch das Dasein selbst (vudjud). Dieses Dasein ist ja nicht dein Eigentum (mulk). Sein Eigentümer (malik) ist einzig der Herr und Besitzer allen Eigentums (Malik-ul Mulk). Er liebt (shefqat) dich und deine ganze Existenz (vudjud) mehr als du es selbst tun könntest! Daher wirst du deinem Dasein (vudjud) nur Schaden zufügen, wenn du dich in diese Angelegenheiten des Befehlsbereichs (daire-i emr) des wahren Eigentümers (Malik-i Haqiqi) einmischst (wie die Gier dies tut, welche die Verzweiflung in ihrem Gefolge hat). Und dann sind da noch Übel, Krankheiten und Unglücke. Sie sind zeitlich begrenzt und dauern nicht ewig. Wenn man an ihr Ende denkt, erinnert man sich wieder an alles Positive und die Freude kehrt zurück. Und dann ist da noch der Umstand, dass du hier nur zugast bist und auf der Wanderschaft zu einer anderen (bleibenden) Stätte. Wer nur auf der Wanderschaft ist, bindet sein Herz jedoch nicht an (weltliche) Dinge, die er ja doch nicht mitnehmen kann. So wie du dich von dieser Wohnstatt lösen musst, so wirst du auch diese Stadt verlassen müssen. Des Weiteren wirst du auch noch diese vergängliche Welt (fani dunya) verlassen. Wenn dies aber so ist, bemühe dich, sie in Würde (aziz) zu verlassen. Gib dein Sein (vudjud) dem, der dich erschaffen hat (Mudjid) zurück. Dafür wirst du einen großen Preis empfangen. Denn falls du es Ihm nicht wieder zurück gibst, wird es entweder ohne jede Gegenleistung von dir genommen und dir entschwinden, oder es kehrt als (Gottes) Eigentum wieder zu Ihm zurück. Solange du nur auf dich selbst (in deinem augenblicklichen) Daseinszustand (vudjud) vertraust, stürzt du ins Nichts (adem). Denn nur durch die Aufgabe deiner Existenz (terkiyle vudjud) kannst du deine Existenz finden. Wenn du des Weiteren dich mit dem Gedanken (fikr) trägst, deinem Dasein (irgendeinen) Wert beizumessen, schrumpft dein Dasein (vudjud) am Ende zu einem winzig kleinen Pünktchen in deiner Hand zusammen. So verbleibt denn deine ganze Existenz (vudjud) mit all ihren vier Seiten nur noch ein Nichts (adem). Sobald du aber diesen Punkt in deiner Hand fort wirfst, verbleibt all dein Dasein (vudjud) voll und ganz im Licht (Nur). Und dann sind da noch die irdischen Freuden. Was aber diese betrifft, so sind sie uns von Gott zugemessen (kismet). Angesichts des schnellen Untergangs lässt derjenige, der Verstand (aql) im Kopf hat, sie nicht in sein Herz (qalb) vordringen und misst ihnen keinen Wert bei. Gleich wie nun immer der Lauf (akibet) dieser Welt (dunya) sein mag: Es ist besser, die Freuden aufzugeben. Denn dein Ende (akibet) ist entweder Glückseligkeit; was aber diese Glückseligkeit betrifft, so kommt sie nur durch die Aufgabe (terkiyle) dieser vergänglichen (fani) Freuden zustande. Oder es endet unter Qualen. Ja könnte denn ein Mann, der auf den Tod und seine Hinrichtung wartet, sich über den Schmuck und die Verzierungen seines Galgens freuen und sie genießen? Auch für einen Mann, der sich in seinem Unglauben (kufr) einbildet, das Ende (akibet) seiner Welt sei das absolute Nichts (adem-i mutlaq), ist es besser, die Genüsse aufzugeben. Denn durch das eigene, persönlich bedingte Nichtsein (adem), welches eine Folge des Verfalles dieser Genüsse ist, wird in jeder Minute das schmerzliche Leiden (elim elem) eines absoluten Nichtseins (adem-i mutlaq) verspürt. Derartige Genüsse können über solche Schmerzen nicht hinweg täuschen. Wisse, mein lieber Bruder! Ein Schaf, das von einem Stein getroffen wird, den der Hirte geworfen hat, damit seine Herde umkehrt, welche (die Grenzen) des Weidelandes überschreiten will, sagt in der Sprache seiner inneren Haltung (lisan-i hal): "Wir stehen unter der Führung (emri) unseres Hirten. Er kümmert sich besser um unser Wohlergehen als wir selbst. Da er nun einmal nicht mit uns zufrieden ist, kehren wir besser um." So kehrt es von sich aus um, und die ganze Herde mit ihm. Oh meine Seele! Du bist nicht bockiger und gehst nicht mehr in die Irre als dieses Schaf. Wenn dich ein Stein des Unglücks trifft, den Gottes Voherbestimmung (qader) nach dir geworfen hat, so sage: اِنَّا لِلّٰهِ وَ اِنَّآ اِلَيْهِ رَاجِعُونَ {"Gottes sind wir und zu Ihm kehren wir wieder zurück." (Sure 2, 156)} Wende dich um zu dem wahren Herrn deiner Rückkehr (Merdji-i Haqiqi)! Komm zum Glauben! Sei nicht betrübt! Er kümmert sich (besser) um dich, als du selbst (das jemals könntest). Wisse, mein lieber Bruder! Das Herz (qalb) wurde ja nicht erschaffen, um sich vorsätzlich mit den irdischen Angelegenheiten zu beschäftigen; und das kann man folgendermaßen erklären: Wir sehen, dass das Herz sich mit aller Kraft (quvvet) und Entschlossenheit an einer Sache festklammert, und zwar ganz gleich, worum es sich dabei handelt. Es nimmt sie mit großer Aufmerksamkeit in seine Hand und hält sie fest. Es möchte für immer und ewig mit ihr vereinigt bleiben; und löst sich ganz und gar in ihr auf (fena). Es ist hinter den größten, den beständigsten Dingen her und verlangt nach ihnen. In Wirklichkeit ist, um welches Ding (emir) auch immer es sich unter den irdischen Dingen (umur-u dünyeviye) handeln mag, in Anbetracht der (übersteigerten) Wünsche und Erwartungen des Herzens so unbedeutend wie ein Haar. Das aber heißt, dass das Herz ein Fenster ist, das in die Ewigkeit der Ewigkeiten (ebed-ul abad) hin geöffnet ist; denn es ist mit dieser vergänglichen Welt (fani dunya) nicht zufrieden. Wisse, mein lieber Bruder! Der Qur'an ist vom Himmel herabgesandt worden. Und zugleich mit dieser Herabsendung wurde auch ein himmlischer Tisch (semavi bir ma'ide), ein göttliches Gastmahl (sofra-i Ilahiye) herabgesandt. Dieses Gastmahl (ma'ide) bezeichnet die einzelnen Gänge, die je nach dem Bedürfnis und dem Geschmack der verschiedenen Schichten der Menschheit (tabakat-i besher) voneinander getrennt sind. Der erste Gang, der bei diesem Gastmahl (ma'ide) aufgetragen wird, ist für das einfache Volk (tabaka-i avama). Zum Beispiel: اَنَّ السَّمَوٰاتِ وَ اْلاَرْضَ كَانَتَا رَتْقًا فَفَتَقْنَاهُمَا {"Siehe, Himmel und Erde waren eine zusammenhängende Masse und wir haben sie getrennt." (Sure 21, 30)} Diese ehrwürdige Ayah lässt die erste Schicht der Menschen die folgende Bedeutung (mana) verstehen und drückt das so aus: Solange unter wolkenlosen Himmeln eisige Winde wehen und nicht dazu imstande sind, Regen herniederströmen zu lassen, bleibt die Erde vollkommen trocken, sodass in ihr keine Pflanzen wachsen können. Dann haben wir diese zusammengeklebte Masse abgeteilt und voneinander getrennt. Sogleich begann von der einen Seite Wasser herabzuströmen und von der anderen Seite sprossen die Pflanzen empor. Es ist dies die folgende ehrwürdige (mezkur) Ayah, die auf diese Bedeutung (mana) hinweist: وَ جَعَلْنَا مِنَ الْمَآءِ كُلَّ شَىْءٍ حَىٍّ {"Und wir haben alles, was da lebt, aus dem Wasser geschaffen." (Sure 21, 30)} Denn all die Nahrung, die das Leben (hayat) der Tiere und Pflanzen aufrecht erhält, kann nur in der Vermählung von Himmel und Erde hervorgebracht werden. In der oben erwähnten ehrwürdigen (mezkur) Ayah liegt (nun der zweite) Gang, der auf den (ersten) Gang folgt, der dem einfachen Volk (tabaka-i avam) gehört: Es ist dies ein Hinweis darauf, dass von jener Art Knetmasse (madde-i adjiniye), die aus dem mohammedanischen Licht (Nur) geschaffen wurde, jene andere Art Knetmasse (madjun) und der Teig des Lichtes (Nur) abgetrennt wurden, aus dem dann die Sonne und ihre Planeten gebildet wurden. Was diesen (zweiten) Gang (des Festmahles) mit einem Hinweis bekräftigt, ist folgende ehrwürdige Hadith (hadisi sherif): اَوَّلُ مَا خَلَقَ اللّٰهُ نُورِى {"Was Gott (Allah) als erstes erschaffen hat, war mein Licht (Nur)."} Zweites Beispiel: اَفَعَيِينَا بِالْخَلْقِ اْلاَوَّلِ بَلْ هُمْ فِى لَبْسٍ مِنْ خَلْقٍ جَدِيدٍ {"Sind wir etwa nach der ersten Erschaffung erschöpft gewesen? In der Tat sind sie über eine neue Schöpfung im Zweifel." (Sure 50, 15)} "Obwohl sie ihre erste Erschaffung, die noch erstaunlicher war, durch ihr Zeugnis (shehadet) bestätigen, halten sie die zweite Erschaffung, die doch noch einfacher ist, dennoch für unvorstellbar." Dieser Gang beinhaltet ein großes Zeugnis, das ein Licht (tenvir) auf die Wiederversammlung wirft (und somit klar macht), dass die Auferweckung und Wiederversammlung ganz leicht sein wird. Oh du Kopfloser, der die Auferweckung und Wiederversammlung bestreitest! Wieviele Male änderst du deinen Körper in deinem Leben! So wie du am Morgen und am Abend deine Kleider wechselst, so änderst du und tauscht du (die Zellen) deines Körpers jedes Jahr ganz und gar um. Hast du davon schon einmal gehört? Ja tatsächlich sterben jedes Jahr, an jedem Tag einige Zellen deines Körpers ab und werden durch neue Zellen ersetzt. Aber daran denkst du ja garnicht. Denn dein Kopf ist hohl. Könntest du daran denken, würdest du die Auferweckung und Wiederversammlung, wovon es jederzeit in der Welt Tausende Beispiele gibt, nicht abstreiten. Also geh einmal zum Arzt und lass dir deinen Kopf behandeln! Wisse, mein lieber Bruder! Siehe, die Dummheit und Torheit der Seele (nefs), welche, obwohl sie doch weiß, dass sie durch den allweisen Herrn, der frei entscheidet und handelt (Rabb-i Muhtar-i Hakiem), versorgt (terbiye) wird und das Geschöpf und der Diener (memluk) dieses allweisen Herrn (Rabb-i Hakiem) ist, und obwohl sie im Hinblick darauf, dass diese Zugehörigkeit (temelluk) und diese Versorgung (terbiye) für alle einzelnen, Gattungen und Arten gilt und dieser Sachverhalt als ein allgemein gültiges Gesetz Gestalt angenommen hat, und diese Fülle (feyz) in ihrem Umfang (überall) eine Art Übereinstimmung und ihre praktische Bestätigung erfährt, in Anbetracht (all der Dinge), die den Gesetzen und Prinzipien entsprechend geschehen und ihren Regeln folgend Allgemeingütltigkeit erlangt haben, zur Überzeugung und zur Gewissheit gelangen sollte, stellt sie sich die Erscheinungen der Namen Gottes, die über den ganzen Horizont hinweg ausstrahlen, obwohl sie selbst auch (einen Teil) dieser Erscheinungen an sich erfährt, als ein Mittel der Verschleierung und Merkmal der Gleichgültigkeit vor. Es ist, als gäbe es niemanden, der sie und all ihre Handlungen kontrolliert. Sie sieht sich selbst in ihren Taten als ein in den Taten verborgener "Er (Hu) = Gott". Dadurch, dass sie den Umfang der Erscheinung auf eine Unmöglichkeit und ihre Größe auf ein Nichts (adem) zurückführt, bringt sie selbst noch den Teufel wegen seines Trugschlusses in Verlegenheit. Wisse, mein lieber Bruder! Die Seele (nefs) kann sich vor ihren ständigen Qualen und Ängsten und ihrer inneren Unruhe nicht retten und zum Vertrauen (tevekkul) gelangen. Sie kann sich dem Ratschluss göttlicher Vorherbestimmung (hukm-u qader) nicht hingeben. Sowie der Aufgang und Untergang der Sonne vorherbestimmt (muqadder) ist, so stehen auch des Menschen Aufstieg und Niedergang und all seine Schicksalsschläge (muqadderat) in dieser Welt (dunya) ihm mit der Feder der Vorherbestimmung Gottes (qalem-i qader) gleichsam ins Gesicht geschrieben. Mag er auch mit dem Kopf gegen die Wand rennen, um diese Schrift auszulöschen: sein Kopf wird zwar verletzt, jedoch mit diesen Schriften geschieht tatsächlich nichts. Mit absoluter Sicherheit (muhaqqaq) sollte sie wissen, dass sich der Mensch, der Himmel und Erde nicht fluchtartig verlassen kann, um sich auf diese Weise zu retten, mit der Herrschaft (Rububiyet) des Schöpfers (Khaliq) aller Dinge in Liebe (muhabbet) zufrieden geben könnte. Wisse, mein lieber Bruder! Wenn der Baumeister (sani') eines Dinges in diesem Ding drin stecken sollte, dann müsste zwischen ihnen eine vollständige Beziehung bestehen. Und in der Anzahl der Kunstwerke müssen sich auch die Baumeister vermehren. Das aber ist unmöglich. Wenn dies aber so ist, kann der Baumeister nicht selbst in dem Kunstwerk drin sein. Zum Beispiel: Ein Buch, das in einer Druckerei vervielfältigt wird, wird dennoch durch die Feder eines Mannes geschrieben. Aus den Buchstaben und der künstlerischen Gestaltung eines Buches (über den Ackerbau) wächst jedoch noch immer kein Korn heraus. Auch das Schreiben ist eine Kunst. Doch der Schreiber ist nicht in seiner Kunstfertigkeit enthalten. Sonst geriete ja alles aus den Fugen. Und da dies so ist, entstehen auch alle Werke einer Kunstfertigkeit nicht aus sich selbst heraus. Sie werden einzig und allein mit der Feder der Macht (qudret qalemi) nach dem Plan göttlichen Vorherwissens (qader) aufgezeichnet. Wisse, mein lieber Bruder! Wenn sich dir dein Eigentum (mulkiyet), die Welt (dunya) und alles Sein (vudjud; in deinen Gedanken, Sorgen und Vorstellungen) wie ein Schatten auf die Seele legt, kannst du bei all deiner Mühsal, infolge deiner Verantwortung, vor lauter Angst und Sorge um den Schutz all dieser Gnadengaben (nimet) gar keinen Genuss mehr empfinden und lebst in einer ständigen Unruhe. Denn um all das, was dir gerade fehlt, wieder zu ergänzen und das noch vorhandene (maudjud) vor Verlust zu bewahren (muhafaza), lebst du in ständiger Angst und Sorge und bleibst jeder Art Mühsal ausgesetzt. Dabei hat dir doch der Freigiebige Geber (Mun'im-i Kerim) für all Seine Gnadengaben (nimet) eine Garantie gegeben. Deine Aufgabe ist es dann, dich nur noch an den Tisch Seiner Güte (sofra-i ihsan) zu setzen, zu essen und zu trinken und Ihm dafür zu danken. "Danke!" zu sagen, ist keine Mühsal. Im Gegenteil, es vermehrt nur noch die Freude über die (empfangene) Gnadengabe (nimet). Denn Dankbarkeit heißt: in der Gnadengabe (nimet) das Gegebene (in'am) zu erkennen. Das Gegebene zu erkennen vertreibt das Leid, das aus der Veränglichkeit dieser Gabe erwächst. Denn während die Gnadengabe verbraucht wird, lässt der wahre Geber (Mun'im-i Haqiqi) ihren Platz nicht leer, sondern füllt ihn (noch einmal mit) einer gleichen (Gnadengabe), und du freust dich über (jede) neue (Gnadengabe). وَاٰخِرُ دَعْويهُمْ اَنِ الْحَمْدُ لِلّٰهِ رَبِّ الْعَالَمِينَ {"Und sie schließen mit dem Ausruf: Lobpreis und Dank sei Gott (Allah), dem Herrn der Welten." (Sure 10, 10)} Diese ehrwürdige (kerim) Ayah weist darauf hin, dass der Dank (hamd) in der Tat selbst eine Freude ist. Denn der Dank zeigt den Baum des Gegebenen (in'am) durch die Frucht Seiner Gnadengabe (nimet). Auf diese Weise verschwindet das Leid, das aus der Vorstellung (tasauvur) von der Vergänglichkeit der Gnadengabe erwächst. Denn an dem Baum wachsen noch viele Früchte, und sobald eine aufgegessen ist, wächst an ihrer Stelle eine neue. Das also heißt, dass der Dank (hamd) in sich selbst schon eine Freude (ayn-i lezzet) ist. Wisse, mein lieber Bruder! Die Kenntnisse der weltlichen Angelegenheiten und Ereignisse (afaki malumat), das heißt, die Kenntnisse (malumat), die man von außen, von weit her empfängt, können nicht frei von Ängsten und irrigen Vorstellungen (vesvese) sein. Was aber die Kenntnisse der inneren Welten (enfusi ve dahili), welche man unmittelbar gewissenhaft und bewusst (vidjdani bir shuura) wahrnimmt, betrifft, so sind sie rein von Ängsten und Unsicherheiten. Daher ist es nötig vom Zentrum in die Umgebung, vom inneren nach außen zu blicken. Wisse, mein lieber Bruder! Durch die Folgen einer längst aus dem Ruder gelaufenen Zivilisation (medeniyet-i sefihe), welche die Erde zu einem Dorf hat werden lassen, sind die Schleier der Gottvergessenheit (ghaflah) heute sehr dick geworden. Das zu ändern erfordert aber ganz besondere Anstrengungen. Des Weiteren hat der Geist (ruh) unserer heutigen Menschheit (besheriyet) in dieser Welt (dunya) sehr viele Löcher aufgerissen. Diese wieder zu stopfen gelingt jedoch nur denen, die Gottes Gnade (Allah'in lutuf) in sich erfahren haben. Wisse, mein lieber Bruder! Ein Stäubchen kann die riesige Sonne in ihrer Erscheinung, das heißt, durch ihre Wiederspiegelung in sich aufnehmen. Es kann jedoch zwei winzig kleine Stäubchen wegen ihres Volumens nicht wirklich in sich aufnehmen. Daher können die kleinen Bestandteile unserer Erde (kainat), zu denen ja auch die Regentropfen gehören, die das Spiegelbild der Sonne reflektieren, den Glanz (lem'a) der lichtvollen Macht des Urewigen (qudret-i nuraniye-i ezeliye), der sich auf Wissen (ilim) und Wollen (irade) stützt, hinsichtlich der Erscheinung und Widerspiegelung empfangen. Eine kleine Zelle im Auge kann jedoch der Macht (qudret), dem Bewusstsein (shu'ur) und dem Willen (irade), deren Wirkungen an Nerven, Venen und Arterien zu sehen sind, nicht zur Quelle dienen. Nach dem Erfordernis ihrer einzigartigen künstlerischen Ausstattung, dem wohlabgestimmten Schmuck und der zweckmäßigen Beschaffenheit (hikmet) sollten die kleinen Bestandteile unserer Erde (kainat) den umfassenden und absoluten Eigenschaften, die nur der Gottheit (uluhiyet) gehören, als Quelle und Ursprung dienen, oder ein Spiegel für die Strahlen (lem'a) der Erscheinungen der urewigen Sonne sein, die mit diesen Eigenschaften ausgestattet ist. Im ersten Fall finden wir entsprechend der Anzahl der kleinen Bestandteile der Erde (kainat) ebenso viele Unmöglichkeiten (muhalat). Daher bekennt jeder Bestandteil, dass er nicht imstande ist, diese große Last zu tragen und macht somit das Zeugnis dafür bekannt, dass nur Gott (Allah) allein derjenige ist, der ins Dasein ruft (Mudjid), erschafft (Khaliq), versorgt (Rabb), besitzt (Malik) und Halt gibt (Qayyum). Des Weiteren verkündet jeder Bestandteil und jedes Sein in unterschiedlichen Sprachen und mit seinem Zeugnis den folgenden Vers: عِبَارَاتُنَا شَتّٰى وَ حُسْنُكَ وَاحِدٌ وَكُلٌّ اِلٰى ذَاكَ الْجَمَالِ يُشِيرُ {"Unsere Ausdrucksweise ist zwar verschieden, doch Deine Schönheit ist stets dieselbe (vahid) und wir alle bringen stets diese selbe Schönheit (djemal) zum Ausdruck."} Jeder Buchstabe weist in der Tat in gewisser Hinsicht nur auf seine eigene Existenz, jedoch in vielerlei Hinsichten auf die Existenz seines Schreibers, des Künstlers hin. تَأَمَّلْ سُطُورَ الْكَآئِنَاتِ فَإِنَّهَا مِنَ الْمَـَلإِ اْلاَعَلٰٓى اِلَيْكَ رَسَآئِلُ {"Denke an die Zeilen des Schöpfungsbuches und sinne darüber nach! Denn sie sind Briefe, die vom großen Rat zu dir gesandt wurden."} Wisse, mein lieber Bruder! Es gibt viele Dinge, wie Glas, Wasser, Luft, Träume (alem-i misal), Geist (ruh), Verstand (aql), Vorstellungen (hayal), Zeit und dergleichen, die Spiegelbilder reflektieren können. Spiegelbilder kompakter Materie haben nur eine abgeleitete Existenz und gelten zudem als leblos. {Nur das Spiegelbild der Sonne kann Licht und Wärme ausstrahlen.} Was aber die Spiegelbilder der Licht ausstrahlenden Dinge betrifft, so sind sie mit ihrem Original verbunden, tragen Eigenschaften ihres Originals und sind ihrem Original zwar nicht ganz unähnlich (obschon nicht gleich). Wenn daher Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) die Wärme der Sonne zu ihrem Leben (hayat), ihr Licht zu ihrem Bewusstsein (shu'ur) und die Farben ihres Lichtes zu ihren Empfindungen gemacht hätte, so könnte das Spiegelbild der Sonne das in dem Spiegel in deiner Hand erscheint, mit dir sprechen. Denn selbst ihr Spiegelbild trägt ihre Wärme, ihr Licht (ziya) und ihre Farben. Durch ihre Wärme würde es lebendig. Durch ihr Licht würde es bewusst und durch ihre Farbe würde es auch empfindsam. Nachdem (das Spiegelbild der Sonne diese Eigenschaften) angenommen hätte, könnte es auch mit dir sprechen. Aufgrund dieses Geheimnisses erfährt der ehrenwerte Botschafter, {Wir vergleichen hier die Botschaft, die er verkündigt und die sein Leben mit unserem Leben verbindet, mit dem Licht, das die Sonne ausstrahlt.} mit dem Friede und Segen sei, alle ehrenwerten Segensgebete (salavat-i sherife), die für ihn dargebracht werden, zur selben Zeit. Wisse, mein lieber Bruder! "Gepriesen sei Gott (Subhanallah)! Dank sei Gott (Elhamdulillah)!" Diese Sätze kennzeichnen Gott den Gerechten (Djenab-i Haqq) indirekt durch Seine Eigenschaften (sifatlar), nämlich Seine Majestät (djelal) und Seine Schönheit (djemal). Hierbei bezeichnet "Gepriesen sei Gott (Subhanallah)!" Seine Majestät (djelal) mit der Eigenschaft, durch die Sein Diener und Geschöpf von Gott weit entfernt ist. "Dank sei Gott (Elhamdulillah)!", das Seine Schönheit (djemal) beinhaltet, ist hingegen eine Eigenschaft, die darauf hinweist, dass Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) in Seiner Barmherzigkeit (rahmet) Seinem Diener und Geschöpf nahe ist. So hat zum Beispiel die Sonne, wenn sie uns bescheint, zwei Aspekte: Der eine ist ihre Nähe, die andere ist ihre Ferne. Hinsichtlich ihrer Nähe spendet sie uns Wärme und Licht (ziya). Hinsichtlich ihrer Entfernung von uns bleibt sie stets sauber und rein und so davor bewahrt, jemals den Menschen zu schaden. Hinsichtlich dessen kann der Mensch der Sonne gegenüber nur Empfänger sein. Er kann nicht aktiv und wirksam sein. Genauso danken wir Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) - und das soll bitte kein Vergleich sein! - in der Hinsicht, dass Er uns in Seiner Barmherzigkeit (rahmet) nahe ist. In der Hinsicht, dass wir Ihm nahe sind, preisen (hamd) wir Ihn. Daher danke Ihm, wenn du in Seiner Barmherzigkeit (rahmet) Seine Nähe betrachtest. Gedenkst du jedoch, dass du von Ihm weit entfernt bist, so preise (tesbih) Ihn! Verwechsle jedoch diese beiden Geisteszustände (maqam) nicht miteinander und vermische diese beiden Betrachtungsweisen (maqam) nicht miteinander, damit Recht (haqq) und Geradlinigkeit (istikamet) nicht miteinander verwechselt werden. Solange du sie nicht miteinander verwechselst und nicht miteinander vermischst, kannst du diese beiden Geisteszustände (maqam) und diese beiden Betrachtungsweisen sowohl abwechselnd gebrauchen, als auch (Lobpreis und Dank) gleichzeitig zum Ausdruck bringen. Gepriesen sei Gott und Dank sei Ihm ("Subhanallahi ve bihamdihi") ist in der Tat nur ein einziger Satz, der die beiden Geisteszustände (maqam) gleichzeitig zum Ausdruck bringt. Wisse, mein lieber Bruder! Vier Dinge sind es, deretwegen man die Welt (dunya), wenn auch nicht seine Arbeit für das tägliche Brot (kesben), wohl aber in seinem Herzen (qalb) verlassen sollte. 1. Das Leben der Welt ist nur kurz und führt mit hoher Geschwindigkeit dem Abschied entgegen und in den Untergang. Der Abschiedsschmerz aber löscht die Freude, wenn man sich kennen lernt, wieder aus. 2. Die Freuden der Welt ähneln einem vergifteten Honig. Der Freude entsprechend findet sich in ihr auch das Leid. 3. Das Grab, das auf dich wartet und dem du mit Fallgeschwindigkeit entgegen stürzst, nimmt die verziehrten, geschmackvollen Dinge dieser Welt nicht als Geschenk an. Denn das, was bei den Leuten der Welt für schön angesehen wird, ist dort hässlich. 4. Der Vergleich zwischen einem Aufenthalt von einer Stunde, inmitten seiner Feinde, umgeben von Schädlingen und Ungeziefer, mit einem jahrelangen Aufenthalt unter seinen Freunden und den Großen (seines Volkes) entspricht einem Vergleich zwischen einem Grab und dieser Welt. Darüber hinaus fordert uns Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) auf, diesen einstündigen Genuss zu verlassen, damit es dir sodann jahrelang mit deinen Freunden wohl ergehen möge. Wenn dem aber so ist, so folge dieser Einladung Gottes (Allah'in davet), bevor du in Ketten und Handschellen abgeführt wirst. Gepriesen sei Gott (fesubhanallah)! Wie groß ist der Segen (fadl) und die Freigiebigkeit (kerem) Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) für die Menschen, wenn Er das Gut (mal), das Er den Menschen als Treuepfand anvertraut hat, den Menschen zu einem hohen Preis (semen) wieder abkauft und es ihnen aufbewahrt, sodass es ihnen erhalten bleibt. Wenn der Mensch einen Besitzanspruch auf dieses Gut erhebt und es Gott (Allah) nicht verkauft, stürzt er in ein großes Unglück (bela). Denn er nimmt damit die Verantwortung für dieses Gut (mal) auf sich. Seine Macht (qudret) genügt aber nicht, eine solche Bürde zu tragen. Denn, wenn er sie sich auf die Schultern lädt, bricht sein Kreuz, und wenn er sie mit seinen Händen festhalten will, entschlüpft sie ihm, sodass er sie nicht halten kann. Schließlich entgleitet sie ihm ohne einen Gewinn und entschwindet. So bleiben ihm nur noch seine Sünden als Erbe. Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Webmaster Posted December 31, 2024 Author Share Posted December 31, 2024 Wisse, mein lieber Bruder! In dem folgenden Gedicht, das sinngemäß lautet: "In meiner Jugendzeit, die einer Nacht glich, lagen meine Augen noch im Schlaf. Und erst am Morgen meines Alters erwachte ich.", kann ich mich recht gut wieder finden! وَ عَيْنِى قَدْ نَامَتْ بِلَيْلِ شَبِيبَتِى وَ لَمْ تَنْتَبِهْ اِلاَّ بِصُبْحِ مَشِيبِ {"In der Nacht meiner Jugend lagen meine Augen, fürwahr, noch im Schlaf. Und sie erwachten erst mit dem Anbruch des Alters."} Denn ich dachte in meiner Jugend, dass ich auf den höchsten Gipfel der Wachsamkeit gestiegen wäre. Jetzt aber verstehe ich, dass diese Wachsamkeit gar keine Wachsamkeit war. Sie bestand nur darin, dass ich mich im tiefsten Brunnen meines Schlafes befand. Demgemäß soll die Aufklärung und Wachsamkeit, von denen die Neuzivilisierten stolz große Töne reden, von der Sorte der Wachsamkeit meiner Jugend sein. Ihr Gleichnis ist wie das Gleichnis eines "Schlafenden", der in seinem Traum vom Traum aufgewacht ist und seinen Traum den Leuten erzählt. In Wirklichkeit weist sein Erwachen im Traum darauf hin, dass es von einer dünnen Decke des Schlafes zu einer tiefen und dicken Decke Übergegangen ist. Ein solcher Schlafender ist wie tot. Wie kann so einer die Menschen, die halb im Schlaf sind, aufwecken. Oh ihr, die ihr euch während eures Schlafes für wach haltet! Ihr sollt euch in den Fragen des Glaubens durch Nachsicht oder Anpassung nicht den Neuzivilisierten annähern. Denn der Bach zwischen uns und ihnen ist sehr tief. Ihr könnt ihn nicht füllen, um eine Verbindung herzustellen. Entweder schließt ihr euch ihnen auch an, oder ihr fallt in den Irrtum und ertrinkt. Wisse, mein lieber Bruder! Im Wesen (mahiyet) jeglichen, besonders aber eines fortgesetzten Ungehorsams, verbirgt sich die Saat des Unglaubens. Denn demjenigen, der in seinem Ungehorsam verharrt, wird er schließlich zur Gewohnheit. Sodann wird er zu einer lieb gewordenen (Gewohnheit) und verfällt ihm schließlich in einem Grade, dass es ihm am Ende nicht mehr gelingt, von ihm abzulassen. Da beginnt er, sich zu wünschen, dieser Ungehorsam möge keine Konsequenzen nach sich ziehen. Setzt sich aber dieser Zustand in dieser Weise fort, beginnt auch die Saat des Unglaubens (kufr) zu sprießen. Und das führt schließlich dazu, sowohl die Strafe, als auch den Ort der Strafe (dar-ul iqab) abzustreiten (inkar). Und desgleichen bestreitet er (inkar) aus Scham über seinen Ungehorsam, indem er behauptet, dass dieser Ungehorsam ja gar kein Ungehorsam sei, auch noch die (Existenz) der Engel, die doch von seinem Ungehorsam Kenntnis haben. Ja er wünscht sich aufgrund seiner heftigen Scham, dass der Tag der Abrechnung nicht kommen möge. Wenn derjenige, der den Tag des Gerichtes (yaum-i hesab) bestreitet, auch nur den geringsten Zweifel findet, so hält er diesen Zweifel gleich für einen gewaltigen Beweis. Am Ende ist es, als käme über das Herz derer, die keine Reue mehr empfinden und sich nicht von ihren Zweifeln befreien können, eine Sonnenfinsternis (kusuf) und es geht zugrunde - Gott bewahre (El'iyadhu billah)! Wisse, mein lieber Bruder! Du wirst nun einige Anmerkungen (lem'alar), die in meinem Werk namens "Stichworte (Lemaat)", bezüglich des Wunders und der Rhetorik (i'djaz ve belaghat) des Qur'an, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist (Qur'an-i Mu'djiz-ul Beyan), erläutert wurden, vernehmen: 1. Bei der Rezitation des Qur'an bemerkt man einen so einzigartigen Strom (selaset), dass die Zunge dabei fließend und mühelos folgen kann. 2. (In seiner Ausdrucksweise bemerkt man) eine solch große Zuverlässigkeit (selamet), dass sie in Sinn und Wort frei (salim) ist von Fehlern. 3. Zwischen den Ayat besteht eine solch starke innere Verbundenheit, gleich einem steinernen Bau, sodass die einzelnen Ayat einander stützen und den Qur'an in seiner gesamten Konstruktion vor Erschütterungen bewahren. 4. Es findet sich hier eine solch mächtige Proportionalität (tenasub), eine solche Kommunikation (tedjavub), eine solche gegenseitige Hilfeleistung (teavun), dass seine Ayat, da sie sich nicht fremd sind, einander in ihren Aussagen beistehen, einander in Frage und Antwort ergänzen. 5. Obwohl sie, eine um die andere, in unterschiedlichen Zeiten und voneinander verschiedenen Umständen herabgesandt worden sind, ist es doch so, als wäre aufgrund ihrer so machtvollen innerlichen Verbundenheit der Grund (ihrer Entstehung) stets ein und derselbe gewesen. 6. Obwohl die einzelnen Gründe für die Herabsendung unterschiedlich und voneinander verschieden sind, (scheint es dennoch) aufgrund ihrer so machtvollen innerlichen Verbundenheit, als wäre dieser Grund ein und derselbe. 7. Obwohl es Antworten auf verschiedene Fragen sind, (scheint es dennoch) als wäre die Frage wegen der kraftvollen Verschmelzung und Vereinigung (ittihad) ein und dieselbe. 8. Obwohl sie Äußerungen aufgrund verschiedener Anlässe waren, (scheint es dennoch) als Folge ihrer vollkommenen Wohlordnung, als wäre ihr Anlass ein und derselbe und die Antwort auf den gleichen Vorfall. 9. Er ist in einem Stil (uslub), wie es dem Verständnis seiner Ansprechpartner gewohnt und angemessen ist, geoffenbart worden, in dem die Herabkunft der Göttlichen Demut (Tenezzülat-i Ilahiye) zum Ausdruck kommt. 10. Obwohl Er sein Wort an Menschen richtet, wie sie zu allen Zeiten und überall zur Welt kamen und sie wieder verlassen haben, scheint es wegen der Einfachheit seiner Erklärungen dennoch, als wäre sein Ansprechpartner stets ein und derselbe. 11. Um (die Menschen) zu den Zielen Seiner rechten Leitung (irshad) führen zu können, bewirken seine Wiederholungen ein kritisches Nachdenken (tahqiq) und eine Verinnerlichung. Darüber hinaus aber werden (die Menschen) dieser Wiederholungen niemals überdrüssig. Die Rezitationen trüben niemals ihren Gemütszustand. Je öfter sie wiederholt werden, desto mehr duften sie wie Moschus. 12. Der Qur'an ist Kraft und Nahrung für die Herzen. Er ist die Heilung (shifa) der Seelen (ruh). Eine wiederholte Zuführung der Nahrung vermehrt die Stärke. Beständige Wiederholungen steigern die Gewohnheit und Vertrautheit und damit zugleich auch den Genuss. 13. Der Mensch ist in seinem Leben (hayat) an die Materie gebunden. Zugleich aber braucht der Mensch für sein geistliches Leben (hayat-i ruhiye) all das, was im Qur'an beschrieben wird. Manches davon benötigt er in jedem Augenblick, wie z.B. "Er ist Gott (hu Allah)". Denn auf diese Weise atmet (nefs) der Geist (ruh). Einiges braucht er in jedem Augenblick, wie "Er ist Gott (hu Allah)". Denn der Geist (ruh) atmet (nefs) dadurch. Einiges benötigt er regelmäßig, anderes zu jeder Zeit. So finden sich im Qur'an aufgrund all dessen, wonach (der Mensch) in seinem Leben von ganzem Herzen (hayat-i qalbiye) verlangt, diese Wiederholungen. Da das Herz (qalb) und die Seele (ruh) des öfteren das Bedürfnis hat und z.B. nach dem "im Namen Gottes (bismillah)" verlangt wie nach der reinen Luft, wird dies im Quran besonders häufig wiederholt. 14. Die Geschichte Mosis und andere weisen mit einigen individuellen Ereignissen (hadisat) {hier steht Moses im Mittelpunkt.} durch deren Wiederholung darauf hin, dass dieses Ereignis (hadise) ein umfassendes Prinzip beinhaltet. Zusammenfassung: Der Quran ist sowohl Gottes Gedenken (dhikr), als auch ein Nachsinnen (fikr), als auch Weisheit (hikmet), als auch Kenntnis (ilim), als auch Wahrheit (haqiqat), als auch Gesetz (sheriat), als auch Heilung (shifa) für die Brust (sadir), Rechtleitung (huda) und eine Barmherzigkeit (rahmet) für die Gläubigen (mu'min). Wisse, mein lieber Bruder! (Da ist ein Mensch), der verwechselt aufgrund dieser merkwürdigen Beschaffenheit seiner Natur (fitrat-i insaniye), in der er sich gerade in seinem Zustand geistiger Verwirrung (ghaflah) befindet, die Funktionen seines Körpers, seiner Körperteile und seiner Sinnesorgane miteinander, hält sie für gleich und kann sie nicht voneinander unterscheiden. Dieser Geistesgestörte streckt z.B., da er Hand und Auge für gleich hält und ihre Funktionen und Aufgaben nicht voneinander unterscheiden kann, seine Hand nach etwas aus, das er gerne bekommen möchte und das seine Augen irgendwo über sich sehen. Dabei stellt er sich vor, dass Hand und Auge Nachbarn seien und seine Hand daher auch die gleiche Arbeit tun könne. Ebenso streckt der Mensch in seiner Verwirrtheit (insan-i ghafil), obwohl er doch selbst für eine ganz einfache, unbedeutende Anordnung in seiner Person viel zu schwach (adjz) ist, so stolz (gurur) und eingebildet (hayaliyle) wie er ist, anmaßend seine Hand nach den Taten (ef'al) Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) aus. Und hier noch solch eine merkwürdige Eigenschaft (hal) menschlicher Natur (insanin fitrat): Auch wenn es unter den Menschen zwischen den einzelnen Personen in ihrem Körperbau und in ihrer ganzen äußerlichen Erscheinungsform einige Unterschiede gibt, so sind diese doch nur sehr gering. Ihrer Auffassung und ihrer geistigen Haltung nach gibt es jedoch einen Unterschied zwischen ihnen gleich dem Unterschied zwischen einem Stäubchen und der Sonne. Dies gilt jedoch nicht für die übrigen Lebewesen. So sind sich z.B. Fische und Vögel von ihrer Bewusstseinsstufe (kiymet-i ruhiye) her betrachtet, sehr ähnlich. Der kleinste gleicht dem größten. Der Mensch ist hingegen in der Kraft seines Geistes (quvve-i ruhiye) nicht begrenzt. In seiner Egozentrik (enaniyet) sinkt er so tief hinunter, dass er nur noch einem Stäubchen gleich kommt. Durch seinen Dienst und in seiner Anbetung (ubudiyet) steigt er jedoch so hoch empor, dass er zur Sonne beider Welten wird, so wie dies Hazret Mohammed ist, mit dem Friede und Segen sei. Wisse, mein lieber Bruder! Das Wesen (esas) der Dinge ist ihre Beständigkeit (beqa), nicht ihre Vergänglichkeit. Selbst Worte, Aussagen und Vorstellungen, von denen wir annehmen, dass sie in das Nichts hinüber gegangen wären, gehen gar nicht (wirklich) in das Nichts hinüber. Sie ändern zwar Form und Gestalt, bleiben jedoch vor dem Vergehen geschützt, bleiben an etlichen Orten bewahrt und gehen nicht in ein absolutes Nichts hinüber. Obwohl auch diese neue Weisheit (hikmet), die man Naturwissenschaft und Technik nennt, von diesem Geheimnis (sirr) Kenntnis hat, konnte sie es dennoch nicht mit aller Klarheit und Deutlichkeit erkennen. Stattdessen beurteilen sie (die Dinge) so völlig falsch (ifrat ve hata), wenn sie sagen: "In der Welt gibt es kein absolutes Nichts. Es gibt lediglich ein ewiges Werden und Vergehen." Denn in der Welt (alem) vollzieht sich im Walten Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) eine Neu-Erschaffung (tahlil) und mit der Erlaubnis Gottes (Allah'in izniyle) ihr Zerfall. Durch den Befehl Gottes (emr) wird sie ins Dasein gerufen (idjad) und erfährt sie ihre Vergänglichkeit (i'dam). يَفْعَلُ اللّٰهُ مَايَشَآءُ ٭ وَ يَحْكُمُ مَا يُرِيدُ {"Gott handelt entsprechend Seinem Beschluss." (Sure 14, 27)"...und entscheidet entsprechend Seinem Willen." (Sure 5, 1) (*) Schlusssatz der ersten Ayah. (A.d.Ü.)} Wisse, mein lieber Bruder! Das Grab ist ein Tor, das sich zur Welt des Jenseits (alem-i akhiret) öffnet. Seine Rückseite ist Seine Barmherzigkeit (rahmet) und seine Vorderseite eine Qual (adhab). Alle Freunde und alle deine Lieben erwarten dich an der Rückseite dieses Tores. Ist etwa auch deine Zeit, dich ihnen anzuschließen, noch nicht gekommen? Hast du denn nicht den Wunsch, zu ihnen zu gehen, damit sie dich willkommen heißen? In der Tat rückt auch deine Zeit immer näher. Um sich von dem Schmutz der Welt zu reinigen, musst du dann ein Bad (ghusl) nehmen. Denn sonst werden sie vor dir Ekel und Abscheu empfinden. Dabei ist es notwendig, die folgenden Punkte zu beachten: 1. Demjenigen, der Gott ein Diener (Allah'a abd) ist, steht alles zu Diensten. Wer aber es nicht ist, der hat alles und jeden zum Feind. 2. Alles ist im Vorherwissen Gottes (qader) bereits bestimmt (taqdir). Gib dich also mit deinem Schicksal (kismet) zufrieden, um (innerlich) zur Ruhe zu kommen. 3. Alles ist Gottes Eigentum. Es ist dir nur (auf Zeit) anvertraut (emanet). Er macht dieses Unterpfand (emanet) (für die Ewigkeit) beständig und so wird es für dich aufbewahrt. Alles, was bei dir bleibt, ist vergeblich und ist vergänglich. {Das Ego (nefs) erwirbt sich alle Dinge in der Zeit und lässt sie im Tode wieder hinter sich zurück. Die Seele (ruh) empfängt Gottes gute Gaben zum Segen für alle und bewahrt sie im Herzen zu ewigem Gedenken in Dankbarkeit. Nur das Korn, das in der Erde vergeht, bringt seine Frucht. (A.d.Ü.)} 4. Ein Ding, das sich nicht fortbesteht, bringt keine Freude. Du bist vergänglich. Die Welt (dunya) ist auch vergänglich. {Eine Puppe bringt einem Mädchen Freude. Die Puppe hat eines Tages ausgedient. Die Freude aber, die sie gemacht hat, bleibt. Eine Raupe verpuppt sich und wird ein Schmetterling. Die Welt, in der er lebt, sind die Blumen. Aber auch die Blumen verwelken. Und nur die Freude bleibt, die sie gebracht haben, wenn man sie verschenkt. (A.d.Ü.)} Auch die Welt der Menschen ist vergänglich. Auch diese gegenwärtige Form des Universums ist vergänglich. So folgen einander die Sekunden wie die Minuten, Stunden und Tage und gehen ihrem Untergang entgegen. 5. Wenn du kein Werk (akhiret) hast, das dich im Jenseits (vor der Hölle) retten kann, so lege auf die Werke, die du in dieser vergänglichen Welt (fani dunya) hinter dich gelassen hast, keinen Wert! Wisse, mein lieber Bruder! Achte einmal darauf, unter welchen Umständen die folgenden drei heiligen (muqaddes) Sätze: "Subhanallah (Gott sei gepriesen)", "Elhamdulillah (Dank sei Gott)" und "Allahu Ekber (Gott ist groß)" nützlich sind und zur Anwendung kommen sollten: 1. Ein Mensch, der noch in seinem Herzen (qalb) lebendig (hayat) geblieben ist, bleibt angesichts des Kosmos und der Welt (alem), wenn er die göttlichen Manöver beobachtet, und zwar besonders die, welche sich in den unendlichen Räumen des Weltalls ereignen, die zu verstehen (idrak) er zu schwach (adjiz) ist, in ehrfürchtiger Bewunderung davor stehen. In dergleichen Zuständen, die in ihm Bewunderung oder auch Staunen wecken, erwächst aus dieser Bewunderung der Ausruf "Subhanallah (Gott sei gepriesen)". 2. Genau derselbe Mensch atmet wie der Mann, der die Freude über die wohlschmeckenden Gnadengaben (nimet), zeigt, die er verzehrt, und unter der Bezeichnung des Dankes ("hamd") das Geben in der Gnadengabe (in'ami nimet) und den Geber in dem Geben (mün'imi in'am) erkennt und so nach der Fortsetzung der Gnadengabe (nimet) und der Vermehrung des Genusses verlangt und mit dem Satz "Dank sei Gott (Elhamdulillah)" die Schatzgrube aller Gnadengaben (nimet) entdeckt. 3. Genau derselbe Mensch, wenn er bei den einzigartigen Geschöpfen (makhluqat) und ihren seltsamen Handlungen Dinge sieht, die er mit seinem Verstand (aql) nicht erwägen und in seiner Vorstellungswelt nicht begreifen kann, beruhigt sich wieder, indem er "Gott ist groß (Allahu ekber)!" ruft. D.h. deren Schöpfer (Khaliq) ist noch größer und gewaltiger. Ihre Erschaffung (khalq) und ihre Versorgung (tedbir) fällt Ihm nicht schwer. Wisse, mein lieber Bruder! Man kann nicht sagen, der Mensch schade Gott durch seine Bosheit. Er schadet allein sich selbst (nefs). In seiner Umwelt gibt es z.B. in der Tat und in Wirklichkeit keinen Teilhaber (sherik) Gottes, sodass er sich der Schar (der Mitarbeiter Gottes) anschließen und sich dabei in die Angelegenheiten des Reiches Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq'in mulku) einmischen könnte. Er denkt sich einen solchen Teilhaber (sherik) lediglich in seiner eigenen inneren Welt und weist ihm in seinem hohlen Kopf seinen Platz zu. Denn in der äußeren Welt gibt es keinen Platz für einen Teilhaber (sherik). Doch in einem solchen Zustand zerstört dieser Kopflose sein eigenes Haus mit seinen eigenen Händen. Wisse, mein lieber Bruder! Dem, der auf Gott vertraut (tevekkul), genügt Gott (Allah kafi). Da Gott absolut und vollkommen ist (kamil-i mutlaq), ist Er der um Seiner Selbst willen Geliebte (li dhatihi mahbub). Da Gott der Schöpfer (Mudjid) ist, dessen Existenz Seinsnotwendig ist (vadjib-ul vudjud), finden sich auch in Seiner Nähe die Lichter der Erleuchtung (Nur) des Seins (vudjud), entfernt von Ihm die Finsternis des Nicht-Seins (adem). Gott ist es, bei dem man Zuflucht sucht und Rettung findet. Für die Seelen, die sich vom Kosmos abgewandt haben, vor den Freuden dieser Welt (dunya zinetinden) einen Abscheu empfinden und ihres Daseins überdrüssig geworden sind, ist Gott es, bei dem sie Zuflucht suchen und Rettung gefunden haben. Gott allein ist der Beständige (Allah baqi). Alle Beständigkeit in dieser Welt (alem) kann nur (bestehen) in Seiner Beständigkeit (beqa). Gott ist der Eigentümer (Allah malik). Er kauft dir Sein Gut (um des Paradieses willen) ab, um es für dich aufzubewahren. Gott ist der Reiche, der bereichert (Allah ghaniyy-i mughni). Er hält die Schlüssel aller Dinge (in Seiner Hand). Wenn ein Mensch vor Gott zu einem aufrechten Diener (khalis bir abd) wird, wird zugleich auch der Kosmos, der doch Gottes Eigentum (Allah'in mulku) ist, dem Eigentum (des Menschen) gleich. Wisse, mein lieber Bruder! Ein Mensch, der seine fünf Sinne beisammen hat, freut sich weder über das, was er an weltlichen (dunya) Dingen erworben hat, noch wird er traurig über das, was er verloren hat. Denn die Welt (dunya) kennt kein Verweilen. Alles vergeht. Und mit ihr zieht auch der Mensch dahin. Und auch du bist ein Reisender. Siehe, die Morgendämmerung des Alters über deinen Ohren (= die weißen Haare) ist schon angebrochen! Mehr als die Hälfte deines Hauptes ist mit einem weißen Leichentuch umwickelt. Die Krankheiten, die sich bereits anschicken, in deinen Körper einzuziehen, sind schon die Vorhut deines Todes. So steht denn nun dein ewiges Leben vor dir. Die Ruhe und Freude, die du in diesem ewigen (baqi) Leben erfahren wirst, ist nur von deinen Mühen und Arbeiten in diesem vergänglichen (fani) Leben abhängig. Doch du hast von diesem ewigen Leben keine Ahnung. {und kümmerst dich noch gar nicht um das, was da auf dich zukommt.} Wach nun auf, bevor der Tod (kommt, dich überrascht und) wach rüttelt! Wisse, mein lieber Bruder! Falls du Gott den Gerechten (Djenab-i Haqq) mit all Seinen Namen als bereits bekannt und erkannt (malum ve maruf) betrachtest, so wird er unbekannt und unerkannt. Denn diese Kenntnis (malumiyet) ist ein nur gewohnheitsmäßiges, rein traditionelles (taqlid), allgemein übliches Geklingel (in deinen Ohren). Es ist auch kein Ausdruck der dir die Wahrheit (Haqiqati) mitteilt. Daher kann sich dir die Bedeutung (mana) die dir durch diese Bezeichnung in den Sinn kommt, nicht (Gottes) Eigenschaft (sifat-i mutlaq), absolut (genommen), offenbaren und in deinen Gedanken Wurzeln schlagen. Es ist nur eine Art von Bezeichnung, (die dazu dient) über den Allheiligen (Dhat-i Aqdes) nachzudenken. Wenn man aber Gott den Gerechten (Djenab-i Haqq) mit einer Bezeichnung für einen Unbekannten Anwesenden (maudjud-u metjhul) betrachtet, offenbaren sich in gewissem Grade die Strahlen der Erkenntnis (marufiyet). Dann wird es auch nicht mehr schwer, den Träger dieser Eigenschaft in seiner allumfassenden Eigenschaft, absolut gesehen (sifat-i mutlaqa-i muhita), sowie sie im Kosmos in Erscheinung tritt, wahrzunehmen. Wisse, mein lieber Bruder! In jedem der Schönen Namen Gottes (Esma-i husna) schwingen auch alle übrigen leise mit. (So wie das Licht (ziya) alle sieben Farben des Regenbogens in sich enthält) Und so wie ein jeder ein Beweis für alle anderen ist, so ist er auch ein Erfordernis aller anderen, d.h. dass sich die Schönen Namen einander wie in einem Spiegel zeigen. So wie also in gleicher Weise ein Prosyllogismus (qiyas) eine Kette logischer Schlussfolgerungen in einem Ergebnis zusammenfasst oder ein Ergebnis mit Hilfe einer Kette von Beweisen erzielt werden kann, so ist es auch möglich (diese Namen jeweils als ein Ergebnis zusammenzufassen) und vorzulesen. * * * تَضَرُّعْ وَنِيَازْ Ein flehentliches Bittgebet اِلٰهِى لاَزِمٌ عَلَىَّ اَنْ لآٰ اُبَالِىَ وَ لَوْ فَاتَ مِنِّى حَيَاةُ الدَّارَيْنِ وَ عَادَتْنِى الْكَائِنَاتُ بِتَمَامِهَا اِذْ اَنْتَ رَبِّى وَ خَالِقِى وَاِلٰهِى اِذْ اَنَا مَخْلُوقُكَ وَ مَصْنُوعُكَ لِى جِهَةُ تَعَلُّقٍ وَ انْتِسَابٍ مَعَ قَطْعِ نِهَايَةِ عِصْيَانِى وَ غَايَةِ بُعْدِى لِسَآئِرِ رَوَابِطِ الْكَرَامَةِ فَاَتَضَرَّعُ بِلِسَانِ مَخْلُوقِكَ يَا خَالِقِى ٭ يَارَبِّى يَارَازِقِى يَامَالِكِى يَامُصَوِّرِى ٭ يَآ اِلٰهِى اَسْأَلُكَ بِاَسْمَآئِكَ الْحُسْنىٰ وَ بِاِسْمِكَ اْلاَعْظَمِ وَ بِفُرْقَانِكَ اْلحَكِيمِ وَ بِحَبِيبِكَ اْلاَكْرَمِ وَ بِكَلاَمِكَ الْقَدِيمِ وَ بِعَرْشِكَ اْلاَعْظَمِ وَ بِاَلْفِ اَلْفِ قُلْ هُوَ اللّٰهُ اَحَدٌ اِرْحَمْنِى يَآ اَللّٰهُ يَا رَحْمٰنُ يَا حَنَّانُ يَامَنَّانُ يَادَيَّانُ اِغْفِرْلِى يَا غَفَّارُ يَا سَتَّارُ يَا تَوَّابُ يَا وَهَّابُ اُعْفُ عَنِّى يَا وَدُودُ يَا رَؤُوفُ يَا عَفُوُّ يَا غَفُورُ ٭ اُلْطُفْ بِى يَا لَطِيفُ يَا خَبِيرُ يَا سَمِيعُ يَا بَصِيرُ ٭ وَ تَجَاوَزْ عَنِّى يَا حَلِيمُ يَا عَلِيمُ يَا كَرِيمُ يَا رَحِيمُ ٭ اِهْدِنَا الصِّرَاطَ الْمُسْتَقِيمَ يَا رَبِّ يَا صَمَدُ يَا هَادِى ٭ جُدْ عَلَىَّ بِفَضْلِكَ يَابَدِيعُ يَا بَاقِى يَا عَدْلُ يَا هُوَ ٭ اَحْىِ قَلْبِى وَقَبْرِى بِنُورِ اْلاِيمَانِ وَالْقُرْاٰنِ يَا نُورُ يَا حَقُّ يَا حَىُّ يَا قَيُّومُ يَا مَالِكَ الْمُلْكِ يَا ذَا الْجَلاَلِ وَ الْاِكْرَامِ يَآ اَوَّلُ يَآ اٰخِرُ يَا ظَاهِرُ يَا بَاطِنُ يَا قَوِىُّ يَا قَادِرُ يَا مَوْلاَىَ يَا غَافِرُ يَآ اَرْحَمَ الرَّاحِمِينَ ٭ اَسْئَلُكَ بِاِسْمِكَ اْلاَعْظَمِ فِى الْقُرْاٰنِ وَ بِمُحَمَّدٍ عَلَيْهِ الصَّلاَةُ وَ السَّلاَمُ الَّذِى هُوَ سِرُّكَ الْاَعْظَمُ فِى كِتَابِ الْعَالَمِ اَنْ تَفْتَحَ مِنْ هٰذِهِ الْاَسْمَآءِ الْحُسْنٰى كُوَاةً مُفِيضَةً اَنْوَارَ الْاِسْمِ الْاَعْظَمِ اِلٰى قَلْبِى وَ اِلٰى قَالِبِى وَ اِلٰى رُوحِى فِى قَبْرِى فَتَصِيرَ هٰذِهِ الصَّحِيفَةُ كَسَقْفِ قَبْرِى وَ هٰذِهِ الْاَسْمَآءُ كَكُوَاتٍ تُفِيضُ اَشِعَّةَ شَمْسِ الْحَقِيقَةِ اِلٰى رُوحِى اِلٰهِى اَتَمَنّٰى اَنْ يَكُونَ لِى لِسَانٌ اَبَدِىٌّ يُنَادِى بِهٰذِهِ الْاَسْمَآءِ اِلٰى قِيَامِ السَّاعَةِ فَاقْبَلْ هٰذِهِ النُّقُوشَ الْبَاقِيَةَ بَعْدِى نَائِبًا عَنْ لِسَانِىَ الذَّائِلِ ٭ اَللّٰهُمَّ صَلِّ وَ سَلِّمْ عَلٰى سَيِّدِنَا مُحَمَّدٍ صَلاَةً تُنْجِينَا بِهَا مِنْ جَمِيعِ الْاَهْوَالِ وَ الْاَفَاتِ وَ تَقْضِى لَنَا بِهَا جَمِيعَ الْحَاجَاتِ وَتُطَهِّرُنَا بِهَا مِنْ جَمِيعِ السَّيِّئَاتِ وَ تَغْفِرَ لَنَا بِهَا جَمِيعَ الذُّنُوبِ وَ الْخَطِيئَاتِ يَآ اَللّٰهُ يَا مُجِيبَ الدَّعَوَاتِ اِجْعَلْ لِى فِى مُدَّةِ حَيَاتِى وَ بَعْدَ مَمَاتِى فِى كُلِّ اٰنٍ اَضْعَافَ اَضْعَافِ ذٰلِكَ اَلْفُ اَلْفِ صَلاَةٍ وَ سَلاَمٍ مَضْرُوبِينَ فِى مِثْلِ ذٰلِكَ وَ اَمْثَالِ اَمْثَالِ ذٰلِكَ عَلٰى سَيِّدِنَا مُحَمَّدٍ وَ عَلٰٓى اٰلِهِ وَ اَصْحَابِهِ وَ اَنْصَارِهِ وَ اَتْبَاعِهِ وَ اجْعَلْ كُلَّ صَلاَةٍ مِنْ كُلِّ ذٰلِكَ تَزِيدُ عَلٰٓى اَنْفَاسِىَ الْعَاصِيَةِ فِى مُدَّةِ عُمْرِى وَ اغْفِرْلِى وَ ارْحَمْنِى بِكُلِّ صَلاَةٍ مِنْهَا بِرَحْمَتِكَ يَآ اَرْحَمَ الرَّاحِمِينَ اٰمِينَ {("Oh mein Gott (Ilahi)! Es ist ganz sicher besser für mich, wenn es mich unberührt lässt, selbst wenn von mir das Leben (hayat) in beiden Welten entflieht und wenn auch der ganze Kosmos mir feindlich gesinnt wäre. Denn Du bist mein Herr (Rabbi) und mein Schöpfer (Khaliq) und mein Gott (Ilahi). Ich aber bin Dein Geschöpf (makhluq) und Dein Kunstwerk. Um dieser Verbundenheit willen und meiner Zugehörigkeit zu Dir, trotz meines grenzenlos unendlichen Ungehorsams und trotz meiner überaus großen Entfremdung von Dir und den Banden Deiner Güte (keramet) bitte ich Dich in der Sprache meiner Geschöpflichkeit: Oh mein Schöpfer (khaliq)! Oh mein Herr (Rabbi)! Oh mein Versorger (Rezzaq)! Oh mein Besitzer (Malik)! Oh mein Gestalter (Musauvir)! Oh mein Gott (Ilahi)! Ich bitte Dich um Deiner Schönen Namen, Deines gewaltigen Namens, Deiner weisen Unterscheidung (Furqan), Deines weisen Geliebten, Deines urewigen Wortes und um Deines gewaltigen Thrones willen Tausend und aberausend mal: "Sprich! Er ist Gott, der Einzige (Qul! Huva'llahu ahad)." Erbarme Dich meiner, oh Gott (Allah), oh mein Erbarmer (Rahman), oh Allbarmherziger (Hannan), Allgütiger (Mennan), Entlohner (Deyyan). Verzeih mir, oh Du alles Verzeihender (Ghaffar), Oh Bedecker (Settar)! Oh Du, der Du unsere Reue (Tauvab) entgegen nimmst! Oh Du, unser Wohltäter (vahhab)! Vergib mir! Oh Du, mein Freund (Vedud)! Oh Gnädiger Gott (Ra'uf)! Oh Du nachsichtiger Gott (ghafur)! Sei mir gnädig! Oh Mildtätiger (latif)! Oh Kundiger (Habir)! Oh Allhörender (Semi'), Allsehender (Basir)! Sprich mich los! Oh Du Nachsichtiger (Halim)! Oh Allwissender (alim)! Oh Freigiebiger (Kerim)! Oh Barmherziger (Rahim)! Führe uns den geraden Weg! Oh Du, unser Herr (Rabb) in Deiner Unabhängigkeit (Samad)! Leite (Hadi) uns auf rechter Bahn! Schenke uns nach Deinem Wohlgefallen! Oh Unvergleichlicher (Bedi'), ewig Beständiger (Baqi), Allgerechter (Adl)! Oh Er (ya Hu)! Belebe mein Herz (qalb) und erfülle mein Grab mit dem Lichte (Nur) des Glaubens (iman) und des Qur'an! Oh Du, unser Licht (Nur)! Oh Wahrhaftiger (Haqq)! Oh Lebendiger (Hayy)! Oh unser Halt (Qayyum) und unser Erhalter (Malik)! Oh König des Königreichs (Maliku-l'mulk)! Oh Majestätischer und Freigiebiger (ya dhu-l'djelali ve-l'ikram)! Oh Du, der Erste (Auwal) und der Letzte (Ahir)! Oh Du, der Offenbare (Dhahir) und der Verborgene (Batin)! Oh Allmächtiger (Qavi)! Oh Allvermögender (Qadir)! Oh unser Helfer (Maula)! Oh Allvergebender (Ghafir)! Allerbarmer aller Barmherzigen (erhame-r'Rahimin)! Ich bitte Dich um Deines gewaltigen Namens im Qur'an willen und (im Namen) Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, der Dein gewaltiges Geheimnis (sirr) im Buche der Welt (kitabu-l'alem) ist, dass du durch diese schönen Namen ein Fenster öffnest, durch das die Lichter des mächtigen Namens (envaru-l'ismi-l'adham) zu meinem Herzen (qalb) in meinem Leib und zu meinem Geist (ruh) in meinem Grab fließen. Und so werde denn diese Seite gleich einer Kuppel über meinem Grabe und diese Namen zu einem Fenster, durch das die Strahlen der Sonne der Wahrheit (haqiqah) zu meinem Geist (ruh) strömen. Mein Gott (Ilahi)! Ich wünsche mir, dass meine Zunge, die diese Namen immerwährend bis zum Tage der Auferstehung rezitiert. Und nimm sie nach mir anstelle von meiner ja nur vergänglichen Zunge an, als einen für ewig bleibenden Schmuck! Oh Gott, gewähre Friede und Segen unserem Herrn (Seyyidina) Muhammed so, dass du uns um dieses Segensgebets willen von allen Katastrophen und allen anderen fürchterlichen Zuständen verschonen mögest, uns mit allem versorgen mögest, dessen wir bedürfen, uns dadurch von all unseren Bosheiten reinigen und all unsere Sünden und Fehler verzeihen mögest! Oh Gott (Allah), der Du alle unsere Gebete entgegen nimmst! Schenke tausend und abertausend Mal Segen und Frieden unserem Herrn (seyyidina) Muhammed und seiner Familie, seinen Gefährten, seinen Helfern und Gefolgsleuten, die zu meiner Lebzeit (hayat) wie auch nach meinem Tode in jedem Augenblick dargebracht werden. Und schenke uns allen Segen dieser Gebete wie dieses so viele Male wie Augenblicke in meinem Leben, in denen ich ungehorsam (gegen Dich) gewesen bin! Verzeih mir, erbarme Dich meiner um all dieser Segensgebete willen in Deiner Barmherzigkeit, oh Barmherziger aller Barmhezigen. Amin.)} * * * Anhang zu der Abhandlung "Der Kern" Gefährten! Mit diesen, meinen schwerverständlichen Abhandlungen grabe ich nach einer ziemlich großen Sache. Aber weiß ich denn, ob ich sie überhaupt entdecken (keshfe) kann? Oder sie wird sich demnächst entdecken (inkishaf) lassen. Oder sie wird vielleicht erst später in Erscheinung treten. Ich versuche ihr einen Weg zu ihrer Entdeckung (keshfine) zu öffnen und ihr zu zeigen. لاَ حَوْلَ وَ لاَ قُوَّةَ اِلاَّ بِاللّٰهِ ٭ حَسْبُنَا اللّٰهُ وَ نِعْمَ الْوَك۪يلُ ٭ نِعْمَ الْمَوْلٰى وَ نِعْمَ النَّص۪يرُ {"Es gibt keine Macht noch Kraft außer bei Gott." "Gott ist unser befriedigender Anteil. Welch vorzüglicher Sachwalter!" (Sure 3, 173) "Welch vorzüglicher Schutzherr und welch ein vorzüglicher Helfer!" (Sure 8, 40)} بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّحِيمِ ٭ اَلْحَمْدُ لِلّٰهِ عَلٰى نِعْمَةِ اْلاِيمَانِ وَ الْاِسْلاَمِ بِعَدَدِ قَطَرَاتِ اْلاَمْطَارِ وَ اَمْوَاجِ الْبِحَارِ وَ ثَمَرَاتِ اْلاَشْجَارِ وَنُقُوشِ اْلاَزْهَارِ وَ نَغَمَاتِ الْاَطْيَارِ وَ لَمَعَاتِ اْلاَنْوَارِ وَالشُّكْرُ لَهُ عَلٰى كُلٍّ مِنْ نِعَمِهِ فِى الْاَطْوَارِ بِعَدَدِ كُلِّ نِعَمِهِ فِى الْاَدْوَارِ وَ الصَّلاَةُ وَ السَّلاَمُ عَلٰى سَيِّدِ الْاَبْرَارِ وَالْاَخْيَارِ مُحَمَّدٍنِالْمُخْتَارِ وَ عَلٰٓى اٰلِهِ الْاَطْهَارِ وَ اَصْحَابِهِ نُجُومِ الْهِدَايَةِ ذَوِى الْاَنْوَارِ مَادَامَ الَّيْلُ وَ النَّهَارُ {"Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen." "Dank sei Gott für die Gnadengabe des Glaubens und des Islam nach der Zahl der Regentropfen, der Wellen der Meere, der Früchte der Bäume und des Schmuckes der Blüten, der Gesänge der Vögel und der Strahlen der Lichter. Und Dank sei Ihm für alle Gaben in allen Umständen nach der Anzahl aller Gaben zu allen Zeiten. Segen und Frieden sei über dem Haupt aller Reinen und Guten, Mohammed, dem Auserwählten, seiner unbefleckten Familie und seinen Gefährten, den Sternen der Rechtleitung die das Licht der Erleuchtung tragen solange Tag und Nacht einander folgen."} Wisse, mein lieber Bruder! Ein Gast kommt auf seiner Reise an vielen Plätzen und Wohnstätten vorbei. Doch die Sitten und die Verhältnisse, die er an jedem Ort seiner Wanderung antrifft, sind unterschiedlich. Genauso kommt derjenige, der auf den Wegen Gottes wandelt, an verschiedenen Rängen, Stufen, Zuständen und Schleiern vorbei, welche jeder für sich mit seinen eigenen Umständen und Situationen verbunden ist. Wenn man diese Umstände und Vorhänge miteinander verwechselt und vermischt, verhält man sich falsch und macht einen Fehler. Hört z.B. ein Mann, der das Wiehern eines Pferdes in einem Stall und hört auch in einem hohen Schloss eine Nachtigall schlagen mit ihrem schönen Klang. Wenn er diesen Klang nicht von dem Wiehern eines Pferdes unterscheiden kann und dann erwartet, dass die Nachtigall wiehern soll, so täuscht er dabei sich selbst. Wisse, mein lieber Bruder! Einer der Gründe dafür, dass Menschen ihr irdisches Leben für schön erachten, findet sich in den Lichtern der Rechtleitung (hidayet nurlari), die sich in bedeutenden Menschen hier auf Erden (dunya) widerspiegeln und sich durch die Beispiele dieser liebenswürdigen und freundlichen (Menschen) in ihnen formen und durch sie erglänzen. Und so ist denn die Zukunft in der Tat ein Spiegel der Vergangenheit. Während aber die Vergangenheit (mit diesen Menschen) in ein Zwischenreich (berzah), d.h. in eine andere Welt hinüber geht und sich (auf diese Weise mit ihnen) verwandelt, vertraut sie ihre Form und Gestalt und ihre Welt dem Spiegel der Zukunft, {Die Zukunft der Menschen wird durch ihre Vergangenheit gefärbt.} der Geschichte und dem Gedächtnis der Menschheit an. Durch das innerliche (manevi), liebevolle (muhabbet) Andenken (an diese großen Menschen) erhält die Liebe zu dieser Welt (dunya muhabbeti) ihren Wohlgeschmack. Wenn z.B. ein Mann, der sich auf seinem Lebensweg wie in einem Spiegel, der die Bilder und Gestalten seiner Freunde und Verwandten in sich umfasst und an sie erinnert, nun nicht darum bemüht, in die Länder dieser Männer zu reisen, die in eine längst vergangene Zeit entschwunden sind, um sich ihnen dort anzuschließen, sich statt dessen mit den Gestalten in diesem Spiegel beschäftigt und sie liebt (muhabbet), so sagt dieser Mann, wenn er aus seinen Träumereien (ghaflet) erwacht: "Oh weh! Was mache ich da nur? Dies hier ist kein Trank ـ(شَرَابْ - sharab), sondern ein Trugbild ( سَرَابْ - serab). Die Beschäftigung mit ihnen ist kein Festmahl ( عَذْبْ - adhb), sondern eine Qual ( عَذَابْ - adhab)." So beginnt er seine Vorbereitungen für eine Reise in jenes Land zu treffen (das einmal der Vergangenheit angehören wird, jenes Land eines abgelebten Lebens), um dort seine Freunde zu besuchen. Wisse, mein lieber Bruder! Dafür, dass der Qur'an, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, Recht (haqq) und Wahrheit (haqiqat) ist, gibt es folgende vollkommen sichere Beweise: 1. (Der Qur'an) fasst alle Erfordernisse und Voraussetzungen für die Einheit Gottes (tauhid) mit all ihren einzelnen Stufen zusammen und bewahrt sie (muhafaza). 2. Er hält die erhabenen Wahrheiten Gottes (haqaiq-i aliye-i Ilahiye) im Gleichgewicht, so wie die schönen Namen einander entsprechen und einander folgen (ohne zu übertreiben). 3. Er umfasst die Angelegenheiten, die Gottes Göttlichkeit (uluhiyet) und Herrschaft (Rububiyet) zu eigen sind, in vollkommener Ausgewogenheit. So wie diese Besonderheiten des Qur'an in den Werken der Menschen nicht zu finden sind, so sind sie in den Ergebnissen der Gedanken (fikr) der Heiligen (auliya) und anderer bedeutender (Menschen), die in das Reich der Engel (melekut) hinüber gegangen sind, ebenso wenig zu finden. Selbst die Ishrakiyyun, die in das Innere der Dinge hinabgetaucht sind und die Geistlichen (Ruhaniyyun), die in die verborgene Welt (alem-i ghayb) eindringen, konnten diese Besonderheit (hasiyet) des Qur'an nicht erreichen. Da ihre Blicke (nazar) begrenzt waren, konnten sie die ganze Wahrheit (haqiqat-i mutlaq) nicht erfassen. Sie entdecken lediglich die eine Seite der Wahrheit und beginnen nun, sie bei weitem überzubewerten (ifrat) oder sie eben so sehr unterzubewerten (tefrit) und dementsprechend über sie zu verfügen. Daher stören sie auf diese Weise das Gleichmaß und beeinträchtigen so die Ausgewogenheit. Ein Beispiel: Um einen kostbaren und besonders wertvollen Schatz zu entdecken, der aus verschiedenen Arten von Juwelen besteht, tauchen einige Männer auf den Boden des Meeres hinunter. Wärend sie auf dem Grunde des Meeres umher suchten, kommt einem von ihnen ein längliches Stück Diamant in die Hände. So gelangt er denn zu dem Urteil, dass der ganze Schatz ausschließlich aus solchen Diamanten bestehen müsse. Wenn er also nun von seinen Kameraden hört, dass sie über ganz verschiedene Arten von Juwelen sprechen, so stellt er sich vor, dass es sich bei den Juwelen, die sie entdeckt haben, um Verzierungen des Diamanten handeln müsse, den er gefunden hat. Ein anderer findet einen kugelförmigen Rubin. Wieder ein anderer Kollege findet wieder eine andere Art von Juwel und so glaubt ein jeder, dass der Schatz hauptsächlich aus der Art besteht, die er selbst entdeckt hat und dass es sich bei all den anderen Arten, die seine Kollegen gefunden haben, um irgendwelche Besonderheiten oder einzelne Teile des Schatzes handeln müsse. Da der Sachverhalt sich in dieser Art entwickelt hat, geht das Gleichgewicht verloren und wird das Ebenmaß gestört. Dann beginnen sie, um die Wahrheit (haqiqat) in dieser Angelegenheit zu entdecken und zu erläutern, mit eigenen Erklärungen und Auslegungen. Ja, es gab sogar solche, die soweit gingen, selbst die Existenz des Schatzes zu bestreiten. Wenn die Herren, die die Werke der Ishraqiyyun und der Mystiker studieren, die nur allzu schnell auf ihre eigenen Visionen vertrauen, ohne sie zuvor erst mit dem Maßstab der gelobten Sitte des Propheten zu messen, geben mir in der Tat recht (haqq) in bezug auf das, was ich oben gesagt habe und werden es ohne allen Zweifel bestätigen. Mein lieber Gefährte! Auch der Qur'an taucht in dieses Meer, um diesen Schatz zu entdecken. Da aber das Auge des Qur'an dabei zugleich geöffnet bleibt, vermag er auch den ganzen Schatz umfassend zu erblicken. Dieser Tatsache (haqiqat) entsprechend folgt er dem Ebenmaß und der Ausgewogenheit und zeigt die Wahrheit (haqiqat) in volkommener Wohlordnung und Harmonie. Mein lieber Gefährte! Der Grund für den Irrtum in den (verschiedenen) Gruppen der Menschheit, so sie in die unterschiedlichsten Irrtümer gestürzt sind, liegt in dem Fehler ihrer Vorbeter (imam). Denn wenn auch ihre Vorbeter von der inneren Welt gesprochen haben, so sind sie doch in der Tat vom rechten Wege (tariq) abgewichen, indem sie sich auf ihre Visionen verlassen und sich damit begnügt haben. So haben sie das Sprichwort bestätigt, das da lautet: حَفَظْتَ شَيْئًا وَ غَابَتْ عَنْكَ اَشْيَآءُ {"Du hast etwas behalten, doch vieles hast du wieder verloren."} Wisse, mein lieber Bruder! Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) hat dich aus dem Nicht-Sein (adem) ins Da-Sein (vudjud) gerufen und aus vielen verschiedenen Formen und Umständen heraus zur Gestalt eines Menschen mit seiner höchsten Eigenschaft, der Gottergebenheit (muslim) geführt. Jede einzelne der dir erwiesenen Wohltaten, all die verschiedenen Umstände, deine Wohnstätten, aber auch deine Gestalt und deine Haltung vom Beginn deiner ersten Regungen (= der Geburt) bis hin zu der letzten Form, die du heute angenommen hast, sind bereits in das Buch der Gnadengaben (nimetler defter) eingetragen. Aus diesem Grunde sind in der Zeit, die du bereits verbracht hast, die bereits abgespult ist, alle diese kostbaren Gnadengaben (nimet) gleich Diamanten an einander aufgereiht und bilden so die Form etwa einer Halskette, dem Inhaltsverzeichnis für alle Arten guter Gaben vergleichbar. Daher wirst du bei jeder Wohnung, die du bekommen hast und auch nach allen Umständen, deiner Gestalt und Haltung gefragt werden: "Wie hast du diese Gnadengaben (nimet) erlangt? Womit hast du sie verdient? Hast du dich für sie dankbar (shukr) erwiesen?" Denn alle Dinge, die sich bereits ereignet haben, werden einer solchen Befragung unterzogen. Aber die Dinge, die noch im Bereich der Möglichkeiten verblieben sind (also Ereignisse, die sich noch gar nicht ereignet haben), werden auch nicht hinterfragt. Ereignisse, die bereits eingetreten sind, sind bereits eine Tatsache. Dahingegen verbleiben Umstände, die später erst eintreten werden, noch im Nicht-Sein (adem). Was bereits geschehen ist, muss auch verantwortet werden. Nach dem, was noch im Nicht-Sein verbleibt, kann auch nicht gefragt werden. Wenn das aber so ist, muss man seine Dankesschuld (shukr) für die Gnadengaben (nimet), für die zu danken (shukr) man in der Vergangenheit unterlassen hat, auch noch später abtragen (qadha). Wisse, mein lieber Bruder! Es gibt unter den Menschen folgende Umstände, die sie dazu treiben, sich kopfüber in ihr Unglück zu stürzen: Ohne ihr tatsächliches Verdienst in Betracht zu ziehen, können sie das Recht, das ihnen zusteht, entweder über (ifrat) oder unter (tefrit) bewerten. Achtet man nicht auf die Kräfte (quvvet), die ihnen zur Verfügung stehen, oder lässt ihren Wert außer Acht und erteilt ihnen dabei eine ungleich kleine oder zu große Aufgabe, dann können sie dies als Menschen unwürdig empfinden. So verlieren diese Menschen ihre Menschlichkeit und gleiten ab in Ungerechtigkeit oder Lüge. So wäre es z.B. ein gröblicher Mangel an Verständnis (insaf), wollte man von einem Soldaten, der gerade einmal seine Division vertreten muss, zu erwarten, dass er zugleich auch alle Angelegenheiten des Militärwesens kennt, oder von einem Wassertropfen, in dem sich die Sonne spiegelt, dass sich in ihm die ganze Größe der Sonne zeigen möge. Denn es gibt einen Unterschied zwischen einer Eigenschaft (vasf) und dem, der sie darstellt (ittisaf). So zeigt uns z.B. ein Wassertropfen wie in einem Spiegelbild bestimmte Eigenschaften (ausaf) der Sonne. Er kann selbst aber nicht mit diesen Eigenschaften (ausaf) ausgestattet (muttasif) sein. Wisse, mein lieber Bruder! Zwischen den verschiedenen Arten des Seins gibt es keine Probleme. Das heißt, sehr viele verschiedene Welten (alem) und unterschiedliche Verhältnisse können sich auf der Bühne des Seins zusammen finden und einander begegnen. Wenn du z.B. in ein Zimmer eintrittst, dessen Wände aus Glas sind und in dem eine Lampe brennt, wirst du in den Scheiben, die wie ein Fenster zur Welt der Beispiele (alem-i misal) sind, sehr viele Kammern und Zimmer sehen. Zweitens: Während du noch in dem Zimmer sitzt, kannst du in vollkommener Leichtigkeit in diesen spiegelgleichen Zimmern jede Art Veränderungen, Verwandlungen und Verfügungen vornehmen. Drittens: Die Lampe in deinem Zimmer steht der am weitesten entfernten Lampe im Spiegel am Nächsten. Denn sie ist die Quelle (qayyum) all dieser Spiegelbilder. Viertens: Ein Korn, ein Stückchen von diesem materiellen Sein, kann eine Welt von dieses spiegelhaften Seins in sich enthalten Diese vier Feststellungen gelten auch zwischen dem Notwendigen (Vadjib) und der Welt der Möglichkeiten (alemi mümkinat). Denn das Sein der Möglichkeiten ist nur ein Schatten vom Lichte des Notwendigen hinsichtlich einer nur vorgestellten Stufe. Es tritt durch den Befehl (emr) des Notwendigen (Vadjib) in das äußerliche Sein (vudjud). Es bleibt fest und wird beständig. Das heißt, so wie das Sein der Möglichkeiten an und für sich kein wahres äußerlich sichtbares Sein ist, so ist es auch kein nur vorgestellter oder vergänglicher Schatten. Es ist einzig und allein ein Sein, das durch den, der da notwendiger Weise sein muss, erschaffen wurde (Vadjib-ul Vudjud'un idjadiyla bir vudjud). Wisse, mein lieber Bruder! So wie es unvorstellbar ist, dass diese schöne Welt keinen Besitzer (malik) hätte, so ist es auch unvorstellbar, dass Er sich den Menschen nicht mitteilen und bekannt machen könnte. Denn der Mensch sieht die Schönheit dieser Welt (alem), welche die Vollendung ihres Besitzers (malikin kemalati) offenbart. Er ist ein Kalif, der über den Globus, der für ihn als seine Wiege erschaffen wurde, so verfügt wie er will. Ja er arbeitet sogar, was den Himmel über unserer Erde (dunya) betrifft, mit seinem Verstand und bekam trotz seiner Kleinheit und Schwäche wegen seiner außergewöhnlichen, Staunen erregenden Taten den Titel eines Ehrenbürgers der Schöpfung (eshref-i makhluqat). Da er jedoch nur den Bruchteil einer Entscheidungsfreiheit (djuz-u ihtiyar) in seinen Händen hält, steht er mit seiner Verfügungsgewalt wie ein Herr (sahib) weitestgehend über allen bloßen Ursachen. Daher ist es unbedingt notwendig, dass der wahre Eigentümer (Malik-i Haqiqi) sich durch seine Gesandten bei seinen durchaus bedeutenden, jedoch gottvergessenen (ghafil) Dienern vorstellt und ihnen zu erkennen gibt, damit sie über die Befehle (evamir) ihres Herrschers (Malik) und seinem Willen zu Seiner Zufriedenheit (mardiyet) in Kenntnis gesetzt werden. Wisse, mein lieber Bruder! Zwischen den verschiedenen Welten (alem), wie der Welt des Lichtes (ziya), der Welt der Wärme, der Welt der Luft, die Welt der Elektrizität und des Magnetismus, der Welt der Anziehungskräfte, der Welt des Äthers, der Welt der Bilder und Gleichnisse und der Welt des Zwischenreiches (berzah) gibt es keine Grenzen und keine drangvolle Enge. Diese Welten versammeln sich alle miteinander ohne alle Komplikationen und ohne sich aneinander zu reiben oder zu stoßen auf engstem Raum. Genauso ist auch das Zusammentreffen dieser so weitläufigen, verborgenen Welten (alem) auf dieser kleinen Erde möglich. Luft und Wasser sind in der Tat für die Bewegung des Menschen, Glas dem Durchscheinen des Lichtes (ziya), ja selbst die kompakte Materie für das Durchdringen der Röntgenstrahlen kein Hindernis. Auch für das Licht (Nur) des Verstandes, für den Geist (ruh) eines Engels, für den Einfluss der Hitze auf das Eisen und für den Fluss des elektrischen Stroms gibt es kein Hindernis. Genauso gibt es in dieser kompakten Welt (alem) kein Hindernis, das die Geister (ruhani) in ihrem Umherschweifen, die Dschinnen in ihrem Umherwandern, die Teufel (sheytan) bei dem Einfluss, den sie zu nehmen versuchen und die Engel (melek), die uns im Leben begleiten, nicht überwinden könnten. Wisse, mein lieber Bruder! Für das Licht und alle lichtvollen Dinge (nurani sheyler), wie das Auge, die Lampe und die Sonne ist wenig oder viel, ein Bruchteil oder das Ganze, eins oder Tausend gleich. In der Tat! Betrachte die Sonne in allen glänzenden Dingen, wie die Planeten, die Meere und Teiche und die Wassertropfen zeigen sich ihre Spiegelbilder mit vollkommener Leichtigkeit. Genauso schreibt die urewige Sonne in diesem kosmischen Buch alle Kapitel, Abschnitte, Zeilen, Sätze und Buchstaben gleichzeitig und ohne Anstrengung. Bei der Wiederauferstehung nach dem Tode (ba'thu ba'de-l maut) handelt es sich um dieselbe Leichtigkeit. Der Ehrwürdige Qur'an sagt: "Eure Erschaffung und Wiederauferstehung ist genauso wie die Erschaffung und Wiederauferstehung einer einzigen Seele (nefs)." Wisse, mein lieber Bruder! Der Mann, der die Zellen des menschlichen Körpers studiert und beobachtet, wie sie sich teilen, vermehren und dabei andere veranlassen, sich ebenfalls zu vermehren, {Sobald ein Kind in der Gebärmutter heranwächst, muss auch die Gebärmutter zwangsläufig mit wachsen.} in Harmonie mit allen anderen und innerhalb ihrer (gottgegebenen) Grenzen, bis ihr Wachstum eines Tages zum Stillstand kommt, versteht, dass es einen Grenzwächter gibt, der an den Grenzen aller Dinge ständig in Bewegung ist und diese Zellen aufhält und in ihre Schranken weist. Er hindert diese Zellen daran, auszuwuchern. Was aber den Wächter betrifft, so ist er die Verkörperung eines allumfassenden Wissens (ilm), das diese Erscheinung (tedjelli) in eine Bestimmung (qader), die Bestimmung in ein Maß (miqdar), das Maß aber in eine Gussform umwandelt. Das aber heißt, dass für alle Dinge eine Gussform vorgegeben ist, die bestimmend ist für alle Zellen, die in ihr heranwachsen. Wisse, mein lieber Bruder! Sowie die Ayat des Qur'an einander kommentieren (tefthir), so erläutert auch ein Teil des Buches dieser Welt (alem) den anderen Teil. So wie z.B. die materielle Welt (maddiyat alem) mit einem wahrhaftigen Bedürfnis die Sonne braucht, um die Lichter der Gnadengaben Gottes (envari nimeti) des Gerechten (Djenab-i Haqq) zu sich heranzuziehen, braucht auch die Welt des Geistes (alem-i maneviyat) die Sonne des Prophetentums (shems-i nubuvvet), um die Lichter der Barmherzigkeit Gottes (rahmet-i Ilahiyenin ziyalari) zu empfangen. Daher ist das Prophetentum des ehrwürdigen Gesandten sicher (vazih) und ganz offensichtlich im Grade der Sicherheit und Offensichtlichkeit der Sonne (shemsin vuzuhu). Wisse, mein lieber Bruder! Die Früchte, die sich auf die eigene Existenz eines Lebewesens (dhihayatin vudjudu) beziehen, sind nicht nur für dieses selbst von Nutzen und nicht darauf beschränkt, sich selbst in ihnen zu vollenden (kemal) und den eigenen Fortbestand zu sichern. Nur ein Teil der Früchte (seines Lebens) ist dem Lebewesen selbst zu eigen. Der übrige, größte Teil, kehrt zu seinem Schöpfer (Khaliq) zurück. Der Anteil, der den Lebewesen (als sein Lebenswerk) zugehört, kommt erst nach einer langen Zeit zustande. Was aber den Anteil des Schöpfers betrifft, so kommt er unmittelbar zustande. So verweist ein Lebewesen z.B. dadurch auf seinen Schöpfer, dass in ihm (Gottes) Schöne Namen (esma-i husna) als Seine vollkommenen Eigenschaften (ausaf-i kemaliye) sichtbar (tausif) werden. Und so lobt (hamd) es Ihn denn in der Sprache seines Zustandes (lisan-i hal). Wisse, mein lieber Bruder! Ein einzelner Mensch gewinnt eine Art Ganzheit durch seine alles umfassende Vorstellungskraft (fikr), seinen Verstand (aql) und die Weite seines Herzens (qalb). Da ein einzelner Mensch zudem als Treuhänder der Schöpfung (Kalif) durch sein Bewusstsein (shuur) mit allen einzelnen Bestandteilen der Welt (alem) verbunden ist und über sehr viele Arten, seien es Pflanzen oder Tiere, wie ein Herr (sahib) verfügt, ist er einer Tierart gleich und gilt in Anbetracht dessen als einzelner Mensch soviel wie eine ganze Tierart. Daher gelten die Wiederversammlungen, wie sie bei manchen Tieren oder verschiedenen Arten von Früchten immer wieder zustande kommen, gleich der alljährlichen Auferstehungen und Wiederverbreitung der Insekten, wie des Ungezifers alljährlich geschehen, auch für jeden einzelnen Menschen. Zusammenfassung: So wie es anhand der Ayat des Qur'an sichere Beweise dafür gibt, dass für die Söhne des Menschen eine große Auferstehung kommen wird, so gibt es auch durch die Seinszeichen (ayat) im Buche der Welt (alem) wiederum ganz sichere Beweise und Hinweise für eine große Auferstehung. Wisse, mein lieber Bruder! Wenn du der Rezitation des ehrwürdigen Qu'ran lauschst, kannst du dabei auf verschiedene Weisen zuhören: 1. Während der ehrwürdige Gesandte (rasul), mit dem Friede und Segen sei, von der Kanzel des Prophetentums (nubuvvet) herab die Menschheit anspricht und die Ayat des Qu'ran verkündet, richte dein Ohr, um seinen Vortrag mit ganzem Herzen (qalb) hören zu können, in deiner Vorstellung auf ihn und vergegenwärtige ihn so in deiner Vorstellung, dass du (seine Worte) hören kannst, als würden sie gerade eben seinen segensreichen Mund verlassen. 2. Oder versetze dich in die Situation, in der die beiden Exzellenzen (Hazret) lernend und lehrend (einander begegnen) und du könntest hören, wie der Erzengel Gabriel (Djibril, mit dem der Friede sei) Hazret Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, unterweist. 3. Oder versetze dich in deiner Vorstellung in die Situation, wo du hören könntest, wie der urewige Sprecher (Mütekellim-i Ezeli) sich auf der Stufe der Zwei Bogenlängen (Kab-i Kauseyn maqami) hinter siebzigtausend Schleiern dem ehrwürdigen Gesandten zuwendet (tekellümü), mit dem Friede und Segen sei. Wisse, mein lieber Bruder! Das Verhältnis zwischen dir, deinem Bewusstsein (shuur) und deinem Wissen (ilm) entspricht dem zwischen deinen Umständen und deinen Bedürfnissen. Denn zwischen der Ursache (sebeb) und seiner Wirkung (müsebbeb), zwischen der Kraft (quvvet) und der Arbeit (amel) muss es eine Beziehung (münasebet) geben. Es kann nicht mehr und nicht weniger sein. Im Vergleich mit (der ganzen Breite) der Sichtweise (nazar) und dem Wissen (ilm), mit dem dein Schöpfer (Khaliq) über dich (verfügt), ist dein eigenes Bewusstsein (shuur) und dein eigenes Wissen (ilm) über dich selbst nur so dünn wie ein Haar. Sei daher nicht wie ein Glühwürmchen, das im Sonnenschein eines helllichten Tages gegen das Licht der Sonne anzukämpfen versucht, indem du mit deinem winzig kleinen Wissen (ilim) und Bewusstsein (shuur) gegen das Wissen (ilim) und die Leuchtkraft (ziya) der urewigen Sonne (Shems-i Ezeli') anzutreten versuchst! Wisse, mein lieber Bruder! Die Taten (ef'al) Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) entsprechen einander. Seine Werke ähneln einander. Seine Namen ergänzen einander und weisen auf einander hin, Seine Eigenschaften (sifat) sind miteinander verschlungen, die Wirkung (shuunat) (Seiner Namen) ist vielseitig; und dennoch hat jeder (Name) seine charakteristischen Merkmale, deren unmittelbare Absicht jeweils ein besonderes Merkmal ist. Was dann die übrigen Merkmale betrifft, so sind diese zweitrangig. Wenn du daher, die Werke des Schöpfers (Khaliq), z.B. die unbelebte Natur betrachtest, stelle dir die Größe (azamet) und Allmacht (qudret) Gottes in den Mittelpunkt deiner Betrachtungen und denke dabei daran, dass alle übrigen Namen daneben zweitrangig sind. Betrachtest du hingegen die Tiere, so betrachte sie mit den Augen der göttlichen Barmherzigkeit (merhamet). Die übrigen Erscheinungsformen (der Namen Gottes) betrachte dann der Reihe nach. Wisse, mein lieber Bruder! Der ehrwürdige Qur'an ist Gottes Barmherzigkeit (rahmet) für alle Menschen. Denn von dieser tatsächlichen Welt (haqiqi alem) macht sich ein jeder Mensch seine ihm eigene Welt, so wie er sie sich vorstellt (hayali bir alem). Und so hat jeder auch seinen eigenen, ganz speziellen Qu'ran, so wie er den Qur'an, seinem eigenen Temperament (meshreb) entsprechend versteht und aus seinem Gedächtnis (hafidh) entnimmt, seinen Geist (ruh) damit heranbildet und sein Herz (qalb) in ihm heilt. Des Weiteren ist eine Besonderheit des ehrwürdigen Qur'an die folgende: Alle Gelehrten (ulema) und jeder andere kann entsprechend seiner eigenen Schule (ehl-i meshreb) um seiner rechten Leitung (hidayet) und Heilung (shifa) willen verschiedene Ayat aus verschiedenen Suren entnehmen. Denn zwischen jeder Ayah und den anderen Ayat im Qur'an gibt es eigene, sehr feinsinnige Zusammenhänge und verbindende Aspekte. Zwischen ihnen gibt es keine Fremdheit. Aus diesem Grund gleichen die Ayat, die aus verschiedenen Suren zusammengestellt wiederum einem kleinen Qur'an. Wisse, mein lieber Bruder! لاَ حَوْلَ وَ لاَ قُوَّةَ اِلاَّ بِاللّٰهِ {"Es gibt keine Macht noch Kraft außer bei Gott."} Dieser heilige (muqaddes) Satz bezieht sich auf die Entwicklungsformen und Lebensumstände des Menschen, angefangen bei der Entstehung einer Zelle, die heranwächst, bis sie schließlich die Gestalt eines gläubigen Menschen annimmt, beginnend bei der unbelebten Natur, über pflanzliche und tierische bis hin zu den Formen menschlicher Gestaltung. Während dieser verschiedenen Phasen ist der Mensch in all seinen Empfindungen (letaif) sehr vielen Leiden und Hoffnungen ausgesetzt. Darüber hinaus wird in dem obigen Satz nicht erwähnt (dhikr), auf welche Zusammenhänge sich Macht (haula) und Kraft (quvvah) beziehen und bleiben daher für sich allein. Deshalb spendet dieser Satz Trost und wird, den Zusammenhängen (maqam) entsprechend, im Rahmen ihres Sinngehaltes ausgelegt (tefthir), z.B. 1. لاَ حَوْلَ عَنِ الْعَدَمِ وَ لاَ قُوَّةَ عَلَى الْوُجُودِ Es gibt weder eine Macht, um aus dem Nicht-Sein (adem) heraus zu treten, noch eine Kraft ins Dasein (vudjud) zu gelangen, außer bei Gott. 2. لاَ حَوْلَ عَنِ الزَّوَالِ وَ لاَ قُوَّةَ عَلَى الْبَقَآءِ Es gibt weder eine Macht, um vor dem Ende verschont zu bleiben, noch eine Kraft zur Beständigkeit, außer bei Gott. 3. لاَ حَوْلَ عَنِ الْمَضَرَّةِ وَ لاَ قُوَّةَ عَلَى النَّفْعِ Es gibt weder eine Macht, um vor Schaden bewahrt zu bleiben, noch eine Kraft, um einen Nutzen zu erlangen, außer bei Gott. 4. لاَ حَوْلَ عَنِ الْمَصَآئِبِ وَ لاَ قُوَّةَ عَلَى الْمَطَالِبِ Es gibt weder eine Macht, um sich vor Unglücksfällen zu schützen, noch eine Kraft, um sein Verlangen zu stillen, außer bei Gott. 5. لاَ حَوْلَ عَنِ الْمَعَاصِى وَ لاَ قُوَّةَ عَلَى الْعِبَادَةِ Es gibt weder eine Macht, um sich vor dem Ungehorsam zu retten, noch eine Kraft, um den Dienst und die Anbetung Gottes zu verrichten, außer bei Gott. 6. لاَ حَوْلَ عَنِ النِّقَمِ وَ لاَ قُوَّةَ عَلَى النِّعْمَةِ Es gibt weder eine Macht, um sich vor dem Bösen zu retten, noch eine Kraft, um Wohltaten (nimet) zu erlangen, außer bei Gott. 7. لاَ حَوْلَ عَنِ الظُّلْمَةِ وَ لاَ قُوَّةَ عَلَى النُّورِ Es gibt weder eine Macht, um sich vor der Finsternis zu schützen, noch eine Kraft zum Licht (Nur), außer bei Gott. Und dergleichen kann man (in den obigen Satz) je nach dem Zusammenhang den Empfindungen des Menschen entsprechend alle Übel der Welt einfügen und positiv ergänzen (tefthir). * * * Ergänzung zum Anhang بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّحِيمِ {"Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Allbarmherzigen."} Wisse, mein lieber Bruder! Aus dem Munde einiger Menschen kommen drei Behauptungen in Umlauf, die von ihrer Anzahl her nur wenig, von ihrem Wert her dagegen sehr bedeutend sind. Erstens: Alles hat sich aus sich selbst heraus entwickelt. Zweitens: Der Erschaffer und der Bewirker sind dafür die Ursachen. Drittens: Dies erfordert die Natur. Höre nun die Erklärung dazu, dass diese drei Worte sehr viele Unmöglichkeiten in sich enthalten. Das Dasein (maudjud) des Menschen ist eine Tatsache. Der ersten Behauptung zufolge ist der Mensch zugleich der Künstler als auch sein Kunstwerk. Die zweite Behauptung besagt, dass der Mensch ins Dasein (vudjud) gelangte, weil die Ursachen dies bewirkten. Der dritten Behauptung entsprechend stellt sich der Mensch als ein Werk vor, dass die Natur erschaffen hat. Was den vierten Aspekt betrifft, so ist er der Mensch ein Geschöpf Gottes wie Recht (haqq) und Wahrheit (haqiqa) es erfordern. Die erste Behauptung enthält unzählbar viele Unmöglichkeiten: 1. Der ersten Behauptung zufolge ist es notwendig, dass eine jede Zelle, aus der einmal ein Mensch werden soll, über ein Auge, ein Wissen (ilim) und andere notwendige Dinge verfügen können muss, um sowohl das Innere des Menschen als auch die Natur (kainat), von der er lebt, sehen und erkennen zu können. 2. Es sind so viele Gussformen notwendig, wie Zellen gebildet werden sollen, entsprechend der Zusammensetzung der verschiedenen Organsysteme des menschlichen Körpers, genauso, wie viele Gussformen notwendig sind, um in einer Druckerei die verschiedenen Buchstaben setzen zu können. 3. Gleich den Steinen einer Arkade, die von allen anderen gehalten werden, als auch allen anderen Halt geben, muss auch jede einzelne Zelle im menschlichen Körper alle anderen stützen (hakim), als auch von ihnen unterstützt (mahkum) werden. Ebenso sind alle Zellen zwar voneinander verschieden, jedoch auf einander abgestimmt, zwar in sich vollkommen, jedoch untereinander voneinander abhängig. Die Unmöglichkeiten der zweiten Behauptung: 1. Die Basisstoffe des Menschen, d.h. die Stoffe, aus denen ein Mensch zusammengesetzt ist, sind Stoffe, gleich unterschiedlichen, ganz verschiedenen, voneinander getrennten, abgesonderten Heilmittel, die verschlossen und versiegelt sind wie in einer Apotheke. Wäre es möglich, dass diese Heilmittel, ohne von jemandes Hand berührt zu werden, nach Maß und Notwendigkeit, in vollkommener Wohlordnung und Ausgewogenheit selber aus ihren Gläsern hervortreten und sich zu einer lebensfähigen Gestalt zusammen fügen, so könnte man sagen: es ist möglich, dass auch der Mensch ohne seinen Schöpfer und allein aufgrund irgendeiner Ursache aus einer unbelebten Materie hervorgetreten wäre. 2. In dem gleichen Grade der Unmöglichkeit, dass etwas in vollkommener Wohlordnung, durch unzählbar viele blinde, taube Ursachen ohne Leben und Bewusstsein entstanden sein könnte, ist es auch unmöglich, dass ein Mensch ohne einen Schöpfer aus diesen Substanzen hervorgegangen sein könnte. Darüber hinaus haben es materielle Ursachen nur mit Dingen zu tun, die sie von außen berühren können. Sie haben keinen Einfluss auf die anmutigen, feinsinnigen und einzigartigen Ornamente und Kunstwerke (die Organe) im Innern eines Menschen. 3. Dem Erfordernis einer solchen Behauptung entsprechend würde die Versammlung dieser unzählbar vielen Ursachen in vollkommenem Einklang und in Ausgewogenheit, der Notwendigkeit angemessen, in jedem Atom und in jeder Zelle notwendig. Eine solche Versammlung aber würde heißen, dass die Welt (alem) mit all ihren Bestandteilen und Grundsätzen samt ihrer Größe in deine Hand kommen und sich dort versammeln müsste. Denn falls die Ursachen des Menschen Meister (ustadh) wären, müssten sie, in Anbetracht dessen, dass alle Bestandteile und Grundsätze der Welt (alem) mit dem Menschen verbunden sind, auch bei der Konstruktion eines Menschen tätig und sein Meister (= seine Ursache) sein. Ein Meister aber arbeitet an einer Sache, nachdem er sich in sie vertieft hat. In diesem Falle also müssten sich alle Bestandteile der Welt in einer einzigen Zelle des Menschen versammeln können. Das aber ist eine solche Unmöglichkeit, dass sie sogar die unmöglichste aller Unmöglichkeiten ist. Die Unmöglichkeit und Unhaltbarkeit der dritten Behauptung: Die Natur hat in der Tat zwei Aspekte. Der eine ist die rein äußerliche (dhahiri), was aber von den Leuten der Gottvergessenheit (ghaflet) und des Irrtums (dalalet) für die Wahrheit angesehen wird. Der andere aber ist die innere (batini), die ein Kunstwerk Gottes und die Farbe des Erbarmers (Rahman) ist. Was aber die Kraft (quvvet) betrifft, die der Natur hinzu behauptet wird, so ist sie eine Erscheinung der Macht des allweisen und allwissenden Schöpfers (Khaliq-i Hakim-i Alim djilve-i qudret). Der blinde Zufall und die Ursachen in ihrer Übereinstimmung, welche die Leute der Gottvergessenheit (ghaflet) für ihren Schöpfer (sani') halten und der Natur anhängen, sind eine Illusion, die aus ihrem Irrglauben entsteht und eine Erfindung des Teufels ist. Denn wenn diese so außergewöhnlich wundervollen Kunstwerke nicht einzig und allein durch die Hand der Macht des Allwissenden und Allsehenden (Khabir-i Basir'in yed-i qudret), der mit allen vollkommenen Eigenschaften (ausaf-i kemaliye) ausgestattet ist, entstanden sein sollten, wie in meinen verschiedenen Werken bereits auf eine zuverlässige Weise bewiesen wurde, wurde dann etwa dieses Hemd, das der Schöpfung übergezogen wird, durch die kompakte, leblose, begrenzte, armselige (miskin) Hand der Möglichkeiten angefertigt? Oder haben etwa Mücken oder Schildkröten diese schönen Konstruktionen und Ornamente, die den Welten (alem) übergezogen werden, gemacht? Nein und abermals nein!... Unter allen Menschen und Dingen gibt es in der Tat so viele Zeugnisse (shahid) wie es (in dieser und in jener Welt) Vorhandenes (maudjudat) gibt, dass es ein Kunstwerk des urewigen Schöpfers (Sani'-i Ezeli') ist. Zum Beispiel: 1. Die Schöpfung (kainat). Die Schöpfung bezeugt (shehadet) in der Tat (ihren Schöpfer) mit 55 Zungen, {eine Erklärung findet sich in der Abhandlung "Tropfen (Katre)"} mit allen Atomen und allem, was sich aus ihnen herangebildet hat (mürekkebat). 2. Der Qur'an. In der Tat sind der Qur'an, alle Propheten (enbiya), alle Heiligen (auliya), die Bücher der Monotheisten (muvahhidin) und die Ayat aus der Erschaffungsakte und des Seins auf der Seite (sahife-i kaun) von der Erschaffung und dem Daseins (tekvin) berechtigte Zeugnisse (adil shahid) dafür, dass sie der Schöpfer (Khaliq) erschaffen hat. 3. Der Führer aller Geschöpfe, der Gesandte Gottes und alle Propheten, Heiligen und Engel, sie alle machen gemeinsam ihr Zeugnis (ilan-i shehadet) bekannt, dass Gott (Allah) der Schöpfer aller Dinge ist. 4. Menschen und Dschinnen sind mit ihren angeborenen Bedürfnissen (ihtiyacat-i fitriye) {Gott als der Herr der Welt schenkt uns alles, was wir an Nahrung und Kleidung benötigen.} auf ihre Art dafür Zeugen (shahid). 5. Gott (Allah) selbst bezeugt (shehadet), dass Gott Seine Gottheit (uluhiyet) und Sein Schöpfertum (Khallakiyet) zu eigen ist und Ihm einzig und allein gehört. Gefährte! Die Frage der Zuschreibung eines Kunstwerkes entweder auf (verschiedene) mögliche (Ursachen), um noch einmal auf die oben erwähnten drei Aspekte zurück zu kommen, oder aber auf den Notwendigen (Vadjib), so wie Recht und Wahrheit (haqq) es erfordern, gleicht der Frage nach den Früchten eines Baumes. Es ist dies wie folgt: Werden die Früchte dieses Baumes der Einheit (vahdet) zugeschrieben, dann heißt das: Nach dem Gesetz des Wachsens und Gedeihens entsteht dieser Baum aus einem Samenkorn, aus dem der Stamm nach oben und die Wurzeln nach unten wachsen. Das Samenkorn tritt auf den Befehl zu sein (evamir-i tekviniye) in Erscheinung. Dieser Seinsbefehl wird durch den Befehl (emr): "Sei كُنْ (kun)!" erteilt. Der Befehl: "Sei!ُنْ " wiederum geht von dem Einen, notwendiger Weise Seienden (Vahid-i Vadjib) aus. Hier ist die Erschaffung dieses Baumes mit all seinen Bestandteilen, Blättern, Ästen, Zweigen und Früchten ebenso leicht und einfach wie die einer einzigen Frucht. Denn nach dem Prinzip der Einheit (vahdet) gibt es keinen Unterschied zwischen einem Baum mit einer winzig kleinen Frucht und einem sehr großen Baum mit vielen Früchten. Diese Unterschiedslosigkeit erwächst aus der Leichtigkeit in der Einheit (vahdet) einerseits und aus der Schwierigkeit in der Vielheit (kethret) andererseits. Wenn man (den Baum) aber einer Vielheit zuschreibt (kethrete isnad), dann müssen für (das Wachstum) jeder Frucht, jeder Blüte, jeden Blattes, jeden Astes und Zweiges alle (dazu notwendigen) Ursachen gegeben und die (erforderlichen) Werkzeuge und Geräte usw. vorhanden sein, wie sie für die Entstehung eines (ganzen) Baumes notwendig sind. Denn (der Baum) als Ganzes ist auch in jedem seiner Teile enthalten. Was für ihn notwendig ist, ist auch für sie alle notwendig. Bei diesem Sachverhalt gibt es keine andere Möglichkeit außer diesen beiden. Die eine ist notwendig (vadjib), die andere aber ist unmöglich. Zusammenfassung: Führt man die Entstehungsursache einer Zelle auf (diese Zelle) selbst zurück, dann wäre es notwendig, die Eigenschafen, welche überall auf der ganzen Welt (kainat) anzutreffen sind, auf sich selbst zu konzentrieren. Sollten irgendwelche Ursachen die Entstehung einer Zelle bewirken, müssten sich alle Ursachen der Welt (alem) in dieser Zelle versammeln. Könnte aber in einer Zelle, in der noch nicht einmal Platz für die beiden Fühler einer Mücke zu finden wäre, genügend Raum für die Kommandozentrale zweier Götter (iki ilahin tasarrufu) sein? Keineswegs! Darüber hinaus findet sich in allen Dingen, angefangen von einer Zelle bis hin zur ganzen Welt (alem) eine gewisse Art von Einheit (vahdet). Wenn aber das so ist, kann auch der Schöpfer (Sani') nur ein einziger (vahid) sein. Denn Einheit (vahid) entsteht nur aus einer Einheit. Des Weiteren kann etwas, so groß wie ein Korn, die Sonne mit all ihrem Licht (ziya) und ihren Farben als Spiegelbild in sich zeigen. Aber als Ursprung kann ein Korn nicht einmal zwei Körner in sich tragen und ihnen als Ursprung dienen. Des Weiteren ist ein äußerliches Sein noch stabiler und noch fester als das Sein eines Spiegelbildes. Ein Punkt eines äußerlichen Seins kann einen Berg aus dem Sein eines Spiegelbildes beinhalten. Genauso ist das Dasein des notwendig Seienden (vudjud-u vudjubi) noch stärker, noch dauerhafter und noch fester. Ja vielmehr geht das äußere Sein (vudjud-u haridji) aus dem wahren Sein (vudjud-u haqiqi) hervor. Darüber hinaus sind die Formen des möglichen Seins (imkani vudjud), die im allumfassenden Wissen des Urewigen (ilm-i muhit-i ezeli) in Erscheinung treten, Spiegelungen und Reflexionen der lichtvollen Erscheinungen (tedjelliyat-i nuriye) des notwendigen Seins (vudjud-u vudjubi). Wenn das aber so ist und das Wissen des Urewigen (ilm-i ezeli) ein Spiegelbild des möglichen Seins (imkani vudjud) ist, so ist das mögliche Sein auch ein Spiegelbild des notwendige Seins. Doch selbst dann, wenn alle möglichen Seinsformen bereits aus dem Wissen des Urewigen in das äußere Sein (vudjud-u haridji) übergegangen sind, können sie selbst dann noch nicht die Stufe des wahren Seins (vudjud-u haqiqi) erlangen. Quote Link to comment Share on other sites
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