Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 Der Verfasser der Risale-i Nur Biographie Said Nursi Sein Leben und Werk بِسْمِ اللّهِ الرّحْمنِ الرّحِيمِ وَ بِهِ نَسْتَعِينُ {"Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. Und mit Seiner Hilfe."} Vorwort Dieses Vorwort wurde von einem bedeutenden islamischen Gelehrten aus Medina geschrieben. In dem Vorwort, das ich über den großen Iqbal geschrieben habe, sagte ich: "Wenn man die Biographie der Großen der Menschheit liest, oder die Sagen und Legenden der Helden und Heiligen erzählt, sich ihr teures Andenken ins Gedächtnis ruft, fühlt man sich in eine andere Welt versetzt. Das Herz wird von der erhabenen Flamme einer ganz reinen Liebe entzündet und von Gottes Segen umhüllt. Die Geschichte weist Menschen von einer solchen Größe auf, dass im Vergleich mit ihnen viele Große klein erscheinen." Bei der Erwählung von Menschen, die einen Ehrenplatz in der Geschichte haben, Erhebt sich der Geist von der Erde in weiteste Welten... Aus den Tiefen umhüllt die Seele ein Segen wie von tausend Wohlgerüchen, Als sei sie durch die Rosengärten des Paradieses hindurchgegangen. Als ich dieses Vorwort schrieb, fand ich mich von dieser tiefen Wahrheit mit all ihrer Gewalt und Majestät ergriffen. Denn dieses Werk, welches wir unserem verehrten Leser in tiefster Aufrichtigkeit ans Herz legen, berichtet von Bediüzzaman Said Nursi, dem großen Ustadh (Meister), der die Herzen anzurühren vermochte, in dessen nahezu hundert Jahre währendem Leben sich zu jeder Zeitspanne Tausende von Wundern zeigten, sowie von seinem Gesamtwerk, der Risale-i Nur (Botschaft vom Licht), die aus 130 Einzelwerken besteht und schließlich von den "Nur"- Schülern (Nur; Licht), die durch ihren Charakter, ihre Tugenden, ihre Aufrichtigkeit, ihre Innigkeit, ihren Glauben und ihre Erkenntnis zu jeder Zeitspanne ihres Lebens der Menschheit ein untadeliges Beispiel geben. Man sagt, dass dieses Vorwort eine kurze Zusammenfassung des ganzen Buches sei. Aber ist es denn möglich, den Inhalt dieses gewaltigen Buches, in dem jedes Thema so tief und weit gefasst ist, dass man ein eigenes Buch dafür benötigte, in wenigen Seiten zusammenzufassen? Bis heute habe ich mich angesichts dessen, was meine Wenigkeit in Gedichtform oder Prosa niedergeschrieben hat, noch nie so hilflos und unschlüssig gefühlt. Infolgedessen werden diejenigen, welche dieses Buch mit tiefer Liebe, mit göttlicher Freude und glühender Begeisterung lesen mit Erstaunen feststellen, dass Bediüzzaman ein Gelehrter völlig anderer Art und eine führende Persönlichkeit gewesen ist, die schon seit seiner Kindheit in einer ganz ungewöhnlichen Weise herangewachsen ist und durch die Erscheinung der Namen Gottes ein Leben lang begnadet worden ist. Nachdem ich diese Persönlichkeit, ihre Werke, ihre Schüler bis in die feinsten Feinheiten hinein untersucht hatte und seine lichte Welt mit meinen Gefühlen, Gedanken, ja meiner Seele in mich aufgenommen hatte, begriff ich, welche profunde Wahrheit in diesem Verse eines großen Dichters der alten Araber enthalten ist, wenn er sagt: "Es ist für Gott, den Gerechten, ein Leichtes diese ganze Welt in einer einzigen Person zu konzentrieren..." Die Zahl derer, die in den Anziehungsbereich dieses Zentrums des Geistes (Qutub) gelangen, der von seinem erhabenen Ziel, seiner königlichen Berufung, der gewaltigen Größe seines Glaubens her Segen und Inspiration empfing, wächst von Tag zu Tag. Dieses erhabene Geschehnis, das den Verstand in Erstaunen versetzt, pflanzt sich fort in den Ungläubigen und erfreut die Gläubigen, ja beglückt sie. Sehen Sie bitte, was ein bedeutender Mudjahid {Mudjahid: ein Strebender, ein Sicht-Anstrengender, ein Sich-Bemühender um Gottes Willen und um Gottes Lohn. (A.d.Ü.)} über dieses göttliche Geschehnis schreibt, das in den Herzen der Gläubigen fortlebt, so dass sie sich in ihrem Inneren mit ihm verbunden fühlen. Seine Worte lassen die Herzen in heiliger Begeisterung höher schlagen, wenn er sagt: "In diesen dunklen Tagen der Unmoral, die sich gleich einer Sintflut überall hin auszubreiten beginnt, jede Tugend unter sich begräbt, finden wir Trost, wenn wir sehen, wie der Segen, der von Bediüzzaman ausgeht, jeden Widerstand bricht und die Herzen aller wie ein Sturmwind erobert... Unsere Nächte waren sehr finster geworden und der Morgen nach so finsteren Nächten ist schon nahe herbeigekommen." Ja, diejenigen, welche gesehen haben, wie sich das Licht gleich einem Geheimnis von Herz zu Herz, jeden Widerstand brechend, mit seinem segensreichen Einfluss in jeder Ecke des Landes verteilt und verbreitet, beginnen sich erstaunt und erschreckt zu fragen: "Wer ist dieser Mann, dessen Ruhm unser Land von allen Seiten her überzieht? Was ist sein Leben, sein Werk, seine Berufung, sein Charakter? Ist der Weg, dem er folgt ein Orden (tariqat), eine Vereinigung oder eine politische Organisation?" Nicht nur das. Mit einem Mal begann der Strom schwerer Verfolgungen, peinlicher Untersuchungen, langwieriger, nahezu pausenloser Prozesse, ausgelöst teils direkt von der Regierung, teils von dem Justizministerium, nicht mehr abzureißen... Als sich in der Folge herausstellte, dass es sich hierbei lediglich um eine Gründung von "Glaube und Erkenntnis" handelte, welche die göttlichen Manifestationen im Lande der Herzen errichtet hatte, manifestierte sich auch die Gerechtigkeit in göttlicher Weise folgendermaßen: "Es ergeht das Urteil: Bediüzzaman wird mit allen seinen Werken freigesprochen." Dies wurde öffentlich bekannt gegeben. So zeigte sich schließlich sonnenklar, dass der Geist über die Materie, die Wahrheit über den Irrtum allezeit, das Licht über die Finsternis, der Glaube über den Unglauben allezeit siegen wird. Diese Wahrheit ist göttliches Gesetz vor allen anderen, unveränderbar von Ewigkeit zu Ewigkeit. Man sagt, der wahre Maßstab, zu prüfen, ob Wesen und Wirklichkeit eines Reformers, in welcher Atmosphäre auch immer er erscheinen mag, echt und aufrichtig sind, bestehe darin, die Unterschiede festzustellen, die sich aus den Veränderungen im persönlichen und öffentlichen, körperlichen und seelischen Leben zwischen dem ersten Tage ergeben, an dem er mit seiner Verkündung begonnen hatte, bis zu dem Tage, wo er seine Verbesserungen erfolgreich durchsetzen konnte. Zum Beispiel: da ist ein Mann, der ist in den ersten Tagen unaufdringlich, hochherzig, selbstlos, bescheiden, kurz eine makellose Persönlichkeit ersten Ranges, also ein wahres Beispiel von Anstand und Charakter. Sehen wir, ob er, nachdem er mit seinen Bemühungen zum Erfolg gelangt ist und sich die Gefühle, Hoffnungen und Herzen ihm zugewandt haben, sich noch immer seine frühere makellose und beispielhafte Haltung bewahren konnte? Oder glaubt er etwa in seinem Siegestaumel wie so viele, die man als groß ansieht, dass ihm der Raum zwischen Himmel und Erde zu eng geworden sei? Dies also ist der reinste Spiegel, der das absolut wahre Gesicht irgendeines großen oder kleinen Trägers von Ziel und Aufgabe zurückwirft, Wesen und Wirklichkeit, seine Persönlichkeit und seinen wahren Charakter. Im Verlauf der Geschichte waren es zunächst die Propheten, insbesondere der Fürst aller Propheten, mit dem Friede und Segen sei, sodann seine Nachfolger, die Kalifen und seine Bundesgenossen, die Ssahabis, sodann die großen Persönlichkeiten, die ihrer lichtvollen Spur gefolgt sind, die das königliche Beispiel derer geben, welche die große Prüfung bestanden haben. اَلْعُلَمَاءُ وَرَثَةُ اْلاَنْبِيَاءِ {"Die Gelehrten sind die Nachfolger der Propheten."} In dieser Ehrwürdigen Überlieferung bringt unser Prophet in seiner so wunderbar klaren Art zum Ausdruck, dass es keineswegs eine leichte Sache ist, ein Gelehrter zu werden. Weil also nun ein Gelehrter der Erbe der Propheten ist, muss er auch, wenn er Recht und Wahrheit lehren und verbreiten will, genau dem gleichen Weg folgen, den auch sie beschritten haben, auch wenn er übersät ist mit Felsbrocken, Steinen, Kieseln und Schlamm, auch wenn sich auf ihm Berge und Abgründe befinden, oder noch schlimmer: Verfolgung, Einzelhaft, Mordanschläge und Todesurteile und noch andere tausenderlei Arten von Unterdrückung und Folter, wie man sie sich kaum vorstellen, ja noch nicht einmal davon träumen kann... So ist also Bediüzzaman eine Persönlichkeit, die ein ganzes Leben lang - also mehr als ein halbes Jahrhundert - in diesem heiligen Bemühen (djihad) einen schwierigen Weg zähen Ringens beschritt, Hindernisse, die sich ihm in den Weg stellten mit Fallgeschwindigkeit überwand und damit bewies, dass er in der Tat ein Gelehrter war, der den Fußspuren der Propheten gefolgt ist. Was mich an ihm am meisten begeistert hat, war neben seinen außergewöhnlichen wissenschaftlichen Fähigkeiten, seinem charakterlichen Wert und seiner hohen Bildung, vor allem sein Glaube, unerschütterlicher als die Berge, tiefer als die Meere, höher und weiter als die Himmel. Oh mein Herr! Welch ein gewaltiger Glaube! Was für eine unendliche, nie versiegende Geduld! Was für ein eiserner Wille! All diesen Unterdrückungen, Warnungen, Peinigungen und Schikanen beugte er seinen Nacken nicht! Sie konnten ihn nicht mundtot machen. Stets behielt er den längeren Atem. Inspiriert durch die Gedichte des großen Iqbal, schrieb ich einmal in meiner Begeisterung ein Gedicht, das ich "Mudjahid" nannte. Manch einer von denen, welche die unten angeführten Zeilen gelesen haben, mag danach vielleicht gedacht haben, dies sei eine dichterische Übertreibung. Wer aber dieses wunderbare Werk gelesen hat, zu dem das Vorwort zu schreiben ich die Ehre habe, der kann nur von jener überströmenden Begeisterung erfüllt werden, welche begreift, was für einen Diener sich Gott erwählt hat. Welch ein Glaube, wenn er zur Vollkommenheit gelangt! Und was für Wunder vermag er zu vollbringen!... Sobald ein fester Entschluss einen vom Glauben erfüllten Menschen ergreift und dieser Mensch dann vom letzten Geheimnis des Glaubens berührt wird, kann auch der schrecklichste Tod ihn nicht in Ketten halten... wie einen Lavastrom kann nichts ihn mehr binden... Von meinem Herren herab gibt Kraft seinem Entschluss seine Eingebung... Den Propheten im Traum sieht er vielleicht jeden Abend... Ganz Licht, von seinem Glauben voll in seinem Herzen der Mihrab (Gebetsnische, Ehrenplatz) Eine Leuchte seinem Horizont vermag in dieser Welt der Mond nicht zu sein... Der Schnee der Winter spricht ihn nicht an, erschreckt ihn nicht, bekümmert ihn nicht, schmerzt ihn nicht... Die Jahreszeit seines ganzen Lebens ist ein linder schattiger Sommer... Auch des Paradieses Welten sieht er im Diesseits. Suchte man ihn auch zu vernichten, so kümmert er sich doch nicht um seinen Kummer und Leiden so groß wie Berge... Und öffneten sich auch rings um ihn unzugänglich steile Abgründe, Ginge der Mond unter, verlöschte die Sonne, verdunkelte sich der Horizont, fiele der Himmel ein und stürzte herunter, er wiche nicht ab von seinem Weg und kehrte nicht um! Und die Fackel des Glaubens, die in seiner Seele brennt, löscht nicht aus... Wie heilig ist doch der Glaube in seinem Herzen, wie ein Vulkan! Und in seinem Gewissen ruft jeden Augenblick eine Stimme: Vorwärts Reisender! Die Morgen dämmern herauf! Halte dich nicht auf! Lass die Finsternisse blutige Tränen weinen mit deiner Fackel Schein! Klimme der Sterne Leiter empor zu hohen Welten! Oh Du Hand, die du aus dem Paradiese gekommen bist, die Menschheit zu erretten! Es ist, als seien diese Verse für Hazret-i Mudjahid Bediüzzaman, einen Vollendeten im Glauben, geschrieben. Denn diese hohen Eigenschaften sind sämtlich seine Eigenschaften. Sehen Sie bitte, was Gott, der Gerechte in dieser ehrwürdigen Ayah über die Mudjahidin verkündet, wenn er sagt: وَالَّذِينَ جَاهَدُوا فِينَا لَنَهْدِيَنَّهُمْ سُبُلَنَا وَاِنَّ اللّٰهَ لَمَعَ الْمُحْسِنِينَ {"Wer sich um Unsertwillen bemüht, dem zeigen Wir sicherlich unsere Wege, denn ohne Zweifel ist Gott mit jenen guten Menschen, welche sich aufrecht bemühen und das Gebet so verrichten, als sähen sie Gott vor sich."} Das heißt also, dass der große Gott denen, die den guten Kampf kämpfen (Mudjahidin), die um des Glaubens und um des Qur'an willen dem Leben und der Welt entsagt haben, den Weg zu Wahrheit und Rechtleitung darzulegen verspricht. Und als ob Gott, der Gerechte, Sein Versprechen nicht hielte... Keineswegs! Und dabei genügt es bereits, wenn die Bedingungen erfüllt sind, welche dieses gewaltige göttliche Versprechen zur Voraussetzung hat. Diese ehrwürdige Ayah ist uns ein leuchtender Wegweiser, um Charakter und Persönlichkeit des Meisters kennenzulernen. Und in diesem kristallklaren Lichte können wir nun die feinsten Striche und die kleinsten Punkte sehen und wahrnehmen. Denn wenn nun einmal ein Mensch die Gnade empfangen hat, sich in Gottes, des Gerechten Schutz und Beistand zu befinden, gibt es für ihn keine Furcht, keinen Kummer, keine Traurigkeit, kein Erschrecken und keinen Überdruss mehr. Was für Wolken vermögen den Himmel eines Herzens zu verhüllen, der vom Lichte Gottes erleuchtet ist? Was für vergängliche Hoffnungen und Wünsche, was für armselige Interessen und Neigungen, was für erbärmliche Launen und Absichten vermögen den Geist eines Dieners zu befriedigen, zu beruhigen, zu trösten, der Glückseligkeit erlangt hat und beständig in der göttlichen Gegenwart weilt. Gott ist sein Herr, der ihm hilft, ihn leitet und für ihn eintritt. In Seinem Gedenken wird ganz Licht sein Gefühl, sein Empfinden! Er erhebt sich zu den Stufen der Erkenntnis in jedem Augenblick. Völlig neue Horizonte eröffnet seinem Geiste der Qur'an... Der Qur'an erinnert ihn an die "Bezm-i Elest". {Die Versammlung der Seelen und der Geister, die Allah befragte: "Bin ich nicht euer Herr?", nachdem Er sie erschaffen hatte. (A. d. Ü.)} Der Liebende ist seit Urzeiten von Seiner Gegenwart berauscht... So ist also Bediüzzaman eine solche gesegnete Persönlichkeit, an der Gnadengaben offenbar wurden, die Wunder über Wunder sind. Und deswegen sind Gefängnisse für ihn zu Rosengärten geworden. Von dort blickt er hinüber nach den leuchtenden Horizonten der Ewigkeiten. Richtstätten wurden ihm Stätten der Verkündigung und Rechtleitung. Von dort aus erteilt er der Menschheit um eines erhabenen Zieles willen Unterricht in Ausdauer und Geduld, Unerschrockenheit und Standhaftigkeit. Gefängnisse verwandelten sich für ihn in eine Schule des ägyptischen Josef. Er betrat sie, wie ein Professor eine Universität zur Vorlesung betritt. Denn die sich dort befanden, wurden seine Schüler, die seines Segens und seiner Rechtleitung bedürftig waren. Jeden Tag einige Landsleute durch den Glauben zu retten und Verbrecher in den Zustand von Menschen gleich Engeln zu versetzen, war für ihn eine Glückseligkeit, gegen die er Welten nicht eintauschte. Ein solcher Mensch, begabt mit dem hohen Bewusstsein des Glaubens und der Aufrichtigkeit, befindet sich in einem Zustand, da er ohne Zweifel den Goldflitter der Ideale der Zeit und des Raumes, welche die Sterblichen prägen, der finsteren Welt der Materie überlässt, und wo seine Seele sich zu den lichtüberströmten Horizonten des Geistes erhebt. Siehe, diese hohe Stufe, welche die großen Mystiker (Sufis) als Fena-fi'llah und Baqa-bi'llah (aufgelöst und beständig in Gott vereinigt zu werden) schildern und beschreiben, ist dieser heiligen Ehre teilhaftig zu werden. Ja, jeder Gläubige wird sich der Gegenwart Gottes auf seine eigene Weise bewusst und versenkt sich darin, kennt seinen persönlichen Ausdruck von Demut, Verzicht und völligem Sich-Überlassen, entäußert sich in der ihm eigenen Art, schreitet voran. Und jeder kann entsprechend seinem Glauben, seiner Erkenntnis, dem Guten, das er tut, seiner Gottesfurcht und seinem Voranschreiten im geistigen Leben an der Freude Gottes und Seinem Wohlgefallen seinen Anteil erwerben. Jedoch dauert dieser Zustand der Schönheit und Güte, dieses Wohlbefinden in Gemeinsamkeit, diese Freude ohne Beispiel bei diesen großen Mudjahidin, welche die Güte oben angeführter Ayah erlangt haben, ungebrochen fort. Und aus diesem Grunde also verfallen sie nicht der Ghafla {Ghafla: Gleichgültigkeit gegenüber dem Jenseits bei gleichzeitig gesteigertem Kampf ums Dasein. (A. d. Ü.)} und vergessen ihren Herrn. Sie kämpfen ein Leben lang wie die Löwen gegen ihre Selbstsucht. Und jeder Augenblick ihres Lebens gemahnt daran, in welch hohem Grade sie sich ständig weiter entwickeln und vervollkommnen. Und mit ihrem ganzen Sein finden sie sich mit dem Herrn der Welten vereinigt in Seinem Wohlgefallen - mit Ihm, der mit den Attributen "Schönheit, Vollkommenheit und Majestät (Djemal, Kemal, Djelal)" bezeichnet wird. Möge der Herr auch uns in diese Schar der Glückseligen einreihen! Amin. Auf den obigen Seiten haben wir über den gewaltigen Glauben des großen Meisters gesprochen, der seine Freunde gleichermaßen in Freude und Erstaunen versetzte wie auch seine Feinde in Schrecken. Nun wollen wir noch ein wenig über die hohen Vorzüge, den Charakter und die Vollendung sprechen, welche diese Persönlichkeit gleich einem Lichthof umhüllt. Es ist ja bekannt, dass jene Persönlichkeit des Meisters durch folgende besondere Eigenschaften gekennzeichnet ist: Entsagung: Die wichtigste unter den Voraussetzungen für den Erfolg eines Mannes, der eine Lehre verkünden oder gar eine Reform durchführen will, ist die Entsagung. Denn Augen und Herzen haben die Neigung diesen wichtigen Punkt besonders genau zu untersuchen und zu prüfen. Das Leben des Meisters aber ist von allem Anfang an von wunderbaren Beispielen der Entsagung randvoll gefüllt. Von dem verstorbenen Allame Scheichu-l'Islam Mustafa Sabri Efendi hörte ich einmal folgenden Ausspruch über die Entsagung: "Der Islam erfordert heute solche Mudjahidin, die nicht nur bereit sind, das Diesseits, sondern auch das Jenseits zu opfern.". {D.h. nicht die Genüsse im Diesseits oder im Jenseits in den Mittelpunkt ihres Interesses zu stellen. (A. d. Ü.)} Dieses große Wort, das dieser große Mann geäußert hatte, habe ich zunächst nicht völlig verstanden. Es glich mir den geheimnisvollen Aussprüchen der Sufis in ihrer ekstatischen Verzückung. Und darum habe ich es auch nicht überall und jedermann zur Diskussion gestellt. Als ich jedoch eines Tages das gleiche Wort in einer jener hinreißenden, funkensprühenden Äußerungen von Bediüzzaman wieder las, da verstand ich, dass die Entsagung für die Großen ein Maßstab ist, der mit ihnen wächst... Ja, lässt denn Gott in Seiner Majestät (Djelal), der Erbarmer, der Barmherzige, der Freigiebige, der Erhabene, der Heilige, Seine Mudjahidin etwa im Stich, die um des Islam willen so vielem in so schmerzlicher Weise entsagt haben? Ja, gereichte es Ihm denn zur Ehre, Seine zu jedem Opfer bereiten Diener und Anbeter der Freigiebigkeit, Gnade und Barmherzigkeit beraubt zu lassen? Niemals! So ist also Bediüzzaman das glänzende Beispiel einer so außergewöhnlichen Erscheinung. Sein ganzes Leben lang ist er ledig und allein geblieben. Erlaubte weltliche Genüsse blieben ihm ganz und gar versagt. Nie fand er Zeit und Gelegenheit dem Gedanken zu verfallen, ein Heim zu begründen und darin ein zufriedenes Familienleben zu führen. Doch ihn hat Gott der Gerechte mit solchen Dingen begnadet, dass sie viel zu groß und gewaltig sind, als dass eine vergängliche Feder sie beschreiben könnte. Welches Familienoberhaupt ist heute - im übertragenen Sinne - so glücklich wie der ehrwürdige Bediüzzaman? Und wer ist Vater über Millionen von Kindern? Und noch dazu was für Kinder?!... Und welcher Meister konnte so viele Schüler heranbilden?... Diese heilige, geistige Verbindung wird sich - mit der Erlaubnis Gottes des Erhabenen - so lange die Welten bestehen mit der Kraft eines Sturzbaches fortsetzen. Denn dieser Ruf Gottes, der sich aus dem Lichtmeer des Qur'an herauskristallisiert hat, ist ein Phänomen, das aus dem Qur'an geboren wurde und mit dem Qur'an zusammen weiterleben wird. Liebe und Barmherzigkeit: Der große Meister hatte Wahrheit und Wirklichkeit schon in seiner Kindheit gefunden. Ja sogar schon in den Tagen, da er sich in die Höhlen zurückgezogen hatte, um dem Ruf seines Herzens und dem Flehen seines Geistes zu lauschen, war er ein Gotteskenner geworden, der die Freude des Segens (feyz) und der Gegenwart Gottes in Gebet und Gehorsam, in Kontemplation (tefekkur) und Meditation (muraqqabe) genossen hatte. In jenen gefährlichen Tagen, da der furchtbare Albtraum der Gottlosigkeit und des Unglaubens die Welt der Muslime und infolge dessen auch unser Land mit nachtgleichen Wogen zu überziehen begann, sprang er wie ein Löwe, der von seinem Lager aufschnellt, dem tosenden Donnern eines berstenden Vulkanes gleich zum Kampf in die Arena. Und siehe: Auf Weisheit gestützt wurde seit diesem Tage ein jedes Wort von ihm einem Lavabrocken und jeder Gedanke einer Feuerzunge gleich. In wessen Herz es fiel, da entzündete es sie und entflammte seine Gefühle und Gedanken... Nachdem der große Meister sein Leben in der Einsamkeit und Zurückgezogenheit beendet hatte, warf er sich wieder ins soziale Leben, um die Menschen auf den rechten Weg zu leiten, welcher bedeutende geschichtliche Abschnitt in seinem Leben dem gleicht, das auch Imam Ghasali geführt hatte. Damit möchte ich sagen, dass Gott der Gerechte, Seine Lehrer (murshid) für eine Zeit lang in die Einsamkeit führt, erzieht, läutert und reinigt, bevor Er sie mit der Aufgabe betraut, die Menschen zu erleuchten und auf dem rechten Wege zu leiten. Und aus diesem Grunde überträgt sich der Atem, der ihrer Brust entströmt, reiner und klarer als ein Wassertropfen auf die Herzen, wo er dann völlig neue Wirkungen hervorruft... Wie ich bereits dargelegt habe, erreichte Bediüzzaman in unserem Jahrhundert auf dem Gebiet von Glaube und Aufrichtigkeit das, was Imam Ghasali vor neunhundert Jahren im Felde des Charakters und der Tugend geschaffen hatte. Ja, was Hazret-i Ustadh auf diesen fürchterlichen Kampfplatz trieb, war ganz beispiellose Liebe und Erbarmen. Darüber erfahren wir von ihm persönlich: "Wenn mich jemand fragt: Warum hast du diesen oder jenen belästigt?, so muss ich sagen: Ich habe es nicht bemerkt. Vor mir wütet eine fürchterliche Feuersbrunst... ihre Flammen lodern zum Himmel empor... darin brennt mein Kind... mein Glaube hat Feuer gefangen. Ich laufe, um diesen Brand zu löschen und meinen Glauben zu retten. Vielleicht wollte jemand mir unterwegs ein Bein stellen und ich bin über ihn gestolpert. Was hat das für eine Bedeutung? Hat dieser kleine Zwischenfall vor dieser fürchterlichen Feuersbrunst überhaupt noch eine Bedeutung? Kleinliches Denken, beschränkte Anschauungen..." Bedürfnislosigkeit: Der Meister hat Zeit seines Lebens allen Schichten der Gesellschaft Tausende von Beispielen seiner Bedürfnislosigkeit gegeben. Sie sind wie ein Heldenepos in aller Munde. Er vermochte sich in seiner Bedürfnislosigkeit so völlig auf Gott zu beschränken, dass er sich in seinem gesamten leib-seelischen Da-sein auf die unausschöpfbare und unauslotbare Schatzkammer des Herrn der Welten stützte. Und im Verlaufe seines Lebens geschah dies nicht zur Vorsicht; vielmehr hatte er sie wie ein Bekenntnis, einen Charakterzug, eine Berufung angenommen. Und seine Beharrlichkeit darin setzt er noch immer fort, allen Hindernissen zum Trotz. Und was das neuartige an der Sache ist: Diese Berufung blieb nicht auf seine Person beschränkt. Sie übertrug sich auf seine Schüler wie ein heiliges Ideal. Es ist unmöglich, sich nicht für die Bedürfnislosigkeit eines "Nur (Licht)"-Schülers zu begeistern, der in das Meer des Lichtes (Nur) zu tauchen die Ehre gehabt hat... Sehen Sie nun, mit welch edlen Beweggründen der Meister in dem umfassenden Lehrbrief seines "Mektubat (Briefe)" genannten wunderbaren Werkes diesen wichtigen Punkt unter sechs Aspekten hinsichtlich Glaube und Erkenntnis erklärt hat: Erstens: Diejenigen, welche sich im Irrtum befinden, beschuldigen die Wissenschaftler, sie würden ihre Wissenschaft um des Honorars willen betreiben... und sie greifen diese zu Unrecht an, indem sie behaupten, dass diese Wissenschaft und Glaube zu einer Einnahmequelle für ihren Lebensunterhalt umfunktioniert hätten. Deshalb ist es notwendig, diese durch Taten zu widerlegen. Zweitens: Wir sind verpflichtet, für die Verbreitung der Wahrheit den Propheten zu folgen. Im Qur'an haben diejenigen, welche die Wahrheit verbreiteten, اِنْ اَجْرِىَ اِلاَّ عَلَى اللّٰهِ، اِنْ اَجْرِىَ اِلاَّ عَلَى اللّٰهِ {"Wir erwarten von niemandem Lohn, außer von Gott."} gesagt und so vor den Menschen ihre Bedürfnislosigkeit erwiesen... So ist also der göttliche Sieg des Gesamtwerkes der Risale-i Nur stets ein Beispiel eines königlichen Werkes und das wundervolle Ergebnis einer heldenhaften Beständigkeit in der Berufung der Propheten. Und auf diese Weise hat der Meister seine Würde als Wissenschaftler gleich einem Diamanten gehütet; er hätte sie um nichts in der Welt verkauft. Und wie könnte schließlich ein Mensch nicht die Herzen rühren, der an Honoraren, Ämtern, Gütern und zahllosen anderen persönlichen und materiellen Vorteilen, von denenso viele sich gefangen nehmen lassen, kein Interesse hat? Und wie können gläubige Herzen nicht von seinem Segen und Licht erfüllt werden? Genügsamkeit: Genügsamkeit ist nichts Anderes als eine ganz praktische Interpretation und Darlegung dessen, was wir schon zuvor als "Bedürfnislosigkeit" besprochen hatten. Will man also in das Schloss der Genügsamkeit hineingehen, muss man erst einmal durch die Türe der Bedürfnislosigkeit eintreten. Aus diesem Grunde entsprechen Genügsamkeit und Bedürfnislosigkeit einander wie Bedarf und Bedürfnis. Einem Mudjahid wie dem Ustadh, der sich die Bedürfnislosigkeit des Propheten als Beispiel genommen hatte, wurde Genügsamkeit so sehr zur zweiten Natur, dass ihm schließlich eine Tasse Suppe, ein Glas Wasser und ein Stück Brot am Tag genügten. Denn dieser große Mann lebte, wie der große und gerecht denkende französische Dichter Lamartin einmal gesagt hat: "Wir leben nicht, um zu essen, sondern wir essen, um zu leben." Nachdem ich den Charakter und die Berufung des Meisters ganz verstanden hatte, meine ich nun, es wäre des Guten zu viel getan, wollte man zur Betrachtung seiner weitgehenden Genügsamkeit lediglich einen Vergleich mit so einfachen Dingen wie Essen und Trinken heranziehen. Denn es ist notwendig, die weitgehende Genügsamkeit dieses großen Menschen auf geistige Bereiche anzuwenden und sie mit immateriellen Maßstäben zu messen. Zum Beispiel: Der Meister ist ein Genie, das die Fähigkeit, sich zu begnügen, nicht nur bei so einfachen Dingen wie beim Essen und Trinken und bei der Kleidung anzuwenden vermag, sondern auch für dergleichen innerliche und abstrakte Werte wie Denken, Geisteskraft, Begabung, Lernfähigkeit, Zeit und Gelegenheit, Selbstbehauptung und Mitteilung. Daran hat er sich ein Leben lang gehalten. Und die sorgfältige Befolgung und Beobachtung dieser Praxis hat er auch allen seinen Schülern ans Herz gelegt. Deshalb ist es auch keine leichte Sache, für einen "Nur"-Schüler eine Lektüre auszuwählen oder das rechte Wort an ihn zu richten. Denn des Meisters Wort "Achtung!" - eingeschrieben im Brennpunkt des Herzens seines Schülers - erwies sich ihm als ein äußerst empfindliches Kontrollinstrument. So also hat Bediüzzaman eine vollkommen lautere Generation von Schülern herangebildet und sich so in der Tat als ein kraftvoller Reformator und ein wahres Wunder an pädagogischem Können erwiesen. Und als Meister der Beherrschung stellt er in der Schöpfung eine solche Ausnahme dar, dass sein Name im Buche der Geschichte auf einer neuen pergamentenen Seite mit leuchtenden Buchstaben eingetragen steht. Schlichtheit und Bescheidenheit: Diese beiden Eigenschaften haben ganz besonders zu der so wunderbaren Verbreitung seiner "Nur"-Werke in der Welt beigetragen und darin ihre tiefen Spuren hinterlassen. Der Meister trat während seiner Vorträge und in seinen Schriften niemals wie ein "Qutbu-l'Arifin" (Mittelpunkt der Gelehrten) oder "Ghauthu-l'Wasilin" (Oberster Kenner der Wahrheit) auf. Darum schlugen sehr rasch die Herzen ihm zu; er wurde geliebt mit einer reinen und aufrichtigen Innigkeit und seine erhabene Zielsetzung wurde sofort angenommen. Zum Beispiel: Oft, wenn er über Weisheit, Ethik und Moral sprach, Beispiele gab und Schlussfolgerungen zog, hielt er an sich selbst eine Rede oder auch einen Einführungsvortrag, um Grundsätze klarzustellen. Erster und einziger Adressat seiner scharfen und feurigen Ansprachen war sein eigenes Ich. Von da aus wie von einem Mittelpunkt auf die ganze Umgebung richten sie sich an alle Herzen, die sich nach Licht und Freude, Glück und Frieden sehnen. Der Meister war in seinem eigenen Leben ruhig und ausgeglichen und im höchsten Grade bescheiden. Er war bis zum letzten bereit auf alles zu verzichten und konnte keinem Menschen, ja nicht einmal einer Fliege etwas zu Leide tun. Er nahm zahllose Mühen und Anstrengungen, Sorgen und Entbehrungen auf sich... allerdings unter der Voraussetzung, dass der Glaube und der Qur'an nicht angetastet werden. Dann aber schauen Sie, wie dieses stille Meer zur Sintflut wurde, deren Wogen sich zum Himmel auftürmten, wie ein zorn-grollender Ozean die beschauliche Ruhe der Strände zerstört. Denn er war ein treuer Diener des erhabenen Qur'an und ein Soldat, der an den Grenzen des Glaubens Wache stand, bereit zu kämpfen und zu verzichten. Er selbst drückt diese Wahrheit kurz und treffend mit folgendem Satz aus: "Ein Wachsoldat auf Posten wird seine Waffe auch dann nicht aus der Hand legen, wenn der Oberste Befehlshaber vorbeikommt. Auch ich bin ein Diener und ein Soldat des Qur'an. In der Erfüllung meiner Pflichten sage ich die Wahrheit und beuge mich nicht, mag kommen wer mag..." Die nachstehenden Verse beschreiben sein Befinden in der Erfüllung der Pflicht und auf dem Schlachtfeld: Mich aufbäumend wie ein Pferd zerbreche ich die blutige Kandare, Den heimtückischen Feinden - bewahre mich Gott - werde ich mein "Sein" {Benlik: Ich-sein, So-sein, Identität. (A. d. Ü.)} nicht verkaufen; weit entfernt zu sein von meinem "Sein" bedeutet mir Gefangenschaft; so in Schande zu fallen, was für eine erbärmliche Qual! Nach ewiger Vereinigung mich sehnend verbringe ich jeden Augenblick... Von der Macht Gottes erbaut ist eine Festung mein Glaube, aus dieser heiligen Hoffnung welch eine Freude! Sehen möchten mich im Paradiese die Zeugen, meine Väter... Ewig mein Geist - Ewig mein Leben, Zur Großen Vereinigung, zu Gott öffnet sich des Todes Tor. Bevor wir nun mit dieser Lektüre der Biographie des Meisters beginnen, zunächst noch einige kritische Anmerkungen in wissenschaftlicher, mystischer und dichterischer Hinsicht, sowie in Bezug auf seine persönliche Lehrmeinung. Aber nachdem ich die Erfahrung gemacht hatte, dass sich die oben angeführten Aspekte wegen ihrer Tiefe und ihres Umfanges ganz bestimmt nicht auf wenigen Seiten abhandeln lassen, hielt ich es schließlich für besser, mich auf einige kurze Andeutungen zu beschränken. Insoweit mir mein Herr die Möglichkeiten dazu gewährt, möchte ich von ganzem Herzen diese tiefgreifenden Aspekte in Einheit mit dem Gesamtwerk der Risale-i Nur und der "Nur"-Schülerschaft in einem eigenen großen Werk kritisch untersuchen und studieren. Dazu erbitte ich die geschätzte Hilfe des Gebetes unseres großen Meisters und meiner lieben Brüder! Der Meister in wissenschaftlicher Sicht: "Die Arbeit ist eines Menschen Spiegel - unbesehen seiner Worte. Die Bedeutung des Verstandes eines Menschen wird an seinem Werk gemessen," Mit diesen Worten bringt der verstorbene Ziya Pasha eine tiefe Wahrheit zum Ausdruck, die von einer Generation auf die andere als ein Grundsatz weitergegeben wird. Ja, unserem muslimischen Volk, dem der Meister eine gewaltige Bibliothek des Glaubens und der Erkenntnis wie das Risale-i Nur Gesamtwerk geschenkt und in dessen Herzen er eine heilige Stätte des "Lichtes (Nur)" erbaute, die wissenschaftliche Größe dieser außergewöhnlichen Führerpersönlichkeit vor Augen führen zu wollen, wäre eine ebenso unnötige Arbeit, als wolle man am hellen Mittag einen Nachweis der Sonne führen. "Es gibt eine Schönheit, da einem jede Wahlmöglichkeit aus den Händen gleitet, wenn man sie betrachtet." Diesen Ausspruch prägt einer unserer Dichter in seiner überschwänglichen Begeisterung. Dergleichen Manifestationen des Göttlichen wurden dieser gesegneten Persönlichkeit nahezu in jedem Augenblick ihres Lebens zuteil. Von seinem Wissen und seiner Erkenntnis, von seiner Ethik und seiner Vollkommenheit zu sprechen, gibt dem Menschen eine ganz andere Empfindung und eine göttliche Freude. Es fällt mir darum schwer, mich kurz zu fassen. Der Meister hat in den Risale-i Nur Werken die wichtigsten religiösen, sozialen, ethischen, literarischen, juristischen, philosophischen und mystischen Themen angeschnitten. Und sie alle hat er auch in wunderbarer Weise erfolgreich behandelt. Ganz besonders erstaunlich daran aber ist, dass er schwierigste Themen, über denen viele Wissenschaftler auf Abwege geraten waren, auf verständliche Art und zuverlässige Weise erklärte, sich dem erleuchteten Wege der "Ahl-i Sunna wa-l'Djema'a" {Leute des Brauchtums und der Gemeinschaft (Sunniten) (A.d.Ü.)} (die Anhänger des traditionellen gemeinsamen Weges) folgend an zahllosen abgrundtiefen Strudeln vorbei ans sichere Ufer brachte und so auch die Leser seiner Werke errettete. Deshalb ist es uns eine Ehre, das Gesamtwerk der Risale-i Nur unserem verehrten Volke mit absoluter Zuverlässigkeit und Aufrichtigkeit anbieten zu können. Die "Nur"- Werke sind die klaren Tropfen aus dem "Licht (Nur)"- Meer des Ehrwürdigen Qur'an und kristallen-funkelnde Strahlenbündel, die aus der Sonne seiner Rechtleitung hervorbrechen. Deshalb fällt es jedem Muslim als heilige Aufgabe zu, sich an der Verbreitung dieser lichtvollen Werke, die den Glauben retten werden, mit zu beteiligen. Denn im Laufe der Geschichte ist es sehr oft vorgekommen, dass ein Werk gar manchen Menschen, Familien, Gemeinschaften, ja ganzen Scharen ein Anlass zu Glück und Rechtleitung wurde... Welch eine Freude für einen Menschen, der seinem Glaubensbruder eine zuverlässige Stütze und Hilfe im Glauben sein durfte! Der Meister hinsichtlich seiner persönlichen Lehrmeinung: Es ist ja bekannt, dass ein jeder Denker sein eigenes Denksystem hat, ein Gedankengebäude, dementsprechend er sein Leben einrichtet, ein Ideal, an das er sein ganzes Herz hängt. Um von seinem Denksystem, seinem Gedankengebäude, seinen Zielvorstellungen und Idealen berichten zu können, bedarf es einer längeren Vorrede. Um aber über das Denksystem, das Gedankengebäude Bediüzzamans, seine Zielvorstellungen und Ideale zu berichten, braucht man sich nicht erst lange mit Vorreden aufzuhalten. Sie lassen sich in einem Satz zusammenfassen: Die Verkündigung der "Göttlichkeit und Einheit des Schöpfers des Alls" ist der Inhalt aller Heiligen Schriften und die einhellige Lehre (da'wa) der Propheten und diese große Lehre (da'wa) beweist er auch mit den Beweismitteln der Wissenschaft, der Logik und der Philosophie. - Hat also der Meister auch eine Beziehung zur Logik, zur Philosophie und den positiven Wissenschaften? - Ja, solange Logik und Philosophie in Einklang stehen mit dem Qur'an und wirklich und wahrhaftig in seinem Dienst stehen, ist der Meister auch der größte Logiker und ein profunder Philosoph. Die glänzendsten Beweise und zuverlässigsten Zeugnisse, die er zum Beweis seiner heiligen und weltumfassenden Lehre verwendet, entnimmt er den positiven Wissenschaften, die mit jedem Tag mehr beweisen und verkündigen, dass der Ehrwürdige Qur'an "Gottes Wort" ist. Insoweit Philosophie Weisheit bedeutet, ist jedes Werk, das sich darum bemüht, die Notwendigkeit der Existenz (Vadjibu-l'Vudjud) des Erhabenen und Heiligen Herrn (Hazretleri) anhand der Attribute zu beweisen, die Seiner Schöpferpersönlichkeit entsprechen, die größte Weisheit und der Verfasser dieses Werkes der größte Weise. Weil also der Meister einen solchen wissenschaftlichen Weg, nämlich den lichtvollen Weg des Ehrwürdigen Qur'an, beschritten hatte, gelangte er zu der Ehre, den Glauben Tausender von Studenten zu retten. Hazret {Hazret: Ehrenvolle Anrede für Respektpersonen. (A. d. Ü.)} besaß hinsichtlich dessen noch sehr viele wissenschaftliche, literarische und philosophische Vorzüge. Diese aber möchte ich insha-a'llah in einer eigenen Arbeit gesondert darstellen und mit Beispielen aus seinen Werken belegen. Und Gott verleiht den Erfolg. Der Meister in mystischer Hinsicht: Ich fragte einmal einen Scheich des Naqshibandi-Ordens, der stets darum bemüht war, sein ganzes Verhalten mit dem des Peygamber-i Dhishan Efendimiz Hazretleri (der ehrwürdige Herr Prophet, dem die Ehre gebührt) in Übereinstimmung zu bringen, und der ein großer Gelehrter war. - "Efendi Hazretleri, worin ist die Ursache für das gespannte Verhältnis zwischen den Gelehrten und den Mystikern (Sufis) zu suchen?" - "Die Gelehrten wurden die Erben und Nachfolger des Resul-u Ekrem Efendimis (der Prophet) und die Mystiker die Erben und Nachahmer seiner Taten. Aus diesem Grunde wird einer, der dem Stolz der Welt, sowohl hinsichtlich seines Wissens ein Nachfolger, als auch ein Nachahmer seiner Taten ist, Dhu-l'Djenaheyn (der mit den beiden Flügeln) genannt. Infolgedessen liegt also die Aufgabe eines Tariqat nicht darin, das zu tun, was allgemein erlaubt ist, sondern darin, sich darüber hinaus zu bemühen, der Ethik des Propheten zu entsprechen, sich von allen innerlichen Krankheiten zu reinigen und mit dem Wohlgefallen Gottes, des Gerechten in Einklang zu gelangen (fena-fi'llah). So sind also diejenigen, die zu dieser hohen Stufe gelangt sind, ohne Zweifel im Besitze der Wahrheit. Denn sie haben das Ziel erreicht, das sie im Orden erwartet und erstrebt haben. Weil es aber nicht für jedermann leicht ist, diese hohe Stufe zu erreichen, haben unsere Großen bestimmte Prinzipien aufgestellt, um die Erreichung dieses Zieles zu ermöglichen. Kurzum: ein Orden ist ein Kreis innerhalb des Kreises der Scheriah. Wer aus dem Orden herausfällt, der fällt in die Scheriah. Wer aber aus der Scheriah herausfällt - und da sei Gott vor! - der verbleibt für ewig in seiner Niederlage." Der Erklärung dieser großen Persönlichkeit entsprechend gibt es keinen substantiellen Unterschied zwischen dem Weg, den der Bediüzzaman eröffnet hat und dem reinen und wahren Tasauvuf (Mystik). Beides sind Wege, die (den Menschen) nach des Schöpfers und Gestalters (Bari') Wohlgefallen umformen und ihn so zu den Höhen des Paradieses und zur Anschauung Gottes (Maula; Herr) führen. Infolgedessen gibt es für einen Sufi-Bruder, der sich dieses erhabene Ziel gesteckt hat, keinen Grund, der ihn daran hindern könnte, das Risale-i Nur Gesamtwerk mit Freuden zu lesen; im Gegenteil: Die Risale-i Nur erweitert ihm den mystischen Meditationskreis im Sinne des Ehrwürdigen Qur'an und gibt ihm noch eine zusätzliche Kontemplationsaufgabe gleichsam als einen besonders wichtigen Rezitationsstoff hinzu. Ja, weil das Denken dem Herz und Sinn des Menschen völlig neue Horizonte eröffnet, sieht und schaut, beobachtet und betrachtet der "Salik", {Salik: Ein Ordensschüler, einer, der den Fuß auf den Weg gesetzt hat. (A. d. Ü.)} dessen Herz allein mit der Meditation beschäftigt ist, nun in der Einheit mit seinem Herzen und allen seinen Sinnen den Kosmos in all seiner Größe und gewaltigen Majestät von den Atomen bis zu den Planeten, nimmt in vollkommener Ekstase die Schönen Namen und erhabenen Eigenschaften war, mit denen sich Gott der Gerechte, in tausend und noch einer Weise der Welt offenbart und fühlt sich letzten Endes in einem Gotteshaus ohne Grenzen, und das im Grade der Sicherheit der Wahrnehmung, des Verstandes und der Wirklichkeit ('ayna-l'yaqin, 'ilme-l'yaqin, haqqa-l'yaqin). Denn der in dieses "Gotteshaus" eintretende betritt ein so großes Gotteshaus, dass darin eine Gemeinschaft von Abermilliarden Menschen in Liebe und Begeisterung, Demut, Ehrfurcht und Versenkung ihres Schöpfers gedenkt. Sie alle singen im Chor voll Begeisterung, in reinstem Wohllaut und in schönster Harmonie ihr Lied und rufen: سُبْحَانَ اللّٰهِ ٭ وَالْحَمْدُ لِلّٰهِ ٭ وَلاَ اِلٰهَ اِلاَّ اللّٰهُ ٭ وَاللّٰهُ اَكْبَرُ {"Gepriesen sei Gott! Lobpreis und Dank sei Gott! Es gibt keine Gottheit außer Gott! Gott ist groß!"} Wer dem Wege folgt, den der Glaube, die Erkenntnis und der Qur'an in der Risale-i Nur eröffnet, der betritt solch ein gewaltiges und majestätisches Gotteshaus. Und jeder empfängt darin entsprechend seinem Glauben, seiner Erkenntnis und seiner dienenden Hingabe auch den Segen, die Gnade und den Erfolg (von Gott). Der Meister in literarischer Hinsicht: Von jeher wurden die Literaten und Dichter, die Denker und Gelehrten hinsichtlich Geist und Buchstabe, Stil und Inhalt in zwei Gruppen eingeteilt. Manche unter ihnen haben nur auf Stil und Ausdruck, Metrik und Reim Wert gelegt und den Inhalt dem Ausdruck geopfert. Dies scheint sich sehr häufig in der Dichtkunst gezeigt zu haben. Die andere Gruppe legte sehr viel Wert auf die Bedeutung und den Inhalt und opferte nicht den Kern dem Wort. Am Schluss denke ich, dass ein großer Denker unter den Literaten, wie Bediüzzaman dieses kleine Vorwort leicht verstehen wird. Denn der Meister war ein Genie und sein Leben ein Segen; und sein Wert lag nicht darin, Wörter für die Ohren aufzustellen und einzuordnen, sondern im Gegenteil: eine Empfindung des Bekenntnisses, ein Bewusstsein des Glaubens und einen Sinn für Ethik und Moral für alle Zeiten und Generationen als einen Grundsatz einzuprägen, der mit den Menschen in den Herzen, dem Gemüt, dem Geist und dem Denken als ein heiliges Ideal fortleben wird. Und letztendlich kann sich ein Mudjahid, welcher der Welt und dem Leben entsagt hat, um eines so hohen Zieles willen, ganz natürlicher Weise nicht mit eitlen Dingen beschäftigen. Und dabei hatte der Meister, wenn man seinen Sinn für Schönheit betrachtet, seine Herzensbildung, seine Gedankentiefe und die Kühnheit seiner Träume noch dazu eine ans wunderbare grenzende dichterische Kraft und Fähigkeit. Aus diesem Grund ändern sich Ausdrucks- und Darstellungsweise entsprechend dem Inhalt. Will er z.B. den Verstand ansprechen, bei der Abhandlung von philosophischen oder naturwissenschaftlichen Themen überzeugen, logisch und mathematisch einen Beweis antreten, dann verwendet er kurze klare Sätze. Und auch in den herzerhebenden Augenblicken der Trunkenheit des Geistes erreicht er jene unbeschreibliche Klarheit reinsten Wassers. Wenn er z.B. die Himmel, die Sonnen, die Sterne, den Mondschein, ja sogar die Welten im Frühling und die in ihnen aufstrahlende Macht und Größe des Allweisen Herrn dieser Welten beschreibt, dann geht die Art seines Stils so sehr ins Subtile, dass schließlich ein jedes seiner Gleichnisse an einen geschmackvoll kolorierten Rahmen um eine Tafel erinnert, welche das Weltall ist... jede Beschreibung lässt eine Welt von Wundern über Wundern lebendig werden. Dieser Weisheit zur Folge wird ein "Nur"-Schüler, auch wenn er irgendeine Fakultät an einer Universität besucht - in seinen Gefühlen, seinen Gedanken, seinem Geist, seinem Verantwortungsbewusstsein, seiner Vorstellungswelt zufrieden gestellt. Und wie könnte er auch nicht zufrieden gestellt sein, wo doch das gesamte Risale-i Nur Werk ein Strauß von Rosen ist, gepflückt in dem Garten der Welt des edlen Qur'an. Und deshalb finden sich auch in ihm dieses gesegneten göttlichen Gartens Licht, Luft, Duft und Strahlen... Alle Dinge bringen dieses Bedürfnis des Geistes zum Ausdruck: Der Qur'an ist jeder Zeit das Bedürfnis des Menschen. Ali Ulvi Kurucu Einleitung Um gleich damit zu beginnen: Wir müssen gestehen, dass diese Biographie des großen Meisters weit davon entfernt ist, eine vollständige Darstellung seines Lebens zu sein. Sehr viele Abschnitte wurden nur kurz gestreift. Ferner wurde die Mehrzahl der Vorgänge und Berichte, welche der Erhellung der Eigenarten seiner Persönlichkeit und der Offenlegung seiner Charakterzüge dienlich wären, nicht erwähnt. Es gibt sehr viele Ereignisse und Erzählungen, welche die vorgetragenen Ansichten und Überzeugungen bestätigen. Der einzige Grund dafür, dass wir nicht darüber sprechen, ist der, dass er selbst es nicht wollte. Vor allem erwähnte er sowohl in seinen Gesprächen als auch in seinen Briefen, dass diese Zeit eine Zeit der Gemeinschaft sei, und dass im Dienste des Glaubens persönliche Werte und Vorzüge nicht so wichtig seien wie der Geist dieser Gemeinschaft. So sei denn mehr als ein sterblicher Mensch die Risale-i Nur, deren Ursprung der weise Qur'an ist, zu betrachten. Oft gemahnte er daran, dass alle Achtung und Wertschätzung der Wahrheit des Qur'an gebührt, die in der Risale-i Nur zum Ausdruck kommt. Und als er hörte, dass man seine eigene Biographie vorbereite sagte er, dass die Einzelheiten nicht wichtig seien. Es sollen nur diejenigen Themen behandelt werden, die der Risale-i Nur dienen. So die Nachricht, die er schickte. Daraus erwuchs der Grund dafür, dass die Erzählungen, welche seine Person betreffen, aufs äußerste gekürzt worden sind. Was des Meisters Leben und darüber hinaus den Dienst an der "Nur" betrifft, so haben wir die Briefe, die Verteidigungsreden verschiedener Zeiten, Zeitungsartikel, welche die Ereignisse jener Zeit schildern gleichsam wie als Erinnerungsstücke niedergeschrieben. Auf diese Weise bildet dieses Werk eine authentische Quelle für die gebildeten "Nur"-Schüler der Zukunft. Die Herren Schriftsteller und Redakteure mögen mit seiner Hilfe insha-a'llah noch vollkommenere, der Wahrheit gemäßere, nutzbringendere Biographien erstellen. Dabei möchten wir noch daran erinnern, dass dieses Werk rein und unverdorben erhalten geblieben ist, weil wir seine Abfassung nicht Schriftstellern verschiedener Richtungen und unterschiedlicher Charaktäre überlassen haben. So ist es also nicht den Übertreibungen der Literaten entsprungen. Und noch einmal müssen wir bekennen: Wir können den strahlenden und leuchtenden Charakter der Risale-i Nur, sowie Leben und Moral Said Nursis in seiner Person gewordenen Tugendhaftigkeit und wunderbaren Tapferkeit, die ihm Form gaben, nicht durch Stil und Ausdruck in angemessener Weise zur Darstellung bringen. Was dieser Mann mit seinem aus hundertdreißig Einzelteilen bestehenden Gesamtwerk für die Staaten und Nationen, für die islamische Welt und für die ganze Menschheit geleistet hat, wird in diesem Werk nicht erschöpfend genug beschrieben und kann es auch gar nicht. Ein einziger Dienst unter tausend Diensten, die er allen erwiesen hat, ein einziger Abschnitt unter vielen Abschnitten seines Lebens, sein ans wunderbaregrenzender Mut, eine einzige Schrift aus seinem Gesamtwerk würden bereits genügen, eine bedeutende Biographie über ihn zu schreiben. Und es gab darin tausende unterschiedliche Eigenschaften, eine hohe Moral, den Dienst am Qur'an, die Begeisterung für den Glauben auf seinem Weg nicht nur in einem Dorf, einer Stadt, einem Land... So haben wir denn in unserem Band über den Meister, seine Natur und Philosophie, die persönlichen Erreignisse, eine ganze Fülle von Charakterzügen und Naturanlagen dieser Persönlichkeit bei der Zusammenstellung dieses Werkes nicht zur Beschreibung gebracht. Es ist notwendig, seinen Schülern und Dienern, die ihn während seiner verschiedenen Lebensabschnitte aus der Nähe beobachtet und erlebt haben individuell zuzuhören und mit ihnen zu sprechen, um eine ausführlichere Biographie des Meisters schreiben zu können. Es wurde bei dem Studium dieses Werkes sichtbar, dass heute nicht nur für Anatolien und die islamische Welt, sondern für die alle Menschen Wahrheiten von weittragender Bedeutung in Erscheinung getreten sind. Diese Wahrheiten - durch die Mitwirkung der Gemeinschaft zur Vollständigkeit ergänzt - werden als "Risale-i Nur und der Dienst am Glauben" und "Bediüzzaman und die Nur-Schüler" bezeichnet. In dieser Biographie tritt klar und deutlich zutage, worin diese Wahrheiten bestehen, was Ursprung, Ziel und Ideal dieser Bewegung sind, welche Einwirkungen sie auf das Volk, das materielle Leben des Einzelnen und der Gesellschaft und auf die Gewährleistung von Glück und Sicherheit der Nation haben. Aufgrund der Ergebnisse kann an diesem Lehrgebäude jeder nur seine Freude haben. Vielleicht kann man nun folgende Frage stellen: "Soll Said Nursi vielleicht durch diese Biographie der Menschheit als eine Art Übermensch gezeigt und beschrieben werden?" - Nein!... Für Menschen, welche das Wesen der Welt und des Lebens kennen, haben vorübergehender Glanz, Ruhm und Ruf überhaupt keinen Wert. Der Mensch, der die Wirklichkeit kennt, schenkt vergänglichen Dingen keine Beachtung, misst ihnen keinen Wert bei, wendet sich von ihnen ab und betrachtet sie nicht. So war auch Said Nursi in diesem Punkt ein großer Held des Geistes. Sein Leben war erfüllt von den verschiedensten Heldentaten, welche die Menschen in Erstaunen versetzten. Er opferte sich auf dem Wege der Wahrheit, achtete sich selbst für gering und wurde wegen seiner ungewöhnlichen Opferbereitschaft hochgeachtet. In der Gnade Gottes überwand er gewaltige Hindernisse und verbreitete seine heilige Lehre, ohne zu zögern, entgegen hunderter ablehnender Bewegungen und Haltungen seiner Zeit und bewahrte sie. So bewies er, dass er auf dem Wege von Recht und Gerechtigkeit sich selbst und alle seine persönlichen Interessen bereits vollständig geopfert hatte. Ja, Said Nursi hat durch das Genie seiner Persönlichkeit den Menschen in der Welt nicht etwa einen neuen Weg geöffnet. Diese Persönlichkeit hat all ihre Fähigkeit und ihr Ansehen einer ewigen Wahrheit in den Dienst gestellt und diese Wahrheit, die über allen Zeiten herrscht, erneut zu seiner Botschaft (dava) gemacht. In seinem Sein und Werk kommen alle jene hohen Eigenschaften und Vorzüge zum Vorschein und spiegeln einzig die Heiligkeit seines Rufes wieder. So wie eine Lampe, die sich inmitten tausender Spiegel befindet, je nach der Zahl dieser Spiegel noch erheblich an Wert gewinnt und in ihrer Mitte lichter und heller erstrahlt, weil in jedem Spiegel mit dem Licht eine neue Lampe zu erstrahlen beginnt, so war auch der Bediüzzaman auf Hazret-i Muhammed, mit dem Friede und Segen sei, ausgerichtet, welcher den Weisen Qur'an und den Islam in einer Weise erklärt, die allen zugänglich ist, eine geistige Sonne über allen Zeiten für diese Welt und ihre Bewohner. In ihrem Lichte erschien, einem Sprachrohr gleich, die Risale-i Nur zu geistigem Wachstum, ein lichtvolles Werk, ein heiliger Ruf, Segen und Kraft hunderttausender Menschen. Einem Spiegel gleich lebt sie in Herz, Sinn und Verstand und mit ihr das Andenken eines vorbildlichen Menschen und großen Denkers. Das also sind die Werte, die ihn geistig über das Leben hinaus erhoben haben. Er brachte den Irrlehren entgegen aus den zum Opfer bereiten gläubigen eine geistige Gemeinschaft hervor, richtete den Qur'an wie einen starken Wall auf und gab so den Gläubigen einen Stützpunkt. Er bezeigte einen festen und beständigen Glauben an seinen Heiligen Ruf, erweckte die Begeisterung in den Herzen der Gläubigen und entfachte in ihrem Geiste das Feuer der Liebe für den Islam. Er war bemüht, jenen bedauernswerten Menschen, welche das Vergängliche anbeten, Ewigkeit und Unsterblichkeit zu weisen und ihre Blicke darauf zu lenken. Trotz seiner hohen Aufgabe und seines frommen Dienstes war er sich jedoch in den menschlichen Pflichten gegenüber all seiner Fehler, Mängel und Schwächen stärker und schmerzlicher bewusst als jeder andere. Arm und schwach flehte er vor der Wohnstatt des Allbarmherzigen; in dem Verlangen nach dem Erbarmen und der Glückseligkeit für die Menschen, ein geliebter Knecht, arm und bedürfnislos. Ja er hat gesagt: "Wenn ich den Glauben eines Menschen retten kann, dann ist mir selbst noch die Hölle ein Rosengarten." Er hat nicht nur die Götzen der Eigenliebe und des Stolzes zerbrochen hinter sich gelassen, es ist einem jeden - Freund wie Feind - bekannt, dass er auch den Materialisten in dieser Welt, die alle Ursachen nur der Natur zuschreiben, ihre Götzen umstürzte und ihnen damit gleichsam einen Dienst erwies. So sind also die Schriften über Bediüzzaman, die ihn loben und ehren, in diesem Geiste verfasst worden. Aus manchen von Zeit zu Zeit in der Presse erscheinenden Veröffentlichungen weiß man, dass die Feinde des Glaubens und des Islam sich meistens Ausreden suchen und sich hinter Vorwänden verstecken, von wo aus sie die Religion angreifen. Sie sind nicht geradeheraus gegen den Islam und gegen den Glauben. Sie greifen diejenigen an, die der Religion dienen und trotz der verschiedensten Schwierigkeiten Opfer auf sich nehmen; diese stellen sie in den Augen der Öffentlichkeit als schlecht hin und fallen über sie her, um die Liebe des Volkes zu ihnen zu zerstören. So wollen sie die Diener des Glaubens veranlassen, ihre Aufgabe aufzugeben und so die Entfaltung des Glaubens verhindern. Damit erreichen sie dann, dass sich Glaubens- und Sittenlosigkeit ausbreiten. Wenn in einer demokratischen Staatsform von Glaubensfreiheit die Rede ist und gleichzeitig gesagt wird: "Religion ist Opium für das Volk", dann lässt sich leicht begreiflich machen, wie Glaubensbrüder und insbesondere diejenigen, die in den Dienst der Verbreitung des Islam getreten sind, durch Verlautbarungen vom Katheder des Regierungssprechers herab behandelt werden. Solche fanden sich auch unter der damaligen Regierung unter denen, die den Bediüzzaman und die "Nur"-Schüler vor Gericht brachten. Sie verstecken sich hinter dem Vorhang des Gesetzes und übler Ideologien und handelten dahinter entsprechend ihrem persönlichen Hass und Geifer. Ihre Pflicht hätten sie tun sollen. Statt dessen griffen sie Bediüzzaman und seine Schüler an, verleumdeten sie und behandelten sie, als wären sie Staatsfeinde und Volksverräter. Und auch nachdem das Gericht sie bereits wieder freigesprochen hatte, ließen einige von denen, die mit der Durchführung der Gesetze beauftragt waren, in schamloser Weise das Gerücht verbreiten, Bediüzzaman werde bald hingerichtet werden. Wenn wir dies niederschreiben, möchten wir uns keineswegs gegen sie aussprechen, sondern lediglich der Wahrheit die Ehre geben. Vielleicht sind die meisten von ihnen für dieses Verhalten zu entschuldigen, handelten unter Zwang. Wie immer es gewesen sein mag, so beweist doch dieses Verhalten, wie heimliche Atheisten in den Kommiteen ihre Wühlarbeit betreiben, während Bediüzzaman vor Gericht gestellt und ihm der Prozess gemacht wurde. Sie konnten ihn vor Gericht nicht verurteilen und nicht den Ruf des Geistes zunichte machen. So brachten sie Ungerechtigkeiten, Verleumdungen und eine verlogene Propaganda gegen ihn auf. Alle gerechten Menschen, die diesen peinlichen Zustand sahen, zögerten nicht, zu äußern, dass er ein aufrechter Mann des Glaubens und der Wahrheit sei. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass die Würdigung Bediüzzamans und seine Laudatio und die Risale-i Nur beständig und immer wieder neu herausgegeben werden müssen, ohne kritisiert zu werden. Wer diesen Mann und seine Werke aufmerksam betrachtet, kann nicht umhin, ihm größtes Lob und höchste Anerkennung auszusprechen. Insbesondere die Gerichte und die Untersuchungskommissionen, denen er ausgeliefert war und die sein Leben und Werk durchforscht haben, bestätigen danach die in seinen Werken aufscheinende Schönheit und Vollendung. Deshalb haben sich innerhalb der einsichtigen und klardenkenden Schichten des Volkes, bei Leuten mit Herz und Verstand seit einem halben Jahrhundert die Ansichten und Auffassungen über Said Nursi und die Risale-i Nur gehalten und im Volke verbreitet. In der Tat erweist es sich als notwendig, hierin die Bestätigung für das Aufscheinen einer großen Wahrheit zu erblicken. Frage: Gehen wir einmal von der Tatsache aus: Gott ist allwissend. Seine allwissend wohlwollende Zuwendung genügt. Große vollendete Persönlichkeiten verbergen sich immer. Was dagegen die Wahrheit in einer ewigen Welt betrifft, so wird sie unverhüllt in deren Mitte ausgegossen. Warum wird dann die Vortrefflichkeit der Risale-i Nur, Gottes Gnade und Freigiebigkeit so häufig erwähnt? Warum wurde dann dieser bewunderungswürdige Erfolg, wie er Said Nursi nach außen hin durch seinem Dienst am Qur'an erwuchs, wie auch seine gleichzeitig wachsende innerliche Vollendung an die Öffentlichkeit gebracht? Und warum wird überdies eine derartige Lobeshymne auch noch an die meisten seiner wissenschaftlichen Werke angehängt? Antwort: Bezüglich dieses Themas finden sich überzeugende Antworten in verschiedenen Briefen. Hier eine kurze Zusammenfassung: Der Dienst der Veröffentlichung der Risale-i Nur Bediüzzamans geschieht unmittelbar im Namen des Qur'an. Dies wird um der Überzeugung eines jeden willen ins Gedächtnis gerufen zur Verbreitung der Wahrheiten des Glaubens, zur Stärkung und Festigung der Muslime im Glauben und in der Folge dessen zur Erhöhung der Religion des Islam, um die Angriffe der Feinde der Religion zurückzuweisen und um in der Welt bekannt zu machen, dass die Religion des Islam unter den Menschen nach innen und außen die Quelle und Essenz der Vollendung ist. Wie bereits oben erwähnt waren die Angriffe derer, die gegen ihn waren, dermaßen ungerecht. Said Nursi hat gegen schrankenlose Widersacher, zahlreichen mächtigen Feinden ins Gedächtnis gerufen, dass die Schüler der Risale-i Nur, zwar gering an Zahl, arm und schwach, aber dennoch stark im Geiste, in der Güte Gottes unsichtbare Hilfe, Ermutigung, Beharrlichkeit und inneren Halt empfinden, der aus der Risale-i Nur erwächst, die Anerkennung des Dienstes darstellt und die Gnade des Herrn ist, wodurch sie sich nun gegen ungerechte Angriffe und grundlose Verleumdungen verteidigen können. Des Weiteren schreibt Bediüzzaman in einem vorangegangenen Brief über seine Biographie: "Ich muss gestehen, dass kein Grund dafür gegeben ist, dass ich der Ehre der Veröffentlichung eines solchen Werkes für würdig erachtet werden könnte. Aber es entspricht der Macht Gottes und Seinem Ruhm, aus einem völlig unbedeutenden Samenkorn einen Baum so groß wie ein Berg entstehen zu lassen, ein Ausdruck Seiner Wirkweise und ein Beweis Seiner Herrlichkeit. Ich schwöre und versichere: Ich habe nur den Ruhm der Risale-i Nur im Sinn, die Wahrheit des Qur'an, eine Säule, den Glauben zu stützen, zu beweisen und zu verbreiten. Ich danke hunderttausend mal meinem allbarmherzigen Schöpfer, dass Er mich nicht selbstzufrieden werden ließ, dass Er mir meine Fehler und Mängel gezeigt hat und ich nicht mehr den Wunsch habe, anderen meine triebverhafte Seele noch als angenehm erscheinen zu lassen. Es ist eine bedauernswerte Dummheit und ein Schaden, der Entsetzen einflößt, wenn ein Mann am Tore des Grabes wartet und die scheinheilige Eitelkeit dieser Welt nicht betrachtet. Aufgrund dieser meiner seelischen Verfassung weise ich auf die Vorzüge der Risale-i Nur als Eigentum des Qur'an hin, welche nur ein Sprachrohr der Wahrheit des Glaubens ist. Die in meinen Worten und Werken enthaltene Wahrheit und Vollkommenheit ist nicht von mir, sondern ist vielmehr Gut des Qur'an und ein Tropfen aus dem Qur'an. Da ich ein Vergänglicher bin und gehen werde, sollen und dürfen ganz gewiss bleibende Dinge und Werke nicht von mir abhängig sein. Ja, man sucht des Weines geschmackvolle Trauben nicht am dürren Weinstock. Siehe, auch ich werde wie solch ein dürrer Weinstock beurteilt." Ja, obwohl Said Nursi für die Risale-i Nur im Dienste des Qur'an und des Glaubens gegen die Gottlosen und die Gegner des Islam von Seiten des Volkes und der Regierung viel Hilfe, Unterstützung und Förderung benötigte, wurde er ganz im Gegenteil verleumdet und verdächtigt und eingesperrt. Es wurde gegen ihn intrigiert. Seine Werke wurden vernichtet. Um ihm das Volk zu entfremden, wurden die verschiedensten Bezichtigungen gegen ihn erhoben. Sicherlich fühlte er sich in seinem Wissen um die Wahrheit dazu verpflichtet, im Dienste an dem ehrwürdigen Qur'an und dem Prophetentum des verehrten Gesandten die Wahrheit zu sagen und zu verteidigen, um sie von gegnerischen Verleumdungen frei zu halten. Selbst angenommen den Fall, es wäre ihm von Seiten einiger Leute persönliche Schwäche angelastet worden, so hätte er doch zu Glück und Wohl der Allgemeinheit persönliche Nachteile mit in Kauf genommen. Deswegen ist es notwendig bei der Betrachtung rühmender Darlegungen und Veröffentlichungen hinsichtlich der Risale-i Nur die obigen Punkte zu beachten, weil man sonst dem Dienst schaden würde. Wir befinden uns nicht in einer Zeit, wo das Denken sich in engen Kreisen bewegt. Die Ungläubigen streben danach, ihren eigenen schlechten Ruf, ihre negativen Ideologien, ihre Pseudo-Helden, welche eigentlich Feinde des Islam sind, vor der Menschheit mit Lob und Anerkennung darzustellen, die sie nicht verdient haben, um dafür Beifall zu ernten. Es ist nicht notwendig, noch weiter zu gehen. Wenn aber nun diejenigen, welche diese entsetzlich gottlose Strömung lenken, von der unsere Welt schon umspült ist, als großartige Helden hingestellt werden, warum sollen dann die Muslime ihren wahren Glauben nicht rühmen und preisen, seine Hoheit und Vollendung nicht verkünden? Warum soll dann ein Gesamtwerk - ein Spiegel des Qur'an und eine Herausforderung an die gottlosen Strömungen unserer Zeit und Durchführung eines sehr großen Dienstes - und sein ehrenwerter Verfasser, der während dessen auch noch grenzenlosen Ungerechtigkeiten ausgesetzt bleibt, nicht gelobt werden? Dieses Werk, welches hier niedergeschrieben werden soll, ist keine abstrakte Abhandlung, sondern größten Teils als eine Antwort auf die Verleumdungen der Gegner gedacht und eine Veröffentlichung von Tatsachenmaterial. Das Leben des Meisters aus diesem Blickwinkel seines allumfassenden Dienstes betrachtet, teilt sich in zwei Phasen ein. Erste Phase: Sein Leben von seiner Geburt an, Erziehung, Ausbildung und Studium, sein Aufenthalt in Van, der Verlauf der Ereignisse in Istanbul, sein politisches Leben, seine Reisen, Teilnahme am Weltkrieg, Gefangenschaft in Russland, Mitgliedschaft in der Daru-l'Hikmeti Islamiye (Haus der islamischen Wissenschaften) in Istanbul, Dienst bei Kuva-yi Milliye (die Nationalen Streitkräfte) in Istanbul, Tätigkeit im Abgeordnetenhaus in Ankara. Kurze Zeit später wollte er sich wieder nach Van zurückziehen, um dort das Leben eines Einsiedlers zu führen. In dieser ersten Phase des Lebens des Meisters stellt jeder einzelne Abschnitt wieder einen anderen Akt auf der Bühne seines Lebens dar. Die erste Phase seines Lebens trug entscheidend zur Vorbereitung der zweiten im Dienste des Glaubens und des Qur'an bei. Nun war er zu dem zweiten großen Dienst bereit. Er hatte das fünfzigste Lebensjahr erreicht. Zweite Phase: Diese beginnt mit seiner Verbannung von Van, wo er ein Einsiedlerleben geführt hatte, nach Barla im Westen, im Bezirk Isparta. Man hatte ihn dazu beauftragt, dort Wohnung zu nehmen. Dort erschien auch die Risale-i Nur. Von dort aus wurde sie verbreitet. Diesen Dienst für den Glauben und diesen geistigen Einsatz für die Religion leistete er, indem er sich mit der Risale-i Nur befasste mit größter Aufrichtigkeit, mit höchster Opferbereitschaft, mit höchster Ergebenheit, mit Ausdauer, Aufmerksamkeit und Bedürfnislosigkeit. Zu dieser zweiten Phase seines Lebens: Am Ende des Weltkrieges ist Zerstörung das Ergebnis. In der Welt sind Zivilisation und Humanismus unter den Menschen vernichtet. Das kommunistische Regime, das sich die Bekämpfung der "himmlischen Religionen" zum Grundsatz gemacht hat, beherrscht die Hälfte der Menschheit, verbreitet Angst in der Welt, versucht unser Land zu bedrohen und die geistige Zerstörung bleibt eine beständige Gefahr in unserer Epoche. Und diese Epoche sollte eine Epoche werden, die von einer Nation von Helden aufmerksam studiert wird, die tausend Jahre die Fahne des Qur'an vorangetragen und für ein ganzes Zeitalter dem Islam gedient haben. Bei der Abfassung der Risale-i Nur erwähnte der Meister, dass diese Werke, die wie ein Lichtglanz von dem Qur'an ihren Ausgang nehmen und ihren Siegeslauf durch alle Schichten der menschlichen Gesellschaft antreten , eine atheistische Invasion in unserem Lande verhindern werden. Er erblickte ihre Aufgabe darin, zum Wohle von Volk und Staat einen Schutzwall um den Qur'an zu bilden. Durch den Dienst an der Risale-i Nur sollte das Volk gewonnen werden. Das türkische Volk sollte wieder zu einer heldenhaften und opferbereiten Truppe des Islam werden. Und das Ergebnis der Verbreitung der Risale-i Nur und ihrer späteren öffentlichen Förderung, ihrer Übernahme durch das Volk und der Anerkennung der Wahrheit des Qur'an durch das Kultusministerium: materieller und geistiger Aufstieg der Nation durch die starke Kraft des Islam. Die Risale-i Nur - eine Standarte, ein Präludium, ein Epos auf die Wahrheit des Qur'an, aufgeführt in unserer Zeit. Sie ist eine Liebeserklärung unserer edlen Nation an den Islam, der unübertroffen ist in seiner Menschlichkeit, ein Ausdruck des Erwachens eines neuen, jungen und frischen Glaubens voller Liebe und Begeisterung. Darin finden wir die Lebensbedingungen in einem veränderten Zeitalter, die Ordnung für eine neue Welt und sie ist hinsichtlich der Glaubensanschauungen bedeutend für den mit Kraft und Stärke verbundenen Eifer und die islamische Begeisterung. Sie ist ein Zeichen dafür, dass Menschen heranwachsen, die zu opfern bereit und wach geworden sind, deren Herzen sich im Glauben, hoher Sittlichkeit und in der Liebe zum Propheten begeistern. Bediüzzaman hat in der Risale-i Nur, von niemandem öffentlicher- und privaterseits beeinflusst, ohne einen materiellen oder geistigen Vorteil daraus zu ziehen oder seine eigene seelische Haltung mit hinein zu verflechten, die Allgemeinheit unmittelbar aus der Weisheit des Qur'an zu fördern verstanden und indem er die Allgemeinheit ansprach ihr die Tatsachen gedeutet und so der Wahrheit Ausdruck verliehen. Aus den Werken, die er verfasste, vermag jeder einen Nutzen zu ziehen. Sie ist nicht nur für eine einzelne Gruppe, eine Klasse des Volkes bestimmt. Diese Biographie wird die Blicke der Leser auf die Risale-i Nur richten, welche das Licht der Weisheit des Qur'an ist in dieser Zeit, und daraus wird sich ihr Nutzen erweisen. Said Nursi jedoch arbeitete opferfreudig im Dienste des Qur'an und erwies sich in der Befolgung prophetischer Tradition als eine Persönlichkeit, welche ein Beispiel zur Nachahmung gibt. Was die Biographie betrifft, so ergibt sich aus einigen nachgelassenen Briefen Folgendes: Said Nursi hatte einige Zeit lang als Philosoph in seinem Werdegang große Fortschritte gemacht. Danach war er unter der weisen Führung des Qur'an in der Wahrheit und Gerechtigkeit herangereift, hatte sich mit den theoretischen und praktischen Wissenschaften beschäftigt und sodann sein Werk herausgebracht, um diejenigen, die bis dahin Zweifel und Unsicherheit ausgesetzt waren, von ihren Unsicherheiten durch vernunftgemäße Beweise zu befreien. Weg und Wegleitung ist unter den Lebensbedingungen unserer Zeit und in Anbetracht des seelischen Zustandes des Menschen die Straße des Qur'an: die sicherste, kürzeste und umfassendste, die vom Anfang bis zum Ende über Kenntnis und Nachdenken führt. Für alle, die im gesellschaftlichen Leben die verschiedensten Aufgaben verichten, ist sie ein großer Gewinn. Wer die Risale-i Nur liest und die Lehre daraus zieht, gewinnt einen durchdachten Glauben und macht seine weltlichen Aufgaben und Pflichten zu einem Anlass, das Leben danach und das Ewige Glück vorzubereiten und eine große Seligkeit zu erlangen. Die Gebildeten, welche diese große Wahrheit in der Religion des Islam erfasst haben, werden es sicherlich als großes Glück empfinden, den Dienst am rechten Glauben auf sich zu nehmen und unter der Menschheit, die die Wahrheit sucht, aber nicht findet, zu verbreiten. Ja, Schüler, Professoren, Abgeordnete, wer immer es auch sei und zum Kreis der Verantwortlichen gehört, sind verpflichtet, in ihrer Umgebung Klarheit darüber zu bringen. Es ist jedoch unbedingt erforderlich, dass diejenigen, die für Glück und Sicherheit einer Stadt, ja sogar eines Landes und dessen erleuchtete Führung verantwortlich sind, noch weit mehr Umsicht an den Tag legen. Said Nursi hat diesem Volke mit der Risale-i Nur einen großen Dienst erwiesen und ihm damit großen Nutzen gebracht. Als Gegenleistung erwartet er für seine Person noch nicht einmal Dank, obwohl an seine Person Briefe gerichtet wurden, die ganze Lob- und Preishymnen enthalten. Er hat sie nur zugunsten der Risale-i Nur angenommen, damit sie den Lesern ein Zeichen für den Wert der Risala seien. - Wahrlich - was Said Nursi von diesem Volk und seiner Jugend erwartete: sich durch den Glauben ihr Glück im Diesseits und im Jenseits zu verdienen. Deshalb stellte er die Risale-i Nur auf die Grundlage des Qur'an als das Lehrwerk seiner Zeit. Er wollte, dass die Wahrheit des Qur'an an jedem Platz und in jedem Kreise verbreitet werde. Er wies öfter darauf hin, dass die Risale-i Nur für Volk und Staat das einzige Heilmittel gegen eine zuwiderlaufende Entwicklung sei. Dies war seine gute Nachricht. Diejenigen, welche den Dienst des Meisters, der doch nur auf das Wohlgefallen Gottes ausgerichtet war, seine Haltung und seine Tüchtigkeit anderen Zielen und Zwecken zuschreiben wollen, verraten damit lediglich ihren Mangel an Scharfsinn. Die Größe menschlichen Wesens und das wahrhaft ersehnte Glück seines Geistes strahlt nur am Horizont des leuchtenden Pfades göttlichen Wohlgefallens auf, den der Qur'an weist. Wenn Bediüzzaman der Menschheit diesen Horizont und den Weg der dahin führt, weist, so verkündet er damit in der Risale-i Nur den Gefährten des Rechten Weges, wie unbedingt notwendig es ist, sich dem lichten Zug der Karawane anzuschließen; und das beweist er dem Menschen auch. So möchten wir denn mit der Vorbereitung dieses bescheidenen Werkes der Wahrheit einen kleinen Dienst erweisen. Wir geben dieses Werk heraus als eine authentische Quelle für alle diejenigen, die sich glücklich schätzen dürfen, zu den Gebildeten der Zukunft zu gehören. Eine Biographie von noch größerer Breite und Tiefe vorzubereiten, ist unser Wunsch. وَ مِنَ اللّٰهِ التَّوْفِيقُ {"und führwahr von Allah der Erfolg!"} Die Herausgeber * * * Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 Erster Teil Kindheit und Jugendzeit Bediüzzaman Said Nursi wurde im Jahre 1294 n.H. {Islamische Zeitrechnung beginnend mit dem Jahre der Flucht des Propheten von Mekka nach Medina 622 (A.d.Ü.)} (1877) im Dorfe Nurs des Bezirks Isparit, des Landkreises Hizan, der zur Provinz Bitlis gehört, geboren. Bis zum neunten Lebensjahre blieb er bei seinen Eltern. Zu dieser Zeit trieb ihn sein Seelenzustand dazu an, genauer zu untersuchen, wie weit sein großer Bruder Molla Abdullah, Student, in der islamischen Wissenschaft fortgeschritten sei. Er reiste zu Molla Abdullah und war hingerissen und davon begeistert, in welchem Maße sich dieser durch das Studium entfaltet hatte, im Vergleich zu seinen Dorfgefährten, die nicht studiert hatten. Aus diesem Grunde fasste er mit einem wahren Feuereifer ein Studium ins Auge und in dieser Absicht begab er sich in das im Bezirk Isparit Ocak gelegene Dorf Tagh zur Schule des Molla Mehmed Emin Efendi. Er blieb aber nicht lange. Entsprechend seiner Veranlagung bemühte er sich immer darum, seine Würde {(*): Dieses Ehrgefühl des Molla Said schon in seinem frühen Alter kam nicht aus Selbstsucht. Gott, der Allmächtige, hatte diesem Seinem Diener, dem künftig gnädig der Dienst an der Erhöhung des Wortes Gottes gegeben sein sollte, die Würde des Wissens geschenkt, ein notwendiges Element des Charakters, um diesen Dienst recht angemessen leisten zu können. Vielleicht kannte der Molla noch gar nicht das Wesen und die Weisheit dieser Würde. Aber die Zeit hat gezeigt, dass der Herr der Wahrheit diese Würde in die Seele des kleinen Saids schon wie einen kleinen Samen eingepflanzt hatte, eine Voraussetzung, um den großen und umfassenden Dienst am riesigen Baum der Risale-i Nur leisten zu können.} zu bewahren und er vermochte auch nicht, selbst ein kleines herrisch gesprochenes Wort zu ertragen. Dies war der Grund seiner Trennung von der Schule. Er kehrte wieder nach Nurs zurück. Weil es aber in Nurs keine eigene Schule gab, beschränkte man sich darauf, dass sein großer Bruder ihm einmal in der Woche Stunden gab, wenn er nach Hause kam. Ein wenig später besuchte er den Flecken Pirmis, dann einen Scheich {Das Wort Scheich würde auf Deutsch etwa "Lehrer, Älterer" bedeuten und wird für religiös gebildete Menschen und Lehrer von religiösen Bruderschaften (tariqat) gebraucht. (A.d.Ü.)} auf der Hochebene von Hisan. Auch dort verhinderte es seine Unduldsamkeit gegenüber Gewalt und Unterdrückung, mit vier Schülern in Eintracht zusammenzuleben. Da diese vier Schüler sich gegen ihn zusammentaten und ihn fortwährend belästigten, suchte er eines Tages Scheich Seyyid Nur Muhammed Hazretleri auf. Und da er sich wegen seiner offensichtlichen Unterlegenheit nicht über seine Mitschüler beschweren wollte, so sagte er: "Scheich Efendi, sagen Sie ihnen doch bitte, sie möchten mich doch nicht alle vier zur gleichen Zeit verprügeln, sondern nur zwei und zwei!" Scheich Nur Muhammed, dem die Tapferkeit des kleinen Said gefiel, antwortete: "Du bist mein Schüler und niemand darf dich anfassen!" Später wurde er in Erinnerung an die Anekdote "Schüler des Scheichs" genannt. Nachdem er dort eine Weile geblieben war, ging er mit seinem Bruder Molla Abdullah in das Dorf Nurshin. Da es Sommer war, zogen sie zusammen mit den Schülern und den Bewohnern auf die Hochebene Scheyhan. Dort stritt er sich eines Tages mit seinem Bruder Molla Abdullah. Mehmed Emin Efendi, der Direktor der Schule von Tagh, sagte zu dem kleinen Said: "Warum hörst du nicht auf die Weisung deines Bruders?!" Und er war über diesen Vorfall aufgebracht. Sie befanden sich aber auf einer Schule, welche dem berühmten und ehrwürdigen Scheich Abdurrahman gehörte. Darum gab er seinem Lehrer Folgendes zur Antwort: "Mein Herr, in Anbetracht des Umstandes, dass wir beide uns hier in dieser Tekke befinden, sind Sie ein Schüler genauso wie ich. Und deshalb haben Sie hier als Lehrer kein Recht." Und kehrte noch in der Nacht zurück nach Nurschin. Dabei musste er noch durch einen Wald hindurch, den zu durchqueren schon bei Tage für jeden schwierig war. Zum Organisatorischen einer Privatschule in Ostanatolien gehörte Folgendes: Ein Gelehrter mit Lehrberechtigung, eröffnete in einem Dorf, das ihn darum gebeten hatte, um Gotteslohn eine Schule. Für die Bedürfnisse der Studenten sorgte der Besitzer der Schule, oder - wenn er dazu nicht in der Lage war - die Bevölkerung. Der Lehrer gibt den Unterricht kostenlos. Die Bevölkerung nahm die Sorge für Unterkunft und Verpflegung der Studenten auf sich. Unter ihnen empfing nur Molla Said in keiner Form einen Sekat. Er nahm niemals Sekat oder sonst irgendwelche Geldgeschenke an, die ihn hätten zur Dankbarkeit verpflichten können. {(*): Der Grund dafür, dass er Sekat (Armensteuer), Sadaqa (Spenden) und Geschenke nicht ohne Gegenleistung annahm und die Weisheit, die darin liegt, werden im "Zweiten Brief" der Risale-i Nur und in anderen Abhandlungen dargelegt. Damit Molla Said in der Zukunft durch die Risale-i Nur und diesen Dienst am Glauben in vollkommener Aufrichtigkeit durchführen und diesen Dienst auch beständig leisten könne, war das folgende heilige Prinzip schon in seinem jugendlichen Alter durch die Gnade Gottes wie ein Leitmotiv in seinem Geiste eingeschrieben: "Für einen Dienst an der Ewigkeit soll man nichts verlangen."} Nachdem er in Nurschin eine Weile gewesen war, kehrte er nach Hisan zurück. Später kehrte er dem Schulleben den Rücken und lebte an der Seite seines Vaters bis zum Frühling zu Hause. Im Verlauf dieser Ereignisse träumt er folgendes: Der Jüngste Tag ist angebrochen. Das Weltall ist neu entstanden. Molla Said überlegt, wie er den Propheten, mit dem Friede und Segen sei, treffen könne. Endlich kommt ihm der Gedanke, zur Brücke des Paradieses zu gehen und dort zu warten: "Jeder kommt dort vorüber. Auch ich werde dort warten," sagt er und geht zur Brücke des Paradieses. Er begegnet all den ehrwürdigen Propheten, demütig, einem nach dem anderen. Als er gerade auch unserem Herrn, dem Propheten begegnet, da erwacht er. Die Segnung, welche ihm aus diesem Traum erwuchs, erweckte in ihm schließlich eine große Begeisterung für das wissenschaftliche Studium. {(*): In seiner Biographie ist dieses Erlebnis nicht geschildert worden. Wir haben später festgestellt, worum es in diesem Traum ging. Molla Said bat den Propheten (asm) um Unterweisung (ilm). Der Prophet (asm) verlangte von Molla Said, dass er sich vom Qur'an unterrichten lassen sollte, und dies ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Es geschah wirklich so. Schon in der Kindheit wurde er berühmt als ein großer Gelehrter seiner Zeit. Er stellte niemandem Fragen. Er selbst aber beantwortete alle ihm gestellten Fragen.} Nachdem er von seinem Vater dazu die Erlaubnis erhalten hatte, begab er sich in den Bezirk Arvas, um sein Studium aufzunehmen. Dort erteilte der berühmte Molla Mehmed Emin Efendi den Unterricht. Doch er ließ sich nicht dazu herab, die Stunden selbst zu geben, sondern beauftragte einen seiner Schüler, ihn zu unterrichten, was Saids Ehrgefühl missfiel. Als eines Tages der berühmte Lehrer in der Moschee eine Vorlesung hielt, erhob Molla Said den Einwand: "Nein mein Herr, so verhält es sich nicht!" Und er hielt eine Ansprache. Er rief ins Gedächtnis, dass es nicht erniedrigend sei, Stunden zu geben. Nachdem er eine Zeitlang dort geblieben war, ging er zur Mir Hasan Veli Schule. Als er bemerkte, dass man an dieser Schule gewöhnlich den neuangekommenen Schülern, die noch auf den unteren Stufen lasen, keine Beachtung schenkte, sagte er, dass er in der Reihenfolge der Bücher, welche zu lesen waren, das achte Unterrichtsbuch beendet habe; so hatte er die Lektüre von sieben Büchern unterlassen. Aber schon ein paar Tage später ging er nach Vastan, einer kleinen Stadt, und blieb dort knapp einen Monat, der Luftveränderung wegen. Endlich schloss er sich einer Persönlichkeit namens Molla Mehmed an und begab sich in seiner Begleitung nach Beyazid in der Provinz Erzurum. Und so begann nun zu diesem Zeitpunkt seine tatsächliche Ausbildung. Denn bis dahin hatte er sich immer nur mit Vorübungen, wie Formenlehre, Satzbau und Ausdruck, beschäftigt. Diese eigentliche und gediegene Ausbildung bei dem ehrwürdigen Scheich Mehmet Celali in Beyazid setzte er etwa drei Monate lang fort. Aber es war dabei etwas recht Eigentümliches. Denn er hatte nach der Lehrmethode in Ost-Anatolien vom Lehrbuch "Molla Cami" an bis zum Ende den gesamten Unterrichtsstoff bewältigt. Er erreichte dies dadurch, dass er aus jedem Buch ein, zwei, höchstens zehn Lektionen auswählte und das Übrige vernachlässigte. Als der ehrwürdige Lehrer Scheich Mehmed Celali ihn fragte, warum er das so mache, antwortete Molla Said: "Ich bin nicht dazu imstande, so viele Bücher zu lesen und zu verstehen. Indessen sind diese Bücher ein Schmuckkästlein, zu dem der Schlüssel bei Ihnen liegt. Ich bitte Sie nur ergebenst, mir zu zeigen, was sich in diesen Kästchen befindet, d.h. mir zu erklären, wovon diese Bücher handeln. Danach werde ich mir das erarbeiten, was meiner Veranlagung gemäß ist." Es war aber im Wesentlichen seine Absicht, Gedanken, Reformen, Pläne und Lehrmethoden, wie sie bereits fertig vor seinem geistigen Auge standen, in der Schule zu verwirklichen und eine existenzielle Erneuerung zuwege zu bringen, ohne seine Zeit mit einer Unzahl von Anmerkungen und Erläuterungen zu verlieren. {(*): Es wurde schon gezeigt, wie er mit dem Gesamtwerk der Risale-i Nur eine Erneuerung in der Theologie hervorbrachte. Die Risale-i Nur besteht aus 130 Teilen. Sie wurden in 23 Jahren vollendet. Er hatte ein solches Wissen erworben, wie man es sonst in 15 Jahren erwirbt. Dies ist ein unsichtbarer Hinweis: "Eines Tages wird eine Zeit kommen, da keine Schule die Glaubenserkenntnis in 15 Jahren, auch nicht in einem Jahr vermitteln wird. Nur ein erleuchtender Qur'ankommentar wird den Interessierten die Glaubenserkenntnis in 15 Wochen statt 15 Jahren vermitteln. Und Said wird seinen Dienst leisten." Es geschah genau so. Die Risale-i Nur verbreitet in hunderttausend Exemplaren überall den Unterricht der Wahrheit des Glaubens trotz der Angriffe der atheistischen Organisationen und der Korruptionsgesellschaften. Durch den Eifer tausender Schreibkräfte und ohne Verwendung der Drucktechnik wurden die neuen Lektionen aus dem Qur'an überall verbreitet. Dies stärkte den Glauben von Millionen. Diese Tat, der Glaubensdienst und die erhabenen, doch allgemein verständlichen Lektionen der Risale-i Nur in Anatolien zogen die Aufmerksamkeit der Menschen an. Infolge der Gerichtsprozesse und der polizeilichen Untersuchungen ließ Gott der Gerechte die Politiker und die Regierenden die Risale-i Nur studieren. Dadurch verbreitete sie sich unter den Studenten und den Schülern. Und dadurch vermehrte sich auch die Zahl der jungen Idealisten des Islams und des Glaubens. Dadurch wurden auch die Angriffe des absoluten Unglaubens und Irrglaubens zunichte gemacht. Die religiösen Strömungen im Lande entwickelten sich. Mit Gottes Erlaubnis erschien jetzt die wahre Morgendämmerung der islamischen Freude, die über die islamische Welt und die Menschheit heraufbricht. Elhamdu-li'llahi Rabbi-l'alemin (Gelobt sei der Herr der Welten).} Auf diese Weise benötigte er statt der sonst notwendigen zwanzig Jahre Studium von Essenz und Quintessenz der theoretischen und praktischen Wissenschaften nur drei Monate, um sich diese Kenntnisse anzueignen und sie zu vervollkommnen. Daraufhin fragten seine Lehrer: "Welche Wissenschaft würde denn Ihrer Veranlagung entsprechen?" Er antwortete ihnen: "Ich mache keinen Unterschied zwischen den einzelnen Zweigen der Wissenschaft. Ich möchte die ganze Wissenschaft umfassend verstehen können oder gar nicht." Welches Buch auch immer er in seine Hand nahm: er gewann seine Einsicht und Nutzanwendung daraus. Innerhalb von 24 Stunden erarbeitete er sich selbst Bücher von zweihundert Seiten wie "Djem'ul-Djevami" (ein Buch über vier Rechtschulen), oder "Ibn'ul-Hadjer" (ein Hadith Kommentar), oder "Sherh'ul-Mevakif" (eine Abhandlung über die Länge der Vokale). In dem Maße, in dem er sich in die Wissenschaften hineinversenkte, entschwand die Außenwelt aus seinem Interessenbereich. Aus welchem Zweig der Wissenschaften auch immer man ihm eine Frage stellen mochte: er wusste ohne einen Zweifel sofort die Antwort zu geben. * * * Ein Kurzer Blick auf seine damalige Lebensweise Erstens: Er nahm den Weg derer auf sich, die dem Pfade iranischer Philosophen folgen und begann, sich in Askese und Selbstverleugnung zu üben und nach dem Gesetz der Stufenfolge dieser Philosophie seinen Körper an Entsagungen zu gewöhnen. Aber dieser Stufenfolge nicht achtend tauchte er mit einem einzigen Sprung hinein in die Selbstentäußerung. Von Tag zu Tag ließ die Leistungsfähigkeit seines Körpers nach und er begann immer schwächer zu werden. Drei Tage lang begnügte er sich mit einem Stückchen Brot. Nach den Regeln dieser Philosophie, die besagen: "Entsagung öffnet die innere Sichtweise", bemühte er sich, es diesen Philosophen gleich zu tun. Zweitens: Entsprechend dem Grundsatz, den der ehrwürdige Imam Ghasali in "Ihya-ul-ulum" (die Erneuerung der Wissenschaften) aus dem Blickwinkel eines Sufis betrachtet دَعْ مَا يُرِيبُكَ اِلٰى مَالاَ يُرِيبُكَ {"Lass ab von dem, was dir zweifelhaft erscheint und halte dich stattdessen an das, was ohne Zweifel ist!"} verzichtete er sogar eine Zeit lang auf Brot und begnügte sich mit Gras. Drittens: Er sprach selten. Er schloss sich im gesegneten Mausoleum des genialen ehrwürdigen kurdischen Dichters Molla Ahmed Hani ein und verbrachte gelegentlich auch die Nacht in diesem Gewölbe, das man selbst bei Tage mit Furcht betritt. Deshalb sagten die Leute über Bediüzzaman: "Er erfreut sich des Segens des ehrwürdigen Ahmed Hani." Und sie führten diese Umstände auf die Keramet (Wunder) der obenerwähnten Persönlichkeit zurück. Zu dieser Zeit war er dreizehn, vierzehn Jahre alt. Später beschloss er dann, führende Persönlichkeiten der Wissenschaft aufzusuchen. Und er bat seinen Lehrer um die Erlaubnis, Baghdad besuchen zu dürfen. Dann bekleidete er sich nach der Art der Derwische. {Ein Derwisch ist einer, der der Welt entsagt hat und dem in seinen unaufhörlichen Wanderungen nichts außer der Vertiefung seiner Beziehung zu Gott gehört. (A.d.Ü.)} Und in der Absicht, nach Baghdad zu gehen, nahm er seinen Weg, Tag und Nacht durch die Berge und Wälder wandernd und gelangte nach Bitlis. In Bitlis blieb er bei dem ehrwürdigen Scheich Mehmed Emin Efendi und fand sich an zwei Tagen zu dessen Vorlesungen ein. Der Scheich Mehmed Emin Efendi schlug ihm vor, sich nach Art der Gelehrten zu kleiden. Aber Molla Said antwortete ihm: "Ich bin noch kaum den Kinderschuhen entwachsen. Deshalb schickt sich die Kleidung eines ehrenwerten Professors nicht für mich. Wie kann ich denn ein Lehrer sein, wenn ich doch noch ein Kind bin?" Und er nahm den Vorschlag nicht an. Danach begab er sich zu seinem Bruder nach Schirwan. Als er dort seinen großen Bruder das erste Mal wieder zu Gesicht bekam, fand zwischen ihnen das folgende kleine Zwiegespräch statt: Molla Abdullah: "Nach deinem Weggang habe ich das Buch Sherh-i Shemsi zu Ende gebracht. Und was hast du gelesen?" Bediüzzaman: "Ich habe achtzig Bücher gelesen." Molla Abdullah: "Was sagst du da?" Bediüzzaman: "Ich habe sie alle vollständig durchgearbeitet und noch dazu eine ganze Reihe von Büchern gelesen, die du gewöhnlich nicht mit dazu rechnest." Molla Abdullah: "Und wenn dem so ist, darf ich das dann nachprüfen?" Bediüzzaman: "Ich bin bereit. Frag mich, was du willst!" Molla Abdullah prüfte seinen Bruder und erkannte seine wissenschaftlichen Fähigkeiten an. Er nahm Molla Said, der noch vor acht Monaten sein Schüler gewesen war als seinen Lehrer an. Und wenn er das auch noch vor seinen Schülern verheimlichte, so begann er doch, bei seinem kleinen Bruder Unterricht zu nehmen. Denn natürlich wollte er es sich nicht anmerken lassen, dass er seinen Bruder, den er doch zuvor noch selbst unterrichtet hatte, zu seinem eigenen Lehrer gemacht hatte. Schließlich guckten die Schüler heimlich durch das Schlüsselloch der Tür und bemerkten zu ihrem Erstaunen, dass Molla Said Molla Abdullah Stunden gab und befragten ihn darüber. Molla Abdullah antwortete: "Möge der böse Blick ihn nicht treffen! Ich gebe ihm Unterricht!" Und er täuschte die Schüler. Nachdem er eine Zeit lang bei Molla Abdullah verweilt hatte, ging er nach Siirt. Dort fand er die Schule des Molla Fethullah Efendi. Molla Fethullah fragte Molla Said: "Im vergangenen Jahr haben Sie das Werk "Suyuti" gelesen. Haben Sie in diesem Jahr das Werk "Molla Djami" gelesen?" Bediüzzaman: "Ja, ich habe 'Djami' beendet." Nach welchem Buch auch Molla Fethullah fragte, er erhielt "beendet" zur Antwort und war erstaunt. Es wollte ihm nicht in den Kopf, dass er nicht nur so viele Bücher durchgearbeitet hatte, sondern auch, dass er sie in so kurzer Zeit durchgearbeitet hatte. Und er sagte: "Letztes Jahr warst du noch ganz vernarrt. Bist du auch in diesem Jahr noch so vernarrt?" Bediüzzaman: "Man kann die Wirklichkeit vor Fremden verheimlichen, aber nicht vor dem Meister, der von seinen Schülern mehr als ihr eigener Vater verehrt wird. Bitte verfügen Sie über mich und prüfen Sie mich aus den Büchern, die ich ihnen benannt habe!" Aus welchem Buch auch immer Molla Fethullah fragen mochte, er erhielt eine einwandfreie Antwort. Deshalb begann nun der berühmte Molla Ali Suran, welcher diesem Gespräch beigewohnt hatte und ein Jahr zuvor der Lehrer von Saids Lehrer gewesen war, selbst Unterricht zu nehmen. Molla Fethullah reichte ihm ein Buch und sagte: "Ganz hervorragend! Ihre Intelligenz ist außergewöhnlich. Aber wie steht es um Ihr Gedächtnis? Können Sie ein paar Zeilen aus der "Maqamat-i Haririye" auswendig wiederholen, nachdem Sie sie zwei Mal durchgelesen haben?" Molla Said nahm das Buch, las sich eine Seite ein Mal durch und wiederholte sie auswendig. Das versetzte Molla Fethullah in Erstaunen und er sagte: "Ein solches Übermaß an Intelligenz und Gedächtnis in einer einzigen Person vereint ist selten." Während Bediüzzaman dort war, beschäftigte er sich täglich ein, zwei Stunden etwa mit dem Buch "Djem'u-l'Djevami" und lernte es binnen einer Woche auswendig. Deshalb sprach Molla Fethullah die folgenden Worte und schrieb sie in das Buch: {Dies ist ein unwahrscheinlich schöner Satz. Dieselben drei Buchstaben djim-mim-ain werden in jedem Wort verwendet! (A.d.Ü.)} قَدْ جَمَعَ فِى حِفْظِهِ جَمْعَ الْجَوَامِعِ جَمِيعَهُ فِى جُمْعَةٍ {"Er hat dieses Buch soeben von einem Freitag zum anderen in einer Woche auswendig gelernt."} Dies verbreitete sich in Siirt und Molla Fethullah sagte zu den Gelehrten: "In unsere Schule kam ein sehr junger Schüler. Welche Frage auch immer ich ihm stellte: er gab die Antwort ohne Stocken. Bei seinem Alter habe ich seine Intelligenz, sein Wissen und seine Begabung bewundert." Und er lobte ihn außerordentlich. Daraufhin versammelten sich die Gelehrten an einem Ort und luden Bediüzzaman dazu ein. Bediüzzaman blickte in Molla Fethullahs Gesicht und beantwortete, ohne zu zögern, alle Fragen, die ausgewählt worden waren. Er gab seine Antworten so, als schaue er in ein Buch hinein und lese daraus. Als die Gelehrten dies sahen, gelangten sie zu dem Urteil, dass Bediüzzaman ein junger Mann von einzigartiger Begabung sei und sprachen ihm ihre Anerkennung und Hochachtung aus. In der Umgebung des Fleckens hörte man davon. Die Bewohner verehrten ihn wie einen Heiligen und verfolgten ihn mit ihren Blicken. Dieser Umstand reizte einige zweitrangige Gelehrte und Schüler zur Eifersucht. Eine Schar junger, noch unerfahrener Schüler, die Bediüzzaman in den Wissenschaften nicht gewachsen waren, versuchte ihn in eine Schlägerei zu verwickeln und auf diesem Wege mundtot zu machen. Aber die Bewohner von Siirt erhielten Kenntnis von diesen Vorgängen und kamen, um ihn in Sicherheit zu bringen. Und da er nach Ansicht der Bewohner eine bedeutende Persönlichkeit war, befreiten sie ihn sofort aus der Hand seiner Gegner und wollten, dass er auf seinem Zimmer bleibe. Aber Bediüzzaman in seiner außerordentlichen Liebe zu seiner Berufung versicherte, dass jene Schüler und Wissenschaftler, die seine Gegner waren, nicht Zielscheibe von Laien werden dürfen, verließ das Zimmer, um die Sache der Wissenschaft gegenüber einer Einmischung von Laien zu verteidigen, auch wenn er dadurch bei seinen Gegnern verlieren sollte. Um diesen Streit aus der Welt zu schaffen, sagte er zu einem der Schüler: "Tötet mich; aber bewahrt das Ansehen der Wissenschaft" - Keiner der Schüler hätte ihn angegriffen, selbst wenn er ihnen jetzt den Rücken zugewandt hätte. So wurde der Streit endlich beigelegt. Der Bevollmächtigte von Siirt rief ihn um seiner Sicherheit willen zu sich und machte ihm die Mitteilung, dass er diese Schüler abtransportieren lassen wolle. Aber Bediüzzaman sagte ihm: "Wir sind alle Schüler. Wir kämpfen zwar gegeneinander, aber wir versöhnen uns auch wieder miteinander. Deshalb kann ich nicht zustimmen, wenn sich jemand von außerhalb unserer Schule mit uns befasst. Aber der Fehler liegt bei mir." Und mit dieser Antwort erklärte er, nicht mitkommen zu wollen und lehnte so den Polizeischutz ab. Inzwischen war er fünfzehn, sechzehn Jahre alt geworden. Aber seiner körperlichen Verfassung nach war er sehr gewandt und ausdauernd. Man nannte ihn "Saidu-l'Mesh'-hur" (der berühmten Said). Und er gab in Siirt bekannt, dass er zu einem Wettkampf gegen jeden Kollegen bereit sei, der es wünsche, und dass er dabei jede Frage, die man ihm stelle, beantworten werde, wer auch immer ihm eine Frage stellen wolle und dass er niemandem eine Frage stellen werde. Danach ging er wieder nach Bitlis. Dort erfuhr er, dass in einem der beiden Häuser der Scheichs Schüler und Lehrer in Unfrieden miteinander lebten. Er machte sie darauf aufmerksam, dass Worte, die Bosheit zur Folge haben, und insbesondere die üble Nachrede sich im Islam nicht geziemen. Sie beschwerten sich über Molla Said bei Scheich Emin Efendi. Scheich Emin Efendi aber sagte: "Der ist ja noch ein Kind! Der ist ja doch noch gar nicht in der Lage, an irgendjemanden das Wort zu richten." Als man Molla Said diesen Ausspruch mitteilte, bäumte sich dessen Inneres natürlicher Weise gegen diese Worte auf. Er fand sie einfach unerträglich, suchte um eine Audienz bei Scheich Emin Efendi nach, küsste seine Hand und sagte: "Mein Herr, bitte prüfen Sie mich. Ich will Ihnen beweisen, dass ich sehr wohl in der Lage bin, an jemanden mein Wort zu richten." Scheich Emin Efendi stellte ihm daraufhin sechzehn der schwierigsten Fragen aus verschiedenen Wissensbereichen zusammen und legte sie ihm vor. Nachdem Molla Said alle Fragen beantwortet hatte, ging er in die Quraish-Moschee und begann, dem Volk zu predigen und es zu ermahnen. Deshalb wollten nun einige der Bewohner von Bitlis den Molla Said, ein anderer Teil von ihnen aber Scheich Emin Efendi unterstützen. Aus diesem Grunde wies der Gouverneur Bediüzzaman aus. Denn er wollte vermeiden, dass diese ganze Angelegenheit noch eine weitere Steigerung erfahre. Dieses Mal ging er nach Shirwan. So finden Persönlichkeiten sehr viele Gegner, wenn sie sich nicht zurückziehen. Und mancher Hodja, der besonders auf Äußerlichkeiten bedacht, im Wettstreit der Wissenschaften aber geschlagen worden war, bemühte sich nach Kräften, Molla Said in den Augen der Leute verächtlich zu machen. Sie untersuchten sehr genau jede einzelne Angelegenheit. So hatte er eines Tages - wie auch immer die Umstände gewesen sein mögen - das Morgengebet versäumt. Seine Gegner, welche darüber genau unterrichtet waren, sagten: "Molla Said vernachlässigt das Gebet." Als das Gerücht unter den Leuten umging, fragten ihn diese: "Warum erzählt jeder so etwas?" Molla Said antwortete: "Ja, eine Sache kann sich nicht ohne Grund so schnell in der Welt verbreiten. Der Fehler liegt bei mir. Deswegen haben mich zwei Strafen getroffen. Nämlich: erstens eine Zurechtweisung von Gott und zum anderen das Gerede der Leute. Der Hauptgrund ist aber der, dass ich meine nächtliche Gewohnheit beständiger heiliger Rezitation vernachlässigt habe. So ist das Gemüt der Leute von der Wahrheit angerührt worden. Doch da ihnen die Bezeichnung für das Ganze verborgen blieb, haben sie die Ursache der Verfehlung eben so bezeichnet." Während er sich in Shirwan befand, kam jemand aus der Umgebung von Siirt zu ihm und sagte: "Ach mein lieber Herr, nach Siirt ist ein Kind gekommen! Er ist etwa vierzehn, fünfzehn Jahre alt. Er hat schon alle Gelehrten dahin gebracht, dass sie nichts mehr zu sagen wussten. Ich lade Sie dazu ein, es mit ihm genau so zu machen!" Molla Said nahm diese Einladung an und bereitete sich darauf vor, nach Siirt zu gehen. als sie sich bereits auf den Weg gemacht hatten und etwa zwei Stunden weit gegangen waren, fragte er nach Aussehen und Eigenschaften des kleinen Hodjas. "Mein Herr, ich weiß seinen Namen nicht," sagte der Mann, "aber als er das erste Mal kam, war er wie ein Derwisch gekleidet und trug ein Fell über der Schulter. Später kleidete er sich nach Art der Studenten und brachte alle Gelehrten dahin, dass sie nichts mehr zu sagen wussten." Als er dies hörte, verstand er, dass von ihm selbst die Rede war und dass sich jetzt die Kunde jener Vorfälle, die sich vor einem Jahr ereignet hatten, in den umliegenden Dörfern verbreitete. So kehrte er um und nahm die Einladung nicht an. Danach ging er nach Tillo, einer kleinen Stadt in der Nähe von Siirt. Er schloss sich in einem berühmten Mausoleum ein und lernte dort aus einem Exemplar des berühmten "Ozean" bis zu dem Buchstaben "sin" auswendig. Gefragt, aufgrund welcher Vorstellung er das Buch auswendig lerne, gab er zur Antwort: "Das Wörterbuch gibt für jeden Ausdruck mehrere Bedeutungen an. Aber ich bin gerade im Gegenteil daran interessiert, ein Wörterbuch zusammenzustellen, das für jede Bedeutung den Gebrauch mehrerer Worte aufzeigt." Während der Zeit, die er in dem erwähnten Mausoleum verweilte, brachte ihm sein kleiner Bruder Mehmed das Essen. Er gab die Körner im Essen den Ameisen, die sich rund um die Kuppel einfanden, und begnügte sich selbst damit, das Brot in die Soße des Essens einzutauchen. Gefragt, warum er die Körner den Ameisen gäbe, gab er zur Antwort: "Ich habe sie bei ihrer Arbeit beobachten können und herausgefunden, dass sie ein Gemeinschaftsleben besitzen und außerordentliche Treue zur Pflichterfüllung und möchte sie zur Belohnung für ihre Liebe zur Republik {(*): Im Jahre 1935 wurde er in der Eskishehirer Großen Strafkammer über die Republik befragt. Er sagte: "Meine in Ihrer Hand liegende Biographie beweist, dass ich schon ein religiöser Republikaner gewesen bin, bevor auch nur einer unter Ihnen außer dem Vorsitzenden des Eskischehirer Gerichts geboren war." Dann erzählte er die obenerwähnte Geschichte der Ameisen und sagte: "Die ersten vier Groß-Kalifen waren sowohl Kalifen als auch Staatschefs. Der Siddiq-i Akbar (der erste Kalif Abu Bakr RA) war ein Staatschef, der von der "Ashara-i Mubash-'shara fil-Djenne" (die zehn Menschen, die nach der Aussage des Propheten ASM dazu ausersehen sind, mit Sicherheit in das Paradies einzutreten. Sie sind: Abu Bakr, Ömer, Osman, Ali, Abdurrahman bin Avf, Ubaid bin Djerrah, Said, Saad bin Ebu Wakkas, Talha, Zübair bin Awwam) und den Sahabe-i Kiram (d.h. die Gefährten des Propheten ASM) anerkannt wurde. Die Kalifen waren nicht bedeutungslose Namen oder Bilder, sondern Staatschefs einer Republik im islamischen Sinne und im Sinne der Wirklichkeit, der Wahrheit, der Gerechtigkeit, und der Freiheit im Rahmen und innerhalb der Scheria.} unterstützen.". In Tillo erschien ihm eines Nachts der Scheich Abdu-l'Qadir-i Geylani (AhsG: Allah heilige sein Geheimnis!) im Traum. Der ehrwürdige Geylani (AhsG) sprach zu ihm: "Molla Said! Gehen Sie zu Mustafa Pasha, dem Oberhaupt des Stammes 'Miran' und laden Sie ihn ein, die Führung auf dem rechten Weg anzunehmen. Raten Sie ihm, sich von dem Unrecht, das er begangen hat, abzuwenden und beständig zu werden im Gebet und in der Befolgung der vorgeschriebenen Weisungen. Widersetzt er sich dem göttlichen Ratschluss, dann töten Sie ihn!" Molla Said, mochte er nun dieses Traumgesicht gehabt oder sogar gewollt haben, traf sofort seine Vorbereitungen, begab sich von Tillo zu dem Stamm "Miran" und trat direkt zu Mustafa Pasha ins Zelt. Und da der Pasha sich nicht darinnen befand, ruhte er sich ein wenig aus. Später trat auch Mustafa Pasha ein. Während alle Anwesenden aufstanden, rührte sich Molla Said nicht von der Stelle. Das lenkte die Aufmerksamkeit des Pashas auf ihn, und dieser fragte Fettah Bey, den Major des Stammes, wer das sei. Es sei der berühmte Molla Said, gab Fettah Bey zu wissen. Der Pasha konnte zwar Gelehrte nicht leiden, doch wenn er sich auch ohne Zweifel reichlich ärgerte, so zeigte er es nicht. Er fragte Molla Said, warum er denn hierher gekommen sei; und Molla Said gab zur Antwort: "Ich bin gekommen, dich auf den rechten Weg zu führen. Du wirst dem Unrecht entsagen und das Gebet verrichten, oder ich werde dich töten!" Wütend ging der Pasha hinaus. Nachdem er etwas umhergegangen war, kehrte er wieder ins Zelt zurück und fragte Molla Said abermals, wozu er gekommen sei. "Ich habe es dir schon gesagt," sprach er, "Dazu bin ich gekommen." Mustafa Pasha deutete auf das Schwert, das an dem Mast des Zeltes aufgehängt war, und sagte: "Etwa mit diesem schmutzigen Schwert?" Bediüzzaman: "Nicht das Schwert schlägt. Es schlägt die Hand." Mustafa Pasha ging wieder hinaus und nachdem er etwas umhergegangen war, kam er wieder herein und sagte zu Bediüzzaman: "Ich habe in Djezire viele Gelehrte. Wenn du ihnen allen gegenüber das letzte Wort zu behalten vermagst, werde ich tun, was du gesagt hast. Wenn du das aber nicht vermagst, werde ich dich in den Euphrat werfen." Molla Said: "Es liegt weder in meiner Macht, allen Gelehrten gegenüber das letzte Wort zu behalten, noch liegt es in deiner Macht, mich in den Fluss zu werfen. Wenn ich aber den Gelehrten Antwort gegeben habe, werde ich dich um etwas bitten, nämlich, dass du mir das Mausergewehr gibst. Hältst du nicht Wort, werde ich dich mit ihm töten." Nach dieser Unterredung ritt er gemeinsam mit dem Pasha nach Djezire. Auf dem Wege sprach der Pasha mit Molla Said kein Wort. Als sie in dem Orte angekommen waren, der Bani Hani genannt wird, legte sich Molla Said vor Erschöpfung ein wenig nieder. Aber ob er nun vom Schlafe aufwachen wollte oder nicht: an seiner Seite erblickte er alle Gelehrten von Djezire, die mit Büchern in ihren Händen auf ihn warteten. Nachdem sie sich ein wenig miteinander unterhalten hatten, wurde der Tee zur Begrüßung gereicht. Molla Saids Ruf war ihm bereits zu den Gelehrten von Djezire vorausgegangen. Sie vergaßen vor Staunen und Verwunderung unter diesen Umständen sogar ihren Tee und erwarteten nur, dass Molla Said seine Fragen stelle. Molla Said jedoch trank seinen Tee aus und trank danach auch noch ein, zwei Gläser der Gelehrten, die völlig versunken vor ihm saßen. Sie bemerkten es noch nicht einmal. Dann sprach Mustafa Pasha zu den Gelehrten: "Meine Herren! Ich besitze zwar nicht Ihre Bildung. Aber ich sehe doch schon jetzt, dass Sie diesen Wettstreit mit Molla Said verlieren werden. Denn ich sehe, dass sie über Ihren Gedanken sogar Ihren Tee vergessen haben, während Molla Said außer seinem eigenen Glas auch noch ein, zwei Glas von Ihrem Tee ausgetrunken hat." Daraufhin scherzte Molla Said noch ein wenig mit den Gelehrten und sagte dann: "Meine Herren! Ich habe mir vorgenommen, niemandem eine Frage zu stellen und sehe deshalb meinerseits nun Ihren Fragen entgegen." Die Gelehrten stellten ihm etwa vierzig Fragen. Während er auf alle Fragen Antwort gab, geschah es, dass Molla Said eine Frage wie auch immer falsch beantwortete, während seine Partner die Antwort in der Diskussion als die richtige Auffassung bestätigten. Nach Beendigung der Sitzung erinnerte sich Molla Said wieder daran, lief den anderen sofort hinterher und sagte zu ihnen: "Entschuldigen Sie bitte! Ich habe auf eine Frage eine falsche Antwort gegeben, ohne dass Sie dahintergekommen wären." und gab nun die richtige Antwort. Da sagten die Gelehrten: "Da sehen Sie es nun in der Tat, dass Sie das letzte Wort behalten haben!" Danach kam ein Teil der Gelehrten zu Molla Said, um bei ihm Unterricht zu nehmen. Also vermachte Mustafa Pasha das versprochene Mausergewehr zum Geschenk und begann das Gebet zu verrichten. Molla Said war nicht nur in den Wissenschaften ein Genie mit einer Begabung ohne Beispiel, auch körperlich war er ungewöhnlich gut durchtrainiert und kräftig. Er liebte den Ringkampf sehr. Er kämpfte mit allen Studenten, die sich in der Schule befanden und selbst im Ringkampf vermochte niemand ihn zu besiegen. Eines Tages ritt er mit Mustafa Pasha zu einem Pferderennen hinaus. Aber Mustafa Pasha befahl absichtlich, ein sehr eigenwilliges und noch ungeschultes Pferd bereit zu halten, das man überhaupt nicht besteigen konnte. Man brachte es Molla Said, damit er es besteige. (Gott allein weiß, ob man wünschte, er möge vom Pferd stürzen und sich den Hals brechen!) Mit seinen sechzehn Jahren hatte Molla Said sich gewünscht, dieses wilde Pferd traben zu lassen, nachdem er es ein wenig umhergeführt hatte. Das Pferd brach aus der ihm gegebenen Richtung aus und trabte geradeswegs in eine andere Richtung. Mit der Kraft, die er besaß wollte er es zum Stehen bringen. Es gelang ihm aber nicht. Schließlich lief es auf einen Platz zu, an dem sich Kinder befanden. Einer der Söhne eines angesehenen Herrn von Djezire wurde auf dem Wege von den beiden Vorderhufen des Tieres erfasst. Das Kind wurde zwischen den Schultern getroffen. Das Kind stürzte zur Erde und blieb zuckend unter den Hufen des Tieres liegen. Schließlich eilten die Leute von allen Seiten zur Hilfe herbei. Als sie das Kind erblickten - reglos wie tot - wollten sie Molla Said töten. Als die Diener des Herrn nach ihren Dolchen griffen, legte Molla Said seine Hand an den Revolver und sagte zu den Männern: "Wenn man es recht betrachtet, so hat Gott das Kind getötet. Wenn man oberflächlich betrachtet, hat das Pferd es getötet. Wenn man es von der Ursache her betrachtet, hat Kel Mustafa es getötet; denn er war es, der mir dieses Pferd gegeben hat. Aber wartet! Ich will mir das Kind anschauen, ob es tot ist. Danach können wir kämpfen." Dann schwang er sich vom Pferd und nahm das Kind auf den Arm. Als er sah, dass das Kind sich nicht bewegte, tauchte er es in kalt Wasser, zog es wieder heraus. Das Kind öffnete seine Augen und lächelte. Das versetzte alle Bewohner in staunende Verwunderung. Nach diesem merkwürdigen Vorfall blieb er noch eine Weile in Djezire und zog dann mit seinem Schüler Molla Salih nach Biro im Wohngebiet der Beduinen weiter. Dort vernahm er nach einer Weile, dass Mustafa Pasha in seine alte Tyrannei zurückgefallen sei, ging zu ihm und setzte ihm mit Mahnungen und Drohungen zu. Eines Tages während einer hitzigen Debatte sagte er zu Mustafa Pasha: "Hast du schon wieder eine Ungerechtigkeit begangen? Im Namen der Gerechtigkeit werde ich dich töten!" Aber bei dieser Drohung warf sich der Sekretär des Pashas dazwischen. Nun hatte ihn Molla Said wegen dieser Ungerechtigkeit in diesem Augenblick schwer beleidigt. Der Pasha vermochte diese Drohungen nicht mehr zu ertragen, wollte sich auf ihn stürzen, um ihn zu töten. Aber die Edlen von Miran hielten ihn fest. Schließlich ging Abdulkerim, der Sohn des Mustafa Pasha auf Molla Said zu und sagte: "Seine Überzeugung ist falsch. Ich bitte Sie darum, sich vorläufig von hier fort zu begeben und einem anderen Ort die Ehre zu erweisen." Er folgte Abdulkerims Wort, und da er allein war, begab er sich direkt in die Wüste Biro zu den Wohngebieten der Beduinen. Unterwegs stieß er zufällig auf eine beduinische Räuberbande. Die Beduinen waren mit Lanzen, Molla Said aber mit seinem Mausergewehr bewaffnet. Und er begann sofort auf die Räuberbande zu schießen. Die Räuber flohen. Er setzte seinen Weg fort und begegnete einer anderen Räuberbande. Diesmal waren die Räuber in der Überzahl und kreisten ihn ein. Gerade als sie ihn töten wollten, erkannte ihn einer von ihnen. "Den habe ich beim Stamme von Miran gesehen," sagte er, "Das ist ein berühmter Mann!" Sofort gaben sie ihn frei und baten ihn, ihr Verhalten zu entschuldigen. Ja, sie wollten ihm sogar in diesem an Schrecken reichen Gebiet sicheres Geleit geben. Doch Molla Said lehnte ab und setzte seinen Weg alleine fort. Nach einigen Tagen kam er in Mardin an. Die Gelehrten von Mardin wagten es zunächst, sich auf ein Streitgespräch mit ihm einzulassen, hatten aber damit keinen Erfolg. Doch als sie in Said, dieser genialen Erscheinung eines jungen Mannes, der doch kaum den Kinderschuhen entwachsen war, einen großen Wissenschaftler gewahr wurden, erkannten sie ihn als ihren Lehrer an. In der Zwischenzeit begegnete er zwei Schülern, die auch nach Mardin kamen. Der eine war Anhänger des Djemalud-Din Afghani, der andere gehörte dem Sunusi-Orden an. Durch ihre Mithilfe erhielt er sowohl von der Lehre des Djemal-ud-Din Afghani als auch über den Sunusi-Orden Kenntnis und Vertrauen. Molla Said begann schon in sehr jungen Jahren, sich dem politischen Leben zu widmen, um Volk und Staat zu dienen. Die ersten Schritte auf der politischen Bühne unternahm er in Mardin. Deshalb wurde er von einem der verantwortlichen der obrigkeitlichen Gewalt in Gewahrsam genommen, gefesselt und unter Bewachung nach Bitlis in die Verbannung geleitet. Während er noch unter Polizeischutz auf dem Wege war, kam die Zeit zum Gebet. Er bat die Polizisten, ihm zum Gebet die Handschellen abzunehmen. Als die Polizisten ihm das verweigerten, öffnete er die eisernen Handschellen wie ein Tuch und warf sie ihnen vor die Füße. Nun betrachteten ihn die Polizisten als einen Wundertäter und standen starr vor Staunen still. Dann ergaben sie sich ihm, baten ihn und ersuchten ihn: "Bisher waren wir Ihre Bewacher. Von nun an werden wir Ihre Diener sein!" {(*): Einmal ist er gefragt worden: "Wie hast du die Handschellen so einfach weggefegt?" Er: "Ich weiß es auch nicht. Es kann nur ein Wunder des Gebets gewesen sein."} In Bitlis hinterbrachte man ihm eines Tages, dass der Gouverneur mit einem Teil der Beamten alkoholische Getränke zu sich nahm. Außer sich vor Zorn sagte er: "Ich kann es einfach nicht billigen, dass in einer Provinz, die so vom Glauben geprägt ist, wie das von Bitlis, ein Repräsentant der Regierung ein derart strafwürdiges Verhalten an den Tag legt!" und begab sich zu dem Trinkgelage. Dort rezitierte er zunächst ein Hadith über alkoholische Getränke und fügte dann noch einige scharfe Worte an. Weil aber die Möglichkeit bestand, dass der Gouverneur ein Zeichen geben könne, ihn zu erschießen, behielt er eine Hand dort, wo sich sein Revolver befand. Aber der Gouverneur war ein außergewöhnlich geduldiger und verträglicher Mensch und sagte kein Wort. Als der junge Said wieder von dort weg ging, sagte der Adjutant des Gouverneurs zu ihm: "Was haben Sie getan? Für Ihre Rede haben Sie die Todesstrafe verdient." Der junge Said zur Antwort: "An Todesstrafe hätte ich nicht im Traum gedacht. Ich dachte an Gefängnis oder Verbannung. Aber wie dem auch sei: wenn ich auch sterben soll dafür, dass ich zurückgewiesen habe, was Gott verboten hat, was macht das schon?" Ein, zwei Stunden nachdem er von dort nach Hause zurückgekehrt war, ließ ihn der Gouverneur durch zwei Polizisten zu sich bitten. Als der junge Said den Salon des Gouverneurs betrat, trat ihm der Gouverneur mit Hochachtung und Ehrerbietung entgegen und wollte ihm die Hand küssen. Wohlwollend wies er ihm einen Platz an und sagte: "Jeder hat seinen Meister, und mein Meister, das bist Du." * * * Der junge Said schätzte es von Natur aus überhaupt nicht, unter einem Gesetz oder innerhalb festgelegter Verhaltensweisen leben zu müssen. Unter allen Umständen und in allen Verhaltensweisen suchte er die größtmögliche Freiheit und sagte immer: "Ich lasse mir meine Freiheit und meine Unabhängigkeit nicht durch irgendein willkürliches Gesetz einschränken." Deshalb bestand er bei seiner ersten Reise nach Istanbul darauf, dass man ihn doch ja von jeglicher Einengung fern halte. Und diese Einstellung hat er in allen Phasen seines Lebens beobachtet. Aufgrund dieser Liebe zu Freiheit und Unabhängigkeit wollte er in der zweiten Hälfte seines Lebens nicht seinen Nacken beugen vor dieser aus Europa herübergekommenen Irrlehre und den Angriffen der Ketzerei und keinen Gehorsam leisten gegenüber einem fürchterlichen Absolutheitsanspruch, welchen die Philosophie des Materialismus gebar und die im völligen Widerspruch steht zu den Grundlagen, die uns im Qur'an gegeben sind. Stattdessen wollte er lieber für jene Freiheit arbeiten und eine Kultur, wie sie gesetzmäßig aus dem Islam erwächst. Als Molla Said in Bitlis war, war er etwa 15, 16 Jahre alt. Er hatte bereits das Mannesalter erreicht. Weil er sich aber bis zu dieser Zeit ganz nach dem richtete, wie ihm die Gedanken in den Sinn kamen, hielt er ein umfassendes und gründliches Studium nicht für notwendig. Doch um diese Zeit - sei es nun, weil er das Mannesalter erreicht hatte, sei es, weil er nun begonnen hatte, sich mit der Politik zu befassen - wie immer dem auch sei: Die früheren Einfälle begannen nach und nach zu verschwinden. Darum begann er nun, Werke verschiedener Zweige der Wissenschaft einem genauen Studium zu unterziehen. Innerhalb von zwei Jahren lernte er an die vierzig Bücher auswendig, insbesondere solche, die in Bezug auf die Religion des Islam jeglichen Zweifel und jede Unsicherheit zurückzuweisen vermögen, bekannte Werke wie "Metali" und "Mevakif", Bücher über Satzbau und Formenlehre, Logik, theologische Werke und Kommentare. Ja, er stellte sich sogar die Aufgabe, täglich zu lesen und so gelang es ihm, im Verlaufe von jeweils drei Monaten diese Bücher auswendig zu wiederholen. Molla Said kannte zwei einander entgegengesetzte Zustände: Erstens: Eine Zeit des Ideenreichtums, in der es unmöglich war, dass er etwas nicht verstand, was auch immer er zur Hand nehmen mochte. Zweitens: Eine Zeit der gedanklichen Stille, in welcher er keine Freude am Studium, ja noch nicht einmal an einer Unterhaltung fand. Molla Said begann den Qur'an auswendig zu lernen und wollte jeden Tag ein, zwei Abschnitte (nämlich 30, 60 Seiten) lesen. Er lernte jeden Tag zwei Abschnitte auswendig, rekapitulierte einen bedeutenden Teil des Qur'an, aber infolge zweier Ideen, die ihm dabei kamen, war es ihm nicht vergönnt, das ganze zu vollenden: Erstens: Das schnelle Lesen des Qur'an könne als eine Respektlosigkeit bezeichnet werden. Zweitens: Es sei in weit höherem Maße wichtig, dass die Wahrheiten des Qur'an in das Herz eindringen, als sie nur auswendig zu lernen. Darum lernte er in zwei Jahren vierzig Werke über die Weisheit und Wissenschaft des Islam auswendig, welche Schlüssel sind zu den Wahrheiten des Qur'an und Schutz und Antwort gegen Zweifel geben. Jeden Tag las er einen Teil davon auswendig. Und innerhalb dreier Jahre rekapitulierte er sie lediglich auf diese Weise. Er begann ein Buch namens "Mirkat" auswendig zu lernen, jedoch ohne die beigefügten Anmerkungen und Erläuterungen. Dann verglich er die Anmerkungen und Erläuterungen des Buches, das er in der Hand gehabt hatte, mit seinem eigenen Standpunkt. Sie stimmten in allen Beispielen überein und nur drei Ausdrücke stimmten nicht überein. Und diese drei Ausdrücke erlangten auch die Bewunderung und Anerkennung der Lehrer. Eines Tages log ihm jemand vor, dass der Ehrwürdige Scheich Mehmed Küfrevi, einer der Scheiche von Bitlis, ihn verflucht habe. Aus diesem Grunde stattete er dem oben erwähnten einen Besuch ab. Der Ehrwürdige Scheich empfing Molla Said mit Wohlwollen und gewährte ihm den Vorzug seines Unterrichtes. Dies war der letzte Unterricht, den Molla Said empfangen hat. Eines Nachts träumte Molla Said, der Ehrwürdige Scheich Mehmed Küfrevi sei ihm erschienen und habe ihn folgendermaßen angesprochen: Molla Said, komm und besuche mich! Es ist dies, weil ich bald gehen muss, dass du sofort gehen sollst. - Und er besuchte ihn. Er sah, wie die Erscheinung sich auflöste und entschwand. Und er erwachte. Er sah auf die Uhr - es war die 7. Stunde der Nacht {nach der alten Zeitrechnung, wonach die Stunden des Tages ab Sonnenaufgang und die Stunden der Nacht ab Sonnenuntergang gezählt wurden, also etwa um 2 Uhr in der Nacht. (A.d.Ü.)} - und legte sich wieder nieder. Am Morgen hörte er, wie sich aus dem Hause des Scheichs Trauergesang erhob. Er begab sich dorthin und erhielt die Nachricht, dass der Ehrwürdige Scheich um die 7. Stunde verschieden war. اِنَّا لِلّٰهِ وَاِنَّا اِلَيْهِ رَاجِعُونَ ٭ رَحْمَةُ اللّٰهِ عَلَيْهِ اٰمِينَ {"Denn von Gott kommen wir und zu Ihm kehren wir wieder zurück. Das Erbarmen Gottes sei mit ihm! Amin."} Traurig kehrte er zurück. Molla Said hatte schon von großen Gelehrten und Scheichen des Ostens, wie Seyyid Nur Mehmed, Scheich Abdurrahman-i Taghi, Scheich Fehim und Scheich Mehmed Küfrevi, hohen Persönlichkeiten, was ihr Wissen und ihre Bildung betrifft, Einzelunterricht genossen und liebte sie sehr. Auch zu den Herren Gelehrten Scheich Emin, Molla Fethullah und Scheich Fethullah Efendi hatte er eine außerordentliche Zuneigung. Weil sich aber in Van keine berühmten Gelehrten fanden, ging Molla Said auf Einladung von Hasan Pasha nach Van. Er blieb in Van fünfzehn Jahre und verbrachte sein Leben auf Reisen zwischen den einzelnen Stämmen, um sie auf dem rechten Wege zu unterweisen und widmete sich der Aufgabe des Lehrens und Lernens. Während jenes Zeitabschnittes, da er sich in Van befand, pflegte er Umgang mit dem Gouverneur und den Beamten und sah, dass die in jenem Jahrhundert veraltete Methode der Theologie jeglichen Zweifel am islamischen Glauben zurückzuweisen, keine befriedigenden Ergebnisse erbrachte und erkannte damit die Notwendigkeit der Naturwissenschaften und der Technologie. {(*): Diese Kenntnis Bediüzzamans in seinem jungen Alter gewährleistete die Vorbereitung für den großartigen qur'anischen und islamischen Dienst der Zukunft. Er äußerte damals seine eigene Überzeugung. 30 oder 40 Jahre später hat der Gott der Gerechte ihn mit der Verfassung der Risale-i Nur Werke, die in der islamischen Theologie eine Erneuerung hervorbrachten, zum Erfolg geführt. Elhamdulillah (Dank sei Gott!).} Sobald er zu dieser Überzeugung gelangt war, begann er alle sogenannten positiven Wissenschaften zu studieren und eignete sich in sehr kurzer Zeit neben der Geschichte und der Philosophie nun auch noch die Grundlagen der Geographie, Mathematik, Geologie, Physik, Chemie und der Astronomie an. Er verstand diese Wissenschaften ohne den Unterricht eines Lehrers allein durch genaues und gründliches Lesen. Bevor er sich z.B. zu einem Lehrer zu einem Disput über Geographie begab, lernte er binnen vierundzwanzig Stunden ein Buch über Geographie, das er in die Hand bekommen hatte, auswendig und begab sich dann in das Regierungsgebäude des inzwischen dahingeschiedenen Gouverneurs Tahir Pasha, wo er ihm dann auf diese Weise das letzte Wort schuldig blieb. Und auf genau die gleiche Weise bekam er zur Vorbereitung auf einen Disput innerhalb fünf Tagen die Anorganische Chemie in den Griff, forderte einen Chemielehrer zum Streitgespräch heraus und blieb auch ihm keine Antwort schuldig. Die Vertreter der Wissenschaft legten Zeugnis dafür ab, dass er über ein Wissen verfügte, wie ein Wissenschaftler, dessen Gelehrsamkeit so tief war und so weit wie das Meer und gaben diesem jungen Mann schon in sehr frühen Jahren ob dieser oben angeführten Einzigartigkeit den Beinamen " Bediüzzaman" (der Unvergleichliche seiner Epoche). Während der Zeit, die sich Bediüzzaman in Van befand, unterzog er die bis zu dieser Zeit üblichen Ansichten und Meinungen und die Methoden des wissenschaftlichen und des religiösen Unterrichtes einer kritischen Betrachtung und entwickelte selber mit Rücksicht auf die Bedürfnisse und Notwendigkeiten seiner Zeit eine eigene Unterrichtsmethode. Auf diese Weise wollte er die religiösen Wahrheiten dem Verständnis der neuen Zeit anpassen, sie mit den neuesten Erklärungen und Erläuterungen beweisen und so seine Schüler zur Erkenntnis führen. Molla Said befand sich zu der Zeit, die er in Van verbrachte, in manchen wesentlichen Punkten im Gegensatz zu den Gelehrten dieser Gegend. Er hatte folgende Eigenarten: {(*): Er hat die gleichen Verhaltensweise während eines achtzigjährigen Lebens beibehalten!} 1 - Er lehnte es entschieden ab, von irgendjemandem Geldgeschenke oder auch nur sein Gehalt anzunehmen. Ja, er besaß nie im Leben ein Eigentum an materiellen Gütern. Und obwohl er sein ganzes Leben als ein Verbannter oder Gefangener arm und allein, in großer Bedrängnis und in furchtbarem Elend verbracht hat, war es doch allgemein bekannt, dass man ihn niemals Geld oder Geschenke ohne Gegenleistung annehmen sah. 2 - Er befragte niemals einen Wissenschaftler. Aber während zwanzig Jahren gab er stets nur den Fragenden Antwort. Über diese Eigenart sagte er selbst: "Ich stelle das Wissen der Gelehrten nicht in Abrede. Deshalb ist es überflüssig, ihnen Fragen zu stellen. Wer aber an meinem Wissen Zweifel hegt, soll mich fragen und ich werde ihm Antwort geben." 3 - Er gebot auch den Schülern, die bei ihm waren, gleich ihm selbst Sekat (Almosen) und Geschenke nicht anzunehmen. Sie sollten einzig für Gottes Wohlgefallen arbeiten. Überdies verpflegte er seine Schüler meistens selbst. 4 - Er blieb unverheiratet und war offensichtlich mit nichts und niemandem in der Welt verbunden. Diesbezüglich sagte er: "Ich muss all meinen Besitz mit einer Hand aufnehmen und forttragen können." Als man ihn fragte, welchen Grund er dafür habe, antwortete er: "Es wird eine Zeit kommen, da wird mich jeder darum beneiden, dass ich so bin. Geld und Gut geben mir keine Befriedigung. Ich betrachte diese Welt so, als diene sie mir lediglich als Gasthaus." Während seines Aufenthaltes in Van stellte der inzwischen verstorbene Gouverneur Tahir Pasha ihm einige Themen zusammen, die er in europäischen Büchern studiert hatte, und befragte ihn darüber. Obwohl er diese Bücher nicht gesehen hatte und auch mit dem Türkischen erst vor kurzem begonnen hatte, zögerte er nicht mit der Antwort. Als er sie dann eines Tages bei Tahir Pasha sah und verstand, dass dieser seine Fragen aus ihnen entnahm, eignete er sich in kurzer Zeit den Inhalt dieser Bücher an. In dieser Zeit war es sein höchstes Ziel und Ideal, in Bitlis und Van ein Haus der Wissenschaften ähnlich der Djami'u-l'As'har in Ägypten mit Namen "Medresetu-s'Sehra" Gestalt werden zu lassen. Und wirklich hatte er damals die feste Absicht gehegt, einen solchen Plan in die Tat umzusetzen und zu verwirklichen. In Van verbrachte er die Sommerzeit auf den Hochebenen von Bashit und Beytush-Shebab. Eines Tages erzählte er Tahir Pasha, dass auf den Gipfeln der erwähnten Berge sogar noch im Juli der Schnee liege. Dem widersprach Tahir Pasha und beharrte darauf, dass "dort im Juli auf gar keinen Fall Schnee liegen" könne. Daran erinnerte er sich, als er sich eines Tages wieder einmal auf der Hochebene befand und schrieb an Tahir Pasha in seinem ersten türkisch verfassten Briefe: "Oh Pasha! Auf dem Gipfel von Baschit liegt Schnee. Leugne nicht, was du nicht gesehen hast! Die Existenz der Dinge ist nicht nur auf deine Kenntnisse beschränkt. Ves-Selam 🙂 und Frieden)!" Molla Said schritt bei jeder Art Stammeszwistigkeiten ein, sobald er von ihnen hörte, wies beiden Seiten den rechten Weg und bemühte sich sofort darum, wieder Frieden zu stiften. Er stiftete auch Frieden zwischen Scheker Agha und Mustafa Pasha, dem Oberhaupt von Miran, zwischen denen wieder Frieden herzustellen sogar die Regierung nicht imstande gewesen war. Mustafa Pasha fragte er: "Hast du denn noch nicht Buße getan?" Dieser antwortete ihm: "Oh Said, was sagen Sie da? Ich werde Ihre Worte nicht in den Wind schlagen." Mustafa Pasha wollte ihm Geld und ein Pferd zum Geschenk machen. Aber Bediüzzaman wies es zurück und sagte: "Haben Sie noch nicht gehört, dass ich bis heute noch von keinem Geld angenommen habe? Und wie sollte ich denn auch Geld annehmen, noch dazu von einen Gewaltmenschen wie Sie? Sie haben wahrscheinlich Ihre Bekehrung schon verwirkt. In diesem Falle werden Sie Djezire nicht erreichen." Und tatsächlich erhielt er die Nachricht, dass jener auf dem Wege verstorben war, ohne nach Djezire gelangt zu sein. Bediüzzaman eignete sich die Mathematik in erstaunlich kurzer Zeit an und brachte es darin bis zur Meisterschaft. Selbst schwierige Aufgaben löste er sofort im Kopf. Er schrieb sogar eine Abhandlung über die Gleichungssysteme in der Algebra. Wenn bei Tahir Pasha Rechenaufgaben zur Diskussion gestellt wurden, löste sie Molla Said im Kopf, noch ehe bevor andere, selbst sehr geschickte Referendare die Lösung zu finden vermochten, ganz gleich, welche Frage dabei zur Erörterung stand. Oft forderte er sie so zum Wettkampf heraus und blieb in ihrer Gemeinschaft immer der Erste. Bediüzzaman las während der Zeit, die er sich in Van befand, zusammen mit dem Gouverneur Tahir Pasha Berichte aus einigen Zeitungen. Dabei widmete er besonders den Themen, welche den Islam betrafen, seine besondere Aufmerksamkeit. So war er während seines Aufenthaltes in Van über die Lage in der islamischen Welt aufs Beste informiert. Eines Tages zeigte ihm Tahir Pasha in einer Zeitung folgenden unglaublichen Artikel. Der Artikel lautete: Ein Abgeordneter {Glodsten im Jahre 1910 (A.d.Ü.)} des englischen Kolonialmisteriums äußerte in einer Rede während einer Sitzung, indem er den Ehrwürdigen Qur'an hoch hielt: "Solange sich dieser Qur'an in der Hand der Muslime befindet, können wir sie nicht beherrschen. Ob wir es wollen oder nicht: Wir müssen ihnen den Qur'an aus der Hand nehmen, oder aber die Muslime dem Qur'an entfremden." Das war aber nun eine Nachricht, die ihn in ihrer Wirkung unbeschreiblich aufrüttelte. Er sagte: "Ich werde der Welt zeigen und beweisen, dass der Qur'an eine geistige Sonne ist, die nie verlischt und die man nicht auslöschen kann. Und ihre Herrschaft wird sich durchsetzen." {(*): Als Said Nursi vor 65 Jahren in Van bei dem Gouverneur Tahir Pasha weilte, lasen sie in einer Zeitung, dass der englische Kolonialminister der Versammlung des englischen Abgeordnetenhauses den Qur'an in seiner Hand gezeigt und gesagt habe: "Solange sich dieser Qur'an noch in der Hand der Muslime befindet, können wir sie in der Tat nicht besiegen. Wir müssen ihnen entweder den Qur'an wegnehmen oder ihnen den Qur'an entfremden." Dieser Ausspruch hatte ihn in seinem Geiste aufgestachelt und eine grenzenlose Entschlossenheit in ihm entfacht. Er wünschte zu beweisen und in aller Welt zu verbreiten, dass der Qur'an ein Wunder ist und fasste den unwiderruflichen Entschluss, die Ungläubigen zum Schweigen zu bringen. Wie er in den 15 Jahren Zeitspanne, die er in Van verbrachte, mehr als 80 Bücher, die er schon auswendig gelernt hatte, auswendig wiederholte, erhielt er auch jede Art von erforderlichen Informationen über die Lage in der islamischen Welt der Gegenwart. Bediüzzaman war ein Wissenschaftler ohne gleichen. Noch in jugendlichem Alter hatte er außerordentlichen Scharfsinn und ein ungewöhnliches Verständnis der Wissenschaften zu erkennen gegeben. Mit gleich beispiellosem Eifer übte er sich selbst in der Weisheit des Qur'an. Er selbst besaß jene hohe Begabung und große Ausdauer, den heißen Wunsch und die glühende Opferbereitschaft, um aller Welt zu beweisen und jeden einzelnen davon zu überzeugen, dass der Qur'an den Bedürfnissen unseres Jahrhunderts entsprechend über alle zeitbedingte Wissenschaft und über jedweden sittlichen Standart hinaus ein Wunder ist. So wie aus einem Pinienkern - klein wie ein Weizenkorn - ein Baum so groß wie ein Berg emporwächst, so zeigte sich klar die göttliche Kraft. Bediüzzaman besaß keinerlei materielle Stütze. Im Gegenteil: Er war ein Mann in der Verfolgung, gleichsam gebunden an Händen und Füßen. Und dennoch wird er so wie dieses Samenkorn, als ein Beispiel regen pflichterfüllten Lebens Anatolien und die gesamte islamische Welt in der schwersten Epoche ihrer Geschichte sowohl im äußeren - weltlichen - Bereich beeinflussen und ihre Geisteshaltung verändern, als auch eine weltumspannende Bewegung hervorbringen. So zeigte sich die unbedingte Macht im Dienste Gottes und die Liebe zum Herrn mit Herz und Verstand. Tatsächlich schrieb er in einem seiner Werke als Danksagung für das im Dienst am Glauben erhaltene Geschenk der Gnade Gottes das Folgende: "Im vergangenen Weltkrieg oder noch davor erblickte ich mich inmitten einer wahrheitsgemäßen Erscheinung (vakia-i sadiqa) am Fuße des bekannten großen Berges Ararat. Plötzlich zerbarst der Berg mit gewaltigem Krachen und riesige Felsbrocken wurden überall umhergeschleudert. Inmitten dieses Entsetzens erblickte ich meine verstorbene Mutter an meiner Seite und sagte zu ihr: "Fürchte dich nicht, oh meine Mutter. Dies ist auf Befehl Gottes, des Gerechten. Er ist sowohl barmherzig als auch weise." - Und während ich mich noch in diesem Zustande befand, schaute ich eine bedeutende Persönlichkeit, die mir gebot: "Erkläre den Qur'an! Groß ist er und wunderbar." Da erwachte ich und verstand: Es wird sich ein großer Umsturz ereignen. Und nach diesem Umsturz wird eine Erneuerungsbewegung einsetzen und die Mauern zerbrechen, die den Qur'an bisher umgeben haben. Und unmittelbar darauf wird der Qur'an sich selbst verteidigen. Man wird den Qur'an angreifen. Sein Wunder wird wie ein stählerner Panzer sein; und dieses Wunder wird sich in jener Zeit als über alles Maß hinaus erweisen und sich der Gestalt eines Mannes wie mich als Anwalt bedienen. Und ich verstand, dass ich dazu beauftragt bin."} Bediüzzaman kam nach Istanbul, um in Ostanatolien, d.h. in Van oder Diyarbakir die Gründung eines Hauses der Wissenschaften (Daru-l'Fünun), bzw. einer Schule (Medresse) im Range einer Daru-l'Fünun mit dem Namen "Medresetu-s'Sehra" zu betreiben. Seine Ankunft in Istanbul beschreibt ein Journalist mit den Worten: "Von den schroffen Felsen des Ostens herauf erhob sich über den Horizont von Istanbul eine feuerflammende Intelligenz." Einen Tag vor seiner Abreise nach Istanbul sagte Tahir Pasha: "Die Gelehrten des Ostens hast du zum Verstummen gebracht. Wirst du aber auch nach Istanbul gehen und dort die großen Fische des Meeres herauszufordern wissen?" Er lud also gleich nachdem er in Istanbul angekommen war, die Gelehrten zu einer Disputation ein. Deshalb kamen alle bekannten Wissenschaftler von Istanbul und statteten ihm - oft zu mehreren gleichzeitig - ihren Besuch ab und stellten ihm ihre Fragen. Und er beantwortete sie alle richtig. Es war seine Absicht, damit den Blick und die Aufmerksamkeit auf die Wissens- und Bildungstätigkeit in Ostanatolien zu lenken. Ansonsten liebte es Molla Said durchaus nicht, sich zur Schau zu stellen. Er war stets darum bemüht, jeder Art von Prunk und Blendwerk aus dem Wege zu gehen, war jedoch bewundernswert hinsichtlich seines Wissens, seiner Unerschrockenheit, seines Gedächtnisses und seines Scharfsinnes. In gleichem oder vielleicht noch stärkerem Maße war er lauter und aufrichtig. Gekünsteltes Getue und Förmlichkeiten mochte er überhaupt nicht. An seiner Wohnungstüre war folgendes Schild aufgehängt: "Hier werden alle Probleme gelöst, alle Fragen beantwortet, aber keine Fragen gestellt." {(*): Hierzu ist es notwendig, folgende Erklärung anzumerken: Said Nursi wurde in den letzten dreißig, vierzig Jahren seines Lebens die Risale-i Nur unter wunderbaren Segnungen und Gnadenerweisen zum Dienst an Islam und Qur'an zum Geschenk gemacht. Sie hat sich weltweit als ein geistiger Kampf um den Glauben gezeigt und ist als Dienst am Qur'an zu verstehen. Später hat er dann in seinen Erinnerungen selbst der Feder anvertraut, wie er in seinem Leben auf rechter Bahn geführt worden ist. Darum hat Gott der Gerechte in Said, um ihn im Dienst am Qur'an vorzubereiten, die Voraussetzungen geschaffen und ihm in Seiner überströmenden Gnade einen bewundernswerten Scharfsinn verliehen und ihn mit einem genialen Geist ausgestattet und betraut, bevor Er ihn zu einem wichtigen Dienst am Qur'an gelangen ließ. Darum sollte man, wie dies ja schon auch zu Beginn dieser Biographie angemerkt wurde, sein Leben und seine Situation von diesem Gesichtspunkt aus betrachten. Und er sagte sogar in der Zeit vor der Befreiung (Hürriyet, 1908-18 konstitutionelle Monarchie unter dem Sultan Abdulhamid - A.d.Ü.) zu seinen Schülern und Freunden: "Ich sehe ein Licht und schaue mit großen Hoffnungen in die Zukunft." Und er verkündete, dass ein bedeutender Dienst am Qur'an geleistet werden würde. Voraussehend vermochte er schon damals zu erkennen, dass der gegenwärtige Dienst am Qur'an und am Glauben durch die Risale-i Nur mitten in der Welt der Politik eine Rolle zu spielen haben werde. Deshalb war er in Istanbul mit allen seinen Kräften darum bemüht, die Politik in den Dienst des Glaubens zu stellen und sich für den Qur'an einzusetzen.} In Istanbul beantwortete er die Fragen der Gelehrten, die in Scharen zu ihm kamen, kurz, knapp und korrekt, befand sich in bester Verfassung und sein Benehmen war ausgezeichnet, so dass die Gelehrten ihm gratulierten. Sie sahen, dass er den Titel "Bediüzzaman" (Wunder des Zeitalters) mit Recht verdiente und beschrieben diese außergewöhnliche Persönlichkeit als ein seltenes Wunder der Schöpfung. Als zu dieser Zeit der berühmte Scheich Bahid Efendi, einer der Rektoren der Djami'u-l'As'har in Ägypten auf seiner Reise nach Istanbul kam, baten ihn die Gelehrten von Istanbul Bediüzzaman Said Nursi, der von den steilen und kahlen Felsen Kurdistans gekommen war, sich in Istanbul befand und dem sie das letzte Wort hatten lassen müssen, diesem jungen Gelehrten doch nicht das letzte Wort zu überlassen. Scheich Bahid Efendi nahm dieses Angebot auch an und suchte einen Diskussionsgegenstand. Eines Tages, als sie nach dem Gebet aus der Moschee Aya Sofya (Hagia Sophia) herauskamen und in einem Teehaus beieinander saßen und auch die Gelehrten anwesend waren, nahm der Scheich Bahid Efendi die Gelegenheit wahr und fragte Bediüzzaman: مَا تُقُولُ فِى حَقِّ اْلاَوْرُبَائِيَّةِ وَالْعُثْمَانِيَّة يَانِي {"Wie denken Sie über Europa und die Osmanen und was ist Ihre Meinung darüber?"} Mit dieser Frage wollte der Scheich Bahid Efendi nicht das ohne Zweifel einem Ozean gleichende Wissen und das feuersprühende Genie des Bediüzzaman auf die Probe stellen, sondern die Schärfe seines Verständnisses der Zukunft und der Weltpolitik feststellen. Bediüzzaman beantwortete die ihm gestellte Frage folgendermaßen: اِنَّ اْلاَوْرُوبَا حَامِلَةٌ بِاْلاِسْلاَمِيَّةِ فَسَتَلِدُ يَوْماً مَا وَاِنَّ الْعُثْمَانِيَّةَ حَامِلَةٌ بِاْلاَوْرُوبَائِيَّةِ فَسَتَلِدُ يَوْمًا مَا "Europa geht schwanger mit einem islamischen Staat und wird ihn eines Tages gebären. Aber auch die Osmanen gehen mit Europa schwanger. Und auch sie werden es gebären." Auf diese Frage hin sagte der ehrwürdige Scheich Bahid: "Auch ich bin der Überzeugung, dass man diesen jungen Mann nicht in der Diskussion besiegen kann. Denn nur ein Bediüzzaman kann sich so kurz und treffend und so gewandt äußern." {(*): Wie Bediüzzaman schon vorausgesagt hatte, haben sich auch diese beiden Phänomene ereignet. Nur zwei Jahren danach, schon zur Zeit der parlamentarischen Regierung, wurden viele, nichtislamische Gewohnheiten, die gegen die Identität des Islam verstoßen, angenommen und allmählich durchgesetzt. Andererseits gibt es heute in Europa Interesse für den Qur'an und für den Islam. Besonders die Geschehnisse um die Verbreitung des Islam unter dem deutschen Volk, bestätigen wohl vollkommen die Voraussagen Bediüzzamans.} Bediüzzamans Leben in Istanbul war bis zu einem gewissen Grade politisch. Er hegte die Überzeugung, dass einmal die Politik dem Islam dienen werde. Seine Teilnahme am politischen Leben war das Ergebnis seiner Liebe zum islamischen Dienst. Er hatte immer auf Seiten der Befreiung (Hürriyet, Parlament) gestanden, aber aufgrund der Ungerechtigkeiten, die er mit angesehen hatte, opponierte er auch stets gegen die Jung-Türken. "Ihr habt den Glauben geschmäht, gegen die Würde Gottes verstoßen und das Gesetz des Islam (Scheria) gering geachtet. Die Folgen werden ernst sein." In solcher Weise scheute er sich nicht davor, seine gegensätzliche Einstellung zu zeigen. In der Zeit der Befreiung (Hürriyet 1908-18) begründete er zusammen mit seinen Freunden, den Mudjahidin die "Gemeinschaft zur Vereinigung der Muslime". Diese Gemeinschaft begann sich in sehr kurzer Zeit zu entwickeln, so dass auf einen Artikel Bediüzzamans hin fünfzigtausend Menschen aus der Gegend von Adapazari und Izmit ihr beitraten. Er vertrat die Ansicht, dass es notwendig sei, den Begriff der "Freiheit" (Hürriyet, d.h. Konstitutionelle Monarchie) nicht falsch auszulegen, man vielmehr die Regierung (Meshrutiyet) als ein System der Regierung nach dem islamischen Gesetz (Scheria) annehmen müsse. Darüber schrieb er Artikel in islamischen Zeitungen und hielt darüber Vorträge. Diese Vorträge und Abhandlungen sind beste Literatur, überzeugend und eindringlich, und beispiellos in ihrer Darstellung. Wissenschaftler und Politiker haben großen Nutzen aus seinen Abhandlungen und Vorträgen gezogen. Das nationale Erwachen seiner Zeit begrüßte er als wahre Morgenröte und eine gute Nachricht für das weltliche Glück von Anatolien und ganz Asien. Aber er betonte auch immer wieder, wie notwendig es sei, den Anordnungen der Scheria unmittelbar Folge zu leisten, damit der heraufziehende Morgen nicht wieder verdämmere. Deswegen sein Hinweis: "Wenn wir das parlamentarische Regierungssystem (meshrutiyet) nicht mit der Freiheit im Rahmen der Scheria vereinbaren und unter solcher Freiheit verwirklichen, wird es von uns weggenommen und durch eine despotische Regierung ersetzt werden." Aus diesen Schriften und Regeln Bediüzzamans werden wir hier einige Auszüge zitieren. Am dritten Tag nach der "Erklärung der Freiheit" im März 1909 hielt Bediüzzaman Said Nursi unvorbereitet die folgende Rede, die er dann auf dem Platz der Freiheit in Saloniki wiederholte und die damals in den Zeitungen veröffentlicht wurde: Rede an die Freiheit Oh Freiheit unter der Scheria! Du rufst mich durch ein furchtbares, aber frohes, gute Botschaft verkündigendes Echo zu dir. Du weckst mich auf, wie einen Beduinen, der unter dem Deckbett seiner Gottvergessenheit (ghaflah) eingeschlafen war. Wenn du nicht da wärest, wären ich und das ganze Volk für immer gefangen geblieben. Ich gebe dir die frohe Botschaft, dass du das immerwährende Leben hast. Wenn du die Scheria, die das wahre Leben ist, zur Quelle des Leben machst und wenn du dich paradiesisch voll entfaltest, dann verkündige ich die frohe Botschaft, dass diese unterdrückte Nation sich, treu zu ihrer Vergangenheit, tausendfach entwickeln wird - aber nur wenn die Nation dich zu Recht als Führerin annimmt. Und auch nur wenn wir dich nicht mit unseren Gedanken an Eigennutz und Rache beflecken... Oh mein Herr! Wie beglückend und schön der Auferstehungstag sein wird! Diese Zeit gibt uns ein kleines Beispiel der Wahrheit وَالْبَعْثُ بَعْدَ الْمَوْتِ {"Die Auferstehung nach dem Tode ist wahr."} Die alte Zivilisation, die in den römischen wie in den asiatischen Provinzen begraben liegt, beginnt zu leben. Diejenigen, die ihren Gewinn zum Schaden der Allgemeinheit suchen und sich die Despotie wünschen, beginnen nun zu sagen: يَالَيْتَنِى كُنْتُ تُرَابًا {"Ach wäre ich doch Staub!"} Weil unsere neue Regierung wie ein Wunder zustande kam, werden wir - insha-a'llah - in einem Jahr zu dem Mysterium نُكَلِّمُ مَنْ كَانَ فِى الْمَهْدِ صَبِيّاً {"Wir sprechen obwohl wir noch Kinder in der Wiege sind."} gelangen. Als eine Belohnung dafür, dass wir dreißig Jahre lang vertrauensvoll und geduldig einen Ramadan des Schweigens gehalten haben, haben sich uns nun mühelos die Türen zum Paradiese der Entwicklung und Zivilisation geöffnet. Die Gesetzgebung der Scheria, die ein guter und schöner Beginn zur nationalen Souveränität ist, lädt uns wie ein Führer des Paradieses zum Eintritt ein. Oh unterdrückte Brüder des Vaterlandes! Gehen wir und beteiligen wir uns! Die erste Türe ist die Vereinigung der Herzen nach Maßgabe der Scheria. Die zweite Türe ist die Liebe zum Volk. Die dritte Türe ist die Bildung. Die vierte Türe ist die menschliche Bemühung. Die fünfte Türe ist die Aufgabe eines ausschweifenden Lebenswandels. Die übrigen überlasse ich ihrem Verständnis. .... Oh Brüder des Vaterlandes! Tötet sie nicht wieder durch ausschweifenden Lebenswandel und Lauheit im Glauben! Gegen alle Verderben bringenden Meinungen, alle niedere Moral, satanische Hinterlist und Schmeicheleien gibt es jetzt das Verfassungsgesetz, das auf die Sheriat-i garra {garra: glänzend; medinensisch, weil zuerst in Medina erlassen. (A.d.Ü.)} gegründet worden ist und wie Azrail (der Todesengel) alle zum Verstummen gebracht hat. Oh Brüder des Vaterlandes! Lasst diese Dinge nicht durch Verschwendung, Ungesetzlichkeiten und unerlaubte Genüsse wieder über euch mächtig werden! Mit anderen Worten: Wir haben bis jetzt im Grabe gelegen - faul und verloren. Nun sind wir durch diese nationale Einigung und die parlamentarische Regierung in den Mutterleib eingegangen und werden aus ihm hervorkommen. Auf der Streck der Entwicklung, die wir erst seit Jahrhunderten versäumt haben, werden wir - insha-a'llah - durch ein Wunder des Propheten im Geist und in der Tat in den Zug des Verfassungsgesetzes unter der Scheria und in das Fahrzeug der Entwicklung des Prinzips der gegenseitigen Beratung unter der Scheria einsteigen. Wir werden in kurzer Zeit diese große furchterregende Wüste durchqueren und dann Schulter an Schulter in einen Wettbewerb mit den Industrienationen eintreten. Denn diese stiegen einst in einen Ochsenkarren ein, gingen auf die Reise. Wir aber werden bereits mit Vorkenntnissen ausgestattet wie in einen Zug oder ein Luftschiff einsteigen und sie hinter uns lassen. Auch werden wir mit Hilfe der Wahrheit des Islam, welche die Gesamtheit der guten Sitten in sich enthält und durch den Segen des Glaubens Meile um Meile zurücklegen. Aufgrund meiner mir gegebenen Verpflichtung als Schüler, versehen mit dem Abschlussdiplom der "Freiheit", ermahne ich euch: Oh Söhne des Vaterlandes! Missdeutet nicht den Begriff der "Freiheit", damit diese Freiheit nicht wieder aus unserer Hand entgleitet und unsere alte faule Gefangenschaft uns nicht im selben Topf {Jawohl, man hat uns bereits unter einer noch furchtbareren Despotie eine noch härtere und bitterere Gefangenschaft zu trinken gegeben.} zugleich zu trinken gibt und ertränkt. Denn die Freiheit kann sich nur verwirklichen und entwickeln unter Einhaltung der Gesetze und im Betragen gemäß der Scheria und den guten Sitten. ......... Bediüzzaman Hochlebe die Sheriat-i Ahmedi (ASM) {Das Gesetz Mohammeds (ASM: Friede sei mit ihm)} Religiöse Zeitschrift Nr.: 77 18. März 1909 Sheriat-i Garra: Sie ist aus dem Wort des Urewigen hervorgegangen und wird endlos weiterschreiten. Die Welt des Islam ist die Säule unserer Sicherheit vor der schamlosen Despotie der fleischlichen Gelüste und unser starkes Seil. Von der gerechten Freiheit macht man nur dann berechtigter maßen Gebrauch, wenn man aus dem Glauben um Hilfe bittet. Und wer in Wahrheit der Anbeter und Diener des Weltenschöpfers ist, soll sich nicht dazu herabwürdigen, seine Geschöpfe anzubeten. Jeder ist ein Kommandant in seiner persönlichen Welt und als solcher zum Großen Djihad {Kampf gegen sein Ego.} verpflichtet und hat die Aufgabe, sich nach der Sitte Mohammeds (ASM) entsprechend zu verhalten und die Gebräuche aus der Zeit des Propheten (Sunna) lebendig zu erhalten. Oh ihr leitenden Staatsmänner! Wenn Sie Erfolg zu haben wünschen, dann handeln Sie in Übereinstimmung mit den göttlich-kosmischen Gesetzen. {Die von Gott geschaffenen Naturgesetze.} Wenn Sie sich aber nicht in Übereinstimmung mit ihnen verhalten, dann werden Sie scheitern. Denn alle bekannten Propheten sind aus den heutigen islamischen und osmanischen Ländern hervorgegangen, was Hinweis und Zeichen dafür ist, dass kraft göttlicher Allmacht und Führung der Treibstoff für die Maschine der wunderbaren Erfolge der Bewohner dieses Landes der Glaube ist. Und die Blumen auf den Feldern Asiens und Afrikas und in den Gärten von Rumeli 🙂 den römischen Provinzen) werden im Lichte des Islam gedeihen. Man darf den Glauben nicht um weltlicher Dinge willen opfern. Um den Kadaver einer Gewaltherrschaft in seiner Existenz zu erhalten, hat man sich schon ein Mal in den Angelegenheiten der Scheriah bestechen lassen. Hat man erst einmal die Dinge des Glaubens aufgegeben und im Stich gelassen, was hat man dann noch davon außer Schaden? Die Krankheit am Herzen der Nation ist die Schwäche seines Glaubens. Sie kann nur geheilt werden durch dessen Stärkung. Der Charakter unserer Gemeinschaft besteht in der Liebe zur Freundschaft und dem Widerstand gegen die Feindschaft. Mit anderen Worten: Wir müssen die Freundschaft unter den Muslimen stärken und die Kräfte der Feindseligkeit zerstören. Es ist unsere Berufung, uns den Sitten Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, entsprechend zu verhalten und die Gebräuche aus der Zeit des Propheten (Sunnah) wieder zu beleben. Unser Führer ist das islamische Gesetz (schariat), unser Schwert sind unwiderlegbare Beweise und unser Ziel ist die Erhöhung des Wortes Gottes!... Bediüzzaman Wahrheit Religiöse Zeitschrift Nr.: 70 März 1909 Wir sind seit dem Augenblick von "Qalu bela" {"Qalu bela": "sie haben gesagt: ja, doch!" - die Antwort der Seelen bei ihrer Erschaffung auf die Frage Gottes: "Bin ich nicht euer Herr?" (Sure 7, 172) - Dieses Erlebnis wird "Qalu bela" genannt. (A.d.Ü.)} in der Vereinigung mit Mohammed, mit dem Friede und Segen sei. Der Hintergrund unserer Einheit ist Tauhid (die Einheit Gottes). Der Glaube ist unser Eid und Schwur. Vereinigt im gemeinsamen Glauben an Gott (Tauhid), sind wir eins. Jeder Gläubige ist zur Erhöhung des Wortes Gottes verpflichtet. In heutiger Zeit ist die erste Veranlassung dazu die materielle Entwicklung. Denn das Ausland unterdrückt uns mit den Waffen der Naturwissenschaften und der Industrie in seiner geistigen Zwangsherrschaft. Auch wir werden mit Waffen von Kunst und Wissenschaft gegen Unwissenheit, Armut und Widerstreit der Meinungen, welche die furchtbaren Feinde der Erhöhung des Wortes Gottes sind, kämpfen. Den Kampf nach außen aber werden wir dem diamantenen Schwert, der unwiderlegbaren Beweise, der Sheriat-i Garra überlassen. Denn ein Sieg über zivilisierte Menschen ist nur dadurch möglich, dass man sie überzeugt, und nicht dadurch, dass man sie wie Wilde, die kein Wort verstehen, dazu zu zwingen versucht. Wir sind dazu bereit, für die Freundschaft Opfer zu bringen. Für Feindschaft haben wir keine Zeit!... Das parlamentarische Regierungssystem besteht in der Gerechtigkeit, der gegenseitigen Beratung und der Begrenzung der Macht durch das Gesetz. Schon vor dreizehn (heute vierzehn) Jahrhunderten wurde die Sheriat-i Garra begründet. Um das europäische Gesetzessystem zu betteln ist ein großes Verbrechen gegenüber dem Islam, vergleichbar einem rituellen Gebet, das man nach Norden verrichtet (anstatt gen Mekka). Die Macht muss unter dem Gesetz bleiben. Sonst verbreitet sich eine allgemeine Anarchie. اِنَّ اللّٰهَ هُوَ الْقَوِىُّ الْعَزِيزُ {"Fürwahr, Gott ist der mächtige Sieger, der niemals besiegt worden ist."} muss Richter und Leiter des Gewissens sein. Sie muss auch im Namen vollkommener Erkenntnis und allgemeiner Kultur, bzw. im Namen des Islam wirken. Sonst wird immer Anarchie herrschen. Übereinstimmung kommt nur unter rechter Leitung zu Stande, nicht nach Lust und Laune. Die Menschen sind zwar freigeworden, bleiben aber immer noch Diener und Anbeter Gottes. Zwar wurde alles liberalisiert, jedoch können die Fehler des einen Menschen weder Rechtfertigung noch Entschuldigung für die Fehler eines anderen Menschen sein. Verzweiflung verhindert jede Art der Vervollkommnung. "Mir ist das gleichgültig. Soll sich ein anderer darum kümmern.", ist der Leitgedanke in der Anarchie. Bediüzzaman Ein Gespräch mit Karasso In Saloniki hatte Bediüzzaman ein Gespräch mit Karasso, dem Oberrabiner von Istanbul. Karasso unterbrach das Gespräch, lief nach draußen und sagte zu seinen Freunden: "Wenn ich noch länger bei ihm geblieben wäre, hätte er mich beinahe zum Islam bekehrt." Er beschrieb seine Niederlage voll Aufregung und Erstaunen. Aber in Wirklichkeit war Karasso Mitglied einer Geheimorganisation, die entschlossen und systematisch an der Zerstückelung des osmanischen Reiches arbeitete. Er spielte darin eine bedeutende Rolle. Karasso beabsichtigte, bei seinem Besuch Bediüzzaman für sich zu gewinnen und ihn für seine eigenen Ziele zu gebrauchen. Aber leider... * * * Das Geschehnis vom 31. März Schließlich ereignete sich das katastrophale Geschehnis vom 31.März (1909). Fünfzehn Religionslehrer, die die Scheria befürworteten und die im Zusammenhang mit diesen Geschehnissen genannt werden, wurden zum Tode verurteilt und gehängt. Als Bediüzzaman durch ein Fenster die Leiber der Erhängten im Garten des Gerichtsgebäudes sah, wurde er Hurshit Pasha, dem Vorsitzenden des Gerichtes vorgeführt, der ihn befragte: "Du hast wohl auch die Scheria befürwortet?" Bediüzzaman antwortete: "Auch wenn ich tausend Seelen hätte, wäre ich doch bereit, sie für eine einzige Wahrheit der Scheria zu opfern. Denn die Scheria ist die Ursache der Glückseligkeit, die lautere Gerechtigkeit und Tugend, aber nicht so wie die Revolutionäre sie haben wollen!" Diese heroische Verteidigung Bediüzzamans vor dem Kriegsgericht wurde damals zwei Mal gedruckt und veröffentlicht. Er erwartete von diesem furchtbaren Gericht die Todesstrafe, wurde aber freigesprochen! Ohne dem Gericht zu danken, ging er zu Fuß von Beyazid bis Sultan Ahmed - eine riesige Menschenmenge hinter sich. Er schrie unterwegs: "Hochlebe die Hölle für die Tyrannen! Hochlebe die Hölle für die Tyrannen!" Ein Teil dieser Verteidigung vor dem Kriegsgericht ist in seiner Biographie wiedergegeben worden, damit der innere Aspekt des Geschehens vom 31. März und die heroische Verteidigung Bediüzzamans noch einleuchtender werden können. * * * Auszüge aus dem Werk "Die Zeugnisse aus zwei Schulen des Unglücks" oder "Das außerordentliche Kriegsgericht und Said Nursi" بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ ٭ وَاِنْ مِنْ شَىْءٍ اِلاَّ يُسَبِّحُ بِحَمْدِهِ {"Im Namen des Hochgelobten, vor dem es kein Ding gibt, das Ihn nicht in Dankbarkeit lobpreist."} Einführung: Als die Freiheit zur Verrücktheit erklärt wurde, machte der Despotismus in seiner Schwäche das Irrenhaus zur Schule für mich. Als eine maßvolle und geradlinige Haltung mit einer fortschrittsfeindlichen verwechselt wurde, machte der furchtbare Despotismus unter der parlamentarischen Regierung das Gefängnis zur Schule für mich. Oh Ihr Menschen, die Ihr meine Zeugnisse prüft! Bitte schicken Sie Ihre Seele und Ihre Vorstellungskraft in den revolutionären Körper und das Gehirn eines nervösen Beduinenschülers, dessen Leben mit der neuen Zivilisation verknüpft worden ist, damit Sie in Ihrer Kritik nicht in einen Fehler verfallen. Ich hatte während des Geschehnisses von 31. März vor dem außerordentlichen Kriegsgericht gesagt: "Ich bin ein Schüler. Deswegen wäge ich alles mit der Waage der Scheria. Ich kenne nur den Islam als unsere Nationalität. Deswegen beurteile ich alles aus islamischer Sicht. Ich stehe vor der Tür der Zwischenwelt (zwischen Diesseits und Jenseits), welche man ein Gefängnis nennt und warte auf den Bahnhof, der Galgen heißt, auf den Zug, der ins Jenseits fährt. Diese Rede halte ich als Kritik an den aufrührerischen Zuständen der menschlichen Gesellschaft und richte sie nicht nur an sie, sondern auch an die ganze Menschheit in dieser Zeit. Deswegen ist die Wahrheit entsprechend dem Mysterium يَوْمَ تُبْلَى السَّرَآئِرُ {"An jenem Tage werden alle Geheimnisse enträtselt."} nackt aus dem Grabe des Herzens hervorgekommen. Die unzugelassenen (namahrem) {Dies ist ein Ausdruck aus der Scheria, ein Terminus technicus. Z.B.: Die Scheria verbietet das leichtlebige, nicht überwachte Zusammensein junger Leute beider Geschlechter, wenn sie nicht nahe miteinander verwandt sind, also, wenn sie nicht mahrem sind. Bediüzzamans Gebrauch des Ausdrucks ist allegorisch. Versteckt in diesem Satz ist eine Kritik an denen, die über islamische Gläubige zu Gericht sitzen, ohne selbst vom Islam eine Ahnung zu haben. (A.d.Ü.)} sollen sie nicht sehen. Ich bin voller Sehnsucht nach dem Jenseits. Ich bin bereit, mit diesen Gehängten dahin zu gehen. Wie ein Beduine, dem die Schönheiten Istanbuls zu Gehör, aber nie zu Gesicht gekommen sind, voll Bewunderung danach verlangt und sich in höchster Sehnsucht danach verzehrt, sie zu sehen, so verlange auch ich voll Sehnsucht, die jenseitige Welt, diesen Ort der Merkwürdigkeiten und Wunder zu schauen. Und diese Sehnsucht habe ich noch immer. Meine Verbannung dahin ist für mich keine Strafe! Wenn Sie es können, quälen sie mich in meinem Gewissen! eine andere Art, mich zu quälen ist für mich keine Strafe, sondern Ruhm! Diese Regierung war während der Zeit des Despotismus feindselig gegen das Denken eingestellt. Und jetzt gegen das Leben! Wenn die Regierung so ist, dann: Hochlebe der Wahnsinn! Hochlebe der Tod! Hochlebe die Hölle für die Tyrannen! Ich hatte mir schon einen Anlass gewünscht, damit ich dazu meine Meinung äußern kann. Jetzt ist dieses außerordentliche Kriegsgericht ein geeigneter Anlass dafür." Zu Anfang wurde auch ich wie alle anderen vor dem Kriegsgericht gefragt: "Du hast auch die Scheria für erforderlich erachtet?" Ich sagte: "Auch wenn ich tausend Seelen hätte, wäre ich bereit, sie alle für eine einzige Wahrheit der Scheria zu opfern. Denn die Scheria ist die Quelle der Glückseligkeit, der lauteren Gerechtigkeit und Tugend; aber nicht so wie die Revolutionäre sie haben wollen!" Dann fragte man mich: "Bist Du von der Ittihad-i Muhammediye (Vereinigung der Anhänger Mohammeds - Friede sei mit ihm)?" Ich sagte: "Mit berechtigtem Stolz... Ich bin der geringste unter ihnen. Aber nach meiner Auffassung... Zeigen Sie mir, wer schon nicht von dieser Vereinigung ist - außer (natürlich) den Atheisten?" Ich veröffentliche hier diese Rede, um das parlamentarische Regierungssystem von Befleckungen, die Mitglieder der Scheria vor Verzweiflung, die Zeitgenossen vor Ignoranz und Wahnsinn in den Augen der Geschichte und die Wahrheit vor Verdacht und Zweifel zu retten. Ich beginne also: Ich sagte: Oh Pashas! Oh Offiziere! Die kurzgefasste Darstellung der Verbrechen, die die Gefangenschaft für mich brachten, ist: اِذًا مَحَاسِنِىَ اللاَّتِى اَدِلُّ بِهَا كَانَتْ ذُنُوبِى فَقُلْ لِى كَيْفَ اَعْتَذِرُ Das heißt: Meine guten Taten, auf die ich stolz war, werden jetzt als Sünden betrachtet. Wie kann ich nun um Entschuldigung bitten? Ich bin ratlos! Zur Einführung sage ich: Ein Mann kann sich nicht zu einem Verbrechen herabwürdigen. Falls ihm die Verbrechen zugeschrieben werden, braucht er keine Angst vor der Strafe zu haben. Wenn ich zu Unrecht hingerichtet werde, bekomme ich die Belohnung von zwei Märtyrern. Falls ich ins Gefängnis geworfen werde unter einer solchen rebellischen Regierung, die nur ein Lippenbekenntnis zur Freiheit hat, dann ist gewiss das Gefängnis der angenehmste Ort. Sterben als ein Unterdrückter ist besser als leben als ein Gewaltmensch. Ich sage hierbei auch: Manche Menschen, welche die Politik für ihre atheistischen Ziele instrumentalisieren, beschuldigen die anderen fortschrittsfeindlich zu sein und nun angeblichen ihrerseits die Politik für ihre religiösen Ziele zu instrumentalisieren. Dies tun sie aber, um ihre eigene Schuld zu bemänteln. Heute sind die Spitzel {Es gehört zu der absoluten Vollkommenheit und Schönheit des Islam, dass der Qur'an (Sure 49, 12) die Bespitzelung ausdrücklich verbietet. (A.d.Ü.)} schlechter als früher. Wie kann auf ihre Treue vertraut werden? Wie kann die Gerechtigkeit auf ihrer Aussage aufgebaut werden? Man tyrannisiert, wenn man Gerechtigkeit schaffen will durch Demagogie. Denn der Mensch ist nicht unfehlbar. Aber die verschiedenen Fehler, die in einer langen Zeit bei vielen Menschen vorkommen, werden durch ihre Wohltaten neutralisiert. Sie werden aber durch die Demagogie gehäuft, so als ob sie auf ein Mal von einer einzigen Person begangen worden wären. Diese irrige Vorstellung lässt folglich auch eine strenge Strafe für angemessen erscheinen. Doch diese Denkweise ist eine furchtbare Tyrannei. Nun zählen wir die elfeinhalb Verbrechen auf. {(*): Nur die Abschnitte, die die Berufung des Verfassers betreffen, sind aufgenommen worden. Für Ausführlichkeit ist das erwähnte Werk nachzuschlagen.} Erstes Verbrechen: Im vergangenen Jahr habe ich am Anfang der "Freiheit" etwa sechzig Telegramme durch das Amt des Ministerpräsidenten zu den Stämmen im Osten geschickt, deren Inhalt lautete: "In der Sache der parlamentarischen Regierung und der Verfassung, wovon Sie bereits gehört haben, geht es um lautere Gerechtigkeit und gegenseitige Beratung über die Probleme der Scheria. Bemühen Sie sich, diese Dinge in rechtem Verständnis aufzunehmen und sie zu schützen! In dieser Despotie sind wir diejenigen, welche am meisten geschädigt werden. Denn unser weltliches Glück liegt im parlamentarischen Regierungssystem." Von allen Seiten war die Reaktion auf dieses Telegramm voll und ganz zustimmend. Ich habe also die östlichen Provinzen informiert. Ich ließ sie nicht unwissend, damit keine neue Despotie Nutzen aus ihrer Unwissenheit ziehen könne. Weil ich damals nicht gesagt habe: "Es geht mich nichts an", habe ich ein Verbrechen begangen und wurde vor Gericht gestellt. Zweites Verbrechen: In verschiedenen Reden - in der Aya Sophia, in Bayezid, in Fatih, in Süleymaniye - habe ich allen Gelehrten und Schülern die wahre Beziehung zwischen der Scheria und dem parlamentarischen Regierungssystem erklärt. Ich erklärte, dass die herrschende Despotie keine Beziehung mehr zur Scheria habe. Mit dem Mysterium der Hadith: سَيِّدُ الْقَوْمِ خَادِمُهُمْ {"Die Führer des Volkes sind seine Diener."} ist die Scheria uns gegeben worden, um die Despotie und die Tyrannei zu vernichten. Bei jeder einzelnen Rede, die ich gehalten habe, war ich dazu bereit, wenn jemand Einspruch gegen irgendeines meiner Worte erhoben hätte, den Beweis dafür zu erbringen und zu belegen. Ich habe gesagt: "Aus der Wurzel der Scheria erhebt sich als ihre wahrhaftige Berufung das Wesen des parlamentarischen Regierungssystems entsprechend der Scheria." Ich habe also das parlamentarische Regierungssystem von seiner Wurzel (delail-i sheriye) {Darunter verseht man: 1. den Qur'an, 2. die Sunna: Beispiel des Propheten, seine Überlieferungen, 3. Icma-i Ümmet: Übereinstimmung mit der isl. Glaubensgemeinschaft, 4. Qiyas-i Fukaha: vergleichende isl. Rechtbesprechung als Quellen der Scheria.} her angenommen und es weder, wie die anderen, welche eine Kultur befürworten, die aus Europa kommt, lediglich nachgeahmt, noch als bloßes Gegenstück zur Scheria betrachtet. Hinsichtlich der Scheria habe ich mich nicht bestechen lassen. Weil ich bemüht war, die Gelehrten und die Scheria - so gut ich konnte - vor den verderbenbringenden Vorurteilen Europas zu retten, habe ich ein Verbrechen begangen, so dass ich nun diese Art Ihrer Behandlung erfahre. Drittes Verbrechen: Es gibt in Istanbul etwa zwanzigtausend Lastträger, die meine Landsleute sind. Weil sie ahnungslos und leichtgläubig sind, fürchtete ich, dass einige unter den Politikern sie verführen könnten und damit Schande über die östlichen Provinzen bringen könnten. Ich habe dann alle Tee-Häuser und Plätze der Lastträger besucht. Ich habe ihnen dann wie schon im vergangenen Jahr das parlamentarische Regierungssystem ihrem Verständnis entsprechend auf folgende Weise nahe gebracht: "Eine absolutistische Regierung ist eine Regierung mit Grausamkeit und Gewalt. Eine parlamentarische Regierung aber ist eine gerechte und gesetzliche islamische Regierung. Wenn der Padischah (Kaiser) den Weisungen des Propheten gehorcht und seinem Wege folgt, dann ist er der Kalif (Nachfolger des Propheten) und auch wir werden ihm gehorchen. Wenn nicht, d.h. wenn er sich dem Propheten nicht unterwirft und Ungerechtigkeiten begeht, ist er ein Strauchdieb, auch wenn er ein Padischah sein sollte. Unsere Feinde sind die Unwissenheit, die Not und die Zwietracht. Gegen diese drei Feinde werden wir mit den Waffen eines geschulten Wissens, der Gotteserkenntnis und der Eintracht zu Felde ziehen. Wir werden mit den Türken, die unsere Brüder sind und uns in gewisser Hinsicht zur Wachsamkeit angeleitet und zu unserer Entwicklung beigetragen haben, Freundschaft schließen, wie auch mit anderen Nachbarn. Und wir werden uns, einander helfend, die Hände reichen. Denn in der Feindschaft liegt die Bosheit und wir haben für Feindschaft keine Zeit. Wir werden uns nicht in die Angelegenheiten der Regierung einmischen, weil wir die Kunst des Regierens nicht verstehen..." Auf meinen Rat hin boykotierten also die Lastträger Österreich (so wie ich ganz Europa) {(*): Eines Tages sagte ein vornehmer Herr zu Bediüzzaman, es sei notwendig, dass dieser eine seiner Bildung entsprechende Kleidung trage. Er antwortete ihm: "Sie wollen die Waren der Österreicher boykottieren, tragen aber gleichzeitig von ihnen eine Pelzmütze. Ich dagegen boykottiere alle Waren aus ganz Europa. Deshalb ziehe ich mir, wörtlich oder auch übertragen verstanden, nur den Schuh meines Landes an."} und verhielten sich in diesen äußerst verworrenen und unruhigen Zeiten vernünftig. Weil ich sie also dazu veranlasste, sich gegenüber dem Padischah gemäßigt zu verhalten und durch den Boykott gegenüber Europa einen Wirtschaftskrieg ausgelöst habe, sagt man mir nun nach, ich hätte ein Verbrechen begangen und mich damit ins Unglück gestürzt! Viertes Verbrechen: Es tut mir aus tiefster Seele leid, dass Europa aufgrund unserer rückständigen und fanatischen Haltung der Ansicht ist, die Scheria - Aber nein! Davor bewahre uns Gott! - sei ein geeignetes Instrument, (um die Menschen auf diese Weise) unterdrücken zu können. Um diese Ansicht zu widerlegen, begrüße ich mehr als jeder andere die parlamentarische Monarchie. Denn ich hatte schon wieder Angst, eine neue Unterdrückung könne ihre Ansicht bestätigen. Darum habe ich damals in der Aya Sophia die Abgeordneten mit all meiner Kraft beschworen und gesagt: "Prägen Sie es sich als Grundsatz ein, dass die parlamentarische Monarchie sich an der Scheria orientieren muss. So soll eine neue, heimliche atheistische Diktatur nicht mit ihren schmutzigen Händen die gesegnete Scheria beflecken und ihren Hass dahinter zu verstecken suchen. Beschränken Sie die Freiheit durch das islamische Sittengesetz! Denn entlässt man unwissende Menschen und einfache Leute in eine Freiheit ohne Grenzen und eine Unabhängigkeit ohne Gesetz, dann verfallen sie der Zuchtlosigkeit und der Unbotmäßigkeit. Das Gebet der Gerechtigkeit sollte gemäß den vier Rechtsschulen ausgerichtet werden. So wird dann das Gebet korrekt verrichtet." Denn ich habe die Behauptung aufgestellt, dass es möglich sei, die Grundelemente einer Parlamentarischen Monarchie klar ersichtlich, sinngemäß oder frei interpretiert auf den vier Rechtsschulen (mesheb) aufzubauen. Aber ich bin ja nur ein einfacher Schüler. Ich habe eine Aufgabe auf meine Schultern geladen, die eigentlich Pflicht der Gelehrten ist. So habe ich also ein Verbrechen begangen und eine Ohrfeige bekommen! Fünftes Verbrechen: Die Zeitungen haben mit zwei fehlerhaften Vergleichen und ihren entwürdigenden Veröffentlichungen die islamische Moral erschüttert und die Gedanken der Allgemeinheit verwirrt. Daraufhin habe ich in den Zeitungen Artikel veröffentlicht, die all dies zurückweisen und gesagt: "Meine Herren Redakteure! Die Verfasser Ihrer Artikel müssen anständige Leute sein, ja sie müssen der islamischen Moral entsprechend gesittet sein. Und ihre Artikel müssen von der öffentlichen Meinung und den Stimmungen der Massen unabhängig sein. Und die Statuten der Presse müssen Ihrem Gewissen entsprechend aufgestellt werden, nach dem religiösen Empfinden und in reiner Absicht. Denn Sie haben mit zwei fehlerhaften Vergleichen, nämlich dem Vergleich der Provinz mit Istanbul und Istanbuls mit Europa, das Denken der Allgemeinheit in den Sumpf hinabgezogen. Einem ABC-Schützen, der noch nicht lesen kann, hält man keine Vorlesungen in Naturphilosophie! Und einem Manne steht die Garderobe einer Schauspielerin nicht gut an! Und so wie ein Europäer empfindet, kann man in Istanbul nicht auftreten! Die Unterschiede zwischen den Völkern, die Verschiedenheiten zwischen Ortschaften und Landschaften gleichen den Unterschieden zwischen den Jahren und Jahrhunderten. Was dem einen steht, kleidet den anderen gar nicht. Das heißt, die große französische Revolution war eine Bewegung, deren Gründe absolut kein Leitmotiv für uns sein können! Der Fehler entsteht immer daraus, dass man eine Theorie in die Praxis umsetzen will, ohne die Erfordernisse der jeweiligen Lage zu überdenken." Aber ich bin ja nur ein ungebildeter Bauer. Ich habe dennoch diesen zungenfertigen, spitzfindigen und eigennützigen Redakteuren gute Ratschläge erteilt. D.h. also, ich habe ein Verbrechen begangen(!)... Sechstes Verbrechen: Wie oft habe ich in großen Versammlungen die Erregung verspürt und befürchtet, dass sich einfache Leute in die Politik einmischen und dadurch Ruhe und Ordnung stören könnten. Ich habe mit Ausdrücken, wie sie ein Schüler vom Lande so gebraucht, der gerade erst türkisch gelernt hat, die Wogen der Erregung wieder geglättet. In so eine aufgebrachte Menge geriet ich z.B. unter Studenten von Bayezid oder bei einer Maulid in der Aya Sophia, oder im Ferah-Theater. Ich konnte die Leute zu einem gewissen Grade beruhigen. Sonst wäre die Hölle ausgebrochen. Aber ich bin ja nur ein unkultivierter Mensch. Und obwohl ich die Intrigen zivilisierter Menschen kannte, habe ich mich in ihre Angelegenheiten eingemischt. Das heißt also, ich habe ein Verbrechen begangen(!)... Siebentes Verbrechen: Ich habe davon gehört, dass eine Gemeinschaft mit dem Namen "Mohammedanische Vereinigung" gegründet worden sei. Ich befürchtete auf das Äußerste, dass einige unter diesem gesegneten Namen eine falsch verstandene Bewegung ins Leben rufen werde. Später hörte ich dann, dass einige ehrenwerte Herren wie Süheyl Pasha und Scheich Sadik diesen ehrenwerten Namen schlicht und einfach verwandt haben, um ihn lediglich für Ibadet und Sünnet-i Seniye (anbetenden Dienst und Pflege der Tradition) zu gebrauchen. Und sie haben ihre Beziehungen zu politischen Vereinigungen abgebrochen. Sie werden sich nicht mehr mit Politik beschäftigen. Aufgrund neuerlicher Befürchtungen sagte ich: Die Allgemeinheit hat ein Anrecht auf diesen Namen. Es geht nicht an, ihn abzugrenzen und einzuschränken. Ich gehöre aber auch in gewisser Hinsicht verschiedenen religiös orientierten Vereinigungen an. Denn ich habe gesehen, dass sie alle nur ein gemeinsames Ziel haben. Auf solche Weise bin ich mit diesem ehrenwerten Namen verbunden. Darum möchte ich die Mohammedanische Vereinigung, der ich beigetreten bin, nach meinem Verständnis folgendermaßen beschreiben: Sie ist ein Kreis von Menschen, die von Ost nach West, von Süd bis Nord durch eine leuchtende Kette miteinander verbunden sind. Die Zahl ihrer Mitglieder beziffert sich heute auf über dreihundert Millionen Mitglieder. Was sie alle zu einem Bund miteinander vereinigt und verbindet ist die Einheit Gottes (tauhid). Ihr Eid und Gelöbnis ist der Glaube. Ihre Mitglieder sind alle Gläubigen, die ihr seit "Qalu bela" {"Qalu bela": "sie haben 'Ja' gesagt". Dies war die Antwort der Seelen auf die Frage Gottes: "Bin ich nicht euer Herr?" (A.d.Ü.)} beigetreten sind. Und ihre Namen sind auf der wohlverwahrten Tafel (lauh-i mahfudh) eingeschrieben. Das Sprachrohr dieser Vereinigung sind alle Bücher des Islam. Zu ihrer Tagespresse gehören all die Zeitungen religösen Inhalts, deren Ziel und Zweck die Erhöhung und Verherrlichung des Wortes Gottes (also des Qur'an) ist. Ihre Club- und Versammlungslokale sind all die großen und kleinen Moscheen mit ihren Schulen (medresse) und Ordenshäusern (dhikirhane). Ihre Zentren sind die Heiligen Stätten von Mekka und Medina (Harameyn-i Sherifeyn). Der Vorsitzende einer solchen Vereinigung ist der Stolz der Welt, mit dem der Friede sei. Ihre Berufung ist der Kampf gegen den Egoismus, d.h. sich mit der Ethik Mohammeds, mit dem der Friede sei, um die Gute Sitte bemühen, das Vorbild des Propheten, ihre Verfassung die Ge- und Verbote der Scheria; ihr Schwert aber sind die unwiderlegbaren Beweise. Denn unsere Überlegenheit beweist man Menschen westlicher Zivilisation nur dadurch, dass man sie überzeugt und nicht mit Gewalt! Was die Wahrheit ist, das erforscht man nur dann, wenn man sich dafür interessiert. Unser Kampf aber richtet sich gegen Grausamkeit und Fanatismus. Ziel und Zweck bleibt die Erhöhung und Verherrlichung des Wortes Gottes (also des Qur'an). Neunundneunzig Prozent der Scheria befassen sich mit der Ethik (Ahlaq), dem anbetenden Dienst (Ibadet), dem Ewigen Leben (Ahiret) und der Charakterbildung (Fasilet). Und nur ein Prozent beschäftigt sich mit der Politik. Um diese sollte sich unsere Regierung kümmern! Unsere jetzige Absicht ist, diese leuchtende Kette in den Herzen aller zum Schwingen zu bringen und jeden durch diese Sehnsucht und Begeisterung seines Herzens auf den Weg zu führen, auf dem er zur Kaaba der Vollkommenheit voranschreiten wird. Denn in unserer Zeit ist ein wichtiger Grund, das Wort Gottes zu erhöhen und zu verherrlichen, die sichtbare Erstarkung (der Gläubigen)! So bin ich also ein Mitglied dieser Vereinigung und einer von denen, die darum bemüht sind, diese Vereinigung ins Licht der Öffentlichkeit zu führen. In dieser Weise gehöre ich nicht einer Partei an, die Spaltung und Zersetzung beabsichtigt... Kurz gesagt: Ich schloss mit Sultan Selim einen Bund. Ich habe mich seiner Auffassung von einer vereinigten islamischen Gemeinschaft angeschlossen. Er hatte auch die Provinzen des Ostens ermahnt und sie hatten mit ihm den Bund geschlossen. Und die Bewohner dieser Gebiete sind noch heute wie die Bewohner von damals. In dieser Angelegenheit sind meine Vorbilder: Scheich Djemalu-d'din Afghani, der hochgeehrte Mufti von Ägypten, der verstorbene Mohammed Abduh, der radikale Gelehrte Ali Suavi, der Hodja Tahsin, Namik Kemal, der sich die Einigung des Islam zum Ziel gesetzt hat und Sultan Selim, der gesagt hat: Der Gedanke an Zwist und Hader verfolgt mich bis ins Grab, raubt mir die Ruhe. Einheit heißt der Ausweg, zurückzuweisen der Feinde Ungestüm. Wenn sich das Volk nicht einigt, muss ich leiden. Yavuz Sultan Selim Wenn ich mich in der Öffentlichkeit um diese Dinge bemüht habe, so verfolgte ich damit zwei bedeutende Ziele: Erstens: Diesen Namen von Abgrenzungen und Einengungen zu befreien und öffentlich zu verkünden, dass dieser Name alle Gläubigen umfasst, damit kein Gedanke an Zwietracht aufkomme und kein Verdacht entstehe. Zweitens: Einen Wall der Einheit gegen die Spaltung der Parteien aufzuwerfen, ehe bevor sie das inzwischen bereits geschehene Unglück verursachen konnten. Aber leider ließ mir die Zeit keine Gelegenheit mehr dazu. Ein Sturzbach kam und riss auch mich mit um. Ich sagte immer: Bricht ein Feuer aus, werde ich einen Teil davon löschen. Aber leider ist auch das Gewand verbrannt, das ich als Hodja getragen habe. Und eigentlich sollte ich auch ganz froh darüber sein, dass jene trügerische Berühmtheit von mir gewichen ist, der zu entsprechen mir ohnehin nicht möglich war. Ich bin nur ein einfacher Mensch. Trotzdem habe ich dergleichen Dinge auf mich genommen, wie sie zum Aufgabenbereich der Abgeordneten, Senatoren und Minister gehören. Das heißt also: Ich habe ein Verbrechen begangen(!)... ...... Achtes Verbrechen: Ich habe gehört, dass die Soldaten sich verschiedenen Vereinigungen angeschlossen haben. Dabei kommt mir auch jenes schreckliche Ereignis aus der Geschichte der Janitscharen (ihr Aufstand und ihr Ende) wieder in Erinnerung. Und das alles hat mich in eine sehr große Aufregung versetzt. In einer Zeitung habe ich dann geschrieben: "Heute ist die heilige Vereinigung, die Vereinigung gläubiger Soldaten. Und zu ihr gehören all diejenigen, welche dem Berufsstand der gläubigen und zu einem Opfer bereiten Soldaten beigetreten sind - vom einfachen Soldaten angefangen bis zum obersten Befehlshaber. Denn Einheit, Brüderlichkeit, Gehorsam, Freundschaft, Erhöhung und Verherrlichung des Wortes Gottes ist das Ziel dieser heiligen Vereinigung der Welt. Alle gläubigen Soldaten setzen sich voll und ganz für diese Ziele ein. Die Soldaten bilden den Kern. Das Volk mit allen Vereinigungen sollte ihnen folgen. Die übrigen Gemeinschaften sollen das Volk gleich den Soldaten zu Brüderlichkeit und Freundschaft führen. Aber die "Mohammedanische Vereinigung" schließt alle Gläubigen mit ein, sie ist kein eingetragener Verein, keine Partei. Ihre Mitte und erste Reihe bilden die Soldaten, die Zeugen, die Gelehrten, die Meister. Aber kein Gläubiger und kein Soldat in seiner Bereitschaft zum Opfer (sei es ein Offizier oder ein einfacher Soldat) steht noch außerhalb, so dass er erst eintreten musste. Von mir aus können sich einige Wohlfahrtsverbände "Mohammedanische Vereinigung" nennen. Ich halte mich da raus." Aber ich bin ja ein einfacher Schüler. Die Aufgaben der großen Gelehrten habe ich mir eigenmächtig angemaßt. Das heißt also: Ich habe ein Verbrechen begangen(!)... Neuntes Verbrechen: Ich habe am "31. März"-Tag die abscheulichen Vorgänge zwei, drei Minuten von weitem beobachtet. Ich habe unterschiedliche Forderungen vernommen. Aber so wie man auf einem Farbkreisel nur mehr weiß erkennt, sobald man ihn in rasche Umdrehung versetzt, so kam auch hier nur das Wort "Scheria" zum Vorschein, was alle diese verschiedenen Forderungen der revoltierenden Massen von tausend zu eins verringert, sie vor der Anarchie rettete und die ganze Politik wie ein Wunder bewahrte, obwohl jeder einzelne sich für sich darin versuchte. Ich begriff das Übel der Lage, die chaotischen Befehlsverhältnisse, die Wirkungslosigkeit von Ratschlägen. Ich hätte sonst - wie immer - versucht, das Feuer zu löschen. Aber die Masse besteht nur aus einfachen Leuten und meine Landsleute sind unvorsichtig und leichtgläubig. Und ich erscheine noch dazu in einem trügerischen Ruhm. Darum habe ich mich schon nach drei Minuten wieder zurückgezogen und bin nach Bakirköy gegangen. Und ich habe dort allen Bekannten und allen denen, die ich getroffen habe, geraten, da nicht mitzumachen. Hätte ich mich auch nur im geringsten daran beteiligt, wäre ich schon durch meine Kleidung überall aufgefallen. Auch meine Berühmtheit, die ich gar nicht angestrebt habe, hätte mich überall bekannt gemacht und ich wäre bei dieser Angelegenheit ganz groß herausgekommen. Und hätte ich mich den zu Hilfe gerufenen Truppen gezeigt, mich ihnen entgegengeworfen, ihnen vielleicht ganz allein bis nach Ayastafenos Widerstand geleistet: Ich wäre gefallen wie ein Mann. Meine Beteiligung wäre dann so klar und offensichtlich gewesen, dass eine Untersuchung unnötig gewesen wäre. Tags darauf erkundige ich mich nach der Loyalität der Soldaten, die eine Säule unseres Lebens ist und man sagte mir: - Die Offiziere der Soldaten gehen wie einfache Soldaten gekleidet und ihre Disziplin ist nicht besonders angegriffen. Ich fragte noch einmal: - Wie viele Offiziere sind gefallen? Man hat mich belogen und gesagt: - Nur vier. Die waren auch grausam gewesen. Das Sittengesetz der Scheria wird ohne Ausnahme angewandt werden. Ich schaute auch in die Zeitungen. Auch sie beschrieben diesen Aufstand als legal. Darüber habe ich mich einerseits gefreut. Denn mein heiligstes Ziel ist es, die Vorschriften der Scheria vollständig einzuhalten und auszuführen. Weil aber die Disziplin der Soldaten nachgelassen hatte, wurde ich so verzweifelt und traurig, dass ich in allen Zeitungen eine Ansprache an die Soldaten richtete: "Soldaten! Wenn Eure Offiziere sündigen, dann verüben sie Ungerechtigkeiten gegenüber ihren eigenen Seelen. Wenn Ihr aber keine Disziplin mehr habt, dann verübt Ihr eine Ungerechtigkeit gegenüber dreißig Millionen Osmanen und dreihundert Millionen Muslimen. Denn die Würde, das Glück und die Fahne der Einheit aller Muslime und aller Osmanen steht und fällt zur Zeit in gewisser Hinsicht mit Eurer Disziplin. Außerdem ruft Ihr nach der Scheria. Aber mit Eurer Disziplinlosigkeit handelt Ihr gegen die Scheria." Ich habe ihren Aufstand gutgeheißen, ihren Mut gelobt. Denn die Zeitungen, welche die öffentliche Meinung falsch wiedergegeben hatten, stellten ihren Aufstand so hin, dass er in unseren Augen legal erscheinen musste. Auch ich habe mich durch ihre anerkennenden Worte gewissermaßen dazu beeinflussen lassen, den Aufständischen anzuraten, sich zu beruhigen, was anderenfalls nicht so leicht gewesen wäre. Ich aber bin nur ein Mann, der in der Tat aus dem Irrenhaus kommt. Weil ich nicht gesagt habe: "Das geht mich nichts an. Über diese Dinge sollen die Verständigen nachdenken.", habe ich ein Verbrechen begangen(!)... Zehntes Verbrechen: Ich bin an einem Freitag mit den Gelehrten zusammen in das Militärgefängnis gegangen. Ich habe acht Bataillone an ihre Disziplin gemahnt und sie sind - sehr beeindruckt durch meine Ansprache - zum Gehorsam zurückgekehrt. Der Erfolg meiner Predigt wurde hinterher sichtbar. Hier nun eine Wiedergabe meiner Ansprache: "Soldaten der Muvahhidin 🙂 derer, die sich zur Einheit Gottes bekennen)! Ehre, Würde, Glück und die Fahne der Einheit von dreißig Millionen Osmanen und dreihundert Millionen Muslimen steht und fällt in gewisser Hinsicht mit Eurer Disziplin. Wenn Eure Offiziere eine Ungerechtigkeit gegenüber ihrer eigenen Seele verüben, so verübt Ihr durch Eure Disziplinlosigkeit eine Ungerechtigkeit gegenüber dreihundert Millionen Muslimen. Denn durch Eure Disziplinlosigkeit beschwört Ihr eine Gefahr für die islamische Bruderschaft herauf. Denn Ihr müsst wissen, dass die Gesamtheit militärischer Fokolare 🙂 Lager) einer riesigen Fabrik von großer Bedeutung gleicht. Gerät ein Zahnrad darin aus der Funktion, entsteht in der ganzen Fabrik ein Tohuwabohu. Ein einfacher Soldat sollte sich nicht in die Politik einmischen. Ein Beispiel dafür sind die Janitscharen. Ihr sprecht von "Scheria", aber Euer Verhalten ist das Gegenteil davon. Ihr befleckt sie. Scheria, Qur'an, Hadith, Weisheit und Erfahrung legen fest, dass es Gottes Gebot ist, einem verlässlichen, glaubenstreuen und rechtschaffenen Vorgesetzten zu gehorchen. Eure Vorgesetzten und Lehrmeister sind die Offiziere. Wenn ein geschickter Ingenieur, ein Kluger Arzt in gewisser Hinsicht sündig wird, hindert das nicht seine technische oder medizinische Tätigkeit. So begeht also keine Ungerechtigkeit gegenüber den Muslimen und Osmanen, dadurch, dass Ihr Euch Euren Offizieren gegenüber, mit ihrem hellen klaren Verstand, ihrer Kenntnis der Kriegswissenschaften, ihrem Studium, ihrem Eifer, ihrem Glauben ungehorsam zeigt, weil sie in ihrem persönlichen Leben etwas Verbotenes getan haben! Denn der Ungehorsam ist nicht allein eine Ungerechtigkeit, sondern bedeutet auch eine Verletzung der Rechte von Millionen Menschen. Und Ihr wisst ja auch, dass heute die Fahne der Einheit Gottes (tauhid) in Eure tapferen Hände gegeben ist. Die Kraft dieser Hände aber erwächst aus der Ordnung und aus der Disziplin. Denn tausend Soldaten in Ordnung und Disziplin sind besser als hunderttausend ohne einen Kommandeur. Ja, wäre es denn nicht jetzt endlich an der Zeit, dass Ihr im Gehorsam und ohne Blut zu vergießen zu Stande bringt, was dreißig Millionen Menschen in hundert Jahren durch einen Umsturz mit sehr viel Blutvergießen nicht bewirken konnten? Und auch das sage ich Euch noch: Schadet Ihr einem tüchtigen Offizier mit einem hellen und klaren Kopf, dann beraubt Ihr Euch Eurer eigenen geistigen Führungskräfte. Denn das Gebot der Stunde ist die Furchtlosigkeit aufgrund des Glaubens, des Wissens und der Bildung. Manchmal ist ein Mensch mit einem hellen und klaren Kopf mehr wert als hundert andere. Die Fremden wollen Euch in dieser Furchtlosigkeit besiegen. Gegen sie reicht eine bloß natürliche Furchtlosigkeit nicht aus!... Kurzum: Ich verkündige Euch den Erlass des Stolzes der Welt, mit dem der Friede sei: Gehorsam ist Gottesgebot (fardh). Empört Euch nicht gegen Eure Offiziere! Die Soldaten sollen hochleben! Hochlebe die Scheria!..." {meshruta-i meshrua: die Monarchie entsprechend dem isl. Gesetz.} Das heißt: Weil ich so wichtige Aufgaben auf mich genommen habe, obwohl es doch so viele Gelehrte gab, habe ich ein Verbrechen begangen(!)... Elftes Verbrechen: Ich habe immer erlebt, in was für einem verwahrlosten Zustande sich die Völker und die Stammesverbände in den östlichen Provinzen befinden. Und ich habe begriffen, dass dieses unser irdisches Wohlergehen an die moderne naturwissenschaftliche Lehre gebunden ist. Und diese Wissenschaft sollte aus der Quelle der Medresse gespeist und durch die noch unverdorbenen Kanäle der Gelehrten verteilt werden. Das heißt, die Religionswissenschaftler sollten mit diesen neuen Wissenschaften vertraut gemacht werden, weil in diesen Provinzen die Führung unserer Landsleute, die ja noch halbe Nomaden sind, in den Händen der Gelehrten liegt. Aus diesem Grunde bin ich an diese "Stätte der Zuversicht (Istanbul)" gekommen. Jener Sultan, der inzwischen abgesetzt wurde und verstorben ist und dem man heute Unterdrückung nachsagt (eine Unterdrückung, die sich jetzt noch mehr ausbreitet und verstärkt hat) und nun glaubt, jetzt wieder "zuversichtlich" sein zu können, hat mir durch seinen Polizeipräsidenten ein monatliches Gehalt und ein persönliches Geschenk überreichen lassen. Ich habe beides abgelehnt, zurückgewiesen und so einen Fehler begangen. Aber mein Fehler hat dennoch etwas Gutes gebracht, weil er gezeigt hat, dass es falsch ist, wenn man nach weltlichen Gütern strebt, nachdem man doch in der Medresse das entsprechende Wissen erworben hat. Ich habe meinen Verstand geopfert, aber meine Freiheit nicht aufgegeben. Ich habe vor dem barmherzigen Sultan meinen Nacken nicht gebeugt. Ich habe auf meinen persönlichen Vorteil verzichtet. Aber die Mücken von heute können mich nicht durch Gewalt dazu zwingen, mit ihnen übereinzustimmen, sondern nur durch gütliches miteinander Reden. Schon seit anderthalb Jahren arbeite ich hier für die Verbreitung des Wissens in meinem Heimatland. In Istanbul wissen das die meisten. Doch bin ich nur der Sohn eines Lastträgers. Und obwohl mir diese Welt so viele Vergünstigungen angeboten hat, bin ich doch in meiner Seele der Sohn eines Lastträgers geblieben und habe den Stand der Armen nicht aufgegeben, in dieser Welt keine Wurzeln geschlagen, sondern meinen geliebten Platz inmitten der steilen Berge der östlichen Provinzen verlassen. Weil ich mich für die Gemeinschaft der Gläubigen mit dergleichen Angelegenheiten befasst habe, die mich ins Irrenhaus, ins Untersuchungsgefängnis und in der Zeit der Meshrutiyet (d.h. nach der Einberufung eines Parlaments) in ein schreckliches Strafgefängnis gebracht haben, habe ich ein großes Verbrechen begangen, sodass man mich vor dieses fürchterliche Gericht gestellt hat(!)... Ein halbes Verbrechen: Ich habe damals, als der inzwischen verstorbene Sultan Abdulhamid Han Hazretleri seine Fehler auf sozialem Gebiet eingesehen und bereut hatte, gedacht, dass der Sultan jetzt in der Lage sein werde, einen Rat anzunehmen, weil ich nicht will, dass die Position des Kalifats, welche Mittelpunkt und Tangente des islamischen Kreises ist, seiner Hand entgleite und habe nach dem Motto "Der sicherste Weg führt zum Frieden" und weil ich mir das Gesicht des Extremismus, der inzwischen entstanden war und der Anfang und Kern fast jeder Selbstsucht und Empörung heute ist, besser vorgestellt habe, als es ist, dem inzwischen verstorbenen Sultan in einem offenen Brief folgendes mitgeteilt: "Wandle Deinen verlöschenden Stern (Yildiz) {Ein Stadtteil von Istanbul, in dem sich der Sultan ein Schloss hatte bauen lassen. (A.d.Ü)} in ein wissenschaftliches Institut um, damit er zum Siebengestirn erhoben werde! Dort setze dann die Sachwalter der Wahrheit (ehl-i haqiqat) an Stelle der Touristen und Höllenwächter, als Engel der Barmherzigkeit ein, damit Dein Schloss zum Paradies werde! Gib das Vermögen das Du in Yildiz von Deinem Volke zum Geschenk erhalten hast, wieder zurück, um es für die großen religionswissenschaftlichen Institute auszugeben und so die Unwissenheit zu behandeln, welche die Hauptkrankheit Deines Volkes ist, und vertraue auf die Freigiebigkeit und Liebe des Volkes! Denn das Volk bürgt für Deine königliche Regierung. Ein Mann Deines Alters sollte nur noch an das Jenseits denken. Bevor die Welt Dich verlässt, verlass Du die Welt! Gib die Sekat Deines Lebens aus für das Leben danach. Vergleichen wir also jetzt: Soll Yildiz eine Vergnügungsstätte werden oder ein wissenschaftliches Institut? Sollen die Touristen darin spazieren gehen, oder die Gelehrten darin Vorlesungen halten? Soll man es als eine Raubritter-Burg betrachten oder als eine Schenkung? Was ist das Bessere? Wer ein Gewissen hat, möge entscheiden." Ich bin aber bloß ein armer Mann. Und ich habe den großen Sultan beraten. Das heißt also, ich habe ein halbes Verbrechen begangen. Die Zeit über die andere Hälfte des Verbrechens zu reden, ist noch nicht gekommen. {(*): Die Zeit für die andere Hälfte kam fünfzehn Jahre später, als der Verfasser für 28 Jahre unter Kuratel gestellt wurde. Um den Grund dafür und die andere Hälfte des Verbrechens zu verstehen, schlagen Sie bitte in der Abhandlung am Ende der "Siradjun Nur" (Leuchte des Lichtes) nach.} ...... Ach! und oh! und weh! und pfui der Schande! Obwohl unser Volk so sehnsüchtig und durstig nach der Parlamentarischen Monarchie verlangt, welche unser Glück ist, die Quelle des sozialen Lebens und eine neue Bildung im Sinne des Islam, haben die Extremisten bei diesen Vorgängen und im Parlament ihre Eigensüchteleien mit zur Geltung gebracht und bedauerlicherweise gegenüber dem Willen des Volkes und seiner Intelligenz durch ihr religiös gleichgültiges Verhalten eine Mauer errichtet. Wir bitten diejenigen, welche diese Mauer errichtet haben im Namen der Heimat, sie wieder abzureißen. Generäle und Offiziere! Es gibt Tausende von Männern, die Zeugen dieser elf-einhalb Verbrechen sind. Vielleicht ist halb Istanbul Zeuge einiger davon. Wenn ich auch mit einer Strafe für diese elf-einhalb Verbrechen einverstanden bin, so bitte ich doch, mir auf diese elfeinhalb Fragen eine Antwort zu geben. Zudem habe ich bei all meiner Sünde doch auch etwas Gutes getan. So möchte ich sagen: Ich habe mich der Unterdrückung durch die Partei hier widersetzt, die sich parlamentarisch nennt und den Absolutismus praktiziert und ihren Namen "für Einheit und Fortschritt" in den Schmutz zieht, die Begeisterung aller lähmt und bewirkt, dass ihnen die Freude vergeht, die Gefühle der Selbstsucht und Parteilichkeit erweckt, Rassismus und verschiedene Vereinigungen einfacher Leute hervorbringt und somit Ursache zu Streitigkeiten wird. Es hat jeder seine Meinung. Zur Zusammenarbeit sind deshalb ein Landfriede, eine Generalamnestie und die Abschaffung der Privilegien notwendig. So soll niemand den anderen aufgrund seiner Privilegien wie Ungeziefer betrachten und so das gute Einvernehmen stören. Ich will mich nicht selbst rühmen! Aber ich sage: Wir sind aufrechte Muslime. Wir betrügen nicht, wenn man uns betrügt. Unser Leben zu retten, lassen wir uns nicht zu einer Lüge herabwürdigen" Denn wir wissen: اِنَّمَا الْحِيلَةُ فِى تَرْكِ الْحِيَلِ {"Der größte Betrug liegt in der Aufgabe des Betrugs.", d.h. darin, dass ich das aufgebe, was man mir als "Betrug" vorwirft.} Weil ich mich aber dem Namen einer wahren und gerechten (meshru) Parlamentarischen Monarchie (meshrutiyet) versprochen und verschworen habe, werde ich dem Absolutismus, gleich in welcher Form er auftritt - und sollte er selbst im Namen und Gewand der Meshrutiyet erscheinen - eine Ohrfeige erteilen, wo immer ich ihm begegne. Nach meiner Meinung tragen die Gegner der Meshrutiyet dadurch, dass sie die Meshrutiyet als bösartig, hässlich und gegen die Scheria gerichtet bezeichnen, dazu bei, dass auch noch die Zahl der Gegner des Beirates weiter wächst. "Durch eine Änderung des Etiketts ändern sich keine Tatsachen". Weil aber nun der größte Fehler darin besteht, dass der Mensch sich selbst für fehlerfrei hält, gestehe ich meinen Fehler ein, dass ich ohne den Rat der Menschen anzunehmen, die Menschen dazu bringen wollte, von mir einen Rat anzunehmen. Ich habe die Emr-i bilma'ruf (Lehre von Gottes Gebot) nicht zur Wirkung kommen lassen und sie entwürdigt, weil ich ohne eigene Rechtleitung danach strebte, andere recht zu leiten. Aufgrund von Erfahrung steht fest, dass Strafe Folge eines Fehlers ist. Aber manchmal zeigt sich ein Fehler in Form eines anderen Fehlers, den man gar nicht begangen hat und verdient seine Strafe, obwohl man unschuldig ist. Gott schickt ein Unglück, wirft einen ins Gefängnis und übt somit Gerechtigkeit. Doch der irdische Richter bestraft ihn und begeht somit eine Ungerechtigkeit. Meine Herren von der Regierung! Ich hatte eine Ehre, mit der ich der Islamischen Nationalität dienen wollte. Aber Ihr habt sie zerstört. Ich hatte ungewollt einen trügerischen Ruhm, der von selbst entstanden war und durch den ich auf das Volk einwirkte, wenn ich es belehrte. Und ich bin sehr froh darüber, dass Ihr ihn vernichtet habt. Nun hängt mein Leben nur noch an einem Faden und ich bin seiner überdrüssig geworden. Pfui über mich, wollte ich meine Hinrichtung verhindern. Ich wäre kein Mann, ginge ich nicht lachend in den Tod. Meine formelle Verurteilung wird zur Folge haben, dass nun ihr eigenes Gewissen sie verurteilt. Diese Lage ist nicht mein Schaden, sondern mein Ruhm. Doch dem Volk habt Ihr geschadet. Denn Ihr habt zerstört, was meine Beratung wirksam machte. Zum zweiten ist es Euer eigener Schade. Denn ich werde in der Hand Eurer Gegner ein unwiderlegbares Beweisstück sein. Sie haben mich mit Ihrem Prüfstein erprobt. Hättet Ihr die Männer, die Ihr als aufrecht bezeichnet mit diesem Prüfstein erprobt, wie viele von ihnen hätten sich als zuverlässig erwiesen? Ginge das Parlament (meshrutiyet) aus der Diktatur einer Partei hervor und verhielte es sich der Scheria entgegengesetzt, فَلْيَشْهَدِ الثَّقَلاَنِ اَنِّى مُرْتَجِعٌ "Dann soll die ganze Welt, Menschen und Dschinnen mein Zeuge sein, dass ich ein Feind des Fortschritts bin." Denn eine Einheit durch Lüge ist trügerisch und wenn die Bezeichnung "Parlamentarische Monarchie" Subversion bedeutet, dann ist sie irreführend. Sie kann nur dann aufrechterhalten werden, wenn sie Recht, Aufrichtigkeit und die Abschaffung der Privilegien beinhaltet. .............................................................................. Dieser fürchterliche Blitz- und Donnerschlag eines Gewittersturms, der "die Ereignisse um den 31. März" genannt wird, bereitete unter den gegebenen Umständen natürlicher Weise einer Diktatur den Weg, in deren Folge sich aus dem totalen Durcheinander mit Gottes Hilfe aus dem Munde der Aufständischen der Schrei nach der allzeit wunderbaren Scheria erhob. Und weil sie dazu verhalf, diesen Sturm ungewöhnlich leicht zu überstehen, klagte sie die Zeitungen ab Mitte April bei Gott an. Die Wahrheit wird offensichtlich, wenn man die sieben Probleme, die dieses Ereignis zur Folge hatte, und in diesem Zusammenhang die folgenden sieben Umstände betrachtet. Es sind die folgenden: 1- Dieser Aufstand war zu neunundneunzig Prozent eine Bewegung, die sich gegen die "Partei für Einheit und Fortschritt" richtete, gegen ihr Regime und ihre Despotie. 2- Der Parteien Zank und Hader in der Frage der Umbesetzung der Ministersessel. 3- Der Versuch, die Absetzung des in Bedrängnis geratenen Sultans zu verhindern. 4- Der Versuch eine Mauer des Widerstandes gegenüber den Grundsätzen aufzubauen, die soldatischem Empfinden und den im Glauben verwurzelten Sitten widersprechen. 5- Der Versuch, den Mörder des Hasan Fehmi Bey zu finden, dessen Fall außerordentlich aufgebauscht worden war. 6- Diejenigen, welche sich außerhalb des revolutionären Kerns befanden und die Offiziere vor einer ungerechten Behandlung zu bewahren. 7- Die Beschränkung der Freiheit durch das Verbot der Zuchtlosigkeit und durch die von der Scheria geprägte Sitte und die Durchführung der Vergeltung und des Abhackens der Hände ohne jede Ausnahme, worunter das einfache Volk eine Politik im Sinne der Scheria versteht. Doch der Grund war Morast... Falle und Plan waren schon aufgestellt. Die Disziplin, die den Soldaten heilig ist, wurde ihnen zum Opfer gebracht. Die Hauptgründe dafür waren einerseits bei den Parteien zu suchen, die nur für ihre eigenen Zwecke arbeiteten und sich zerstritten, andererseits die Zeitungen, die an Stelle nüchterner und sachlicher Berichte Übertreibungen, Lügen und wilde Gerüchte druckten. Und so wie man auf einem siebenfarbigen Kreisel nur noch weiß erkennt, so trat von den sieben Forderungen nur noch der weiße Strahl der Scheria hervor und bildete eine Mauer vor dem Verderben. Ich betone ausdrücklich: Bei uns ist eine Entwicklung nur dann möglich, wenn sich die Islamiyet, die unsere Nationalität ist, bei uns entwickelt und die Scheria zur Realität wird. Anderenfalls wird das Sprichwort durch uns seine Bestätigungen finden: "Er hat seine Gangart aufgegeben, ohne eine andere Gangart angenommen zu haben." Ja, wir müssen uns mit einem Gefühl für Ruhm und Ehre der Islamiyet, für den Lohn im Jenseits, für die nationale Gemeinschaft, für islamische Begeisterung, für die Liebe zum Vaterland und für die Liebe zum Glauben wappnen. Meine Herren Generäle und Offiziere! Ich wünsche eine Strafe für meine Verbrechen und jetzt auch eine Antwort auf meine Fragen. Weil der Islam zur Blüte des Humanismus und die Scheria zur Blüte von Tugend und Zivilisation empor führt, ist die Islamische Welt würdig, eine Stadt platonischer Tugenden zu werden. Erste Frage: {(*): Diese Fragen waren der Grund zur Freilassung von vierzig, fünfzig unschuldigen Gefangenen.} Welches ist die Strafe derer, welche - betrogen von den Zeitungen - die Teilnahme an dem Aufstand leichtgläubig für legal gehalten haben und einer allgemeinen Gewohnheit folgend vom Strom der Massen mit fortgerissen wurden? Zweite Frage: Was ist die Strafe für diejenigen, die einen Menschen angegriffen haben, der in die Haut einer Schlange geschlüpft ist, für einen Heiligen, der in der Gestalt eines Räubers daher kommt, oder für diejenigen, welche die Meshrutiyet angreifen, nachdem sie die Form einer Tyrannei angenommen hat? Denn in der Tat sind es doch Schlangen, Räuber und Tyrannen. Dritte Frage: Kann etwa nur eine einzelne Person ein Gewaltmensch sein? Können denn nicht auch mehrere Personen Gewaltmenschen sein? Nach meiner Meinung gehört zu einem Gesetz auch die Macht, es durchzusetzen. Sonst bereitet sich Gewaltherrschaft aus und wird von den Mitgliedern der Komiteen noch verstärkt. Vierte Frage: Was ist schlimmer: einen Unschuldigen hinzurichten oder zehn Verbrecher laufen zu lassen? Fünfte Frage: Werden Anhänger einer Überzeugung oder einer Idee, wenn man sie durch äußeren Druck in die Knie zu zwingen versucht, nicht stattdessen zu noch mehr Zank und Streit beitragen? Sechste Frage: Wie kann die Einheit der Nation, welche die Quelle unseres sozialen Lebens ist, anders zustande gebracht werden, wenn nicht durch die Abschaffung der Privilegien? Siebente Frage: Wenn die Gleichheit aller aufgehoben und auf wenige beschränkt wird, so dass es nach außen so aussieht, als würden die Gesetze voll und ganz eingehalten, werden dann nicht durch diese Ungleichheit in gewisser Hinsicht Gewalt und Selbstsüchteleien gefördert? Wenn es sich schon durch Freisprüche und Entlassungen herausstellt, dass die meisten der Verhafteten, d.h. achtzig Prozent von ihnen, unschuldig waren, wird dann nicht etwa dieser Zustand vom Standpunkte der Mehrheit aus betrachtet, schließlich zu Gedanken des Hasses und der Rache führen? Ich spreche hier nicht über das Kriegsgericht. Vielmehr sollen deren Ankläger darüber nachdenken. Achte Frage: Wenn eine Partei ein Privileg für sich in Anspruch nimmt und wenn sie jedermann an seiner empfindlichsten Stelle angreift, verletzt, in die Enge treibt, bis dass sich schließlich jedermann als gegen die Meshrutiyet eingestellt erzeigt und jedermann diese gnadenlose Tyrannei bekämpft, die sie unter dem Deckmäntelchen der Meshrutiyet betreibt, dass sie selbst sich angezogen hat, wer trägt dann wohl die Schuld dafür? Neunte Frage: Wenn zuerst der Gärtner selbst die Türe zu seinem Garten offen ließe, so dass jedermann hineingehen kann, und danach ein Unglück geschähe: wer trüge dann die Schuld daran? Zehnte Frage: Wenn man erst Rede- und Gedankenfreiheit gewährt, danach aber daran Kritik übt, steckt dann wohl nicht ein Plan dahinter, das arme Volk ins Feuer zu werfen? Und wenn das nicht so wäre, käme einem dann nicht der Gedanke, eine andere Ausrede dafür zu erfinden? Elfte Frage: Jeder schwört einen Eid auf die Meshrutiyet. Wenn aber nun jemand sich in Widerspruch zu dem setzt, was der Name "Meshrutiyet" besagt, oder aber dazu schweigt, wenn andere ihr entgegengesetzt handeln, müsste der nicht um seines Eides willen Buße tun? Und würde das Volk dann nicht zum Lügner? Und würde nicht die öffentliche Meinung, die daran doch gar nicht schuld ist, zur Lüge werden, kindisch und unfähig, zwischen gut und böse zu unterscheiden? Zusammenfassung: Jetzt ist eine grausame Tyrannei, Unterdrückung und Unwissenheit an der Regierung. Es ist als ob die Tyrannen sich mit den Spitzeln gegenseitig beraten. Also war es gar nicht ihre Absicht, bei Sultan Abdulhamid die Freiheit zu erzwingen, sondern an die Stelle von ein wenig leichter Tyrannei eine noch vielfältigere und grausamere zu setzen! Eine halbe Frage: Wenn jemand über einen Menschen, dessen zarter und schwacher Körper die Stiche der Mücken und Wespen nicht zu ertragen vermag und sich nun verzweifelt abmüht und plagt, sie zu verscheuchen, sagte: "Der will nicht etwa die Mücken und Wespen vertreiben, sondern vielmehr den großen Löwen wecken, damit dieser ihn angreifen soll." - welch einen Dummkopf könnte der mit so einem Gerede überzeugen? Aber es steht mir jetzt nicht zu, hier nun die andere Hälfte dieser Frage zu stellen! ..... Meine Herren Generäle und Offiziere! Ich betone mit allem Nachdruck: Ich stehe voll und ganz zu jeglicher Wahrheit, die ich in allen meinen Zeitungsartikeln zur Veröffentlichung gebracht habe. Wäre ich in längst vergangener Zeit im Namen der Rechtsvorschriften der Scheria vor das Gericht jenes "Glücklichen Zeitalters" gestellt worden, ich hätte dieselbe Wahrheit vertreten, so wie ich sie veröffentlich habe. Ich hätte sie besten Falls den Erfordernissen der Auffassung jener Zeit entsprechend gekleidet. Und würde ich in der Zukunft - nach dreihundert Jahren - von der Geschichte vor das Gericht kritischen Denkens gestellt werden, ich würde wiederum dort dieselbe Wahrheit aufzeigen, nachdem ich einige Stellen nachgebessert hätte, dort wo durch Wachstum und Fortschritt Risse und Löcher entstanden sind. Das heißt also: die Wahrheit verändert sich nicht. Die Wahrheit bleibt wahr. اَلحَقُّ يَعْلُوا وَلاَ يُعْلٰى عَلَيْهِ {"Sie ist hoch und erhaben und nichts reicht über sie hinaus."} Das Volk ist erwacht. Man kann es nicht weiterhin durch Sophistereien und leeres Gerede betrügen. Ein Traum, den man für wahr hält, hat nur ein kurzes Leben. Und wo das Volk mündig geworden ist, wird die öffentliche Meinung wie ein Quell alle Betrügereien und Sophistereien hinwegspülen und die Wahrheit wird ans Licht kommen, insha-a'llah. Der quälende Zustand Eurer Gefängnisse: die fürchterliche Zeit, der schreckliche Ort, die eingeschüchterten Gefangenen, die verlogenen Zeitungen, das verworrene Denken, die Melancholie der Herzen, die Traurigkeit und die Verzweiflung im Gewissen, die anfängliche Schadenfreude der Beamten, dazu noch die Aufdringlichkeit der Wärter: dieser ganze Zustand war für mich wie ein Vergnügen, weil mich mein Gewissen nicht quälte. Alle die verschiedenen Arten von Unglück drangen wie verschiedene Arten von Musik an mein Ohr. Und auch die Lektion, die ich vergangenes Jahr im Irrenhaus gelernt habe, habe ich jetzt in dieser Schule zu Ende geführt. Und weil die Zeit des Unglücks eine lange ist, ist auch meine Lektion eine lange. Die kindliche Trauer und der Kummer des unschuldig Gefangenen, - die der Seelenzustand in dieser Welt sind, haben mich die Lektion gelehrt: "Liebe da wo Schwäche, und heftiger Abscheu, wo Unbarmherzigkeit ist". Ich habe eine große Hoffnung, dass die "Ach!" und "Oh!" und "Weh!" Schreie aus den Herzen vieler Unschuldiger durch die Hitze der Trauer verdampft werden und die Gestalt segenspendender Wolken annehmen. Und mit der Bildung ganz neuer islamischer Staaten in der Islamischen Welt beginnen sich diese segenspendenden Wolken zu bilden. Wenn aber die Zivilisation den Boden für solche Ausschreitungen bereitet, die der Ehre Abbruch tun, für Verleumdungen, aus denen die Zwietracht erwächst, für Gedanken an gnadenlose Rache, für teuflische Sophistereien, für Handlungen, wie sie aus der Gleichgültigkeit gegenüber dem Glauben entstehen, dann möge ein jeder dessen Zeuge sein, dass ich an Stelle dieser Stätte des Zornes, die man "das glückliche Schloss der Zivilisation" nennt, die Zelte der Nomaden in den hohen, wilden und rauhen Bergen, in der vollkommenen Freiheit der östlichen Provinzen bevorzuge. Denn die Freiheit der Gedanken und der Rede, die Geradheit und Eintracht der Herzen herrschen noch im wahren Sinne des Wortes in den Bergen von Ost-Anatolien so, wie ich es in den Städten der mehr ärgerlichen als bürgerlichen nicht gefunden habe. Soweit ich das weiß, sind die Redakteure redliche Leute. Ich sehe, dass manche unredliche unter ihnen mit ihren Zeitungen Rachsucht verbreiten. Sollte es mit der Redlichkeit so weit gekommen sein und die öffentliche Meinung so verwirrt sein, dann seid Ihr die Zeugen dafür, dass ich mich von solcher Art "Redlichkeit" distanziert habe. Ich habe dergleichen auch nie geschrieben. Ich werde auf den hohen Bergen meiner Heimat, nämlich auf dem Baschid, die großen Dinge, die Himmelskörper und die Tafeln der Welt 🙂 die Natur) an Stelle der Zeitungen studieren. Frei die Quelle unseres Segens der nutzlosen Dinge Begehr, Frei die urewige Gnadengabe durch aller Höhen und Tiefen Verzicht, Frei auch wir von ständig neuem Erhoffen und Wünschen ohne Schranken, So sehr schon Medjnun (Wahnsinn) geworden, dass wir verzichten, Leyla (Nacht) zu begegnen... Ermahnung: Meine Ablehnung der Zivilisation wird Euch nachdenklich machen. An Stelle einer Zivilisation, die Unterdrückung, Zuchtlosigkeit und Würdelosigkeit mit sich bringt, bevorzuge ich das Nomadentum. Diese Zivilisation macht den Einzelnen arm, zuchtlos und unsittlich. Weil aber die wahre Zivilisation der Entwicklung und Vervollkommnung des Menschengeschlechtes und der Entfaltung der in ihr vorhandenen Anlagen dient, heißt Zivilisation anzustreben, d.h. unter diesem Blickpunkt betrachtet, Menschlichkeit zu erstreben. Und auch der Grund meiner Liebe und Leidenschaft für das Verständnis der Meshrutiyet ist folgender: die erste Türe zur künftigen Entwicklung Asiens und der Islamischen Welt ist die parlamentarische Monarchie auf der Grundlage der Scheria und die Freiheit im Rahmen der Scheria! Und der Schlüssel zu Schicksal, Thron und Glück des Islam ist die gegenseitige Beratung innerhalb eben dieser Meshrutiyet. Denn bis heute stehen 370 Millionen Muslime unter der geistigen Bevormundung der Fremden. Wenn aber jetzt die Herrschaft des Islam in der Welt und von nun an, besonders aber in Asien zur Souveränität gelangt, wird jeder einzelne Muslim auch wirklich ein Stückchen dieser Souveränität besitzen. Und Freiheit ist der einzige Weg, 370 Millionen Muslime aus der Gefangenschaft zu erretten. Und auch wenn wir davon ausgehen, dass zwanzig Million Seelen für die Aufrichtung der Freiheit großen Schaden erleiden müssten, selbst dann noch wäre das ein Opfer, zu dem wir zwanzig geben für dreihundert, die wir bekommen. Ach, wie schade ist das doch! Bei uns sind die Rassen- und Völkerverhältnisse so komplex wie die Luft, deren chemische Elemente nicht so miteinander verbunden sind wie im Wasser. Insha-a'llah werden die Völker durch die Elektrizität der Wahrheit des Islam miteinander verbunden werden, ihre Kräfte sich in den wärmenden Strahlen der Erkenntnis des Islam vereinigen und in Gerechtigkeit einen gemeinsamen maßvollen Charakter formen! Hochlebe die parlamentarische Monarchie auf der Grundlage der Scheria! Möge es denen wohl ergehen, die - erzogen durch die Wahrheit der Scheria - und nachdem sie einen vollkommenen Unterricht erhalten haben, das Licht der Freiheit tragen! Ein Fremdling (Garibüzzaman) {Ein dreifaches Wortspiel um den Namen "Bediüzzaman", welcher in der Mitte erscheint. (A.d.Ü.)} in der Zeit des Absolutismus. Ein Einzigartiger (Bediüzzaman) in der Zeit der Meshrutiyet. Ein Ausgestoßener (Bid'atüzzaman) in jetziger Zeit. Said Nursi Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 Begegnung mit einem russischen Polizisten Danach blieb er nicht mehr lange in Istanbul, verließ Istanbul, um nach Van zu gehen, nahm seinen Weg nach Van über Batum und unterbrach seine Reise in Tiflis. In Tiflis bestieg er den Scheich-San'an-Berg. Als er sich aufmerksam umsah, trat ein russischer Polizist zu ihm und fragte: - Warum sehen Sie sich so aufmerksam um? - Ich entwerfe einen Plan für meine Medresse. - Wo wohnen Sie? - Ich stamme aus Bitlis. - Das hier ist Tiflis! - Bitlis und Tiflis sind einander Brüder. - Was soll das heißen? - In Asien und der Islamischen Welt erstrahlen nacheinander drei Lichter. Bei Ihnen entstehen übereinander drei Finsternisse. Der Vorhang des Tyrannen wird zerrissen werden und fallen. Dann werde auch ich wieder hierher kommen und meine Medresse erbauen. - Oho! Was Sie nicht sagen!... Ihre Zuversicht versetzt mich in Erstaunen. - Und was mich in Erstaunen versetzt ist Ihr Verständnis! Können Sie diesem Winter Dauer und Beständigkeit verleihen? Jedem Winter folgt sein Frühling und jede Nacht hat ihren Tag. - Die Lande des Islam, haben sie sich nicht gespalten und getrennt? - Sie sind zum Studium gegangen. Sehen Sie, da ist z.B. Indien, ein begabter Sohn des Islam. Er besucht das Gymnasium der Engländer. Ägypten ist ein intelligentes Kind des Islam. Es nimmt Unterricht in den politischen Wissenschaften der Engländer. Kaukasien und Turkestan sind zwei tapfere Nachfahren des Islam. Sie studieren auf der russischen Militärakademie. Usw... Ya Hu 🙂 Oh Er)! Nachdem diese edlen Söhne ihre Zeugnisse erhalten haben, wird jeder einzelne von ihnen an der Spitze seiner Truppe die Fahne des Islam, der ihr ruhmreicher und gerechter Vater ist, den Horizonten der Vollendung entgegentragen, um ihrer urewigen Bestimmung gemäß und allen Umständen zum Trotz das Geheimnis urewiger Weisheit, wie sie in der Erschaffung des Menschengeschlechtes begründet liegt, zu verkünden. * * * Sobald sich seine Ankunft in Van vollzogen hatte, begann er die verschiedenen Sippen- und Stammesverbände zu besuchen und bemühte sich, ihnen auf sozialem, kulturellem und wissenschaftlichem Gebiet Rechtleitung zu geben. Zu diesem Zweck gab er auch ein "Münazarat" (Diskussionen) genanntes Buch in Frage-und-Antwort-Form heraus. Die Dialoge Bediüzzamans mit den Politikern einerseits, den Sippen- und Stammesverbänden andererseits, rufen ohne Zweifel Teilnahme und Interesse wach. Aus all dem wird ersichtlich, dass einzig die Ausbreitung des Lichtes des Islam und der Wahrheit des Qur'an in der Welt Ziel und Zweck dieses Mannes waren und er selbst diese seine Aufgabe als Verkünder des Qur'an ein Leben lang erfüllt hat. Einige Beispiele für die Dialoge und Diskussionen Bediüzzamans mit den Stämmen in den östlichen Provinzen. - Für den Glauben darf kein Schaden entstehen, was immer auch geschehen mag! - Der Islam gleicht der Sonne. Man kann sie nicht ausblasen. Er gleicht dem Tag und verwandelt sich nicht in Nacht, wenn man die Augen schließt. Wer seine Augen schließt, hat allein für sich selbst die Nacht. Ist es besser, die Verteidigung des Glaubens einem armseligen abgesetzten Präsidenten, oder den kriecherischen Beamten, oder jenem Teil der Offiziere zu überlassen und anzuvertrauen, die zu logischem Denken kaum in der Lage sind? Oder ist es besser, sie jenem leuchtenden Stützpfeiler und jener Begeisterung zu überlassen, die einem diamantenen Schwerte gleicht, das gebildet wird aus dem Brennpunkt der Strahlen der göttlichen Lichter, welche die Liebe im Herzen eines jeden Menschen sind, die aus dem Glauben erwächst und aus der Sammlung sprühender Funken islamischer Begeisterung und welcher jene islamische Haltung trägt, welche den Hintergrund der öffentlichen Meinung des Volkes darstellt? Urteilen Sie selbst! Ja, dieser leuchtende Stützpeiler gleicht, mit einem Kopf voll Kühnheit und einem Auge, das alles überwacht, einer geistigen Gestalt, die sich den Schutz des Glaubens auf ihre Schultern geladen hat. Sie sehen ja, dass diese verschiedenen voneinander getrennten Funken sich ganz langsam und allmählich zueinander hingezogen fühlen, und beginnen sich zu Strahlen zu vereinigen und Strahlenbündel miteinander zu bilden. Es ist zu einem Grundsatz der Philosophie geworden, dass ein Wort noch eindringlicher, ein Urteil noch erhabener und ein Eindruck noch nachhaltiger wirkt, wenn er aus der Haltung des Glaubens, insbesondere des wahren, der Natur entsprechenden Glaubens erwächst. Ja, in der Tat... wenn die Mücke aufhört mit ihrem Sirren und die Biene einhält in ihrem Summen, lasst euch durch nichts eure Begeisterung zerstören und bedauert nichts. Denn die Göttliche Kapelle, durch deren Klang das All ertanzt und die Geheimnisse der Wahrheit in ein Erschwingen geraten, spielt nie zu Ende, tönt und dröhnt immer fort. Der König der Könige, der urewige Sultan erfüllt die ganze Welt mit Seiner Göttlichen Musik, die der Qur'an genannt wird und im Himmelsgewölbe gewaltig widerhallt. Sie wird von den Hirnen, Herzen und Mündern der Gelehrten, der Scheiche und Prediger wie von den Wänden einer Höhle zurückgeworfen, entströmt ihren Lippen gleich einem Echo. Von all diesen verschiedenen Widerklängen tönt und dröhnt die Erde und wird von ihnen in Schwingung versetzt. In all den islamischen Büchern verkörpert sich dieses Echo, schlägt sich nieder in ihrem Druck, wird in ihnen zur Trommel, zur Saite einer Zither, gleicht ihrer Bespannung. Und jede einzelne Saite verkündet Ihn auf ihre Art. Vermag aber nun der, welcher diesen Klang des Himmels und des Geistes nicht hört und ihm nicht lauscht, die Stimme seines Emirs 🙂 Fürsten oder Vorgesetzten) zu vernehmen, welche im Vergleich mit diesem Donnerklang dem Sirren einer Mücke ähnelt, oder die der Regierungsbeamten, welche dem Brummen einer Fliege gleich kommt? ..... Frage: Man hat die Freiheit als etwas Verwerfliches hingestellt. Ja, man hat uns sogar erklärt, dass man gegen eine Freiheit nichts einwenden könne, gleich welcher Ausschweifung oder Schamlosigkeit ein Mensch sich überlassen möge, unter der Bedingung, dass er keinem anderem damit einen Schaden zufüge. Ist das etwa so? Antwort: Die so etwas behaupten, sprechen nicht über die Freiheit, sondern decken damit nur ihre Ausschweifungen und Schamlosigkeiten auf und fördern mit ihrem Geschwätz nur kindische Ausreden zu Tage. Denn die so empfindsame Pflanze der Freiheit macht es notwendig, sie durch ein untadeliges und hochanständiges Benehmen zu veredeln, wie es die Scheria fordert. Denn eine Freiheit in Ausschweifung und Schamlosigkeit ist gar keine Freiheit, sondern rohe Ungeschliffenheit, nicht menschlich, sondern tierisch, eine Tyrannei des Teufels, Knechtschaft der triebverhafteten Seele. Freiheit heißt das Gesamtergebnis aller Körnchen Freiheit jedes einzelnen Individuums. Und freiheitlich nennt man eine Handlungsweise, die weder der eigenen noch einer fremden Menschenseele Schaden zufügt. Aber, Ihr Nomaden! Die Freiheit, die Ihr habt, ist nur ihre Hälfte, deren andere ist, die Freiheit des anderen nicht zu verletzen. Zudem findet sich eine Freiheit, die sich zusammensetzt, aus der Unabhängigkeit von der Sorge um den täglichen Lebensunterhalt und einem Leben in freier Wildbahn auch bei Euren Nachbarn, den Tieren auf den Bergen. Insoweit wie diese armen wildlebenden Tiere froh und zufrieden sind, haben auch sie ihre Freiheit. Jene Freiheit aber, welche die Geliebte der Seele, und wahrer Menschlichkeit ebenbürtig ist, strahlt wie die Sonne. Und das ist jene Freiheit, welche veredelt durch die Erziehung zur Erkenntnis, zur Tugend und zum Islam, gewandet in das Ehrenkleid des Paradieses, das Schloss der Kultur und froher Zufriedenheit bewohnt. .......... Frage: Auf welche Weise kann diese Freiheit eine Eigenschaft des Glaubens sein? Antwort: Ein Mann, der durch das Band des Glaubens ein Diener des Königs des Alls geworden ist, entwürdigt sich nicht und lässt sich nicht dazu herab, sich unter die Gewaltherrschaft und Unterdrückung eines anderen zu begeben, weil dieser Mann aus seinem Glauben heraus in Ehrenhaftigkeit und Tapferkeit verharrt; in gleicher Weise lässt dieser Mann aus seinem Glauben heraus nicht von der Liebe ab, sondern vielmehr verletzt er nicht das Recht und die Freiheit eines anderen! Ja, ein aufrechter Diener eines großen Königs erniedrigt sich nicht unter die Herrschaft eines Hirten. Ein solcher Diener entwürdigt sich auch nicht dazu, Herrschaft über einen Hilflosen auszuüben. Das heißt, in dem Maße, in dem der Glaube vollkommen ist, in gleichem Grade erstrahlt auch die Freiheit. So war es in dem "Glücklichen Zeitalter"!... Frage: Wie wäre es denn möglich, sich einem großen Manne, einem Heiligen, einem Scheich, einem großen Gelehrten gegenüber noch frei zu fühlen! Es ist ihr Recht, uns aufgrund ihrer besonderen Vorzüge zu beherrschen. Wir sind in ihrem hervorragenden Charakter befangen. Antwort: Ein Heiliger, ein Scheich, ein Großer zu sein, bedeutet Schlichtheit und Bescheidenheit, nicht Stolz und Überlegenheit! Das heißt, wer sich als stolz gebärdet wie ein Kind, das den Scheich spielt, den sollte man nicht als groß ansehen! ......... - Ach was sollen wir nur über diese abscheulichen Schlangen sagen, die unsere erhabene Hoffnung, welche uns Trost gibt, in Verzweiflung verwandeln und schon ihre Mäuler geöffnet haben, das Leben um uns herum zu vergiften und das Reich zu zerteilen. - Fürchtet sie nicht! Kultur, Charakterfestigkeit und Freiheit beginnen in unserer Welt und ihren Menschen das Übergewicht zu erlangen; damit beginnt auch zwangsläufig die andere Waagschale langsam und allmählich leichter zu werden. Nehmen wir einmal den unmöglichen Fall an, man würde von uns einen nach dem anderen töten - was Gott verhüten möge! - so dürfen wir doch sicher sein: töten sie zwanzig von uns, werden wir zu dreihundert wieder auferstehen. Haben wir erst einmal den Staub der Schmach und der Zwietracht von unseren Köpfen abgewischt, werden wir als wahrhaft erleuchtete und vereinigte die Vorhut in der Karawane der Söhne des Menschengeschlechtes bilden. Wir fürchten uns nicht vor dem Tod, der uns nur in ein noch intensiveres, stärkeres Leben führen wird, das uns dann für immer und ewig bleibt. Auch wenn wir sterben, wird doch der Islam weiterleben. Es blühe die heilige Nation!... Frage: Wie können wir mit Nicht-Muslimen gleichgestellt werden? Antwort: Die Gleichstellung erfolgt nicht unter Berücksichtigung von Charakterfestigkeit und Ehrenhaftigkeit, sondern vor dem Gesetz. Denn vor dem Gesetz gibt es keinen Unterschied zwischen arm und reich. Könnte denn die Scheria, die sagt: "Zertretet keine Ameise mit Absicht!" und verbietet, sie zu quälen, die Menschenrechte verachten? Keineswegs... nur haben wir uns nicht daran gehalten. Ja, ich glaube, dass die Verhandlung zwischen Imam Ali (ra) und einem einfachen Juden, der Prozess eines armen Christen gegen Salahaddin Eyyubi, auf den Ihr so stolz seid, diesen Fehler wieder zurecht rückt. {(*): Der Alte Said arbeitete mit Feuereifer für die Freiheit. Dabei instrumentalisierte er die Politik für den Islam, beseelt von einem vollkommenen Trost und einer starken Hoffnung, wie sie ihm aus der Eigentümlichkeit der "Risale-i Nur" erwuchsen. Dann aber kam ihm eine Ehrwürdige Hadith und er verstand aus einem Vorgefühl heraus, dass eine fürchterliche, total atheistische Diktatur kommen werde und verkündete sie bereits fünfzig Jahre im Voraus. Und er verspürte, dass diese totale Diktatur in der Tat fünfundzwanzig Jahre lang Saids trostspendende Ankündigungen Lügen strafen werde. Seit dreißig Jahren sagt er: اَعُوذُ بِاللّٰهِ مِنَ الشَّيْطَانِ وَالسِّيَاسَةِ ("Ich nehme meine Zuflucht zu Gott vor dem Satan und seiner Politik."), gab die Politik auf und wurde ein Neuer Said.} Denn in einer parlamentarischen Monarchie liegt die Herrschaft in den Händen des Volkes, während die Regierung Ihr Diener ist. In der Meshrutiyet sind, wenn sie recht und wahr ist, die Bürgermeister und die Präsidenten keine Anführer, sondern ihre bezahlten Diener. Eine Antwort bezüglich der Ereignisse um den 31. März Die Ereignisse um den 31. März habe ich etwa folgendermaßen erlebt: Islamische Idealisten und Patrioten in ihrer Begeisterung für die Meshrutiyet haben, um die Gnadengabe der Meshrutiyet, deren Bedeutung als Essenz des Lebens sie erkannt hatten, im Sinne der Scheria zu nutzen, und um die Inhaber der Regierung in der rechten Richtung (qible) zu einem Gebet (namaz) anzuleiten, das "Gerechtigkeit" heißt, und um der heiligen Scheria durch die Kraft der Scheria eine bleibende Stätte zu bereiten, und um die Gegner der Scheria für die schlimmen Folgen ihrer Taten zur Verantwortung zu ziehen, einige Grundsätze aufgestellt und verschiedene Einzelheiten dementsprechend durchgeführt. Danach aber dachten diejenigen, welche rechts von links nicht unterscheiden können, dass man - was Gott verhüten möge - die Scheria zu diktatorischen Zwecken missbrauchen könne und sagten: "Wir wollen die Scheria!" nur noch so, wie das die Papageien nachplappern, wodurch die wahren Ziele der Bewegung in Verwirrung gerieten. Und damit waren alle Pläne ohnehin schon zunichte geworden. So haben in damaliger Zeit ein paar Schurken, welche ihre Verlogenheit hinter einer Maske von Begeisterung versteckten, diesen heiligen Namen in Misskredit gebracht. Und so wäre nun hier der geeignete Platz aus diesem schwarzen Fleck (in der Geschichte) seine Lehren zu ziehen! {(*): Mache nicht mit! Pass auf! Diejenigen, welche eine hohe Begeisterung in sich trugen, schwiegen zu diesen Ereignissen. Bösartige Zeitungen haben die Stimme der wahren Freiheit zum Verstummen gebracht. Die Sache der Meshrutiyet verblieb in den Händen einiger weniger. Die Idealisten und Patrioten aber haben sich zerstreut.} ......... Ein Mensch von Einsicht und Verstand kann, nach meiner Meinung, seiner Natur und seinem Gewissen nach in der Tat niemals den Islam aufgeben, wenn er einem islamischen Hause entstammt, auch dann nicht, wenn er dem Islam bereits gleichgültig gegenüber stünde. Auch der dümmste und missratenste unter ihnen wird sich mit ganzem Herzen für den Islam als seine feste Stützmauer einsetzen. Und besonders diejenigen, welche eine Ahnung von Politik haben... Außerdem lehrt uns die Geschichte, dass seit der "Glücklichen Zeit" bis heute niemals ein Muslim nach dem Urteil seines Verstandes eine andere Religion dem Islam vorgezogen habe und aufgrund von Beweisen zu einer anderen übergetreten sei. Zwar gibt es Menschen, die ihren Glauben aufgeben. Doch das ist eine andere Frage. Dabei ist die Nachahmung nicht von Wichtigkeit. Denn die Angehörigen anderer Religionen treten gewiss scharenweise in den Kreis der Muslime ein und werden es auch weiterhin tun, weil sie dem Urteil ihres Verstandes und absolut sicheren Beweisen folgen. Sie werden in Zukunft scharenweise übertreten, wenn nun auch wir ihnen den wahren Islam und eine Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit zeigen können, die des Islam würdig ist. Zudem lehrt uns die Geschichte: der kulturelle Aufschwung der Anhänger des Islam ist davon abhängig, inwieweit diese den Islam in die Realität umsetzen, während der zivilisatorische Fortschritt aller anderen im umgekehrten Verhältnis zu ihren religiösen Bindungen steht. Zudem lehrt uns die Realität, dass ein Mensch, der sich seiner Notlage bewusst geworden ist, nicht ohne religiöse Führung bleiben kann. Wenn der Mensch, der Zeitlichkeit verlobt und der Ewigkeit versprochen, zu sich selbst gekommen ist und Menschlichkeit erfahren hat, kann er nicht mehr ohne religiöse Führung leben. Denn der erwachte Mensch kann nicht leben, wenn er nicht einen Stützpunkt findet, der ihm Rückendeckung gegen die Angriffe aller Welt verleiht, von dem aus er seine Hoffnungen verwirklichen und Hilfe erhalten kann, also ein Samenkorn der Wahrheit, welches der wahre Glaube ist. Aus diesem Grunde erwacht in jedem das Interesse, den wahren Glauben zu suchen und zu finden. Es gilt also für die Zukunft des Menschengeschlechtes als ein gutes Zeichen, dass der Islam seine natürliche Religion sein wird. Oh Ihr Ungerechten! Wie eng seht Ihr doch die Wahrheit des Islam, die doch geeignet ist, die Welt in sich aufzunehmen, zu vereinigen, zu erleuchten. Ihr habt den Islam auf die Armen und einen Teil fanatischer Hodjas beschränkt und wollt so die Hälfte seiner Anhänger aus seiner Gemeinschaft hinauswerfen! Der Islam ist ein leuchtendes Schloss, das alle Vollkommenheit in sich gesammelt hat und alle erhabenen Gefühle der Menschheit in sich nährt. Wie könnt Ihr es wagen, es als ein schwarzes Zelt, gleich einem Trauerkleid zu betrachten, bestimmt für einige Arme, Nomaden und Feinde des Fortschritts! Ja, ein jeder ist von seinem Spiegelbild abhängig. Das heißt, Euer schwarzes, verlogenes Spiegelbild zeigt es Euch so. Frage: Du übertreibst. Du hältst eine Utopie für die Realität. Und du beleidigst uns auch, indem du uns als ungebildet hinstellst. Diese Zeit ist die Endzeit. Und mit der Zeit wird alles noch schlimmer werden? Antwort: Warum sollte diese Welt, die doch für jedermann Fortschritt bedeutet, nur für uns allein eine rückschrittliche Welt sein?! Ja, wirklich? Ich werde nicht mehr mit ihnen reden, mich von ihnen abwenden und zu Menschen in der Zukunft sprechen. Oh Ihr, verborgen im Schoße jener großen Zeit, die in dreihundert Jahren kommen wird, die Ihr das Wort des Lichts (Nur) schweigend hört und uns aus dem Unsichtbaren herüber anblickt, Ihr Said, Hamza, Ömer, Osman, Tahir, Yusuf, Ahmed usw. Ich richte mein Wort an Euch. Erhebt Eure Häupter und sagt: "Sadaqte" (Es stimmt!). Und so zu sprechen sei Eure Pflicht. Diese meine Zeitgenossen wollen mich nun einmal nicht hören. Ich spreche zu Euch aus den Bächen der Vergangenheit, die Geschichte genannt wird, über das drahtlose Telefon hinüber in Eure große Zukunft hinein. Was soll ich machen? Ich habe mich so sehr beeilt, dass ich erst im Winter angekommen bin, während Ihr schon in einem paradieses-gleichen Frühling ankommen werdet. Die Samen des "Nur", die wir jetzt aussäen, werden auf Eurem Boden aufgehen und blühen. Wir erwarten von Euch als Lohn das folgende: Ihr sollt unsere Gräber besuchen, wenn Ihr kommt, um das Land Eurer Vergangenheit zu besuchen. Und dann hängt bitte einige Geschenke Eures Frühlings an das Tor der Festung, die der Grabstein meiner Schule genannt wird und unsere Gebeine zu Gästen aufgenommen hat und das Grundstück von Horhor {(*): Die Festung von Van wird der Grabstein der Medresse "Horhor" genannt. Hier entstand auch die Idee zu einem Modell der Medresetu-s'Sehra in Van, eine Idee, die dann aber wieder zu Grabe getragen werden musste.} hütet. Wir werden dem Torhüter einschärfen, uns zu rufen. Aus unserem Grab werdet Ihr den Ruf: هَنِيأًلَكُمْ {"Willkommen"} hören. Diese Kinder, welche zusammen mit uns die Milch an der Brust der Zeit gesogen haben und deren Augen zurückschauen in die Vergangenheit und deren Vorstellungen ebenso irreal und verworren sind wie sie selbst, halten nun einmal die in diesem Buche {(*): Er verkündigte vorausschauend die noch ausstehende Herausgabe des Risale-i Nur Gesamtwerkes.} dargelegten Realitäten für Utopie. Doch ich weiß, dass Ihr einmal bestätigen werdet, dass der Inhalt dieses Buches der Wahrheit gerecht wird. Oh Ihr, die Ihr mich jetzt hört! Vom Minarett des dreizehnten Jahrhunderts herab, auf seinem Kranze stehend, rufe ich alle, die nach außen hin zivilisiert erscheinen, innerlich aber religiös anständig geworden und den tiefsten Tiefen der Vergangenheit verhaftet sind, und lade sie ein, in die Moschee zu kommen. Oh Ihr unglückseligen auf zwei Beinen umherwandelnden Gräber, die Ihr den Islam aufgegeben habt, welcher doch der Geist beider Leben genannt werden kann! Versperrt nicht einer kommenden Generation die Tür. Auf Euch wartet das Grab. Geht fort! Lasst die neue Generation kommen, so dass die Wogen der Wahrheit des Islam in der Welt wahrhaftig hoch gehen! Frage: Waren unsere Altvorderen besser oder genauso wie wir? Und werden unsere Nachfahren schlechter sein als wir?... Antwort: Ihr Türken und Kurden! Sollte ich jetzt vielleicht ein Meeting veranstalten? Ich würde dann Eure Vorväter, die tausend Jahre vor Euch gelebt haben, und Eure Nachfahren, die zwei Jahrhunderte nach euch leben werden, einladen, hier in dieses Tollhaus unseres Jahrhunderts zu kommen. Würden dann nicht vielleicht eure Ur- und Vorväter, die auf der rechten Seite in Reihen stehen, sagen: "Oh Ihr missratenen Kinder, die Ihr Euer Erbe verprasst habet! Seid Ihr die Frucht und der Erfolg unseres Lebens? Ihr habt uns wie unfruchtbare Greise werden lassen und gleich wie ohne Erben geblieben!" Und würden nicht Eure Nachfahren aus dem Lande der Zukunft herbeikommen und Euren Vorvätern auf der rechten Seite beipflichten, wenn sie auf der linken Seite stehen und sagen: "Oh Ihr unsere Vorväter, die Ihr Euch niemals bemüht habt! Sollen wir in Euch die keimhafte Anlage und die verkörperte Entfaltung unseres Lebens sehen? Seid Ihr der Mittelbegriff, der uns mit unseren ehrwürdigen Vätern zugleich verbindet und von ihnen abgrenzt? Oh! Und ach! was für eine unwahre und verwirrende und in sich zerstrittene Schlussfolgerung seid ihr doch geworden." {Vergleicht man die hohen kulturellen Leistungen der Vorfahren als Oberbegriff mit den gleich hohen kulturellen Leistungen der Nachfahren als Unterbegriff, dann erweist sich in der Schlussfolgerung, dass der erbärmliche Zustand der heutigen Kurden und Türken als Mittelbegriff nicht der Logik entspricht und verwirrend ist. (A.d.Ü.)} So also, Ihr Wandernomaden, {(*): Hier wurde später noch der Ausdruck: "fanatische 🙂 gemeint die europäisch gesinnten) Revolutionäre" eingefügt.} habt Ihr nun in der oben dar- und vorgestellten Szene {(*): Diese Szene ist einer Video-Reportage vergleichbar.} sehen können, wie die beiden Seiten auf diesem Meeting gegen Euch protestiert haben? (Kurzer Auszug weiterer Antworten) Wenn das so ist, dann sage ich: Ihr habt doch wirklich die wunderbare Gabe der Tapferkeit. Denn würde etwa nicht einer, der, um eines Vorteils willen, oder um seiner persönlichen Ehre willen, oder um seines guten Rufes willen, oder um die Worte: "Herr So-und-so ist ein Held" zu hören, und ähnlicher unbedeutender Dinge willen sein Leben gering schätzt, oder sich selbst aufopfert, um der Ehre seines Fürsten willen, würde nicht ein solcher, wenn er zu sich selbst erwacht ist, für die Islamische Nation, die einem Schatze gleich wert ist, das heißt für dreihundert Millionen muslimischer Brüder und für eine Islamische Nation, {Unsere Nation ist der Körper, sein Geist der Islam, Qur'an und Glaube sind seine Intelligenz.} durch die er selbst geistige Hilfe gewinnt, sein Leben gering schätzen, selbst wenn er tausend Tode sterben müsste? Ja, wer sein Leben für zehn Pfennig verkauft, der verkauft es sicherlich auch gerne für zehn Mark... So wie unsere schönen Dinge leider in die Hände der Nicht-Muslime geraten sind, so haben die Nicht-Muslime auch hin- und wiederum unsere guten Sitten gestohlen. Es ist, als ob ein Teil unserer guten Sitten, die hohe Moral unserer Gemeinschaft, uns böse geworden und zu ihnen hinübergewechselt sei, weil sie bei uns keinen Anklang gefunden haben, und ein Teil ihrer Gemeinheiten auf unseren Marktplatz gebracht worden sei, weil sie bei ihnen selbst keinen großen Anklang gefunden hatten... Ja habt Ihr denn nicht mit großem Erstaunen wahrgenommen, dass die Nicht-Muslime uns die roten Charakteranlagen und die weißen Worte (entsprechend den roten und weißen Blutkörperchen), wie: "Möge ich auch sterben, so wird doch mein Staat, mein Volk, werden doch meine Freunde leben." gestohlen haben, Worte, wie sie die Grundprinzipien der gegenwärtigen Entwicklung, ja sogar Erfordernis einer wahren Religion sind. Denn einer ihrer ideal Gesinnten sagt: "Möge ich auch sterben, so wird doch mein Volk leben. Und in ihm wird auch meine Seele weiter leben." Denn das Grundübel allen Elends und aller Ichbezogenheit besteht darin, dass derart dumme Redensarten wie: "Wenn ich erst einmal gestorben bin, mag über die Welt kommen, was will, meinetwegen die Sintflut.", oder auch: وَاِنْ مِتُّ عَطْشًا فَلاَ نَزَلَ الْقَطْرُ {"Was soll mir noch ein Regentropfen, wenn ich schon verdurstet bin?"} so wie ein unsteter und wenig begeisterungsfähiger Charakter unsere Begeisterung an der Hand genommen und weggeführt haben. So also ist ein hoher und edler Charakter die Grundforderung unserer Religion. Wir müssen mit Leib und Seele, mit Herz und Verstand und aus allen unseren Kräften sagen: "Mögen wir auch sterben, so lebt doch unsere Nation, welche die Islamiyet ist, in Ewigkeit fort. Es blühe meine Nation! Mir genügt die Belohnung im Jenseits. Meine Seele lebt in meiner Nation weiter und wird von ihr belebt, empfängt ihre Freude in einer hohen Welt. وَالْمَوْتُ يَوْمُ نَوْرُوزِنَا {"Der Tod ist unser Nauroz-Tag(*)." (*)Das Frühlingsfest} Wir müssen diejenigen, welche das Licht (Nur) und die Begeisterung zu erleuchteten Führern gemacht hat, zu unseren eigenen Führern machen. ........ F - Was brauchen wir vor allen anderen Dingen? A - Rechtschaffenheit. F - und weiter? A - nicht zu lügen. F - und danach? A - Geradheit, Treue, Aufrichtigkeit, Standhaftigkeit, Gemeinsinn (Solidarität). F - Warum? A - Das Wesen des Unglaubens ist die Lüge. Das Wesen des Glaubens ist Geradheit (sidq). Und genügt es nicht als Beweis, dass die Beständigkeit unseres Lebens von der Erhaltung des Glaubens, der Geradheit und dem Sinn für Gemeinschaft abhängig ist? F - Müssen nicht aber erst unsere Vorgesetzten auf den richtigen Weg gebracht werden? A - Nun, Eure Vorgesetzen haben sich das, was Ihr besessen habt, in die Taschen gesteckt und es eingeschlossen. Und so haben sie auch Euren Verstand von Euch genommen, oder in Euren Gehirnskästen eingeschlossen. So will ich denn jetzt mit Eurem Verstand reden, der bei ihnen ist: Ihr Führer und Vorgesetzten! Vernachlässigt nicht Eure Sorgfaltspflicht infolge eines falsch verstandenen Gottvertrauens (tevekkül)! schiebt nicht einander Eure Aufgaben zu! Dient uns mit unserem Gut, das in Euren Händen ist und mit dem Verstand, den ihr von uns habt. Denn Ihr habt Euren Lohn bereits dadurch empfangen, dass Ihr die Bewohner Eures Landes in ihre Bürgerpflicht genommen habt. فَعَلَيْكُمْ بِالتَّدَارُكِ لِمَاضَيَّعْتُمْ فِى الصَّيْفِ {"Ihr müsst jetzt die Sachen wieder beschaffen, die Ihr im Winter verloren habt."} Jetzt ist es Zeit zu dienen... ........ Kurzum, das Erwachen des Islam hat bereits begonnen und pflanzt sich noch weiter fort. Die Menschen haben erkannt, dass Bosheit böse und Güte gut ist. Ja und darin liegt auch das Geheimnis der Bekehrung der Stämme jener Täler. Und diese Gabe erlangen und erhalten langsam und allmählich alle Muslime. Ihr aber, weil Ihr noch Nomaden seid und weil Ihr in Eurer natürlichen Substanz noch unverdorben geblieben seid, deswegen steht Ihr auch der Heiligen Nation der Islamiyet noch näher. {(*): Tatsächlich bestätigen Pakistan und die Länder der arabischen Welt diesen Ausspruch, den "der Alte Said" schon vor 45 Jahren in seinen Vorlesungen geprägt hatte, durch ihren Kampf um die Freiheit und die Erlangung ihrer Souveränität; und sie werden ihn auch noch weiterhin bestätigen...} ........ Auf meiner Reise fragten mich diejenigen, die mich nicht kannten, mich aber aufgrund meiner Kleidung für einen Kaufmann hielten: - Sie sind Kaufmann? - Ja, ich bin sowohl Kaufmann als auch Chemiker. - Wie das? - Ich vermische zwei Materialien miteinander. Aus dem einen entsteht eine Heilung spendende Arznei, aus dem anderen Licht spendende Elektrizität. - Wo findet man sie? - Auf dem Marktplatz des Segens und der Kultur, in einer auf zwei Füßen wandelnden Kiste mit der Aufschrift "Mensch", darinnen ein Kästchen, das schwarz sein kann, oder aber auch strahlend wie ein Diamant; darauf steht "Herz" geschrieben. - Und wie heißen sie? - Glaube, Liebe, Treue, Begeisterung!... * * * Danach reiste er von Van nach Damaskus. Auf die dringenden und inständigen Bitten der Gelehrten hielt er in der Omayyaden-Moschee vor einer gewaltigen, etwa zehntausend Köpfe zählenden Menschenmenge, darunter hundert Wissenschaftlern eine Freitagspredigt (hutbe). Diese Hutbe fand starke Beachtung und wurde mit großer Begeisterung aufgenommen. Diese Hutbe, welche er dort gehalten hatte, wurde später mit dem Titel "Die Hutbe von Damaskus" in Druck gegeben. Diese "Hutbe von Damaskus", welche die Psycho-Somatik der Krankheiten nachweist, die in der Welt des Islam auftreten, erklärt, aufgrund welcher Ursachen sie in dieser katastrophalen Situation gefangen bleiben und weist, von da ausgehend, den Weg zu ihrer Heilung, zeigt sodann die überragende Entwicklung auf, die der Islam über die Erde hin nehmen und wie die islamische Kultur sich in majestätischer Vollkommenheit entfalten und vom Schmutz und Unrat das Antlitz der Erde reinigen wird. Es ist eine Hutbe, die mit klar verständlichen Beweisen eine besonders kostbare Belehrung, eine frohe Nachricht bringt für alle Muslime, ja sogar für die ganze Menschheit. In dieser "Hutbe von Damaskus" sagt er auf den ersten Seiten: Ich habe in dieser Zeit und in diesem Raum in der Schule des menschlichen Gemeinschaftslebens Unterricht genommen und erkannt, dass es sechs Krankheiten gibt, die uns in materieller Hinsicht im Mittelalter festhalten und unseren Fortschritt behindern, während die Ausländer, die Europäer, in ihre zukünftige Entwicklung hineinfliegen. Diese Krankheiten sind folgende: 1. Die Verzweiflung (Hoffnungslosigkeit), die sich unter uns ausbreitet und zu neuem Leben Nahrung findet. 2. Das Aussterben der Geradheit (sidq) im öffentlichen und politischen Leben. 3. Die Neigung zur Feindschaft. 4. Die leuchtenden Bande nicht zu kennen, die die Gläubigen miteinander verbinden (gemeint sind die Weisungen des Qur'an). 5. Die Herrschsucht, die sich gleich den unterschiedlichen ansteckenden Krankheiten verbreitet. 6. Den Einsatz seiner Kräfte auf den persönlichen Vorteil zu beschränken. Als ein Heilmittel gegen diese sechs furchtbaren Krankheiten verkündige ich eine Lektion von sechs Worten, die ich in der Apotheke des Qur'an für unser soziales Leben, das eine Hochschule der Medizin ist, erhalten habe. Ich habe erkannt, dass diese die Grundlage für eine Behandlung sind. Erstes Wort: "El Emel" (die Hoffnung), d.h. die Hoffnung mit göttlicher Barmherzigkeit kräftig nähren. Ja, ich sage Ihnen anhand der Lektion, die ich auf eigene Rechnung genommen habe: Oh islamische Gemeinschaft! Ich bringe Euch die frohe Kunde, dass sich jetzt für die Araber die Anzeichen einer wirklichen Morgendämmerung des Glücks zu zeigen beginnen. Von ihrem Erwachen hängt das irdische Glück der islamischen Welt von heute, besonders aber das Glück der Osmanen und ganz besonders die Entwicklung des Islam ab. Und die Stunde, da die Sonne des Glücks aufgehen wird, ist nahe herbeigekommen. Der Verzweiflung zum Trotz sage ich aus meiner tiefsten Überzeugung und alle Welt soll es hören: {(*): Der Alte Said teilte vor 45 Jahren aufgrund eines inneren Gesichtes mit, dass die arabischen Staaten und die islamische Welt sich erst im Jahre 1371 (1951) aus der Gefangenschaft und der Unterdrückung durch die Nicht-Muslime befreien und eigene islamische Staaten gründen werden. Dabei hatte er die beiden Weltkriege und die dreißig Jahre eines fortwährenden Absolutismus nicht mit einkalkuliert. Er hatte die frohe Botschaft für das Jahr 1327 (1908) gegeben, die Ursache der Zeitverschiebung aber nicht mit in Betracht gezogen.} Die Zukunft gehört dem Islam - und nur ihm allein. Und die Wahrheit des Qur'an und des Glaubens wird König sein. Ich bin zu dieser Schlussfolgerung aufgrund vieler Belege gelangt. Ich werde jetzt zu diesen Belegen eine Einführung geben und anderthalb Belege anführen. Wir beginnen mit der Einführung zu diesem Beleg. In der Wahrheit des Islam liegen einerseits die äußeren Voraussetzungen zu einer Entwicklung sowohl in ethisch-moralischer als auch in wissenschaftlich-praktischer Hinsicht und sie ist andererseits auch von ihrem Wesen her aufs Beste dafür geeignet. Was den ersten Aspekt, nämlich die Entfaltung in der ethisch-moralischen Hinsicht anbelangt, so wissen Sie, dass die Geschichte, welche die tatsächlichen Ereignisse aufzeichnet, eine unbestechliche Zeugin der Wahrheit ist. So zeigt uns die Geschichte, dass sogar der japanische Oberkommandierende, der die Russen besiegte, über die Wahrhaftigkeit des Islam das folgende Zeugnis abgelegt hat: "Die Geschichte zeigt, dass es unter den Anhängern des Islam Kultur und Fortschritt gab je nachdem in welchem Grade die Muslime sich entsprechend der Macht der Wahrheit des Islam und gemäß dieser Kraft verhielten. Und die Geschichte zeigt, je nachdem in welchem Grade sie sich der Wahrheit des Islam gegenüber schwach verhielten und vor ihr zurückschreckten, wie sie der Barbarei und dem Rückschritt verfielen, einem Tohuwabohu, einer Niederlage anheim fielen. Bei den übrigen Religionen geschah jedoch das Gegenteil." ....... "Wenn wir die islamischen Sitten und die vollkommene Wahrheit unseres Glaubens in unseren Taten zeigen würden, dann würden auch die Anhänger der übrigen Religionen sicherlich in Scharen den Islam annehmen. Ja vielleicht würden sogar ganze Staaten und Kontinente der islamischen Gemeinschaft beitreten." ......... Oh meine Brüder in der Moschee der Omayyaden wie auch Ihr alle meine Brüder in der großen Moschee der Islamischen Welt! Zieht auch Ihr Eure Lehre daraus! Zieht Eure Lehre aus diesen schrecklichen Ereignissen dieser 45 Jahre! Nehmt Euren ganzen Verstand zusammen und nehmt wieder Vernunft an! Oh Ihr Denker, Ihr Vernünftigen und Ihr Verständigen und Ihr, die Ihr Euch selbst für intelligent und gebildet haltet! Kurz gesagt: Wir Muslime, die wie die Schüler des Qur'an sind, so sind auch wir von den Beweismitteln abhängig. Wir treten mit Herz und Verstand und mit unserer ganzen Überzeugung für die Wahrheit des Glaubens ein. Wir verzichten nicht auf Beweismittel, wie dies einige Angehörige anderer Religionen tun, die nur ihre Geistlichen nachahmen. Deswegen werden in Zukunft Verstand, Wissenschaft und Technik vorherrschen. Und sicherlich wird auch der Qur'an, der sich auf vernunftgemäße Beweismittel stützt und dessen Schlussfolgerungen alle an die Logik geknüpft sind, die Zukunft beherrschen! Die Vorhänge, die verhinderten, dass die Sonne des Islam sich zeigen und die Menschheit erleuchten kann, öffnen sich und was ein Hindernis war, wird beiseite geräumt. Bereits vor 45 Jahren konnte man erkennen, dass ein solcher Morgen heraufdämmert. Im Jahre 71 begann die wahre Morgendämmerung, oder wird sie noch beginnen. Sollte diese Morgendämmerung noch nicht die wahre sein, wird der wahre Morgen 30 - 40 Jahre später heraufdämmern. Ja, acht schreckliche Barrieren haben verhindert, dass die Wahrheit des Islam in der Vergangenheit von der Welt besser verstanden werden konnte. Erste, zweite und dritte Barriere: Die Unwissenheit der Außenstehenden, ihre Grausamkeit in jener Zeit und ihr religiöser Fanatismus. Diese drei Barrieren wurden dank der Erkenntnis und der Kultur abgerissen und beginnen zu zerbröckeln. Vierte und fünfte Barriere: Die Beherrschung und Bevormundung durch die Priester und die geistlichen Fürsten und die blinde, sinnlose Gefolgschaft der Fremden. Auch für diese beiden Barrieren ist die Zeit ihres Verfalles bereits gekommen, weil in der Menschheit freiheitliches Denken und eine Tendenz zur Erforschung der Wahrheit zu wachsen beginnen. Sechste und siebente Barriere: Die bei uns herrschende Diktatur und der aus der Ablehnung der Scheria resultierende Sittenverfall haben Barrieren aufgerichtet. Heute setzt der Zerfall der despotischen Macht einer einzelnen Person ein Zeichen dafür, dass auch die schreckliche Diktatur der Organisationen und Kommiteen nach dreißig, vierzig Jahren in sich zusammenfallen wird und auch für diese beiden Barrieren die Zeit ihres Verfalls gekommen ist und sie zerfallen werden, weil die islamische Begeisterung gewaltig anwächst und sich die üblen Folgen des Sittenverfalls zeigen werden. Und dieser Zusammenbruch wird - insha-a'llah ein totaler sein. Achte Barriere: Man hat geglaubt, dass manche Problemstellungen der neuen Naturwissenschaften einem oberflächlichen Verständnis der Wahrheit des Islam entgegengesetzt seien und ihm widersprechen müssen. Zum Beispiel: Die Naturwissenschaftler und die Philosophen stellten sich die beiden "Sevr" (Ochse) und "Hut" (Fisch) genannten Geister, zwei Engel, die von Gott als Wächter über die Erde gesetzt worden sind, als riesengroße Tiere, also einen Ochsen und einen Fisch, vor. Weil sie also die Wahrheit nicht kannten, stellten sie sich in Widerspruch zum Islam. So wie dieses Beispiel gibt es hundert Beispiele, wo auch der verbohrteste Wissenschaftler die Wahrheit zugeben muss, sobald er sie erst einmal erkannt hat. (Auch die Risale-i Nur zeigt in ihrem Buche "Der Qur'an als Wunder", mit jedem einzelnen Funken eines Wunders aus dem Qur'an, dass alle die Ayat, an denen die Wissenschaftler sich gestoßen haben und welche man vom Standpunkt der Wissenschaft aus betrachtet für einen Ansatzpunkt zur Kritik gehalten hatte, mit jedem Satz und mit jedem Wort die hohe Wahrheit des ehrwürdigen Qur'an erweisen, welche der Wissenschaft unzugänglich bleibt. Das muss auch der verbohrteste Wissenschaftler zugeben. Das liegt offen zu Tage und wer will, kann es sehen. Mag er nachschauen und sehen, wie fünfundzwanzig Jahre, nachdem dieses Wort ausgesprochen wurde, die Hindernisse fallen.) Nun, es gibt islamische Wissenschaftler, {Muhakkikin: Gelehrte, welche die vier Quellen des Islam (kitap, sünnet, icma-i ümmet, kiyas-i fukaha) kennen und erforschen. (A.d.Ü.)} welche Veröffentlichungen über die Beseitigung dieser achten Barriere herausgebracht haben. Ja, wenn nicht jetzt, so doch in dreißig, vierzig Jahren werden Wissenschaft und wahre Erkenntnis und die Werte der Kultur diese drei Kräfte, nämlich das Interesse an der Wahrheit, die Einsicht und die Liebe zur Menschheit, mit dem notwendigen Rüstzeug versehen, zur Eroberung und Zerstörung dieser acht Barrieren an die acht Fronten der acht feindlichen Truppen geschickt haben; und sie beginnen schon diese in die Flucht zu jagen. insha-a'llah werden sie sie in einem halben Jahrhundert völlig verwirrt haben. Ja, es ist bekannt, dass eine Charaktereigenschaft immer dann als unumstößlich sicher angenommen werden darf, wenn diese Eigenschaft auch von den Feinden bezeugt und bestätigt wird. .......... Nachdem Bediüzzaman rezitiert hatte, mit welch lobenden Worten sich Carlayl und der Fürst von Bismarck über die Wahrheit des Islam geäußert hatten und diese so als ein Beispiel angeführt hatte, sagte er: "Wenn es also in Amerika und in Europa Felder gibt, wo derartige Intelligenzen zu Wissenschaftlern und Forschern heranreifen wie ein Carlayl oder ein Fürst von Bismarck, da kann ich nur aus meiner vollen Überzeugung sagen: Europa und Amerika haben den Islam in ihrem Schoße aufgenommen und werden eines Tages einen islamischen Staat zur Welt bringen, genauso wie die Osmanen Europa in sich aufgenommen und einen europäischen Staat zur Welt gebracht haben." Zweiter Aspekt: Hier zeigen sich uns nun die Gründe für eine Entwicklung des Islam in wissenschaftlicher Hinsicht und dass auch in der Praxis die Zukunft dem Islam gehören wird. Und wie wir unter dem ersten Aspekt seine ethisch-moralische Entwicklung nachgewiesen haben, so zeigt auch dieser zweite Aspekt deutlich, dass er auch in seiner wissenschaftlich-praktischen Entwicklung die Zukunft beherrschen wird. Denn im Herzen der islamischen Welt und in seinem Geiste haben miteinander vereinigt und verflochten fünf besonders starke, unzerstörbare Kräfte ihre Wurzeln geschlagen. {Wie der Qur'an unser Meister ist und worauf er in seinen Weisungen indiziert, entnehmen wir Folgendes: Indem der Qur'an die Wunder der Propheten behandelt, unterrichtet er den Menschen, wie sich in Zukunft die Dinge entwickeln werden; und so spornt er den Menschen folgendermaßen an: "Steh auf und arbeite! Zeige die Beispiele für diese Wunder! Lege eine Strecke von zwei Monaten an einem Tag zurück, wie Salomon, mit dem der Friede sei! Strenge Dich an für die Heilung auch noch der fürchterlichsten Krankheit, wie Jesus, mit dem der Friede sei! Hole aus dem Fels Lebenswasser heraus und rette so die Menschheit von ihrem Durst wie Moses mit seinem Stab! Finde Material, welches nicht im Feuer verbrennt und Dich so davor schützt, wie Abraham, mit dem der Friede sei! Wie manche Propheten höre auch noch die am weitesten entfernten Stimmen vom Osten und Westen und schaue ihre Bilder an! Wie David, mit dem der Friede sei, mache das Eisen weich wie Teig, knete es wie Wachs, damit Du die Kunst der Menschheit beherrschst! Wie Ihr von den Wundern Josephs und Noahs, mit denen der Friede sei, also von der Uhr und der Arche großen Nutzen zieht, so sollt Ihr auch von den Wundern aller anderen Propheten, die Euch eine Lehre erteilten, Euren Nutzen ziehen und sie nachahmen!" Also, dementsprechend unterrichtet der Qur'an den Menschen so, um ihn in jeder Hinsicht zu seiner materiellen wie geistigen Entwicklung zu führen, und er zeigt dabei, dass er der absolute Meister des Menschen ist.} Erstens: Das ist die Wahrheit des Islam, die Lehrerin jeglicher Vollkommenheit, die 370 Millionen Seelen zu vereinigen vermag, als wäre es nur eine einzige, deren Wesen der Träger einer wahren Kultur und der positiven, wahren Wissenschaften {Durch die Vermittlung der wahren Wissenschaft im Sinne des Islam offenbart sich Gott in Seinen Namen. (A.d.Ü.)} ist, die durch keine Macht zerstört werden kann. Zweite Kraft: Ein gewaltiges Bedürfnis und eine bittere Armut, die uns den Rücken bricht. Sie ist die wahre Lehrerin der Kunst und der Kultur und führt dazu, die vorhandenen Mittel und Möglichkeiten und das bereits vorgegebene Wissen zu vervollkommnen und zu vervollständigen. Der Schrei einer solchen Armut und Not kann nicht zum Verstummen gebracht und die Kraft, die aus ihr erwächst, kann nicht gebrochen werden. Dritte Kraft: Allein die Freiheit im Rahmen der Scheria vermag den Menschen in der Form eines Wettstreits um große Dinge über hohe Ziele zu belehren, ihn auf den Weg führen, um auch danach zu streben, das Gefühl des Unterdrücktseins zu beseitigen, erhabene Empfindungen wach zu rufen, Besitzneid, Missgunst, Eifersucht, Konkurrenzneid zu steuern, (seine Seele) dem eigenen Erwachen entgegenzuführen, Eifer für den Wettbewerb, Begeisterung für eine Erneuerung und Interesse an der Annahme der Kultur hervorzurufen. Das bedeutet, den Wunsch und die Neigung zu jener höchsten Vollkommenheit in sich zu tragen und zu verspüren, welcher der Menschheit würdig ist. Vierte Kraft: Liebe gepaart mit dem Mut des Glaubens. Das heißt: sich nicht zu erniedrigen; im Unrecht und in der Unterdrückung seine Würde zu bewahren; die Unterdrückten nicht mit Verachtung zu behandeln. Das heißt: den Unterdrückern nicht zu schmeicheln; die Erniedrigten nicht zu unterdrücken und sie nicht zu beleidigen. Dies sind die Grundsätze der Freiheit auf der Grundlage der Scheria. Fünfte Kraft: Die islamische Ehrenhaftigkeit (izzet), welche die erhabene Größe des Wortes Gottes allgemein bekannt macht. Und in heutiger Zeit ist die erhabene Größe des Wortes Gottes von der wissenschaftlich-praktischen Entwicklung abhängig und wer wahre Kultur angenommen hat, kann die erhabene Größe des Wortes Gottes aufzeigen. Der absolute Befehl dazu kommt aus der islamischen Ehrenhaftigkeit und dem Glauben. Und es besteht kein Zweifel daran, dass der Geist der islamischen Welt diesen absoluten Befehl in Zukunft vollständig zur Ausführung bringen wird. Und so wie nun in alter Zeit die Ausbreitung des Islam so vor sich ging, dass man die blinde Wut der Feinde zerschlug, ihren Trotz zerbrach, ihre Übergriffe mit der Waffe, mit dem Schwert zurückwies, so wird man in Zukunft an Stelle der Waffe, des Schwertes, die Kultur der Wahrheit, die Verbreitung praktischer Wissenschaft, das geistige Schwert der Wahrheit und Gerechtigkeit gebrauchen, um die Feinde zu bekämpfen und zu besiegen. Ihr müsst wissen, dass wir uns um die Schönheit der Kultur und die Güter bemühen, die der Menschheit Nutzen bringen und nicht um die Sünden der Zivilisation, nicht um die Schlechtigkeiten, jene Schlechtigkeiten, jene Ausschweifungen, die die Dummen für schön halten, sie nachahmen und dabei verderben, was uns zu eigen ist. Dafür haben sie ihren Glauben als Bestechungsgeld gegeben, doch damit die Welt nicht gewinnen können. Weil die Sündhaftigkeit über die Kultur, über das Gute gesiegt hat, die Schlechtigkeit über die Schönheit den Vorzug gewann, hat die Menschheit durch zwei Weltkriege zwei fürchterliche Ohrfeigen erhalten, dass diese sündige Zivilisation ganz und gar zugrunde gerichtet wurde und sich derart erbrochen, dass das Antlitz der Erde mit Blut besudelt wurde. Inshaa'llah wird künftig die Schönheit der Kultur durch die Kraft des Islam den Sieg erlangen, das Antlitz der Erde vom Schmutze reinigen und weltweit den Frieden sichern. Ja, weil die Zivilisation Europas nicht ausgestattet war mit Charakterfestigkeit und rechter Führung (huda), sondern auf Lust und Laune, auf Rivalität und Neid und auf die Herrschaft der Gewalt aufgebaut war, und weil bis zum heutigen Tage die Schlechtigkeiten der Zivilisation den Sieg über die Schönheit der Kultur davon getragen haben, bekam sie durch die Revolutionskommiteen das Aussehen eines von Würmern zerfressenen Baumes. Darin vermag man einen zuverlässigen Ausgangspunkt, einen Beweis für den Sieg der Kultur Asiens zu erblicken. Und siegen wird sie in kurzer Zeit. Und was wollt Ihr Euch etwa noch in Trübsinn und Verzweiflung fallen lassen, wo es doch für Leute des Glaubens und für den Islam in Richtung auf die Zukunft ein Fahrzeug gibt, einen festen, unerschütterlichen Grund zu solch einer Verbreitung von Wissenschaft und Moral, und einem Schienenstrang gleich der Weg zu einer glücklichen Zukunft bereits eröffnet wurde? Und wie könnt Ihr die geistige Verfassung der islamischen Welt zerbrechen? Und Ihr denkt in Eurer Verzweiflung und in Eurer Hoffnungslosigkeit, dass die Welt für alle und für die Fremden eine Welt des Fortschritts sei. Wenn Ihr aber nun sagt, sie sei nur für die bedauernswerten Muslime eine Welt des Rückschritts geworden, dann verfallt Ihr einem völlig unsinnigen Fehler. Nun aber ist das Streben nach Vollkommenheit im Kosmos wie in der menschlichen Natur gleichermaßen natürlicher Weise eingepflanzt. Wenn aber trotz der Ungerechtigkeit und der Fehlerhaftigkeit der Menschen die Welt nicht so plötzlich untergehen sollte, so werden sich doch in der Zukunft Wahrheit und Gerechtigkeit für die islamische Welt zeigen, und zwar auch in Form einer irdischen Glückseligkeit als Wiedergutmachung für die früheren Fehler des Menschengeschlechtes. Insha-a'llah... In der Tat seht ihr, dass die Zeit nicht auf einer geraden Linie verläuft, sodass der Anfang und das Ende sich von einander entfernen würden. Vielmehr bewegt sie sich der Erde gleich auf einer Kreisbahn und zeigt manchmal in ihrem Fortschreiten den Frühling und den Sommer, manchmal rückschreitend Herbststürme und Winterszeit. So wie nach jedem Winter ein Frühling und nach jeder Nacht wieder ein Morgen, so wird auch der Menschengattung ein Morgen und ein Frühling werden, insha-a'llah, Ihr könnt durch Gottes Erbarmen erwarten, unter der Sonne der Wahrheit des Islam die wahre Kultur im Rahmen eines allgemeinen Friedens zu schauen... ......... Zweites Wort: Während meines bisherigen Lebens wurde in meinen Erfahrungen folgender Gedanke geboren: Die Verzweiflung ist die furchtbarste Krankheit, die das Herz der islamischen Welt befallen hat. Es ist diese Hoffnungslosigkeit, die uns gleichsam getötet, und bewirkt hat, dass ein kleines Land im Westen - vielleicht vierzig Millionen Einwohner - vierhundert Millionen Muslime im Osten sich dienstbar und deren Heimat zu einer Kolonie gemacht hat. Und es ist auch diese Hoffnungslosigkeit, die unsere hohe Moral getötet hat, so dass wir unseren Blick vom allgemein Wohl ab und dem persönlichen Wohlergehen zugewandt haben. Und es ist auch diese Verzweiflung, die unsere geistige Verfassung gebrochen hat. Und obwohl wir mit einer nur geringen Kraft durch unsere innere Haltung, die uns aus dem Glauben erwuchs, den Osten und Westen erobert haben, gelingt es den fremden Tyrannen seit nunmehr vierhundert Jahren dreihundert Millionen Muslime zu versklaven, weil unsere wunderbare geistige Verfassung infolge der Hoffnungslosigkeit zerbrochen ist. Ja, man gebraucht sogar diese Hoffnungslosigkeit als Entschuldigungsgrund für eigene Faulheit, wenn irgend ein anderer in seiner Gleichgültigkeit und Verdrossenheit sagt: "Was geht's mich an?" Er gibt seinen Glaubensmut auf und erfüllt seine islamischen Pflichten nicht mehr und sagt: "Die anderen sind genauso schlecht wie ich". Weil uns aber diese Krankheit nun schon so sehr gequält hat und uns noch umbringen wird, werden nun wir an dieser mörderischen Krankheit Rache nehmen und sie töten. لاَ تَقْنَطُوا مِنْ رَحْمَةِ اللّٰهِ {"Lasst nicht ab von der Barmherzigkeit Gottes!"} Diese Hadith sei uns das Schwert, mit dem wir der Verzweiflung das Haupt spalten werden. مَالاَ يُدْرَكُ كُلُّهُ لاَيُتْرَكُ كُلُّهُ {"Wenn du das Ganze nicht verstehen kannst, gib das Ganze nicht auf!"} In der Wahrheit dieser Hadith werden wir ihr das Kreuz brechen. Insha-a'llah... Hoffnungslosigkeit kann geradezu als ein Krebsgeschwür bezeichnet werden und ist eine der fürchterlichsten Krankheiten einer Gemeinschaft, ja ganzer Völker. Sie ist ein Hindernis auf dem Wege zur Vollkommenheit und widerspricht der Wahrheit des اَناَ عِنْدَ حُسْنِ ظَنِّ عَبْدِى بِى {"Ich werde meinem Diener und Verehrer seiner guten Meinung entsprechend sein."} Sie ist eine Eigenschaft der Furchtsamen, der Niedrigen, der Hilflosen, ihre Ausrede, aber keine Eigenschaft islamischer Tapferkeit. Und sie kann vor allen Dingen keine Eigenschaft eines Volkes sein, das wie die Araber die Quelle des Stolzes für das Menschengeschlecht, ein Volk ist, das durch seinen hohen Charakter hervorragt! Die Völker der islamischen Welt sind bei den Arabern in die Schule der Standhaftigkeit gegangen. Insha-a'llah werden die Araber die Hoffnungslosigkeit überwinden und aufs Neue Hand in Hand mit den Türken im gleichen Geiste und in einer wahrhaften Einheit als ein islamisches Heer von Helden die Fahne des Qur'an in alle Welt tragen. .......... Drittes Wort: Ich habe in meinem Leben vieles studieren und kennen lernen können und bin im sozialen Leben hin und her geworfen worden. Dadurch habe ich über Kern und Wesen folgende absolute Sicherheit gewonnen: Geradheit (sidq) ist das Grundprinzip des Islam, der Leitfaden aller erhabenen Charaktereigenschaften, eine Einstellung, die den Gefühlen ihre Erhabenheit verleiht. Wenn dies nun so ist, dann müssen wir in uns die Geradheit, die Aufrichtigkeit verlebendigen, welche die Grundlage unseres sozialen Lebens ist, und durch sie unsere seelischen Krankheiten heilen. Und tatsächlich ist die Geradheit und die Aufrichtigkeit im Islam der Zentralnerv des sozialen Lebens. Heuchelei ist eine Art Lüge der Tat. Schmeichelei und Verstellung sind gemeine Lüge. Zwietracht und Ohrenbläserei ist zerstörende Lüge. Die Lüge aber ist eine Verleugnung der Allmacht des Erhabenen Meisters. Kufr in jeder beliebigen Form ist Lüge. Glaube ist Geradheit und Aufrichtigkeit. Nach dem inneren Verständnis liegen die Lüge und Geradheit unendlich weit voneinander entfernt. Man muss sie so weit wie Ost und West voneinander entfernt halten. Sie dürfen nicht wie Feuer und Licht miteinander verbunden sein. Aber eine heimtückische Politik und eine grausame Propaganda haben sie miteinander vermischt und den Menschen aus der Vollkommenheit geworfen. {(*): Oh meine Brüder! Worüber diese Lektion belehren wollte, die Said vor 45 Jahren erhalten hatte, ist Folgendes: Dieser Said beschäftigte sich ganz besonders mit der Politik und dem islamischen Gemeinschaftsleben. Man darf aber nun nicht annehmen, dass er nun einer Berufung folgend die Religion zu politischen Zwecken instrumentalisieren wollte. Gott bewahre! Immer hat er die Politk mit aller Kraft als Hebel für den Glauben eingesetzt. Und er sagte immer: "Ich bevorzuge irgendeine religiöse Wirklichkeit vor tausend politischen." Ja, damals vor 45 Jahren hatte er die Empfindung, dass er, im Gegensatz zu allen verlogenen Atheisten, die die Politik für ihre Ziele und Ideen zu instrumentalisieren versuchen, sich mit aller Kraft darum bemühte, die Politik als ein Instrument in den Dienst des Islam zu stellen. Aber zwanzig Jahre danach musste er einsehen, dass einige unter den gläubigen Politikern im Gegensatz zu diesen heimlich-verlogenen Atheisten, die die Politik unter dem Vorwand einer Europäisierung für ihre gottlosen Zwecke missbrauchen, sich darum bemühten, die Religion zu einer islamischen Politik instrumentalisieren wollten. Die Sonne des Islam darf kein Werkzeug irdischer Lichter und nicht von ihnen abhängig sein. Sie zu einem Werkzeug zu machen, hieße, den Wert des Islam herabzusetzen und wäre ein großes Verbrechen. Denn der Alte Said hatte eine derartige politische Parteilichkeit bemerkt, dass ein frommer Gelehrter begeistert einen Heuchler lobte, der zu seiner eigenen politischen Meinung passte, einen frommen Hodja aber, der seinen politischen Ansichten widersprach, kritisierte und ihn als Sünder hinstellte. Der Alte Said sagte zu ihm: "Wenn ein Teufel deine Ideen unterstützt, würdest du ihm gnädig sein, einen Engel aber, der deinen politischen Ansichten widerspricht, würdest du verfluchen." Darum sagte der Alte Said: اَعُوذُ بِاللّٰهِ مِنَ الشَّيْطَانِ وَالسِّيَاسَةِ ("Ich nehme meine Zuflucht zu Gott vor dem Teufel und seiner Politik.") die Politik hat er seit dreißig (nunmehr 45) Jahren aufgegeben. (*)} {(*) Obwohl die hundertdreißig Bücher und Briefe unseres Meisters von drei Gerichten und ihren Regierungsbeamten genau untersucht wurden und obwohl er gegenüber den Unterdrückern, den Abtrünnigen, den Heuchlern, die gegen ihn arbeiteten, in Zugzwang geraten war, ja man insgeheim sogar schon das Todesurteil über ihn ausgesprochen hatte, konnte man dennoch nicht die geringste Spur dessen finden, dass er seine Religion instrumentalisiert hätte, was mit Sicherheit beweist, dass er die Religion nicht als Instrument gebraucht hat. Wir, Nur-Schüler, aber, die wir sein Leben aus der Nähe kennen, empfinden Begeisterung angesichts seiner überragenden Position und sehen das als Zeichen für seine aufrichtige Wahrhaftigkeit (ihlas) im Zusammenhang mit der Risale-i Nur. (Nur-Schüler)} Oh meine Brüder in dieser Omayyaden-Moschee! und Ihr meine Brüder, die Ihr in vierzig- fünfzig Jahren die dreihundert Millionen Gläubigen in der großen Moschee der islamischen Welt sein werdet! Rettung liegt nur in der Geradheit und Rechtschaffenheit. Unser sicherer Haltegriff, das ist die Geradheit. D.h. die stärkste Kette, die uns verbindet, ist die Aufrichtigkeit. Und selbst Notlügen hat die Zeit abgeschafft. ............ Viertes Wort: Was ich in meinem ganzen Leben über das soziale Leben der Menschen mit Sicherheit erfahren habe und was ich aufgrund meiner Studien als Ergebnis erhalten habe ist folgendes: Was einer Freundschaft würdig ist, das ist Freundschaft und was Feindschaft gegenüber erforderlich ist, ist Feindschaft. Das heißt: Liebe und Freundschaft sind Fähigkeiten, die das menschliche Gemeinschaftsleben sichern und zum Glück führen, im höchsten Maße würdig, geliebt und geschätzt zu werden. Hass und Feindschaft aber, die das menschliche Gemeinschaftsleben vollständig zerstören, verdienen über alles Maß gehasst, bekämpft und gemieden zu werden, sind scheußliche und zerstörerische Mächte. ............ Fünftes Wort: Die Lektion, die ich über die gegenseitige Beratung nach dem Gesetz des Islam erhalten habe, ist folgende: In dieser Zeit bleibt eines Mannes Sünde nicht allein. Manchmal wächst sie, wirkt geradezu ansteckend und verhundertfacht sich. Eine einzelne Wohltat bleibt oft nicht allein, ja manchmal treibt sie sogar tausend Blüten. Das Geheimnis dieser Weisheit ist folgendes: Die Freiheit im Rahmen der Scheria und die gegenseitige Beratung nach dem Gesetz des Islam haben die Souveränität unserer wahren Nation erwiesen. Grundlage unserer wahren Nation und ihre Seele ist der Islam. In Anbetracht dessen, dass das Kalifat der Osmanen und das türkische Heer der Bannerträger dieser Nation sind, sind sie auch die Muschelschale und die Burgfeste dieser Islamiyet. Araber und Türken sind zwei wahre Brüder und die Wächter dieser heiligen Feste. So also wird in dieser heiligen Verbundenheit der Nation die ganze islamische Gemeinschaft zu einem einzigen Stamm. Gleich den einzelnen Mitgliedern eines Stammes werden auch alle Völker zu einer einzigen Bruderschaft im Islam verbunden und vereinigt. Sie helfen einander auf ideelle und - wenn es notwendig sein sollte - auch auf materielle Weise. Es ist, als wären alle islamischen Völker durch eine Kette aus Licht miteinander verbunden. Hätte also umgekehrt das einzelne Mitglied eines Stammes ein Verbrechen begangen, so werden alle Mitglieder dieses Stammes in den Augen eines anderen Stammes zu Feinden dieses Stammes und alle Mitglieder werden mitbeschuldigt. So wird dieses eine einzige Verbrechen zu Tausenden von Verbrechen. Wenn aber ein Mitglied dieses Stammes etwas Gutes tut, etwas, das den ganzen Stamm in seinem Wesen berührt und ihm zur Quelle des Stolzes wird, dann sind alle Mitglieder dieses Stammes darauf stolz. Es ist, als wäre jeder einzelne Mensch dieses Stammes stolz darauf, das Gute getan zu haben. So bleibt also in heutiger Zeit aufgrund dieser bemerkenswerten Tatsache, besonders nach vierzig, fünfzig Jahren, eine Sünde, eine Bosheit nicht nur auf den Täter beschränkt, sondern wird als ein Rechtsbruch den Millionen islamischer Seelen angelastet. Derartige Beispiele wird man vierzig, fünfzig Jahre später erleben. Oh meine Brüder in der Omayyaden-Moschee und Ihr meine islamischen Brüder in der Moschee der islamischen Welt vierzig, fünfzig Jahren danach, die Ihr jetzt meine Worte hört! Haltet Euch nicht für entschuldigt, indem Ihr sagt: "Wir tun ja nichts Böses. Aber wir sind auch nicht in der Lage etwas Gutes zu tun. Und deshalb haben wir eine Entschuldigung." Diese Eure Entschuldigung ist unannehmbar. Eure Faulheit, Eure Art: "Was geht mich das an?" zu sagen und nichts zu tun und Euch nicht um die Einheit des Islam (ittihad-i islam) und die wahre Islamiyet zu bemühen, ist für Euch ein außerordentlich großer Schaden und eine Ungerechtigkeit. So wie sich also ein solches Übel in die Tausende auswächst, so kann in heutiger Zeit etwas Gutes, nämlich was die Heiligkeit des Islam berührt, nicht auf den Wohltäter beschränkt bleiben. Vielmehr vermag diese Wohltat Millionen Männern des Glaubens geistigen Nutzen zu bringen. Und sie stärkt die Verbundenheit des ethisch-moralischen Lebens mit dem wissenschaftlich-praktischen. Deshalb ist hier nicht die Zeit, "Mich geht's nichts an!" zu sagen und sich auf die faule Haut zu legen. Oh meine Brüder in dieser Moschee und Ihr meine Brüder vierzig, fünfzig Jahre später in der großen Moschee der Welt des Islam! Denkt nicht, dass ich dieses Predigeramt angetreten habe, um Euch einen Rat zu erteilen. Im Gegenteil, ich stehe hier vor Euch, um unser Recht von Euch zu fordern. Denn die Interessen sowie das dies- und jenseitige Glück der kleinen Völker ist an das eines großen Volkes wie des Euren, an die herrschenden Lehrmeister gewaltiger Völker wie der Türken und Araber gebunden. Eure Faulheit und Eure Verdrossenheit lässt unsere islamischen Völker, Eure armseligen kleinen Brüder, zu Schaden kommen. Besonders aber Ihr, die großen und gewaltigen Araber, die Ihr Eure Notlage schon zur Gänze erkannt habt oder doch noch erkennen werdet! Als erstes richte ich an Euch meine Worte. Denn Ihr seid uns und allen islamischen Völkern die Lehrer, die Imame und die Vorkämpfer für den Islam gewesen. Danach hat die gewaltige türkische Nation Euch in dieser heiligen Aufgabe exakte Hilfe geleistet. Deswegen ist mit eurer Trägheit auch Eure Sünde groß, wie auch Eure Wohltaten groß sind und Eure Güte hoch und erhaben. Insbesondere erwarten wir mit Bestimmtheit, dass nach vierzig, fünfzig Jahren die Völker Arabiens gleich den Vereinigten Staaten von Amerika ihre edelste Gestalt angenommen haben werden und die Herrschaft des Islam, die jetzt noch in Knechtschaft gehalten wird, wieder wie in alter Zeit mit Gottes Gnade über den halben Erdkreis errichtet, ja vielleicht über seinem größeren Teil zu Erfolg gelangen wird. Und sollte nicht inzwischen schnell die Welt untergehen, wird dies die künftige Generation - insha-a'llah - noch erleben. Hütet Euch, Brüder, vor der irrigen Vorstellung, der Einbildung, ich wolle Euch mit diesen meinen Worten dazu anstiften, Euch für die Politik zu interessieren und Euch mit ihr zu beschäftigen! Da sei Gott vor! Die Wahrheit des Islam ist über alle Politik erhaben. Jedwede Politik könnte ihr dienen. Es steht keinem Politiker zu, den Islam für seine Politik zu instrumentalisieren. In meinem mangelhaften Verständnis stelle ich mir die soziale Gemeinschaft im Islam wie eine Fabrik vor, in der sich viele Zahn- und Schaufelräder finden. Wenn sich in dieser Fabrik ein Rad verlangsamt oder ein anderes Rad, das sein Kollege ist, beschädigt, gerät das Getriebe der Maschine in Mitleidenschaft. Deshalb beginnt die Zeit zur Einigung des Islam sich einzustellen, und zwar genau in diesem Augenblick. Deshalb sollte man gegenseitig in der Berücksichtigung der persönlichen Fehler Nachsicht üben. Zudem erkläre ich Euch mit dem Ausdruck meines tiefsten Bedauerns: So wie ein Teil der Fremden unsere wertvollen Güter und unsere Heimat von uns genommen hat und uns zu ihrem Ersatz ein verdorbenes Gut gegeben hat, so haben sie in ähnlicher Weise auch unsere hohe Moral und einen Teil unserer Charaktereigenschaften von uns genommen, die aus unserer hohen Moral erwachsen sind und sich auf unser soziales Leben beziehen, und zur Quelle ihres Forschritts gemacht. Der Preis, den sie uns dafür gegeben haben, sind ihre üblen, ausschweifenden Sitten und ihr missratener Charakter. So sagt zum Beispiel einer ihrer Leute mit dem Ausdruck jenes Nationalstolzes, den sie sich von uns angenommen haben: "Gleich wenn ich auch stürbe, so möge doch meine Nation fortleben. Denn in meiner Nation habe ich ein Leben, das ewig währt." So haben sie sich dieses Wort von uns angenommen. Dies ist der unerschütterliche und feste Grund in ihrer Entwicklung. Sie haben ihn von uns gestohlen. Denn dieses Wort kann nur in der wahren Religion und aus der Wahrheit und Wirklichkeit des Glaubens erwachsen. Es ist unser, der Gläubigen Besitz. Denn einer unserer ichsüchtigen Leute sagt aus seinem schmutzigen und üblen Charakter heraus, der von den Fremden zu uns herübergekommen ist: "Sollte ich verdursten, soll nie wieder Regen über diese Welt kommen. Kann ich selbst das Glück nicht erlangen, möge doch die Welt zugrunde gehen, wie sie will." Dergleichen törichte Äußerungen kommen aus der Glaubenslosigkeit, entstehen aus der Unwissenheit über das Jenseits, dringen in uns ein und vergiften uns. Zudem erhält ein einziger unter den Fremden durch ihre Idee von einer Nation, die sie von uns übernommen haben, den Wert der ganzen Nation. Denn der Wert eines Menschen hängt von seiner Begeisterung ab. Wer sich für die nationale Idee zu begeistern vermag, der ist schon für sich selber eine kleine Nation. Weil manche von uns sorglos geworden sind und von den Fremden deren üble Eigenschaften übernommen haben, so dass ein jeder trotz unserer starken und heiligen islamischen Nation nur noch "Ich, Ich" ruft und nicht an das Wohl der Nation denkt, sondern nur noch an das eigene Wohl, darum sind tausend Mann wie in sich zusammengefallen und einem einzigen Manne gleich geworden. مَنْ كَانَ هِمَّتُهُ نَفْسَهُ فَلَيْسَ مِنَ اْلاِنْسَانِ ِلاَنَّهُ مَدَنِىٌّ بِالطَّبْعِ "Wer sich nunmehr nur für sich selbst zu begeistern vermag, ist kein Mensch mehr. Denn der Mensch ist auf ein kultiviertes Gemeinschaftsleben hin geschaffen." Er muss seine Mitmenschen miteinbeziehen. Nur im sozialen Leben kann er sein Privatleben fortsetzen. Wie viele Hände sind zum Beispiel erforderlich, bevor man ein Brot essen kann! Und wie viele Hände müsste man in seinem Geiste dafür küssen! Oder man bedenke, wie viele Fabriken durch die Kleidung, die er trägt, mit ihm in Verbindung stehen. Weil der Mensch nicht wie ein Tier mit einem Fell zu leben vermag, sondern von Natur aus mit seinen Mitmenschen verbunden und ihnen in seinem Inneren tributpflichtig ist, darum ist er auch von Natur aus ein Verehrer kultivierten Gemeinschaftslebens. Wer seinen Blickwinkel auf das persönliche Wohlergehen einengt, hat seine Menschlichkeit aufgegeben und ist zu einem Tier geworden, das nicht ohne eigene Schuld ein Verbrecher ist. Sind die Dinge aber nicht in seiner Hand gelegen, dann gilt dies als Ausnahme, so dass er in der Tat eine Entschuldigung hat. Sechstes Wort: Für das islamische Gemeinschaftsleben der Muslime liegt der Schlüssel zum Glück in der gegenseitigen Beratung nach dem Gesetz. وَاَمْرُهُمْ شُورٰى بَيْنَهُمْ {"In Euren Angelegenheiten sollt ihr euch untereinander beraten!"} Diese ehrwürdige Ayah befiehlt grundlegend die Beratung. Ja, so wie das Menschengeschlecht seit Jahrhunderten und Epochen der Geschichte unter der gegenseitigen Beratung den Gedankenaustausch verstanden hat und diese die Grundlage des Fortschritts und der Wissenschaft des ganzen Menschengeschlechtes war, so liegt auch der Grund dafür, dass Asien als der größte der Kontinente dermaßen unterentwickelt geblieben ist, darin, dass man in der Tat diese gegenseitige Beratung nicht mehr durchgeführt hat. Der Wegbereiter des asiatischen Kontinentes und seiner Zukunft und der Schlüssel zu ihr ist die Beratung. Das heißt: so wie sich die einzelnen Personen gegenseitig beraten, so müssen auch die Völker und Kontinente sich miteinander austauschen. Denn was sie Ketten und Fesseln der verschiedenen Arten von Unterdrückung, durch welche die Füße von dreihundert, ja sogar vierhundert Millionen Muslime gebunden sind, zu lösen und zu sprengen vermag, ist die Beratung nach dem Gesetz und die Freiheit unter dem Gesetz, die aus Glaubensmut und gläubiger Liebe hervorgeht. Diese Freiheit unter dem Gesetz, geschmückt mit islamischen Sitten wird die Sünden der Ausschweifungen der westlichen Zivilisation abwerfen. Die Freiheit unter dem Gesetz, die aus dem Glauben hervorgeht, begründet zwei Grundsätze: اَنْ لاَيُذَلِّلَ وَلاَيَتَذَلَّلَ مَنْ كَانَ عَبْدًا لِلّٰهِ لاَ يَكُونُ عَبْدًا لِلْعِبَادِ لاَ يَجْعَلْ بَعْضُكُمْ بَعْضًا اَرْباَباً مِنْ دُونِ اللّٰهِ نَعَمْ اَلْحُرِّيَّةُ الشَّرْعِيَّةُ عَطِيَّةُ الرَّحْمٰنِ D.h.: Was der Glaube erfordert ist, dass man nicht durch Unterdrückung und Gewalt den anderen erniedrigt und entwürdigt und nicht seinen Nacken beugt vor den Tyrannen... Wer ein wahrer Diener und Anbeter vor Gott ist, kann eines anderen Diener und Verehrer nicht sein!... Nehmt keinen zum Herren über Euch an außer Gott!... Denn wer Gott nicht kennt, bildet sich ein, er sei das Maß aller Dinge und der Herr aller Menschen und schafft sich so seine eigenen Probleme. Damit ist die Freiheit unter dem Gesetz eine Gnadengabe Gottes des Gerechten als Zeichen Seines Erbarmens und Seiner Barmherzigkeit und seine besondere Eigenschaft des Glaubens. فَلْيَحْىَ الصِّدْقُ وَلاَ عَاشَ الْيَأْسُ فَلْتَدُمِ الْمَحَبَّةُ وَالتَّقْوٰى وَالشُّورٰى الْمَلاَمُ عَلٰى مَنِ اتَّبَعَ الْهَوٰى وَالسَّلاَمُ عَلٰى مَنِ اتَّبَعَ الْهُدٰى Es lebe die Geradheit! Tod der Verzweiflung! Ewig bleibe die Freundschaft! Es erstarke die Schu'ra (gegenseitige Beratung)! Schimpf und Schande und die ganze Verachtung allen, die von ihren Launen und Gelüsten abhängig sind! Frieden und Eintracht mit allen, die rechter Leitung folgen! Amen... * * * Religiöse oder nationale Begeisterung Er blieb nicht lange in Damaskus, sondern begab sich nach Istanbul, weil er sich darum bemühen wollte, in Ost-Anatolien ein Haus der Wissenschaften zu begründen, das er bereits unter dem Namen "Medresetü'z-Zehra" geplant hatte. Als Vertreter der Ost-Provinzen begleitete er den Sultan Reschad auf dessen Reise nach Rumeli 🙂 in die römischen Provinzen). Auf der Bahnreise dorthin entwickelte sich zwischen ihm und zwei Studienräten eine Diskussion. Eine kurze Zusammenfassung dieser Diskussion in der Bahn wurde der "Hutbe-i Shamiye 🙂 Freitagspredigt von Damaskus)" angefügt. Daraus entnehmen wir hier einige Sätze: Am Anfang der Freiheit 🙂 Abschaffung des Absolutismus) begleitete ich als Vertreter der Ost-Provinzen den Sultan Reschad auf seiner Reise nach Rumeli. In unserem Zuge entwickelte sich eine Diskussion mit zwei Studienräten, Reisegefährten von umfassender Bildung. Sie stellten mir folgende Frage: Ist die religiöse Begeisterung stärker als die nationale Begeisterung? Und ist der Eifer für den Glauben notwendiger als der Eifer für die nationale Sache? Ich habe gesagt: Unter uns Muslimen - "chez nous" - bilden Religion und Nation zwei Seiten einer Medaille. Ihr Unterschied ist rein theoretisch, äußerlich, zweitrangig. Ja, der Glaube ist sogar Seele und Geist der Nation. Sondert man sie beide und betrachtet sie getrennt, so findet man, dass die Hinneigung zum Glauben im einfachen Volke gleich wie auch in der Oberschicht der Gebildeten zu Hause ist... Die nationale Begeisterung bleibt auf einen von hundert beschränkt, nämlich auf den, der seinen persönlichen Vorteil für das Volk opfert. Deshalb muss die religiöse Begeisterung für das allgemeine Recht die Grundlage, die nationale Begeisterung aber deren Diener, ihre Stärke und ihre Burg sein. Besonders wir Orientalen sind den Abendländern nicht gleich. Der Maßstab unseres Inneren, in unserem Herzen, ist der Sinn für den Glauben. Der Urewige-Allmächtige hat die meisten Seiner Propheten im Orient ausgesandt, was ein Zeichen dafür ist, dass allein der Sinn für den Glauben den Orient erwecken und zur Entwicklung führen kann. Dafür ist das "Glückliche Zeitalter" und die Zeit der Tabiin 🙂 Schüler der Sahabin) ein absolut sicherer Beweis. Oh Ihr meine Mitschüler in dieser "Eisenbahn" genannten fahrenden Medresse, die Ihr mit uns zusammen im Zuge der Jetztzeit in die Zukunft fahrt! Und all Ihr Besucher einer solchen Schule! Ihr habt mich gefragt, ob man auf die religiöse oder die nationale Begeisterung größeres Gewicht legen sollte. Ich aber sage Euch: "Die religiöse Begeisterung und die Islamiyet ist bei Türken und Arabern vollständig miteinander verschmolzen und haben einen Zustand angenommen, in dem sie nicht mehr voneinander getrennt werden können. Die Begeisterung für den Islam ist eine leuchtende Kette, die vom Himmel herabgekommen ist, äußerst fest und stark. Sie ist ein unzerbrechlicher und unzerreißbar-fester Halt, eine unzerstörbare und uneinnehmbare heilige Burg. Als ich dies gesagt hatte, fragten mich diese beiden hochgebildeten Studienräte: Wie können Sie das beweisen? In einer so wichtigen Angelegenheit bedarf es auch eines ebenso gewichtigen Zeugnisses und eines starken Beweises. Wo ist Ihr Beweis? Der Zug fuhr aus einem Tunnel heraus. Auch wir steckten unsere Köpfe heraus, guckten aus dem Fenster, sahen ein kaum sechs Jahre altes Kind knapp neben dem Schienenstrang stehen. Da sagte ich zu diesen beiden Studienräten, die mit mir reisten: Sehen Sie: Dieses Kind bringt durch seine Haltung genau die Antwort auf unsere Frage zum Ausdruck. An meiner Statt soll dieses unschuldige Kind in dieser unserer fahrenden Medresse unser Lehrer sein. Durch seine Haltung bringt es folgende Tatsache zum Ausdruck: Sehen Sie, in dem Augenblick, da dieser Dabbetü'l-arz {Der Zug wird hier mit einem endzeitlichen, feuerspeienden Ungeheuer verglichen, das aus der Erde hervorkommt. (A.d.Ü.)} Furcht erregend aus dem Tunnelloch herausstürmte und mit Donnern und Fauchen zum Angriff überging, blieb dieses Kind einen Meter neben dem Weg, den er nehmen würde, stehen. Dieser feuerspeiende Drache stürmt mit fürchterlicher Gewalt vor, brüllt, erschreckt. Er sagt. "Weh dem, der mir in den Weg tritt!" Aber das unschuldige Kind bleibt auf dem Wege stehen. In völliger Freiheit, mit wunderbarer Kühnheit und Tapferkeit misst es diesen Drohungen keine Fünf-Para Wert bei. Es achtet den Angriff des Ungeheuers gering und sagt mutig: "He, du Zug da! Du kannst mich mit deinem Donnern und Tosen nicht erschrecken." Es ist so, als drückte es durch seine feste und standhafte Haltung aus: "Oh du Zug! Du bist eingefangen in deinem System. Dein Zaum und Zügel liegen in der Hand dessen, der dich ausführt. Es liegt nicht in deiner Macht, mich anzugreifen. Mach, dass du fort kommst und geh deiner Wege unter der Führung deines Befehlshabers." Nun also, Ihr meine Reisegefährten und Ihr meine Brüder, die Ihr Euch in einer Zeit fünfzig Jahre danach um die Wissenschaft bemüht! Stellt Euch einmal vor, der Perser Rüstem oder der Grieche Herakles in ihrem erstaunlichen Heldentum könnten die Zeiten überspringen, und versetzt sie an die Stelle dieses unschuldigen Kindes. Da es in ihrer Zeit noch keinen Zug gab, wären sie sicher wenig davon überzeugt, dass er sich ganz bestimmt einem System entsprechend bewegen werde. Schießt er doch plötzlich aus dem Tunnelloch heraus, Feuer auf dem Kopf, sein Atem dem Donner gleich, elektrische Blitze in seinen Augen! Wie würden Rüstem und Herkules vor diesem Furcht und Schrecken einjagenden Ansturm davonlaufen; diese beiden Helden - wie würden sie sich fürchten, wie würden sie fliehen mit ihrem erstaunlichen Heldenmut - mehr als tausend Meter würden sie davon fliehen! Seht, wie dieses Ungeheuer in seinem Ansturm ihre Freiheit und ihren Mut zerstört. Sie finden keinen anderen Ausweg außer der Flucht. Denn weil sie nicht von dessen Lenkung und Leitung überzeugt sind, denken sie nicht, dass es ein williges Zugtier sei, sondern stellen sich vor, es handle sich um eine Art Löwen, der zwanzig Löwen - furchtbar, schrecklich und reißend, jeder so groß wie ein Eisenbahnwagen - hinter sich her zieht. Oh meine Brüder und Ihr, die Ihr in fünfzig Jahren meine Worte hört! Seht, was diesem kaum sechs Jahre alten Kinde eine Haltung der Sicherheit und Furchtlosigkeit verleiht und einen Grad der Tapferkeit und Freiheit weit über diesen beiden Helden, ist seine Überzeugung, seine Herzensruhe und sein Glaube, die den Herrn der Wahrheit im Herzen dieses unschuldigen Kindes bilden, die Überzeugung, dass dieser Zug einer Ordnung untersteht, seine Zügel in der Hand eines Befehlshabers liegen und er in seinem Lauf einer Ordnung gehorcht und jemand ihn unter seiner Verantwortung führt. Und was diese beiden Helden in einen solchen Schrecken versetzt und ihr Gespür in einer Einbildung gefangen nimmt, ist ihre Unwissenheit, ihre Unkenntnis eines Befehlshabers und ihr Unglaube gegenüber dem Ordnungssystem des Zuges. ........... Wie aus diesen beiden oben angeführten Beispielen ersichtlich wird, liegt der Grund für die so seltsame Angst, Aufregung und Sorge dieser beiden seltsamen Helden in ihrem Unglauben, ihrer Unwissenheit und ihrem Irrtum. Dies ist eine Wahrheit, die in der Risale-i Nur mit Hunderten von Belegen bewiesen wird. Wir haben in der Einleitung zu dieser Risalah ein, zwei Beispiele davon erzählt. Es handelt sich um folgendes: Unglaube und Irrtum erweisen sich denen, die sich im Irrtum befinden, überall in der ganzen Welt als Tausende von fürchterlichen, einander feindlich gesinnten Lebewesen, Lebensprozessen und -ketten. Unglaube und Irrtum zeigen sich als Tausende von Feinden, die - angefangen beim Sonnensystem bis hin zu den Tuberkelbazillen - mit den Händen des unberechenbaren Zufalls einer blinden Macht und einer tauben Natur nach den Herzen bedauernswerter Menschen greifen. Sie stellen sich den grenzenlosen Bedürfnissen und zahllosen Wünschen aus der Gesamtheit des menschlichen Wesens mit all seinen Anlagen und Fähigkeiten entgegen, flößen ihm beständig Furcht, Sorge, Angst und Aufregung ein und erwiesen sich als eine Frucht der Hölle. Und in diese Hölle werfen sie ihn noch in dieser Welt. Somit wird offensichtlich, dass außerhalb von Glaube und Religion Tausende von Wissenschaften und menschlicher Fortschritt so wenig Wert sind wie das Heldentum von Rüstem und Herkules. Unglaube und Irrtum versetzen dem Menschen durch Trunkenheit und Zerstreuungen vorübergehend lediglich eine Betäubungsspritze, damit er seinen Schmerz und seine Angst nicht mehr fühlt. Wägt man also Glaube und Unglaube gegeneinander ab, dann erkennt man, dass ihnen im Jenseits Himmel und Hölle als Frucht und Ergebnis entsprechen. Mit den Augen des Glaubens betrachtet erscheint diese Welt wie ein Paradies und verwandelt sich der Tod in einen Entlassungsschein. Mit den Augen des Unglaubens dagegen betrachtet wird diese Welt zu einer Hölle. Das wahre Glück der Menschheit wird zerstört. Der Tod erscheint in der Gestalt einer Hinrichtung, nach der es kein Zurück mehr gibt. Wir wollen hier abbrechen und nur noch auf Hunderte von Zeugnissen in der Risale-i Nur verweisen, die sich auf Schlussfolgerung, Beobachtung und Wahrnehmung stützen. Möchten Sie nun die Wahrheit hinter diesem Gleichnis erschauen, erheben Sie Ihre Häupter und betrachten Sie das Weltall... Sehen Sie, wie viele Ballons, Autos, Flugzeuge und Schiffe auf kleiner und großer Fahrt gleich unserem Zug, (in dem wir hier mit einander sitzen) zu Lande, zur See und in der Luft es gibt! Eine ewige Macht erschuf nach Ihrer Ordnung und Weisheit die Sterne und all die anderen Himmelskörper im Weltall und bestimmte alle ihre Bewegungen in ihrem Werden und Vergehen! Desgleichen wird jeder bestätigen, der Einsicht und Verstand hat, dass die Ewige Macht in der Welt der Geister und in der Welt der Ursachen auch noch andere ähnlich wunderbare Erscheinungen erschaffen hat. Die Ungläubigen aber werden in ihrem Irrtum von all diesen materiellen und geistigen Geschehnissen angegriffen, verängstigt und bedroht und ihre inneren Kräfte vollständig von ihnen zugrunde gerichtet. Den Gläubigen aber bedeuten sie nicht Furcht und Schrecken, sondern Freude, Glück, Vertrautheit, Hoffnung und Stärke. Denn die Gläubigen sehen im Glauben, dass der allweise Meister die zahlreichen Geschehnisse, diese Eisenbahnzüge im wörtlichen wie im übertragenen Sinne und die Universen in ihrer Bewegung, eine jede von ihnen in vollkommener Weisheit und Ordnung ihrer Aufgabe zuführt und sie darin anleitet. Sie irren von der Erfüllung ihrer Aufgaben nicht um Haaresbreite ab und behindern sich nicht gegenseitig. Der Glaube sieht, wie sie im All künstlerische Vollkommenheit erlangen, gibt ihnen (den Gläubigen) völlige Verfügungsgewalt über ihre geistigen Kräfte und zeigt ihnen ein Abbild Ewiger Glückseligkeit. Die auf Irrwegen gehen aber haben gegen ihre furchtbaren Sorgen und Ängste, die aus ihrer Glaubenslosigkeit herrühren, kein Ding, keine Wissenschaft, keinen menschlichen Fortschritt, der sie trösten kann oder einen inneren Halt zu geben vermöchte. Sie haben ihren Mut ganz und gar verloren. Doch eine vorübergehende Sorglosigkeit (ghaflah) bedeckt sie wie mit einem Schleier. So werden sie getäuscht. Die Gläubigen aber brauchen sich im Lichte ihres Glaubens nicht zu fürchten, ihre Kraft bleibt ungebrochen; ja wie das unschuldige Kind in unserem Beispiel verweilen sie in der Kraft einer außergewöhnlich starken inneren Haltung und in der Wahrheit, die ihnen aus dem Glauben kommt. Sie beobachten die Umsicht und Geschicklichkeit des allweisen Meisters, der im Verborgenen wirkt und sind von Furcht und Täuschung befreit. Sie sagen: "Ohne den Befehl und ohne die Erlaubnis des allweisen Meisters können diese Universen in ihrem Werden und Vergehen ihre Tätigkeit nicht entfalten und keine Störungen verursachen." In diesem Verständnis erlangen sie mit vollkommener Sicherheit ihrer Stufe entsprechend das Glück in diesem irdischen Leben. In wessen Herzen sich dieser Same der Wahrheit nicht findet, der aus dem Glauben und aus der wahren Religion gewonnen wird, und wer sich nicht darauf stützen kann, der wird offensichtlich seinen Mut verlieren und seine Tapferkeit einbüßen wie Rüstem und Herkules in unserem Beispiel; sein Mut und seine innere Kraft wird erlahmen und seine Einsichtsfähigkeit geht verloren, hilflos den Naturgewalten ausgeliefert. Er sinkt auf die Stufe eines Bettlers herab, der sich vor allem und jedem fürchtet. Die Risale-i Nur hat diese fürchterlichen Qualen schon hier in dieser Welt mit hundert absolut sicheren Zeugnissen als einen Irrtum herausgestellt und das Geheimnis der Wahrheit des Glaubens aufgezeigt. Wir können deshalb hier die ausführliche Darlegung dieser Wahrheit beenden. Wenn der Mensch, der doch in unserem Jahrhundert so sehr die Notwendigkeit eines Haltes, der Wiederaufrichtung, der Festigkeit von innen heraus verspürt, in dieser Zeit den Islam, der ihn dieses inneren Haltes, der Wiederaufrichtung und der Glückseligkeit versichert, und die Wahrheit des Glaubens, jenes Glaubens, der ihm ein Stützpunkt ist, aufgibt, und sich - statt seinen Nutzen aus der Islamiyet zu gewinnen - auf den Irrtum, auf Zerstreuungen und auf eine verlogene Politik unter dem Titel der Verwestlichung stützt, die all seinen Halt, seine Festigkeit von innen heraus aushöhlt und ihm alle Hoffnung nimmt, dann wird der Mensch - der Moslem zuerst - sehr bald erwachen und bestimmt verspüren, wie weit er sich von dem entfernt hat, was der Menschheit und ihrem Heile dient. Und so lange die Welt besteht, wird er an der Wahrheit festhalten, die der Qur'an ist!... * * * Damals wurde in Kosova der Bau eines großen Hauses der islamischen Wissenschaften (Daru'l-funun) geplant. Bediüzzaman sagte dort zu den Vertretern der Einheitspartei und besonders zu Sultan Reschad: "Der Osten, der auch das Zentrum der islamischen Welt ist, benötigt noch dringender ein solches Haus der Wissenschaften." Daraufhin versprachen sie ihm, auch im Osten ein solches Haus der Wissenschaften zu begründen. Da aber brach der Balkankrieg aus und Kosova, die Stadt, in der die Medresse gebaut werden sollte, wurde besetzt. Daraufhin stellte er den Antrag, dass die neunzehn tausend Goldlira, die für das "Daru'l-funun" bereitgestellt worden waren, für ein "Daru'l-funun" im Osten bewilligt werden sollten. Diesem Antrag wurde statt gegeben. Bediüzzaman begab sich also wieder nach Van. Am Ufer des Van-Sees in Edremit legte er den Grundstein zum "Daru'l-funun". Doch leider konnte auch dieser Plan infolge des Weltkrieges nicht durchgeführt werden. Molla Said hatte bereits im Winter seinen Schülern angekündigt. "Haltet euch bereit! Ein großes Unglück, eine Katastrophe kommt auf uns zu." Bediüzzamans selbstloser Dienst für Volk und Vaterland als Kommandant eines Freiwilligencorps Bediüzzaman wurde an der Kaukasusfront von Enver Pasha und dem Divisionskommandeur begeistert begrüßt. Als aber nach Beendigung seines Kampfeinsatzes die russischen Streitkräfte weiter vorrückten, zog er sich nach Van zurück. Als Van bereits geräumt wurde und die Russen schon mit dem Angriff begannen, war er dennoch fest entschlossen mit einem Teil seiner Schüler die Festung Van zu halten oder selbst zu fallen. Als sich aber auch Cevdet Bey, der Gouverneur von Van, zurückzog, zog auch er sich auf dessen dringende Bitte nach Vastan zurück. Während sich Gouverneur, Bürgermeister und Volk mit den Soldaten bereits nach Bitlis zurückzogen, rüstete ein Kosaken Regiment zum Sturmangriff auf Vastan. Molla Said, der nicht wollte, dass die aus Van fliehende Bevölkerung mit Sack und Pack, mit Kind und Kegel dem Feind in die Hände falle, warf er sich mit dreißig, vierzig Soldaten, die noch nicht geflohen waren, und einem Teil seiner Schüler den Kosaken entgegen und erlangte die Befreiung aller. Ja, er stieg sogar des Nachts auf einen hohen Berg über ihnen und trug von dort aus einen Scheinangriff gegen sie vor, um dadurch die angreifenden Kosaken zu erschrecken. Diese glaubten nun, ein großes Entsatzheer sei eingetroffen. So gelang es ihm, die Kosaken hinzuhalten und ihren weiteren Vormarsch zu behindern. Dies war der Grund für die Rettung von Vastan vor der russischen Besetzung. Während dieser kriegerischen Zeiten kehrte er immer wieder in den Unterstand zurück, um zusammen mit Molla Habib, einem seiner bedeutendsten Schüler den Kommentar "Isharatu'l-i'djaz 🙂 Hinweise auf das Wunderbare)" zu verfassen. Er selbst diktierte teils in der Schützenlinie teils auf dem Pferderücken, teils im Unterstand und Molla Habib schrieb es auf. Ein großer Teil der "Isharatu'l-i'djaz" wurde auf diese Weise verfasst. {(*): Zur Beachtung: Der Kommentar "Isharatu'l-i'djaz" wurde im ersten Jahre des ersten Weltkrieges an der Front verfasst. Quellen- oder Nachschlagewerke gab es nicht. Aufgrund der kriegsbedingten Notsituationen und noch vier anderer Gründe ist er in seinem Stil besonders kurz und bündig. Besonders der Kommentar zur "Suratu'l-Fatiha" und die erste Hälfte des Werkes sind ein besonders kurz und bündig gefasstes Manuskript geblieben. Erstens: Die Zeit gestatte keine weitschweifigen Erläuterungen. Der "Alte Said" liebte es, eine besonders kurz und präzise abgefasste Art der Erklärung zu verwenden. Zweitens: Er hatte dabei lediglich die große Verständnisfähigkeit seiner eigenen Schüler und deren Auffassungsgabe im Blick. An das Begriffsvermögen der übrigen dachte er dabei nicht. Drittens: Der Kommentar ist deshalb in dieser Kürze und Prägnanz entstanden, weil der "Alte Said" das Wunder unerreichter Meisterschaft in der Poesie des Qur'an in all seiner Feinsinnigkeit und Hintergründigkeit darlegen wollte. Aber jetzt habe ich ihn mit den Augen des "Neuen Said" noch einmal gelesen und gesehen, dass er in seiner wissenschaftlichen Betrachtungsweise - trotz all seiner Mangelhaftigkeit - wahrhaftig ein Meisterwerk ist. Weil der "Alte Said" ihn zur damaligen Zeit in der ständigen Bereitschaft verfasste, sein Leben hinzugeben, zudem in reiner Absicht geschrieben hatte und dabei die Gesetze der Rhetorik und die Prinzipien der Arabistik erfüllte, konnte ich nichts davon streichen. Vielleicht wird Gott der Gerechte dieses Werk für ihn zu einem Ausgleich für seine Sünden machen und auch die Menschen heranbilden, die diesen Kommentar völlig verstehen. Insha-a'llah! Hätte es nicht Hindernisse wie den ersten Weltkrieg gegeben, und hätten auch die übrigen Teile und die Briefe einen Kommentar der verschiedenen Aspekte der Wahrheit zum Inhalt, dann wäre das Gesamtwerk ein schöner, umfangreicher Kommentar geworden, so wie ja auch der erste Band den Aspekt des Wunders erklärt, der das Wunder der Poesie ist. Vielleicht wird - insha-a'llah - dieser Teil des Kommentars eines Tages zusammen mit den 130 Teilen "Sözler, Lem'alar, Mektubat" der Abhandlungen als eine authentische Quelle dienen. Möge in der Zukunft einem Ausschuss das Glück beschieden sein, einen solchen Kommentar zum Qur'an zu schreiben. Insha-a'llah Said Nursi Darüber hinaus bekannte Fetva Emini (ein im Dienst des Scheichu'l-Islam tätiger hoher geistlicher Würdenträger, der eine Fetwa ausstellt. (A.d.Ü.)) Ali Riza Efendi in Istanbul, der diesen Kommentar oft gelesen hatte, seinen Freunden, die ihn besuchten, immer wieder freimütig, ja schwor ihnen: "Diese Isharatu'l-i'djaz ist so mächtig und so wertvoll wie tausend Kommentare." Die Gelehrten des Ostens und die großen Wissenschaftler von Damaskus und Baghdad sagten lobend: "Die Ishratu'l-i'djaz ist ein wunderbarer und beispielloser Kommentar."} Wir fügen hier nun das Vorwort, das am Anfang dieses wunderbaren Kommentars steht im Wortlaut an, um ein wenig Kenntnis von diesem Kommentar zu vermitteln. Vorwort Der Ehrwürdige Qur'an ist sowohl eine umfassende göttliche Ansprache, gehalten vom höchsten Throne Gottes herab, eine allgemein gültige Rede des Herrn, gerichtet an alle Schichten aller Zeiten, Völker wie Einzelpersonen des Menschengeschlechtes in ihrem Kommen und Gehen, als auch eine Zusammenfassung sehr vieler Geistes- und Naturwissenschaften, besonders in ihrem Bezug zur Technik unserer Zeit, deren Kenntnis über die Fähigkeiten eines Einzelnen oder einer kleinen Gemeinschaft hinausreicht. Aus diesem Grunde kann ein Kommentar, der aus dem Verständnis und Auffassungsvermögen eines Einzelnen erwächst, dessen Horizont raum-zeitlich und fachwissenschaftlich sehr begrenzt ist, berechtigter Weise kein idealer Kommentar des Ehrwürdigen Qur'an sein. Denn ein einzelner Mensch kann weder mit der Mentalität der Menschen und Völker, an die sich der Qur'an wendet, genügend vertraut sein, noch das nötige Fachwissen in den technischen, den Geistes- Naturwissenschaften, die er umfasst, besitzen, so dass er einen diesem entsprechenden Kommentar verfassen könnte. Außerdem kann ein einzelner Mensch infolge seiner Prinzipien und seiner Geistesart nicht unvoreingenommen sein, so dass er die im Qur'an enthaltenen Wahrheiten und Gegebenheiten erkennen und unparteiisch erklären könnte. Zudem stellt eine Lehre, die aus dem Verständnis eines Einzelnen entspringt, lediglich seine private Meinung dar; man kann von keinem anderen fordern, sie anzunehmen. Es sei denn, dass eine Art allgemeiner Consensus zustande gekommen sei. Es ist notwendig, die tiefere Bedeutung des Qur'an, seine Schönheiten, wie sie sich in den Kommentaren verstreut finden, die aus der Zeit gewonnenen Erfahrungen und Tatsachen, die sich aus der wissenschaftlichen Forschung ergeben haben, festzustellen und durch eine Hohe Kommission von Gelehrten und Quellenforschern, deren jeder einzelne ein Fachmann in einigen Wissenschaften ist, durch Nachforschung und Verifikation einen Kommentar zu verfassen. Da nun einmal ein Einzelner nicht nach eigenem Gutdünken Gesetze beschließen, erlassen und durchführen kann, ist es notwendig, dass sie von einer Hohen Kommission begutachtet und beurteilt werden, um ihnen die öffentliche Autorisation zu verleihen, so dass sich die Staatsbürger darauf verlassen können, dass die Islamiyet eine stillschweigende Sicherung gegeben und die allgemeine Übereinstimmung (idjma-i ümmet) bekundet hat. Nun, wer den Ehrwürdigen Qur'an auslegt, muss eine kluge Persönlichkeit sein, mit einem klaren Blick und selbstständigem Urteilsvermögen, die eine vollkommene Reife erlangt hat (velayet-i kamile). Diese Eigenschaften können sich, besonders in dieser Zeit, unter diesen Umständen nur in einer idealen geistigen Körperschaft finden, welche mit der Unterstützung einer umfassend qualifizierten Kommission daraus hervorgeht, dass Menschen (ruh) in dieser Kommission einander helfen und ihre Meinungen im Teamgeist vollkommen aufrichtig (ihlas) austauschen, wobei sie ihre Gedanken frei, offen und ohne jeglichen Fanatismus äußern. Und nur eine solche geistige Körperschaft kann den Qur'an kommentieren (tefthir). Denn aufgrund des Prinzips: "Was im Individuum nicht zu finden ist, das findet sich in einem Kollektiv." finden sich dergleichen Bedingungen, wie sie sich nicht in einem Einzelnen finden, in einer Kommission beisammen. Ich hatte schon lange darauf gewartet, dass sich eine solche Kommission konstituieren würde. Während dessen kam es mir wie eine Vorahnung in den Sinn, dass wir uns am Vorabend eines großen Bebens befinden, das das ganze Land in Schutt und Asche legen werde. {(*): Tatsächlich hat er in Van, während einer Vorlesungsstunde auf dem Dach der Horhor-Medresse gesagt, es sei ein großes Beben im Kommen. Und so wie er das gesagt hatte, begann auch kurze Zeit danach der (erste) Weltkrieg. Hamza, Mehmet Shefik, Mehmet Mihri} Aufgrund des Prinzips: "Wenn es nicht möglich ist, etwas ganz und gar zu erhalten, ist es auch nicht richtig, es ganz und gar fallen zu lassen." habe ich trotz meiner Fehler und Schwächen damit begonnen, manche Wahrheiten des Qur'an und manche Wunderzeichen seiner Poesie nur für mich selbst aufzuzeichnen. Aber nachdem der Erste Weltkrieg ausgebrochen war, verschlug es uns alle nach Erzurum, über die Berge und Täler von Passinler. Während rings um uns die Welt unterging, schrieb ich, unter diesen fürchterlichen, ständig wechselnden Umständen, auf den Bergen und auf den Hügeln, immer dann, wenn sich dazu eine Gelegenheit fand, bruchstückweise auf, was immer mir in den Sinn kam. Weil es in diesen Zeiten nicht möglich war, an diesen Orten die Kommentare und Bücher zu finden, in denen man hätte nachschlagen können, entstand, was ich geschrieben habe, nur aus den Eingebungen meines Herzens. Soweit diese Eingebungen mit den Kommentaren übereinstimmen, sind sie Licht über Licht; insoweit sie von ihnen abweichen, sind sie meiner Fehlerhaftigkeit zuzuschreiben. Ja, es gibt in der Tat korrekturbedürftige Stellen, jedoch konnte ich nicht zulassen und war mein Herz auch nicht dazu bereit, diese zerrissenen Ausdrücke zu ändern, die ich an der Front zwischen den Gefallenen mit großer Aufrichtigkeit aufgeschrieben und zurecht geschneidert hatte (so wie man Blut und Kleidung der Märtyrer unverändert belässt) und bin ich auch jetzt noch nicht dazu bereit; denn die innere Reinheit und Wahrhaftigkeit, die ich damals besaß, konnte ich heute nicht mehr wieder finden; denn ich habe (diese Ausdrücke) in Wahrheit und Aufrichtigkeit betrachtet und keine Stelle zur Berichtigung mehr gefunden, d.h., weil sie mir auf diese Weise durch den Qur'an eingegeben worden sind, hat ein Wunder des Qur'an sie auch vor Fehlern bewahrt. Außerdem war ursprünglich mit meinem "Isharatu-l' Idjaz" (Hinweise auf dieses Wunder, das der Qur'an ist) betitelten Werk, so wie ich es der Feder anvertraut habe, nicht die Absicht verbunden, einen Kommentar (tefthir) zu verfassen. Sollte es aber die Wertschätzung der Kritiker unter den islamischen Gelehrten gewinnen, so biete ich es ihnen als ein Merkblatt an, damit es den Menschen in einer fernen Zukunft als ein Beispiel und als authentische Quelle für einen in jener Zeit noch zu verfassenden ausführlichen Kommentar dienen könne. * * * In diesem Kampfe war es auch, dass Molla Habib, unter den damaligen bis zu zwanzig Schülern einer der bedeutendsten und der Schreiber des "Isharatu'l-i'djaz" (Hinweise auf das Wunder des Qur'ans) nach Erfüllung eines entscheidenden Kampfauftrages an der iranischen Front zusammen mit Halil Pasha, seinem Kommandanten, in Vastan gefallen (shehid) ist. Während dieser Kämpfe verschonten armenische Freischärler manchmal selbst die Kinder nicht. Deshalb wurden manchmal auch die Kinder der Armenier getötet. In dem Bezirk, in dem sich Bediüzzaman befand, hatte man Tausende armenischer Kinder gefangen genommen. Da erteilte Molla Said den Soldaten den Befehl: "Fasst sie nicht an!" Dann ließ er alle armenischen Kinder samt und sonders frei. Sie kehrten zu ihren Familien in Russisch-Armenien zurück. Dieses Verhalten erteilte den Armeniern eine wichtige Lehre und zugleich eine Mahnung. Sie waren über diese Gesinnung der Moslime erstaunt. Als nun die russischen Truppen unser Land eroberten, unterließen es die Vorsitzenden der Freischärler-Kommiteen aufgrund dieses Ereignisses von ihrer Gewohnheit ab, alle Moslime mit Kind und Kegel abzuschlachten, sondern sagten und versprachen ihnen: "Da nun einmal Molla Said all unsere Kinder samt und sonders verschont und sie uns unversehrt zurückgesandthat, wollen auch wir ab sofort die Kinder der Muslime verschonen." Auf diese Weise erreichte Molla Said in dieser Gegend die Rettung tausender unschuldiger vor dem Untergang. Als die Russen eine Weile später die Gegend von Van und Musch eroberten und bereits in drei Divisionen zur Einnahme von Bitlis aufbrachen, sagten der Gouverneur von Bitlis Memduh Bey und Kel Ali zu Bediüzzaman: "Uns stehen nur ein Bataillion Soldaten und zweitausend Freiwillige zur Verfügung. Wir müssen uns zurückziehen." Bediüzzaman antwortete ihnen: "Die Flüchtlinge, die aus der Umgebung zu uns gekommen sind, sowie die Bewohner von Bitlis mit all ihren Kindern und ihrem gesamten Besitz werden samt und sonders in die Hände des Feindes fallen. Deshalb müssen wir vier bis fünf Tage lang bis zum Äußersten Widerstand leisten." Daraufhin entgegneten sie: "Nachdem Mush gefallen ist, bemühen sich die Soldaten jetzt mit dreißig Kanonen auf unsere Seite zu entkommen. Wenn du diese dreißig Kanonen mit deinen Freiwilligen in die Hand bekommen kannst, können wir mit diesen Kanonen für paar Tage Widerstand leisten und die Bewohner retten." Bediüzzaman sagte darauf: "Wenn das so ist, werde ich entweder sterben oder die Kanonen herbeischaffen." und brach an der Spitze von dreihundert Freiwilligen auf. Er marschierte während der Nacht Richtung Nurschin in die Gegend aus der die Kanonen gebracht werden sollten. Kundschafter eines russischen Kosakenregimentes, die den Kanonen nachgefolgt waren, meldeten: "Der Kommandant von Bitlis mit dreitausend Freiwilligen und der berühmte Musa Bey, der auf dem Berg gewesen ist, kommen mit tausend Mann, um ihre Kanonen zu retten." Mit dieser Nachricht hatten sie zwar gewaltig übertrieben, doch der Kosaken- Hetman erschrak gleichermaßen und blies zum Rückzug. So stieß Bediüzzaman mit seinen dreihundert Freiwilligen auf die Kanonen und transportierte sie mit jeweils ein, zwei Mann Begleitung nach nach Bitlis. Er selbst marschiert weiter und brachte die Kanonen eine nach der anderen in Sicherheit, bis er auch die letzte Kanone mit drei Kameraden in seine Hand bekommen hatte. Auf diese Weise gelang es ihm, die dreißig Kanonen sicher nach Bitlis zu bringen. Mit diesen Kanonen leisteten die Soldaten und die Freiwilligen dem Feinde drei, vier Tage Widerstand und retteten so sämtliche Einwohner, die Geräte und all ihren Besitz. Bediüzzaman war während dieses Kampfes nicht in den Unterstand gegangen, sondern hatte sich, um seinen Freiwilligen Mut zu machen, immer in vorderster Front bewegt. Während er so auf dem Kampfplatz sein Pferd an vorderster Front hin und her reiten ließ, stieg in ihm plötzlich der Gedanke auf und es kam ihm in den Sinn: "Sollte ich in diesem Augenblick und in dieser Situation fallen, nämlich hier und jetzt, wo ich in vorderster Front aller Augen auf mich lenke, könnte das dann nicht etwa meiner Aufrichtigkeit, die doch eine Voraussetzung zur Erlangung des Ranges eines Märtyrers ist, einen Schaden zufügen? Würde es nicht vielleicht die Bedeutung bloßer Selbstsucht annehmen?" Da wendete er plötzlich sein Pferd und kehrte zu seinen Kameraden zurück. {(*): So also kann man sagen, dass wer im Augenblick eines heftigen Kampfes, zu einer Zeit, wo es um Leben und Tod geht "Widerspricht etwa meine Stellung, die nach außen hin heldenhaft zu sein scheint, nicht aufrichtiger Wahrhaftigkeit?" zu denken vermag, damit ein Beispiel vollkommenen Menschentums gibt. Mitten im Kampf lenkte er sein Pferd bald hierhin bald dorthin, in der Absicht, seinen Schülern auf dem Schlachtfelde im Angesichte des Feindes und inmitten des Kugelhagels Mut zu geben und ihnen ein Heldentum vor Augen zu führen, dessen sie am dringendsten bedurften. Damit entsprach er im höchsten Grade der Bedeutung eines Kommandanten in Hinsicht auf dessen Glaubensmut und seine islamische Tapferkeit, wobei er stets seine Aufmerksamkeit und seine Gedanken besonders darauf gerichtet hielt, das Geheimnis der Aufrichtigkeit nicht aus den Augen zu verlieren, welche dem Geiste und der Absicht nach die höchste und reinste Stufe der Vollkommenheit ist. Gleich seinem Dienst am Glauben, der offensichtlich aller Wertschätzung würdig ist, und seiner Bereitschaft zu Opfer und heiligem Bemühen (djihad) beweist dies vielleicht mehr noch die Vollkommenheit seines Geistes.} Und wenn also auch Molla Said, dem Zeugnis seines ganzen Lebens entsprechend unter den Muslimen mit Titeln wie "Bediüzzaman" (der Einzigartige seiner Zeit), "Sahibu'z-zaman" (der Herr und Lehrmeister seiner Zeit), "Fahru'd-deveran" (der Stolz seiner Epoche), "Fatinu'l-asr" (der geistige Leiter seines Jahrhunderts) belegt wurde, so geschieht dies doch zu keiner Zeit ohne jeden Anspruch auf Wahrheit und ist nicht nur ein bloßes Wort. Die geheiligte geistige Körperschaft einer nach Millionen zählenden selbstlosen und geachteten Schülerschaft, durch die Risale-i Nur in einem großartigen Dienst am Glauben und am Qur'an geformt und begeistert für die Religion ist dafür ein wahrhaftiger Zeuge und ein absolut sicherer Beweis... Während er an der Kampflinie auf und ab ritt, wurde er vier Mal von einer Kugel getroffen. Aber um seine Freiwilligen nicht zu entmutigen, zog er sich dennoch nicht zurück, ja begab sich noch nicht einmal in den Unterstand. Sogar als Memduh Bey, der Gouverneur, und Kel Ali, der Kommandant, davon hörten und ihm eine Meldung schickten "Ziehen Sie sich sofort zurück!", antwortete er ihnen nur: "Die Kugeln dieser Ungläubigen werden mich nicht töten..." Und obwohl er in der Tat von drei Kugeln getroffen wurde, die ihn ohne Weiteres hätten töten können, durchschlug die eine nur seinen Dolch und eine andere seine Tabakdose, ohne ihn selbst zu verletzen. In der Nacht, in der der Gouverneur und Kel Ali, der Kommandant, sich mit den Einwohnern in Sicherheit brachten und sich auch seine Freiwilligen und die übrigen Soldaten zurück zogen, blieb er selbst mit einem Teil seiner Schüler in Bitlis zurück, in dem Gedanken, sich noch für einige Hilflose zu opfern. So flohen sie also nicht. Am Morgen kam es zum Kampf mit einem feindlichen Bataillon und viele seiner Kameraden fielen. Nachdem sogar Ubaid, sein Neffe und hoch gesinnter Schüler an seiner Statt gefallen war, schlug er sich durch drei Reihen feindlicher Soldaten hindurch und rettete sich auf wunderbare Weise mit drei noch überlebenden Schülern in den Schutz einer Deckung, die über das Wasser hinausragte. Er war verwundet worden und hatte sich überdies auch noch einen Fuß gebrochen. In diesem Zustande hielt er es dreiunddreißig Stunden in schlammigem Wasser aus. Mitten in dieser gefährlichen Situation, ihre Gewehre in den Händen, während sich gleichzeitig die feindlichen Soldaten und Offiziere in einem Zimmer in dem Stockwerk über ihnen befanden, spendete er den Kameraden, die sich bei ihm befanden, in der vollkommenen Ruhe seines Herzens und in der Freude über die Rettung der Bewohner Trost und sagte ihnen: Erst wenn die Übermacht der feindlichen Soldaten uns angreifen sollte, erst dann werden wir von unseren Waffen Gebrauch machen. Wir werden unser Leben so teuer wie möglich verkaufen. Aber für nur ein, zwei Feinde verschwenden wir keine Kugel." Es war Gottes unergründliche (latif) Gnade, dass sie die russischen Soldaten dreiunddreißig Stunden lang beobachten konnten, während die Russen sie gleichzeitig suchten, ohne sie zu finden. Währenddessen richtete Bediüzzaman an die todesmutigen Freiwilligen - seine Schüler - den Befehl: "Kameraden! Wartet hier nicht länger! Ich sage euch los (helal)! Lasst mich hier zurück und versucht nur, euch selbst zu retten!" Aber seine tapferen Schüler erklärten sich zu jedem Opfer bereit und sagten: "Wir können Sie nicht in diesem Zustand zurück lassen und gehen. Wenn wir fallen, dann nur in Ihrem Dienst." So blieben sie und wurden sodann von den Russen gefangen genommen. Sie wurden über Van, Celfa, Tiflis und Kilogrif nach Kostroma überführt. Die Armenier sind berühmt für ihren Opfermut. Ja man erzählt sich sogar folgendes: "Selbst wenn man die Gesichter der Freischärler über glühende Kohlen hielte, bis ihnen die Augen platzten, würden sie trotzdem ein Geheimnis nicht preisgeben." Aber damals sagten die Russen: "Die Freiwilligen Bediüzzamans sind sogar noch den armenischen Freischärlern überlegen! Deshalb konnten sie auch unser Kosakenregiment dermaßen vernichtend schlagen." Sie brachten Bediüzzaman in ein Gefangenenlager. Dort ereignete sich dann der folgende, inzwischen berühmt gewordene bemerkenswerte Vorfall: Eines Tages kommt der russische Oberkommandierende, um das Gefangenenlager zu inspizieren. Während dieser Besichtigung grüßte (selam) Bediüzzaman den Kommandanten nicht und stand auch nicht von seinem Platz auf. Der Kommandant wurde zornig. "Vielleicht kennt er mich gar nicht," sagte er sich und ging noch einmal an ihm vorbei. Als dieser wieder nicht aufstand, ließ ihm der Kommandant über einen Dolmetscher fragen: "Hat er mich etwa nicht erkannt? Bediüzzaman: "Ich kenne Sie. Sie sind Nikolaj Nikolajewitsch." Der Kommandant: "In diesem Fall hat er die russische Armee beleidigt und damit den Zaren von Russland." Bediüzzaman: "Ich habe ihn nicht beleidigt. Ich bin ein islamischer Gelehrter. Irgendein Gläubiger steht über einem Mann, der Gott den Gerechten nicht kennt. Aus diesem Grunde werde ich nicht vor Ihnen aufstehen." Daraufhin stellte man Bediüzzaman vor das Kriegsgericht. Einige der Offiziere unter seinen Kameraden baten ihn, sich darum zu bemühen, die fürchterlichen Folgen abzuwenden und sich zu entschuldigen. Aber Bediüzzaman antwortete: "Ihr Todesurteil ist für mich gleich einem Pass für die Reise in die Ewigkeit." Mit vollkommener Würde und Tapferkeit maß er ihm keinen Wert bei. Schließlich wurde er zum Tode verurteilt. Vor seiner Hinrichtung bat er um die Erlaubnis, vorher noch das Gebet verrichten zu dürfen. Er sagte, dass er seine Brust den Kugeln zum Erschießen bieten werde, nachdem er seine religiöse Pflicht erfüllt habe. Genau zur gleichen Zeit, während er noch das Gebet verrichtete, kam der russische Kommandant, entschuldigte sich bei Bediüzzaman und sagte: "Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass diese Ihre Haltung aus Ihrer Verbundenheit erwachsen ist mit dem, was Ihnen heilig ist. Ich bitte Sie, mir zur verzeihen." sagte er und nahm das Todesurteil zurück. * * * Bediüzzaman blieb zweieinhalb Jahre in sibirischer Gefangenschaft. Der, welcher sein ganzes Leben um Gottes willen dem Qur'an, dem Islam und der Wiederbelebung der Tradition des Propheten geweiht und gewidmet hatte, blieb auch hier als Mitstreiter für den Islam nicht völlig untätig. In der Gegend, in der er sich befand, arbeitete er für die Unterweisung und rechte Beratung (tenvir ve irshad). In dieser Zeit erteilte er auch den Offizieren, die sich wie er selbst mit ihm in Gefangenschaft befanden, Unterricht. Eines Tages, als er gerade neunzig Kameraden aus dem Offizierscorps Unterricht gab, kam einer der russischen Kommandanten und sagte: "Der erteilt politischen Unterricht" und verbot den Unterricht. Danach aber erfuhr er, dass es sich bei seinen Aktivitäten um Religion, Wissenschaft und Gemeinschaftskunde handelte. Und so erlaubte er den Unterricht wieder. Schließlich rettete er sich durch die Flucht aus der Gefangenschaft und es gelang ihm auf dem Weg über St. Petersburg nach Warschau durchzukommen. Von da aus nahm er seinen Weg über Wien und reiste weiter zurück nach Istanbul. (etwa 1916). Bediüzzaman Said Nursi, der im ersten Weltkrieg Kommandant eines Freiwilligencorps gewesen war, berichtet in einem seiner Werke über sein Leben in der Gefangenschaft Folgendes: {(*): Als nach seiner Gefangenschaft (in Russland!) schon eine lange Zeit verstrichen war, wurde der Meister (in der Türkei erneut) gefangen genommen und nach Barla überführt, wo er einen Teil der Abenteuer seines früheren Lebens in der "Dreizehnten Hoffnung" des "Sechsundzwanzigsten Blitzes" der Feder anvertraut. Interessenten mögen in dieser Risalah (Abhandlung) nachschlagen.} Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 Ein Abschnitt aus der "Neunten Hoffnung" des "Sechsundzwanzigsten Blitzes" Während des ersten Weltkrieges befand ich mich weit weg im nordöstlichen Russland in der Stadt Kostroma in Gefangenschaft. Es befand sich da am Ufer des bekannten Wolgastromes eine kleine Moschee der Tataren. Ich langweilte mich unter den Offizieren, die dort als meine Kameraden mit mir gefangen waren. Es verlangte in mir nach Einsamkeit. Draußen konnte ich nicht ohne Erlaubnis spazieren gehen. Die Tataren leisteten für mich eine Bürgschaft und nahmen mich in diese kleine Moschee am Ufer der Wolga mit. Ich schlief allein in der Moschee. Der Frühling war nahe. In diesen langen und tiefen Nächten im Norden des weiten Landes lag ich sehr lange wach. In diesen dunklen Nächten, in dieser düsteren Fremde, bei dem melancholischen Rauschen der Wolga, in dem klagenden Rinnen des Regens, in dem sehnsuchtsvollen Wehen des Windes wurde ich zumindest vorübergehend aus meinem tiefen, sorglosen Schlaf aufgeweckt. Ich wusste mich überhaupt noch nicht alt. Aber wer den Weltkrieg gesehen hat, der ist alt. Es war, als sei mir das Geheimnis von يَوْمًا يَجْعَلُ الْوِلْدَانَ شِيبًا {"Der Tag, an dem sich Kinder als Greise wiederfinden."} offenbar geworden. In solchen Tagen, da Kinder zu Greisen werden, war ich vierzig Jahre alt; aber ich befand mich in einem solchen Zustand, als sei ich schon achtzig Jahre alt. Während dieser dunklen langen Nacht, in dieser betrüblichen Fremde, in diesem betrüblichen Zustand überkam mich eine Art Verzweiflung am Leben. Ich betrachtete meine Schwäche, meine Einsamkeit, gab meine Hoffnung auf. Während ich mich noch in diesem Zustand befand, kam mir die Hilfe aus dem Weisen Qur'an. Mein Mund sprach: حَسْبُنَا اللّٰهُ وَ نِعْمَ الْوَكِيلُ {"Gott ist mein Genügen und Er ist der vortrefflichste Anwalt." (Sure 3, 173)} Und auch mein Herz sagte weinend: "Ich bin in der Fremde, ohne Verwandte, schwach, kraftlos. Ich flehe um Schutz. Ich bitte um Verzeihung. Ich rufe um Hilfe an Deiner Schwelle, oh Allah!" Mein Geist dachte auch an die alten Freunde in der Heimat und stellte sich meinen Tod in der Fremde vor und wie Niyazi Misri sagte ich: "Ich habe die Sorge um weltliche Dinge aufgegeben und meine Flügel im Nichts gebreitet und Begeisterung mit jedem Atemzug! - fliege ich und rufe aus: Freund! Freund!" So sagte ich und suchte Freunde. Wie dem auch sei, in dieser langen Nacht in der Fremde, die so voll der Sehnsucht, von Traurigkeit und Klage erfüllt das Herz rührte, wurde meine Hilflosigkeit und Schwäche an der Schwelle des Hauses Gottes zu einem so großen Fürsprecher und Mittler, dass ich noch jetzt darüber erstaunt bin. Denn einige Tage später brach ich völlig unerwarteter Weise und - obwohl ich kein russisch konnte - ganz allein zu einer Flucht über eine Entfernung von einem Jahr Fußmarsch auf. Meine Schwäche und Hilflosigkeit rief die Gnade Gottes herbei und so habe ich mich auf wunderbare Weise gerettet. Auf dem Wege über Warschau gelangte ich nach Österreich, kam in Istanbul an. Es ist ein großes Wunder, auf was für eine leichte Art ich mich zu retten vermochte. Obwohl auch die klügsten und tapfersten Männer, selbst wenn sie russisch konnten, nicht ans Ziel gelangten, habe ich doch auf eine ganz leichte und einfache Weise diese meine Reise auf der Flucht zu Ende geführt. Aber der Charakter jener oben erwähnten Nacht in der Moschee am Ufer der Wolga hat in mir den folgenden Entschluss reifen lassen: "Ich werde den Rest meines Lebens in Höhlen verbringen! Ich habe mich um das soziale Leben der Menschen gekümmert und jetzt ist es genug. Da ich nun einmal am Ende einsam ins Grab steigen werde, will ich die Einsamkeit wählen, mich ab heute an die Einsamkeit gewöhnen." Aber in Istanbul ließen mich meine vielen bedeutenden und wichtigen Freunde und das glanzvolle irdische Leben dort in Istanbul und besonders so nutzlose Dinge wie Ruhm und Ehre, die man mir im Übermaß erwies, diesen meinen Vorsatz vorübergehend vergessen. Als ob diese Nacht in der Fremde das lichtempfindliche Schwarz im Auge meines Lebens gewesen wäre und der weiße, glanzvolle Tag von Istanbul das lichtunempfindliche Weiß im Auge meines Lebens, sodass ich nicht nach vorne schauen konnte, und wieder einschlief, bis dass mir zwei Jahre später Abdulqadir Geylanis Buch "Futuhu'l-Ghayb" (Durchbruch durch das Unsichtbare) erneut die Augen öffnete. ............ Seine Rückkehr nach Istanbul machte die Wissenschaftler und die Bevölkerung überaus glücklich und froh. Das "Meschihat" (Amt für religiöse Angelegenheiten) hatte ihn, ohne dass er etwas davon wusste, zum Mitglied der "Darul'Hikmetu-l'Islamia" (Haus der Weisheit des Islam: Oberste Religionsbehörde im Osmanischen Reiches) ernannt. Das Daru-l'Hikmet hatte damals den Charakter einer islamischen Akademie, zu deren Lehrkörper Wissenschaftler wie Mehmet Akif, Izmirli Ismail Hakki und Elmalili Hamdi gehörten. Abdurrahman (er ruhe in Frieden), sein Adoptivsohn und Neffe, ein hoch intelligenter, mutiger und begeisterter Gelehrter erzählt folgendes: Im Jahre 1334 (etwa 1918) wurde mein Onkel nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft gegen seinen Willen zum Mitglied des Daru'l-Hikmetu'l-Islamiya ernannt. Weil aber die Gefangenschaft ihn stark in Mitleidenschaft gezogen hatte, wurde er für eine Zeitlang vom Dienst freigestellt. Mehrmals hat er seinen Rücktritt eingereicht, aber seine Freunde wollten ihn nicht entlassen. Darum nahm er schließlich seine Tätigkeit am Daru'l-Hikmet auf. Ich habe sein Verhalten beobachtet (und bemerkt), dass er für seine Bedürfnisse nicht mehr ausgab, als er wirklich benötigte. Wurde er gefragt, warum er mit seinem Lebensunterhalt derart sparsam umgehe, antwortete er: "Ich möchte einem großen Teil der Menschheit gleich sein. Ein großer Teil der Menschheit aber kann sich nicht mehr leisten. Ich möchte jedoch nicht zur Minderheit der Verschwender gehören." Nachdem er sich von dem Gehalt, das er von der Daru'l-Hikmet empfangen hatte, einen Teil für seinen Lebensunterhalt genommen hatte, gab er mir den Rest und sagte: "Bewahre das auf!" Ich aber habe das Geld, das mir mein Onkel in seiner Liebe während mehr als einem Jahr anvertraut hatte, ohne sein Wissen vollständig ausgegeben, weil er auf Besitz keinen Wert legte. Später sagte er mir dann: "Dieses Geld war für uns nicht erlaubt (helal), weil es dem Volke gehörte. Warum hast du es ausgegeben? Wenn das so ist, werde ich dich als meinen Verwalter ab- und mich selbst statt deiner einsetzen!" Einige Zeit war vergangen... Da kam es ihm in den Sinn, zwölf seiner Abhandlungen über die Wahrheit (haqaiq) in Druck zu geben. So gab er, was er von seinem Gehalt erspart hatte, für die Drucklegung aus. Von den Büchern behielt er nun ein, zwei kleine Restposten zurück. Die übrigen verteilte er umsonst. Als ich ihn fragte, warum er sie denn nicht verkaufen lasse, antwortete er: "Mein Gehalt ist für meinen Lebensunterhalt bestimmt. Was darüber hinaus ist, gehört dem Volk. Ihm gebe ich es auf diese Weise zurück..." Sein Dienst an der Daru'l-Hikmet war immer von solchen individuellen Unternehmungen begleitet. Denn dort erkannte er einige Hindernisse hinsichtlich der gemeinsamen Arbeit. Wer ihn kennt, weiß, dass der Bediüzzaman schon sein Totenkleid angelegt und den Tod bereits ins Auge gefasst hat. Darum war sein Standpunkt an der Daru'l-Hikmetu'l-Islamiya eisern und fest. Die ausländischen Mächte konnten die Daru'l-Hikmet nicht für ihre Zwecke missbrauchen. Gegen eine irrige Auslegung (fetva) der Scheriah kämpfte er ohne Furcht. Entstand eine dem Islam schädliche Strömung, verfasste er ein Buch, um diese Strömung aufzuhalten. Auszug aus dem, was er über das Leben, das er nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft in Istanbul führt, der Feder anvertraut hat: ("Zehnte Hoffnung" aus dem "Sechsundzwanzigsten Blitz") Einmal aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, übermannte mich in Istanbul für ein, zwei Jahre wieder die Sorglosigkeit. Das politische Klima hatte mir den Blick von mir selbst hinweg gehoben und in alle Winde zerstreut. So saß ich eines Tages in Istanbul an hoher Stelle im Eyyub Sultan Friedhof und blickte hinunter in den Bach. Ich ließ meine Blicke über Istanbul hinweg bis zum Horizont schweifen. Plötzlich sah ich, wie mir meine persönliche Welt starb. Es kam mir eine Phantasievorstellung, so als zöge sich gewissermaßen mein Geist hinweg. Ich sagte mir: "Bringen mir etwa die Inschriften auf den Grabsteinen dieses Friedhofes solche Phantasievorstellungen?" Ich zog meinen Blick wieder zurück, ließ ihn nicht in die Ferne schweifen, sondern richtete ihn auf den Friedhof. Mein Herz wurde gemahnt: "In diesem Friedhof um dich herum ist hundertmal Istanbul. Denn hundertmal wurde Istanbul hierher entleert. Du kannst dich nicht vor dem Urteil des Allmächtigen Königs retten, der die Einwohner von ganz Istanbul hierher entleert hat, und eine Ausnahme bilden. Auch du wirst gehen!" Ich verließ den Friedhof und trat in dieser fürchterlichen Vorstellung in ein kleines Zimmer der Eyyub Sultan Moschee ein, wie ich das schon oft getan hatte. Ich dachte mir, dass ich in dreifacher Hinsicht ein Gast bin: So wie ich in diesem Zimmer hier ein Gast bin, so bin ich ein Gast auch in Istanbul, ein Gast auch in dieser Welt. Ein Gast muss auf den Weg achten. Wie ich aus diesem Zimmer weggehen werde, so werde ich eines Tages auch aus Istanbul weggehen, eines Tages auch aus der Welt weggehen. In diesem Zustand beschlich Schmerz, Kummer und Sorge mir Herz und Verstand, ein Gefühl des Mitleidens in der Stunde der Trennung. Denn ich verliere nicht nur ein, zwei Freunde, nein, so wie ich mich von Tausenden mir liebgewordenen Freunden in Istanbul trennen muss, so werde ich auch mein so geliebtes Istanbul verlassen müssen. So wie ich mich in dieser Welt von Hunderttausenden Freuden trennen muss, so muss ich auch diese schöne Welt verlassen, die ich so liebe und der ich verhaftet bin. So dachte ich und begab mich wieder an jenen hohen Platz auf dem Friedhof. Ich ging damals gelegentlich ins Kino, weil mich diese neue Technik interessierte. In diesem Augenblick kamen mir die Menschen wie Schatten vor, die im Kino von der Vergangenheit in die Gegenwart hineinprojiziert werden, wobei man längst Verstorbene wieder umherwandeln sieht. In gleicher Weise erschienen mir die Menschen, die ich in diesem Augenblick sah, wie wandelnde Leichname. Mein Phantasiebild sprach zu mir: Da man nun einmal einen Teil derer, die hier auf dem Friedhof liegen, im Kino umherwandeln sehen kann, betrachte auch diejenigen, welche ganz bestimmt einmal auf diesen Friedhof getragen werden, so, als habe man sie bereits hierher gebracht. Auch sie sind wandelnde Leichname... Plötzlich wandelte sich im Lichte des Weisen Qur'an und unter der Rechtleitung von Gauth-u 'Adham Scheich Geylani (Allah heilige seine Geheimnisse) Hazretleri diese betrübliche Verfassung in einen fröhlichen und glücklichen Zustand um. Und zwar so: In dieser trübseligen Verfassung gemahnte mich das Licht, das aus dem Qur'an hervorgeht: Du hattest im Nordosten, in Kostroma, in der Fremde, ein, zwei mitgefangene Offiziere zu Freunden. Du wusstest, dass diese Freunde auf jeden Fall nach Istanbul zurückkehren würden. Hätte jemand zu dir gesagt: "Willst du nach Istanbul zurückkehren oder hier bleiben?" und hättest du auch nur einen Funken Verstand gehabt, wärest du damit einverstanden gewesen, froh und heiter nach Istanbul zurückzukehren. Denn von tausend und einem Freund sind 999 in Istanbul. Ein oder zwei sind hier geblieben. Auch sie werden dorthin zurückkehren. Nach Istanbul zu reisen bedeutet für dich keine bedauerliche Trennung, keinen schmerzlichen Abschied. Und nun, da du angekommen bist, bist du etwa nicht zufrieden? Du hast dich vor den so düsteren, langen Nächten und den so kalten stürmischen Wintern in diesem feindlichen Land gerettet. Du bist in dieses schöne Istanbul gekommen, das in dieser schönen Welt wie ein Paradies ist. In gleicher Weise gilt: "Von deinen Lieben sind seit deiner Kindheit bis zum heutigen Tage neunundneunzig von hundert in dieses dir Furcht einflößende Gräberfeld umgesiedelt worden. Du hast noch ein oder zwei Freunde, die in dieser Welt zurückgeblieben sind. Auch sie werden dorthin umgesiedelt werden. Dein Tod in dieser Welt ist keine Trennung, sondern eine Begegnung. Du wirst deine Freunde wiedersehen. Sie, das heißt die ewigen Geister, verlassen ihr alt gewordenes Nest unter der Erde, ein Teil wandelt zwischen den Sternen, ein Teil wandert über die Stufen der Schattenwelt." So wurde ich ermahnt. Ja, Qur'an und Glaube haben diese Wahrheit in einem solchen Grade und mit so absoluter Sicherheit bewiesen, dass, wer nicht ganz und gar ohne Herz und Verstand ist, oder wessen Herz nicht auf einem Irrweg versunken ist, sie im Glauben annehmen muss, als sähe er sie vor Augen. Denn der freigiebige und barmherzige Meister, der diese Welt mit so zahllosen Arten Seiner Huld und Güte geschmückt hat und über ihr Seine Herrschaft mit solcher Gast- und Menschenfreundlichkeit walten lässt, der auch so winzige und bedeutungslose Dinge wie ein Samenkorn schützt, wird sicherlich und gewiss den Menschen, dieses vollkommenste und vielseitigste, dieses bedeutendste und geliebteste unter all Seinen Geschöpfen, nicht so ganz ohne Sinn und Erbarmen verurteilen, zerstören, vernichten, wie es nach außen hin den Anschein hat. Nein, der Barmherzige Schöpfer begräbt Seine geliebten Geschöpfe für eine Zeitlang unter der Erde, damit sie ihnen ein Tor zur Barmherzigkeit werde, so wie ein Bauer den Samen in die Erde streut, damit er in einem neuen Leben erblühe. {(*): Diese Wahrheit wurde in anderen Abhandlungen so klar, wie zwei mal zwei vier ist, bewiesen, besonders im "Zehnten" und "Neunundzwanzigsten Wort".} So also erschien mir dieses Gräberfeld lieblicher als Istanbul, nachdem ich einmal diese Ermahnung aus dem Qur'an empfangen hatte. Das Leben wie ein Eremit in der Einsamkeit wurde mir willkommener als gesellschaftlichen Umgang zu pflegen. So fand ich denn auch in Sariyer ein abgelegenes Haus für mich nahe am Bosporus. So wie mir der Ghauthu'l-A'dham (Allah heilige seine Geheimnisse) durch sein "Futuhu'l-Ghayb" zum Meister, Arzt und Lehrer geworden war, so wurde mir nun Imam Rabbani (Allah möge mit ihm zufrieden sein) mit seinem "Mektubat" (Briefe) zu einem Freund, Vater und Lehrer. Um diese Zeit begann ich schon älter zu werden und von den Genüssen des Stadtlebens Abstand zu nehmen und mich vom gesellschaftlichen Leben abzusondern. Dadurch bin ich sehr froh geworden. Dank sei Allah... * * * Elfte Hoffnung Nachdem ich aus der Gefangenschaft nach Istanbul zurückgekehrt war, wohnte ich mit meinem verstorbenen Neffen Abdurrahman (er ruhe in Frieden) zusammen in einer Villa auf dem Berg Tjamlidja. Dieses mein Leben konnte man vom Standpunkte des irdischen Lebens aus betrachtet für Menschen meines Standes als das glücklichste Leben bezeichnen. Denn ich hatte mich aus der Gefangenschaft gerettet. An der "Daru'l-Hikmet" hatte ich in meinem Beruf als Wissenschaftler entsprechend in höchstem Maße Erfolg mit meinen wissenschaftlichen Publikationen. Ich genoss ein hohes Ansehen und man hatte mich mit Ehren überhäuft. Verglichen mit anderen Wohnvierteln Istanbuls wohnte ich hier in Tjamlidja in der schönsten Gegend. Alle meine Angelegenheiten waren aufs Beste geordnet und es fehlte mir an nichts. Mein verstorbener Neffe Abdurrahman, ein hochintelligenter, idealgesinnter Schüler, wohnte bei mir und war zugleich mein Diener und Sekretär und mein Adoptivkind. Ich wusste, dass ich in dieser Welt mehr als andere glücklich war. Da schaute ich in den Spiegel: Ich erblickte weiße Haare auf meinem Kopf und in meinem Bart. Da wurde plötzlich mein Geist wieder so wach wie während meiner Gefangenschaft in der Moschee von Kostroma. Infolgedessen begann ich die Umstände und Ursachen kritisch zu betrachten, mit denen ich in meinem Herzen verbunden war, und die ich für den Angelpunkt meines irdischen Glückes hielt. Welche ich auch immer untersuchte, ich sah, dass sie faul, nicht des Interesses wert, und trügerisch waren. In der gleichen Zeit beobachtete ich bei einem Kollegen, den ich für absolut loyal gehalten hatte, eine Unkollegialität und unvorstellbare Unzuverlässigkeit. Ein Widerwille gegenüber dem irdischen Leben überkam mich. Ich sagte mir in meinem Herzen: Habe ich mich denn so völlig geirrt? Ich sehe, dass uns sehr viele Menschen in unserer Situation beneiden, wo wir doch in Wirklichkeit zu bedauern wären... Sind alle diese Menschen verrückt geworden? Oder werde ich jetzt selbst verrückt, sodass ich die Menschen, welche diese Welt anbeten, für verrückt halte? Wie dem auch sei... erst jetzt erkannte ich mit dem Scharfsinn, den das Alter verleiht, die Vergänglichkeit der vergänglichen Dinge, für die ich mich interessiert hatte. Ich betrachtete mich selbst, erkannte schließlich meine Schwäche. Zu gleicher Zeit sagte mir mein Geist, der nach Ewigkeit verlangte und dem Vergänglichen verhaftet war, das er für beständig erachtete, mit aller Kraft: Da nun einmal mein Körper vergänglich ist, was soll mir da noch aus dem Vergänglichen an Gutem zuteil werden? Da ich nun einmal hilflos bin, was habe ich da noch von diesen Hilflosen zu erwarten? In meinem Kummer sagte ich mir: es muss einen Unvergänglich-Unsterblichen, einen Allmächtig-Ewigen geben, der einen Ausweg findet. So begann ich Ihn zu suchen. Zu dieser Zeit begann ich vor allem bei der Wissenschaft, die ich seit langem studiert hatte, Tröstung und Hoffnung zu suchen. Leider hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt die philosophische und die islamische Wissenschaft zusammen in mich hinein gefüllt und irrtümlicher Weise angenommen, dass die philosophischen Wissenschaften ein Mittel zur Vervollkommnung und eine Quelle der Erleuchtung seien, während doch alle diese philosophischen Fragestellungen meinen Geist über alle Maßen besudelt und mein inneres Wachstum behindert haben. Da kam mir plötzlich die heilige Weisheit Gottes des Gerechten in Seiner Barmherzigkeit und in Seiner Freigiebigkeit aus dem Weisen Qur'an zu Hilfe. Wie in vielen Abhandlungen erklärt wurde, hat sie alle Befleckung durch diese philosophischen Fragestellungen von mir abgewaschen und mich gereinigt. Mit einem Satz gesagt: Die Finsternis des Geistes, die die Weisheit der Philosophen ist, erstickte meinen Geist von allen Ecken des Alls. In welche Richtung ich auch immer schaute, nach Licht suchte, in ihren Fragestellungen konnte ich kein Licht finden, keinen Atem schöpfen. Da zerstreute die Lehre von der Einheit (Tauhid), die mit dem Satz: "La ilaha illa Hu (Es gibt keine Gottheit außer Ihm)" von dem Weisen Qur'an unterrichtet wird, alle diese Finsternisse durch ein überaus strahlendes Licht. Beruhigt atmete ich auf. Aber mein Ego und der Satan stützten sich auf den Unterricht, den sie von den Leuten des Irrweges und von den Leuten der Philosophie erhalten hatten, und griffen Herz und Verstand an. Der Angriff auf meine Seele und die Debatte mit ihr endete - Allah sei Dank! - mit einem Sieg des Herzens. Diese Debatten wurden in sehr vielen Abhandlungen teilweise aufgeschrieben. Ich begnüge mich damit, hier nur einen von tausend Siegen des Herzens darzustellen, nur ein einziges Zeugnis unter Tausenden Zeugnissen vorzulegen, um den Geist eines Teiles der alten Leute, die von Jugend an mit dem, was man die Weisheit der Fremden und die Wissenschaften ihrer Zivilisation nennt, und zum einen Teil ein Irrtum, zum anderen Teil sinnlose Problemsuche ist, ihren Geist befleckt, ihr Herz krank gemacht und ihr Ego aufgebläht hat, zu reinigen. Mögen sie vom Übel des Satans und vom Egoismus befreit werden und zur Wahrheit von der Einheit (tauhid) gelangen! Es geschah dies wie folgt: In Vertretung der philosophischen Wissenschaften sprach meine Seele zu mir: "Alle Dinge im Universum stehen natürlicher Weise in einer Wechselbeziehung zueinander. Jedes Ding hat seine Ursache. Früchte darf man von einem Baum, Getreide vom Feld erwarten. Warum soll man auch das unbedeutendste, kleinste Ding von Allah erwarten, von Allah erflehen?" In dieser Zeit enthüllte sich mir das Geheimnis der Einheit (tauhid) im Lichte des Qur'an auf folgende Weise. Mein Herz sprach zu dieser meiner Philosophenseele: Das unbedeutendste und kleinste Ding wie auch das größte Ding kommt unmittelbar aus der Macht des Schöpfers der Universen, geht aus Seiner Schatzkammer hervor. Auf andere Weise kann es nicht geschehen! Die Ursachen sind jedoch nur ein Schleier. Denn die Geschöpfe, die wir für die unbedeutendsten und kleinsten halten, werden manchmal - wenn man sie erst einmal so betrachtet, wie sie erschaffen und künstlerisch gestaltet wurden - noch größer als die größten unter ihnen. Wenn eine Mücke vom künstlerischen Standpunkt aus betrachtet ein Huhn zwar nicht zu übertreffen vermag, so steht sie doch auch nicht hinter ihm zurück. Und wenn dem so ist, gibt es auch keinen Unterschied zwischen groß und klein. Und entweder ist das ganze auf verschiedene materielle Ursachen zurückzuführen, oder alle Dinge gemeinsam sind einer einzigen Persönlichkeit zuzuschreiben. Wie aber der erste Fall unvorstellbar ist, so ist der zweite Fall notwendig und zwingend. Denn wenn alles einer einzigen Person, nämlich einem Allmächtig-Urewigen zuzuschreiben ist; da sich nun einmal aus der Weisheit und Ordnung alles Seienden mit absoluter Sicherheit ergibt, dass Er ein Wissen besitzt, das alle Dinge umfasst, und da nun einmal in Seinem Wissen der Maßstab aller Dinge bestimmt ist, und da nun einmal - wie wir mit eigenen Augen sehen können - ständig aus dem Nichts mit unendlicher Leichtigkeit unendlich kunstvolle Werke entstehen, und da nun einmal dieser Allmächtig-Allwissende, was auch immer Er will durch Seinen Befehl: كُنْ فَيَكُونُ {"Sei und es ist!" (Sure 2, 117)} so wie man ein Streichholz entzündet - ins Dasein zu rufen vermag, so besitzt Er auch, wie wir anhand von zahllosen starken Beweisen erklärt haben, und zwar besonders im "Zwanzigsten Brief" und auch am Ende des "Dreiundzwanzigsten Blitzes" bewiesen haben - eine grenzenlose Macht... Sicherlich beruht diese offensichtliche wunderbare spielerische Leichtigkeit auf diesem umfassenden Wissen und Seiner gewaltigen Macht. Zum Beispiel: Wenn man in einem Buch, das mit einer dem Auge unsichtbaren Tinte geschrieben wurde, ein Mittel aufträgt, das dafür bestimmt ist, diese Schrift sichtbar zu machen, so erweist dieses riesige Buch plötzlich für jedermanns Auge seine Existenz und macht sich selbst lesbar. Im allumfassenden Wissen des Allmächtig-Urewigen sind alle Dinge in ihrer eigenen Form und in ihrem vorgegebenen Maß entsprechend festgelegt. Diese unbeschränkte Allmacht, trägt mit Ihrem Befehl: كُنْ فَيَكُونُ {"Sei und es ist!" (Sure 2, 117)} mit dieser grenzenlosen Macht und einem alles durchdringenden Willen, mit spielerischer Leichtigkeit Ihre Kraft, die eine Manifestation ihrer Macht ist, auf das Wesen des Wissens auf, so wie man ein Mittel auf diese Schrift aufträgt, um jedem Ding einen nach außen hin wahrnehmbaren Körper zu verleihen, ihn für das Auge sichtbar zu machen, um die Weisheit der Ornamente lesbar werden zu lassen. Wenn man nicht alle Dinge gemeinsam diesem Allmächtig-Urewigen zuschreibt, Ihm, der aller Dinge Wissen hat, dann ist es notwendig, den Körper auch des kleinsten Dinges, wie einer Mücke, aus den meisten Elementen der Welt in einem nur ihr eigentümlichen Maßstab entsprechend zusammenzustellen. Zudem ist dies nur dann möglich, wenn die Zellen, die im Körper dieser winzigen Mücke arbeiten, das Geheimnis ihrer Erschaffung und ihre künstlerische Vollendung in allen Einzelheiten kennen. Denn auf Grund von Ursachen, die in der belebten oder unbelebten Natur liegen, kann offensichtlich und in Übereinstimmung mit allen Leuten von Verstand nichts aus dem Nichts entstehen. Also müssen sie in jedem Fall zu ihrer Hervorbringung zunächst erst einmal die Bestandteile zueinander bringen. Um welches Lebewesen es sich nun aber auch immer handeln mag, es enthält in sich von den meisten Elementen ein Exemplar und verkörpert in sich Muster der meisten Arten. Es ist so, als sei es eine Zusammenfassung des Weltalls gleich einem Samenkorn. Sicherlich ist es notwendig in diesem Fall mit den empfindlichsten Messinstrumenten die Bausteine eines Baumes festzustellen, um aus ihnen ein Samenkorn zu konstruieren, und die Bauelemente des Erdkreises zu ermitteln, um mit ihrer Hilfe ein Lebewesen zusammensetzen zu können. Es sind aber nun einmal die Ursachen, die in der unbelebten Natur liegen, unwissend und leblos und verfügen über kein Wissen, sodass sie einen Plan, eine Liste, einen Entwurf, ein Programm aufstellen könnten, um danach eine unsichtbare Gussform zu schaffen, damit die einzelnen Zellen nicht zerfallen, sodass die Funktionsfähigkeit des Zellverbandes gestört würde. Weil aber Bildung und Gestaltung eines Baumes oder einer Fliege auf zahllose Arten möglich ist, wird sie auf eine einzige Form und Größe innerhalb einer unübersehbar großen Anzahl von Möglichkeiten festgelegt. Dabei lösen sich die Zellen nicht aus ihrem Verband, obwohl ihre Atome sich gleich einem Sturzbach ständig erneuern. Vielmehr erfolgt der Austausch der Zellen geordnet, in einem nie abreißenden Strom, ohne Verwendung einer Gussform, unter Beibehaltung des Zellgefüges innerhalb eines geschlossenen Ganzen und allem, was lebt, wird seine vorgegebene Gestalt verliehen. Es ist offensichtlich, in welchem Grade dies unmöglich, unwahrscheinlich und weit davon entfernt ist, vernünftig zu sein. Sicherlich vermag dies jeder, der nicht blind ist in seinem Herzen, zu erkennen. Ja entsprechend der Wahrheit: اِنَّ الَّذِينَ تَدْعُونَ مِنْ دُونِ اللّٰهِ لَنْ يَخْلُقُوا ذُبَابًا وَلَوِ اجْتَمَعُوا لَهُ {"Setzten sich alle Dinge außer Allah, die ihr anruft und anbetet, zusammen, so könnten sie auch nicht einmal eine Fliege erschaffen." (Sure 22, 74)} und nach dem Mysterium der großen Ayah könnten - selbst wenn alle die Ursachen, die in der unbelebten Natur liegen, sich zusammensetzten und einen freien Willen besäßen - diese auch nicht den Körper einer einzigen Fliege mit den dazu passenden Organen zusammensetzen. Und könnten sie ihn zusammensetzen, sie können dennoch nicht die in diesem Körper wirkende Ordnung aufrechterhalten. Und könnten sie sie aufrechterhalten, sie könnten dennoch nicht die Atome, die ständig ausgetauscht werden und in diesem Körper ihre Funktion beginnen, zu rechter Wirksamkeit veranlassen. Wenn also dies so ist, können die Ursachen zur Erschaffung von Baum und Fliege nicht diesen selbst zur Verfügung stehen. Das heißt also, dass deren tatsächliche Verfügung in Händen eines Anderen liegt. Ja es gibt tatsächlich Einen, der über sie verfügt. Entsprechend dem Mysterium des Qur'anverses: مَا خَلْقُكُمْ وَلاَ بَعْثُكُمْ اِلاَّ كَنَفْسٍ وَاحِدَةٍ {"Eure Erschaffung und Wiederauferstehung ist nicht anders als die einer einzigen Seele." (Sure 3, 27)} erschafft Er alle Lebewesen auf dem Erdkreis mit der gleichen Leichtigkeit wie eine einzelne Mücke. Er erschafft den Frühling mit gleicher Leichtigkeit wie eine einzelne Blume. Denn für Ihn ist es nicht notwendig erst vorher die Bestandteile beisammen zu haben. Von Ihm geht der Befehl aus: كُنْ فَيَكُونُ {"Sei und es ist!" (Sure 2, 117)} und Er ruft in jedem Frühling außer den Grundbausteinen zu unzähligen, gerade für den Frühling so typischen Pflanzen und Tieren, auch deren unzählige Formen, Farben, Gestalten und Bedingungen aus dem Nichts hervor. In Seinem Wissen sind die Pläne und Entwürfe, die Tabellen und Programme aller Dinge vorgegeben. Alle Atome bewegen sich Seiner Anweisung folgend in Seinem Wissen und Seiner Macht. Mit der spielerischen Leichtigkeit, wie man ein Streichholz entzündet, erschafft Er ein jedes Ding. Kein Ding weicht auch nur um Haaresbreite von Seiner Bahn ab. So wie die Gestirne Sein gehorsames Heer bilden, so sind auch die Atome einem wohlgeordneten Heere gleich. Da sie sich nun einmal in ihrer Bewegung auf die urewige Macht stützen und nach den Grundsätzen des urewigen Wissens tätig werden, gelangen Seine Werke mit Sicherheit Seiner Macht entsprechend ins Dasein. Sieht man hingegen diese Individuen als unbedeutend und klein an, werden Seine Werke dadurch nicht geringer. Mit Seiner Kraft und Macht verbunden, lässt eine Mücke einen Nimrod elend zu Grunde gehen, zerstört eine Ameise den Palast des Pharao, trägt ein Tannensamen - klein wie ein Stäubchen - einen Tannenbaum - groß wie ein Berg - auf seinen Schultern. Wie wir diese Tatsache in vielen Abhandlungen bewiesen haben, vermag ein Soldat, versehen mit einem Soldbuch, betrachtet man seine Zugehörigkeit zum Kaiser, dergleichen Taten zu vollbringen, wie einen König gefangen zu nehmen, der hunderttausendmal mächtiger ist als er. So also vermag jedes Ding - verbunden mit der urewigen Macht - wundervolle Kunstwerke zu Stande zu bringen, die hunderttausendfach über die Naturgesetze hinausgehen. Kurzum, die Entstehung eines jeden Dinges, das in höchstem Grade kunstvoll ist und doch mit einer derartigen Leichtigkeit erschaffen wurde, zeigt, dass es ein Werk des Allmächtig-Urewigen ist, welcher ein allumfassendes Wissen besitzt. Anderenfalls wird es auf Grund hunderttausender Unmöglichkeiten nicht ins Dasein treten, im Gegenteil, es wird aus dem Bereich des Möglichen, der vorhandenen Umstände, austreten und in den Bereich des Unmöglichen, der nicht vorhandenen Umstände, eintreten, ja sogar aus der Betrachtung der notwendigen Voraussetzungen ausscheiden und sich in die nicht in Betracht kommenden einreihen, weil von Anfang an Grundvoraussetzungen fehlen. Kein Ding wird Gestalt annehmen, vielmehr seine Gestalt verlieren und zu einem Unding werden. {Ein Tier braucht zum Überleben: 1. Existenzsicherung durch Nahrung: äußerliche Voraussetzung, Umstände. 2. Existenzsicherung durch die Funktionsfähigkeit der Organe: innere Voraussetzung, Grundbedingung. 3. Existenzsicherung durch Zellerneuerung, Stoffwechsel: Selbsterhaltung und Erhaltung der eigenen Art. (A.d.Ü.)} So schwieg denn meine Seele auf Grund dieser ins Einzelne gehenden, so starken und so tiefschürfenden und so offensichtlichen Beweisführung, nachdem sie vorübergehend ein Schüler des Satans und ein Anwalt der Leute des Irrweges und der Philosophie gewesen war. "Li'llahi'l-hamd!" Ich bin nun völlig zum Glauben gelangt. Und ich sprach: "Ja ich brauche einen solchen Schöpfer und Herrn, der auch die unscheinbarsten Dinge kennt, die mir am Herzen liegen, auch mein leisestes Flehen, so wie Er das geheimste Bedürfnis meines Herzens erfüllt und diese riesige Welt in das Jenseits umwandelt, der diese Welt auflösen und statt ihrer das Jenseits errichten wird, um mir eine ewige Glückseligkeit zu verleihen. So wie Er in der Lage ist, sowohl eine Mücke zu erfinden, als auch den Himmel zu erschaffen, so muss Er auch die Sonne gleich einem Auge am Firmament befestigen und auch die Macht haben, jede Zelle in meinem Auge zu gestalten. Kann Er aber eine Mücke nicht erschaffen, dann kann Er auch nicht tun, was mir am Herzen liegt, dem Flehen meines Geistes nicht lauschen. Kann Er die Himmel nicht erschaffen, dann kann Er mir auch die ewige Glückseligkeit nicht verleihen. So also ist mein Herr der, welcher in der Lage ist, sowohl das, was mir am Herzen liegt, zu veredeln, als auch den Wetterhimmel in einer Stunde mit Wolken zu erfüllen oder von ihnen zu entleeren, das Diesseits ins Jenseits zu verwandeln, das Paradies aufzubauen, mir dessen Türe zu öffnen, und zu sagen: "Los, komm herein!" Nun also ihr meine alten Brüder, die ihr so wie ich unglücklicher Weise einen Teil eures Lebens mit lichtloser Philosophie und fremdländischer Wissenschaft verbracht habt! Versteht ihr jetzt den heiligen Erlass, den der Qur'an unablässig verkündet: " La ilahe illa Hu (Es gibt keine Gottheit außer Ihm!)" Wie stark und voll Wahrheit Er doch ist! Er ist auf keine Weise zu erschüttern, zu verletzen oder zu verändern. Versteht, wie dieser Glaubenssatz alle innerliche Finsternis auflöst und alle innerlichen Wunden heilt. Ein ganz besonders bemerkenswertes geistiges Erlebnis (vakia-i ruhaniye), das er geschaut hat, als er in Istanbul am Haus der Weisheit (Darülhikmette) tätig war und als eine Eingebung in der nun folgenden Abhandlung (Sünuhat Risalah) beschrieben hat. Eine Rede, gehalten im Traum Im September des Jahres 1335 (etwa 1916) war ich durch die - infolge der Ereignisse der damaligen Zeit - entstandene Hoffnungslosigkeit sehr niedergeschlagen. In dieser tiefen Finsternis suchte ich nach einem Licht (Nur). Während meines Wachzustandes, der mit den Augen des Geistes betrachtet ein Traumzustand ist, konnte ich es nicht finden. Aber in einem Traumgesicht, das in Wahrheit und Wirklichkeit einem Wachzustand glich, schaute ich nun dieses Licht (Siya). Ich übergehe hier die Einzelheiten und schreibe nur diejenigen Punkte auf, die mir eingegeben worden sind. Es waren die folgenden: In einer Freitagsnacht betrat ich im Traum in die Welt der Bilder {Wir unterscheiden zwischen der wirklich erlebten Welt, in der wir Zeugnis ablegen für Gott, also die bezeugte Welt und der nur geträumten Welt, der Traumwelt, also der Welt der Bilder, die ausdeutbar sind. (A.d.Ü.)} Da kam jemand zu mir und sagte: "Eine erlauchte Versammlung, die einberufen wurde, um über die Geschicke des Islam zu beraten, wünscht dich zu sprechen." Da ging ich. Und ich sah: Es war da eine Versammlung von Erleuchteten, wie ich dergleichen in dieser Welt noch nie gesehen hatte: die Selef-i Salihin {Die ersten drei Generationen von Gläubigen (A.d.Ü.)} und die Abgeordneten eines jeden Jahrhunderts, eine Versammlung von Abgeordneten für jedes Jahrhundert. Ich blieb verlegen an der Türe stehen. Eine dieser Persönlichkeiten sagte zu mir: "Oh du Mann eines Jahrhunderts der Katastrophen und der Verwüstungen! Auch du hast eine Stimme. Äußere deine Meinung." Ich blieb stehen und antwortete: "Fragen Sie mich... Ich werde Ihnen Antwort geben." Jemand sagte: "Was wird die Folge dieser Niederlage 🙂 der verlorene Krieg) sein? Was wäre geschehen, hätten wir gesiegt?..." Ich antwortete: "Weil ein Übel nicht nur für sich allein schlecht ist, manchmal im Glück schon das Unglück enthalten ist, erwächst Glück auch aus Unglück. Das Unglück dieses islamischen Staates, der sich als Bannerträger des Kalifates betrachtet, und dazu ausersehen, sich für die Welt des Islam, die wie ein einziger Leib ist, als ein Opfer darzubringen, und der die allgemeine Verpflichtung zum Djihad auf sich genommen hat, um von Alters her das Wort Gottes hochzuhalten und den Islam für immer unabhängig zu machen, wird durch das zukünftige Glück der islamischen Welt wieder ausgeglichen. Denn dieses Unglück hat das Aufkeimen und den Beginn eines Aufschwungs islamischer Brüderlichkeit, welche die Hefe unseres Lebens und das Wasser unseres Lebens ist, auf wunderbare Weise beschleunigt. Wenn man uns kränkt, weint die islamische Welt. Kränkt Europa uns noch mehr, wird sie schreien. Sollten wir sterben müssen, werden zwanzig von uns sterben, aber dreihundert wieder auferstehen. Wir leben in einem Jahrhundert der Wunder. Zwei, drei Jahre nach dem Tode werden die Auferstandenen vor aller Augen erscheinen. Wir haben durch unsere Niederlage ein vorübergehend aufgehobenes Glück verloren; aber auf uns wartet ein aufgeschobenes beständiges Glück. Wer völlig unwichtige, ständig wechselnde, eng begrenzte Umstände gegen eine weite Zukunft eintauscht, der gewinnt. - Sogleich forderte man mich von Seiten der Versammlung auf: "Erkläre dies!" Da sprach ich: "Der Kampf zwischen den Staaten, zwischen den Völkern räumt den Platz einem Kampf zwischen den gesellschaftlichen Schichten. Denn so wie die Gesellschaft nicht versklavt werden will, so will sie auch nicht zu einem Lohnempfänger werden. Hätten wir gesiegt, hätten wir uns vielleicht in noch stärkerem Maße dazu verleiten lassen. Hätten wir gesiegt, wären wir auf die anarchistischen Tendenzen, wie sie von unseren Gegnern, unseren Feinden ausgehen, in noch stärkerem Maße hereingefallen. Doch diese Bewegung ist sowohl anarchistisch, als auch der Natur der islamischen Welt entgegengesetzt. Sie widerspricht den Interessen der überwältigenden Mehrheit der Gläubigen und wird nur von kurzer Dauer sein. Sie ist schon im Begriff, sich zu zerspalten. Hätten wir uns dieser Strömung angeschlossen, hätten wir uns auf einen Weg gebracht, welcher der Beschaffenheit, der Natur der islamischen Welt entgegenläuft. Von dieser bösartigen Zivilisation haben wir nichts als Schaden gehabt. Wir würden die Vertretung einer Zivilisation in Asien auf uns nehmen, die in der Betrachtung der Scheriah verworfen ist, weil ihre Vorteile nicht ihre Nachteile überwiegen. Sie ist im Urteil des allgemeinen Wohls der Menschheit abgeschafft worden. Das Erwachen der Menschheit hat sie zum Scheitern verurteilt. Sie ist missraten, unbelehrbar, selbstsüchtig und innerlich unkultiviert." Jemand aus der Versammlung fragte: "Warum lehnt die Scheriah diese Zivilisation ab?" {(*): Unser Bestreben ist die Schönheit in der Zivilisation und das Gute zum Nutzen der Menschheit, nicht aber die Sünden und Bosheiten der Zivilisation, jene Bosheiten und Ausschweifungen, welche die Törichten für schön halten und nachahmen und damit unser Erbe zerstören. Weil die Sünden der Zivilisation über ihre guten Seiten gesiegt haben und die Schlechtigkeiten vor den Schönheiten bevorzugt werden, hat die Menschheit in zwei Weltkriegen zwei fürchterliche Ohrfeigen erhalten und diese sündige Zivilisation zugrunde gerichtet, sodass sie sich erbrach und die Erde mit ihrem Blute besudelte. Aber insha-a'llah wird die Schönheit der Zivilisation durch die Kraft der Islamiyet in der Zukunft den Sieg davon tragen, das Antlitz der Erde vom Schmutz reinigen und der allgemeine Friede gesichert werden. (A.d.Ü.)} Ich antwortete: "Sie ist auf fünf falschen Grundsätzen errichtet. Die Stütze dieser Zivilisation ist die Macht. Daraus resultiert jedoch ihr aggressives Verhalten. Ihr Ziel ist der Nutzen, der Gewinn. Daraus resultiert jedoch die gegenseitige Ausbeutung. Ihr Prinzip im Leben ist der Kampf. Daraus resultiert jedoch der Konflikt. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind auf der Grundlage des Rassismus, und auf der Grundlage des Nationalsozialismus, der sich nur durch Einverleibung anderer Völker ernährt, aufgebaut. Daraus resultieren jedoch die furchtbaren Kollisionen. Verlockende Dienstleistungen steigern Gelüste und Neigungen, befriedigen, was Lust und Laune sich wünscht und erleichtern den Konsum. Diese Gelüste haben jedoch zur Folge, dass die Menschheit von der Stufe eines Engels auf die Stufe eines Hundes herabsinkt. Sie verursachen die innere Entwertung des Menschen. Viele zivilisierte Menschen müsste man sich in der Haut eines Wolfes oder Bären, einer Schlange, eines Schweins oder Affen vorstellen, würde ihr Inneres nach außen gekehrt. So hat die heutige Zivilisation 80/100 der Menschheit dazu gebracht, immer noch mehr zu arbeiten und sich darüber zu beklagen. Zehn Prozent lebt in einem imaginären Glück. Die restlichen zehn Prozent verbleiben zwischen diesen beiden. Aber das Glück ist entweder das Glück aller oder doch wenigstens der Mehrheit. Ist aber nur eine Minderheit in einer Minderheit davon begünstigt, so kann hingegen der Qur'an, der ein Erbarmen ist für das Menschengeschlecht, nur eine solche Kultur anerkennen, die das Glück aller, oder doch wenigstens der Mehrheit mit einschließt. Zudem ist unter der Herrschaft unbeherrschter Wünsche aus einem Bedürfnis nach Entbehrlichem ein Bedürfnis nach Unentbehrlichem geworden. Während in nomadischer Zeit ein Mann vier Dinge bedurfte, hat die Zivilisation sein Bedürfnis auf hundert gesteigert und ihn arm gemacht. Weil aber der Einsatz nicht die Ausgaben deckt, führte dies dazu, zu betrügen und Verbotenes (haram) zu tun; und an diesem Punkt begann die Sittenverderbnis an der Wurzel zu nagen. Im Unterschied zu dem Reichtum und Luxus, den sie der Gesellschaft und den Völkern brachte, hat sie den Einzelnen arm und ohne Moral gemacht." "Was alles es an Grausamkeiten im Altertum gegeben hat, spie diese Zivilisation auf einmal aus!" "Es verdient besondere Beachtung, dass die islamische Welt dieser Zivilisation gegenüber so zurückhaltend ist und ihr gleichsam die kalte Schulter zeigt und darunter leidet, wo sie sie annimmt. Denn die göttliche Rechtleitung (hidayet) durch die Scheriah, die als ihre besonderen Vorzüge Selbstgenügsamkeit und Selbstständigkeit verleiht, lässt sich mit der Wesensart römischer Philosophie weder okkulieren noch harmonisieren und kann sie weder absorbieren noch okkupieren! Die alten Römer und Griechen - wie Zwillinge der selben Wurzel entsprossen - haben ihren beiden verschiedenen Wesensarten gleich dem Wasser und dem Öl über Jahre und Jahrhunderte hinweg trotz aller Bemühungen von Christen und Humanisten die Selbständigkeit bewahrt und beide Geistesrichtungen leben auch heute noch, als hätten sie gleichsam eine Metamorphose durchgemacht, in anderer Gestalt fort. Diese beiden, obwohl sie Zwillinge sind und den Umständen nach miteinander harmonieren müssten, harmonieren dennoch nicht miteinander. Das Licht der Rechtleitung (hidayet), das der Geist der Scheriah ist, kann mit römischer Wesensart, die die Basis dieser finsteren und schmutzigen Zivilisation ist, zu gar keiner Zeit harmonieren oder sie in sich aufnehmen!" Sie fragten: "Welcher Art ist die Kultur unter der Sheriat-i Garra?" Ich antwortete: "Die Kultur, welche die Sheriat-i Ahmediye 🙂 isl. Lebensweise) mit einschließt und sie anordnet, ist diejenige welche sich nach dem Zusammenbruch der heutigen Zivilisation entwickeln wird. Sie wird an Stelle der falschen Grundsätze die rechten Grundsätze durchsetzen. So also ist ihre Stütze nicht die Macht sondern das Recht. Auf ihr fußt die ausgleichende Gerechtigkeit. Ihr Ziel ist also nicht der Verdienste im materiellen, sondern das Verdienst im ideellen Sinne. Aus ihr entstehen die gegenseitige Zuneigung und Verantwortlichkeit. Aus dem Blickwinkel der Einheit (vahdet) betrachtet tritt an die Stelle von Rassismus und Nationalismus die Verbundenheit im Glauben, die Liebe zur Heimat und die Kollegialität im Beruf. Aus ihr erwachsen wahrhafte Brüderlichkeit und Eintracht und die Verteidigung einzig für den Fall eines Angriffs von außen. Ihr Prinzip im Leben ist die gegenseitige Hilfeleistung. Ihre Folge ist Einheit (ittihad) und Solidarität. Das Lustprinzip wird durch Rechtleitung ersetzt; so entwickelt sich wahre Menschlichkeit und geistige Vollkommenheit. Das Lustprinzip wird unter Kontrolle gebracht. Statt die Erfüllung primitiver egoistischer Bedürfnisse zu erleichtern, bringt sie die Zufriedenheit einer erhabenen Geisteshaltung. Das heißt, wir schwimmen in der zweiten Strömung {die erste Strömung ist die anarchistische (A.d.Ü.)} mit, einer Strömung wie sie den Armen und Unterdrückten entspricht. Wer ärmer ist als 80/100 der Bevölkerung, ist auch vom Islam {Wer darunter leidet, arm und unterdrückt zu sein, leidet auch noch besonders dann, wenn er den Trost der Religion nicht finden kann. (A.d.Ü.)} zu 90/100, ja vielleicht 95/100 ausgeschlossen. Solange die islamische Welt dieser zweiten Strömung gegenüber gleichgültig bleibt, oder sich ihr widersetzt, wird sie sowohl ihrer Stütze beraubt werden, als auch sinnlose Opfer bringen müssen, als auch - falls sie von ihr überflutet wird - dazu gezwungen sein, sich umzustellen und sich selber zu verwandeln, wenn sie nicht klug vorgehen und dieser Strömung eine islamische Form geben und sie so für sich nutzbar machen will. Denn der Feind des Feindes ist ein Freund solange er dessen Feind bleibt; desgleichen ist der Freund des Feindes ein Feind, solange er dessen Freund bleibt. Weil diese beiden Strömungen einander entgegenlaufen, ihre Ziele einander entgegengesetzt sind, ihre Interessen einander zuwiderlaufen, sagt die eine: "Stirb!", während die andere "Steh auf und lebe!" sagt. Während die eine zu ihrem Vorteil den Schaden, den Streit, den Verfall, die Schwäche und unseren Schlaf benötigt, braucht die andere hingegen zu ihrem Vorteil unsere Stärke und Einheit (ittihad). Die Feindschaft gegenüber dem Osten {Mit "Osten" ist hier der Islam, mit "Westen" ist die europäische sekularisierte Denkweise gemeint. (A.d.Ü.)} hat die Ausbreitung des Islam erstickt. Sie ist begraben worden und muss begraben werden... Die Feindschaft gegen den Westen war der wichtigste Grund für die islamische Einigung (ittihad) und die Entfaltung der Brüderlichkeit. Sie muss beibehalten werden... Die Versammlung gab spontan ihre Zeichen der Zustimmung. Sie sagten: "Ja, Sie sollten Hoffnung schöpfen! Die lauteste Stimme innerhalb einer zukünftigen Wandlung wird die Stimme des Islam sein!" Wiederum fragt jemand: Katastrophen sind die Folge kapitaler Verbrechen und der Beginn einer Belohnung. {Gott schenkt dem, der seine Strafe verbüßt hat, eine Belohnung. (A.d.Ü.)} Aufgrund welcher Handlungen hat das Schicksal {Schicksal: Qader, (ein Glaubensartikel) das, was Gott für die Menschen bestimmt hatte. (A.d.Ü.)} über die Menschen ein solches Urteil gefällt, sie zur Strafe einer solchen Katastrophe verurteilt? Eine allgemeine Katastrophe entsteht aus den Fehlern der Mehrheit. Was ist derzeit ihre Belohnung? Ich antwortete: "Das beginnt mit der Vernachlässigung der drei wichtigsten Säulen des Islam: Gebet, Fasten, Almosen. Nur eine von vierundzwanzig Stunden will der erhabene Schöpfer von uns für die fünf Gebete täglich. Wir waren nachlässig. Da ließ er uns fünf Jahre lang vierundzwanzig Stunden täglich exerzieren, strapazieren, marschieren. Dies sollte unser Gebet sein. So erwartete Er jährlich nur einen Monat zu fasten von uns. Wir haben uns selbst bedauert. Zur Buße ließ Er uns fünf Jahre fasten. Von den Gütern, die Seine Güte uns geschenkt hat, erwartete Er eines von zehn, ja nur eines von vierzig als Zekat. Wir waren geizig und ungerecht. Da hat Er von uns die aufgelaufenen Sekatsschulden eingesammelt. اَلْجَزَاءُ مِنْ جِنْسِ اَلْمَلِ {"Die Strafe richtet sich nach der Art des Verhaltens"} Unsere derzeitige Belohnung aber ist die, dass er ein Fünftel, das heißt vier Millionen unseres sündigen, frevelhaften Volkes in den Rang von Heiligen erhob, sei es, dass sie als Ghazi (Kämpfer) heimkehrten, oder als Schehit (Zeugen) auf den Schlachtfeldern liegen blieben. Das gemeinsame Unglück, das aus den gemeinsamen Fehlern entstanden ist, löschte die Sünde der Vergangenheit aus. Wieder sagte jemand: "Wenn aber ein Befehlshaber durch seine Schuld das Unglück heraufbeschworen hätte?" Ich antwortete: "Wer von der Katastrophe heimgesucht wurde, erwartet seinen Lohn. Ihm werden entweder die Verdienste des schuldigen Befehlshabers gutgeschrieben, was so gut wie nichts wäre, oder er erhält seinen Lohn aus dem unsichtbaren Schatz. Was aber diesen unsichtbaren Schatz betrifft, so ist er der Lohn für dergleichen Dinge und erhebt in den Rang eines Märtyrers oder Kämpfers. Ich merkte, dass die Versammlung dies gutgeheißen hatte. Ich befand mich in einer erhabenen Stimmung. Ich erwachte erregt und schwitzend und fand mich selbst, sitzend in meinem Bett, meine Hände gefaltet; und so verbrachte ich die Nacht. * * * Bei Bediüzzaman fanden sich keine anderen Bücher (als der Qur'an). Fragte man ihn: "Warum schlägst du nicht in anderen Büchern nach?", antwortete er: "Ich möchte alle Dinge aus dem Qur'an selbst entnehmen und meine eigene Meinung darüber zurückhalten." Zitierte er aus seinen Werken, entnahm er Textstellen, die er für erforderlich hielt, ohne sie zu ändern. Fragte man ihn: "Warum wiederholst du derart wörtlich?", so antwortete er: "Die Wahrheit verdrießt nicht. Ich möchte das Kleid nicht verändern." Es wurde oben bereits kurz erwähnt, dass Bediüzzaman zwölf Traktate über die Wahrheit {(*): Die Werke, die Üstad Bediüzzaman Said Nursi Hazretleri damals in Istanbul und danach zum Teil in Ankara drucken und veröffentlichen ließ, wurden vierzig Jahre später unter dem Titel "Arabische Mesnevi-i Nuriye" als Sammelband herausgegeben. In der Einführung zur Mesnevi-i Nuriye sagt er über dieses Werk: "Weil der 'Alte Said' vor vierzig, fünfzig Jahren sich sehr viel mit Philosophie und Geisteswissenschaften beschäftigte, suchte er um des Wesens der wahren Erkenntnis willen seine Berufung ähnlich den Ordensleuten (tariqat) und Grundlagenforschern. Aber es genügte ihm nicht, so wie die meisten Ordensleute, einzig den Eingebungen seines Herzens zu folgen. Denn sein Geist und Verstand waren bis zu einem gewissen Grade von der Weisheit der Philosophen her angekränkelt und Heilung tat not. Darum wollte er einigen Großen unter den Grundlagenforschern folgen, die sich auf der Suche nach der Wahrheit sowohl nach ihrem Herzen als auch nach ihrem Verstand richteten. Er schaute sich um und sah, dass jeder einzelne unter ihnen seine besonderen Eigenarten hatte, von denen er sich angezogen fühlte. So blieb er denn unschlüssig, welchem von ihnen er folgen solle. Da erhielt er durch Imam Rabbani den verborgenen Wink: "Tauhid sei deine Kible!", das heißt: "Folge nur einem einzigen Meister!" Da kam es dem alten Said in das weitwunde Herz: Der wahre Meister ist der Qur'an. Tauhid-i Kible geschieht durch diesen Meister. So begann er unter der Rechtleitung (irshad) nur dieses heiligen Meisters sowohl mit dem Herzen als auch mit dem Verstand auf eine recht bemerkenswerte Weise den "Weg" (suluk) zu gehen. Ein rastlos-ruheloser Geist (nefs-i emmare) zwang ihn dazu, sich innerlich wie wissenschaftlich durch Ungewissheit und Zweifel hindurchzukämpfen. Nicht mit geschlossenen Augen, sondern wie Imam Ghazali, Mevlana Djelaleddin und Imam Rabbani die Augen des Herzens, Sinn und Verstand geöffnet, wandelte er dort, wo die Ekstatiker die Augen des Verstandes geschlossen haben, offenen Auges auf diesen Stufen. Gott der Gerechte sei unendlich gelobt, dass er durch die Belehrung und Rechtleitung (irshad) des Qur'an den Weg der Wahrheit gefunden hat. Denn der alte Said zeigte durch die Risale-i Nur des neuen, dass er zur Wahrheit des Wortes: وَفِى كُلِّ شَىْءٍ لَهُ اٰيَةٌ تَدُلُّ عَلٰٓى اَنَّهُ وَاحِدٌ ("Jedes Ding trägt ein Zeichen, das die Einheit Gott beweist.") gelangt war. Hatte er wie Maulana Djelaluddin, Imam Rabbani und Imam Ghazali versucht, Herz und Verstand miteinander in Einklang zu bringen, so versuchte er nun, vor allen Dingen Geist und Gemüt von den Wunden zu heilen und seiner Seele vor Irrtum und Einbildung Rettung zu verschaffen. Gott sei Lob, Preis und Dank, dass Er so den Alten Said in den Neuen Said verwandelt hat. Wie die Mesnevi, dessen Original persisch verfasst und später ins Türkische übersetzt wurde, so verfasste auch er gleich einer Art Mesnevi Abhandlungen "Qatre (Tropfen)", "Hubab (Schaum)", "Habbe (Korn)", "Zuhre (Morgenstern)", "Zerre (Stäubchen)", "Schemme (Spur)", in arabischer sowie "Nokta (Punkt)", und "Lemaat (Blitze)" in türkischer Sprache, jede ganz kurz zusammengefasst. Fand er eine Möglichkeit dazu, ließ er sie auch drucken. Es war fast ein halbes Jahrhundert vergangen, seit seine Berufung in der Risale-i Nur ihren Niederschlag gefunden hatte. Aber statt nur innerlich einen Kampf gegen sich selbst und den Teufel zu führen, wurde ihm die Risale-i Nur zu umfangreichen und allgemeinen Arten von Mesnevi, nach außen gerichtet gegen die Philosophen, die auf Irrwegen gehen und zum Wohle für diejenigen, welche ihrer bedürfen und noch unschlüssig sind. Diese Mesnevi wurde zu einem Pflanzenbeet, das wie die Turuk-u hafiye ins Innere der eigenen Seele hineinwirkt. Ihr gelang es, im Inneren von Geist und Gemüt einen Weg aufzutun. ............................................................... Aus der Mesnevi wurde die Risale-i Nur, aus dem Pflanzenbeet ein Garten, mit dem Blick sowohl ins Reich der Seele, als auch, wie bei den meisten Richtungen der Turuk-u Djehriye, zum Horizont eines äußeren Kreises und öffnete überall einen breiten Weg zur Erkenntnis Allahs. Gleich Moses, mit dem Friede sei, mit seinem Stabe schlug diese Mesnevi überall Wasser aus dem Felsen. Der Geist, den diese Risale-i Nur atmet, folgt nicht der Methode der Weisen und Gelehrten, sondern öffnet durch ein verborgenes Wunder des Qur'an in allen Dingen ein Fenster zur Erkenntnis. Er hat das Geheimnis, welches dem Qur'an zu eigen ist, so erfasst, dass er die Arbeit eines Jahres in einer Stunde bewältigen könnte. Deshalb wurde er auch in dieser fürchterlichen Zeit in zahllosen Angriffen der Unbelehrbaren niemals besiegt, sondern er hat gesiegt!} im Qur'an hatte drucken lassen. Von ihnen waren drei, vier in türkischer, die übrigen in arabischer Sprache verfasst. Bis zu dieser Zeit gab es kein einziges Buch, das die Wahrheit in solch einer beispiellosen Art erklärt und beweist. Folge nur einem einzigen Meister Zu der Zeit, die er an der Darü'l-Hikmet verbrachte, vollzog sich in ihm eine geistige Wandlung, über die er in einem seiner später veröffentlichten Werke Folgendes berichtet: "Auf den Kopf des Alten Said in seiner Sorglosigkeit hagelte es fürchterliche Schläge herab. Er dachte an seinen Urteilsspruch 'Der Tod ist wahr.' Er sah sich selbst in Schlamm und Schmutz, erwartete Hilfe, suchte einen Weg, hielt Ausschau nach einem Retter, sah, wie verschieden die Wege waren, zögerte unentschlossen. Da wandte er sich an Scheich Geylani, der ein Gavs-ul Adham ist, griff zu seinem Futuh-ul ghayb, schlug das Buch auf und der Satz sprang ihm die Augen: 'Du bist im Hause der Weisheit (Darul hikmet). Suche einen Arzt, der dein Herz heilen kann!' Das war merkwürdig! Denn ich war damals Mitglied der Darül Hikmet-il'Islamiye. Es war, als sei ich ein Arzt, der sich darum bemüht, die Wunden der Muslime zu heilen. Aber die schwerste Krankheit hatte ich selbst. Ein Kranker muss sich zuerst um sich selbst kümmern, bevor er andere Kranke besuchen kann. So also sagte mir Hazret-i Scheich: "Du selbst bist krank. Suche einen Arzt für dich!" Ich antwortete: "Sei du mein Arzt!" Es war mir, als spräche er selbst zu mir, las das Buch so, als redete es mit mir. Aber sein Buch war fürchterlich. Und schrecklich war es, wie es meinen Stolz zerbrach. Es vollzog in meiner Seele eine fürchterliche Wundoperation. Ich konnte dem nicht länger standhalten. Ich las es bis zur Hälfte, machte es mir zu meinem Gesprächspartner, hatte keine Ausdauer mehr, es zu Ende zu lesen. Ich legte das Buch in den Schrank. Aber danach vergingen die Schmerzen, die diese heilbringende Operation verursacht hatte. Ich bekam Geschmack an diesem Buche meines ersten Lehrers (Ustad), las es jetzt ganz durch und zog einen großen Nutzen daraus. Ich lauschte seinen Hymnen und Gebeten und empfing viel Segen und Gewinn. Danach habe ich die 'Mektubat' vom Imam Rabbani gesehen. Ich nahm sie in meine Hand, bat in reiner Absicht um ein Zeichen und schlug sie auf. Seltsamer Weise gibt es in den ganzen Mektubat nur zwei Stellen, wo von einem 'Bediüzzaman' die Rede ist. Unerwartet öffneten sich mir diese beiden Briefe ('Mektup'). Meines Vaters Name war Mirza und ich sah, dass als Titel auf dem ersten dieser Briefe 'Brief an Mirza Bediüzzaman' geschrieben stand. 'Lobpreis und Dank sei Gott!' sagte ich: diese Rede gilt mir. Ein Beiname des Alten Said war damals 'Bediüzzaman'. Denn außer Bediüzzaman-i Hemedani, der im dritten Jahrhundert nach der Hidjra unter diesem Beinamen berühmt geworden war, kannte ich keine Persönlichkeiten mit diesem Titel. Das heißt, es hatte zu Imams Zeiten noch einen Mann gegeben, dem diese beiden Briefe geschrieben worden waren. Der Zustand dieses Mannes ähnelte meinem eigenen Zustand so, dass ich in diesen beiden Briefen ein Heilmittel für meinen Kummer fand. Der Imam empfiehlt in diesen beiden Briefen das, was er auch in vielen anderen Briefen empfohlen hat, nämlich: 'Tauhid sei deine Kible!" das heißt: "Nimm dir nur einen einzigen Meister, folge ihm nach und kümmere dich um keinen anderen!' Dieser sein wichtigster Rat entsprach meiner Begabung und meinem Geisteszustand nicht. Ich dachte lange nach... sollte ich diesem folgen? oder sollte ich einem anderen folgen? Ich blieb unschlüssig. Jeder von ihnen hatte seine besonderen Eigenarten, von denen ich mich angezogen fühlte. Nur einer von ihnen genügte mir nicht. Während ich noch unschlüssig war, gab Gott der Gerechte meinem Herzen ein: Der Anfang dieser verschiedenen Wege (tariqat), die Sonne inmitten der Planeten und die Quelle, aus der die Bewässerungskanäle gespeist werden, ist der Weise Qur'an, die wahrhaftige Tauhid-i Kible findet sich in ihm. Wenn dem so ist, dann ist er auch der erhabenste Lehrer (murshid) und der heiligste Meister (Ustadh), an dem ich mich festhalte..." {(*): Am Ende dieser Schrift sagt er: "Meine mangelhafte, nicht gesammelte Veranlagung kann sicherlich nicht den Nutzen, den Segen, dem Wasser des Lebens gleich, von diesem wahrhaften Lehrer so aufsaugen wie es sich gebührt. Wir können diesen Segen aber dem Grade der Leute des Herzens (der Sufis) und der Besitzer des Zustandes (der Ekstatiker) entsprechend, dieses Wasser des Lebens, wiederum mit seinem Segen sichtbar machen. Das heißt: diese 'Sözler (Worte)' und 'Nurlar (Lichter)', die aus dem Qur'an entstanden, sind nicht nur wissenschaftliche Fragestellungen, sondern Fragestellungen des Herzens, des Geistes, des (ekstatischen) Zustandes nach dem Glauben und gelten als eine sehr hohe und wertvolle Gotteserkenntnis."} * * * Hier eine Antwort für diejenigen, welche sagen: "Wir sehen, dass Sie wegen des verlorenen Weltkrieges so überaus traurig sind." "Ich habe mein eigenes Leid ertragen. Aber die Schmerzen wegen der Leiden der Muslime haben mich erdrückt. Doch spüre ich, wie die Schläge, die man der islamischen Welt versetzt, zuerst mein eigenes Herz treffen. Darum bin ich so sehr bedrückt. Doch ich sehe ein Licht, dass diese meine Schmerzen vergessen machen wird", sagte er und lächelte dabei. In Istanbul war sein Werk " Khutuvat-i Sitte (Sechs Schritte)" der größte, bedeutendste und wirkungsvollste Dienst an Volk und Vaterland. Damals tobte der Kampf um die Dardanellen. Man zeigte dem englischen Oberkommandierenden nach der Eroberung und Besetzung Istanbuls dieses Werk und informierte ihn darüber, dass Bediüzzaman ihm mit ganzer Kraft Widerstand leiste. Dieser Kommandant, der vor Gewaltanwendung nicht zurückschreckte, hatte zunächst die Absicht, ihn zum Tode zu verurteilen und ihn auf diese Weise aus dem Wege räumen zu lassen. Als man ihm jedoch Mitteilung machte, dies würde in Ost-Anatolien unter den Stämmen dort einen Aufstand um jeden Preis auslösen und ewige Feindschaft gegenüber den Engländern zur Folge haben, sah er sich gezwungen, davon Abstand zu nehmen. Während sich die Engländer darum bemühten, in Istanbul durch ihre Intrigen den Scheichu'l-Islam und einige der übrigen Gelehrten auf ihre Seite zu ziehen, machte Bediüzzaman im Gegensatz dazu überall die Kolonialpolitik der Engländer, ihre Intrigen, ihre historische Feindseligkeit gegenüber der islamischen Welt und den Türken bekannt. Dadurch unterstützte er die nationale Befreiungsbewegung in Anatolien und wurde für sie einer ihrer bedeutendsten Eckpfeiler. * * * Die Regierung in Ankara, die beobachtet hatte, wie durch diese seine so bedeutsamen und erfolgreichen Dienste in Istanbul für das türkische Volk ein so außerordentlich großer Nutzen gewonnen werden konnte, maß Bediüzzaman so viel Wert und Wichtigkeit bei, dass sie ihn nach Ankara einlud. Aber obwohl Mustafa Kemal Pasha ihn durch verschlüsselte Botschaften eingeladen hatte, schrieb er ihm zur Antwort: "Ich will kämpfen, wo es für mich gefährlich ist. Es wäre mir unangenehm, aus sicherer Deckung heraus kämpfen zu müssen. Ich meine, dass es hier noch gefährlicher ist, als in Anatolien." Dreimal schickte man ihm verschlüsselt eine Einladung. Endlich - durch die Vermittlung des alten Gouverneurs von Van, seines Freundes und Abgeordneten Tahsin Bey, eingeladen - entschließt er sich, nach Ankara zu gehen. In Ankara wird er mit großer Begeisterung empfangen. Aber er fand nicht die Atmosphäre, die er erhofft hatte. Er nahm seinen Aufenthalt in der Gegend von Hadji Bayram. Er traf im Parlament eine Gleichgültigkeit gegenüber dem Glauben an und erkannte, dass die Verwestlichung zu einer Gleichgültigkeit gegenüber all den Dingen geführt hatte, die Kennzeichen des Islam sind und auf die das türkische Volk in seiner heiligen Geschichte so stolz ist. So verfasste er für die Abgeordneten eine Erklärung über die Notwendigkeit und die Bedeutung der Grundpfeiler des Islam (ibadet) und besonders die beständige Verrichtung des täglichen Gebetes (namaz) und verteilte sie im Parlament. Nach dieser Rede vor den Abgeordneten schlossen sich denen, die das Gebet verrichten, noch sechzig weitere Abgeordnete an. An Stelle des kleinen Gebetsraumes (namazgâh) wurde ein größerer Saal zur Verfügung gestellt. Im Abgeordnetenhaus in Ankara Dieser Artikel, der den Abgeordneten, allen Kommandanten und den Gelehrten vorgelesen wurde, hatte eine heftige Diskussion mit dem Präsidenten zur Folge. Während einer Kabinettsitzung sagte Mustafa Kemal Pasha eines Tages bei einem Meinungsaustausch unter fünfzig, sechzig Abgeordneten zu Bediüzzaman: "Wir brauchen einen unerschrockenen Hodja wie Sie. Wir haben Sie hierher eingeladen, weil wir uns von Ihrer hohen Meinung einen Nutzen versprochen haben. Sie sind zwar gekommen, aber Sie haben uns zunächst über die Dinge geschrieben, die das Gebet betreffen und uns dadurch in Konflikt gebracht." Auf diese Bemerkung hin gab ihm Bediüzzaman zunächst einmal eine treffende Antwort und sagte dann, zwei Finger in heftiger Erregung ausgestreckt: "Pasha! Pasha! Im Islam ist das Gebet (namaz) die höchste Realität nach dem Glauben (iman). Wer das Gebet nicht verrichtet, ist nicht mehr vertrauenswürdig und verliert die bürgerlichen Ehrenrechte und wird nicht als Zeuge anerkannt." Da bat ihn der Pasha um Entschuldigung und drang nicht weiter in ihn. Während der Zeit, das sich Bediüzzaman in Ankara aufhielt, ließ er keinen Augenblick davon ab, sich um den Aufbau einer Hochschule im Osten (Darü-l'Fünun) zu bemühen, was ja stets sein erstes Ziel gewesen war. Eines Tages sprach er zu der Versammlung der Abgeordneten: "Mein ganzes Leben lang folge ich der Idee dieses Darül'Fünun. Sultan Reschad und die Mitglieder der Ittihad haben mir zwanzig tausend Goldlira dafür gegeben. Fügen Sie noch einmal so viel hinzu..." Daraufhin entschlossen sie sich, ihm hundertfünfzig tausend Lira in Banknoten zu bewilligen. Er sagte daraufhin: "Dies müssen die Abgeordneten unterzeichnen." Manche Abgeordneten sagten aber nun: "Du verfolgst die Linie der Medresse, der reinen Schule der Islamiyet. Heute jedoch muss man sich nach dem Westen richten." Bediüzzaman entgegnete: "Unsere östlichen Provinzen sind in gewisser Weise der Mittelpunkt der islamischen Welt. Deshalb ist an der Seite der neuen Wissenschaften auch die Religionswissenschaft notwendig, ja unerlässlich. Denn die Tatsache, dass die meisten Propheten im Osten und die meisten Philosophen im Westen Anklang gefunden haben, zeigt uns, dass der Aufstieg des Ostens an die Religion gebunden ist. Ihr mögt in anderen Provinzen nur die neuen Wissenschaften lehren; in den östlichen muss auf jeden Fall im Interesse des Volkes und des Landes die Religionswissenschaft die Grundlage sein. Anderenfalls können sich die Muslime, die keine Türken sind, nicht mehr in Wahrheit als Brüder der Türken empfinden. Wir brauchen heute gegenüber so vielen Feinden die gegenseitige Hilfe und Solidarität. Lassen Sie mich Ihnen in diesem Zusammenhang ein wahrheitsgemäßes Beispiel anführen: Ich hatte da einmal einen Schüler, der kein Türke war. Dieser tüchtige und hochintelligente Schüler sagte in seiner Begeisterung, die er mit dem Unterricht in den religiösen Wissenschaften an meiner alten Schule vermittelt bekam, immer: "Ein aufrechter Türke {Ein Mann, der sich an die Vorschriften des Islam hält. (A.d.Ü.)} ist mir mehr ein Bruder und Verwandter als mein sündiger {Einer, der zwischen helal (Erlaubtem) und haram (verwehrtem) nicht unterscheidet. (A.d.Ü.)} Bruder oder Vater." Später studierte der gleiche Schüler unglücklicher Weise nur noch die neuen materialistischen Wissenschaften. Als ich ihm vier Jahre danach - bei meiner Rückkehr aus der Gefangenschaft - wieder begegnete, kam unser Gespräch auch auf die nationale Begeisterung. Er sagte mir: "Ich bevorzuge heute einen Kurden, der ein Ketzer ist, vor einem türkischen Hodja, der ein wahrer Muslim ist." Ich entgegnete ihm: "Oh weh! Ist es mit dir schon so weit gekommen!?" Eine Woche lang habe ich mir mit ihm Mühe gegeben und ihn auch schließlich von seiner falschen Einstellung überzeugt. Er kehrte zu einer alten, echten Begeisterung zurück. Sehen Sie, meine Herren Abgeordneten!... Wie wichtig ist doch der erste Zustand dieses Schülers für das türkische Volk! Ich überlasse es Ihren Überlegungen, wie wenig passend der zweite Zustand für das Wohl des Vaterlandes ist. Das heißt also - einmal angenommen den unmöglichen Fall - Ihr könntet an irgendeinem anderen Ort die weltlichen Dinge den religiösen vorziehen und der Politik einen größeren Wert beimessen als dem Glauben. Ihr müsstet dennoch in den Ostprovinzen der religiösen Bildung einen gewaltigen Wert beimessen. Da diese Darlegungen den Tatsachen entsprachen, setzten 163 Abgeordnete ihre Unterschrift unter diesen Beschluss, nachdem die Gegner den Saal verlassen hatten. * * * Bediüzzaman war in der Hoffnung nach Ankara gekommen, "es werde in der islamischen Welt ein großes Erwachen und einen neuen Frühling geben;" eine Hoffnung, die er schon als Kind gehegt hatte und für deren Wegbereitung er entschlossen war, sein Leben zu opfern und in deren Verwirklichung er das Ziel und die Frucht seines Lebens sah. Er hatte schon in Ost-Anatolien, noch bevor er nach Istanbul ging, und zu einer Zeit, da die Meshrutiyet noch nicht ausgerufen war, mit Hunderten von Gelehrten und anderen Persönlichkeiten diskutiert. Als er dann plötzlich in Istanbul auftauchte, versetzte er die Gelehrten in Erstaunen und die Politiker in Aufregung, was bezeigt, dass er aus dem gleichen Geiste derer war, denen es ein Herzensanliegen war, dem Islam den Weg zu bereiten. Und er hatte auch selbst schon seit langem die Verantwortung für diese Aufgabe und auch die Liebe und Freude dazu in sich verspürt. Gleich nach der Verkündigung der Hürriyet (Freiheit) veröffentlichte er - in der Hoffnung, die Meshrutiyet als Dienerin der Scheriat einsetzen und so in Anatolien und in der islamischen Welt eine große glückliche Zeit heraufführen zu können, Artikel in den Zeitungen und hielt Vorträge; was alles eine Folge dieser seiner oben erwähnten Absicht und Vorstellung war. Wie man aus "El-Hutbetush-Shamiye", "Sunuhat", "Lemaat" und manchen anderen Werken ersehen kann, verkündete er: "in dieser düsteren Zukunft mit all ihren Umwälzungen wird die Stimme des Qur'an einen Widerhall finden, der über alles mächtig und majestätisch ist." Nach dem Untergang des Reiches der Abbassiden nahmen die Türken die Regierung der islamischen Welt in die Hand. Nachdem sie tausend Jahre mit Macht regiert und das Kalifat verwaltet hatten, brach ein Weltkrieg aus, der die ganze Welt in Schrecken versetzte und das osmanische Reich zerstörte. Und nachdem die Feinde des Islam die Hauptstadt besetzt hatten, glaubten sie bereits, sie hätten den Islam zugrunde gerichtet. So also war das, als Bediüzzaman durch die Offenbarung Gottes geführt und mit einem Gnadenerweis Seiner Allmacht in einer außerordentlich bedeutsamen Zeit, da sich eine Bewegung zur Verbreitung des Glaubens anzukündigen schien, nach Ankara ging, in der Hoffnung selbst dabei mitwirken zu können. In der neuen republikanischen Regierung, die mit der Hilfe Gottes und des Wunders des Propheten 🙂 des Qur'ans) die Angriffe der Feinde zurückgeschlagen hatte und an die Spitze von Volk und Staat gelangt war, strebte er danach, das Parlament seine Absicht erklären möge, sich in all seinen Entscheidungen unmittelbar auf die Lehre des Qur'an zu stützen, mit dem Ziel, auf der Einheit der islamischen Welt als Basis aufbauend, eine Kultur im wissenschaftlich-praktischen wie ethisch-moralischen Sinne zu schaffen, wie sie mit Hilfe der erhabenen Kraft in der Wahrheit der Islamiyet gefunden wird. Aber besonders mächtige Hindernisse stellten sich ihm in den Weg. Er hatte bereits sehr wohl verstanden, dass es sich hier um jene Zeit handelte, vor der, was die Welt des Islam betrifft, die Umma seit dreizehn Jahrhunderten als vor einer fürchterlichen Gefahr zu Gott ihre Zuflucht genommen hatte. Und er wusste auch, wer diejenigen waren, die das Feuer der Zwietracht (fitna) schüren. Eines Tages konferierte er zwei Stunden lang mit Mustafa Kemal Pasha im Präsidiumssaal. Er gemahnte ihn daran, dass es für Volk und Vaterland und die islamische Welt großen Schaden bringen werde, wenn man die Kennzeichen des Islam abschaffen wolle, in der Hoffnung, sich unter den Feinden des Islam und der Türken einen Namen zu machen. Wenn es nun schon einmal notwendig sei, eine Revolution hervorzubringen, so müsse diese unmittelbar den Standpunkten der Islamiyet entsprechend ausgerichtet sein und auf dem heiligen Grundgesetz des Qur'an beruhen. Dazu gab er ihm das folgende Beispiel: "Zum Beispiel: Zu einer Zeit, da gesegnete und ehrenwerte Leute, Menschen von Tugend und Vollkommenheit die Ayasofya füllten und sich in den Gängen und an den Türen einige nichtsnutzige Kinder und ein paar ungesittete Schelme herumtrieben und vor den Fenstern und in deren Nähe ein paar neugierige Ausländer, Urlauber und Touristen zuguckten, die sich amüsieren wollten, betrat ein Mann diese Moschee, schloss sich der Gemeinde (der Gläubigen) an und begann mit einer wohllautenden Stimme und auf schöne und angenehme Weise einen Abschnitt aus dem Qur'an vorzutragen, worauf Tausende Kenner der Wahrheit auf ihn aufmerksam wurden und sich ihm voll Hochachtung und Bewunderung zuwandten. So empfing er durch sie und ihr stummes Gebet seinen (himmlischen) Lohn und nur ein paar nichtsnutzigen Kindern und gottlosen Schelmen und den wenigen Ausländern wird (sein Gesang) nicht gefallen. Ginge der Mann aber in diese ehrwürdige Moschee, zu dieser gewaltigen Gemeinde und begönne nun lauthals gemeine, sittenlose, unzüchtige Liedchen zu grölen und dazu zu hopsen und zu tanzen, so würden diese nichtsnutzigen Kinder lachen und den sittenlosen Schelmen würde es gefallen, weil es sie zur Unzucht ermuntert, und er würde den Ausländern ein süffisantes Lächeln entlocken, wenn sie die Fehler im Islam entdeckte und sich darüber freuten. Aber er wird auch von jedem einzelnen dieser ganzen, großen, gesegneten Gemeinde Blicke des Abscheus und der Missbilligung auf sich lenken. Er wird in ihren Augen auf die Stufe der Niedrigsten aller Niedrigen gefallen sein. Genau wie in diesem Beispiel ist auch Asien und die islamische Welt eine gewaltige große Moschee. Und in ihr sind die Leute des Glaubens und der Wahrheit die ehrenwerte Gemeinde dieser Moschee (in unserem Beispiel). Was die nichtsnutzigen Kinder betrifft, so sind es die Speichellecker mit dem Verstand eines Kindes. Die sittenlosen Schelmen sind alle diese fränkisch (d.h. westlich) gesinnten Strolche, die ihr (türkisches) Vaterland und ihren (islamischen) Glauben nicht mehr kennen. Was die Touristen aus dem Ausland betrifft, so handelt es sich hier um Journalisten, die fremdländische Ideen verbreiten. Jeder Muslim aber, besonders wenn er einer von den tugendhaften und vollendeten ist, hat seinen Platz in der Moschee entsprechend seinem Grad und Rang, der allen sichtbar ist, sodass er die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Wenn die Taten und Handlungen (dieses Muslims) aus den heiligen Wahrheiten und den Gesetzen heraus entstehen, die der Weise Qur'an lehrt, und sie der Wahrhaftigkeit und dem Wohlwollen Gottes entsprechen, die das grundlegende Geheimnis des Islam sind, so liest (er in dieser Weise gewissermaßen) innerlich und ohne Worte die qur'anischen Ayat, dann schließt er sich damit innerlich auch in das immerwährende Gebet (vird-i zebani) eines jeden in der islamischen Welt mit ein اَللّٰهُمَّ اغْفِرْ لِلْمُؤْمِنِينَ وَالْمُؤْمِنَاتِ {"Oh Gott vergib allen gläubigen Männern und Frauen!" (Du'a)} und erhält seinen Anteil an ihm und wird so mit der ganzen Gemeinde (umma) brüderlich verbunden. Nur in den Augen einiger törichter Leute, die in die Irre gehen und von denen einige wilde Tieren, andere bärtigen Kindern gleichen, kann einen solchen Wert nicht erkennen. Wenn einer von ihnen sich von seinen Vorvätern lossagt, dem Urgrund, aus dem seine Ehre und seine Geschichte erwächst, auf die er stolz ist, und in seinem Geist die leuchtende Straße seiner rechtschaffenen Vorgänger verlässt, den sie doch für ihren Stützpunkt gehalten hatten, und dann Dinge tut, durch die er seiner eigenen Lust und Laune folgt und wie ein Heuchler nach Ruhm sucht und nach Neuerungen (bid'a) strebt, so wird er in den Augen der Leute der Wahrheit und des Glauben auf die allerunterste Stufe herabsinken. Nach dem Geheimnis اِتَّقُوا فِرَاسَةَ الْمُؤْمِنِ فَاِنَّهُ يَنْظُرُ بِنُورِ اللّٰهِ {"Achte die Einsicht eines Gläubigen, denn er schaut im Lichte Gottes!" (Hadith)} schaut das Herz selbst noch eines einfachen und unwissenden Gläubigen, auch wenn sein Verstand es nicht bewusst wahrnimmt, mit Kälte und Abscheu, auf solche eigensinnige und selbstsüchtige Menschen. Und so steigt denn der Mann, der doch eigentlich fortgetrieben wird, von seinem Willen aufzusteigen und besessen ist von der Gier nach Ruhm, jener zweite Mann, in den Augen einer zahllosen Gemeinde hinab zu den Niedrigsten der Niedrigen. Und gewinnt in den Augen einiger bedeutungsloser, spöttelnder, zuchtloser Schelmen einen vorübergehenden, unansehnlichen Platz. In dem Geheimnis اَ ْلاَخِلاّٰءُ يَوْمَئِذٍ بَعْضُهُمْ لِبَعْضٍ عَدُوٌّ اِلاَّ الْمُتَّقِينَ {"Freunde werden an jenem Tag einer des anderen Feind sein, außer den Aufrechten." (Sure 43, 67)} wird er nur einige wenige falsche Freunde finden, die ihm in dieser Welt ein Schaden, in der Zwischenwelt (berzah) eine Qual und in jener Welt seine Feinde sein werden. Der Mensch in unserem ersten Bild wird, auch wenn er dieses Bestreben etwas besseres zu sein, nicht aus dem Herzen zu reißen vermag, doch unter der Bedingung, dass er ehrlich und aufrichtig (ihlas) nach Gottes Wohlgefallen sucht und sich dieses Bestreben, stets ein Aufsteiger zu sein, nicht zur Richtschnur macht, doch eine Art geistlichen Rang (maqam) erlangen, der ihn, getrieben von seinem Wunsch, mehr zu sein, als nur ein Emporkömmling, voll und ganz zufrieden stellt. Dieser Mensch wird wenige Dinge, ja eigentlich nur sehr wenige Dinge, nur etwas Bedeutungsloses verlieren und an seiner Stelle viele Dinge, und in der Tat sehr viele Dinge, etwas wirklich Wertvolles gewinnen, das keine Gefahr für ihn birgt. Er wird vielleicht einige Schlangen von sich fort jagen und an ihrer Stelle viele gesegnete Geschöpfe zu Freunden gewinnen und Vertrautheit mit ihnen erlangen. Er wird die Hornissen vertreiben, die ihn ja doch nur stechen können, und dafür die gesegneten Honigbienen, diese Serviererinnen süßer Getränke der göttlichen Barmherzigkeit, zu sich hin ziehen. Er wird Honig aus ihrer Hand essen und solche Freunde finden, dass seinem Geist (ruh) durch ihre ständigen Gebete aus allen Teilen der Islamischen Welt Segnungen (feyz) wie Kauthar-Wasser (aus dem Brunnen im Paradies) zu trinken gereicht wird, die ihm im Buch seiner Taten gutgeschrieben werden." (aus dem 29. Brief, 6. Kapitel) Mustafa Kemal Pasha widersprach ihm, verriet ihm auch noch seine wahren Absichten, brachte dabei seine innere Einstellung (hâlet-i ruhiye) zum Ausdruck und versuchte dabei dennoch, ihn auf seine Seite zu ziehen und von dessen Einfluss zu profitieren. Er bot Beiduzzaman unter anderem einen Abgeordnetensitz, die Fortsetzung seiner früheren Tätigkeit an der Daru-l'Hikmet, die Stellung eines Vaiz-i Umumi (des obersten Geistlichen)" an Stelle des Scheichs Sünusi im Osten an, sowie eine eigene Villa und dergleichen Dinge mehr. Bediüzzaman sah, dass ein bedeutender Teil der Berichte, die über Persönlichkeiten der Endzeit überliefert worden waren, zutraf und dass diese fürchterlichen Persönlichkeiten, deren in Erscheinung treten er noch vor der "Hürriyet" in Istanbul durch freie Auslegung der Hadithe vorherverkündigt hatte, innerhalb und außerhalb der islamischen Welt auftraten. Da er jedoch nun einer Empfehlung, die aus einer Überlieferung entstanden ist und die sich an die Anhänger des Qur'an, die sich gegen diese richten und ihnen Widerstand leisten, wendet, indem sie sagt: "Wenn diese Zeit gekommen ist, kann man diese Persönlichkeiten nicht durch die Politik besiegen, sondern ihnen nur mit dem Schwerte des Geistes Widerstand leisten, welches die Lichter des Wunders sind, das der Qur'an ist.", folgte, war er in Ankara zu einer Zusammenarbeit nicht bereit und nahm solche Angebote wie einen Abgeordnetensitz, eine Mitgliedschaft im "Diyanet" (Amt für religiöse Angelegenheiten), gleich dem Daru'l-Hikmeti'l-Islamiye, oder die Stellung eines obersten Geistlichen in den Ostprovinzen, nicht an. Während ihn ein Teil der Abgeordneten noch bis zum Bahnhof begleitete und sich dabei darum bemühte, ihn von seinem Plan, Ankara zu verlassen, abzubringen, erklärte er ihnen, dass er ihrem Wunsche nicht entsprechen könne und verließ Ankara. Er fuhr nach Van. Und dort, - am Fuße des Erek, fern vom gesellschaftlichen Leben - an der Quelle des Zernebad begann er in einer kleinen Höhle sein Leben fortzusetzen. * * * Ein Abschnitt aus der Risale-i Nur über sein Leben in Ankara (aus der "Abhandlung über die Natur", dem 23. Blitz) "...1338 bin ich nach Ankara gegangen. Ich sah, dass sich in die Überzeugung von Leuten des Glaubens, die sich des Sieges der islamischen Armee über die Griechen erfreuten, sehr schlimme atheistische Gedankengänge einzuschleichen begannen, die sie zerstören und vergiften könnten. 'Oh weh!', sagte ich, dieser Drache nagt ja an den Fundamenten unseres Glaubens. Weil diese Ayah ganz offensichtlich die Existenz und Einheit Gottes verständlich macht, habe ich durch sie Hilfe erhalten, aus dem weisen Qur'an ein starkes Zeugnis entnommen und eine arabische Abhandlung geschrieben, die geeignet ist, das Haupt des Atheismus zu spalten. Ich ließ sie in der Druckerei 'Yeni Gün' in Ankara drucken. Weil es aber nur wenige gab, die arabisch konnten und daher diesem Werk auch kaum eine Bedeutung beimaßen, zeigte dieses doch so kurz und treffend formulierte und starke Zeugnis leider keine Wirkung. Dieses atheistische Gedankengut aber entwickelte sich leider und gewann an Macht. ..." * * * Zweiter Teil Das Leben in Barla Die Entstehung der Risale-i Nur Wir haben das bisherige Leben von Ustadh Bediüzzaman Said Nursi von seiner Geburt in Anatolien bis hierher Abschnitt für Abschnitt im Einzelnen gesehen und betrachtet. Nun gelangen wir zu dem, was das Ergebnis und die Frucht seines vierzig-, fünzigjährigen Lebens geworden ist, nämlich den Beginn seiner gewaltigen, weltweiten Lehrtätigkeit, die als eine so ganz außergewöhnliche in die Geschichte eingegangen ist. Es entstand die Risale-i Nur, welche mit ihrem Lichte alle Finsternis des äußerlichen Lebens (z.B. Krieg) wie des innerlichen Lebens (z.B. Unglaube) vertreiben und die Welt erleuchten sollte. Über der Türkei ging eine Sonne auf für die ganze Welt der Wissenschaft und der Erkenntnis. Die Verbannung des Ehrwürdigen Bediüzzaman von den östlichen Provinzen nach West-Anatolien. Entstehung, Abfassung und Herausgabe der Risale-i Nur. Während er noch in Van in der bekannten Höhle lebte, wurde der Osten von Aufständen und Empörung geschüttelt. Als ihn jemand in einem Brief um Hilfe bat und ihm schrieb: "Ihr Einfluss ist sehr stark", schickte er ihm zur Antwort: "Das türkische Volk hat dem Islam seit Jahrhunderten gedient und viele Heilige hervorgebracht. Man darf nicht das Schwert gegen ihre Enkel ziehen. Auch Sie dürfen es nicht ziehen. Verzichten Sie auf diesen Versuch! Das Volk muss auf den rechten Weg geleitet und aufgeklärt werden!" Bediüzzaman wird dennoch von der Regierung wieder nach West-Anatolien verbannt. Noch während Feldjäger damit beschäftigt waren, ihn aus seiner Höhle herauszuholen und nach Anatolien zu bringen, strömten die Leute aus der Umgebung herbei und sagten zu ihm: "Aber ehrenwerter Herr! Verlassen Sie uns doch nicht! Gehen Sie nicht fort! Wenn Sie es wünschen, wird man Sie nicht fortschicken. Wenn Sie es uns gestatten, werden wir Sie nach Arabien bringen." Er aber beruhigte sie alle und sagte zu den Gruppen der bewaffneten, zu dem einfachen Volk und zu den Würdenträgern, die ihn inständig baten: "Ich werde nach Anatolien gehen. Ich will mit ihnen mitgehen." Man bringt ihn zunächst - von Soldaten bewacht - nach Burdur. Dort wird er ständig überwacht; und so so lebte er in Burdur unter ständigen Schikanen das mühevolle Leben eines Gefangenen. Aber er bleibt nicht untätig. In einem dreizehn Lektionen umfassenden Buch mit dem Titel "Erste Pforte des Lichtes ("Nurun ilk kapisi")" fasst er alle die Wahrheiten zusammen, in denen er einige Gläubige unterrichtet, und veröffentlicht dieses Buch heimlich. Dieses Buch wird von begeisterten Gläubigen, die seinen Wert als einen Edelstein der Weisheit zu schätzen wissen, mit der Hand abgeschrieben und auf diese Weise vervielfältigt. Von Seiten der Feinde des Glaubens wird schließlich heimlich ein Bericht abgefasst, in dem es heißt: "Said Nursi bleibt hier auch nicht untätig, sondern hält da religiöse Versammlungen ab." Und so beschließt man denn, ihn nach Barla ein kleines Städchen in der Provinz Isparta zu schicken. Es ist dies eine einsame und verlassene Gegend inmitten von Bergen. Hier, so glaubt man, "In dieser entlegenen Ecke soll er als ein Fremdling einsam, allein und verlassen bis zu seinem Tode ein entsagungsvolles und entbehrungsreiches Leben führen." Während aber Bediüzzaman noch in Burdur weilte, kommt eines Tages der Oberste Kommandierende des Generalstabs, Marschall Fevzi Tjakmak, nach Burdur. Der Gouverneur beklagt sich bei dem Marschall und sagt: "Said Nursi gehorcht nicht der Regierung. Er erteilt denen, die zu ihm kommen, Religionsunterricht." Weil aber Marschall Fevzi Tjakmak weiß, welch geniale Persönlichkeit Bediüzzaman ist, seine Geistesgröße und seine Geradlinigkeit kennt, sagt er: "Bediüzzaman fügt keinem einen Schaden zu. Belästigen Sie ihn also nicht! Behandeln Sie ihn mit Respekt!" Überall dort, wohin auch immer Bediüzzaman verbannt wurde, geben sich die Vertreter der Öffentlichkeit jede nur erdenkliche Mühe, Druck auszuüben und eine schlimme Propaganda zu verbreiten, damit sich die Gläubigen nicht Üstad Bediüzzaman nähern und aus seinen religiösen Unterweisungen einen Gewinn empfangen sollten. Aber Üstads Einfluss wächst ständig und der Wert seiner religiösen Lehren pflanzt sich in der Bevölkerung von Herz zu Herz fort und erfüllt ihre Herzen mit Liebe und Begeisterung für sein Werk. Barla Barla war der erste Ort, an dem die Niederschrift des gesamten Werkes der Risale-i Nur begann, welche ein Sendschreiben ist für die Gläubigen, um ihnen eine geistige Hilfe zu sein. Barla war der Ort, an dem das Licht der Rechtleitung (hidayet) und die Sonne der Glückseligkeit aufging, die aus dem Qur'an erstrahlt, einer fürchterlichen abwegigen und glaubenslosen Strömung entgegen, welche über den Köpfen der islamischen Nation, insbesondere aber dem Volk von Anatolien zusammenschlug. Es war jenes glückselige Barla, wo die Quellen dieser Werke ewiger Glückseligkeit hervorsprudelten, welche Leben und Tod in sich enthalten, eine Barmherzigkeit von Gott, ein Geschenk der Güte des Herrn und eine Huld von Gott dem Gerechten für das gesegnete Anatolien, für die Söhne dieser tapferen islamischen Nation und die Islamische Welt. Bediüzzaman Said Nursi wurde in Barla dauernd unter Druck gehalten, beobachtet und schikaniert. Der eigentliche Grund für seine Verbannung nach Barla war der, ihn von den dichtbevölkerten Städten fernzuhalten und in eine so weit entfernte Ecke abzuschieben, damit die Begeisterung für den Islam, die in seiner Seele brannte, nicht wieder aufflammen könne, um ihn daran zu hindern, mit anderen in Kontakt zu kommen, mit ihnen zu reden und Bücher über den islamischen Glauben zu schreiben. Er sollte untätig dasitzen, den Kampf gegen die Gottlosen unterlassen und seinen Dienst für den Qur'an aufgeben. Bediüzzaman gelang es jedoch, eine Tätigkeit aufzunehmen, die diesen ihren Plänen völlig entgegengesetzt war. Er blieb keinen Augenblick untätig. An einem so abgelegenen Ort wie Barla unterrichtete er den Qur'an und die Wahrheiten des Glaubens und verfasste die Werke der Risale-i Nur. Diese Werke wurden gleichsam wie hinter einem Vorhang herausgegeben. Der Erfolg und dieser Sieg war es, der zu einem ganz großen Triumph wurde. Denn während dieser ganz fürchterlichen glaubenslosen Epoche durfte auch nicht ein einziges wahrheitsgemäßes Buch über den Glauben geschrieben werden. Man trachtete danach, Männer des Glaubens zum Schweigen zu bringen, oder sie zu vernichten. Aber die Gottlosen konnten Bediüzzaman nicht vernichten. Sie konnten die Herausgabe eines islamischen Gesamtwerkes nicht verhindern, das die Herzen und Hirne trotz all ihrer Trägheit in Schwingung versetzte. Während dieser fünfundzwanzig-jährigen Zeit heftiger Verfolgung und völliger Unterdrückung gab es niemanden, der zu einem solchen Werk in der Lage gewesen wäre, wie es das Glaubenswerk war, das Bediüzzaman herausgegeben hat. Bediüzzaman wurde im Jahre 1925/26 nach Barla verbannt. Es waren dies die ersten Jahre in der Geschichte einer vollständigen Unterdrückung, die in der Türkei während eines Zeitraumes von fünfundzwanzig Jahren beständig praktiziert wurde. Die atheistischen Geheimorganisationen verfolgten mit ihren Plänen die Absicht, "die Merkmale des Islam Stück für Stück zum Verschwinden zu bringen, den Geist des Islam auszurotten und die Exemplare des Qur'an einzusammeln und zu vernichten." In dem teuflischen Gedanken, dass ihnen dabei kein Erfolg beschieden sein dürfte, sagten sie: "Wir müssen einen Plan aufstellen, demzufolge eine kommende Generation in dreißig Jahren beginnen wird, alle die Qur'anausgaben mit eigener Hand zu vernichten." und begannen damit, ihren Plan zu verwirklichen. Es herrschten, um den Islam zu vernichten, Verwüstungen und Ausschreitungen, wie man sie in der Geschichte zuvor noch nicht gesehen hatte. Ja sie waren bestrebt, die türkische Nation, welche seit sechshundert Jahren, ja sogar seit der Zeit der Abbassiden, d.h. seit tausend Jahren als Bannerträger des weisen Qur'an gegen alle Welt Widerstand geleistet hatte, die Söhne dieses Landes, dem Islam zu entfremden und zu berauben und alle Brücken, welche die Gläubigen mit ihm verbinden, zu zerstören. Und darin waren sie in der Tat erfolgreich. Dies war kein Einzelfall, sondern ein allgemeines, die ganze islamische Welt umfassendes Geschehen. Es waren umfassende und sehr weitreichende Ereignisse, von denen Millionen von Menschen, unter ihnen aber besonders die Jugend betroffen wurde und die Millionen von Unschuldigen, samt dem Glauben und der Überzeugung von Schülern in eine diesseitige wie jenseitige Katastrophe stürzten, so wie sie auch das ewige Leben der anatolischen Bevölkerung betrifft und aller künftigen Generationen bis zum Jüngsten Tage. In dieser Zeit und in diesen Jahren wurden fürchterliche Umwälzungen und Zerstörungen in Gang gebracht, die sich gegen das Leben einer heldenhaften Nation richteten, die in einer tausendjährigen glänzenden Vergangenheit bezeugt und bewiesen hat, dass sie als Bannerträger des Qur'an zur höchsten Höhe gelangt war. Diese richteten sich auch gegen Islam und Qur'an und man strebte danach, die tausendjährige, von heiligem Bemühen um den Glauben erfüllte glänzende Vergangenheit des berühmtesten Heeres der Welt und die ehrenwerten Vorväter, welche während dieser Zeit begraben worden waren, von der neuen Generation und den Schülern der öffentlichen Schulen in Vergessenheit geraten zu lassen. Indem man ihnen die Brücken zur Vergangenheit zerstörte und sie danach mit trügerischen, nach außen hin glänzenden Worten verführte, bereitete man einem kommunistischen Regime den Boden. An Stelle der Grundsätze einer überaus hohen äußerlichen wie innerlichen Entwicklung und Kultur, wie sie im Wesen der Islamiyet liegen, versuchte man insgeheim vonseiten der Atheisten in einem sehr weit reichenden Rahmen durch Unterricht und Aufklärung die lichtfeindlichen Prinzipien einer aus dem Sumpf geborenen, gottlosen Philosophie, die Gedanken und Ideologien der unmoralischen Schriftsteller und Philosophen zu verbreiten. Das vornehmste Ziel der Feinde des Islam, besonders aber der Kolonialmächte war es, die heldenhafte türkische Nation aus ihren religiösen Bindungen herauszulösen, die islamischen Völker materiell wie geistig zu schwächen und die Länder der islamischen Welt auszubeuten. Sie hatten den Plan, einen von der Islamiyet hinsichtlich Tradition, Brauchtum, Sitte und Moral vollständig entgegengesetzten Zustand zu schaffen; und dieser Plan gelangte leider auch zur Ausführung. So waren denn also die Jahre, in denen Bediüzzaman Said Nursi in Anatolien seinen Dienst am Glauben und Qur'an als Bannerträger für die Risale-i Nur mit Leib und Seele begann. In entsagungsvoller Arbeit war er zum Opfer für den Islam bereit. Es war dies aber auch eine Zeit, da der Atheismus eine Epoche zu prägen begann, wie sie das Antlitz der Erde schrecklicher noch nicht gesehen hatte. Folglich ist es deshalb notwendig, sich diese schreckliche Zeit vor Augen zu halten, wenn man den Dienst Bediüzzamans an der Risale-i Nur betrachten will. Denn auch ein Dienst gering wie ein Stäubchen kann unter solch schwierigen Bedingungen, dergleichen man in der Geschichte noch nicht gesehen hat, einen Wert gewinnen gleich einem Berge; auch ein nur geringer Dienst mag einen großen Wert zum Ergebnis haben. So ist also die Risale-i Nur Frucht und Ergebnis einer solch furchtbaren wie bedeutsamen Zeit. Der Verfasser der Risale-i Nur war während einer fünfundzwanzig Jahre lang herrschenden Zeit eines schrecklichen Vernichtungskampfes gegen den Glauben die bedeutendste Persönlichkeit, die in heiligem Bemühen (djihad) um die Erhaltung des Glaubens fest und standhaft das Feld behauptete und als ein wahrer Führer der Menschheit die Gemeinde (umma) Mohammeds, mit dem Friede uns Segen sei, bis zum Jüngsten Tage einlädt, zum Haus des Friedens zu kommen und ihr auch den Weg dorthin weist. Zudem ist die Risale-i Nur auch das diamantene Schwert des Qur'an, was die Zeit, das Land und die Geschichte als einen absolut sicheren Beweis vor Augen führen. So gelang es also Bediüzzaman mit der Gnade des Wahrhaftigen (Gottes) unter sehr schwierigen Umständen, welche als eine Folge der beklagenswerten, schrecklichen, ja katastrophalen Epoche zustande gekommen sind, die von den Atheisten ausgelöst wurde, das Risale-i Nur Gesamtwerk als eine unzerstörbare, gewaltige, eindruckerweckende Mauer gegen die Angriffe der Gottlosen aufzurichten. Die Risale-i Nur beweist mit unangreifbaren Zeugnissen und mit vernunftgemäßen logischen Argumenten, dass die antireligiösen Philosophien wie Materialismus und Naturalismus unvorstellbar, irrig und unmöglich sind, und bringt selbst noch in der Wolle gefärbte Atheisten (dinsiz feylesof) zum Schweigen! Sie hat einem völligen Unglauben (küfr-ü mutlaq) eine Niederlage zugefügt und eine Welle der Gottlosigkeit zum Stehen gebracht. Und so ist denn die Risale-i Nur in der Tat glanzvoll in die Geschichte eingegangen, begleitet von Schikanen, Qual und Verrat an Bediüzzaman und wurde doch zugleich zur zündenden Flamme und zum Schwert des Islam für diese und für künftige Zeiten. Die Risale-i Nur wurde zur Braut des Geistes und geliebte Schwester der Seele und zur Geliebten des Herzens, zu jener geliebten Seele, für die man in der Not selbst die eigene Seele zum Opfer bringt. Aufgrund dieser Vorrangstellung wurde die Risale-i Nur zu einer Krone der Menschheit und diente zu ihrer Rettung bis auf den heutigen Tag. Die Risale-i Nur ging als ein geistiges Wunder des Qur'an, auf das man in den letzten Jahrhunderten gewartet hatte, auf. Vor allem aber deren Verfasser Bediüzzaman Said Nursi und Millionen seiner Brüder und seiner Schüler umkreisen diese Wahrheit des Qur'an wie die Falter, wurden von ihrem Lichte erleuchtet, haben diese Wahrheiten des Qur'an und des Glaubens in sich aufgesaugt und so ihren Glauben gestärkt und sich entschlossen, bis zum Ende ihres Lebens zu studieren und ihr zu dienen, mit dem Ziel, diese große Wahrheit (haqiqat-i kubra) in der ganzen Welt zu verkünden. Was in der Tat die Türkei als Nation und die Bewohner dieses Landes und die islamische Welt in Ewigkeit in Ehren leben lässt, was sie im Dienste am Qur'an und Islam in der Gegenwart wie auch in der Zukunft als Vorkämpfer in der Welt des Islam und einen bedeutenden Kommandanten in das goldene Buch der Geschichte eingetragen wird, das ist die Risale-i Nur, die Quelle ihres Stolzes. Dieses Werk, in dessen Inhalt eine große Toleranz und allgemeine Gültigkeit zum Tragen kommt, erschienen in Anatolien in mitten der islamischen Welt, das allseits gute Aufnahme fand und überall einen guten Einfluss hat, das nach und nach Anerkennung gewinnt und Verbreitung erlangt, ist Eigentum des Qur'an, Eigentum der islamischen Welt und der Leute des Glaubens und im islamischen Sinne eine Quelle des Stolzes für die Bewohner dieses Landes. Es ist ein Stützpfeiler für die Regierung, die in diesem Lande herrscht und gleichzeitig ein Lehrgedicht gewaltiger Wahrheiten, die man in aller Welt hören wird und die man - inschaa'llah - eines Tages in aller Welt über Radio unterrichten und verkündigen wird. In der Tat ging über der Türkei eine Sonne auf für die ganze Welt der Wissenschaft und Erkenntnis (ilim ve irfan). Diese Sonne, so wie jetzt wieder über uns aufgeht, ist eine Widerspiegelung der Sonne, die vor dreizehn Jahrhunderten über der Menschenwelt aufgegangen ist und dieser Abglanz der Sonne des Geistes, wie sie in jedem Jahrhundert erstrahlt, ist das jüngste Wunder des Geistes, das noch erwartet wurde. Und ihr Einflussbereich ist nicht nur die Welt des Geistes, vielmehr zeigt sie ihre Wirkung (in dieser Welt) auch sichtbar und spürbar. In der Tat besitzt die Risale-i Nur eine gewaltige Wirkung, stärker als Atombomben und dergleichen Waffen, an denen alle Völker der Welt festhalten und auf die sie sich zum Schutze ihres Lebens verlassen. Dass dies so ist, wird jeder sehen, begreifen und bestätigen, der die Nur Risala auch nur teilweise mit den Augen der Wissenschaft und mit Einsicht betrachtet und dem Dienst am Glauben, den Bediüzzaman Said Nursi, der Verfasser der Risale-i Nur, seit dreißig Jahren in Anatolien geleistet hat, seine Aufmerksamkeit schenkt. In den Augen derer, die Einsicht in die Wahrheit gewonnen haben, wurde ihr in der vergangenen Zeit bis zum heutigen Tage seit dem Aufgange der Risale-i Nur ein Dienst erwiesen, dessen Ergebnisse geradezu großartig und über alle Maßen gewaltig sind und milliardenfache Glückwünsche und alle Hochachtung verdienen. In der Tat hat die Risale-i Nur in diesem Lande für eine eingehende Beschäftigung mit dem wahren Glauben (imani tahqiqi) gesorgt, dadurch den Glauben gestärkt, dem Atheismus, der Glaubenslosigkeit, dem Irrglauben und der Ausschweifung Widerstand geleistet und so auf konstruktive Weise gekämpft und all dies überwunden. Sie ist in ihrem großen, ungeteilten und allgemeinen Bemühen um den Glauben zum Erfolg gekommen. Den Nur-Schülern aber, welche zu den einsatzfreudigen Menschen (mudjahid) gehören, wurde kraft eines großen, inneren, hochgeschätzten Geheimnisses, aus dem ihre unabdingbare Treue und ihre Einheit erblüht, ein Blick der göttlichen Barmherzigkeit und Zuwendung zuteil. Es gab diese aufrichtige (ihlas) Gruppe einsatzfreudiger Menschen einem Samenkorn gleich zunächst nur in einem engen Kreis. Gleich wie sich aber in diesem Samenkorn das Wesen des Tubabaumes wiederfindet, dessen Zweige sich über die ganze Welt hin ausdehnen, so ging auch die Risale-i Nur im vierzehnten Jahrhundert nach Mohammed, mit dem der Friede sei - emporgewachsen aus dem Qur'an - über Anatolien auf, entfaltete sich, streckte ihre Zweige über die islamische Welt und die Menschheit aus, verbreitete sich und wird sich noch weiter verbreiten. Da die Risale-i Nur also sich den Weg zu wahrhaftiger Aufrichtigkeit, als auch den Dienst ausschließlich an der Einheit (tauhid) und den Grundsätzen des Glaubens zu ihrer Hauptaufgabe gemacht, hat sie Heiligkeit (kudsiyet) erworben und weil in ihrem Kern alle Wahrheiten des Qur'an und Islams zu finden sind, wurde sie zu einem Lichte der Wahrheit, das jedem Winkel ausfüllen wird. Dadurch gewährleistet sie den Schutz vor den Gefahren der sichtbaren und unsichtbaren Zerstörungen und Verwüstungen der islamischen Nation als eine Mauer des Qur'an und ein Licht des Glaubens, das von der göttlichen Barmherzigkeit ausgeht. Die Risale-i Nur wählte im Kampf mit den Gegnern des Glaubens und des Qur'an den Weg der Überzeugung und der Beweisführung, nicht aber den von Zwang und Streit. Die Risale-i Nur hat in ihren hundertdreißig Bänden das Antlitz der Wahrheit in ihrer ganzen unmittelbaren Klarheit und Deutlichkeit rein und unverhüllt aufgezeigt. Sie hat mit unwiderleglich sicheren Beweisen die Islamiyet, welche die wahre Religion ist und das Wunder des Qur'an gezeigt, der vor der ganzen Weltöffentlichkeit auf dem Gebiet der Ideen und Philosophien die Sonne der Rechtleitung (hidayet) für die Menschenwelt ist. Und sie hat mit logischen Argumenten bewiesen, dass die Grundsätze jeglicher Vollkommenheit und Lebensweisheit und der Entwicklung auf der Erde durch die himmlischen Religionen und durch die Propheten übermittelt wurden. Besonders aber seit der Verkündigung der Religion der Islamiyet wurde die Menschenwelt unter der Führung der islamischen Welt vor dem Abgrund der Unwissenheit errettet und wird es auch weiterhin werden. Was aber die ethischen Qualitäten betrifft, die Dinge von allgemeinem Nutzen und andere menschliche Grundwerte, wie sie in den Natur- und Geisteswissenschaften (felsefe ve hikmet) zum Ausdruck kommen, so beruhen sie darauf, dass sich die aufgehende Sonne des Prophetentums in Herz und Verstand der Menschheit widerspiegelt und in ihnen einen Abglanz zustande kommen lässt, gleich wie die aufgehende Sonne die nächtliche Welt mit ihrem Lichtglanz überstrahlt. Dieser Lichtglanz der wahrhaftigen Philosophie und Weisheit, wie er in der Naturwissenschaft und in der Kunst sichtbar wird, entstand aus der Widerspiegelung der Sonne des Qur'an und der Leuchte des Prophetentums in der Welt der Menschen. "Wach auf Du Welt des Islam! Halte Dich fest am Qur'an! Wende Dich mit Deinem ganzen inneren und äußeren Sein der Religion der Islamiyet zu! Oh Du Sohn Deiner ehrenwerten Vorväter, die als Zeugen einer tausendjährigen Geschichte Diener des Qur'an gewesen sind und das Licht der Islamiyet auf der Erde verbreitet haben! Richte Dich nach dem Qur'an und bemühe Dich, ihn zu lesen und zu verstehen und die Abhandlungen der Risale-i Nur eingehend zu studieren, die ihn erklären und in unserer heutigen Zeit ein Wunder seines Geistes sind! Während deine Zunge der Welt die Ayat des Qur'an zu Gehör bringt, soll auch Deine innere und äußere Haltung und Dein ganzes Verhalten ihren Sinn veranschaulichen. Bringe den Qur'an auch durch Deine Gesinnung (lisan-i hal) zum Ausdruck! Du wirst dann ein König und Herr der Welt und ein Bote des Glücks für die Menschheit sein! Oh Ihr, die Ihr die Söhne und Enkel eurer Vorväter seid, die seit Jahrhunderten der Aufgabe gedient haben, in der Welt die Bannerträger des Qur'an zu sein und darin einen heiligen Ehrenplatz und hohen Rang erlangt hatten! Wacht auf! Es ist ganz und gar nicht vernünftig, noch im Schlaf zu liegen, während in der Welt des Islam der Morgen schon heraufdämmert! Während die islamische Welt erwacht, ist es notwendig, vom Lichte des Qur'an und des Glaubens erleuchtet sich in der Erziehung zur Islamiyet zu vervollkommnen, und an der islamischen Kultur festzuhalten, welche der wahrhaft menschlichen Kultur und Entwicklung dient und sie in seinem Verhalten nach innen und außen zu seiner Führerin anzunehmen, um wieder Führer, Freund und Bruder zu sein. Wissenschaft und Kunst, die aus Europa und Amerika herübergebracht werden, aber in Wirklichkeit zu den Früchten des Islam zählen, müssen wieder im Lichte der Einheit (tauhid) verstanden werden. Wir müssen über sie nachdenken, wie der Qur'an uns belehrt hat und sie im rechten Sinnzusammenhang sehen, d.h. sie im Sinne des Künstlers und Meisters betrachten. Und wir sollen sagen und auch andere dazu anleiten, zu rufen: "Auf, den Lichtern (Nur) entgegen!", d.h. "Der Risale-i Nur nach!", die als ein Wegweiser zur ewigen Glückseligkeit und Unsterblichkeit ein Gesamtwerk des wahren Glaubens und Qur'an ist. Oh meine verehrten Glaubensbrüder, die ihr die Enkel der heldenhaften Soldaten seid, deren asiatische Heere in alten Zeiten die Welt erobert haben! Fünfhundert Jahre geschlafen zu haben, genügt! Der Morgen des Qur'an ist angebrochen! Wacht endlich auf! Wenn Ihr Eure Augen vor der Sonne des ehrenwerten Qur'an verschlossen haltet und in der Wüste eurer Gottvergessenheit (ghaflah) liegen bleibt, werden eure Anarchie und Gottvergessenheit (ghaflah) Euch ausrauben und zugrunde richten. Fallt nicht wie vereinzelte Wassertropfen, die sich vom Strombett des Qur'an getrennt haben, zur Erde! Sonst werden Ausschweifung und die sinnlichen Gelüste moderner Zivilisation Euch, dem Erboden gleich, aufsaugen und verschlingen. Als vereinigte Wassertropfen bildet eine Einheit im Strombett der Glückseligkeit und Sicherheit des ehrwürdigen Qur'an, spült die Ausschweifungen und die Unmoral der Zivilisation hinweg und lasst dafür das Wasser der Wahrheit des Islam strömen, das für dieses Land das Wasser des Lebens ist! Dann möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass die Blumen der Kunst und Wissenschaft im Lichte des Glaubens, getränkt mit dem Wasser der Wahrheit des Islam auf dem Boden einer wahren Kultur erblühen, das Land sich wie eine Rose öffnet und sich voll inneren und äußeren Glückes in einen Rosengarten verwandelt. Wir kehren zu unserer Erzählung zurück. Die Jahre, da Bediüzzaman weisungsgemäß in Barla wohnte und sich dort mit der Abfassung der Risale-i Nur beschäftigte, waren - wie zum Teil schon oben erwähnt - in der Tat Jahre von der Bedeutung, die einem Stäubchen den Wert eines Berges verleiht. So wie unter erschwerenden Umständen in der Eiseskälte des Winters eine Stunde Wache besser ist, als ein ganzes Jahr der Anbetung (ibadet), so waren in dieser furchtbaren Zeit nicht hundertdreißig Abhandlungen, nein, auch nur eine einzige Abhandlung über den Glauben und die Islamiyet schreiben zu können, an die man sich halten kann, war wichtiger und wertvoller als Tausende von Abhandlungen. In dieser Zeit einer alles beherrschenden Glaubensfeindlichkeit bemühte man sich in der Tat, religiöse Menschen in Verruf zu bringen. Ja man plante sogar, sämtliche Qur'an-Exemplare zu vernichten und - so wie in Russland - die Befolgung aller religiösen Grundsätze zu verhindern. Weil man aber eine Gegenreaktion der islamischen Bevölkerung als mögliches Ergebnis ins Auge fassen musste, nahm man wieder davon Abstand und fasste statt dessen folgenden Plan: "Die Jugend, die wir in unseren Schulen nach neuen Erziehungsmethoden ausbilden werden, wird dem Qur'an völlig entfremdet sein, und in der Folge dessen wird die Verbundenheit des Volkes von der Islamiyet abgeschnitten werden." Die Quelle der schrecklichen Verführung, welche durch diese fürchterliche Pläne beabsichtigt war, ist in der Tat unter den Führern und Männern der atheistischen Strömungen im Ausland zu suchen, welche die Gegner und Feinde der heutigen religiösen Entwicklung sind. Wir überlassen es jedoch den wahrheitsliebenden Geschichtsforschern der Zukunft und den islamisch-türkischen Schriftstellern, jene furchtbaren Dinge in ihren Hintergründen und Einzelheiten aufzudecken und sie jetzt unter dieser vergleichsweise freiheitlich-demokratischen Regierung zu veröffentlichen. Es ist unsere Pflicht, uns einzig und allein mit der Wahrheit des Glaubens und des Qur'an zu beschäftigen. Denn die Strömung, der wir folgen, hat ihre Quelle einzig und allein im Glauben und in der Islamiyet. In dieser Zeit der Irrlehren und der Gottlosigkeit lebte Bediüzzaman Said Nursi in der Tat beständig unter Aufsicht und Beobachtung und anderen, ebenso fürchterlichen und außergewöhnlich schwierigen Umständen. Jede Art von Grausamkeit, wie sie Nimrod, der Pharao, Sheddad (ein König vom Stamme Ad im Lande Jemen), Yesid (der arabische König, unter dessen Zwangsherrschaft die Enkel des Propheten ermordet wurden) u.dgl. Tyrannen schlimmer nicht verüben konnten, wurden Bediüzzaman angetan. Und dies geschah fortgesetzt fünfundzwanzig Jahre lang. Damals war die islamische Welt äußerlich arm und in der Hand der Kolonialmächte befangen. Alle diese geheimen Zellen mit ihrer gottlosen Untergrundarbeit entfalteten ihre fürchterliche Tätigkeit sowohl in der Türkei selbst als auch in der übrigen islamischen Welt. Ihr Anhänger unterstützten sie dabei und alle machten gemeinsam Front gegen die Islamiyet. So können wir also in der Risale-i Nur die Ernte einer Zeit erblicken, die, wie zur Glücklichen Zeit die Schlachten von Bedir und Uhud, den Schlüssel zur islamischen Welt darstellten und deren Bedeutung ihrem Werte nach von der Art dieser Kämpfe ist. Der Dienst am Glauben, dessen Werkzeug sie ist, und die inneren Glaubenskämpfe, die sie ausgefochten, waren so gewaltig, wie sie die Geschichte - außer in der Glücklichen Zeit - zu keiner anderen Zeit mehr gesehen hat. Die Hände gebunden spricht Bediüzzaman Said Nursi in der Gefangenschaft, in der Verbannung, aus seiner isolierten Lage heraus als ein sprachgewandter Redner durch die hundertdreißig Teile seiner Risale-i Nur, das Werk, das er verfasst und veröffentlicht hat, in der kleinen Moschee (mesdjid) Anatoliens und in der großen Moschee (djami) der islamischen Welt und wiederholt vor den Moslimen den Unterricht, den er aus dem Qur'an empfangen hat. Als stünde Bediüzzaman Said Nursi an der Spitze des Minaretts des vierzehnten Jahrhunderts islamischer, bzw. zwanzigsten Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung, ruft die künftigen Generationen {(*): Diejenigen, welche mehr als alle anderen ihre Begeisterung für die Risale-i Nur zeigen, das sind die Jugendlichen und die Kinder in ihrer noch unverfälschten Art. Hierfür ein Beispiel unter tausenden von Beispielen: Als wir einmal durch Bolvadin (eine Kreisstadt) fuhren, kamen alle Schüler der Grund- und Mittelschule, ohne Ausnahme aus dem Schulhof gelaufen, umringten den Wagen, sobald sie den Meister kommen sahen, und begrüßten ihn. Sie hießen ihn durch dieses Verhalten willkommen, wünschten ihm Glück und Segen und erwiesen ihm ihre Dankbarkeit. Wir hatten schon kurz davor, noch im Kreis Emirdag, den Meister nach der (verborgenen) Weisheit (hinter dem Verhalten) dieser Kinder gefragt, die - als die die Droschke (fayton), in die er eingestiegen war, vorüberfahren sahen - ohne die Dornen auf den Wegen zwischen den Dörfern von Emirdag zu beachten, so ganz ohne Falsch gelaufen kamen und schon von Weitem "Opa Bediüzzaman, Opa Bediüzzaman!" riefen. Damals antwortete er uns: "Sie können es in ihrer unverdorbenen Art noch nicht mit dem Verstand erfassen, aber sie spüren es schon heute voraussehend in ihrer Seele, dass die Risale-i Nur sowohl ihren Glauben retten, als auch ihr Vaterland und sie selbst vor den schrecklichen Gefahren der Zukunft bewahren wird und empfinden diese Wahrheit in ihren Herzen. Weil aber nun ich der Dolmetscher der Risale-i Nur bin, erweisen sie mir die Liebe und Dankbarkeit, die der Risale-i Nur gebührt und zeigen ihre Begeisterung." Und er sagte, dass er für die Kinder betet. Üstad Bediüzzaman liebt die Kinder sehr. Versammelten sie sich um ihn, kam er ihnen mit Achtung und Wärme entgegen und sagte zu ihnen: "Ihr seid noch unverdorben und darum werden eure Gebete auch angenommen. Betet also für mich!" Das also war der Grund für die offene und herzliche Anteilnahme dieser jungen Leute von Bolvadin, deren Mütter ja alle Nur-Schülerinnen sind.} der Muslime und der ganzen Menschheit, die in kommenden Jahrhunderten künftig Reihe um Reihe bilden (wie zum Gebet) und spricht zu ihnen als der gewaltige Lehrer (Murshid-i a'dham) und große Erneuer (Mudjeddid-i ekber)! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 Abfassung und Veröffentlichung der Risale-i Nur Bediüzzaman Said Nursi Hazretleri hat das gesamte Werk der Risale-i Nur unter solch schwierigen und belastenden Umständen verfasst und hatte solche Hindernisse zu überwinden, wie ihnen kein Mann von Wissenschaft je in der Geschichte begegnet ist. Weil er aber von einer unauslöschlichen Begeisterung, Entschlossenheit und Liebe zu seiner Aufgabe beseelt war, brachte er unter Einsatz all seiner Kräfte, unermüdlich, ohne sich aufreiben oder zermürben zu lassen, mit einer beispiellosen Geduld und Ausdauer, seiner selbst nicht achtend dieses wunderbare Werk der Risale-i Nur zustande, die Volk und Land vor dem Drachen des Atheismus, dem Übel des Sittenverfalls und der Gottlosigkeit bewahren wird - bewahrt hat und noch immer bewahrt und ein großer Führer ist, die islamische Welt und die Menschheit zu erleuchten und den rechten Weg zu weisen. Das Gesamtwerk der Risale-i Nur, das aus hundertdreißig Teilen besteht, wurde in 23 Jahren vollendet. Diese Abhandlungen wurden in einer Zeit sehr großer Not verfasst und jede einzelne Risale enthält, so wie sie niedergeschrieben wurde, ein besonders wirksames Gegengift, will wie ein Heilmittel Genesung bringen. Mit einer solchen Wirksamkeit ausgestattet behandelt es die innerlichen Krankheiten vieler. Wer auch immer sich mit dem Studium der Risale-i Nur befasst, verspürt dabei eine große Begeisterung und ein heftiges Verlangen und verharrt in einem solchen Seelenzustande, als seien diese Abhandlungen nur für ihn allein geschrieben worden. Schließlich ist dieses Werk zustande gekommen, um für alle Menschen in unserer Zeit wie auch in künftigen Zeiten eine Antwort zu geben auf die Bedürfnisse und Erfordernisse des Glaubens, des Islams, des Denkens, des Geistes, des Herzens und des Verstandes und die Glaubenswahrheiten des Qur'an als ein Geschenk darzubieten, das zu befriedigen vermag. Die Risale-i Nur ist ein wahrhaftiger Kommentar des allweisen Qur'an. Die einzelnen Ayat wurden nicht der Reihe nach kommentiert, vielmehr wurden jene Ayat ausgewählt, welche die Glaubenswahrheiten erklären und auf die Probleme der Zeit eine Antwort geben. Es gibt zweierlei Arten der Auslegung (tefthir): zum ersten werden die einzelnen Wörter und Ausdrücke kommentiert; zum zweiten wird die Bedeutung und der Glaubensinhalt der Ayat erklärt und bewiesen. Die Risale-i Nur ist unter den Auslegungen dieser zweiten Art die stärkste, wertvollste, glänzendste und vollkommenste. Dafür gibt es von tausenden von Kritikern und Wissenschaftlern vom Fach solide und handfeste Zeugnisse und Beweise. Die Abfassung und Veröffentlichung der Risale-i Nur erfolgte in einer bis heute noch nie gesehenen Weise. Bediüzzaman Said Nursi beherrschte die Rechtschreibung nicht in dem Maße, dass er sie hätte mit eigener Hand schreiben und vervielfältigen können. Er war ja darin ein halber Analphabet. Er diktierte deshalb schnell seinen Schreibern und schnell schrieben sie es auf. Es gibt wunderbare Werke, die in zehn, zwölf Stunden, ja sogar in ein, zwei Stunden niedergeschrieben wurden. Dabei war er täglich ein, zwei Stunden mit der Abfassung beschäftigt. Die Abhandlungen, die Bediüzzaman verfasst hatte, wurden von seinen Schülern von Hand zu Hand weitergereicht. Die Exemplare wurden kopiert und die abgeschriebenen Exemplare wurden dem Verfasser zurückgereicht. Der Verfasser verbesserte dann die Fehler der Kopisten. Diese Korrekturen führte er durch, ohne die Kopien mit den Originalen zu vergleichen. Auch heute noch korrigiert er Werke, die er vor fünfundzwanzig, dreißig Jahren verfaßt hat, ohne sie mit den Originalen zu vergleichen. Bereits niedergeschriebene Abhandlungen wurden von denen, die aus den umliegenden Dörfern und Kreisstädten kamen, mit großem Interesse und viel Begeisterung aufgenommen. Sie nahmen sie nach Hause mit und vervielfältigten sie handschriftlich. Meister Bediüzzaman verfasste das gesamte Nur-Werk ohne in irgendeinem Buch nachzuschlagen - außer dem Qur'an. Zur Zeit der Abfassung fand man niemals ein Buch bei ihm. Es war Bediüzzaman vergönnt, das Ideal, das der verstorbene Dichter Mehmed Akif in den nachstehenden Versen zum Ausdruck gebracht hat, zu verwirklichen. Ist erst aus dem Qur'an direkt geschöpft die Eingebung, so müssen wir auch den Islam zum Sprechen bringen gemäß der Zeiten Erfahrung! Auch die Umstände der Veröffentlichung der Risale-i Nur hat noch niemals in der Geschichte ihresgleichen gesehen! Es geschah dies folgendermaßen: Es wäre ja nun selbstverständlich notwendig gewesen, die Risale-i Nur, die u.a. auch im Dienste der Bewahrung der Schreibweise des Qur'an steht, gleichfalls in dieser Schreibweise des Qur'an (d.h. mit arabischen Buchstaben) zu veröffentlichen. Nachdem aber die alte Schreibweise verboten worden war, wurden auch die entsprechenden Druckstöcke abgeschafft. Bediüzzaman besaß weder Geld noch Gut. Er war arm und interessierte sich nicht für weltliche Angelegenheiten. Wer seine Abhandlungen handschriftlich vervielfältigte, besaß auch kaum mehr als das zur Deckung seiner notwendigsten Bedürfnisse Erforderliche. Die Schreiber der Risale-i Nur wurden verhaftet, gequält, gefoltert und ins Gefängnis geworfen. Die mit Hilfe der Regierung gegen Bediüzzaman ausgeübte Unterdrückung und Hetzpropaganda verbreitete überall Furcht, sodass die Bevölkerung so sehr argwöhnisch und misstrauisch wurde, dass sie es kaum noch wagte, sich Hazret-i Üstad (dem verehrten Meister) zu nähern und bei ihm Unterricht im theoretischen und praktischen Glaubensleben zu nehmen. Es hatte schon einmal, als Diener des Glaubens und Anbeter der Wahrheit einzig um ihres Glaubens willen ihr Leben am Galgen opfern mussten, sich eine Atmosphäre der Angst und des Schreckens ausgebreitet. In Regierungskreisen herrschte entsetzliche Gewalt und völlige Unterdrückung, sodass alle Frommen zu völligem Schweigen verurteilt waren. Es durfte weder ein aufrichtiges Werk veröffentlicht werden, dass die Glaubenswahrheiten behandelte, noch durften das Volk in diesen Wahrheiten unterrichtet werden. Auf diese Weise bemühte man sich darum, den Glauben des Volkes (Islamiyet, ein Glaube, der zur Zeit des Sultane zugleich auch öffentlich-rechtliche Institution war) in einen entseelten Leichnam zu verwandeln. Unterricht über Lehre und Leben im islamischen Glauben zu erteilen, wurde strikt verboten. {(*): Alle diese gottlosen Aktivitäten wurden von heimlichen Atheisten betrieben, die sich mit der heutigen religiösen Entwicklung nicht abfinden können.} Nun aber wurde diese im Anfang noch so gefährliche Periode dadurch, dass die Risale-i Nur eine so allgemeine Verbreitung gefunden hat, zu ihrem Ende geführt, ihrer Gottlosigkeit der Boden entzogen und die Ketten der Unterdrückung, die das physische (und vor allem das psychische) Leben der Gläubigen in Fesseln gelegt hatten, gesprengt. Die Risale-i Nur hat der Gottlosigkeit das Kreuz gebrochen, sie in ihrer Basis erschüttert und ihren Grundstein zerbrochen. Tatsächlich erglänzte die Risale-i Nur zu damaliger Zeit, leuchtete wie ein Blitz, machte Front gegen die Gottlosigkeit; und dieses Licht des weisen Qur'an wurde sichtbar mit aller Macht und Herrlichkeit, entfaltete sich nun im Geheimen und breitete sich gleichsam wie hinter einem Vorhang aus. Der Glaube der Nur-Schüler, deren Zahl allmählich wuchs und die anhand der Risale-i Nur Unterricht in der Überprüfung des Glaubens (tahqiq-i iman: der durch Überprüfung und Bestätigung als sicher und zuverlässig erwiesene Glaube) erhalten hatten, entfaltete sich und der Mut zur Hingabe an Gott (Islam) und für das Wagnis des Glaubens wurde in ihnen bestärkt. So wie ein Kommandant Hunderten von Soldaten durch sein eigenes mutiges Beispiel Mut einflößt und ihnen Halt und Stütze gibt, so repräsentierte auch Bediüzzaman Said Nursi Hazretleri diese geistige Körperschaft (schahs-i manevi) der Risale-i Nur und trug so an der Spitze von hunderttausenden seiner Schüler (es gibt heute Millionen Nur-Schüler) durch seinen Unterricht in der Überprüfung des Glaubens zur Stärkung des Glaubens bei und gab allen Gläubigen Halt und Stütze und ein gutes Beispiel. Die Nur-Schüler machten durch diesen Glauben ihren idealistischen Einsatz und ihren mutigen Kampf gegen den Atheismus einen starken Eindruck auf das Volk und schärften seine Wachsamkeit. Auf diese Weise vertrieben sie durch die Risale-i Nur aus dem Volke die Furcht, beseitigten seine Zweifel, gaben ihrem Volk und Vaterlande allenthalben Mut, Hoffnung und Lebensfreude und retteten so die Muslime vor der Verzweiflung. Es wird von allen Wahrheitsliebenden ganz ohne Zweifel bestätigt, dass ein Nur-Schüler, der sein Leben nach der Risale-i Nur ausgerichtet hat, ein Hundertfaches zu leisten imstande ist und dem Glauben und dem Islam mehr dient als hundert Prediger. Die Nur-Schüler maßen den Angriffen der Gottlosen und ihrer Schönfärberei, ihrer Propaganda und ihrem Geifer, Unterdrückung und Kerker so wenig Wert bei wie ihr Meister. Furchtlos opferten sie ohne zu zögern im Dienst für Glaube und Islam Leib und Leben und die Risale-i Nur verhalf ihnen dabei, sich um Kinder und Familie keine unnötigen Sorgen zu machen. Nur-Schüler hatten nur dieses eine Ziel im Auge: "In der Absicht, den Glauben zu retten, die Risale-i Nur zu lesen und allein um das Wohlgefallen Gottes zu erlangen, dienen sie dem Glauben und dem Islam im Dienste der Risale-i Nur." Um auf dem Wege zu diesem Ziel erfolgreich zu sein, hielten sie sich in jeglicher Angelegenheit zu jedem Dienst bereit. In der Tat sind die Nur-Schüler davon überzeugt, auf dem Schiff des Herrn, das die Gemeinde Mohammeds ans sichere Ufer bringen werde, ihren Dienst zu tun. Ihr größtes Ziel im Leben besteht darin, dem Qur'an und dem Glauben zu dienen und so der Gemeinde Mohammeds ein Mittler zu Freude und Glückseligkeit zu sein. In den Jahren, da die Risale-i Nur noch handschriftlich vervielfältigt wurde, gab es Menschen, welche die Risale-i Nur abschrieben und verbreiteten, ohne in sieben, acht Jahren auch nur das Haus zu verlassen. Damals waren in der Gegend von Isparta tausende von Nur-Schülern, Männer und Frauen, Kinder und Greise damit beschäftigt, jahrelang die Nur-Werke abzuschreiben und zu vervielfältigen; ja ganz Sav Köyü war eine einzige Nur-Schule mit tausend Schreibfedern. Zwanzig Jahre nach der Abfassung der Risale-i Nur vervielfältigte man sie mit einer Kopiermaschine und fünfunddreißig Jahre danach nahmen die ersten Druckereien ihre Arbeit auf. Insha-a'llah wird man das Gesamtwerk der Risale-i Nur eines Tages mit goldenen Buchstaben schreiben und in verschiedenen Sprachen über Radio ausstrahlen. Dann wird sich das Antlitz der Erde in eine einzige Nur-Schule verwandeln. Bei der Veröffentlichung der Risale-i Nur zeigten auch Frauen einen bedeutenden Idealismus. Ja es gab sogar mutige und tapfere Frauen, die zu Hazret Üstadh kamen und sagten: "Meister! Auch ich werde mich darum bemühen, die gleiche Arbeit zu verrichten, die mein Mann versieht. Denn das geschieht für dich und die Risale-i Nur." So sorgten sie für noch mehr Möglichkeiten, im Dienste der Risale-i Nur zu arbeiten. Sie hielten ihren Männern die Lampe, wenn sie nachts die Risale-i Nur abschrieben und teilten so mit Leib und Seele die Verantwortung (din) und das Vertrauen (iman) ihrer Männer vor Gott. Die Frauen und Mädchen schrieben auch die Risale-i Nur mit der Hand ab, bis ihnen die Augen tränten und leisteten so Schreibdienste in Frömmigkeit und Glauben. Ja es gab sogar solche Frauen unter den Nur-Schülerinnen, welche die Nur-Werke mit Wärme lasen, den übrigen Schwestern im Glauben vorlasen und so diese damit bekannt machten und die auf solche Weise ihr eigenes Leben im Lichte des Glaubens bis zum letzten Atemzug einem guten Ende entgegenführten. Sie verbreiteten "das Licht (Nur)" unter den Frauen weiter, führten viele Frauen im Lichte des Qur'an und des Glaubens zur Erleuchtung und standen somit selbst im Dienste ihres Ideals. Sie lasen selbst die Risale-i Nur, lasen sie auch den anderen vor und stiegen so auf der Stufenleiter des Glaubens empor, bis sie gleichsam die Stufe einer Murschida 🙂 einer geistigen Lehrerin) erreichten. Diese Frauen, welche um nichts Anderes als das Wohlgefallen Gottes bemüht waren, richteten ihr Leben in Reinheit und Aufrichtigkeit auf das strahlende, segenspendende Licht des Qur'an in der Risale-i Nur aus, nährten ihre Herzen mit göttlicher Liebe (muhabbetu'llah) und erlangten so jenen Zustand der Glückseligkeit in dieser und in jener Welt. Wenn sie gemeinsam die Risale-i Nur lasen und hörten, erfüllte deren Wert und Größe in solchem Grade ihre reinen Herzen, dass ihr Inneres von Licht und Segen überfloss, ihren Augen leuchtende Tränen entströmten und sie ganz von einer großen Begeisterung erfasst wurden. Wie glücklich sind noch diese Frauen, denen man immer ein gutes Andenken bewahren wird, weil sie mit heiligem Glauben im Dienste der Risale-i Nur gestanden haben. Möge ihnen Gott auch in jener Welt Sein Licht schenken, ihre Grabstätten dem Paradiese gleich zu Stätten des Lichtes werden und sie im Jenseits bis zur höchsten Stufe emporsteigen lassen. Sie sind in die geistige Gemeinschaft aller Nur-Schüler und deren Gebete mit eingeschlossen und mit ihnen gemeinsam vor allem aber auch in die Gebete von Bediüzzaman Hazretleri und ihre Taten werden auf geheimnisvolle Weise im Buche ihrer guten Werke für sie angerechnet. In ihrer innigen Verbindung zur Risale-i Nur strömen diesen mutigen und tapferen Frauen die Gebete von Millionen Nur-Schülern zu. Weil sie die Risale-i Nur lesen und vorlesen, erwerben sie einen großen geistigen Gewinn und erlangen eine hohe Stufe. Wir glauben und hoffen und beten, dass Gott auch den übrigen Frauen gewähren möge, in der Kraft göttlichen Erbarmens ihnen gleich zu sein. Einsichtige Verleger des "Nur" hatten schon vor fünfunddreißig Jahren in der Risale-i Nur deren hohen Wahrheitsgehalt gesehen, heilige Belehrung aus ihr empfangen und seit dieser Zeit in Aufrichtigkeit und Treue den heimlichen Feinden des Glaubens die Stirn geboten. Obwohl die Häuser dieser mutigen Idealisten häufig durchsucht und sie selbst des öfteren ins Gefängnis geworfen wurden, wo man sie der Folter und einer fürchterlichen Strafe unterzog, betrieben sie in all den Jahren weiterhin mit diamantener Feder die Herausgabe der Risale-i Nur. Obwohl alle irdischen Güter, die sie sich nur wünschen konnten, für sie bereit lagen, so verzichteten sie dennoch auf jede Art persönlichen, weltlichen Vorteils und Eigentums und widmeten ihr Leben dem Dienst an der Risale-i Nur. Wollte man etwa die Frage stellen, aus welchem Grunde die Nur-Schüler eine solche Begeisterung und Stärke gezeigt, so vieles geopfert, darauf verzichtet, soviel Treue und Geduld aufgebracht haben, so ist die Antwort auf diese Frage gewiss die folgende: es war aufgrund der unwiderlegbar hohen Wahrheit in der Risale-i Nur, geschah einzig und allein aus Dienst am Glauben und um des göttlichen Wohlgefallens willen, getrieben von der überwältigenden Glaubenskraft und Überzeugung (ikhlas: Aufrichtigkeit) von Bediüzzaman Hazretleri. Bediüzzaman Said Nursi Hazretleri blieb über acht Jahre in Barla. Die meiste Zeit verbrachte er auf den Feldern oder in den Weinbergen und Gärten. Zwei, drei Stunden weit zog er sich in abgelegene Berge oder Weingärten zurück und verfasste die Risale-i Nur. Daneben korrigierte er die bereits abgefassten Risalen, die in Isparta und Umgebung von Hand abgeschrieben und wieder an ihn zurückgesandt worden waren. Am gleichen Tage erledigte er sowohl die Korrekturarbeiten, legte zugleich auf dem Hin- und Rückweg einen vier- bis fünfstündigen Fußmarsch zurück, verbrachte weitere drei, vier Stunden mit der Neu-Abfassung und bereitete sich dabei häufig auch noch die Mahlzeiten selbst. Dabei wurden die Abhandlungen damals von den ersten Schülern, welche die Risale-i Nur sehnsüchtig erwarteten, an vierzig verschiedenen Orten handschriftlich vervielfältigt. Der Meister lud sich diese Bücher auf seinen Rücken, ging mit ihnen in die Weinberge oder auf die Felder, korrigierte sie dort und kehrte wieder nach Hause zurück. Er wurde zur Verbannung verurteilt, war den furchtbarsten Ungerechtigkeiten seiner Zeit ausgesetzt und durfte auch mit niemandem reden. Doch mitten in einer solchen Armut, in der es ihm an allem und jedem mangelte, wurde ihm der unerschöpfliche Reichtum des Daseins geschenkt. Denn er erfasste jene Glaubenswahrheiten, die sich aus dem Qur'an ergeben und die Welt des Islam und die Menschheit erleuchten und führen und verbreitete sie zu gleicher Zeit. Er widmete seine ganze Arbeitskraft dem Werk, das er verfasste. Es kommt der Tag, da sich diese Werke in Anatolien verbreiten, auch die Zentren der islamischen Welt erfassen, die Aufmerksamkeit der Politiker auf sich lenken und die Ideologien ohne Gott und Glaube zerschlagen werden, die man einem Volk einpflanzen wollte, das jahrhunderte lang in der islamischen Welt als Bannerträger gedient hatte und gegenüber der Strömung der Ungläubigen, den Kritiklosen und Irrgläubigen, die unser Vaterland überschwemmt haben und in der Endzeit die geistige Körperschaft der Rebellen des Irrtums bilden, einen Damm aufrichten und künftigen Generationen die Quelle der Sicherheit ewiger Rettung und Glückseligkeit sein werden. Zu Beginn eines der gewaltigsten Ereignisse der Geschichte, das er nach göttlichem Willen und unter der Führung des Herrn vorbereitet hatte und weil auf ihm die Last eines Auftrags von so hochheiliger Bedeutung ruhte, war er also über allen in Welt und Zeit glückselig und gepriesen. In seiner Art sich (islamisch) zu kleiden, in seiner Zielsetzung und in seinen Idealen veränderte er sich nicht um Haaresbreite und wurde nicht schwankend. Vielmehr hielt er die Fackel der Rechtleitung (hidayet) hoch, um der Welt in ihrer religiösen Überzeugung die Wege zu ebnen und zu ordnen und die Finsternis aus ihr zu vertreiben. Weil sein Dienst und seine Aufgabe in beiden Welten Freude und für die ganze Menschheit Glückseligkeit bedeutete, lebte und wirkte er auch erfüllt und getragen von dieser Begeisterung. * * * In Barla bewohnte der Meister ein Haus, das zwei Räume enthielt. Aber eigentlich hatte er auf Erden überhaupt kein Haus für sich und keine Spanne breit Platz als seinen Besitz über den er hätte verfügen können. Das Haus in Barla, das er acht Jahre lang bewohnte, war die erste Nur-Schule, die dreihundertundfünfzig Millionen Muslimen als Zentrum gilt. Unter dieser Nur-Schule gab es einen Brunnen mit beständig fließendem Wasser. Unmittelbar vor der Nur-Schule stand, diese berührend, ein breit ausladender Ahornbaum, dessen drei mächtige Stämme wie Säulen in den Himmel aufragten. Zwischen den Ästen dieses Ahornbaumes hatte man eine kleine Hütte errichtet. Es war der für Hazret-i Üstad am besten geeignete Aufenthaltsort zur Zeit des Frühlings und des Sommers, sich darin auszuruhen und seine gottesdienstlichen und Kontemplativen Übungen darin zu verrichten. Des Meisters treu ergebene Schüler und die Bewohner von Barla erzählten sich: "Wir haben den Meister in der kleinen Hütte, die sich in den Ästen des Ahorns, dieses gesegneten Baumes vor der Nur-Schule, befindet, in den Nächten damit beschäftigt gesehen, Gott zu loben und zu preisen (tesbihat) und Seines Namens zu gedenken (ezkar). Besonders im Frühling und zur Sommerszeit sahen wir den Meister so zwischen den Tausenden von Ästen und Zweigen dieses gewaltigen Baumes mitten unter den munter und fröhlich umherflatternden Vögeln arbeiten bis zum Morgen. Wir wussten nie, wann er schlief und wann er aufstand." Der Meister war oft krank. Er verlebte viel Zeit in Krankheit und Bedrängnis. Er aß sehr wenig und oft nur so eine Kleinigkeit wie ein bisschen Suppe. Nachts rezitierte er stets einen festen Bestandteil an Suren aus dem Quran (vird: in etwa dem Breviergebet vergleichbar), das "Djevshenu-l'Kebir" genannte berühmte Bittgebet (munadja'at) des Ehrwürdigen Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, Gebete (munadja'at), welche uns von den großen Heiligen wie Scheich Geylani oder Scheich Nakshibandi überliefert worden und solche, die sie aus dem Quran rezitiert hatten (hizb), Lobpreisungen aus der Risale-i Nur und besonders solche, welche als Auszüge aus dem Qur'an die Quelle der Risale-i Nur sind (Hizb-ün Nuriyye), die Bittgebete und Lobpreisungen, die als Ayat aus dem Qur'an einem Blitzstrahl gleich als Meditationsgrundlage (silsile-i tefekkur) dienen und im Neunundzwanzigsten Blitz zusammengefasst sind. Hatte er seine Betrachtungen zu Ende gebracht, beschäftigte er sich wieder mit der Risale-i Nur. Tags aber beschäftigte er sich stets mit dem Studium der Risale-i Nur und mit den Korrekturen. Den Dienst an der Risale-i Nur bevorzugte er vor allen anderen Dingen. Für die Risale-i Nur ließ er, wenn es einmal eine dringende Arbeit zu tun gab, alles andere liegen und vollendete zuerst diese Arbeit. Said Nursi stieg zur Frühlingszeit zu der kleinen Hütte zwischen den Ästen des gewaltigen Ahornbaumes vor seinem Haus hinauf und widmete sich dort seinen Aufgaben, durchwanderte die Welten der Atome und die Sternenwelten (mele-i ala), die die wahre Quelle und der Ursprung aller Wahrheit der Risale-i Nur darstellen, in Kontemplation und Meditation. Ja ist es denn überhaupt möglich, die Gedanken und Gefühle des Meisters zum Ausdruck zu bringen, jene tiefe Freundschaft zu den Bäumen auf den Bergen, die das Geheimnis vom شَجَرَةٌ مُبَارَكَةٌ {"gesegneten Baum"} offenbart, sowohl die zu seinem Ahornbaum als auch die zu dem auf dem Tjam-Berg? Nein, das ist nicht möglich! Gott der Gerechte hat diesen einzigartigen Einsiedler (ferdi ferid) in der Vollkommenheit Seiner Barmherzigkeit mit einem Charakter erschaffen und begnadet, der alle Arten menschlicher Vollkommenheit in sich vereinigt und es war auch Sein göttlicher Wille (irade), dass sich mit diesen Charakterzügen eine überragende Gestalt entwickeln sollte, die Er für alle zu einem Meister (ustad-i kull) in aller Wahrheit machen wollte, einem Meister einer geistigen Körperschaft, der Risale-i Nur, die in dieser Endzeit, aus dem Baum des Islam hervorgewachsen, Tausende von Ästen und Zweigen treibt und Er vereinigte in dieser geistigen Verkörperung der Risale-i Nur einen Lichtreflex und die Manifestation der gesamten islamischen Wahrheit, sodass die Kenner der Wahrheit und die Vollendeten sich voll Begeisterung ihr zuwandten; und so ist Said Nursi, dessen Risale-i Nur ein Brennspiegel der Risalet-i Ahmediye (Botschaft Mohammeds) und der Wahrheit Mohammeds ist, nachdem er sich als ein "Said" (d.h. als ein menschliches Individuum) aufgerieben hatte und vergangen war, doch neu geboren als die gesamte geistige islamische Welt, in die Ewigkeit eingegangen. Und bis zur Auferstehung wird die Risale-i Nur erhalten bleiben und sich ständig weiter entfalten. Ja wäre es denn überhaupt möglich, dass der göttliche Meister, der auch die Mücken erschaffen und in Seiner Majestät und Herrlichkeit auch die Flügel dabei nicht vergessen hat und der in die Zellen dieser Flügel so viel Weisheit und Zweckmäßigkeit hineingelegt hat, sich der Risale-i Nur gegenüber und den Häusern, in denen sie abgefasst wird, gleichgültig verhielte und den Orten, an denen der Nur-Verfasser seine heilige Aufgabe versieht, keine Beachtung schenkte? den Stätten, wo ein solch heiliger Dienst verrichtet wird, den Nur-Schulen und dem gesegneten Baum sein gebührendes Maß an Barmherzigkeit versagen sollte? Nein, das ist überhaupt nicht möglich! In den Sommermonaten stieg Said Nursi Hazretleri, solange er noch in Barla weilte, manchmal auf den Tscham-Berg, wo er eine Zeitlang in der Einsamkeit verblieb. Es war ein ziemlich hoher Berg, auf dem er sich dort befand. Ähnlich seiner kleinen Hütte in dem Ahornbaum vor der Nur-Schule in Barla standen auch auf dem höchsten Gipfel des Tscham-Berges zwei große Bäume und in ihnen eine Behausung mit der Bedeutung einer Nur-Schule. In den Wipfeln dieser Tannen und Zedern beschäftigte er sich mit der Risale-i Nur. So begab er sich von Barla aus meist in diese Wälder, verbrachte lange Zeit darin und kehrte von dort aus wieder nach Barla zurück; und er sagte darüber: "Ich tausche diese Wohnstätten nicht gegen den Yildiz-Palast ein." Wir wollen hier unsere Erzählung abbrechen und an dieser Stelle einige Abhandlungen und Briefe einfügen, die sich auf den Inhalt der Risale-i Nur und sein Leben auf dem oben erwähnten Tscham-Berg und in der Kreisstadt Barla beziehen, wo der Meister die Risale-i Nur abgefasst hat. * * * Vierter Brief بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ ٭ وَاِنْ مِنْ شَىْءٍ اِلاَّ يُسَبِّحُ بِحَمْدِهِ سَلاَمُ اللّٰهِ وَرَحْمَتُهُ وَبَرَكَاتُهُ عَلَيْكُمْ وَعَلٰى اِخْواَنِكُمْ لاَسِيَّمَا... اِلٰى آخِرِهِ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei; und fürwahr, es gibt kein Ding, das nicht lobend Ihn preist." "Gottes Friede, Sein Erbarmen und Segen sei über euch und über eure Brüder in Fülle usw."} Meine lieben Brüder, ich befinde mich gerade in den Tscham-Bergen, auf einem hohen Gipfel, auf dem Wipfel einer riesigen Tanne in meiner Behausung. Die Grausamkeit von Menschen und Bestien ist mir vertraut geworden. Wenn ich einen Wunsch nach der Gesellschaft der Menschen verspüre, seid ihr in meinen Träumen und Gedanken bei mir, wir unterhalten uns miteinander und ich finde meinen Trost bei euch. Wenn nichts dazwischen kommt, möchte ich hier ein, zwei Monate allein bleiben. Wenn ich dann wieder nach Barla zurückkehre, werden wir nach einer Möglichkeit suchen, wie wir zusammen kommen und eurem Wunsch entsprechend miteinander reden können, wonach ich mich mehr sehne als ihr. Ich will jetzt hier auf dieser Tanne ein, zwei Gedanken niederschreiben, die mir in Erinnerung gekommen sind. Erstens: Ein Arcanum privatum (mahrem bir sırr: eine Wahrheit von geheimnisvoller Tiefe, die nur Eingeweihten verständlich wird), das jedoch für euch kein Geheimnis ist. Es handelt sich um Folgendes: So wie ein Teil derer, denen die Wahrheit zuteil geworden ist, den Namen "Vedud 🙂 Freund)" offenbaren und durch die Fenster allen Seins hindurch den "notwendigerweise Seienden (Vadjibu-l'Vudjud)" in überwältigendem Grade unter der Gestalt dieses Namens betrachtet, so wurde diesem eurem Bruder, der doch ein Nichts ist von einem Nichts, der Status verliehen, ausschließlich zur Zeit seines Dienstes am Qur'an und während er der Herold dieser unendlichen Schatzkammer ist, eine Offenbarung der göttlichen Namen "Rahim 🙂 Barmherziger)" und "Hakim 🙂 Allweiser)" zu sein. Alle Sözler 🙂 Worte) offenbaren sich in dieser Gestalt. Inscha-a'llah offenbaren alle "Sözler" das Geheimnis der Ayah: وَمَنْ يُؤْتَ الْحِكْمَةَ فَقَدْ اُوتِىَ خَيْرًا كَثِيرًا {"Wem die Weisheit gegeben wurde, dem wurde mit Sicherheit die Fülle alles Guten gegeben." (Sure 2, 269)} Zweitens: Es kam mir plötzlich das folgende schöne Gedicht in den Sinn, worin über den Nakshi-Orden ausgesagt wird: "Im Nakshibendi Orden muss man auf vier Dinge verzichten: Verzicht auf das Diesseits (als Stätte irdischer Genüsse), Verzicht auf das Jenseits (als Stätte himmlischer Genüsse), Verzicht auf das Dasein (als Wunsch, Wille und Vorstellung aller Genüsse in dieser und in jener Welt), Verzicht auf den Verzicht (auf Diesseits und Jenseits, Da-Sein und Nicht-Sein und überhaupt jede nur mögliche Ausdrucksform des Egoismus). Es kam mir dieser Gedanke in den Sinn und zugleich stieg auch folgende Erinnerung in mir auf: "In dem Orden der Besitzlosen (adjz-i mendi) sind vier Dinge notwendig: vollkommene Armut, vollkommene Unterwerfung (adjz: die Schwachheit des Menschen gegenüber der göttlichen Allmacht), vollkommene Dankbarkeit und vollkommene Hingabe (shauk: die Begeisterung des Herzens für Gott, seinen Herrn), ihr Freunde! (aziz: ein Mensch, der die Heiligkeit Gottes respektiert und Seine göttlichen Geschenke nicht zu irdischen Zwecken missbraucht). Danach fiel mir dieses farbenfrohe und reiche Gedicht wieder ein, das du geschrieben hast: "Betrachte jenen farbenreichen Band aus dem Gesamtwerk der Schöpfung... usw." An dieses Gedicht musste ich wieder denken, als ich den gestirnten Himmel über mir betrachtete. "Ach wäre ich doch ein Dichter und könnte dies vollenden", sagte ich. Aber obwohl ich für Poesie und Dichtung nicht begabt bin, habe ich wieder damit begonnen. Doch konnte ich Poesie und Dichtung nicht gestalten. So wie es mir einfiel, habe ich es geschrieben. Du als mein Erbe magst es in Poesie verwandeln, einen Reim darauf machen. Dies war es, was mir plötzlich einfiel: Lausche der Sterne Gesang, ihrer berauschenden Predigt (hutbe)! Entnimm ihrer leuchtenden Schrift die Weisheit, die sie verkündet! Gekommen sind sie und sagen, alle gemeinsam einen Ausdruck der Wahrheit: {"Wir sind das strahlende Zeugnis des großartigen Königreiches einer allmächtigen Majestät.} Wir sind dafür Zeuge, dass es einen Meister gibt in Seiner Einheit und in Seiner Kraft... Den Engeln gleich betrachten wir vom Himmel herab die Erde, schauen das Antlitz der Erde voll tiefer und feinsinniger Wunder, halten stets das Paradies auch im Blick. Des Himmels tausend aufmerksame Augen sind wir. {(*): Das heißt: So wie die Engel in den himmlischen Welten diese Staunen erregenden Wunder der Macht, diese Blumen des Paradieses in den Gärten und auf den Feldern unserer Erde betrachten, so betrachten auch die Sterne, welche am Himmel die Augen sind, den Engeln gleich, die feinsinnigen Kunstwerken hier auf Erden, schauen in die Welt des Paradieses und erblicken dort die wundervollen unvergänglichen Urbilder jener vergänglichen Abbilder. Die betrachen zu gleicher Zeit Himmer und Erde; das heißt, sie haben einen Blick für beide Welten.} Es wuchs der Tuba-Baum der Schöpfung und seine Äste strecken sich durch einen Spalt der Himmel und seine Zweige bilden die Milchstraße. Schönheit und Majestät heißt die Hand der göttlichen Weisheit, die uns an ihnen aufgehängt hat als seine wundervollen Früchte. Für die Bewohner des Himmels sind wir eine wandelnde Moschee, ein Haus, das seine Kreise zieht und ein erhabenes Nest, ein strahlender Leuchter, ein gewaltiges Schiff; Flugzeugen gleich sind wir alle und ein jeder von uns. Eines Allmächtigen in Seiner Vollkommenheit, eines Allweisen in Seiner Majestät wunderbare Kraft und Staunen erregendes Kunstwerk Seiner Schöpfung, ein Kleinod Seiner Weisheit und Ingenium Seiner Schöpfung, eine Welt voller Licht sind wir, jeder von uns eine Welt aus Licht. So zeigen wir mit hunderttausenden von Zungen hunderttausende Beweise lassen sie vernehmlich werden dem Menschen, der Mensch ist. Mit Blindheit geschlagen das Auge der Gottlosen, vermag es nicht mehr zu schauen unser Antlitz und vernimmt er unsere Stimme nicht. Doch sind wir die Zeichen, die Wahrheit verkünden. Eines ist unsere Prägung, einer unser Siegel. Immerwährend wiederholen wir den Lobpreis unseres Herrn, wir seine Diener gedenken Seines Namens, Ihn verehrend alle Zeit. In Ihm versunken reihen wir uns ein als die Glieder in der Kette der endlosen Milchstraße." اَلْبَاقِى هُوَ الْبَاقِى {"Der Beständige ist der, der bleibt und besteht."} Said Nursi Sechster Brief بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ ٭ وَاِنْ مِنْ شَىْءٍ اِلاَّ يُسَبِّحُ بِحَمْدِهِ سَلاَمُ اللّٰهِ وَرَحْمَتُهُ وَبَرَكَاتُهُ عَلَيْكُمَا وَعَلٰى اِخْوَانِكُمَا مَادَامَ الْمَلَوَانِ وَتَعَاقَبَ الْعَصْرَانِ وَمَادَامَ الْقَمَرَانِ وَاسْتَقْبَلَ الْفَرْقَدَانِ {"Im Namen des Hochgelobten; und fürwahr gibt es kein Ding, das Ihn nicht lobpreist." "Der Friede Allahs, Sein Erbarmen und Sein Segen sei mit Euch beiden und Euren Brüdern, solange Tag und Nacht einander ablösen, die Tage sich neigen, Sonne und Mond einander ablösen und die Polarsterne uns den Weg weisen."} Meine Brüder, die ihr so voll Begeisterung seid und meine Gefährten, die ihr so voller Eifer seid und die Quelle meines Trostes in dieser Fremde, die man die Welt nennt. Denn Gott der Gerechte hat euch ja schon euren Anteil am Verständnis meiner Abhandlungen und Auslegungen geschenkt, die Er mir in Seiner Güte zuteil werden ließ; und darum habt ihr sicherlich auch ein Anrecht darauf, auch an meinen Empfindungen Anteil zu nehmen. Um euch nicht allzu sehr zu betrüben, will ich den überaus leidvollen Teil meines Schmerzes über die Trennung und über die Fremde beiseite lassen und euch nur einen Teil davon erzählen. Es ist nun Folgendes: Ich bin in diesen zwei, drei Monaten ganz allein geblieben. Manchmal fand sich einmal in fünfzehn, zwanzig Tagen ein Gast bei mir ein. Die übrige Zeit bin ich allein. Ja seit fast zwanzig Tagen waren selbst die Hirten in den Bergen hier nicht mehr in meiner Nähe, haben sich zerstreut... So habe ich zur Nachtzeit, auf diesen Bergen, fremd, still, stumm und allein im Raunen und Rauschen der Bäume mich inmitten einer fünffach farbig verschlungenen Fremde gesehen. Erstens: Es ist ein Geheimnis des Alters, dass die überwältigende Mehrheit derer, die mir nahe standen, Freunde und Verwandte, mich in der Fremde allein gelassen hat. Sie sind in die Zwischenwelt (Alem-i Berzah) hinüber gegangen und haben mich hier zurückgelassen. In mir blieb nichts als Heimweh. So öffnete sich mir in dieser Fremde noch ein weiterer Bereich dieser Fremde. Es entstand in mir ein Gefühl der Trennung und der Fremde gegenüber den meisten Geschöpfen, mit denen ich noch im vergangenen Frühling verbunden war und die mich nun verlassen hatten. Und inmitten dieser Fremde öffnete sich mir noch ein weiterer Kreis der Fremde: man hatte mich in die Trennung von meiner Heimat und den Lieben daheim fallen und darin allein gelassen, sodass mich ein Gefühl der Trennung überkam und noch eine neue Fremde in mir geboren wurde. Und in dieser Fremde legte sich mir die Fremde der Nacht und der Berge wie noch eine neue Fremde auf mein Gemüt. Und aus dieser Fremde heraus erkannte ich nun, dass meine Seele (ruh), die bereit ist, aus diesem vergänglichen Gasthaus die Reise in die unendliche Ewigkeit anzutreten, sich hier in einer überwältigenden Fremde befindet. "Fasubhana'llah" (gepriesen sei Gott!) sagte ich da und dachte darüber nach, wie man diese Fremde und Dunkelheit ertragen könne. Da schrie mein Herz: "Oh Herr! Ich bin in der Fremde, ein Nichts, schwach und ohne Macht, ohne Kraft. Alt und krank und hilflos bin ich; und keine Wahl mehr ist mir geblieben. Ich flehe zu Dir um Deine Gnade! Ich suche Deine Vergebung. Vor Deinen Toren, oh Du Mein Gott, stehe ich und rufe zu Dir um Deine Hilfe." Da kamen mir plötzlich das Licht des Glaubens, der Segen des Qur'an und die Freigiebigkeit des Allbarmherzigen zu Hilfe. Sie verwandelten diese fünf Fremdheiten, die mir so voll Dunkelheit gewesen waren und es öffnete sich mir ein lichtvoller, vertrauter Kreis. Mein Mund sprach: حَسْبُنَا اللّٰهُ وَنِعْمَ الْوَكِيلُ {"Allah ist unser Genügen und der vortrefflichste Anwalt."} Mein Herz zitierte die Ayah: فَاِنْ تَوَلَّوْا فَقُلْ حَسْبِىَ اللّٰهُ لآَ اِلٰهَ اِلاَّ هُوَ عَلَيْهِ تَوَكَّلْتُ وَهُوَ رَبُّ الْعَرْشِ الْعَظِيمِ {"Wenn sie sich von dir abwenden, sprich: Allah ist mein Genügen. Es gibt keinen Gott außer Ihm. Auf Ihn vertraue ich und Er ist der Herr des gewaltigen Thrones." (Sure 9, 129)} Auch mein Verstand wandte sich an meine Seele (nefs), die da schrie in ihrer Qual und in ihrer Angst und sagte zu ihr: Lass du Ärmster deine Klagen! Vertraue auf Gott vor dem Unglück!Denn wisse, dass ein Fehler ist, zu klagen, sich im Unglück noch zu plagen. Hast du gefunden den, der dich plagte, wisse:Glück und Freundschaft und ein Geschenk umhüllt dir die Plage. So lass denn nun dein Klagen! Danke!Es lächeln die Rosen. Es freut sich die Nachtigall. Findest du Ihn nicht, dann wisse, dass die Welt liegt in Qualen, Vernichtung in ihr, Zerstörung in ihr. Es droht dir eine Welt voll Unglück 🙂 Hölle)! Was klagst du über dein kleines Missgeschick? Komm doch, vertraue! Voll Vertrauen lache ihr ins Gesicht, der Plage! Auch sie wird lachen, die Plage.Wird lächelnd sich umwandelnd dir entschwinden. Ich sprach auch wie einer meiner Lehrer, Maulana Djelaleddin einmal zu seiner Seele (nefs) gesagt hatte: اُو گُفْتِ أَلَسْتُ وَتُوگُفْتِى بَلٰى شُكْرِ بَلٰى چِيسْتْ كَشِيدَنْ بَلاَ سِرِّ بَلاَ چِيسْتْ كِه يَعْنِى مَنَمْ حَلْقَه زَنِ دَرْگَهِ فَقْرُ وفَنَا {"Er sagte: 'Bin Ich nicht dein Herr?' Du hast gesagt: 'Doch! Du bist mein Herr.' Was also ist nun deine Dankespflicht in 'Bela! 🙂 in jenem Augenblick, wo du ja gesagt hast)'? Was hast du auf dich genommen in 'Bela'? was ruht für ein Geheimnis in 'Bela'?" "Es heißt gleichsam: Ich klopfe an Seine Tür in meiner Armseligkeit und Nichtigkeit."} Nun antwortete mir auch meine Seele: "Wahrlich, meine Hilfsbedürftigkeit und mein Vertrauen und die Zuflucht, die ich in meiner Armseligkeit suche, öffnen in der Tat die Tore des Lichtes und vertreiben alle Finsternis. Gepriesen sei Allah für das Licht des Glaubens und den Islam." Und ich erkannte, welch hohe Wahrheit der folgende Ausspruch von Hikem-i Ataiyye enthält, wenn er sagt: مَاذاَ وَجَدَ مَنْ فَقَدَهُ وَمَاذَا فَقَدَ مَنْ وَجَدَهُ {"Was hat der gefunden, welcher Ihn verloren hat und was hat der verloren, der Ihn gefunden hat?"} Das heißt: "Wer Gott den Gerechten gefunden hat, was kann er noch verlieren? Und wer Ihn verloren hat, was kann er noch gewinnen?" Denn: "Wer Ihn gefunden hat, hat alles gefunden. Wer Ihn nicht gefunden hat, kann nichts mehr finden; und hätte er etwas gefunden, käme es gleich einem Unglück auf ihn herab." Nun verstand ich das Geheimnis des Hadith: طُوبـٰى لِلْغُرَبآَءِ {"Selig sind die Fremdlinge (ghuraba')"} und dankte dafür. Nun also meine Brüder sind diese Fremdheiten, die mir so voll Dunkelheit gewesen waren, durch das Licht des Glaubens wirklich erhellt und erleuchtet worden. Doch wirken sie immer noch in gewissem Grade auf mich ein und haben mir den folgenden Gedanken eingegeben: Ist denn nun, da ich nun einmal ein Fremdling bin, der in der Fremde lebt und in die Fremde geht, meine Aufgabe in dieser Herberge beendet, sodass ich nun euch und meine "Sözler" zu Stellvertretern ernennen und alle meine Bindungen sämtlich abbrechen kann... Dieser Gedanke war mir in den Sinn gekommen und darum hatte ich euch auch gefragt: Sind die bereits niedergeschriebenen "Sözler" schon ausreichend? Fehlt daran noch etwas? Das heißt: Ist meine Aufgabe nun beendet? sodass ich in der Ruhe meines Herzens mich in eine leuchtende, wohltuende, wahrhaftige Fremde stürzen und die Welt vergessen könnte, so wie Maulana Djelaluddin gesagt hat: دَانِى سَمَاعِ چِه بُودْ؟ بِى خُودْ شُدَنْ زِ هَسْتِى أَنْدَرْ فَنَاىْ مُطْلَقْ ذَوْقِ بَقَا چَشِيدَنْ {"Weißt du, was Ekstase (sema') ist? Sich selbst verlieren, in der völligen Vergänglichkeit einen Vorgeschmack der Ewigkeit genießen."} Darf auch ich so sagen und nach einer erhabenen Fremde suchen? Darum also habe ich euch mit dieser Frage belästigt. اَلْبَاقِى هُوَ الْبَاقِى {"Der Beständige ist der, der bleibt und besteht."} Said Nursi * * * Dreizehnter Brief بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ ٭ وَاِنْ مِنْ شَىْءٍ اِلاَّ يُسَبِّحُ بِحَمْدِهِ اَلسَّلاَمُ عَلٰى مَنِ اتَّبَعَ الْهُدٰى وَالْمَلاَمُ عَلٰى مَنِ اتَّبَعَ الْهَوٰى {"In Seinem Namen. Und fürwahr gibt es kein Ding, das Ihn nicht lobpreist." "Friede allen, die der Rechtleitung folgen und Schande über alle, die ihrem Gelüste folgen."} Meine lieben Brüder, Ihr fragt mich so oft nach meinem Befinden, nach meinem Wohlergehen, warum ich mich nicht um einen Ausweis bemühe und warum ich der politischen Lage der Welt gegenüber gleichgültig bleibe. Weil mir aber dergleichen Fragen wiederholtermaßen gestellt wurden und auch in meinem Inneren aufgetaucht sind, sehe ich mich dazu gezwungen, die nachstehenden drei Fragen nicht in der Sprache des Neuen Said, aber doch in der Sprache des Alten Said zu beantworten. Eure erste Frage: Befindest du dich wohl und wie fühlst du dich? Antwort: Dem Herrn sei hunderttausend Mal Dank gesagt dafür, dass Er nach der Überfülle Seiner Erbarmungen alle die Arten von Ungerechtigkeit, welche die Weltleute mir angetan haben, in Arten Seines Erbarmens umgewandelt hat. Und das geschah so: Nachdem ich mich von der Politik und den weltlichen Dingen zurückgezogen hatte, um in einer Berghöhle über das Jenseits nachzudenken, haben die Weltleute in ihrer Ungerechtigkeit mich da wieder herausgeholt und verbannt. Doch der weise und barmherzige Schöpfer hat diese Verbannung für mich umgewandelt und mir Barmherzigkeit erwiesen. Er hat mir dieses Einsiedlerleben auf dem Berg mit der Unsicherheit, der ich dort ausgesetzt war und all den Gründen, die die Reinheit meiner Absicht (ihlas) hätten zerstören können, in eine sichere und aufrichtige Rüstzeit (halvet) in den Bergen von Barla umgewandelt. Während ich mich in Russland in Gefangenschaft befand, fasste ich den Vorsatz (niya) und flehte, mich die letzte Zeit meines Lebens in eine Höhle zurückzuziehen. Er hat mir nach der Überfülle Seiner Erbarmungen Barla als meine Höhle bereitet, mir einer Höhle gleich zum Lohn gegeben. Doch hat Er meinem schwachen Körper die mühselige Anstrengung einer Höhle nicht aufgelastet. Es hatten aber in Barla zwei, drei Männer Verdacht geschöpft. Ich wurde auf Grund dieser Verdächtigungen unter Druck gesetzt. Und dabei hatten doch diese meine Freunde angeblich nur an mein Wohlergehen gedacht. Sie haben aber mit ihren Verdächtigungen sowohl meinem Herzen als auch dem Dienst am Qur'an geschadet. Obwohl die Weltleute allen Verbannten ihre Ausweise gegeben, sie amnestiert und aus den Gefängnissen entlassen haben, haben sie mir ungerechterweise nichts gegeben. Mein Herr, der mich in Seiner Barmherzigkeit in dieser Fremde vor allen Unruhen diese Wirren Zeit bewahrt hat, um mich in meiner Arbeit am Qur'an noch mehr in den Dienst zu nehmen und damit ich über das Licht (envar) des Qur'an in meinen "Sözler" noch mehr niederschreiben könne, hat mein Los umgewandelt und mir so eine große Barmherzigkeit erwiesen. Die Weltleute haben noch dazu alle einflussreichen und mächtigen Führer und Scheiche, die sich in ihre weltlichen Angelegenheiten einmischen könnten, erlaubt, in ihren kleinen und großen Städten zu bleiben und mit ihren Verwandten und überhaupt mit jedermann zu verkehren; mich hingegen haben sie ungerechterweise isoliert und aufs Dorf geschickt. Man hat meinen Verwandten und den Landsleuten aus meiner näheren Heimat, ein, zwei von ihnen ausgenommen, noch nicht einmal eine Besuchserlaubnis erteilt. Mein Schöpfer hat mir diese Isolation in Seiner Barmherzigkeit in ein ganz großes Erbarmen umgewandelt. Dadurch hat Er mir mein Denken rein erhalten, meinen Verstand von jeglicher Verwirrung befreit und mich den Segen aus dem Weisen Qur'an unverfälscht schöpfen lassen. Überdies haben es die Weltleute im Anfang als zu viel angesehen, dass ich in einem Zeitraum von zwei Jahren zwei einfache Briefe geschrieben habe. Ja sogar noch heute sehen sie es gar nicht gerne, wenn alle zehn oder zwanzig Tage oder ein Mal im Monat ein, zwei Gäste kommen, nur um des Jenseits willen (d.h. um über das Himmelreich und andere religiöse Dinge zu sprechen). So setzen sie mich unter Druck. Mein Herr in Seinen Erbarmen und Schöpfer hat mir diese Ungerechtigkeit in Seiner Weisheit in eine Barmherzigkeit umgewandelt. Denn in meiner Isolierung hat Er mir diese heiligen drei Monate 🙂 Redjeb, Sha'ban, Ramadan), aus denen man den inneren Gewinn eines neunzig jährigen Lebens ziehen kann, umgewandelt und einer ersehnten Rüstzeit gleich auferlegt wie ein willkommenes Einsiedlerdasein. Lobpreis und Dank sei Allah für einen jeglichen Zustand und jede Lage. So also ist mein Wohlergehen und wie ich mich befinde... Eure zweite Frage: Warum bemühst du dich nicht darum, einen Ausweis zu erhalten? Antwort: In dieser Angelegenheit wurde ich von der Macht Gottes (qader) gerichtet. Nicht ein weltliches Gericht hat mich verurteilt. Beim Herrn des Schicksals (qader) muss ich vorstellig werden. Erteilt Er mir die Erlaubnis, stellt Er meine Versorgung hier ein, werde ich gehen. Diese Tatsache erklärt sich folgendermaßen: Für jedes Ereignis, das über einen kommt, gibt es zwei Gründe: der eine ist ein äußerlicher, der andere der wahre. Die Weltleute sind der äußerliche Grund dafür, dass man mich hierher gebracht hat. Was aber die Macht Gottes (qader) betrifft, so ist sie der wahre Grund dafür, dass ich zu dieser Rüstzeit verurteilt worden bin. Die äußere Veranlassung hat mir ein Unrecht getan, was aber den wahren Grund betrifft, so bin ich gerecht behandelt. Äußerlich betrachtet hat man sich gedacht: "Dieser Mann setzt sich bis zum Äußersten für die Wissenschaft und den Glauben ein. Vielleicht mischt er sich noch in unsere weltlichen Angelegenheiten ein." Auf Grund dieser Vermutung hat man mich verbannt und mir in dreifacher Hinsicht ein Unrecht getan. Doch die Macht Gottes hat gesehen, dass ich nicht in Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit der Wissenschaft und dem Glauben diene und mich um meinetwillen zu dieser Verbannung verurteilt. Sie hat ihr vielfaches Unrecht in hundertfältiges Erbarmen umgewandelt. Da also nun einmal die Konsequenz (qader) in meiner Verbannung der Richter ist und das Schicksal (qader) gerecht ist, muss ich bei ihm vorstellig werden. Was aber den äußeren Grund betrifft, so ist er in der Tat eine Sache von der Art eines Vorwandes. Das heißt also, dass bei ihnen vorstellig zu werden, sinnlos wäre. Wären sie im Recht, oder hätten sie einen zutreffenden Grund zur Hand, dann könnte ich auch bei ihnen vorstellig werden. Obwohl ich ihre Welt vollständig aufgegeben habe und mich von ihrer Politik ganz und gar abgewandt habe, erfinden sie dennoch Einwände, Ausreden und Verdächtigungen, die ganz gewiss grundlos sind, weshalb ich um nichts weiter bei ihnen nachfragen möchte, um ihren Verdächtigungen nicht einen Anstrich von Wahrheit zu verleihen. Hätte ich dazu Lust verspürt, mich in weltliche Politik einzumischen, deren Fäden in den Händen der Fremden zusammenlaufen, würde es keine acht Jahre, ja vielleicht nicht einmal acht Stunden dauern, bis das durchsickern und sich selbst verraten würde. Doch habe ich seit acht Jahren nicht mehr den Wunsch gehabt, eine Zeitung zu lesen und habe auch keine gelesen. Ich stehe hier schon seit vier Jahren unter Kuratel und nicht ein Tröpfchen ist durchgesickert und hat sich verraten. Das heißt: der Dienst am Weisen Qur'an ist von einer solchen Erhabenheit über alle Politik, dass darinnen kein Platz mehr bleibt, sich zu einer weltlichen Politik herabzulassen, die zum größten Teil aus Lüge besteht. Der zweite Grund dafür, dass ich bei Weltleuten nicht vorstellig werden will, ist der, dass ich kein Recht von denen fordern will, die das Unrecht für Recht ansehen, was auch eine Art Ungerechtigkeit wäre. Diese Art Unrecht zu begehen aber will ich nicht. Eure dritte Frage: Warum verhältst du dich weltlicher Politik gegenüber so gleichgültig? Warum kümmert dich nicht das verbotene Vergnügen dieser Welt? Willst du über diese Vergnügungen wohlwollend hinwegsehen? Oder fürchtest du dich, sodass du schweigst? Antwort: Der Dienst am Weisen Qur'an hat mir die Welt der Politik streng verboten. Ja sie lässt mich sogar jeden Gedanken daran vergessen. Im Gegenteil: mein ganzes Leben ist ein Zeugnis dafür, dass Furcht mich nicht an meinen Platz fesseln und daran hindern konnte, den einmal als wahr erkannten Weg zu beschreiten, mich gar nicht daran hindern kann. Und wovor sollte ich mich denn auch fürchten? Ich bin durch nichts an dieses irdische Leben gebunden außer durch eine Frist. Ich brauche nicht an Frau und Kinder zu denken. Ich brauche nicht an Hab und Gut zu denken. Ich brauche nicht an die Ehre meines Hauses zu denken. Nicht über denen, die mir helfen, Ruhm und Ehre dieser Welt zu bewahren, die ja doch nur aus Heuchelei und trügerischer Berühmtheit bestehen, sei das Erbarmen, nein, vielmehr über denen, die mir helfen, sie zu zerbrechen... Es verbleibt mir noch eine Frist. Sie ruht in den Händen der Majestät (Gottes) des Schöpfers. Wer könnte es wagen, an ihr zu rühren, bevor sie abgelaufen ist? Gewiss gehören wir zu denen, die "einen Tod in Würde vor einem Leben in Schmach bevorzugen." Einer, der so war wie der "alte Said", hat einmal gesagt: وَنَحْنُ اُنَاسٌ لاَ تَوَسُّطَ بَيْنَنَا لَنَا الصَّدْرُ دُونَ الْعَالَمِينَ اَوِ الْقَبْرُ {"Wir sind diejenigen, für die es keinen Mittelweg gibt. Uns gehört entweder ein Ehrenplatz unter den Menschen oder das Grab."} Ja der Dienst am Qur'an hat mir sogar verboten, an das öffentliche und soziale Leben der Menschen zu denken. Das ist folgendermaßen: Das Menschenleben ist eine Reise. Ich habe im Lichte des Qur'an gesehen, dass dieser Weg heute in einen Sumpf hineingeraten ist. In diesem fauligen und schlammigen Sumpfgelände zieht die Schar der Menschen dahin, bald fallend, bald wieder aufstehend. Nur ein Teil von ihnen schreitet auf sicherem Pfad. Ein anderer Teil versucht, sich so weit wie möglich zu behelfen, um sich aus dem Schlamm und dem Sumpf zu befreien. Der größte Teil von ihnen aber watet im Dunkel durch diesen fauligen, schmutzigen, schlammigen Sumpf. Zwanzig Prozent von ihnen schmiert sich gleich wie ein Rausch diesen fauligen Schlamm ins Gesicht und in die Augen, der Meinung, es handele sich um Moschus und Amber... Bald fallend, bald wieder aufstehend setzen sie ihren Weg fort, bis sie ersticken. Achtzig Prozent von ihnen bemerken zwar den Sumpf, verspüren, wie er fault und stinkt, doch in ihrer Ratlosigkeit können sie den sicheren Weg nicht erkennen... Nun aber kann man ihnen zwei Mögliche Hilfen anbieten. Erstens: Man kann diese zwanzig mit einer Keule aus ihrem Rauschzustand erwecken. Zweitens: Man kann den Ratlosen ein Licht zeigen, das ihnen den sicheren Weg weist. Ich sehe aber, dass achtzig Mann für die zwanzig eine Keule in ihren Händen halten. Doch man zeigt diesen hilf- und ratlosen achtzig nicht das Licht der Wahrheit entsprechend... zeigte man es ihnen, würden sie dennoch verunsichert werden, weil die Hand sowohl den Stock als auch das Licht daran hält. Der Mensch in seiner Ratlosigkeit wird unruhig und fragt sich: "Will man mich etwa mit dem Licht anlocken und dann mit dem Stock schlagen der es hält?" Hinzu kommt, dass manchmal durch einen Zwischenfall der Stock zerbricht... Das Licht, das an ihm hängt, entschwindet und verlischt. Nun aber ist dieser Sumpf den Ausschweifungen im menschlichen Gemeinschaftsleben vergleichbar, das in Sorglosigkeit und Irrtum verläuft. Es gleicht einem Rausch, in dem die verstockte Menschheit ihren eigenen Irrtum genießt. Was aber die Ratlosen betrifft, so handelt es sich bei ihnen um solche, die zwar einen Abscheu vor dem Irrtum empfinden, doch sie können nicht aussteigen... sie möchten sich retten, doch sie finden den Weg nicht... es sind ratlose Menschen. Die Keule hinwiederum entspricht den politischen Strömungen. Das Licht aber bezeichnet die Wahrheit des Qur'an. Gegen das Licht aber gibt es keinen Kampf, ihm bringt man keine Feindschaft entgegen. Den gesteinigten Satan ausgenommen gibt es niemanden, der davor Abscheu hätte. So habe ich denn, um das Licht des Qur'an in meiner Hand bewahren zu können, اَعُوذُ بِاللّٰهِ مِنَ الشَّيْطَانِ وَالسِّيَاسَةِ {"Ich nehme meine Zuflucht zu Allah vor dem Satan und vor der Politik."} gesagt, die Keule der Politik weggeworfen und das Licht mit beiden Armen umfasst. Ich habe gesehen, dass es in den politischen Strömungen, sowohl auf Seiten der Regierung wie der Opposition glühende Verehrer des Lichtes gibt. Keine Partei und keine Gruppierung darf vor einem Qur'an-Unterricht zurückschrecken oder ihn in irgendeiner Weise verdächtigen, der auf einer Stufe (maqam) erteilt wird, die hoch und weit über allen politischen Strömungen und jeglicher Parteilichkeit liegt und rein und frei ist von jeglicher Eigensüchtelei und auf das Licht des Qur'an (envar-i Kuraniye) hinweist. Davon ausgenommen sind nur jene Teufel in Menschengestalt oder Wölfe im Schafspelz, die ihren Unglauben und ihre Gottlosigkeit für Politik halten und für sie Partei ergreifen. Elhamdu-li'llah! ich wollte, dass durch meinen Rückzug aus der Politik der Wert der Wahrheiten des Qur'an, die einem Diamanten gleichen, nicht durch den Verdacht, bloße politische Propaganda zu sein, auf den Wert von Glasscherben herabgesetzt wird. Aber vielleicht werden diese Diamanten mit der Zeit ihren Wert in den Augen einer jeden Gruppe zu noch größerem Glanze erhöhen. وَقَالوُا الْحَمْدُ لِلّٰهِ الَّذِى هَدٰينَا لِهٰذَا وَمَا كُنَّا لِنَهْتَدِىَ لَوْ لآَ اَنْ هَدٰينَا اللّٰهُ لَقَدْ جَآءَتْ رُسُلُ رَبِّنَا بِالْحَقِّ {"Und sie sagten: Lob und Preis und Dank sei Allah, der uns bis hierher geführt hat. Stünden wir nicht unter Seiner Führung, könnten wir nicht auf den rechten Weg gelangen. Wahrlich, die Propheten unseres Herrn sind zu uns gekommen mit der Wahrheit."} اَلْبَاقِى هُوَ الْبَاقِى {"Der Beständige ist Er, der bleibt und besteht."} Said Nursi * * * Zweiundzwanzigster Blitz بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen des Hochgelobten."} Dem gerechten Bürgermeister von Isparta, der Justiz und der Polizeibehörde, sowie meinen persönlichsten, innigsten und aufrichtigsten Brüdern gewidmet, biete ich diese kleine so persönliche Abhandlung an, die ich vor zweiundzwanzig Jahren geschrieben habe, als ich mich in Barla, Kreis Isparta, befand, weil sie in Beziehung zu Volk und Regierung steht. Falls es für geeignet erscheinen sollte, mögen einige Exemplare davon mit den neuen oder auch mit den alten Buchstaben getippt werden, damit auch diejenigen, die seit fünfundzwanzig, dreißig Jahren noch nach meinen Geheimnissen suchen und darin forschen, begreifen: Wir haben gar keine versteckten Geheimnisse. Und unser verborgenstes Geheimnis, das ist diese Abhandlung. Sie sollen sie kennenlernen! Said Nursi Drei Hinweise Obwohl diese Abhandlung die Dritte Streitfrage der Siebzehnten Anmerkung innerhalb des Siebzehnten Blitzes wäre, wurde sie wegen ihrer Dringlichkeit und des Umfangs ihrer Fragen und wegen ihrer glänzenden und ausdrucksstarken Antworten als Zweiundzwanzigster Blitz des Einunddreißigsten Briefes in die Sammlung der Blitze eingereiht. Man muss also dieser Abhandlung in diesem Band einen Platz einräumen. Von privatem Charakter ist sie meinen innigsten, aufrichtigsten und treuesten Brüdern zugeeignet. بِسْمِ اللَّهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ وَمَنْ يَتَوَكَّلْ عَلَى اللّٰهِ فَهُوَ حَسْبُهُ اِنَّ اللّٰهَ بَالِغُ اَمْرِهِ قَدْ جَعَلَ اللّٰهُ لِكُلِّ شَيْءٍ قَدْرًا {"Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. Denn wer auf Allah vertraut, dem ist Er sein Genügen. Wahrlich, was Allah sich vorgenommen hat, das erreicht Er; und schon hat Er allen Dingen Seine Bestimmung auferlegt." (Sure 65, 3)} Diese Streitfrage besteht aus drei Hinweisen. Erster Hinweis: Eine wichtige Frage, die mich persönlich und auch die Risale-i Nur betrifft. Es wird von vielen Seiten gesagt: Warum mischen sich die Weltleute bei jeder Gelegenheit in deine religiösen Angelegenheiten ein, obwohl doch du dich niemals in weltliche Angelegenheiten einmischt? Mischt sich denn irgendein Gesetz irgendeiner Regierung in das Leben derer, die sich aus der Welt zurückgezogen haben und als Einsiedler leben wollen? Antwort: Der Neue Said beantwortet diese Frage mit Schweigen. Der Neue Said sagt: "Diese Antwort möge die Vorausschau Gottes geben." Gleichzeitig aber spricht zwangsläufig der Verstand des Alten Said, den er sich vorübergehend geliehen hat: Wer auf diese Frage eine Antwort geben sollte, ist die Regierung von Isparta, sind die Einwohner dieser Stadt. Denn Volk und Regierung dieser Stadt sind von dem, was diese Frage beinhaltet, weit stärker betroffen als ich. Denn warum sollte ich, da nun einmal die Regierung, die aus Tausenden von Personen besteht und ihr Volk, das aus Hunderttausenden von Personen besteht und dazu verpflichtet ist, sich um mich zu kümmern und mich zu verteidigen, unnötigerweise mit meinen Anklägern konferieren und mich selbst verteidigen? Denn seit neun Jahren lebe ich in dieser Stadt und allmählich kehre ich ihren weltlichen Angelegenheiten immer mehr den Rücken. Keiner meiner Lebensumstände ist zugedeckt und keiner meiner Seelenzustände noch bekleidet geblieben. Jede auch noch so private und zur Veröffentlichung am wenigsten geeignete Abhandlung ist in die Hände der Regierung und mancher Abgeordneten geraten. Als ob ich durch mein Verhalten die Weltleute in Angst und Schrecken versetzt, mich in ihre Regierungsangelegenheiten eingemischt, dergleichen vorbereitet oder auch nur beabsichtigt hätte, hat die Regierung dieser Stadt und der Kreis mich neun Jahre lang beobachten lassen und hinter mir her spioniert, und das, obwohl ich zu denen, die zu mir gekommen sind selbst noch über meine Privatangelegenheiten offen gesprochen habe. Doch die Regierung hat sich mir gegenüber schweigend verhalten und sich nicht weiter mit mir befasst. Hätte ich das Glück von Volk und Vaterland zerstört, ihm für die Zukunft irgendeinen Schaden zugefügt und mich auf diese Weise schuldig gemacht, dann sind alle, angefangen vom obersten Gouverneur bis hin zum letzten Polizeikommandanten eines Dorfes seit neun Jahren dafür verantwortlich. Nun müssten sie sich von ihrer Verantwortung wieder rein zu waschen mich verteidigen und denen, die bisher versucht hatten, Kuppeln aus Seifenschaum zu errichten, erklären, dass eine Kuppel eine Seifenblase sei. Ist dem aber so, dann überlasse ich ihnen die Antwort auf diese Frage. Nun aber ist das Volk dieser Stadt in seiner Gesamtheit mehr als ich dazu verpflichtet, mich zu verteidigen, unzwar deshalb, weil wir seit neun Jahren mit Hunderten von Abhandlungen, die einen spürbaren Eindruck hinterlassen haben, aber auch mit der Tat für das ewige Leben in jener, die Stärkung des Glaubens und ein glückliches Leben in dieser Welt für das Volk, das uns ein gesegnetes ist von Gott, Bruder und Freund gearbeitet haben. Es ist niemandem auf Grund dieser Abhandlungen Wirrwarr oder Schaden erwachsen, und dass auf staatlicher oder gemeindlicher Ebene irgendwelche Eigensüchteleien zum Vorschein gekommen wären. Allah sei Dank dafür, dass die Stadt Isparta den segensreichen Status des alten Heiligen Damaskus erworben hat und durch die Risale-i Nur den segensreichen Status, hinsichtlich seiner Kraft überzeugten Glaubens und seiner Festigkeit im Glaubensleben, und den segensreichen Status also von der Art der El-As-har-Universität in Ägypten. Ihre Räume dienen dem Gebet und dem Unterricht in religiösen wie weltlichen Fächern. Sie ist eine theologische Hochschule für die gesamte islamische Welt. Durch die Risale-i Nur wurde es erreicht, dass in dieser Stadt die Stärke des Glaubens und die Begeisterung für die religiösen Verpflichtungen die allgemeine Gleichgültigkeit überwinden halfen. Dadurch ist sie im Vergleich mit allen anderen Städten zu einer hohen religiösen Haltung erstarkt. Deshalb müssen alle Menschen in dieser Stadt, selbst dann, wenn sie glaubenslos sein sollten, mich und die Risale-i Nur verteidigen. Da meine Verteidigung für sie eine sehr bedeutsame Verpflichtung darstellt, für meine Wenigkeit die Aufgabe beendet ist und - Dank sei Allah - Tausende von Schülern an meiner Statt gearbeitet haben und noch heute arbeiten, sehe ich keine Veranlassung mehr dazu gegeben, mein so winzig kleines Recht zu verteidigen. Ein Mann, der so viele tausend Anwälte hat, braucht sich nicht mehr selbst zu verteidigen. Zweiter Hinweis: Antwort auf eine kritische Frage. Von Seiten der Weltleute wird gesagt: Warum spielst du den Beleidigten? Nicht ein einziges Mal bist du bei uns vorstellig geworden; geschwiegen hast du! Du beschwerst dich lautstark über uns und sagst: "Ihr schikaniert mich." Aber bei uns gibt es ein Prinzip, eine eigene Devise als Erfordernis unserer Zeit. Deren Praktizierung aber akzeptierst du nicht für dich. Wer die Gesetze anwendet, kann ungesetzlich nicht handeln; wer sie aber nicht akzeptiert, ist ein Revolutionär. Um es kurz zu machen; in diesem Zeitalter der Befreiung, der Epoche des Republikanismus, die gerade erst begonnen hat, spielst du manchmal den Hodja und manchmal den Einsiedelmann, um die allgemeine Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen und bemühst dich darum, dir außerhalb der Einflusssphäre der Regierung Macht und eine soziale Stellung zu verschaffen, obwohl es doch ein Grundgesetz unserer Regierung geworden ist, zu Gunsten des Gleichheitsprinzips mit der bisherigen Vor- und Gewaltherrschaft, der Unterdrückung auf Grund von Privilegien zu brechen, was du ja schon in deinem ganzen äußeren Gehabe zum Ausdruck bringst und was auch dein bisheriger Lebenslauf beweist. Dieses dein Verhalten mag man, um einen modernen Ausdruck zu gebrauchen, in der Unterdrückung und unter der Despotie der Bourgeoisie gutheißen, aber bei uns haben sich nach der Aufklärung und dem Sieg der Klasse der Proletarier die Grundsätze des endgültigen Sozialismus/Bolschewismus ganz klar gezeigt, was unserer Arbeit sehr gut zustatten kommt und weshalb wir auch diese Prinzipien des Sozialismus akzeptiert haben. Deshalb kommt uns deine Haltung schwer an, läuft unseren Prinzipien zuwider. Deswegen hast du kein Recht, dich wegen der zusätzlichen Auflagen bei uns zu beschweren und auch noch den Beleidigten zu spielen!? Antwort: Wer im gesellschaftlichen Leben der Menschheit einen neuen Weg einschlagen will, kann nichts Gutes zustande bringen, keinen Fortschritt erzielen und keinen Erfolg haben, wenn er sich hier in dieser Welt nicht im Einklang mit den Naturgesetzen befindet. Was er tut, erweist sich als destruktiv und alle seine Handlungen werden ihm als Bosheit angerechnet. In Anbetracht dieser Tatsache erweist es sich als notwendig, den Naturgesetzen zu folgen. Doch dem Gesetz der völligen Gleichheit kann man erst dann folgen, wenn man die Natur des Menschen ändert und die der Erschaffung des Menschengeschlechtes zu Grunde liegende Weisheit abschafft. Ich selbst bin wahrhaftig von Hause aus und meiner Lebensweise nach ein Proletarier und gehöre meinem Wesen und Denken entsprechend zu denen, die das Prinzip der "Gleichheit aller vor dem Gesetz" akzeptieren. Aufgrund meines Mitempfindens und meines islamischen Glaubens opponiere ich seit eh und jäh mit einem tiefen Sinn für Gerechtigkeit gegen die Unterdrückung durch die privilegierte Klasse der Oberschicht, welche man die Bourgeoisie nennt. Deshalb bin ich auch mit meiner ganzen Kraft für absolute Gerechtigkeit und gegen die Unterdrückung und Ausbeutung, gegen Ungerechtigkeit und Despotie. Aber das Wesen des Menschen und die tiefe Wahrheit und Weisheit, die ihr zu Grunde liegt, ist dem Gesetz von der absoluten Gleichheit entgegengesetzt. Denn so wie der allweise Schöpfer, um uns Seine Allmacht und Weisheit in ihrer Vollendung zu zeigen, aus wenigen Dingen eine große Ernte hervorbringt, auf eine einzige Seite viele Bücher schreiben lässt und durch ein einziges Ding viele Aufgaben erfüllen lässt, so lässt Er auch durch das Menschengeschlecht die Aufgaben von tausenderlei verschiedenen Arten (der Schöpfung) wahrnehmen. Dies aber ist nun das gewaltige Geheimnis, dass Gott der Gerechte das Menschengeschlecht in seinem Wesen so erschaffen hat, dass es sich in Tausenden von Arten entfaltet und sich auf tausenden Stufen gleich ebenso vielen voneinander verschiedenen Tiergattungen zeigt. Doch ist der Mensch nicht einem Tier gleich, in seinen äußeren und inneren Fähigkeiten und Empfindungen begrenzt. Gott hat ihm die Freiheit geschenkt und ihm die Fähigkeit verliehen, auf unendlichen Stufen zu schreiten. Obwohl die Menschen in ihrer Gesamtheit nur eine einzige menschliche Gattung bilden, kommen sie dennoch in ihrer Bedeutung Tausenden von Gattungen gleich, weshalb der Mensch auch die Bedeutung eines Stellvertreters Gottes auf Erden, der Frucht der Schöpfung und eines Königs über alles Lebendige erhalten hat. Nun aber finden der Wettbewerb und alle menschlichen Qualitäten, die aus dem wahrhaftigen Glauben entstehen, ihre Ursache in der Mannigfaltigkeit der Arten, welche die so überaus notwendige Hefe zu dessen Entfaltung und das Antriebsaggregat zu dessen Fortentwicklung bilden. Diese menschlichen Qualitäten zu streichen oder auch nur zu nivellieren ist nur dann möglich, wenn man den Menschen in seinem Wesen verändert, seinen Verstand auslöscht, seine Seele zerstört und seinen Geist tötet. Nachfolgend dazu ein absolut zutreffendes Wort, {Eine Anspielung auf seinen Verfasser Namik Kemal. (A.d.Ü.)} würdig, dieser unserer Zeit, die unter dem Deckmantel, eine freiheitlich demokratische Republik begründen zu wollen, eine furchtbare Schreckensherrschaft aufgerichtet hat, in ihr unmenschliches Antlitz zu schlagen, ein Wort, das jedoch fälschlicherweise einer hervorragenden Persönlichkeit, die diesen Schlag nicht verdient hätte, ins Gesicht geschleudert wurde: Wie wäre es denn möglich durch Ungerechtigkeit und Despotie dem Volk zu nehmen sein Recht auf Freiheit und Demokratie! Versuche doch, ob du kannst in der Menschheit auslöschen den Sinn und ihre Sehnsucht nach der Freiheit! Doch an Stelle dieses Ausspruchs will ich dieser unserer Zeit ins Gesicht schleudern: Wie wäre es denn möglich durch die Ungerechtigkeit und Unterdrückung dem Volk die Freiheit der Wahrhaftigkeit zu rauben und sein Recht? Versuche doch, ob du der Menschheit töten kannst das Herz und ihren Sinn für die Wahrhaftigkeit! oder: Wie wäre es denn möglich durch Ungerechtigkeit und Unterdrückung einer Seele alle ihre Vorzüge zu stehlen und ihre Verdienste? Versuche doch, ob du machen kannst zu gewissenlosen Seelen die Menschheit und vernichten alle ihre Werte! Tatsächlich sind diejenigen Werte, die aus dem Glauben hervorgehen keine Quelle der Bevormundung und können auch kein Grund zur Unterdrückung sein. Bevormundung und Gewaltherrschaft auszuüben ist Charakterlosigkeit. So ist denn der bedeutendste Wesenszug eines Mannes von Charakter der, in all seiner Armut, Schwäche und Bescheidenheit teilzuhaben am menschlichen Gemeinschaftsleben. Gott sei Dank hat mein Leben stets diesen Charakterzug getragen und wird auch weiter durch ihn geprägt sein. Ich will mich nicht rühmen zu behaupten, besondere Vorzüge zu besitzen, doch in der Absicht, mit den Worten der Sure: "Verkündige die Gnade deines Herrn" (Sure 93, 11) zu danken, darf ich sagen, dass Gott der Gerechte aus der Fülle Seiner Freigiebigkeit mir den Vorzug geschenkt hat, mich für mich selbst und für andere um das Verständnis von Glaube und Qur'an zu bemühen. Diese Gnade Gottes habe ich Gott sei Dank in meinem ganzen Leben unter Gottes Führung um der islamischen Nation willen und zu deren Glück verwendet; und so wie Unterdrückung und Bevormundung für mich niemals in Frage kamen, so habe ich auch, worauf die Gunst der Massen gerichtet ist und was bei den Leuten als besonders populär gilt und wonach die meisten Gottvergessenen verlangen, auf Grund einer tiefen, entscheidenden Wahrheit verabscheut. Zwanzig Jahre meines früheren Lebens haben die Gunst der Massen und der Applaus des Volkes unerfüllt gelassen, weshalb ich sie für mich als schädlich ansehe. Doch nehme ich dies als ein Zeichen dafür, dass die Risale-i Nur bei ihnen gut angekommen ist und will sie deshalb nicht vor den Kopf stoßen. Nun also ihr Weltleute! Niemals habe ich mich in eure weltlichen Angelegenheiten eingemischt und niemals in irgendeiner Weise gegen eure Grundsätze verstoßen. Neun Jahre Leben in der Gefangenschaft sind Zeugnis dafür, dass ich gar nicht die Absicht und auch nicht den Wunsch danach habe. Als sei ich ein ehemaliger Diktator, der ständig auf eine Gelegenheit wartet und nur mit dem Gedanken an Unterdrückung und Diktatur umgeht, spioniert ihr ständig hinter mir her und schikaniert mich; doch nach welchem Gesetz? Und in welcher Angelegenheit? Kein Staat der Welt dürfte sich eine solche über jedes Maß und Gesetz hinausgehende Handlungsweise erlauben, wie sie ganz offensichtlich auch nicht ein Einziger billigen würde. In einer derart üblen Weise gegen mich vorzugehen, bedeutet nicht nur für mich eine Kränkung, nein, die ganze Menschheit würde euch grollen, wüsste sie davon, ja vielleicht grollt euch die ganze Schöpfung deshalb! Dritter Hinweis: Eine spitzfindige Wahnsinnsfrage. Ein Teil der Regierungsmitglieder sagt: Da du nun einmal hier in diesem Lande lebst, musst du dich auch an die staatlichen Gesetze der Regierung dieses Landes halten. Warum versteckst du dich hinter deinem Einsiedlerleben und versuchst so, dich vor unseren Gesetzen zu drücken? Kurzum: Hinsichtlich unserer heutigen Staatsgesetze verstößt es gegen die Grundlagen unserer Republik, die auf dem Prinzip der Gleichheit basieren, wenn du, den wir doch gar nicht beauftragt haben, dir eine Vorrangstellung anmaßt und den Überlegenen spielst, indem du deinen Einfluss auf einen Teil des Volkes ausübst und es unterdrückst. Warum lässt du dir die Hand küssen, obwohl du doch gar kein entsprechendes Amt inne hast? "Auf mich sollen die Leute hören!", sagst du und maßt dir in deiner Selbstgefälligkeit ein Amt an? Antwort: Wer ein Gesetz anwenden will, sollte es zuerst bei sich selbst anwenden, danach mag er es bei den anderen anwenden. Ihr wendet einen Grundsatz, den ihr bei euch selbst nicht anwendet, bei anderen an und hebt so diesen Grundsatz vor allen anderen zuerst bei euch selbst auf, brecht euer Gesetz, verstoßt gegen es. Denn auf mich wollt ihr ja dieses Gesetz von der absoluten Gleichheit anwenden. Doch ich sage euch: Würde ein einfacher Soldat in der Gesellschaft den gleichen Rang einnehmen wie ein Marschall und würde ihn das Volk mit der gleichen Hochachtung aufnehmen, die es einem Marschall erweist und er das gleiche Entgegenkommen und die gleiche Hochachtung genießen wie jener, oder würde jener Marschall, als begäbe er sich auf die Stufe eines einfachen Soldaten hinab, in seiner äußerlichen Erscheinung das Aussehen dieses einfachen Soldaten annehmen und würde jener Marschall über seine eigentliche Aufgabe hinaus keine persönliche Bedeutung mehr zukommen, ja würde man selbst einen Chef des Stabes, welcher als der Klügste von allen eine Armee zum Sieg geführt hatte, im allgemeinen Interesse, in der Hochachtung, die man ihm entgegenbringt und in der Verehrung, die er genießt, einem einfältigen Soldaten gleich behandeln, dann könntet ihr auch zu mir - eurem Gleichheitsgesetz entsprechend - sagen: "Nenne dich nicht einen Hodscha! Billige es nicht, dass man dir Ehre erweist! Stelle deinen eigenen Wert in Abrede! Mache aus dir einen Bediensteten deines Dieners! Werde Kollege unter den Bettlern!" Wollt ihr also zu mir sagen: Diese Ehre, dieser Rang, dieses Ansehen ist auf die Arbeitszeit beschränkt und gebührt nur unseren Funktionären. Du bist ein Mann ohne Funktion. Du darfst nicht unseren Funktionären gleich es billigen, dass das Volk dir Ehre erweist!? Antwort: Bestünde ein Mensch nur aus seinem Körper... und bliebe der Mensch für immer als ein Unsterblicher in dieser Welt... und schlössen sich des Grabes Pforten... und tötete man den Tod... und bliebe dann der Dienst nur auf die militärische und auf die zivile Beamtenschaft beschränkt... Dann enthielten eure Worte noch einen Sinn. Da aber ein Mensch nun einmal nicht nur aus seinem Körper besteht, trennt man nicht, um den Körper zu ernähren, Herz 🙂 Gemüt), Zunge 🙂 Sprache), Verstand und Gehirn 🙂 Bewusstsein) von ihm ab und gibt es ihm zu essen. Man zerstört diese Organe nicht. Sie sind im leib-seelischen Stoffwechsel mit inbegriffen. Da sich aber nun einmal die Pforten des Grabes nicht schließen werden und da nun einmal die Sorge um die Zukunft auf der anderen Seite des Grabes die wichtigste Frage jedes Einzelnen ist, sind die Aufgaben, die es mit sich bringen, dass das Volk Gehorsam leistet und Ehrerbietung erweist, sicherlich nicht auf den sozialen, politischen und militärischen Aufgabenbereich, also nur das rein irdische Leben des Volkes, beschränkt. Wie es also in der Tat eine Aufgabe ist, den Reisenden auf ihrem Weg einen Pass mitzugeben, so ist es auch eine Aufgabe, den Reisenden in die Ewigkeit sowohl einen Pass als auch ein Licht auf den dunklen Weg mitzugeben, eine Aufgabe, wie es keine wichtigere Aufgabe gibt, als diese. Diese Aufgabe zu verkennen, hieße den Tod leugnen und das Zeugnis der dreißigtausend Zeugen, die täglich mit dem Siegel ihres Leichnams die Verkündigung اَلْمَوْتُ حَقٌ {"Tod ist Wahrheit"} unterzeichnen, zu verleugnen und zu verkennen. Es gibt also einen inneren Aufgabenbereich zur Erfüllung innerer Grundbedürfnisse. In diesen Aufgabenbereich hinein gehört als wichtigstes der Glaube, der Unterricht im Glauben und die Stärkung im Glauben als ein Pass für die Reiseroute in die Ewigkeit, als die Taschenlampe des Herzens im Dunkeln der Zwischenwelt und Schlüssel der Ewigen Glückseligkeit. Bestimmt werden Wissende in der Wahrnehmung dieser Aufgabe in gar keinem Fall, undankbar gegenüber den ihnen verliehenen Gnadengaben, Gottes Geschenke und den Wert des Glaubens für nichts erachten und auf die Stufe des Lasters und der Sünde hinunterfallen. Sie werden sich nicht mit sittenwidrigen Neuerungen und Lastern von Menschen niedriger Gesinnung besudeln!... Deswegen also dieses Einsiedlerleben, das euch nicht gefällt und das ihr für eine Ungleichheit haltet! Deshalb und auf Grund dieser Wahrheit rede ich nicht mit Hochmütigen wie ihr, die mich gleich euch mit Schikanen einschüchtern wollen und deren Ichsucht mit dem Bruch des Gleichheitsgesetzes ein geradezu pharaonisches Ausmaß angenommen hat. Denn Hochmütigen gegenüber darf man nicht bescheiden auftreten, weil solcher Art Bescheidenheit als Würdelosigkeit ausgelegt würde. Vielmehr sage ich den gemäßigten, bescheidenen und gerechten unter ihnen: "Gott sei Dank kenne ich meine eigenen Fehler und Schwächen." Ich bin nicht so stolz, eine Ehrenstellung unter den Muslimen zu verlangen, sondern sehe alle Zeit meine grenzenlosen Fehler und meine Nichtigkeit, finde Trost, wenn ich um Vergebung bete und erwarte von den Leuten nicht Verehrung sondern ihr Gebet. Im übrigen glaube ich, dass alle meine Kollegen den Weg, den ich eingeschlagen habe, bereits kennen. Es ist dabei jedoch Folgendes zu beachten: Wenn ich der tiefen Wahrheit des Weisen Qur'an diene und während ich die Glaubenswahrheiten unterrichte, nehme ich um der Wahrheit und der Ehre des Qur'an willen vorübergehend jenes ehrwürdige Verhalten an, wie es während der Unterrichtsstunden notwendig ist, um den Ernst und die Würde der Wissenschaft zu bewahren, meinen Nacken nicht zu beugen vor denen, die in die Irre gehen. Ich meine, dass es den Weltleuten nicht zusteht, Gesetze zu erlassen, die in diesem Punkt das Gegenteil bewirken sollen! Eine Staunen erregende Handlungsweise: Es ist bekannt, dass überall auf der Erde der Wissenschaftler sein Urteil vom Standpunkt der Erkenntnis und der Wissenschaft aus abgibt. Wo und bei wem auch immer er Erkenntnis und Wissenschaft bemerkt, nährt er ihm gegenüber auf Grund der gemeinsamen Berufung ein Gefühl der Freundschaft und kommt ihm mit Ehrerbietung entgegen. Ja selbst dann, wenn sich zwei Staaten im Spannungskriegszustand miteinander befinden, wird ein Professor des einen Landes bei einem Besuch in dem anderen Lande von den dortigen Wissenschaftlern um des Ansehens der Wissenschaft und der Erkenntnis willen mit allen Ehren willkommen geheißen werden. Dennoch war es gerade ein Teil der Angehörigen des Erziehungsministeriums und auch ein kleiner Teil der offiziellen Hodjas, der einen Wissenschaftler schikaniert, Feindseligkeiten gegen ihn genährt und ihn geradezu gekränkt hat; einen Angehörigen des selben Vaterlandes und des gleichen Glaubens, sowohl Freund als auch Bruder; einen Wissenschaftler, der, als England durch sein oberstes Konsistorium der Wissenschaften an das Amt des Scheichu-l'Islam sechs Fragen richtete, auf die es vom Scheichu-l'Islam eine Antwort in sechshundert Worten erwartete, in sechs Worten eine Antwort verfasste, die ihre volle Anerkennung fand, obwohl das Erziehungsministerium ihm diese Anerkennung schuldig blieb; einem Wissenschaftler, der den wichtigsten und grundlegendsten Prinzipien der fremden Philosophen wahre Wissenschaft und Erkenntnis entgegenzusetzen und sie dadurch zu überwinden vermochte; einem Wissenschaftler, der, gestützt auf die Kraft der Erkenntnis und der Wissenschaft, die er aus dem Qur'an empfangen hatte, {(*): Der Neue Said sagt: Ich stehe nicht hinter den Worten, die der Alte Said von seinem damaligen Standpunkt aus so stolz geäußert hat. Da ich ihm aber nun in dieser Abhandlung einmal das Wort erteilt habe, möchte ich es ihm hier nicht wieder entziehen. Also schweige ich, um diesen Leuten in ihrer Selbstgefälligkeit ein klein wenig seine eigene Selbstgefälligkeit zu zeigen.} die Philosophen Europas herauszufordern vermochte; einen Wissenschaftler, der sechs Monate vor der Zeit der Konstitutionellen Monarchie (1908-18) in Istanbul sowohl die Gelehrten als auch die Studenten zu einem Disput eingeladen und dabei alle Fragen fehlerfrei richtig beantwortet hatte, ohne selbst eine Frage zu stellen; einem Wissenschaftler, der sein ganzes Leben dem Glück des Volkes gewidmet hatte; einem Wissenschaftler, der in Hunderten von Abhandlungen, die er in türkischer Sprache, der Sprache des Volkes, veröffentlicht hatte, das Volk unterrichtet und ihm Klarheit geschenkt hatte. Was soll man nun in Anbetracht eines solchen Zustandes noch dazu sagen! Soll man so etwas "Zivilisation" nennen? Ist das Begeisterung für die Wissenschaft? Ist das Begeisterung für das Vaterland? Ist das Begeisterung für das Volk? Ist das Begeisterung für die Republik? Nein, keineswegs! Ganz und gar nicht! Das ist überhaupt nichts. Vielmehr ist es göttliche Fügung. Die göttliche Fügung hat sich diesem Wissenschaftler gegenüber feindselig gezeigt, wo er auf Freundschaft gehofft hatte, damit sich sein Wissen nicht angesichts der Verehrung in Heuchelei verkehre und damit er die Wahrhaftigkeit erlange... Nachwort Eine Kritik, die nach meiner Meinung sowohl erstaunlich als auch eine Quelle der Dankbarkeit ist: Die außergewöhnliche Selbstgefälligkeit der Weltleute bewirkt, dass diese, sobald es um Selbstgefälligkeit geht, eine derartige Empfindsamkeit entwickeln, dass man ihr den Grad eines Wunders beimessen müsste, wenn sie ihnen bewusst wäre, oder aber, man müsste dieser Verhaltensweise den Grad der Genialität verleihen. Es handelt sich bei dieser Verhaltensweise um Folgendes: Sie empfinden jede, ein bisschen scheinheilige Selbstgefälligkeit in meiner Haltung, auch wenn meine Seele und mein Verstand sie nicht wahrnehmen, mit der Empfindlichkeit der Waage ihrer eigenen Selbstgefälligkeit und widersetzen sich dieser meiner, von mir selbst nicht empfundenen Selbstgefälligkeit auf das heftigste. In acht, neun Jahren habe ich acht-, neunmal die Erfahrung gemacht, dass ich über die Vorausschau Gottes nachgedacht habe, wenn wieder einmal eine Schikane gegen mich vorgekommen, sie sich mir gegenüber ungerecht verhalten hatten und ich mich fragte: "Warum hat mich diese Heimsuchung Gottes in der Gestalt dieser Menschen betroffen?" So begann ich wieder die Listen und Ränke meiner Seele zu untersuchen. Da verstand ich, dass entweder meine Seele sich ihrem Wesen entsprechend mir selbst unbewusst der Selbstgefälligkeit zugeneigt, oder aber mich bewusst in die Irre geführt hatte. So sagte ich mir, dass die Vorausschau Gottes bei aller Ungerechtigkeit der Rechtlosen mir gegenüber gerecht gehandelt hatte. Zum Beispiel: In diesem Sommer hatten mich meine Freunde auf ein schönes Pferd gesetzt. Ich habe einen Spazierritt unternommen. Ohne mir dessen bewusst zu werden erwachte in meiner Seele ein so stolzes Wohlgefühl, dass die Weltleute dermaßen heftig auf meine Laune reagierten, dass sie mir nicht nur meinen heimlichen Wunsch verleideten, sondern auch auf viele andere Dinge den Appetit verdarben. Es gibt sogar noch ein Beispiel: Es war diesmal nach dem Monat Ramadan, dass meine Seele - ohne dass ich es bemerkte - nachdem ein Imam, der zu seiner Zeit ein sehr großer und heiliger Mann gewesen war, weil er die Gabe der Vorausschau besaß, uns seine Aufmerksamkeit zugewandt hatte, meine Brüder rechtschaffen und aufrichtig waren, meine Gäste eine hohe Meinung von mir hatten und mir ihre Ehrerbietung bezeigten, heuchlerisch so tat, als ob sie dankbar sein wolle und so gerne eine Haltung der Selbstgefälligkeit angenommen hätte. Da spürten diese Weltleute plötzlich in ihrer grenzenlosen Empfindlichkeit selbst noch das letzte Stäubchen meiner Heuchelei auf und fingen plötzlich an, mich zu belästigen. Ich sage Gott dem Gerechten Dank dafür, dass ihre Ungerechtigkeit mir zu einem Fahrzeug zur Wahrhaftigkeit geworden ist. رَبِّ اَعوُذُ بِكَ مِنْ هَمَزَاتِ الشَّيَاطِينِ ٭ وَاَعُوذُ بِكَ رَبِّ اَنْ يَحْضُرُونِ اَللّٰهُمَّ يَا حَافِظُ يَاحَفِيظُ يَا خَيْرَ الْحَافِظِينَ ٭ اِحْفَظْنِى وَاحْفَظْ رُفَقَائِى مِنْ شَرِّ النَّفْسِ وَالشَّيْطَانِ وَمِنْ شَرِّ الْجِنِّ وَاْلاِنْسَانِ وَمِنْ شَرِّ اَهْلِ الضَّلاَلَةِ وَاَهْلِ الطُّغْيَانِ ٭ اٰمِينَ اٰمِينَ اٰمِينَ سُبْحَانَكَ لاَعِلْمَ لَنَآ اِلاَّ مَاعَلَّمْتَنَآ اِنَّكَ اَنْتَ الْعَلِيمُ الْحَكِيمُ {"Oh Herr! Ich nehme meine Zuflucht zu Dir vor den Nachstellungen und Bosheiten der Teufel. Ja zu Dir, oh mein Herr nehme ich meine Zuflucht, wenn sie sich mir nahen. Oh Allah! Oh Du mein Beschützer, bester unter allen, die mich behüten! Behüte mich und bewahre die Herausgeber dieser Abhandlungen und ihre Gefährtinnen vor der Bosheit der Dschinnen und Menschen und vor der Bosheit der Leute des Irrweges, der Vertreter sittenloser Neuerungen, der Leute, die sich auflehnen (gegen Deine Weisungen)! Gepriesen seist Du! Kein Wissen besitzen wir, außer dem, das Du uns gelehrt hast. Du bist der Allwissende, der Allweise!"} Sechste Hoffnung aus dem Sechsundzwanzigsten Blitz (Lem'a) Einmal, als ich in dem Schmerz meiner Gefangenschaft von den Menschen floh, verweilte ich allein auf der Hochebene von Barla auf dem Gipfel des Tannenberges (Tjam Daghi). So allein wie ich war, suchte ich nach einem Licht. Eines Nachts befand ich mich in meinem nach oben hin offenen Baumhaus in dem Wipfel einer hohen Tanne auf dem Gipfel dieses hohen Berges. Mein Alter und mit ihm verbunden drei, vier verschiedene Arten ineinander verquickter Entfremdungen machten sich mir bemerkbar. Wie bereits im "Sechsten Brief" erläutert, erweckte diese Nacht mit ihren Stimmen, die aus dem Raunen und Rauschen der Bäume kamen, mit ihrer Traurigkeit, in der ich in meinem Alter still, stumm und allein in der Fremde zurückblieb, in mir ein tiefes Gefühl der Rührung. Es gemahnte mich das Alter daran, dass - so wie der Tag mit einem schwarzen Grab vertauscht wurde und die Welt sich in ein schwarzes Leichentuch eingehüllt hatte - sich auch der Tag meines Lebens in eine Nacht, diese Welt, wie ein Tag, sich in die Nacht des Zwischenreiches (Berzah) und auch der Sommer des Lebens sich in die Winternacht des Todes verwandeln werde, und sagte in meines Herzens Ohr. Und sogleich sagte mir meine Seele: "Nicht nur weit entfernt von der Heimat bin ich hier. Nein, noch heftiger sind Trauer und Schmerz mir ob meiner Lieben, die ich während fünfzig Jahren meines Lebens verloren habe. Allein zurückgeblieben bin ich hier als ein Fremder und mein Weinen darüber ist schlimmer noch als mein Heimweh. Und schon wächst in mir die Trauer und der Schmerz einer Entfremdung, noch stärker als die Fremdheit in der Gestalt dieses seltsamen Berges und der Erscheinung dieser unheimlichen Nacht. Es ist die Kunde, die das Alter mir vom Nahen der festgesetzten Zeit der Trennung von aller Welt bringt." Entfremdet fand ich mich inmitten der Fremde. Trauer über Trauer nahm Gestalt an. Da suchte ich nach einem Strahl der Hoffnung und des Lichtes. Da kam mir plötzlich der Glaube an Allah zu Hilfe und es wurde mir ein solcher Trost zuteil, dass er mir in meiner vielfachen Verlassenheit vollauf genügte und mir auch dann noch Trost genug gewesen wäre, hätte sie sich tausendfach vermehrt. In der Tat, oh ihr alten Männer und Frauen, kann es Fremde für uns nicht geben, weil wir nun einmal einen barmherzigen Schöpfer haben; und weil es nun einmal Ihn gibt, sind auch alle Dinge für uns da; weil es nun einmal Ihn gibt, gibt es auch Seine Engel. Wenn das aber so ist, dann ist auch diese Erde nicht leer. Die unbewohnten Berge und die öden Wüsten sind erfüllt von den Dienern und Anbetern Gottes des Gerechten. Außer diesen, Seinen mit Bewusstsein begabten Dienern und Anbetern kann in Seinem Licht und in Seinem Namen selbst jeder einzelne Stein und Baum uns zu einem vertrauten Freund werden. Auf ihre Art können sie Zwiesprache mit uns halten und uns erfreuen. In der Tat legen alle Beweise und Zeugnisse entsprechend der Menge alles dessen, was da ist im All und entsprechend der Zahl der Buchstaben dieses großen Weltenbuches Zeugnis ab für Seine Existenz und beweisen nach der Menge der Ausrüstungsgegenstände, Nahrungsmittel und Gnadengaben, die Ausdruck der Liebe, Barmherzigkeit und Gnade für alles Lebendige sind, auf die (göttliche) Barmherzigkeit hin, zeigen uns die Schwelle zu unserem Schöpfer, Baumeister und Beschützer, der für uns der Barmherzige, und der Freigiebige, Freund und Vertrauter ist. An dieser Schwelle ist das Bewusstsein der eigenen Schwäche und Hilflosigkeit der vollkommenste Anwalt. Und die beste Zeit, sich dieser seiner Schwäche und Hilflosigkeit bewusst zu werden, ist das Alter. Diesem Alter, das an einer solchen Schwelle willkommener Anwalt ist, darf man nicht zürnen, man muss es lieben. Einige Briefe von Bediüzzaman Said Nursi, sowie nAbhandlungen derer, die zur Zeit der Abfassung der Botschaft vom Licht (Nur Risaleleri) die Risale-i Nur handschriftlich herausgeschrieben haben. Ein kleiner, privater Brief, der als Anhang zur dritten Frage dem Achtundzwanzigsten Brief beigefügt werden kann. An meine Mitbrüder und fleißigen Schüler Hüsrev Efendi und Refet Bey. Angesichts der "Sözler (Worte)" genannten Lichter aus dem Qur'an ahnten wir drei Wunder (keramet) des Qur'an. Ihr aber habt ihnen mit eurem Eifer und eurer Begeisterung noch ein viertes hinzugefügt. Die uns bekannten drei sind folgende: Erstens: die außergewöhnliche Schnelligkeit und Leichtigkeit bei ihrer Abfassung. Ja der neunzehnte Brief, der aus fünf Teilen besteht, wurde sogar in nur zwei, drei Tagen abgefasst, wobei wir täglich nur drei, vier Stunden, also insgesamt zwölf Stunden, ohne ein Buch auf einem Berg oder in einem Weingarten gearbeitet haben. Das Dreißigste Wort wurde zu einer Zeit, in der ich krank war, in fünf, sechs Stunden abgefasst. Die Abhandlung über das Paradies, also das Achtundzwanzigste Wort, wurde in ein, zwei Stunden in Süleymans Garten am Bach abgefasst. Ich, Tevfik und Süleyman waren über diese Geschwindigkeit erstaunt. Und so weiter... Gleich diesem Wunder des Qur'an bei der Abfassung war da Zweitens: auch noch eine außerordentliche Leichtigkeit, Begeisterung und Unverdrossenheit bei der Niederschrift. Zu dieser Zeit, da es viele Ursachen dafür gab, Geist und Verstand Verdrossenheit zu bereiten, erscheint eines dieser "Sözler" und an vielen Orten beginnt man mit vollkommener Begeisterung, sie niederzuschreiben. Mitten in anderen noch wichtigen Arbeiten werden sie allen andern Dingen vorgezogen. Und so weiter... Drittes Wunder des Qur'ans: Auch ihre Lesung bereitet keinen Verdruss. Besonders aber dann, wenn man das Bedürfnis dazu verspürt, wird das Lesen zum Genuss und lässt keine Verdrossenheit aufkommen. Damit habt auch ihr einen Beweis für ein viertes Wunder des Qur'an erbracht. Wenn ein Mann wie unser Bruder Hüsrev, der sich selbst einen Faulpelz nennt und in der Tat so faul ist, dass er nicht mit dem Abschreiben begonnen hat, obwohl er doch fünf Jahre lang die "Sözler" gehört hatte, in einem Monat vierzehn Bücher schön und ordentlich abschreibt, dann ist das ohne Zweifel das vierte Wunder dieses geheimnisvollen Qur'an. Besonders der Wert der dreiunddreißig Fenster, die den dreiunddreißigsten Brief bilden, wurde so hoch eingeschätzt, dass dieser sehr schön und sorgfältig abgeschrieben wurde. In der Tat ist diese Risala wegen ihrer Erkenntnis Gottes und des Glaubens an Allah eine ganz starke und überaus glänzende Abhandlung. Diese "Fenster" wurden besonders im Anfang ganz kurz und bündig abgehandelt. Doch im späteren Verlauf öffneten sie sich immer weiter, um die ganze Fülle des Lichtes hereinzulassen. Es sind ja ohnehin schon die ersten "Sözler" im Gegensatz zu den übrigen Abhandlungen kurz und bündig, werden aber dann im weiteren Verlauf ausführlicher, klarer und strahlender. * * * Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 Siebente Frage des Achtundzwanzigsten Briefes بِسْمِ اللَّهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ قُلْ بِفَضْلِ اللَّهِ وَبِرَحْمَتِهِ فَبِذٰلِكَ فَلْيَفْرَحُوا هُوَ خَيْرٌ مِمَّا يَجْمَعُونَ {"Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen. Sprich: Bei dem Wohlgefallen (fadl) Gottes und Seiner Barmherzigkeit; wahrlich: Sie können sich daran erfreuen, denn Er ist besser, als all das, was sie sammeln!" (Sure 10, 58)} Diese Fragetellung kann man in siebenfacher Weise angehen. Als erstes wollen wir die sieben Ursachen, welche einige Geheimnisse der göttlichen Gnadengaben (inayet) erkennen lassen, in der Form einer Verkündigung der Wohltaten Gottes (tahdis-i nimet) besprechen. Erste Ursache: Im vergangenen Weltkrieg oder noch davor erblickte ich mich inmitten einer echten Erscheinung (vakia-i sadika) am Fuße des bekannten großen Berges im Araratgebirge. Plötzlich zerbarst der Berg mit gewaltigem Krachen und riesige Felsbrocken wurden überall umhergeschleudert. Inmitten dieses Entsetzens erblickte ich meine verstorbene Mutter an meiner Seite und sagte zu ihr: "Fürchte dich nicht, oh meine Mutter. Dies ist auf Befehl Gottes des Gerechten. Er ist sowohl barmherzig, als auch weise." Und während ich mich noch in diesem Zustand befand, schaute ich eine bedeutende Persönlichkeit, die mir gebot: "Erkläre den Qur'an! Groß ist er und wunderbar." Da erwachte ich und verstand: "Es wird sich ein großer Umsturz ereignen. Und nach diesem Umsturz wird eine Erneuerungsbewegung einsetzen und die Mauern zerbrechen, die den Qur'an bisher umgeben haben. Und unmittelbar darauf wird der Qur'an sich selbst verteidigen. Man wird den Qur'an angreifen. Sein Wunder wird wie ein stählerner Panzer sein; und dieses Wunder wird sich in jeder Zeit als über alles Maß hinaus erweisen und sich der Gestalt eines Mannes wie mich als Anwalt bedienen. Und ich verstand, dass ich dieser Kandidat sein sollte." Da also nun einmal durch die "Sözler" bewirkt wurde, dass das Wunder, welches der Qur'an ist, klar zu Tage trat, bedeutet es sicherlich eine Hilfe, wenn wir die Gnadengaben aufzeigen, die sich bei unserem Dienst eingestellt haben und die diesem Wunder zugerechnet, gewissermaßen aus ihm hervorgegangen und als dessen Segen betrachtet werden können und die wir deshalb auch aufzeigen müssen. Zweite Ursache: Da also nun einmal der Weise Qur'an unser Lehrer (Murschid), unser Meister (Ustadh), unser Vorsteher (Imam) und unsere Richtschnur (Rehber) im untadeligen Benehmen ist und ein Hymnus, der seinen eigenen Lobpreis besingt, werden auch wir, seiner Belehrung folgend, seine Auslegung (tefsir) loben. Da nun einmal die Worte (Sözler), welche niedergeschrieben wurden, eine Art seiner Auslegung sind und diese Abhandlungen das Eigentum und die Realität der Wahrheiten des Qur'an, und da nun einmal der Weise Qur'an in den meisten seiner Suren, besonders aber in den Chiffren wie "Elif-Lam-Ra" oder "Ha-Mim" sich selbst in seiner ganzen Vollkommenheit und Größe zeigt, über seine Vollkommenheit spricht und den Lobpreis, der ihm gebührt, sich selbst bereitet, sind auch wir dazu verpflichtet, die Gnadengaben (inayat) des Herrn aufzuzeigen, welche ein Zeichen setzen auf das Wunder der Funken des Weisen Qur'an, die sich in den "Sözler" widerspiegeln und auch dafür, dass unser Dienst angenommen wurde. Denn unser Meister (Ustadh) tut so und unterrichtet so. Dritte Ursache: Ich spreche über die "Sözler" nicht in Bescheidenheit, sondern sage, um die Wahrheit klarzulegen: "Die Wahrheit und Vollkommenheit der "Sözler" stammt nicht von mir, sondern aus dem Qur'an, ist ein Tropfen aus dem Qur'an." Auch das "Zehnte Wort" besteht aus solchen Tropfen, die aus hunderten von Ayat aus dem Qur'an herausgefiltert worden sind. Das gleiche gilt auch für die übrigen Abhandlungen. Da ich dies also weiß und weil ich sterblich bin und dahingehen werde, darf man ganz gewiss nicht eine Sache und ein Werk, das bleiben wird, mit mir in Verbindung bringen. Es darf nicht an mich gebunden sein und werden. Und da es nun einmal eine Gewohnheit der Leute des Irrweges und der Übertretung ist, ein Werk, das ihnen nicht gelegen kommt, dadurch zu kritisieren, dass sie den Verfasser dieses Werkes kritisieren, sollte man die Abhandlungen, die an die Sterne über dem Himmel des Qur'an gebunden sind, gewiss nicht an einem so morschen Pfosten wie mir festmachen, der ich ein Anlass zu Widerspruch und Kritik bin und fallen kann. Da es nun einmal unter Menschen üblich ist, die Vorzüge eines Werkes in dem Verhalten seines Verfassers zu suchen, den sie als Ursprung und Quelle ansehen, und da es gegenüber der Wahrheit eine Unwahrheit wäre, wollte man dieser Gewohnheit entsprechend diese hohen Wahrheiten und kostbaren Juwelen einer Persönlichkeit zuschreiben, die dermaßen bankrott ist, dass sie davon noch nicht einmal ein Tausendstel vorzeigen kann, muss ich offenlegen, dass diese Abhandlungen nicht mein Eigentum sind, vielmehr ihre Vorzüge Tropfen aus dem Qur'an sind und Eigentum des Qur'an. Man kann doch die Ursache für die Qualität wohlschmeckender Weintrauben wirklich nicht in einem verdorrten Weinstock suchen! Und doch bin gerade auch ich so ein vertrockneter Stab. Vierte Ursache: Manchmal führt Bescheidenheit zur Undankbarkeit für ein Geschenk, ist vielmehr selbst eine Undankbarkeit für das Geschenk. Manchmal artet auch die Verkündigung der Wohltaten Gottes (tahdis-i nimet) in Selbstgefälligkeit aus. Beides ist vom Übel. Der einzige Ausweg ist der, weder Undankbarkeit für ein Geschenk aufkommen zu lassen, noch selbstgefällig zu werden. Man muss also Qualität und Vollendung anerkennen, darf sie aber nicht sich selbst zuschreiben, sondern muss aufzeigen, dass sie Gnade und Werk dessen sind, der in Wahrheit der Geber aller guten Gaben ist. Zum Beispiel: Zöge dir jemand ein wunderhübsches Kleid an, das mit kostbaren Steinen geschmückt ist und auf das du mit Recht stolz sein darfst und in dem du auch sehr gut aussiehst und die Leute dir dann sagten: "Mascha-a'llah! Wie hübsch du aussiehst und wie wundervoll es dich kleidet!" und wenn du dann in deiner Bescheidenheit sagtest: "Gott bewahre!... Was bin ich schon? Nichts bin ich. Was ist das schon? Wo ist Schönheit?" dann ist das Undankbarkeit für das Geschenk und eine Beleidigung gegenüber dem begnadeten Künstler, der dich mit einem solchen Gewand bekleidet hatte. Sagst du aber in deinem Stolz: "Recht habt ihr. Ich bin wirklich schön. Wo gibt es eine, die so schön wäre wie ich. Zeigt mir doch eine, die mir gliche!..." so wäre dies eine überhebliche Selbstgefälligkeit. Sich also vor dem Stolz und der Undankbarkeit zu bewahren, muss man antworten: "Ja, ich bin wirklich sehr schön geworden. Aber diese Schönheit steckt in dem Kleid und gebührt durch seine Vermittlung dem, der mich mit diesem Gewand bekleidet hat, nicht mir." So möchte auch ich, würde meine Stimme dazu ausreichen, über den ganzen Erdball hinweg ausrufen: "Die Sözler sind wunderschön, sie sind die Wahrheit. Aber sie entstammen nicht mir. Blitzstrahlen sind es, die aus der Wahrheit des Ehrwürdigen Qur'an aufleuchten..." وَمَامَدَحْتُ مُحَمَّدًا بِمَقَالَتِى ٭ وَلٰكِنْ مَدَحْتُ مَقَالَتِى بِمُحَمَّدٍ {"Ich konnte mit meinem Artikel Mohammed keine Schönheit verleihen. Doch Mohammed hat meinem Artikel seine Schönheit verliehen."} Dementsprechend sage auch ich: وَمَامَدَحْتُ الْقُرْاٰنَ بِكَلِمَاتِى ٭ وَلٰكِنْ مَدَحْتُ كَلِمَاتِى بِالْقُرْاٰنِ {"Ich konnte mit meinen Worten dem Qur'an keine Schönheit verleihen. Doch der Qur'an hat meinen Worten seine Schönheit verliehen."} Das heißt: "Ich konnte dem Wunder der Wahrheit des Qur'an keine Schönheit mehr hinzufügen, seine Schönheit nicht aufzeigen. Vielmehr haben die schönen Wahrheiten des Qur'an meine Auslegungen verschönt und erhöht." Auf Grund dieser Tatsache ist die Schönheit der Reflexionen, die "Sözler" genannt werden, eine Schönheit im Namen des Qur'an und diese Gnadengabe Gottes (inayat), welche aus dieser Spiegelung erhellt, darzustellen, ist ein Lobpreis der göttlichen Gnadengaben (nimet), der auch angenommen wird. Fünfte Ursache: Vor langem habe ich einmal von einem Gottesfreund gehört, dass dieser auf Grund von Voraussagen der Heiligen aus alter Zeit die Schlussfolgerung gezogen habe und zu der Überzeugung gelangt sei: "Aus dem Osten wird ein Licht aufstrahlen und die Finsternis der verderblichen Neuerungen zerstören." Ich habe sehr darauf gewartet, dass ein solches Licht kommen werde und warte noch darauf. Aber Blumen kommen im Frühling. Für solche heiligen Blumen den Boden zu bereiten, ist notwendig. Und wir haben verstanden, dass wir mit diesem unseren Dienst den Boden für solche erleuchteten Persönlichkeiten bereiten. Da dies aber nun nicht unsere Angelegenheit ist, kann auch die Verkündigung der "Sözler" genannten, dem Bereich der göttlichen Gnade (inayat) zugehörigen Lichter keine Quelle des Stolzes oder der Selbstgefälligkeit sein. Man kann vielmehr darin nur eine Quelle der Lobpreisung und des Dankes erblicken. Sechste Ursache: Aus der Gnade (inayat), welche Gott uns in der Abfassung der "Sözler" als unserem Dienst am Qur'an erwiesen hat, um uns im voraus zu belohnen und um unseren Eifer weiter anzufachen, resultiert unser Erfolg. Wo aber ein Erfolg ist, kann man ihn auch vorweisen. Handelt es sich aber nicht um einen Erfolg, so ist es doch wenigstens ein Geschenk (ikram), mit dem Gott uns beehrt hat. Handelt es sich aber um ein göttliches Geschenk, so ist, es zu zeigen, eine innere Dankespflicht. Handelt es sich aber auch darum nicht, so ist es doch wenigstens ein Wunder (keramet) des Qur'an, mit dem wir willentlich gar nichts zu tun haben. Es hat sich nur an uns gezeigt. Eine solche Art Wunder, das sich ohne unser Wissen und Wollen ereignet hat, vorzuweisen, schadet aber nicht. Sollte es aber mehr sein, als ein ganz gewöhnliches Wunder (keramet), dann ist es wenigstens eine Flamme eines geistigen Wunders ('icaz) des Qur'an. Wo man aber ein Wunder vorweisen kann, da gehört es sicherlich zu diesem Wunder hinzu, bei dessen Bekanntmachung mitzuwirken. Darin liegt keineswegs eine Quelle des Stolzes und der Selbstgefälligkeit, es wird vielmehr zu einer Quelle des Lobpreises und der Danksagung. Siebente Ursache: Achtzig Prozent der Menschheit gehört nicht zu den Quellenforschern (ehl-i tahqiq), sodass sie in die Wahrheit eindringen und Wahrheit auch als Wahrheit erkennen und anerkennen könnte. Vielmehr nehmen sie der Form nach an und stützen sich in ehrlicher Überzeugung auf das, was sie von anerkannten und vertrauenswürdigen Menschen gehört haben. Ja, sie werden sogar eine starke Wahrheit als schwach ansehen, wenn sie sich in der Hand eines schwachen Mannes befindet und eine wertlose Sache als wertvoll betrachten, wenn sie sich in der Hand eines wertvollen Menschen befindet. Deshalb also sage ich, so unwert und schwach ich in meiner Armseligkeit bin, während sich in meinen Händen die Wahrheiten des Glaubens und der Wert des Qur'an befindet und weil es notwendig ist, dass sie nicht den Blicken der meisten Menschen entschwinden, mit aller Klarheit: Wir werden ohne unser Wissen und ohne unser Zutun zum Dienst geführt. Es gibt da Einen, der uns eine wichtige Arbeit tun lässt, ohne dass wir es wissen. Dies ist unser Zeugnis: Auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, so erhalten wir doch ganz ohne unser Zutun manche Hilfe (inayat) und wird uns vieles leicht gemacht. Das ist es, weshalb wir diese Gnadengaben mit lauter Stimme ausrufen müssen. So wollen wir nun - gestützt auf die oben dargestellten sieben Ursachen - einige Hinweise auf einige universelle Gnadengaben des Herrn geben. Erster Hinweis: Im Ersten Punkt der Achten Problemstellung zum Achtundzwanzigsten Brief haben wir erklärt, was Übereinstimmung (tevafukat) ist. Kurz gesagt: In dem "Brief über die Wunder Mohammeds" finden sich in dem Text eines Schreibers zwischen dem dritten und dem achten Hinweis auf sechzig Seiten, zwei Seiten davon ausgenommen, ohne dass wir etwas davon wussten oder ahnten in vollkommener Ausgewogenheit die Worte "Resul-u Ekrem Aleyhissalatu Vesselam" mehr als zweihundert Mal in Entsprechung zueinander. Wer zwei dieser Seiten aufmerksam betrachtet, wird gerechterweise zugeben, dass dies kein Zufall sein kann. Wäre es aber Zufall, könnte dieser bestenfalls halb und halb auf einer Seite auftreten, wenn die Beispielwörter mehrheitlich vorhanden sind, sodass vielleicht auf ein, zwei Seiten eine völlige Entsprechung zu Stande käme. Wenn aber die Worte "Resul-u Ekrem Aleyhissalatu Vesselam" einander anschauen, sei es zwei Mal, drei Mal, vier Mal oder noch öfter, wie mit der Exaktheit einer Waage gemessen, dann ist es gewiss unmöglich, dass dies noch Zufall sein könnte. Wenn noch dazu diese Entsprechungen auch von acht ganz verschiedenen Schreibern nicht beeinträchtigt werden konnte, dann ist dies ein starker Hinweis auf das Verborgene (ischaret-i gaybiyye). So kennen wir die "Ehl-i Belagat" 🙂 Menschen, die zur rechten Zeit das rechte Wort finden). Die Prägnanz ihres Ausdrucks (Belagat) findet sich in ihren Büchern in verschiedenen Abstufungen ausgeprägt. In dem Weisen Qur'an steigert sich die "Belagat" noch bis zur Stufe eines Wunders (i'caz). Dort finden wir jene Schranke, die niemand mehr zu erreichen vermag. Ebenso finden wir diese Entsprechungen im Neunzehnten Brief, der ein Spiegel der Wunder Mohammeds ist, im Fünfundzwanzigsten Wort, das der Dolmetscher für die Wunder (Mu'cizat) des Qur'an ist, und in den Bänden der Risale-i Nur, die eine Art Auslegung (tefsir) des Qur'an darstellen in einem über alle anderen Bücher erstaunlichen Grade. Daraus aber erhellt Folgendes: was in diesen Spiegeln deutlich sichtbar reflektiert wird, ist eine Art Wunder (keramet) der Wunder (Mu'cizat) des Qur'an und der Wunder (Mu'cizat) Mohammeds. Zweiter Hinweis: Die zweite Gnadengabe des Herrn, die den Dienst am Qur'an betrifft, ist folgende: Gott der Gerechte hat einem Manne wie mir, der ich doch kaum mit der Feder umzugehen verstehe und nie eine Schule besucht habe, an diesem Ort der Fremde, wo ich niemanden habe und mir selbst der Briefwechsel untersagt wurde, in Seiner Güte (ihsan) starke, ernsthafte, aufrichtige, fleißige, ideal gesonnene Brüder als Helfer gesandt, die ihre Federn einem diamantenen Schwerte gleich zu gebrauchen wissen. Er hat den Dienst am Qur'an, der so schwer auf meinen, zu dieser Aufgabe untauglichen, schwachen Schultern lastete, deren starken Schultern aufgeladen und in Seiner vollkommenen Güte (kerim) meine Bürde leicht gemacht. Diese gesegnete Gemeinschaft aber, die einem Kopfhörer in der drahtlosen Telegraphie vergleichbar ist, wie Hulusi sagt, oder auch einem Stromkraftwerk, wie Sabri es nennt, deren Glieder alle unterschiedliche Vorzüge und verschiedene Besonderheiten haben und die tiefen Wahrheiten des Qur'an und die Lichter des Glaubens um sich mit der Lust und Liebe, mit dem Eifer und Ernst, in dem sie einander gleichen, verbreiten und dabei jeden Winkel erreichen, die, zu einer Zeit, da das Alphabet bereits geändert worden war und es (für die alte Schriftform) keine Druckereien mehr gab, einer Zeit, in der jedoch jeder der Lichter des Glaubens bedurfte, es statt dessen aber viele Gründe dafür gab, die ihren Mut hätte brechen und die Lust hätte nehmen können, ist dieser große Eifer und ihre vollendete Begeisterung für die Dienste ganz unmittelbar ein Wunder (keramet) des Qur'an und eine offensichtliche Gnade Gottes (inayet). So wie es in der Tat das Wunder der Freundschaft mit Gott (velayetin kerameti) gibt, so gibt es auch das Wunder einer reinen Absicht (niyet-i halisenin kerameti) und das Wunder der Aufrichtigkeit (samimiyetin kerameti: arbeiten ohne Hinter- oder Nebengedanken)... Besonders im Kreise von Brüdern innerhalb einer Bruderschaft (uhuvvet) um Gottes willen kann es wahre Wunder einer echten und aufrichtigen gegenseitigen Hilfeleistung geben. Die geistige Körperschaft einer solchen Gemeinschaft kann sogar die Gestalt einer reifen Freundschaft (veliyy-i kamil) annehmen und die Gnade Gottes (inayet) offenbaren. Nun also meine Brüder und ihr, meine Weggefährten im Dienst am Qur'an! Es wäre doch ein Unrecht, einem Feldwebel nach der Eroberung einer Burg die ganze Ehre und die ganze Beute zu geben; und genauso wie das ein Fehler wäre, so dürft auch ihr die Gnaden, die ihr mit dieser Herausgabe und Veröffentlichung kraft eurer geistigen Körperschaft und mit euren Federn erlangt habt, nicht einem so Hilflosen wie mir verleihen!... Sicherlich gibt es in einer so gesegneten Gemeinschaft noch stärkere Zeichen des Verborgenen (ischaret-i gaybiyye) als derartige geheimnisvolle Entsprechungen (tevafukat-i gaybiyye) und ich kann sie auch erkennen; aber ich kann sie nicht allen und jedem zeigen. Dritter Hinweis: Es ist ein sehr starkes Zeichen des Verborgenen (ischaret-i gaybiyye) und ein Geschenk der göttlichen Gnade, dass alle bedeutenden Wahrheiten des Glaubens und des Qur'an in den einzelnen Kapiteln der Risale-i Nur auch noch für den unbelehrbarsten glänzend bewiesen werden. Denn unter den Wahrheiten des Glaubens (iman) und des Qur'an gibt es solche, angesichts derer selbst Ibn-i Sina (Avicenna), den man als einen der genialsten und bedeutendsten Geister ansieht, sein Unvermögen eingesteht, sie verstehen zu können, wenn er bekennt: "Für den Verstand führt kein Weg dorthin." In der als "Zehntes Wort" bezeichneten Abhandlung werden diese Wahrheiten, welche diesem genialen Geist unzugänglich geblieben waren, selbst dem einfachen Volk und den Kindern erklärt. Dafür zwei Beispiele: Wenn ein so gewaltiger Gelehrter wie Sad Teftazani zur Lösung des Problems um das (göttliche) Vorauswissen (Qader) und dieses Stückchen (menschlicher) Willensfreiheit in seinem berühmten "Der zwölfte Schritt" genannten Kapitel aus dem Buch "Telvih" 🙂 Die verborgenen Andeutungen) vierzig, fünfzig Seiten nur für diese Lösung benötigt und das nur für die Gebildeten, dann aber im Zweiten Kapitel des Sechsundzwanzigsten Wortes, dem Kapitel über das göttliche Vorauswissen (Qader), schon zwei Seiten genügen, um das gleiche Problem vollständig zu lösen und für jedermann verständlich zu erklären und dies dann kein Werk der göttlichen Gnade ist, was ist es dann? So wurde auch dieses über alles Verstehen hinaus wundersame Geheimnis der Schöpfung der Welt, das bisher noch keines Philosophen Hand zu entschleiern vermochte, dieser verborgene Sinn des Kosmos, dieses, die Wunder des hochehrwürdigen Qur'an enthüllende, alle Probleme lösende Koan, dieses Staunen erweckende Rätsel wurde in dem letzten symbolträchtigen Punkt des Neunundzwanzigsten Wortes, im Vierundzwanzigsten Brief und in der sechsteiligen Weisheit des Dreißigsten Wortes über die Erneuerung der Zellen (d.h. über das Fließgleichgewicht) enthüllt. Das Staunen erregende, tiefe, verborgene Geheimnis der Bewegung des Kosmos, das Rätsel von der Erschaffung des Kosmos und seinem Apex (akibet), die Weisheit, die sich hinter dem Geheimnis des Fließgleichgewichts verbirgt, wurde in ihnen enthüllt und erklärt und für jedermann sichtbar vor Augen gestellt. Und so wie im Sechzehnten und Zweiunddreißigsten Wort mit vollkommener Klarheit die staunenswürdigen Wahrheiten vom Geheimnis sowohl der Ahadiyet 🙂 Gott ist unteilbar eins und allgegenwärtig) in der Verbindung mit der Vahdet (es gibt keinen Herrn, keinen König, keinen Gott außer Allah) Seiner Herrschaft ohne Teilhaberschaft (shirk) einerseits erklärt wurde, als auch, dass Gott uns unendlich nahe ist, wo wir doch so unendlich weit von Ihm entfernt sind, so wurde auch im Zwanzigsten Brief mit vollkommener Klarheit aufgezeigt, dass für die Macht Gottes Atome und Planeten gleich sind, dass für Ihn die Wiederbelebung alles Beseelten bei der Gewaltigen Versammlung ebenso leicht ist, wie eine einzige Seele wiederzubeleben und dass eine Teilhaberschaft bei der Erschaffung des Alls unserem Verstande bis zur Unmöglichkeit fremd ist und dieses gewaltige Geheimnis der Einheit (Vahdet) in dem Abschnitt und seinem Anhang, der drei Beispiele enthält, aufgedeckt, wo das Wort: وَهُوَ عَلٰى كُلِّ شَىْءٍ قَدِيرٌ {"Er hat Macht über alle Dinge"} erklärt wird. Da die Wahrheiten des Glaubens und des Qur'an so umfangreich sind, dass auch nicht der größte menschliche Geist sie zu umfassen vermag, ist es ein Werk, das als ein Wunder unmittelbar aus dem Geiste des Qur'an hervorgeht, eine Erscheinung der Gnade des Herrn und ein starkes Zeichen aus dem Verborgenen, wenn sich in einem Mann wie mir, dessen Geist mit so vielen Problemen überlastet ist, dessen Situation so ungeklärt ist, der seine Bücher dermaßen schnell und unter so bedrückenden Umständen schreibt, ohne dabei ein Nachschlagewerk zu besitzen, wenn sich in einem solchen Manne diese Wahrheiten in allen Einzelheiten mit so überwältigender Vollkommenheit offenbaren. Vierter Hinweis: Da die fünfzig, sechzig Abhandlungen ein Geschenk der Güte (ihsan) Gottes sind, in der Art, dass sie nicht von mir, einem Mann, der von so vielen Umständen abhängig ist und so wenig Zeit findet, noch einmal gründlich über alles nachzudenken und zu korrigieren, noch von einem Team großer und genialer Forscher, die sie mit Anstrengung und Einsatzfreudigkeit zu Stande gebracht hätte, in dieser Art abgefasst worden wäre, zeigt, dass sie unmittelbar ein Werk der Gnade Gottes sind. Denn in allen diesen Abhandlungen werden alle diese tiefen Wahrheiten durch Beispiele vermittelt und so auch denen, die bislang noch nicht sehen und verstehen konnten, Unterricht erteilt. Hatten doch bis dahin die meisten großen Gelehrten gesagt, dass sie diese selbst nicht mit dem Verstande erfassen und auch weder dem einfachen Volk noch den Gebildeten lehren konnten. Da solche Wahrheiten, die bisher noch zu hoch waren, nunmehr den Menschen so nahe gebracht werden können, dass ihre Unterrichtung auch noch einem Blinden unter die Haut geht, von Hand eines Mannes, der so wie ich, kaum des Türkischen mächtig ist, dem die Worte nur schwer über die Zunge kommen, sodass die meisten ihn gar nicht verstehen und dessen frühere Werke seinen traurigen Ruhm bestätigt haben, eine offensichtliche Wahrheit so darzustellen, dass sie nur noch mühsam verständlich ist, mit einer geradezu wunderbaren Einfachheit und Leichtigkeit erklärt werden, so ist dies ohne Zweifel ein Werk der Gnade Gottes und kein Produkt seiner Begabung, ein Wunder (i'caz), das aus dem Geiste des Edlen Qur'an aufstrahlt, eine Manifestation und eine Reflexion über die Gleichnisse des Qur'an. Fünfter Hinweis: So wie die Risalat, obwohl sie in ihrer Gesamtheit weit verbreitet sind und alle Schichten und Gruppen von Leuten, vom größten Gelehrten bis hin zum einfachsten, ungebildeten Menschen und von den großen Heiligen unter den Sufis (ehl-i kalb) angefangen bis hin zu den verbohrtesten Ungläubigen unter den Philosophen die Risalat gesehen und gelesen haben und manche von ihnen deshalb eine Strafe erhalten haben, dennoch nicht kritisiert werden, vielmehr eine jede Gruppe ihrer Stufe entsprechend ihren Nutzen aus ihnen zieht, was unmittelbar ein Werk der Gnade des Herrn und ein Wunder des Qur'an ist, so wurden auch alle diese verschiedenen Risalat, die doch nur nach sehr gründlichen Untersuchungen und Studien hätten zu Stande kommen können, trotz dieser belastenden, bedrückenden und beengenden Umstände, da ich doch Mühe hatte, meine Gedanken und meine Eindrücke zu ordnen, in dieser so außerordentlichen Geschwindigkeit geschrieben, was wiederum ein Werk der Gnade Gottes und ein Geschenk des Herrn ist. In der Tat wissen die meisten meiner Brüder und alle die Gefährten, die bei mir sind und die Schreiber, dass der Fünfte Abschnitt des Neunzehnten Briefes in nur wenigen Tagen geschrieben wurde, wobei wir an jedem Tag nur zwei, drei Stunden, also insgesamt etwa zwölf Stunden gearbeitet haben, ohne dass wir dabei in irgendeinem Buch hätten nachschlagen können. Ja, der vierte Absatz, welcher der wichtigste davon ist, der Absatz, indem der Ausdruck "Resul-u Ekrem Aleyhissalatu Vesselam" ganz offensichtlich das Siegel des Propheten zeigt, wurde in drei, vier Stunden auswendig, auf einem Berge im Regen niedergeschrieben. Auch eine so bedeutende und feinsinnige Risala wie das Dreißigste Wort, wurde in sechs Stunden in einem Weinberg geschrieben; und so wie das Achtundzwanzigste Wort in einer, höchstens in zwei Stunden in Süleymans Garten niedergeschrieben wurde, so geschah es auch mit den meisten Risalat. Dabei wissen meine engsten Freunde, dass ich schon seit langem unter bedrückenden und beengenden Umständen noch nicht einmal ganz offensichtliche Wahrheiten klar zum Ausdruck bringen konnte, ja noch nicht einmal um sie wusste. Kam dann unter diesen bedrückenden Umständen noch eine Krankheit hinzu, die mich noch mehr daran hinderte, Unterricht zu erteilen und etwas zu verfassen, so wurden dennoch die wichtigsten "Sözler" und Abhandlungen auch in Zeiten äußerster Bedrängnis und Krankheit in einer ungewöhnlich raschen Art niedergeschrieben. Wenn das nicht unmittelbar göttliche Gnade, ein Geschenk (ikram) des Herrn und ein Wunder (keramet) des Qur'an ist, was denn sollte es dann sein? Nun aber schadet ein Teil der Fragestellungen einem Teil der Menschen, ganz gleich, um welches Buch es sich dabei handeln mag (wenn darin die göttlichen und Glaubenswahrheiten behandelt werden), in jedem Fall... Weil es ihnen aber schadet, wird nicht jede Fragestellung jedermann zugänglich gemacht. Was aber die Risalat betrifft, so haben sie bisher - wen auch immer ich gefragt habe - bei niemandem eine gegenteilige Wirkung ausgelöst, schlimme Folgen gezeigt, eine Beunruhigung des Gemüts bewirkt, oder sonst irgendeinen Schaden angerichtet, weshalb es für uns absolut sicher ist, dass es sich hier um ein Zeichen aus dem Verborgenen (ischaret-i gaybiyye) handelt und um eine Gnade des Herrn. Sechster Hinweis: Ich bin heute davon überzeugt, dass es mir bestimmt war, den größten Teil meines Lebens in der Weise zu verbringen, dass er nicht von mir selbst, von meinem Wissen, Wollen und Bewusstsein bestimmt wurde und ihm ein solch seltsamer Verlauf gegeben wurde, dass er solche Art Abhandlungen zum Ergebnis brachte, wie sie dem Dienst am Qur'an dienlich sein sollten. Es ist, als wäre mein ganzes wissenschaftliches Leben nur ein Grundkursus oder eine Vorbereitungsstufe gewesen und als sollte sein Ergebnis darin bestehen, in den "Sözler" die Wunder ('icaz) des Qur'an aufzuzeigen. Ja ich zweifle keineswegs daran, dass ich in diese meine Lage: diese Verbannung und das Leben in der Fremde seit sieben Jahren, diese Isolation ohne Grund und gegen meinen Wunsch, mein Leben im Gegensatz zu meiner Natur ganz allein in einem Dorf zu verbringen, um am Ende gar alle Bindungen an das gesellschaftliche Leben, an das ich mich seit langem gewöhnt hatte, zu verabscheuen und alle bisherigen Grundsätze aufzugeben, nur deshalb versetzt wurde, um mich in reiner und aufrichtiger Weise einzig und allein dem Dienst am Qur'an zu widmen. Ja, ich bin der Überzeugung, dass sich hinter dem Schleier der Unterdrückung, hinter all diesen Schikanen und dem Unrecht, das man mir angetan hat, eine gnädige Hand verbirgt, die mich in ihrer Barmherzigkeit dazu veranlassen will, meine Gedanken auf die Geheimnisse des Qur'an zu konzentrieren, ohne meine Blicke von ihnen abzuwenden. Ja, obwohl ich früher aufs Lesen geradezu versessen war, wurde meiner Seele eingegeben, mich des Lesens aller anderen Bücher zu enthalten und es ganz und gar zu vermeiden. So verstand ich, dass es mir bestimmt war, den vertrauten Umgang mit den Büchern aufzugeben, der mir doch sonst eine Quelle des Trostes hier in dieser Fremde hätte sein können, damit mir einzig und allein die Ayat des Qur'an ein vollkommener Lehrer (Ustadh) sein sollten. Zudem wurden mir die Werke, die Risalat, welche niedergeschrieben wurden - die überwältigende Mehrheit von ihnen - ohne dass irgendeine Ursache von außen hinzugetreten wäre, rein auf Grund eines Bedürfnisses, das aus meiner Seele erwuchs, plötzlich und unvermittelt von der Güte Gottes (ihsan) zum Geschenk gegeben. Wenn ich sie dann einigen meiner Freunde zeigte, sagten sie zu mir: "Sie sind ein Heilmittel für die Wunden unserer Zeit." So wurde mir nach ihrer Verbreitung klar, dass sie in dieser Zeit für die meisten meiner Brüder das Heilmittel sind, das ihren Bedürfnissen am besten entspricht und die Medizin, die in ihren Schmerzen vollkommen für sie geeignet ist. So blieb in mir gar kein Zweifel mehr daran zurück, dass die oben erwähnten Umstände und der Verlauf meines Lebens - ohne es zu wissen noch zu wollen - die verschiedenen Zweige der Wissenschaft, die ich ganz außer der Reihe und ohne eine feste Absicht studiert habe, ein solch geheiligtes Ergebnis herbeigeführt haben, dass es zu einem starken Geschenk der göttlichen Gnade wurde und einer Gabe (ikram) des Herrn. Siebenter Hinweis: Während unseres Dienstes, also im Verlaufe von etwa fünf, sechs Jahren, haben wir ohne zu übertreiben hundert Werke mit eigenen Augen gesehen, die ein Geschenk Gottes (ikram), eine Gnade des Herrn und ein Wunder (keramet) des Qur'an sind. Auf einen Teil davon haben wir im Sechzehnten Brief hingewiesen, einen anderen in den verschiedenen Problemstellungen des Vierten Kapitels des Sechsundzwanzigsten Briefes, einen anderen in der Dritten Problemstellung des Achtundzwanzigsten Briefes erörtert. Meine nächsten Freunde wissen davon. Suleyman Efendi, mein engster Freund und Vertrauter, kennt viele davon. Besonders bei der Abfassung der "Worte" und "Abhandlungen", bei ihrer Korrektur, Zusammenstellung, der Niederschrift und der Reinschrift erlebten wir, wie sich ganz unerwartet alles mit geradezu wunderbarer Leichtigkeit ergab. Wir haben gar keinen Zweifel daran, dass es sich dabei um ein Wunder des Qur'an gehandelt hat. Dafür gibt es hunderte von Beispielen. Auch was unseren Lebensunterhalt betrifft, werden wir mit so viel Liebe (shefqat) ernährt und versorgt, weil der Herr der Gnade, der unsere Arbeiten lenkt und leitet, uns in unerwarteter Weise mit seiner Güte beschenkt, um uns auch noch den geringsten Wunsch unseres Herzens zu erfüllen. Usw... Alle diese Umstände sind ein so starkes Zeichen aus dem Verborgenen (ischaret-i gaybiyye), dass wir geleitet und geführt sind nach Seinem Wohlgefallen, und Seine Gnade ist es, in der der Dienst am Qur'an von uns erfüllt wird. اَلْحَمْدُ لِلّٰهِ هٰذَا مِنْ فَضْلِ رَبِّى سُبْحَانَكَ لاَعِلْمَ لَنَآ اِلاَّ مَاعَلَّمْتَنَآ اِنَّكَ اَنْتَ الْعَلِيمُ الْحَكِيمُ اَللّٰهُمَّ صَلِّ عَلٰى سَيِّدِنَا مُحَمَّدٍ صَلٰوةً تَكُونُ لَكَ رِضَآءً وَلِحَقِّهِ اَدَآءً وَعَلٰٓى اٰلِهِ وَصَحْبِهِ وَسَلِّمْ تَسْلِيمًا كَثِيرًا اٰمِينَ {"Lob und Preis sei Allah! Dies kommt durch den Segen meines Herrn." "Gepriesen seist Du! Wir haben kein Wissen, außer dem, das Du uns gelehrt hast. Denn Du bist der Allwissende, der Allweise." (Sure 2, 32) "O Gott, segne unseren Herrn Mohammed, mit dem Segen, der Dir wohlgefällig sein und sich in Wahrheit an ihm erfüllen möge, an ihm und seiner Familie und seinen Gefährten, und schenke ihnen Deinen Frieden in Fülle und Sicherheit. Amen."} Antwort auf eine vertrauliche Frage Dieses Geheimnis der Gnade wurde ehedem als Geheimsache aufgezeichnet. Sie wurde am Ende des zehnten Wortes angefügt. Doch die meisten Schreiber haben sie, aus welchen Gründen auch immer, abzuschreiben vergessen. Hier wäre eigentlich der rechte und geeignete Platz dafür gewesen. Der Artikel blieb aber den Schreibern verborgen. Man hat mir folgende Frage gestellt: "Warum geht von den "Worten", die du über den Qur'an geschrieben hast, eine solche Kraft, ein solcher Einfluss aus, wie sie sich in den Worten anderer Theologen (arif) und Kommentatoren (müfessir) nur selten findet. Manchmal geht von einer Zeile so viel Kraft aus wie von einer ganzen Seite, von einer Seite so viel Einfluss wie von einem ganzen Buch..." Antwort: Weil die Ehre dem Wunder des Qur'an gebührt und nicht mir zukommt, antworte ich ohne zu zögern: "Bei den meisten Abschnitten ist das so." Denn: Die "Sözler", so wie sie niedergeschrieben wurden, basieren nicht auf einer Theorie sondern auf einer Überzeugung, nicht auf einer Anhängerschaft sondern auf einem Glauben, nicht auf wissenschaftlicher Erkenntnis sondern auf eigenen Zeugnissen, nicht auf blinder Gefolgschaft sondern auf Überprüfung, nicht auf Parteilichkeit sondern auf Anteilnahme, nicht auf mystischer Schau sondern auf der Wahrnehmung der Realitäten, sie sind keine Lehre sondern das Zeugnis für eine Lehre. Das Geheimnis dieser Weisheit ist Folgendes: In alter Zeit wurden die Glaubensgrundsätze noch gehütet und ihre Gefolgschaft war stark. Die Aussagen der Wissenschaftler und ihre Erkenntnisse wurden, mochten sie nun auch im Einzelnen unbewiesen blieben, wurden angenommen und das genügte. Aber in dieser unserer Zeit, da die Irrlehre der Naturwissenschaften ihre Hand nach den Glaubensgrundsätzen und den Pfeilern des Islam ausgestreckt, hat der barmherzige König und Herr in Seiner Majestät, der ein Heilmittel für jede Krankheit geschenkt hat, meinen Schriften im Dienste des Qur'an einen Strahl von Gleichnissen als das offensichtlich glänzendste Wunder des ehrwürdigen Qur'an geschenkt, mir in meiner Hilflosigkeit und Schwäche, Armut und Bedürftigkeit eine Barmherzigkeit zu sein. Aber Dank sei Allah, mit Hilfe des Fernglases der tiefen Weisheit, die in den Gleichnissen liegt, wurden die höchsten Wahrheiten ganz nahe gebracht. Ja, unter dem vereinigenden Gesichtspunkt dieser tiefen Weisheit, die in den Gleichnissen liegt, werden auch noch die fernliegendsten Dinge gesammelt. Ja, mit Hilfe der Leiter dieser tiefen Weisheit, die in den Gleichnissen liegt, kann man auch noch die höchsten Wahrheiten ganz leicht erreichen. Ja, durch das Fenster dieser tiefen Weisheit durch das man die verborgenen Wahrheiten betrachtet, werden die Glaubensgrundsätze des Islam zu einer Glaubensgewissheit fester als Zeugnisse. Gleich wie sich mein Verstand meine Phantasie und meine Vorstellungskraft und meine Seele mit all ihren Neigungen ergeben mussten, so musste auch der Teufel die Waffen strecken und sich gleichfalls ergeben. Kurz gesagt: Was immer an Schönheit und Wirksamkeit von meinen Schriften ausgeht, ist nur ein Blitzstrahl, der von den Beispielen zum Qur'an ausgeht. Mein Anteil daran ist einzig mein Verlangen im Bewusstsein meiner großen Bedürftigkeit und mein flehentliches Gebet im Bewusstsein meiner tiefen Hilflosigkeit. Ich habe die Krankheit und der Qur'an hat das Heilmittel. * * * Anhang zur Siebenten Fragestellung ...dient, die Zweifel zu beseitigen, die auftauchen oder auftauchen könnten, daran, dass die acht göttlichen Gnadengaben sichtbar gewordene Zeichen aus dem Verborgenen (ischarat-i gaybiyye) sind, und der Verkündigung der tiefen Weisheit dieser gewaltigen Gnadengabe. Dieser Anhang enthält vier Punkte: Erster Punkt: In der Siebenten Problemstellung des Achtundzwanzigsten Briefes hatten wir die Behauptung aufgestellt, dass wir unter dem Titel "Achte Gnadengabe" und "Entsprechungen" ein Schmuckstück gesehen haben, das die Offenbarung eines Zeichens ist, welches wir als die sieben, acht umfassenden, innerlichen Gnadengaben Gottes und einen Hinweis aus dem Verborgenen wahrgenommen haben. Und wir behaupten ferner, dass diese sieben, acht umfassenden Gnadengaben so stark und so überzeugend sind, dass jede einzelne bereits für sich allein Beweis eines Zeichens aus dem Verborgenen ist. - Nehmen wir einmal den unmöglichen Fall an, dass einer dieser Beweise als schwach angesehen oder gar zurückgewiesen werden müsste, so würde doch die Sicherheit dieser Zeichen aus dem Verborgenen nicht davon beeinträchtigt werden. Lassen sich aber diese acht Gnadengaben nicht leugnen, so kann man auch die Zeichen nicht abstreiten. Weil aber die Menschen verschieden sind, die meisten von ihnen aber der Schicht der einfachen, ungebildeten Leute angehören, die mehr noch dem Augenschein vertrauen, die Entsprechungen unter den acht Gnadengaben aber zwar nicht die stärksten, wohl aber die offensichtlichsten Beweise liefern - und in der Tat sind die übrigen zwar stärker, doch die Entsprechungen allgemeingültiger - sehe ich mich, um auftretende Zweifel auszuräumen, dazu gezwungen, mit einem Vergleich eine Tatsache klar herauszustellen. Es ist dies Folgendes: Wir hatten über diese offensichtliche Gnadengabe gesagt: In den Abhandlungen, die wir geschrieben haben, werden bei den Worten "Qur'an" und "Resul-u Ekrem Aleyhissalatu Vesselam" Entsprechungen in einem solchen Maße sichtbar, dass kein Zweifel an ihnen mehr zurückbleibt. Derart, wie sie angeordnet wurden und der Figur, die sie bilden, liegt eine Absicht zu Grunde. Beweis dafür, dass Wille und Absicht dazu nicht bei uns lagen, ist, dass wir es erst drei, vier Jahre später bemerkt haben. Ist dies aber so, dann kommen Wille und Absicht aus dem Verborgenen und sind ein Werk der Gnade. Den beiden Worten wurde die Form einer Entsprechung gegeben, einzig dem Wunder des Qur'an und dem Wunder Mohammeds (ASM) in Form einer Verstärkung zu dienen. Der Segen, welcher auf diesen beiden Worten ruht und dem Wunder des Qur'an und dem Wunder Mohammeds (ASM) das Siegel der Bestätigung aufprägt, offenbart sich auch an anderen ähnlichen Wörtern, deren überwältigende Mehrheit eine Entsprechung zeigt. Doch findet man dies nur auf einzelnen Seiten. Bei diesen zwei Wörtern zeigt es sich jedoch in ein, zwei Abhandlungen durchgehend und bei den übrigen Abhandlungen mehrheitlich. Doch haben wir immer wieder darauf hingewiesen, dass derartige Entsprechungen sich häufig auch in anderen Büchern ansatzweise finden können, doch nicht in diesem seltsamen Ausmaß, das eine Absicht und einen erhabenen Willen aufweist. Obwohl es nun unmöglich ist, unsere Behauptung zu widerlegen, könnte es doch aus zwei Gesichtspunkten möglich sein, sie oberflächlich betrachtet als widerlegt anzusehen. Erstens: Jemand könnte sagen: "Ihr habt auch eine solche Übereinstimmung ausgedacht und sie herbeigeführt. Wollte man so etwas absichtlich tun, wäre dies einfach und leicht." Wir setzen dagegen: In einem Streitfall genügen zwei zuverlässige Zeugen. Doch dafür, dass wir in unserem Falle nicht mit Wunsch und Wille beteiligt gewesen sind, vielmehr die Sache erst drei, vier Jahre später bemerkt haben, ließen sich hundert zuverlässige Zeugen finden. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einen Punkt einfügen. Das Wunder an diesem Wunder des Ehrwürdigen Qur'an ist nicht in der gleichen Art zu betrachten wie seine sprachliche Prägnanz. Denn zu diesem Wunder des Qur'an führt kein Weg menschlicher Macht, es in diesem Grade zu erreichen. Menschenmacht kann das Wunder dieses Wunders nicht zu Stande bringen. Macht ist an diesem Werk nicht beteiligt. {(*): Im Achtzehnten Hinweis des Neunzehnten Briefes fanden wir auf der Seite einer Kopie das Wort "Qur'an" neunmal in Entsprechung zueinander, dergestalt, dass am Ende der Schriftzug "Mohammed" erschien, als wir die einzelnen Worte durch eine Linie miteinander verbanden. Auf der gegenüberliegenden Seite fanden wir das Wort "Qur'an" achtmal in Entsprechung zu einander, wobei am Ende der Schriftzug "Allah" erschien. Solche einzigartigen Dinge wie diese Entsprechungen gab es viele. Wir haben die Übertragung der dieser Anmerkung zu Grunde liegenden Entsprechungen mit eigenen Augen gesehen. Bekir, Taufiq, Süleyman, Galib, Said} Dritter Punkt: Dieses Verhältnis zwischen einem besonderen Zeichen und einem allgemeinen Zeichen soll uns auf das Geheimnis der subtilen Herrschaft Gottes und Seiner Barmherzigkeit hinweisen. Von einem Mitbruder stammt ein schönes Wort. Dieses Wort soll in dem nachfolgenden Beispiel unser Thema sein. Er sagte nämlich, als ich ihm eines Tages eine schöne Tawafuqat (Entsprechung) zeigte: "Wie schön das ist! Eine jede Wahrheit ist in sich selbst schön. Aber die gegenseitigen Übereinstimmungen und die Entsprechungen zwischen den Wörtern sind ganz besonders schön." Da habe dann auch ich gesagt: "Es ist in der Tat ein jedes Ding schön entweder vom Standpunkt der Wahrhaftigkeit aus betrachtet, oder für sich selbst gesehen oder hinsichtlich seines Ergebnisses." Und diese Schönheit betrifft die allgemeine Herrschaft Gottes, Seine allumfassende Barmherzigkeit und Seine Erscheinung in ihrer Wirkung auf die Allgemeinheit. So wie du gesagt hast, sind diese Entsprechungen als ein Zeichen aus dem Verborgenen ganz besonders schön. Denn sie weisen in ihrer Form auf Seine besondere Barmherzigkeit, Seine individuelle göttliche Herrschaft und Seine Erscheinung in ihrer ganz persönlichen Wirkung hin. Wir wollen dies mit einem Gleichnis näher verständlich machen. Es handelt sich um Folgendes: Ein Herrscher kann seine königliche Gnade durch Staatsautorität und allgemeines Gesetz auf jeden Einzelnen seines Volkes ausdehnen. Dann offenbart sich an jedem Einzelnen unmittelbar die königliche Huld und die staatliche Autorität dieses Herrschers. Auf diese Weise kommen ganz allgemein für den Einzelnen viele persönliche Beziehungen zum Tragen. In zweiter Hinsicht gibt es für einen Herrscher die Möglichkeit zu einem persönlichen Gunsterweis, einem persönlichen Befehl. Dann erweist er einem Einzelnen über das allgemeine Gesetz hinaus seine Huld, bezeigt ihm seine Gunst, erteilt ihm seinen Befehl. So ist also jedes Ding unserem Beispiel entsprechend und vom Standpunkte der allgemeinen Herrschaft des Notwendig-Seienden (Vadjibu-l'Vudjud), des königlichen Schöpfers und Seiner Barmherzigkeit und Seines allumfassenden Erbarmens Teilhaber. Es steht mit Ihm in seiner persönlichen Beziehung entsprechend seinem Anteil, den es von Ihm erhält. Entsprechend Seiner Macht, Seinem Willen und Seinem alles umfassenden Wissen verfügt Er über alle Dinge, wirkt auch noch auf die unbedeutendsten Vorgänge ein und übt Seine Herrschaft über sie aus. Er ist notwendig für alle Dinge und in jedem Geschehen. Unter Seinem Wissen und mit Seiner Weisheit geschieht alles und wird alles geordnet. Die Natur ist weder dazu in der Lage, sich dem Herrschaftsbereich Seiner Verfügungsgewalt zu entziehen und der Herr ihrer eigenen Auswirkungen zu sein, noch unterliegt eine Einwirkung auf die Dinge innerhalb des empfindlichen Messbereichs der Weisheit dem Zufall. Wir haben in unseren Abhandlungen - an zwanzig Stellen - durch absolut zuverlässige Zeugnisse die Natur und den Zufall entmachtet, sie mit dem Schwert des Qur'an gerichtet und gezeigt, dass sie keine Einwirkung hat. Aber in den Augen der Sorglosen (Ehl-i gaflet) werden die im Bereich der alles umfassenden Herrschaft Gottes liegenden äußerlichen Gründe, deren Weisheit und Hintergrund sie nicht kennen, als Zufall bezeichnet. Und weil sie die Weisheit nicht erfassen und einige Gesetze göttlichen Handelns (verborgen hinter dem Vorhang der Natur) nicht sehen konnten, haben sie zur Natur ihre Zuflucht genommen. Zweitens gibt es den privaten Herrschaftsbereich Gottes, Seine persönliche Zuwendung und die Hilfe Seines Erbarmens. Diejenigen, welche den Druck der allgemeinen Gesetze nicht tragen können, erlangen die Hilfe im Namen Gottes nach der Überfülle Seiner Erbarmungen als eine Hilfe für den Einzelnen. Ihnen wird eine persönliche Unterstützung zuteil, die sie von dem Druck befreit. Darum kann alles, was da lebt, besonders aber der Mensch, Ihn jeden Augenblick zu Hilfe rufen und Beistand von Ihm erhalten. Nun aber kann sich diese Güte in Seiner individuellen Herrschaft auch nicht vor den Sorglosen hinter dem Zufall verstecken und der Natur zugeschrieben werden. Es ist also auf Grund dieses Geheimnisses, dass wir die Zeichen aus dem Verborgenen in dem Wunder des "Qur'an" und in dem Wunder "Mohammeds" als einen persönlichen Hinweis angesehen haben und durch ihn überzeugt worden sind. Und wir sind zu der Gewissheit gelangt, dass er eine individuelle Hilfe und eine persönliche Gnade ist, die sich auch den Verstockten zeigen wird. Wir haben es nur um Allahs willen bekannt gemacht. Sollten wir einen Fehler begangen haben, möge Allah uns verzeihen. Amen... رَبَّنَا لاَ تُؤَاخِذْنَآ اِنْ نَسِينَآ اَوْ اَخْطَاْنَا {"Herr, strafe uns nicht für unsere Vergesslichkeit und Fehlerhaftigkeit!" (Sure 2, 286)} * * * Meine Brüder, Ich möchte euch etwas erklären, was im Verhältnis zwischen dem Lehrer (Ustadh) und seinen Schülern und den Schülern untereinander zum Segen (faide) dienen soll. Es ist dies wie folgt: Ihr seid - obwohl mir das eigentlich gar nicht zukommt - sowohl in einer Hinsicht meine Schüler, als in anderer Hinsicht auch alle untereinander Mitschüler und in anderer Hinsicht auch meine Helfer und Berater. Meine lieben Brüder, euer Meister ist nicht unfehlbar und es ist ein Fehler, ihn als fehlerlos anzusehen. Findet sich in einem Garten ein fauler Apfel, so schadet das dem Garten nicht; findet sich Falschgeld in einer Schatzkammer, so mindert das nicht den Wert der Schätze. Entsprechend dem Geheimnis, dass etwas Gutes zehnfach, ein Übel aber nur einfach gezählt wird, ist es nur recht und billig, dort, wo man das Übel, einen Fehler sieht, um des Guten willen keinen Ekel im Herzen aufkommen zu lassen und Widerspruch zu erheben. Da aber diejenigen Artikel, welche sich auf die Wahrheiten beziehen im großen und ganzen wie auch manchmal in ihren Einzelheiten in der Art von Inspirationen im Herzen auftauchen, so sind sie insgesamt unmittelbar zweifelsfrei und sicher. Wisset, meine Brüder und meine Mitschüler, dass ich mich darüber freuen würde, wenn ihr mir einen Fehler, den ihr an mir seht, freimütig sagt. Ja selbst wenn ihr mich auf den Kopf schlüget, sagte ich doch, es möge recht und schön sein vor Gott. Mit Rücksicht auf die Wahrheit darf man keine anderen Rücksichten nehmen. Ich will nicht, um dem Egoismus meiner inneren Triebhaftigkeit (nefs-i emmare) zu schmeicheln, eine unverstandene Wahrheit verteidigen, sondern sie aus Achtung vor der Wahrheit annehmen mit Herz und Hand. Ihr wisst, dass in dieser unserer Zeit der Dienst am Glauben sehr wichtig ist; doch sollte man diese Aufgabe nicht einem schwachen und hilflosen Mann aufladen, der in mancher Hinsicht kaum seine Gedanken zusammenhalten kann; man sollte ihm vielmehr nach Möglichkeit helfen. Gott der Gerechte hat sich seit zwei Jahren in Seinem vollkommenen Erbarmen mit feinsinnigen Entsprechungen, welche im Vergleich zu den ernsthaften Wahrheiten gleichsam den Nachtisch oder das Kompott bilden, unseren Sinnen huldreich zugewandt und unser Gemüt mit Freude erfüllt. In Seinem vollkommenen Erbarmen hat Er durch diese feinsinnigen Entsprechungen, mit diesen Früchten unser Gemüt auf die ernsteren Wahrheiten des Qur'an hingeleitet und unserem Geist mit diesen Früchten Nahrung und Kraft gegeben. Wie die Dattel, die zugleich eine Frucht darstellt als auch unsere Nahrung bildet, so vereinigt auch die Wahrheit in sich sowohl Schönheit als auch Erlesenheit und Vorzüglichkeit. Brüder, wir brauchen in dieser Zeit sehr viel geistige Kraft gegen die Unbesonnenheit und den Irrtum. Aber leider bin ich nur wie ein kleiner Angestellter und ein sehr schwacher Mensch. Ich besitze keine wunderbaren Gnadengaben, dass ich die Wahrheit damit beweisen könnte. Ich besitze auch nicht (wie ein Scheich) die Gabe der Fürsprache (himmet), dass ich die Herzen damit anziehen könnte. Ich habe keine überragende Intelligenz, dass ich durch meine Genialität alle Welt überzeugen könnte. Ich bin vielmehr nur ein armseliger Diener an der Schwelle des Weisen Qur'an. Den Starrsinn jener Unvernünftigen, die auf Irrwegen gehen, zu zerbrechen und sie zur Einsicht zu führen, erhalte ich manchmal Hilfe durch die tiefe Wahrheit des Weisen Qur'an. Ich empfand diese Entsprechungen, die ein Wunder des Qur'an sind, wie eine göttliche Gnadengabe (ikram) und sie mit beiden Händen festgehalten. Tatsächlich habe ich die beiden Abhandlungen: "Isharatul-I'djaz (Hinweise auf das Wunder)" und "Risale-i Hashir (Abhandlung über die Auferstehung)", welche ein Resümee aus dem Qur'an darstellen, als einen sicheren Hinweis verstanden. Mögen sich nun vergleichbare Hinweise finden oder auch nicht: für mich sind sie ein Wunder des Qur'an. Mein lieber, treuer und fleißiger Bruder, Eine jede Aufgabe, die du am Qur'an versiehst, ist gesegnet. Gott der Gerechte schenke Euch Erfolg; Er lasse Euch Eure Arbeit nicht verdrießen und mehre Euren Eifer. Ich will einen Grundsatz erklären, der für die Bruderschaft gilt. Ihr solltet Euch diesen Grundsatz wirklich zu Herzen nehmen. Das Leben ist eine Einheit und die Frucht einer Gemeinsamkeit. Zerfällt die harmonische Einheit, geht auch das innerliche Leben zugrunde. وَلاَ تَنَازَعوُا فَتَفْشَلُوا وَتَذْهَبَ رِيحُكُمْ {"Und nicht und trennt euch nicht, sodass eure Kraft von euch geht." (Sure 8, 46)} Diesem Hinweis entsprechend verliert eine Gemeinschaft ihre Würze (tad), wenn die gegenseitige Unterstützung nachlässt und der Zusammenhalt sich auflöst. Ihr müsst wissen, dass die Ziffer eins drei Mal für sich getrennt geschrieben und zusammengezählt den Wert drei ergibt. Wie aber ihr Wert, die Zahlen hintereinander gesetzt, den Wert 111 ergibt, so entspricht auch der Wert von drei, vier Dienern der Wahrheit und Gerechtigkeit, wenn jeder für sich allein seine Arbeit verrichtet, dem von drei, vier Männern. Wenn in einer echten Bruderschaft einer die Vorzüge des anderen hervorhebt und sich die Brüder so gegenseitig unterstützen, bis sie einander gleich werden und sich so verhalten, dass sie ineinander aufgehen und dieses Geheimnis ihrer Selbstaufgabe unter ihnen sichtbar wird (tefani), dann erhalten diese vier Männer den Wert der vereinigten Kräfte von vierhundert Mann. Ihr gleicht den Maschinisten, welche die Generatoren in Betrieb halten, die nicht nur das große Isparta, sondern ein ganzes, großes Land mit Strom versorgen... Die Zahnräder der Maschinen müssen einander unterstützen. Sie sind nicht aufeinander eifersüchtig, sondern freuen sich im Gegenteil, wenn der eine stärker als der andere ist. Angenommen, ein Zahnrad wäre mit Bewusstsein begabt, dann würde es sich freuen, ein noch stärkeres Zahnrad zu finden, weil es ihm die Arbeit erleichtern würde. Wenn Persönlichkeiten im Dienst an der Wahrheit und Gerechtigkeit, Qur'an und Glauben, auf deren Schultern die schwere Last eines großen Schatzes drückt, durch kräftige Schultern Hilfe erfahren, so erkennen sie diese Hilfe in Dankbarkeit an und sind stolz darauf. Öffnet einander niemals die Tore zur Kritik! Es gibt außerhalb unserer brüderlichen Gemeinschaft genügend, die man kritisieren könnte. Ich bin stolz auf eure Vorzüge. Sollte ich selbst dieser Vorzüge beraubt bleiben, so würde ich mich doch über diejenigen freuen, die ich bei euch vorfinde. Ich betrachte sie als meine eigenen. So sollt auch ihr einander mit den Augen eures Meisters betrachten... es sei so, dass ein jeder von euch die Vorzüge des anderen hervorhebt und herausstellt. Said Nursi * * * Lieber, sehr verehrter Meister! Von Ihren Worten (Sözler), das heißt von Ihren Abhandlungen ist jedes einzelne ein großartiges Heilmittel. Von Ihren "Sözler" empfange ich sehr viel Segen. Soviel ich auch darin lese, immer möchte ich es noch einmal wiederholen. Und jedes Mal, wenn ich sie wieder lese, empfinde ich so viel Geschmack daran, dass ich es gar nicht zu beschreiben vermag. Ich habe die feste Hoffnung, dass wer heute nicht alle Ihre "Sözler", nein, auch nur einen Teil davon aufrichtigen Herzens liest, sich der Wahrheit hingibt, falls er ungläubig wäre, von seinem bisherigen Wege ablassen und, wenn er ein Sünder wäre, sich bekehren müsste... Hüsrev * * * Brief an einen Arzt, der von der Risale-i Nur sehr begeistert ist, und der durch eingehendes Studium der Risala erwacht ist. Einen schönen Gruß! O glücklicher Arzt, der seine eigene Krankheit zu heilen hat. Mein inniger und verehrter Freund! Zu diesem seligen Erwachen, das dein begeisterter Brief bezeugt, kann man dir wirklich gratulieren. Wisse nun! In allem, was da ist, ist das Leben das kostbarste. Unter den Pflichten ist die kostbarste der Dienst am Leben. Unter den Diensten am Leben ist der kostbarste das Arbeiten für die Verwandlung dieses vergänglichen Lebens in das ewige Leben. Die gesamte Bedeutung und aller Wert dieses Lebens besteht darin, Kern, Anfang und Quelle des ewigen Lebens zu sein. Denn beschränkt man seinen Blick nur auf dieses vergängliche Leben, dann verdirbt und vergiftet man das ewige Leben. Es wäre das der gleiche Wahnsinn wie die Bevorzugung des augenblicklichen Blitzes vor der immerwährenden Sonne. In Wahrheit sind diejenigen Doktoren selbst am meisten krank, welche oberflächlich, und welche Materialisten sind. Wenn sie aus der heiligen Apotheke des Qu'ran die Medikamente des Glaubens als ein Gegengift zu entnehmen wissen, können sie sowohl ihre eigenen Krankheiten als auch die Wunden der Menschheit heilen. So wie dein Erwachen eine Salbe für deine eigenen Wunden ist, wird es dich - insha-a'llah - auch zu einem Medikament für die Krankheit der Ärzte machen. Außerdem weißt du auch, dass für einen verzweifelten, hoffnungslosen Kranken eine innere Tröstung manchmal heilsamer ist als tausend Medikamente. Dagegen fügt ein Arzt, der im Sumpf des Naturalismus erstickt ist, zu der leidvollen Verzweiflung dieser hilflosen Kranken noch eine Finsternis hinzu. Insha-a'llah, macht dieses dein Erwachen dich für solch Hilflose zu einer Quelle der Tröstung und einem Arzt des Lichtes. Du weißt ja, dass das Leben kurz ist, der notwendigen Arbeiten aber zu viele sind. Wenn du dir einmal deinen eigenen Kopf untersuchst, so wie ich das getan habe, wie viel nutzlose, wertlose, bedeutungslose Kenntnisse wirst du darin finden, tote Dinge gleich einem Haufen Holz! Denn ich habe diese Untersuchung vorgenommen und viele überflüssige Dinge gefunden. Es ist also notwendig, einen Weg zu suchen, um diese philosophischen Wissenschaften und naturwissenschaftlichen Erkenntnisse nutzbringend, erleuchtend und lebendig zu machen. Wenn du nun Gott den Gerechten um ein Erwachen bittest, den Erhabenen Weisen (Hakim-i Dhu-l'Djelal) darum, deine Gedanken auf Sein Konto umzubuchen, dieses Holz mit Seinem Feuer in Licht umzuwandeln, dann werden deine nutzlosen wissenschaftlichen Kenntnisse als ein wertvolles, göttliches Wissen gelten. Mein scharfsinniger Freund! Das Herz wünscht sich sehr, dass die Naturwissenschaftler vorwärts streben mögen mit einem Gefühl für die Notwendigkeiten - wie Hulusi Bey - entsprechend ihrer Sehnsucht nach dem Lichte des Glaubens und dem Geheimnis des Qur'an. Da nun einmal die "Worte" (Risale-i Nur) dein Gewissen angerührt haben, bedenke, dass jedes einzelne Wort nicht von mir stammt, sondern ein Brief des Verkünders des Qur'an an dich, und ein Rezept aus der heiligen Apotheke des Qur'an ist! Mit diesen "Nur"-Abhandlungen eröffne in meiner Abwesenheit einen Gesprächskreis mit mir. Und wenn du den Wunsch danach hast, schreibe mir einen Brief! Aber sei mir bitte nicht böse, falls ich nicht antworte! Denn ich schreibe schon seit langem sehr selten Briefe. Ja, sogar auf die vielen Briefe meines Bruders habe ich in drei Jahren nur ein einziges Mal geantwortet. Said Nursi * * * Ein Artikel von Hafidh Halid, eines Gelehrten, Forschers (mudakkik) und Lehrers (hodja) von reinem und aufrichtigem (ihlas) Herzen, der im Dienste der Risale-i Nur sehr viel Fleiß auf deren Niederschrift verwandt hat. {hafidh: einer, der den Qur'an auswendig rezitieren kann.} Von dem, was ich gegenüber Said Nursi, dem Bediüzzaman und Verfasser der Risale-i Nur, einem Mann, wie man ihn nur selten in der Welt antrifft, einem Diener des Qur'an empfinde, möchte ich hier, wenn auch nur einen tausendsten Teil, zum Ausdruck bringen: Mein Meister ist in sich ein Abglanz des Lichtes (Nur), eines Namens der Majestät (Djelal) Gottes. Dieser ehrenwerte Name ist für ihn der Gewaltige Name (ism-i adham). Der Name seines Dorfes ist Nurs, der Name seiner Mutter Nuriye, der Name seines Meisters im Kaderi-Orden ist Nureddin, der Name seines Meisters im Nakshi-Orden Seyyid Nur Mehmed, seines Qur'an-Lehrers Hafidh Nuri, der seines persönlichen Imams im Dienste des Qur'an ist Sinnureyn. Seine Gedanken und sein Herz werden von der Ayah des Lichtes erleuchtet und seine Gleichnisse vom Licht, mit denen er auch die schwierigsten Probleme erklärt, sind von hohem Wert. Die Bezeichnung seiner Abhandlungen als Abhandlungen über das Licht (Risale-i Nur) bestätigt weiter, dass der Name Nur (Licht) für ihn ein überragendes Merkmal ist. Die Risale-i Nur ist, die arabisch verfassten Teile dieses wunderbaren Werkes mit einbezogen, bis heute auf 119 Bände angewachsen. Jede einzelne Risala ist in ihrer eigenen Thematik wunderbar. Hoch und erhaben ist die Abhandlung über die Wiederversammlung, bekannt geworden als zehntes Wort, ganz wunderbar und besonders vielseitig. Sie beweist die Auferstehung und Wiederversammlung, welche für die Gelehrten bis dahin nicht mehr als eine Offenbarung gewesen war, nun auch verstandesgemäß mit starken und sicheren Argumenten. Mit ihrer Hilfe konnten sich viele ihren Glauben bewahren. Mit dem Geheimnis der Ayah: هُوَ الَّذِى جَعَلَ الشَّمْسَ ضِيَاءً وَالْقَمَرَ نُورًا {"Er ist es, der der Sonne das Licht (Diya) und dem Mond seinen Schein (Nur) gegeben hat."} kann ich sagen: die Risale-i Nur ist der Mond der Erkenntnis, der sein Licht aus dem Qur'an, welcher ein Wunder und die Sonne der Wahrheit ist, empfangen hat, نُورُ الْقَمَرِ مُسْتَفَادٌ مِنَ الشَّمْسِ {"Das Licht des Mondes gewinnt sein Licht (Nur) von der Sonne"} wobei die bekannte Tatsache, dass der Mond sein Licht von der Sonne empfangen hat, von der Astronomie auch noch wissenschaftlich bestätigt wird. So kann ich also sagen, dass mein Lehrer, was den Qur'an betrifft, dem Mond gleicht, der sein Licht von dem ehrwürdigen Propheten, mit dem der Friede sei und der die Sonne am Himmel des Prophetentums (risalet) ist, empfangen hat, welche sich in der Gestalt der Risale-i Nur verkörpert. Mein Lehrer gibt schon durch sein äußerliches Verhalten überragende Charaktereigenschaften zu erkennen, wie sie sich bei anderen nur selten finden und zeigt damit eine innerliche Haltung, die ihn hoch über alle anderen erhebt. Wenn man seine äußere Erscheinung betrachtet, sieht er aus, als könne er nicht einmal das Handbuch des Grundwissens (ilmihal) lehren. Doch plötzlich siehst du, wie er sich in einen Ozean verwandelt; und wenn er dann spricht, gibt er im Rahmen des Erlaubten, was er von dem Ehrwürdigen Propheten, mit dem Friede und Segen sei, empfangen hat, entsprechend dem Gewinn, den er daraus gezogen hat, weiter. Zu Zeiten, wo er diesen Gewinn von dem ehrwürdigen Propheten, mit dem Friede und Segen sei, nicht empfangen hat, verhält er sich dem Neumond gleich (der das Licht weder empfängt noch gibt). Dann sagt er in seiner Bescheidenheit: "Ich habe kein Licht: ich habe keinen Wert." Dieser Charakterzug entspricht der wahren Demut. So lebte er ganz nach der folgenden Hadith: مَنْ تَوَاضَعَ رَفَعَهُ اللّٰهُ {"Und wer bescheiden ist, den erhöht Gott."} So ergibt es sich also aus diesem Charakterzug, dass er, vertritt einmal ein Schüler wie wir bei einem wissenschaftlichen Problem den entgegengesetzten Standpunkt, dessen Ansicht überprüft. Findet er, dass der andere Recht hat, so übernimmt er in vollkommener Bescheidenheit und mit Freuden dessen Meinung, ja unterwirft sich ihr. "Mashaa'llah", sagt er dann, "Das habt ihr besser gewusst als ich. Möge es gut und schön sein vor Gott". Stets gibt er dem Recht und der Wahrheit den Vorzug vor der Überheblichkeit und Selbstgefälligkeit. Auch ich habe bei manchen Fragen selbst den entgegen gesetzten Standpunkt vertreten. Er behandelte mich stets sehr freundlich und zuvorkommend. Hatte ich etwas falsches gesagt, korrigierte er mich stets mit Höflichkeit und ohne mich jemals in die Enge zu treiben. Fand er meine Antwort aber zutreffend und richtig, dann freute er sich sehr. Besonders in den echten philosophischen Wissenschaften, d.h. im Bereich der Weisheit des Gesetzes (Scheriat) und der Islamiyet ist er geradezu ein Phänomen und jeglicher Menschenweisheit weit voraus. Ja, ich kann sogar sagen, dass er in diesen Wissenschaften selbst Platon und Ibn Sina (Avicenna) bereits hinter sich gelassen hat. Als er vor dreizehn Jahren - damals noch Mitglied am Haus der Weisheit (Daru-l'Hikmeti-l'Islamiye) - die Abhandlungen von Abdu'l-Qadiru'l-Geylani der ihm von Klein-auf bis heute, mit Gottes Erlaubnis, Unterstützung, Schutz und Hilfe ist, ein Qutub (Pol) des Herrn und ein Licht auf einem Leuchter (Gottes Wohlgefallen über ihm!), genannt "Futuhu'l-Ghayb (Die Öffnung des Unsichtbaren)" einen Rat suchend aufschlug, öffnete sich ihm das Buch an der Stelle, wo es heißt: اَنْتَ فِى دَارِ الْحِكْمَةِ فَاطْلُبْ طَبِيبًا يُدَاوِى قَلْبَكَ {"Du bist im Hause der Weisheit 🙂 Darül Hikmet). Suche einen Arzt, der dein Herz heilt!"} Diese Stelle erlangte eine tiefe Bedeutung für ihn und hatte zur Folge, dass der Alte Said sich in einen Neuen Said verwandelte. Zu der Zeit, als er noch der Alte Said war, hatte er die Fragen der Engländer über die Religion feinsinnig und erschöpfend beantwortet. In der philosophischen Logik gibt es von ihm auch ein wunderbares Werk, "Talikat (Anmerkungen)" genannt, das die entsprechenden Abhandlungen von Ibn Sina sogar noch übertrifft. In der Problematik der Logik (eshkal-i mantikiye) erreichte er bis zu zehntausend mögliche Beweisführungen (kiyas-i istikrai), was in diesem Grad und Umfang noch kein Wissenschaftler vor ihm erreicht und gezeigt hatte. Aus einer Risala mit dem Titel "Sunuhat (Eingebungen)" konnte ich entnehmen, dass der ehrwürdige Prophet, mit dem Friede und Segen sei, ihm in einer Medresse in der Welt des Geistes (alem-i mana) Unterricht erteilt hatte. Auf grund dieser geistigen Unterrichts hat er dann einen wunderbaren Kommentar (tefthir) mit dem Titel "Isharatu'l-I'djaz (Hinweise auf das Wunder)" verfasst. Eines Tages sagte er mir darüber: "Hätten die Ereignisse um den Weltkrieg und dessen Folgen es nicht verhindert, hätte ich mit Gottes Erlaubnis über die "Hinweise auf das Wunder" sechzig Bände geschrieben. Doch möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass die Risale-i Nur später einmal an die Stelle jenes wunderbaren Kommentars treten wird, der mir damals vorschwebte." Während der sieben, acht Jahre meiner Gespräche mit dem Meister hatte ich viele einschneidende Begegnungen. Da aber اَلْقَطْرَةُ تَدُلُّ عَلَى الْبَحْرِ {"ein Tropfen als Beweis für das Meer"} bereits genügt, meine ich, dass dieses Kapitel als Beweis für das Meer genügen sollte. Denn es kam die Zeit, mich von meinem Meister zu trennen. Darum habe ich mich mit dem Schreiben sehr beeilt. Entsprechend der Ayah وَالصَّاحِبُ بِالْجَنْبِ {"Es ist fürwahr ein Freund an meiner Seite"} bin ich der Überzeugung, dass mein Lehrer sich meiner, der ich doch so oft an seiner Seite geweilt und Anteil an seiner Freundschaft gefunden habe, im Gebet erinnern werde. Hafidh Halid Dritter Teil Das Leben in Eskishehir Die Risale-i Nur 🙂 Botschaft vom Licht) verbreitete sich immer weiter. Der Glaube (iman) und mit ihm die Islamiyet begann wieder zu erstarken. Als die heimlichen Feinde des Glaubens (din) dessen gewahr wurden, strengten sie unter Hintergehung der Regierung einen Prozess an, indem sie behaupteten: "Bediüzzaman sammelt heimlich um sich neue Leute. Er ist gegen die Regierung und versucht die fundamentalen Gesetze des Staates zu unterminieren." So versuchten sie im Jahre 1935 vor der großen Strafkammer von Eskishehir ein Strafverfahren in Gang zu bekommen, bei dem sie sich einer Verurteilung sicher sein zu können glaubten, ja sogar meinten, dass nun die Todesstrafe ausgesprochen werde. Deshalb begaben sich der Innenminister zusammen mit dem Polizeipräsidenten, eskortiert von Soldaten nach Isparta. Berittenes Militär patroullierte die Straße von Isparta nach Afyon entlang. Das ganze Vilayat von Isparta wurde von militärischen Einheiten unter Kontrolle genommen. Eines Morgens wurde Bediüzzaman, so unverdächtig und bescheiden wie er aussah, aus seinem Einsiedlerleben herausgerissen, auf einen Lastwagen verladen und mit seinen Schülern in Handschellen nach Eskishehir abgeführt. Unterwegs nahm der Kommandant der Abteilung, Ruhi Bey, welcher Bediüzzaman und dessen Schülern nahe stand, diesen ihre Fesseln wieder ab. So konnten sie ihre Reise fortsetzen, ohne die Gebete vernachlässigen zu müssen. Von der Unschuld Bediüzzamans überzeugt, wurde der Kommandant der Abteilung ein Freund von Bediüzzaman und seinen Schülern... Said Nursi wurde mit seinen hundertzwanzig Schülern in das Gefängnis von Eskishehir gebracht; man isolierte sie voneinander, sperrte sie in Einzelzellen und schottete sie vollständig von der Außenwelt ab. So begann für ihn und seine Schüler eine Zeit übelster Schikanen. Trotz dieser Atmosphäre ständiger Bedrohung verfasste Bediüzzaman den Dreißigsten "Lem'a 🙂 Blitz)", sowie den ersten und zweiten "Shu'a 🙂 Strahl)"; und nach der Ankunft von Bediüzzaman im Gefängnis änderten viele der dort Inhaftierten ihre Gesinnung vollständig und wurden gläubige Menschen. Die heimlichen Feinde des Glaubens (din) verbreiteten nun in der Gegend von Isparta Angst und Schrecken mit der Nachricht: "Bediüzzaman und seine Schüler sollen hingerichtet werden." {(*): Es ist in der Tat offensichtlich und muss auch ganz offensichtlich erklärt werden, dass das Ende allen Übels der Untergang der Übeltäter ist. Die solche Pläne schmieden, sind schon jetzt als die Niedrigsten aller Niedrigen in einen Zustand der Höllenqual hinunter gestürzt und zu ewiger Verlorenheit verurteilt. Sie verbringen ihr Leben in der Schande ihrer völligen Niederlage und - da in ihnen aller Glanz erloschen ist - in einem Zustand der Bestrafung, der schlimmer ist als die Strafe der Hölle. Bediüzzaman aber ist ein Mann des Glaubens (iman) und wurde durch ihn zu einem der Großen in der Islamiyet, welcher er mit hohem Mut diente. Der Islam verlieh ihm seine Würde und aus dem Glauben (iman) erwuchs ihm jener hohe Mut, aus dem heraus er auch heute noch weiter lebt. Im Dienst am Qur'an und am Glauben und mit dem Sieg des Islam lässt er die türkische Glaubensgemeinschaft und die Welt des Islam Feiertage der Seele (manevi bayram) erleben (idrak).} Der Präsident der absolutistischen und despotischen Revolutionsregierung, welcher nun andererseits befürchtete, dass die Inhaftierung Bediüzzamans möglicherweise einen Aufstand hervorrufen könnte, brach zu einer Reise in die östlichen Provinzen (Vilayat) auf. Bediüzzaman hatte es sich sein ganzes Leben lang zum Prinzip gemacht, positiv in seiner Haltung und Einstellung zu sein. So sagte er: "Die Fehler einiger weniger sind es nicht wert, dass Hunderte dadurch zu Schaden kommen." Aus diesem Grunde ereignete sich in dieser Zeit nichts und geschah nichts weiter. Stattdessen empfahl Bediüzzaman seinen Schülern auszuharren in Geduld und sich einzusetzen für den Glauben und die Islamiyet. Dadurch wurde allen klar, dass die Verdächtigungen gegen ihn mit voller Absicht von atheistischer Seite aufgebracht worden waren. Im Jahre 1935 wurde Bediüzzaman zusammen mit seinen hundertzwanzig Schülern der Großen Strafkammer in Eskishehir vorgeführt. Dort lagen zwar alle seine Abhandlungen und Briefe, so wie sie bei einer überraschenden Hausdurchsuchung beschlagnahmt worden waren, bereits vor, doch ergab sich aus ihnen kein Beweis, der zu seiner Verurteilung hinreichend gewesen wäre. Am Ende wurde Said nach Gefühl und Gutdünken des Richters zu elf Monaten Gefängnis verurteilt. Fünfzehn seiner Mitangeklagten erhielten je sechs Monate Haft. Alle übrigen 105 seiner Leute wurden frei gesprochen. Im Falle eines Schuldspruches wäre Bediüzzaman Said Nursi zum Tode verurteilt worden. Gegen seine Freunde hätte man zum mindesten eine langjährige Zuchthausstrafe verhängt. Gegen dieses Urteil legte Bediüzzaman Widerspruch ein und erklärte mit Entschiedenheit, dass dies ein Schuldspruch sei, passend, um einen Pferdedieb zu bestrafen oder wegen der Entführung eines Mädchens zu verurteilen. Er verlangte für sich entweder einen Freispruch oder hundertundein Jahr Gefängnis. An dieser Stelle möchten wir nicht weiter fortfahren, ohne zunächst einmal einen besonderen Vorfall zu schildern: Während Bediüzzaman noch im Gefängnis saß, wurde er eines Tages von seinem Staatsanwalt in Eskishehir auf dem Marktplatz gesehen. Erstaunt und verwundert setzte er sich sofort mit dem Direktor des Gefängnisses in Verbindung, drohte ihm seine Entlassung an und sagte zu ihm: "Warum haben Sie Bediüzzaman zum Markt gehen lassen? Ich habe ihn gerade auf dem Marktplatz gesehen." Der Direktor entgegnete ihm: "Nein, mein Herr. Bediüzzaman sitzt noch immer im Gefängnis. Er hat Einzelhaft. Sie können das überprüfen." Gemeinsam schauen sie nach: der Meister sitzt in seiner Zelle! Dieses wunderbare Ereignis sprach sich im gesamten Justizgebäude herum und die Gerichtskollegen sagten einer zu dem anderen: "Dieser Vorfall ist ganz und gar unerklärlich." {(*): Ein ganz ähnliches Geschehnis ereignete sich, während Bediüzzaman in Denizli inhaftiert war. Die Leute dort sahen den Meister zwei, drei Mal zum Morgengebet in verschiedenen Moscheen. Davon hörte der Staatsanwalt. Wütend schrie er den Direktor des Gefängnisses an: "Sie haben Bediüzzaman zum Morgengebet nach draußen in die Moschee gehen lassen!" Man stellte sofort eine Untersuchung an und ermittelte, dass der Meister mit Sicherheit niemals Ausgang erhalten hatte. Zu dieser Zeit, als Bediüzzaman in Eskishehir inhaftiert war, - es war an einem Freitag - hörte der Direktor des Gefängnisses, während er gerade mit seinem Sekretär sprach, dass ihn irgend jemand anrief. "Herr Direktor! Herr Direktor!" rief da eine Stimme, sodass der Direktor aufschaute. Da hörte er deutlich Bediüzzamans Stimme, die zu ihm sprach: "Ich muss heute unbedingt in der Weißen Moschee sein." - "Sehr wohl, mein Herr!" entgegnete ihm der Direktor und dachte doch bei sich selbst: "Vielleicht weiß Hodja Efendi gar nicht mehr, dass er doch in einem Gefängnis sitzt, das er gar nicht verlassen kann," und begab sich wieder in sein Büro. Doch um die Mittagszeit ging er, in dem Gedanken, den Meister zu besuchen und ihn zu trösten und ihm zu erklären, dass er nicht zur Weißen Moschee gehen könne, zu dessen Zelle. Er wirft einen Blick durch das Guckloch: drinnen kein Bediüzzaman! Er ruft sofort nach der Wache, fragt nach und erhält die Antwort: "Der sitzt in seiner Zelle und die Türe ist verschlossen und verriegelt." Er eilt zur Moschee. Bediüzzaman steht ganz vorne in der ersten Reihe auf der rechten Seite und verrichtet das Gebet. Als er gegen Ende des Gebetes den Meister nicht mehr an seinem Platz erblickt, eilt er sofort wieder zurück ins Gefängnis. "Allahu ekber (Gott ist groß)," spricht der ehrwürdige Bediüzzaman und wirft sich in seiner Zelle auf sein Antlitz nieder, vor den staunenden Augen seines Direktors. (Dieses Ereignis hat der damalige Gefängnisdirektor persönlich erzählt.)} Auszug aus der Verteidigungsrede Bediüzzamans vor dem Gericht in Eskishehir 1935 Es war dem Hohen Gericht in Eskishehir sehr wohl bekannt, dass Said Nursi sich nicht mit Politik beschäftigte. Man bestrafte ihn lediglich deshalb, weil er in einer Abhandlung (risalah) eine Ehrwürdige Ayah ausgelegt hatte. So etwas hat man noch vor keinem Gericht der Welt erlebt. Das ist mit absoluter Sicherheit ein gewaltiger Justizirrtum. Hier nun ein Auszug aus dieser Verteidigungsrede Hohes Gericht! Sie haben mich verhaftet und beschuldigen mich in einer Anklageschrift, die vier oder fünf Punkte umfasst. Erster Punkt: Sie haben behauptet, dass ich die Religion in meiner rückschrittlichen Gedankenwelt mit meinen Aktivitäten dazu instrumentalisiert habe, die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu untergraben. Meine Antwort: Zum Ersten: Eine bloße Möglichkeit ist das eine, der tatsächliche Sachverhalt das andere. Jeder einzelne von uns könnte möglicherweise viele Menschen töten. Soll er aufgrund dieser Möglichkeit als Mörder vor Gericht gestellt werden? Jedes Streichholz könnte möglicherweise ein Haus in Brand stecken. Sollten etwa die Streichhölzer ob der Möglichkeit eines solchen Brandes vernichtet werden? Zum Zweiten: Hunderttausend Mal Gott bewahre! Eine wahre Erkenntnis, wie wir sie aus einem tiefen Glauben zu gewinnen trachten, ist unmöglich zu einem Werkzeug tauglich und dient ausschließlich der Erlangung des Wohlgefallens Gottes. Denn so wie die Sonne kein Satellit des Mondes und nicht von ihm abhängig ist, so kann auch der Glaube, der das Licht und der heilige Schlüssel zur Ewigen Glückseligkeit und die Sonne zum anderen Leben ist, in der Tat nicht für gesellschaftliche Zwecke instrumentalisiert werden kann, so gibt es in der Tat im ganzen Weltall nichts bedeutenderes als das Mysterium (sirr) des Glaubens, dessen Gegenstand das gewaltigste im All und das größte Rätsel bei der Erschaffung der Welt darstellt, zu dessen Zwecken dieses Mysterium des Glaubens instrumentalisiert werden könnte. Hohes Gericht! Wäre diese meine Verhaftung aus reiner Schikane nur meinetwegen erfolgt und ausschließlich in Bezug auf dieses mein irdischen Leben, so schwöre ich, dass ich wiederum geschwiegen hätte, so wie ich schon seit zehn Jahren geschwiegen habe. Da aber nun einmal meine Inhaftierung in Zusammenhang mit dem Ewigen Leben so vieler erfolgte und die Risale-i Nur betrifft, welche erklärt, wie man das gewaltige Mysterium (tilsim) des Kosmos entdecken kann, so kann ich von diesem gewaltigen Geheimnis (sirr) nicht Abstand nehmen, selbst wenn ich hundert Köpfe hätte und man mir jeden Tag einen davon abschlagen wollte. Denn selbst wenn ich mich aus Ihren Händen zu befreien vermöchte, so könnte ich mich doch nicht vor den Krallen der Zeit und des Todes erretten. Ich bin schon alt und stehe bereits mit einem Bein im Grabe. Betrachten Sie deshalb bitte einmal nur dieses gewaltige Geheimnis (tilsim) des Kosmos, welches sich uns im Weisen Qur'an erschließt und entschleiert, welcher in der Risale-i Nur in einer so großartigen Weise vor Augen gestellt, dargelegt und erklärt wird. Eines der Geheimnisse (sirr) des Glaubens unter hundert Gegenständen der Betrachtung, die diesem Geheimnis (tilsim) zugehören, ist die Vergänglichkeit der Zeit und die Sicherheit des Todes und des Grabes, das auf jeden einzelnen von uns wartet. Könnten etwa die ganzen gewaltigen politischen Probleme dieser Welt für einen Menschen, der an den Tod und die ihm gesetzte Frist glaubt, so groß sein, dass (die Beschäftigung mit Tod und Jenseits) für ihn zu einem Mittel werden könnte (sie zu lösen)? Denn da die Todesstunde unbestimmt ist, sie uns also zu jeder Zeit, wenn unsere Frist abgelaufen ist, den Kopf abschlagen kann, so ist sie entweder eine immerwährende Verurteilung zum Tode oder aber der Entlassungsschein für eine Reise in eine noch schönere Welt. Das Grab, welches sich niemals schließt, ist entweder das Tor zu einem ewigen Pfuhl der Finsternis und des Nicht-mehr-Seins, oder aber das Tor zu einer beständigen Welt, die immerwährend und lichterfüllt ist. Nun sehen Sie bitte, wie uns hier die Risale-i Nur in der Huld der heiligen Offenbarung des Qur'an mit der gleichen absoluten Sicherheit wie zwei mal zwei vier ist, zeigt, dass es eine ohne allen Zweifel absolut sichere Möglichkeit gibt, diese permanente Verurteilung zum Tode in festgesetzter Stunde umzuwandeln in einen Entlassungsschein, das Grab, diesen abgrundtiefen Pfuhl des Nichtseins in das Tor zu einem wunderhübsch gestalteten Garten. Sehen Sie, um diesen Ausweg zu finden, würde ich ohne zu zögern alles aufgeben, ja selbst wenn alle Herrlichkeit dieser Welt mein wäre. Es würde sie in der Tat jeder opfern, der seine fünf Sinne beieinander hat... So betrachten Sie bitte, meine Herren, wie die Risale-i Nur hunderte von Problemen gleich diesem Problem aufdeckt und erklärt. Eine solche Botschaft (risalah) mit Augen zu betrachten, als handle es sich dabei um gefährliche Schriften, um ein Buch mit Hintergedanken, dass sich - Gott bewahre und verhüte es hunderttausendmal! - als ein Werkzeug für gewisse politische Strömungen benutzen ließe: welcher gerechte Geist könnte so etwas erlauben? welcher verstandesgemäße Geist könnte so etwas annehmen? welches Gesetz dergleichen fordern? Werden etwa nicht künftige Generationen und die, welche in der wahren Zukunft, dem Jenseits, leben (ehlu-l'ahirah) und der Herrscher in Seiner Majestät (Hakim-i Dhu-l'Djelal) denen, welche die Urheber einer solchen Betrachtungsweise sind, diese Frage vorlegen? Zudem ist es auch notwendig, dass diejenigen, welche in unserem gesegneten Vaterland über ein Volk herrschen, das von Natur aus religiös ist, zur Erfüllung ihrer Regierungsaufgaben sicherlich auch die religiöse Seite des Lebens vertreten und sie auch fördern. Und es ist weiterhin auch notwendig, dass eine laizistische Republik, zu deren Prinzipien es gehört, unparteiisch zu sein und die aufgrund dieses Prinzips die Atheisten unbehelligt lässt, sicherlich auch die Gläubigen nicht unter fadenscheinigen Begründungen belästigt. Zum Dritten: Es sind nunmehr zwölf Jahre her, dass die Herren in Ankara meine "Zwölf Schritte" genannte Kampfschrift gegen die Engländer zu schätzen wussten und mich eingeladen hatten. Und ich bin gekommen. Doch war ich damals schon nicht mehr ganz der Jüngste und ihr Verhalten entsprach nicht mehr meinem Geschmack. Sie sagten zu mir: "Arbeiten Sie mit uns zusammen!" Ich erwiderte ihnen: "Der Neue Said möchte jetzt für die andere Welt (ahiret) arbeiten. Er wird zwar nicht mit Ihnen zusammenarbeiten, doch er wird auch nicht gegen Sie revoltieren. Ich habe in der Tat weder gegen sie revoltiert, noch mit den Revolutionären paktiert. Denn durch sie wurde dieses Genie von einem Soldaten, welcher dazu geeignet gewesen wäre, die Tradition einer islamischen Nation zu stützen, leider dazu veranlasst gegen eben diese Traditionen Front zu machen. In der Tat habe ich unter den Herren in Ankara und besonders bei ihrem Staatspräsidenten diese Genialität bemerkt und gesagt: "Es nicht erlaubt, den Verdacht eines solchen Genies zu erregen, sodass er sich schließlich gegen die Tradition wendet. Deshalb habe ich mich so weit wie möglich aus ihrer Welt zurückgezogen und mich nicht in ihre Angelegenheiten eingemischt. Seit dreizehn Jahren habe ich mich aus der Politik zurückgezogen. Ja, zwanzig Mal habe ich die Festtage einsam und allein wie ein Gefangener in meinem Zimmer vorübergehen lassen, alle die Feste und Feiern, vielleicht ein oder zwei von ihnen ausgenommen, um ja nicht in den Verdacht zu geraten, ich hätte bei der Politik meine Hand mit im Spiel. Nachstehend noch einige Beweise dafür, dass ich nicht gegen die Regierungsangelegenheiten revoltiert habe und mich auch gar nicht damit habe beschäftigen wollen: Erster Beweis: Die Zeitungen, die in den letzten dreizehn Jahren das Sprachrohr der Politik gewesen sind, habe ich in dieser ganzen Zeit nicht gelesen. Das wissen meine Freunde in Barla (ein Dorf im Vilayat Isparta), wo ich neun Jahre lang gewohnt habe, ebenso wie die in Isparta, wo ich neun Monate lang meinen Aufenthalt gehabt habe. Lediglich im Polizeirevier in Isparta kam mir gegen meinen Willen ein Zeitungsartikel zu Ohren, indem ein gottloser und völlig einseitig denkender Reporter die Nur-Schüler angriff. Zweiter Beweis: Zehn Jahre habe ich im Vilayat Isparta verbracht. Trotz aller politischen Veränderungen und Umwälzungen, die sich in dieser Zeit in der Welt ereignet haben, konnte man bei mir nie irgendwelche Anzeichen oder Spuren entdecken, die auf eine politische Tätigkeit hingewiesen hätten. Dritter Beweis: Was sich niemand hätte einfallen lassen, geschah, als plötzlich in meiner Wohnung eine Hausdurchsuchung vorgenommen und das unterste zu oberst gekehrt wurde. Man beschlagnahmte meine Bücher und selbst meine ganz persönlichen Aufzeichnungen der letzten zehn Jahre. Doch sowohl der Gouverneur des Vilayats als auch der Polizeipräsident mussten gestehen, dass sie kein politisch belastendes Material in meinen Büchern finden konnten. Ja wenn man in den ganz persönlichen Aufzeichnungen eines Mannes, der wie ich grundlos verbannt, gnadenlos schikaniert, tyrannisiert und gequält wurde und dabei auch noch ständig unter Beobachtung stand, zehn Punkte (der Anklage) in zehn Jahren hätte finden können, hätte man sie dann nicht vielmehr schon in zehn Monaten bei diesen Menschenschindern (finden und ihnen) um die Ohren hauen können? Aber selbst wenn man sagen könnte: "Man hat mehr als zwanzig verdächtige Briefe vorgefunden." würde ich dennoch antworten: Diese Briefe wurden im Verlaufe einiger Jahre abgefasst. Ja, sind denn etwa zehn, zwanzig oder hundert Briefe in zehn Jahren an zehn Freunde geschrieben schon zu viel? Da überdies aber der reine Austausch von bloßen Nachrichten frei ist und Ihre Interessensphäre überhaupt nicht berührt, könnten selbst tausend Briefe noch nicht den Gegenstand für eine Anklage darstellen.. Vierter Beweis: Sie sehen, dass alle Meine Schriften, die man bei mir beschlagnahmt hat, von der Politik abgewandt sind, wo hingegen ich mich in ihnen mit ganzer Kraft dem Glauben und dem Qur'an zugewandt und mit dem Leben in einer anderen Welt (akhiret) beschäftigt habe. Nur in zwei, drei Abhandlungen (risalah) hat der Alte Said sein Schweigen gebrochen, weil er über die Schikanen einiger hinterhältiger Beamter wütend war. Dabei richtete sich mein Protest nicht gegen die Regierung, vielmehr schrieb ich meine Anklage als der ungerecht Verfolgte gegen jene Beamten, die (ihre Stellung als) Beauftragte missbraucht hatten. Doch diese zwei, drei Risalat möchte ich als privat bezeichnen. Ich habe auch keine Erlaubnis zu ihrer Veröffentlichung gegeben. (Ihre Kenntnis) blieb (auf den Kreis) einiger enger Freunde beschränkt. Die Regierung richtet nur über Taten und schenkt nur tatsächlichen Geschehen ihre Beachtung. Sie hat kein Recht, in die Herzen hineinzuschauen und vertrauliche, persönliche Dinge zu betrachten. In seinem Herzen und in seinem Hause kann jeder tun und lassen, was er will, oder auch den Kaiser (padischah) kritisieren, wenn der ihm nicht gefällt. Zum Beispiel: Vor sieben Jahren - die neue Art (auf türkisch) zum Gebet zu rufen (edhan) war noch nicht eingeführt - versuchte ein Teil der Beamten, mich wegen meines Turbans zu belästigen, als auch wegen meiner ganz privaten Art, das Gebet nach Brauch der Schafi-Schule zu verrichten. Über (dieses Verhalten solcher Beamten) habe ich dann eine kleine Abhandlung geschrieben. Kurze Zeit danach wurde diese neue Art Gebetsruf eingeführt. Ich habe meine Abhandlung für privat erklärt und ihre Veröffentlichung untersagt. Ich habe zum Beispiel auch damals, als ich mich noch am Haus der Islamischen Wissenschaften (Daru-l'Hikmeti-l'Islamiye) befand, eine Antwort auf die Kritik (aus Europa) an der Ayah über die Verschleierung (der Frau) geschrieben. Das ist nunmehr ein Jahr her, dass ich die "Siebzehnter Lem'a (Blitz)" genannte Abhandlung aus (der Sammlung) der bereits gedruckten Abhandlungen herausgenommen und diese später "Vierundzwanzigster Lem'a" genannte kurze Tesettür Risalah (Abhandlung über die Verschleierung der Frau) geheimgehalten habe, um einen Verstoß gegen künftige Gesetze zu vermeiden. Sie ist dann durch irgendein Versehen irgendwohin versandt worden. Zudem ist diese Risalah gegen die Kritik (europäischer) Kultur an der Ayah aus dem Qur'an eine wissenschaftliche (Arbeit) und eine Antwort, (welche die Kritiker in Europa) verstummen lassen sollte. Diese Freiheit der Wissenschaft darf sicherlich auch in republikanischer Zeit nicht eingeschränkt werden. Fünfter Beweis: Seit neun Jahren habe ich mich für ein Einsiedlerleben in einem Dorf entschieden. Ich wollte mich aus dem gesellschaftlichen und politischen Leben zurückziehen. Heute wie damals habe ich alle Schikanen, die ich erlebt und erlitten habe, erduldet, so wie sie über mich gekommen sind. Da ich mit der Politik in dieser Welt nichts mehr zu tun haben wollte, habe ich mich in diesen zehn Jahren nie bei einer Behörde gemeldet. Im Falle einer polizeilichen Anmeldung hätte ich in Istanbul wohnen können statt in Barla. Vielleicht ist der Grund meiner augenblicklichen, hinterhältigen Verhaftung der, dass mir der Gouverneur von Isparta und einige Beamten von der Regierung ob meiner Nichtanmeldung in ihrem Stolze gekränkt und über mich erzürnt sind und nun in ihrem Zorn oder in ihrer Unfähigkeit aus einem Korn eine Kuppel bauen (d.h. aus einer Mücke einen Elefanten machen) und mich beim Inneninisterium verdächtigen. Zusammenfassung: Alle meine Freunde, mit denen ich Umgang pflege, wissen, dass ich mich nicht um Politik kümmere, politisch gar nicht aktiv bin, ja, dass dergleichen meinem Denken widerspricht, meinen Zielen, meiner Geisteshaltung und dem heiligen Dienst am Glauben entgegengesetzt ist und nicht damit vereinbart werden kann. Mir wurde das Licht (Nur) gegeben. Die Keule der Politik ist mir nicht gegeben. Der Sinn eines solchen Verhaltens und die Weisheit hinter diesen Umständen ist die, dass viele Persönlichkeiten, die sich nach den Glaubenswahrheiten sehnen, jedoch die Beamtenlaufbahn eingeschlagen haben, diese Wahrheiten nicht besorgt und beunruhigt zu betrachten brauchen, nicht von ihnen ausgeschlossen sind. Ich bin deshalb der Überzeugung, dass Gott der Gerechte aus diesem Grund eine so heftige Abneigung gegen alle Politik, ja einen Abscheu gegen sie in mein Herz gesenkt hat. ......... Der verstorbene Major Asim Bey wurde vernommen. Würde er die Wahrheit sagen, wäre dies zum Schaden seines Meisters, und würde er lügen, wäre dies eine starke Belastung für die Ehre eines vierzig jährigen Militärdienstes in Anstand und Würden. So dachte er und so betete er: "Oh Herr, nimm meine Seele an!" Und nach zehn Minuten schied sein Geist (ruh) in Ergebenheit. Er wurde das Opfer eines abscheulichen Irrtums derer, die gegenseitige Hilfeleistung, Aufrichtigkeit und Treue, was kein Gesetz der Welt einen Fehler oder irriges Verhalten nennen könnte, für einen Fehler ansehen. In der Tat trinkt der, welcher die Lehre aus der Risale-i Nur zur Gänze gezogen hat, den Trank des Todes, den er als einen Entlassungsschein verstanden hat, mit jener Leichtigkeit wie man ein Glas Wasser trinkt. Ja, müsste ich nicht an all die Brüder denken, die nach mir voll Schmerz in dieser Welt zurückblieben, auch ich würde gleich meinem hochverehrten Bruder Asim Bey sprechen: "Oh Herr nimm meine Seele!" Doch wie dem nun auch immer sein mag: Ich komme hiermit zum dritten Punkt der Anklage: Die Risale-i Nur, welche ohne Erlaubnis der Regierung verbreitet wird und die Gläubigen in ihrer Haltung noch bestärkt, könnte in Zukunft zu einer Bariere für die freiheitlich-demokratischen Grundrechte und so die Allgemeinheit verunsichert werden. Meine Antwort: Die Botschaft vom Licht (Risale-i Nur) ist Licht (Nur). Licht schadet nicht. Die Keule der Politik hat sie seit dreizehn Jahren aus der Hand gelegt. Sie bestärkt die heiligen Wahrheiten, welche der Grundstein für das Leben in unserem Volk und Vaterland sind. Ich kann alle Menschen, die diese Abhandlungen gelesen haben zu Zeugen anführen dafür, dass die Risale-i Nur für neunundneunzig Prozent dieses gesegneten Volkes keinen Schaden sondern nur Nutzen gebracht hat. Da soll mir hier nun einmal jemand kommen und mir erklären: "Ich bin durch sie geschädigt worden." Und zweitens: Ich habe keine Druckerei und ich habe auch nicht so viele Schreiber. Es ist so schwierig, einen zu finden. Ich selbst kann nur mit Mühe richtig schreiben. Ich bin ja noch ein halber Analphabet und kann in einer Stunde mit meiner höchst mangelhaften Handschrift kaum eine Seite schreiben. Einige Leute wie der verstobene Asim Bey haben zu meiner Erinnerung mir mit ihrer schönen Handschrift geholfen. Sie haben meine Erinnerungen aus einer sehr betrüblichen Fremde niedergeschrieben. Danach wollten einige Menschen, die in diesen Lichtern des Glaubens ein vollständiges Heilmittel gegen ihren Schmerz gefunden hatten, sie lesen und haben sie auch gelesen. So haben sie in ihnen jene zweifelsfreie Wahrheit erkannt, die ihnen zum Heil-Mittel für das Ewige Leben wurde. Sie haben sie für sich abgeschrieben. Das "Verzeichnis der Abhandlungen", das Sie in die Hand bekommen haben und das Ihnen nun zur Untersuchung vorliegt, zeigt, dass jede Abhandlung der Risale-i Nur den Sinn (haqiqat) einer Ayah kommentiert und besonders die Ayat, die sich auf die Glaubenswahrheiten beziehen, mit einer solchen Klarheit auslegt, dass sie die Angriffspläne, welche die Wissenschaftler Europas seit tausend Jahren gegen den Qur'an vorbereitet haben, vereitelt und ihnen ihre Basis entzieht. Die "Elfte Hoffnung (Ridja)" aus der "Risala für die Alten (Ihtiyarlar Risalesi)", welche Sie da gerade in der Hand halten, ist nur ein einzelnes Zeugnis unter tausenden von Zeugnissen für den Glauben (iman) und die Einheit Gottes (tauhid). Betrachten Sie sie als ein Muster und geben Sie gut acht, ob meine Lehre richtig ist oder ob sie falsch ist. Dann werden Sie das verstehen. Des weiteren bin ich der Überzeugung, dass jeder, der die Dinge nüchtern betrachtet, zugeben wird, wie sehr die "Abhandlung über die Sparsamkeit (Iktisad Risalesi)", die Krankenrisala mit ihren fünfundzwanzig aus dem Glauben gewonnenen Heilmitteln, die Risala für die Alten mit ihren aus dem Glauben gewonnenen dreizehn Hoffnungen und Tröstungen, welche als Beispiele für die Abhandlungen aus der Risale-i Nur dienen sollen, für Volk und Vaterland zu Nutz und Frommen dienen, welch äußerst wertvoller Reichtum an Schätzen, welch ein Balsam und was für ein Licht sie für die Armen, die Kranken, die Alten bilden, welche doch mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Um Ihnen bei Ihren Ermittlungen die Aufgabe zu erleichtern, will ich Ihnen noch sagen, dass die Liste der Abhandlungen nur einen Teil der Abhandlungen aus zwanzig Jahren enthält. Ein Teil der darin aufgezählten Abhandlungen stammt original noch (aus meiner Zeit) am Darü-l'hikmet. Die Numerierung (der Abhandlungen) in dem Verzeichnis gibt nicht chronologisch deren Abfassung wieder. So ist z.B. das "Zweiundzwanzigste Wort" vor dem "Ersten Wort" abgefasst worden und der "Zweiundzwanzigste Brief" wurde noch vor dem "Ersten Brief" geschrieben. Dergleichen ist häufig geschehen... Zum Dritten: Die Teile der Risale-i Nur, welche ja reine Theologie 🙂 Wissenschaft vom Glauben) sind, sichern und begründen die Ruhe und Ordnung. In der Tat untergräbt der Glaube, welcher Wurzel und Quelle eines edlen Charakters und einer vornehmen Haltung ist, sicherlich nicht die Ordnung, sondern festigt sie. Es ist die Glaubenslosigkeit, die durch eine Charakterlosigkeit die Sicherheit zerstört. Und außerdem müssen Sie auch noch wissen, dass ich vor zwanzig, dreißig Jahren einmal in einer Zeitung gelesen habe, dass der Englische Kolonialminister gesagt haben soll: "Solange sich dieser Qur'an noch in Händen der Moslime befindet, können wir diese wahrhaftig auch nicht beherrschen... Wir müssen uns also darum bemühen, ihn abzuschaffen oder anrüchig zu machen." Dementsprechend hat dieses Wort eines verbohrten Ungläubigen (kafir) seit dreißig Jahren meine Blicke auf die Wissenschaftler Europas gelenkt und mich dazu veranlasst, nebst meiner eigenen Seele (nefs) besonders diese zu überwinden. Ich kann mich also nicht besonders um die inländischen Angelegenheiten bekümmern und die Mangelerscheinungen in unserem Lande, sondern vielmehr um die aus Europa importierten Fehler, die ich das Verderben nenne. Diese Wissenschaftler haben in mir den Zorn erweckt und ich habe sie angegriffen. Doch wie die Risale-i Nur den Traum dieser hartgesottenen Ungläubigen zerbrochen hat, so hat sie auch - und Dank sei Gott! - die Vertreter einer materialistischen Philosophie und der positiven Wissenschaften durch die Autorität, die sie erlangt hat, zum Schweigen gebracht. Es gibt auf der ganzen Welt keine wie auch immer geartete Regierung, die ihrem eigenen Lande solche derart gesegneten Früchte und eine solche unversiegbare Quelle geistiger Kraft untersagen und deren Sachwalter 🙂 den Herausgeber der Risale-i Nur) verurteilen (und einkerkern) dürfte. Die Freiheit der Mönche in Europa zeigt, dass kein Gesetz diejenigen stören kann, welche die Welt aufgegeben haben und sich nach ihren eigenen Vorstellungen um Jenseits und Glauben bemühen. Zusammenfassung: Ich bin sicher, dass kein Gesetz der Welt einem alten Mann, der seit zehn Jahren ohne Begründung zur Verbannung verurteilt in der Fremde lebt, dessen Kontakte zur Außenwelt abgeschnitten und dem der Briefverkehr untersagt ist, verbieten kann oder verbieten wird, ein Werk über den Glauben, welcher der Schlüssel zur Ewigkeit ist, niederzuschreiben. Bis jetzt ist dieses Werk noch niemals von wissenschaftlicher Seite kritisiert worden, was beweist, dass es mit Sicherheit sowohl rechtens ist, als auch nur die reine Wahrheit zum Inhalt hat. Nun, wessen ich angeklagt bin und den Grund meiner Verhaftung aufzeigend, hier der Vierte Punkt: Man hat mich angezeigt, weil ich Ordensleute unterrichtet haben soll (tariqat dersi), was von Staatswegen verboten ist. Meine Antwort: Erstens sind alle die Schriften, die sich in Ihren Händen befinden, ein Zeugnis dafür, dass ich mich nur mit Glaubenswahrheiten beschäftige. Überdies habe ich in verschiedenen Abhandlungen geschrieben und öffentlich erklärt: "Diese Zeit ist keine Zeit der Orden (tariqat), sondern eine Zeit, den Glauben zu retten. Es gibt sehr viele, die ins Paradies eingehen, ohne Ordensleute zu sein; doch gibt es niemanden, der ohne den Glauben ins Paradies eingehen wird. Darum ist diese Zeit eine Zeit, sich um den Glauben zu bemühen." Zweitens: Seit zehn Jahren befinde ich mich im Vilayat Isparta. Da soll nun einer gegen mich aufstehen und sagen: "Er unterrichtet Ordensleute." Natürlich bin ich Hodja. Angesichts dieser Tatsache habe ich auch einigen Glaubensbrüdern Unterricht über die Erhabenheit des Glaubens und die Tiefe der Wahrheit erteilt. Es war dies keine Einweihung in mystische Praktiken, sondern eine Einführung in die Lehre der Wahrheit. Dazu möchte ich noch Folgendes sagen: Ich bin Shafi 🙂 eine Schule isl. Rechts). Unser Tesbihat (Rezitation) nach dem Namaz (Pflichtgebet) unterscheidet sich etwas von dem Tesbihat der Hanefi 🙂 eine andere Rechtsschule). Zudem empfange ich vom Abendgebet bis zum Nachtgebet niemanden, auch nicht vor dem Morgengebet und bete statt dessen um die Vergebung meiner eigenen Sünden, rezitiere Ayat und beschäftige mich auch noch mit dergleichen anderen Dingen. Ich denke doch, dass kein Gesetz der Welt dieses Verhalten für verboten erklären kann. Im Bezug auf diese Ordensangelegenheiten wird mir nun von Seiten der Beamten der Regierung und des Gerichts die Frage gestellt: Wovon lebst du? Meine Antwort: Seit neun Jahren, die ich nun meinen Wohnsitz in Barla habe, sind die Bewohner (dieses Dorfes) Zeugen, dass ich durch den Segen einer strengen Sparsamkeit und aus der Schatzkammer einer völligen Genügsamkeit die meisten meiner Tage mit hundert Para täglich, ja manchmal mit einem noch geringeren Aufwand leben kann. Meine Freunde, die mit mir die Verbindung aufrecht erhalten, wissen das. Während sieben Jahren habe ich für Kleider, Schuhe und andere Dinge mehr, sieben Lira in Noten ausgegeben. Des weiteren ist mein Lebenslauf, so wie Sie Ihn in Ihren Händen haben Zeuge dafür, dass ich in meinem ganzen Leben niemals Geschenke oder Almosen von Leuten angenommen habe. Ja ich habe sogar Geschenke von meinen engsten Freunden zurückgewiesen und sie dadurch gekränkt. War ich doch einmal dazu gezwungen, ein Geschenk anzunehmen, so tat ich es nur unter der Voraussetzung einer entsprechenden Gegenleistung. Freunde, die mir hilfreich sind, wissen das. Den größten Teil meines Gehaltes, das ich an der Darül-Hikmetil-Islamiye empfangen habe, habe ich für den Druck von Büchern ausgegeben, die ich damals geschrieben habe. Nur einen kleinen Teil davon habe ich mir für die Haddjj 🙂 die Pilgerfahrt nach Mekka) gespart. Auf diese Weise bin ich mit dem wenigen Geld durch den Segen der Sparsamkeit und Genügsamkeit zehn Jahre lang ausgekommen und hatte es niemals nötig, betteln zu gehen. Ich habe noch immer etwas von dem gesegneten Geld übrig. Hohes Gericht! Es ist nicht meine Absicht, Sie durch eine allzulange Verteidigungsrede zu langweilen. Denn schon in der Anklageschrift zu meiner Verhaftung sind bereits zwanzig, dreißig Bände aufgeführt. Sie werden eine lange Verteidigungsrede von mir sicherlich abkürzen. Ich habe mich seit dreizehn Jahren nicht mehr mit Politik beschäftigt und kenne daher die Gesetze nicht. Außerdem ist mein Lebenslauf ein Zeugnis dafür, dass ich mich nicht dazu herabwürdigen werde, Ihnen zum Zwecke meiner eigenen Verteidigung etwas vorzutäuschen. Ich habe Ihnen die Umstände so dargelegt, wie sie sind. Sie haben selbst ein Gewissen und Sie wissen auch, wie man die Gesetze unvoreingenommen anwendet. Sprechen Sie also Ihr Urteil! Sie wissen überdies, dass einige unfähige Beamte in ihrer Unfähigkeit, oder aufgrund von Verdächtigungen, oder nach der Art von der Ziege und dem Wolf, oder um sich bei der Regierung Liebkind zu machen, oder um ihres Ehrgeizes und ihrer Karriere willen, um ihren Intrigen den Boden zu bereiten und neue Willkürgesetze zur Anwendung zu bringen, mich wie durch ein Fernrohr beobachten, das ihnen dann für ein Korn eine Kuppel zeigt. Was wir von Ihnen erhoffen ist Folgendes: Setzen Sie Ihre Macht dafür ein, zu zeigen, dass Ihre eingebildete Kuppel ein Sandkorn ist; d.h. drehen Sie Ihr Fernrohr um und schauen Sie dann hinein... Und noch eine Bitte habe ich an Sie: Die von Ihnen beschlagnahmten Bücher haben für mich einen Wert von mehr als tausend Lira. Geben Sie mir sie wieder! Der Direktor der Bibliothek von Ankara hat vor zwölf Jahren einen bedeutenden Teil von ihnen mit Lob und Dank in Empfang genommen. Es war eine Ehre für ihn gewesen und er hatte das auch in der Zeitung allgemein bekannt gemacht. Mit der Erlaubnis von Ihnen, die Sie jetzt über mein Leben zu Gericht sitzen, möchte ich dem Staatsanwalt eine Kopie meiner Verteidigungsrede überreichen. Ich möchte gegen diejenigen, welche mir diesen Schaden zugefügt haben, einen Prozess anstrengen. Außerdem möchte ich eine Kopie dem Innenminister und eine weitere dem Parlament vorlegen. 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Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 Erste Ergänzung zu meiner obigen Verteidigungsrede Für den Vernehmungsrichter und den ganzen Hohen Gerichtshof zur gefälligen Beachtung. Ich möchte dieser meiner vorstehenden Verteidigungsrede noch drei Punkte anfügen. Erster Punkt: Was uns so sehr in Erstaunen versetzt und ganz besonders verwundert, ist die Art, der im Hinterhalt lauernden, unter Parteinahme aus dem Nichts gegriffenen Gründe zur Anschuldigung, dieses Insistieren z.B. auf der Frage, ob es eine Vereinigung oder Organisation gibt. "Woher nehmen Sie das Geld, eine Organisation zu begründen?" fragen sie. Meine Antwort: Ich möchte zuerst diejenigen, die mir diese Frage gestellt haben, fragen: Welche Dokumente, welche Hinweise darauf, dass eine solche politische Vereinigung unsererseits überhaupt existiert, gibt es denn und welche Beweismittel, welche Unterlagen haben Sie dafür gefunden, dass wir eine solche Organisation finanzierten, wenn Sie schon derart auf Ihrer Frage insistieren? Seit zehn Jahren lebe ich im Vilayat Isparta unter scharfer polizeilicher Überwachung. Wenn nun von einem Mann, der außer seinen beiden Dienern in zehn Tagen vielleicht einmal ein, zwei Wanderer zu sehen bekommt, einem Mann, der als ein Fremdling, um den sich niemand kümmert, welcher der Welt überdrüssig geworden und dem die Politik ganz und gar zum Ekel und zu einem Brechmittel geworden ist, einem Mann, der es immer wieder erlebt und erfahren hat, wie empfindlich starke, politisch-revolutionäre Organisationen von einem Gegenschlag getroffen worden sind und keinen Erfolg gehabt haben, einem Mann, der unter Tausenden von Freunden in seinem eigenen Volk die beste Gelegenheit dazu gehabt hätte, politische Vereinigungen und Strömungen zurückgewiesen und sich nicht in ihnen beteiligt hat, einem Mann, der begriffen hat, dass es das größte Verbrechen wäre, seinen Dienst am wahren Glauben, dessen außerordentliche Heiligkeit durch nichts in der Welt beschädigt werden darf, jemals zunichte werden und durch politischen Eigennutz in Misskredit geraten lassen, einem Mann, der es sich seit zehn Jahren zum Grundsatz gemacht hat, vor der Politik zu fliehen, wie man vor dem Teufel flieht und zu beten: اَعُوذُ بِاللّٰهِ مِنَ الشَّيْطَانِ وَالسِّيَاسَةِ {"Ich nehme meine Zuflucht zu Gott vor dem Teufel und vor der Politik!"}, einem Mann, der den größten Betrug im Untrüglichen gefunden, einem Mann, der kühn und furchtlos seine Geheimnisse offen legt, einem Mann, hinter dem in zehn Jahren all die Beamten des ganzen, großen Vilayats Isparta mit ihrer doch sonst so empfindlichen Schnüffelnase niemals eine derartige Organisation zu entdecken vermochten, wenn nun von einem solchen Mann behauptet wird: "Es gibt eine solche Organisation und (dieser Mann ist es, der) die Schöpfräder seiner politischen Intrigen laufen lässt", dann muss nicht nur ich, dann muss das ganze Vilayat Isparta mit all denen, die mich kennen, ja, dann müssen alle Leute von Verstand und Gewissen eine solche Verleumdung mit Abscheu zurückweisen und sagen: "Man hat hinterhältiger Weise Ränke gegen ihn geschmiedet, um ihn zu verdächtigen." Zweitens: Unsere Sache ist der Glaube. Durch die Bruderschaft im Glauben haben wir uns in diesem Lande und in Isparta mit neunundneunzig Prozent der Menschen verbrüdert. Ginge es dabei jedoch um eine Vereinigung, so wäre dies der Bund einer Minderheit innerhalb einer Mehrheit. Man kann aber nicht wegen eines einzelnen Menschen eine Vereinigung von neunundneunzig Menschen ins Leben rufen. Nur ein gottloser Mensch ohne jede Einsicht, aber in der Einbildung, jeder wäre - Gott bewahre! - genau so gottlos wie er, kann so etwas verbreiten, um dieses gesegnete, gläubige Volk auf diese Weise zu beleidigen... Drittens: Wenn ein Mann, der das türkische Volk mit einer so tiefen Zuneigung liebt wie ich der die türkische Nation, weil in ihr der Ruhm des Qur'an aufstrahlte, ganz besonders hoch schätzt, der sich so nachdrücklich auf die Seite dieses Volkes gestellt hat, das seit sechshundert Jahren der ganzen Welt Widerstand geleistet und das Banner des Qur'an hoch gehalten hat, der unter dem Zeugnis von tausend Türken der türkischen Nation tatkräftig einen größeren Dienst erwiesen hat als tausend nationalistische Türkenbündler, der dreißig, vierzig hochachtbare junge Türken vor dreißigtausend Landsleuten bevorzugt, die das Gebet nicht verrichten, der das Leben in dieser Fremde gewählt hat, der in seiner Eigenschaft als Hodja auch die Würde der Wissenschaft aufrecht erhalten hat, der die Glaubenswahrheiten in klarer, allgemeinverständlicher Form weitergeben kann, in zehn oder vielleicht zwanzig, dreißig Jahren nicht dreißig, sondern vielleicht hundert, ja vielleicht Tausende von opferbereiten Schülern allein im Hinblick auf den Glauben, die Wahrheit und das Jenseits an sich bindet und sie seine Brüder im Glauben werden, ist das dann viel oder gar ein Fehler? Können denn Leute von Gewissen und Einsicht eine solche Kritik überhaupt zulassen? Darf man (einen solchen Vorgang als Bildung) einer politischen Vereinigung betrachten? Viertens: Wenn man einen Mann, der mit hundert Lira in Noten zehn Jahre auskommt und am Tag manchmal nicht mehr als vierzig Para benötigt und seit sieben Jahren einen mit siebzig Flicken besetzten Überwurf trägt, fragt: "Woher bekommst du das Geld, von dem du lebst und baust du damit eine Organisation auf?", so kann jedermann, der über Einsicht verfügt, begreifen, wie weit entfernt von jeglicher Einsicht dergleichen Gedanken sind. Zweiter Punkt: Sie haben in einer verlogenen Nachahmung der Geschehnisse von Menemen die Leute in Schrecken versetzt und die Regierung darüber hinweggetäuscht, dass sie mit ihren hinterlistigen Plänen nur die Durchführung ihrer Willkürgesetze erleichtern wollten, so, als wäre es eine Intrige, mit der "er der Regierung dazu verhelfen wolle, Willkürgesetze anzunehmen" und auf diese Weise erreicht, dass ich von Barla nach Isparta deportiert wurde. Als sie aber einsehen mussten, dass ich für ihre aufrührerischen (Pläne) nicht als Werkzeug zu gebrauchen war und ich keine Neigung zu derartigen fruchtlosen Versuchen, Volk, Vaterland und Glauben zu schädigen, verspürte, änderten sie sogleich ihre Pläne. Sie haben meinen (ohnehin schon) trügerischen Ruhm gegen meinen Willen dazu ausgenutzt, mir eine nur in ihrer Einbildung vorhandene Wiederholung jener gewaltsamen Ereignisse von Menemen überzustülpen, Intrigen, an die ich nie gedacht habe und die mir nicht im Traum eingefallen wären. Sie haben sowohl der Nation als auch der Regierung als auch vielen einzelnen, unschuldig, verhafteten aus dem Volk einen großen Schaden zugefügt. Jetzt, wo ihre Lügen ans Licht kommen, haben sie, so wie in der Fabel von der Ziege und dem Wolf, der eine passende Ausrede fand, auch selber Ausflüchte gefunden und möchten nun gerne die Justizbeamten in Verwirrung bringen. Ich möchte die Herren Rechtsanwälte darauf aufmerksam machen, dass sie in dieser Angelegenheit im Hinblick auf das Recht auf nationale Verteidigung einer großen Aufmerksamkeit und Umsicht bedürfen. Wer hier eigentlich unter Anklage zu stellen wäre, sind diejenigen, welche sich bei gewissen Beamten in der Regierung einschmeicheln wollen, indem sie falsche Tatsachen vortäuschen und unter dem Vorwand einer angeblich vorhandenen Organisation einige armselige, unschuldige, leichtgläubige in Aufregung versetzen, welch geringfügigen Anlass danach der Teufel einem Sandkorn gleich als eine Kuppel darstellt, wodurch die Regierung in die Irre geführt wird. Nun werden viele Unschuldige an die Wand gedrückt und der Regierung ein großer Schaden zugefügt, wofür sie dann die Schuld daran wieder den anderen aufladen. Und auch in unserem Falle ist man auf gleiche Weise verfahren. Dritter Punkt: Unter den Ämtern der Regierung ist dasjenige, welches dafür verantwortlich ist, vor allen anderen Dingen darauf zu achten, die Freiheit zu erhalten und alle Dinge frei von äußeren Einflüssen, also auf gar keinen Fall einseitig und emotional zu betrachten, sicherlich der Gerichtshof. Ich stütze mich auf die absolute Freiheit des Gerichtshofes und nehme mir in dieser Freiheit das Recht, mein Recht auf meine Freiheit entsprechend zu verteidigen. Es gibt in der Tat überall in der Justitz diese Probleme von Leben und Eigentum. Wenn ein Richter in seiner persönlichen Erbitterung einen Mörder hinrichten lässt, so wird dieser Richter zum Mörder. Das heißt also, dass Rechtsanwälte, so sie sich nicht ganz und gar frei und unabhängig von persönlichen Gefühlen und äußeren Eindrücken halten, in die Lage kommen könnten, dass sie zwar äußerlich Recht sprechen, dabei aber (in Wirklichkeit) schuldig werden. So haben also auch die Mörder, die Asozialen und die Oppositionellen ein Recht. Auf der Suche nach ihrem Recht verlangen sie nach einer ganz und gar unparteiischen Instanz. Was vom Standpunkt der Gerechtigkeit aus betrachtet den Gedanken an Parteilichkeit aufkommen lässt, was die Gerechtigkeit von ihrer Substanz her ins Gegenteil verkehrt, ist ein Ausdruck, der meine Person betreffend gebraucht wird. Ich werde nämlich bei manchen Verhören in Isparta und auch hier, obwohl ich doch Said Nursi 🙂 aus Nurs) heiße, immer wieder Said Kürdi 🙂 der Kurde) tituliert und somit als ein Kurde angesprochen. Sie wollen dadurch meine Glaubensbrüder bei ihrem Nationalstolz packen und damit ungute Empfindungen gegen mich wecken, dem Wesen der Gerechtigkeit ganz und gar entgegen- und zuwiderlaufende Richtung geben. Es gibt in der Tat Tausende geschichtlicher Ereignisse, (die belegen,) dass es die erste Bedingung der Gerechtigkeit ist, und so eine der Justiz und dass Richter und Gericht von jeglichen Makel der Parteilichkeit unbefleckt die Dinge völlig neutral betrachten. Hazret-i Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, hat zur Zeit der Kalifen mit einem Juden zusammen auf der Anklagebank gesessen und viele Könige mussten zusammen mit ganz einfachen Männern vor Gericht erscheinen. Dergleichen gibt es noch viele Berichte in der Geschichte. Darum sage ich denjenigen Leuten, die mir das Gefühl geben wollen, hier ein Fremder zu sein und Justitias Blick gerne trüben möchten: Meine Herren! Meine Heimat ist zu aller erst der Islam und in Kurdistan bin ich zur Welt gekommen. Doch den Türken habe ich gedient und zu neunundneunzig Prozent kam mein Dienst den Türken zugute. Den größten Teil meines Lebens habe ich mit Türken verbracht und meine treuesten und aufrichtigsten Freunde waren Türken. Türken waren die tapfersten im Heer der Islamiyet. Darum ist es vom Standpunkt des Qur'an aus betrachtet meine Berufung (meslek), die türkische Nation mehr als jede andere zu lieben und für sie Partei zu ergreifen, ist ein Erfordernis heiligen Dienstes. Dem türkischen Volke habe ich gedient wie tausend Mann von denen, die mich selbst einen Kurden nennen und sich selbst als Nationalisten gebärden. Dafür kann ich tausend wahrhaft tapfere junge türkische Männer als Zeugen anführen. Außerdem führe ich dreißig, vierzig von meinen Büchern, die sich in den Händen des hohen Gerichtes befinden, besonders die Abhandlung über die Sparsamkeit, die Alten- und die Kranken Risala als Zeugnisse dafür an, Bücher, die den Leidenden, Armen und Kranken, den Frommen und Gottesfürchtigen, welche vier fünftel des türkischen Volkes bilden, gedient haben wie tausend Türkenbündler und die sich nicht in den Händen der Kurden, sondern in den Händen der türkischen Jugend befinden. Mit Erlaubnis des hohen Gerichtshofes möchte ich all den gottlosen Bösewichtern, die uns in dieses Unglück gebracht haben, die so manchen maßgeblichen hohen Regierungsbeamten getäuscht und hinter dem Vorhang des Nationalismus ihre Intrigen gesponnen haben, sagen: Meine Herren! Wenn in diesem Punkte der Anklage nichts was mich betrifft festgestellt wurde, und wenn etwas festgestellt worden wäre, es doch keine Schuld darstellt, und selbst wenn es eine Schuld gewesen wäre, ich doch alleine dafür verantwortlich wäre, ist es dann etwa ein Vaterländisches Werk, deswegen mehr als vierzig der besten türkischen jungen Männer und ehrenwerten alten mit in dieses Unglück hineinzureißen, als hätten sie ein großes Verbrechen begangen? Es gibt in der Tat unter denen, die grundlos in all die Schwierigkeiten einer solchen Verhaftung hineingeraten sind, einige Persönlichkeiten, die der türkischen Jugend einmal Quelle ihres Stolzes sein werden. Ich habe ihren Wert von weitem verspürt, konnte ihnen aber nur einen Gruß oder ein Buch über den Glauben zusenden. Ist es etwa eine nationale Tat, sie wie Verbrecher zu ergreifen und weg von Haus und Hof hierher in dieses Elend zu stürzen? {(*): Diese Menschen wurden nach zwei Monate andauernder schwerer Haft wieder entlassen, nachdem das Verfahren gegen sie eingestellt worden war.} Denn von mir sage ich, dass ich in ihren Augen einem fremden Volksstamm angehöre. Doch unter den hier Inhaftierten gibt es derartige tapfere und ehrenwerte junge und alte Türken, dass ich gegen einen von ihnen nicht hundert aus meinem eigenen Volk eintauschen möchte. Unter ihnen gibt es solche, deretwegen ich es seit fünf Jahren aufgegeben habe, diese Beamten zu verfluchen, die mich zehn Jahre lang ungerecht behandelt haben. Und unter ihnen gibt es solche, die ich als hochherzige türkische Freunde mit vollkommener Bewunderung und Hochachtung als die reinsten Beispiele eines großen Charakters betrachten konnte. Durch sie habe ich die bevorzugte Stellung des türkischen Volkes verstanden. Ich schwöre bei meinem Gewissen und bei so vielen Beispielen und Hinweisen: hätte ich so viele Leiber, wie es Menschen gibt, die man unschuldig eingekerkert hat, oder könnte ich alle die Schwierigkeiten und Probleme auf mich nehmen, welche über die anderen gekommen sind: ich schwöre: mit Stolz möchte ich all dies an Stelle dieser wertvollen Persönlichkeiten auf mich nehmen. Es ist der Wert ihrer Persönlichkeiten, der mich so für sie empfinden lässt und nicht etwa ein persönlicher Vorteil, den ich durch sie erfahren hätte. Denn einen Teil von ihnen habe ich erst kürzlich kennen gelernt. Ein anderer Teil hat vielleicht durch mich Vorteile gehabt, während sie mir aber geschadet haben. Hätten sie mir aber auch tausendfach geschadet, so hätte das doch ihren Wert in meinen Augen nicht herabgemindert. Wohlan denn, oh ihr gottlosen Bösewichter, die ihr uns eure türkenbündlerische Ideologie verkündigt! Diejenigen, die einmal dem türkischen Volke die Quelle ihres Stolzes sein werden, mit derartigen primitiven und bedeutungslosen Vorwänden, dass ich nämlich "nur ein Kurde" sei, wie Sie das auszudrücken belieben, schmähen und verwirren zu wollen, heißt das national denken? heißt das, türkisch denken? heißt das, vaterländisch denken? Auf Ihr! Ich lege (diese Frage) Eurer fanatischen Gesinnung vor. So hat denn das Gericht nach Recht und Gerechtigkeit viele wieder frei gelassen, nachdem es deren Unschuld erkannt hatte. Denn hätte hier eine Schuld vorgelegen, so wäre dies meine Schuld gewesen. Sie aber hatten mir, um ihrem alten Lehrer in der Fremde einen Dienst zu erwiesen, in ihrer Großherzigkeit und in ihrem Edelmut den Ofen angeheizt, Wasser geholt, Essen gekocht und mir meine persönlichen Abhandlungen abgeschrieben; das alles um Gottes willen (Lillâh). Sie haben auf meine Bitte hin auch unter die beiden Abhandlungen, welche mir als Tagebuch dienten, ihre Unterschrift gesetzt - zu meiner Erinnerung. Ja, gibt es denn in dieser Welt wohl noch ein Gesetz oder ein Prinzip, oder hat es vielleicht einen Sinn, wenn gegen solche Leute auf diese Weise unter irgendeinem Vorwand eine Verwarnung ausgesprochen wird? ]#346 Sechzehnter Brief اَلَّذِينَ قاَلَ لَهُمُ النَّاسُ اِنَّ النَّاسَ قَدْ جَمَعُوا لَكُمْ فاَخْشَوْهُمْ فَزَادَهُمْ اِيمَانًا وَقاَلوُا حَسْبُناَ اللّٰهُ وَنِعْمَ الْوَكِيلُ {"Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen." "Man sagte zu ihnen, dass die Menschen sich grade gegen die Menschen gesammelt haben. Fürchtet euch vor ihnen. Doch das bestärkte sie im Glauben und sie sagten: "Es genügt uns Allah und Er ist unser bester Anwalt (Vekil)."" (Sure 3, 173)} Dieser Brief verdeutlicht den Sinn der Ayah 20, 44: فَقُولاَ لَهُ قَوْلاً لَيِّنًا {"Sprich mit sanften Worten zu ihm!" (Sure 20, 44)} und ist deshalb nicht in scharfe Worte gesetzt. Er ist die Antwort auf eine Frage, die in wörtlichem oder übertragenem Sinne von vielen gestellt wurde. Es ist mir keineswegs angenehm, diese Antwort zu geben und eigentlich wollte ich es gar nicht. Ich hatte mein ganzes Vertrauen (tevekkül) in Gott den Gerechten gesetzt. Weil man mich aber nicht mir selbst und in meiner Welt in Frieden leben lassen, vielmehr mir das Gesicht zur Welt (dünya) hin drehen wollte, will ich hier nun in "Fünf Punkten" eine Erklärung abgeben; nicht jedoch als der Neue Said, sondern erzwungenermaßen in der Sprache des Alten Said; und das nicht um meinetwillen, sondern um meine Freunde wie auch meine Worte (Sözler) vor den Weltleuten mit ihren Verdächtigungen und Nachstellungen zu retten und den wirklichen Sachverhalt sowohl meinen Freunden als auch den Leuten von Welt und den Leuten von Urteil Klarheit zu verschaffen. Erster Punkt: Es wurde gesagt: Warum hast du dich aus der Politik zurückgezogen? Warum zeigst du dich so wenig entgegenkommend? Antwort: Vor neun oder zehn Jahren hatte sich der Alte Said einmal ein wenig mit Politik befasst. Doch der Dienst, den er dem Glauben und der Wissenschaft mit der Politik hatte erweisen wollen, erwies sich als eine vergebliche Mühe und so musste er einsehen, dass dieser Weg zweifelhaft und schwierig und für ihn ein unnötiger Weg ist, dass er für seine wichtigsten Aufgaben ein Hindernis und ein gefährlicher Weg ist. Das meiste (an der Politik) ist Lüge und es besteht die Möglichkeit, dass man, ohne es zu bemerken, zum Werkzeug in der Hand des (nichtislamischen) Auslands wird. Zudem wird, wer sich mit der Politik beschäftigt, entweder für sie oder gegen sie sein. Wollte ich für sie sein, wäre, da ich kein Beamter oder Abgeordneter bin, die Beschäftigung mit der Politik eine nutz- und zwecklose Sache. Man benötigt mich nicht, sodass ich mich vergeblich mit ihr beschäftige. Wollte ich aber in den Reihen der Opposition Politik machen, müsste ich dies entweder in Gedanken tun, oder aber die Macht dazu haben. Täte ich es in Gedanken, so wäre ich dazu nicht vonnöten. Denn die Problematik ist allgemein bekannt. Jeder kennt sie so gut wie ich. Zweckloses Gerede aber ist zugleich auch sinnlos. Wollte ich aber mit Macht Widerstand leisten und den Lauf der Dinge herausfordern, dann bestünde die Möglichkeit, Tausende von Sünden zu begehen, um eines Zweckes willen, dessen Erreichung unsicher ist. So würden um eines Einzelnen willen viele ins Unglück gestürzt. Weil aber das Gewissen sich weigert, wegen ein, zwei Möglichkeiten unter zehn Möglichkeiten eine Sünde zu begehen und Unschuldige mit in eine Sünde hineinzureißen, hat es der Alte Said aufgegeben, zu rauchen, Zeitungen zu lesen, Politik zu betreiben, oder auch nur bei privaten Zusammenkünften über derartige weltliche Dinge wie die Politik zu reden. Ein sicheres Zeugnis dafür ist, dass ich seit acht Jahren keine einzige Zeitung mehr gelesen habe oder mir hätte vorlesen lassen. Hätte mich jemals wieder irgendeiner eine Zeitung lesen sehen, oder gehört, wie mir jemand daraus berichtete, so möge er hierher kommen und es sagen. Dagegen hatte der Alte Said vor acht Jahren noch täglich vielleicht acht Zeitungen gelesen. Außerdem wird meine ganze Lebens- und Verhaltensweise seit fünf Jahren mit großer Aufmerksamkeit unter die Lupe genommen... Wer bei mir jemals bemerkt haben sollte, ich hätte etwas anklingen lassen, was nach Politik schmeckt, der möge es sagen! Denn der Gedanke eines Menschen, der so hochempfindlich ist wie ich, der nach dem Motto: اِنَّمَا الْحِيلَةُ فِى تَرْكِ الْحِيَلِ {"Der größte Betrug liegt in der Aufgabe des Betruges."} einsam, furchtlos und alleine lebt, kann nicht acht Jahre lang, ja noch nicht einmal acht Tage verborgen bleiben. Hätte er die Lust verspürt, den Wunsch gehabt, Politik zu treiben, hätte das einen Donnerschlag gleich einem Kanonenschuss ausgelöst, ohne dass es dabei noch irgendwelche Nachforschungen oder Untersuchungen gegeben hätte. Zweiter Punkt: Warum hält sich der Neue Said so streng von jeglicher Politik zurück? Antwort: Er möchte sich um ein Ewiges Leben, das mehr als eine Milliarde Jahre währt, bemühen und es sich verdienen und es nicht für ein irdisches Leben von ein, zwei Jahren dahingeben, das sinn- und zwecklos mit einer Einmischung (in die Politik) verbunden ist. Deshalb flieht er für den Dienst am Glauben und am Qur'an, der der wichtigste, notwendigste, reinste und wahrhaftigste Dienst ist, so unbeirrbar vor der Politik. Denn er sagt: Ich werde alt. Ich weiß nicht, wie lange ich noch zu leben habe. Weil dies nun so ist, ist die wichtigste Aufgabe für mich, mich um ein Ewiges Leben zu bemühen. Das Ewige Leben zu verdienen ist das allererste Mittel und der Schlüssel zur Ewigen Glückseligkeit ist der Glaube. Es ist notwendig, dass ich mich um ihn bemühe. Um mich aber auch den anderen Menschen als Wissenschaftler nützlich zu erweisen, möchte ich meinen Dienst versehen als einer der dem (islamischen) Gesetz verpflichtet ist. Natürlich könnte ich diesen Dienst auch im gesellschaftlichen und sozialen Leben tun. Doch bin ich dazu nicht befähigt. Doch in stürmischer Zeit ist ein unverfälschter Dienst nicht gewährleistet. Deshalb habe ich diesen Gedanken wieder fallen gelassen und gebe nur dem Gedanken an einen Dienst im Glauben, der der wichtigste, notwendigste und reinste Dienst ist, den Vorzug. Mögen diese Glaubenswahrheiten, die ich mir selbst erworben habe und diese geistigen Heilmittel, welche ich selbst ausprobiert habe, auch noch anderen Menschen zugänglich sein! Für sie lasse ich das Tor offen. Vielleicht nimmt Gott der Gerechte diesen Dienst an und macht mir daraus eine Buße für meine Sünden. Es hat niemand, der gesteinigte Satan ausgenommen, das Recht, sei er nun ein Gläubiger oder ein Leugner, einer von den Getreuen oder einer von den Gottlosen, das Recht, gegen einen solchen Dienst etwas zu unternehmen. Doch Glaubenslosigkeit ist eine Sache, die sich nicht mit anderen Sachen vergleichen lässt. In Sachen Ungerechtigkeit, leichter Verfehlungen oder schwerer Sünde findet sich ein wenn auch abscheulich, teuflicher Wohlgeschmack. Doch in der Glaubenslosigkeit findet sich in gar keiner Weise irgendein Wohlgeschmack. Sie ist Schmerz über Schmerz. Sie ist Finsternis über Finsternis. Sie ist Qual über Qual. Einen solch lichtvollen Dienst aufzugeben, wie es der Glaube ist und das Bemühen um ein unendliches und ewiges Leben, sich im Alter auf nutzlose und gefährliche Spielereien zu werfen, was das für einen Menschen wie mich, der einsam und zurückgezogen für seine früheren Sünden Buße tun muss, für ein Unverstand, eine Unvernunft, eine Unklugheit und in welchem Grade ein Wahnsinn ist, das vermag selbst noch ein Wahnsinniger zu verstehen. Wenn du sagst: "Warum sollten der Dienst am Glauben und am Qur'an mir die Politik verbieten?" so sage ich: Die Wahrheiten des Glaubens und des Qur'an sind in der Tat jede einzelne wie ein Juwel. Hätte ich mich mit der Politik besudelt, müssten die einfachen Leute, die sich doch so leicht verführen lassen, über diese Juwelen in meiner Hand denken: "Ist das vielleicht politische Propaganda, um Anhänger zu gewinnen?" Sie würden diese Diamanten für gewöhnliche Glassplitter ansehen. Sobald ich also mit der Politik in Berührung käme, wäre das so, als würde ich diesen Juwelen Unrecht tun und ihren Wert herabmindern. Nun also, Ihr Weltleute! Warum lasst Ihr mich nicht zufrieden? Gebt Ihr keine Ruhe? Lasst mich nicht so wie ich bin? Wenn Ihr aber sagt: "Auch unsere Scheiche müssen sich manchmal mit unseren Angelegenheiten befassen. Und auch du wirst manchmal ein Scheich genannt..." Ich aber sage Euch: Meine Herren! Ich bin kein Scheich. Ich bin ein Hodja. Beweis dafür ist, dass ich seit vier Jahren hier bin. Hätte ich auch nur einem einzigen Menschen Ordensunterricht (tariqat) erteilt, hättet ihr das Recht, mich zu verdächtigen. Doch wisst ihr, dass ich jedem, der zu mir gekommen ist, gesagt habe: Glaube ist nötig; Islam ist nötig; für Ordensunterricht ist es nicht die Zeit. Wenn ihr sagt: "Man nennt dich Said-i Kürdi 🙂 Kurde). Vielleicht vertrittst du einen rassistischen Standpunkt. Das aber dient nicht unserer Sache." Ich aber sage: Meine Herren! Was der Alte Said und was der Neue Said geschrieben haben, liegt offen vor. Ich bezeuge, dass ich bekanntlich, entsprechend dem unbedingten Erlass (ferman): "Die Religion des Islam (islamiyet) hat die Merkmale vorislamischer Zeit (cahiliyet) ausgelöscht." seit alter Zeit Nationalismus und Rassismus, welche eine Art fränkischer 🙂 in Europa endemischer) Krankheit in Europa darstellen, als ein mörderisches Gift angesehen habe. Und Europa hat diese fränkische Krankheit in den Islam hineingeworfen, um ihn zu spalten und zu teilen und denkt nun, dass es ihn so leichter hinunterschlucken könne. Dass ich mich schon seit langem darum bemühe, diese fränkische Krankheit zu heilen, das wissen meine Schüler und alle, die mit mir in Berührung gekommen sind. Wenn die Sache aber nun so ist, was ist dann wohl der Grund dafür, meine Herren, dass sie jedes Ereignis zum Vorwand dafür nehmen, mich zu belästigen? Wenn ein Soldat im Osten einen Fehler begeht und man bestraft dafür einen Soldaten im Westen und bereitet ihm Schwierigkeiten, bloß weil er auch in der Wehrmacht dient... oder aber, wenn ein Kaufmann in Istanbul ein Verbrechen begeht und man misst nun auch einem Händler in Bagdad eine Art von Schuld zu, weil auch er dem Stande der Kaufleute angehört, und wenn Ihr mich wegen eines jeden Vorfalles in dieser Welt belästigt, nach welchem Gesetz geht das dann? Welches Gewissen urteilt hier? Welcher Vorteil wird dadurch gewonnen? Dritter Punkt: Freunde, die an meine Ruhe denken und meine Haltung befremdlich finden, mit der ich jedem Übel in schweigender Geduld begegne, stellen sich folgende Frage: "Wie kannst du diese Umstände und all die Schwierigkeiten, die über dich gekommen sind, ertragen? Denn früher warst du doch so jähzornig und so auf deine Ehre bedacht und konntest noch nicht einmal eine harmlose Kränkung verkraften." Meine Antwort: Ich möchte Euch zwei kleine Erlebnisse und Geschichten zu Gehör bringen. Daraus könnt Ihr die Antwort entnehmen. Erste Geschichte: Vor zwei Jahren hatte sich ein Direktor in meiner Abwesenheit grundlos in abschätziger Weise und mit beleidigenden Worten gegen mich ausgesprochen. Man teilte mir das später mit. Da stieg die Natur des Alten Said wieder in mir hoch und überwältigte mich fast eine Stunde lang. Danach aber ergriff durch die Barmherzigkeit Gottes des Gerechten eine Wahrheit mein Herz, vertrieb aus ihm jede Missstimmung, löschte meine Ansprüche gegenüber diesem Mann und ich trug ihm nichts mehr nach. Diese Wahrheit aber war die folgende: Ich sprach zu meiner Seele: Wenn seine Beschimpfungen und die Fehler, die er bloßgestellt hat, mich selbst, meine Person (shahis) und meine Seele (nefis) betreffen, so möge Allahs Wohlgefallen über ihm sein, dafür, dass er die Ungebührlichkeiten meiner Seele ausgesprochen hat. Hat er recht gesprochen, so wird dies meine Seele zur Zucht führen und mir helfen, mich vor dem Stolz zu bewahren. Hat er aber falsch gesprochen, so ist er mir eine Hilfe, mich vor Heuchelei und trügerischem Ruhm zu bewahren, der die Grundlage aller Heuchelei ist. Ich habe in der Tat noch keinen Frieden mit meiner Seele geschlossen, denn ich habe meine Erziehung noch nicht vollendet. Sagte mir jemand, es säße ein Skorpion an meinem Hals oder auf meiner Brust, oder zeigte er darauf, so sollte man deswegen nicht gekränkt, vielmehr dafür dankbar sein. Beziehen sich jedoch die Beleidigungen dieses Mannes auf mich in meiner Eigenschaft als Diener am Glauben und am Qur'an, so betrifft mich dies nicht. Diesen Mann überlass ich dem Herrn des Qur'an, der mich in Seinen Dienst genommen hat. Er ist der Allmächtige (Aziz) und Allweise (Hakim). Wäre es aber nur, um mich zu beschimpfen, beleidigen, erniedrigen, so träfe mich auch dies nicht. Als ein Verbannter, ein Gefangener, ein Fremdling, dem die Hände gebunden sind, fällt es mir nicht mehr zu, selber meine eigenen Ehre wieder herstellen zu wollen. Es ist dies vielmehr die Aufgabe derer, die mich als Regierungsräte und Ratsherren in diesem Dorf, dieser Stadt, diesem Vilayat als ihren Gast im Auge behalten sollen. Die Beleidigung eines Gefangenen, der sich in der Hand irgendeines Menschen befindet, betrifft dessen Herrn und diesem obliegt die Verteidigung. So sind nun einmal die Tatsachen und so kam auch mein Herz zur Ruhe. Ich sagte: "Ich stelle meine Sache Allah anheim. Denn fürwahr, Allah schaut auf Seine Diener und Verehrer." Also habe ich dieses Ereignis so hingenommen, als wäre es nie geschehen und es wieder vergessen. Leider stellte es sich dann später doch noch heraus, dass der Qur'an ihm nicht verziehen (helal) hatte... Zweite Geschichte: In diesem Jahr habe ich von einem Zwischenfall gehört. Nachdem sich dieser Zwischenfall ereignet hatte, hörte ich zwar nur kurz von diesem Geschehnis, wurde jedoch so behandelt, als wäre ich ernsthaft in dieses Geschehnis verwickelt gewesen. Ich tausche schon seit langem keine Nachrichten mehr aus. Wenn ich es dennoch tue, schreibe ich höchst selten einmal an einen Freund über Glaubensdinge. Selbst an meinen Bruder habe ich in vier Jahren nur einen einzigen Brief geschrieben. Ich habe diese Beziehungen sowohl mir selbst untersagt, als auch die Weltleute ihn mir untersagt haben. Nur ein, zwei Freunde konnte ich einmal in der Woche wiedersehen. Was die Gäste im Dorf - ein, zwei im Monat - betrifft, so sprachen sie mit mir ein, zwei Minuten über ein religiöses (ahiret) Thema. Hier in dieser Fremde, wo es für Leute wie mich, einen Fremdling, der allein ist und keine Menschenseele kennt, nicht möglich ist, für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten, bin ich von allen Menschen ausgeschlossen und alle Dinge sind mir verboten. Ich habe sogar vor vier Jahren eine halb verfallene Moschee wieder in Stand setzen lassen. Doch trotzdem man mir in meiner Heimat die Urkunden für meinen Dienst als Prediger und Imam ausgestellt und ausgehändigt und ich dort in dieser Moschee vier Jahre meinen Dienst als Imam versehen hatte (möge Allah diesen Dienst von mir annehmen), konnte ich in diesem letzten gesegneten Monat Ramadan nicht mehr in diese Moschee gehen. Mein Gebet habe ich manchmal allein verrichtet. So bin ich der fünfundzwanzig Sevab 🙂 Verdienste) und Wohltaten eines in der Gemeinschaft verrichteten Gebetes verlustig geblieben. So habe ich denn auch diese beiden Ereignisse, von denen ich betroffen wurde, genau so wie vor zwei Jahren das Verhalten, das dieser Beamte mir gegenüber an den Tag legte, geduldig ertragen und ausgeharrt. Und wolle es Gott, dass ich es auch in Zukunft so halten werde. Dabei denke ich und sage ich mir: Wenn dieses Leid, diese Plage, diese Unterdrückung, wie sie mir von Leuten zugefügt werden, meine Seele (nefs) betreffen, die so voller Fehler und Mängel ist, so trage ich nichts nach. Vielleicht wird meine Seele dadurch eine bessere Haltung (hal) annehmen. Und es ist zudem auch noch eine Buße für die Sünden. Ich habe in diesem irdischen Gasthaus sehr viele Vergnügungen genossen. Wenn man mich nun ein ganz klein wenig misshandelt, so bin ich auch wiederum dankbar dafür. Wenn mich die Weltleute unterdrücken, weil ich dem Glauben und dem Qur'an diene, so ist es nicht meine Sache, mich dagegen zu verteidigen. Das überlasse ich dem Allgewaltigen (Djebbar) in Seiner Allmacht (Aziz). Falls die Absicht darin besteht, die mir überwiesene allgemeine Aufmerksamkeit von mir abzulenken, um jenen eitlen Ruhm zu zerbrechen, der unbegründet und Ursache zur Heuchelei ist und die Aufrichtigkeit (ihlas) zerstört, dann möge das Erbarmen (rahmet) mit ihnen sein. Denn ich denke, dass es für Menschen wie mich schädlich ist, in den Blickpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit zu geraten und in den Augen der Leute ein berühmter Mann zu sein. Leute, die mit mir in Verbindung stehen, wissen, dass ich keine Ehrerbietung für meine Person wünsche, vielmehr sie verabscheue. Ja, ich habe dies sogar einem achtbaren Freund, der mir etwas bedeutet, vielleicht fünfzig Mal verwiesen. Falls sie beabsichtigen, mich zu diffamieren, mich in der öffentlichen Meinung verächtlich zu machen und herabzuwürdigen, um damit die Wahrheiten des Glaubens und des Qur'an, dessen Dolmetscher ich bin, zu treffen, so ist dies vergeblich. Denn die Sterne des Qur'an kann man nicht hinter einem Vorhang verstecken. "Wer seine Augen verschließt, kann selbst nichts sehen, kann andere nicht in Nacht stürzen." Vierter Punkt: Antwort auf einige Fragen, die auf irrigen Vorstellungen beruhen. Erste Frage: Weltleute fragen mich immer wieder: "Wovon lebst du? Wie findest du dein Auskommen ohne zu arbeiten? Wir wollen in unserem Lande keine Leute, die faul herumsitzen und sich auf anderer Leute Kosten durchbringen!..." Antwort: Ich bin sparsam und mein Leben ist gesegnet. Ich nehme von niemandem außer meinem Versorger (Rezzaq) etwas an, keine Gefälligkeiten und nichts, was mich zu Dank verpflichten könnte, und habe mir das auch für die Zukunft vorgenommen. Es braucht in der Tat ein Mann, der von hundert Para, ja sogar von vierzig Para täglich lebt, von anderen keine Gefälligkeiten anzunehmen. Auf diese Frage einzugehen, war überhaupt nicht meine Absicht. Denn eine Erklärung abgeben zu müssen, die in den anderen vielleicht den eindruck erweckt, stolz und selbstgefällig zu sein, ist mir besonders peinlich. Doch Weltleute haben mich in einer Weise verdächtigt und ausgefragt, dass ich nun sagen muss: Es ist ein Prinzip, das ich in meinem ganzen Leben stets eingehalten habe, schon von meiner Kindheit an, nichts von den Leuten anzunehmen (auch nicht, wenn es Zekat sein sollte), auch mein monatliches Gehalt nicht anzunehmen (nur ein, zwei Jahre wurde ich an der Daru-l'Hikmeti-l'Islamiye unter dem Druck meiner Freunde dazu gezwungen, es anzunehmen), nicht für mein monatliches Auskommen eine Dankesschuld auf mich zu laden. Meine Landsleute und auch die mich anderen Orts kennen, wissen das. In diesen fünf Jahren meiner Verbannung haben sich viele Freunde sehr darum bemüht, mir ihre Geschenke aufzudrängen. Ich habe sie nicht angenommen. Wenn sie mich dann fragen: "Wie kannst du dich unter diesen Umständen noch über Wasser halten?" antworte ich ihnen: "Ich lebe durch Gottes Segen (bereket) und Seine Freigiebigkeit (ikram)." Obwohl meine Seele eigentlich jegliche Verachtung verdient hätte und dass man ihr alle Treue aufkündige, habe ich dennoch jenen Segen erfahren, welcher in der Versorgung durch Gottes Freigiebigkeit besteht und ein Wunder (keramet) des Dienstes am Qur'an ist. Dem Geheimnis (der Ayah): وَاَمَّا بِنِعْمَةِ رَبِّكَ فَحَدِّثْ {"Doch erzähle von der Gnade deines Herrn!" (Sure 93, 11)} folgend, möchte ich die Gnadengeschenke, die Gott der Gerechte mir erwiesen hat, erwähnen. Möge es eine Art von Danksagung sein, wenn ich hier einige Beispiele erzähle! Doch wenn ich es auch tue, damit es eine Danksagung sein solle, so fürchte ich doch, selbstgefällig und stolz zu erscheinen und so des Segens verlustig zu gehen. Denn wenn einer, sich selber rühmend, einen geheimen Segen ausposaunt, so verursacht er damit dessen erlöschen. Doch was hilft das, ich muss es dennoch sagen. Erstens: Seit sechs Monaten komme ich mit einem Scheffel (35,27 kg) Weizen aus. Es reicht für sechsunddreißig Brote. Es ist noch etwas davon da, noch nicht alles aufgebraucht. Wie lange es noch reichen wird, weiß ich nicht. {((*): Es reichte noch ein Jahr} Zweitens: In diesem gesegneten Monat Ramadan haben mir nur zwei Häuser Essen gebracht. Und beide haben mich krank gemacht. So habe ich verstanden, dass es mir verboten ist, Speisen von anderen zu essen. Übrigens berichtete mir Abdullah Tschawusch, der Herr des Hauses und das Oberhaupt dieses ganzen gesegneten Hauses, mein getreuer Freund, der sich den ganzen Ramadan über um meine Verpflegung kümmerte, und er bezeugte, dass mir drei Laib Brot und eine Kiyye (1283 g) Reis genügten. Dieser Reis ging sogar erst fünfzehn Tage nach dem Ramadan zu Ende. Drittens: Auf dem Berg genügte mir und meinen Gästen eine Kiyye Butter für drei Monate, obwohl wir doch jeden Tag Butterbrote gegessen haben. Einer meiner gesegneten Gäste hieß Suleyman. Mein Brot und auch sein Brot gingen zu Ende. Es war an einem Mittwoch, als ich zu ihm sagte: "Gehe und bringe Brot!" Es gab aber zwei Stunden weit im Umkreis niemanden, von dem man hätte Brot holen können. Er sagte zu mir: "Ich habe den Wunsch, die Freitagsnacht bei dir auf dem Berge im Gebet zu verbringen." Ich gab ihm zur Antwort: "Wir vertrauen auf Gott. Bleib also." Danach stiegen wir beide, ohne dass wir dazu eine Veranlassung gehabt hätten, oder es dafür einen Grund gegeben hätte, immer weiter wandernd bis zum Gipfel eines Berges hinauf. Bei uns hatten wir eine Kanne mit etwas Wasser. Auch hatten wir ein bisschen Zucker und etwas Tee bei uns. Ich sagte: "Mein Bruder, mach ein wenig Tee." Während er damit beschäftigt war, den Tee zuzubereiten, saß ich unter einer Zeder, die sich hoch über einem Bach erhob. Traurig dachte ich bei mir: "Wir haben noch etwas schimmeliges Brot. Es reicht heute abend noch für uns beide. Wie sollen wir das zwei Tage lang machen und wie soll ich das diesem Mann in seiner Herzensreinheit beibringen?" Während ich noch darüber nachdachte, wendete ich meinen Kopf, und es war mir, als drehte sich mir der Kopf wie von selbst, und da sah ich: In den Zweigen der Zeder über mir lag ein riesengroßer Laib Brot für uns bereit. "Süleyman, eine Überraschung (müjde)!" rief ich, "Gott der Gerechte hat für uns gesorgt." Wir holten das Brot herunter, betrachteten es und sahen, dass Vögel oder andere frei lebende Tiere es nicht angerührt hatten. Seit zwanzig, dreißig Tagen war kein Mensch mehr auf diesen Gipfel gestiegen. Dieses Brot reichte uns beiden für zwei Tage. Während wir davon aßen und es fast schon aufgegessen hatten, kam (ein anderer) Süleyman, der mir schon seit vier Jahren ein wahrer und treuer Freund ist, von unten herauf mit Brot. Viertens: Diese Jacke, die ich hier jetzt trage, habe ich vor sieben Jahren gebraucht gekauft. In fünf Jahren habe ich für Oberkleidung, Unterwäsche, Schuhe und Strümpfe viereinhalb Lira ausgegeben. Es genügten mir der Segen Gottes, die Sparsamkeit und Seine Barmherzigkeit. So gibt es diesen Beispielen entsprechend noch viele dergleichen Dinge und sehr viele Erscheinungsweisen göttlichen Segens. Die Bewohner dieses Dorfes kennen viele von ihnen. Es soll aber niemand meinen, dass ich all dies erzähle, um mich zu rühmen; vielmehr wurde ich dazu gezwungen. Und denken Sie bitte nicht, es habe sich mir eine Quelle aufgetan, weil ich ein so guter Mensch bin. Diese Segnungen sind entweder ein Gnadenerweis für die Lauterkeit der Freunde, welche zu mir kommen, oder ein Gastgeschenk für den Dienst am Qur'an, oder der segensreiche Gewinn der Sparsamkeit. Vielleicht ist es auch die Versorgung der vier Katzen, die bei mir sind und mit ihrem "Ya Rahim, Ya Rahim" ständig der Barmherzigkeit Allahs gedenken (dhikr) und die in Form dieses Segens zu mir kommt, wovon dann auch ich meinen Nutzen habe. Wenn du aufmerksam ihrem melancholischen schnurren zuhörst, kannst du in der Tat verstehen, wie sie "Ya Rahim, Ya Rahim" rezitieren. Die Geschichte mit der Katze bringt mir die Sache mit dem Huhn in Erinnerung. Ich habe nämlich ein Huhn. Es brachte mir während des Winters, einer Eiermaschine gleich, mit sehr seltenen Unterbrechungen an jedem Tag ein Ei aus der Schatzkammer der göttlichen Barmherzigkeit. Ja, an einem Tag legte es sogar zwei Eier. Ich war erstaunt und fragte meine Freunde: "Gibt es so etwas?" Sie sagten: "Vielleicht ist es ein Gnadenerweis Gottes!" Im Sommer hatte dieses Huhn auch noch ein kleines Kücken ausgebrütet. Dieses begann dann zu Anfang des heiligen Monats Ramadan mit dem Eierlegen und setzte das vierzig Tage so fort. Weder ich, noch die, welche mir dienten, hatten einen Zweifel daran, dass dieser gesegnete Umstand (hal), sowohl seine Kleinheit, als auch der Winter, als auch der Ramadan ein Gastgeschenk (ikram) des Herrn war. Als dann seine Mutter das Eierlegen einstellte, begann es sofort wieder und ließ mich nicht ohne Eier. Die zweite irrtümliche Frage: Die Weltleute fragen mich: "Wie können wir uns darauf verlassen, dass du dich in unsere weltlichen Angelegenheiten nicht einmischen wirst? Wenn wir dich freilassen, wirst du dich vielleicht in unsere weltlichen Angelegenheiten einmischen. Woher sollen wir wissen, was du mit deiner Schläue im Schilde führst? Woher sollen wir wissen, ob du mit deiner Schläue nicht vielleicht nur so tust, als habest du die Welt verlassen und ob du Volkseigentum nur öffentlich nicht nimmst, es aber sehr wohl im Geheimen an dich bringst?" Meine Antwort: Ich wurde vor zwanzig Jahren vor ein Kriegsgericht gestellt. Und auch schon früher, in der Zeit vor der Hürriyet 🙂 die Zeit der konstitutionellen Monarchie, genannt "Hürriyet": Freiheit) waren meine innere und äußere Haltung vielen bekannt. Desgleichen zeigt auch meine Verteidigungsrede vor dem Gericht mit dem Titel: "Mein Zeugnis an zwei Schulen des Unglücks" ganz deutlich, dass ich mein Leben in der Weise verbracht habe, dass ich mich nicht dazu erniedrigt habe, irgendwelche Manöver anzuwenden oder einen Hinterhalt anzulegen, ja noch nicht einmal zu einer harmlosen Lobhudelei. Hätte es eine solche Lobhudelei gegeben, so wäre in diesen fünf Jahren schon eine Anmeldung angedient worden. Mit einer solchen Lobhudelei möchte ein Mann sich beliebt machen. Er nimmt sich nicht zurück. Er hat immer eine Hinterlist, irgedeinen Betrug im Sinn. Ich aber habe mich trotz schwerer Angriffe und Kritiken zu keiner Würdelosigkeit erniedrigt. "Ich vertraue auf Gott", sagte ich und habe den Weltleuten den Rücken gekehrt. Wer zudem das Jenseits kennt und die Realitäten in dieser Welt erkannt hat, wird da nicht bedauern, kehrt nicht wieder in die Welt zurück, strebt nicht nach ihr. Nach fünzig Jahren opfert ein Mann, der ganz auf sich allein gestellt und an irdischen Dingen nicht interessiert ist, nicht sein Ewiges Leben um in dieser Welt ein, zwei Jahre für leeres Gerede und politische Kurpfuscherei zu opfern... opferte er es aber, wäre das keineswegs besonders intelligent, vielmehr irrsinniger Wahnwitz. Was aber sollte aus der Hand eines solchen wahnwitzigen Irren schon kommen, dass man sich mit ihm beschäftigen sollte? Was jedoch den Zweifel daran betrifft, ob ich nicht äußerlich zwar die Welt verlassen habe, mich ober doch innerlich noch nach der Welt sehne, so sage ich entsprechend dem Geheimnis (Sure 12, 53): "Ich will mein Herz (nefs) nicht freisprechen von Schuld; denn das menschliche Herz (nefsu l-emmare: das Tier in uns) ist dem Bösen zugeneigt.", dass ich mich (nefs) nicht für schuldlos erklären will... denn das Tier in mir (nefs) verlangt ja nach all dem, was doch nicht gut ist. Aber in dieser vergänglichen Welt, in diesem behelfsmäßigen Gasthaus, in meinem vorgerückten Alter, ein ewiges, unvergängliches Leben und die Ewige Glückseligkeit innerhalb einer kurzen Lebensspanne für ein wenig Genuss zu zerstören, ist nicht Art eines Menschen von Verstand. Weil es aber nicht die Art eines Menschen von Verstand ist, hat sich dieses Tier in mir (nefsu l-emmare), mochte es nun wollen oder nicht, dem Verstand unterworfen. Dritte irrtümliche Frage: Die Weltleute fragen mich: Liebst du uns? Sind wir dir genehm? Wenn du uns liebst, warum bist du uns dann böse und kümmerst dich nicht um uns? Wenn wir dir nicht genehm sind, bist du unser Gegner. Gegner aber werden von uns niedergeworfen. Meine Antwort: Hätte ich nicht nur euch, sondern auch eure Welt geliebt, so hätte ich mich nicht aus der Welt zurückgezogen. Ihr seid mir nicht genehm und eure Welt gefällt mir auch nicht. Aber da mische ich mich nicht ein. Denn ich habe eine andere Zielsetzung. Mein Herz ist von anderen Dingen erfüllt. An andere Dinge zu denken, bleibt in meinem Herzen kein Platz mehr übrig. Eure Aufgabe ist es, auf die Hand zu achten (d.h. auf das, was tatsächlich geschieht) und nicht das Herz zu beurteilen. Denn eure Angelegenheit ist das Regierungsgeschäft und die allgemeine Sicherheit im Lande. Mischt sich jemand nicht in eure Angelegenheiten ein, welches Recht habt ihr dann noch, zu verlangen, er solle euch auch noch mit dem Herzen lieben?... Ihr mischt euch in Herzensangelegenheiten ein. In der Tat will ich und wünsche ich den Frühling zu dieser Winterzeit. Aber ich kann ihn nicht herbeiführen, ja es noch nicht einmal versuchen. In ähnlicher Weise wünsche ich auch die Erlösung der Welt und bete darum und wünsche Erlösung für alle Menschen in dieser Welt. Aber ich kann sie nicht herbeiführen... Denn das liegt nicht in meiner Hand. Tatsächlich kann ich es noch nicht einmal versuchen... Denn das ist weder meine Aufgabe, noch bin ich dazu überhaupt in der Lage. Vierte irrtümliche Frage: Die Weltleute sagen zu mir: Wir haben schon so viel Schwierigkeiten bekommen, dass wir niemandem mehr Vertrauen schenken können. Wie können wir deiner sicher sein, dass du dich nicht in unsere Angelegenheiten einmischen wirst, sobald sich dir nur eine entsprechend günstige Gelegenheit dazu bietet? Meine Antwort: Die oben angeführten Punkte sollten euch diese Sicherheit geben. Zudem habe ich mich auch nicht in eure Angelegenheiten eingemischt, als ich noch inmitten meiner Freunde und Verwandten, die mir auf mein Wort folgten, lebte und die Ereignisse aufregend genug dazu waren. Jetzt, wo ich einsam und verlassen und ganz auf mich allein gestellt als ein Fremdling schwach und hilflos in der Verbannung lebe, isoliert von allen Menschen, die sich mit ganzer Kraft nach einer anderen Welt sehnen und von jeder Nachricht abgeschnitten lebe, hier, wo es nur wenige Freunde und Glaubensbrüder gibt, die selten genug und von weit her um des Glaubens und einer besseren Welt willen zu mir kommen und wo einer dem anderen fremd ist und sich die Menschen mit misstrauischen Blicken betrachten, mich in eure gefährlichen weltlichen Angelegenheiten einzumischen, wäre in mehrfacher Hinsicht Wahnsinn... Fünfter Punkt: Betrifft fünf kürzere Fragen: Erstens: Die Weltleute fragen mich: Warum übernimmst du nicht unsere Art zu leben und uns zu bekleiden, kurz, den Stil unserer Kultur und die Form unserer Zivilisation? Willst du damit zum Ausdruck bringen, dass du gegen uns bist? Ich halte dem entgegen: Meine Herren! Mit welchem Recht erwarten Sie von mir, dass ich von Ihnen lernen soll, was Kultur und Zivilisation ist? Haben doch gerade Sie mich von jeglichem Recht auf Zivilisation ausgeschlossen und dazu gezwungen, fünf Jahre rechtlos in einem Dorf zu leben, eine Kontakt- und Nachrichtensperre über mich verhängt. Allen Verbannten haben Sie erlaubt, in den Städten mit ihren Freunden und verwandten zusammenzukommen. Sie haben ihnen danach die Ausweispapiere ausgehändigt, mich aber ohne Grund isoliert und, von ein, zwei Ausnahmen abgesehen, keinen Verkehr mit meinen Landsleuten zugelassen. Das heißt doch wohl, dass Ihr mich nicht zu Euren Untertanen und Volksgenossen zählt. Wie könnt Ihr da noch von mir erwarten, dass ich die Gesetze Eurer Zivilisation übernehmen werde? Die Welt habt Ihr mir zu einem Kerker gemacht. Von einem Mann, der im Kerker sitzt, kann man aber derartige Dinge nicht erwarten. Die Türe zur Welt habt Ihr mir verschlossen. Ich aber habe an die Pforten einer anderen Welt (ahiret) angeklopft. Gottes Barmherzigkeit hat mir aufgetan. Wie aber kann man von einem Mann, der schon an den Pforten jener Welt (ahiret) angeklopft hat, die doch so schwierigen Sitten und Gebräuche dieser Welt erwarten? Erst wenn Ihr mir meine Freiheit wiedergegeben und das Recht gegeben habt, wieder in meine Heimat zurückzukehren, erst dann mögt Ihr wünschen, dass ich Eure Sitten übernehmen solle... Zweite Frage: Die Weltleute sagen zu mir: Wir haben ein offizielles Amt, dass dafür zuständig ist, über den Glauben (din) und die Wahrheiten des Islam zu unterrichten. Du aber, in wessen Vollmacht betreibst du denn religiöse Propaganda? Denn da du nun einmal zur Verbannung verurteilt worden bist, hast du auch kein Recht mehr, dich in diese Angelegenheiten einzumischen. Meine Antwort: Das Recht und die Wahrheit unterliegen keiner Beschränkung. Wie kann man Glaube (iman) und Qur'an einer Beschränkung unterwerfen? Ihr könnt eure weltlichen Prinzipien und Gesetze einer Beschränkung unterwerfen. Doch die Glaubenswahrheiten und die Grundsätze des Qur'an können nicht nach Art der öffentlichen Angelegenheiten und gleich einem irdischen Geschäft, das man gegen Entgelt verrichtet, in eine Form gepresst werden. Denn diese Geheimnisse, die eine Gnadengabe Gottes sind, können nur reinen Herzens (niyet) empfangen werden. Diese Segnungen erlangt man nur, wenn man sich aus diesen irdischen Geschäften zurückzieht und nur dadurch, dass man über allen weltlichen (nefs) Genüssen nach Erlösung strebt. Darüber hinaus hat mich sogar Ihre eigene öffentliche Behörde, damals, als ich noch in meiner Heimat lebte, zum Prediger bestellt und anerkannt. Ich habe damals diese Predigerstelle angenommen, auf mein Gehalt aber verzichtet. Eine entsprechende Urkunde trage ich bei mir. Mit dieser Urkunde kann ich überall als Prediger oder Imam tätig werden. Denn meine Verbannung ist zu Unrecht erfolgt. Überdies sind ja all die Verbannten längst schon heimgekehrt und diese meine Urkunde hat Wert und Gültigkeit immer noch behalten. Zweitens: Durch die Glaubenswahrheiten, welche ich niedergeschrieben habe, wollte ich nur unmittelbar meine eigene Seele (nefs) ansprechen. Ich habe nicht jedermann dazu eingeladen. Vielmehr suchen diejenigen, deren Seele (ruh) ihrer bedarf und deren Herzen verwundet sind nach diesen Heilmitteln im Qur'an und finden sie dort. Zu meinem Lebensunterhalt habe ich nur die Risala über die Auferstehung drucken lassen, und zwar noch vor der Einführung der neuen Schrift. Sie wurde auch von diesem ehemaligen Gouverneur (vali), der sich mir gegenüber ungerecht verhalten hat, geprüft. Doch blieb diese Risala unbeanstandet, weil er nichts darin finden konnte, was einer Kritik wert gewesen wäre. Dritte Frage: Manche meiner Freunde haben sich ganz offensichtlich von mir distanziert, weil ich bei den Weltleuten in Verdacht geraten bin und weil sie nun ihrerseits bei diesen Weltleuten gut angesehen sein möchten; ja sie kritisieren mich vielleicht. Doch sind diese Weltleute schlau genug, diese äußerliche Zurückhaltung und die kühle Distanziertheit solcher Leute mir gegenüber nicht als ein Zeichen der Treue gegenüber den Weltleuten anzusehen, sie vielmehr als eine Art von Heuchelei, als eine Gewissenlosigkeit zu betrachten und verfolgen solche Freunde daher mit bösen Blicken. Ich halte dem entgegen: Oh Ihr meine Freunde im Glauben! Wenn ich dem Qur'an diene, so braucht ihr euch deswegen nicht gleich von mir zurückzuziehen und vor mir davonzulaufen! Denn von mir droht auch insha-a'llah keine Gefahr. Denn selbst angenommen, es würde sich irgend etwas Schlimmes ereignen, oder mir ein Unrecht zustoßen, so könntet ihr euch doch nicht retten dadurch, dass ihr euch vor mir zurückzöget. Denn in diesem Falle hättet ihr das Unglück und den Schlag, der euch getroffen hat, nur noch um so mehr verdient. Und was ist denn eigentlich passiert, dass ihr so sehr euren Wahnideen verfallen seid? Vierte Frage: In dieser Zeit meiner Verbannung sehe ich, dass manche Menschen, die in den Sumpf der Politik hineingeraten sind, sich selbst aber gerne ein wenig herausheben möchten, mich mit Blicken betrachten, als stünde ich auf der gegnerischen Seite, so als ob auch ich so wie sie in den Strom dieser Welt mit hinein verwickelt wäre. Meine Herren! Der Strom, der mich bewegt, ist der Strom des Glaubens. Und der Strom, der sich mir entgegenstellt, ist der Strom des Unglaubens. Eine andere Strömung ist für mich nicht von Interesse. Männer, die sich zu einer solchen Arbeit für Lohn verdingen, mögen sich vielleicht selbst für entschuldigt halten. Mich aber ohne allen Lohn, in patriotischem Übereifer, aus einer Haltung der Parteilichkeit oder Gegnerschaft heraus anzugreifen und zu schikanieren, ist ein ganz besonders übler Fehler. Denn wie ich bereits weiter oben bewiesen habe, habe ich mich auf die Politik dieser Welt überhaupt nicht eingelassen. Ich habe all meine Zeit und mein ganzes Leben auf die Glaubenswahrheiten und den Qur'an beschränkt und nur ihm allein gewidmet. Und weil dies nun einmal so ist, möge doch derjenige, der mich in dieser Weise schikaniert und sich mir entgegenstellt, denken, dass er im Namen seiner Gottlosigkeit und Glaubenslosigkeit so handelt und damit den Glauben angreift. Fünfte Frage: Die Welt ist nun einmal vergänglich. Außerdem ist das Leben nun einmal kurz. Außerdem gibt es nun einmal viele wichtige Aufgaben. Außerdem muss man sich nun einmal das Ewige Leben hier verdienen. Außerdem ist nun einmal diese Welt nicht ohne Besitzer. Außerdem hat nun einmal diese unsere irdische Herberge einen Lenker und Leiter von großer Weisheit und Freigiebigkeit. Außerdem bleibt nun einmal das Gute und das Schlechte nicht ohne seinen Lohn. Außerdem gibt es nun einmal entsprechend dem Geheimnis von لاَ يُكَلِّفُ اللّٰهُ نَفْسًا اِلاَّ وُسْعَهَا {"Gott verlangt von keiner Seele (nefs) mehr, als sie zu tragen vermag." (Sure 2, 286)} keine unerträglichen Belastungen. Außerdem ist nun einmal ein gefahrloser Weg immer einem gefährlichen Weg vorzuziehen. Außerdem reichen nun einmal Freundesbande und Standesverpflichtungen nur bis zum Rand des Grabes... Der Glücklichste aber ist sicherlich derjenige, der das Jenseits nicht um des Diesseits willen vergisst, der das Jenseits nicht dem Diesseits zum Opfer bringt, der das Ewige Leben nicht um des irdischen Lebens willen zerstört, der sein Leben nicht mit nutzlosen Dingen vertändelt, der sich selbst nur als einen Gast betrachtet und der sich den Weisungen seines Gastherrn entsprechend verhält. Er wird heil und sicher das Tor seines Grabes öffnen und in die Ewige Glückseligkeit eingehen. {(*): Was ich mit den obigen "außerdem..."-Sätzen zum Ausdruck bringen möchte, ist Folgendes: Ich kümmere mich nicht um all das Unrecht, das man mir zufügt und messe den Schikanen keine Bedeutung bei. Ich sage mir: "Es ist die ganze Aufregung nicht wert." und mische mich nicht in wetliche Angelegenheiten.} Anhang zum "Sechzehnten Brief بِاسْمِهِ وَاِنْ مِنْ شَىْءٍ اِلاَّ يُسَبِّحُ بِحَمْدِهِ {"Im Namen dessen, außer dem es fürwahr kein Ding gibt, das Ihn nicht dankend lobpreist."} Die Weltleute verdächtigen mich, einen armseligen Fremdling, ohne jeden Grund. In ihrer Phantasie meinen sie, ich sei stark wie tausend Mann und halten mich unter vielen Vorbehalten gefangen. Sie haben mir nicht erlaubt, ein, zwei Nächte an einem Ort in der Gegend von Bedre oder auf einem Berg in der Nähe von Barla zu bleiben. Ich habe sie sagen gehört: "Said hat die Macht von fünfzigtausend einfachen Soldaten. Darum können wir ihn nicht frei lassen." Ich halte dem entgegen: Oh ihr unglückseligen Weltleute! Warum versteht ihr die Dinge dieser Welt noch immer nicht, obwohl ihr euch doch mit all eurer Kraft für eure weltlichen Angelegenheiten einsetzt? Ihr urteilt einem Geisteskranken gleich. Wenn ihr in Bezug auf meine Person irgendwelche Befürchtungen habt, so können doch fünfzigtausend Soldaten nicht, nein, es kann vielleicht schon ein einzelner Soldat fünfzig Mal mehr an Arbeit verrichten als ich. Denn er kann vor der Tür zu meiner Kammer Posten beziehen und zu mir sagen: "Hier kommst du nicht mehr raus!" Wenn ihr euch vor meiner Berufung fürchtet, wenn ihr Angst habt, weil ich der öffentliche Ausrufer des Qur'an bin und die Kraft des Glaubens in mir ist, dann bin ich fünfzigtausend Soldaten nicht gleichzusetzen. Da irrt ihr euch! Angesichts meiner Berufung bin ich so stark wie fünfzig Millionen von ihnen. Das sollt ihr wissen! Denn in der Kraft des Weisen Qur'an fordere ich mitsamt all euren Gottlosen auch ganz Europa heraus. Denn durch den Glauben (iman), dessen Lichter (envar) ich überall verbreitet, habe ich ihre positiven Wissenschaften, diese feste Burg, welche sie als Natur bezeichnen, zunichte gemacht. Die größten unter den atheistischen Wissenschaftlern habe ich dahin geführt, dass sie (in ihrem Unverständnis) noch unter die Tiere hinabgerutscht sind. Wolltet ihr all eure Atheisten mitsamt dem ganzen Europa zusammenrufen, so könntet ihr mich durch die Führung Allahs, der mir den Erfolg verleiht, doch nicht in auch nur einer einzigen Fragestellung von meiner Berufung abbringen. Sie werden insha-a'llah nicht den Sieg davontragen!... Weil dies aber nun einmal so ist, mische ich mich nicht in eure weltlichen Angelegenheiten ein. Doch sollt auch ihr euch nicht in meine Angelegenheiten einmischen, welche das Jenseits betreffen. Zudem ist diese eure Einmischung auch vergeblich. Was Gott bestimmt hat, lässt sich nicht abwenden mit des Armes Kraft. Was der Herr entzündet hat, lässt sich nicht auslöschen mit des Mundes Blasen Über mich nähren die Weltleute in ganz ausnehmender Weise völlig irrige Vorstellungen, als ob sie mich fürchteten. Sie bilden sich ein, ich wäre, was ich gar nicht bin und selbst wenn ich es wäre, bildete es doch nicht den Gegenstand einer politischen Verfehlung und wäre gar kein Grund zur Anklage, Dinge wie die Würde eines Scheichs, Größe, Vornehmheit, Adel, ein Stammesfürst zu sein, Einfluss und eine persönliche Ausstrahlung zu besitzen, viele Anhänger zu haben, mit seinen Landsleuten Umgang zu pflegen, sich für die Ereignisse in dieser Welt zu interessieren, ja sogar politisch aktiv zu sein und das selbst auf Seiten der Opposition, Dinge, die gar nicht auf mich zutreffen und über die sie dennoch in Aufregung geraten. Ja, während sie schon darüber reden, diejenigen zu amnestieren, die noch im Gefängnis sitzen oder schon wieder draußen sind und die doch nach ihrer Meinung gar nicht für eine Amnestie in Frage kommen, verbieten sie mir selbst nahezu alles. Ein Mann von schlechtem Ruf und obzwar sein Ruhm schon vergänglich war, hat einmal das folgende schöne unvergängliche Wort geprägt: Wenngleich auch das Unrecht eine Kanone hätte, eine Kugel hätte, eine Burg hätte, So besitzt doch die Gerechtigkeit einen unbeugsamen Arm, ein Antlitz, das sich nicht abwendet. Dementsprechend sage auch ich: Wenngleich auch sich auf Seiten der Weltleute die Souveränität findet, die Majestät sichtbar wird, die Macht zum Ausdruck kommt, so besitzt doch durch den Segen des Qur'an sein Diener ein unbeirrbares Wissen und ein Wort, das man nicht zum Verstummen bringen kann, einen untrüglichen Sinn und ein unauslöschliches Licht. Viele meiner Freunde haben mir ebenso wie der Kommandant, der mich überwachte, immer wieder die Frage vorgelegt: Warum kommst du nicht um einen Ausweis nach, stellst keinen Antrag? Meine Antwort: Es gibt fünf, sechs Gründe dafür, dass ich einen solchen Antrag nicht stelle und auch gar nicht stellen darf. Erstens: Ich habe mich in die weltlichen Angelegenheiten der Weltleute nicht eingemischt, sodass ich nun in ihrer Schuld stünde und bei ihnen vorstellig werden müsste. Ich bin ein Schuldner der göttlichen Allmacht (Qader) und habe mich gegen sie versündigt, sodass ich nun bei ihr vorstellig werden muss. Zweitens: Ich habe mit absoluter Sicherheit geglaubt und erkannt, dass diese Welt eine Herberge ist, die sich schnell verwandelt. Deswegen ist sie keine wahre Heimat. Das ist überall das gleiche. Da ich aber nun einmal nicht ewig in meiner Heimat (Bitlis) bleiben kann, bringt es auch gar nichts ein, sich vergeblich darum zu bemühen, dorthin zu gelangen. Es ist nun einmal jeder Platz einer Herberge gleich. Ist aber der Herr dieser Herberge in Seiner Barmherzigkeit mir freundlich gesinnt, so ist mir jedermann freundlich gesinnt und jeder Platz ist mir ein freundlicher Ort. Ist Er mir aber nicht freundlich gesinnt, so lastet mir jeder Ort auf der Seele (qalb) und jedermann ist mein Feind. Drittens: Ein Anmeldeantrag kann nur im Rahmen des Gesetzes erfolgen. Doch seit sechs Jahren hat man mich stets nur mit Willkür behandelt und außerhalb der Gesetze gestellt. Nach dem Gesetz für die Verbannten wurde ich nicht behandelt. Man hat mich so betrachtet, als sei ich vom bürgerlichen Recht, ja sogar von den Menschenrechten ausgeschlossen. Es ist daher einfach widersinnig, im Namen des Gesetzes bei denen einen Antrag auf Anmeldung einzureichen, die sich selbst gesetzwidrig verhalten. Viertens: In diesem Jahr hat der Herr Distriktsdirektor in meinem Namen einen Antrag eingereicht, mit der Bitte, mir für einige Tage in Bedre, einem zur Stadtgemeinde von Barla gehörigen Stadtbezirk, Aufenthalt und Luftveränderung zu gestatten. Man hat mir diese Aufenthaltsgenehmigung nicht erteilt. Wenn aber bereits bei derart unwichtigen Angelegenheiten ein Antrag abgelehnt wird, wie kann ich denn dann bei solchen Leuten noch vorstellig werden? Wollte ich bei ihnen noch einen Antrag einreichen, wäre dies eine fruchtlose Erniedrigung in einer entwürdigenden Lage. Fünftens: Gegenüber Leuten, die Unrecht für Recht hinstellen, sein Recht zu fordern und bei ihnen vorstellig zu werden, ist eine Ungerechtigkeit. Es wäre eine Respektlosigkeit gegenüber der Gerechtigkeit. Eine solche Ungerechtigkeit und eine solche Respektlosigkeit gegenüber dem Recht will ich nicht begehen und damit Friede (Selam!: Gruß beim Abschiednehmen (A.d.Ü.). Sechster Grund: Die Schwierigkeiten, die Weltleute mir bereiten, haben keine politischen Gründe. Denn diese Leute wissen, dass ich mich nicht in die Politik einmische, dass ich die Politik fliehe. Vielleicht gehen ihre Schikanen bewusst oder unbewusst auf die Rechnung ihres Atheismus, weil ich doch dem Glauben (din) verbunden bin. Wenn dies aber so ist, dann hieße, bei ihnen vorstellig zu werden, sich mit Bedauern vom Glauben (din) abzuwenden und statt seiner dem Atheismus in die Arme zu werfen. Wollte ich aber bei ihnen vorstellig und kniefällig werden, so würde mich dennoch die Allmacht (Qader) Gottes in ihrer Gerechtigkeit durch ihre eigene Hand bestrafen. Denn sie schikanieren mich ja, weil ich ein im Glauben (diyanet) gebundener Mensch bin. Denn nach (Gottes) Bestimmung (Qader) werde ich gepeinigt, weil mein religiöses Leben (diyanet) und meine Aufrichtigkeit (ihlas) fehlerhaft sind und ich ab und zu einmal versucht habe, mich bei Weltleuten beliebt zu machen. Wenn dies aber so ist, dann gibt es hier und jetzt keine Rettung vor dieser Pein. Wollte ich aber bei diesen Weltleuten vorstellig werden, so sagte mir Gottes Bestimmung (Qader): "Du Heuchler! Verkoste nun die Strafe dafür, dass du dich zu ihnen hin gewandt hast!" Wenn ich mich aber ihnen nicht zuwende, dann sagen die Weltleute: "Du willst uns nicht kennen. Nun denn, so lass es und plage dich weiter!" Siebenter Grund: Es ist bekannt, dass die Aufgabe eines Beamten darin besteht, denjenigen, welche gesellschaftlichen Schaden zufügen, keinen Platz einzuräumen und denen, welche ihm dienen, Hilfe zu gewähren. Dennoch kam jener Beamte, bei dem ich unter Kuratel gestellt wurde, während ich einmal einem alten Mann, der als Gast zu mir gekommen war und schon am Rande des Grabes stand, die Süße des Geheimnisses (latif) darbot, das der Glaube (iman) im "La ilaha illa'llah (Niemand und nichts ist anbetungs- und verehrungswürdig außer Gott allein)" in sich enthält, trotzdem er lange Zeit nicht mehr bei mir gewesen war, zu mir, so als habe er mich gerade eben auf frischer Tat ertappt und als ob ich ein Verbrechen begangen hätte. Er hat diesen armen alten Mann, der mir aufrichtig (ihlas) zuhörte, frustriert und leer ausgehen lassen und mich selbst auch noch in Wut gebracht. Dabei gab es hier noch einige andere Leute, denen er gar keine Beachtung schenkte. Als es schließlich so weit kam, dass sie in ihrer Sittenlosigkeit im gesellschaftlichen Leben des Dorfes ihr Gift verstreuten, hat er auch noch begonnen, ihnen seine Sympathie und seine Anerkennung zu bezeigen. Dabei ist doch allgemein bekannt, dass ein Mann, und säße er auch für hundert Verbrechen im Kerker, jederzeit mit den Wache habenden Beamten sprechen kann, seien sie nun Offiziere oder einfache Soldaten. Doch schon seit einem Jahr gehen sowohl der Befehlshaber als auch der wachhabende Beamte von der Nationalregierung, also zwei hohe Persönlichkeiten, jedes Mal an meiner Zelle vorüber, ohne sich auch nur im geringsten um mich zu kümmern oder gar nach mir zu erkundigen. Ich hatte zunächst einmal vermutet, das läge vielleicht daran, dass sie mir feindlich gesinnt sind. Später wurde mir dann klar, dass sie in ihrem Wahn vor mir davon laufen, als wollte ich sie verschlingen. Eine solche Regierung, die aus derartigen Leuten zusammengesetzt ist und solche Beamten beschäftigt, überhaupt noch eine Regierung nennen zu wollen, sie als Meldebehörde anzuerkennen und dort vorstellig zu werden, widerspricht dem gesunden Menschenverstand, ist eine fruchtlose Erniedrigung. Der Alte Said hätte mit (dem französischen Dichter) Antere dazu gesagt: مَآءُ الْحَياَةِ بِذِلَّةٍ كَجَهَنَّمَ ٭ وَ جَهَنَّمُ باِلْعِزِّ فَخْرُ مَنْزِلىِ {"Wasser des Lebens in Erniedrigung ist wie die Hölle; Hölle in Ehren ist ein Ort, stolz darauf zu sein."} Es gibt den Alten Said nicht mehr. Der Neue Said aber hält es für sinnlos, mit den Weltleuten Umgang zu pflegen. Möge ihre Welt sie den Kopf kosten! Mögen sie mit mir machen, was sie wollen! Am Tag des Großen Gerichtes wird er mit ihnen vor den Richter kommen, sagt er und schweigt. Der Verweigerung, meine Anmeldung vornehmen zu lassen, achter Grund: Entsprechend dem Grundsatz: "Die Folge gesetzloser Liebe ist gnadenloser Hass." wird die Allmacht (Qader) Gottes in ihrer Gerechtigkeit mich durch die ungerechte Hand dieser Weltleute bestrafen, wenn ich ihnen meine Sympathie erweise, obwohl sie derer doch gar nicht würdig sind. So denke ich denn, dass ich diese Strafe verdient habe und schweige. Denn als ich während des Ersten Weltkrieges Kommandeur eines Freiwilligenregimentes war, habe ich mich zwei Jahre lang eingesetzt und gekämpft. Ich habe unter dem Befehl vom Enver Pascha und seinem Obersten Kommandanten wertvolle Schüler und Freunde geopfert. Ich wurde verwundet und gefangen. Nach meiner Entlassung aus der Gefangenschft habe ich mich durch meine "Sechs Schritte (Hutuvat-i Sitte)" und andere, ähnliche Werke in Gefahr gebracht und zu der Zeit, als die Engländer Istanbul besetzt hielten, die Engländer vor den Kopf gestoßen. So habe ich damals denen, die mich heute schikanieren und grundlos gefangen halten, Hilfe geleistet. So lohnen sie mir heute diese meine Hilfe auf diese ihre Weise. All die Strapazen und Schwierigkeiten unter denen ich in russischer Gefangenschaft drei Jahre lang gelitten, haben mir hier meine "Freunde" in drei Monaten zugefügt. Denn die Russen haben mir damals, als ich noch Kommandant eines kurdischen Freicorps war und obwohl sie mich als Kosakenmörder und Gefangenenschlächter betrachteten, nicht verboten, Unterricht abzuhalten. So habe ich damals den meisten der neunzig Offiziere, die meine Kriegskameraden waren, Unterricht erteilt. Einmal kam auch der russische Kommandant und hörte mit zu. Weil er kein türkisch verstand, glaubte er, ich gäbe politischen Unterricht. So verbot er mir dies zunächst, erteilte mir aber später doch wieder die Erlaubnis. Auch haben wir noch im selben Winter einen Raum als Moschee hergerichtet. Ich habe dort als Imam gedient. Man hat uns nicht dabei gestört. Man hat Besuche mir nicht untersagt. Eine Nachrichtensperre gab es nicht. Doch meine heutigen "Freunde", obwohl sie doch meine Landsleute und Mitgläubigen sind und Männer, denen im Glauben einen Dienst zu erweisen ich mich bemühe und die doch wissen, dass ich mich nicht für Politik interessiere und um weltliche Angelegenheiten nicht kümmere, haben mich nicht nur drei, nein sechs Jahre lang gefangen gehalten, mich grundlos schikaniert und mir jeden Umgang verboten. Sie haben mir den Unterricht verboten, obwohl meine Papiere in Ordnung sind, ja sogar Privatstunden in meinem eigenen Zimmer untersagt und mich von der Außenwelt abgeschottet. Ja sie haben mir sogar ungeachtet meiner Urkunden und Diplome meinen Gebetsraum verboten, den ich mir selbst hergerichtet hatte und in dem ich vier Jahre lang Imam gewesen bin. Ja, sie erlaubten mir jetzt noch nicht einmal, den drei Leuten, die meine Glaubensbrüder sind und mit mir eine feste Gemeinschaft bilden, ganz privat Imam zu sein, damit mir der Lohn des Gemeinschaftsdienstes versagt bleibe. Selbst wenn irgendjemand gegen meinen eigenen Willen etwas Gutes zu mir sagt, wird der Beamte, der mich überwachen soll, blass vor Neid und rot vor Wut und ergreift gewissenlos Maßnahmen, um meinen Einfluss zu brechen und schikaniert mich in der Absicht, bei seinen Vorgesetzten besser angeschrieben dazustehen. Bei wem anders soll also nun ein Mann in meiner Lage vorstellig werden, denn bei Gott dem Gerechten? Wenn der Richter selber zugleich auch der Ankläger ist, bei wem denn soll man da noch seine Klage vorbringen? Komm nun und sprich zu mir, was ich in diesem Falle sagen sollte!? Was du auch sagen magst... ich halte dem entgegen: Es gibt unter diesen meinen Freunden viele Heuchler. Ein Heuchler ist schlimmer als ein Ungläubiger. Darum verursachen sie mir Qualen, die mir die Russen nicht zugefügt haben. Oh ihr Unglückseligen! Was habe ich euch denn getan oder tue ich denn? Ich erweise euch einen Dienst zur Rettung eures Glaubens und für eure Ewige Glückseligkeit! Mein Dienst war also nicht lauter und rein. Weil ich ihn nicht um Allahs willen verrichtet habe, ist nun eine Gegenreaktion eingetreten. Im Gegenzug kränkt ihr mich nun bei jeder Gelegenheit... Sicherlich werden wir uns vor dem Großen Gericht wiedersehen!... حَسْبُناَ اللّٰهُ وَنِعْمَ الْوَكِيلُ ٭ نِعْمَ الْمَوْلٰى وَنِعْمَ النَّصِيرُ {"Es genügt uns Allah und Er ist unser bester Anwalt (wakil), unser bester Herr (maula) und unser bester Helfer (nasir)."} sage ich! اَلْبَاقِى هُوَ الْبَاقِى {"Der Beständige ist Er, der bleibt und besteht."} Said Nursi Vierter Teil Das Leben in Kastamonu Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in Eskishehir wurde Bediüzzaman Said Nursi nach Kastamonu verbannt. Dort zwang man ihn lange Zeit dazu, sein Lager im Polizeirevier aufzuschlagen. Danach brachte man ihn in einem Hause unter, das dem Polizeirevier direkt gegenüber lag, von wo aus er ständig beobachtet werden konnte. Da musste er unter einer schlimmen Diktatur acht Jahre lang in diesem Haus gegenüber dem Polizeirevier ein Leben in der Verbannung verbringen. Doch blieb er niemals untätig, sondern kümmerte sich auch weiterhin insgeheim darum, dass die Lichter (envar) des Qur'an sich ausbreiten. So konnte er besonders in Inebolu viele opferbereite und einsatzfreudige Schüler heranbilden. Wie einst in Isparta so begannen auch hier die Schüler alsbald mit Begeisterung, die Risale-i Nur aufzuschreiben und in der Umgebung hinter den Kulissen zu verbreiten. So konnte man es nun auch in der Gegend von Karadeniz erleben, wie dort die Nachfrage nach den Werken der Risale-i Nur wuchs. Auch während seiner Zeit in Kastamonu blieb Hazret-i Üstad (unser verehrter Meister) auch weiterhin in Kontakt mit seinen Schülern in Isparta. Mit göttlicher Erlaubnis wusste er, dass der größte Teil derer, welche dazu bereit waren, sich für die Veröffentlichung und Verbreitung der Risale-i Nur in dieser Welt zu opfern und sie zu verkündigen, aus Isparta hervorgehen werde... bzw., dass dieser Dienst als eine große Aufgabe in Isparta als Zentrum geleistet werden würde. ......... Die Schülerschaft der Risale-i Nur war stets sehr daran interessiert, zu wissen, wie es ihrem geliebten Meister ging und um seinen Frieden (istirahat) besorgt. Darum hatten sie auch stets den Wunsch, Nachrichten über ihren innig geliebten Meister und über die Arbeit der Brüder im Dienste der Risale-i Nur zu erhalten. In siebenundzwanzig Jahren hat Bediüzzaman Said Nursi eine Reihe von Briefen geschrieben, welche Themen der Wissenschaft, des Glaubens und des Islams zum Gegenstand hatten oder vom Dienst am Glauben handelten. Auch diese Briefe wurden, weil sie bei den Nur-Schülern sehr gefragt waren, von Hand zu Hand gegeben, abgeschrieben und verbreitet. Zwar hatten die Feinde des Glaubens (din) in dieser Zeit einer harten Unterdrückung verboten, die Nur-Risalat per Post zu versenden und solche Briefe zu befördern, doch nun wurden diese Briefe und die Nur Risalat von den Nur-Schülern selbst von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, von Vilayat zu Vilayat gebracht. Ja, sie hatten unter sich sogar einen eigenen "Nur-Post-Dienst" organisiert. Diese Nur-Postboten widmeten sich mit Leib und Seele, mit Herz und Hand ihrer Aufgabe und erblickten in diesem Dienst ihre heiligste Verpflichtung. Diese Briefe, welche man auch als Ergänzungsschriften zur Risale-i Nur bezeichnet, sind nicht nur äußerst wichtig, nicht nur besonders zutreffend, sondern auch sehr schön; und sie entsprechen darüber hinaus auch noch einem besonderen seelischen (ruh) Bedürfnis der Nur-Schüler. Sie dienen den Risale-i Nur Schülern jeder für sich sowohl als ein Leitfaden durch den Qur'an und ein Führer im Glauben, als auch dazu, angesichts der Feinde der Islamiyet, nicht auf deren ganz und gar verlogene, einschläfernde Propaganda hereinzufallen, sondern wach zu bleiben. Die Wirkung, die sie hervorbringen, gleicht also der eines Weckrufs. Auf diese Weise haben sie in jenen dunklen Tagen, da schon viele der Hoffnungslosigkeit und der Trägheit verfallen waren, in dieser Epoche einer so glanzvoll erscheinenden, gottlosen Übergangsregierung, wieder Frohsinn und Freude in die Herzen eingepflanzt, um sie zu selbstloser Liebe (ashk) zu ermuntern und für den Dienst am Glauben zu gewinnen. Und auf diese Art haben sie auch die Gläubigen aus der Verzweiflung errettet und ihnen die gute Nachricht zukommen lassen, dass die Islamiyet mit Hilfe der Risale-i Nur in Zukunft ein glänzendes Zeichen des Sieges aufrichten wird. In der Tat enthalten diese lichtvollen, ergänzenden Briefe eine Fülle von Wahrheiten, die sich gleich einem Zauber auf Herz und Seele (ruh) legen und sie für sich einnehmen und vor denen der Verstand sich beugen muss. Einige von diesen Briefen zur Ergänzung wollen wir hier nach diesem Absatz einfügen. Unsere Kenntnisse über das Leben von Hazret-i Üstad (unseres verehrten Meisters) in Kastamonu konnten wir Abschnittweise aus einem Teil der Briefe entnehmen, die in Kastamonu geschrieben wurden. Die unten abgedruckten fünf bis zehn Briefe sind den mehr als fünfhundert Seiten entnommen, die der Meister als "Kastamonu Lahikasi (Ergänzungsschriften aus Kastamonu)" von Kastamonu aus an seine Schüler in Isparta schickte. In diesen Briefen machte Hazret-i Üstad seinen Schülern durch die Verbreitung seiner handschriftlich abgefassten Botschaften die freudige Mitteilung, dass der Dienst der Risale-i Nur Schülerschaft, so winzig er jetzt erscheint, in Wirklichkeit in seiner Bedeutung eine gewaltige Aufgabe von kosmischen Ausmaßen ist und dass eines Tages im Lichte (Nur) der Risale-i Nur in diesem Lande weit und breit der Sieg errungen werden wird. Dann wird dieser Dienst im gesamten Umfeld der Risale-i Nur und in ihrem ganzen Verbreitungsgebiet deren Prinzipien und Grundlagen stärken und befestigen. * * * Diverse Briefe an seine Schüler بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! So wie die meisten Schüler, die im Dienste der Risale-i Nur stehen, von denen jeder das Wunder (keramet) Gottes und Seine Güte (ikram) auf eine andere Art an sich erfährt, so erlebt auch meine Wenigkeit, eurer Bruder, da er ihrer sehr bedürftig ist, viele verschiedene Arten. Und in letzter Zeit berichten die Schüler in unserer Umgebung nachdrücklich: "Solange wir im Dienst an der Risale-i Nur tätig sind, erfahren wir in ganz offensichtlicher Weise sowohl was unseren Lebensunterhalt als auch den Frieden in unserem Herzen betrifft, Frohsinn und Erquickung." Ich spüre in mir ganz deutlich, dass selbst mein Ego (nefs) und mein Teufel vor einer solchen Offensichtlichkeit ins Staunen geraten und nur noch schweigen können. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben Brüder und Freunde, Eine wichtige Ermahnung an alle meine Mitbrüder Es handelt sich hier um zwei Dinge: Erstens: Hier die wichtigste Aufgabe derer, die sich mit der Risale-i Nur befassen, sie niederschreiben oder abschreiben lassen und so zu ihrer Verbreitung beitragen: Wer sie schreibt, oder schreiben lässt oder sie liest, der empfängt den Namen eines "Schülers der Risale-i Nur". In diesem Namen nimmt er vierundzwanzig Stunden täglich vielleicht hundert Mal und manchmal noch mehr an den Segnungen meiner Gebete teil, die ich mit meinen eigenen Worten verrichtete. Er hat seinen Anteil an den geistigen Schätzen und bekommt wie tausende meiner kostbaren Brüder, die beten, wie ich bete und alle Risale-i Nur Schüler seinen Anteil an ihren Gebeten und Verdiensten. Ich schwöre und versichere: Wer eine kleine Risala niederschreibt und sie dabei selbst versteht, ist mir so wie einer, der mir ein großes Geschenk gemacht habe. Ja, jede einzelne Seite macht mich genau so glücklich wie ein Okka 🙂 1 kg) Zucker. Zweitens: Leider versetzen die Feinde der Risale-i Nur unter Dschinnen und Menschen, die keinen Glauben haben und kein Erbarmen kennen, weil sie nun einmal der Kraft eines solchen Zeugnisses, das fest ist wie Burgen aus Stahl und stark wie ein diamantenes Schwert, nichts entgegenzusetzen haben, ihre Schläge durch besonders geheime Intrigen und mit noch anderen, versteckten Methoden, über die man nichts erfährt. Sie möchten damit den Schreibern ihre Freude an der Arbeit verderben, ihnen den Mut nehmen und sie vom Schreiben abbringen und greifen sie an wie der Teufel. Besonders hier ist die Not sehr groß. Es gibt nur wenige Schreiber. Unsere Feinde sind sehr aufmerksam und manche Schüler vermögen ihnen keinen Widerstand entgegenzusetzen. So berauben sie das Land in gewissem Grade seiner Lichter. Wer mich gerne einmal besuchen und mit mir über die Natur der Wahrheit plaudern möchte, der mag irgendeine Risala aufschlagen und er wird nicht mir, sondern seinem Meister begegnen, der ein Diener des Qur'an ist und er wird aus der Wahrheit des Glaubens eine besinnliche Unterrichtsstunde empfangen. ........... Von Sabri war der Brief noch unterwegs; er war noch nicht angekommen. Doch unter seiner unsichtbaren Einwirkung begann ich über die Ayah اَوَمَنْ كَانَ مَيْتًا {"...oder wer tot war."} nachzudenken. Und da fiel es mir plötzlich ein: Das Geheimnis der Risale-i Nur und die in ihr enthaltene Weisheit und der Grund dafür, warum sie mit solcher Macht die Zeichen des Qur'an und die den Schülern so kostbare frohe Kunde des Qur'an offenbart und warum sich das Antlitz der Aqtab 🙂 der großen Gelehrten des Islam) ihnen zugewandt hat, ist darin zu suchen, dass sie wie noch kein anderes Werk unter so gewaltigen Schrecken und Drangsalen offenbart wurde und darum eine so geheiligte Hochschätzung und Bewunderung erfahren hat. Damit soll gesagt sein, dass ihre Bedeutung dennoch überaus groß ist, obwohl ihre Durchschlagskraft im Kampf nur gering ist, weil die Drangsal und die Verheerung so überaus schrecklich ist, so dass sie dadurch eine solche große Bedeutung erlangt, dass sie in diesen beiden Ayat Zeichen und Botschaft des Qur'an zum Ausdruck bringt und freudig verkündet: "Diejenigen, welche in den Kreis der Risale-i Nur eintreten, retten sich dadurch aus der Gefahr für ihren Glauben und werden mit diesem Glauben in das Grab hinabsteigen und so in das Paradies hinübergehen." Ja, es kommt in der Tat gelegentlich einmal vor, dass ein einfacher Soldat aufgrund des Dienstes, den er versieht, über den Rang eines Marschall emporsteigt und einen tausendfachen Wert erhält. * * * Die meisten Weisheiten, die im Qur'an wiederholt werden und am Ende des Neunzehnten Wortes erklärt werden, finden sich in der Risale-i Nur. Dort findet sich auch die zweite Weisheit vollständig wieder. Diese Weisheit aber ist folgende: Jedermann braucht jederzeit den Qur'an. Doch niemand ist dazu in der Lage, ständig den Qur'an zu lesen. Doch ist er wahrscheinlich dazu in der Lage, eine Sure zu lesen. Deshalb sind die wichtigsten Themen des Qur'an in seinen längsten Suren enthalten, wodurch sich jede Sure zu einer kleinen Qur'anausgabe gestaltet. Das heißt also, dass einige Themen, wie die Auferstehung (hashir), die Einheit Gottes (tauhid) und die Geschichte Mosis, wiederholt werden, damit sie niemandem vorenthalten bleiben. Weisheit von gleicher Bedeutung liegt auch darin, dass einzelne feinsinnige Glaubenswahrheiten und auch kraftvolle Zeugnisse dafür in verschiedenen Risalat wiederholt worden sind, ohne dass ich es bemerkt hätte, ganz ohne es zu wollen oder auch nur zu beabsichtigen. Ich war darüber sehr erstaunt und habe mich selbst gefragt: "Warum nur hat Gott gewollt, dass ich dies alles übersehen sollte?" Später wurde mir dann auf unumstößliche Weise klar, dass in dieser unserer Zeit jedermann die Risale-i Nur benötigt. Doch kann er nicht das Gesamtwerk erhalten. Und könnte er es erhalten, so kann er es doch nicht lesen. Stattdessen aber kann er einen kleinen Auszug aus der Risale-i Nur erhalten, der das Gesamtwerk in sich zusammenfasst und meistens kann er dann auch immer dann, wenn er das Bedürfnis dazu hat, über einige Themen darin nachlesen und so, gleich einem, der immer wieder das Bedürfnis nach Nahrung verspürt, gleichfalls immer wieder sein Studium aufnehmen. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Da die menschliche Liebe (shefqat) eine Manifestation der Barmherzigkeit des Herrn ist, darf man das Maß Seines Erbarmens nicht überschreiten und den Erbarmer aller Welten auf der Stufenleiter der Liebe nicht überflügeln. Überschreitet und überflügelt man sie, so ist diese Liebe sicherlich keine Barmherzigkeit und keine Liebe mehr, sondern eine Krankheit der Seele (ruh) und ein Gebrechen des Herzens, das von Irrglaube und Ketzerei infiziert wurde. So ist es z.B. ein gewaltiges Unrecht und eine Unbarmherzigkeit über alle Maßen, wenn die Ungläubigen und die Heuchler, die in der Hölle brennen, wenn dergleichen Dinge, wie die Strafe und das Heilige Bemühen (djihad) in ein und derselben Liebe den gleichen Platz finden und so in ein falsches Licht gerückt werden, gleich wie den Qur'an und den überwiegenden Teil des himmlischen Glaubens (edyan-i semavi) zu verleugnen und zu verwerfen. Denn Untiere und Drachen, welche unschuldige Tiere zerfleischen, in Schutz zu nehmen und sie zu lieben (shefqat) ist eine fürchterliche Brutalität und eine grausame Gewissenlosigkeit. Und für Menschen liebevoll Partei zu ergreifen und voll Erbarmen für sie zu beten, dass sie ihrer Strafe entgehen mögen, ist gewiss für diese unschuldigen Leute des Glaubens eine fürchterliche Unbarmherzigkeit und eine abscheuliche Ungerechtigkeit. In der Risale-i Nur wurde der unumstößliche Beweis dafür erbracht, dass Unglaube und Irrglaube gegenüber dem Universum eine große Beleidigung, gegenüber den Geschöpfen ein gewaltiges Unrecht, die Aufhebung der Barmherzigkeit und die Ursache allen Übels ist. Sogar die Fische in der Tiefe des Meeres beklagen sich über diese Verbrecher, indem sie sagen: "Sie sind es, welche die Ursache dafür sind, dass unser Friede (istirahat) gestört ist." Dies ist eine gut bezeugte Überlieferung (rivayet-i sahih). Aus diesem Grunde bedauern diejenigen, die in ihrer Liebe (shefqat) die Bestrafung der Ungläubigen und der Heuchler bedauern und sie bemitleiden keineswegs jene zahllosen Unschuldigen, welche ihrer Liebe würdig wären. * * * Den Bedürfnissen nach den Wahrheiten des Islam entspricht und genügt die Risale-i Nur. Sie lässt keinen Wunsch nach anderen Schriften mehr offen. Es wird aus vielen gesicherten Erfahrungen verständlich, dass sich in der Risale-i Nur ganz kurz und leicht finden lässt, wie man seinen Glauben retten, stärken und überzeugend leben soll. Ja, die Risale-i Nur verkürzt in der Tat einen Weg von fünfzehn Jahren auf fünfzehn Wochen und führt zu einem überzeugten und überzeugenden Glauben (iman-i tahqiqi). Dieser euer armer Bruder, der vor zwanzig Jahren während einer Fülle von Studien manchmal an einem einzigen Tag einen ganzen dickleibigen Band durchstudierte, er begnügt sich heute mit dem Qur'an: Mir ist heute die Risale-i Nur, die aus dem Qur'an hervorgegangen ist, genug. Ich brauche kein anderes Buch und ich habe auch kein anderes Buch bei mir. Und obwohl in der Risale-i Nur so viele erleuchtende Wahrheiten angesprochen werden, benötige ich zu ihrer Abfassung seit zwanzig Jahren (kein anderes Buch). Und auch ihr solltet ganz gewiss nicht mehr als zwanzigmal mehr benötigen. Und da ich überdies auch noch an euch mein Genügen hatte und habe, schaue ich mich auch nicht nach anderen um und beschäftige mich nicht mit ihnen. Für euch aber ist es notwendig, dass ihr an der Risale-i Nur euer Genügen findet; und in dieser Zeit ist es vielleicht das Notwendigste überhaupt!... * * * Erster Grundsatz: Entgegen der Hoffnungslosigkeit der Leute des Glaubens gibt es die gute Nachricht, die besagt, dass es da für die Zukunft ein Licht (Nur) gibt. Es hat da ein Vorausempfinden gegeben, bevor es geschah, dass die Risale-i Nur in der Zukunft den Glauben vieler Leute des Glaubens retten und stärken werde. So hatte er 🙂 Bediüzzaman) es empfunden und durch diese Brille hatte er während der freiheitlichen Revolution (Hürriyet) die politischen Ereignisse betrachtet. Und er hatte sich in dieser Richtung bemüht, ohne den tieferen Sinn (der Hadithe) zu erkennen und zu deuten. So hatte er die Dinge vom Standpunkt der Politik und der Macht und der Masse aus betrachtet. Er hatte es so richtig empfunden. Aber er hatte es nicht ganz richtig ausgedrückt. Zweiter Grundsatz: Der Alte Said hatte genau wie manche Leute aus der Politik, sowie hervorragende Schriftsteller, das Kommen dieser so schrecklichen Diktatur vorausgeahnt und bereits damit begonnen, ihr (der Diktatur) die Stirn zu bieten. Dieses Vorgefühl kommender Ereignisse, das noch der Deutung und der Erklärung bedurfte, hatte er noch nicht gekannt. Er hatte nur ein schwaches Bild und den Namen der Diktatur gesehen. Daraufhin hatten sich die Politiker und auch die Schriftsteller zum Kampf gerüstet. Denn weil er den schwachen Schatten jener Despotien, die eine Zeitlang später einmal kommen werden und der ihnen einen Schrecken einflüsste, schon für das wahre und echte hielt, handelte er dementsprechend und gab er die entsprechenden Erklärungen ab. Seine Absicht war richtig, das Ziel aber (auf das sie sich richtete) war ein Irrtum. So hatte der Alte Seid also in alter Zeit eine Ahnung von einer solch merkwürdigen Despotie gehabt. In einigen seiner Werke gibt es Erklärungen, in denen er sie angreift. Gegen diese außergewöhnliche Schreckensherrschaft erblickte er in einer Regierung nach dem islamischen Gesetz (meshruta-i meshrua) das Mittel der Rettung. Und weil er sagte und dachte: "Die Freiheit nach dem islamischen Gesetz (hürriyet-i sher'iye), verbunden mit einer Beratung im Rahmen der Satzungen des Qur'an, kann dieses furchtbare Unglück beseitigen." so bemühte er sich auch in diesem Sinne. Was aber nun die Wahrheit von der "Medresetüzzehra" betrifft, welche sich am Ende der Münazarat-Risala als deren Geist und Grundlage findet, so wird sie sich in der Zukunft zeigen, um der Risale-i Nur Medrese den Boden vorzubereiten. In einem Vorgefühl künftiger Ereignisse suchte er diese lichtvollen Wahrheiten im materiellen Bereich. Später begann dann aber auch der materielle Gesichtspunkt dieser Wahrheit Gestalt anzunehmen. Der inzwischen verstorbene Sultan Reschad gab neunzehntausend Lira in Gold, um in Van, den Grundstein für die Medresetu-z'Zehra zu legen. Der Grundstein wurde gelegt. Doch dann kam der Erste Weltkrieg und die Fundamente blieben stehen. Fünf, sechs Jahre später ging ich nach Ankara und bemühte mich erneut um diese Wahrheit. Von zweihundert Abgeordneten geben 163 ihre Unterschrift, damit für die Medresse hundertfünfzig tausend Lira in Banknoten bewilligt werden sollten. Und tatsächlich wurde diese Summe bereitgestellt. Aber zum tausendfachen Bedauern wurden die Medressen geschlossen und die Wahrheit blieb hinten an. Doch Gott dem Gerechten sei grenzenlos Dank dafür, dass diese Medresse in Isparta als eine geistige Idee grundgelegt werden und die Risale-i Nur dort Gestalt annehmen konnte. Insha-a'llah werden die Schüler der Risale-i Nur in der Zukunft damit Erfolg haben, diese hohe Idee auch in materialisierter Form zu errichten. Said Nursi * * * Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei"} .......... Der Dienst an der Risale-i Nur, welcher für sie ein hoher und kostbarer Dienst am Glauben ist, genügt ihnen und bestärkt sie darin. Diese Schüler haben in ihrem Herzen, d.h. mit dem ganzen Scharfsinn und Weitblick ihrer Seele (kalb) folgende Wahrheit verstanden: wenn die Risale-i Nur mit einem Dienst verbunden wird, so rettet sie den Glauben, wird sie mit einem Orden (tariqat) oder der Würde eines Ordensoberen (Scheich) verbunden, so verhilft sie dazu, die Stufenleiter der Heiligkeit emporzuklimmen. Dient sie dazu, den Glauben eines Menschen zu retten, so ist dies noch bedeutender und verdienstvoller als zehn Gläubige die Stufenleiter der Heiligkeit emporzuführen. Denn der Glaube verhilft zur ewigen Glückseligkeit, sichert einem Gläubigen ein ewiges Königreich, so groß wie die ganze Erde. Die Heiligkeit aber erhöht ihm noch das paradiesische Leben und verleiht ihm einen tieferen Glanz. Einen Menschen zu einem König zu machen ist eine noch verdienstvollere Aufgabe als zehn Menschen zu Heiligen zu machen. Wenn also dieses subtile Geheimnis von einem Teil deiner Brüder in Isparta nicht mit dem Verstande erkannt wird, so haben sie es doch mit der ganzen Scharfsinnigkeit ihres Herzens erkannt. Sie werden einen armen sündigen Menschen den Heiligen, falls sie einen solchen finden und auch den Exegeten als Kollegen vorziehen. Käme in diese Stadt ein Qutub 🙂 ein Leitstern des Glaubenslebens), ein Gavs-i Adham 🙂 ein gewaltiger Gelehrter) und sagte: "Ich werde dich in zehn Tagen auf die Stufe eines Heiligen (velayet) emporsteigen lassen." und du ließest die Risale-i Nur fahren und gingest mit ihm, du wärest denen, die in Isparta für ihr Ideal kämpfen, kein Bruder mehr! Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Die Risale-i Nur ist ein mahnender Dialog mit einem Teil der Brüder unter meinen Schülern, um ihre hoch über meine Grenzen hinaus gehenden phantastischen Vorstellungen zu mäßigen. Über einen solchen Dialog, wie ich ihn vor vierzig Jahren mit meinem großen Bruder Molla Abdullah (möge der Herr sich seiner erbarmen) geführt habe, möchte ich hier eine kleine Geschichte erzählen: Dieser verstorbene Bruder war ein persönlicher Schüler des großen und bedeutenden Heiligen Hazret-i Siyaeddin (möge seine Seele geheiligt sein). Weil aber dieser Ordensmann gerne einmal sehen wollte, ob sein Meister (murshid) ihn wirklich ganz in Liebe angenommen und eine gute Meinung von ihm habe, sagte dieser mein verstorbener Bruder: "Hazret-i Siyaeddin kennt alle Wissenschaften. Auf der ganzen Welt ist er gleich einem großen Leitstern..." So verkündete ich, um mich an ihn zu binden, welch eine wundervolle Stufe (maqam) er doch bereits erreicht habe. Und auch ich sagte zu meinem Bruder: "Du übertreibst. Hätte ich ihn gesehen, so hätte ich ihn durch vielerlei Dinge zum Schweigen bringen können. Doch du liebst ihn in Wahrheit so wenig wie ich. Denn unter der Gestalt dieses gewaltigen Leitsterns (qutub), der die Wissenschaften des Weltalls kennt, liebst du einen Siyaeddin, den du dir eingebildet hast; d.h. du bindest dich an einen Namen und liebst ihn. Würde sich der Vorhang des Unsichtbaren öffnen und du könntest die Wahrheit sehen, würde deine Liebe entweder ganz verblassen, oder auf ein Viertel zusammenschrumpfen. Doch liebe auc h ich diese gesegnete Persönlichkeit genau so wie du wirklich sehr und schätze sie hoch. Denn er ist ein lauterer, tatkräftiger und bedeutsamer Führer für alle Leute des Glaubens auf dem Gebiet der erhabenen Sunna und in der Lehre von der Wahrheit. Könntest du erkennen, auf welcher Stufe (maqam) diese Persönlichkeit steht, du würdest dich nicht von ihm zurückziehen, Abstand von ihm nehmen, deine bisherige Liebe als einen Fehler ansehen, sondern im Gegenteil, ihn noch mehr verehren und dich voller Hochachtung mit ihm verbunden fühlen. D.h. ich liebe den wahren Siyaeddin, während du einen eingebildeten Siyaeddin liebst." Weil aber nun dieser mein Bruder ein wahrer Wissenschaftler war, der gerecht dachte und ernsthaft nachprüfte, so wusste er meinen Standpunkt zu würdigen und akzeptierte ihn auch. Oh ihr, meine kostbaren Schüler der Risale-i Nur, meine Brüder, die ihr mehr als ich mit Freude und Opferbereitschaft gesegnet seid! Eure Wertschätzung und eure außerordentlich hohe Meinung über meine Person schaden euch vielleicht nicht. Doch klar-schauende Menschen wie ihr sollten ihre Aufgabe und ihren Dienst im Auge behalten und die Dinge von diesem Standpunkt aus betrachten. Fiele der Vorhang und ihr könntet meinen wahren Charakter erkennen, befleckt mit Fehlern von Kopf bis Fuß: Ich würde euch leid tun. Doch weil ich eure brüderliche Liebe nicht gerne verlieren möchte, halte ich meine Fehler vor euch lieber verborgen. Said Nursi بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei"} Auf euren Brief von voriger Woche hier nun eine wohlbegründete Antwort, die eure gute Meinung bis zu einem gewissen Grade widerlegt: In dieser unserer Zeit, wo es derartige, alle anderen beherrschenden Strömungen, die alles und jedes Ding für sich in Beschlag nehmen, gibt, vermute ich, dass jene Persönlichkeit, die wir in Wahrheit erwarten und die im nächsten Jahrhundert kommen soll, einmal angenommen, sie wäre in dieser unserer Zeit schon unter uns, um nicht von diesen Strömungen in ihrer eigenen Bewegungsfreiheit behindert zu werden, sich aus der Welt der Politik zurückziehen und von den politischen Verhältnissen Abstand nehmen wird, um einem neuen Ziel zuzustreben. Daraus ergeben sich nun drei Fragestellungen: die eine betrifft das Leben, eine andere das islamische Gesetz (Scheriat), eine weitere den Glauben (iman). Vom Standpunkt des Glaubens aus betrachtet, ist der Fragenkomplex, der den Glauben betrifft, der wichtigste und der größte. Heute aber werden nach allgemeiner Ansicht und angesichts der bedrückenden Zustände in der Welt das Leben und das Gesetz (Scheriat) als die wichtigsten Dinge betrachtet. Doch wäre jene Persönlichkeit jetzt unter uns, sie würde sofort auf dem ganzen Erdenrund die Stellenwerte jener drei Fragenkomplexe verändern, er würde das, was in der Menschheit allgemein üblich ist, aber mit den Gesetzen Gottes (adetullah) nicht übereinstimmt, er würde in jedem Fall die schwerwiegendste Frage zum Grundproblem machen und nicht die anderen Fragenkomplexe zum Grundproblem machen, damit nicht der Dienst am Glauben in seiner Reinheit in den Augen der Allgemeinheit verdorben werde und damit auch für das klare Unterscheidungsvermögen einfacher Leute, das ja so leicht zu übertölpeln ist, realisierbar werde, dass dieser Dienst nicht als ein Mittel für andere Zwecke gebraucht werden kann. Überdies sind seit zwanzig Jahren unter dem alles zerstörenden Einfluss dieser Diktatur die Sitten dermaßen verdorben worden, Treue und Beständigkeit sind verloren gegangen, sodass man unter zwanzig kaum einem mehr trauen kann. Unter diesen besonderen Umständen sind Beharrlichkeit, Festigkeit, Treue und eine geradezu nationale Begeisterung für das Volk des Islam notwendig, wenn es nicht unfruchtbar bleiben, wenn ihm kein Schaden entstehen soll. D.h. der reinste, sicherste, wichtigste und erfolgreichste Dienst ist der heilige Dienst im Kreise der Schüler der Risale-i Nur. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Der heilige Monat Ramadan ist in diesem Jahr sowohl für die islamische Welt als auch für die Schüler der Risale-i Nur von großer Bedeutung und von hohem Wert. Es entspricht den grundsätzlichen Regeln eines fundamentalen Geheimnisses, dass der Anteil für ein Werk, das von den Schülern der Risale-i Nur, um des Jenseits willen verrichtet wurde, und zwar die Summe dessen, was jeder einzelne eingebracht hat und d.h., für jeden Bruder der selbe Anteil, in dem Buche seiner Taten eingetragen wird. Weil aber nun die Gesetzesregeln Gottes und Seine Barmherzigkeit es so erfordern, ist der Gewinnanteil derer, die mit ehrlicher und aufrichtiger Absicht in den Kreis der Risale-i Nur eingetreten sind, geradezu gewaltig und umfasst alles. Ein jeder von ihnen erhält gewissermaßen tausende von Aktien. Insha-a'llah (wolle es Gott) wird es nicht so sein, wie mit weltlichen Gütern, die einer Zellteilung oder Bodenerosion vergleichbar in Anteile zerstückelt werden. Vielmehr wird in jedes Einzelnen Buch der Taten der selbe Betrag eingetragen und es wird sein, wie mit einer Lampe, die ein Mann hereingebracht hat und die sich nun in tausenden von Spiegeln widerspiegelt, ohne dass die Lampe dadurch aufgeteilt würde. Wenn also ein echter Schüler der Risale-i Nur die Wahrheit der Leyle-i Qadr 🙂 die Nacht der Bestimmung) in sich erfährt und im Ramadan auf eine hohe Stufe emporgetragen wird, dann haben wir die feste und bestimmte Hoffnung, aus der Weite des göttlichen Erbarmens, dass auch alle anderen ehrlicher und aufrichtigen Schüler darauf ihren Anspruch haben und ihren Anteil daran erhalten. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Erste Fragestellung: Einer unserer Mitbrüder hat beim Tesbihat 🙂 Rezitationen nach dem rituellen Gebet) nur wenig Sorgfalt an den Tag gelegt. Deshalb sage ich: Die Tesbihat nach dem Gebet (namaz) sind Rezitationen in der Nachfolge (tariqat) des Propheten und von ihm selbst autorisiert. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, haben sie eine große Bedeutung. Später entfaltete sich dann die Wahrheit dieses Wortes in der folgenden Weise: So wie sich das, was noch der Prophet selbst autorisiert hatte, über alle anderen Velayat erhebt und zu einer Risalet (Botschaft) verwandelte, so erheben sich nun auch die Tesbihat, welche unmittelbar auf das Gebet folgen und besonders autorisierte Rezitationen im Wege des Propheten sind und von ihm her ein hohes Ansehen genießen, in hohem Maße über alle anderen Wege und sonstigen Rezitationen. Auch dieses Geheimnis enthüllte sich mir auf folgende Weise: Befindet man sich in einer Gemeinschaft, die zur Dhikr-Feier den Kreis geschlossen hat oder sich zum Schlussgebet des Nakshi-Ordens in einer kleinen Moschee vereint, so kann man in einer solchen Gemeinschaft empfinden, wie alles von Licht erfüllt ist. Ein Mann, der wachen Herzens nach dem Gebet (namaz) seinen Tesbih (Rosenkranz) durch die Finger gleiten lässt und dabei sagt: "Subhana'llah! Subhana'llah!" (Gepriesen sei Gott!), empfindet dabei innerlich, wie hundert Millionen Menschen in Anwesenheit Ahmeds, mit dem Friede und Segen sei, der hier den Vorsitz eingenommen hat, ihren Tesbih durch die Finger gleiten lassen. Mit Erhabenheit und Größe sagt er: Subhana'llah! Subhana'llah! Unter der unsichtbaren Leitung des Oberhauptes dieser Dhikir-Gemeinde sagt er: "Elhamduli'llah! Elhamduli'llah!" (Dank sei Gott!), während der Dhikr-Kreis und die ganze große Gemeinde von hundert Millionen Schülern (murid) des Siegelträgers Ahmed, mit dem Friede und Segen sei: "Elhamduli'llah! Elhamduli'llah!" anhebt und sich in dieses " Elhamduli'llah!" hineinversenkt und er sich daran beteiligt. Und ebenso ist es mit dem "Allahu ekber! Allahu ekber!" (Gott ist groß!) Im gleichen Sinne, wie oben beschrieben, und die Ordensbruderschaft im Blick, wiederholt er dreiunddreißig Mal: "La ilahe illa'llah. La ilahe illallah. La ilahe illa'llah." (Es gibt keine Gottheit außer Gott) im Dhikr-Kreise vom Orden Ahmeds, mit dem Friede und Segen sei, und während der Dhikr-Feier, unter der Anwesenheit der Persönlichkeit Ahmeds, mit dem der Friede und Segen sei, und welcher der Dhikr-Leiter dieses Kreises ist, sagt er: Tausend mal tausend Segen und tausend mal tausend Friedenswünsche mit Dir, oh Prophet Gottes! So habe ich es verstanden und empfunden und so habe ich es mir vorgestellt. Das heißt also, dass die Tesbihat nach dem Gebet von sehr großer Wichtigkeit sind. Zweite Fragestellung: In der Erläuterung und Besprechung der Zeichen zur Einunddreißigsten Ayah: يَسْتَحِبُّونَ الْحَيٰوةَ الدُّنْيَا {"Sie lieben das diesseitige Leben."} wurde Folgendes gesagt: Eine Besonderheit dieses unseres Jahrhunderts liegt darin, dass es das diesseitige Leben vor dem ewig währenden Leben bewusst bevorzugt. D.h. ein Stückchen zerbrechlichen Glases so bewusst vor einem Diamanten von bleibendem Wert zu bevorzugen, ist zu einem Leitgedanken geworden. Da muss ich mich doch sehr darüber wundern. In diesen Tagen bin ich daran gemahnt worden: wenn ein Glied oder Organ des menschlichen Körpers erkrankt oder verletzt worden ist, geben die übrigen Glieder und Organe ihren Dienst teilweise auf und eilen ihm zu Hilfe. Genau so ist es, wenn ein Organsystem, das entsprechend der menschlichen Natur dazu bestimmt ist, die Sehnsucht nach Leben, die Bewahrung des Lebens und die Freude an ihm, die Begeisterung, die Liebe (ashk) zum Leben in sich zu tragen, aus vielerlei Gründen verletzt worden ist. Es überlässt die anderen, feineren, inneren Sinnesorgane der Beschäftigung mit sich selbst, beginnt damit, den Zusammenbruch des Systems herbeizuführen und sorgt dafür, dass sie ihre eigentlichen Aufgaben vergessen. Ebenso ist es, wenn attraktive, schlüpfrige, trunkene, rauschende Vergnügungen ablaufen, wenn Menschen, die auf einer hohen Stufe (maqam) stehen und auch verschleierte (d.h. wohlanständige) Frauen, verspielten Kindern und Herumtreibern von der Straße gleich, in den Sog der Anzüglichkeiten geraten und zu Teilhabern daran werden, die ihre wahren Aufgaben zeitweilig hinten angestellt haben. Genau so ist es, wenn in unserem Jahrhundert das menschliche Leben, insbesondere das Gemeinschaftsleben so schreckliche und doch so anziehende Formen angenommen hat, so beklagenswert geworden ist und dennoch seine Neugierde weckt, wenn der Mensch seine hohen und erhabenen Aufgaben, sein Herz und seinen Verstand hinter sich zurücklässt, sich selbst (nefs) aufgibt und auf die Stufe des Tieres (nefs-i emmare) zurückfällt, so wie ein Falter sich in das Feuer der Verführung (fitna) stürzt. Doch gibt es zur Erhaltung des irdischen Lebens, dort wo die Notwendigkeit dazu gegeben ist, in der Tat vorübergehend auch die Erlaubnis nach islamischem Gesetz (ruhsat-i sher'iyye), einigen Dingen vor dem Leben im Jenseits den Vorzug zu geben. Eine bloße Notlage jedoch, die noch nicht Ursache genug ist, daran zugrunde zu gehen, sondern nur einen Schaden verursacht, bewirkt noch keine Sonderregelungen und macht noch keine Ausnahme. Doch in diesem unseren Jahrhundert sind die Nerven der Menschen schon so sehr gereizt worden, dass sie angesichts einer kleinen Notlage oder eines gewöhnlichen weltlichen Schadens die diamantengleichen religiösen Angelegenheiten vernachlässigen. In der Tat sind die Nerven und Organe des Menschen, seine Lebensadern, die Funktionen zur Erhaltung seines Lebens in unserem Jahrhundert durch Verschwendung, Unwirtschaftlichkeit, Unbescheidenheit und Habsucht schwer in Mitleidenschaft gezogen und geschädigt worden, dass kein Segen (bereket) mehr in ihnen liegt. Armut, Not und die Sorge um den Lebensunterhalt sind noch gewachsen. Dabei richten die Leute des Irrweges ihre Aufmerksamkeit auch noch ständig auf dieses vergängliche Leben und lenken dabei ihre Blicke so sehr auf sich selbst, dass sie selbst noch den allergeringsten Lebensbedürfnissen vor den großen religiösen Fragen den Vorzug geben. Dieser sonderbaren Krankheit einer merkwürdigen Zeit, dieser furchtbaren Plage, vermag nur die Risale-i Nur als Verkünderin der Wunderhaftigkeit des Qur'an ein wirksames Heilmittel entgegenzusetzen, nur ihre standhaften, unerschütterlichen, beharrlichen, ehrlichen, aufrichtigen und zu jedem Opfer bereiten Schüler können diesem Übel einen Widerstand entgegensetzen. Wenn dies aber so ist, dann muss man sich vor allen Dingen ihrem Kreis anschließen, dann ist es notwendig, mit Treue und Festigkeit, ehrlich, aufrichtig und voll Vertrauen an ihm festzuhalten, um von den Auswirkungen dieser seltsamen Krankheit befreit zu werden. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei."} Hafidh Ali beschreibt (mich als) seinen Üstad als einen so ganz besonders wertvollen Menschen von so untadeligem Charakter, wie mir das gar nicht zusteht. Wir wollen aber annehmen, dass er in seiner so ganz absichtslosen Sprache nicht eine Laudatio über mich geschrieben hat, sondern eine Art Gebet. Auch ist es ja wahr, und wir nehmen diese Nachricht, die uns Hafidh Ali übermittelt, freudig auf, dass in Orten wie Sav und in Städten wie Isparta eine Medrese-i Nuriye entstanden ist und dass die wahren Schüler der Risale-i Nur wunderbarer Weise von Tag zu Tag in ihrer geistigen Haltung wachsen und ihr innerliches Licht stets heller erstrahlt, worüber vielleicht Anatolien froh ist, ja vielleicht sogar die ganze islamische Welt sich freut. Am Ende dieses Absatzes heißt es dann: "Der, welcher der wahre Überbringer aller Nachrichten (muhbir-i Sadiq) ist, hat uns mitgeteilt, dass die Zeit nahe herbeigekommen, der Boden schon dafür vorbereitet ist, im Reiche des Geistes den Sieg zu erringen und die Finsternis zu zerstreuen. Darum bitten und beten und flehen wir mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele (ruh) und erhoffen dies von der göttlichen Barmherzigkeit." Was aber uns, die Schüler der Risale-i Nur betrifft, so ist unsere Aufgabe unser Dienst und uns nicht einzumischen in die Dinge Gottes und Ihn in gewisser Weise nicht zu prüfen, indem wir Seine Aufgabe als Voraussetzung für unseren Dienst ansehen, wobei wir nicht die Anzahl (der Schüler) sondern die Qualität (des Unterrichts) im Auge behalten. Zudem hat unter all den fürchterlichen Gründen, die dazu geführt haben, dass schon seit langem ein Sittenverfall eingetreten ist und das irdische Leben in jeder Hinsicht dem jenseitigen Leben vorgezogen wird, die Risale-i Nur bis jetzt den Sieg der Gottlosen und die Angriffe der Irrgläubigen zunichte gemacht, den Glauben hunderttausender hilfloser gerettet und hunderte und tausende wahrhaft gläubiger Schüler heranwachsen lassen, von denen jeder für hundert und manchmal für tausend andere steht. Und der, welcher der wahre Überbringer aller Nachrichten (muhbir-i Sadiq) ist, hat es genau so bestätigt, durch Geschehnisse bewiesen, so wie er es gesagt hat. Und insha-a'llah wird sie keine Macht von der Brust Anatoliens reißen. So werden am Ende der Zeiten die ursprünglichen Gefährten des ganzen weiten Lebenskreises, nämlich der Mehdi und seine Schüler mit Erlaubnis Gottes des Gerechten kommen, diesen Kreis hier erweitern und diesen Samen zur Blüte bringen. Wir aber werden es im Grabe schauen und Gott dafür danken. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben, getreuen Mitbrüder, Eine Ergänzungsschrift zu den zwei Abschnitten, die schon früher über die Bevorzugung des irdischen Lebens vor dem jenseitigen Leben geschrieben wurden. Dieses merkwürdige Jahrhundert hat das irdische Leben noch schwerer gemacht, die Ansprüche an das Leben haben sich vervielfältigt und (das Leben) dadurch noch erschwert und unnötige Bedürfnisse zu notwendigen Bedürfnissen gemacht. Sie sind zu Modeerscheinungen, zur Leidenschaft, zur Sucht geworden. So hat man aus dem Leben und seiner Lebensweise für jedermann jederzeit das bedeutendste Ziel und den wichtigsten Zweck gemacht. Das aber bildet nun wiederum eine Sperrmauer gegenüber dem religiösen, dem ewigen, dem jenseitigen Leben oder verweist es auf den zweiten oder dritten Rang. Zur Strafe für diesen Irrtum haben sie eine derartige Ohrfeige erhalten, dass ihnen die Welt zur Hölle geworden ist. Auf diese Weise geraten aber auch religiöse Leute mitten in ein solch furchtbares Unglück hinein, stürzen in einen Abgrund hinunter und merken es manchmal noch nicht einmal. Ich habe es kurz gesagt, erlebt, dass einige fromme und rechtschaffene Leute ein wirklich außerordentlich ernsthaftes Interesse an uns gezeigt haben. Ich habe es erlebt, dass ein, zwei Leute gerne fromm sein und ihren Glauben auch praktizieren wollten, um im weltlichen Leben Erfolg zu haben und im beruflichen Leben voranzukommen. Ja, sie wünschten sich sogar, die Gabe der geistigen Schau zu erlangen (keshf) und Wunder (keramet) tun zu können. D.h. sie haben sich ihre Sehnsucht nach dem Jenseits und den jenseitigen Früchten gläubiger Pflichterfüllung zu einem Steigbügel oder zu einer Art von Sprungbrett werden lassen. Sie wissen nicht, dass himmlisches Glück und irdisches Glück nur in dem Grade erworben werden können, als sie dazu dienen, Angelpunkt der bevorzugten Glaubenswahrheiten und Beweggrund zur Erlangung der himmlischen Güter zu sein. Wenn dabei aber herauskommt, dass letztere lediglich zu einem Mittel geworden und die Handlung, welche das Gute zu erlangen als Ziel gehabt hatte, der Nutzen geworden ist, dann ist diese Handlungsweise wertlos geworden, oder wenigstens ist ihre Absicht verdorben (ihlas) und das Verdienst dabei verloren. Erfahrungsgemäß ist das beste, was uns von dieser Krankheit, von diesem heimtückischen und verhängnisvollen Übel unseres Jahrhunderts, von dieser Seuche, von dieser Gewaltherrschaft und aus der Finsternis befreien kann, das Licht, das von der Risale-i Nur ausstrahlt, von seiner verstehenden und ausgleichenden Gerechtigkeit. Dafür gibt es vierzigtausend Zeugen. Wenn also diejenigen, die dem Kreis der Risale-i Nur nahe stehen, sich ihm nicht anschließen, so droht mit großer Wahrscheinlichkeit Gefahr. Denn es ist in der Tat so, dass die Ayah: يَسْتَحِبُّونَ الْحَيٰوةَ الدُّنْيَا عَلَى اْلاٰخِرَةِ {"Sie lieben das irdische Leben mehr als das jenseitige."} ein Zeichen dafür setzt, dass in diesem unseren Jahrhundert auch die Leute des Islam das irdische Leben bewusst dem jenseitigen Leben vorziehen. So hat sich seit dem Jahre 1334 n.d.H. (etwa 1917 n.C.) eine derartige Regentschaft auch unter den Gläubigen einzunisten begonnen. عَلَى اْلاٰخِرَةِ {".... mehr als das jenseitige."} In der Tat ergibt sich nach der Ebdjed-Rechnung durch Umsetzen der Buchstaben in Ziffern die Zahl eintausenddreihundertdreiunddreißig oder vierunddreißig. Zur gleichen Zeit wurde im vergangenen Weltkrieg mit den Feinden der Islamiyet, die den Sieg errungen hatten, ein Vertrag abgeschlossen und es begann die Herrschaft eines Regimes, welches den weltlichen Dingen den Vorzug vor den religiösen gab. Zwei, drei Jahre später konnte man dann tatsächlich dessen Folgen beobachten. Said Nursi * * * Ein wichtiger Brief von Üstad Bediüzzaman, geschrieben während des Zweiten Weltkriegs بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Mit großer Anteilnahme und lebhaftem Mitgefühl (shefqat) habe ich das Elend und das Unglück und den Hunger wahrgenommen, der diesen Winter zusammen mit der strengen äußerlichen Kälte und dieser schlimmen innerlichen Kälte über diese Armen in ihrem menschlichen Elend kam. Das hat mich in tiefstem Herzen angerührt. Da bekam ich plötzlich den mahnenden Hinweis: In solchen Zeiten des Leidens liegt auch für die Ungläubigen eine Art von Erbarmung und Belohnung, denn sie kamen bei allem Unglück noch verhältnismäßig billig davon. Wenn der Himmel ein solches Elend schickt, so macht er dadurch diejenigen, welche daran unschuldig sind, zu einer Art von Märtyrern. Ich hatte vor drei, vier Monaten noch keine Ahnung von den Zuständen und dem Krieg in Europa und in Russland, als ich voll Mitleid an all die Kinder und das ganze einfache Volk dort gemahnt wurde. Die Einteilung, die diese innerliche Ermahnung erklärt, wurde mir zu einer Salbe für das Leid, das mir aus meiner Anteilnahme (shefqat) erwuchs. Es ist dies wie folgt: Wer durch ein unabwendbares Unglück, das infolge der Verbrechen einiger Diktatoren über ihn kam, in Tod und Verderben gestürzt wurde, erlangt, so er noch keine fünfzehn Jahre alt ist, unabhängig von seiner Religionszugehörigkeit, genau so wie die Muslime den Status eines Martyrers. Durch eine große innerliche (manevi) Belohnung würde ein solches Unglück für ihn bedeutungslos werden. Aber auch diejenigen, welche schon älter als fünfzehn Jahre sind, haben einen großen Lohn, wenn sie in ihrem unverschuldeten Leiden ruhig und bescheiden bleiben, ja werden sogar vor der Hölle errettet. Denn in dieser Endzeit hat sich ja zudem auch noch ein Vorhang der Gleichgültigkeit, eine Art Zwischenzustand (fetret) über die Religion (din) im allgemeinen und die Religion des Propheten (Din-i Mohammedi), über dem der Friede und Gottes Segen sei, herabgesenkt. Doch wird in dieser Endzeit der wahre Glaube Jesu, mit dem der Friede sei, wiederhergestellt werden, so dass sich mit Sicherheit sagen lässt, dass die z.Zt. noch im Dunkel dieses Zwischenzustandes (fetret) verharrenden Christen, welche unschuldig mit ins Unglück hineingezogen worden sind, Schulter an Schulter mit den Muslimen auch eine Art von Märtyrern genannt werden können. Besonders die Alten, vom Unglück geplagten, die Armen und Schwachen litten unter der Macht und Gewalt der großen Diktatoren und ihrer Grausamkeit. Wenn dabei Menschen vom Unglück getroffen wurden, die ungerecht und grausam waren, welche unschuldige Menschen ins Elend gestürzt hatten, diese egoistischen, niederträchtigen, teuflischen Menschen, die um ihres eigenen Vorteils willen Feuer unter den Menschen geschürt haben, so ist das für sie die vollkommene und ganz und gar verdiente Gerechtigkeit des Herrn. Wenn nun aber diejenigen, welche unter dieser Katastrophe leiden, den Unterdrückten zu Hilfe eilen und sich für den Frieden der Menschheit, die Erhaltung der Grundlagen des Glaubens und all dessen, was den Menschen hoch und heilig ist, und die Achtung der Menschenrechte einsetzen, dann ist das Ergebnis eines solchen opferbereiten Einsatzes für das innerliche Leben hier und im Jenseits um so größer. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben Brüder! Obwohl die (Erkenntnis) der Wahrheiten des Glaubens in dieser Zeit vor allen anderen Dingen der allererste Zweck ist und die übrigen Dinge auf dem zweiten, dritten und vierten Platz zurück bleiben und mit der Risale-i Nur (der Wahrheit) zu dienen unsere allererste Aufgabe, Angelpunkt unseres Interesses und oberstes Ziel sein müsste, bestimmt der heutige Zustand der Welt das irdische Leben (hayat-i dünyevi), besonders das gesellschaftliche Leben und ganz besonders das politische Leben, wobei die Stellungnahme für oder gegen die eine oder andere der kriegführenden Parteien auf die Nerven geht und sie reizt bis tief ins innere der Herzen, wobei selbst die diamantengleichen Glaubenswahrheiten in einem Grade durch vergängliche Wünsche ersetzt werden, die nur noch einen Schaden mit sich bringen, der bereits dieses ganze unglückselige Zeitalter bestimmt hat und immer noch weiter bestimmt, (die Menschen) dermaßen indoktriniert hat und immer noch weiter indoktriniert, sodass ein Teil oberflächlicher, ja sogar ein Teil der Sufis (veli), die sich den Verlockungen der Welt gegenüber als schwach erwiesen haben und die sich außerhalb des Kreises der Risale-i Nur befinden, wegen ihrer Verbindungen (rabita) mit dem politischen wie gesellschaftlichen Leben, den Einfluss der Glaubenswahrheiten auf einem zweiten oder dritten Platz zurückgelassen haben und, indem sie, der Wirkung jener Strömungen folgend, die ihnen gleichgesinnten Heuchler lieben und die Leute der Wahrheit, die ihnen widersprechen, ja selbst die Leute der Heiligkeit (ehl-i velayet) kritisieren und sie hassen, sogar ihre eigenen religiösen Empfindungen von diesen Strömungen abhängig machen. So ist denn wegen der besonderen Gefahren dieses Jahrhunderts durch den Dienst an der Risale-i Nur und die Beschäftigung mit ihr die heutige Politik mit ihren verschiedenen Strömungen dermaßen aus meinem Blickfeld entschwunden, dass ich mich darüber vier Monate lang nicht mehr für den Weltkrieg interessiert und auch nicht mehr danach gefragt habe. Außerdem sollte es nicht so sein, dass die wahren Schüler der Risale-i Nur bei ihrer Aufgabe an den Glaubenswahrheiten, welche doch in ihrer Unwandelbarkeit den Edelsteinen gleichen, sich um das Schachspiel der Diktatoren kümmern, ihre geheiligten Aufgaben aber vernachlässigen und sich dabei in ihrer geistigen Haltung selbst besudeln. Gott der Gerechte hat uns das Licht und eine leuchtende Aufgabe, ihnen aber das Dunkel und ihre dunklen Spiele gegeben. Da sie uns dabei die kalte Schulter zeigen, uns nicht helfen wollen, auch die heiligen Lichter aus unseren Händen nicht annehmen wollen, ist es ein Fehler, uns herabzuwürdigen, ihnen bei ihren dunklen Spielen zum Schaden unserer Pflichterfüllung auch noch zuzuschauen. Für uns und unsere Belange sind die geistigen Genüsse und die Lichter (envar) des Glaubens in unserem Kreis Genüge und Erfüllung. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} In diesen Tagen versuchte ich diejenigen, welche die Risale-i Nur angreifen und euch in Unruhe versetzen, mit dem Ergebnis, dass ich darüber wütend wurde, zu verfluchen. Doch dann wollte ich es plötzlich nicht mehr dulden, dass Isparta etwas zustößt und betete stattdessen: "Oh Herr! Isparta ist eine Medresetüs-sehra der Risale-i Nur. Bringe die schlechten Beamten, die sich dort befinden zur Vernunft und führe alles zu einem guten Ende", und bete so auch noch heute. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben, treuen, opferbereiten Brüder! Während es in Isparta mit den "Lichtern" zu einer Stockung gekommen ist, beobachten wir dem entgegen hier geradezu ein Aufblühen, اَلْحَمْدُ لِلّٰهِ هٰذَا مِنْ فَضْلِ رَبِّى {"Dank sei Gott. Dies kommt von der Gnade meines Herrn."} Ja, mehr noch als das: zu unserer Überwachung ist eine bedeutende Persönlichkeit gekommen, die an uns und an der Politik interessiert ist. Ich habe zu ihm gesagt: "Es sind nun achtzehn Jahre her, dass ich nicht mehr bei ihnen vorstellig geworden bin und auch keine Zeitung mehr gelesen habe. In den letzten acht Monaten habe ich nicht einmal danach gefragt, was in der Welt (djihan) vor sich geht. Seit drei Jahren höre ich auch die Radio-Sendungen nicht mehr, die man hier empfangen kann, um nicht innerlich an meinem heiligen Dienste Schaden zu nehmen. Der Grund dafür ist der folgende: Der Dienst am Glauben (iman) und die Glaubenswahrheiten (iman haqaiqi) stehen über allen Dingen dieser Welt. Sie dürfen von nichts abhängig sein und für nichts instrumentalisiert werden! Damit aber in unserer Zeit der Dienst am Glauben nicht in den Augen der Gottvergessenen (ehl-i ghaflet), der Irrgläubigen, derer, die ihren Glauben (din) für ihre weltlichen Belange instrumentalisieren und der Leute die achtlos Juwelen von unvergänglichem Wert für Glasscherben eintauschen, von starken äußeren Strömungen abhängig und deren Werkzeug wird und so für die Allgemeinheit seinen hohen Wert verliert, verbietet uns der Dienst am Weisen Qur'an mit absoluter Strenge jede Beschäftigung mit der Politik. Oh ihr Anhänger der Politik und Mitglieder der Regierung! Verdächtigt uns nicht und belästigt uns nicht! Vielmehr wäre es im Gegenteil nötig, dass ihr uns Hilfe leistet. Denn mit unserem Dienst, der sich auf Sicherheit, Respekt und Barmherzigkeit stützt, bemühen wir uns sowohl um Ruhe und Ordnung, als auch darum, das Leben der Gemeinschaft von der Gesetzlosigkeit zu retten, wodurch wir für eure wahren Aufgaben den Grundstein legen, euch dabei unterstützen und bestärken." Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben, getreuen Brüder! Vor zehn Minuten waren hier zwei mutige, aber völlig ungebildete Männer, von denen der eine den anderen in den Kreis der Risale-i Nur mitgebracht hatte. Ich habe zu ihnen gesagt: "Angesichts der großen Wirkung, welche diesem Kreise gegeben ist, brauchen wir hier Männer von einer unerschütterlichen Treue und einer Standhaftigkeit, die sich nicht biegen noch brechen lässt." Hier in Isparta haben die Brüder eine Opferbereitschaft gezeigt, die ans wunderbare grenzt. Doch die Grundlage ihres Dienstes an der Nurdjuluk-Bewegung, wie sie von der Welt so sehr bewundert wird, ist vielmehr ihre ans wunderbare grenzende Treue und ihre außergewöhnliche Standhaftigkeit. Der Grund für diese Standhaftigkeit ist erstens ihre Glaubensstärke und ihr aufrechter Charakter. Der zweite Grund dafür liegt in ihrem angeborenen Mut. Darum sagte ich auch zu ihnen: "Ihr seid für euren Mut und für eure Entschlossenheit berühmt... Wenn ihr aber euren Mut dort zeigt, wo es um die unbedeutenden Dinge dieser Welt geht, so solltet ihr, die ihr mannhaft und tapfer euren Mut bewiesen habt, eure Treue bestimmt auch dort zeigen, wo es im heiligen Dienst an der Risale-i Nur, um die jenseitigen Ziele geht, wie sie die Welt verdient hat. Und da stimmten sie mir auch vollkommen zu. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} In der Welt der Islamiyet und überhaupt in der Welt der Menschen (insaniyet) heißen die drei grundlegenden Fragenkomplexe: Glaube (iman), Gesetz (sheriat) und Leben (hayat). Da aber der bedeutendste unter ihnen die Glaubenswahrheiten umfasst, vermeiden die wahren und treuen Schüler der Risale-i Nur entschlossen die Politik, ja wenden sich mit Widerwillen von ihr ab, damit diese Qur'anischen Glaubenswahrheiten nicht von anderen Strömungen und von anderen Mächten und von denen, die den Glauben (din) für ihre eigenen Ziele instrumentalisieren, wodurch diese juwelengleichen qur'aniscnen Wahrheiten wie Glassplitter missachtet werden, abhängig gemacht werden, sodass der Dienst der Rettung des Glaubens, der unsere heiligste und größte Aufgabe ist, voll und ganz erfüllt werden kann. Auch ihr wisst ja, dass dieser euer Bruder in diesen achtzehn Jahren, um auch nicht ein einziges Mal bei dieser Regierung vorstellig werden zu müssen, nicht mehr am politischen oder sozialen Leben teilgenommen hat, wie sehr dies vielleicht sonst notwendig gewesen wäre. Ich habe mich auch in den letzten acht, neun Monaten nicht ein einziges Mal nach dem Tohuwabohu dieses Weltkrieges erkundigt oder auch nur dafür interessiert. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine Brüder! Leute wie ihr wissen, dass wir in unserer Berufung die Selbstsucht, den Egoismus, der sich hinter dem Schleier von Ruhm und Ehre als Herr aufspielt, fliehen wie vor einem todbringenden Gift. Ja, wir hüten uns sogar streng vor einer Haltung, die auch nur einen solchen Eindruck aufkommen ließe. Sicherlich habt ihr hier in sechs, sieben Jahren mit eigenen Augen gesehen und schon zuvor in zwanzig Jahren durch eure Nachforschungen in Erfahrung gebracht, dass ich für meine Person Hochachtung und Ansehen nicht wünsche. Eine solche Sache habe ich euch streng verwiesen. Ich bin sehr darüber verärgert, wenn ihr meiner Wenigkeit unnötig Beachtung schenkt. Nur mit Rücksicht auf die Risale-i Nur, die in unserer Zeit ein Wunder im Geiste des Weisen Qur'an ist und in Anbetracht dessen, dass ich selbst ihr Schüler bin, nehme ich diese Äußerungen der Hingabe und der Bestätigung und den Ausdruck eurer Verbundenheit dankend an. So können selbst noch die Toren begreifen, wie sinn- und zwecklos es ist, wenn die Leute der Regierung, vom Ordnungsamt und der Verwaltung Menschen verdächtigen, die es sich zur Richtlinie ihres Handelns gemacht haben, Egoismus, Selbstsucht und Scheinheiligkeit in der Gestalt von Ruhm und Ruf in einem solchen Maße zu fliehen. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Ich habe in diesen Tagen über die Prinzipien der Rechtschaffenheit (taqva) und der Guten Werke (amel-i salih) nachgedacht, welche unter dem Blickwinkel des Weisen Qur'an betrachtet, nach dem Glauben (iman) die wichtigsten Grundsätze sind. Taqva ist die Enthaltung vom Verbotenen und der Sünde und gute Werke tun, heißt sich im Rahmen des Gebotenen bewegen und Verdienste zu erwerben. Jeder Zeit das Böse zurückzuweisen und dabei dem Gewinn des Guten den Vorzug geben in dieser Zeit der Verheerungen, der Zügellosigkeit und attraktiver Lustbarkeiten, heißt dieser Taqva der Zurückweisung jeglicher Verderbnis und der Unterlassung aller schweren Sünden die grundlegende Basis einer ersten Priorität einzuräumen. Taqva ist in dieser Zeit der Verheerungen und des Schreckens negativer Strömungen geradezu ein Grundprinzip gegen diese Verheerungen. Wer seine Pflicht (fardh) tut und die schweren Sünden lässt, wird gerettet werden. Inmitten einer sündigen Welt mit aufrichtigem Herzen (ihlas) gute Werke zu tun und sie mit reiner Absicht zu Ende zu führen, gelingt nur höchst selten. Doch werden diese wenigen guten Werke unter derart schwierigen Umständen für viele gezählt. Dabei ist Taqva (als positive Grundhaltung bereits die Voraussetzung) für ein gutes Werk (amel-i salih). Denn etwas Verbotenes zu unterlassen ist eine Pflicht (vadjib); seine Pflicht zu erfüllen aber ist eine verdienstvolle Handlung (sevab), die einer Vielzahl von nur gewohnheitsmäßigen (sunnah) gleich kommt. In unserer Zeit gleicht eine einzige Unterlassung, bei einem Angriff eines nach tausenden zählenden Geschwaders von Sünden, der Aufgabe von hundert Sünden und entsprechen nur wenige Taten der Erfüllung von hundert Pflichten (vadjib). In diesem wichtigen Punkt bewirkt die gute Absicht (niyet), der im Namen der Taqva gefasste Vorsatz, eine Sünde zu meiden, dass aus einem Gebet (ibadet) um Bewahrung vor der Sünde (menfi) eine wirklich bedeutende gute Tat (a'mal-i saliha) erwächst. Für die Schüler der Risale-i Nur besteht die bedeutendste Aufgabe in unserer Zeit darin, inmitten aller Sünde und Verkommenheit (tahribat) dennoch weiterhin die Taqva als Grundsatz aufrechtzuerhalten. Denn wenn einem Menschen bei der jetzigen Art des gesellschaftlichen Lebens in jeder Minute hunderte von Sünden entgegen kommen, ist die Taqva, verbunden mit dem Vorsatz, sich von ihr abzuwenden (niyet-i idjtinab) sicherlich (der Verrichtung) hunderter guter Werke gleich zu setzen. Bekanntlich kann ein Schloss, das von einem einzigen Mann an einem einzigen Tage zerstört wurde, auch von zwanzig Männern nicht in zwanzig Tagen wieder aufgebaut werden. Wenn aber nach dem Zerstörungswerk eines einzigen Mannes zwanzig Mann notwendig sind, um nun wieder aufzubauen, dann ist es ganz besonders wunderbar, wenn sich heute die Risale-i Nur tausenden von Zerstörern standhaft und effektiv entgegenstellt. Wären nun aber diese beiden einander entgegengesetzten Kräfte etwa gleich stark, so wäre die Wiederherstellung als ein wunderbarer Erfolg und eine besondere Leistung zu betrachten. Kurz gesagt ist das Gemeinschaftsleben bis in seine Grundfesten, den Respekt und die Empathie (merhamet), auf denen es sich gestaltet, schwer erschüttert worden. In manchen Bereichen ist das besonders schmerzlich und bringt für die armen alten Väter und Mütter entsetzliche Folgen mit sich. Gott dem Gerechten sei Dank dafür, dass die Risale-i Nur überall dort, wohin sie gelangt, dieser fürchterlichen Zerstörung Widerstand entgegensetzt und die Dinge wieder in Ordnung bringt. So wie Gog und Magog nach der Zerstörung der Mauer von Dhulqarneyn auch noch die ganze Welt in Verwirrung bringen wollten, beginnt nun heute mit der Erschütterung der qur'anischen Mauer, die das mohammedanische Gesetz ist, eine Anarchie, in der das Leben und seine Ethik (ahlaq) finster sind, und eine tyrannische Glaubenslosigkeit, welche noch schrecklicher als (in der Zeit) von Gog und Magog ist, (die Menschen) zu verwirren und zu verderben. Möge Gott es wollen (inshaa'llah), dass dieser geistige Kampf, den die Schüler der Risale-i Nur unter diesen Umständen führen, wie zu Zeiten der Sahabis 🙂 der Schüler des Propheten) als ein nur geringes Werk zur Quelle sehr großen Lohnes (sevab) und (der Beginn) eines guten Werkes (a'mal-i saliha) wird. * * * Meine lieben Brüder! So ist uns denn in einer solchen Zeit, gegen diese furchtbaren Geschehnisse, neben der Kraft unserer Aufrichtigkeit (ihlas) als unsere stärkste Kraft die Teilnahme an den himmlischen Werken (ishtirak-i 'amal-i uhreviye) zum Leitmotiv gegeben. Denn so wie die Feder das Gute (a'mal-i saliha) jedes Einzelnen auch in das Buch der guten Taten jedes anderen mit einträgt, so erhält auch die Rede jedes Einzelnen durch den Schutz und Schirm der Taqva noch Kraft und Hilfe. Und besonders für unsere armen Brüder, welche die Zielscheibe solch heftiger Angriffe sind, sind in diesen drei gesegneten Monaten und an den geheiligten Tagen solch treue und tapfere Mitbrüder zur Stelle, die ihnen mit liebevoller Sorge (shefqat) zu Hilfe eilen. Und auch ich bitte euch mit ganzer Seele (ruh) um diesen geistigen Beistand. Auch mache ich die Schüler der Risale-i Nur, ihren Glauben und ihre Treue vorausgesetzt, zu Teilhabern an all meinen Gebeten (dua) und geistigen Verdiensten. Unter dem Leitmotiv ihrer Teilnahme an allen himmlischen Werken und dem Schild ihrer Schülerschaft an der Risale-i Nur entsprechend, mache ich sie vierundzwanzig Stunden täglich (zu Teilhabern) und manchmal noch hundert Mal mehr. Die Gemeinschaften "Gül (Rosen)", "Nur (Licht)", "Mübarekler (die Gesegneten)" und "Medrese-i Nuriye", sowie alle die einfachen und alten Leute, die in deren Vorstand sind, senden all unseren Brüdern und Landsleuten Grüße des Friedens und der Wohlfahrt (selam ve selamet) und beten für eure Glückseligkeit. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Gott dem Gerechten sei hunderttausend Mal Dank dafür, dass sich die Risale-i Nur ganz von selbst verbreitet und alle Lande erobert. Die Intrigen der Anhänger des Irrweges können sie nicht aufhalten, im Gegenteil: viele Glaubenslose strecken die Waffen. Wie schon Hafidh Ali sagte, ist ihre Furcht davor ganz besonders groß. Sie behindern und belästigen uns nicht mehr aus ihrem gottlosen Fanatismus heraus, sondern aufgrund Ihrer Furcht. Möge Gott (insha-a'llah) sie in dieser Furcht zur Risale-i Nur zurückführen. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} .......... Zudem möchte ich noch meinem verehrten alten Freunde erklären, Leuten von Aufmerksamkeit und auch euch, dass der Neue Said unter dem Segen des Qur'an, dessen Wort ein Wunder ist, das, was die Glaubenswahrheiten betrifft, dermaßen mit logischen und wirklichkeitsgerechten Beweisen behandelt, dass nicht nur die islamischen Gelehrten (ulema), sondern selbst die verbohrtesten Wissenschaftler Europas sich das eingestehen müssen und es zugeben werden. Und so wie Hazret Ali und Ghaus-i Adham, mit denen Gott zufrieden sein möge, in der für sie typischen Ausdrucksweise auf den Wert und die Bedeutung der Risale-i Nur hingewiesen und symbolisch angedeutet haben, so lenkt auch der Qur'an mit seinem Wort des Wunders die aufmerksamen Blicke auf die Risale-i Nur, welche ein Wunder des Geistes in unserer Zeit ist, weist mit Hinweisen, Zeichen, Andeutungen und Symbolen auf die Tatsache dieses Wunders hin, welches ein Erfordernis der wunderbaren Beredsamkeit dieser verborgenen Sprache ist. In der Tat wurde mir im Gefängnis in Eskishehir, zu jener furchtbaren Zeit und in einem Augenblick, da ich heiliger Tröstung ganz besonders bedurfte, der innere Anruf zu teil: "Du wirst die Heiligen der alten Zeit als Zeugen dafür anführen! Denn entsprechend dem Geheimnis des Wortes: وَلاَ رَطْبٍ وَلاَ يَابِسٍ اِلاَّ فِى كِتَابٍ مُبِينٍ {"Es gibt nichts, was frisch oder trocken wäre, außer in dieser klar-verständlichen Schrift."} nimmt in diesem Beispiel der Qu'ran als Herr des Wortes den höchsten Platz ein. Würde wohl der Qur'an die Risale-i Nur akzeptieren? Mit welchen Erwägungen betrachtet er sie wohl?" Ich fand mich dieser seltsamen Frage gegenübergestellt. So ersuchte ich denn den Qur'an um Hilfe. Plötzlich spürte ich, dass in ihm dreiunddreißig Ayat enthalten sind, von denen ein Teil solche sind, deren Bedeutung persönlich eindeutiger Art (mana-yi sarihi) ist, während ein anderer Teil mehr zeichenhafte Bedeutung hat. Und innerhalb der Gesamtheit solcher symbolischer Zeichen ist die Risale-i Nur lediglich eine der möglichen Ausdeutungen. Doch gibt ihr In-Erscheinung-treten einen besonderen Hinweis und ist zugleich Grund für einen gewissen Vorzug. Dies alles spürte ich innerhalb einer Stunde ganz klar und deutlich und bemerkte auch, dass ein Teil bis zu einem gewissen Grade Erläuterung, ein anderer Teil aber Zusammenfassung ist. Für mich selbst bleibt danach auch nicht der geringste Zweifel, kein Argwohn oder die Möglichkeit einer Täuschung mehr übrig. Auch ich habe dies, in der Absicht, den Glauben der Leute des Glaubens durch die Risale-i Nur zu bewahren, mit einer so absoluten Überzeugung geschrieben und es an meine wahrhaftigen Brüder weitergegeben, unter der Bedingung, dass sie es vertraulich (mahrem) behandeln. Und wir sagen in dieser Risala auch nicht, das sei der eindeutige Sinn dieser Ayah, sodass die Hodjas sagen könnten: فِيهِ نَظَرُ {"auch dies ist eine mögliche Betrachtungsweise"} Auch wollen wir nicht sagen, wir hätten nun die symbolischen Zeichen erschöpfend ausgelegt. Wir wollen vielmehr sagen, dass sich unter einer eindeutigen Aussage verschiedene Ebenen subsummieren lassen. Eine Ebene ist die der zeichenhaften, der symbolischen Bedeutung; und diese zeichenhafte Bedeutung ist wieder ein ganzer Komplex. Davon hat jede Generation einen winzigen Bruchteil. Auch die Risale-i Nur ist in diesem Jahrhundert auf der Ebene der symbolischen Zeichen ein einzelnes Exemplar innerhalb dieser Gesamtheit. Doch dieses Exemplar lässt eine Absicht erkennen, lenkt die Blicke auf sich, macht die große Bedeutung einer Aufgabe sichtbar. Durch die schon in alten Zeiten unter den Gelehrten (ulema) gebräuchlichen Methoden der Chiffrendeutung und anderer mathematischer Berechnungen nimmt sie die Gestalt eines Fingerzeiges, ja sogar eines Beweises an. Damit soll keine Ayah des Qur'an und nichts, was daran unbestreitbar ist, geschmälert werden, vielmehr soll damit seiner Wunderhaftigkeit und der Treffsicherheit seines Ausdrucks ein Dienst erwiesen werden. Derartige Zeichen aus dem Verborgenen sind unbestreitbar. Vertreter der Wahrheit, welche diese unendlich vielen Hinweise, die sich im Qur'an finden und sich ohne alle Entsprechung und Kalkulation ergeben, nicht in Abrede stellen, werden auch dies nicht leugnen und können es auch gar nicht bestreiten. Möchte aber nun jemand hier einwenden, er halte es für sonderbar, ja unwahrscheinlich, dass in der Hand eines so unbedeutenden Mannes, wie ich es bin, ein derart bedeutendes Werk entsteht, so möge er einmal darüber nachdenken, dass es doch ein Beweis für die gewaltige Macht und Größe Gottes ist, wenn aus einem Tannensamen von der Größe eines Weizenkorns ein Baum so hoch wie ein Berg emporwächst, und er wird gewiss sagen müssen, dass es ein Beweis für das allumspannende Erbarmen Gottes ist, wenn in einer Zeit der bittersten Armut, der tiefsten Not und des äußersten Mangels, wie sie die unsere ist, ein solches Werk in Erscheinung tritt. Ich versichere euch und meinen Gegnern bei der Ehre und Würde der Risale-i Nur, dass diese Zeichen, die vorausschauenden Ankündigungen der Heiligen (auliya) und ihre Symbole mich stets zu Lobpreis und Danksagung bewegt haben und dazu, um die Vergebung meiner Verfehlungen zu bitten. Ich habe meiner Seele, welche gebieterisch (nefs-i emmare) nach Ruhm und Ehre verlangt, nie auch nur eine Minute ihre Ichsucht und ihren Egoismus vergönnt, welcher die Quelle des Stolzes ist und der Sucht nach Ruhm. Beweis dafür ist das Ergebnis der letzten zwanzig Jahre meines Lebens, welches vor euren Augen ausgebreitet liegt. In der Tat kann ein Mensch bei aller Wahrhaftigkeit nicht frei bleiben von der Befleckung durch Fehler, Vergesslichkeiten und Irrtümer. Ich habe, unbewusst, viele Fehler. Vielleicht habe ich meine Vorstellungen mit der Risala vermischt, wodurch dann Fehler entstanden sind. In dieser Zeit, wo Millionen mächtiger, aufrichtiger, opferbereiter Menschen, Männer von Charakter im Kampf gegen diese furchtbaren Verirrungen offenkundig mit ihren Theorien gescheitert und untergegangen sind, kann ein so unwissender und kaum gebildeter Mensch wie ich, ein Mann, der in seiner Armseligkeit einsam und allein, unter andauernder Überwachung durch die gegenüberliegende Polizeistation steht und sich in einer Lage befindet, wo ständig von allen Seiten gegen ihn die übelste Propaganda angezettelt und er von jedermann verabscheut wird, nicht der Autor einer Risale-i Nur sein, welche diesen Theorien weit voraus ist und ihnen weit besser Widerstand zu leisten vermag. Sie kann unmöglich das Produkt seines besonderen Talentes sein, auf das er auch noch (berechtigter Weise) stolz sein könnte. Sie ist vielmehr ein Wunder, das in heutiger Zeit ganz unmittelbar dem Geiste des Weisen Qur'an entspringt, ein Gnadengeschenk der Göttlichen Barmherzigkeit. Dieser Mensch hat mit tausenden seiner Mitmenschen nach jenem Geschenk des Qur'an seine Hände ausgestreckt. Wie dem auch immer sein mag, ist ihm als erstem die Aufgabe ihrer Übertragung zugefallen. Es gibt in der Risale-i Nur Teile, welche zu dem Schluss führen, dass sie nicht auf der Arbeit seiner Gedanken beruhen, nicht ein Werk seiner Intelligenz und Gelehrsamkeit sein können. Es gibt einige Abhandlungen, welche in sechs Stunden, andere, die in zwei Stunden, wieder andere, die in einer Stunde und einige, die in zehn Minuten niedergeschrieben worden sind. Ich schwöre und versichere: Selbst die Gedächtnisleistungen des Alten Said einmal vorausgesetzt, könnte ich doch eine solche Arbeit von zehn Minuten aus meinen eigenen Ideen heraus auch in zehn Stunden nicht bewerkstelligen. Jene Zwei-Stunden-Risala kann ich bei all meiner Begabung und guten Auffassungsgabe auch in zwei Tagen nicht zustande bringen. Das Dreißigste Wort, eine Risala, die in sechs Stunden erwuchs, kann auch der gewissenhafteste, gläubige Philosophen in sechs Tagen sorgfältigen Schaffens nicht verwirklichen. Usw... Das heißt, dass wir, obwohl doch völlig mittellos, Makler eines reichen Perlenkaufmanns und sein Handelsgehilfe geworden sind. Said Nursi * * * Meine lieben, getreuen Brüder, Dieser Tage versetzte während der Rezitationen nach dem Morgengebet das Tier in mir (nefs-i emmare), erbost über das gemeine Gerede, das der gehässige Alte in Istanbul über mich in Umlauf gesetzt hatte, das Blut in den Adern des Alten Said wieder in Wallung. "Das ist schreiendes Unrecht und ich kann diese Art von Unterdrückung nicht ertragen!" sagte ich. Rache wollte ich nehmen. Da stieg plötzlich in meinem Herzen der folgende Gedanke auf: "Vielleicht ist dies sogar ein Schlitten, welcher dazu dient, die Risale-i Nur in Istanbul zu verbreiten. Du hast ja nun schon einmal das Leben im Diesseits wie das Leben im Jenseits für die Risale-i Nur zum Opfer gebracht. Bringe nun auch deine Ehre zum Opfer, die dir mit deinem Blut (nefs) in den Adern kreist. Hat es doch schon Menschen gegeben, welche um der Schöpfung willen den Stolz des Universums, mit dem Gottes Segen und sein Friede sei, mit dem Etikett eines Verrückten belegt haben. Lass dir wegen dieses Fünkleins Ehre im Vergleich zu jener Sonne nicht das Herz brechen (nefs) und nimm die Sache nicht so wichtig!" So gemahnt, gelangte mein Herz wieder zur Ruhe. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Der berühmte Ali Riza Efendi, der größte unter den Istanbuler Forschern und Gelehrten (ulema), ehemals Fetva Emin 🙂 vereidigter Rechtsanwalt) und lange Zeit Muftiul'enam (Rechtsgelehrter), sagte einmal nach der Lektüre solcher Abhandlungen wie "Hinweise im Qur'an" oder "Das Große Zeichen" aus dem Buch "Der Erste Strahl", zu Hafidh Emin, welcher ein bedeutender Schüler der Risale-i Nur war: "Ich bestätige, dass Bediüzzaman in dieser unserer Zeit der Religion des Islam ganz gewiss den größten Dienst erweist. Seine Arbeiten sind völlig korrekt. In einer solchen Zeit wie der unseren führt er ein Leben der Entsagung und gänzlicher Selbstentäußerung (nefs). Seine Risale-i Nur wird den Glauben (din) erneuern. Möge Gott der Gerechte ihm Erfolg verleihen. Amen" Was nun aber die Kritik betrifft, welche manche heute gegen ihn vorgebracht haben, er lasse sich keinen Bart wachsen, so verteidigte er ihn mit einer kleinen Erzählung über Sultanu-l'Ulema, Mevlana Djelaleddin Rumis Vater, indem er sagte: "Das ist von Bediüzzaman gewiss ein Ausdruck seiner persönlichen Freiheit. Ihn zu kritisieren gibt es da kein Recht." Und der verstorbene Hodja Mustafa befahl: "Schreibe nieder, was ich gesagt habe!" Ich entbiete Bediüzzaman in vollkommener Hochachtung meinen Gruß. Um die Vollendung seines Werkes bete ich stets wie um die Vollendung meiner eigenen Seele. Möge er nicht bekümmert sein, wenn er sich durch vereinzelte Gelehrte (ulema) einer abfälligen Kritik ausgesetzt sieht. Denn es ist ein bekanntes Sprichwort, dass man nur nach "denjenigen Bäumen mit Steinen wirft, welche Früchte tragen." Setzen Sie Ihren Kampf, Ihre Bemühungen um die gute Sache fort! Gott der Freigiebige und Gerechte in Seiner Vollkommenheit gewähre Ihnen in Ihren Zielen und Wünschen recht bald den Erfolg zum Guten! Amen. Seien Sie Gott dem Ewigen (Baqi) und Gerechten (Haqq) anvertraut. Ali Riza, Fetva Emini In dieser Weise hat ein gewiss kritisch Denkender, wortgewandt in den bekannten Geisteswissenschaften und einer der größten Gelehrten unserer Zeit, kompetent in Scheriah und Qur'an, die Risale-i Nur und deren Verfasser beurteilt. * * * Meine lieben, getreuen, scharfsinnigen (mudakkik) und rechtschaffenen (mustaqim) Brüder Es gibt da eine Wahrheit, die ich auch mit einer sehr ernsthaften Ermahnung klar machen muss. Entsprechend dem Geheimnis: لاَ يَعْلَمُ الْغَيْبَ اِلاَّ اللّٰهُ {"Es kennt niemand das Verborgene außer Gott."} können selbst Leute, die im Rufe der Heiligkeit stehen, die verborgenen Dinge nicht wissen, wenn sie ihnen nicht zu wissen gegeben wurden. Auch die größten Heiligen (veli) können den Zustand ihres Gegners nicht kennen und ihn deswegen zu Unrecht bekämpfen. Die unseligen Auseinandersetzungen zwischen den zehn, denen (das Paradies) vorausverkündet worden war, bezeigen dies. Das heißt also, dass zwei Heilige, Leute von Wahrheit, die einander nicht anerkennen wollen, nicht deswegen ihren geistlichen Stand (maqam) verlieren. Nur darf man dabei nicht offensichtlich den Gesetzen (Scheriat) ganz und gar entgegen handeln und sich nicht einer offensichtlich falsch verstandenen persönlichen Freiheit entsprechend verhalten. Wenn man aus diesem Grunde im Geheimnis (sirr) der Ayah وَالْكَاظِمِينَ الْغَيْظَ وَالْعَافِينَ عَنِ النَّاسِ {"Sie bezwingen ihren Groll und vergeben den Menschen." (Sure 3,134)} diesem erhabenen, edelmütigen Grundsatz folgt, die gute Meinung der einfachen Gläubigen über ihren Scheych nicht zu verletzen, um so ihren Glauben vor einer derartigen Erschütterung zu bewahren und weil es notwendig ist, die Säulen 🙂 Schüler) der Risale-i Nur vor ihrem zwar berechtigten, jedoch schädlichen Zorn über diese ungerechten Einwände zu schützen und so den Atheisten keine Gelegenheit zu bieten, die Gegnerschaft zwischen den beiden Gruppen der Leute des Rechten Weges (ehl-i haqq) auszunutzen, die einen mit den Waffen der anderen und deren Argumenten zu schlagen, eine Seite mit den Beweisen der anderen zu widerlegen und so beide (Kämpfer) zugleich zu Boden zu werfen und außer Gefecht zu setzen, sollten die Schüler der Risale-i Nur aufgrund der oben erwähnten vier Punkte ihren Gegnern nicht mit (Gefühlen) von Zorn und Wut und (Gedanken) der Wiedervergeltung entgegen treten. Statt dessen sollten sie nur die strittigen Punkte friedlich beilegen, um sich zu verteidigen und noch offene Fragen zu beantworten. Denn in unserer Zeit ist der Egoismus bereits weit fortgeschritten. Ein jeder Mensch bemüht sich darum, dass jenes Stückchen Eis, dem sein Ego gleicht und das seiner Statur entspricht, nicht schmilzt, sich nicht verformt. Er glaubt sich dafür entschuldigt und daraus entstehen (alle) Konflikte. Das schadet den Kennern der Wahrheit (ehl-i haqq), nutzt jedoch den Leuten des Irrwegs (ehl-i dalalet). Der bekannte Fall von Kritik (in Istanbul) weist darauf hin, dass zukünftig einige Personen, die sich für gebildet (meshreb) halten und darauf besonders stolz sind, einige egoistische Leute, die von der islamischen Mystik angehaucht (sofi-meshreb) sind, einige Leute der Rechtleitung, sowie einige Kenner der Wahrheit (ehl-i irshad ve ehl-i haqq), die ihre eigenwillige Seele (nefs-i emmare) noch nicht völlig abgetötet hatten und sich vor dem Abgrund ihrer Ruhmsucht noch nicht retten konnten, im Interesse ihrer Bildung (meshreb), die sie sich bereits erworben hatten und (aufgrund einer Art von) Berufung (meslek), die sie doch so populär gemacht hat, gegen die Risale-i Nur und deren Schüler opponieren werden, um sich so die Sympathie ihrer Gefolgschaft zu erhalten. Sie werden sich ihr im Gegenteil möglicherweise hartnäckig widersetzen. Angesichts solcher Vorkommnisse ist es jedoch notwendig, ruhig Blut zu bewahren, uns nicht erschüttern zu lassen, auch nicht mit Feindseligkeit zu reagieren und die Anführer unserer Gegner nicht in Verruf zu bringen. Deshalb muss ich hier ein Geheimnis (sirr), das zu enthüllen mir bislang noch nicht in den Sinn gekommen war, nun doch noch enthüllen. Es handelt sich um Folgendes: Die geistliche Körperschaft der Risale-i Nur und die geistliche Körperschaft einiger erlesener Schüler, welche diese geistliche Körperschaft vertreten, weil sie den Status (maqam) eines "Ferid (d.h. eines unmittelbaren Schülers des Qur'an)" an sich erfahren haben, unterstehen nicht dem geistlichen Pol (qutub) eines bestimmten Landes, ja noch nicht einmal der Jurisdiktion des Groß-Pols (qutb-u adham), der von einigen, äußerst seltenen Ausnahmen einmal abgesehen, normalerweise im Hidjas (d.h. entweder in Mekka oder in Medina) residiert, und brauchen sich auch nicht seiner Jurisdiktion zu unterstellen. Der gleichzeitigen Existenz zweier Imame vergleichbar, ist es dabei nicht erforderlich, ihn zu kennen. So glaubte ich früher, dass die geistliche Körperschaft der Risale-i Nur einer dieser beiden Imame sei. Inzwischen wurde mir klar, dass der "Große Helfer (Ghaus-i Adham)" zur gleichen Zeit den Status eines Poles (qutbiyet), eines Helfers (ghausiyet) und auch die "Schülerschaft des Qur'an (ferdiyet)" besaß. Auch in der Endzeit (akhir zaman) erfahren die Risale-i Nur und die mit (Scheich Geylani) verbundenen Schüler den Status dieser Schülerschaft (ferdiyet maqam). Aufgrund dieses großen Geheimnisses (sirr-i azim), das ich eigentlich als rein vertraulich hätte behandeln wollen, sollten sich die Schüler der Risale-i Nur sogar durch einen Einwand gegen die Risale-i Nur, und käme er - den unmöglichen Fall einmal angenommen - aus dem ehrwürdigen Mekka und vom Groß-Pol (qutb-u adham) persönlich, nicht erschüttern lassen, vielmehr diesen Einwand des ehrenwerten Groß-Pols (mubarek qutb-u adham) als ein Kompliment auffassen und ihn als einen Gruß (selam) von ihm annehmen und, um seine Gunst erwerben zu können, die Punkte, die Anlass zu seiner Kritik gegeben haben, solch großen Meistern (Ustadh) gegenüber erläutern und ihnen die Hand küssen. Oh meine Brüder! Angesichts solcher entsetzlicher Strömungen und welterschütternder Ereignisse (hadith), die ein ganzes Leben (hayat) aus dem Ruder werfen können, sind eine unumstößliche innere Sicherheit (metanet) und stets ruhig Blut (itidal-i dem) erforderlich und eine grenzenlose Opferbereitschaft in sich zu tragen, vonnöten. يَسْتَحِبُّونَ الْحَيٰوةَ الدُّنْيَا عَلَى اْلاٰخِرَةِ {"Sie ziehen das Leben in dieser Welt dem jenseitigen vor." (Sure 14, 3)}. Der tiefere Sinn (sirr) dieser Ayah weist in der Tat auf folgende Bedeutung (manah) hin: (Wenn Menschen) in unserer Zeit, obwohl sie doch vom Jenseits (akhiret) Kenntnis besitzen und daran glauben, dennoch dieses irdische Leben (dunya) lieben und es dem jenseitigen (akhiret) vorziehen, zerbrechliches Glas einem unzerstörbaren (baqi) Diamanten wissentlich, froh und zufrieden vorziehen, ohne die Folgen zu sehen, blind ihren Gefühlen folgend, ein Dirhem (3 g) von einem Genuss-Gift, das sie gerade zur Hand haben, einem Batman (8 kg) unverfälschten Genusses in einer zukünftigen (Welt) vorziehen, so ist dies eine fürchterliche Krankheit, geradezu eine Plage. Und dem Geheimnis (sirr) dieser Plage entsprechend finden sich sogar einige echte Gläubige (haqiq-i mu'min), die sich manchmal auf die Seite der Leute des Irrwegs (ehl-i dalalet) stellen und so einen fürchterlichen Fehler begehen. Möge Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) die Leute des Glaubens (ehl-i iman) und die Schüler der Risale-i Nur vor dem Übel (sherr) dieser Plagen beschützen! Amen. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Oh meine Brüder! In heutiger Zeit, besonders aber in diesen letzten Tagen, ist für die Schüler der Risale-i Nur eine unerschütterliche Sicherheit (metanet), Gemeinschaftssinn und Vorsicht nötig. Dank sei Gott (Lillahilhamd) erwiesen sich (die Bauern) aus der Umgebung von Isparta als besonders heldenhaft, stahlhart und standhaft und gaben so den (Bewohnern) anderer Ortschaften ein gutes Beispiel. Oh Hüsrev! Deinen (so sehr) erfreulichen Brief habe ich empfangen und bin (tief) beeindruckt. Dass du nun mit deiner Aufgabe wieder beginnst, hat uns (alle) überaus froh gestimmt. Sei uns tausendmal willkommen! Mach dir keine Sorge, weil deine (real existierende) Schreibfeder anderthalb Jahre nicht tätig werden konnte. An deiner Stelle und in Erinnerung an deine Wunder (keramet) wirkende Schreibfeder ist nun ein Exemplar der "Wunder Mohammeds (Mu'djizat-i Ahmediye)" in allen östlichen Provinzen wirkungsvoll unterwegs. Auch ein anderes, letzthin erstelltes Exemplar ist an deiner statt in Istanbul an der Arbeit und Gott möge wollen (insha-a'llah), dass es neue Horizonte (futuhat) eröffnen wird. Denke daran, dass für die beiden wunderbaren Exemplare des hochangesehenen (Adhimush'shan) Qur'an, die du geschrieben hast im ehrwürdigen (sherif) Monat Ramadan, alle Verdienste (sevab), die du dir damit erworben hast, alles Gute und Schöne (tahsin) und aller Segen (tebrik), sowohl hier in unserer Gegend, als auch, insbesondere nachdem sie, wolle es Gott (insha-a'llah) recht bald, gedruckt worden sind, aus der ganzen islamischen Welt (alem) mit unseren Gebeten (dua) um das Erbarmen Gottes (rahmet) über deiner Seele (ruh) herab regnen werden und danke dafür Gott! Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Ich bin auf eine absolut zuverlässige Weise und anhand tausendfältiger Erfahrungen zu der sicheren Überzeugung gelangt und spüre an den meisten Tagen: an einem Tag, an dem ich im Dienst an der Risale-i Nur stehe, empfinde ich, dem Grade meines Dienstes entsprechend, sowohl in meinem Herzen (qalb), in meinem Leibe und in meinem Kopf, aber auch, was meine Versorgung betrifft, wie sich die Dinge zum Besseren entwickeln und entfalten, (fühle) die Erleichterung und Gottes Segen (bereket). Auch habe ich den Eindruck, dass viele der Brüder, bei denen ich dort gewesen bin, als auch diejenigen hier sich in der gleichen Lage befunden haben und noch befinden. Und viele von ihnen bestätigen mir: "Auch wir empfinden das gleiche." Wie ich euch bereits im vergangenen Jahr geschrieben hatte, liegt das Geheimnis (sirr) dessen, dass ich mit so wenig Nahrung auskommen kann, darin, dass dies ein Segen Gottes (bereket) ist. Zudem gibt es da eine Überlieferung, dass Imam Schafi, mit dem Gott zufrieden sein möge, gesagt haben soll: "Ich verbürge mich für den Unterhalt (rizq) eines aufrichtigen Schülers der Wissenschaft (talebe-i ulum)." Daher finden sie überall ihren Unterhalt (rizq) in Fülle (bereket). Da dies aber nun einmal eine Tatsache ist und da nun einmal die Schüler der Risale-i Nur heute mit Recht den Titel eines aufrichtigen Schülers der Wissenschaft (talebe-i ulum) verdienen, ist es doch sicher die beste Lösung, statt wegen des derzeitigen Hungers, in Not und Elend den Dienst an der Risale-i Nur aufzugeben, dabei die Sorge um das tägliche Brot als Entschuldigung anzuführen und dem täglichen Lebensunterhalt hinterherzulaufen, weiterhin dankbar und zufrieden an der Schülerschaft der Risale-i Nur entschlossen festzuhalten. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} ............ Wir Schüler, die wir aus der Risale-i Nur unseren ganzen Unterricht (ders) beziehen, dürfen die Risale-i Nur nicht (für die Zwecke) der irdischen (dunya) Politik und noch weit weniger als Mittel einsetzen, die Welt (zu beherrschen) und haben das auch bis heute nicht getan. Wir mischen uns in die Welt der Weltleute (ehl-i dunya) nicht ein. Uns (in dieser Hinsicht) irgendeiner Bosheit zu verdächtigen, ist ganz einfach irrsinnig. Erstens: Der Qur'an hat uns (Nurdjus) jede Beschäftigung mit der Politik verboten, damit die diamantengleichen Wahrheiten (haqiqat) nicht in den Augen der Weltleute (ehl-i dünya) auf die Stufe von Glasstückchen herabsinken. Zweitens: Die Liebe (shefqat), unser Gewissen und die Wahrheit (haqiqat) verbieten uns (Nurdjus) eine Beschäftigung mit der Politik. Denn wenn es unter den glaubenslosen Heuchlern zwei gibt, die eine Ohrfeige verdient hätten und es außer ihnen noch sieben, acht unschuldige, armselige Angehörige: Schwache, Kranke und Greise gibt, und wenn nun irgendein Unheil oder eine Plage über sie kommt, wird dieses Unheil auch über die acht Unschuldigen mit Kind und Kegel hereinbrechen. Ja, die beiden gottlosen Heuchler werden dabei sogar noch weniger Schaden erleiden (und sich zu retten wissen). Aus diesem Grund verbieten die Liebe (shefqat), die Barmherzigkeit (merhamet), Wahrheit und Gerechtigkeit (haqq ve haqiqat) dem Wesen der Risale-i Nur entsprechend unseren Schülern mit politischen Mitteln ursächlich an einer Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung mitzuwirken, wobei auch noch das dabei beabsichtigte Ergebnis zweifelhaft ist. Drittens: Unser Land, unser Volk und die Leute an der Regierung (ehl-i hukumet) dieses Landes brauchen die Risale-i Nur ganz besonders dringend und in welcher Form auch immer. Man darf sich dabei nicht (vor der Risale-i Nur) fürchten oder ihr feindselig gegenübertreten. Ja, selbst noch der Gottloseste muss noch im Glauben (din) an Recht und Gerechtigkeit (haqq) die Seite der Prinzipien (der Risale-i Nur) vertreten, es sei denn, er wolle an seinem ganzen Volk und Vaterland und seiner islamischen Regierung (hakimiyet-i islamiye) einen Verrat begehen. Denn um das öffentliche Leben wie auch die Politik für dieses Volk und sein Land vor einer Anarchie zu bewahren und es vor den großen Gefahren in Sicherheit bringen zu können, sind die folgenden fünf Prinzipien unbedingt notwendig und erforderlich: Erstens die Barmherzigkeit (merhamet), zweitens: der Respekt (hürmet), drittens: die Sicherheit (emniyet), viertens: wissen, was verboten (haram) und was erlaubt (helal) ist und sich des Verbotenen (haram) zu enthalten; fünftens: eine ungezügelte Lebensweise aufgeben und sich (statt dessen) im Gehorsam (unterwerfen). Wenn also nun (die Risale-i Nur) das öffentliche Leben in Betracht zieht, und (für die Beachtung) dieser fünf Prinzipien Sorge trägt, legt sie somit den Grundstein für die öffentliche Sicherheit und Ordnung und stellt sie zugleich sicher. Wer sich also gegen die Risale-i Nur wendet, möge mit absoluter Sicherheit wissen, dass er sich im Namen seiner Anarchie gegen sie wendet und ein Feind des Volkes, sein Recht und seine Ordnung ist. Dies alles kurz zusammengefasst habe ich diesem Spitzel mitgeteilt und zu ihm gesagt: "Geh, und sage dies alles denen, die dich hierher geschickt haben, und dazu noch das Folgende: "Wenn nun hier ein Mann, der sich während achtzehn Jahren (polizeilicher Überwachung) um seines inneren Friedens (istirahat) willen kein einziges Mal deswegen an die Regierung gewandt hat, der schon seit einundzwanzig Monaten von all den Kriegen (und Kämpfen), die die Welt in ein Tohu va Bohu verwandeln, keine Notiz nimmt und es gar nicht nötig hat, mit besonders wichtigen Persönlichkeiten, die besonders wichtige Posten bekleiden, freundschaftliche Beziehungen zu unterhalten, welchen Sinn sollte es dann haben, einen solchen Mann zu fürchten, zu verdächtigen, in der Vorstellung, er könnte sich in eure weltlichen Angelegenheiten einmischen und ihn durch eine derartige (ständige) Überwachung in Bedrängnis zu bringen? Wozu sollte so etwas gut sein? Oder gibt es irgendein Gesetz dafür? Selbst die Irren wissen, dass ihn zu belästigen Irrsinn wäre." Das habe ich ihm gesagt. Und dieser Spitzel stand auf und ging. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben Brüder! Da ich unter den Abschriften (die ihr mir zur Korrektur übersandt habt) die beiden Abhandlungen über die Wahrhaftigkeit (Ihlas Risale) gefunden habe, überlasse ich euch dem Unterricht dieser (und anderen) Abhandlungen (mit verwandten Themen) und sehe keine Notwendigkeit zu noch weiteren Abhandlungen (ders). Ich möchte euch nur noch auf Folgendes aufmerksam machen: Da sich unsere Berufung (meslek) auf das Geheimnis der Aufrichtigkeit (sirr-i ihlas) stützt und es sich hier um die Wahrheiten des Glaubens (haqaiq-i imaniye) handelt, ist es notwendig, dass wir uns nicht ohne Not in weltliche Angelegenheiten und das öffentliche Leben einmischen, uns von jeder Art Rivalität und Parteilichkeit zurückhalten und um unserer Berufung willen alles vermeiden, was einen Zwiespalt herbeiführen könnte. Es ist tausendmal bedauerlich, dass nun diese armseligen Gelehrten (ehl-i ilim) und die Geistlichkeit (ehl-i diyanet), die den Angriffen heutiger schrecklicher Schlangen ausgesetzt sind, kleine Fehler, Mückenstichen vergleichbar, als Ausrede benutzen, um so einander zu kritisieren. So helfen sie den Schlangen und böswilligen Heuchlern bei deren Zerstörungswerk und tragen selbst zu ihrer eigenen Vernichtung bei. Unser durchaus ehrlicher und aufrichtiger Bruder Hasan Atif bringt in einem Brief zum Ausdruck, dass ein alter Gelehrter und Prediger eine Haltung zeige, die der Risale-i Nur allein noch zum Schaden sein könne. Damit wollte er, unter dem Vorwand, einen armseligen (Menschen) wie mich, behaftet mit Tausenden Fehlern, der ich wegen zweier bedeutender Beweggründe eine Tradition (sunnah) vernachlässige, deswegen in Verruf bringen, wodurch dann (indirekt) die Risale-i Nur belastet würde. Erstens: Diese Person und auch ihr sollt wissen: Ich bin ein Diener der Risale-i Nur und der Ausrufer in diesem Laden. Doch was diese (Risale-i Nur) betrifft, so ist sie als ein wahrhaftiger Kommentar an den ruhmreichen (Adhimush'shan) Qur'an gebunden, (der seinerseits wiederum) mit dem Gewaltigen Thron (Arsh-i Adham) verbunden ist. Alle Fehler meiner Person sind deshalb nicht (wie eine ansteckende Krankheit auf die Risale-i Nur) übertragbar. Das zerrissene Gewand, das ich als Ausrufer (trage), setzt keinesfalls den bleibenden (baqi) Wert ihrer Diamanten herab. Zweitens: Richtet diesem Prediger, dieser gelehrten Persönlichkeit meine Grüße (selam) aus. Seine Kritik und was er an meiner Person auszusetzen hat, nehme ich hiermit gehorsamst entgegen. Und auch ihr solltet nicht mit diesen und ähnlichen Personen streiten und sie auch nicht zu (irgendwelchen) Disputationen herausfordern. Ja selbst wenn wir angegriffen werden, solltet ihr dem nicht mit einem Fluch entgegnen. Wer immer es auch sein mag: da er nun einmal einen Glauben (iman) hat, ist er (wenigstens) in diesem Punkt unser Bruder. Auch wenn er uns Feindschaft entgegen bringt, dürfen wir ihn das unseren Grundsätzen (meslek) entsprechend nicht entgelten lassen. Denn es gibt noch ärgere Feinde und (bösartige) Schlangen. Zudem halten wir in unseren Händen nur das Licht (Nur), nicht aber eine Keule. Ein Licht verletzt uns nicht, sondern liebkost uns mit seinen Strahlen. Besonders, wenn es sich dabei um einen Wissenschaftler (ehl-i ilim) handelt, der eine Selbstgefälligkeit (enaniyet) zur Schau trägt, die sich auf sein Wissen (ilim) stützt, sollt ihr seinen Dünkel (enaniyet) nicht auch noch herausfordern. So weit wie möglich solltet ihr dem Grundsatz folgen: وَاِذَا مَرُّوا بِاللَّغْوِ مَرُّوا كِرَامًا {"Wenn sie unterwegs einem leeren Geschwätz begegnen, ziehen sie ruhig weiter, ohne es zu beachten." (Sure 25, 72)} Da diese Person sich darüber hinaus früher auch noch mit der Risale-i Nur befasst und bei den Abschriften beteiligt hatte, gehört auch er mit zu diesem Kreis. Auch wenn er dabei einen Gedankenfehler begangen hat, solltet ihr trotzdem nachsichtig sein. Wir sollten uns in so merkwürdigen Zeitläufen wie der unsrigen nicht über dergleichen Muslimen erregen, wo sie doch zum Glauben (iman) gefunden haben, wie mit solchen, die der Geistlichkeit oder den Sufis (ehl-i diyanet ve tarikat) oder selbst irgendeiner irregeleiteten Splittergruppe angehören. Insoweit sie auch nur anerkennen und bestätigen, dass es einen Gott und ein Jenseits (akhiret) gibt, selbst wenn sie Christen sein sollten, darf man strittige Punkte nicht zu einer Quelle von Auseinandersetzungen machen. Denn sowohl eine so merkwürdige Zeit (wie die unsrige), als auch unsere (eigene innere) Berufung (meslek) und unser heiliger (qudsi) Dienst erfordern dies. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Was nun die Grundsätze (meslek) der Risale-i Nur betrifft, (so gehört es sich), dass wir unsere Aufgaben (vazifah) wahrnehmen und uns nicht in die Obliegenheiten (vazifah) Gottes, des Gerechten (Djenab-i Haqq) einmischen. Unsere Aufgabe (vazifah) ist die Verkündigung (tebligh). Ob sie aber (von den Menschen) angenommen wird, (das gehört allein) zu den Obliegenheiten (vazifah) Gottes, des Gerechten (Djenab-i Haqq). Daher sollte man auch die Anzahl (der Menschen) gar nicht so wichtig nehmen. Hast du also auch nur einen einzigen "Atif" gefunden, so ist es doch so als hättest du hundert gefunden. Mach dir deshalb darum keine Sorgen! Soweit es also nun möglich ist, nimm diese kleinen, von außerhalb kommenden Störungen, nicht so wichtig! Sei dabei aber vorsichtig! Denn in dieser Jahreszeit (mausim), einer Zeit (zaman), in der (ein jeder mit seinen eigenen) Sorgen um den täglichen Lebensunterhalt beschäftigt ist, in einer Zeit (gaflet zamani), in der (jede Beschäftigung mit der Risale-i Nur weitgehend) ruht und (die Menschen) der Gottvergessenheit (anheimzufallen drohen), ist trotzdem auch ein ganz klein wenig Beschäftigung (mit der Risale-i Nur besonders) wichtig. (Das heißt also nicht), dass wir (damit) aufhören sollten. Es gibt auch hier keine Misserfolge und keine Niederlagen. Denn die Risale-i Nur findet in jeder Situation souverän ihren Weg! Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Man darf die Risale-i Nur nicht zu einem Werkzeug für weltliche Dinge machen. Man darf sich nicht für weltliche Zwecke hinter ihr verschanzen. Denn weil sie eine bedeutende (Form) der Kontemplation ist, darf man sie nicht vorsätzlich für weltliche Angelegenheiten einsetzen. Wer sie aber dafür einsetzt, dessen Aufrichtigkeit (ist bereits) verdorben. Dadurch wird diese so bedeutende Form des Gottesdienstes (ibadet) umgebogen. Es ist, als hielten prügelnde Kinder sich ihren Qur'an schützend vors Gesicht. (Da also in unserem Beispiel ein Schlag), der den Kopf verletzen würde, (statt dessen) den Qur'an treffen könnte, darf man auch die Risale-i Nur derart halsstarrigen Gegnern gegenüber nicht wie einen Schutzschild verwenden. Wer die Risale-i Nur angreift, bekommt in der Tat einen solchen Schlag, was anhand hunderter Ereignisse bezeugt wird. Doch sollte man die Risale-i Nur nicht dazu verwenden, um (mit ihrer Hilfe) Schläge auszuteilen und (seine Gegner nicht noch absichtlich herausfordern), damit sie ein solcher Schicksalsschlag ereilt. Denn das würde dem Geist der Wahrhaftigkeit (sirr-i ihlas) und dem Geist unserer Frömmigkeit (sirr-i ubudiyet) wiedersprechen. Wir überlassen daher solche, die uns ein Unrecht zufügen, unserem Herrn (Rabb), der uns unter Seinen Schutz stellt und uns in Seinen Dienst an der Risale-i Nur nimmt. So wie sich in dieser Welt (dunya) einige wunderbare Geschehnisse auf bestimmte Fürbittgebete (aurad) hin ereignen, geschieht dies in der Tat sehr häufig auch in Bezug auf die Risale-i Nur. Man darf sie aber nicht fordern, sie werden vielmehr geschenkt, dürfen also nicht der Grund (unserer Gebete) sein, können jedoch deren Frucht sein. Werden (unsere Gebete) in der Absicht verrichtet (ihre Erfüllung herbeizubeten), so wäre (die Erfüllung) der Grund (unserer Gebete) und dadurch würde unsere Aufrichtigkeit verdorben und unser Gebet (ibadet) teilweise entwertet. Siehe also zu, dass sich diese ganze Angelegenheit so schnell wie möglich wieder beruhigt (hadiseyi teskin), sonst werden die Heuchler (munafik) noch ihren Nutzen daraus ziehen oder vielleicht sogar selbst ihre Hand mit im Spiel haben. Diese durch nichts zu erschütternde Überlegenheit der Risale-i Nur über derart fürchterlich halsstarrige (Leute) erwächst in der Tat aus dem Geheimnis der Aufrichtigkeit (sirri ihlas), die es nicht (erlaubt, sie für was auch immer) als Wekzeug zu missbrauchen, da sie ausschließlich auf die Ewige Glückseligkeit (saadet-i ebedi) ausgerichtet ist, außer dem Dienst am Glauben (iman) kein anderes Ziel im Auge hält, keinen Wert darauf legt, ganz persönlich Wunder (keshf-u keramat) zu verrichten, worauf doch einige Sufis (ehl-i tarikat) so großen Wert legen, sondern, wie die Sahabis, die (damals doch) im Stande einer großen Heiligkeit (velayet-i kübra) lebten, im Geheimnis (sirr) ihres Erbes des Prophetentums (veraset-i nubuvvet) allein das Licht (Nur) des Glaubens (Nur) zu verbreiten und den Glauben der Gläubigen (ehl-i imanin imanlarini) zu retten. So sind denn in der Tat in dieser schrecklichen Zeit die beiden gesicherten (muhaqqak) Ergebnisse, welche die Risale-i Nur hervorbringt, allen anderen Dingen überlegen und es bleibt daneben kein Bedürfnis nach anderen Dingen und Rangstufen (maqam) mehr übrig. Erstes Ergebnis: Es gibt besonders machvolle Zeugnisse dafür, dass (Menschen), die in Treue und Zufriedenheit in den Kreis der Risale-i Nur eintreten, auch im Glauben (iman) ins Grab steigen werden. Zweites Ergebnis: Im Kreis der Risale-i Nur betet (dua) jeder wahrhaft treue (hakiki sadik) Schüler aufgrund unserer auf das Jenseits ausgerichteten geistigen Gemeinschaft (shirket-i maneviye-i ukhrevi), wie sie ganz ohne unserer Wissen und Wollen entstanden und nun eine Tatsache (tahakkuk) geworden ist, wie mit Tausenden Zungen und Herzen (qalb), fleht um die Vergebung (istighfar) seiner Sünden, dient (ibadet) seinem Herrn und stimmt wie manche Engel mit vierzig Tausend Zungen seinen Lobgesang (tesbih) an. Und im ehrwürdigen (sherif) Monat Ramadan strebt er nach den heiligen (qudsi) und erhabenen Wahrheiten (haqiqat) mit hundert Tausend Händen, gleich wie die Wahrheit (haqiqat) in der Nacht der Bestimmung (Leyle-i Qadir) herabsteigt. So geschieht es denn auch in der gleichen Absicht, dass die Schüler ihren lichtvollen Dienst (hizmet-i nuriye) an der Risale-i Nur dem Stand der Heiligkeit (velayet makami) vorziehen. Sie versuchen nicht, Wunder (keshf-u keramat) zu vollbringen. Sie bemühen sich auch nicht darum, schon hier in dieser Welt (dunya) die Früchte einer jenseitigen Welt (akhiret) zu pflücken. Dabei kümmern sie sich nicht um die Dinge, die außerhalb ihres Aufgabenbereichs (vazifah) liegen und allein Gottes Obliegenheiten (vazife-i ilahiye) sind, wie ihren Erfolg (muvaffakiyet) und ihre Akzeptanz im Volk, ihre eigene Überlegenheit, auch nicht, wie man Ruhm und Ehre, Frohsinn und alle die Geistesgaben (inayet), erlangen kann, die ihnen ohnehin zustehen und sie dürfen auch nicht in ihrer Handlungsweise danach ausrichten. Sie arbeiten mit reinem, aufrichtigen (Herzen) und sagen dabei: "Unsere Aufgabe (vazifah) ist unser Dienst und das genügt uns." Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Um (den Segen) der Nacht der Bestimmung zu gewinnen, die doch mehr als achtzig Jahre wert ist, und sich in jeder Nacht des ehrwürdigen (sherif) Monats Ramadan verborgen hält, soll ein jeder, den Grundsätzen unserer, auf das Jenseits orientierten, geistigen Gemeinschaft (shirket-i maneviye-i ukhreviye) der Schüler der Risale-i Nur, wenn er Anrufungen wie اَجِرْنَا ٭ اِرْحَمْنَا ٭ وَاغْفِرْ لَنَا {"halte uns fern (von dem Feuer), erbarme dich unser und vergib uns unsere Sünden!"} ausspricht, stets die erste Person Plural verwenden, also "wir" sagen und dabei im Sinne (niyet) der treuen Schüler der Risale-i Nur (beten) und jeder Schüler sollte sich dabei darum bemühen im Namen und für alle zu beten (munadjat). Auch bitte ich, wie übrigens auch im letzten Ramadan, um eure Hilfe für diesen euren Bruder, der so hilflos ist und so wenig arbeiten kann und von dem ein Dienst erwartet wird, der weit über seine Grenzen (und Möglichkeiten) hinaus geht, damit sich die gute Meinung, die (seine Brüder) von ihm haben, nicht als falsch erweist. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Vor zwei, drei Tagen habe ich bei der Korrekturlesung zum Zweiundzwanzigste Wort mitgehört. Ich habe bemerkt, dass sich (in der Risalah) neben sehr viel Licht (Nur), auch ein umfassendes Gedenken (dhikr), ein weit umspannendes Nachsinnen (fikr), eine nachhaltige Anrufung der Bekenntnisformel (La ilaha illallah), ein machtvoller Unterricht, ein machtvoller Unterricht im Glauben, eine allheilige Gegenwart Gottes (hudhur) ohne jede Ablenkung (ghaflah), eine heilige Weisheit (qudsi hikmet) und ein erhabener kontenplativer Gottesdienst (ibadet-i tefekkuriye) finden lässt. So erkannte ich jene Weisheit, die darin liegt, dass manche Schüler in der Absicht (niyah), Gott damit einen Dienst (ibadet) zu erweisen, diese Abhandlungen entweder abschreiben, oder aber lesen, oder einfach zuhören. "Möge Gott (sie alle insgesamt) segnen (Barekallah)!" habe ich da gesagt und (ihnen allen) Recht gegeben, (wenn jeder auf die ihm gemäße Art seinen Dienst verrichtet). Said Nursi * * * Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 Eine Frucht des Schwarzen Berges بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Diesmal schicken wir euch als eine Frucht (unseres Dienstes) diesen Brief. Eine einzige Bedeutung (mana) dieser Ayah aus dem Gesamten ihrer Hinweise bezieht sich (auf die Zeit) von der Gründung unserer Republik (Hürriyet) bis zu diesem Zeitpunkt. Am dreißigsten Tag im zweiten Monat Teshrin (1358) stieg ich auf den Schwarzen Berg (Karadagh). Da kam in meiner Erinnerung (die Frage) auf: "Wann sind eigentlich diese Katastrophen und die Zerstörungen über die Menschheit und insbesondere über die Muslime hereingebrochen, die sich noch heute fortsetzen, und wie lange werden sie noch andauern?" Da rückte mir plötzlich der Qur'an, der in seiner Verkündigung ein Wunder (mu'djiz-ul beyan) ist und alle meine Probleme lösen kann, die Sure وَالْعَصْرِ {"Die Epoche" (Sure 103)} vor Augen und sagte: "Schau her!" Da sah ich hin: So wie (diese Sure) in jeder Zeitepoche (asr) zu uns spricht (hitab), so bezieht sie sich besonders auch auf unser Jahrhundert (asr). Dabei ergibt sich in der Sure وَالْعَصْرِ اِنَّ اْلاِنْسَانَ لَفِى خُسْرٍ {"Bei dieser Epoche! Der Mensch ist in der Tat verloren."}, nach der Abdjed-Rechnung (maqam-i djifr) aus der Ayah اِنَّ اْلاِنْسَانَ لَفِى خُسْرٍ {"Der Mensch ist in der Tat verloren."}, die Jahreszahl 1324, die den Beginn der Parlamentarischen Monarchie (hürriyet inkilabi) und damit die Umgestaltung des bisherigen Sultanats bezeichnet. (Es folgten) der Balkankrieg, die Kriege Italiens (in Afrika) und die Niederlage im Ersten Weltkrieg mit ihren abscheulichen Staatsverträgen, die Erschütterung 🙂 Verbot) der Kennzeichen des Islam, die Erdbeben in unserem Land, die Feuersbrünste, die Stürme und die Katastrophen, die im Zweiten Weltkrieg droben und drunten, landauf und landab über diese Erde hinwegbrausten. Sie machen im Zusammenhang mit den Verlusten an Menschenwürde und Menschenleben (hasaret-i insaniye) die Wirklichkeit der Ayah in dieser Zeitepoche: اِنَّ اْلاِنْسَانَ لَفِى خُسْرٍ {"Denn der Mensch ist verloren."}, im Zusammenhang mit dieser Zeitangabe ganz klar sichtbar, zeigen und beleuchten blitzartig dieses Wunder. Zählt man am Ende der Ayah اِلاَّ الَّذِينَ اٰمَنُوا وَعَمِلُوا الصَّالِحَاتِ {"Außer denen die Glauben und gute Werke tun..."}, am Ende des Wortes "salihat" ein h - ح für ein t - ة 🙂 t-marbuta) und zusätzlich auch noch die drei Verdopplungszeichen (Shedde) mit, so erhalten wir nach der Abdjed-Rechnung (maqam-i djifr) die Jahreszahlen 1358-1359, welche Zeitangabe genau dieses Jahr und das folgende Jahr betrifft. Als den einzigen Ausweg, sich aus all diesen Katastrophen und ganz besonders den geistigen Katastrophen zu retten, zeigen sich Glaube (iman) und gute Werke, sowie im Umkehrschluss der einzige Grund für all diese Katastrophen: der Unglaube und die Undankbarkeit (kufr-u kufran), Sünde und Ausschweifung. So erkennen wir denn diese gewaltige Größe und Heiligkeit (adhamet ve qudsiyet), welche in der Sure وَالْعَصْرِ {"Die Epoche"} liegt, bestätigen, was für ein weitreichender und umfassender Schatz trotz ihrer Kürze in ihr liegt und danken Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) dafür. Der Grund für die Errettung der islamischen Welt (alem) in dieser Zeitepoche (asr) aus der großen Katastrophe dieses fürchterlichen Zweiten Weltkrieges sind der Glaube (iman) und die guten Werke, (deren Nährboden) der Qur'an ist. Dementsprechend liegt der Grund für die Dürrekatastrophen und den bitteren Hunger, der die Armen getroffen hat, darin, dass sie die (geschmacksverstärkende) Süßigkeit des Hungers während der Fastenzeit nicht auf sich nehmen wollten, sowie der Grund für die Verluste und Katastrophen, welche die Reichen (im Lande) getroffen hat, darin, dass sie die Armensteuer (zekat) nicht bezahlt haben, vielmehr statt dessen, geizig gewesen sind. Auch der Grund dafür, dass Anatolien nicht zum Kriegsschauplatz geworden ist, liegt darin, dass die Risale-i Nur in ihrer überzeugenden (tahqiq) Art und auf überragende Weise die Herzen (qalb) von hunderttausend Menschen die Wahrheit des Heiligen Wortes (kelime-i qudsiyesinin haqiqatini) اِلاَّ الَّذِينَ اٰمَنُوا {"...außer denen, die glauben."}, lehrt. Dies wird durch sehr viele Zeichen und durch die Überzeugung und aufmerksame Betrachtung tausender Leute der Wahrheit unter ihren Schülern bestätigt. * * * Die kleinen, unschuldigen Schüler der Risale-i Nur Meine lieben getreuen Brüder! Man hat uns die Abschriften von fünfzig, sechzig Schülern unter den kleinen, unschuldigen Studenten der Risale-i Nur zugeschickt. Wir haben diese Blätter in drei Bänden zusammengefasst und gebündelt. Auch wollen wir hier die Namen einiger dieser unschuldigen Schüler aufzählen, z.B.: Ömer, fünfzehn Jahre, Bekir, neun Jahre; Hüseyin, elf Jahre; Hafidh Nebi, vierzehn Jahre; Mustafa, vierzehn Jahre; Mustafa, dreizehn Jahre; Ahmed Zeki, dreizehn Jahre; Ali, elf Jahre; Hafidh Ahmed, elf Jahre... Es gibt in diesem Alter noch viele andere Kinder, zu viele, um (hier all ihre Namen) aufzuschreiben. Einen Teil dieser unschuldigen Kinder, die Unterricht in der Risale-i Nur erhalten und sie kopiert hatten, wurde uns also inzwischen zugesandt und wir haben daraufhin eine Liste mit einigen ihrer Namen zusammengestellt. Ihre ernsthaften Arbeiten in dieser Zeit zeigen uns, dass für sie die Risale-i Nur ein (wahres) Licht (Nur) ist. Für sie besitzt die Risale-i Nur so viel innerliche Freude und so viel Anziehungskraft, dass sie jeder Art von Ansporn und Belustigung, die erfunden wurde, um die Kinder in ihren Schulen zu einer Begeisterung für das Lesen hinzuführen, überlegen ist. Also erweckt die Risale-i Nur in ihnen soviel Begeisterung, (in ihren Herzen) so viel Frohsinn und einen (derart tief innerlich empfundenen) Genuss, dass sich die Kinder in dieser Art verhalten. Diese Situation zeigt uns nun, dass die Risale-i Nur Wurzeln zu schlagen beginnt. Möge Gott es wollen (inshaallah), dass nichts und niemand je imstande sein wird, sie wieder herauszureißen! So wird sie auch in künftigen Generationen fortbestehen. Ebenso gibt es den unschuldigen kleinen Schülern entsprechend ansonsten ungebildete alte Leute, die nach vierzig, fünfzig Jahren von der Risale-i Nur angezogen worden, in ihren Kreis eingetreten sind und voller Hochachtung (hatir) begonnen haben, die Risale-i Nur abzuschreiben. Wir haben diese vierzig, fünfzig Teile in zwei, drei Bänden zusammengefasst. Und wenn nun in heutiger Zeit, unter diesen besonderen Umständen nahezu ungebildete alte Leute, Hirten und Nomaden sich in dieser Weise einsetzen und die Risale-i Nur allen anderen Dingen vorziehen, so zeigt dies, dass in heutiger Zeit die Risale-i Nur notwendiger ist als Brot. Das aber zeigt, dass für diese (einfachen) Bauern, Hirten und Nomaden, (Knechte, Mägde und wandernde) Erntehelfer die Arbeit an der Risale-i Nur noch über ihre sonstigen elementaren Lebensbedürfnisse hinaus geht, dass die Risale-i Nur somit für sie zu einer Realität (haqqaniyet) geworden ist. Ich habe mit diesem Band wenig, mit den anderen sechs Bänden der unschuldigen wie der kaum gebildeten alten Schreiber jedoch große Mühe gehabt. Dabei war meine Zeit knapp. Der Gedanke stieg in mir auf und (eine Stimme) in meinem Inneren sagte zu mir: Sei nicht ungeduldig, weil du diese Schriften nicht so schnell lesen kannst! Da die es eilig haben, ganz langsam lesen müssen, können ihre Seele (nefs) und die Gefühle ihres Gemütslebens nur so ihre Versorgung, ihre Speise mit ihrem Verstand (aql), ihrem Herzen (qalb), ihrem Geist (ruh) aus der Wahrheit (haqiqat) der Risale-i Nur schöpfen. Andernfalls bekäme nur der Verstand seinen eigenen kleinen Anteil und alle übrigen (Organe) blieben ohne Nahrung. Es sollte aber die Risale-i Nur nicht so wie andere wissenschaftliche oder schöngeistige Bücher gelesen werden. Denn die in ihr enthaltene Wissenschaft vom wahrhaftigen Gauben (iman-i tahqiq) ist nicht mit den übrigen Zweigen der Wissenschaft und anderen Erkenntnistheorien vergleichbar. Sie ist Kraft und Licht (Nur) für viele subtile Organe (letaif) des Menschen neben dem Verstand. Kurz gesagt: In diesen unvollkommenen Handschriften der Unschuldigen, der Ungebildeten und der Alten liegt ein zweifacher Nutzen: Erstens: Man liest notwendiger Weise sorgfältig und aufmerksam. Zweitens: Man folgt staunend und mit Genuss dem Unterricht (ders) durch diese unschuldigen, reinen, aufrichtigen, wohltuenden Worte, den schönen, tiefsinnigen Beispielen, mit denen die Risale-i Nur uns unterweist (ders). Said Nursi * * * Ein Brief, der nach Isparta geschickt wurde Meine lieben, getreuen Brüder! Gleich wie wir, dem tiefen Sinn (sirr) des Lobpreises (tesbihat) nach dem Gebet (namaz) entsprechend, durch unseren Lobpreis (tesbih), das Gedenken Gottes (dhikr) und das Bekenntnis unseres Glaubens (tehlil) nach dem Gebet (namaz) selbst in den gewaltigen mohammedanischen Kreis (hatme-i muazzama-i Muhammediyye) eintreten und in dieser Absicht (niyet) selbst in unserem Geiste (tasauvvur) im Kreise dieser großen und weiten, weltumspannenden, lobpreisenden mohammedanischen Gemeinde Gottes gedenken (dhikr) und Ihn lobpreisen (tesbih), was eine Quelle aller Segnungen (füyuzat) ist, dürfen wir uns auch, wenn wir am Unterricht (ders) in diesem weiten Kreis der Gemeinde der Risale-i Nur an den Tausenden Worten der Gebete (dua) und guten Werke der Unschuldigen (Kinder) und der gesegneten Alten teilhaben, die in der Kette der Lichter (envar) ihren Unterricht (ders) erhalten, in ihr arbeiten und dazu "Amen" sagen, wenn mit ihnen zusammen und obgleich in ihrer Abwesenheit, dennoch nicht von ihnen getrennt in Raum und Zeit, in unseren Träumen, entsprechend unserer Absicht (niyet) und in unserer meditativen Schau (tassauvur) Schulter an Schulter und Knie neben Knie beieinandersitzen, uns über alle Maßen für glücklich erachten. Besonders nun am Ende meines Lebens solch kostbare geistige Kinder und Hunderte Abdurrahman zu finden, ist für mich schon in dieser Welt (dunya) wie ein Leben im Paradies (djennet). Da ich im vergangenen ehrwürdigen (sherif) Monat Ramadan krank gewesen bin und ich so mit augenscheinlicher und wahrhaftiger Gewissheit ('ayne-l'yaqin ve haqqa-l'yaqin) erleben durfte, was für eine großartige Erfahrung es für mich war, wie ein jeder meiner Brüder eine Stunde für mich gearbeitet hat, wurde mir durch ihre Gebete (dua) und die Arbeiten, welche diese unschuldigen (Kinder) und gesegneten Alten (für mich verrichtet haben), Gebete (dua), welche niemals zurückgewiesen werden, auch die Gebete (dua), die sie in meinem Namen für ihre Lehrer (Ustadh) verrichtet haben (die sie das Schreiben gelehrt haben), bereits in dieser Welt (dunya) mein Dienst an der Risale-i Nur als ein bleibendes (baqi) jenseitiges (uhrevi) Ergebnis gezeigt. اَلْبَاقِى هُوَ الْبَاقِى {"Der Beständige ist der, der ewig bleibt und besteht."} Euer Bruder, Said Nursi * * * Ein Artikel, der nach Isparta gesandt wurde Die Risale-i Nur verlangt von ihren treuen und standhaften Schülern als Preis für die so großen Verdienste und Erfolge und alle ihre so wertvollen Ergebnisse, zu welchen ihre Schüler gelangt sind, eine unverfälschte Treue (sadaqat) und ausdauernde, unerschütterliche Beharrlichkeit. Zwanzig Tausend erfahrene Menschen bezeugen (shehadet), dass sie sich mit Hilfe der Risale-i Nur einen kraftvollen und wahrhaftigen Glauben (iman-i tahqiqi) den man sich (normaler Weise) in einer Medresse in fünfzehn Jahren erwirbt, in der Tat in bereits fünfzehn Wochen, ja manche in nur fünfzehn Tagen erworben haben. Auch die gemeinsam im Sinne eines jenseitigen Lebens verrichteten Tätigkeiten (ishtirak-i a'mal-i uhreviyye) veranlassen jeden Schüler durch all die vielen (bei Gott) angenommenen Gebete (dua), die sie jeden Tag (alle gemeinsam) mit Tausenden aufrichtiger Zungen verrichten und durch all die guten Werke (a'mal-i saliha) Tausender rechtschaffener Leute (ehl-i salahat) ebenso viel (tausende) Verdienste (für sich) zu erwerben, wodurch es sich also zeigt, dass jeder wahrhaft getreue (haqiqi sadik) und standhafte Schüler mit seinen Werken (von einem) zu Tausenden Männern wird, was ein überaus sicherer Beweis dafür ist, dass diese aufrichtigen Schüler als ein Wunder aus dem Verborgenen (keramet-i ghaybiye), aufgrund dreier wunderbarer (keramet), hochgeschätzter Voraussagen von Imam Ali, sowie die frohen Botschaften von Ghaus-i Adham, durch welche (diese Schüler für ihren Dienst) gelobt und (dazu weiter) angespornt werden, sowie aufgrund von Hinweisen von besonderer Überzeugungskraft, (die wir) im Qur'an, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist (Qur'an-i Mu'djizu-l'Beyan), finden, zu den Leuten der Glückseligkeit und des Paradieses gehören werden. Sicher verlangt ein solcher Gewinn (des Paradieses) einen entsprechenden Preis. Da dies aber nun einmal die Wahrheit ist, sollten alle Wissenschaftler (ehl-i ilim), die Mystiker (ehl-i tariqat) und die Sufis (sofi meshreb), die dem Kreis um die Risale-i Nur nahe stehen, sich dieser Strömung anschließen, sie mit dem Kapital, das sie aus ihrem Wissen (ilim) und ihrer mystischen Erfahrung (tariqat) schöpfen, stärken und stützen, sich auch darum bemühen, diesen Kreis noch zu erweitern und ihre Schüler dazu anspornen, ihr Ego (enaniyet), einem Eisstückchen vergleichbar, in diesen Kreis wie in einen See, gefüllt mit dem Wasser des Lebens (ab-i hayat), hineinzuwerfen, damit es in ihm und mit ihm verschmelze, um so selbst einen ganzen See für sich zu gewinnen. Wer hingegen einen anderen Weg einschlägt, schädigt dadurch nicht nur sich selbst, sondern beschädigt zugleich auch, ohne es zu wissen, die gerade (mustaqim), solide gebaute (metin) qur'anische Straße, ja, er unterstützt damit sogar noch den Unglauben, wenn auch indirekt und wiederum ohne es zu wissen. Said Nursi Ein Brief unseres Lehrers (Ustadh) aus Kastamonu, den er seinen Schülern geschickt und mit eigener Hand geschrieben hat. Meine lieben getreuen Brüder! Aus dieser Anklageschrift wird klar, dass die Intrigen dieser heimlichen Ungläubigen, die einige leitende Beamte in die Irre führen und so gegen uns aufhetzen, erfolglos geblieben sind und sich als Lügen herausgestellt haben. Nun versuchen sie unter dem Vorwand, wir seien ein Komitee oder wollten einen Verein gründen, ihre verlogenen Anschuldigungen zu verschleiern. Infolgedessen lassen sie niemanden in meine Nähe kommen. Als ob jemand, der auch nur in unsere Nähe käme, ganz plötzlich einer von uns würde! Sogar höhere Beamte scheuen deshalb davor zurück. Und durch dergleichen Schikanen glauben sie, sich bei ihren Vorgesetzten (amir) Liebkind machen zu können. Insbesondere حا ص م دبص . Den nun folgenden Absatz (fikra) hatte ich eigentlich dem Widerspruch (den ich eingelegt habe) anfügen wollen. Doch eine andere Überlegung (fikir) hat mich davon abgehalten. Dieser Absatz lautet folgendermaßen: Wir sind in der Tat eine Vereinigung. Doch wir sind eine Vereinigung, die in jedem Jahrhundert ihre dreihundertundfünfzig Millionen Mitglieder hat. Jeden Tag verkündigen sie durch ihr fünfmaliges Gebet (namaz) in vollkommener Hingabe und Verehrung, ihre Verbundenheit und Dienstbereitschaft. اِنَّمَا الْمُؤْمِنُونَ اِخْوَةٌ {"In der Tat sind alle Gläubigen Brüder." (Sure 49, 10)} Mit diesem heiligen Programm beeilen sie sich mit ihren Gebeten (dua) und mit ihren spirituellen Verdiensten einander zu Hilfe zu eilen. So sind wir denn Mitglieder dieser heiligen, gewaltigen Vereinigung. Und es ist unsere ganz besondere Aufgabe, in kritisch betrachtender Form und auf eine untersuchende Weise den Leuten des Glaubens die Glaubenswahrheiten des Qur'an zu erklären und so zugleich uns und sie vor der ewigen Verdammnis und der immerwährenden Einzelhaft im Zwischenreich (berzah) zu erretten. Wir haben absolut keine Verbindung mit irgendeiner weltlichen oder politischen Verschwörung oder revolutionären Vereinigung, wie man es uns zu unterstellen versucht. Wir begeben uns nicht auf die Stufe irgendeiner solchen sinn- und bedeutungslosen geheimen Verbindung hinunter. * * * اَلسَّلاَمُ عَلَيْكُمْ وَرَحْمَةُ اللّٰهِ وَبَرَكَاتُهُ اَبَداً دَآئِمًا {"Friede sei mit euch, Gottes Erbarmen und Sein Segen für immer und ewig!"} Meine lieben getreuen Brüder! Seht euch vor, ja, hütet euch vor den weltlichen (dunya) Strömungen, besonders aber vor den politischen Strömungen und ganz besonders vor den auf das Ausland gerichteten Strömungen, damit sie euch nicht in eine Spaltung hinein reißen! Diese irregeleiteten Gruppen, die sich gegen euch vereinigt haben, dürfen (keine Gelegenheit dazu bekommen), euch ins Verderben zu stürzen. اَلْحُبُّ فِى اللّٰهِ ٭ وَالْبُغْضُ فِى اللّٰهِ {"Liebe um Gottes willen, Zorn um Gottes willen!"} Anstelle dieser edlen (rahman) Prinzipien dürfen nicht die teuflischen Grundsätze اَلْحُبُّ فِى السِّيَاسَةِ ٭ وَالْبُغْضُ لِلسِّيَاسَةِ {"Liebe um der Politik (Staatsräson) willen, Zorn um der Politik willen!"} dominieren. Einem engelgleichen Bruder in der Wahrheit (haqiqat) gegenüber darf man keine Feindschaft und einem Parteigenossen gegenüber, der doch nur ein finsterer Geselle (hannas, Sure 114) ist, keine Liebe (muhabbet) und aufgrund seiner politischen Zugehörigkeit kein Einverständnis mit seinem Despotismus zeigen und sich nicht innerlich an seinen Verbrechen mitschuldig machen. Die heutige Politik verdirbt in der Tat die Herzen (qalb) und überlässt die so verstörten Seelen (ruh) ihrer Qual. Ein Mensch, der den Frieden seines Herzens (selamet-i qalb) und die Ruhe seines Geistes (istirahat-i ruh) sucht, sollte die Politik meiden. Es hat heute auf dieser Erde in der Tat ein jeder seinen Anteil am (allgemeinen Unglück), das ihn in seinem Herzen (qalb), seiner Seele (ruh), seinem Geist (aql) oder seinen Körper ergreift, zieht sich so seine Strafe zu und stürzt ins Elend. Da nun insbesondere die Leute des Irrtums und der Gottvergessenheit (ehl-i dalalet ve ehl-i ghaflet) von Gottes umfassendem Erbarmen (merhamet-i umumiye-i Ilahiyye) und der vollkommenen Weisheit des Hochgelobten (hikmet-i tamme-i Subhaniye) nichts erfahren haben, jedoch aufgrund eines allgemein-humanitären Mitempfindens mit dem ganzen Menschengeschlecht verbunden sind, ziehen sie sich zusätzlich zu ihren eigenen Schmerzen auch noch das augenblickliche Elend der ganzen Menschheit und all ihre entsetzlichen Leiden zu, empfinden selbst all ihren Jammer und ihre Qual. Denn da sie auf eine völlig unnötige und nutzlose Weise ihre tatsächlichen Pflichten (vazife-i haqiqiye) und absolut (elzem) notwendigen Aufgaben vernachlässigt haben, lauschen sie nun auf die Bedrohungen aus dem Ausland, die politischen Unruhen, die weltweiten Ereignisse und kümmern sich darum und berauschen sich daran. So werden sie in ihrem Geiste (ruh) zu Wirrköpfen und in ihrem Verstande (aql) zu Schwätzern. اَلرَّاضِى بِالضَّرَرِ لاَيُنْظَرُلَهُ {"Wer mit dem Schaden zufrieden ist, empfängt kein Erbarmen (merhamet)."} Diesem Grundsatz entsprechend haben sie selbst ihr Recht auf Mitleid (shefqat) und die Würde derer, über die man sich erbarmt (merhamet liyakati) verwirkt. Man braucht sie also nicht zu bedauern und zu bemitleiden (shefqat). Und sie rufen völlig unnützer Weise das Unglück (bela') auf sich herab. Ich schätze, dass diejenigen, die auf dem ganzen Erdenrund in allem Sturm und Brand noch den Frieden des Herzens (selmet-i kalb) bewahren und die Ruhe des Geistes (istirahat-i ruh) retten können, einzig diejenigen sind, die den wahren Glauben (haqiqi ehl-i iman) und Vertrauen in Gott (ehl-i tevekkul) besitzen und darum zufrieden sind. Darum werden auch die meisten unter denen, die sich (jetzt noch) retten können, diejenigen sein, die nun wahrhaft aufrichtig (sadaqat) in den Kreis der Risale-i Nur eintreten. Denn da sie im Lichte (Nur) und in der Sichtweise des Unterrichts (ders) im wahren Glauben (iman-i tahqiqi), den sie aus der Risale-i Nur empfangen haben, in allen Dingen stets die Spur und das Antlitz der göttlichen Barmherzigkeit (rahmet-i Ilahiyye) erblicken, in allen Dingen Seine vollkommene Weisheit (kemal-i hikmet) und die vollkommene Ausgewogenheit Seiner Gerechtigkeit (djemal-i adalet) bezeugen, in vollkommener Hingabe (kemal-i teslimiyet) und Zufriedenheit auch mit allem Unglück, das zum Handeln der Herrschaft Gottes (Rububiyet-i Ilahiyye) hinzu gehört und das sie in Ergebenheit (teslimiyet) und Gelassenheit, zufrieden auf sich nehmen, keineswegs versuchen, in ihrem Mitgefühl (shefqat) selbst noch über die göttliche Barmherzigkeit (merhamet-i Ilahiyye) hinauszugehen, erleiden sie auch niemals Pein und Qual. Wer also nun aufgrund dieser Tatsache (haqiqat) Glück und Wohlergehen nicht nur im jenseitigen Leben (hayat-i uhreviye), sondern auch schon im diesseitigen Leben (dünyadaki hayat) ersehnt, kann und wird all dies - bestätigt durch unendlich viele Erfahrungen - in der Risale-i Nur durch den Glauben (iman) und den Unterricht (ders) aus dem Qur'an erfahren. Said Nursi * * * Ein Brief von Emin, der zusammen mit Mehmed Feyzi einer der kostbaren Nur-Schüler war und in Kastamonu acht Jahre lang Bediüzzaman gedient hat. اَلسَّلاَمُ عَلَيْكُمْ وَرَحْمَةُ اللّٰهِ وَبَرَكَاتُهُ بِعَدَدِ رَسَائِلِ النُّورِ الْمَقْرُوئَةِ وَالْمَكْتُوبَةِ {"Friede sei mit euch, Gottes Erbarmen und sein Segen, nach der Anzahl aller lichtvollen Abhandlungen, seien sie nun erst gelesen oder bereits geschrieben."} Euer Exzellenz, unser so sehr geliebter, verehrenswerter, überaus geliebter Lehrer und Herr (Üstadimiz Efendimiz Hazretleri)! Erstens: Zur Nacht der Himmelfahrt unseres Propheten (Leyle-i Mi'radj) wünschen wir Euch Gottes Segen (tebrik)! Wir küssen Eure Hände und bitten Euch, über unser unzureichendes Benehmen hinwegsehen zu wollen. Denen, die sich für die Lebensgeschichte unseres Meisters (Ustadh) interessieren, möchten wir Folgendes mitteilen: Der weise Qur'an weist in wunderbarer Weise (i'djas) mit dreiunddreißig Ayat darauf hin, wie auch Imam-i Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, in seinen Kassiden (Djeldjelutiye ve Erdjuze) {Poetische Kunstwerke, die in einem ganz bestimmten Versmaß abgefasst wurden.} in wunderbarer Weise (keramet) andeutet, desgleichen auch Ghavs-i Adham, möge sein Geheimnis geheiligt sein, in froher Botschaft verkündigt, welchen Verlauf das Leben unseres Meisters (Ustadh) in Wahrheit (haqiqi) nehmen wird und erklärt dabei zugleich auch, welches das wahre (haqiqi) Wesen der Risale-i Nur ist. Wer die geistliche Persönlichkeit unseres Meisters (Üstadimizin Shahs-i manevi) kennen lernen möchte, muss einmal in der Risale-i Nur die Hinweise (isharat) aus dem Qur'an, die wunderbaren (keramat) Kassiden von Imam Ali und die wunderbaren (keramat) Voraussagen von Ghausi Adham und all die übrigen Abhandlungen in der Risale-i Nur sorgfältig und aufmerksam nachlesen. Unsere eigene absolute Überzeugung, was unseren Lehrer (Ustadh) betrifft, ist jedoch folgende: Unter dem Schatten (der Göttlichen Namen) Licht (Nur) und Weisheit (Hakim) gelangte er zu Wahrheit (haqaiq) und Erkenntnis (maarif) aus der Schatzkiste des Weisen Qur'an und verkündigte sie den Menschen, in der Absicht, damit seinen Dank für diese Gottesgaben (tahdis-i nimet) zum Ausdruck zu bringen. Auf diese Weise wurde Bediüzzaman Hazretleri zu einer Koryphäe der Wissenschaft und dank sei dem Charakter und der Persönlichkeit Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, geradezu zu einer Verkörperung islamischer Ethik. Nachdem er seinen Egoismus (nefs) und einen Abgrund (berzah) verkehrter Neigungen überwunden hatte, fand man in ihm ein Vorbild von edlem Charakter (mekarim-i ahlaq) und ein ganz besonders herausragendes Beispiel für unsere Zeit. Bis heute hat er sein ganzes Leben lang einen staunenswerten, hohen und großen Eifer und eine erhabene Ruhe (sekinet) an den Tag gelegt und dabei stets tugendhaft und in Bescheidenheit gelebt. Reichtum des Herzens (qalb), Vertrauen in Gott (tevekkul) und Genügsamkeit sind bei ihm in bewunderungswürdigen Maße vorhanden. Sein Unterhalt und auch seine Bekleidung sind sehr einfach und sein Beispiel edler Gesittung (mekarim-i ahlaq) ist überragend. Für weltliche (dunya) Dinge hat er auch nicht ein Stäubchen Interesse und liebt (muhabbet) sie auch nicht im geringsten. Darüber hinaus aber hat er sich in seinem Leben eine solche Hochachtung vor der Wissenschaft (ilm) bewahrt, dass er niemals irgendwem gegenüber seine tatsächliche Armut durchblicken ließ, was er sich übrigens selbst zum obersten Prinzip in seinem Leben (hayat) gemacht hat. Unser Lehrer (Ustadh), auch wenn das Leben und das Glück (dunya) ihm zulächelten, wandte sich von ihm ab. Allzeit achtete er darauf, sich Ehre und Anstand zu bewahren und seinen Lebensunterhalt stets nur von der Gnade Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq'in inayeti) entgegen zu nehmen. Spenden (sadaqa), Almosen (zekat) oder irgendwelche Geschenke nahm er nicht an. Mit Sicherheit wissen wir, dass er in der Zeit, die er in Kastamonu verbracht hat, einmal sogar seine Decke verkauft hat, um so seine Wohnungsmiete bezahlen zu können. Auch hier nahm er auf gar keinen Fall irgendwelche Geschenke an. Auch liebt unser Lehrer (Ustadh) irgendwelches gekünsteltes oder anmaßendes Benehmen ganz und gar nicht und hat sogar seinen Schülern gegenüber angeordnet, sich von derartigen Fesseln eines gekünstelten (Benehmens) frei zu machen. So geruhte er zu sagen: "Solch ein gekünsteltes (Benehmen) ist nach (allen Regeln) der Weisheit und des islamischen Rechts vom Bösen. Denn jegliche Neigung zu solch einem gekünstelten Benehmen (tekellüf sevdasi) verleitet dazu, die jedem Menschen geläufigen Grenzen des Erlaubten zu überschreiten. Solche Gekünsteler können sich nicht davor retten, manchmal in einer selbstgefälligen Haltung zu erscheinen, stolz aufzutreten und zeitweilig eine, wenn auch nur vorgetäuschte Kälte zur Schau zu tragen. Doch beide Verhaltensweisen {Sowohl ein gekünsteltes wie auch ein selbstgefälliges Verhalten sind unecht.} verletzen nur die Aufrichtigkeit (ikhlas)." Auch ist unser Lehrer (Ustadh) sehr bescheiden. Er hält sich von allen Wünschen anderen überlegen und etwas besonderes zu sein und jeglicher Sucht nach Ruhm weitestgehend zurück. Da er selbst über einen reinen Charakter verfügt, ist er erhaben über dergleichen Dinge, die ihn sonst vielleicht innerlich aufwühlen könnten. Jedem, besonders aber den Alten, den Kindern und den Armen begegnet er mit Güte und Mitgefühl und einer inneren Haltung wahrer Brüderlichkeit. In seinem gesegneten Antlitz funkelt ein Vertrauen erweckendes Licht, das Würde ausstrahlt und Sympathie einflößt. Es erweckt einerseits Ehrfurcht und ist doch zugleich verbunden mit einem Gefühl von Liebenswürdigkeit und Vertrauen. Und stets findet man darin auch ein Lächeln. Doch manchmal erfordert es auch die Erscheinung (der Heiligen Namen Gottes), dass in seinem Blick eine solche Ehrfurcht und Majestät (Djelal) zum Ausdruck kommt, dass ein Mann, der sich in diesem Augenblick gerade in seiner Nähe befindet und gerade etwas sagen möchte, plötzlich zu stammeln beginnt und man kaum noch verstehen kann, was er eigentlich sagen möchte. Auch wir in unserer Armseligkeit, sind oft Zeugen (einer solchen Wandlung) in seiner Erscheinung (hal) geworden. Unser Lehrer (Ustadh) hat die Gewohnheit, nur wenig zu sagen. Was er dann aber sagt, das sagt er kurz und prägnant. Dann ist ein jedes seiner Worte überaus sinnvoll, zuhöchst konzentriert und dabei dennoch in jedem Fall einem Grundsatz der Weisheit (hikmet) entsprechend allumfassend (djami'-ul kelim). Unser Lehrer (Ustadh) redet nie über andere Leute und duldet auch nicht, dass in seiner Gegenwart über andere Leute gesprochen (ghiybet) wird. So etwas gefällt ihm ganz und gar nicht. Fehler und Mängel übersieht er einfach. Auch ist ihm stets eine derart gute Meinung zu eigen, dass er, sobald ihm jemand eine unschöne Verlautbarung überbringt, zu sagen geruht: "Gott bewahre! Das ist eine Lüge! Eine solche Persönlichkeit, von der man sagt, dass sie ein derartiges Wort gesagt haben solle, kann so etwas gar nicht gesagt haben." Unserem Lehrer (Ustadh) ist der Kampf mit seiner eigenwilligen Seele (nefs) bereits zur Gewohnheit geworden und er beherrscht ihn mit aller Kompetenz, sodass er niemals den Lüsten seiner Begierde (nefsaniye) dienstbar wurde. Dabei isst er so wenig und schläft auch so wenig, wie es für einen gewöhnlichen Sterblichen niemals genug gewesen wäre. In den Nächten findet er sich bis zum Morgen mit einer solchen Andacht ins Gebet (ubudiyet) vertieft, dass es zuweilen geradezu auffällt. Weder im Sommer noch im Winter ändert er etwas an seinen Gewohnheiten. Auch vernachlässigt er nie das nächtliche Gebet (teheddjud), die Bittgebete (munadjat) und andere Rezitationen (evrad). Sogar im ehrwürdigen Monat Ramadan, da er bereits sechs Tage lang das Fasten nicht mehr gebrochen und aufgrund einer sehr schweren Krankheit nichts mehr gegessen hatte, wurde er niemals nachlässig und blieb standhaft im Gebet (ubudiyet). Seine Nachbarn sagten jedes Mal (zu uns): "Wir haben acht Jahre lang, Sommer wie Winter, in den Nächten, stets zur gleichen Zeit (beginnend) bis zum Morgengrauen der Stimme eures Lehrers (Ustadh) gelauscht, wenn er in traurigem und anrührendem Ton seine Bitten und Gebete (munadjat) murmelte und uns stets mit seinem ununterbrochen fortgesetzten Eifer in Staunen versetzte." Auch achtet unser Lehrer (Ustadh) stets mit äußerster Sorgfalt auf Sauberkeit und die rituelle Reinheit (taharet ve nezafet-i sher'iye). Deshalb befindet er sich auch jederzeit in diesem Zustand (abdest). Niemals vertut er unnütz seine gesegnete Zeit. Stets beschäftigt er sich mit der Abfassung oder der Korrektur der Risale-i Nur, oder er liest den Djauschan 🙂 ein Gebetbuch), stets darauf vorbereitet, das Gebet (ubudiyet) zu verrichten. Auch findet man ihn häufig tief ins Meer höchsten Nachsinnens über Gott versunken. Da sich weit draußen vor der Stadt ein bewaldeter Hügel befand, gingen wir meistens im Sommer mit unserem Lehrer (Ustadh) dorthin. Unterwegs korrigierte er dann die Risale-i Nur. Dabei achtete er auch darauf, wie seine armen Schüler diese Kapitel (risalah) lasen, bezeichnete dabei ihre Fehler und korrigierte sie, oder erteilte uns aus einer alten, bereits korrigierten (Abhandlung) seinen Unterricht. So verbrachte er selbst noch auf dem Weg seine gesegnete Zeit mit seiner Aufgabe (vazife). So können wir denn in der Tat bestätigen, dass die Anmut und Freundlichkeit, die wir in der Ansprache unseres Lehrers (Ustadh) empfunden haben, uns eine solche Süßigkeit seines Segens spendete, dass der Unterricht, den wir von morgens bis abends auf diese Weise von ihm empfingen, auch wenn wir dafür zu Fuß gehen mussten, uns niemals Anlass zur Langeweile wurde. Auch zog unser Lehrer (Ustadh) den Dienst an der Risale-i Nur allen anderen Dingen vor und geruhte dabei zu sagen: "Seit zwanzig Jahren habe ich außer dem Weisen Qur'an und der Risale-i Nur kein anderes Buch mehr studiert und kann man auch kein anderes mehr bei mir finden. Die Risale-i Nur genügt mir." Wessen bedurfte es denn in der Tat außer dem Qur'an, der in seiner Verkündigung ein Wunder (Mu'djiz-ul Beyan) ist, auch noch, nachdem ihm doch bereits aus der Hand dessen, der allein einen vollkommenen Segen (Feyyaz-i Mutlaq) zu spenden vermag, in seinem erleuchteten Herzen (kalb-i munevveri) alle Wahrheiten (haqaiq) des Qur'an geoffenbart (ilham) worden und er mit einem vollständigen Überblick (über dessen Wahrheiten) gesegnet worden war? Wer daran zweifelt, braucht nur einmal die Risale-i Nur genau anzusehen. Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) hat unserem Lehrer (Ustadh) zur Abfassung der Risale-i Nur eine Eigenschaft als eine so einzigartige Fähigkeit zum Geschenk (ihsan) gemacht, wie sie kaum ein anderer zu erlangen vermag. Diese wunderbaren Abhandlungen (Nur Risalah) sind in der Verbannung, während (Perioden) der Krankheit, auf Bergen und Hügeln, ohne einen kundigen Schreiber, unter äußerst schwierigen, kaum zu ertragenden Umständen, trotz zahlloser offensichtlicher Schwierigkeiten zustande gekommen und den Gläubigen zu Hilfe geeilt. Doch sei Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) Dank dafür, dass Er unserem Lehrer (Ustadh) in Seiner göttlichen Gnade (inayet-i Ilahiye) auf wunderbare Weise einen solch überragenden Erfolg zum Geschenk (ihsan) gemacht hat. So geschah es denn aufgrund dieses Geheimnisses (sirr), dass Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) ihm die Fähigkeit verliehen hat, den gesamten Kosmos gleich einem himmlischen Buch und die Erde wie eine Seite darin, einem Entdecker und Augenzeugen gleich, mit wahrheitsgemäßer Sicherheit (bihaqqa-l'yaqin) zu lesen. So machte Er ihn, rein aus Seiner Gnade (inayet) zum Besitzer (sahib) eines solchen heiligen (qudsi) Werkes. Während aber nun die Risale-i Nur in der Tat alle Wahrheiten und Erkenntnisse des Qur'an, der in seiner Verkündigung ein Wunder (Mu'djizul Beyan) ist, in den Ayat, welche das Gesetz betreffen, und in den Ayat, welche das Sein in dem großen Buch des Kosmos umfassen, dessen Sinn und Aufgabe erklärt und dabei das Menschengeschlecht dazu anspornt, bis zur höchsten Stufe der Erkenntnis Gottes (marifetullah) emporzusteigen und dabei ein so wunderbares und einzigartiges Werk ist, das sich noch dazu rasch verbreitet, sodass die Herzen (qalb), die heute (bereits das göttliche Leben in sich verloren hatten) und zu sterben begannen, nun mit Gottes Erlaubnis wieder neu zu schlagen beginnen und (Ustadh einzig darum bemüht ist), auf diese Weise die Wahrheit zu verbreiten, weshalb doch die Menschheit eigentlich auf ein so glückseliges Wesen (vudjud-u mes'ud: Sa'id) stolz sein sollte, es nun jedoch recht merkwürdig ist, dass die Leute der Qual (ehl-i shekavet: die Verdammten) es wagen, ihn vergiften zu wollen und auch noch mit Steinen nach ihm zu werfen. اَشَدُّ الْبَلاَءِ عَلَى اْلاَنْبِيَاءِ ثُمَّ اْلاَوْلِيَاءِ {"Das schlimmste Übel trifft zunächst die Propheten und danach die Freunde Gottes."} Diesem Geheimnis entsprechend werden die Erben der Propheten (enbiya) in der Tat von verschiedensten Übeln aller Art betroffen. Da dies aber ein Erfordernis der Göttlichen Weisheit (hikmet-i ilahiye) ist, wurde auch unser Lehrer (Ustadh), dieser gesegneten (mubarek) Gruppe entsprechend, das Ziel zahlloser Plagen (bela'). Ja sogar, als er zum ersten Mal Kastamonu (mit seiner Anwesenheit) beehrte, warfen, als er gerade zum Brunnen gehen wollte, um dort die rituellen Waschungen (abdest) zu vollziehen, die Kinder dort, angestachelt von einem unglückseligen Strolch, Steine nach ihm. Doch unser Lehrer (Ustadh), der ständig derartige Schikanen und Misshandlungen zu gewärtigen hatte, trat ihnen mit erhabener Entschlossenheit entgegen und ertrug sie mit Geduld. Und da er zudem ein großes, weites und friedvolles Herz (selamet-i qalb) besaß, wurde er über diese Kinder keineswegs wütend, sondern geruhte vielmehr zu sagen: "Dies hat mich dazu veranlasst, eine Feinheit in einer Ayah der Sure Ya-Sin zu entdecken." Und deshalb betete er stets für sie. Später entwickelten eben diese Kinder durch die Gebete (dua) und unter dem Segen unseres Lehrers (Ustadh) eine geradezu staunenswerte Haltung: Wann immer sie unseren Lehrer (Ustadh) erblickten, kamen sie von nah und fern herbeigerannt, um seine gesegneten Hände zu küssen und seine Gebete (dua) entgegenzunehmen. Auch gibt es sehr viele (Beispiele) für die wunderbare Haltung unseres Lehrers (Ustadh) und sein Staunen erregendes, zuweilen unerklärliches Verhalten, besonders, wenn es dabei um die Risale-i Nur ging. Dabei können wir in der Tat bezeugen: Unser Lehrer (Ustadh) vermochte besser als wir selbst zu erkennen, was in unseren Herzen vor sich ging. Oftmals, noch bevor wir selbst darüber Bescheid wussten, ermahnte er uns sehr erregt, bezüglich einer Sache und versetzte uns dadurch in Erstaunen. Doch einige Tage später passierte ganau das, weswegen uns unser Lehrer (Ustadh) ermahnt hatte und brachte uns wieder zur Besinnung. So waren wir einmal mit unserem Lehrer (Ustadh) auf einen Berg gestiegen und die Zeit, zur Stadt zurückzukehren war noch gar nicht gekommen, da erhob unser Lehrer (Ustadh) sich plötzlich und befahl auch uns dasgleiche. Als wir nach dem Grund (hikmet) dafür fragen wollten (sagte er): "Gehen wir schnell! Man erwartet uns zu einem Dienst an der Risale-i Nur." In der Tat fanden wir, zur Stadt zurückgekehrt, einen absolut wichtigen Schüler der Risale-i Nur, der bereits auf uns wartete. Oder die Nachbarn berichteten uns, dass jemand bereits mehrmals da gewesen und wieder weg gegangen war. Ein andermal übergab eine gesegnete Frau {(*): Der Name dieser Frau ist Asiye.} aus der ferneren Verwandschaft eines Schülers des Ehrenwerten Mevlana Khalid, dessen Geheimnis Gott heiligen möge, Kütjük Ashik mit Namen, im Ehrwürdigen Ramadan Feyzi als gutes Vorzeichen eine Djelebe (langes Obergewand) von Mevlana Hazretleri, welche sie schon seit vielen Jahren aufbewahrt hatte, damit sie nun unser Lehrer (Ustadh) bei sich behalten solle. Unser Lehrer (Ustadh) erteilte auch sofort unserem Bruder Emin den Auftrag, sie zu waschen und hob an, Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) zu danken. Feyzi erinnert sich: "Diese Frau hatte sie mir nur für zwanzig Tage mitgegeben. Warum aber dann behandelte sie mein Lehrer (Ustadh) wie sein Eigentum (sahib)?", und er wunderte sich darüber. Als er dann später diese Frau wiedersah, sagte diese Frau zu Feyzi: "Weil der Meister (Ustadh) keine Geschenke annimmt, hatte ich mich so ausgedrückt, damit er es auf diese Weise vielleicht doch annehmen werde. Doch ist es ein Unterpfand für ihn. Djanimiz dahi feda olsun!" {Sinngemäß: Wir werden weder Mühe noch Kosten scheuen und kein Opfer (feda) wird uns im Leben (djan) zu groß sein.} Und so befreite sie also unseren Bruder von seinem Erstaunen. {Sinngemäß: Das also war nun des Rätsels Lösung!} Deswegen sagt man: Unser gesegneter Lehrer (Ustadh) akzeptierte in der Tat diese Djelebe als ein Zeichen, dass die Aufgabe der Erneuerung des Glaubens (vazife-i tedjeddud-u dini) ihm in der Nachfolge von Mevlana Halid (nun viele Jahre nach dessen Tode) übertragen worden war. Und das sollte auch so sein. Denn in einer zuverlässigen (sahih) Hadith heißt es: اِنَّ اللّٰهَ لَيَبْعَثُ لِهٰذِهِ اْلاُمَّةِ عَلَى رَاْسِ كُلِّ مِاَةِ سَنَةٍ مَنْ يُجَدِّدُ لَهَا دِينَهَا {"Fürwahr, Gott sendet dieser Gemeinschaft (ummah) zu Beginn eines jeden Jahrhunderts einen, der ihren Glauben (din) erneuern wird."} Mevlana Hazretleri wurde 1193 n.H. (1777 n.Ch.), Üstadh Hazretleri 1293 n.H. (1877 n.Ch.) geboren. Diese Hadith wird in der Risale-i Ghausiye 🙂 ein Kapitel aus der Risale-i Nur) ausführlich erklärt. Unser Lehrer (Ustadh) geruhte gelegentlich zu uns und insbesondere zu Feyzi zu sagen: "Euch wird noch eure Strafe ereilen. Eine Ohrfeige werdet Ihr bekommen. Ins Gefängnis werdet ihr gehen." Er hat uns damit vorausgesagt, dass man uns einmal in Denizli ins Gefängnis einliefern werde. Wir haben das damals stets für einen Scherz gehalten. Doch es war eine Ermahnung und zugleich die Erklärung der Vorausverkündigung eines bedeutenden Ereignisses. In Wirklichkeit hat es gar nicht so lange gedauert, bis es geschah, so wie unser Lehrer (Ustadh) es uns vorausgesagt hatte. Und wiederum geruhte er, bevor dies geschah und wir in Denizli ins Gefängnis (eingeliefert wurden), zu sagen: "Meine Brüder, es ist mir schon seit langem (aufgefallen), dass ich noch nie länger als acht Jahre an einem Ort geblieben bin. Nur wird es bald neun Jahre, seit ich hierher gekommen bin. Dieses Jahr werde ich jedenfalls entweder sterben oder an einen anderen Ort überführt werden." So sagte er und kündigte uns damit an, dass er Kastamonu wieder verlassen werde. Auch geruhte unser Lehrer (Ustadh), noch bevor das Unheil über uns herein brach und wir in das Gefängnis in Denizli verbracht wurden, zu sagen: "Meine Brüder, ich spüre, dass die Risale-i Nur von verschiedener Seite angegriffen wird. Seit also ganz besonders vorsichtig!" In der Tat dauerte es auch gar nicht lange, bis ein alter Hodja in Istanbul, ohne sich so recht darüber im klaren zu sein, einen bestimmten Punkt in irgendeinem Kapitel kritisierte. Daraufhin wies jedoch der inzwischen verstorbene (merhum) frühere Oberste Rechtsgelehrte (fetva emini), Ali Riza Efendi Hazretler, diese Kritik des Hodjas zurück und bestätigte voll und ganz die Richtigkeit (haqqaniyet) der Risale-i Nur. ........... Eines Tages scheute einmal eines der Tiere und unser Lehrer (Ustadh) verstauchte sich den Fuß. Monatelang konnte er seine religiösen Pflichten (vazife-i ubudiyeti) nur noch unter Schmerzen und auch seinen geheiligten Dienst an der Risale-i Nur allein unter großen Schwierigkeiten verrichten. Später, als er aufgrund einer fürchterlichen Vergiftung (während eines Ausflugs) auf einem Berg in sehr ernster Weise krank wurde, geschah es, dass er verhaftet und nach Denizli ins Gefängnis gebracht wurde. Er jedoch in seiner einzigartigen Individualität (ferd-i ferid) ertrug diesen so schwierigen und abscheulichen Zustand mit Festigkeit (metin) und Eifer im Dienst am Glauben (iman) und am Qur'an, stets im äußersten Grade darum bemüht, seine religiösen Pflichten (ubudiyetteki vezaif) zu erfüllen, ohne ihrer jemals überdrüssig zu werden, edelmütig, standhaft und mit einer großen Geduld. Desweiteren geruhte unser Lehrer (Ustadh) vor unserer Verhaftung mehrere Male zu sagen: "Die Weltleute (ehl-i dunya) sollen (unseren Dienst) an der Risale-i Nur nicht stören. Stören sie ihn, ist darin der Grund (dafür zu suchen, wenn sich die Natur in gewaltigen) Katastrophen (gegen die Missachtung universell gültiger Gesetze) auflehnt." In der Tat ist es allgemein bekannt, dass mit der Verhaftung der Schüler der Risale-i Nur überall Katastrophen, Erdbeben und Seuchen auszubrechen begannen, bis die Wahrhaftigkeit (haqqaniyet) der Risale-i Nur bestätigt wurde und bis bezeugt wurde, dass sie für das Land zum Segen (faidah) ist, setzten sich diese Beben an vielen Orten, z.B. auch in Kastamonu fort. Ja selbst die hoch über Kastamonu aufragende historische Festung, die für einige Abhandlungen (risalah) zur Schule (medrese) geworden war, warf in sehnsüchtigem Verlangen nach deren Verfasser, unserem Meister (Ustadh) die doch sonst so fest verankerten Steine in tiefer Trauer herab, womit sie ganz offensichtlich bestätigte, was dieser aus der unsichtbaren Welt (ihbar-i ghaybi) bereits voraus verkündet hatte. Unser Lehrer (Ustadh) geruhte vor unserer Verhaftung zu sagen: "Es gibt einen fürchterlichen Plan, die Risale-i Nur anzugreifen. Doch macht euch deswegen keine Sorgen! Und hier die gute Nachricht (mujde): die Gnade Gottes (inayet-i ilahiye) wird uns zu Hilfe kommen. Es ist dies wie folgt: Heute hatte ich den Mächtigen Konvolut über das Licht (Hizb-i Adham-i Nuri) {ein Gebetbuch} aufgeschlagen, um darin zu lesen, als mir plötzlich die Ayah وَاصْبِرْ لِحُكْمِ رَبِّكَ فَاِنَّكَ بِاَعْيُنِنَا وَسَبِّحْ بِحَمْدِ رَبِّكَ {"So erwarte denn geduldig den Rechtsspruch deines Herrn. Denn unter unseren Augen stehst du ja. Drum lobpreise deinen Herrn in Dankbarkeit." (Sure 52, 48) (*) (*) Sinngemäß: Warte geduldig ab! Der Herr wird dir zu deinem Recht verhelfen. Er hat dich nicht vergessen. Er sieht dich stets und steht dir bei.} ins Auge fiel." Da geruhte er zu sagen: "das heißt: (diese Ayah) sagte zu mir: "Sieh her!" Da schaute ich hin und siehe: Unter den vielen Schichten mit (unterschiedlichsten) Bedeutungen (mana) geben uns insbesondere verschlüsselte Hinweise (mana-yi ishari) und Abdjed-Rechnungen (djifr) sowohl einen Hinweis (isharet) auf die Katastrophe einer (künftigen) Gefangenschaft als auch auf unsere Befreiung und (auf diese Weise doch noch) eine frohe Nachricht (besharet)." So zeigte er uns denn vor dem Gerichtshof in Denizli, noch neun Monate bevor wir freigesprochen wurden, zweifelsfrei, welch kostbaren Juwel von einem Schatz er in dieser Ayah entdeckt hatte und schenkte uns sowohl durch die Mitteilung seiner Entdeckung dieses Wunders, das der bedeutsame Hinweis in dieser ehrwürdigen Ayah ist, als auch durch die innere Stärke, die er uns, seinen geschwächten Schülern mit dieser Mitteilung schenkte, eine große Freude. Die genaue Erklärung dieser Ayah findet sich in der Verteidigungsschrift von Denizli und in der Sammlung seiner Briefe. Unser Lehrer (Ustadh), der in unserer Zeit ein edles und einzigartiges Vorbild ist, ist zudem auch außerordentlich beherzt und durch nichts zu erschüttern (metin). Auch verfügt er über einen ganz ungewöhnlichen Mut, sich mit Eifer für eine edle Sache (einzusetzen) und ist zugleich auch ein Sprachrohr der Wahrheit (haqq), der auf dem Wege der Wahrheit (haqq) niemals zögert, das Wort zu ergreifen und sich vor dem Tadel seiner Kritiker nicht fürchtet. So sah er eines Tages, das Grabsteine, auf denen "Im Namen Gottes (Bismillah)" eingraviert stand, zur Abdeckung der Kanalisation verwendet wurden. Obwohl hier nun bedeutende Autoritäten (dunya) anwesend waren, sagte er mit Worten, die kein anderer zu sagen gewagt hätte, dass dies ein Unrecht sei und wurde so gegen weitere derart rechtswidrige Tätigkeiten gleichsam zu einer unüberwindlichen Mauer. Wer nun auch immer darüber hinaus in unserem Land soviel Frechheit besäße, unseren Lehrer (Ustadh) zu beleidigen und der Risale-i Nur einen Schaden zuzufügen, sollte mit Sicherheit ein böses Ende erleben. Manche sind inzwischen zur Vernunft gekommen und haben sich bereits entschuldigt, während andere hingegen ihre Strafe erhalten haben. Einige dieser Vorfälle wurden in der Sammlung seiner Briefe (näher) beschrieben. Abschließend (sei hier angemerkt), dass es für unsereins in unserer Armseligkeit nicht möglich ist, die Vollkommenheit aller Eigenschaften (evsaf-i kemali) und die ganze Schönheit der Erscheinung (mehasin-i ahvali) unseres Lehrers (Ustadh) wahrheitsgemäß (haqq) zu beschreiben und darzustellen. (Gott) der Schöpfer in Seiner Majestät und Güte (Khalik-i Dhu-l'Djelal ve-l'Djemal) hat unseren verehrten Meister (Hazret Üstadh) als eine ganz außergewöhnliche Erscheinung erschaffen und ihn gewürdigt, Seine göttliche Führung (taufiq-i ilahiye) erfahren zu dürfen. Wie glückselig ist doch er, der durch die Risale-i Nur im Dienst am Qur'an wie auch am Glauben steht, sie selbst studiert und andere dazu ermuntert und nachdrücklich empfiehlt und der von der Risale-i Nur seinen Unterricht erhalten durfte! Solange sich unser Lehrer (Ustadh) noch in unserer Gegend aufhielt, geruhte er, sich unablässig Segen (feyz) spendend um die Verbreitung der Wahrheit (haqaiq) zu bemühen, wobei er sich für seine gesegneten (mubarek) Vorträge völlig verausgabte. So flehen wir zu Gott dem Allbarmherzigen Allerbarmer (Djenab-i Erhamurrahimin) mit ganzem Herzen und ganzer Seele (ruh), Er möge uns am Tage der Wiederversammlung (mahsher) mit unserem Lehrmeister (Ustadh), der eine Schatzkammer der Gelehrsamkeit und eine Koryphäe der Wissenschaft (ulum ve funun) ist, diesem einzigartigen Prediger (bedi-ul beyan) Bediüzzaman Said Nursi Hazretleri zusammenführen, durch den sich die ehrenwerte Hadith اَلسَّعِيدُ سَعِيدٌ فِى بَطْنِ اُمِّهِ {"Der Glückliche, der bereits im Schoße seiner Mutter glücklich war."} bestätigte, damit er an diesem furchterregenden Tag unsere Hände mit seiner lichtvollen, liebenden und segnenden (nurlu, mushfik, mubarek) Hand halten und uns in die Gegenwart (hudhur) des Ehrenwerten Gesandten führen, mit dem Friede und Segen sei. Dies möge Gott so wollen (insha-a'llah)!..." Feyzi, Emin Schüler der Risale-i Nur * * * Einige Worte über das Große Zeichen (Ayet-ul Kubra) Als Bediüzzaman Hazretleri noch in Kastamonu war, hat er eine großartige Abhandlung (risalah) mit dem Titel "Das Große Zeichen (Ayet-ul Kubra) geschrieben, worin er die Existenz Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) und Seine Einheit in der Sprache allen Seins (mevdjudat) beweist. Über diese risalah sagt unser Lehrer (Ustadh): "Sie ist eine qur'anische Wahrheit (haqiqat) um der derzeitigen furchtbaren Zerstörung willen und zugleich eine solide Mauer gegen sie." So wie sie ihm ins Herz kam, hat er sie schnell niederschreiben lassen und sich dann mit der ersten Abschrift begnügt. Unser Lehrer (Ustadh) geruhte zu sagen: "Da ich bei der Niederschrift das Gefühl hatte, das hier etwas ohne mein Wissen und Wollen (irade ve ihtiyar) geschah, habe ich es nicht für angemessen gehalten, ordnend einzugreifen oder etwas daran zu verbessern." Diese risalah hatte zunächst einmal zur Folge, dass unser Lehrer (Ustadh) und seine Schüler ins Gefängnis eingeliefert wurden, weil (diese Abhandlung) ja heimlich gedruckt worden war, später jedoch wurden sie nach einer zweijährigen Untersuchungshaft erst in Denizli, dann als Schwerverbrecher im Zuchthaus zu Ankara einstimmig freigesprochen und die Risalah ihnen zurückgegeben. Imam-i Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, hatte diese Risalah mit seinem alles Verborgene erkennenden Blick bereits erschaut und weist in seiner "Kaside-i Djeldjelutiye" darauf hin, welche Bedeutung diese Risalah haben und welche Hochschätzung sie erfahren werde und sie mit der Anrufung وَبِاْلاٰيَةِ الْكُبْرٰى اَمِنِّى مِنَ الْفَجَتْ {"und durch das Große Zeichen (Ayatu-l'Kubra) rette mich"} gebetet und sie so zu seinem Führsprecher gemacht. Nach einer (langen und ausführlichen und kritischen) Untersuchung (tedkik) dieser ayet-ül Kübra wurden unser Lehrer (Ustadh) und seine Schüler aus dem Gefängnis errettet, was beweist, dass das Gebet (dua), das Imam-i Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, gesprochen hatte, angenommen worden war. Da aber nun in unserem Jahrhundert ganze Strömungen von Irrlehren (dalalet) versuchen, im Glauben (iman) der Muslime eine fürchterliche Zerstörung anzurichten, wird die qur'anische Wahrheit (die in dieser Ayah dargestellt wird) als dafür geeignet angesehen, aufgrund ihres Zusammenhangs an dieser Stelle als ein mächtiges Bollwerk (gegen den Unglauben) eingefügt zu werden. * * * Das große Zeichen Betrachtung eines Reisenden, der das All nach seinem Schöpfer befragt (Ein Teil des zweiten Kapitels der Abhandlung "Das Große Zeichen" (der siebente Strahl), die von der Einheit Gottes (Tauhid) handelt) بِسْمِ اللَّهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ تُسَبِّحُ لَهُ السَّمٰوَاتُ السَّبْعُ وَاْلاَرْضُ وَمَنْ فِيهِنَّ وَإِنْ مِنْ شَىْءٍ إِلاَّ يُسَبِّحُ بِحَمْدِهِ وَلٰكِنْ لاَ تَفْقَهُونَ تَسْبِيحَهُمْ إِنَّهُ كَانَ حَلِيمًا غَفُورًا {"Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. Es lobpreisen Ihn die sieben Himmel und die Erde und was darinnen ist und es gibt kein Ding, das nicht Seinen Lobpreis besingt. Doch ihr versteht ihren Lobpreis nicht. Siehe, Er ist milde (Halim) und Er vergibt (Ghafur)!" (Sure 17, 44)} (Diese zweite Abhandlung (makam) ist eine Auslegung (teffhir) dieser gewaltigen Ayah und ist zugleich eine Erläuterung der Beweise und Zeugnisse aus der arabisch verfassten ersten Abhandlung, deren Übersetzung und kurze Erklärung.) Das schöne Antlitz des Himmels In dieser gewaltigen Ayah werden, wie in vielen Ayat (Qur'anversen), zuerst die Himmel erwähnt, jene glänzendste Seite der Einheit (Tauhid), die jederzeit und von jedermann mit großer Bewunderung betrachtet und mit viel Freude studiert wird. Dementsprechend wollen auch wir gleich zu Anfang mit ihnen beginnen. Tatsächlich sieht jeder Gast, der in das Königreich, das Gasthaus kommt, das diese Welt ist, wenn er seine Augen öffnet, dass sich ihm als erstes das schöne Antlitz des Himmels zeigt, wie es mit goldener Leuchtschrift gezeichnet ist und er wird überaus neugierig, den Herrn dieses schönen Gasthauses, den Verfasser dieses großen Buches, den König dieses großartigen Reiches kennen zu lernen, jener Herberge, in der man so ganz besonders freigiebig ist, dieser Ausstellung, in der man so ungewöhnliche Kunstwerke zeigt, jenes Heerlager, wo man solche Pracht entfaltet, dieses Ausflugsortes und Freilichttheaters, das ein solches Erstaunen erregt und eine solche Begeisterung hervorruft und jener bedeutungsvollen Bibliothek, die so viel Weisheit in sich gesammelt hat. (Dieser Himmel sagt zu ihm:) "Schau mich an! Ich werde dir den weisen, den du suchst." So blickt er ihn an und sieht: Da sind Hunderttausende von Himmelskörpern, einige tausendmal größer als die Erde, einige siebzigmal schneller als eine Kanonenkugel. Sie sind nicht an Masten befestigt und fallen dennoch nicht herunter. Sie durcheilen miteinander den Himmelsraum, über alle Maßen schnell, doch ohne aneinander zu stoßen. Zahllose Lampen brennen beständig, ohne Öl, und erlöschen dennoch nicht. Ihre riesigen Massen werden verwaltet, ohne irgendwelche Unruhe zu verbreiten oder einen Aufstand zu verursachen. Gleich wie die Sonne und der Mond ihre Aufgaben erfüllen, arbeiten diese so großen Gestirne (makhluqat) und erfüllen ihre Aufgaben. Gottes Herrschaft lenkt alle diese Milliarden von Lichtjahren voneinander entfernten Gestirne zu gleicher Zeit, mit der gleichen Kraftanstrengung, in der gleichen Art und Weise. Seine Leitung trägt überall den gleichen Stempel, wirkt überall fehlerfrei und in der gleichen Form. Diese so großen und gefährlichen Kräfte der Natur und im All werden Gesetzen unterworfen, die sie nicht zu überschreiten vermögen. Gleich wie die Trümmer in diesem grenzenlosen Gedränge keine Möglichkeit erhalten, das Angesicht des Himmels zu verunreinigen, so wird es auch von jeglichem Unrat auf das Schönste gesäubert. Alle Gestirne müssen ihre Bewegungen wie ein diszipliniertes Heer im Manöver durchführen. Während die Erde kreist und sich dreht, wird allen Geschöpfen, gleich wie einem Publikum vor einer Kinoleinwand, dieses majestätische Manöver ihrer tatsächlichen und ihrer scheinbaren Bewegungen im Wechsel der Nächte und im Verlaufe der Jahre in immer neuen Formen dargeboten. In den Taten dieser göttlichen Herrschaft können wir eine Wahrheit erblicken, die in Unterordnung, Verwaltung, einem beständigen Kreislauf, Disziplin, Reinerhaltung und der Erfüllung von Aufgaben zum Ausdruck kommt. Diese Tatsache in ihrer allumfassenden gewaltigen Majestät und Größe ist ein offensichtliches Zeugnis dafür, dass es notwendigerweise einen Schöpfer der Himmel geben muss, ein Zeugnis für Seine Einheit und auch dafür, dass Sein Dasein noch offensichtlicher ist, als das Dasein des Himmels. In diesem Sinne wurde auf der Ersten Stufe der Ersten Abhandlung (makam) Folgendes gesagt: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الْوَاجِبُ الْوُجُودِ الَّذِى دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ فِى وَحْدَتِهِ اَلسَّمَاوَاتُ بِجَمِيعِ مَا فِيهَا بِشَهَادَةِ عَظَمَةِ إِحَاطَةِ حَقِيقَةِ اَلتَّسْخِيرِ وَالتَدْبِيرِ وَالتَّدْوِيرِ وَالتَّنْظِيمِ وَالتَّنْظِيفِ وَالتَّوْظِيفِ الْوَاسِعَةِ الْمُكَمَّلَةِ بِالْمُشَاهَدَةِ {"Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss. Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweisen die Himmel mit allem, was darinnen ist, durch das gewaltige und alles umfassende, wahre Zeugnis der umfassenden und vollkommenen Unterordnung, der Verwaltung, des beständigen Kreislaufs, der Disziplin, der Reinerhaltung und der Erfüllung seiner Aufträge, so wie wir es bezeugen."} Die Sphäre des Himmels Nach all dem ruft der Weltraum, den man die Sphäre des Himmels nennt und welcher dieser einzigartige Ort der Wiederversammlung ist, dem Reisenden und Gast, der in diese Welt gekommen ist, mit Donnerstimme zu: "Schau mich an! Du kannst durch mich den erkennen und finden, nach dem du so eifrig suchst und der dich hierher gesandt hat." Der Gast betrachtet sein trübes, wolkenverhangenes, doch barmherziges Gesicht und lauscht seiner Furcht erregenden, doch eine gute Botschaft verkündenden Donnerstimme, und er sieht: Die Wolken, die zwischen Himmel und Erde schweben, bewässern den Garten der Erde mit großer Weisheit und Barmherzigkeit, bringen den Bewohnern der Erde das Leben spendende Wasser, mildern die Hitze (d.h. die Heftigkeit des lebensspendenden Feuers), und eilen, überall dort Hilfe zu bringen, wo Not ist. Und nachdem sie noch viele andere ähnliche Aufgaben gleich diesen Aufgaben erfüllt haben, versteckt sich plötzlich dieses ganze riesige Gewölk, das den Himmel bedeckt hatte, so wie sich ein wohlgeordnetes Heer den raschen Befehlen folgend bald zeigt und bald wieder verbirgt, zieht alle seine Teile zu einer Ruhepause zurück, und es ist keine Spur mehr von ihm zu sehen. Dann aber versammeln sie sich, sobald sie den Befehl: "Zum Regen auf die Plätze!" erhalten haben, innerhalb einer Stunde, ja, sogar einigen Minuten, bedecken den Himmel und gehen in Bereitschaft, so als ob sie den Befehl eines Kommandanten erwarteten. Nun betrachtet der Reisende die Winde unter dem Himmel und sieht: Die Luft ist aus der großen Weisheit und Freigiebigkeit ihres Herrn mit so vielen Aufgaben betraut, dass es ist, als ob jedes einzelne unter diesen Atomen der unbelebten Luft, die doch kein Bewusstsein hat, die Befehle des Königs der Welten hört und versteht und keinen von ihnen vernachlässigt, sie in der Macht dieses Kommandanten erfüllt und in bester Ordnung durchführt. Zu ihren Aufgaben gehört es, allen Seelen der Erde die Atemluft zu spenden, so lebensnotwendige Dinge wie Wärme und Energie zu übertragen, die Sonnenstrahlung zu filtern, bei der Bestäubung der Pflanzen mitzuhelfen. Diese und noch viele andere Aufgaben erfüllt die Luft im Dienste der Allgemeinheit, beauftragt aus dem Bewusstsein und dem Wissen ihres Herrn und Lebensspenders wie von unsichtbarer Hand geleitet. Danach betrachtet er den Regen und sieht: Er besteht aus Tropfen süßen, klaren, weichen Wassers, das aus der Schatzkammer der Barmherzigkeit wie aus dem Nichts und aus dem Verborgenen herabgesandt wurde, so viele Geschenke der Erbarmung in sich enthält und so viele Aufgaben hat, als habe die Erbarmung in diesen Tropfen Gestalt angenommen und ströme aus der Schatzkammer des Herrn. In diesem Sinne bezeichnet man den Regen als Barmherzigkeit. Danach betrachtet er den Blitz, lauscht dem Donner und erkennt, dass auch diese beiden mit einzigartigen und staunenswerten Diensten beauftragt sind. Danach kehrt er seinen Blick nach innen, wendet sich an seinen Verstand und sagt zu sich selbst: "Diese Wolken, die aussehen wie Baumwollhaufen, ohne Leben und ohne Bewusstsein, wissen sicherlich nichts von uns. Sie können nicht Mitleid mit uns empfinden, und uns von sich aus zu Hilfe eilen, nicht ohne einen Befehl auf dem Platz erscheinen oder wieder verschwinden. Vielmehr bewegen sie sich dem Befehl eines großmächtigen und allbarmherzigen Kommandanten entsprechend, ziehen sich zurück ohne eine Spur zu hinterlassen und erscheinen plötzlich wieder an ihrem Platz, nehmen ihre Arbeit auf. Auf den Befehl (Ferman) und in der Kraft eines besonders rührigen und hocherhabenen, majestätischen Sultans, dessen Wirken überall sichtbar wird, erfüllt und entleert Er von Zeit zu Zeit die Atmosphäre, beschreibt in Weisheit unablässig Seine Tafel, lässt sie zur nächsten Pause wieder auslöschen; und so wie Er an Seinem schwarzen Brett alle Dinge entfernt und sie zum Beweis wieder anbringt, so gestaltet Er in ihnen das Bild des Weltendes und der Wiederauferstehung. Ein besonders gütiger König, der es liebt, Geschenke auszuteilen und sehr freigiebig ist, ein Herrscher, der Sein Amt versteht, ein Regent lässt auf Seinen Befehl hin die Wolken die Winde besteigen, schickt in ihnen die Schatzkammern Seines Regens gleich Bergen auf die Reise und sendet sie, wohin immer sie gebraucht werden. Es ist, als hätten sie Mitleid (mit der ausgetrockneten Erde) und weinten über sie, dass sie über diese Tränen in Blumen lächle. Sie mildern die sengende Hitze der Sonne, sprengen wie mit einem Schwamm die Gärten, waschen und reinigen das Antlitz der Erde." Da wendet sich dieser Reisende verwundert an seinen eigenen Verstand und sagt: "Hunderttausende in Weisheit und Erbarmung kunstvoll durchgeführter Arbeiten, die auf der Leinwand dieses toten, unbelebten, unbeständigen, stürmischen, unruhevollen Himmels, der kein eigenes Bewusstsein hat, dessen Anblick sich ständig verändert, der kein Ziel kennt und keine Absicht verfolgt, Hunderttausende von Geschenken, die in äußerlich sichtbarer Gestalt zu uns kommen, Hunderttausende von Hilfeleistungen beweisen, dass dieser fleißige Wind, dieser unermüdliche Diener, nichts aus sich selbst heraus tut, vielmehr auf Befehl eines allmächtigen, allwissenden und allweisen, freigiebigen Herrn handelt. Es ist, als verstünde jedes einzelne Atom jede beliebige Arbeit, hörte wie ein Soldat jeden Befehl seines Herrn, als bewegte sich der Befehl seines Herrn durch die Luft fort und befolgte ihn. Sie bringen Luft und Leben für Mensch und Tier. Sie befruchten die Pflanzen und versorgen sie mit allem, was sie zum Leben und Gedeihen benötigen. Sie lenken und leiten die Wolken, lassen Schiffe und Flugzeuge auf ihren Reisen segeln, hin und her durch Luft und Meer. Sie ermöglichen das Hören von Geräuschen und Stimmen. Elektromagnetische Wellen durcheilen den Raum, verbinden die Menschen mit drahtlosen Telefonen und Telegrafen über den Rundfunk miteinander. Ich habe gesehen, dass die Luft, die aus zwei einfachen Bestandteilen wie Stickstoff und Sauerstoff zusammengesetzt ist, diese Atome, die einander zu gleichen scheinen, außer zu diesen und anderen allgemeinen Aufgaben, von der Hand der Weisheit in vollkommener Ordnung in den Kunstwerken des Herrn, die auf der Erde in Hunderttausenden von Arten sich finden, beschäftigt werden. Mit anderen Worten: وَتَصْرِيفِ الرِّيَاحِ وَالسَّحَابِ الْمُسَخَّرِ بَيْنَ السَّمَآءِ وَاْلاَرْضِ {"Im Wechsel der Winde und Wolken, die Ihm zwischen Himmel und Erde dienen müssen." (Sure 2, 159)} Aus dieser Ayah wird unserem Reisenden klar, und er zieht daraus die Schlussfolgerung, dass der, welcher über die Winde verfügt und sie ohne Ende zu Seinen königlichen Diensten einsetzt, sich die Wolken unterwirft und ihnen zahllose Arbeiten Seiner Erbarmung gebietet, der die Luft solcher Art ins Dasein gerufen hat, derjenige sein muss, dessen Dasein sich mit Notwendigkeit ergibt (Vadjibu-I'Vudjud), der Macht hat über alle Dinge und um alle Dinge weiß, der Herr in Seiner Majestät und in Seiner Freigiebigkeit. Danach betrachtet er den Regen und sieht: Die Menge seiner Wohltaten entspricht der Zahl seiner Tropfen, die Manifestationen der Erbarmungen (Gottes) ihrer Menge, und die Weisheit, die in ihnen zum Ausdruck kommt, ihrer Unendlichkeit. Auch werden diese schönen, feinen, gesegneten Regentröpfchen in einer so wundervollen Ordnung erschaffen. Selbst der Hagel, der im Sommer vom Himmel fällt, zeigt noch Ausgewogenheit und Ordnung. Wenn heftige Stürme im Brausen ihrer Winde alle Dinge umherwirbeln und gegeneinander stoßen, so stören sie doch die Ausgewogenheit und Ordnung der Dinge nicht; Regentropfen treffen aufeinander, vereinigen sich und bilden doch nicht eine schädliche Masse miteinander. In ähnlicher Weise wird das Wasser, das aus zwei so einfachen Bestandteilen wie Sauerstoff und Wasserstoff zusammengesetzt ist, die ohne Leben noch Bewusstsein sind, für höchst weisheitsvolle Tätigkeiten, ja, sogar in den Lebewesen eingesetzt, zu Hunderttausenden voneinander verschiedenen Dienstleistungen und künstlerischen Tätigkeiten, die Weisheit und Bewusstsein erfordern, angestellt. Das heißt, der Regen, der selbst eine Verkörperung der Barmherzigkeit ist, kann nur in der verborgenen Schatzkammer des Erbarmers gemacht werden, der ihn in der Überfülle Seiner Erbarmungen herabsendet als einen substanziellen Kommentar zu der Ayah: وَهُوَ الَّذِى يُنَزِّلُ الْغَيْثَ مِنْ بَعْدِ مَاقَنَطُوا وَيَنْشُرُ رَحْمَتَهُ {"Er ist es, der Hilfe 🙂 Regen) herabsendet, nachdem sie schon verzweifelt hatten, und Sein Erbarmen ausbreitet." (Sure 42, 27).} Danach lauscht er dem Donner, betrachtet den Blitz und sieht: Diese beiden bemerkenswerten Ereignisse in der Atmosphäre kommentieren in ganz und gar substanzieller Weise die Ayah: وَيُسَبِّحُ الرَّعْدُ بِحَمْدِهِ {"Und es lobpreist Ihn der Donner in Dankbarkeit (hamd)" (Sure 13, 14)} und يَكَادُ سَنَا بَرْقِهِ يَذْهَبُ بِالْأَبْصَارِ {"Der Glanz Seines Blitzes blendet die Augen" (Sure 24, 43)}. Sie künden das Kommen des Regens und bringen frohe Kunde den Bedürftigen. In der Tat treffen Ereignisse voll Weisheit und Einzigartigkeit gleich dem wundersamen Donnerschlag, der plötzlich aus dem Nichts kommt, den Himmel zum Sprechen bringt und dem außergewöhnlichen Licht und Feuer, das den dunklen Himmel erfüllt, erleuchtet und den Wolken, die gleich Bergen von Watte und Schläuchen gefüllt mit Hagel, Schnee oder Wasser ähnlich sind, den Kopf des sorglosen Menschen von oben herab wie mit einem Holzhammer. "Hebe dein Haupt und betrachte die wunderbaren Taten einer mächtigen Persönlichkeit, die allzeit wirkt und erkannt werden will. So wie du nicht Herr deiner eigenen Entscheidungen bist, so zeigen sich auch diese Ereignisse nicht ohne den Willen ihres Herrn. Jedes von ihnen ist gehalten, seine Aufgabe in großer Weisheit zu verfolgen. So stehen sie im Dienste ihres weisen Herrn, der sie lenkt und leitet." So ermahnen sie die Menschen. So hört also dieser Reisende erstaunt das hohe und klare Zeugnis einer Wahrheit, die sich aus der Herrschaft über die Wolken und dem Wechsel der Winde, dem Herabströmen des Regens und der Lenkung der Ereignisse im Himmelsraum ergibt und sagt: "Amentu bi'llah (ich glaube an Gott)". Auf der Zweiten Stufe der Ersten Abhandlung (makam) bringt der folgende Abschnitt die erwähnte Beobachtung dieses Reisenden über den Himmelsraum mit folgenden Worten zum Ausdruck: لاَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الْوَاجِبُ الْوُجُودِ الَّذِى دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ اَلْجَوُّ بِجَمِيعِ مَا فِيهِ بِشَهَادَةِ عَظَمَةِ إِحَاطَةِ حَقِيقَةِ اَلتَّسْخِيرِ وَالتَّصْرِيفِ وَالتَّنْزِيلِ وَالتَّدْبِيرِ الْوَاسِعَةِ الْمُكَمَّلَةِ بِالْمُشَاهَدَةِ {"Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss. Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweist die Atmosphäre mit allem, was in ihr enthalten ist, durch das gewaltige und alles umfassende wahre Zeugnis der umfassenden und vollkommenen Unterordnung, des Wechsels der Winde, der Herabkunft des Regens und dem, der sie lenkt und leitet, so wie wir es bezeugen."} {Hinweis: Ich möchte die vorliegende, dreiunddreißig Stufen umfassende Abhandlung über die Einheit noch ein wenig erläutern. Doch in meiner jetzigen Lage und in meinem augenblicklichen Zustand bin ich leider dazu gezwungen, mich mit einigen ganz kurzen Beweisen und einer nur knappen Auslegung zu begnügen. Da aber in den dreißig, ja vielleicht sogar hundert Abhandlungen der Risale-i Nur diese dreiunddreißig Stufen auf verschiedene Arten bewiesen, ja, in jeder Risala die eine oder andere Stufe dargelegt wurde, können wir die Erklärung insgesamt diesen Risalat überlassen.} Die Erde wie ein Buch Nun wendet sich die Erdkugel dem in seine Gedanken versunkenen Gast, der sich nun schon an seine Gedankenreise gewöhnt hat, zu und sagt ihm in ihrer Art: "Was wanderst du zwischen den Himmeln und den Wolken und im Weltraum umher? Ich werde dich zu dem weisen, den du suchst. Wenn du mich bei meinen Aufgaben betrachtest, kannst du in mir lesen wie in einem Buch." Er betrachtet sie und sieht: Die Erde beschreibt in ihrer zweifachen Bewegung, die der Ursprung der Tage, Jahre und Jahreszeiten ist, einem Mevlevi-Derwisch gleich einen Kreis um den Platz der gewaltigen Wiederversammlung. Sie ist ein majestätisches Schiff im Dienste ihres Herrn, das Hunderttausende Arten all dessen, was da lebt, samt ihrer Nahrung und allem, dessen sie bedürfen, in sich trägt, das Weltenmeer in vollkommener Ausgewogenheit und Ordnung durchfährt und die Sonne auf ihrer Reise umkreist. Danach beginnt er in diesem Buche zu lesen und jedes Tor (Kapitel) darin öffnet ihm die Seiten zu Tausenden von Ayat, die ihm den Herrn der Erde weisen. Er hat keine Zeit, sie alle zu lesen. So betrachtet er nur diese eine Seite, die davon handelt, wie alles, was da lebt, im Frühling ins Dasein gerufen wird und seine Aufgabe erhält. So wird er folgender Dinge Zeuge: Hunderttausend verschiedene Arten und einzelne Formen entfalten sich in schönster Ordnung aus einem ganz unscheinbaren Gebilde und werden in so barmherziger Weise genährt. Einigen von ihren Samen werden auf ganz wundersame Weise kleine Flügel gegeben. So können sie sich im Fluge verbreiten. Sie werden mit großer Umsicht angeleitet, mit viel Liebe gepflegt und genährt. Der Allernährer und Allerbarmer versorgt sie aus dem Nichts, aus dürrer Erde oder Wurzeln, die einander gleichen, sich kaum voneinander unterscheiden und knochentrocken zu sein scheinen, mit dem Saft, der sie auf vielfältige Weise mit vielen verschiedenen, reichhaltigen und zuträglichen Nährstoffen speist, zieht sie aus Samenkörnern und Wassertropfen auf. In jedem Frühling werden hunderttausend Dinge zur Ernährung und Versorgung alles Lebendigen aus der verborgenen Schatzkammer in vollkommener Ordnung wie in einen Wagon geladen und zu allem Lebendigen gesandt. Besonders aber die Milchkonserven in den Nahrungsmittelpaketen, die den Jungtieren gesandt werden und die Säcke voll süßer Milch, die so liebevoll an den Eutern der Muttertiere herabhängen, machen sichtbar, wie viel Liebe, Barmherzigkeit und Weisheit darinnen liegt und beweisen, dass dies offensichtlich eine Manifestation der Barmherzigkeit und Güte (ihsan) dessen ist, der nach der Überfülle Seiner Erbarmungen alles, was da lebt, mit so viel Liebe pflegt und nährt. Zusammenfassung: Diese Seite frühlingshaften Lebens zeigt in hunderttausend verschiedenen Arten und Beispielen substanziell in besonders glänzender Weise die Auslegung der Ayah: فَانْظُرْ اِلٰٓى اٰثَارِ رَحْمَتِ اللّٰهِ كَيْفَ يُحْيِى اْلاَرْضَ بَعْدَ مَوْتِهَا إِنَّ ذٰلِكَ لَمُحْيِى الْمَوْتٰى وَهُوَ عَلٰى كُلِّ شَىْءٍ قَدِيرٌ {"Siehe die Male der Barmherzigkeit Allahs: Wie Er die Erde nach ihrem Tode wieder lebendig macht! Fürwahr, Er ist es, der die Toten wieder belebt und Er hat Macht über alle Dinge." (Sure 30, 50)} In dieser Ayah kommt auch die Bedeutung dieser Seite wundervoll zum Ausdruck. Da verstand er, dass die Erde auf allen ihren Seiten und mit all ihrer Macht und Größe لآَ إِلٰهَ إِلاَّ هُوَ {"Es gibt keinen Gott außer Ihm (Allah)!"} sagt. Nun ist also die Erde ein Buch mit mehr als zwanzig großen Seiten. Auf einer einzigen Seite finden sich zwanzig Aspekte. Als ein kurzes Zeugnis, einem einzigen Aspekt entnommen, und als eine Erklärung der Beobachtungen und Entdeckungen, die der Reisende mit den übrigen Aspekten auf den anderen Seiten gemacht hat und als ein Ausdruck dessen, was er bezeugt hat, wird auf der Dritten Stufe der Ersten Abhandlung (makam) Folgendes gesagt: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الْوَاجِبُ الْوُجُودِ الَّذِى دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ فِى وَحْدَتِهِ اْلاَرْضُ بِجَمِيعِ مَا فِيهَا وَمَا عَلَيْهَا بِشَهَادَةِ عَظَمَةِ إِحَاطَةِ حَقِيقَةِ اَلتَّسْخِيرِ وَالتَّدْبِيرِ وَالتَّرْبِيَةِ وَالْفَتَّاحِيَّةِ وَتَوْزِيعِ الْبُذُورِ وَالْمُحَافَظَةِ وَاْلاِدَارَةِ وَاْلاِعَاشَةِ لِجَمِيعِ ذَوِى الْحَيَاةِ وَالرَّحْمَانِيَّةِ وَالرَّحِيمِيَّةِ الْعَامَّةِ الشَّامِلَةِ الْمُكَمَّلَةِ بِالْمُشَاهَدَةِ {"Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss. Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweist die Erde mit allem, was darauf und darinnen ist, durch das gewaltige und alles umfassende, wahre Zeugnis der Unterordnung, der Verwaltung und Pflege, der Erschließung, der Verteilung der Samen, der Erhaltung, Versorgung und Ernährung aller Lebewesen durch Seine alles umfassende, vollkommene Gnade und Barmherzigkeit, so wie wir sie bezeugen."} Das Zeugnis der Meere und Ströme Nun verstärkt sich mit jeder Seite, die er liest, sein Glaube, welcher der Schlüssel zur Glückseligkeit ist. Es wächst seine Erkenntnis, die der Schlüssel geistiger Entwicklung ist. Bis zu einem gewissen Grade liegt ihm nun die Wahrhaftigkeit des Glaubens an Allah klarer vor Augen, die der Grundsatz und die Quelle jeglicher Vollkommenheit ist. Der innere Genuss und der Geschmack (den er am Reisen gewonnen hat), spornt seinen Eifer mächtig an. Obwohl er die so völlig sicheren Lektionen des Weltraumes von Himmel und Erde empfangen hat, fragt er dennoch beharrlich: "Gibt es da nicht noch mehr?" Da hört er die elegische Stimme der Meere, die berauschende Stimme der großen Ströme in ihrer ekstatischen, von Begeisterung erfüllten Dhikr-Feier. In ihrem Tun und Rauschen rufen sie ihm zu: "Sieh auch uns an! Lies auch in uns!" Da betrachtet er sie und erkennt: Die Meere, in deren Natur es liegt, ein lebendiger, ständig bewegter Organismus zu sein, sich auszubreiten, alles zu überfluten und zu überschwemmen, umspannen die Erde, durchlaufen mit der Erde den Jahreskreis mit einer solchen Geschwindigkeit, dass sie fünfundzwanzigtausendmal schneller sind als der Mensch. Trotzdem verbreiten sie sich nicht weiter, überfluten nicht die Erde und überschwemmen nicht das Land ihrer Nachbarn. Das heißt also, dass ein überaus starker und gewaltiger Herr sie durch Seinen Befehl und in Seiner Macht still stehen lässt oder in Bewegung versetzt, sie bewacht und bewahrt. Danach schaut er in das Innere des Meeres und sieht: Es gibt darinnen nicht nur die schönsten und kunstvollsten, wohlgestalteten Schätze, nein, Tausende von Lebewesen werden in ihm genährt und geführt, werden in ihm geboren und finden darin ihren Tod. All dies geschieht in schönster Ordnung. Die Nahrung und Versorgung, die in so vollkommener Weise aus einfachem Sand und salzigem Wasser erwächst, ist ganz offensichtlich ein Beweis für die Lenkung und Leitung und für die Versorgung durch den Allmächtigen in Seiner Majestät, den Allbarmherzigen in Seiner Vollkommenheit (Djemal: Schönheit). Danach betrachtet dieser Gast die Flüsse und sieht: Ihre Wohltaten, die sie spenden, ihre Aufgaben, die sie verrichten, ihr Einzugsgebiet und ihre Kapazität sind so voll Weisheit und Erbarmen. Sie beweisen ganz offensichtlich, dass alle Ströme, Flüsse, Bäche, Quellen alle die großen Wasserstraßen aus der Schatzkammer der Erbarmungen des Barmherzigen in Seiner Majestät und Freigiebigkeit hervorkommen und ihr entströmen. Ja, das Bewässerungssystem mit seinen Schleusen und Speichern funktioniert in so vorzüglicher Weise, dass die Überlieferung sagt: "Vier Flüsse entströmen dem Paradies." Das heißt also, dass ihre Ursprünge weit jenseits der äußerlichen Welt liegen, dass sie aus dem Geist und aus der Schatzkammer eines Paradieses und nur aus dem Segen einer unsichtbaren und unerschöpflichen Quelle fließen. Zum Beispiel: Der heilige Nilstrom, der das Sandland Ägypten in ein Paradies verwandelt, fließt, als wäre er ein kleines Meer, aus einem Felsen, der Mondberg genannt wird, unaufhörlich heraus, ohne sich jemals zu erschöpfen. Könnte man seine Wassermassen sechs Monate lang sammeln und einfrieren, es entstünde daraus ein noch weit größerer Berg. Doch der für die Einlagerung eines solchen Eisberges zur Verfügung stehende Platz genügt noch nicht einmal seinem sechsten Teil. Was aber die Erneuerung des Wasservorrates betrifft, so genügt der Regen, der in dieser heißen Gegend nur sehr spärlich fällt und von der durstigen Erde schnell wieder aufgesaugt wird, kaum, ihn stets wieder aufzufüllen. Er ist sicherlich nicht im Stande, das Gleichgewicht im Wasserhaushalt aufrecht zu erhalten. So findet hier die Überlieferung, die besagt, dass der heilige Nil aus einem unsichtbaren Paradies entströmt, entgegen dem, was sonst auf Erden üblich ist, in einer sehr tiefen und schönen Wahrheit ihren Ausdruck. So hat er denn nun den tausendsten Teil der ozeangleichen Wahrheit und der Zeugnisse gesehen, die Meere und Ströme in sich enthalten. Und er hat verstanden, dass sie alle zusammen mit einer Kraft, die der Größe der Meere entspricht لآَ إِلٰهَ إِلاَّ هُوَ {"Es gibt keinen Gott außer Ihm."} und zur Bestätigung dieses Bekenntnisses so viele Zeugnisse anführen, wie es Bewohner (Makhluqat) in ihnen gibt. In der Absicht, das ganze Zeugnis der Meere und Ströme zum Ausdruck zu bringen, haben wir in der Vierten Stufe des Ersten Kapitels (makam) sinngemäß gesagt: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الْوَاجِبُ الْوُجُودِ الَّذِى دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ فِى وَحْدَتِهِ جَمِيعُ الْبِحَارِ وَاْلاَنْهَارِ بِجَمِيعِ مَا فِيهَا بِشَهَادَةِ عَظَمَةِ إِحَاطَةِ حَقِيقَةِ اَلتَّسْخِيرِ وَالْمُحَافَظَةِ وَاْلاِدِّخَارِ وَاْلاِدَارَةِ الْوَاسِعَةِ الْمُنْتَظَمَةِ بِالْمُشَاهَدَةِ {"Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss. Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweisen die Ströme und Meere mit allem, was darinnen ist, durch das gewaltige und alles umfassende, wahre Zeugnis der Unterordnung, der Erhaltung, der Speicherung, der umfassenden und wohlgeordneten Bewirtschaftung, so wie wir sie bezeugen."} Die Berge als Masten Dann rufen die Berge und Wüsten jenem Wanderer, der sich auf seiner Gedankenreise befindet, zu: "Auch wir sind ein Buch. Komm nun und lies in uns!" Da blickt er sie an und sieht: Alle die Dienste und die vielen Aufgaben der Berge sind so gewaltig und so voller Weisheit, dass es den Verstand in Erstaunen versetzt. Zum Beispiel: Auf Befehl des Herrn traten die Berge aus der Erde hervor, und so aus der Erde hervortretend, beruhigten sie die Aufregungen, den Zorn und die Wut, welche die Umwälzungen im Inneren (der Erde) hervorruft. Im Hervorquellen der Berge und in ihren Kratern atmet die Erde, befreit sich so von gefährlichen Erschütterungen und Beben und stört nicht die Ruhe ihrer Bewohner, während sie ihre Bewegungsaufgabe erfüllt. Das heißt, so wie man Masten auf Schiffen errichtet, um sie vor Erschütterung zu bewahren und das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten, so sind auch die Berge auf dem Schiff unserer Erde gleichsam als von Schätzen erfüllte Masten aufgerichtet, so wie viele Ayat des Qur'an, der ein Wunder der Verkündigung ist, es zum Ausdruck (Ferman) bringen, mit den Worten: وَالْجِبَالَ اَوْتَادًا ٭ وَاَلْقَيْنَا فِيهَا رَوَاسِىَ ٭ وَالْجِبَالَ أَرْسٰيهَا {"Er hat die Berge zu Pflöcken gemacht" (Sure 78, 7) "Wir haben auf der Erde Berge errichtet" (Sure 50, 7) "Er hat die Berge fest begründet." (Sure 79, 32)} Und noch ein Beispiel: Im Inneren der Berge finden sich lebensnotwendige Quellen jeder Art, Gewässer, Bodenschätze, Mineralien und Heilmittel eingelagert, aufgespeichert und bereitgestellt mit so viel Weisheit und Umsicht, mit solcher Freigiebigkeit und Voraussicht, dass er sich sagt, dies beweise ganz offensichtlich die grenzenlose Macht des Allmächtigen und die grenzenlose Weisheit des Allweisen und die Existenz Seiner Schatzkammern, Vorratshäuser und Seiner Dienerschaft. Und so verstand er es. Dann vergleicht er die Aufgaben der Berge und Wüsten, ihre Weisheiten, die so groß wie Berge sind. Mit diesen beiden Juwelen (Beispielen) gelangt er zu einer Erkenntnis, die so mächtig und so unerschütterlich ist wie die Berge, so groß und so weit wie die Wüsten, wenn sie in ihrer Vorratshaltung das Zeugnis von der Einheit Gottes (Tauhid) ablegen und sprechen: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ هُوَ {"Es gibt keinen Gott außer Ihm."} Und er sagt: "Ich glaube an Allah." So ist bereits auf der Fünften Stufe der Ersten Abhandlung, um den Sinn all dessen zum Ausdruck zu bringen, gesagt worden: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الْوَاجِبُ الْوُجُودِ الَّذِي دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ جَمِيعُ الْجِبَالِ وَالصَّحَارَى بِجَمِيعِ مَا فِيهَا وَمَا عَلَيْهَا بِشَهَادَةِ عَظَمَةِ اِحَاطَةِ حَقِيقَةِ اْلاِدِّخَارِ وَاْلاِدَارَةِ وَنَشْرِ الْبُذُورِ وَالْمُحَافَظَةِ وَالتَّدْبِيرِ وَاْلاِحْتِيَاطِيَّةِ الرَّبَّانِيَّةِ الْوَاسِعَةِ الْعَامَّةِ الْمُنْتَظَمَةِ الْمُكَمَّلَةِ بِالْمُشَاهَدَةِ {"Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss. Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweisen alle die Berge und Wüsten mit allem, was auf ihnen und in ihnen ist, durch das gewaltige und alles umfassende, wahre Zeugnis der Speicherung, der Bewirtschaftung, der Verbreitung der Samen, der Erhaltung und Verwaltung, der wohlgeordneten, vollkommenen, alles umfassenden Vorsorge des Herrn, so wie wir sie bezeugen."} Die Welt der Bäume und Pflanzen So durchfliegt nun der Reisende in seinen Gedanken die Berge und Wüsten und dabei öffnet sich seinen Gedanken das Tor zu den Welten der Bäume und aller übrigen Pflanzen. Sie fordern ihn zum Eintritt auf und rufen ihm zu: "Komm! Sieh Dich auch in unseren Gebieten um! Lies, was auch in uns geschrieben steht!" Da trat er ein und sah, dass sich eine hochherrschaftlich bekleidete Gesellschaft in geradezu königlichem Schmuck gebildet hat, welche die Schehada rezitiert, der Einheit und der Namen Allahs gedenkt und Dank sagt. Da verstand er, dass alle Arten von Bäumen und sonstigen Pflanzen auf ihre Weise gemeinsam لآَ إِلٰهَ إِلاَّ هُوَ {"Es gibt keinen Gott außer Ihm."} sagen. Denn durch alle die Bäume und die übrigen Pflanzen, die Früchte hervorbringen, bezeigen und bezeugen sie in einem immerwährenden Lobpreis und in der wohlgeformten und klaren Ausdrucksweise ihrer Blätter, in der kunstvollen eleganten Sprache ihrer Blüten, mit Früchten, die wohlgesetzten und treffenden Worten gleichen, dass es keinen Gott gibt außer Ihm. Und so erkannte er die folgenden drei umfassenden Wahrheiten. Erstens: So wie sich in ganz offensichtlicher Weise eine wohldurchdachte Zuwendung (in'am) und Freigiebigkeit, eine klare und freie Güte und Wohlgesonnenheit in ihrer wahren und wirklichen Bedeutung bei jeder einzelnen Pflanze erkennen lässt, so wird sie auch in deren Gesamtheit mit sonnenlichtklarer Deutlichkeit sichtbar. Zweitens: Es lässt sich eine wohldurchdachte, von so viel Weisheit erfüllte Trennung und Differenzierung, die in jeder Weise die Möglichkeit irgendeines Zufalls zunichte macht und eine so klare und freie Ausschmückung und Ausgestaltung von solcher Barmherzigkeit bei so unendlich vielen Arten und Einzelexemplaren so klar und offensichtlich erkennen wie der lichte Tag. Und das zeigt, dass dies die Werke und Spuren eines allweisen Meisters sind. Drittens: Diese Formen, die auf zahllose Weisen in hunderttausend überaus verschiedenen Arten und Gestalten hervortreten, entfalten sich und erblühen in schönster Ordnung, in Schönheit und Ausgewogenheit aus einigen wenigen, untereinander austauschbaren, einfachen und leblos erscheinenden, einander zum Verwechseln ähnlich aussehenden oder kaum voneinander unterschiedenen Samenkernen und Körnchen zu zweihunderttausend untereinander verschiedenen, wohlgeordneten, völlig unterschiedlichen, ausgewogenen, lebendigen, weisheitsvollen, fehlerfreien, makellosen, auf ihre Art einmaligen Gestalten. Dies ist eine Tatsache, die noch klarer ist als Sonnenlicht. Da erkannte er, dass es entsprechend der Zahl der Blumen im Frühling, und der Früchte und Blätter, die er hervorbringt, ebenso viele Zeugen für diese Wahrheit gibt, und sagte: الْحَمْدُ لِلَّهِ عَلَى نِعْمَةِ اْلاِيمَانِ {"Lobpreis und Dank sei Allah für die Gnade des Glaubens."} Entsprechend wurde auf der Sechsten Stufe der Ersten Abhandlung (makam), um dieser Wahrheit Ausdruck zu verleihen, Folgendes ausgeführt: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الْوَاجِبُ الْوُجُودِ الَّذِى دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ فِى وَحْدَتِهِ اِجْمَاعُ جَمِيعِ أَنْوَاعِ اْلاَشْجَارِ وَالنَّبَاتَاتِ الْمُسَبِّحَاتِ النَّاطِقَاتِ بِكَلِمَاتِ أَوْرَاقِهَا الْمَوْزُونَاتِ الْفَصِيحَاتِ وَأَزْهَارِهَا الْمُزَيَّنَاتِ الْجَزِيلاَتِ وَاَثْمَارِهَا الْمُنْتَظَمَاتِ الْبَلِيغَاتِ بِشَهَادَةِ عَظَمَةِ إِحَاطَةِ حَقِيقَةِ اَْلاِنْعَامِ وَاْلاِكْرَامِ وَاْلاِحْسَانِ بِقَصْدٍ وَرَحْمَةٍ. وَحَقِيقَةِ اَلتَّمْيِيزِ وَالتَّزْيِينِ وَالتَّصْوِيرِ بِاِرَادَةٍ وَحِكْمَةٍ مَعَ قَطْعِيَّةِ دَلاَلَةِ حَقِيقَةِ فَتْحِ جَمِيعِ صُوَرِهَا الْمَوْزُونَاتِ الْمُزَيَّنَاتِ الْمُتَبَايِنَةِ الْمُتَنَوِّعَةِ غَيْرِ الْمَحْدُودَةِ مِنْ نُوَتَاتٍ وَحَبَّاتٍ مُتَمَاثِلَةٍ مُتَشَابِهَةٍ مَحْصُورَةٍ مَعْدُودَةٍ {"Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss. Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweisen alle Arten von Bäumen und sonstigen Pflanzen in ihrer Einheit, die Ihn in der Sprache ihrer wohlproportionierten und ihnen eindeutig zugeordneten Blätter, im Schmuck ihrer harmonisch gestalteten Blüten, ihrer wohlgestalteten, prägnanten Früchte lobpreisen, durch das gewaltige und alles umfassende, wahre Zeugnis der Geschenke, der Freigiebigkeit und Güte, mit dem Erbarmen und durch die Wahrheit der Unterscheidung, der bewussten Ausschmückung, mit dem Willen zur Gestaltung in Weisheit mit dem zuverlässigen Beweis der Wahrheit der Entfaltung aller ihrer wohlgestalteten, verzierten, voneinander unterschiedenen, zahllosen Formen von begrenzten, abgezählten Samenkernen und Körnern, die einander ähneln und entsprechen."} Rezitation der Tiere Nun holt sich unser Weltreisender aus dem Garten des Frühlings einen Rosenstrauß voll Erkenntnis und Glauben, so groß wie der Frühling selbst. Auf seiner Gedankenwanderung öffnet sich seinem Denken, während mit seinem Interesse und mit seinen Fortschritten auch Lust und Neigung wachsen, in dem Wissen um die Wahrheit und seinem Verständnis in der bereitwilligen Annahme des einmal als richtig Erkannten, das Tor zur Welt der Tiere des Himmels und der Erde. Mit Hunderttausenden unterschiedlichster Stimmen und in den verschiedensten Zungen wird er nun hereingerufen. "Tritt ein!", rufen sie ihm zu. Und er tritt ein und sieht: Alle Tiere des Himmels und der Erde in allen ihren Klassen, Gruppen und Familien sprechen gemeinsam je nach ihrer Art und Ausdrucksweise: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ هُوَ {"Es gibt keinen Gott außer Ihm."} und verwandeln so das Antlitz der Erde in ein Haus des Gottesgedenkens (dhikr) und eine Gesellschaft, welche die Schehada (tehlil) rezitiert. Und so erkennt er, dass jedes einzelne von ihnen in seiner Eigenschaft eine Kasside des Herrn, ein Wort der Lobpreisung, einen bedeutungsträchtigen Buchstaben des Allbarmherzigen, des Meisters verkörpert, Ihm in dieser Art Lob sagend und Ihm dankend. Es ist, als seien alle diese Empfindungen, Fähigkeiten, Instrumente, Werkzeuge und Geräte all der Tiere des Himmels und der Erde gleich wohlgesetzten Versen nach Reim und Metrik, gleich wohlgeordneten und vollendeten Worten. So ihrem Schöpfer und Ernährer dankend und Seine Gegenwart (Vahdaniyet) bezeugend, sind sie ein absolut sicherer Beweis der nachstehenden drei gewaltigen und allumfassenden Wahrheiten, von denen unser Reisender Zeugnis gibt: Erstens: Die Weisheit, die sich bei ihrer Schöpfung aus dem Nichts offenbart, die Kenntnis und der Sachverstand, der sich bei ihrer Erschaffung und Gestaltung zeigt, die Kunstfertigkeit, die darin deutlich wird, wie sie ins Dasein treten, können unmöglich einem planlosen Zufall, einer blinden Macht und den unbewussten Kräften der Natur zugeschrieben werden. Die Tatsache, dass ihnen die Seele (ruh) eingehaucht und das Leben gegeben wurde, und dass sich in ihnen zwanzigfach Wollen, Wissen und Weisheit manifestiert, ist ein ozeangleiches Zeugnis, dass in so vielfacher Weise bestätigt wird, wie es beseelte Wesen gibt. Sie bezeugt den Herrn des Lebens, der Unwandelbarkeit, die unbedingte Notwendigkeit Seiner Existenz, Seine sieben Eigenschaften (sifat: Leben, Wissen, Hören, Sehen, Wollen, die Macht und das Wort) und die Einheit (Vahdet). Zweitens: In zahllosen Kunstwerken, die sich in ihrem Aussehen voneinander unterscheiden, sowie entsprechend ihrer künstlerischen Gestaltung, entsprechend dem ökologischen Gleichgewicht ihrer Population und entsprechend der Stimmigkeit in ihrer Erscheinung, die nun voneinander getrennt und kunstvoll verziert werden, denen nun eine Form gegeben, wird diese so gewaltige Wahrheit sichtbar, dass alle diese umfassenden Vorgänge, die in jeder Hinsicht Tausende von Wundern und Weisheiten sichtbar machen, keinen anderen zum Herrn haben können, als den, der aller Dinge mächtig ist, und der um alle Dinge weiß. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht und ist auch gar nicht vorstellbar. Drittens: Aus lauter kleinen und großen Eiern, die alle dieselbe Form haben, die alle gleich oder ähnlich aussehen, bzw. sich nur wenig voneinander unterscheiden, begrenzt und beschränkt in ihrer Zahl, sowie aus Wassertropfen, die man Spermien nennt, entstehen diese Hunderttausende unterschiedlichster Arten verschiedenster Tiere, und jedes einzelne seinem Wesen nach ein Wunder der Weisheit, überaus wohlgeformt und gestaltet in makelloser Ausgewogenheit, entfalten sich und sind so - jedes einzelne von ihnen - als eine glänzende Tatsache Zeugnis und Urkunde entsprechend der Anzahl der Tiere und beleuchten dergestalt diese Wahrheit. Also sprechen diese Arten von Tieren in Übereinstimmung mit den drei Wahrheiten: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ هُوَ {"Es gibt keinen Gott außer Ihm."} Dafür legen sie Zeugnis ab. Und es ist, als ob die Erde wie ein einziger großer Mensch ihrer Größe entsprechend لآَ إِلٰهَ إِلاَّ هُوَ {"Es gibt keinen Gott außer Ihm."} sagte, sodass es die Bewohner des Himmels hören. Dies hat unser Reisender erkannt und alle Lehren daraus gezogen. Auf der Siebenten Stufe der Ersten Abhandlung (makam) haben wir Folgendes gesagt, um dieser Tatsache Ausdruck zu verleihen: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الْوَاجِبُ الْوُجُودِ الَّذِى دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ فِى وَحْدَتِهِ إِتِّفَاقُ جَمِيعِ أَنَوَاعِ الْحَيَوَانَاتِ وَالطُّيُورِ الْحَامِدَاتِ الشَّاهِدَاتِ بِكَلِمَاتِ حَوَاسِّهَا وَقُوَاهَا وَحِسِّيَاتِهَا وَلَطَآئِفِهَا الْمَوْزُونَاتِ الْمُنْتَظَمَاتِ الْفَصِيحَاتِ وَبِكَلِمَاتِ اَجْهِزَتِهَا وَجَوَارِحِهَا وَاَعْضَآئِهَا وَآلاَتِهَا الْمُكَمَّلَةِ الْبَلِيغَاتِ بِشَهَادَةِ عَظَمَةِ إِحَاطَةِ حَقِيقَةِ اْلاِيجَادِ وَالصُّنْعِ وَاْلاِبْدَاعِ بِاْلاِرَادَةِ وَحَقِيقَةِ اَلتَّمْيِيزِ وَالتَّزْيِينِ بِالْقَصْدِ. وَحَقِيقَةِ اَلتَّقْدِيرِ وَالتَّصْوِيرِ بِالْحِكْمَةِ مَعَ قَطْعِيَّةِ دَلاَلَةِ حَقِيقَةِ فَتْحِ جَمِيعِ صُوَرِهَا الْمُنْتَظَمَةِ الْمُتَخَالِفَةِ الْمُتَنَوِّعَةِ غَيْرِ الْمَحْصُورَةِ مِنْ بَيْضَاتٍ وَقَطَرَاتٍ مُتَمَاثِلَةٍ مُتَشَابِهَةٍ مَحْصُورَةٍ مَحْدُودَةٍ {"Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss. Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweisen alle Arten von Vögeln und sonstigen Tieren in ihrer Einheit, die Ihn lobpreisend bezeugen in der Sprache ihrer wohlausgewogenen, wohlgeordneten, eindeutigen Anlagen und Fähigkeiten, ihres inneren und äußeren Wahrnehmungsvermögens, in der beredsamen Sprache ihrer Körper mit ihren Organsystemen und sonstigen Kostbarkeiten, ihren Besonderheiten und vollkommenen Werkzeugen, durch das gewaltige und alles umfassende, wahre Zeugnis der Schöpfung, Formung und Gestaltung, durch Seinen Willen und durch die Wahrheit der Unterscheidung, der bewussten Ausschmückung, durch die Wahrheit der Vorausplanung, der Gestaltung in Weisheit mit dem zuverlässigen Beweis der Wahrheit der Entfaltung aller ihrer wohlgestalteten, voneinander unterschiedenen, zahllosen Formen von begrenzten und verschlossenen Eiern und Spermien, die einander ähneln und entsprechen."} Die aufrechten Botschafter Nun wollte unser Gedankenreisender auf der endlosen Sprossenleiter der Gotteserkenntnis, der zahllosen Freuden und der Lichter weiter voranschreiten, in den Kosmos der Menschen und die Welt des Menschlichen eintreten. Da luden ihn zuerst diejenigen ein, welche Propheten genannt werden. Er trat ein, betrachtete zuerst die Wohnstätten vergangener Zeiten und erkannte: Alle Propheten, welche unter den Menschen höchste Erleuchtung und größte Vollkommenheit erlangt haben, sprechen gemeinsam: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ هُوَ {"Es gibt keinen Gott außer Ihm."} Sie wiederholen unablässig Seinen Namen (dhikr). Sie rufen in der Kraft zahlloser, glänzend bestätigter Wunder zur Einheit Gottes (Tauhid) und geben den Menschen, die sie zum Glauben an Gott eingeladen haben, Unterricht, um sie von der Stufe der Tiere zum Rang der Engel empor zu führen. Dies sehend, kniet auch er in dieser lichtvollen Medresse nieder, um am Unterricht teilzunehmen. Und er erkannte: Da der Schöpfer des Alls durch die Hand jedes Einzelnen von den großen unter den berühmtesten Lehrern der Menschheit Wunder wirkte, um ihre Auserwählung zu bestätigen, fanden sie auch durch die Botschaft jedes einzelnen unter ihnen Bestätigung bei einer gewaltig großen Menschenmenge, die ihre Gemeinde bildete und zum Glauben gelangte. So konnte er nun rückschließend feststellen, was für eine mächtige und absolut sichere Wahrheit dieser Tatsache zu Grunde liegt, die von Hunderttausenden ernsthafter und geradliniger Persönlichkeiten gemeinsam und übereinstimmend beurteilt und bestätigt wird. Zudem verstand er nun, was für einen Fehler, welch ein Verbrechen die Leute des Irrwegs begehen und welch grenzenlose Strafe sie verdienen, wenn sie diese mächtige Wahrheit leugnen, die doch durch zahllose Wunder von so vielen aufrechten Botschaftern ratifiziert und bewiesen wurde. Und andererseits erkannte er nun, welche Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit auf Seiten derer ist, welche die Propheten bestätigen und den Glauben angenommen haben. So wurde ihm eine noch höhere Stufe eines heiligen und makellosen Glaubens offenbar. Es sind in der Tat nicht nur die zahllosen Wunder, welche eine aktive Bestätigung von Gott dem Gerechten für Seine Propheten sind, die so sehr vielen himmlischen Schläge, welche die Gegner treffen und die Wahrhaftigkeit aufzeigen, die Vollendung ihrer Persönlichkeit, die beweist, dass sie gerecht sind, die Wahrhaftigkeit ihrer Lehren, die Stärke ihres Glaubens, die bezeugt, dass sie geradlinig sind, indem sie ihrem Wege folgten, was ein Zeugnis ist dafür, dass ihre Wege geradlinig sind und wahr. Es ist zudem auch der Konsens dieser durchaus ernstzunehmenden Botschafter, ihre Übereinstimmung in allen konkreten Fragen, in ihren Aussagen, in ihrer Beweisführung, ihre wechselseitige Unterstützung und gegenseitige Bestätigung. Dies alles ist gleich einer Urkunde und eine solche Kraft liegt darin, dass keine Macht der Welt dem zu widerstehen vermag und keine Zweifel und keine Unentschlossenheit danach mehr zurückbleibt. Er verstand nun auch, dass der Glaube an alle Propheten, inbegriffen in den Glaubensgrundsätzen, eine weitere Bestätigung, und diese Bestätigung eine große Quelle der Kraft ist. Aus ihrem Unterricht empfing er viel Segen für seinen Glauben. Den oben erwähnten Lektionen des Reisenden entsprechend wurde auf der Achten Stufe der Ersten Abhandlung (makam) Folgendes zum Ausdruck gebracht: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الَّذِى دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ فِى وَحْدَتِهِ إِجْمَاعُ جَمِيعِ اْلاَنْبِيَاءِ بِقُوَّةِ مُعْجِزَاتِهِمِ الْبَاهِرَةِ الْمُصَدِّقَةِ الْمُصَدَّقَةِ {"Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss. Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweisen alle Propheten in ihrer Gemeinsamkeit durch die Kraft ihrer offensichtlichen Wunder, die sowohl bestätigen, als auch bestätigt sind."} Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 Die Schule der Nachfolger der Propheten Nun wurde unser reisender Schüler, nachdem er aus der Kraft des Glaubens eine hohe Begeisterung gewonnen hatte, auf dem Wege von der Versammlung der Propheten von den Kennern der Wahrheit (muhaqqiqin), die durch sichere und starke Zeugnisse der Gelehrten ('ulema) mit wissenschaftlicher Genauigkeit ('ilme-l'yaqin) die Lehre (dava) bewiesen, der Geläuterten (Asfiya) und der Getreuen (Siddiqin), die den Ozean der Lehre in sich enthalten und die Exegeten des Qur'an (mudjtehid) sind, in ihre Schule eingeladen. Dorthin ging er nun und sah: Tausende überragender Geister und Hunderttausende von Forschern und Exegeten mit ihren eingehenden Untersuchungen, die keine Haaresbreite für einen Zweifel offen lassen, beweisen die Notwendigkeit der Existenz Gottes und Seiner Einheit, und befassen sich zugleich mit der Lösung aller konkreten Angelegenheiten des Glaubens. Es ist in der Tat bei aller Unterschiedlichkeit in ihrer Begabung und Berufung gerade die ihnen allen gemeinsame Übereinstimmung in den Grundsätzen und in der Ausübung des Glaubens, es sind die starken und zuverlässigen Zeugnisse, auf die sie sich stützen, welche in ihrer Beweiskraft so stark sind, dass man sich ihnen nur dann entgegenstellen könnte, wenn es möglich wäre, ihrer Gesamtheit eine geistige Kapazität und Intelligenz entgegenzusetzen und entgegen der Gesamtheit ihrer Beweisführung einen Gegenbeweis zu erbringen. Weil dies aber so ist, können die Gegner des Glaubens nur in ihrer Unbelehrbarkeit und Torheit und in ihrer Widersetzlichkeit, in ihrer Hartnäckigkeit bei nicht zu beweisenden abstrakten Fragen dadurch noch das Gegenteil erreichen, dass sie ihre Augen vor (solchen Beweisen) verschließen. Doch wer seine Augen verschließt, verwandelt den Tag dadurch nur für sich selbst in Nacht. Unser Reisender erkannte, dass die Lichter über dieser großartigen und weiten Schule, welche von diesen ehrenwerten und ozeangleichen Lehrern (Ustadh) ausstrahlen, schon seit mehr als tausend Jahren den halben Erdkreis erleuchten. Und er traf dort eine so starke geistige Kraft an, dass alle Bestreiter der Wahrheit, hätten sie sich dort versammelt, keinen unter ihnen hätten beirren oder erschüttern können. So wurde auf der Neunten Stufe der Ersten Abhandlung (makam) zu der Lektion, die der Reisende in dieser Schule erhalten hatte, folgender kurzer Hinweis gegeben: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الَّذِى دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ فِى وَحْدَتِهِ اِتِّفَاقُ جَمِيعِ اْلأَصْفِيَاءِ بِقُوَّةِ بَرَاهِينِهِمِ الزَّاهِرَةِ الْمُحَقَّقَةِ الْمُتَّفِقَةِ {"Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss. Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweisen alle Geläuterten (Asfiya) in ihrer Einheit und Übereinstimmung durch die Kraft ihrer offensichtlichen, wahren, miteinander übereinstimmenden Zeugnisse."} Im Hause des Gottesgedenkens Nun wird unser Gedankenreisender, nachdem sich sein Glaube noch mehr gestärkt und entfaltet hat, vom Grade wissenschaftlicher Überzeugung zur Stufe augenscheinlicher Sicherheit fortgeschritten ist und er sich sehr danach sehnt, die Lichter und die Freuden zu schauen, auf dem Wege aus der Medresse von Hunderttausenden, ja Millionen heiligmäßiger Lehrer (Murshid), die in dem einen so überaus segensreichen und erleuchteten großen Derwischkloster, das so weit ist wie die Wüste, hervorgegangen aus der Vereinigung zahlloser Konvente großer und kleiner Derwischklöster, die sich in der Herberge, in dem Hause des Gottesgedenkens (dhikr) und der Rechtleitung, in dem großen Garten Mohammeds (Friede und Segen sei mit ihm) und unter dem Schatten der Himmelfahrt Ahmeds (Friede und Segen sei mit ihm) um die Wahrheit bemühen, zur Wahrheit gelangt sind, ja, sie mit augenscheinlicher Sicherheit erkannt haben, ins Kloster (dergah) eingeladen. Dort tritt er nun ein und sieht: Diese Lehrer machen als Entdecker (ehl-i keshf) und Wundertäter, gestützt auf das, was sie erkannt und bezeugt haben, und auf ihre Wunder, vor aller Welt die notwendige Existenz und Einheit des Herrn bekannt und sprechen alle miteinander gemeinsam: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ هُوَ {"Es gibt keinen Gott außer Ihm."} So wie man die Sonne durch das Licht ihrer sieben Farben erkennt, so erkannte auch unser Reisender durch die siebzig Farben, ja sogar durch so viele Farben, wie es Namen Gottes gibt, mit augenscheinlicher Sicherheit, wie offensichtlich und klar die urewige Sonne der göttlichen Wahrheit ist, deren verschiedenste lichtvolle Farben, Orden von Rechtgläubigen unterschiedlichster Couleur, differenzierte echte Berufungen, voneinander abgegrenzte Schulen der Wahrheit durch überragende Geistesgrößen von heiligmäßigem Ruf, durch erleuchtete Kenner der Wahrheit in allgemeiner Übereinstimmung unterstrichen werden. So wurde ihm die Übereinstimmung der Propheten untereinander, der Gelehrten und der Heiligen mit ihnen und die gemeinsame Übereinstimmung all dieser drei mit weit größerer Schärfe klar, als das Licht des Tages auf das Vorhandensein der Sonne hinzuweisen vermag. Als ein kurzer Hinweis auf den Segen, den dieser Gast in dem Kloster (tekke) empfing, wurde in der Zehnten Stufe der Ersten Abhandlung (makam) wie folgt gesagt: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الَّذِى دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ فِى وَحْدَتِهِ إِجْمَاعُ اْلاَوْلِيَاءِ بِكَشْفِيَاتِهِمْ وَكَرَامَاتِهِمِ الظَّاهِرَةِ الْمُحَقَّقَةِ الْمُصَدَّقَةِ {"Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss. Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweisen alle Gottesfreunde (auliya) in ihrer Einheit und Übereinstimmung durch ihre offensichtlichen, wahrhaftigen und bestätigten Entdeckungen und Wunder (keramat)."} Die Begegnung mit Engeln Jetzt erhob unser Weltreisender, in dem Wissen, dass die höchste, bedeutendste Stufe menschlicher Vollendung, ja vielleicht Ursprung und Quelle aller menschlichen Vollkommenheit die Gottesliebe ist, die aus dem Glauben an Allah und der Gotteserkenntnis erwächst, sein Haupt zum Himmel und wünschte sich mit aller Macht und Fähigkeit, dass sich die Kraft seines Glaubens und die Entfaltung seiner Erkenntnis noch stärker entwickeln möge, und sagte zu seinem Verstand: "Es ist nun einmal das Leben das Kostbarste, was es in der Welt gibt. Alles, was da ist im All, ist in den Dienst des Lebens gestellt. Unter allem, was da lebt aber hat der Geist den höchsten Wert. Unter allen beseelten Wesen aber sind am kostbarsten die mit Bewusstsein begabten. Um dieses ihres Wertes willen und um alles Lebendige unablässig zu mehren, füllt sich und leert sich das Erdenrund von Generation zu Generation und von Jahr zu Jahr. Es ist ohne allen Zweifel sicher, dass der Himmel ein Aufenthaltsort ist für Bewohner, die Leben, Geist und Bewusstsein besitzen, wie denn auch von alters her übereinstimmende Ereignisse tradiert und überliefert werden, dass sich in Gegenwart Mohammeds (Friede und Segen sei mit ihm) Engel gleich dem Erzengel Gabriel (Friede sei mit ihm) verkörperten, auch seinen Gefährten sichtbar wurden und mit ihnen redeten. Würde dies geschehen, könnte auch ich mit den Bewohnern des Himmels plaudern und wüsste um ihre Gedanken. Denn ihnen kommt die bedeutendste Aussage über den Schöpfer des Alls zu." Während er noch darüber nachdachte, hörte er plötzlich eine Stimme vom Himmel, die zu ihm sprach: "Du hast also nun den Wunsch geäußert, uns zu begegnen und dich an unserem Unterricht zu beteiligen. So wisse denn, dass wir die Dinge des Glaubens als erste angenommen haben, welche durch unsere Vermittlung zu allen Propheten gelangt sind, vor allem aber der Qur'an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, und vor allem zu Hasret-i Mohammed (Friede und Segen sei mit ihm). So haben denn alle guten Geister, welche Gestalt angenommen, sich den Menschen gezeigt haben und zu den unsrigen gehörten, einstimmig und ohne jede Ausnahme Zeugnis abgelegt, dass es mit Notwendigkeit einen Schöpfer des Alls geben muss, Seine Einheit (Vahdet) und Seine heiligen Attribute bekannt, einander in Übereinstimmung und gegenseitiger Entsprechung davon Kunde gebracht. Diese unbegrenzte Entsprechung und Übereinstimmung sei dir ein sonnengleicher Führer." Da erglänzte das Licht seines Glaubens und er stieg von der Erde zum Himmel auf. So wurde auf der Elften Stufe der Ersten Abhandlung als ein kurzer Hinweis auf die Lektion, die unser Reisender von den Engeln empfangen hatte, Folgendes gesagt: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الْوَاجِبُ الْوُجُودِ الَّذِى دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ فِى وَحْدَتِهِ اِتِّفَاقُ الْمَلٰٓئِكَةِ الْمُتَمَثِّلِينَ ِلأَنْظَارِ النَّاسِ وَالْمُتَكَلِّمِينَ مَعَ خَوَاصِّ الْبَشَرِ بِاِخْبَارَاتِهِمِ الْمُتَطَابِقَةِ الْمُتَوَافِقَةِ {"Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss. Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweisen die Engel in ihrer Einheit und Übereinstimmung, die sich vor den Augen der Menschen manifestiert und mit auserwählten Menschen gesprochen und ihnen übereinstimmende, einander entsprechende Botschaften gebracht haben."} Die Denker und die Leute des Herzens Nun hatte unser Gast, brennend vor Sehnsucht und Begeisterung, nachdem er in der Welt des Zeugnisses, der Verkörperung und der Materie, von verschiedenen Gruppen ausgesprochen wie unausgesprochen Unterricht erhalten hatte, noch den Wunsch, durch die Welt des Verborgenen und die Zwischenwelt (berzah) zu reisen, sie zu studieren und die Wahrheit eingehend zu untersuchen. Da öffnete sich ihm das Tor eines friedfertigen und lichtvollen Herzens und eines geradlinigen und erleuchteten Geistes, der Kern menschlichen Wesens, wie er sich unter jeder Gruppe Menschen findet, und die Frucht des Alls ist, sodass der Mensch trotz seiner Kleinheit innerlich die ganze Welt umfasst. Er sah: Sie bilden die Zwischenwelt (berzah) des Menschen in der Mitte zwischen der unsichtbaren und der bezeugten Welt. Er sah die Stelle, wo diese beiden Welten einander berühren und sich miteinander austauschen, wie es dem Menschen entspricht, und sprach zu seinem Herzen und zu seinem Verstand: "Kommt, der Weg zur Wahrheit durch das Tor, das ihr seid, ist noch kürzer. Wir sollten nicht wie auf den bisherigen Wegen über das Medium der Sprache unseren Unterricht erhalten, vielmehr im Glauben ihre besonderen Eigenschaften und Farben studieren und daraus unseren Nutzen ziehen." So begann er mit dem Studium... Und er erkannte: Mögen sie auch in ihren Charakteren sehr voneinander abweichen und ihre Wege weit voneinander entfernt, ja einander entgegengesetzt sein, so stimmen sie dennoch in der Geradlinigkeit und leuchtenden Klarheit ihres Denkens, in der Standfestigkeit und ruhigen Zuversicht ihrer Überzeugung und Gewissheit im Glauben und in der Lehre von der Einheit (Tauhid) miteinander überein. Das heißt also, dass sie sich auf eine Wahrheit stützten und sich ihr verbunden wussten, dass ihre Wurzeln tief in die Wahrheit eingedrungen waren und nicht wieder ausgerissen werden können. So bildet denn ihre Einheit in den Grundsätzen des Glaubens in dem, der Da-Sein muss und in Seiner Einheit eine leuchtende Kette, die nie zerbrochen werden kann, und ist zugleich ein erleuchtetes Fenster, das sich auf die Wahrheit hin öffnet. Nun also sah er: Mochten auch die Wege, die sie eingeschlagen hatten, noch so weit voneinander entfernt und voneinander verschieden sein, so sind doch ihrer aller Herzen gefestigt und erleuchtet in der Übereinstimmung in den Glaubensgrundsätzen, in der ruhigen Zuversicht, in den Entdeckungen, die ihre Begeisterung erwecken, in den Beobachtungen und den Entsprechungen, die sie bezeugen und in der Lehre von der Einheit, die sie alle miteinander vereint. Das heißt also, dass diese leuchtenden Herzen, die auf die Wahrheit ausgerichtet sind, zur Wahrheit gelangt sind, und sie verkörpern und von denen jedes einzelne einem winzigen Thron der Erkenntnis des Herrn, jedes einzelne einem Brennspiegel göttlicher Einzigartigkeit (Samad) gleich, diese Fenster, die sich auf die Wahrheit hin öffnen, alle zusammen einen gewaltigen Spiegel bilden, der dem Meeresspiegel gleich das Licht der Sonne empfängt. Ihre Gemeinsamkeit und Übereinstimmung in der Lehre von der Existenz und Einheit (Vahdet) des Notwendig-Seienden ist ein vollkommener Wegweiser und ein überragender Lehrer (Murshid), der niemals irrt und niemals in die Irre führt. Denn es ist unter gar keinen Umständen möglich oder auch nur wahrscheinlich, dass eine Vorstellung, abweichend von der Wahrheit, ein unwahrer Gedanke, eine irreale Fähigkeit so dauerhaft und beständig die scharf und weitsichtigen Augen aller, gleichzeitig und insgesamt betrügen oder ihnen etwas vorgaukeln sollte. Da verstand er, dass nur ein krankhafter und verdorbener Intellekt so etwas für möglich halten könnte. Denn selbst diese törichten Philosophen, die das Weltall verleugnen, wären nicht damit zufrieden, würden so etwas zurückweisen. Nun sagten Herz und Verstand gemeinsam: اَمَنْتُ بِاللَّهِ {"Wir glauben an Allah."} So wurde auf der Dreizehnten Stufe der Ersten Abhandlung (makam) über die Erkenntnis aus dem Glauben in einem kurzen Hinweis auf den Nutzen, den unser Reisender von den geradlinig denkenden Intelligenzen und den erleuchteten Herzen empfangen hatte, Folgendes gesagt: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الْوَاجِبُ الْوُجُودِ الَّذِى دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ فِى وَحْدَتِهِ اِجْمَاعُ الْعُقُولِ الْمُسْتَقِيمَةِ الْمُنَوَّرَةِ بِاِعْتِقَادَاتِهَا الْمُتَوَافِقَةِ وَبِقَنَاعَاتِهَا وَيَقِينَاتِهَا الْمُتَطَابِقَةِ مَعَ تَخَالُفِ اْلاِسْتِعْدَادَاتِ وَالْمَذَاهِبِ وَكَذَا دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ فِى وَحْدَتِهِ اِتِّفَاقُ الْقُلُوبِ السَّلِيمَةِ النُّورَانِيَّةِ بِكَشْفِيَاتِهَا الْمُتَطَابِقَةِ وَبِمُشَاهَدَاتِهَا الْمُتَوَافِقَةِ مَعَ تَبَايُنِ الْمَسَالِكِ وَالْمَشَارِبِ {"Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss. Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweisen alle aufrechten Intelligenzen in ihrer Gemeinsamkeit, erleuchtet von ihrem übereinstimmenden Glauben und der einander entsprechenden Gewissheit, trotz aller Verschiedenheit in ihren Begabungen und aller Unterschiedlichkeit ihrer Wege. Genau so beweist auch die Einheit und Übereinstimmung der rechtgeleiteten Herzen, erleuchtet von ihren übereinstimmenden geistigen Entdeckungen und einander entsprechenden Visionen, trotz aller Verschiedenheit in ihren Wegen und ihrer Temperamente die Notwendigkeit Seiner Existenz."} Offenbarung und Inspiration Nun fragte unser Reisender auf seiner Fahrt durch Herz und Verstand: "Was wird wohl die Welt des Verborgenen sagen?", und klopfte in diesem Gedanken voll Ungeduld an die Pforte zur verborgenen Welt. Denn es gibt nun einmal in dieser Welt der Verkörperung und der Materie ein Wesen, eine Persönlichkeit, die offensichtlich klarer als durch Worte und Reden sich in Taten gleich unendlich vielen überaus schönen, kunstvoll gestalteten Arbeiten zu erkennen gibt, ob unendlich vieler wohltuender, schön gestalteter Gnadenerweise geliebt zu werden wünscht, und Seine verborgene Vollkommenheit in unendlich vielen wunderbaren und geistvollen Werken verständlich machen möchte. Er drückt sich bestimmt in jedem Fall, wie Er das durch Seine Taten und in Seinem So-Sein tut, auch in Wort und Rede aus, gibt sich darin zu erkennen und bewirkt, dass Er durch sie geliebt wird. Deshalb sagt er nun in Anbetracht der verborgenen Welt: "Wir müssen Ihn auf Grund Seiner Manifestationen erkennen." So trat er denn mit seinem Herzen in sie ein, schaute sie mit den Augen seines Verstandes und erkannte: Die Tatsache der Offenbarung herrscht in der unsichtbaren Welt, und manifestiert sich in ihr mit großer Macht. Weit mehr als das Zeugnis des Alls und der Geschöpfe erwächst aus der Welt des Unsichtbaren durch die Wahrheit der Offenbarung und der Inspiration das Zeugnis der Existenz und Einheit (Tauhid) Gottes. Das Zeugnis für sich, Seine Existenz und Seine Einheit (Vahdet) bleibt nicht allein abhängig vom Zeugnis Seiner Werke. Er macht sich verständlich durch das urewige Wort, das Seiner würdig ist. Und das Wort, das von Ihm ausgeht, ist gleichfalls grenzenlos, ist allgegenwärtig und allschauend in Seinem Wissen und in Seiner Macht. Wie der Geist (mana) Seiner Worte uns Ihn erkennen lässt, so lässt uns Seine Mitteilungsfähigkeit (sifat-i kelam) auch Seine Attribute erkennen. In der Tat ist es nach der Überlieferung von hunderttausend Propheten und in der Übereinstimmung ihrer Berichte, was ihre Erwählung zu Empfängern und Verkündern der göttlichen Botschaft betrifft, durch die Beweise und Wunder der heiligen Bücher und himmlischen Schriften, welche die überwältigende Mehrheit des Menschengeschlechtes bestätigt und als Richtschnur angenommen hat, ihnen folgt und welche die Früchte der Offenbarung und selbst bezeugte Offenbarung sind, ganz klar und offensichtlich geworden, dass die Offenbarung (Gottes) wahrhaftig eine feststehende Tatsache ist. Dies erkannte er und verstand, dass die Tatsache der Offenbarung in fünf heiligen Wahrheiten zum Ausdruck kommt und in ihnen ihr Gutes findet. Erstens: لِلتَّنَزُّلاَتِ اْلاِلَهِيَّةِ اِلٰى عُقُولِ الْبَشَرِ {"Die göttliche Herabkunft (entspricht) dem menschlichen Intellekt."} So zu sprechen, wie der menschliche Intellekt es zu verstehen mag, ist Herabkunft göttlicher Demut. Er hat in der Tat allen Seinen beseelten Geschöpfen die Fähigkeit zu sprechen verliehen und versteht ihre Sprache. Sich selbst an ihren Konferenzen mit einer eigenen Rede zu beteiligen, ist gewiss ein Erfordernis Seiner göttlichen Herrschaft. Zweitens: Derjenige, welcher um Seiner Selbstoffenbarung willen das All mit einem grenzenlos hohen Aufwand von Grund auf wunderbar erschaffen hat, dass es Seine Vollkommenheit mit Tausenden von Zungen verkünde, wird sich selbst gewiss auch mit eigenen Worten zum Ausdruck bringen. Drittens: So wie Er die Bittgebete und die Dankgebete derjenigen unter Seinen Geschöpfen, die Er als erste erwählt hat, welche Seiner am meisten bedürfen, welche so hoch empfindlich sind und mit solcher Sehnsucht nach Ihm verlangen, nämlich der wahren Menschen, mit tatkräftiger Hilfe beantwortet, so ist es auch Kennzeichen Seiner Schöpfermacht, ihnen auch mit Worten Sein Entgegenkommen zu erweisen. Viertens: Die Gabe des Wortes ist eine Erscheinung von leuchtender Klarheit, absolut notwendig zur Erkenntnis und für das Leben. In einer Persönlichkeit, die umfassendes Wissen besitzt und ewiges Leben in sich trägt, wird sie sich bestimmt auch in einer umfassenden und ewigen Form vorfinden. Fünftens: Eine Persönlichkeit, die Seinen Geschöpfen in ihrem Bedürfnis zu lieben und geliebt zu werden, in ihrer Angst und Sorge, in ihrem Suchen nach Halt und Stütze, in ihrem Verlangen, ihren Herrn und König zu finden, den Hunger und die Sehnsucht, die Armut und die Bedürftigkeit, die Sorge um die Zukunft, die Liebe und Verehrung eingegeben hat, muss ihnen sicherlich auch als ein Erfordernis Seiner Göttlichkeit, von Seiner Existenz dadurch Mitteilung machen, dass Er sie anspricht. Also verstand er denn, dass die Herabkunft göttlicher Demut, die Selbstoffenbarung Gottes, das Entgegenkommen des Allbarmherzigen, das Wort des Hochgelobten und die Mitteilung des Einzigartigen (Samad), Wahrheiten, die alle zusammen in den himmlischen Offenbarungen enthalten sind, in ihrer Gesamtheit einen Beweis für die Existenz dessen, der Da-Sein muss und Seine Einheit darstellen, wie dieser Beweis gleichsam als eine Urkunde noch stärker ist als am Tage die Sonnenstrahlen ein Zeugnis für die Sonne. Nun lässt er seine Blicke unter den Eingebungen umherschweifen und erkennt: Echte Eingebungen gleichen im Grunde einer Art von Offenbarung (vahiy), doch gibt es immerhin zwei Unterschiede zwischen ihnen: Erster Unterschied: Eine Offenbarung ist eine erhabene Eingebung, meistens durch die Vermittlung eines Engels, während die meisten Eingebungen ohne einen Mittler geschehen. So hat z.B. ein König bekanntlich zwei Möglichkeiten zu reden und Befehle zu erteilen: Erstens: Wenn es ihm ganz allgemein um die Majestät seines Königreichs geht und um seine Souveränität, so schickt er einen Botschafter zu einem Gouverneur. Um den Glanz seiner Herrschaft und die Bedeutung seines Auftrags zu betonen, bespricht er sich zunächst mit seinem Gesandten, bevor er seinen Erlass (ferman) veröffentlicht. Zweitens: Geschieht aber etwas nicht unter dem Zeichen des Sultans, nicht öffentlich im Namen des Königs, vielmehr in seinem eigenen Namen, in einer privaten Angelegenheit oder unbedeutenden Sache, dann äußert er sich privat durch einen persönlichen Boten, durch einen untergeordneten Diener oder über sein Privattelefon. In ähnlicher Weise mag auch der urewige König unter Seinem Namen als dem Herrn aller Welten und mit dem Titel des Schöpfers des Alls Sein Wort in Form einer Offenbarung oder in Form einer an alle gerichteten Eingebung, die den Dienst einer Offenbarung versieht, oder in persönlicher Form an jeden einzelnen richten, weil Er der Herr und Schöpfer jedes einzelnen Lebewesens ist, doch hinter einem Schleier verborgen und dessen Auffassungsgabe entsprechend. Zweiter Unterschied: Eine Offenbarung ist schattenlos und rein, bestimmt für die Auserwählten. Eine Eingebung aber ist überschattet, unklar in ihren Farben und richtet sich an jedermann. Es gibt Eingebungen, die den Engeln zuteil werden, Eingebungen an Menschen, Eingebungen für Tiere (Instinkte!). So gibt es die allerverschiedensten und höchst unterschiedlichen Arten von Eingebungen, zahlreich wie die Tropfen des Meeres. Sie sind Quelle und Grund der Verbreitung der Worte des Herrn. لَوْ كَانَ الْبَحْرُ مِدَادًا لِكَلِمَاتِ رَبِّى لَنَفِدَ الْبَحْرُ قَبْلَ أَنْ تَنْفَدَ كَلِمَاتُ رَبِّى {"Wäre das Meer Tinte, um die Worte meines Herrn zu schreiben, das Meer wäre ausgeschöpft, noch bevor sich die Worte meines Herrn erschöpften." (Sure 18, 109)} Da verstand er, dass dies einen Aspekt der Ausdeutung (tefthir) dieser Ayah darstellt. Nun sah er sich unter Wesen, Weisheit und Zeugnis für die Offenbarung um und erkannte: Wesen, Weisheit und Frucht (der Offenbarung) besteht aus vier Lichtern. Erstens: So wie die Gottesliebe (Teveddud-u Ilahi) bedeutet, dass Er in Seinen Taten Seine Geschöpfe dazu veranlasst, Ihn zu lieben, desgleichen ist es auch ein Erfordernis der göttlichen Freundschaft (Vedudiyet) und Seiner Barmherzigkeit, sie auch durch Sein Wort, Seine Gegenwart und das vertraute Gespräch mit Ihm (sohbet) zu Seiner Liebe zu bewegen. Zweitens: So wie Er die Gebete Seiner Diener und Anbeter mit Seinen Taten beantwortet, so ist es auch ein Kennzeichen Seiner Barmherzigkeit, ihnen auch mit Worten hinter einem Schleier zu entgegnen. Drittens: Den Geschöpfen, die von schwerem Unglück betroffen, in bedrückende Umstände geraten, um Hilfe rufen, schreien, flehen, nicht nur tatkräftig zu helfen, sondern ihnen auch mit inspirierenden Worten, wie in einer Art von Gespräch, Stütze zu geben, ist ein Erfordernis Seiner Göttlichen Herrschaft. Viertens: Nun verstand er: So wie Er Seinen mit Bewusstsein begabten Geschöpfen in all ihrer Unfähigkeit, in all ihrer Schwäche, in all ihrer Armut, in all ihrer Bedürftigkeit, die doch ihres Königs, ihres Hirten, ihres Führers, ihres Beschützers so sehr bedürfen und sich so sehr nach Ihm sehnen, in der Tat Sein Dasein, Seine Gegenwart, Seinen Schutz verspüren lässt, so projiziert Er auch einige Seiner echten Eingebungen, die als eine Art Spruch des Herrn gezählt werden, gleichsam wie auf eine Leinwand, um ihnen entsprechend ihrer Fähigkeit über das Telefon ihres Herzens auch durch Sein Wort Sein persönliches Dasein und Seine Gegenwart verspüren zu lassen. Dies ist ein zwangsläufiges und notwendiges Erfordernis göttlicher Liebe (shefqat-i Uluhiyet) und der Barmherzigkeit des Herrn. Danach schaute er das an, wofür die göttlichen Eingebungen Zeugnis sind und erkannte: Setzen wir einmal den unmöglichen Fall voraus, die Sonne besäße Leben und Bewusstsein und die sieben Farben ihres Lichtes wären ihre sieben Fähigkeiten. Unter diesem Gesichtspunkt wären die Strahlungen und Wirkungen ihres Lichtes eine Art ihrer Kommunikation. In diesem Fall fände sich ihr Bild und Reflex in allen glänzenden Gegenständen. Sie könnte mit jedem Spiegel, mit jedem reflektierenden Gegenstand, mit jedem Glassplitter, mit jedem Bläschen und Tröpfchen, ja, mit jedem einzelnen glänzenden Stäubchen seiner Fähigkeit entsprechend kommunizieren und seinem Bedürfnis entsprechend entgegnen. Keine ihrer Handlungen stört eine andere ihrer Handlungen. Keines ihrer Gespräche würde ein anderes ihrer Gespräche behindern. So wie man dies alles mit bloßem Auge wahrnehmen könnte, so wäre offensichtlich in gleicher Weise auch zu verstehen, dass der König in Seiner Majestät von Ewigkeit zu Ewigkeit, der glorreiche Schöpfer allen Seins in Seiner Vollkommenheit (Djemal), die immerwährende Sonne, wie mit Seinem Wort, so auch in gleicher Weise mit Seinem Wissen und Seiner Macht, über allen Dingen steht, sie alle umfasst und sich entsprechend der Fähigkeit jeden Dinges manifestiert. Keine Bitte tritt einer anderen Bitte, keine Angelegenheit einer anderen Sache, keine Anrede einer anderen Ansprache in den Weg und stört sie nicht. Nun verstand er mit einer an augenscheinliche Sicherheit grenzenden wissenschaftlichen Genauigkeit, dass alle diese Auswirkungen, alle diese Arten der Kommunikation und der Eingebung, einzeln für sich betrachtet wie insgesamt und im Einklang miteinander, ein Beweis und ein Zeugnis für die Gegenwart, die notwendige Existenz, Einheit und Allgegenwart (Vahdet ve Ahadiyet) dieser urewigen Sonne sind. Als einen kurzen Hinweis auf die Lektion in Erkenntnis, die dieser interessierte Gast aus der verborgenen Welt empfangen hatte, wurde auf der Vierzehnten und Fünfzehnten Stufe der Ersten Abhandlung (makam) Folgendes gesagt: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الْوَاجِبُ الْوُجُودِ الْوَاحِدُ اْلاَحَدُ الَّذِى دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ فِى وَحْدَتِهِ إِجْمَاعُ جَمِيعِ الْوَحْيَاتِ الْحَقَّةِ الْمُتَضَمِّنَةِ لِلتَّنَزُّلاَتِ اْلإِلٰهِيَّةِ وَلِلْمُكَالَمَاتِ السُّبْحَانِيَّةِ وَلِلتَّعَرُّفَاتِ الرَبَّانِيَّةِ وَلِلْمُقَابَلاَتِ الرَّحْمَانِيَّةِ عِنْدَ مُنَاجَاةِ عِبَادِهِ وَلِْلاِشْعَارَاتِ الصَّمَدَانِيَّةِ لِوُجُودِهِ لِمَخْلُوقَاتِهِ وَكَذَا دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ فِى وَحْدَتِهِ إِتِّفَاقُ اْلاِلْهَامَاتِ الصَّادِقَةِ الْمُتَضَمِّنَةِ لِلتَّوَدُّدَاتِ اْلاِلٰهِيَّةِ وَلِـْلاِجَابَاتِ الرَّحْمَانِيَّةِ لِدَعَوَاتِ مَخْلُوقَاتِه وَلِْلاِمْدَادَاتِ الرَّبَّانِيَّةِ لاِسْتِغَاثَاتِ عِبَادِهِ وَلِْلاِحْسَاسَاتِ السُّبْحَانِيَّةِ لِوُجُودِهِ لِمَصْنُوعَاتِهِ {"Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss, der Einzige (Ahad) und Allgegenwärtige (Vahid). Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweisen alle echten Offenbarungen in ihrer Übereinstimmung, welche die göttliche Herabkunft, die Ansprache des Gepriesenen, die Verlautbarungen des Herrn, die Entgegnung des Erbarmers im Bittgebet Seines Dieners, die einzigartigen Kennzeichen Seiner Existenz für Seine Geschöpfe darstellt und so beweisen auch die echten Eingebungen in ihrer Gemeinsamkeit und Übereinstimmung die Notwendigkeit Seiner Existenz, welche die göttliche Freundschaft (Vedud) beinhaltet, sowie die Erfordernisse Seiner Barmherzigkeit gegenüber den Gebeten Seiner Diener, welche die Hilfe durch Seine Herrschaft auf die Hilferufe Seiner Diener und all Seiner Geschöpfe ist, und die ruhmreiche Vermittlung Seiner Existenz gegenüber Seinen Geschöpfen."} Eine Reise in die "Glückliche Zeit" Dann sagte der Reisende zu seinem Verstand: "Da suche ich also hinter allem Sein in diesem Kosmos meinen Herrn, Dem ich angehöre und Der mein Schöpfer ist. Sicherlich muss ich zuerst, um Mohammed (mit dem Friede und Segen sei) zu besuchen und ihn nach Dem zu fragen, Den ich suche, in die 'Glückliche Zeit' (asr-i sa'adet) eingehen." So nahm er seinen Verstand und ging dahin. Mohammed-i Arabi (mit dem Friede und Segen sei), der der berühmteste unter allem Sein und - wie auch seine Feinde es bestätigen - der vollkommenste, der größte Befehlshaber und der bekannteste Herrscher, der mächtigste in der Rede, der brillanteste von Verstand, erleuchtete vierzehn Jahrhunderte durch sein Leben, durch seine Lehre und durch sein(es Herrn) Buch (Qur'an). Und er sah, dass diese Zeit durch diese Persönlichkeit tatsächlich eine "Glückliche Zeit" für die Menschheit war, denn durch das Licht, das er brachte, machte er in kurzer Zeit aus einem Volk von primitiven Wilden eine Nation von Gelehrten, die die Welt beherrschte. Dann sagte er weiter zu seinem Verstand: "Zuerst müssen wir in gewissem Grade den Wert dieser außerordentlichen Persönlichkeit, den Wahrheitsgehalt seiner Worte und die Zuverlässigkeit seiner Aussagen kennen lernen. Dann müssen wir ihn nach unserem Schöpfer fragen", und begann mit seiner Untersuchung. Von den zahllosen schlüssigen Beweisen, die er fand, wollen wir hier nur neun von den allgemein gültigen einzeln kurz aufzeigen. Erstens: In dieser Persönlichkeit finden sich - wie selbst seine Feinde bestätigen - alle schönen und guten Charakterzüge und Eigenschaften. Entsprechend der eindeutigen Aussage der Ayat وَنْشَقَّ الْقَمَرُ {"Der Mond hat sich gespalten." (Sure 54, 1)} und وَمَا رَمَيْتَ إِذْ رَمَيْتَ وَلٰكِنَّ اللّٰهَ رَمٰى {"Nicht du warst es, der geworfen hat, als du geworfen hast, sondern Allah hat geworfen" (Sure 8, 17)} wurde der Mond mit einem Fingerzeig gespalten und mit ein wenig Staub in seiner Hand, das er dem Heer seiner Feinde, dem der Staub in die Augen drang, entgegenwarf, jagte er das ganze Heer in die Flucht. Als sein eigenes Heer ohne Wasser war, tränkte er es ausreichend mit dem Wasser, das wie Kauthar (der Strom des Paradieses) seinen fünf Fingern entströmte. Durch seine Hand geschahen Hunderte dergleichen von Wundern, die zum Teil im Qur'an erwähnt werden (nass-i kat'i), zum Teil dennoch unbestreitbar sind (tevatur). Da ein Teil von ihnen - und zwar mehr als dreihundert - dies in einer außerordentlichen, die Wunder (des Qur'an) aufzeigenden Risala, die "Neunzehnter Brief über die Wunder Ahmeds (mit dem Friede und Segen sei)" genannt wird, mit zuverlässigen Quellenhinweisen belegt, lässt unser Reisender es damit bewenden und sagt: "Eine Persönlichkeit, die so viele gute und vollkommene Charakterzüge, und so viele offensichtliche Wunder gewirkt hat, spricht sicherlich nichts als die reine Wahrheit. Es ist unmöglich, dass er sich auf die Ebene der Charakterlosen herabbegeben und lügen, täuschen, fälschen könnte." Zweitens: In seiner Hand befindet sich ein Erlass des Besitzers des Universums. Diesen Erlass erkennen in jedem Jahrhundert dreihundert Millionen Menschen an. Dieser Erlass ist der hocherhabene Qur'an, welcher in siebenfacher Hinsicht ein Wunder (hariqa) ist. In einer berühmte Risala, in der im "Fünfundzwanzigsten Wort" der Qur'an als ein Wunder bezeichnet wird, und in der Risale-i Nur wie die Sonne ist, wurde ausführlich und mit nicht zu widerlegenden Beweisen dargelegt, dass dieser Qur'an in vierzigfacher Hinsicht ein Wunder (mudjise) ist und als das Wort des Schöpfers des Universums gilt. So lässt es denn unser Reisender damit bewenden und sagt: "Eine Persönlichkeit, die der lautere Überbringer und Ausrufer eines solchen wahren und wahrhaftigen Erlasses ist, kann nicht lügen, und keine Lüge kann an ihm gefunden werden, die ein Verstoß gegen den Erlass und ein Verrat an dem Erlassgeber wäre." Drittens: Diese Persönlichkeit (mit dem Friede und Segen sei) brachte das islamische Gesetz (Sharia), den Islam, den anbetenden Dienst, die Fürbitte, den Ruf (zum Glauben) und den Glauben (Iman) in einer solchen Weise, wie es bis dahin noch nie da gewesen, noch jemals wieder sein wird. Niemals wurde je etwas vollkommeneres gefunden, noch könnte es je gefunden werden. Denn diese Scheriah, die, von einer Persönlichkeit erlassen, welche selbst des Lesens und Schreibens unkundig war, seit vierzehn Jahrhunderten ihre Menschen und heute ein Fünftel der Menschheit mit zahllosen Gesetzen in Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Genauigkeit leitet, lässt keinen Vergleich zu. Überdies ist der Islam, der durch Worte, Taten und die Wesensart eines Analphabeten geprägt und in jedem Jahrhundert Zuflucht und Leitung für dreihundert Millionen Menschen wurde, Weisung und Leitung in ihrem Denken, Reinigung und Erleuchtung für ihre Herzen, Erziehung und Läuterung für ihre Seelen, der Angelpunkt für die Entfaltung und der Grundstoff für die Entwicklung ihrer Seelen, auch in dieser Hinsicht ohne Beispiel und wird es bleiben... Zudem findet er sich in seinem Glauben bei allen Arten jeglicher Anbetung in vorderster Reihe... und er findet sich in seiner frommen Zurückhaltung über allen anderen... und in seiner Gottesfurcht... und obwohl immer und überall in Kampf und Streit verwickelt, war er dennoch in seinem Dienst und in seiner Anbetung bis ins innerste Geheimnis hinein sorgfältig und genau... wie er niemanden nachahmte, so begann er in gleicher Vollkommenheit und verknüpfte in gleicher Vollkommenheit den Anfang und das Ende... sicherlich wird gleich ihm einer nicht geschaut und kann nicht geschaut werden. Des Weiteren zeigt er in seinem Djauschanu-l'Kebir, welcher nur eines ist unter Tausenden von seinen Gebeten und Fürbitten, dass er seinen Herrn in einem solchen Grade mit einer derartigen Erkenntnis seines Herrn zu beschreiben vermag, dass seit jener Zeit alle Männer von Gotteserkenntnis und Heiligkeit zusammengenommen ihn nicht auf der Stufenleiter der Erkenntnis noch in dem hohen Grade seiner Darstellungskunst (taussif) zu erreichen vermochten; also hat er auch im Gebet nicht seinesgleichen. Ein Mensch, der auch nur einen Abschnitt betrachtet aus dem Anfang der Risale-i Munadjat 🙂 Abhandlung in Form einer Fürbitte), in dem ein Abschnitt von neunundneunzig Abschnitten des Djauschanu-l'Kebir kurz in seiner Bedeutung erklärt wird, wird sagen: Auch der Djauschan ist ohne Beispiel. Des Weiteren zeigte er in seiner prophetischen Verkündung und in seiner Art, wie er den Menschen zur Wahrheit rief, einen solchen Grad von Unerschütterlichkeit, Ausdauer und Tapferkeit, dass er, trotzdem die großen Staaten, die großen Religionen, ja, sogar sein Volk, Stamm, Onkel ihm furchtbar feindselig gesinnt waren, nicht im mindesten eine Spur von Unschlüssigkeit, Unruhe oder Furcht. Er trat allein gegen die ganze Welt auf den Plan, trotzte ihr, bot ihr die Stirn... machte den Islam zur Krone der Welt. Das alles beweist, dass er auch mit seiner Verkündigung und seinem Aufruf ohne Beispiel ist und bleibt. In seinem Glauben war eine so außerordentliche Kraft, eine so ungewöhnliche Gewissheit, eine so wunderbare Weite und eine so erhabene, die Welt erleuchtende Überzeugung, dass keine der Ansichten und Bekenntnisse, die damals die Welt beherrschten, keine Weisheit der Philosophen und keine Lehre der geistigen Führer, trotz Feindschaften, Widerständen und Ablehnungen ihn in seiner Gewissheit, seiner Überzeugung, seinem Vertrauen, seiner Ruhe erschüttern und zu einem Zweifel, einer Unschlüssigkeit, einer Schwäche, einer Unruhe veranlassen konnten... Ja, mehr noch: Seine Sahabis (Bundesgenossen), alle Heiligen, die in den Geisteswissenschaften und auf der Stufenleiter des Glaubens vorangeschritten sind, haben alle Zeit von seiner Stufe des Glaubens herab ihren Segen empfangen, ihn stets im höchsten Range gefunden. All dies zeigt klar, dass auch sein Glaube ohne Beispiel ist. Und so verstand unser Reisender also, dass ein Mann, der solch eine beispiellose Shariah (islamisches Gesetz), einen so unvergleichlichen Islam, einen so außergewöhnlichen anbetenden Dienst, ein so überragendes Gebet, einen solchen Ruf an alle Welt zu richten, einen so wunderbaren Glauben vorzuweisen vermag, sicherlich keineswegs eine Lüge aussprechen oder einen Betrug begehen kann. Auch sein Verstand bestätigte dies. Viertens: So wie die Übereinstimmung der Propheten als ein voll überzeugender Beweis für die Existenz und die Einheit Gottes gilt, so auch als ein besonders sicheres Zeugnis für die Aufrichtigkeit und das Prophetentum dieser Persönlichkeit. Denn die Geschichte bestätigt, dass all das, was an heiligen Eigenschaften, Wundern, Heilstaten und an Aufrichtigkeit der Gesandten den Eckstein der Propheten bildet, mit denen der Friede sei, bei dieser Persönlichkeit unübertroffen waren. Das heißt, so wie die Thora, die Evangelien, der Psalter und die Schriften der übrigen Propheten mit ihrem Wort das Kommen dieser Persönlichkeit vorhergesagt und den Menschen hierüber eine frohe Botschaft gebracht haben, was wir im "Neunzehnten Brief" in mehr als zwanzig recht offensichtlichen Ausschnitten dieser frohe Botschaft verkündenden Zeichen aus den Heiligen Schriften recht schön dargelegt und bewiesen haben, so bestätigen sie (die Propheten) auch in ihren Heilstaten, nämlich mit ihrem Prophetentum und durch ihre Wunder, dass diese Persönlichkeit in ihrer Berufung und ihren Heilstaten den ersten Platz einnimmt und höchst vollkommen ist; und sie unterstreichen seinen Ruf. So verstand denn unser Reisender, dass sie (die Propheten), so wie sie in der Übereinstimmung ihrer Aussagen einen Beweis liefern für die Einheit (Gottes; Vahdaniyet), so auch mit ihrer Übereinstimmung in ihren Heilstaten die Aufrichtigkeit dieser Persönlichkeit bezeugen. Fünftens: Und so wie Tausende von Heiligen durch die Grundsätze, die Lehren und die Nachfolge dieser Persönlichkeit zur Wahrheit, Wirklichkeit und Vollkommenheit gelangten, Gnadengaben, geistige Klarsicht und innere Schau erlangten und gleich einem Beweis der Einheit (Gottes; Vahdaniyet) wurden, so bezeugen sie auch alle durch ihre Übereinstimmung die Aufrichtigkeit und das Prophetentum dieser Persönlichkeit, die ihr Lehrer ist. Ihr Zeugnis, das sie im Lichte der Heiligkeit (nur-u velayet) über einen Teil der Berichte geben, welche ihnen (der Prophet) aus der Welt des Unsichtbaren überbracht hatte, ihre Überzeugung und Bestätigung alles dessen im Lichte des Glaubens, und zwar in der Form tatsächlichen Wissens, tatsächlicher Wahrnehmung und tatsächlicher Wahrheit, legt sonnenklar den Grad der Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit dieser Persönlichkeit offen, die ihr Lehrer ist. Sechstens: Und so wie Millionen von Forschern (Asfiya-i mudaqqikin), Gelehrten (Siddiqin-i muhaqqiqin) und Philosophen (Dahi-i hukema-i mu'minin) durch die Heilige Wahrheit (haqaiq-i qudsiye), die er - obwohl selbst Analphabet - brachte, durch die Hohe Wissenschaft (ulum-u a'Iiye), die er begründete, durch seine Unterweisungen und Belehrungen in der Erkenntnis Gottes, die ihm in seiner geistigen Schau zuteil wurde, auf der Leiter der Wissenschaft zur höchsten Stufe emporstiegen, die Einheit (Gottes; Vahdaniyet), welche das Fundament seiner Sendung darstellt, mit einstimmig unumstößlichen Beweisen belegen und bestätigen, so ist auch ihr übereinstimmendes Zeugnis für die Wahrhaftigkeit dieses gewaltigen Lehrers und großen Meisters, für die Wahrhaftigkeit seiner Worte ein Beweis seines Prophetentums und seiner Aufrichtigkeit, klar wie der lichte Tag. So ist auch die Risale-i Nur mit all ihren 130 Teilen ein einziges Zeugnis seiner Aufrichtigkeit. Siebentens: Die gewaltig große Gruppe jener, welche man die Familienangehörigen und die Bundesgenossen (des Propheten, mit dem Friede und Segen sei,) nennt und die nach den Propheten alle Menschheit dank ihrer Einsicht, ihres Verständnisses und ihrer Vollkommenheit überragt an Ruhm, Ruf, Ehre, Frömmigkeit und wacher Aufmerksamkeit, beobachtete, prüfte und untersuchte sein gesamtes Verhalten - privat und in der Öffentlichkeit - seine Haltung und seine Denkweise mit höchstem Interesse, mit großer Aufmerksamkeit und tiefem Ernst, mit dem Ergebnis, dass sie übereinstimmend zu der festen Überzeugung gelangten und bestätigten, dass er die aufrichtigste, erhabenste, rechtschaffenste und wahrhaftigste Persönlichkeit in dieser Welt ist. So verstand denn unser Reisender, dass ihre Bestätigung und ihr unerschütterlicher und fester Glaube auf Grund ihrer allen gemeinsamen Übereinstimmung ein Beweis ist, gleich wie der Tag ein Beweis ist für das Sonnenlicht. Achtens: Wie dieser Kosmos ein Beweis ist für den Baumeister, Schreiber und Dekorateur, der ihn schuf, lenkt und leitet und über ihn verfügt wie über ein Schloss, das Er geplant, oder ein Buch, das Er verfasst, oder ein Museum, das Er entworfen hat, oder über ein Theater, über das Er Regie führt, so ist er zugleich auch ein Beweis für das Bedürfnis, ja für die Notwendigkeit eines Schlossverwalters, eines Buchverlegers, eines Museumsleiters, eines Forschers, eines Gelehrten, eines zuverlässigen Lehrers, der das Wissen über die Absichten Gottes bei der Erschaffung der Welt hat und es vermitteln soll, der die Weisheit des Herrn über allem Wechsel lehren soll, der darüber belehren soll, welchem Zweck alle diese weisungsgemäßen Bewegungen dienen, der Wesen und Bedeutung allen Seins und die in ihnen verborgene Vollkommenheit aufzeigen soll, der den Sinn des großen Buches erklären soll. So verstand denn unser Reisender, dass (der Kosmos) in Anbetracht all dessen die Wahrhaftigkeit dieser Persönlichkeit bezeugt, und auch, dass er der höchste und aufrichtigste Beamte des Schöpfers dieses Kosmos ist, der seine Aufgaben in höherem Maße als alle anderen erfüllt. Neuntens: Es ist da hinter dem Vorhang Einer, der Seine eigene Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit in ihrer Vollkommenheit darstellen will durch Seine Werke voll Schönheit und Weisheit, um sich selbst mit ihnen bekannt zu machen. In all dem, was Er geschaffen, mit Schmuck und Ornamenten verziert hat, möchte Er sich vorstellen und geliebt werden. Für alle Seine zahllosen, kostbaren, wohlschmeckenden Gottesgaben erwartet Er von uns Lobpreis und Dank. Er schützt, versorgt und ernährt alle Seine Geschöpfe mit Zärtlichkeit (shefqat), deckt ihnen den Tisch, bereitet ihnen ein Festmahl, welches jede Art von Geschmack - selbst den feinsten und auch die verwöhnteste Nase zu befriedigen vermag, damit sie Ihm mit Lob und Preis und Dank ihre Anbetung darbringen sollen. Er zeigt Seine Göttlichkeit, wenn Er in majestätischer Pracht schaltet und waltet, lenkt und leitet, schafft und verändert, z.B. den Wandel der Zeiten und den Wechsel von Tag und Nacht hervorbringt. Ob Seiner Hoheit sollen wir Ihm Glaube, Hingabe, Demut und Gehorsam entgegenbringen. Er möchte alle Zeit das Gute und die Guten beschützen, das Böse und die Bösen vernichten und mit Schlägen von oben die Tyrannen und die Lügner zu Grunde richten und so Seine Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit erweisen. An der Seite dessen, der da verborgen ist, steht sicher und gewiss das Geschöpf Seines höchsten Wohlgefallens, Sein über alles rechtschaffener Diener und Verehrer, der den oben erwähnten Zielen vollauf gerecht wird, der den verborgenen Sinn und die verschlossene Wahrheit hinter der Erschaffung des Alls zu enträtseln und zu enthüllen vermag... der immer im Namen seines Schöpfers handelt... von Ihm Hilfe erbittet... und Erfolg erwartet... von Ihm Hilfe empfängt und dem von Ihm der Erfolg gegeben wird. Das ist jene Persönlichkeit, die Mohammed-i Qureyshi, mit dem Friede und Segen sei, genannt wird. Da sagte (unser Reisender) zu seinem Verstand: "Da also nun diese oben erwähnten neun Tatsachen die Aufrichtigkeit dieser Persönlichkeit bestätigen, gereicht dieser Mann den Söhnen Adams zum Ruhm und aller Welt zur Ehre. Er verdient völlig zu Recht, der Würdenträger der Welt und der Stolz der Söhne Adams genannt zu werden. Die Ausdehnung des königlichen Einflussbereiches des Geistes der Verkündigung des Wunders, das der Qur'an ist, über die halbe Erde, ein Erlass des Allbarmherzigen, den er in der Hand hält, seine eigene Vollkommenheit und seine ihm angeborenen überragenden Eigenschaften bezeigen, dass er in dieser Welt die bedeutendste Persönlichkeit ist. Das bedeutendste Wort über unseren Schöpfer ist sein." Nun also komm und sieh: Das, was allen seinen Absichten zu Grunde liegt und Ziel seines ganzen Lebens war, beruht auf der Kraft von Hunderten allgemein bekannter, unleugbarer Wunder dieser außerordentlichen Persönlichkeit sowie tausender Tatsachen von fundamentaler Bedeutung in seinem Glauben, nämlich: Ein Zeuge zu sein und das lebendige Beweisstück für jenes Sein, welches zwangsläufig allem Sein zu Grunde liegt, die Einheit, Attribute und Namen Gottes, und dieses Sein hinter allem Sein zu beweisen, zu erklären und zu verkündigen. Das heißt also, dass diese Persönlichkeit, welche Habibu'llah (der Geliebte Gottes) genannt wird, die geistige Sonne des Alls und das strahlendste Zeugnis für unseren Schöpfer ist. Es gibt drei bedeutende Personengruppen, deren Consensus nicht irrt und die nicht getäuscht werden können. Seine Zeugenschaft bestärken, bestätigen und unterstreichen sie. Erstens: "Würde der Schleier des Verborgenen hinweggezogen, meine Sicherheit würde sich nicht erhöhen", sagte Imam Ali (möge er Allahs Wohlgefallen finden). Ghauthu-l'A'dham (Abdul Qadir Geylani, Allah heilige sein Geheimnis!), sah von der Erde aus den Höchsten Thron und die überragende Gestalt des Erzengels Israfil. {Erzengel, der am Jüngsten Tag die Posaune blasen wird.} Ihr Zeugnis und das Zeugnis Tausender Aqtab (Personen, die den Mittelpunkt eines geistigen Zentrums bilden) und gewaltiger Heiliger, begabt mit Scharfsicht und einem Blick, der in das Unsichtbare dringt, im Kreise jener erleuchtenden Gemeinschaft, die als Familie Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, berühmt geworden ist, bilden den ersten Konsens. Zweitens: Der Konsens einer weltberühmten Gemeinschaft mit einem festen Glauben, der es ihr ermöglichte, ihr Leben, ihren Besitz, ihre Väter und ihre Stammesgemeinschaft aufzugeben, die Bundesgenossen des Propheten (ashab) genannt, welche sich inmitten eines nicht zivilisierten Volkes ohne sozialen Zusammenhalt, ohne höhere kulturelle oder politische Bildung, ohne jedes Schrifttum in einem dunklen Zeitalter zwischen den Propheten (fetret) befanden und in ganz kurzer Zeit Lehrer, Führer, Diplomaten und gerechte Richter über Völker und Staaten wurden, die in ihrem sozialen und politischen Leben bereits weit vorangeschritten waren, sodass sie von Ost bis West die Bewunderung der ganzen Welt erlangten. Drittens: Der Consensus tatsächlichen Wissens ('ilmel'yaqin) der gewaltigen Gemeinschaft (Djema'at) zahlloser Forscher und Gelehrter mit profundem Wissen, die in ihrer Gemeinschaft (in der Umma des Propheten, mit dem Friede und Segen sei,) herangebildet wurden. In jedem Jahrhundert fanden sich Tausende von ihnen, waren in jeder Wissenschaft außerordentlich fortgeschritten und arbeiteten auf verschiedenen Gebieten. Das heißt also, dass das Zeugnis, welches diese Persönlichkeit von der Einheit (Gottes; Vahdaniyet) bringt, nicht sein eigenes persönliches ist, sondern ein allgemeines, umfassendes und nicht zu erschütterndes. Sollten sich auch alle Teufel dagegen versammeln, sie könnten es nicht im geringsten von der Stelle rücken. So urteilte unser Reisender. Als eine kurze Anmerkung zu der Lektion, die der Gast in dieser Welt und Reisende durch das Leben auf seiner Reise, die er zusammen mit seinem Verstand in die "Glückliche Zeit" unternommen hatte, in der Schule der Erleuchtung empfing, wurde nun auf der Sechzehnten Stufe des Ersten Kapitels Folgendes gesagt: لآَ اِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الْوَاجِبُ الْوُجُودِ الْوَاحِدُ اْلاَحَدُ الَّذِى دَلَّ عَلَى وُجُوبِ وُجُودِهِ فِى وَحْدَتِهِ فَخْرُ عَالَمٍ وَشَرَفُ نَوْعِ بَنِى اٰدَمَ بِعَظَمَةِ سَلْطَنَةِ قُرْاٰنِهِ وَحَشْمَةِ وُسْعَةِ دِينِهِ وَكَثْرَةِ كَمَالاَتِهِ وَعُلْوِيَّةِ اَخْلاَقِهِ حَتّٰى بِتَصْدِيقِ أَعْدَآئِهِ. وَكَذَا شَهِدَ وَبَرْهَنَ بِقُوَّةِ مِئَآتِ الْمُعْجِزَاتِ الظَّاهِرَاتِ الْبَاهِرَاتِ الْمُصَدَّقَةِ الْمُصَدِّقَةِ وَبِقُوَّةِ اٰلاَفِ حَقَآئِقِ دِينِهِ السَّاطِعَةِ الْقَاطِعَةِ بِاِجْمَاعِ اٰلِهِ ذَوِى اْلاَنْوَارِ وَبِاِتِّفَاقِ اَصْحَابِهِ ذَوِى اْلاَبْصَارِ وَبِتَوَافُقِ مُحَقِّقِى أُمَّتِهِ ذَوِى الْبَرَاهِينِ وَالْبَصَآئِرِ النَّوَّارَةِ {"Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss, der Einzige (Ahad) und Allgegenwärtige (Vahid). Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweist der Stolz der Welt und die Ehre der Söhne Adams durch die Größe des Herrschaftsbereichs (Sultanat) Seines Qur'an, die Majestät der Ausdehnung seiner Religion, durch die Vielzahl seiner vollkommenen Eigenschaften, die Erhabenheit seiner Gesittung, selbst noch in der Bestätigung seiner Feinde, und genauso bezeugt und beweist (der Prophet) durch die Kraft hunderter offensichtlicher, eindeutiger, bestätigter und bestätigender Wunder und in der Kraft Tausender glänzender, zuverlässiger Wahrheiten seines Glaubens, entsprechend dem Konsens aller Erleuchteten seiner Familie, im Einklang mit den kritisch betrachtenden Ssahabis, entsprechend den Forschern (muhaqqiq) seiner Gemeinde (umma) und den scharfsichtigen, erleuchteten Beweisträgern."} Die Herausforderung des Qur'an Nun wandte sich unser nimmermüder Reisender, der sich noch nie satt zu sehen vermochte, wohl wissend, dass das Ziel des Lebens in dieser Welt und das Leben des Lebens selbst der Glaube ist, an das eigene Herz und sagte zu ihm: "Lasst uns das Buch jener Persönlichkeit befragen, die wir suchen und deren Wort und Spruch es genannt wird, das in dieser Welt das berühmteste, hervorragendste und weiseste ist und das in jeder Generation wieder jeden, der sich ihm nicht fügen will, erneut herausfordert, nämlich den Qur'an, dessen Verkündigung ein Wunder ist. Lasst uns fragen, was es uns sagt! Vor allem aber ist es erst einmal notwendig, zu beweisen, dass es das Buch unseres Schöpfers ist." Und so begann er mit seinem Studium. Da unser Reisender aber in gegenwärtiger Zeit lebt, betrachtete er zunächst die Risale-i Nur und erkannte, dass ihre hundertdreißig Bände, Wunder und Funke aus dem Geiste des Qur'an, Anmerkungen und Lichter zu den Wunderzeichen der Unterscheidung (Qur'an) und deren grundlegende Auslegung sind. Wenn die Risale-i Nur in einer Zeit wie der heutigen, wo die Menschen so verbohrt sind und so wenig Einsicht (vidjdan) haben, die Wahrheit des Qur'an mit einem derartigen Idealismus verbreiten kann, ohne dass jemand dagegen aufzustehen vermag, so beweist dies, dass der Qur'an ihr Lehrmeister (Ustadh), von dem sie ihre Autorität bezieht, ihre Sonne im Himmel ist und nicht Menschenwort. Ja, in der Risale-i Nur wird unter Hunderten von Zeugnissen schon allein im Fünfundzwanzigsten Wort und am Ende des Neunzehnten Briefes als ein einziges Zeugnis für den Qur'an dergestalt der Beweis erbracht, dass der Qur'an in vierzigfacher Hinsicht ein Wunder ist, dass der, welcher ihn liest, ihn nicht kritisieren noch etwas dagegen einwenden kann, sondern angesichts dieser Beweisführung von Bewunderung und Hochachtung erfüllt wird und höchstes Lob spendet. So überließ er es der Risale-i Nur, den Qur'an als ein Wunder darzustellen und zu beweisen, dass er das wahre Wort Allahs ist, und achtete nur darauf, in wenigen Stichpunkten kurz auf dessen Größe hinzuweisen. Erster Punkt: So wie der Qur'an mit allen Wundern und allen Tatsachen, die ein Beweis seines Wahrheitsgehaltes sind, ein Wunder Mohammeds (mit dem Friede und Segen sei) ist, so ist auch Mohammed (mit dem Friede und Segen sei) mit all seinen Wundern, Beweisen für sein Prophetentum und seiner Vollendung in der Wissenschaft ein unumstößliches Zeugnis dafür, dass der Qur'an ein Wunder ist und dass der Qur'an Allahs Wort ist. Zweiter Punkt: Der Qur'an, welcher in so lichtvoller beseligender und wahrheitsgemäßer Weise das gesellschaftliche Leben veredelt und sowohl den Seelen als auch den Herzen, dem Geist, als auch dem Intellekt, im persönlichen Leben, wie auch im gesellschaftlichen Leben, wie auch im politischen Leben eine solche Umwälzung zu Stande gebracht hat und noch immer zu Stande bringt und als eine Richtschnur dient, dessen 6666 Ayat im Verlaufe von vierzehn Jahrhunderten von mehr als hundert Millionen Menschen mit völliger Ehrerbietung rezitiert werden, ihre Seelen (nefs) wäscht und ihre Herzen reinigt, ihrem Geiste Wachstum und Gedeihen schenkt, dem Intellekt Ausrichtung und Licht, dem Leben (ewiges) Leben und Glück, dieser Qur'an ist sicherlich ein Buch ohne seinesgleichen, einzigartig, außerordentlich und wunderbar. Dritter Punkt: Der Qur'an hat seit der Epoche seiner Entstehung bis in unsere Zeit eine so überwältigende Schönheit gezeigt, dass die unter der Bezeichnung "mu-'allaqat-i seb'a" (wörtlich; die sieben Hängenden) an den Wänden der Kaaba mit goldenen Lettern geschriebenen berühmten Kassiden der bekanntesten Dichter von ihm so sehr in den Schatten gestellt wurden, dass die Tochter des Dichters Lebid, als sie die Kasside ihres Vaters in der Kaaba abnahm, sagte: "Sie haben im Vergleich mit diesen Ayat ihren Wert verloren." So warf sich ein beduinischer Dichter, nachdem er die Ayah: فَاصْدَعْ بِمَا تُؤْمَرُ {"Verkündige, was dir befohlen wurde!" (Sure 15, 94)} gelesen hatte, zur Erde nieder und antwortete denen, die ihn fragten: "Bist du nun ein Muslim geworden?" "Nein! Nur vor der unvergleichlichen Schönheit dieser Ayah habe ich mich zu Boden geworfen." Gleich ihm haben Tausende von Imamen und Sprachforschern wie Abdulqadir-i Djurdjani, Sekkaki und Zemahsheri, Rhetorik-Wissenschaftler von überragendem Geist, insgesamt übereinstimmend das Urteil abgegeben: "Die überwältigende sprachliche Schönheit des Qur'an übersteigt alles menschliche Fassungsvermögen und bleibt unerreichbar." Seit dieser Zeit reizt der Qur'an ständig stolze und selbstgefälligen Dichter und Schriftsteller zum Widerstand auf und indem er die Stolzen zerbricht, sagt er zu ihnen: "Bringt doch nur eine einzige, ähnliche Sure herbei oder nehmt in dieser und in jener Welt euren Untergang und eure Schande hin!" Obwohl aber doch der Qur'an sie dazu eingeladen hatte, gaben die halsstarrigen Dichter jener Zeit ihre Bemühungen auf, den kürzeren Weg einzuschlagen und auch nur eine einzige ähnliche Sure hervorzubringen und wählten statt dessen den langwierigen Kampf, in dem sie Gut und Leben aufs Spiel setzten, was beweist, dass es unmöglich ist, den kurzen Weg zu beschreiten. So haben Freunde des Qur'an in ihrer Begeisterung versucht, den Qur'an nachzuahmen, und auch seine Feinde kamen dazu, etwas zu schaffen, was dem Qur'an vergleichbar gewesen wäre, und ihn zu kritisieren. Millionen arabischer Bücher sind mit dem Fortschritt des Gedankenaustausches auf den Markt gelangt. Keines davon konnte dem Qur'an gleichen. Ja, würde selbst ein ungebildeter Mensch sie hören, sagte er gewiss: "Dieser Qur'an ist ihnen nicht gleich. Ja, er steht noch nicht einmal auf gleicher Stufe mit ihnen. Er muss entweder unter ihnen oder aber über ihnen allen stehen". Dass er unter ihnen stünde, kann in dieser Welt niemand, kein Ungläubiger, ja noch nicht einmal ein dummer Mensch behaupten. Das heißt also, das die Stufe seiner sprachlichen Schönheit weit über ihnen allen liegt. Einmal hatte jemand die Ayah سَبَّحَ لِلّٰهِ مَا فِى السَّمٰوَاتِ وَاْلاَرْضِ {"Es preist Allah, was in den Himmeln und auf Erden ist." (Sure 57, 1)} gelesen und gesagt: "Ich kann an dieser Ayah nichts von der sprachlichen Schönheit finden, die als so bewundernswert in ihr gesehen wird." Da sagte man ihm: "Geh doch auch du wie jener Reisende hinab in die damalige Zeit und lausche!" Da stellte er sich selbst vor, in der Zeit vor dem Qur'an dort zu sein und sah: Alle Wesen der damaligen Welt befanden sich in einem heillosen, dunklen, erstarrten, kaum noch bewussten Zustand, ziellos in einem grenzenlos leeren, unendlich öden Raum, in einer unbeständigen, vergänglichen Welt. Plötzlich hörte er die Stimme des Qur'an diese Ayah verkünden, und erkannte, dass diese Ayah über der Welt und dem Antlitz der Erde einen Schleier hob, sie erleuchtend, allen mit Bewusstsein begabten Seelen in den Bankreihen der Jahrhunderte mit dieser urewigen Ansprache, diesem zeitlosen Erlass (ferman), Unterricht erteilend, und so verstand er, dass das All einer großen Moschee gleich, von Himmel und Erde angeführt mit all seinen Geschöpfen in ein lebendiges Gedenken Gottes (dhikr) und in Seinen Lobpreis versunken, seine Pflicht glücklich, begeistert und zufrieden erfüllt. Dies bezeugte er. Da genoss er die vollendete Schönheit dieser Ayah, verglich sie mit noch anderen Ayat und verstand, dass die Hälfte der Erde und ein Fünftel der Menschheit vom Raunen der Suren angerührt, von ihrer vollendeten Schönheit erfüllt wurde. Hierin liegt eine Weisheit unter Tausenden von Weisheiten, grundlegend für den Fortbestand des Königreiches in all Seiner Majestät und vollkommenen Würde, ununterbrochen seit vierzehn Jahrhunderten. Vierter Punkt: Der Qur'an weist eine solche wahrhaftige Süßigkeit auf, dass die Rezitation des Qur'an niemals Überdruss hervorruft, obwohl doch häufige Wiederholungen auch der süßesten Dinge überdrüssig werden lassen, sodass sich seine Süßigkeit bei der Wiederholung nur noch vermehrt, soweit das Herz des Menschen noch unverdorben und sein Geschmack noch unverfälscht geblieben sind. Dies ist schon seit langem so gewiss für jedermann, dass es bereits zum Sprichwort geworden ist. Dabei erweist sich noch immer seine ursprüngliche Jugendlichkeit und Frische, sodass er trotz seines Alters von vierzehn Jahrhunderten und obwohl er doch jedermann leicht zugänglich ist, seine Frische so bewahrt hat, als wäre er gerade erst offenbart worden. Jedes Jahrhundert hat in ihm eine solche Jugendlichkeit erblickt, als habe er es unmittelbar angesprochen. Und obwohl jeder Zweig der Wissenschaft sich stets an ihm orientierte, ihnen stets eine Vielzahl von Exemplaren zur Verfügung stand und alle ihm in ihrer Ausdrucksweise nacheiferten, vermochte er dennoch seinen ursprünglichen, unverfälschten Stil und seine originäre Ausdrucksweise bis in unsere Tage zu bewahren. Fünfter Punkt: So wie der Qur'an mit dem einen Flügel in der Vergangenheit, mit dem anderen in der Zukunft, den die alten Propheten auf Grund der Tatsache ihrer Übereinstimmung, die seine Wurzel und der eine seiner Flügel ist, bestätigen und bestärken, sie gleichfalls in dieser Übereinstimmung bestätigt, so beweisen auch Männer wie die Freunde (auliya) und Gelehrten (asfiya) Gottes, dass sie die Frucht des Lebens an dem vollkommenen, segensreichen und segenspendenden Baum sind, der die Quelle der Wahrheit ist; und auch alle echten Orden der Freundschaft (mit Gott), alle wahrhaftigen Wissenschaften des Islam, die sich unter dem Schutz des zweiten Flügels gesammelt haben und leben, legen Zeugnis dafür ab, dass der Qur'an als die Wahrheit selbst, als ein Kompendium der Wahrheit, und als ein Gesamtwerk ein Wunder ohnegleichen ist. Sechster Punkt: Der Qur'an spendet Erleuchtung nach sechs Seiten; sie alle bezeigen seine Richtigkeit und Wahrhaftigkeit. So, wie an seiner Unterseite die Pfeiler von Zeugnis und Beweis, an seiner Oberfläche das funkensprühende Siegel seiner Wunderhaftigkeit, an seiner nach vorne zielenden Seite die Geschenke der Glückseligkeit in beiden Welten, an seiner Rückseite der Stützpunkt der Offenbarung der himmlischen Wahrheiten, an seiner Rechten die Bestätigung durch die Beweise unendlich vieler geradliniger Intelligenzen, an seiner Linken die ernsthaften, vertrauensvollen, innerlich hingezogenen und ergebungsvoll hingegebenen Herzen und reinen Gewissen beweisen, dass der Qur'an eine über alle Maßen wunderbare, feste, unangreifbare Burg des Himmels auf Erden ist, und so, wie auch der Lenker der Welt auf sechs verschiedenen Ebenen dafür unterschrieben hat, dass er (der Qur'an) die Wahrheit und Aufrichtigkeit selbst ist und nicht Menschenwort, noch ein Irrtum, und sich den Grundsatz Seines Handelns zur Gewohnheit gemacht hat, dafür Sorge zu tragen, dass in der Welt jederzeit zunächst die Schönheit sichtbar wird und das, was gut und richtig ist, Betrug und Verleumdung aber auszurotten, und dem Qur'an die höchstgeschätzte und erhabene Ehrenstellung in der Regierung der Welt und einen Grad des Erfolges gegeben, ihn bestätigt und für ihn unterschrieben hat, so vermochte man auch bei ihm, der die Quelle des Islam ist und der Dolmetscher des Qur'an, der, welcher sich stärker als jeder andere auf ihn stützte, ihn verehrte, der, welcher sich zur Zeit seiner Herabkunft in einer Art Schlafzustand befand, sodass andere Worte (des Propheten den Qur'an) nicht erreichen und ihm keineswegs gleich sein konnten, der obwohl selbst des Lesens und Schreibens unkundig, aus dem Qur'an die vergangenen und die künftigen Ereignisse in der Welt in Wahrheit aus dem Verborgenen mit unbeirrter innerer Sicherheit verkündete, selbst unter den Blicken höchst aufmerksamer Augen, keine Spur von Betrug oder Falschheit zu entdecken. Er, der als sein Dolmetscher mit ganzer Kraft an alle Bestimmungen des Qur'an glaubte, sie bestätigte und sich durch nichts darin erschüttern ließ, unterschrieb auch dafür, dass der Qur'an vom Himmel herabgekommen und wahrhaftig das gesegnete Wort seines eigenen allbarmherzigen Schöpfers ist. Zudem gilt die gläubig hingerissene Verbundenheit eines Fünftels, ja, sogar eines Großteils der Menschheit, mit diesem offen vor unseren Augen liegenden Qur'an, die Sehnsucht und Begeisterung, mit der sie ihm ihr Ohr leihen, das Zeugnis der vielen Hinweise, Ereignisse und Entdeckungen, dass sich auch Dschinnen, Engel und Geister zur Zeit der Lesung voll Verehrung für die Wahrheit, den Faltern gleich, um ihn versammeln, als eine Urkunde dafür, dass der Qur'an weltweit angenommen wurde und eine hohe Stufe einnimmt. Zudem ist die Tatsache, dass in allen Schichten des Menschengeschlechtes, von dem primitivsten und ungebildetsten angefangen bis zu den klügsten und intelligentesten, jeder einzelne zur Gänze seinen Nutzen aus den Lektionen des Qur'an gezogen hat, selbst noch seine tiefsten Geheimnisse verstehen kann und jede Art von Erforschern der Wahrheit, gleich Hunderten von Wissenschaftlern und islamischen Gelehrten, Religionswissenschaftler und Theologen, aus dem Qur'an die Antwort auf alle ihre Fragen entsprechend ihrem Wissensgebiet gefunden haben, gleicht einer Urkunde dafür, dass der Qur'an die Quelle der Gerechtigkeit und eine Fundgrube der Wahrheit ist. Außerdem haben selbst unter den fortgeschrittensten Sprachwissenschaftlern diejenigen arabischen Dichter, die den Islam nicht angenommen haben, mochten sie nun noch so sehr das Bedürfnis haben, Widerstand zu leisten, bis heute nicht einmal die unvergleichliche sprachliche Schönheit des Qur'an, die doch nur ein einziges Wunder unter den sieben Aspekten seiner Wunderhaftigkeit ist, nicht eine einzige Sure, nachzuahmen vermocht. Auch heute noch versuchen sie mit ihrem Widerstand an Ansehen zu gewinnen, doch konnte von allen berühmten Dichtern und überragenden Wissenschaftlern keiner auch nur einen einzigen Aspekt seiner Wunderhaftigkeit widerlegen. Alle wurden sie schwach und verstummten. Auch dies gleicht einer Urkunde dafür, dass der Qur'an über alle Menschenkraft hinaus ein Wunder ist. In der Tat, bei einem Wort zu fragen: "Von wem stammt es, und an wen richtet es sich und in welchem Zusammenhang wurde es ausgesprochen?", bestimmt seinen allgemeinen Wert, die individuelle Hochschätzung und den sprachlichen Rang. Auch von diesem Standpunkt betrachtet gibt es nichts, was man mit dem Qur'an vergleichen oder was ihn erreichen könnte. Denn der Qur'an ist die Anrede und Ansprache des Herrn und Schöpfers aller Welten, ein Wort, in dem sich nicht das geringste Zeichen entdecken ließe, das auf eine Nachahmung oder Vortäuschung schließen lässt. Aus ihm erwuchs durch den starken universalen Glauben seines Sprechers, welcher zugleich auch der Sprecher für die ganze Menschheit, ja, sogar der Abgeordnete der gesamten Schöpfung, unter allen Menschen der gerühmteste und mit den höchsten Ehren ausgezeichnete ist, der riesige Baum des Islam. In seiner Herabkunft erhob er seinen Besitzer bis zur Stufe (makam) von Kab-i Kauseyn und ließ ihn zum Gesprächspartner des Einzigartigen (Samad) werden. Er erklärt und erläutert alle Fragen, die sich auf das Glück in beiden Welten, die Auswirkungen der Erschaffung des Alls, die in ihnen (verborgene) Absicht des Herrn beziehen, den hohen und weiten Glauben seines Sprechers, der alle Wahrheiten des Islam in sich enthält. Er zeigt alle Seiten des gewaltigen Kosmos, einer Landkarte, einer Uhr oder einem Haus gleich, belehrt über den Meister, der ihn gemacht hat, ihn lenkt und leitet, stellt Ihn anhand Seiner Taten vor. So ist es ohne allen Zweifel unmöglich, dem Qur'an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, ein Gleiches an die Seite zu stellen und den Grad seiner Wunderhaftigkeit zu erreichen. Zudem zeigen und beweisen all die Forscher von hohem Geist, Tausende von Wissenschaftlern und Gelehrten, die den Qur'an kommentiert haben - manche von ihnen haben dreißig, vierzig, ja sogar siebzig Bände geschrieben und jeder seinen eigenen Kommentar! - durch die Veröffentlichung ihrer Urkunden und Zeugnisse die grenzenlosen Vorzüge und Besonderheiten und die außergewöhnlichen Werte des Qur'an, seine Geheimnisse, seinen erhabenen Sinn und die vielen Beispiele jeder Art verborgener Dinge. Insbesondere beweist jede einzelne der hundertdreißig Abhandlungen der Risale-i Nur mit absolut sicheren Zeugnissen die Vorzüge und Besonderheiten des Qur'an. Desgleichen wird auch in der Abhandlung über die Wunderhaftigkeit des Qur'an, im Zweiten Kapitel (makam) des Zwanzigsten Wortes, wo von Eisenbahnen und Flugzeugen und vielen anderen "Wundern" (hariqa) der modernen Zivilisation und Technik, auf die sich Hinweise im Qur'an finden, die Rede ist, und in den "Erster Strahl" genannten Hinweisen des Qur'an, wo auf die Ayat verwiesen wird, die sowohl auf die Risale-i Nur einerseits als auch auf die Elektrizität andererseits hingewiesen wird, also in den "Acht Hinweise" genannten kleinen Abhandlungen, die zeigen, wie wohlgeordnet, geheimnis- und bedeutungsvoll die "Buchstaben" (harf) des Qur'an sind, in einer kleinen Abhandlung, die anhand der letzten Ayah der Sure "Feth" in fünffacher Hinsicht den auf die unsichtbare Welt bezogenen Aspekt der Wunderhaftigkeit beweist, in jedem kleinsten Teil der Risale-i Nur eine Ansicht der Wahrheit und des Lichtes klargelegt. Das alles ist wie eine Urkunde für die Unvergleichlichkeit, Wunderhaftigkeit (mudjise) und Außerordentlichkeit (hariqa) des Qur'an. In dieser bezeugten Welt ist er die Sprache der unsichtbaren Welt und das Wort dessen, der um alles Verborgene weiß. Auf Grund dieser oben erwähnten, in sechs Punkten, sechs Aspekten und sechs Stufen aufgezeigten Vorzüge und Besonderheiten, hat der Qur'an in seinem lichtvollen Königreich, in seinem gewaltigen, Heiligen Sultanat das Antlitz der Jahrhunderte erleuchtet und erhellt auch das Antlitz der Erde schon seit tausenddreihundert Jahren. Es besteht weiter in vollkommener Würde fort. Ja, in diesem Königreich ist jeder Buchstabe des Qur'an hundert verdienstvollen guten Werken gleich, bringt zehnfache, beständige Frucht. Auch in manchen Ayat und Suren bringt jeder Buchstabe hundert oder tausend oder noch mehr Früchte hervor und in Heiligen Zeiten vervielfältigen sich das Licht, die Verdienste und die Werte um das Zehnfache. Da erkannte unser Reisender, welche geheiligten Privilegien man erwerben kann, und sprach zu seinem Herzen: "Nun also legt der Qur'an, der in jeder Hinsicht ein Wunder ist, durch die Gemeinsamkeit seiner Suren und den Einklang seiner Ayat, durch die Entsprechungen seiner Geheimnisse und Lichter, durch die Übereinstimmung seiner Früchte und Werke und mit Zeugnissen, die einen sicheren Beweis liefern, ein solches Zeugnis dafür ab, dass notwendigerweise ein absolutes Sein da sein muss, (ein Zeugnis) für Seine Einheit, Seine Attribute und Namen (Charaktereigenschaften), dass die unendliche Zahl der Zeugnisse aller Männer des Glaubens als ein Zeugnis angesehen werden kann, das aus dem Zeugnis des Qur'an herausgewachsen ist." So wurde denn auf der Siebzehnten Stufe der Ersten Abhandlung als ein kurzer Hinweis auf die Lektion über die Einheit und den Glauben, die unser Reisender erhalten hatte, das Folgende gesagt: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الْوَاجِبُ الْوُجُودِ الْوَاحِدُ اْلاَحَدُ الَّذِى دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ فِى وَحْدَتِهِ اَلْقُرْآنُ الْمُعْجِزُ الْبَيَانِ اَلْمَقْبُولُ الْمَرْغُوبُ لأَجْنَاسِ الْمَلَكِ وَاْلاِنْسِ وَالْجَانِّ اَلْمَقْرُوءُ كُلُّ اٰيَاتِهِ فِى كُلِّ دَقِيقَةٍ بِكَمَالِ اْلاِحْتِرَامِ بِأَلْسِنَةِ مِئَاتِ الْمَلاَيِينَ مِنْ نَوْعِ اْلاِنْسَانِ اَلدَّآئِمُ سَلْطَنَتُهُ الْقُدْسِيَّةُ عَلٰٓى اَقْطَارِ اْلاَرْضِ وَاْلاَكْوَانِ وَعَلٰى وُجُوهِ اْلاَعْصَارِ وَالزَّمَانِ وَالْجَارِي حَاكِمِيَّتُهُ اَلْمَعْنَوِيَّةُ النُّورَانِيَّةُ عَلٰى نِصْفِ اْلاَرْضِ وَخُمْسِ الْبَشَرِ فِى اَرْبَعَةَ عَشَرَ عَصْرًا بِكَمَالِ اْلاِحْتِشَامِ وَكَذَا شَهِدَ وَبَرْهَنَ بِاِجْمَاعِ سُوَرِهِ الْقُدْسِيَّةِ السَّمَاوِيَّةِ وَبِاِتِّفَاقِ اٰيَاتِهِ النُّورَانِيَّةِ اْلإِلٰهِيَّةِ وَبِتَوَافُقِ أَسْرَارِهِ وَأَنْوَارِهِ وَبِتَطَابُقِ حَقَآئِقِهِ وَثَمَرَاتِهِ وَآثَارِهِ بِالْمُشَاهَدَةِ وَالْعَيَانِ {"Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss, der Einzige (Ahad) und Allgegenwärtige (Vahid). Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweist der Qur'an, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, der allgemein anerkannt und hochgeschätzt ist bei den verschiedensten Engeln, Menschen und Dschinnen, dessen Verse in jeder Minute in vollkommener Ehrfurcht von Hunderten Millionen von Zungen des Menschengeschlechts gelesen werden, dessen geheiligter Herrschaftsbereich sich bis an die Enden der Welt, ja des Kosmos und in alle Aspekte der Zeiten und der Äonen erstreckt, dessen lichtvolle, geistige Herrschaft seit vierzehn Jahrhunderten in vollkommenem Glanz über der halben Erde und für ein Fünftel der Menschheit seine Gültigkeit besitzt. Genauso bezeugt und beweist (der Qur'an die Existenz Gottes) in der Gemeinsamkeit seiner himmlischen, heiligen Suren, in der Übereinstimmung seiner göttlichen, erleuchteten Verse, im Einklang mit seinen tiefen Erkenntnissen (esrar) und seinem Licht, in der Entsprechung seiner Wahrheiten, Wirkungen und Werke, so wie wir es bezeugen und erkennen."} Das große Zeugnis des Kosmos Da sagte nun unser Reisender und Wanderer durch das Leben, der wusste, dass der Glaube, als das wertvollste Startkapital des Menschen, einen armen Menschen ein Feld, ein Haus nicht nur zeitweilig und vorübergehend, sondern auf Dauer einen ganzen, gewaltigen Kosmos gewinnen lässt, ein immerwährendes Reich, groß wie die Welt, und einen vergänglichen Menschen mit allem versorgt, was er an Gütern für ein ewiges Leben benötigt, den Ärmsten, der auf den Galgen wartet, vor der ewigen Verdammnis rettet und ihm für ewig die Schatzkammer der Glückseligkeit öffnet, zu seiner Seele: "Auf nun! Wollen wir noch zu einer weiteren Stufe der zahllosen Stufen des Glaubens gelangen, uns beim Weltall als Ganzes erkundigen und hören, was es sagt! Wir wollen uns die Lektionen, die wir von untergeordneten und übergeordneten Beamten erhalten haben, ergänzen und klar machen." Er nahm das Fernrohr, das er aus dem Qur'an erhalten hatte, mit seiner weiten und breiten Optik, sah hindurch und erkannte: "Dieser Kosmos ist so sinnvoll und wohlgeordnet, dass es scheint, als hätte das Buch des Hochgelobten Gestalt angenommen, redete zu uns und des Herrn Qur'an wäre leibhaftig unter uns erschienen. Ja, einem kunstvoll gestalteten Schloss des Einzigartigen (Samad) und einer wohlgeordneten Stadt des Allbarmherzigen gleicht das All. So wie all die Suren und Ayat, die Worte und Buchstaben, die Kapitel, Abschnitte, Seiten und Zeilen, die alle insgesamt so sinnvoll getilgt und wieder bestätigt, mit so viel Weisheit umgewandelt und verändert werden, auch offensichtlich alle insgesamt ein Ausdruck dessen sind, der um alle Dinge weiß und aller Dinge mächtig ist, eines göttlichen Grafikers und eines Dekorateurs, der in Seiner Majestät alles und jedes kennt und durchschaut, der alle Zusammenhänge kennt und beachtet, ein Abbild der Existenz und des Daseins eines göttlichen Schreibers in Seiner Vollkommenheit, so machen auch alle Arten und Bestandteile, alle die Teilchen und Bruchstücke, das gesamte lebende und tote Inventar der Welt, was sie hervorbringt und was sie zurücklässt, all die zweckmäßigen Veränderungen und sinnvollen Erneuerungen, die Existenz und die Einheit eines erhabenen Meisters und Künstlers ohne Beispiel sichtbar, der sich mit unendlicher Macht und grenzenloser Weisheit um alle Dinge kümmert. Zwei umfassende große Wahrheiten, so gewaltig wie das All, bestätigen dieses große Zeugnis des Kosmos. Erste Wahrheit: Die Weisen des Islam und die Wissenschaftler der Grundlagen des Glaubens und des Wortes (Theologie), Gelehrte von überragendem Geist, haben erkannt und auf Grund zahlloser Zeugnisse bewiesen, dass es eine Wahrheit vom Sein gibt, das uns als ein abgeleitetes (huduth) oder als ein veränderliches (imkan) Sein entgegentreten kann, (also der Erschaffung und Gestaltung bedarf). Sie sagten darüber: "Aufgrund der Veränderung und des Wandels, dem nun einmal die Welt und alles in ihr unterworfen, ist sie mit Sicherheit vergänglich. Ihr Dasein ist abgeleitet und nicht ewig. Weil aber ihr Dasein ein abgeleitetes ist, muss es mit Sicherheit einen Meister geben, der sie ins Dasein gerufen hat. Weil man aber in keinem Ding eine essenzielle Ursache finden kann, die es ins Dasein ruft oder es vernichtet, befinden sich alle Dinge in einem Gleichgewicht. Sie sind mit Sicherheit weder notwendig (vadjib) noch ewig (edheli)..." Und da es außerdem unmöglich und unvorstellbar ist, dass sie einander wie aus einer Zentrifuge oder durch eine Kettenreaktion hervorgebracht hätten, was durch eine unumstößliche Beweisführung belegt wurde, ist mit Sicherheit die Existenz eines Notwendig-Seienden (Vadjibu-I'Vudjud) erforderlich, der nicht Seinesgleichen kennt und dem ähnlich zu sein unmöglich ist, während alle anderen Dinge möglich und jegliches Dasein geschaffen ist. Tatsächlich durchdringt die Tatsache von der Abhängigkeit allen Seins (huduth) das All. Man kann das größtenteils mit Augen erkennen; alles übrige erkennt der Verstand. Denn vor unseren Augen stirbt im Herbst jeden Jahres eine solche Welt. Und mit dieser Welt gehen Hunderttausende Arten von Pflanzen und winzig kleinen Tieren - und jede Art besteht aus unendlich vielen Einzelwesen - deren jedes einzelne wieder eine Welt für sich ist, zu Grunde. Aber dieser Abschied vollzieht sich so wohlgeordnet, dass sie im Herbst erst die Samenkerne und Körner und die Eier, in denen der Grund zu ihrer Wiederentstehung und Verbreitung gelegt ist - ein Wunder des Allmächtigen und Allwissenden - an ihrer Stelle zurücklassen, ihr Arbeitsheft und die Programme der Arbeiten, die sie durchgeführt haben, aushändigen und alles unter den Schutz und der Weisheit des göttlichen (Djelal) Behüters und Bewahrers anvertrauen, bevor sie dahinscheiden. Im Frühling dann erwachen diese kahlen Bäume, diese saft- und kraftlosen Wurzeln, und auch manche Tiere kehren ins Leben wieder zurück und stellen so Hunderttausende von Beispielen und Mustern, ja, Beweisen der Wiederversammlung dar. Und an die Stelle von einigen (unter ihnen) werden andere nach ihrem Muster gesetzt, gleichartige, die ihnen ähnlich sehen, ins Leben gerufen. So veröffentlichen sie die Blätter der Lebewesen des vergangenen Frühlings gleich einer Anzeige, zusammen mit deren Werken und Aufgaben und geben ein Beispiel für die Ayah: وَاِذَا الصُّحُفُ نُشِرَتْ {"Wenn die Blätter ausgebreitet werden..." (Sure 81, 10)} So stirbt denn eine ganze große Welt, wenn man sie insgesamt betrachtet, in jedem Herbst, und eine neue Welt tritt jeden Frühling ins Dasein. Und dieses Aus-dem-Dasein- Scheiden und Wieder-darin-Eintreten verläuft in einer solchen Ordnung, und innerhalb dieses Scheidens und Wieder-Eintretens ereignet sich das Scheiden und Wieder-Eintreten so vieler Arten mit einer solchen Ordnung und Ausgewogenheit, dass die Welt einer Herberge gleicht, in der die Welt des Lebendigen als Gast erscheint. Eine wandernde Schöpfung, reisende Welten treten in sie ein, verrichten darin ihre Aufgabe und gehen wieder. So gibt es denn in dieser Welt einen Herrn, welcher Welten des Lebens, dienstbereite Universen in vollendetem Wissen und vollkommener Weisheit, ausgeglichen und ausgewogen, geordnet und geregelt ins Dasein gerufen und aufgebaut, ihnen ein Ziel gesetzt und einen göttlichen Zweck verliehen, ihnen in Seinem Erbarmen einen Auftrag erteilt, sie in Seiner Allmacht und Barmherzigkeit zu Nutz und Frommen in Dienst genommen hat. Die Notwendigkeit Seiner Existenz in all Ihrer Majestät, Seine unendliche Allmacht und grenzenlose Weisheit sind dem Verstand ganz offensichtlich sonnenklar erkennbar. Damit wollen wir dieses Kapitel abschließen und überlassen der Risale-i Nur und den Büchern der Erforscher der Wahrheit (muhaqqiq) vom Wort (Theologen) die Frage um das erschaffene Sein (huduth)... Was nun aber den Aspekt der Veränderlichkeit allen Seins betrifft, {imkan: Möglichkeit, d.h. der Stoff aus dem die Welt besteht, gleicht einer amorphen Matrix, die der Gestaltung durch ihren Schöpfer bedarf. (A.d.Ü.)} so beherrscht und erfüllt sie das All. Denn wir sehen, dass alle Dinge in ihrer Universalität oder Individualität, seien sie klein oder groß, vom Thron (Gottes) bis hinunter zur Erde, von den Atomen angefangen bis zu den Planeten mit einer besonderen Eigenart, einer bestimmten Gestalt, einer vorzüglichen Ausstattung, mit spezifischen Eigenschaften, mit zweckdienlichen Attributen und nutzbringenden Werkzeugen in die Welt gesandt werden. Um aber dieser spezifischen Matrix, {mahsus dhat: alles Geschaffene ist privat, d.h. trägt das charakteristische Merkmal, den besonderen Stempel seines Schöpfers. (A.d.Ü.)} dieser Materia prima innerhalb ihrer unendlich vielen Möglichkeiten (imkan) den charakteristischen Stempel zu geben und weiter, ihr entsprechend der möglichen (imkan) und wahrscheinlichen Formen eine kunstvolle, spezifische, passende, festgesetzte Form anzuziehen, und weiter, einem Individuum entsprechend der Menge der Artgenossen, die innerhalb so vieler Möglichkeiten (imkan) hin- und hergeworfen sind, einem solchen Subjekt die nur ihm gebührende besondere Eigenart zuzuerkennen, und weiter, für ein Kunstwerk, das unbestimmt und formlos ist, entsprechend der möglichen (imkan) und wahrscheinlichen Arten und Stufen seiner Eigenschaften seine eigenen, passenden und nützlichen Eigenschaften anzufertigen, und weiter, ein Geschöpf, das ratlos, verwirrt und ziellos ist inmitten so vieler möglicher und wahrscheinlicher Arten und Wege mit so weisheitsvollen Eigenschaften und segensreichen Anlagen auszustatten und auszurüsten, bilden mit Sicherheit entsprechend ihren universellen oder individuellen Möglichkeiten und entsprechend den oben erwähnten unterschiedlichen Wesensmerkmalen, Charakteren, Formen und Gestalten, Eigenschaften und Verhältnissen der Materie (imkan), Hinweise, Zeichen und Zeugnisse für die Seins-Notwendigkeit des notwendig Seienden (Vadjibu-I'Vudjudun vudjub-u vudjudu), der alle Dinge ins Dasein ruft, sie auserwählt, über sie bestimmt und verfügt, dessen Macht grenzenlos und dessen Weisheit unendlich ist, vor dem kein Ding sich verbergen und nichts sich verstecken kann, für den auch die größte Aufgabe, so leicht wie die kleinste ist und für den es ebenso einfach ist, einen Frühling zu gestalten wie einen Baum und einen Baum gleich wie ein Samenkorn - diese Zeugnisse, die aus der Veränderlichkeit allen Seins (imkan) erwachsen, bilden den einen Flügel dieses großen Zeugnisses des Alls. Das Zeugnis des Alls mit seinen zwei Flügeln oder den beiden Tatsachen ("imkan" und "huduth" als einem und "teavun" als anderem Flügel) wurde in den einzelnen Abhandlungen der Risale-i Nur und besonders im Zweiundzwanzigsten und Zweiunddreißigsten Wort (Sözler), sowie im Zwanzigsten und Dreiunddreißigsten Brief (Mektubat) vollkommen klargestellt und bewiesen. Wir begnügen uns deshalb damit, hier kurz darauf hinzuweisen, und können deshalb dieses so lange Lehrstück kurz fassen. Den zweiten Flügel des großen und allumfassenden Zeugnisses, welchen das All in seiner Gesamtheit erbringt, beweist die folgende zweite Wahrheit: Alles Erschaffene arbeitet trotz aller Veränderungen und Umwandlungsprozesse ständig daran, seine Stabilität nach innen und seine Wirkung nach außen aufrecht zu erhalten und - insoweit es sich dabei um Lebewesen handelt - sein Leben fortzusetzen und seine Aufgaben zu erfüllen, was die Tatsache einer gegenseitigen Hilfeleistung aufzeigt, wie sie ganz und gar außerhalb der eigenen Kraft liegt. Zum Beispiel: Die Elemente der Natur eilen, um den Lebewesen zu helfen, besonders aber die Wolken, um den Pflanzen beizustehen. Die Pflanzen sind eine Hilfe für die Tiere, und die Tiere für die Menschen. Die Jungtiere werden mit Milch ernährt, die ihnen wie Kauthar aus den Eutern (der Muttertiere) entgegenströmt. Allem Leben wird seine Versorgung seinen zahlreichen Notwendigkeiten, deren Befriedigung ganz außerhalb seiner Möglichkeiten liegt, entsprechend gegeben. Ja, sogar die kleinsten Bestandteile der Nahrung eilen, um den Zellen des Körpers Entsatz zu bieten. In dieser Weise zeigen noch sehr viele andere Beispiele für die Tatsache gegenseitiger Hilfeleistung in der Unterwerfung unter den Herrn und im Dienste des Allbarmherzigen die allumfassende und erbarmende Königsherrschaft des Herrn der Welten, der das gesamte All wie ein Schloss verwaltet. In der Tat bezeigen diese toten Hilfstruppen, ohne Liebe und ohne Bewusstsein, einander eine so liebevolle und klarbewusste Haltung, dass sie ganz bestimmt in der Kraft, durch die Barmherzigkeit und auf den Befehl eines überaus barmherzigen und weisen Herrn und Königs (Djelal) in Bewegung versetzt worden sind. Dieser Grundsatz von einer allgemeinen und gegenseitigen Hilfeleistung, wie er im gesamten Kosmos, von den Sternen angefangen bis hin zu den Zellen, Organen und Organsystemen des Körpers gilt, und in Vollkommenheit und Ordnung in ihm zum Ausdruck kommt, dieses allgemeine Gleichgewicht und die umfassende Sicherheit, jene Schönheit, welche der Pinsel malt, angefangen bei dem goldenen Antlitz des Himmels, dem Antlitz der Erde in ihrem schönsten Kleid bis hin zu den künstlerisch gestalteten Gesichtern der Blumen, diese Ordnung, die überall herrscht, von der Milchstraße angefangen über das Sonnensystem bis zu Obst und Gemüse, Mais und Granatapfel, dieser Auftrag, mit dem alle Dinge in Dienst gestellt sind, von der Sonne und dem Mond angefangen über die Kräfte und Elemente der Natur, über die Wolken bis hin zu der Biene, zeigt: Die Zeugnisse all dieser bedeutenden Tatsachen bilden den zweiten Flügel des Zeugnisses des Alls und stellen ihrer Bedeutung entsprechend den Beweis dafür dar. Nun haben wir aber in der Risale-i Nur dieses bedeutende Zeugnis schon bewiesen und erläutert. Wir können uns deshalb hier mit einem kurzen Hinweis begnügen. Als einen kurzen Hinweis auf den Unterricht im Glauben, den unser Reisender vom Universum empfangen hatte, wurde auf der Achtzehnten Stufe der Ersten Abhandlung (makam) als kurzer Hinweis Folgendes ausgeführt: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الْوَاجِبُ الْوُجُودِ اَلْمُمْتَنِعُ نَظِيرُهُ اَلْمُمْكِنُ كُلُّ مَا سِوَاهُ اَلْوَاحِدُ اْلاَحَدُ اَلَّذِى دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ فِى وَحْدَتِهِ هَذِهِ الْكَآئِنَاتُ اَلْكِتَابُ الْكَبِيرُ الْمُجَسَّمُ وَالْقُرْاٰنُ الْجِسْمَانِىُّ الْمُعَظَّمُ وَالْقَصْرُ الْمُزَيَّنُ الْمُنَظَّمُ وَالْبَلَدُ الْمُحْتَشَمُ الْمُنْتَظَمُ بِاِجْمَاعِ سُوَرِهِ وَاٰيَاتِهِ وَكَلِمَاتِهِ وَحُرُوفِهِ وَاَبْوَابِهِ وَفُصُولِهِ وَصُحُفِهِ وَسُطُورِهِ وَاِتِّفَاقِ اَرْكَانِهِ وَاَنْوَاعِهِ وَاَجْزَآئِهِ وَجُزْئِيَّاتِهِ وَسَكَنَتِهِ وَمُشْتَمِلاَتِهِ وَوَارِدَاتِهِ وَمَصَارِفِهِ بِشَهَادَةِ عَظَمَةِ إِحَاطَةِ حَقِيقَةِ الْحُدُوثِ وَالتَّغَيُّرِ وَاْلاِمْكَانِ بِاِجْمَاعِ جَمِيعِ عُلَمَاءِ عِلْمِ الْكَلاَمِ وَبِشَهَادَةِ حَقِيقَةِ تَبْدِيلِ صُورَتِهِ وَمُشْتَمِلاَتِهِ بِالْحِكْمَةِ وَاْلاِنْتِظَامِ وَتَجْدِيدِ حُرُوفِهِ وَكَلِمَاتِهِ بِالنِّظَامِ وَالْمِيزَانِ وَبِشَهَادَةِ عَظَمَةِ إِحَاطَةِ حَقِيقَةِ التَّعَاوُنِ وَالتَّجَاوُبِ وَالتَّسَانُدِ وَالتَّدَاخُلِ وَالْمُوَازَنَةِ وَالْمُحَافَظَةِ فِى مَوْجُودَاتِهِ بِالْمُشَاهَدَةِ وَالْعَيَانِ {"Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss. Unmöglich kann (neben Ihm) noch ein Gleiches sein, wo doch (neben anderen) alles möglich sein kann, und nur Er allein nicht (neben anderen) sein kann, dem Einzigen (Ahad) und Allgegenwärtigen (Vahid). Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweist dieses Weltall, das große, Gestalt gewordene Buch, die gewaltige Verkörperung des Qur'an, in der Gemeinsamkeit seiner Suren, seiner Verse, seiner Wörter, seiner Buchstaben, seiner Abschnitte, seiner Kapitel, seiner Seiten, seiner Zeilen, das harmonisch verzierte Schloss, in der Übereinstimmung seiner Grundpfeiler, das wohlgeordnet großartige Land, in der Übereinstimmung seiner Arten und Bestandteile, Teilchen und Bruchstücke, seinem gesamten lebenden und toten Inventar und allem, was es hervorbringt und was es zurücklässt, durch das gewaltige und alles umfassende, wahre Zeugnis des Daseins (huduth), seiner Umwandlungen, seiner in ihm enthaltenen Möglichkeiten, in Übereinstimmung aller gelehrten Theologen (ulema-i ilm-i kelam), durch das Zeugnis der Wahrheit vom Wechsel von Form und Inhalt, in aller Weisheit und Wohlordnung, durch die Erneuerung ihrer Buchstaben und Worte, durch die Ordnung und Ausgewogenheit, durch das gewaltige und alles umfassende, wahre Zeugnis hilfreicher Aktionen, Reaktionen, Unterstützungen, Interferenzen, des Ausgleichs und der Instandhaltung in allem Sein, wie wir bezeugen und erkennen."} In der Gegenwart Gottes Nun wandte sich unser Reisender, der voll Wissensdurst und Sehnsucht in die Welt gekommen ist, um den Schöpfer der Welt zu suchen, nachdem er achtzehn Stufen emporgestiegen und auf der Himmelsleiter des Glaubens (mi'radj-i imani), die bis zum Thron der Wahrheit hinaufreicht, in dem Wissen um das Göttliche Er (ghaib) die Stufe (makam) der Gegenwart des Göttlichen Du (muhatab) {El-Muhatab: das Du, der Gesprächspartner, die zweite Person (A.d.Ü.)} erlangt hatte, an seine eigene Seele (ruh) und sprach zu ihr: Wenn man zu Beginn der Ehrwürdigen Suratu-l'Fatiha (der Sure der Eröffnung) bei dem Worte اِيَّاكَ {"iyyaka: Dich allein!"} angekommen, lobend und preisend in die Gegenwart dessen gelangt ist, von dem hier die Rede ist, {El-Ghaib: Er, der Unsichtbare, der Abwesende, die dritte Person (A.d.Ü.)} und Er in diesem (iyyaka) nun gegenwärtig geworden ist, dann muss man auch, die gesuchte dritte Person (ghaib) aufgebend, unmittelbar den Gesuchten selbst nach dem Gesuchten fragen, so wie man auch die Sonne, die alle Dinge zeigt, nach der Sonne fragen muss. In der Tat zeigt sie, die alle Dinge zeigt, sich selbst klarer als alle Dinge. So wie wir die Sonne in ihren Strahlen sehen und erkennen können, so müssen wir auch danach streben, unseren Schöpfer in Seinen Schönen Namen und Heiligen Attributen zu erkennen, so weit wir es vermögen. Von den unendlich vielen Wegen, welche zu diesem Ziel führen, wollen wir hier nur zwei Wege, von den unendlich vielen Stufen nur zwei Stufen, aus einer Fülle von Tatsachen und an Stelle vieler langer Ausführungen in dieser Risala nur zwei Tatsachen kurz und bündig erklären: Erste Wahrheit: Wie wir ganz offensichtlich mit eigenen Augen sehen können, wird in allem, was da geschaffen wurde im Himmel und auf Erden, überall und jeder Zeit, wohlgeordnet und Furcht einflößend das Tun einer Wahrheit sichtbar, die das All durchdringt und erfüllt, die alles lenkt und leitet, verändert und erneuert. Innerhalb dieser Tatsache, einer Tätigkeit, die in jeder Hinsicht von Weisheit erfüllt, ist die Tatsache der Erscheinung der Herrschaft (Gottes) sichtbar zu verspüren. Und innerhalb dieser Tatsache der Erscheinung der Herrschaft (Gottes), die in jeder Hinsicht Ihr Erbarmen ausbreitet, ist die Tatsache der Offenbarung Gottes unabdingbar zu erkennen. So kann man denn ständig die Auswirkungen der Tätigkeit des Allmächtigen und Allwissenden hinter Seinem weisheitsvollen und hoheitsvollen Tun gleichsam wie hinter einem Vorhang erahnen, so als beobachtete man Ihn direkt bei Seiner Arbeit. Und hinter diesem hochherrschaftlichen Tun und Walten des Herrn, hinter diesem Vorhang, erfährt man ganz offensichtlich die Namen Gottes, wie sie sich in allen Dingen offenbaren, als könne man sie direkt wahrnehmen. Und hinter der Erscheinung der Schönen Namen (Esma-i Husna) in Hoheit (Djelal) und Schönheit (Djemal), hinter diesem Vorhang vermag man die Existenz und Gegebenheit der sieben heiligen Attribute (Gottes) mit wissenschaftlicher, ja, augenscheinlicher Klarheit, ja bis zum Grade einer wahrhaftigen Gewissheit zu begreifen. Und in diesen Seinen sieben Heiligen Attributen, in Übereinstimmung mit dem Zeugnis der ganzen Schöpfung gibt sich Er, der in der Gestalt eines unendlich Lebendigen, eines Allmächtigen, eines Allwissenden, eines Allhörenden und Allsehenden, eines, der mit freier Rede und Entscheidung (Murid) begabt ist, offensichtlich und mit Notwendigkeit und mit wissenschaftlicher Sicherheit als der, welcher notwendigerweise da sein muss (Vadjibu-I'Vudjud) und Träger der obengenannten Eigenschaften ist, welcher Ein-Einziger (Vahid-i Ahad) ist, welcher als der völlig unabhängige Einzelvollbringer (Ferd-i Samad) bezeichnet wird, dem Auge des Glaubens im Herzen mit Sicherheit und gleichsam sichtbar zu erkennen, und zwar in einer Weise, die noch glänzender ist als es ganz offensichtlich die Existenz der Sonne ist. Denn zu einem schönem und inhaltsreichem Buch, einem gutgebautem Haus, bedarf es offensichtlich der Tätigkeit des Schreibens und Erbauens. Schön zu schreiben und gut zu bauen aber ist eine Tätigkeit, die offensichtlich nach einer Person verlangt, die man als Schreiber oder Baumeister bezeichnet. Der Titel "Schreiber" oder "Baumeister" verlangt aber offensichtlich nach einer Schreibkunst oder Baukunst. Diese Kunst oder Eigenschaft aber verlangt offensichtlich und in jedem Fall nach einer Person, welche diese Kunst ausübt, nach ihr benannt wird und Träger der genannten Eigenschaften sein muss. Denn so wie es keine Tätigkeit geben kann ohne einen, der sie verrichtet und keinen Namen ohne den, der ihn trägt, so kann es auch keine Eigenschaft geben ohne den, der sie besitzt und keine Kunst ohne einen Künstler. Gleich wie nun dieser Kosmos mit allen seinen Geschöpfen auf diesen Tatsachen und Grundsätzen errichtet wurde, vergleichbar einer unendlichen Zahl inhaltsreicher Bücher und Briefe, geschrieben mit dem Stift (göttlicher) Bestimmung, unendlich vielen Gebäuden und Schlössern, mit der (göttlichen) Maurerkelle erbaut, deren jedes einzelne aus tausend Aspekten und sie alle zusammen in unendlich vielen Aspekten durch die grenzenlosen Taten des Herrn und Erbarmers, in dem unendlichen Aufleuchten von Tausend und einem Namen Gottes, der der Keim Seines Wirkens ist und in der grenzenlosen Offenbarung der sieben Eigenschaften des Hochgelobten, welche die Quelle dieser Schönen Namen sind, unendlich viele Hinweise und grenzenlos viele Zeugnisse für die Notwendigkeit von Sein und Einheit (Vahdet) des Herrn der Herrlichkeit von Ewigkeit (edhel) zu Ewigkeit (ebed) ablegen, welcher Ursprung und Träger dieser allumfassenden, heiligen Eigenschaften ist, so legen auch alle diese inneren und äußeren Schönheiten, Werte und Vollkommenheiten, jede für sich und alle gemeinsam Zeugnis ab für die heilige Schönheit (Djemal) und Vollkommenheit (Kemal) der Taten des Herrn, der Namen Gottes, der Attribute des Einzigartigen und des Wirkens des Hochgelobten so wie es ihrer würdig ist und ihnen entspricht, und bezeugen so offensichtlich die Schönheit und Vollkommenheit einer Hochheiligen Persönlichkeit. So zeigt sich denn die Wahrheit von der Herrschaft (Gottes) in der Tatsache Seines Wirkens und gibt sich selbst durch das Wissen und die Weisheit, mit der Er erschafft und hervorbringt, formt und wieder neu gestaltet, durch das Gleichmaß und die Ausgewogenheit, mit der Er plant und schafft, anordnet und kalkuliert, mit der Absicht und Entschiedenheit, in der Er verändert und verwandelt, vernichtet und vervollkommnet, durch die Liebe und das Erbarmen, mit der Er ernährt und beschenkt, Freigiebigkeit und Güte erweist, in all Seinem Schalten und Walten zu erkennen. Die Tatsache der Offenbarung Gottes, die in der Tatsache der Erscheinung der Herrschaft (Gottes) ganz offensichtlich zu spüren und zu finden ist, gibt sich selbst voll Huld und Erbarmen in den Manifestationen Seiner Schönen Namen und in dem Aufleuchten Seiner sieben inhärenten Eigenschaften - "Leben, Wissen, Wollen, Entscheiden, Sehen, Hören, Reden" (Gottes wesensgemäße Eigenschaften, deren Quelle und Träger Er ist) zu erkennen und zu verstehen. So wie sich in dem Attribut (Gottes) als "Das Wort" durch Offenbarungen und Inspirationen der Herr der Heiligkeit zu erkennen gibt, ebenso wird in der Tat auch, wie ein Wort, das Gestalt angenommen hat, in dem Attribut (Gottes) als "Macht" durch Seine kunstvollen Werke dieser Herr der Heiligkeit bekannt, zeigt (Seine Macht) sich gleich dem leibhaftigen Wesen (des Buches) der Unterscheidung (Furqan) von einem Weltenende zum anderen, kennzeichnet den Allmächtigen in Seiner Majestät, und lässt uns von Ihm wissen. So lässt auch das Attribut (Gottes) als "der Allwissende" durch eine Vielzahl weisheitsvoller, wohlgestalteter und ausgewogener Kunstwerke und eine große Anzahl Geschöpfe, die durch eine (göttliche) Wissenschaft gelenkt, geleitet, kunstvoll gestaltet und voneinander unterschieden werden, diesen einzigartigen Herrn der Heiligkeit als ihren Ursprung und Träger (mausuf) erkennen. Was "Leben (Hayat)" als Wesensmerkmal (Gottes) betrifft, so weist es, wie alle Werke die Macht (Gottes) erkennen lassen, all die Formen und Gestalten in ihrer Ordnung und Weisheit, in ihrer Ausgewogenheit und ihrem Schmuck die Existenz (göttlicher) Allwissenheit sichtbar werden lassen, wie alle Beweise auch die übrigen Eigenschaften (Gottes) erkennen lassen und den Beweisen für "das Leben" (als Wesensmerkmal Gottes), auf "das Leben" als Wirklichkeit (tahaqquq) hin, so auch das Leben selbst, wenn es alles, was da lebt und Spiegelbild (göttlichen Lebens) ist, zum Beweis als Zeugen vorführt, um den Herrn des Lebens (Hayy) und der Beständigkeit (Qayyum) zu erkennen. Es verwandelt das All, um dieses jederzeit immer wieder neu und immer wieder anders hervorzubringen und auszuschmücken, in einen riesigen Spiegel, der sich ständig verändert, erneuert und selbst wieder aus unzähligen Spiegeln zusammengesetzt ist. Entsprechend den oben angeführten Beispielen lassen auch die Attribute "Sehen und Hören, Wollen und Reden", jedes einzelne für sich, dem Kosmos gleich, den Herrn der Heiligkeit erkennen und verstehen. Und so wie diese Eigenschaften die Existenz des Herrn in Seiner Majestät beweisen, so beweisen sie auch die Existenz und die Wahrheit des Lebens (als Attribut Gottes) und auch, dass dieser Herr frisch und lebendig ist. Denn Kenntnis ist ein Zeichen des Lebens. Hören ist eine biologische Funktion. Sehen ist eine Eigenschaft von Lebewesen. Wollen ist ein Ausdruck des Lebens. Willenskraft findet sich nur bei Lebewesen. Sprache ist ein Kennzeichen vernunftbegabter Wesen. So geht denn aus dem obengesagten hervor, dass es für das Attribut "Leben" sieben Beweise gibt, jeder einzelne Beweis, bewiesen durch den ganzen Kosmos, Zeugnisse, die seine eigene Existenz erkennen lassen und auch die Existenz seines Trägers (maussuf), sodass es zum Ursprung und Grund aller Attribute, zur Quelle und zum Angelpunkt des Großen Namens wird. Doch da die Risale-i Nur diese erste Wahrheit bereits mit starken Zeugnissen bewiesen und in gewissem Grade erläutert hat, können wir uns hier mit dem schon erwähnten Tropfen aus diesem Meere begnügen. Zweite Wahrheit: Die göttliche Ansprache, die aus Seinem Attribut "Das Wort" hervorgeht: لَوْ كَانَ الْبَحْرُ مِدَادًا لِكَلِمَاتِ رَبِّى {"Würde das Meer zur Tinte werden für die Worte meines Herrn." (Sure 18, 109)} Dem Geheimnis dieser Ayah entsprechend kennt das göttliche Wort keine Grenzen. Der Hinweis, welcher am klarsten das Dasein einer Person erkennen lässt, ist sein Sprechen. {konushma: Die Fähigkeit, Kontakt aufzunehmen, sich auszudrücken und mitzuteilen. (A.d.Ü.)} Das heißt also, dass diese Tatsache unbegrenztermaßen Zeugnis für die Existenz und Einheit des urewigen Wortes ist. Nun wurde aber mit zwei starken Zeugnissen für diese Tatsache bereits auf der Vierzehnten und Fünfzehnten Stufe der Risala über Eingebungen und Offenbarungen und weiter ein ausführliches Zeugnis, auf das auf der Zehnten Stufe hingewiesen wird und die Heiligen Bücher und offenbarten Schriften betrifft und in noch vielen anderen umfangreichen und glänzenden Zeugnissen auf der Siebzehnten Stufe über den Qur'an als ein Wunder in seiner Aussage diese Tatsache bereits erklärt. Das Zeugnis diesen Stufen überlassend erschien unserem Reisenden Licht und Geheimnis der gewaltigen Ayah شَهِدَ اللّٰهُ أَنَّهُ لآَ إِلٰهَ إِلاَّ هُوَ وَالْمَلٰئِكَةُ وَ أُولُوا الْعِلْمِ قَآئِمًا بِالْقِسْطِ لآَ إِلٰهَ إِلاَّ هُوَ الْعَزِيزُ الْحَكِيمُ {"Allah bezeugt, dass es keinen Gott gibt außer Ihm; ebenso Seine Engel, die Gelehrten, die in der Gerechtigkeit fest stehen. Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Allmächtigen, dem Allweisen." (Sure 3, 18)} als ausreichend und genügend, und so vermochte er nicht weiter vorzudringen. Dementsprechend wurde auf der Neunzehnten Stufe der Ersten Abhandlung (makam) als ein Hinweis auf die kurz zusammengefasste Bedeutung dessen, was unser Reisender auf dieser Heiligen Stufe (makam) als Lektion gelernt hatte, Folgendes gesagt: لآَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الْوَاجِبُ الْوُجُودِ الْوَاحِدُ اْلاَحَدُ لَهُ اْلاَسْمَاءُ الْحُسْنٰى وَلَهُ الصِّفَاتُ الْعُلْيَا وَلَهُ الْمَثَلُ اْلاَعْلٰى اَلَّذِى دَلَّ عَلٰى وُجُوبِ وُجُودِهِ فِى وَحْدَتِهِ اَلذَّاتُ الْوَاجِبُ الْوُجُودِ بِاِجْمَاعِ جَمِيعِ صِفَاتِهِ الْقُدْسِيَّةِ الْمُحِيطَةِ وَجَمِيعِ اَسْمَآئِهِ الْحُسْنٰى اَلْمُتَجَلِّيَةِ وَبِاِتِّفَاقِ جَمِيعِ شُؤُونَاتِهِ وَاَفْعَالِهِ الْمُتَصَرِّفَةِ بِشَهَادَةِ عَظَمَةِ حَقِيقَةِ تَبَارُزِ اْلاُلُوهِيَّةِ فِى تَظَاهُرِ الرُّبُوبِيَّةِ فِى دَوَامِ الْفَعَّالِيَّةِ الْمُسْتَوْلِيَةِ بِفِعْلِ اْلاِيجَادِ وَالْخَلْقِ وَالصُّنْعِ وَاْلاِبْدَاعِ بِاِرَادَةٍ وَقُدْرَةٍ وَبِفِعْلِ التَّقْدِيرِ وَالتَّصْوِيرِ وَالتَّدْبِيرِ وَالتَّدْوِيرِ بِاِخْتِيَارٍ وَحِكْمَةٍ وَبِفِعْلِ التَّصْرِيفِ وَالتَّنْظِيمِ وَالْمُحَافَظَةِ وَاْلاِدَارَةِ وَاْلاِعَاشَةِ بِقَصْدٍ وَرَحْمَةٍ وَبِكَمَالِ اْلاِنْتِظَامِ وَالْمُوَازَنَةِ. وَبِشَهَادَةِ عَظَمَةِ إِحَاطَةِ حَقِيقَةِ اَسْرَارِ شَهِدَ اللّٰهُ اَنَّهُ لآَ إِلٰهَ اِلاَّ هُوَ وَالْمَلٰٓئِكَةُ وَ اُولُوا الْعِلْمِ قَآئِمًا بِالْقِسْطِ لآَ إِلٰهَ اِلاَّ هُوَ الْعَزِيزُ الْحَكِيمُ {"Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss, dem Einzigen (Ahad) und Allgegenwärtigen (Vahid). Ihm gehören alle schönen Namen, alle hohen Eigenschaften und Ihn umschreiben wir mit den erhabensten Vergleichen. Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweist die Persönlichkeit (dhat: Wesen) dessen, der da notwendigerweise sein muss, in der Übereinstimmung mit allen Seinen umfassenden heiligen Eigenschaften, mit der Manifestation aller Seiner schönen Namen und im Einklang aller Seiner Werke und Taten, die Er vollbracht hat, durch das gewaltige, wahrhaftige Zeugnis, in dem sich Seine Göttlichkeit offenbart, in der Erscheinung Seiner Herrschaft, in der Fortdauer Seiner Aktivitäten, die alles beherrschen, im Akt der Hervorbringung, Erschaffung, Formung und Gestaltung durch Seine Führung, Seinen Willen, Seine Macht, zu lenken, zu bestimmen und zu gestalten, in der Freiheit Seiner Entscheidung, Seiner Weisheit, im Akt Seiner Entfaltung und Bewahrung, Ordnung, Erhaltung und Gestaltung, der Versorgung, zielgerichtet und voll Erbarmen, in vollkommener Ordnung und Ausgewogenheit, mit dem großartigen, alles umfassenden, wahrhaftigen Zeugnis Seines innersten Geheimnisses (esrar) - Gott bezeugt, dass es keine Gottheit (ilah) gibt außer Ihm, und so auch Seine Engel, die Leute des Wissens. Er hält die Gerechtigkeit aufrecht. Es gibt keine Gottheit (ilah) außer Ihm, dem Allmächtigen, dem Allweisen."} * * * Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 Dritter Strahl Die folgende Munadjat Risalesi (Trakat über das insbrünstige Gebet) ist zusammen mit der Ayet-ul Kubra und fünf, sechs weiteren Abhandlungen als "Ütjündjü Shu'a" (Dritter Strahl) in Kastamonu abgefasst worden. Sie ist zugleich eine prachtvolle Darstellung des Lebens (hayat), das unser Lehrer (Ustadh) in Kastamonu geführt, womit er sich (in dieser Zeit) beschäftigt und welche Dinge er sich damals zur Aufgabe gestellt hatte. Said Nursi bemühte sich, wie die Wahrheiten beweisen (die er) in diesen Abhandlungen (darlegt) darum, den Glauben (iman) zu stärken, was in der Tat jetzt für das Volk und die Islamiyet der notwendigste (elzem) Dienst ist. Vorwort So wie dieses Achte "Zeugnis für den Glauben" die Notwendigkeit der Existenz Gottes und Seine allgegenwärtige Einheit beweist, so beweist es auch unwiderlegbar, dass Seine Herrschaft alles umfasst und Seine Macht gewaltig groß ist. Des Weiteren beweist es, dass Seine Souveränität und Seine Barmherzigkeit alles erfasst und dass Seine Weisheit und Sein Wissen den Kosmos mit all seinen Bestandteilen umfasst. Kurzum: Dieses Achte "Zeugnis für den Glauben" enthält in jedem Abschnitt acht Hauptanliegen. In jedem der acht Abschnitte werden diese acht Hauptanliegen mit den entsprechenden Zeugnissen bewiesen. Daher ist dieses Achte "Zeugnis für den Glauben" von besonderer Bedeutung. Said Nursi Bittgebet Diese Abhandlung beweist mit Nachdruck, mit Autorität und mit Sicherheit, zugleich aber auch mit einer bewunderungswürdigen Bestimmtheit die bedeutendsten Fundamente des Glaubens, wie die Notwendigkeit des Seins (vudjubu vudjud), die Einheit (ahadiyyet) und Allgegenwart (vahdet) Gottes, den Glanz Seines Reiches (Rubibiyyet), Seine gewaltige Macht (adhamet-i qudret), die Länge und Breite Seines Erbarmens (rahmet), Seine allumfassende Herrschaft (hakimiyet), Sein profundes Wissen (ilm) und Seine universelle Weisheit (hikmet). Die Hinweise auf die Auferstehung und besonders die starken Hinweise am Ende (dieser Abhandlung) sind besonders machtvoll. بِسْمِ اللَّهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ إِنَّ فِى خَلْقِ السَّمٰوَاتِ وَاْلاَرْضِ وَاخْتِلاَفِ الَّيْلِ وَالنَّهَارِ وَالْفُلْكِ الَّتِى تَجْرِى فِى الْبَحْرِ بِمَا يَنْفَعُ النَّاسَ وَمَآ أَنْزَلَ اللّٰهُ مِنْ السَّمَآءِ مِنْ مَآءٍ فَأَحْيَا بِهِ اْلاَرْضَ بَعْدَ مَوْتِهَا وَبَثَّ فِيهَا مِنْ كُلِّ دَآبَّةٍ وَتَصْرِيفِ الرِّيَاحِ وَالسَّحَابِ الْمُسَخَّرِ بَيْنَ السَّمَآءِ وَاْلاَرْضِ َلاٰيَاتٍ لِقَوْمٍ يَعْقِلُونَ {"Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen. Fürwahr, in der Erschaffung der Himmel und der Erde, in der Aufeinanderfolge von Tag und Nacht, in den Schiffen, die zum Nutzen der Menschen auf dem Meer fahren, darin, dass Gott Wasser vom Himmel sandte und mit ihm die Erde wieder belebte, nachdem sie gestorben war, dass Er sich alle die Tiere auf ihr ausbreiten ließ, im Wechsel der Winde, im Dienste der Wolken zwischen Himmel und Erde sind Zeichen für ein nachdenkendes Volk." (Sure 2, 164)} Oh Gott, oh mein Herr! Mit dem Auge des Glaubens, belehrt durch den Qur'an und in seinem Lichte unterrichtet durch Deinen höchst ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, und durch die Manifestation Deines Namens "der Allweise" sehe ich: Es gibt im Himmel überhaupt keinen Umlauf und keine Bewegung, die durch ihre Wohlordnung Deine Existenz nicht aufzeigt und beweist. Und es gibt überhaupt keine Himmelskörper, die nicht für Deine Herrschaft und Deine Allgegenwart Zeugnis ablegen und auf sie hinweisen, indem sie lautlos und ohne Lärm ihren Dienst versehen und sich frei ohne Stützpfeiler halten. Und es gibt auch keinen Stern, der durch seine wohlausgewogene Erschaffung, seine wohlgeordneten Verhältnisse, sein funkelndes Lächeln und durch das Siegel seiner Ähnlichkeit mit allen anderen Sternen nicht auf die Majestät Deiner Gottheit und Deine Allgegenwart hinweist und sie bezeugt. Und unter den zwölf Planeten gibt es keinen, der durch seine weisheitsvolle Bewegung, seine gehorsame Unterwerfung, seinen wohlgeordneten Dienst und seine zugehörigen Monde nicht für die Notwendigkeit Deiner Existenz Zeugnis ablegt und nicht auf das Königreich Deiner Gottheit hindeutet. So wie alles, was in den Himmeln wohnt, Zeugnis ablegt, genauso legen alle gemeinsam in ihrer Gesamtheit - Oh Schöpfer, der Du die Erde und die Himmel erschaffst! - ein dermaßen klares Zeugnis für die Notwendigkeit Deiner Existenz und - Oh, der Du die Atome in ihrem wohlgeordneten Gefüge lenkst und leitest und diese Planeten mit ihren wohlausgewogenen Monden kreisen lässt und Deinen Befehlen unterwirfst! - ein dermaßen starkes Zeugnis für Deine Allgegenwart und Deine Einheit im Grade der Offensichtlichkeit ab, dass so viele leuchtende Zeugnisse und funkelnde Beweise, wie es Sterne am Himmel gibt, dieses Zeugnis bestätigen. Diese klaren, sauberen und schönen Himmel, die mit ihren überaus großen und überaus schnellbeweglichen Himmelskörpern die Form und Gestalt eines Heeres und einer königlichen Flotte, geschmückt mit elektrischen Lampen annehmen, zeigen ganz offensichtlich die Majestät Deiner Herrschaft und die gewaltige Größe Deiner alles erschaffenden Macht, weisen auf Deine Autorität, die den grenzenlosen Kosmos unterwirft, und auf Deine unendliche Barmherzigkeit, die alle Lebewesen in ihren Schoß aufnimmt, hin und bezeugt, dass Dein Wissen, das alle Angelegenheiten der Geschöpfe im Himmel erfasst, im Griff hält und ordnet, alles umspannt, und dass Deine Weisheit alles umschließt. Dieses Zeugnis und dieser Hinweis ist dermaßen sichtbar, als wären die Sterne Bekenntnisworte der Himmel und ihre lichtvollen Beweise, die einen Körper angenommen haben. Was die Sterne in der Arena, im Meer und im All des Himmels betrifft, so sind sie wie dienstbereite Soldaten, wohlgeordnete Schiffe, wunderbare Flugzeuge und einzigartige Lampen, die die Pracht Deiner göttlichen Königsherrschaft demonstrieren. Die Auswirkungen der Sonne, die ein Stern ist und diesem Heer einem Soldaten gleich angehört, auf die Planeten und auf unsere Erde machen uns deutlich und lassen uns ahnen, dass die Sterne, die die Gefährten der Sonne sind, nicht ohne Aufgaben sind und ein Teil von ihnen mit jenseitigen Welten in Beziehung steht, ja sie vielmehr Sonnen der beständigen Welten sind. Oh der Du notwendigerweise da sein musst! Oh der Du der Eine, der Allgegenwärtige bist! Diese wunderbaren Sterne, diese einzigartigen Sonnen und Monde werden in Deinem Reich, in Deinen Himmeln, mit Deinem Befehl, mit Deiner Macht und Deiner Kraft, mit Deiner Lenkung und Leitung in Dienst gestellt, wohlgeordnet und beauftragt. Alle diese Himmelskörper preisen den einen und einzigen Schöpfer, der sie erschaffen hat, kreisen lässt und lenkt, machen Seine Größe bekannt und rufen in der ihr eigenen Weise: "Gepriesen sei Allah, Allah ist groß!" All ihre Lobpreisungen biete auch ich Dir dar und nenne Dich hochheilig. Oh majestätischer Allmächtiger, der Du im Glanz Deiner gewaltigen Ausstrahlung verborgen bist! Oh Du absolut Mächtiger, der Du auf Grund Deiner gewaltigen Größe unsichtbar bist! Belehrt durch Deinen Weisen Qur'an und unterrichtet durch Deinen höchst ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, habe ich erkannt: Wie Himmel und Sterne Deine Existenz und Allgegenwart bezeugen, so bezeugt auch die Atmosphäre mit ihren Wolken, Blitzen, Donnern, Winden und Regen die Notwendigkeit Deiner Existenz und Deine Allgegenwart. In der Tat ist es Deine Barmherzigkeit und Deine Weisheit, die eine Wolke ohne Leben und Bewusstsein mit dem Regen, der das Wasser des Lebens ist, den notleidenden Lebewesen zu Hilfe schickt. Der Zufall, der selbst nur ein Ausdruck des Chaos ist, kann hier nicht seine Hand im Spiel haben. Der Blitz, der die stärkste Form der elektrischen Energie darstellt, und durch den Hinweis seiner Leuchtkraft die Menschen dazu anspornt, sie in ihrem praktischen Leben anzuwenden, präsentiert Deine Macht in der Atmosphäre aufs Schönste. Der Donner, der die Ankunft des Regens ankündigt, die weite Atmosphäre zum Sprechen bringt und mit dem Hall seiner Rezitation den ganzen Himmel erfüllt, lobpreist Dich mit lauter Stimme und bezeugt Deine Herrschaft. Die Winde, die die lebenswichtigsten Mittel für die Versorgung der Lebewesen bringen, am einfachsten zu Nutzen sind, die Atemluft spenden, die Seelen erquicken und mit noch anderen ähnlichen Aufgaben betraut sind, weisen auf die Tätigkeiten hin, denen Deine Macht zu Grunde liegt, und bezeugen Deine Existenz, indem sie die Atmosphäre einer Weisheit zufolge in eine "Tafel der Manifestation von Zerstörung und Aufbau" verwandeln, das heißt, in eine Art "Schiefertafel", auf der die Winde mit Deiner Macht zeichnen, etwas zum Ausdruck bringen und wieder abwischen. Der Regen, der mit Deinem Segen von den Wolken gemolken zu den Lebewesen herab gesandt wird, legt mit den Worten seiner wohlausgewogenen und wohlgeordneten Tropfen Zeugnis für Deine grenzenlose Barmherzigkeit und für Deine unendliche Liebe ab. Oh der Du die Verfügungsgewalt über alles besitzt und ununterbrochen erschaffst! Oh der Du der Erhabene bist in Deiner Fülle! So wie die Wolke, der Blitz, Donner, Wind und Regen, ein jeder die Notwendigkeit Deiner Existenz bezeugen, so weisen sie in ihrer Gesamtheit, in der sie eine Einheit bilden, zusammen sind, harmonisch ineinander laufen und sich gegenseitig in der Diensterfüllung beistehen, obwohl sie von ihrer Art und Weise her voneinander weit entfernt und von ihrem Wesen her einander entgegengesetzt sind, auf Deine Allgegenwart und Deine Einheit mit Nachdruck hin. Des Weiteren bezeugen sie, dass Deine Herrschaft in ihrer Größe den riesigen Himmel in einen einzigartigen Versammlungsort verwandelt und an manchen Tagen mehrmals füllt und leert, und dass Deine gewaltige Macht über diese weite Atmosphäre gleich einer Schiefertafel, auf der geschrieben und korrigiert wird, und gleich einem Schwamm, der ausgedrückt wird und dadurch den Erdengarten bewässert, verfügt und alles umfasst. Genauso zeigen sie, dass Deine Barmherzigkeit (rahmet) und Deine Souveränität (hakimiyet) in ihrer unendlichen Weite die ganze Erde, alles Geschaffene unter dem Himmelszelt versorgt, sie lenkt und leitet und allen Dingen zu Hilfe eilt. Die Luft in der Atmosphäre wird für so zweckmäßige Aufgaben gebraucht, und Wolke und Regen werden mit so großem Nutzen eingesetzt, dass dieser Gebrauch, dieser Einsatz ohne ein alles umfassendes Wissen (ilim) und ohne eine alles erfassende Weisheit (hikmet) nicht möglich ist. Oh der Du mit Deinem freien Willen handelst! Deine Macht, die durch die Ereignisse in der Atmosphäre jederzeit eine Nachbildung der Wiederversammlung und der Wiederauferstehung vorführt, in einer Stunde den Sommer in den Winter und den Winter in den Sommer verwandelt, eine Welt hervorbringt und eine Welt in das Verborgene schickt und noch andere vergleichbare Tätigkeiten vollbringt, weist darauf hin, dass sie diese Welt in das Jenseits verwandeln und im Jenseits ewig bleibende Tätigkeiten darbieten wird. Oh Majestätischer Allmächtiger! Die Luft, die Wolke und der Regen, der Blitz und der Donner, sie alle und die ganze Atmosphäre stehen in Deinem Reich, unter Deinem Kommando und Deiner Führung, versehen ihren Dienst in Deiner Kraft und Macht und sind mit verschiedenen Aufgaben betraut. Diese Geschöpfe des Himmels, die in ihrem Wesen voneinander weit entfernt sind, loben ihren Kommandeur und Herrscher und preisen Deine Barmherzigkeit, indem sie Deinen Befehlen und Kommandos rasch und ohne Säumen nachkommen. Oh Du majestätischer Schöpfer der Erde und der Himmel! Belehrt durch Deinen Weisen Qur'an und unterrichtet durch Deinen höchst ehrenwerten Gesandten bekenne und erkenne ich: So wie die Himmel mit ihren Sternen und die Atmosphäre mit allem, was ihr zugehört, die Notwendigkeit Deiner Existenz, Deine Einheit und Deine Allgegenwart bezeugen, genauso legt die Erde mit all ihren Geschöpfen und zyklischen Veränderungen für Deine Existenz und für Deine Allgegenwart so viele Zeugnisse ab, wie viele verschiedene Formen des Seins es auf ihr gibt. In der Tat gibt es auf der Erde keine einzige Veränderung und keinen Wechsel wie das jährliche Wachstum der Baumrinde und die Häutung der Tiere - sei es nun im Kleinen oder Großen - die mit ihrer Wohlordnung nicht auf Deine Existenz und Deine Allgegenwart hinweisen sollte. Zudem gibt es auch kein Tier, das nicht seiner Schwäche und Bedürftigkeit entsprechend barmherzig versorgt und mit lebenswichtigen Organen in Weisheit ausgestattet wird und Deine Existenz und Einheit nicht bezeugt. Zudem gibt es überhaupt keine Pflanze und kein Tier, die nicht in jedem Frühling vor unseren Augen erschaffen werden und Dich nicht durch die einzigartige Kunst in ihnen, durch die feinsinnige Verzierung auf ihnen, durch ihre Hervorhebung mit ihren eigentümlichen Merkmalen und durch ihr Wohlgeordnetsein und Wohlausgewogensein bekannt geben. Die fehlerlos, perfekt, verziert und mit Unterscheidungsmerkmalen erschaffenen und die Erdoberfläche füllenden, Tiere und Pflanzen genannten, Wunder Deiner Macht sind ein solches Zeugnis für die Existenz und die allgegenwärtige Einheit und Weisheit und unendliche Macht ihres weisen Schöpfers, dass es glänzender und stärker ist als das Zeugnis des Lichts für die Sonne. Die Pflanzen und Tiere, die die Erdoberfläche füllen und einzigartige und wunderbare Kunstwerke Deiner Macht sind, aus einer begrenzten Anzahl von großen und winzig kleinen Eiern, Spermien, Samenkörnern und Kernen, die aus denselben Bestandteilen bestehen und einander ähnlich aussehen, mit Unterscheidungsmerkmalen perfekt, geschmückt und fehlerlos erschaffen werden, legen ein dermaßen starkes und glänzendes Zeugnis für die Existenz, die allgegenwärtige Einheit, Weisheit und unendliche Macht ihres Schöpfers ab, das noch glänzender und stärker ist als das Zeugnis des Lichts für die Sonne. Zudem gibt es überhaupt kein Element wie Licht, Luft, Feuer, Wasser und Erde, das nicht Deine Existenz und Einheit bezeugen sollte, indem es, wie mit Bewusstsein begabt, perfekten Aufgaben nachgeht, obwohl es über kein Bewusstsein verfügt; überaus wohlgeordnete und verschiedene Früchte und Ernten aus der unsichtbaren Schatzkammer herbeiholt, obwohl es gleichförmig ist, alles um sich herum einnimmt und sich überall bis in den letzten Winkel hinein ausbreitet. Oh Du Schöpfer, der Du allmächtig bist! Oh Du Eröffner, der Du alles weißt! Oh Du Lenker und Leiter, der Du erschaffst! Wie die Erde mit all ihren Bewohnern bezeugt, dass ihr Schöpfer der Notwendig-Seiende ist, so bezeugt sie Deine Allgegenwart und Deine Einheit - oh Du allgegenwärtiger Einer! Oh Du Barmherziger und Erbarmer! Oh Du Spender und Versorger! - ganz offensichtlich durch die Einheit und Gemeinsamkeit der Gesichter ihrer Bewohner, dadurch, dass sie bunt gemischt einander Hilfe leisten und dass die Namen und Tätigkeiten, die ihre Versorgung betreffen, ein und dieselben sind, so viele Male, wie es Formen des Daseins gibt. Und so, wie die Erde, die einem Heerlager, einem Ausstellungsort, einem Ausbildungsplatz gleicht, und auf der vierhunderttausend verschiedene Völker von Pflanzen und Tieren ihre voneinander unterschiedlichen Ausrüstungen wohlgeordnet erhalten, die Majestät Deiner Herrschaft und Deine Macht, die alles erfasst, zeigt, genauso zeigt auch die gütige und freigiebige, unterschiedliche Versorgung all der zahllosen Lebewesen zur rechten Zeit am richtigen Ort, aus einfacher, trockener Erde und der Gehorsam all dieser zahllosen Lebewesen in vollkommener Bereitschaft gegenüber den Befehlen des Herrn, dass Deine Barmherzigkeit alles umfasst und Deine Herrschaft über allem steht. Des Weiteren bezeugen die Lenkung und Leitung der Scharen der Geschöpfe, die sich auf der Erde ständig erneuern und in Tod und Leben der Reihe nach ablösen, und die Versorgung und die Verwaltung der Tiere und der Pflanzen, dass sie nur mit Deinem Wissen, das alles umfasst, und mit Deiner unbegrenzten Weisheit, die in allen Dingen herrscht, möglich sind. Eine dermaßen große Bedeutung, die dem Menschen, der für eine kurze Zeit auf der Erde zahllose Aufgaben versieht, und der über alles Dasein auf Erden verfügt, und der mit Begabungen und geistigen Fähigkeiten ausgestattet ist, als würde er eine endlose Zeit leben, (eine solche Bedeutung, die dem Menschen) auf dem Übungsgelände dieser Welt, diesem zeitweiligen Heerlager der Erde, diesem vorübergehenden Ausstellungsort beigemessen wird, (eine solche Bedeutung und) dermaßen große Ausgaben, dermaßen unendliche Erscheinungen der Herrschaft, dermaßen grenzenlos viele Ansprachen Gottes des Gepriesenen (an den Menschen durch die Natur) und so viele Gaben Gottes ohne Ende, passen mit Sicherheit keinesfalls in diese so kurze Spanne voll Leid, ein Leben voller Sorgen und voller Veränderungen und diese Welt voller Katastrophen und voller Vergänglichkeit. Vielmehr können sie nur für ein anderes und unendliches Leben und für einen ewig bestehenden Ort der Glückseligkeit sein. Daher weisen sie auf die Gottesgaben hin, die wir im Jenseits, in der ewig bestehenden Welt vorfinden werden, ja bezeugen dies. Oh Du Schöpfer aller Dinge! Alle Geschöpfe dieser Erde werden in Deinem Reich, in Deiner Welt, durch Deine Macht und Kraft, durch Dein Vermögen und Deinen Willen, durch Dein Wissen und Deine Weisheit gelenkt und geleitet und sind Dir gehorsam. Die Herrschaft, deren Aktivitäten auf dem Antlitz der Erde beobachtet werden, präsentiert einen dermaßen großen Umfang und Machtbereich, deren Verwaltung, Maßnahmen und Versorgung dermaßen vollkommen und dennoch dermaßen sensibel ist, deren Durchführungen überall in einer vollkommenen Einheit, Zusammenhalt und Gemeinsamkeit erscheint, was uns mitteilt, dass sie eine Verfügungsgewalt, eine Herrschaft ist, die eine Ganzheit bildet und überhaupt keine Unterteilung duldet. Des Weiteren heiligt die Erde mit all ihren Bewohnern den Schöpfer und gedenkt Seiner mit zahllosen Zungen noch klarer als sich mit Worten sagen lässt. Unausgesprochen durch ihre unendlich vielen Geschenke dankt sie dem majestätischen Versorger, lobt und preist Ihn. Oh Du, der Du hinter der gewaltigen Macht Deiner Erscheinung verborgen bleibst! Oh Du, der Du Dich mit Deiner gewaltigen Größe verhüllst! Oh Du allheiliger Herr! Mit allem Gedenken und allen Lobpreisungen der Erde heilige ich Dich über allen Fehlern und Schwächen und allem, was sie Dir Beigesellen, und lobpreise Dich und danke Dir mit all ihren Lobpreisungen und Danksagungen. Oh Du Herr über Land und Meere! Belehrt durch den Qur'an und unterrichtet durch Deinen höchst ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, habe ich erkannt: So wie die Himmel, das Weltall und die Erde für Deine Existenz und Deine Einheit Zeugnis ablegen, genauso legen Meere, Ströme, Quellen und Flüsse für die Notwendigkeit Deiner Existenz und für Deine Einheit und Deine Allgegenwart im Grade der Offensichtlichkeit Zeugnis ab. In den Meeren, welche die Staunen erregenden Verdunstungsbecken unserer Erde sind, gibt es in der Tat überhaupt kein Wesen, noch nicht einmal einen Tropfen Wasser, der nicht durch seine Existenz, seine Wohlordnung, durch seine Nützlichkeit und durch seine Beschaffenheit Seinen Schöpfer bekannt machen sollte. Unter den einzigartigen Geschöpfen, die in gewöhnlichem Sand und in gewöhnlichem Wasser bestens versorgt werden und unter den Meerestieren, die überaus wohlgeordnet erschaffen sind, besonders unter den Fischen, von denen einer mit einer Million Eiern die Meere belebt, gibt es kein einziges, das nicht durch seine Erschaffung, seine Aufgabe, seine Führung, seine Verwaltung und seine Versorgung ein Zeichen für seinen Schöpfer setzt und nicht Zeugnis für seinen Versorger ablegt. Des Weiteren gibt es unter den wertvollen, besonderen, schön verzierten Schätzen im Meer keinen einzigen, der Dich nicht durch seine Erschaffung, den Zauber seiner Natur und seine nützlichen Eigenschaften erkennt und zu erkennen gibt. So, wie jedes Einzelne Dich bezeugt, so bezeugen sie auch in ihrer Gesamtheit Deine Einheit und Allgegenwart, in ihrer Gemeinsamkeit bei aller Vermischung, durch das einheitliche Siegel ihrer Erschaffung, in der Leichtigkeit ihrer Erschaffung und der Vielheit ihrer Anzahl. Genauso weisen diese Meere, die die Erdoberfläche mit ihren Kontinenten umspannen, frei schwebend und um die Sonne kreisend, ohne (ihr Wasser) zu vergießen oder zu verschleudern, ohne das Land zu überschwemmen, (die Meere) in denen aus gewöhnlichem Sand und Wasser verschiedene Lebewesen und Bodenschätze in schönster Ordnung erschaffen werden, ihre Versorgung und ihre sonstigen Bedürfnisse umfassend und reibungslos gesteuert und befriedigt werden, und auf denen keine der sonst zahllosen Kadaver zu sehen sind, auf Deine Existenz und die Notwendigkeit Deiner Gegenwart entsprechend der Vielzahl alles dessen, was in ihnen ist, hin und bezeugen es. So, wie sie Deine majestätischen Herrschaft (saltanat-i rububiyetinin hashmet) und majestätische Größe Deiner Macht (qudretinin azamet), die alles umfasst, in aller Deutlichkeit zeigen, genauso zeigen sie die grenzenlose Weite Deiner Barmherzigkeit (rahmet) und Deiner Souveränität (hakimiyet), die alles - angefangen von den riesengroßen Sternen, die über den (Weiten und Höhen) der Himmel ihre Bahnen ziehen, bis hin zu den winzig kleinen Fischen, die in den (Weiten und) Tiefen der Meere ihre Nahrung finden - erreicht und umfasst, und weisen durch ihre Wohlordnung, ihren vielfachen Nutzen, ihr Gleichgewicht, ihre Weisheit und ihre Ausgewogenheit auf Dein alles umspannendes Wissen (ilm) und Deine alles umfassende Weisheit (hikmet) hin. Seine Barmherzigkeit, die in diesem Gasthaus der Erde für die Reisenden derartige Wasserbecken bereit stellt, und die diese den Menschen für ihre Reisen und Fahrten, für ihre Schiffe, ihren Gewinn zur Verfügung stellt, zeigt, dass derjenige, der seinen Gästen, die auf ihrem Weg in dieser Herberge eine Nacht rasten, so viele Gastgeschenke aus dem Meer bietet, mit Sicherheit am ewig bestehenden Sitz Seines Königreiches (saltanat-i ebediye) ewige Meere Seiner Barmherzigkeit (rahmet) besitzt, sodass eine solche (Herberge) nur eine kleine, vergängliche Nachbildung davon ist. So zeigen die Meere, welche samt ihren Staunen erregenden Bewohnern die Kontinente in solch wunderbarer Weise umspannen und die Geschöpfe in den Meeren, die so wohl verwaltet und versorgt werden, ganz offensichtlich, dass sie nur durch Deine Macht (quvvet), Deine Stärke (qudret), Deinen Willen (irade) und Deine Weisungen (tedbir), in Deinem Reich (mulk) Deinen Befehlen (emr) folgen. Sie bringen auf ihre eigene Weise (lisan-i hal) den Lobpreis (taqdis) ihres Schöpfers zum Ausdruck und rufen: "Allahu Ekber, Gott ist groß!" Oh majestätischer Allmächtiger, der Du die Berge für das Schiff der Erde als Masten voller Schätze {Schätze der Berge: Sind hier im weitesten nur möglichen Sinne zu verstehen, also nicht nur als Bodenschätze. Die Schätze der Berge sind auch alles, was auf den Bergen wächst und lebt: die Wälder und Felder, die Kräuter und Heilpflanzen, das Vieh und überhaupt alle Tiere. Ja, sogar die reine Luft ist ein Schatz der Berge. (A.d.Ü.)} errichtet hast! Unterrichtet durch den höchst ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, und belehrt durch den Weisen Qur'an verstand ich: So, wie die Meere Dich erkennen und zu erkennen geben, genauso erkennen und verkünden Dich auch die Berge, die dazu dienen, das Land vor der Überflutung der Meere zu schützen, die Luft von den giftigen Gasen zu reinigen und das Wasser zu halten und zu speichern, und die den Lebewesen als Schatzmeister der notwendigen Mineralien dienen. Es gibt keine von den Arten der Steine auf den Bergen, von den Sorten der Stoffe, die für verschiedene Krankheiten als Heilmittel gebraucht werden, von all den verschiedenen Mineralien, die für die Lebewesen, besonders für die Menschen so notwendig sind, von den Pflanzenarten, die die Berge und die Wüsten mit ihren Blumen und Blüten verzieren und mit ihren Früchten beleben - die durch ihre Zweckmäßigkeit und ihre Wohlgeordnetheit, die keineswegs einem Zufall zugeschrieben werden kann, durch ihre schöne Beschaffenheit, durch ihre Nützlichkeit, besonders der Mineralien wie Salz, und Alaun und Kristallen wie Zitronensäure und Chininsulfat, die zwar ähnlich aussehen, deren Geschmack sich aber stark voneinander unterscheiden, und besonders durch die Pflanzen, die aus gewöhnlicher Erde die verschiedensten Arten von Blüten und Früchten hervorbringen - nicht den Absolut-Allmächtigen, Allweisen, Allbarmherzigen und freigiebigen Meister und die Notwendigkeit Seiner Existenz offensichtlich bezeugen. Mit ihrer Gemeinsamkeit, durch ihre gleiche Verwaltung, gleiche Regeln und durch die Gemeinsamkeit ihrer Quelle, ihrer Wohnstatt, ihrer Erschaffung und ihrer Gestaltung, durch ihre Einheit, ihre Preiswürdigkeit, ihre einfache Art, ihre Vielzahl und durch ihr schnelles Entstehen bezeugen sie die Einheit und Allgegenwart ihres Meisters. So, wie die Geschöpfe, die auf der Oberfläche und im Innern der Berge - überall auf der Erde - zu finden sind, und jede Spezies von ihnen in gleicher Zeit, auf gleiche Art und Weise, ohne Fehler, überaus perfekt und schnell, ohne irgendwelche Verwechslung - obwohl sie mit verschiedenen anderen Arten vermischt waren - hervorgebracht werden, wobei eine Arbeit die andere nicht behindert, die Majestät Deiner Herrschaft und die gewaltige Größe Deiner Macht, der nichts zu schwer fällt, zeigen, so zeigen auch die Berge, deren Oberfläche mit wohlgeordneten Bäumen und Pflanzen, und deren Inneres mit Mineralien gefüllt ist, wie sie auf der ganzen Erde die zahllosen Bedürfnisse alles Lebendigen befriedigen, deren verschiedensten Krankheiten, ja sogar ihren unterschiedlichen Sinnen und Empfindungen dienlich sind, und den Bedürftigen zur Verfügung stehen, die unendliche Weite Deiner Barmherzigkeit und den grenzenlosen Umfang Deiner Herrschaft. Die Mineralien, die im Dunkel der Erde verborgen und vermischt waren, wurden durch den Allwissenden und Allsehenden, ohne Verwechslung, wohlgeordnet, den Bedürfnissen entsprechend bereit gestellt, wodurch man den Umfang Seines auf alles bezogenen Wissens, und Seine alles umfassende und jedes Ding ordnende Weisheit - durch die Anfertigung der Heilmittel und durch die Speicherung der Bodenschätze - die Schönheit der barmherzigen und freigiebigen Verwaltung Seiner Herrschaft und die vorsorgliche Feinheit Seiner Güte in aller Klarheit erkennt. Diese riesigen Berge, die für die durchreisenden Gäste in dieser Herberge "Erde" als wohlgeordnete Versorgungslager für ihre Bedürfnisse in der Gegenwart und in der Zukunft, als Gerätelager und perfekte Magazine vieler Bodenschätze, die für das Leben notwendig sind, dienen, sind Hinweise, vielmehr Beweise, sogar Zeugnisse dafür, dass der Meister, der so freigiebig, gastfreundlich und so weise und zärtlich, so mächtig ist und Seine Herrschaft mit so viel liebender Sorgfalt ausübt, mit Sicherheit über ewige Schatzkammern mit ewigen Geschenken in einer ewigen Welt für die Gäste verfügt, die Er liebt. Anstelle der Berge hier (auf Erden) versehen dort (im Jenseits) die Sterne dieselbe Aufgabe. Oh Du, der Du über alles mächtig bist! Die Berge sind Speicher in Deinem Reich, und was in ihnen ist, steht durch Deine Macht und Stärke, durch Dein Wissen und Deine Weisheit zur Verfügung. Sie loben und preisen den Schöpfer, der sie in dieser Weise beauftragt hat und zur Verfügung hält. Oh barmherziger Schöpfer! Oh gütiger Herr! Unterrichtet durch den höchst ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, und belehrt durch den Qur'an habe ich verstanden: So, wie das All und die Himmel, Erde, Meere und Berge mit dem, woraus sie bestehen und mit ihren Geschöpfen Dich erkennen und zu erkennen geben, so geben alle Bäume und Pflanzen, mit ihren Blättern, Blüten und Früchten Dich im Grade der Offensichtlichkeit zu erkennen und erkennen Dich. So, wie alle Bäume und Pflanzen mit allen ihren Blättern, die sich im Gottesgedenken ekstatisch bewegen, mit allen ihren Blüten, die durch ihre Ausschmückung die Namen ihres Meisters beschreiben und bekannt geben, mit allen ihren schönen und guten Früchten, die in Seiner barmherzigen Erscheinung lächeln, und deren Wohlordnung wunderbaren künstlerischen Aufbaus, die keineswegs dem Zufall zuzuschreiben ist, deren wohlgeordnete Ausgewogenheit, ihre wohlausgewogene Ausstattung, deren verzierte Ornamente, deren verschiedene, schöne Düfte und deren verschiedene Geschmacksarten für die Notwendigkeit der Existenz des unendlich barmherzigen und freigiebigen Meisters im Grade der Offensichtlichkeit Zeugnis ablegen, so legen sie alle gemeinsam durch ihre Einheit und Zusammengehörigkeit auf der ganzen Erde, durch die Ähnlichkeit des Siegels ihrer Erschaffung, durch die Verbundenheit in ihrer Lenkung und Leitung, durch die Entsprechung der Umstände und des Ablaufs ihres Wachstums und durch die Entsprechung der auf sie bezogenen Namen des Herrn und durch die Verwaltung der zahllosen Einzelnen dieser hunderttausend Arten gleichzeitig ohne Verwechslung, obwohl sie miteinander vermischt sind, für die Einheit und Allgegenwart des Meisters, der notwendigerweise da sein muss, ein klares Zeugnis ab. Wie sie für die Notwendigkeit Deiner Existenz und für Deine Allgegenwart Zeugnis ablegen, so zeigen zahllose Einzelne in dem Heer der Lebewesen auf der Erde, das aus vierhunderttausend Völkern besteht, welche auf Hunderttausende Arten und Weisen ohne Verwechslung und ohne Fehler ernährt und versorgt werden, die majestätische Größe Deiner allgegenwärtigen Herrschaft und die gewaltige Größe Deiner Macht, die einen Frühling in der Leichtigkeit einer Blume erschafft, und ihre Verbundenheit mit allem Sein. Des Weiteren zeigen sie die grenzenlose Weite Deiner Barmherzigkeit, die den zahllosen Tieren und Menschen überall auf der riesigen Erde verschiedenste Sorten zahllos vieler Speisen zur Verfügung stellt, und den grenzenlosen Umfang Deiner Herrschaft, die diese zahllos vielen Arbeiten vollbringt, Gaben verteilt, alle versorgt und alle ernährt, die Ihre Vorhaben bestens durchführt und deren Plänen und Ausführungen alles, sogar die Atome Gehorsam leisten und sich unterwerfen. Diese Bäume und Pflanzen, deren jedes Blatt, jede Blüte, jede Frucht, jede Wurzel, jeder Ast und jeder Zweig mit allem, was sie betrifft und wessen sie bedürfen, zeigen ganz offensichtlich, dass Dein Wissen alles umfasst und Deine Weisheit alles umschließt, und weisen mit zahllos vielen Fingern darauf hin - sie loben und preisen die Schönheit Deiner überaus vollkommenen Kunstfertigkeit und die Vollkommenheit Deiner überaus schönen Gaben mit zahllosen Zungen. Diese so wertvollen Gaben und Geschenke, der außerordentlich hohe Wert der gemachten Aufwendungen und der erwiesenen Gastfreundschaft, durch die Hände der Bäume und Pflanzen in dieser vorübergehenden Herberge, in diesem vergänglichen Gasthaus in wenig Zeit, einer nur kurzen Spanne, weisen darauf hin, ja legen vielmehr Zeugnis dafür ab, dass der barmherzige Herr, der Seinen Gästen hier so sehr Seine Güte erweist, sich nach all Seinen umfangreichen Ausgaben und zahlreichen Geschenken, durch die Er Seine Liebe zeigen und unter Beweis stellen möchte, nicht entgegengesetzt verhalten wird. Das heißt: damit die Geschöpfe nicht sagen könnten: "Er ließ es uns schmecken und machte dann mit uns ein Ende, bevor wir noch zu Ende gegessen hatten." und damit das Königreich Seiner Gottheit für sie nicht zusammenbricht, Er Seine grenzenlose Barmherzigkeit nicht verleugnet und nicht verleugnen lässt und damit alle Seine Freunde, die nach Ihm sehnsüchtig verlangen, durch Entsagung nicht zu Feinden werden, denen Er in einem ewigen Land, in einer ewigen Welt einen ewigen Aufenthalt gewährt, weshalb Er aus den ewig bestehenden Schatzkammern Seiner Barmherzigkeit in Seinen ewigen Paradiesen Frucht tragende Bäume und Blüten tragende Pflanzen, wie sie der Ewigkeit und dem Paradies würdig sind, bereit hält. Die aber, die hier zu sehen sind, sind nur Musterbeispiele, die den Kunden vorgeführt werden. So, wie die Bäume und andere Pflanzen Dich mit all ihren Blättern, Blüten und Früchten - als ihren Worten - loben, preisen und Dir danken, so lobt dich auch ein jedes (von diesen Worten) besonders. Die unausgesprochenen Lobpreisungen, die durch ihre Taten, besonders durch ihre Früchte, die in einzigartigen Formen, mit sehr unterschiedlichem Fruchtfleisch, mit überaus bewunderungswürdiger Kunstfertigkeit, mit außergewöhnlich wunderbaren Kernen gemacht, und als Speisetafeln in die Hände der Bäume und auf die Häupter der Pflanzen gelegt und zu Seinen lebendigen Gästen gesandt werden, steigern sich zur Deutlichkeit eines gesprochenen Wortes. Sie alle stehen in Deinem Reich, durch Deine Kraft und Macht, mit Deinem Willen und Deinen Gaben, durch Deine Barmherzigkeit und Weisheit im Dienst und sind jedem Deiner Befehle gehorsam. Oh allweiser Meister, der Du im Glanz Deiner gewaltigen Ausstrahlung verborgen bist! Oh Du allbarmherziger Schöpfer, der Du auf Grund Deiner gewaltigen Größe unsichtbar bist! Mit den Sprachen und der Anzahl aller Bäume und aller Pflanzen, aller Blätter, Blüten und Früchte heilige ich Dich über jeglichen Fehlern und Schwächen und allem, was sie Dir beigesellen, lobe und preise Dich. Oh allmächtiger Schöpfer! Oh allweiser Lenker und Leiter! Oh allbarmherziger Erzieher! Unterrichtet durch Deinen höchst ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, und belehrt durch den Weisen Qur'an verstand und bekenne ich: So, wie die Pflanzen und Bäume Dich kennen und Deine heiligen Eigenschaften und Deine schönen Namen bekannt geben, so gibt es keinen unter den Menschen und den Tieren, die zu den beseelten, (fühlenden) Lebewesen gehören, der nicht durch innere und äußere Organe, die überaus wohlgeordnet in seinem Körper wie ein Uhrwerk gehen und angetrieben werden, durch Sinnesorgane und Empfindungen, die in seinem Leib mit einer überaus feinen Ordnung, mit einer hochempfindlichen Ausgewogenheit angelegt sind, und der nicht auf Grund seiner weisheitsgemäßen Ausstattung und der überaus feinen Ausgewogenheit seiner Glieder für die Notwendigkeit Deiner Existenz und für die Wahrheit Deiner Eigenschaften Zeugnis ablegt. Denn: bei einem so hochempfindlichen Kunstwerk, das nur das Werk eines Sehenden sein kann, einer so klarsichtigen Weisheit, die ein Bewusstsein voraussetzt, und einer so vollkommenen Ausgewogenheit, die gründliche Planung voraussetzt, können sicherlich blinde Kräfte, die unbewusste Natur und ein planloser Zufall nicht ihre Hände im Spiel gehabt haben. Es kann nicht ihr Werk sein und ist nicht möglich. Und aus sich selbst heraus zu entstehen und diese Formen anzunehmen, ist auch eine hundertfache Unmöglichkeit in einer Unmöglichkeit. Denn, in diesem Fall müsste jedes Atom ein so umfassendes Wissen und eine so umfangreiche Macht wie Gott besitzen, um alles, ja sogar die Entstehung unseres Körpers, selbst alles in der Welt, mit dem es in Kontakt kommt, kennen, erkennen und zu Stande bringen können. Dann könnte man die Entstehung des Körpers auf es zurückführen und sagen, dass er aus sich selbst entstanden sei. Unter den Sachverhalten, wie dem einer einheitlichen Planung in ihrer Gesamtheit, einer einheitlichen Lenkung und Leitung, der Einheit ihrer Arten und Gattungen und der einheitlichen Prägung bei ihrer Erschaffung, die aus der Übereinstimmung der Sinnesorgane in den Gesichtern aller, wie Auge, Ohr und Mund ersichtlich ist, die ein einheitliches Siegel der Weisheit, das sich in jedem einzelnen Gesicht jeder einzelnen Art erkennen lässt, und dem der Gleichheit bei der Versorgung und der Erschaffung und eines gemeinsamen Miteinanderlebens, gibt es keinen, der nicht für Deine Einheit und Allgegenwart ein sicheres Zeugnis ablegt. Es gibt kein einziges (Zeugnis) von ihnen, in dem sich die Erscheinungen aller Namen, die sich auf den ganzen Kosmos beziehen, finden, das für sich allein kein Zeichen für die Einheit Deiner Allgegenwart setzen könnte. So, wie die Menschen mit den Tieren, die auf der ganzen Erdoberfläche in hunderttausend Arten verbreitet, wie ein wohlgeordnetes Heer ausgerüstet und Anordnungen unterstellt sind, Gehorsam leisten und in Dienst stehen, vom Kleinsten bis zum Größten von ihnen, unter denen die Befehle der Herrschaft wohlgeordnet fließen, die majestätische Größe Deiner Herrschaft zeigen, und ihre Erschaffung - die trotz ihrer großen Vielzahl sehr wertvoll, trotz ihres überaus schnellen Zustandekommens vollkommen einwandfrei und trotz ihrer kunstvollen Ausstattung dennoch sehr leicht verläuft - die gewaltige Größe Deiner Macht beweisen, so beweisen sie ganz deutlich auch den grenzenlosen Umfang Deiner Barmherzigkeit, die zu allen, von einer Mikrobe bis zum Nashorn, von der kleinsten Fliege bis zum größten Vogel überall, vom Osten bis zum Westen, vom Norden bis zum Süden, alle ihre Nahrung erreichen lässt, und die unendliche Weite Deiner Herrschaft, die jeden wie einen dienstbereiten Soldaten seinen natürlichen Aufgaben nachgehen lässt und die Erdoberfläche für das Heer der Neurekrutierten, anstelle der im Herbst Entlassenen, in jedem Frühling zu einem Heerlager macht. So, wie jedes der Tiere, die als kleine Muster und verkleinerte Beispiele dieses Kosmos mit einem überaus tiefen Wissen und mit einer überaus feinsinnigen Weisheit, ohne ihre Organe miteinander zu vermischen oder zu verwechseln, in voneinander verschiedenen Formen, ohne eine Verwechslung, ohne einen Mangel, ohne einen Makel gebildet werden, dafür so viele Zeichen wie ihre Zahl setzen, dass Dein Wissen alles umfasst und Deine Weisheit über allem steht, so verweisen sie, indem jedes von ihnen als ein wunderbares Kunststück und als das Werk einer wunderbaren Weisheit kunstvoll und schön gemacht wird, auch auf die überaus vollkommene Schönheit der Kunstfertigkeit Deiner Herrschaft hin, die Du liebst und ausstellen möchtest. Alle, besonders die Jungtiere, die überaus zärtlich und fürsorglich ernährt und deren Launen und Wünsche befriedigt werden, erbringen grenzenlos viele Hinweise für die überaus anmutige Schönheit Deiner Güte. Oh barmherziger Erbarmer! Oh Du Vertrauter, der Sein Versprechen hält! Oh Herr des Gerichtstages! Unterrichtet durch Deinen höchst ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, und gelehrt durch Deinen Weisen Qur'an verstand ich: Das erlesenste Ergebnis des Kosmos ist das Leben. Der erlesenste Extrakt des Lebens ist der Geist. Die erlesensten unter den Geisttragenden, sind diejenigen, die Bewusstsein haben. Der Vielseitigste unter den Bewusstseintragenden ist der Mensch. Der ganze Kosmos steht aber im Dienst des Lebens und arbeitet dafür. Die Lebewesen stehen denjenigen, die Geist besitzen, zu Diensten und helfen ihnen. Die Menschen lieben von ihrem Wesen her den Schöpfer innig und aufrichtig. Auch der Schöpfer liebt sie und versucht ihnen bei jeder Gelegenheit Seine Liebe zu erweisen. Die Begabungen des Menschen und seine geistigen Anlagen beziehen sich auf eine andere, ewig bestehende Welt und auf ein ewig dauerndes Leben. Das Herz des Menschen und sein Bewusstsein verlangt mit aller Kraft nach ewigem Bestehen. Seine Zunge bittet den Schöpfer mit zahllosen Gebeten um ewiges Bleiben. Mit Sicherheit und auf gar keinen Fall kann wahr sein und wäre es möglich, diese Menschen, die Ihn sehr lieben und von Ihm geliebt werden, die Liebende und Geliebte sind, dem Tod auszuliefern, ohne sie wiederzubeleben, und sie dadurch zu kränken und zu einer ewigen Feindschaft zu veranlassen, wo sie doch für eine ewige Liebe geschaffen sind. Vielmehr ist er zu dieser Welt gesandt worden, sich hier anzustrengen für ein glückliches Leben in einer anderen ewigen Welt und es zu gewinnen. Die Namen Gottes, die in dem Menschen erscheinen, weisen durch ihre Ausstrahlung in diesem vergänglichen und kurzen Leben darauf hin, dass die Menschen, die ihnen als Spiegel dienen, in der ewig bestehenden Welt deren bleibende Manifestationen erleben werden. In der Tat wird der treue Freund des Ewigbestehenden für ewig bestehen und der bewusstseinstragende Spiegel des Beständigen muss beständig bleiben. Dass die Seelen der Tiere für ewig bestehen werden, und dass einige bestimmte Tiere wie der Wiedehopf des Propheten Salomo, mit dem Friede sei, und seine Ameise, die Kamelstute des Propheten Salih, mit dem Friede sei, sowohl mit ihrer Seele als auch mit ihrem Leib in die ewige Welt gehen, und dass jede Tiergattung einen einzigen Leib besitzen wird, den sie ab und zu gebrauchen, geht aus einer zuverlässigen Überlieferung von dem Propheten hervor, was auch die Weisheit (Gottes), Seine Wahrheit, Seine Barmherzigkeit und Seine Herrschaft erfordern. Oh Du Allmächtiger, unser unwandelbarer Halt! Alle, die da lebendig sind, eine Seele haben und über Bewusstsein verfügen, sind in Deinem Reich, nur durch Deine Kraft und Deine Macht und allein durch Deinen Willen und Deine Maßnahmen und durch Deine Barmherzigkeit und Deine Weisheit den Befehlen Deiner Herrschaft unterworfen und durch naturgegebene Dienste verpflichtet. Ein Teil von ihnen steht im Dienst des Menschen, nur durch Deine Barmherzigkeit, nicht wegen seiner Kraft und seiner Überlegenheit, sondern wegen seiner angeborenen Schwäche und Ohnmacht. Jede Gattung verrichtet ihr spezielles Gebet, indem sie auf ihre eigene Art und mit ihren eigenen Worten den Schöpfer und Angebeteten preist, Ihn über allen Fehlern und über allem, was sie Ihm beigesellen heiligt, Ihm für Seine Gaben dankt und Ihn lobt. Oh, allheiliger Herr, der Du im Glanz Deiner gewaltigen Ausstrahlung verborgen und auf Grund Deiner Größe unsichtbar bist! Mit der Absicht, Dich mit der Lobpreisung aller Beseelten zu heiligen, rufe ich: سُبْحَانَكَ يَا مَنْ جَعَلَ مِنَ الْمَآءِ كُلَّ شَىْءٍ حَىٍّ {"Gepriesen seist Du, Oh Du, der Du jedes Ding durch das Wasser lebendig gemacht hast!"} Oh Du Herr der Welten! Oh Du Gott der Ersten und der Letzten! Oh Du Herr der Himmel und der Erde! Unterrichtet durch den höchst ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, und belehrt durch den Weisen Qur'an habe ich verstanden und bin zur Überzeugung gelangt: So, wie der Himmel, das Weltall, die Erde, Land und Meer, Bäume, Pflanzen und Tiere mit ihrer Gesamtheit, mit ihren Gliedern und mit ihren Zellen Dich kennen, bekannt geben und Deine Existenz und Deine Einheit bezeugen, beweisen und darauf hinweisen, genauso bezeugen die Lebewesen die ein Auszug des Kosmos sind, die Propheten, die Heiligen und die Theologen, welche die Erwählten unter den Menschen sind, und ihr Herz und ihr Verstand, die aus ihnen geläutert sind, anhand ihrer Beobachtungen, ihrer geistigen Entdeckungen, ihrer Inspirationen und ihrer Erkenntnisse mit einer Sicherheit in der Kraft von Hunderten Folgerungen und Hunderten Übereinstimmungen der konkreten Kenntnisse die Notwendigkeit Deiner Existenz, Deine Einheit und Deine Allgegenwart und geben uns Kunde davon. Die Propheten und die Gottesfreunde beweisen diese Kunde durch ihre Wunder, die Theologen durch ihre Gewissheit. In der Tat gibt es in den Herzen überhaupt keine Erinnerung aus dem Verborgenen, die auf einen Herrn hinter dem unsichtbaren Schleier hinweist, keine echte Inspiration, die uns auf einen, der sie eingibt, lenkt, keine Gewissheit, die in Form einer wahrhaftigen Gewissheit Deine heiligen Eigenschaften und Deine Schönen Namen enthüllt, keinen Propheten und keinen Gottesfreund, der mit seinem lichtvollen Herzen die Lichter dessen, der notwendigerweise da sein muss, mit augenscheinlicher Gewissheit betrachtet, keinen Reinen und keinen Getreuen, der mit seinem erleuchteten Verstand die Zeichen der Notwendigkeit dessen, der alle Dinge erschafft, und die Zeugnisse Seiner allgegenwärtigen Einheit mit einer wissenschaftlichen Gewissheit bestätigt und beweist, welche die Notwendigkeit Deiner Existenz, Deine heiligen Eigenschaften, Deine Allgegenwart, Deine Einheit und Deine Schönen Namen nicht bezeugen, sie uns nicht zeigen und nicht auf sie hinweisen. Besonders unter den eindeutigen Wundern des höchst ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, dem Vorbeter, Führer und Erwählten unter allen Propheten, Heiligen, Theologen und Getreuen, und von den Versen über die Einheit Gottes und von den heiligen Fragestellungen über die Glaubensfragen im Qur'an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, der die konzentrierte Zusammenfassung all der heiligen Bücher ist, welche die Wahrheit lehren, gibt es keine, die die Notwendigkeit Deiner Existenz, Deine heiligen Eigenschaften, Deine Allgegenwart, Deine Einheit und Deine Namen nicht bezeugen, nicht zeigen und auf sie nicht hinweisen. So, wie alle diese Hunderttausenden zuverlässigen Berichterstatter auf Grund ihrer Wunder und Zeugnisse Deine Existenz und Deine Einheit bezeugen, genauso machen sie die Größe Deiner Herrschaft, die die allumfassenden Angelegenheiten Deines gewaltigen Thrones verwaltet, alle Erinnerungen, Wünsche und Gebete des Herzens, bis zu den Verborgensten und Einfachsten kennt, sie hört und ihnen nachgeht, und die gewaltige Größe Deiner Macht, die zahllos verschiedene Dinge vor unseren Augen gleichzeitig erschafft, und auch das größte Ding genauso leicht wie eine Mücke zu Stande bringt, ohne dass eine Tat eine andere Tat, eine Arbeit eine andere Arbeit behindert, übereinstimmend und gemeinsam bekannt, verkünden und beweisen sie. So, wie sie außerdem den grenzenlosen Umfang Deiner Barmherzigkeit, die diesen Kosmos für die beseelten Wesen, besonders für die Menschen zu einem vollkommenen Schloss macht, das Paradies und die ewige Glückseligkeit für Menschen und Dschinnen vorbereitet, selbst das kleinste Lebewesen nicht vergisst und sich bemüht, selbst noch das schwächste Herz zu befriedigen und zu erfreuen, und die unendliche Weite Deiner Herrschaft, der alle Arten von Schöpfungen, angefangen von einem Atom bis zu den Planeten, ihren Befehlen Gehorsam leisten, die sie unterwirft und in den Dienst stellt, verkünden und anhand ihrer Wunder und Zeugnisse beweisen, genauso bezeugen sie übereinstimmend und gemeinsam, dass Dein Wissen, das den Kosmos zu einem großen Buch gemacht hat, dessen Abhandlungen ebenso zahlreich sind wie seine Teile, das den Lebenslauf alles dessen, was da ist, in dem "deutlichen Vorbild" (das Buch der Planungen) und in dem "deutlichen Buch" (das Buch der Ergebnisse) von den Büchern der "wohlverwahrten Tafel" überträgt, und das Inhaltsverzeichnis aller Bäume und ihre Programme in den Kernen und in den Lebenslauf jedes einzelnen Bewusstseintragenden in seinem Gedächtnis ohne Fehler geordnet einträgt, alles umfasst, und dass Deine Heilige Weisheit, die mit allem, was da ist, so viele nutzbringende Funktionen verbindet, sogar einen Baum entsprechend der Zahl seiner Früchte ebenso viele Ergebnisse hervorbringen lässt; die in jedem Lebewesen so viele Ziele verfolgt, wie es Glieder, Organe und Zellen hat, sogar der Zunge des Menschen so viele Aufgaben gegeben und sie mit ebenso vielen Geschmacksempfindungen, gleich kleinen Messinstrumenten, ausgestattet hat wie die Speisen Geschmacksnuancen haben, alles mit einschließt; dass sich die Erscheinungen Deiner majestätischen und anmutigen Namen, deren Beispiele wir in dieser Welt sehen, in der Ewigkeit in einer noch glänzenderen Form fortsetzen, dass Deine Gaben, deren Beispiele wir in dieser vergänglichen Welt betrachten, an dem Ort der Glückseligkeit in einer noch prunkvolleren Form ewig bestehen und weiter existieren; und dass diejenigen, welche sie in dieser Welt gesehen und so sehnsüchtig nach ihnen verlangt hatten, ihnen auch in der Ewigkeit wieder begegnen und sich mit ihnen zusammenfinden werden, dies alles zeigen uns die Propheten und verweisen darauf. Vor allem verkündet Dein höchst ehrenwerter Gesandter, mit dem Friede und Segen sei, auf Grund hunderter seiner eindeutigen Wunder, mit Deinem Weisen Qur'an, gestützt auf hunderte seiner zuverlässigen Ayat, verkündigen alle Propheten durch ihren lichtsprühenden Geist, alle Gottesfreunde (Heiligen) aus ihrem erleuchteten Herzen und alle Theologen mit ihrem erleuchteten Verstand verkünden auf Grund Deiner in den heiligen Blättern und Büchern so oft wiederholten Versprechungen und Drohungen, vertrauend auf Deine heiligen Namen und Eigenschaften wie auf Deine Macht, Barmherzigkeit, Güte, Weisheit, Majestät und Schönheit, auf Deine majestätische Würde und auf das Königreich Deiner Herrschaft, anhand ihrer geistigen Entdeckungen, ihrer Visionen und ihrer wissenschaftlich fundierten Sicherheit, die ewige Glückseligkeit den Menschen und den Dschinnen. Sie tun kund, dass es für die Leute des Irrweges eine Hölle gibt, machen es öffentlich bekannt, bekennen und bezeugen es. Oh Allweiser, Allmächtiger! Oh Erbarmer und Barmherziger! Oh Freigiebiger, der Sein Versprechen hält! Oh zorniger Herr voll Würde, Größe und Majestät! Du bist hunderttausendfach heilig über jedweder Bestätigung der Leute des Irrweges und des Unglaubens, die so viele Deiner Namen und Eigenschaften, so viele Deiner treuen Freunde der Lüge bezichtigen, so viele Deiner Versprechungen bestreiten, die Herrschaft Deines Königreiches als nicht erforderlich kategorisch ablehnen, die zahllosen Gebete und Anrufungen Deiner zahllosen geschätzten Diener, die Du liebst und die sich dadurch, dass sie Dich anerkennen und Dir ihren Gehorsam leisten, darum bemühen, von Dir geliebt zu werden, zurückweisen, die durch ihren Unglauben, ihre Empörung und indem sie Dein Versprechen für eine Lüge halten, Deine majestätische Größe und Würde und die Ehre Deiner Gottheit angreifen und die Liebe Deiner Herrschaft herabwürdigen, und ihrer Verleugnung der Auferstehung am Jüngsten Tag! Du bist grenzenlos hoch und erhaben! Ich bekenne, dass Deine grenzenlose Gerechtigkeit, Deine Schönheit und Deine Barmherzigkeit heilig ist und frei von einer solch unendlichen Ungerechtigkeit und Hässlichkeit! Die Ayah سُبْحَانَهُ وَتَعَالٰى عَمَّا يَقُولُونَ عُلُوًّا كَبِيرًا {"Gelobt sei Er und erhaben über das, was sie sagen, gepriesen ist Er, hocherhaben und groß!" (Sure 17, 43)} möchte ich nach der Anzahl der Zellen meines Körpers sagen! Alle diese Deine treuen Botschafter und aufrichtigen öffentlichen Ausrufer Deines Königreiches bezeugen mit wahrhaftiger Gewissheit, mit augenscheinlicher Gewissheit und mit wissenschaftlich fundierter Gewissheit die Schätze Deiner Barmherzigkeit im Jenseits, die Fundgruben Deiner Gaben in der ewigen Welt und die wunderschönen Erscheinungen Deiner Schönen Namen, die in der ewigen Glückseligkeit vollständig hervortreten, weisen auf sie hin und geben von ihnen frohe Kunde. Sie bekennen, dass der große Strahl Deines Namens "Al-Haqq, der Wahre", der die Quelle, die Sonne und der Hort aller Wahrheiten ist, die Wahrheit der größten Wiederversammlung am Jüngsten Tag ist, und lehren es Deinen Dienern. Oh Herr der Propheten und der Getreuen! Alle diese (Propheten...) stehen in Deinem Reich, unter Deinem Befehl, in Deiner Macht, durch Deinen Willen und entsprechend Deiner Führung, durch Dein Wissen und Deine Weisheit im Dienst und versehen ihre Aufgaben. Sie machen die Erdkugel durch ihre Anrufungen Deiner Heiligkeit und Deiner Größe, durch ihren Lobpreis und ihr Zeugnis (La ilaha illa'llah) zu einem gewaltig großen Gedenkhaus (dhikr) und die Schöpfung zur großen Moschee. Oh Herr, der Du über mich und über die Himmel und die Erde verfügst! Oh Schöpfer, der Du mich und alle Dinge geschaffen hast! Um Deiner Macht, die die Himmel mit ihren Sternen, die Erde mit allem, was zu ihr gehört, und alle Geschöpfe mit all ihren Eigenschaften unterwirft, um Deines Willens, Deiner Weisheit, Deiner Herrschaft und Deiner Barmherzigkeit willen, lass mich meine Begierde (nefs) beherrschen! Und lass mich meine Wünsche beherrschen! Für den Dienst an Qur'an und Glaube lass die Risale-i Nur die Herzen der Menschen beherrschen! Gib mir und meinen Mitbrüdern einen vollkommenen Glauben und ein gutes Ende. So, wie Du den Propheten Moses, mit dem Friede sei, das Meer, den Propheten Abraham, mit dem Friede sei, das Feuer, den Propheten David, mit dem Friede sei, den Berg und das Eisen, den Propheten Salomo, mit dem Friede sei, die Menschen und Dschinnen, und den Propheten Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, die Sonne und den Mond hast beherrschen lassen, so lass nun auch die Risale-i Nur unsere Herzen und unseren Verstand beherrschen! Bewahre mich und die Schüler der Risale-i Nur vor dem Übel der Begierde und des Teufels, vor der Qual im Grab und vor dem Höllenfeuer und gib uns die ewige Glückseligkeit in den Gärten des Paradieses! Amin, amin, amin. سُبْحَانَكَ لاَعِلْمَ لَنَآ اِلاَّ مَاعَلَّمْتَنَآ اِنَّكَ اَنْتَ الْعَلِيمُ الْحَكِيمُ ٭ وَاٰخِرُ دَعْوٰيهُمْ أَنِ الْحَمْدُ لِلّٰهِ رَبِّ الْعَالَمِينَ {"Gepriesen seist Du! Kein Wissen haben wir, außer dem, was du uns gelehrt hast. Denn Du bist der Allwissende, der Allweise." (Sure 2, 32) "Und der Schluss unseres Gebetes sei: 'Aller Lobpreis und Dank gebührt Allah, dem Herrn der Welten!'" (Sure 10, 10)} Wenn ich mit diesem Unterricht, den ich den Bittgebeten des Propheten aus dem Qur'an und aus dem Djaushanul'Kebir (Anrufung der Namen Gottes) entnommen habe und als ein Gebet durch Nachdenken vor der Schwelle des barmherzigen Herrn darbringe, Fehler begangen habe, so bitte ich Seine Barmherzigkeit um Verzeihung, indem ich den Qur'an und das Djaushanu-l'Kebir mir zum Fürsprecher anbiete. Said Nursi Fünfter Abschnitt Das Leben in Denizli Der Kreis, in dem sich die Risale-i Nur (in Abschriften) ausbreitet (und die Herzen ihrer Leser) erobert, wächst langsam... und (die Zahl derer) die sie mit Begeisterung lesen wird von Tag zu Tag größer. Die heimlichen Feinde des Islam, welche die außergewöhnliche Kraft (quvvet) der Risale-i Nur und deren Früchte beobachten können, schmieden wieder ihre bösartigen Intrigen gegen die Risale-i Nur und ihre Verfasser und behaupten, Bediüzzaman wolle eine Geheimorganisation begründen, das Volk gegen die Regierung aufhetzen, die Reformen (die Kemal Mustafa Pasha eingeführt hatte) mit der Wurzel wieder ausreißen und nenne Mustafa Kemal einen Deddjal, einen Sufyan, {ein falscher, islamischer Messias} der die Religion (din) abschaffen will. Und das alles wolle er mit entsprechenden Hadithen belegen. So sammelten sie eine große Anzahl von Verdächtigungen und Beschuldigungen gegen ihn, schmiedeten ihre Ränke und brachten (Ustadh) vom Gefängnis in Kastamonu ins Zuchthaus zu Denizli, wohin im Jahre 1943 auch hundertsechsundzwanzig seiner Schüler wie Schwerverbrecher eingeliefert wurden. {(*): Der einzige Grund (Bediüzzaman und seine Schüler) in Denizli einzusperren, bestand darin, dass die Risale-i Nur sich von Isparta und Kastamonu aus, gleichsam wie von einem Zentrum nun auch in anderen Städten zu verbreiten begann, womit dann langsam auch die Liebe (muhabbet) zum Glauben (din) wuchs. Ja sogar noch kurz vor ihrer Verhaftung in Denizli wurde der "Siebente Strahl (Yedindji Shua)", also die Abhandlung über das "Große Zeichen (Ayet-ul Kubra)" heimlich in Istanbul gedruckt. Dieses Werk, das die Glaubenswahrheiten (iman haqiqatlar) auf wunderbare Weise erklärt und beweist, erregte ebenfalls die Ungläubigen und wurde damit auch ein Grund für die späteren Ereignisse (hadith) in Denizli.} Danach sollten einige Beamte zusammen kommen, um ein Komitee von Sachverständigen (ehl-i vukuf) zu bilden, das untersuchen sollte, ob sich in dem Gesamtwerk der Risale-i Nur etwa Themen fänden, die sich mit Politik beschäftigen. Als sie aber nun begannen die Abhandlungen (Nur Risale) und die Briefe zu untersuchen, die sie beschlagnahmt hatten, sagte Bediüzzaman: "Diese verständnislosen Sachverständigen (ehl-i vukuf) können die Risale-i Nur gar nicht untersuchen. Es sollte also besser in Ankara eine hohe Kommission von Sachverständigen (ehl-i vukuf) gebildet und es sollten dazu auch Philosophen aus Europa herbeigerufen werden. Sollten auch sie irgendeine Schuld entdecken, bin auch ich dazu bereit die schwerste Strafe 🙂 die Todesstrafe) dafür auf mich zu nehmen." Daraufhin wurden das Risale-i Nur Gesamtwerk und alle Briefe in Ankara von einem Komitee von Sachverständigen (ehl-i vukuf), gebildet aus Professoren und hochangesehenen Gelehrten Zeile für Zeile ganz genau untersucht. Danach entschied das Komitee von Sachverständigen (ehl-i vukuf): "Bediüzzaman übt keinerlei politische Tätigkeit aus. Zu den von ihm verfolgten Zielen (meslek) gehört nicht die Organisation irgendwelcher Orden (tariqat) oder anderer Vereinigungen." Seine Werke beschäftigen sich mit Wissenschaft und Glaube (ilm ve iman) und sind ein Kommentar (tefthir) zum Qur'an." Soweit also der diesbezügliche Bericht. Da alle diese Anschuldigungen, die dem Gericht vorgelegt worden waren, also ohne Zeugen aussagen und Beweise blieben, wird verständlich, dass sie nur aus einigen zusammengewürfelten Lügen, Ausreden und anderen dergleichen Machenschaften bestanden. Schließlich erfolgte am 16.6.1944 im Gerichtshof unter der Akten-Nr. 199/136 einstimmig der Freispruch. Die einhundertunddreißig Teile des Risale-i Nur Gesamtwerkes wurden frei und ihren Eigentümern vollständig zurück gegeben. Der Freispruch in dieser religiösen Angelegenheit wurde am 30.12.1944 vom Ersten Strafgerichtshofs einstimmig bestätigt. Damit wurde die Richtigkeit (haqqaniyet) der Botschaft (dava) der Risale-i Nur zu einem unwiderruflichen Bestandteil dieses Gerichtsurteils. So wurden denn Bediüzzaman Said Nursi und ein Teil seiner Schüler, nachdem sie neun Monate im Gefängnis verbracht hatten und danach frei gesprochen worden waren, wieder entlassen. Man hatte jedoch versucht, Said Nursi Hazretleri im Gefängnis zu vergiften, weshalb er (eine Zeitlang) in Lebensgefahr geschwebt hatte. Und wenn auch Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) in Seiner Gnade ihn daraus errettet hatte, so blieb er doch allen Schikanen, Ungerechtigkeiten und dem Verrat ausgesetzt. Gleich wie in allen vorausgegangenen Gerichtsverfahren, in welche die heimlichen gottlosen Heuchler ihn mit ihren Provokationen hineingezogen hatten, so zögerte Bediüzzaman (auch dieses Mal) nicht, bei diesem hochnotpeinlichen Gerichtsvefahren, das sie ihm durch ihre Ränkeschmiede aufgezwungen hatten, Recht und Gerechtigkeit (haqq ve haqiqat) laut und deutlich zu verkünden und dabei selbst den Tod für nichts zu erachten. Im Gefängnis zu Denizli verfasste Ustadh Bediüzzaman die "Frucht-Abhandlung (Meyve Risalesi)". Diese Abhandlung wurde dann später bei der Herausgabe des "Stab Mosis (Asa-yi Musa) an den Anfang der Sammlung gestellt. Diese "Frucht-Abhandlung (Meyve Risalesi)" wurde an zwei Freitagen abgefasst. Alle Schüler der Risale-i Nur, die sich damals im Gefängnis befanden, und auch die übrigen Gefangenen schrieben die "Frucht-Abhandlung (Meyve Risalesi)" ab und beschäftigten sich dabei mit (dem Thema) der Wahrheit (haqiqat) in dieser Abhandlung (risalah). Man konnte jedoch kein Papier ins Gefängnis hineinbringen. So wurde denn dieses Werk im Geheimen geschrieben. Ja, man schrieb sogar auf Streichholzschachteln. So mussten wir denn unter dergleichen Umständen arbeiten. {(*): Als Beispiel für diese ganz besonders wichtige "Frucht-Abhandlung (Meyve Risalesi)", welche zehn Problemstellungen umfasst, wollen wir die sechste und die siebente Problemstellung am Ende des "Lebens in Denizli" anfügen.} Einige Abschnitte aus der Verteidigungsrede, die Bediüzzaman Said Nursi vor dem Gerichtshof in Denizli gehalten hat. Wir sind in der Tat eine Vereinigung. Doch wir sind eine Vereinigung, die in jedem Jahrhundert ihre dreihundertundfünfzig Millionen Mitglieder hat. Jeden Tag verkündigen sie durch ihr fünfmaliges Gebet (namaz) in vollkommener Hingabe und Verehrung, ihre Verbundenheit und Dienstbereitschaft. اِنَّمَا الْمُؤْمِنُونَ اِخْوَةٌ {"In der Tat sind alle Gläubigen Brüder." (Sure 49, 10)} Mit diesem heiligen Programm beeilen sie sich mit ihren Gebeten (dua) und mit ihren spirituellen Verdiensten einander zu Hilfe zu eilen. So sind wir denn Mitglieder dieser heiligen, gewaltigen Vereinigung. Und es ist unsere ganz besondere Aufgabe, in kritisch betrachtender Form und auf eine untersuchende Weise den Leuten des Glaubens die Glaubenswahrheiten des Qur'an zu erklären und so zugleich uns und sie vor der ewigen Verdammnis und der immerwährenden Einzelhaft im Zwischenreich (berzah) zu erretten. Wir haben absolut keine Verbindung mit irgendeiner weltlichen oder politischen Verschwörung oder revolutionären Vereinigung, wie man es uns zu unterstellen versucht. Wir begeben uns nicht auf die Stufe irgendeiner solchen sinn- und bedeutungslosen geheimen Verbindung hinunter. ........... Falls wir die Neigung hätten, uns in weltliche Dinge einzumischen, käme dies nicht dem Summen einer Fliege, sondern dem Donnerschlag einer Kanonenkugel gleich. Wenn ein Mann sich (also schon einmal) vor einem öffentlichen Kriegsgericht und später wegen des Zornes von Mustafa Kemal öffentlich vor dem Präsidiumsrat mit scharfen, ja geradezu aggressieven Worten verteidigt hat und nun über ihn gesagt wird, er schmiede in dieser Welt (dunya) seit achtzehn Jahren Intrigen, ohne das jemals einen Menschen merken zu lassen, so darf man vermuten, dass der ihn solcher Art beschuldigt, mit Sicherheit in böser Absicht handelt. Doch sollte man in dieser Frage die Risale-i Nur weder wegen der Fehler meiner eigenen Person, noch der meiner Brüder angreifen! Denn sie ist unmittelbar mit dem Qur'an verbunden! Und der Qur'an ist wiederum mit dem Höchsten Thron (Arsh-i Adham) verbunden. Wer also dazu imstande ist, seine Hand bis dahin auszustrecken, möge diese machtvollen Bande lösen. Zudem ist die Risale-i Nur, auf deren Segen (bereket) und außergewöhnliche Dienste für das materielle wie geistige Wohl unseres Landes dreiunddreißig Ayat im Qur'an hinweisen, was auch Imam-i Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, durch drei wunderbare Voraussagen (keramat-i ghaybiye) und Ghaus-i Adham durch seine absolut zuverlässige Botschaft bestätigt hat, für unsere alltäglichen, persönlichen Fehler nicht verantwortlich, kann es nicht sein und darf nicht (für sie verantwortlich) gemacht werden! Andernfalls würde diesem Lande ein materieller wie auch geistiger Schaden entstehen, wie er nicht mehr wieder gut gemacht werden könnte. {(*): Dieses Gesuch wurde zwanzig Tage vor dem Erdbeben in Kastamonu geschrieben. Unter dem Segen der Risale-i Nur blieb (diese Gegend) mehr als andere Städte vor dieser Naturkatastrophe bewahrt. Doch jetzt haben diese Katastrophen wieder begonnen und damit unsere Behauptung nur noch bestätigt.} Und möge Gott es wollen, dass die von einigen Gottlosen in Teufels Namen geschmiedeten Pläne und Angriffe gegen die Risale-i Nur unwirksam werden (insha-a'llah). Man kann die Schüler (der Risale-i Nur) nicht mit anderen vergleichen, man kann sie nicht spalten. Sie werden sich nicht von der Risale-i Nur trennen und mit der Gnade (inayet) Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq) nicht geschlagen werden. Hätte uns der Qur'an nicht verboten, uns mit materiellen Mitteln zu verteidigen, würden sich bei den Schülern (der Risale-i Nur), die doch Fleisch und Blut dieses Volkes sind, sich überall dessen Beliebtheit erfreuen und auch überall anzutreffen sind, nicht solche kleinschaligen und ergebnislosen Zwischenfälle ereignen wie jene Ereignisse rund um Scheich Said oder in Menemen! Gott bewahre, wenn sie durch mancherlei Unrecht gequält unter Druck gerieten und die Risale-i Nur angegriffen wird! Mit Sicherheit würden die Gottlosen und die Heuchler, die die Regierung zu verführen suchen, es zu bereuen haben! Kurzum: da wir nun einmal die Weltleute (ehl-i dunya) in ihren weltlichen Angelegenheit nicht stören, sollen sie auch uns nicht in den jenseitigen (akhiret) und in unserem Dienst am Glauben stören. der Häftling Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der Gepriesen sei."} Hohes Gericht, meine Herren! Lassen Sie mich Ihnen mitteilen und ich will ihnen versichern: Außer den Herrschaften hier, die überhaupt keine oder kaum eine Beziehung zur Risale-i Nur haben, gibt es so viele aufrechte Brüder und sind so viele wahrhaftige Freunde mit uns auf dem Wege der Wahrheit (haqiqat), wie Sie sich nur vorstellen können. (Durch das Studium) der Risale-i Nur sind wir mit der Sicherheit, dass zwei mal zwei vier ist, zu der unerschütterlichen Gewissheit gelangt, dass der Tod nach dem Geheimnis des Qur'an die Umwandlung einer Verurteilung zum ewigen Tode in eine Entlassung ist, während für diejenigen, welche unsere Gegner sind und in die Irre gehen, der sichere Tod entweder eine Verurteilung zum ewigen Tode ist (wenn sie keinen festen Glauben an das Jenseits haben), oder eine ewige Dunkelhaft für jeden Einzelnen (wenn er zwar an das Jenseits geglaubt, aber dennoch ein Leben in Ausschweifung und Irreleitung geführt hat). Ja könnte es denn für die Menschen in dieser Welt (dunya) eine größere und bedeutendere Sorge geben, als diese, sodass sie diese als einen Vorwand benutzen könnten? Das frage ich Sie! Da es eine solche nicht gibt und nicht geben kann, (frage ich Sie:) warum belästigen Sie uns dann eigentlich? Im Angesichte einer hochnotpeinlichen Bestrafung erwarten wir in vollkommener innerer Festigkeit, unsere Entlassungspapiere in Empfang zu nehmen, um in eine Welt des Lichtes hinüber zu gehen. Doch wissen wir mit der Sicherheit eines Augenzeugen, dass diejenigen, die uns bezichtigen und uns aufgrund ihrer irrigen Ansichten verurteilt sehen möchten, so sicher wie wir Sie hier vor uns versammelt sehen in ganz kurzer Zeit zum ewigen Tode und zu Einzelhaft verurteilt werden und diese fürchterliche Strafe erleiden werden; und wir bemitleiden sie im Gefühl unserer Mitmenschlichkeit sehr. Ich bin dazu bereit, diese absolut sichere und sehr bedeutende Tatsache zu beweisen und so auch noch den verbohrtesten zum schweigen zu bringen. Sollte es mir nicht gelingen, dies diesem ungeschulten, von Vorurteilen belasteten Komitee von Schülern, die keine Ahnung von spirituellen und moralischen Dingen haben, so klar wie das Licht des Tages zu beweisen, sondern nur den größten Gelehrten und Philosophen, müsste ich mit jeder beliebigen Art der Bestrafung zufrieden sein! Nur um ein Beispiel zu bringen biete ich hier die Abhandlung über die Früchte des Glaubens an, die an zwei Freitagen für die Gefangenen geschrieben worden ist, die Grundlagen und Prinzipien der Risale-i Nur erläutert und zu ihrer Verteidigung dienen kann. Wir arbeiten hier im Geheimen und unter sehr großen Schwierigkeiten, um (diese Abhandlung hier) mit den neuen (lateinischen) Buchstaben zur Niederschrift zu bringen, damit wir sie danach den Abteilungen der Regierung in Ankara vorlegen können. Lesen Sie diese und studieren Sie sie sorgfältig. Sollte Ihr Herz (an Ihr Ego will ich mich nicht wenden) mir nicht recht geben, will ich vor jeder Ihrer Beschuldigungen und gegenüber all Ihren Machenschaften, die Sie mir hier in der Einzelhaft, in der Sie mich jetzt halten, noch zufügen mögen, stumm bleiben. Kurzum: Lassen Sie, bitte, die Risale-i Nur entweder ganz und gar zufrieden oder zerbrechen Sie diese mächtige und unzerstörbare Wahrheit (haqiqat), falls Sie dazu imstande sein sollten! Bis jetzt habe ich nicht an Sie und die Welt (dunya), in der Sie leben, gedacht und werde auch nicht an sie denken. Dennoch haben Sie mich dazu gezwungen. Doch vielleicht hat göttliches Vorherwissen uns auf diesen Weg geführt, damit wir Sie auf ihm ermahnen sollten. Was uns dabei betrifft, so haben wir uns den heiligen Grundsatz مَنْ اٰمَنَ بِالْقَدَرِ أَمِنَ مِنَ الْكَدَرِ {"Wer immer an das Göttliche Vorherwissen glaubt, rettet sich aus aller Qual."} zu unserem Leitsatz genommen und uns dazu entschlossen, alle unsere Anstrengungen mit Geduld auf uns zu nehmen. Der Gefangene Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei"} Es ist eine seit der "Glücklichen Zeit (des Propheten)" bis heute gültige islamische Tradition, derzufolge wir die hundert berühmtesten Ayat, welche uns als Quelle der Risale-i Nur gedient haben, gleich wie einen großen Blumenstrauß zu einem Auszug aus dem Qur'an zusammengefügt haben, worauf man uns vorwarf, diesen verfälscht ("dinde tahrifat") zu haben. Außerdem versucht man uns auch noch zu beschuldigen, die Abhandlung über die Verhüllung der Frauen (tesettur risalah), für die ich schon einmal ein Jahr Gefängnis erhalten hatte und die man, wie im Protokoll nachzulesen steht, unter einem Stapel Brennholz hervorgezogen hatte, erst in diesem Jahr geschrieben zu haben. Zudem hatte ich einmal jemandem vom Präsidialamt in Ankarada (Mustafa Kemal) widersprochen. Er wusste jedoch meinen scharfen Worten nichts zu entgegnen und schwieg also. Nachdem er dann gestorben und die Wahrheit einer Hadith (haqiqat-i hadithiye), die seine Fehler aufzeigte, ans Licht gekommen war, hat man meine spontane, wenn auch notwendige aber rein private Kritik zum Anlass genommen, mich dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Wenn aber nun jemand bereits verstorben ist, und wenn nun aber sein Sitz in der Regierung bereits verwaist ist, wo ist dann die Ehre geblieben, die man ihm einmal geschuldet hatte? Und wo bleiben nun die Ehre eines Volkes und seiner Regierung, wo die Gerechtigkeit (adalet) und das Gesetz (kanun), die doch eine Erscheinungsweise der Herrschaft (hakimiyet) Gottes des Gerechten (Djenabi Haqq) sind? Und weiter versucht man nun auch noch für das, was doch eigentlich Grundlage dieser Republikanischen Verfassung (hükümet-i djumhuriye) und ihr wesentlichster Stützpfeiler ist, nämlich die Gewissensfreiheit ("hürriyet-i vidjdan"), auf die auch wir uns bei unserer eigenen Verteidigung berufen, zur Rechenschaft zu ziehen, so als ob wir selbst gegen diesen Grundsatz der Gewissensfreiheit ("hürriyet-i vidjdan") wären! Und weiter schreibt mir die Anklageschrift die Schuld dafür zu, dass ich alles Übel der Zivilisation und all ihre Fehler kritisierte, obwohl mir diese Idee niemals in den Sinn käme. Es ist so, als wäre ich (grundsätzlich) dagegen, wenn jemand Radio {(*): Ich habe einmal, um für eine so universelle Gnade (ni'met) Gottes, wie das Radio einen gleich universellen Dank abzustatten, gesagt: "Um den Qur'an so lesen zu können, dass die Menschen auf dem ganzen Erdenrund ihn hören können, muss ein Radio der Qur'an-Kenner (hafidh-i Qur'an) in der Lufthülle der ganzen Erde sein."} hört, mit einem Flugzeug fliegt oder in einer Eisenbahn fährt, (weshalb man mir nun vorwirft), fortschrittsfeindlich zu sein und mich dafür zur Verantwortung ziehen will. So möge es denn Gott wollen (insha-a'llah), dass das recht und billig denkende Gericht und sein Staatsanwalt in Denizli angesichts dieser und anderer obiger Beispiele aufzeigen wird, in welchem Grade eine solche Behandlung gegen jedes Recht und Gesetz (adalet) ist und derartigen Anschuldigungen und Verdächtigungen keine Beachtung schenken. Ferner ist es doch äußerst merkwürdig, dass mich der Staatsanwalt eines anderen Gerichtshofes einmal gefragt hat: "In deinem 'Fünften Strahl' sagst du einmal vertraulich (mahrem): "Das Heer wird dieser abscheulichen Person die Zügel aus der Hand nehmen und sich von ihr befreien." Ist es also deine Absicht, das Heer zum Ungehorsam gegenüber der Regierung zu verführen?" Ich habe ihm daraufhin gesagt: "Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass dieser Kommandant entweder sterben wird, oder aber, es wird ein anderer an seine Stelle treten und so wird das Heer sich von seiner Diktatur befreien. Doch wie könnte denn eine solche, ganz und gar privat gehaltene Abhandlung, die ich selbst in acht Jahren nur zwei Mal in die Hand bekommen habe und die gleich danach auch wieder verschwunden war und die nur in einer ganz allgemein gehaltenen Art die Bedeutung einer Hadith für die Endzeit behandelt und in ihrer ursprünglichen Fassung auf eine schon sehr lange zurück liegende Zeit zurück geht, der Grund zu einer Anklage werden, wo sie doch (bisher) noch nicht einmal ein einfacher Soldat zu Gesicht bekommen hat?" Doch leider wurde diese sonderbare Anklage von einigen einsichtslosen Leuten trotzdem mit in die Anklageschrift aufgenommen. Das allermerkwürdigste dabei ist jedoch, dass ich einmal gesagt haben soll: Zwar müsse man Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) für jene große Gnade, die Flugzeug, Eisenbahn und Rundfunk sind, mit ebenso großem Dank entgegen kommen; der Mensch habe Ihm aber nicht dafür gedankt, sondern mit diesen Flugzeugen anderen Bomben auf die Köpfe geworfen. Auch der Rundfunk sei eine ähnlich große göttliche Gnade (ni'met-i ilahiye), für die man (Gott) danken müsse, weil er ja (aus Millionen Lautsprechern) wie mit Millionen Zungen den gesamten Qur'an rezitiert (hafidh), sodass die Menschen auf dem ganzen Erdenrund dieser Qur'an-Rezitation lauschen können. {(*): Eine Wahrheit (haqiqat), die unser Meister (Ustadh) schon vor Jahren verkündet und die er erhofft hatte, ist nun in unserem Lande auch zu einer Tatsache (tahakkuk) geworden. Dank sei Gott (elhamdulillah) wird nun auch im Rundfunk der Qur'an gelesen. Möge darüber hinaus Gott es auch wollen (insha-a'llah), dass einmal die Zeit kommen wird, wo die Risale-i Nur, welche die Wahrheit (haqiqat) des Qur'an ist, über den Rundfunk unterrichtet werden wird, was der Menschheit zu großem Nutzen gereichen wird.} Und während ich im Zwanzigsten Wort erklärt habe, dass der Qur'an aus der Welt des Unsichtbaren die Wunder (harika) der Zivilisation im voraus verkündet habe, soll ich zugleich gesagt haben, dass in einer Ayah ein Zeichen verborgen sein solle: "die Ungläubigen werden mit Hilfe der Eisenbahn die islamische Welt besiegen". Obwohl ich also alle Muslime zu Zeugen (teshvik) solcher Wunder (harika) aufgerufen hatte, verdächtigt man mich nun, "mich gegen die Zeichen des heutigen Fortschritts, wie Eisenbahn, Flugzeug oder Rundfunk" ausgesprochen zu haben ich werde nun am Ende der Anklageschrift beschuldigt, weil der ehemalige Staatsanwalt seinen Zorn über mich ausgegossen hat. Zudem hat ein Mann, obwohl er doch von den Dingen überhaupt gar keine Ahnung hat, behauptet, dass es sich bei dem Begriff: "Risalet-ün-Nur" {Ein arabischer Ausdruck, der an "Rasul: Prophet" denken lässt.} was lediglich ein anderer Name für Risale-i Nur ist, {Der gleiche Ausdruck auf persisch, was aber nur den Gelehrten verständlich ist.} um eine Abhandlung (risalet), eine (prophetische) Eingebung, also eine (göttliche) Offenbarung handele, die (unmittelbar) aus dem Licht (Nur) des Qur'an entspringt. In der Anklageschrift heißt es dann, versehen mit einer irrtümlichen Auslegung, die man ihm von anderer Seite gesteckt hatte: "Die Risale-i Nur ist ein Prophet ("Risale-i Nur bir Rasûldür."), was man dann als einen weiteren Grund zu einer Verdächtigung gegen mich aufgenommen hat. Des weiteren haben wir dann in unserer Verteidigungsschrift an zwanzig Stellen mit absolut sicheren Beweisen nachgewiesen: Auch wäre es um der ganzen Welt (herrschaft) willen, würden wir doch den Glauben (din), den Qur'an und die Risale-i Nur nicht als Werkzeug dazu missbrauchen und könnten es auch gar nicht! Und wir würden auch nicht für die Herrschaft über die ganze Welt auch nur eine einzige Wahrheit (haqiqat) eintauschen; und so ist es in der Tat unsere Art! Hinweise auf eine solche Behauptung gibt es seit zwanzig Jahren Tausende. Weil dies aber so ist, sage ich und sagen wir alle aus ganzer Kraft (quvvet): حَسْبُنَا اللّٰهُ وَنِعْمَ الْوَكِيلُ {"Gott ist unser befriedigender Anteil und unser vorzüglicher Sachwalter." (Sure 3, 173)} Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei."} Anhang zur Verteidigungsschrift gegen die Anklage In dieser meiner Verteidigungsschrift richte ich mich nicht an den Gerichtshof in Denizli und den Staatsanwalt dort, sondern vielmehr an die Staatsanwälte in Isparta und Inebolu, die als die dortigen Beamten ihren Zorn und ihre Verdächtigungen gegen uns gerichtet haben, indem sie dort aus ihren verfälschten wie unvollständigen Protokollen eine höchst merkwürdige Anklageschrift gegen uns zusammengeschneidert haben. Zunächst einmal ist es völlig aus der Luft gegriffen und würde mir auch niemals in den Sinn kommen, diesen armseligen und an Politik vollkommen desinteressierten Schülern der Risale-i Nur den Titel einer "politischen Vereinigung" anhängen zu wollen und es all diesen armseligen, welche in diesen Kreis eintreten und deren Absicht auf nichts anderes ausgerichtet ist als den Glauben (iman) und das Jenseits (akhiret) als Schuld anrechnen zu wollen, wenn sie den Wunsch haben, dass unser Kreis wächst, wenn sie sich aktiv in ihm betätigen, deren Säule oder auch nur bloße Angehörige sind, wenn sie die Risale-i Nur lesen oder auch vorlesen lassen oder abschreiben und sie deswegen dem Gericht zu übergeben. Ein absolut sicheres Zeugnis dafür, inwieweit dies vom Wesen der Gerechtigkeit (adalet) entfernt ist, ist folgendes: Was ein Dr. Duzi gegen den Qur'an schreibt und wenn noch andere Atheisten solch schädliche Werke lesen, so wird dies nach dem Grundsatz der "Freiheit des Denkens und der Wissenschaft" nicht als Schuld angesehen, während hingegen diejenigen, welche die qur'anischen Wahrheiten (haqiqat) und den Glauben (iman) lehren und die Risale-i Nur lesen, welche sie denen, die doch so sehr ihrer bedürfen und so sehnsüchtig nach ihr verlangen, sonnenklar darlegt, für schuldig erklärt werden. Zudem habe ich auch hunderte von Abhandlungen (risalah), damit sie nicht falsch verstanden werden sollten, für mich privat behalten und es nicht erlaubt, sie zu veröffentlichen. Dennoch hat man aus zwei, drei dieser Abhandlungen einige Sätze dazu verwendet, sie zum Schein vorweisen und mich deswegen anschuldigen zu können. Doch wurden diese Abhandlungen (mit einer Ausnahme) bereits von dem Gerichtshof in Eskishehir untersucht und dabei alles Erforderliche geregelt. Was aber diese Ausnahme betrifft, so wurde bereits während der Anklage und bei der Verteidigung eine ganz klare und deutliche Antwort erteilt: "In unserer Hand halten wir das Licht und keine Waffen (eine Keule) gegen die Politik!" Das wurde vor dem Gerichtshof in Eskishehir unter zwanzig verschiedenen Aspekten mit Sicherheit nachgewiesen. Dennoch haben diese unmenschlichen Staatsanwälte aus drei privat gehaltenen und nicht veröffentlichten Abhandlungen (risalah) drei, vier Sätze (entnommen) und daraufhin alle die, die die Risale-i Nur lesen und sie abschreiben, für schuldig erklärt, so als würden (diese drei Sätze) die ganze Risale-i Nur umfassen. Zugleich haben sie behauptet, ich würde gegen die Regierung kämpfen und mich deswegen unter Anklage gestellt. Ich und alle, die mir nahe stehen und alle meine Freunde, die zu mir Kontakte unterhalten, werden (vor Gericht) unter Eid beschwören, dass ich seit mehr als zehn Jahren außer zwei Präsidenten, einem Abgeordneten und dem Gouverneur von Kastamonu absolut keine weiteren Säulen der Regierung oder irgendwelche Minister, Kommandanten, Beamte oder Abgeordnete mehr gekannt habe oder irgendein Interesse daran gehabt hätte, sie kennen zu lernen. Ja wäre es denn überhaupt möglich, dass ein Mann mit Männern einen Streit anfängt, die er überhaupt nicht kennt und für die er sich auch gar nicht interessiert? Ihr Freund wäre? Oder ihr Feind wäre? Und keinen Wert darauf legte, dass sie einander kennen lernen?! Aufgrund dieser Umstände wird es verständlich, dass sie sich absichtlich irgendwelche völlig unhaltbare Begründungen ausdenken, um mich unter allen Umständen und wenn auch völlig unbegründet verurteilen zu können. Weil aber nun die Verhältnisse einmal so sind, wende ich mich hiermit nicht an den hiesigen Gerichtshof, sondern an jene gewissenlosen Menschen, wenn ich ihnen sage: Auch für die schwerste Strafe, die ihr mir geben könntet, gebe ich keine fünf Para! Ich messe ihr nicht die geringste Bedeutung bei! Denn ich stehe mit meinen siebzig Lebensjahren bereits an der Schwelle des Grabes. Ein derartiges Leben von ein, zwei Jahren, zwar unschuldig aber geknebelt, gegen meine Erhebung in den Stand eines Märtyrers (shehadet), wäre für mich ein großes Glück. Durch tausenderlei Beweise in der Risale-i Nur habe ich den unumstößlichen Glauben (iman) gewonnen, dass für uns der Tod eine Entlassungsurkunde ist. Sollte man mich zum Tode verurteilen, wird diese eine Stunde der Mühsal für uns der Schlüssel zur Ewigen Glückseligkeit und (Erlangung der Göttlichen) Barmherzigkeit (rahmet). Ihr gottlosen Menschen aber, die ihr um eures Unglaubens willen die Gerechtigkeit (adl) in die Irre geführt und die Regierung grundlos mit uns beschäftigt habt! Wisset mit absoluter Sicherheit und zittert: ihr werdet entweder für die Ewigkeit zum Tode verurteilt werden, oder eine Ewigkeit in der Einzelhaft verbringen. Ihr werdet sehen, wie unsere Rache in aller Schärfe und Strenge und Bitternis und in vielfältigster Weise über euch kommen wird; und wir bedauern euch deswegen. Die Wahrheit (haqiqat) des Todes, der diese Stadt hundertmal in ihren Friedhof entleert, fordert in der Tat mehr als nur das Leben. Und der Weg, sich von dieser Verurteilung zum Tode zu befreien ist für die Menschheit über allen anderen Fragen das größte, wichtigste und bedeutendste Bedürfnis in all seiner Notwendigkeit, ja Absolutheit. In wieweit doch diejenigen, welche die Schüler der Risale-i Nur, welche den Weg für sich selbst (gefunden haben) und denen die Risale-i Nur diesen Weg mit Tausenden von Beweisen hat finden lassen, mit ihrem einfältigen Gerede verdächtigen, nun selbst im Angesicht der Wahrheit und Gerechtigkeit (haqiqat ve adalet) schuldig geworden sind, vermögen selbst Engstirnige noch zu begreifen. Was diese gottlosen Menschen verführt hat und sie zu der völlig zusammenhangslosen Vorstellung von einer politischen Vereinigung gebracht hat, hat dreierlei Gründe: Erstens: Meine Schüler hatten von allem Anfang an eine so innige Beziehung wie unter Brüdern. Das hat den Eindruck entstehen lassen, es handle sich hier um eine Bruderschaft. Zweitens: Einige Schüler der Risale-i Nur, wie man sie überall findet, weil das Gesetz der Republik solche Gruppen ja erlaubt und sie auch nicht behindert, werden als eine Organisation angesehen, weil sie sich ja so wie auch andere islamische Gemeinschaften verhalten. Doch diese begrenzte Anzahl von drei, vier Schülern hat keineswegs die Absicht eine solche Gemeinschaft, eine Seilschaft zu bilden, sondern ist nur eine reine Bruderschaft im Dienste des Glaubens (iman), unter einander solidarisch (in ihrem Streben) für das Jenseits. Drittens: Diese gottlosen Menschen kennen sich in ihrer Irrlehre und in ihrer Liebe zur Welt (dunya) bestens aus und finden, dass einige Gesetze ihrer Regierung für sie bestens geeignet sind. Also denken und sagen sie sich: "Dieser Said und seine Kameraden sind ganz bestimmt gegen uns und gegen die Gesetze (kanun) der Regierung, die für unsere modernen sündhaften Gelüste (nameshru hevesat) bestens geeignet sind. So sind sie also doch eine oppositionelle politische Organisation." Ich aber sage: Oh ihr unglückseligen! Würde die Welt (dunya) ewig bestehen und könnten die Menschen für immer in ihr bleiben und fänden sich die Aufgaben der Menschen lediglich in der Politik, dann könnte man hinter euren Verleumdungen vielleicht noch einen Sinn entdecken. Wäre ich selbst aber in die Politik gegangen, so hättet ihr in hundert Abhandlungen (risalah) nicht nur zehn, sondern vielleicht Tausend Sätze politischen wie auch regierungsfeindlichen (Inhalts) gefunden. Doch nehmen wir einmal den unmöglichen Fall an, wir hätten uns genau so wie ihr auch mit aller Kraft für weltliche (dunya) Ziele, Lustbarkeiten und für die Politik eingesetzt - und noch nicht einmal der Teufel könnte sich dafür einsetzen, so etwas zu glauben oder irgendwen dazu veranlassen, so etwas anzunehmen - doch auf nun! auch wenn dem so wäre! - da wir nun einmal in den letzten zwanzig Jahren auch nicht ein einziges Ereignis haben sehen lassen, und dabei betrachtet die Regierung unsere Handlungen, da sie uns ja nicht ins Herz schauen kann, wobei sich ja doch in jeder Regierung einige ganz entschiedene Gegner befinden, könnt ihr uns dennoch mit Sicherheit nicht nach geltendem Gesetz (adliye kanun) dafür zur Verantwortung ziehen! Mein letztes Wort ist daher: حَسْبُنَا اللّٰهُ وَنِعْمَ الْوَكِيلُ ٭ حَسْبِىَ اللّٰهُ لآَ إِلٰهَ اِلاَّ هُوَ عَلَيْهِ تَوَكَّلْتُ وَهُوَ رَبُّ الْعَرْشِ الْعَظِيمِ {"Gott ist mein Genügen. Es gibt keinen Gott außer Ihm. Auf Ihn vertraue ich und Er ist der Herr des gewaltigen Thrones." (Sure 9, 129)} Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei."} Ich möchte hier im Zusammenhang mit meiner Verteidigung von einer Erinnerung, einer amüsanten Anekdote berichten, die schon etwas länger zurück liegt und am Gerichtshof in Eskishehir nicht weiter erwähnt wurde und auch im offiziellen Prozessbericht oder in meiner Verteidigungsschrift nicht erscheint. Sie fragten mich nämlich damals: "Wie denkst du über die Republik?" Ich antwortete ihnen: "Wie meine Biographie, die sie in ihren Händen halten, beweist, war ich schon ein frommer und gläubiger Republikaner, ehe bevor einer von ihnen, der Präsident des Gerichtshofes ausgenommen, noch zur Welt gekommen war. Es war dies kurz gesagt Folgendes: Ich lebte damals wie heute zurückgezogen in einer leerstehenden Türbe. Man brachte mir gewöhnlich Suppe und ich fütterte gewöhnlich die Ameisen mit Brotkrumen. Ich tauchte mein Brot in meine Suppe. Sie fragten mich danach und ich sagte ihnen: "Das Volk der Ameisen und das Volk der Bienen sind Republikaner. Ich gebe die Brotkrumen den Ameisen aus Respekt vor ihrer republikanischen Gesinnung." Dann sagten sie: "Deine Haltung widerspricht den rechtgesinnten Nachfolgern der Sahabis (selef-i salihin)." Daraufhin entgegnete ich ihnen: "Die vier rechtgeleiteten Kalifen waren nicht nur die Kalifen, sondern zugleich auch die Präsidenten ihres Volkes. Abu Bakr der Getreue, mit dem Gott zufrieden sein möge, war gewissermaßen der Präsident eines Volkes von Sahabis und der Zehn Glücklichen (denen das Paradies versprochen wurde). Sie waren keine bloßen Namen und Gestalten ohne Inhalt, sondern gleich Präsidenten, welche die Gerechtigkeit in Wahrhaftigkeit (haqiqat-i adalet) und die Freiheit in Gesetzlichkeit (hurriyet-i sher'iyeyi) repräsentierten." Wohlan denn, Herr Staatsanwalt und Sie, meine Herren Vorsitzenden! Sie beschuldigen mich einer Idee, die dem, was ich seit fünfzig Jahren vertrete, entgegengesetzt ist. Wenn Sie mich über eine laizistische Regierung befragen, so verstehe ich darunter, dass man mit laizistisch unparteilich meint, also eine Regierung, die in Übereinstimmung mit dem Grundsatz der Gewissensfreiheit die religiös gesinnten und frommen (Menschen) nicht belästigt, so wenig wie sie auch die areligiösen und freizügigen (Menschen) nicht stört. Ich habe mich aus dem politischen wie aus dem öffentlichen Leben vor fünfundzwanzig Jahren (1923) zurückgezogen. Was in der Zwischenzeit aus der Regierung dieser Republik geworden ist, weiß ich nicht. Doch wenn sie nun, was Gott verhüten möge, in die fürchterliche Lage geraten ist, aufgrund ihrer Gottlosigkeit Gesetze anzunehmen und zu erlassen, um diejenigen, welche sich um ihren Glauben (din) und das Leben in der zukünftigen Welt (akhira) bemühen, zur Verantwortung zu ziehen, so gemahne ich Sie ohne Furcht und Säumen: Hätte ich selbst Tausend Leben, so wäre ich dennoch bereit, sie für meinen Glauben und das jenseitige Leben zu opfern. Tut also nun, was Ihr tun wollt! Doch mein letztes Wort ist: حَسْبُنَا اللّٰهُ وَنِعْمَ الْوَكِيلُ {"Gott ist unser genügender Anteil und Er ist unser bester Anwalt." (Sure 3, 173)} Wenn Sie mich ungerechter Weise zu Tod oder Zuchthaus verurteilen, so erwidere ich Ihnen: Die Risale-i Nur hat mir mit absoluter Sicherheit enthüllt, dass ich nicht hingerichtet sondern entlassen werde. Ich werde in die Welt des Lichtes und der Ewigen Glückseligkeit hinüber gehen. Ihr aber, unsere heimlichen Feinde und uns Bösgesinnten, die Ihr uns aufgrund Eurer Irreleitung unterdrückt! Da ich sehe und weiß, dass Ihr zu einer Hinrichtung auf ewig und einsamer Kerkerhaft verurteilt seid, nehme ich so meine vollkommene Rache an euch und bin dazu bereit, meinen Geist (ruh) in vollkommener Ruhe meines Herzens aufzugeben." Der Häftling Said Nursi * * * Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Hohes Gericht, meine Herren! Aufgrund zahlreicher Hinweise bin ich zu der absoluten Überzeugung gelangt, dass wir nicht etwa im Interesse der Regierung angegriffen werden, weil wir die innere Sicherheit dadurch gefährden, dass wir das religiöse Empfinden der Leute missbrauchen, sondern im Interesse des Atheismus, (der diesen Vorwurf) sowohl aufgrund unseres Glaubens, als auch aufgrund unseres Dienstes im Glauben und für die Sicherheit zum Vorwand nimmt. Ein Beweis dafür ist unter vielen anderen der, dass trotzdem zwanzig Tausend Leute zwanzig Tausend Abschriften verschiedener Teile der Risale-i Nur über zwanzig Jahre lang gesammelt, gelesen und (in ihrem Herzen) angenommen haben, die öffentliche Ordnung dennoch nicht von den Schülern der Risale-i Nur gestört worden, kein einziger Zwischenfall dieser Art von der Regierung registriert worden und weder vom vorigen noch vom gegenwärtigen Gerichtshof jemals aufgedeckt worden ist. Hätte es dem entgegen eine solche weitverbreitete mächtige Propaganda gegeben, sie hätte sich innerhalb von zwanzig Tagen durch entsprechende Ereignisse selbst bemerkbar gemacht. Das aber widerspricht dem Grundsatz über die Gewissensfreiheit, dem Art. Nr. 163 eines Gummigesetzes, das alle mit einschließt, die religiöse Ratschläge erteilen. Es ist eine Lügenmaske, hinter der die Atheisten gewisse Mitglieder der Regierung täuschen, ihre Justitiare in die Irre führen und uns so in jedem Fall zertreten wollen. Da aber nun einmal die Tatsachen (haqiqat) so liegen, können wir mit voller Überzeugung sagen: Oh Ihr Unglückseligen, die Ihr den Glauben um irdischer Güter (dunya) willen verkauft und so dem absoluten Unglauben verfallen seid! Was immer euch zwischen die Finger gerät und was auch immer ihr damit tut: es sind eure eigenen weltlichen Angelegenheiten. Sie sollen und sie werden euch noch zum Halse heraushängen! Mögen unsere Köpfe einer heiligen Wahrheit zum Opfer gebracht werden, für die bereits Hunderte von Millionen tapferer Häupter geopfert und gefallen sind! Wir erwarten jede Art von Strafe und sind zu unserer Hinrichtung bereit! In unserer Lage (vaziyet) ist es außerhalb unseres Kerkers noch hundertmal schlimmer als in ihm zu sein. Da es nun einmal unter einem absoluten Despotismus, der uns beständig unterdrückt, gar keine Freiheit geben kann - weder eine Freiheit der Wissenschaft (ilm), noch Gewissensfreiheit, noch Glaubensfreiheit - gibt es für alle anständigen und ehrenwerten Gläubigen und Anhänger der Freiheit keine Lösung, es sei denn zu sterben oder ins Gefängnis zu gehen. So sagen denn auch wir إِنَّا لِلَّهِ وَإِنَّا إِلَيْهِ رَاجِعُونَ {"Fürwahr Gottes sind wir und wahrlich zu Ihm ist unsere Rückkehr." (Sure 2, 156)} und halten uns fest an unserem Herrn (Rabb). Der Gefangene Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} An den ehrenwerten Präsidenten des Gerichts Herrn Ali Risa Beyefendi Euer Ehren! Um meine Rechte verteidigen zu können, habe ich einen Wunsch, eine wichtige Bitte: Ich kenne die neuen (lateinischen) Buchstaben nicht und auch die alte (arabische) Schreibweise kann ich nur recht mangelhaft. Zudem erlaubt man mir nicht, mit anderen (Menschen) zu verkehren, sodass ich jetzt de facto völlig isoliert bin. Selbst die Anklageschrift wurde mir schon nach fünfzehn Minuten wieder aus der Hand genommen. Ferner verfüge ich nicht über die notwendigen Mittel, mir einen Rechtsanwalt nehmen zu können. Selbst eines Teils der Verteidigungsschrift, die ich Ihnen bereits vorgelegt habe, konnte ich nur heimlich und mit großer Mühe dank eines in neuen Buchstaben abgefassten Exemplars habhaft werden. Ich hatte ferner auch ein oder zwei Kopien der "Früchte des Glaubens" abschreiben lassen, eine Art Verteidigungsschrift der Risale-i Nur und eine Zusammenfassung ihres Weges, um sie dem öffentlichen Ankläger überreichen und an die entsprechende Abteilung der Regierung in Ankara senden zu können. Man hat sie mir plötzlich weggenommen und nicht wieder zurückgegeben. Die Justizbeamten in Eskishehir hatten uns (früher einmal schon) eine Schreibmaschine in unserem Gefängnis (leihweise) zur Verfügung gestellt. Damit hatten wir (damals) schon mit den neuen Buchstaben ein oder zwei Exemplare unserer Verteidigungsschrift getippt und auch das Gericht hatte sich (damals ein Exemplar) abgeschrieben. Meine dringende Bitte ist daher die, uns entweder (wieder) eine solche Schreibmaschine zur Verfügung zu stellen, oder aber uns wenigstens zu erlauben, uns selbst eine draußen zu besorgen, damit wir mit diesen neuen Buchstaben zwei oder drei Exemplare sowohl unserer Verteidigungsschrift als auch eine Abhandlung tippen können, welche ihrerseits wiederum eine Verteidigungsschrift der Risale-i Nur sein wird. Wir werden sie dann sowohl an das Justizministerium senden, als auch an das Kabinett, die Nationalversammlung und den Rat des Staates. Denn es ist ja die Risale-i Nur, welche der eigentliche Grund dafür ist, dass man uns angezeigt hat, und was man uns gegen die Risale-i Nur zur Last gelegt hat, und die Beschwerden die gegen sie eingegangen sind, sind keine armselige, rein persönliche Angelegenheit mehr, sodass man ihr keine weitere Bedeutung beimessen könnte. Im Gegenteil: es ist eine Angelegenheit von allgemeinem Belang, einer ernsten Bedeutung für die Nation, das Land und die Regierung, und wird deshalb in ernsthafter und bedeutender Weise die Aufmerksamkeit der Islamischen Welt auf sich lenken. Diejenigen, welche die Risale-i Nur aus ihrem Versteck heraus angreifen, sind in der Tat die gleichen, die, um die Zuwendung der Islamischen Welt, die Liebe (muhabbet) und die Brüderlichkeit in ihr, die doch die stärkste Kraft der Leute dieses Landes ist, zu untergraben und einen Widerwillen gegen sie zu erwecken, eine fremdländische (Nation), die heimlich aus ihrem Versteck heraus ihre Hände mit im Spiel hat, um einen absoluten Unglauben heraufzubeschwören und so die Politik als Werkzeug ihres Unglaubens gebraucht. Sie hintergehen die Regierung und verwirren die legalen Gerichte in zweifacher Weise, indem sie sagen: "Die Risale-i Nur und ihre Schüler missbrauchen den Glauben zu politischen Zwecken, und es besteht die Möglichkeit, dass sie die öffentliche Sicherheit und Ordnung in Gefahr bringen." Oh ihr Unglückseligen! Die Risale-i Nur steht in gar keiner Verbindung mit der Politik. Aber seitdem sie den absoluten Unglauben zerstört hat, vernichtet sie auch jede Form von Anarchie (d.h. den Aufstand der Massen), der diesem absoluten Unglauben den Nährboden gibt, ebenso wie jede Form von Despotie, die ihn von oben beschirmt und weist sie zurück. Einer unter Hunderten von Beweisen dafür, dass sie ein Garant der öffentlichen Ordnung und Sicherheit ist, für Freiheit und Gerechtigkeit, ist "Die Frucht-Abhandlung", (eine Abhandlung über die Frucht des Glaubens) die zugleich auch ihre Verteidigungsschrift ist. Sie sollte von einem Komitee hervorragender Gelehrter unter allen Theologen und Soziologen sorgfältig untersucht werden. Wenn diese nicht bestätigen, was ich gesagt habe, will ich mit jeglicher Art, ja selbst noch einer hochnotpeinlichen Bestrafung zufrieden sein! Der Gefangene Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Ehrenwerter Herr Vorsitzender (Reis Beyefendi)! Es wurden drei Punkte der Anklage zugrunde gelegt: Erstens: Die Vereinigung. Ich rufe alle Schüler der Risale-i Nur und all die übrigen, die mir bisher begegnet sind, und all diejenigen, welche die Risale-i Nur bisher gelesen oder auch abgeschrieben haben, zu Zeugen auf: Sie mögen sie befragen. Ich habe niemals zu irgendwem gesagt: "Wir werden eine Organisation im politischen Sinne oder eine Organisation im Sinne der Naqshis aufrichten." Was ich hingegen immer gesagt habe, ist Folgendes: "Wir werden uns immer darum bemühen, unseren Glauben zu retten." Da neben dieser heiligen Gemeinschaft des Islam, die alle Gläubigen mit einschließt und mehr als dreihundert Millionen Mitglieder zählt, unter uns niemals irgendetwas anderes ein Gesprächsthema war, und da sie im Qur'an als Gefolgschaft Gottes (hisbu'llah) bezeichnet wird und da alle Gläubigen selbst bereits eine Bruderschaft sind, finden wir uns um unseres Dienstes am Qur'an willen in unserem Kreis als die Gefolgschaft des Qur'an, die Gefolgschaft Gottes (hisbu'llah) wieder. Wenn es dies sein sollte, weswegen wir angeklagt worden sind, so gestehen wir dies von ganzem Herzen! Und wir sind stolz darauf! Sollte irgendetwas anderes damit gemeint sein, so haben wir nichts damit zu tun! Zweitens: Wie bereits im (ersten) Gerichtsurteil festgestellt und in dem Bericht der Polizei von Kastamonu bestätigt worden war, hatte man einige Bücher, wie die Abhandlung über die islamische Kleidung (Tesettür Risalesi) und die Sechs Listen des Teufels (Hüdjumat-i Sitte) mit einem Anhang dazu und ähnliche Schriften zu einem Teil in zugenagelten Kisten gefunden, zu einem anderen Teil unter Brennholz und Kohle, in einem Zustand, der es in gar keiner Weise gestatten würde, veröffentlicht zu werden. Der Gerichtshof in Eskishehir hatte sie kritisch behandelt und genau untersucht und danach auf eine nur leichte Bestrafung erkannt. So haben wir (die ganze Sache) als eine ausschließlich private Angelegenheit betrachtet. Nun will (das Gericht in Denizli) in einige Sätze eine verkehrte Auslegung hinein lesen, uns wiederum neun Jahre zurückführen und uns abermals die Verantwortung für ein Verbrechen aufhalsen, für das wir aber die Strafe bereits verbüßt hatten. Drittens: An einigen Stellen in dem (jetzigen) Gerichtsbeschluss wurden an Stelle realer Vorkommnisse bloße Wahrscheinlichkeiten, wie: "Er könnte die Sicherheit des Staates gefährden, oder wäre möglicher Weise dazu imstande." angeführt. Nun könnte da aber jeder irgendeinen Mord begehen. Doch könnte man ihn denn lediglich auf eine bloße Wahrscheinlichkeit hin schon zur Rechenschaft ziehen? Der Gefangene Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Ehrenwerter Herr Vorsitzender (Reis Beyefendi)! Hiermit überreiche ich Ihnen meine Verteidigungsschrift. Ich habe sie in Form einer Petition abgefasst und schicke sie an die Regierungsabteilung in Ankara und ihren Präsidenten, zusammen mit dem Bescheid aus dem Büro des Premierministers, welcher zeigt, dass ihre Bedeutsamkeit anerkannt worden ist. In dieser Verteidigungsschrift mit enthalten sind die bestimmenden Antworten auf die unbegründeten, aggressiven Beschuldigungen, die der Öffentliche Ankläger gegen uns erhoben hat. Es gibt da einige unwahre und unlogische Dinge in dem Bericht des Komitees hiesiger Sachverständiger, welche auf oberflächlichen und bösartigen Berichten von anderswoher basieren. Mein Einspruch dagegen wurde gleichfalls vorgelegt. Zusammenfassung: Wie ich Ihnen bereits zuvor dargelegt hatte, habe ich dem Gerichtshof in Eskishehir, als sie mich damals nach Artikel 163 verurteilen wollten, mitgeteilt: von zweihundert Abgeordneten der Regierung der Republik stimmte die gleiche Anzahl, nämlich 163 Abgeordnete damit überein, einhundertundfünfzig Tausend Lira an meine Medresse in Van zu überweisen. Aufgrund dessen hat die Regierung der Republik, die mich damals in Gewahrsam hielt, erklärt, dass dieser Artikel 163, insoweit er meine Person betrifft, nicht anzuwenden sei. Obwohl ich dies dem Gerichtshof bereits mitgeteilt habe, hat das Komitee der Sachverständigen entstellt, was ich gesagt hatte, und schrieb statt dessen: "163 der Abgeordneten haben ein Verfahren gegen Said eröffnet." Es ist aufgrund dieser völlig haltlosen Anschuldigungen dieses ersten Komitees von Sachverständigen, dass der Öffentliche Ankläger uns nun zur Rechenschaft ziehen will. Und dies geschieht im Gegensatz zu der Tatsache, dass die Risale-i Nur bereits auf Ihre Entscheidung hin den höchsten Gelehrten eines Komitees von Wissenschaftlern vorgelegt worden ist. Nach einer gründlichen Behandlung und eingehenden Untersuchung ihrer Teile hat dieses Komitee die folgende Erklärung über uns abgegeben: "In den Schriften von Said und den Schülern der Risale-i Nur findet sich nichts, was ausdrücklich oder auch nur andeutungsweise darauf schließen ließe, dass sie irgendeine Absicht hätten, den Glauben oder irgendeine religiöse Angelegenheit für ihre eigenen Zwecke zu missbrauchen, die Staatssicherheit zu gefährden, eine politische Partei zu gründen, oder in irgendeiner Weise gegen die Regierung zu konspirieren. Daraus wird verständlich, dass Saids Schüler in ihrem Briefwechsel keineswegs irgendwelche üblen Absichten gegen die Regierung nähren, die Absicht hätten, eine politische Partei zu gründen oder irgendeinen Sufi-Orden aufzurichten." Ferner hat auch (ein weiteres) Komitee von Sachverständigen einstimmig erklärt, dass neunzig Prozent von Saids Abhandlungen sowohl aufrichtig als auch uneigennützig sind und in keiner Weise von den Grundsätzen der Wissenschaft, der Kenntnis der Wahrheit und des Glaubens abweichen. Es gibt da deutlich nichts in ihnen, was auf einen Missbrauch der Religion hindeuten, die Gründung einer politischen Partei betreffen würde oder die öffentliche Sicherheit gefährden könnte. Die (vorgefundenen) Briefe, also die Korrespondenz der Schüler untereinander, sowie auch die mit Said Nursi sind von der (oben dargestellten) Art. Mit Ausnahme von fünf oder zehn vertraulich gehaltenen Abhandlungen (risalah), Beschwerdebriefen oder Abhandlungen außerhalb des wissenschaftlichen Rahmens befassen sich alle Abhandlungen mit Versen aus dem Qur'an oder den Wahrheiten der ehrwürdigen Hadithe. Neunzig Prozent der aufgefundenen Abhandlungen bestehen aus Vergleichen, welche ganz klar die Grundsätze des Glaubens an Gott und Seine Propheten darstellen, ferner das Jenseits, aber auch die Terminologie, Lehrmeinungen, Ethik und Moral, sowie Ermahnungen für Ältere und Jüngere, für die Jugend und zudem einige Ereignisse ausgewählt aus seinen Lebenserfahrungen. Das alles aber enthält nichts, was dem Staat schaden könnte, seiner Regierung, seiner Verwaltung oder gar der öffentlichen Sicherheit. So hat denn der Öffentliche Ankläger den Bericht dieses hohen Komitees ignoriert und statt dessen außerordentliche Anklagen gegen uns erhoben, die auf dem verworrenen, fehlerhaften ersten Bericht fußen, worüber wir denn nun wirklich sehr betroffen sind. Wir glauben, dass dies in keiner Weise passend ist für einen Gerichtshof, der dafür bekannt ist, recht und billig zu verfahren. Es erinnert dies, insoweit dieser Vergleich nicht unpassend erscheint, an den folgenden Vorfall: Ein Bektashi- (Derwisch) wurde einmal gefragt: "Warum betest du nicht?" Der aber antwortete: "Es steht im Qur'an: لاَ تَقْرَبُوا الصَّلٰوةَ {"Nähert euch nicht dem Gebet!"(Sure 4, 43)} Als man ihm aber entgegnete, er solle auch den Schluss der Ayah وَاَنْتُمْ سُكَارٰى {"... wenn ihr trunken seid."} lesen, wandte er dagegen ein: "Ja, ich bin doch kein Hafidh!" {Das heißt: "Ich kann doch nicht den ganzen Qur'an auswendig!" (A.d.Ü.)} Sie nehmen also einen einzelnen Satz aus der Risale-i Nur heraus, achten nicht weiter darauf, was ihm folgt, ihn in den rechten Zusammenhang stellt und ihn erklärt, sondern verwenden ihn dann in dieser Form gegen uns. Dreißig, vierzig Beispiele dafür lassen sich, vergleicht man sie mit der Anklageschrift, in der Verteidigungsschrift finden, die ich vorlegen werde. Ich will hier nur einen subtilen Vorfall darlegen, der eines dieser Beispiele beleuchtet: Der Öffentliche Ankläger des Gerichtshofes in Eskishehir gebraucht fälschlicherweise einen Ausdruck aus der Risale-i Nur, über die Unterweisung (ders) im Glauben, der gleichsam besagt: "Sie verdirbt das Volk." Und wenn er auch diesen Ausdruck später nicht mehr verwendet, so sagte doch einer der Schüler der Risale-i Nur mit Namen Abdurresak ein Jahr nach diesem Urteilsspruch: "Du Unglückseliger! Die Risale-i Nur hat indirekt die Lobpreisungen von dreiunddreißig Ayat empfangen und ihr Wert für den Glauben wurde danach durch drei wunderbare Voraussagen von Imam Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, und die machtvollen Verkündigungen aus dem Unsichtbaren von Scheich Geylani (möge Gott seine Geheimnisse heiligen) bestätigt. In den letzten zwanzig Jahren hat sie der Regierung auch nicht den geringsten Schaden zugefügt, und, außer dass sie dabei noch nie jemanden verletzt hat, hat sie doch Tausende Söhne dieses Landes erleuchtet und recht geleitet. Dennoch nennst du diese Rechtleitung ein Verderben und eine Irreleitung. Ja, fürchtest du dich denn überhaupt nicht mehr vor Gott!? Möge dir deine Zunge verdorren!" Obwohl nun der öffentliche Ankläger diese durchaus berechtigten Worte des Schülers gelesen hat, möchte ich doch die von ihm gemachte Aussage: "Said hat in seiner Umgebung großes Unheil angerichtet." der Rechtmäßigkeit und Billigkeit Ihres Urteilsvermögens empfehlen. In dem Gedanken, in die sozialen Lehren (ders) der Risale-i Nur eingreifen zu können, sagte der Öffentliche Ankläger: "Der Platz für den Glauben ist das Gewissen. Es kann nicht an Gesetze und Vorschriften gebunden werden. Es gab da früher einmal Unruhen, weil er an Gesetze gebunden war." Deswegen sage ich: "Religion besteht nicht nur aus dem Glauben allein. Seine zweite Hälfte ist das rechtmäßige Handeln. Genügt es etwa schon, wenn die Furcht, eingesperrt oder von einem Geheimagenten beobachtet zu werden, die Menschen daran zu hindern, eine ganze Reihe schwerer Sünden zu begehen, welche die Gesellschaft vergiften, wie Mord, alle Arten außerehelicher Beziehungen, Diebstahl, Spiel und Trunk? Wenn das so wäre, müsste ständig ein Polizist oder Geheimagent in jedem Haus oder sogar neben jedem einzelnen stehen, damit eine jede Seele in ihrer Begehrlichkeit sich vor derartigem Unrat zurückhielte. Währenddessen die Risale-i Nur einem jeden auf die Dauer aus dem Glauben heraus eine Art geistigen Wächter hinsichtlich seiner guten Werke gleichsam in den Kopf setzt. Der bewahrt ihn dadurch, dass er ihm (beständig) den höllischen Kerker und den Zorn Gottes in Erinnerung ruft, und bewahrt ihn mit Leichtigkeit vor allem Bösen." Des weiteren gab der Öffentliche Ankläger infolge der Unterschrift unter einer der Abhandlungen (risalah), die eine schöne und ganz besonders wunderbare Übereinstimmung aufweisen, einen sinnlosen Hinweis, indem er sagte, es sei hier von einem "Mitglied einer Organisation" die Rede. Ja, nennt man denn aufgrund solcher Unterschriften von Kaufleuten und Gastwirten in deren Geschäftsbüchern (solche Leute) etwa Mitglieder einer Organisation?! Es ist aber in Eskishehir schon ein Mal ein derartiger Verdacht aufgetaucht. Als ich dem entgegnete und dabei auf die "Abhandlung über die Wunder Mohammeds" hinwies, waren sie sehr erstaunt. Wären wir eine weltliche Organisation, wären diejenigen, die meinetwegen so viel Leid erfahren hatten, sich in völligem Abscheu vor mir davon gelaufen. Das aber heißt, dass genau so wie ich und wir alle in der Weise mit Imam Ghasali verbunden sind, dass (unser Bund) nicht gebrochen werden kann, weil er um des Jenseits (akhira) willen geschlossen wurde und nicht in Hinsicht auf das Diesseits (dunya). Deshalb auch haben diese frommen, reinen und unschuldigen, religiös gesinnten Leute einem so armseligen Menschen wie mir um seiner Unterweisung im Glauben willen eine so machtvolle Anhänglichkeit bezeigt. Das aber hat den Anlass zu derartig hohlen und absurden Verdächtigungen gegeben, eine politische Organisation zu sein. Mein letztes Wort: حَسْبُنَا اللّٰهُ وَنِعْمَ الْوَكِيلُ {"Gott ist unser befriedigender Anteil und unser bester Anwalt."} Der Gefangene in Isolationshaft Said Nursi * * * Der folgende Abschnitt ist von besonderer Bedeutung بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Ein bedeutungsvoller Absatz im letzten Wort Meine Herren! Herr Präsident! Geben Sie einmal Acht! Da eine Verurteilung der Risale-i Nur und ihrer Schüler darauf hinaus laufen würde, die Wahrheit des Qur'an und den Glauben (iman) selbst zu verurteilen, käme dies dem Versuch gleich - in unmittelbarer Folge eines völligen Unglaubens - jene Hochstraße zu sperren, auf der seit eintausend dreihundert Jahren dreihundert Millionen Moslems fahren und die zur Wahrheit und Glückseligkeit beider Welten führt. Damit aber werden Sie sich deren Abscheu und Protest zuziehen. Denn diejenigen, welche (heute) auf dieser Hochstraße kommen und gehen, unterstützen durch ihre Gebete (dua) und guten Werke (hasanat) diejenigen, die (vor ihnen hier vorüber) gekommen und gegangen sind. (Diese Verurteilung) würde zugleich auch wie eine Art Weltuntergang auf das Haupt dieses gesegneten Landes herabkommen. Was für eine Antwort wollen Sie denn am Tage des Jüngsten Gerichtes geben, wenn Sie im Angesicht von dreihundert Millionen (Menschen, die Sie) anklagen, gefragt werden: "Sie haben sich nicht um das französische Werk eines Dr. Dozy, mit dem Titel: "Die Geschichte des Islam" gekümmert, das vom Anfang bis zum Ende den Islam angreift, Ihr Land und seinen Glauben, noch um die Arbeit der Atheisten in Ihren Bibliotheken, auch nicht, dass sie dort frei zugänglich sind, noch um die Schüler derartiger Bücher, die sich zu illegalen Vereinigungen zusammengeschlossen haben, noch um die Vereinigungen, die sich Ihrer Politik entgegengestellt haben, die Kommunisten, die Anarchisten und all die anderen revolutionären Vereinigungen, noch um die nationaltürkische Bewegung (Turandji) im negativen Sinne. Warum also sind Sie dann den Lesern eines Werkes der Wahrheit und Gerechtigkeit, wie der Risale-i Nur, einem wahrhaften Kommentar des Qur'an und seinen Schülern lästig gefallen, die doch gar keine Verbindung zur Politik, welcher Art auch immer, haben und die Hohe Straße des Qur'an und des Glaubens wandeln, einzig und allein um sich und ihre Mitbürger vor einer Hinrichtung für ewig und ihrer Isolationshaft (im Grabe) zu retten? Und warum haben Sie dann die Freundschaft und Bruderschaft dieser aufrichtigen, religiösen Menschen, die sich nur um das Jenseits bekümmern, eine politische Vereinigung genannt? Sie haben sie nun unter einem bizarren Gesetz angeklagt. Und genau das war es, was Sie gewollt haben." Auch wir wollen Sie hier genau das gleiche fragen. Unsere Gegner, die Atheisten und alle Heuchler betrügen Sie, führen das Gericht in die Irre und veranlassen die Regierung dazu, sich in einer Weise mit uns zu beschäftigen, die dem Volk schadet, indem sie einer völligen Unterdrückung das Etikett einer "Republik" aufkleben, eine alles umfassende Apostasie zur Staatsform erheben, eine schrankenlose Freizügigkeit als "Zivilisation" deklarieren, die Unterdrückung atheistischer Willkür als "Gesetz" bezeichnen. So werden Sie von ihnen in die Irre geführt. Auf diese Weise beschäftigen sie die Regierung, führen uns ins Elend und teilen so zugunsten fremdländischer Mächte Schläge aus gegen die islamische Herrschaft, gegen das Volk und sein Land. Meine Herren! So wie dies bereits durch die vier schweren Erdbeben in vier aufeinander folgenden Jahren angezeigt worden ist, und zwar ganz genau im Zusammenhang mit vier schweren Verfolgungen von Schülern der Risale-i Nur und ihrer brutalen Behandlung, und die genau zu der Zeit einsetzten, als sich Ihre Angriffe (wieder einmal gegen) diese Schüler richteten und wieder aufhörten, wenn auch die Verfolgungen aufhörten, so sind Sie auch für diese himmlischen wie irdischen Katastrophen verantwortlich, die sich ereignet haben, während wir eingekerkert waren!... im Gefängnis von Denizli in Einzelhaft und völliger Isolation eingekerkerte Gefangene Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Ein weiterer Teil meines letzten Wortes Meine Herren! Obwohl ich das öffentliche Leben von heute nicht kenne, hatte doch das Komitee der Sachverständigen in Ankara unsere so sicheren und dermaßen bestimmten Antworten auf die Anklageerhebung wegen der Bildung einer politischen Vereinigung, bestätigt, die Sie als einen Vorwand zu unserer Verurteilung so nachdrücklich nach vorne geschoben und über die Sie entschieden haben, als könne man sie von dem Weg ableiten, den der Öffentliche Ankläger eingeschlagen hatte. Während ich also noch überrascht und erstaunt darüber bin, dass Sie dermaßen auf diesem Punkt bestehen, entsteht nun in meinem Herzen die folgende Vorstellung: da nun einmal Freundschaft, brüderliche Vereinigungen und Versammlungen und aufrechte Verbindungen, soweit sie das Jenseits und die Brüderlichkeit betreffen, jede für sich sowohl der Grundstein sozialen Lebens und ein essentielles Bedürfnis der menschlichen Natur sind und ein Band (rabita) von großer Kraft, das bedeutendste unter den Menschen, angefangen vom Leben in der Familie, unter den Völkerstämmen, den Nationen, im Islam und in der ganzen Menschheit, ein Stützpunkt und ein Trost angesichts aller Mühsal, die das spirituelle wie das materielle Leben verursacht und die Wurzel allen Schmerzes und aller Betroffenheit ist, die einem jeden einzelnen Menschen in der Welt begegnet und mit der er allein nicht fertig werden kann und die ihn daran hindert, seine Pflichten als Mensch und als Moslem zu erfüllen. Und da es nun einmal Leute gibt, die eine Zusammenkunft von Schülern der Risale-i Nur um der Lehren des Glaubens willen, was an und für sich höchst lobenswert und (ein Akt) der reinen Freundschaft rund um diese Lehren des Glaubens und des Qur'an ist und zur Glückseligkeit in dieser Welt, im Glaubensleben und im jenseitigen Leben führt und (nichts als) Kameradschaft auf dem Weg zur Wahrheit ist und eine (bloße) Zusammenarbeit, eine "politische Vereinigung" nennen, obwohl dies mit "Politik" gar nichts zu tun hat, so sind sie sicherlich und ohne allen Zweifel entweder auf eine ganz schlimme Weise betrogen worden, oder aber sie sind äußerst bösartige Anarchisten, die sowohl barbarische Feinde der Menschheit sind und nach der Art eines Nimrod Feinde des Islam und hegen Feindschaft gegenüber der Gemeinschaft in einer äußerst korrupten und entarteten Form von Anarchie und arbeiten als engstirnige und verbohrte Renegaten gegen dieses Land und sein Volk, die Souveränität des Islam und alle seine geheiligten Kennzeichen und Merkmale, oder sie sind wahre Teufel von Atheisten, die im Sinne fremdländischer Mächte daran arbeiten, die Lebensader dieser Nation zu zerstören. Sie betrügen die Regierung und bringen zugleich das gesamte Justizwesen in Verwirrung, indem sie unsere geistigen Waffen, die wir bis jetzt gegen den Teufel (in Menschengestalt, seine) Pharaonen und Anarchisten gerichtet haben, nun gegen uns verwenden, um unsere Brüder zugrunde zu richten und unser Land zu zerstören. Der Gefangene Said Nursi * * * Meine Herren! Mit Ihrem Einverständnis möchte ich an Sie, und zwar offensichtlich in Ihrer Gegenwart, einige Worte richten, doch in Wirklichkeit an das geheime Komitee des Verderbens, welches im Gedanken an den Untergang viele Formen annimmt und in der Absicht, das Volk im Namen des Unglaubens und des Atheismus und im Interesse fremdländischer Mächte zugrunde zu richten seit dreißig, vierzig Jahren jede Gelegenheit ergriffen hat, den Qur'an und die Glaubenswahrheiten anzugreifen, aber auch an diese entmenschten, hirnlosen Beamten, hinter denen sie sich in dieser Angelegenheit wie hinter einem Vorhang verstecken, und auch an die Propagandisten (ihrer Interessen), die als Muslime verkleidet, diesen Gerichtshof in Verwirrung gebracht haben. (Der Beschluss, uns bereits am folgenden Tag wieder zu entlassen, bewirkte, dass diese flammende Zusprache zurückgestellt wurde.) Der in Einzelhaft und völliger Isolation eingekerkerte Gefangene Said Nursi * * * Eine wahrheitsgetreue Antwort auf eine wichtige Frage: Einige hochrangige Beamte haben mich gefragt: "Warum hast du nicht das Angebot von Mustafa Kemal angenommen, für ein Gehalt von dreihundert Lira anstelle von Scheich Sinusi das oberste Amt eines Predigers in Kurdistan und den östlichen Provinzen anzunehmen? Hättest du es angenommen, so hättest du auch veranlassen können, dass das Leben von hunderttausend Menschen gespart geblieben wäre, die dann während der Revolution ums Leben gekommen sind." Ich gab ihnen zur Antwort: "Die Risale-i Nur, die für Hunderttausende unserer Landsleute der Weg war, auf dem sie für Millionen Jahre ein Leben im Jenseits gewinnen konnten, hat diese Aufgabe mehr als tausendmal erfüllt, und das anstelle eines weltlichen Lebens von zwanzig, dreißig Jahren, das ich nicht für diese Leute gewinnen konnte. Hätte ich dieses Angebot angenommen, wäre die Risale-i, die für nichts ein Werkzeug ist und niemandem unterstellt ist und das Geheimnis der Aufrichtigkeit umfasst, nicht zustande gekommen. Ich habe sogar meinen ehrenwerten Brüdern im Gefängnis gesagt: wenn diejenigen, die mich, nachdem sie eine schallende Ohrfeige durch die Risale-i Nur, die nach Ankara geschickt worden war, bekommen hatten, dazu verurteilt haben, hingerichtet zu werden, ihren Glauben mit Hilfe der Risale-i Nur retten werden und davor bewahrt werden, auf ewig hingerichtet zu werden, so sollt ihr meine Zeugen sein, dass ich ihnen von ganzem Herzen und ganzer Seele (ruh) vergeben (helal) werde! Ich habe denjenigen, die mich nach unserem Freispruch in Denizli weiterhin verfolgt, belästigt und überwacht haben, den hochrangigen Beamten, dem Chef und den Inspektoren der Polizei gesagt: Es ist ein nicht zu leugnendes Wunder der Risale-i Nur, dass während einer neun Monate langen Untersuchungshaft bei Tausenden ihrer Schüler, in Hunderten von Abhandlungen und Briefen, während zwanzig Jahren meines Lebens in der Verfolgung keine Dokumente über irgendwelche Verbindungen mit irgendwelchen Organisationen oder sonstigen Vereinigungen irgendwelcher Art im Inland oder im Ausland gefunden werden konnten. Ja konnte denn eine derartige Situation durch irgendwelche Überlegungen oder das Ergreifen irgendwelcher Maßnahmen zustande gebracht werden? Wenn die privaten Belange eines Menschen über eine Anzahl von Jahren ans Licht gebracht werden, so finden sich darunter sicherlich zwanzig verschiedene Vorkommnisse, mit denen man ihn hätte in Verlegenheit bringen oder für die man ihn hätte zur Verantwortung ziehen können. Da dies aber nun einmal so ist, werdet ihr entweder sagen: "Irgendein besonders brillanter, geradezu unbesiegbarer Genius schmiedet hier seine Pläne." Oder aber ihr müsst zugeben: "Dies ist ein ganz besonders gnadenreicher Schutz Gottes (hifdh-i Ilahi)." Und es wäre sicherlich ein Fehler, einen derartigen Genius bekämpfen zu wollen, und auch ein großer Schaden für Volk und Land. Sich aber einem derartigen Schutz Gottes und der Gnade des Herrn widersetzen zu wollen, käme der Verstocktheit eines Pharao gleich. Wollten sie aber sagen: "Wenn wir dich jetzt frei ließen und dich nicht weiter überwachen und unter Kuratel stellen würden, würdest du mit deinen Lehren und mit deinen geheimsinnigen (Machenschaften) im Verborgenen noch die ganze Gesellschaft anstecken." So antworte ich ihnen: Alle meine Lehren sind ohne Ausnahme auch durch die Hände der Regierung und des Justizwesens gegangen und man hat nicht ein einziges Vorkommnis entdecken können, für das man auch nur einen Tag Strafe hätte fordern können. Vierzig, fünfzig Tausend Kopien dieser Lehren sind von Hand zu Hand gegangen. Doch obwohl sie aufmerksam und mit großem Interesse untersucht wurden, haben ihre Leser nur davon profitiert und keinem von ihnen wurde dadurch irgendein Schaden zugefügt. Da aber nun weder der vorige noch der jetzige Gerichtshof irgendwelche indizierbare Verstöße registrieren konnte, ist es nun eine abscheuliche, sinn- und grundlose Ungerechtigkeit von Ihnen, gegen unseren Freispruch in Berufung zu gehen, der doch von dem neuen Gerichtshof einstimmig garantiert worden ist, mir gegenüber und gegen die Risale-i Nur, wie dies ja auch schon von dem früheren Gerichtshof mit Bestimmtheit bewiesen worden ist, der nur Urteile von sechs Monaten für fünfzehn unter hundertundzwanzig meiner Brüder fällen konnte, die damals eingekerkert waren, und das rein willkürlich, aufgrund von fünf oder zehn indizierten Worten in einhundertunddreißig Abhandlungen und zugunsten einer Persönlichkeit, die in den Augen der Welt von besonderer Bedeutung ist. Des Weiteren habe ich keine neuen Lehren und keines meiner Geheimnisse ist verborgen geblieben, sodass sie es mir durch eine Überwachung entlocken könnten. Nun aber brauche ich sehr meine Freiheit. Nachdem man mich zwanzig Jahre lang einer völlig unnötigen, ungerechten und sinnlosen Überwachung unterworfen hat, ist es nun endlich genug! Meine Geduld ist erschöpft. Es wäre möglich, dass ich jetzt in der Schwäche meines Alters alle die Flüche äußern könnte, vor denen ich mich bis jetzt zurückgehalten habe. "Die Seufzer der Unterdrückten steigen auf zu Gottes Thron." ist eine machtvolle Wahrheit. Später dann sagten diese Despoten, welche in den Augen der Welt so hohe Plätze einnehmen: "Nicht ein Mal in zwanzig Jahren hast du eine unserer Kopfbedeckungen getragen. Nie hast du entblößten Hauptes vor einem der früheren Gerichtshöfe noch vor dem jetzigen Gerichtshof gestanden. Du hast dich uns stets in deiner alten Kostümierung präsentiert. Stattdessen haben siebzehn Millionen moderne Kleidung angelegt." Ich aber antwortete ihnen: "Statt mich von der Schariah zu dispensieren und nun unter dem Zwang der Gesetze die Kleidung von nicht siebzehn Millionen, oder auch nur sieben Millionen Menschen zu tragen, sondern die von nur sieben Tausend in die Europäer vernarrter Trunkenbolde, ziehe ich es vor, in Übereinstimmung mit der Schariah und aus Furcht vor Gott die Kleidung von siebenhundert Millionen (Muslimen) zu tragen. Man sollte nicht von einem Mann wie mir, der sich seit fünfundzwanzig Jahren vom öffentlichen Leben zurückgezogen hat, sagen: "Er ist verstockt und widersetzt sich uns." Und selbst wenn es meine Verbohrtheit wäre, und selbst Mustafa Kemal konnte (den Alten Said in seiner Verbohrtheit) nicht brechen, und zwei Gerichtshöfe konnten sie nicht brechen, und die Verwaltungshöfe dreier Provinzen konnten ihn darin nicht zerstören: wer bist dann du, dass du dich darum bemühst, mir diese Verstocktheit zum Schaden der ganzen Nation und ihrer Regierung auszutreiben?! Selbst sollte er ein politischer Gegner gewesen sein, so hat er doch, wie du es selbst bestätigt hast, in diesen letzten zwanzig Jahren alle Verbindungen zur Welt abgebrochen; und du wirst ihn nicht wieder zum Leben erwecken, nachdem er nun gleichsam seit zwanzig Jahren (für die Welt) gestorben ist, und sich selbst einen solchen Tort antun, sich wiederum nutzlos ins politische Leben zu verwickeln und weiter gegen euch anzukämpfen. Es gleicht daher eher einer Geisteskrankheit, ihn eines politischen Widerstandes verdächtigen zu wollen. Da es aber einer Geisteskrankheit gleich kommt, mit geistig gestörten ernsthaft reden zu wollen, gebe ich es auf, mit Ihresgleichen noch weiter zu verhandeln. "Was immer Ihr unternehmen wollt," so habe ich gesagt, "ich fühle mich Ihnen gegenüber zu nichts verpflichtet.", was sie sowohl verärgert, als auch letztendlich zum Schweigen gebracht hat. Mein letztes Wort ist: حَسْبُنَا اللّٰهُ وَنِعْمَ الْوَكِيلُ ٭ حَسْبِىَ اللّٰهُ لآَ إِلٰهَ اِلاَّ هُوَ عَلَيْهِ تَوَكَّلْتُ وَهُوَ رَبُّ الْعَرْشِ الْعَظِيمِ {"Gott ist unser befriedigender Anteil und der beste Anwalt." (Sure 3, 173) "Gott ist mein befriedigender Anteil. Es gibt keine Gottheit außer Ihm. Auf Ihn vertraue ich und Er ist der Herr des gewaltigen Thrones." (9, 129)} * * * Während Bediüzzaman Said Nursi und die Nur-Schüler vor Gericht geführt werden, versuchen die Feinde des Islam die Leute einzuschüchtern und sie zu bedrohen, (weshalb sie nun) bei den öffentlichen Dienststellen völlig frei erfundene Mitteilungen zu Protokoll geben. Dabei bemühen sie sich, jedermann von Bediüzzaman fern zu halten. Sie alle sollen von der Risale-i Nur Abstand nehmen. Auch schmieden sie ihre Intrigen, um die Nur-Schüler untereinander zu spalten und ihre Solidarität zu brechen. Wir wollen hier auch noch einen Teil der Briefe mit aufführen, die Bediüzzaman Said Nursi bereits im Gefängnis zu Denizli geschrieben hatte, damit sich die Nur-Schüler nicht von einer verlogenen Propaganda täuschen lassen und zugleich auch diesen Nur-Schülern, die sich zutiefst danach sehnten, ihrem geliebten Lehrer (Ustadh) zu begegnen, einen gewissen geistigen Trost zukommen zu lassen, wie er das ja auch schon früher getan hatte. Die Nur-Schüler besorgten sich insgeheim diese im Gefängnis geschriebenen Briefe und alle Werke ihres Lehrers (Ustadh) und brachten sie in Sicherheit. Denn Hazret-i Üstadh wurde in jedem Gefängnis in völliger Isolationshaft gehalten, weshalb ihm jede Begegnung mit anderen verboten war. * * * Da die nachstehende Schrift von einem Spion in die Hände der Behörden überliefert worden ist, wurde sie in die Sammlung "Lahiqa" aufgenommen. بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ ٭ وَاِنْ مِنْ شَىْءٍ اِلاَّ يُسَبِّحُ بِحَمْدِهِ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei! Denn es gibt keines unter den Dingen, das nicht dankend Ihn lobpreist."} Einen Tag vor dem Ehrwürdigen Ramadan, als das Fieber infolge einer Vergiftung, welche mir höchstwahrscheinlich meine gottlosen Feinde heimlich zugefügt hatten, was selbst der Arzt bestätigte, bereits die Vierzig-Grad-Grenze zu überschreiten begann, kamen die Staatsanwälte von Kastamonu mit einer Untersuchungskommission, um meine Unterkunft zu durchsuchen. Von diesem Augenblick an, nachdem dieser abscheuliche Anschlag über mich gekommen war, stieg in mir jenes Vorgefühl auf und ich sagte mir: "Diese Vergiftung hat mich schwer krank werden lassen und wird mir noch den Tod bringen. Da flehte ich in meinem Herzen, ich möge im Lande (vilayat) Isparta in den Armen meiner kostbaren Brüder meinen Geist (ruh) aushauchen und dort in dieser gesegneten Erde begraben werden." Dann schlug ich meine Blütenlese (Hizb-ul Ekber) aus dem Qur'an auf und plötzlich fiel mein Blick auf die folgende Ehrwürdige Ayah: وَاصْبِرْ لِحُكْمِ رَبِّكَ فَإِنَّكَ بِأَعْيُنِنَا وَسَبِّحْ بِحَمْدِ رَبِّكَ {"So erwarte denn geduldig den Richtspruch deines Herrn. Denn du stehst vor unseren Augen. So preise nun deinen Herrn in Dankbarkeit!" (Sure 52, 48)} Sie sagte zu mir: "Schau mich an!" Da blickte ich sie an (und siehe): Drei mächtige Hinweise (verwiesen mich) auf die Zeichen ihrer Bedeutung und spendeten uns ihren Trost. Da kam mir in den Sinn, dass diese Plage in gewisser Weise Null und nichtig geworden war. So verlegte man meine Haft nach Isparta, welches der fünfte Ort (meiner Verbannung) wurde und zugleich auch der Beweis dafür war, dass das Gebet meines Herzens (qalbi dua) erhört wurde. Der erste Hinweis: Zählt man die Verdopplungszeichen (shedde) mit, so ergibt sich nach der Abdjed-Rechnung die Jahreszahl 1362, was nach arabischer Zählung zeitlich genau (mit dem Jahr) übereinstimmt (in dem wir uns jetzt befinden: 1942 n.C.). Sinngemäß heißt das: "Sei geduldig! Bezeuge, was dein Herr über dich bestimmt (kadha) hatte! Du stehst unter dem Auge Seiner Gnade (inayet). Sorge dich nicht! Setze in den Nächten auch weiterhin deine Lobpreisungen (tesbihat ve tahmidat) fort!" Hier die exakte Analyse dazu: 3 ra- sechshundert; 4 nun- zweihundert; 1 sin- eins mim- einhundert; 1 sad- eins, 1 fe- , eins mim- zweihundertundzehn; 4 kef- , ein 'ayn- einhundertfünfzig; 1 ha- , ein vav- , ein ye- vierzig; 1 lam- , neun be- , ein dal- , ein vav- , vier elif- zweiundsechszig; Alles zusammengerechnet ergibt 1362. Es ist exakt dieselbe Zeit, in der dieses Unheil über uns gekommen ist, jetzt in diesem Augenblick, mit einer absolut genauen Übereinstimmung! Fürwahr ein mächtiges Zeichen! .......... Da die Erklärung des dritten Hinweises z.Zt. nicht notwendig ist, kann ich sie hier jetzt nicht niederschreiben. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei."} Zu einer Zeit, als ich infolge der Auswirkungen dieses Ereignisses mich mit großem Ernst und in aller Bestimmtheit dazu entschloß, mich von ganzem Herzen für meine unschuldigen Brüder einzusetzen und nun nach einer Lösung (für dieses Problem) suchte, las ich die "Djeldjelutiye". Da kam mir plötzlich der Gedanke, dass ja dort Imam Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, betet: "Oh Herr, habe Mitleid (aman) mit uns!" Möge Gott es so wollen (insha-a'llah), dass auch ihr im Geheimnis dieser Anrufung (dua) in Frieden entlassen werdet. In seinen "Qasidat-ul'Djeldjelutiye" berichtet uns Hazret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, in der Tat auf zwei verschiedene Arten über die Risale-i Nur und weist auf "Das Große Zeichen" hin, indem er sagt: وَبِاْلاٰيَةُ الْكُبْرٰى اَمِنِّى مِنَ الْفَجَتْ {"Und durch "Das Große Zeichen" errette mich vor Unheil und Trübsaal!"} Mit dieser Andeutung weist er darauf hin, dass ein großes Unheil die Schüler der Risale-i Nur aufgrund des "Großen Zeichens" überkommen werde und fleht, dass doch seine Schüler um des "Großen Zeichens" willen aus Unheil und "fedjet" (Trübsaal) gerettet (aman) werden mögen. So macht er diese Abhandlung (Risalah) und die ihr zugrunde liegende Quelle 🙂 Ayah 17,44) zu ihrem Fürsprecher. So war denn die Drucklegung des "Großen Zeichens" der Vorwand für das Unheil, das daraus folgte und bestätigte in der Tat genau diesen Hinweis aus dem Verborgenen. Ferner heißt es dort in dieser Kasside auf der gegenüberliegenden Seite, am Ende des Hinweises auf die bedeutendsten Abschnitte der Risale-i Nur und ihrer Anordnung sinngemäß: وَتِلْكَ حُرُوفُ النُّورِ فَاجْمَعْ خَوَاصَّهَا وَحَقِّق مَعَانِيهَا بِهَا الْخَيْرُ تُمِّمَتْ {"Von den Worten des Lichtes sammle die besonderen und erforsche ihre Bedeutungen. Denn durch sie wird das Gute erfüllt."} Das heißt also: "Dieses sind die Worte und Buchstaben (huruf) der Risale-i Nur, auf die wir verschiedene Hinweise gegeben haben. Lies die besonderen unter ihnen heraus und erforsche ihre Bedeutungen. Denn alles Glück und alles Gute wird durch sie vervollkommnet." Die Aufforderung: "Erforsche die Bedeutung der Buchstaben (huruf)!" bezieht sich nicht auf die alphabetische Reihenfolge der Buchstaben, die keinen Sinn ergibt, sondern auf die Abhandlungen (risalah), die auf Türkisch "Sözler", d.h. arabisch "kelimat" 🙂 Worte) oder auch "bi-l'huruf" 🙂 buchstäblich, wörtlich) genannt werden. لاَ يَعْلَمُ الْغَيْبَ اِلاَّ اللّٰهُ {"Niemand kennt das Verborgene außer Gott."} رَبَّنَا لاَتُؤَاخِذْنَا اِنْ نَسِينَا اَوْ اَخْطَأْنَا {"Unser Herr! Ziehe uns nicht zur Rechenschaft, wenn wir vergesslich waren oder uns versehen haben!" (Sure 2, 286)} Diverse Briefe an seine Schüler بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der Gepriesen sei."} Meine lieben, getreuen Brüder! Zur vergangenen Nacht der Bestimmung (leylatu-l'-qadr) und den kommenden Festtagen (Bayram Ramadhan) gratuliere ich euch aus meinem ganzen Sein (maudjudiyet) heraus und vertraue euch der Einheit und dem Erbarmen Gottes, des Erbarmers, des Allbarmherzigen an. In Übereinstimmung mit dem Geheimnis (der Hadith) مَنْ اٰمَنَ بِالْقَدَرِ أَمِنَ مِنَ الكَدَرِ {"Wer dem göttlichen Vorherwissen vertraut, bleibt von Sorgen verschont."} sehe ich zwar nicht, dass ihr eines Trostes bedürftet, möchte euch aber dennoch sagen: وَاصْبِرْ لِحُكْمِ رَبِّكَ فَأِنَّكَ بِأَعْيُنِنَا وَسَبِّحْ بِحَمْدِ رَبِّكَ {"Erwarte nun in Geduld die Befehle deines Herrn! Denn fürwahr: wir haben dich stets vor unseren Augen! So lobe und preise nun deinen Herrn!" (Sure 52, 48)} In der Bedeutung, auf die diese Ayah hinweist, habe ich gesehen, dass mir in ihr jegliche Tröstung gegeben wurde. Es ist dies wie folgt: Während ich noch darüber nachdachte, die Welt zu vergessen und den Ramadan in aller Stille zu verbringen, ereignete sich plötzlich dieser unvorhergesehene und ganz und gar über alles Erträgliche hinaus schreckliche Zwischenfall. Dennoch bezeuge ich, dass er sowohl für mich, als auch für die Risale-i Nur, als auch für euch und für unseren Ramadan, als auch für unsere Bruderschaft die reine Gnade ist. Ich will hier nun nur zwei oder drei der großen Vorteile schildern, die er für mich selbst hat. Erstens: Eine geradezu ekstatische Ernsthaftigkeit und Einsatzbereitschaft, meine Zufluchtnahme und mein Flehen zu Gott ließen mich meine schwere Krankheit überwinden und (machten es mir möglich, mich auch) im Ramadan einzusetzen. Zweitens: Mein Wunsch, euch alle in diesem Jahr einmal wiederzusehen und mit euch beisammen zu sein, war besonders heftig. Auch nur einen von euch wiederzusehen und wieder einmal nach Isparta zu gehen, hätte ich jegliche Mühsal auf mich genommen. Drittens: Zudem änderten sich plötzlich auf eine ganz außerordentliche Weise alle diese schmerzlichen Zustände sowohl noch in Kastamonu, als auch schon auf dem Wege hierher, als jetzt auch hier (in Denizli). Im Gegensatz zu dem, was ich eigentlich erwartet und befürchtet hatte, wurde eine gnädige Hand sichtbar, was mich ausrufen lässt: اَلْخَيْرُ فِيمَا اخْتَارَهُ اللّٰهُ {"Das Gute liegt in dem, was Gott beschlossen hat."} Was mich am meisten dazu brachte, mir dessen bewusst zu werden, war, dass Er selbst noch die gottvergessensten und sogar diejenigen, die in dieser Welt auf den höchsten Rängen sitzen, dazu bringt, die Risale-i Nur mit größter Aufmerksamkeit zu lesen und so noch weitere Bereiche für die Eroberung (der Herzen) öffnet. Ich habe jedermanns Schmerzen und allen Kummer wie mein eigenes Leiden erlitten. Doch seitdem eine jede Plage hundert Verdienste (sevab) einer Stunde Dienst und Anbetung auf Tausend erhöht, da ja im gesegneten Monat Ramadan eine jede Stunde so viel wie hundert Stunden entspricht, wurden mein Kummer und meine Sorge für Menschen, die so aufrichtig (ikhlas) sind wie ihr und die Lektionen der Risale-i Nur sorgfältig gelernt haben und nun wissen, dass die Welt flüchtig und vergänglich wie ein Marktplatz ist, und die alles um ihres Glaubens willen und für das Jenseits zum Opfer bringen, und die glauben, dass alle diese vorübergehenden Plagen in der Schule Josefs ewige Freude und Gewinn erbringen werden, seitdem wurden sie in Glückwünsche, in Lob und Anerkennung eurer Standhaftigkeit umgewandelt. So erklärte ich denn اَلْحَمْدُ لِلّٰهِ عَلٰى كُلِّ حَالٍ سِوَى الْكُفْرِ وَالضَّلاَلِ {"Lobpreis und Dank sei Gott für eine jegliche Gegebenheit, es sei denn (für den Zustand) des Unglaubens und des Irrtums."} Ich bin nun der Meinung, dass es in dieser Hinsicht sowohl für mich selbst als auch für unsere Bruderschaft als auch für uns alle jetzt im Ramadan, wie auch für die Risale-i Nur so viele Vorzüge gibt, dass wir, würde nun der Schleier hinweggezogen, ausrufen würden: "Oh Herr! Dank sei Dir! Dieses göttliche Vorauswissen (qadr) und seine Bewahrheitung (qadha) sind für uns ein Geschenk Deiner Güte (inayet)!" So tadelt denn nicht diejenigen, die all die Umstände zuwege gebracht haben. Diese so weitreichenden und so furchterregenden Pläne zu diesen unheilvollen Geschehnissen waren schon seit langem (für euch) vorbereitet. Doch innerlich sind wir ganz leicht darüber hinweg gekommen. Möge Gott es wollen, dass dies alles schnell vorüber geht. Nach dem Geheimnis der Ayah عَسٰى أَنْ تَكْرَهُوا شَيْئًا وَهُوَ خَيْرٌ لَكُمْ {"Vielleicht ist euch etwas zuwider, und es ist doch gut für euch!" (2, 216)} So seid also nicht betrübt! Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ ٭ وَاِنْ مِنْ شَىْءٍ اِلاَّ يُسَبِّحُ بِحَمْدِهِ Meine lieben Brüder! Ich bin sehr froh, wieder in eurer Nähe zu sein. In meiner Vorstellung unterhalte ich mich zuweilen mit euch und dann fühle ich mich dabei auch getröstet. Wisset, dass wenn es möglich wäre, ich es mir zur Ehre gereichen lassen, all eure Leiden mit Freuden auf mich zu nehmen. Euretwegen liebe ich Isparta und seine Umgebung bis hin zu seiner Erde und seinen Steinen. Ja ich sage sogar und werde das auch öffentlich erklären: sollte die Justizbehörde in Isparta mir irgendeine Strafe auferlegen, während irgendein anderer Bezirk mich freispräche, würde ich dennoch diese (Gegend) hier vorziehen. Ich bin Isparta in der Tat in dreierlei Hinsicht verbunden. Ich kann es zwar geschichtlich nicht nachweisen, bin aber dennoch davon überzeugt, dass Saids in der Umgebung von Isparit (bei Bitlis) zur Welt gekommene Vorfahren von da hierher gekommen sind. Und die Stadt Isparta hat mir so treue Brüder geschenkt, dass ich glücklich wäre, für jeden von ihnen nicht nur Abdulmedjid und Abdurrahman, sondern auch Said zum Opfer zu bringen. Ich vermute, dass es z.Zt. auf dem ganzen Erdenrund niemanden gibt, der sich in seinem Herzen, in seinem Geist, seinem Verstand weniger Leid zuzieht als die Schüler der Risale-i Nur. Denn Herz, Geist und Verstand ziehen sich im Lichte eines aufrechten Glaubens kein Leid zu. Was körperliche Leiden betrifft, so wissen sie aus den Lehren der Risale-i Nur, dass sie sowohl vergänglich als auch ohne jede Bedeutung, zugleich aber verdienstvoll sind und ein Mittel, durch das sich der Dienst am Glauben in anderen Kanälen weiter fortentwickelt, weshalb sie ihnen mit Dankbarkeit und in Geduld begegnen. Sie beweisen durch ihren Gemütszustand, dass ein aufrechter Glaube (iman) noch in dieser Welt eine Quelle der Glückseligkeit ist. So sagen sie in der Tat: "Lasst uns sehen, was unser Herr (Maula) tut. Was immer Er tut, ist wohlgetan." Deshalb bemühen sie sich standhaft, diese vergängliche Mühsal in bleibende Labsal umzuwandeln. Möge Gott der Erbarmer aller Barmherzigen die Zahl derer, die ihnen gleichen vermehren und sie zu einer Quelle des Glückes und des Stolzes für dieses Land machen und ihnen die ewige Glückseligkeit in den Gärten des Paradieses schenken! Amen Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der Gepriesen sei."} Nochmals gratuliere ich euch zu den Festtagen. Seid nicht traurig, dass wir uns nicht persönlich begegnen können. In Wahrheit sind wir ja allezeit beieinander. Möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass dieses Zusammensein auf dem gemeinsamen Weg sich in Ewigkeit fortsetzen wird. Ich bin davon überzeugt, dass die ewigen Verdienste, die Tugenden und Freuden des Geistes und des Herzens, die dir im Dienst am Glauben zuteil werden die gegenwärtigen, zeitlichen, rein vorübergehenden Sorgen in nichts zusammenschmelzen lassen. Es hat bis jetzt noch nie jemanden gegeben, der so wenig unter den Schwierigkeiten gelitten hätte wie die Schüler der Risale-i Nur in ihrem heiligen Dienst. Das Paradies ist in der Tat nicht billig zu haben. Andere vom absoluten Unglauben zu erretten, der das Leben in beiden Welten zerstört, ist in unserer Zeit von allergrößter Wichtigkeit. Wenn auch ein klein wenig Mühe damit verbunden ist, sollte man dem doch mit Begeisterung, Dankbarkeit und Geduld begegnen. Da unser Schöpfer, der uns in Dienst nimmt, allbarmherzig und weise ist, sollten wir auf Sein Erbarmen und Seine Weisheit vertrauen und allem mit Freude und Zufriedenheit begegnen. Said Nursi * * * Was ich in meiner letzten kurzen Verteidigungsrede gesagt habe: Was uns die Risale-i Nur über die Liebe (shefqat), das Gewissen, Wahrhaftigkeit (haqq) und Wirklichkeit (haqiqat) lehrt, hält uns von der Politik ab. Denn Unschuldige stürzen ins Unglück (bela). Wir aber würden ihnen gegenüber ungerecht sein. Einige Leute wollten dafür eine Erklärung hören. Ich sagte ihnen: In unserem stürmischen Jahrhundert haben Rassismus und Egoismus, wie er aus der Grausamkeit der Kolonialmächte erwuchs, und die Militärdiktaturen, die aus dem letzten Weltkrieg hervorgegangen sind, und eine Gnadenlosigkeit als Folge der Irrleitung zu einer so außergewöhnlichen Ungerechtigkeit und zu einer so außergewöhnlichen Tyrannei geführt, dass, wollten die Leute der Wahrheit ihre Rechte mit physischer Gewalt verteidigen, oder mit einer außergewöhnlichen Ungerechtigkeit, würden viele Unglückliche unter dem Vorwand, Partisanen zu sein, verbrannt werden; und in dieser Lage werden auch sie höchst ungerecht sein und besiegt werden. Denn diejenigen, welche aus den obigen Gefühlen heraus reagieren, werden unter irgendeinem primitiven Vorwand für die Fehler von ein, zwei Leuten zwanzig, dreißig schlagen und sie vernichten. Wenn aber die Leute der Wahrheit auf dem Wege von Recht und Gerechtigkeit nur den schlagen, der schlug, so besiegen sie nur den einen angesichts des Verlustes von dreißig und befinden sich so in der Position des Unterlegenen. Wollten aber die Leute der Wahrheit in Übereinstimmung mit dem ungerechten Gesetz der Vergeltung mit Gleichem gleichfalls zwanzig, dreißig Leute an die Wand stellen für ein oder zwei, die verkehrt gehandelt haben, so begingen sie im Namen der Gerechtigkeit eine fürchterliche Ungerechtigkeit. So ist denn dies nun die Wahrheit und Weisheit und der Grund dafür, dass wir es auf Weisung des Qur'an stets mit solchem Nachdruck, ja Abscheu vermieden haben, uns um die Politik zu kümmern und in die Regierungsgeschäfte einzumischen. Denn die Macht der Wahrheit (haqq), über die wir verfügen, ist von der Art, dass wir unser Recht (haqq) ohne jede Einschränkung hätten verteidigen können. Da aber ein jedes Ding unbeständig und vergänglich ist und der Tod nicht stirbt und das Tor des Grabes sich nicht schließt, doch Leid sich in Barmherzigkeit umwandelt, werden wir sicherlich mit Geduld und in Dankbarkeit auf Gott vertrauen und schweigen. Dieses Schweigen aber unter Zwang und Druck zu brechen wäre der Einsicht in die Gerechtigkeit, dem Eifer für das Land und der Hingabe für das Volk ganz und gar konträr und entgegengesetzt. Zusammenfassung: Die Mitglieder der Regierung, die Politiker, die Verwaltungsbeamten, die Aufsichtsbeamten, die Polizei und die Organe der Justiz haben nichts, weswegen sie mit uns in Streit geraten sollten. Es könnte höchstens so sein, dass einige versteckte Atheisten in ihrem völligen Unglauben, den keine Regierung der Welt verteidigen könnte und der keinem verständigen Kopf irgendeines Menschen willkommen sein dürfte, und in ihrer fanatischen Glaubenslosigkeit, der aus ihrem Materialismus erwächst und eine fürchterliche Seuche für die Menschheit ist, und in ihrer Bosheit eine gewisse Anzahl von Regierungsbeamten betrügen, sie zu Verdächtigungen aufstacheln und sie gegen uns aufhetzen. Wir aber sagen dagegen: selbst wenn sie nicht nur ein paar argwöhnische Leute sondern selbst die ganze Welt in dieser Weise gegen uns aufhetzten, würden wir in der Kraft des Qur'an und mit der Gnade Gottes nicht fliehen; wir würden unsere Waffen nicht vor dem völligen Unglauben dieser Renegaten und Agnostiker niederlegen!... Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der Gepriesen sei."} Meine lieben, getreuen Brüder! Eure Standhaftigkeit und Unerschütterlichkeit lässt alle Pläne der Atheisten und Heuchler scheitern. Meine Brüder, es gibt hier in der Tat nichts zu verbergen. Diese Atheisten vergleichen die Risale-i Nur und ihre Schüler mit den Sufi-Orden und besonders mit dem Naqshibandi-Orden. So schmiedeten sie ihre Pläne, uns zu verderben und zu vernichten, uns in einen Hinterhalt zu locken und letztendlich klein zu kriegen, so wie sie zuvor bereits die Sufis besiegt hatten. Erstens: Durch uns in Angst und Schrecken zu versetzen und einzuschüchtern und dabei aufzuzeigen, mit welch schlimmen Dingen der Sufi-Orden seine Zeit verschwendet. Zweitens: Um die Fehler ihrer Anführer und ihrer Angehörigen bekannt zu machen. Drittens: Indem sie sie durch ein zwar ausschweifendes, aber dennoch recht verlockendes (Leben) und das berauschende, aber durchaus wohlschmeckende Gift ihrer materialistischen Philosophie und Zivilisation verderben, ihre Bereitschaft, sich füreinander einzusetzen, untergraben, sie durch Lüge und Verrat gegen ihre Lehrmeister aufbringen und ihre Berufung (meslek) durch die Grundsätze ihrer Wissenschaft und Philosophie in deren Augen herabzuwürdigen. Sie haben uns mit den gleichen Waffen angegriffen, die sie auch gegen die Naqshibandis und andere Sufis verwendet hatten, haben sich aber dabei getäuscht. Denn da die Risale-i Nur von ihrer Basis her eine Berufung (meslek) zu völliger Wahrhaftigkeit ist, Entsagung und ein selbstloses (Leben verlangt und dazu aufruft), Gottes Barmherzigkeit (rahmet) auch noch unter Schwierigkeiten zu entdecken, auch im Leid eine beständige Freude zu empfinden, auf den Schmerz und die Pein hinzuweisen, welche alle vergänglichen Vergnügungen eines ausschweifenden (Lebens) mit sich bringen, wobei der Glaube zugleich auch der Quellgrund zahlloser Freuden ist, und dabei alle die Punkte und Wahrheiten zu lehren, nach der alle westlichen Philosophien vergeblich ihre Hände ausstrecken, so möge Gott es auch wollen (insha-a'llah), dass alle ihre Pläne in Nichts zerrinnen werden. Was aber die Risale-i Nur betrifft, so braucht sie einen Vergleich mit den Sufi-Orden (tariqat) nicht zu scheuen und wird sie alle noch zum Schweigen bringen. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei."} Meine lieben, getreuen Brüder! Ich bin davon überzeugt, dass diejenigen, die nicht durch die schwere Prüfung in den beiden "Schulen Josefs", die frühere und die jetzige, erschüttert worden sind, ihre Lektionen nicht versäumt haben und es doch nicht aufgegeben haben, weiter ihre Schüler zu sein, obwohl sie sich schon an der heißen Suppe ihren Mund verbrannt haben, und deren moralische Kraft trotz aller Widerstände noch ungebrochen geblieben ist, ihren Beifall sowohl bei allen Leuten der Wahrheit (haqiqat) dieser und künftiger Generationen finden, wie ihnen sicherlich auch alle Engel und guten Geister zujubeln werden. Weil aber einige unter euch krank, von empfindsamer Natur oder arm sind, ist die körperliche Anstrengung für sie beträchtlich. Wenn ich jedoch dabei an all die anderen denke, die ihnen Trost spenden, die ihnen in gutem Benehmen (ahlak) und in der Geduld ein hervorragendes Beispiel geben, an die liebenswerten (shefqat) Brüder, die ihnen eine Stütze sind und ihnen voll Güte ihre Aufmerksamkeit schenken, die ihnen bei der Besprechung der einzelnen Lektionen geistreiche Partner (muhatab) sind, die ihnen in allen guten Sitten als ein Spiegel dienen und so alle körperliche Mühsal zu einer Nichtigkeit werden lassen, so fühle ich mich (in all meiner Sorge) um euch, die ich mehr liebe als mein Leben (ruh), wahrhaftig (haqq) getröstet. Eines Tages werde ich euch Maulana Khalids (1779 - 1827) Gewand übersenden, das hundertundzwanzig Jahre alt ist. Ich werde jeden einzelnen von euch in seinem Namen damit einweihen, segnen und beschenken, so wie er auch mich einst eingeweiht hat. Ich werde es euch übersenden, wann immer ihr dies wünscht. Said Nursi * * * Meine lieben, getreuen Brüder! Die Weisheit (hikmet) hinter der Gerechtigkeit (adalet), mit der uns Göttliches Vorherwissen (Qader-i Ilahi) hierher in diese Schule Josefs in Denizli geführt hat, liegt darin, dass sowohl ihre Gefangenen, als auch ihre Leute, ja vielleicht sogar ihre Vollzugs- und Justizbeamten die Risale-i Nur und ihre Schüler nötiger haben als die Leute irgendwo anders. Aus diesem Grund werden wir hier dieser schweren Prüfung unterzogen als einer Aufgabe im Glauben und für das Jenseits. Nur ein oder zwei Gefangene unter zwanzig oder dreißig hatten vorher die Gebete (namaz) so verrichtet, wie es sich gehört (tadil-i erkan). Jetzt haben alle vierzig bis fünfzig ohne Ausnahme damit begonnen, den Nur-Schülern zu folgen und die Gebete (namaz) in aller Vollkommenheit zu verrichten. Dies ist eine solche Schulung (ders) und Führung (irshad) im Ausdruck ihrer Haltung und ihrer Tat (lisan-i hal ve fiil), dass sie alle Mühsal und alle Anstrengungen daneben in Nichts zerrinnen, ja sie geradezu lieben lässt. Wir erhoffen von der Barmherzigkeit (rahmet) und Güte Gottes (inayet), dass, so wie die Schüler diese Lektion durch ihr Beispiel (ef'al) erteilt haben, sie auch durch den starken und wahrhaftigen Glauben (tahqiq-i iman) in ihren Herzen zu einer stählernen Festung werden, welche die hier anwesenden Leute des Glaubens von allen Zweifeln und Verdächtigungen durch die Leute des Irrweges befreit. Die Weltleute, die uns hier davon abhalten wollen, miteinander zu reden und Kontakt miteinander zu halten, können uns nicht schaden. Der beredte Ausdruck unserer Haltung ist weitaus stärker als unser mündlicher Ausdruck und spricht mit einer größeren Wirkung. Da man nun einmal ins Gefängnis geht, um erzogen zu werden, sollten die Wärter, wenn sie das Volk lieben, doch den Gefangenen erlauben, sich mit den Schülern der Risale-i Nur zu treffen, sodass sie in einem Monat, ja vielleicht sogar schon an einem Tag mehr an Erziehung erhalten könnten, als sonst in einem ganzen Jahr und so zu Menschen werden könnten, zu Nutz und Frommen für sich selbst in ihrer eigenen Zukunft und im Jenseits, für ihr Land und sein Volk. Es wäre auch von großem Vorteil, wenn wir hier einen "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik rehberi)" hätten. Möge Gott es so wollen (insha-a'llah), dass wir ihn eines Tages bekommen werden. Said Nursi * * * Meine lieben, getreuen Brüder! Heute erinnerte ich mich wieder an das euch ja bereits bekannte Gespräch zwischen meinem seligen älteren Bruder Molla Abdullah und Hasret-i Ziyaeddin. Danach aber dachte ich an euch und sagte in meinem Herzen zu mir selbst: "Sollte sich der Vorhang zur unsichtbaren Welt heben und ein jeder dieser wahrhaft gläubigen und wirklich ernst zu nehmenden Muslime, die in diesen unruhigen Zeiten eine solche Standhaftigkeit bewiesen haben und inmitten dieser tosenden, flammenden Zustände unerschütterlich geblieben sind, würde sich als ein Freund Gottes (veli) oder gar als ein Pol im geistlichen Leben (qutub) herausstellen, so würde doch ihre Bedeutung und mein Interesse an ihnen in meinen Augen kaum etwas gesteigert werden. Auch sollte es sich herausstellen, dass sie ganz einfache, gewöhnliche Leute gewesen sind, so bliebe ich doch entschlossen, meine Wertschätzung ihnen gegenüber in keiner Weise zu verringern. Denn die Aufgabe, seinen Glauben unter derart extremen Bedingungen zu bewahren, ist größer als was sonst auch immer. In derartigen, von schweren Unruhen und Erschütterungen heimgesuchten Umständen verflüchtigen sich die Tugenden, die man Leuten in gehobener Stellung (maqam) zugeschrieben hatte und die gute Meinung anderer über sie, sobald ihr guter Ruf zerstört wurde und (ihre Schüler) in ihrer Liebe (muhabbet) nachlässig werden. Sodann fühlt sich derjenige, der diese Tugenden besitzt, dazu gezwungen, in seinem Auftreten zu Kunstgriffen und leeren Phrasen seine Zuflucht zu nehmen und ein besonders würdevolles Benehmen an den Tag zu legen, um seine Stellung in den Augen (seiner Schüler) zu retten. So sei denn ein unendlicher Dank (dem, der) uns nicht einem derartigen Bedürfnis nach solch kalten Kunstgriffen (überlassen hat)! Said Nursi * * * Meine lieben Brüder! Sicherlich hat die allgemeine Lage auf die Leute der Regierungspartei und einen Teil der Beamten abschreckend gewirkt und sie dazu bewegt, sich von der Risale-i Nur zurückzuziehen, doch zugleich auch die Aufmerksamkeit aller Anhänger der Oppositionspartei, sowie bei allen religiösen Leuten eine Sehnsucht und ein Interesse bei den zuständigen Beamten geweckt. Macht euch also keine Sorgen: diese Lichter werden noch aufgehen! Said Nursi * * * Meine lieben Brüder! Ich möchte doch einmal annehmen, dass unsere letzte, aufrichtige Verteidigungsschrift die kurze Abhandlung sein wird, welche eine Frucht unseres Gefängnisaufenthaltes in Denizli ist. Denn mit den Plänen, die in den letzten Jahren, die zunächst aufgrund einiger bloßer Verdächtigungen, dann aber in großem Umfang gegen uns geschmiedet wurden, verhält es sich folgendermaßen: "Man hat uns aufgrund einiger völlig haltloser Vorwürfe, wie der Gründung eines Sufi-Ordens oder der Aufrichtung eines Geheimbundes, oder aber ein Werkzeug in den Händen fremdländischer Mächte zu sein, der Ausnutzung religiöser Gefühle zu politischen Zwecken, einer Wühltätigkeit gegen die Republik oder einer Einmischung in die Angelegenheiten der Regierung und eine Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, angegriffen. Gott dem Gerechten sei endlos Dank, dass ihre Pläne im Sand verlaufen sind. In einem derart weitläufigen Gebiet mit Hunderten von Schülern und Hunderten von Abhandlungen hatte man im Verlaufe von achtzehn Jahren außer den Wahrheiten (haqiqat) des Glaubens, dem Qur'an und einem steten Streben nach einem wahren (tahqiq) Jenseits und der Ewigen Glückseligkeit weiter nichts finden können. Um ihre wahren Absichten besser verheimlichen zu können, begannen sie, nach jedem nur möglichen Vorwand zu suchen. Doch denke ich einmal, dass angesichts dieser furchtsamen und feigen Atheisten und einer Organisation, die selbst schon einige leitende Persönlichkeiten unter der Regierung betrogen hat, um sie gegen uns aufzubringen, (einer Organisation) die sich gegen uns gewandt hat, möglicherweise, um uns anzugreifen, wir genötigt waren, eine Abhandlung über die Frucht des Glaubens (Meyve Risalesi: Fruchtabhandlung) als eine machtvolle Verteidigung gegen sie zu schreiben, die so klar wie die Sonne ist, alle Zweifel zerstreut und so fest und unerschütterlich ist wie ein Berg, um sie wieder zum Schweigen zu bringen. Said Nursi * * * Meine lieben Mitbrüder! Als ich am heutigen Freitag mit besonderer Aufmerksamkeit einen Abschnitt (hizb) aus dem Qur'an las, seid ihr mir wieder in Erinnerung gekommen. "Was sollen wir nur tun, um uns vor diesem Unheil retten zu können?", habt ihr mich mit eurer Haltung gefragt. Und in meinem Herzen entstand (die Vorstellung): In fester Verbundenheit sollt ihr Hand in Hand und Schulter an Schulter stehen. Denn diejenigen, welche sich voneinander, von der Risale-i Nur und von mir zurückziehen und mich verleugnen und statt dessen der versteckten Macht, die uns erdrücken will, heucheln und schmeicheln und dergleichen Dinge tun, haben nur ihren Schaden davon, aber keinen Vorteil. Doch ich versichere euch: wüsste ich, dass ihr euch von mir zurückziehen wollt, um euch zu retten, mich verachtet und verratet und schlecht über micht redet: ich gebe euch meine Erlaubnis dazu und spreche euch frei (helal). Doch diese versteckte Macht, die uns erdrücken will, kennt euch und täuscht sich nicht. Eure Schwäche, in der ihr euch (vor ihnen) zurückzieht, gibt ihnen Mut und so verstärken sie nur noch ihren Druck. Da nun aber Freundschaft und Bruderschaft unser Weg (meslek) ist, gibt es in Hinsicht auf Selbstsucht und persönliche Vorteile keine Rivalitäten. Dabei sollte man nicht die vielen Fehler, Schwächen und Mängel einer solch hilflosen (Person) wie mich betrachten, sondern stets die Vollkommenheit (kemalat) der Risale-i Nur im Auge behalten! Said Nursi * * * Meine lieben getreuen Brüder! Ein recht bedeutender Quell des Trostes angesichts dieser raschen Wechselfälle in diesem irdischen Leben, seinem Verfall und seinen flüchtigen, fruchtlosen Vergnügungen, mit seinen Ohrfeigen von Abschied und Trennung ist die Begegnung mit treuen Freunden. Manchmal reist in der Tat jemand zwanzig Tage weit und gibt unterwegs hundert Lira aus, um einen einzigen Freund auch nur für ein oder zwei Stunden zu sehen. So macht denn heute, in diesen merkwürdigen, freundlosen Zeiten diese unverhoffte Möglichkeit, vierzig, fünfzig wahren Freunden zu begegnen und ein, zwei Monate mit ihnen beisammen sein und mit ihnen in Gott Gemeinschaft (sohbet) pflegen und einen echten Trost von ihnen empfangen und ihnen auch geben zu dürfen, die damit verbundenen Schwierigkeiten und den finanziellen Verlust geradezu billig und ohne jede weitere Bedeutung... Ich selbst würde alle diese Mühen bereits auf mich genommen haben, um auch nur einen einzigen meiner Freunde wiedersehen zu können, von dem ich doch nun schon seit zehn Jahren getrennt bin. Sich darüber beklagen zu wollen hieße, was Gott bestimmt hat, kritisieren zu wollen, während doch Dankbarkeit, sich ihm (qadr) anzuvertrauen (teslim) bedeutet. Said Nursi * * * Meine lieben getreuen Brüder! Die ihr euch nun einmal für das Jenseits, für das Gute, für die Anbetung (ibadet) und um der Verdienste (sevab) willen, für den Glauben und das Jenseits an die Risale-i Nur gebunden habt, ist es sicherlich auch notwendig, dafür zu danken, dass ihr hierher gekommen seid, um in Empfang zu nehmen, was Gott für euch vorbereitet hat (qismet) und die Speise (rizq) eurer Versorgung (muqadder) zu essen und die Verdienste (sevab) der genossenen Speisen zu ernten. Dies wurde von Gott für die Schule Josefs vorher bestimmt, einen Ort der Prüfung, an dem eine jede Stunde unter erschwerten Bedingungen zwanzig Stunden der Anbetung gleich gezählt wird. Da diese zwanzig Stunden aber gleich einem Streben am Dienst im Qur'an und im Glauben sind, so haben sie zugleich auch den Wert von hundert Stunden. Und diese hundert Stunden bestehen in einer Begegnung mit den Brüdern, die sich auf Gottes Wegen einsetzen, von denen ein jeder die Bedeutung von hundert Leuten hat, die untereinander einen Bund als Brüder geschlossen haben, die einander stärken und voneinander Stärke empfangen, die einander trösten und voneinander Tröstung empfangen, die sich in diesem heiligen Dienst als standhaft erweisen durch eine wahre gegenseitige Hilfeleistung, die aus ihren besonderen Vorzügen ihren Nutzen ziehen und sich auf diese Weise als würdig erweisen Schüler der Medresetu-z'Zehra zu sein. Es ist durchaus notwendig, angesichts all dieser Mühsal auch an den oben erwähnten Nutzen zu denken und ihnen in Ausdauer und Geduld zu begegnen. Said Nursi * * * Meine lieben, getreuen, standhaften und glaubensstarken Brüder! Ich möchte euch etwas über die hiesigen Verhältnisse (hal) bekannt geben, nicht, damit ihr euch deswegen betrüben oder Gegenmaßnahmen ergreifen solltet, sondern um noch mehr von euren gemeinsamen Gebeten Nutzen zu haben und damit ihr ein wenig mehr Selbstdisziplin üben möget, Vorsicht, Ausdauer und Geduld, und damit eure gegenseitige Hilfeleistung euch bewahrt bleibe. All die Leiden und Qualen, die ich hier an einem Tag erdulden muss sind mehr als das, was ich im Gefängnis in Eskishehir in einem Monat zu erdulden hatte. Diese abscheulichen Atheisten haben einen von diesen unerbittlichen Atheisten auf mich angesetzt, damit ich in meiner Wut und wegen dieser ständigen Belästigungen "Jetzt reicht's aber!" ausrufen sollte, was sie dann wiederum zum Vorwand nehmen könnten, als Grund für ihre grausamen Angriffe benutzen, um dahinter ihre Lügen verstecken zu können. Als wunderbares Zeichen der Güte (ihsan) Gottes bringe ich in Geduld meine Dankbarkeit dar und habe mich entschlossen, auch weiterhin so fortzufahren. Da wir uns aber nun einmal dem Göttlichen Ratschluss ergeben (qadere teslim) haben, nehmen wir all diese Leiden in Übereinstimmung mit dem Geheimnis (der Hadith) خَيْرُ اْلاُمُورِ اَحْمَزُهَا {"Die besten Dinge sind die, welche unter ihnen die schwierigsten sind."} auf uns und wissen doch zugleich, dass sie ein geistiges Geschenk (ni'met) sind, um durch sie noch mehr Verdienste erwerben zu können. Und da uns nun einmal am Ende allen vergänglichen, stets nur irdischen Unglücks gewöhnlich die Heiterkeit (der Seele) und die Güte (Gottes) erwarten, und da wir die an eine wahrhaftige Gewissheit grenzende sichere Überzeugung haben, dass wir unser Leben einer Wahrheit geweiht haben, noch glänzender als die Sonne, so schön wie das Paradies und lieblich wie die Ewige Glückseligkeit, wissend, dass wir diesen Streit (mudjahede) im Geiste mit Sicherheit um Gottes willen führen, stolz und in Dankbarkeit trotz der unglückseligen Umstände, sollten wir uns wirklich nicht beklagen. Meine lieben Brüder! Meine erste und letzte Empfehlung ist die, einander in der gegenseitigen Hilfeleistung zu bewahren, sich vor Selbstsucht (enaniyet), Überheblichkeit (benlik) und Konkurrenzneid (rekabet) zu schützen und sich in Behutsamkeit und Selbstbeherrschung zu üben. Said Nursi * * * Meine lieben getreuen Brüder! Aus der Anklageschrift des Staatsanwalts wird ersichtlich, dass die Pläne der heimlichen Atheisten, die einige führende Persönlichkeiten in der Regierung hintergangen und sie dazu aufgehetzt haben, gegen uns vorzugehen, im Sande verlaufen sind und sich als erlogen herausgestellt haben. Sie versuchen jetzt ihre Lügen zu verschleiern, indem sie uns beschuldigen, eine politische Partei gründen und ein Revolutionskomitee aufrichten zu wollen. Das Ergebnis davon ist nun, dass man mir nicht mehr erlaubt, noch mit irgendwem Kontakt zu haben, so als ob jeder, der mit uns Kontakt hat, allein deswegen schon zu uns gehörte. Selbst die hohen Beamten sind äußerst zurückhaltend geworden und versuchen, sich dadurch bei ihren Vorgesetzten beliebt zu machen, dass sie mir Steine in den Weg legen. Said Nursi * * * Meine lieben getreuen Brüder! Zwar kann ich mich nicht persönlich mit euch treffen, doch bin ich sehr glücklich und dankbar, dass ich ganz in eurer Nähe mit euch im selben Gebäude bin. Und so wurden denn auch ohne mein Zutun bereits einige notwendige Vorkehrungen getroffen. So haben z.B. die Atheisten in meine Nachbarzelle einen Gefangenen gesteckt, der ein Lügner ist und zugleich auch ein Spion. Und da es sehr leicht ist, etwas zu verderben, wurde mir durch die viele Unruhe, die mir dieser Kerl bereitete und das Verderben, das er unter diesen jungen abenteuerlustigen Leuten säte, klar, dass der Atheismus, entgegen eurer Rechtleitung und (euren Bemühungen), sie zu bessern, dennoch versucht, ihre Moral zu untergraben. Es ist also in dieser (besonderen) Lage auch eine besondere Vorsicht notwendig und soweit wie möglich erforderlich, die alten Gefangenen nicht zu beleidigen und sich selbst auch nicht durch sie beleidigt zu fühlen, jeden Anlass zu Zwietracht zu vermeiden, stets ruhig zu bleiben und sich nicht aus der Fassung bringen zu lassen, die Brüder so weit wie möglich durch Brüderlichkeit und gegenseitige Hilfsbereitschaft und Bescheidenheit zu stärken und seine eigene egoistische Haltung aufzugeben. Es ist mir sehr zuwider, mich mit weltlichen Angelegenheiten beschäftigen zu müssen. Doch verlasse ich mich in dieser Hinsicht auf eure Fähigkeiten, sodass ich mich nicht um diese Dinge kümmern muss, soweit dies nicht unbedingt erforderlich ist. Said Nursi * * * Meine Brüder! Entgegen aller Wahrscheinlichkeit fühle ich mich doch dazu gedrängt, euch etwas zu einer Angelegenheit zu erklären, die mir heute morgen eingegeben worden ist. Ich habe mich da gefragt: "Ich möchte doch gerne wissen, was die atheistischen Philosophen dazu sagen können und wie sie sich selbst verteidigen wollen." Zwanzig Jahre lang haben meine Seele (nefs) und mein Teufel (sheytan) Untersuchungen darüber angestellt, ob die Wahrheiten, die wir dem Qur'an entnommen haben, irgendeinen Raum für irgendeinen Zweifel oder eine Unsicherheit lassen, oder vielmehr doch klar und deutlich sind wie der Tag und das Sonnenlicht. Sie konnten nirgendwo irgendeinen Fehler entdecken und schwiegen still. Ich denke doch, dass eine Wahrheit, die meine Seele und den Teufel zum Schweigen bringen kann, die doch so verletzlich und in die ganze Angelegenheit mit hinein verwickelt sind, selbst noch die verbohrtesten unter ihnen zum Schweigen bringen wird. Da wir nun einmal auf dem Weg der Wahrheit arbeiten und uns für sie einsetzen, die so unverrückbar, erhaben und weit, so wichtig und von so unschätzbarem Wert ist, so käme uns doch der Preis (der Wahrheit) noch als gering vor, selbst müssten wir die ganze Welt, uns selbst und das Leben eines geliebten Menschen als Preis für sie zahlen. Wir sollten dennoch mit ganzer Standhaftigkeit auf alle Trübsal und Unbill und all unsere Feinde reagieren. Sie haben uns auch einer ganzen Reihe betrogener wie betrügerischer Scheichs und Hodjas und offensichtlicher Gläubiger konfrontiert. Wir müssen ihnen gegenüber unsere Einheit und unsere gegenseitige Hilfsbereitschaft wahren. Wir dürfen uns nicht mit ihnen herumstreiten und brauchen nicht mit ihnen zu argumentieren. Said Nursi * * * Meine lieben getreuen Brüder! Eine fromme Person in Kastamonu sagte, indem sie sich darüber beklagte: "Ich bin gestürzt. Ich habe meinen früheren spirituellen Status (hal) verloren, die Freude und das Licht, das mich einmal erfüllt hatte." Ich sagte zu ihm: "Im Gegenteil: du bist schon so weit fortgeschritten, dass du deine (äußerlichen) Freuden und (inneren) Wahrnehmungen, die der Seele (nefs) schmeicheln und dich den Geschmack jenseitiger Früchte schon in dieser Welt (dunya) verkosten ließen, und in dir ein Gefühl der Selbstsucht geweckt hatten, bereits hinter dir gelassen hast und nun in deiner grenzenlosen Bescheidenheit, zugleich mit der Aufgabe deiner Ichverhaftung nicht mehr nach flüchtigen (fani) Vergnügungen suchst, wodurch du dich nun vielleicht bereits auf eine höhere Stufe (maqam) erhoben hast." Es ist in der Tat ein wichtiges Gnadengeschenk Gottes (ihsani Ilahi), wenn Er dem Menschen, der seine Ichverhaftung noch nicht aufgegeben hat, das Geschenk Seiner Gnade (ihsan) nicht wahrnehmen lässt, damit er nicht stolz und überheblich werde. Meine Brüder! Aufgrund dieser Wahrheit schauen solche, die so ähnlich denken wie dieser Mensch, oder aber das Ansehen, das der Rang (maqam) in der guten Meinung anderer ihnen gibt, in Betracht ziehen, auf euch. Wenn sie aber die Schüler unter euch im Gewand der Bescheidenheit, der Selbstbeschränkung und Dienstbereitschaft erblicken und sehen, dass sie ganz gewöhnliche, einfache Leute sind, so sagen sie: "Sind dies etwa die Helden der Wahrheit (haqiqat)? Oho! Wer sind denn diese da? Wo sind denn diese Leute, die sich darum bemühen, diesen heiligen Dienst zu verrichten, zu dem selbst die Heiligen in dieser Zeit nicht imstande sind?" Wenn sie Freunde sind, so fühlen sie sich enttäuscht. Sind sie aber Gegner, so finden sie, dass ihr Widerstand berechtigt ist. Said Nursi * * * Während Bediüzzaman Hazretleri sich in Denizli im Gefängnis befand, verfasste er zwischen zwei Freitagen die "Fruchtabhandlung (Meyve Risalesi)", ein sehr bedeutendes (Werk), welches neun Problemstellungen umfasst. Es ist ein Werk, das die Wahrheiten (haqiqat) der Risale-i Nur in sich umfasst und deshalb eine wertvolle Abhandlung (risalah). Die Nur-Schüler verbrachten ihre Zeit im Gefängnis, indem sie sich damit beschäftigten, diese Meyve Risalesi mehrmals abzuschreiben und miteinander zu lesen. Und zunächst einmal schrieb man heimlich auf das Innere von Streichholzschachteln und verteilte sie dann in den Zellen. Später verstand man dann, dass die "Meyve Risalesi" ganz besonders wertvoll und nützlich war und in den Gefängnissen gleichsam wie ein Gegengift wirkte, woraufhin diese Schreibtätigkeiten freigegeben wurden. So wurde sie auch an das Gericht in Denizli, an den Appellationsgerichtshof und an die Regierungsbehörde in Ankara gesandt, um dort als Verteidigungsschrift zu dienen. Da sie im Gefängnis in Denizli eine besonders nachhaltige Wirkung ausübte und in Denizli in gewisser Weise zum Werkzeug ihres Freispruchs wurde, weil sie die heiligen Wahrheiten (haqaiq) des Glaubens (qudsi haqaiq-i imaniye) beinhaltet, halten wir es für angemessen, die sechste und siebente Fragestellung der Fruchtabhandlung (Meyve Risalesi) wegen ihrer Bedeutung an dieser Stelle einzufügen. * * * Aus der Fruchtabhandlung - Sechste Problemstellung Den Erklärungen in den meisten Abschnitten der Risale-i Nur und dem Beweis durch zahllose unwiderlegbare Zeugnisse entsprechend wird hier nur ein Hinweis auf ein einziges Zeugnis unter tausend allgemeingültigen für den Glauben an Allah angeführt. Ein Teil der Schüler des Gymnasiums in Kastamonu besuchte mich. Sie sagten: "Unterrichte uns bitte über unseren Schöpfer. Unsere Lehrer in der Schule sprechen von Allah überhaupt nicht." Ich sagte ihnen: Jede Wissenschaft, die euch in der Schule gelehrt wird, spricht ständig auf ihre eigene Art von Allah und unterrichtet über den Schöpfer. Wendet also dieser eure Aufmerksamkeit zu und nicht Lehrern (die nicht von Allah sprechen). Zum Beispiel: Eine vollkommen eingerichtete Apotheke, ausgestattet mit zahllosen Tuben und Gläsern, in denen sich lebensspendende Seren und Arzneimittel - zusammengestellt mit Hilfe einer hochempfindlichen Waage - befinden, weist ohne Zweifel auf einen hochgelehrten Chemiker, Arzt und Apotheker hin. Ebenso weisen auch die Seren und Arzneimittel in den Tuben und Gläsern, mit denen wir die vierhunderttausend verschiedenen Pflanzen- und Tierarten vergleichen können, die sich in der Apotheke unserer Erde finden, selbst noch blinde Augen darauf hin, in welchem Maße vollkommener und größer als diese Apotheke in unserer Straße die große Apotheke der Welt sein muss, und der Apotheker und Arzt in all Seiner Majestät in ihr, wenn ihr sie mit den Maßstäben der medizinischen Wissenschaft betrachtet, die ihr studiert. Ein weiteres Beispiel: Eine wundervolle Fabrik, die tausender verschiedener Stoffe aus einfachem Material webt, unterrichtet uns zweifelsfrei über ihren Fabrikanten und hochgelehrten Maschinenbauer. Ebenso teilt uns auch diese rollende Produktionsanlage des Herrn, die wir unsere Erde nennen, mit ihren hunderttausenden von Lieferungsausgängen und hunderttausenden vollständiger Fabriken an jedem einzelnen von ihnen, mit und unterrichtet uns darüber, in welchem Grade der Erbauer und Besitzer dieser Erdkugel, mit den Maßstäben der Maschinenbaukunde, die ihr studiert, größer und vollkommener ist, als diese Fabrik von Menschenhand. Ein weiteres Beispiel: Ein vollständig eingerichtetes Depot, ein Lebensmittellager, ein Laden, in dem tausend und noch eine verschiedener Güter von allen Seiten herangeholt geordnet und bereitgestellt liegen, lässt uns zweifelsfrei erkennen, wer es verwaltet und sein Herr und Besitzer ist. Ebenso lässt uns dieses Depot, dieser Laden des Herrn mit seinen tausend und noch einem verschiedenen Geräten, Gütern und Konservenpaketen, erkennen, in welchem Maße dieses Raumschiff des Hochgelobten, das ein Lebensmittellager des Allerbarmers ist und das wir unsere Erde nennen, die in einem Jahr ihre regelmäßige Reise in einem Kreis von vierundzwanzigtausend Jahren Fußweg beschreibt, dabei noch hunderttausend Arten trägt, die der verschiedensten Speisen bedürfen, und das auf seiner Fahrt durch die Jahreszeiten reist, wobei der Frühling einem großen Waggon - gefüllt mit Tausenden verschiedenster Speisen für die notleidenden Lebewesen - gleicht, die ihre Nahrung im Winter aufgezehrt haben, verglichen mit den Maßstäben der Wirtschaftswissenschaften, die ihr studiert habt und noch studieren werdet, größer und vollkommener ist als diese Anlagen und unterrichtet uns dementsprechend mit vollkommener Sicherheit über den Herrn, der dieses Depot lenkt, leitet und verwaltet, das unsere Erdkugel ist, und weckt unsere Begeisterung für Ihn. Ein Heer, in dem sich vierhunderttausend Völker zusammenfinden, deren jedes nach seiner eigenen Verpflegung verlangt, seine eigenen Waffen benötigt, seine eigene Kleidung trägt, deren jedes nach eigener Anordnung übt und nach einem anderen Zeitraum entlassen wird, dieses Heer und sein Lager mit seinem Kommandanten, der einzig und allein allen diesen verschiedenen Völkern ihre ganz unterschiedliche Verpflegung und völlig verschiedenen Waffen, ihre Kleidung und Ausrüstung gibt, ohne dabei etwas zu vergessen oder zu verwechseln, weist offensichtlich und ohne allen Zweifel auf eben diesen wunderbaren Kommandanten hin und weckt unsere Begeisterung für ihn. Ebenso lässt auch das Heerlager, das sich in jedem Frühling über das Antlitz der Erde erhebt und aufs Neue seine Waffen aufnimmt, ein neues Heer des Hochgelobten aus vierhunderttausend Tier- und Pflanzenvölkern, die ganz verschiedene Bekleidung, Verpflegung und Ausrüstung erhalten und denen ein einziger allmächtiger Oberbefehlshaber in vollendeter Ordnung ihre Stellungs- und Entlassungsbefehle erteilt, ohne irgendetwas zu vergessen oder zu verwechseln, für jeden, der seinen Verstand beisammen hat, erkennen, in welchem Maße dieses Heerlager der Erde im Frühling, verglichen mit den Maßstäben der Militärwissenschaft, die ihr studieren wollt, größer und vollkommener ist als das obenerwähnte menschliche Heer und Heerlager, und unterrichtet uns dementsprechend, Ihn mit Lobpreis und Bewunderung als unseren Herrn und Herrscher, der die Welt lenkt und befehligt in Heiligkeit anzunehmen, erweckt in uns Dank und Verehrung und ruft unsere Begeisterung für Ihn wach. In einer wunderbaren Stadt mit Millionen von kreisenden elektrischen Lampen, die überall hin gelangen, lassen diese Lampen, die immer mit Brennstoff versorgt sind, und ihre Fabrikation offensichtlich und ganz ohne Zweifel ihren wunderwirkenden Meister und über alles fähigen Elektriker, der die Fabrik erbaut und die kreisenden Lampen erschaffen hat und sie mit Brennstoff versorgt, der auch die elektrischen Anlagen überwacht, voll Bewunderung erkennen, segnen und sich für ihn begeistern. Ebenso stoßen auch die Sternenlampen an der Schlossdecke der Welt in dieser kosmischen Stadt, obwohl doch einige von ihnen - nach Aussage der Astronomen - tausendmal größer sind als unsere Erdkugel und sich siebzigmal schneller bewegen als eine Kanonenkugel, nicht miteinander zusammen, erlöschen nicht und sind stets mit Brennstoff versorgt. Auch unsere Sonne, die, wie ihr gehört habt, nach Aussage der Astronomen millionenmal größer als unsere Erde ist und viele Millionen Jahre alt und eine Lampe und ein Ofen in diesem Gasthaus des Allbarmherzigen und für die täglich so viele Meere an Heizöl notwendig wären, wie die Erde Ozeane enthält, oder ganze Gebirge von Kohle oder Holzstöße, so groß wie tausend Erden, um sie nicht ausgehen zu lassen, und die erhabenen Sterne, die wie sie ohne Öl, ohne Holz und ohne Kohle brennen und nicht auslöschen und rasch miteinander dahineilen, ohne aneinander zu stoßen, weisen mit ihren Lichtfingern auf die allumfassende Gewalt und Herrschaft Gottes hin und zeigen uns, um wie vieles größer und in welchem Maße vollkommener als in diesem unserem Beispiel, die Lampen und Leuchten dieses Weltenschlosses in unserer wundersamen kosmischen Stadt sind. Wenn ihr die Elektrotechnik dementsprechend studiert oder noch studieren werdet, wird sie uns in gleichem Maße über den König unterrichten, der dieses gewaltige Ausstellungsgelände des Kosmos eingerichtet hat und es verwaltet und dessen die leuchtenden Sterne Zeugen sind und deren Beleuchtungsmeister Er ist, und in Lobpreis und Verherrlichung unsere Begeisterung und Verehrung für Ihn wecken. Gäbe es, um ein weiteres Beispiel anzuführen, ein Buch, in dessen einzelne Zeilen sehr klein ein ganzes Buch hineingeschrieben sei und in dessen einzelne Worte mit feinem Stift eine Sure des Qur'an hineingeschrieben sei, ein sehr bedeutungsvolles Buch, in dem sich alle Themen gegenseitig stützen und ergänzen, so zeigte dieser wunderbare Band die außerordentlichen Fähigkeiten und Begabungen seines Schreibers und Verfassers und ließe uns ohne Zweifel, klar wie der Tag, die Vollkommenheit seines Schreibers, seines Autors, erfahren und seine Kunstfertigkeit erkennen. Es würde uns dazu veranlassen, "Masha-a'llah, Barek-a'llah!" {Masha-a'llah: Wie wunderbar ist es doch das, was mit Gottes Willen geschehen ist! Barek-a'llah: Segne es Gott!} zu sagen und unsere Verehrung zum Ausdruck zu bringen. Ebenso lässt auch dieses große Buch der Schöpfung, in dem eine einzige Seite die Oberfläche unserer Erde ist und auf ihr ein einzelner Bogen der Frühling mit seinen vierhunderttausend Tier- und Pflanzenarten, die vierhunderttausend Büchern gleichen, und in dem, wie wir mit eigenen Augen sehen, ein Wort gleich einem Baum wie eine Kasside oder ein Kern gleich einem Punkt fehlerlos, makellos, ohne sich zu irren oder etwas zu verwechseln, vollkommen und wohlgeordnet eines im anderen das vollständige Verzeichnis eines Buches niedergeschrieben wurde, von einer Feder bewerkstelligt, dieser Sammelband des Alls erkennen, dass diese Verkörperung des Großen Qur'an der Welt, in dem sich so unendlich viele Bedeutungen und mit jedem Wort so viele Weisheiten finden, so viel größer, vollkommener und bedeutender ist, als unser Buch in dem obenerwähnten Beispiel und wie im gleichen Grade, betrachtet mit dem großen Maßstab und dem scharfen Blick der Physik, die ihr lernt, und durch die Lese- und Rechtschreibkunde, die ihr in der Schule praktisch übt, der Designer dieses kosmischen Buches und sein Schreiber so grenzenlos vollkommen ist. Es macht Ihn durch das Wort "Allah-u Ekber" {Allah-u Ekber: Gott ist groß!} bekannt, heiligt und erhebt Ihn mit "Subhan-a'llah", {Subhan-a'llah: Gepriesen sei Gott!} lobpreist Ihn mit "Elhamdu-li'llah" {Elhamdu-li'llah: Lobpreis und Dank sei Gott!} und weckt unsere Begeisterung für Ihn. So ermöglicht also einem Menschen jede von Hunderten von Wissenschaften sowie die obenerwähnten Wissensbereiche mit ihren geeichten Maßstäben, ihrem eigenen Spiegel und mit ihrer weitsichtigen Optik eine Betrachtungsweise, durch die er den glorreichen Schöpfer dieses Kosmos in Seinen Namen erkennen, Ihn durch Seine Attribute und in Seiner Vollkommenheit schauen kann. So ist es denn, um diesen obenerwähnten Beweis zu führen, der ein wunderbares und glänzendes Zeugnis der Einheit ist, dass der Qur'an, ein Wunder der Verkündigung, so häufig die folgenden Verse wiederholt: رَبُّ السَّمٰوَاتِ وَاْلاَرْضِ {"Herr der Himmel und der Erde."} خَلَقَ السَّمٰوَاتِ وَاْلاَرْضَ {"Er schuf die Himmel und die Erde."} Mit solchen Versen unterrichtet uns der Qur'an über unseren Schöpfer, habe ich den jungen Schülern gesagt. Sie haben auch alles so angenommen und zur Bestätigung gesagt: "Unendlicher Dank sei unserem Herrn dafür, dass wir eine so reine und wahrheitsgetreue Lektion erhalten haben. Möge Allah mit dir zufrieden sein!" Da habe auch ich zu ihnen gesagt: "Der Mensch, der unter tausend verschiedenen Schmerzen leiden und tausend unterschiedliche Arten von Freuden genießen kann, ist als ein lebendiger Organismus, der über seine große Schwäche hinaus auch noch zahllose innere und äußere Feinde und über seine grenzenlose Armseligkeit hinaus auch noch von unendlich vielen äußeren und inneren Faktoren abhängig ist, ein armseliges Geschöpf, auf das unablässig die Schläge des Untergangs und der Trennung herabprasseln. Wenn er sich aber nun plötzlich dem König in Seiner Majestät voll Glaube und Anbetung verbindet und nun gegen alle seine Feinde einen Stützpunkt und in all seinen Bedürfnissen einen Quellgrund der Hilfe findet, so könnt ihr euch vorstellen, wie er, gleich jedem, der sich durch die Zugehörigkeit zu seinem Herrn geehrt fühlt und auf seinen Stand stolz ist, wenn er sich nur einem solchen allmächtigen und allbarmherzigen König gläubig verbindet, anbetend in Seinen Dienst tritt und sein ewiges Verbannungsurteil in eine Entlassungsurkunde umwandelt, in einer großen Zufriedenheit und Dankbarkeit und mit einer tiefen Ehrerbietung stolz sein kann." Was ich damals den jungen Schülern gesagt habe, das sage ich noch einmal genauso meinen vom Unglück betroffenen Mitgefangenen: Wer Ihn kennt und Ihm gehorcht, der ist ein Glückseliger, säße er auch in einem Gefängnis. Wer Ihn vergisst, und säße er auch in einem Schloss, der ist ein Unglückseliger. Ja, es sagte einmal ein solcher Glückseliger, der zu Unrecht verurteilt worden war, bei seiner Hinrichtung zu den unglückseligen Gewaltmenschen: "Ich werde nicht hingerichtet, vielmehr gehe ich mit einer Entlassungsurkunde in die ewige Seligkeit ein. Ich sehe euch aber zu ewiger Verbannung verurteilt und das ist für mich eine vollständige Genugtuung." لآَ إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ {"Es gibt keinen Gott außer Allah!"} sagte er und gab freudig seine Seele hin. سُبْحَانَكَ لاَعِلْمَ لَنَآ اِلاَّ مَاعَلَّمْتَنَآ اِنَّكَ اَنْتَ الْعَلِيمُ الْحَكِيمُ {"Gepriesen seist Du! Wir haben kein Wissen, außer dem, das Du uns gelehrt hast. Denn Du bist der Allwissende, der Allweise." (Sure 2, 32)} Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 Aus der Fruchtabhandlung - Siebente Problemstellung (Sie ist die Frucht eines Freitags im Gefängnis in Denizli) بِسْمِ اللَّهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ وَمَا أَمْرُ السَّاعَةِ إِلاَّ كَلَمْحِ الْبَصَرِ أَوْ هُوَ أَقْرَبُ ٭ مَا خَلْقُكُمْ وَلاَ بَعْثُكُمْ إِلاَّ كَنَفْسٍ وَاحِدَةٍ ٭ فَانْظُرْ إِلٰٓى اٰثَارِ رَحْمَتِ اللّٰهِ كَيْفَ يُحْيِى اْلاَرْضَ بَعْدَ مَوْتِهَا إِنَّ ذٰلِكَ لَمُحْيِى الْمَوْتٰى وَهُوَ عَلٰى كُلِّ شَىْءٍ قَدِيرٌ {"Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen" "Es ist aber die Angelegenheit der 'Stunde' nur ein Augenblick oder noch weniger." (Sure 16, 77) "Euer aller Erschaffung und Wiederversammlung ist nur wie die einer einzelnen Seele" (Sure 31, 28) "Siehe die Male der Barmherzigkeit Allahs: wie Er die Erde nach ihrem Tode wieder lebendig macht! Fürwahr, Er ist es, der die Toten wieder belebt und Er hat Macht über alle Dinge." (Sure 30, 49)} Einmal hatten mich die Schüler des Gymnasiums in Kastamonu gebeten: "Lehre uns, unseren Schöpfer zu erkennen!". Ich hatte ihnen daraufhin nach Art der Schulwissenschaften eine Unterweisung erteilt und diese in Form der vorangegangenen Sechsten Problemstellung den Gefangenen, die im Gefängnis von Denizli mit mir Verbindung halten konnten, vorgelesen. Nachdem sie so eine völlige Gewissheit im Glauben gewonnen hatten, verspürten sie eine brennende Sehnsucht nach dem Jenseits und sagten: "Lehre auch uns all das, was uns im Jenseits erwartet, sodass uns die Begierde (nefs) und die Teufel dieser Zeit nicht mehr vom Wege abbringen und so wieder ins Gefängnis bringen können." Auf den Wunsch der Risale-i Nur Schüler und derer, die im Gefängnis die vorangegangene Sechste Problemstellung gelesen hatten, war es notwendig geworden, einen weiteren Pfeiler, nämlich den des Glaubens an das Jenseits kurz zu erklären. So habe ich denn kurz und bündig aus der Risale-i Nur heraus gesagt: In der Sechsten Problemstellung hatten wir bereits die Erde und die Himmel nach dem Schöpfer gefragt. Sie hatten uns ja den Schöpfer durch die Sprache der Wissenschaften sonnenklar zu erkennen gegeben. Ebenso wollen wir erst unseren Herrn, den wir bereits kennen gelernt haben, dann unseren Propheten, dann den Qur'an, und dann andere Propheten und heilige Bücher und dann die Engel und dann den ganzen Kosmos nach dem Jenseits befragen: Also richten wir an erster Stelle die Frage nach dem Jenseits direkt an Allah. Er geruht durch alle gesandten Propheten und geoffenbarten Erlasse und durch alle Seine Namen und Seine Eigenschaften zu sagen: "Jawohl, es gibt das Jenseits und ich führe euch dorthin." Das "Zehnte Wort" hat bereits anhand von "Zwölf Wahrheiten" glänzend und sicher erklärt und bewiesen, wie ein Teil der Namen Gottes Antwort (auf die Frage) nach dem Jenseits gibt. Wir wollen uns hier mit dieser Erklärung begnügen und nur noch folgenden sehr kurzen Hinweis geben: Da es nun einmal kein Königreich gibt, in dem diejenigen, die diesem Königreich gehorchen, keinen Lohn und die Aufständischen keine Strafe empfangen, werden auf jeden Fall in einem immerwährenden Königreich auf der Stufe der absoluten Herrschaft diejenigen, die sich mit diesem Königreich durch den Glauben verbinden und durch die Befolgung seiner Erlasse unterwerfen, einen Lohn und diejenigen, welche die Würde dieses Königreichs mit ihrem Unglauben und mit ihrer Aufsässigkeit in Abrede bringen, eine Strafe erhalten, wie es dieser Barmherzigkeit und dieser Schönheit und wie es dieser Würde und Majestät gebührt, welche Antwort uns Gott ja mit Seinen Namen "Herr aller Welten" und "Gerecht handelnder König" gibt. Wir können nun einmal taghell und sonnenklar überall auf Erden eine alles umfassende Barmherzigkeit und eine alles mit einschließende Liebe und Freigebigkeit mit Augen erblicken. Es ist diese Barmherzigkeit, die zum Beispiel alle Frucht tragenden Pflanzen, besonders die Bäume in jedem Frühling schön wie die paradiesischen Jungfrauen bekleidet, sie schmückt, in ihre Hände jede Art von Früchten gibt, sie anbietet und sagt: "Auf, nehmt und esst!" Zudem gibt sie uns aus der Hand der Biene, mit ihrem giftigen Stachel, einen gesunden und wohlschmeckenden Honig zu essen und die feinste Seide zu unserer Bekleidung aus der Hand eines Insektes, das keine Hände hat. Eine Barmherzigkeit und eine Liebe, die tausend Zentner Speisen in einer Handvoll winzig kleiner Kerne und Körner für uns aufbewahrt und wie eine Vorratskammer in diesen winzig kleinen Depots speichert, verurteilt auf keinen Fall - und daran kann es keinen Zweifel geben - diese liebenswürdigen gläubigen Menschen, die von ihr aufmerksam versorgt werden und die ihr gegenüber dankbar sind und sie verehren, zu (Tod und) Vernichtung. Vielmehr entlässt sie sie von ihrem Dienst im irdischen Leben, um sie zu einer noch glänzenderen (Erscheinung Seiner) Barmherzigkeit zu führen, wie Gott mit Seinen Namen "Der Barmherzige" und "der Freigiebige" auf unsere Frage Antwort gibt und sagt: "(Der Glaube) an das Paradies entspricht der Wahrheit." Des Weiteren können wir mit eigenen Augen erkennen: Wir sehen, dass die Hand der Weisheit über der ganzen Schöpfung und dem Antlitz der Erde wirksam ist und alle Wirksamkeiten im Maßstab einer Gerechtigkeit zustande kommen, dass der menschliche Verstand nicht darüber hinaus denken kann. Zum Beispiel: Betrachten wir einmal unter den vielen Weisheiten, die mit tausenderlei verschiedenen Bestandteilen des menschlichen Körpers verbunden sind, nur das Erinnerungszentrum, das vielleicht so groß sein mag wie eine Nussschale. In diesem winzig kleinen Raum stehen sein ganzer Lebenslauf und unendlich viele Ereignisse, die in seinem Leben stattgefunden haben, verzeichnet, und dieses Zentrum wurde durch die Weisheit des Urewigen gleich einer Bibliothek gestaltet und im Gehirn des Menschen gleichsam wie in eine Tasche gesteckt, damit (diese Bibliothek) ihm am Tage der Wiederversammlung als ein Zeugnis für das Buch seiner Taten bei seinem Prozess vor dem großen Gericht in die Hand gelegt werden kann. Und es ist die Gerechtigkeit des Immerwährenden, die allen Geschöpfen ihre Organe mit einem überaus empfindlichen Maß einsetzt, alles Geschaffene, angefangen von einer Mikrobe bis zu einem Nashorn, von einer Mücke bis zu einem Kondor, von einer Pflanze mit einer Blüte bis zu einem Milliarden, Trilliarden Heer von geöffneten Frühlingsblumen im richtigen Verhältnis, in großer Vielzahl und doch ohne Verschwendung, wohlausgewogen, wohlgeordnet und vollkommen zu einem Kunstwerk macht, jedem Lebewesen ein Lebensrecht mit gerechten Bedingungen gibt, die guten Taten mit guten Ergebnissen und die schlechten Taten mit schlechten Ergebnissen verbindet und mit den Schlägen, die sie seit den Zeiten Adams, mit dem Friede sei, gegen Gott rebellierenden, tyrannischen Völkern versetzt hat, sich Selbst mit großer Macht wieder in Erinnerung ruft. Auf jeden Fall und ohne allen Zweifel können diese Weisheit des Urewigen und diese Gerechtigkeit des Immerwährenden, wie Sonne und Tag nicht ohne einander sein können, ohne Jenseits nicht sein und die entsetzliche Ungerechtigkeit und Sinnlosigkeit keineswegs zulassen, sodass die extrem Ungerechten und die extrem Entrechteten durch den Tod gleichermaßen hinscheiden, wodurch Gott mit Seinen Namen "der Allweise, der Gerechte, der Richter und der Errichter der Gerechtigkeit" auf unsere Fragen eine sichere Antwort gibt. Des Weiteren werden allen lebendigen Geschöpfen all ihre Bedürfnisse, und all ihre natürlichen Wünsche, alles was ihre Hände nicht erreichen können und was nicht im Rahmen ihrer Fähigkeiten liegt, in der gleichen Zeit, in der sie sich etwas in der Sprache ihrer natürlichen Anlagen und ausgedrückt durch ihre Bedürfnisse gleichsam wie in einem Gebet wünschen, von einer überaus barmherzigen, hörenden, liebenden unsichtbaren Hand gegeben und erfüllt. Von den Bittgebeten der Menschen, besonders aber den Gebeten der Heiligen und Propheten werden sechs, sieben von zehn Gebeten wunderbar erhört. Daraus wird ganz klar verständlich: Es muss hinter dem Schleier (der Schöpfung verborgen) einen geben, der hört (Semi') und antwortet (Mudjib), der das Seufzen jedes Leidenden und das Gebet jedes Bedürftigen hört und beachtet, weil Er ja (ganz offensichtlich) das kleinste Bedürfnis des kleinsten Lebewesens sieht und dessen verborgenstes Seufzen hört, ihm liebevoll entgegentritt, mit der Tat antwortet und es zufrieden stellt. Es bleibt mit Sicherheit und in gar keinem Fall irgendeine Möglichkeit zu einem Zweifel daran, dass Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, der den Menschen, der unter allem Geschaffenen der bedeutendste ist, mit seinen wichtigsten und alles umfassenden Gebeten, wie sie sich auf den ganzen Kosmos, alle Namen und Eigenschaften Gottes beziehen und sich auf den ewigen Aufenthalt im Jenseits hin ausrichten, hinter dem alle Propheten, welche die Sonnen und Sterne, die Anführer des Menschengeschlechtes sind, stehen und zu seinen Gebeten "Amen, Amen" sagen und für den jeder einzelne Gläubige seiner Gemeinde täglich Segenswünsche ausspricht und so an dessen Gebet mit seinem "Amen, Amen" teil hat, ja vielmehr die ganze Schöpfung an seinem Gebet teil nimmt und sagt: "Ja, unser Herr! Gewähre ihm, worum er Dich bittet! Auch wir bitten Dich um das, wofür er zu Dir betet!" allein schon mit diesen seinen Gebeten um das ewige Sein im Jenseits und die ewige Glückseligkeit, unter allen diesen unwiderlegbaren Tatsachen ein ausreichender Grund ist, unter zahllosen Gründen, das Paradies ins Dasein und das Jenseits in seine Existenz zu berufen, was für die Macht Gottes so leicht ist, wie die Erschaffung eines Frühlings, wodurch Gott mit Seinen Namen "der Erschaffende, der Hörende und der Barmherzige" Antwort gibt auf unsere Fragen. Des Weiteren ist so offensichtlich wie der Tag uns die Sonne zeigt, hinter dem Schleier dieses allgemeinen Werdens und Vergehens auf dem Antlitz der Erde und im Wechsel der Jahreszeiten, ein verborgener Lenker und Leiter erkennbar. Die riesige Erde verwaltet Er vollkommen wohlgeordnet und so leicht wie einen Garten, ja sogar wie einen Baum. Den großartigen Frühling bringt Er so leicht und so harmonisch verziert zustande wie eine Blume. Auf der Erde schreibt Er mit der Feder Seiner Macht wie auf einer Seite alle Pflanzen- und Tierarten, dreihunderttausend Büchern gleich, und zeigt dreihunderttausend Beispiele und Nachbildungen für die Auferstehung und Wiederversammlung am jüngsten Tag. Alle werden ohne jede Verwechslung gleichzeitig geschrieben, sind untereinander ohne ein Durcheinander bunt gemischt, gleichen einander ohne Fehler und werden vollkommen wohlgeordnet und sinnvoll aufgezeichnet. In diesem gewaltigen Ausmaß ist eine unbegrenzte Barmherzigkeit und eine grenzenlose Weisheit am Werk. Der riesige Kosmos steht dem Menschen wie eine Wohnung zur Verfügung, aufs Schönste verziert und ausgestattet. Diesem Menschen als Treuhänder über die Erde wurde das größte Pfand anvertraut, vor dem Berge, Himmel und Erde zurückschreckten, es zu tragen. Er bekam über die anderen Lebewesen eine Stellung, gleich der eines Aufsichtsbeamten, denn Gott, der Gepriesene richtete sich an ihn durch Seine Weisung (hitabat), Sein Wort (sohbet) und verlieh ihm so einen hohen Rang (maqam). In allen vom Himmel geoffenbarten Erlassen wurde ihm die ewige Glückseligkeit und der ewige Verbleib im Jenseits versprochen und zugesichert. Auf jeden Fall und ohne allen Zweifel wird Er das Haus der ewigen Glückseligkeit, das für Seine Macht so leicht wie die Errichtung eines Frühlings ist, für diesen geehrten und gewürdigten Menschen errichten, es eröffnen und den Tag der Wiederversammlung und Wiederauferstehung anbrechen lassen, wodurch unser Schöpfer mit Seinen Namen "der Spender des Lebens und Schenker des Todes, der Lebendige, der Unwandelbare, der Allmächtige und der Allwissende" auf unsere Fragen antwortet. In der Tat belebt die Macht Gottes in jedem Frühling wieder alle Bäume und die Wurzeln der Gräser und erschafft Musterbeispiele für die Wiederversammlung und Wiederauferstehung von dreihunderttausend Arten Pflanzen und Tieren. Würde man die jeweils tausendjährige Ära der Gemeinden von Mohammed und Moses, mit denen Friede sei, einander gegenüberstellen, so könnte man beobachten, wie Er die tausend Beispiele für die Wiederversammlung und tausend Zeugnisse für den Weltuntergang und die Wiederauferstehung in zweitausend jahreszeitlichen Perioden {(*): Jeder Herbst (sonbahar) gleicht dem Untergang der Welt, dem Sterben und der darauf folgende Frühling (ilkbahar) seiner Wiederauferstehung.} (bahar) vorführt. Die leibliche Wiederauferstehung für eine solche Macht als unmöglich anzusehen, ist eine tausendfache Blindheit und Torheit. Des Weiteren verkündigten die einhundertvierundzwanzigtausend Propheten, die die berühmtesten der Menschheit sind, übereinstimmend auf Grund von tausend Zusagen und Versprechen Gottes des Gerechten die ewige Glückseligkeit und den immerwährenden Aufenthalt im Jenseits und bewiesen die Wahrheit dessen durch die Wunder, die sie gewirkt haben. Ebenso setzt die unendlich große Anzahl der Heiligen durch ihre innere Wahrnehmung und geistige Schau ihre Unterschrift unter dieselbe Wahrheit. Mit Sicherheit wird diese Wahrheit klar erkennbar wie die Sonne. Wer dennoch zweifelt, ist ein Tor. In der Tat bringt ein Gutachten oder die Ansicht über Kunst oder Wissenschaft, abgegeben von ein oder zwei Männern, die in der Kunst oder Wissenschaft Experten sind, die widersprechenden Ansichten von tausend Leuten, die nicht zu diesem Fachbereich gehören, - auch wenn sie in einer anderen Fakultät Gelehrte oder Experten sind - zu Fall. Wenn es sich zum Beispiel darum handelt, am Anfang des Fastenmonats Ramadan das Erscheinen des neuen Mondes zu bestätigen, oder wenn es sich um die Behauptung handelt, dass es auf dieser Welt einen Kokosgarten gibt, in dem etwas heranwächst, was Milch in Dosen gleicht, überwiegen die Aussagen von zwei Leuten, die Beweise erbringen, die Aussagen von Tausenden, die das in Frage oder in Abrede stellen wollen. Denn derjenige, dem die Beweislast obliegt, kann eine Behauptung ganz leicht dadurch beweisen, dass er eine Kokosnuss vorweist, bzw. diesen Garten zeigt. Derjenige aber, der das bestreitet und diese Behauptung widerlegen wollte, müsste zum Beweis dafür die ganze Erde durchforschen und durchkämmen und zeigen, das dergleichen nirgendwo zu finden ist. Derjenige, der uns über das Paradies und über den Ort der ewigen Glückseligkeit Nachricht bringt, braucht, um das zu beweisen, nur eine Spur, einen Tropfen, den Schattenriss einer Vision dessen, einer Projektion auf der Leinwand vergleichbar, vorzuzeigen. Wer dies aber bestreiten will, muss den ganzen Kosmos und von Urewigkeit an alle Zeiten bis in alle Ewigkeiten durchstreifen und vorweisen, um den Gegenbeweis antreten und die Nicht-Existenz beweisen zu können. Auf diesem prinzipiellen Grundsatz fußend sind die Erforscher der Wahrheit in dem Theorem übereingekommen, dass eine Gegenbehauptung, bzw. die Behauptung einer Nicht-Existenz, insofern sie sich nicht auf einen bestimmten Ort bezieht, sondern, wie dies bei den Glaubenswahrheiten der Fall ist, den ganzen Kosmos umfasst, nicht bewiesen werden kann, bzw. insofern etwas als unmöglich oder unlogisch erscheint, nicht bewiesen zu werden braucht. Also kannst du auf Grund dieser Tatsache verstehen, wie töricht und irrsinnig es ist, wenn ein paar Philosophen, deren Verstand ihnen in die Augen gerutscht ist, die ohne Herz, von den geistigen Dingen abständig und verblendet geworden sind, die Glaubensgrundsätze bestreiten, über die sich einhundertvierundzwanzigtausend Fachleute und zuverlässige Berichterstatter, die dafür Beweise erbringen, unendlich viele kompetente Kenner und Erforscher der Wahrheit, die sie bestätigen, einig geworden sind. Verneinende Aussagen tausender Philosophen über solche Glaubensfragen sollten gegen die Aussagen eines einzigen zuverlässigen Berichterstatters überhaupt keinen Zweifel, ja nicht einmal eine Unsicherheit aufkommen lassen. Des Weiteren nehmen wir sowohl bei uns selbst, als auch in unserer Umgebung mit Augen hell wie der Tag eine weltweite Barmherzigkeit und alles umfassende Weisheit und eine immerwährende Gnade wahr. Wir sehen die Spuren und Offenbarungen einer furchterregenden königlichen Herrschaft, einer aufmerksamen Hohen Gerichtsbarkeit und einer hoheitsvollen, majestätischen Vollzugsgewalt. Ja es ist diese Weisheit, die einen Baum nach der Anzahl seiner Blüten und Früchte, welche die Krone dieses Baumes hervorbringt, mit Weisheit schmückt, diese Barmherzigkeit, die den Menschen nach der Anzahl seiner Organe, seiner Empfindungen und Kräfte mit so viel Güte und so vielen Gnadengaben ausstattet, und eine zwar hoheitsvolle, doch auch gnädige Gerechtigkeit, welche den aufständischen Völkern der Propheten Noah, Hud, und Ssalih, mit denen Friede sei, und dem Volk des Ad, des Thamud und des Pharao Schläge versetzt hat und das Recht auch noch des kleinsten Lebewesens schützt, wovon die folgende Ayah in machtvoller Bestimmtheit spricht: وَ مِنْ اٰيَاتِهِ أَنْ تَقُومَ السَّمَآءُ وَ اْلاَرْضُ بِأَمْرِهِ ثُمَّ إِذَا دَعَاكُمْ دَعْوَةً مِنَ اْلاَرْضِ اِذَآ أَنْتُمْ تَخْرُجُونَ {"Und zu Seinen Zeichen gehört es, dass Himmel und Erde fest stehen auf Sein Geheiß. Wenn Er Euch dann wieder aus der Erde hervorruft, so ersteht Ihr neu." (Sure 30, 25)} Wie gehorsame Soldaten, die in zwei Kasernen liegen und sich darin aufhalten, beim Stoss der Posaune auf den Befehl ihres Kommandeurs zum Dienst und zu den Waffen eilen, so sind auch die unendlich weiten Himmel und die Erde gleich diesen beiden Kasernen für die gehorsamen Soldaten des urewigen Sultans zwei Kasernen, gehorsam seinem Befehl. Wenn aber der Erzengel Israfil, mit dem Friede sei, durch einen Posaunenstoß die Toten ruft, die in diesen Kasernen (gleich schlafenden Soldaten) liegen, bekleiden sie sich sofort wieder mit ihren Leibern und eilen hervor. Ein vergleichbares Verhalten zeigt in jedem Frühling mit dem Posaunenstoß des Donner-Engels (das ganze Königreich der Pflanzen) alles, was in der Erde gleich wie in einer Kaserne ruht. Wenn aber das Königreich Seiner Herrschaft, dessen unendliche Größe in dieser Weise verstanden wurde, wenn das Jenseits und die Auferstehung, die jene Barmherzigkeit, Weisheit, Güte, Gerechtigkeit und das immerwährende Königreich absolut erfordern, wie bereits im Zehnten Wort bewiesen wurde, niemals anbrechen wird, verwandelt sich mit Sicherheit, in jedem Fall und ohne jeden Zweifel diese Barmherzigkeit von unendlicher Schönheit in eine unendlich hässliche Unbarmherzigkeit; diese Weisheit in grenzenloser Vollkommenheit in eine grenzenlos unvollkommene Sinnlosigkeit und nutzlose Verschwendung; diese überaus anmutige Güte in eine überaus bittere Bosheit; diese überaus wohl ausgewogene und wahre Gerechtigkeit in überaus grausame Ungerechtigkeit; und bricht dieses überaus majestätische und mächtige immerwährende Königreich in sich zusammen und wenn der Tag der Wiederauferstehung nicht anbricht, so verschwindet seine majestätische Größe und wird seine vollkommene Herrschaft mit Ohnmacht und Fehlern befleckt, was aber keineswegs möglich ist, keine Vernunft für möglich halten könnte und worin sich gleichzeitig alle hundert Unmöglichkeiten befinden. Dies wäre ein unsinniger Glaube, außerhalb des Bereiches aller Möglichkeiten. Denn: Was für eine ungerechte Behandlung und Unbarmherzigkeit wäre es, die Menschen, die Er mit so viel Aufmerksamkeit und Feingefühl versorgt und die mit Herz und Verstand so sehnsüchtig nach der ewigen Glückseligkeit und dem immerwährenden Aufenthalt im Jenseits verlangen, für ewige Zeiten hinzurichten, sie mit all ihren Organen, unter denen allein ihr Gehirn sie zu hunderterlei Weisheit und Nutzanwendungen befähigt und mit all den Fähigkeiten, die sie tausendfach zu nutzen wissen, ohne wieder aufzuerstehen, in einem Tod ohne Sinn, Zweck und Nutzen, ja ohne Weisheit, so völlig zu verschwenden, welch ein Widerspruch zu Seiner Weisheit wäre das doch und welch ein Gegensatz zu der Majestät Seines Königreiches und der Vollkommenheit Seiner Herrschaft, Seine tausend Drohungen und Versprechungen nicht einzuhalten, was - Gott behüte! - nur Seine Schwäche und Seine Unwissenheit zeigen würde, was ja jeder verstehen kann, der einen Funken Bewusstsein in sich trägt. Denke einmal über Seine Gnade und Gerechtigkeit in diesem Zusammenhang nach... So beantwortet unser Schöpfer die Frage, die wir Ihm gestellt hatten, im Gedächtnis Seiner Namen "der Allbarmherzige, der Allweise, der Gerechte, der Freigiebige und der Herrscher", die ohne Verdacht noch Zweifel und in Wahrheit das Jenseits sonnenklar beweisen. Des Weiteren sehen wir mit unseren eigenen Augen: Da ist eine alles umfassende, souveräne Logistik am Werk, sodass die Bilder von den Lebewesen und deren Lebenslauf, das Heft, in dem ihre naturgemäßen Aufgaben eingetragen werden und ihre Taten, durch die sie wortlos die Namen Gottes rezitieren, auf Tafeln für die Beispiele, in den Kernen und Körnern, in dem Erinnerungsvermögen des Menschen, das ein kleines Beispiel für die Wohlverwahrte Tafel ist, besonders in dem Gedächtnisvermögen im Gehirn des Menschen, welches eine überaus umfangreiche Bibliothek auf kleinstem Raum ist, und noch in verschiedenen anderen sichtbaren und unsichtbaren Spiegeln aufgenommen, bewahrt und gespeichert werden. Wenn dann ihre Jahreszeiten der Reihe nach kommen, zeigen sich diese unsichtbaren Schriften in einer materiellen Form unseren Augen, und so kommt die überaus erstaunliche Wahrheit der Wiederauferstehung, die in der Ayah وَاِذَا الصُّحُفُ نُشِرَتْ {"Wenn die Seiten offen gelegt werden." (Sure 81, 10)} bekannt gegeben wird, anhand von Millionen von Nachbildungen, Beweisen und Musterbeispielen in jedem Frühling zum Ausdruck, der eine Blüte der Macht Gottes ist, und der sie in dieser großen Blüte mit ihren Milliarden Zungen dem ganzen Kosmos bekannt macht. Das beweist, was vor allem das Menschengeschlecht betrifft und alle Lebewesen, und alles, was da ist, nicht um in das Vergehen zu fallen, in das Nichts zu stürzen, in der Nichtigkeit verloren zugehen, und dass vor allem das Menschengeschlecht wie alle Lebewesen nicht geschaffen wurde, um hingerichtet zu werden, vielmehr dass sie erschaffen wurden, um fortzuschreiten in ein ewiges Bestehen, sich zur Beständigkeit hin zu läutern und mit ihren Fähigkeiten in einen immerwährenden Dienst zu treten. In der Tat beobachten wir in jedem Frühling, dass unendlich viele Pflanzen, die im Herbst gleich wie in einem Weltuntergang gestorben sind, am Wiederauferstehungstag des Frühlings mit jedem Baum, jeder Wurzel, jedem Samenkern und Korn die Ayah وَاِذَا الصُّحُفُ نُشِرَتْ {"Wenn die Seiten offen gelegt werden." (Sure 81, 10)} rezitieren, dessen Bedeutung jede in ihrer eigenen Art, in jeder einzelnen Facette erklärt, so wie sie in den vorausgegangenen Jahren ihre Aufgaben versehen hatte, und so eine souveräne Logistik bezeugt. Die vier gewaltigen Wahrheiten in der Ayah هُوَ اْلأَوَّلُ وَاْلاٰخِرُ وَالظَّاهِرُ وَالْبَاطِنُ {"Er ist der Erste und der Letzte, der Offenbare und der Verborgene." (Sure 57, 3)} zeigen sich in allen Dingen und unterrichten uns über die Tatsache dieser Speicherung in gewaltigem Umfang und die Wiederauferstehung in der Leichtigkeit und Sicherheit der Erschaffung eines Frühlings. In der Tat umfassen die Erscheinungen dieser vier Namen Gottes alles vom Kleinsten bis zum Größten. Zum Beispiel: Ein Samenkern, der der Ursprung eines Baumes ist, offenbart den Namen Gottes اَلْأَوَّلُ {"der Erste"}, indem er ein kleines Kästchen darstellt, das das absolut vollkommene Programm dieses Baumes, die Anlagen für seine einwandfreie Erschaffung und alle Bedingungen für seine Entfaltung enthält, beweist so Seine souveräne Logistik. Was seine Frucht betrifft, in der sich der Name Gottes وَاْلاٰخِرُ {"der Letzte"} offenbart, so ist sie ein kleines Kästchen, das in seinem Samenkern das Inhaltsverzeichnis aller natürlichen Aufgaben dieses Baumes, eine Liste seiner Funktionen und die Prinzipien seines zweiten Lebens (im Keim) enthält, und bezeugt so den Grad Seiner souveränen Logistik. Was das Äußere dieses Baumes betrifft, in dem sich der Name Gottes وَالظَّاهِرُ {"der Äußere"} offenbart, so ist es ein dermaßen vortrefflich passendes, kunstvoll ausgestattetes und geschmücktes Hemd, ein Anzug ausgestattet mit den verschiedensten Ornamenten und Schmuckstücken, mit vergoldeten Orden, als wäre es das Kleid einer Paradiesesjungfrau mit siebzig verschiedenen Farben, und zeigt so den Augen mit Seiner Logistik die souveräne Macht Gottes, Seine vollkommene Weisheit und Seine makellose Barmherzigkeit. Was das Kraftwerk in diesem Baum betrifft, in dem sich der Name Gottes وَالْبَاطِنُ {"der Innere"} offenbart, so ist es eine einwandfreie, aufs beste geordnete, wunderbare Fabrik, eine Werkbank, ein Chemielabor und ein Speisekessel, der wohlausgewogen keinen Ast, keine Frucht und kein Blatt unversorgt lässt, und beweist mit Seiner Logistik sonnenklar die vollkommene Macht und Gerechtigkeit Gottes und Seine makellose Barmherzigkeit und Weisheit. Genauso ist auch die Erde hinsichtlich ihrer Jahreszeiten gleich einem Baum. Im Herbst, in dem der Name اَلْأَوَّلُ {"der Erste"} in Erscheinung tritt, werden Samenkerne und Körner Seiner Logistik anvertraut. Sie sind kleine Sammelhefte der Befehle Gottes, für die Gestaltung der Erde, die das Kleid des Frühlings anzieht und einem Baum gleicht, der Milliarden Äste und Zweige ansetzt, Früchte trägt und blüht. Sie sind Inhaltsverzeichnisse der Prinzipien, die von der Vorherbestimmung Gottes aufgestellt wurden, und winzig kleine Dienstbücher und Berichtshefte der Arbeiten des vergangenen Sommers, welche offensichtlich zeigen, dass ein majestätischer, freigiebiger Bewahrer (und Herr aller Logistik) mit Macht, Gerechtigkeit, Weisheit und Barmherzigkeit am Werk ist. Was das jährliche Ende dieses Baumes, der die Erde ist, im darauffolgenden Herbst betrifft, so werden alle Aufgaben, die dieser Baum versehen hat, alle natürlichen Lobpreisungen, in (der Offenbare) denen er die Namen Gottes rezitiert hat, und alle Dienstbücher, die an seinem Auferstehungstag im kommenden Frühling geöffnet werden, in winzig kleinen Kästchen gespeichert und der weisen Hand des majestätischen Bewahrers anvertraut. Auf diese Weise trägt er mit unendlich vielen Zungen den Namen Gottes وَاْلاٰخِرُ {"Er ist der Letzte"} im Antlitz des Alls vor. Was das Äußere dieses Baumes betrifft, so blüht er mit dreihunderttausend verschiedenen Arten von Blüten, die dreihunderttausend Beispiele und Zeichen der Wiederauferstehung setzen, bereitet (wenn die Seiten offen gelegt werden) zahllose Tische des Erbarmers, des Versorgers, des Barmherzigen und Freigiebigen und gibt den Lebewesen Gastmähler. So rezitiert er mit den vielen Zungen seiner Früchte und Blüten, mit seinen Speisen (z.B. Blätter) den Namen Gottes: وَالظَّاهِرُ {"Er ist der Offenbare"} gedenkt Seiner und zeigt so klar wie der Tag die Wahrheit von: وَاِذَا الصُّحُفُ نُشِرَتْ {"Wenn die Seiten offen gelegt werden." (Sure 81, 10)} Was das Innere dieses großartigen Baumes betrifft, so ist es ein Kessel und eine Werkbank, die grenzenlos und unzählbar viele wohlgeordnete Maschinen und bestens organisierte Fabriken in vollkommener Aufmerksamkeit und Ordnung betreibt, sodass er aus einem Dirhem (etwa drei Gramm) tausend Batman (Zentner) Speisen bereitet und den Hungrigen überreicht. Seine Arbeit ist mit so viel Aufmerksamkeit und Organisation verbunden, dass auch nicht für ein Stäubchen Zufall Platz bleibt. Wie manche Engel, die Gott mit hunderttausend Zungen preisen, macht die Erde durch ihr Inneres den Namen Gottes وَالْبَاطِنُ {"Er ist der Verborgene."} in hunderttausend verschiedenen Formen bekannt und beweist Ihn. Sowie die Erde im Jahreslauf als ein Baum erscheint, der innerhalb dieser vier Namen eine Logistik offenbart, die als Schlüssel zur Wiederauferstehung im Jenseits gilt, so erscheint sie im Ablauf der Jahrhunderte und des irdischen Lebens wiederum als ein wohlgeordneter Baum, dessen Früchte auf den Markt des Jenseits exportiert werden. An ihm offenbaren sich diese vier Namen in der Weise, dass sie zu einem Spiegel werden und einen Weg ins Jenseits öffnen, den in seiner Breite zu überblicken und zu beschreiben, unser Verstand nicht ausreicht. Nur soviel können wir sagen: Es sind ja die Zeiger einer Uhr, welche die Sekunden, Minuten, Stunden, Tage und Wochen anzeigen, voneinander abhängig und verweisen aufeinander. Wer die Bewegung des Sekundenzeigers sieht, kann die Bewegung der Spindel (auf der er sitzt) nicht abstreiten. Genauso gleicht diese Erde der Großen Uhr des majestätischen Schöpfers der Himmel und der Erde. Doch hier zählt der Sekundenzeiger die Tage, der Minutenzeiger zählt die Jahre, der Stundenzeiger die Jahrhunderte und der Tageszeiger die Epochen, (und die einzelnen Zeiger) sind voneinander abhängig und verweisen aufeinander. Wie aber nach dieser Nacht der Morgen anbricht und nach diesem Winter der Frühling beginnt, so wird mit der selben Sicherheit nach dieser vergänglichen Welt finsterem Winter der für ewig fortbestehende Frühling und ein immerwährender Morgen anbrechen, so wie uns der Schöpfer auf unsere Fragen nach der Wiederauferstehung im Jenseits mit der oben erwähnten Wahrheit mit seinen Namen "der Bewahrer" (Al-Hafidh) und هُوَ اْلأَوَّلُ وَاْلاٰخِرُ وَالظَّاهِرُ وَالْبَاطِنُ {"Er ist der Erste und der Letzte der Offenbare und der Verborgene."} Antwort gibt. Des Weiteren erkennen wir mit unseren Augen und begreifen mit unserem Verstand, dass der Mensch die höchste und vielseitigste Frucht dieses kosmischen Baumes ist. In mohammedanischer Wahrheit ist er der Same an seinem Ursprung, das Große Zeichen aus dem kosmischen Qur'an und der Thronvers, der den Namen der Göttlichen Souveränität enthüllt. Er ist der ehrenvoll empfangene Gast in diesem kosmischen Schloss und der tüchtigste Beamte, dem ein Handlungsspielraum über allen anderen Bewohnern dieses Schlosses gestattet worden ist. Er ist ein Minister in der kosmischen Stadt des Bezirks Erde, beauftragt mit der Aufsicht über Ertrag, Ausgaben und Bestellung der Samen in Acker und Garten, ausgestattet mit hunderterlei Wissen und tausenderlei Handwerk, und der Beobachter, der nicht nur den meisten Lärm macht, sondern auch die größte Verantwortung trägt. Er ist ein Inspektor des kosmischen Landes in der Provinz Erde, der unter aufmerksamer Aufsicht des Ewigen Königs der Ewigkeiten (Padishah-i Edhel ve Ebed) dient, und Sein Statthalter, dessen Bewegungen, alle, ob klein oder groß, aufgenommen werden. Er ist derjenige, der das große ihm anvertraute Gut, das auf sich zu nehmen, Himmel, Erde und Berge sich scheuten, auf die Schulter nahm, und vor dem sich zwei eigenartige Wege öffnen, auf derem einen er das glücklichste, auf dem anderen aber das unglücklichste aller Geschöpfe ist. Er trägt als der Diener aller, die Verantwortung für einen alles umfassenden Gottesdienst, durch den sich der gewaltige Name des Königs des Kosmos offenbart, der eine Spiegelung all Seiner Namen ist, und er ist ein direkter Ansprechpartner, der die Ansprache des Gepriesenen und Seine Worte am besten versteht. Er ist der Bedürftigste unter allen Lebewesen im Kosmos und ein bedauernswertes Lebewesen, das trotz seiner grenzenlosen Armseligkeit und Ohnmacht grenzenlos viele Ziele und Wünsche und grenzenlos viele Feinde hat. Und es gibt viele Dinge, die ihn beeinträchtigen, ja ihm schaden können. Er ist überaus reich, was seine Fähigkeiten betrifft, nicht so jedoch hinsichtlich seiner Freude am Leben, das ihm den tiefsten Schmerz bereitet, denn seine Freude ist mit schrecklichen Schmerzen vermischt. Er verlangt mit größter Sehnsucht nach einer ewigen Bleibe, die er am meisten verdient, ihrer am meisten bedarf und ihrer auch am würdigsten ist. Er erbittet und erfleht die ewige Glückseligkeit mit zahllosen Gebeten. Würden alle Freuden der Welt ihm gegeben, so könnten sie dennoch seinen Wunsch nach einer ewigen Bleibe nicht befriedigen. Seinem Herrn und Gastgeber gegenüber steigert sich seine Liebe, macht Ihn zu seinem Geliebten und in seiner Anbetung wird er selbst zu Seinem Geliebten. Er ist ein einzigartiges Wunderwerk der Macht Gottes des Einzigartigen. Er ist eine außerordentliche Schöpfung, die den ganzen Kosmos in sich trägt. Alle seine menschlichen Anlagen bezeugen, dass er für die Ewigkeit erschaffen wurde. Für diese Menschen, die sich mit den oben erwähnten zwanzig umfassenden Wahrheiten dem Namen Gottes "der Gerechte" verbinden und deren Taten von dem majestätischen Bewahrer, der selbst das kleinste Bedürfnis auch noch des winzigsten Lebewesens kennt, sein Flehen hört, und mit Seinem Eingreifen beantwortet, wahrgenommen werden, deren Handlungen, die sich auf den ganzen Kosmos auswirken, durch die Engel, von dem ehrenwerten Sekretär des Bewahrers, aufgeschrieben werden, und die vor allen anderen Dingen die Aufmerksamkeit des Herrn gefunden haben, für diese Menschen wird ohne Zweifel und in jedem Fall nach der Schlussfolgerung aus den obigen zwanzig Wahrheiten der Tag der Wiederauferstehung und der Wiederversammlung im Jenseits anbrechen. Unter dem Namen "der Gerechte" wird der Mensch seine Belohnung für die von ihm verrichteten Dienste und die Strafe für seine Fehler erhalten. Er wird für all seine Taten, ob groß, ob klein, die unter dem Namen "der Bewahrer" aufgenommen worden sind, verhört und zu Rechenschaft gezogen werden. Am Ort des ewigen Bleibens werden sich ihm die Tore zum Gastmahl der ewigen Glückseligkeit und zum Gefängnis der ewigen Verdammnis öffnen. Ein Offizier, der in dieser Welt über viele Völker das Kommando hat, sich in ihre (inneren) Angelegenheiten mischt und sie von Zeit zu Zeit in Unruhe versetzt, wird nicht zu Grabe gehen, sich (so einfach) hinlegen und verstecken können, ohne (wieder) auferweckt und nach all seinen Taten befragt zu werden. Sollte Er, der selbst das Sirren einer Mücke hört, ihr das Lebensrecht gibt und ihr mit Seinem Eingreifen antwortet, das unbeschränkte Recht des Menschen auf eine Ewige Bleibe nicht achten, seine Gebete, die von den Zungen der obenerwähnten zwanzig Wahrheiten kraftvoll wie der Donner gesprochen werden und von der Erde herauf bis zum Thron Gottes schallen, nicht hören und dieses unbeschränkte Recht verletzen? Sollte die Weisheit, die - wie die Ausgewogenheit eines Mückenflügels bezeugt - noch nicht einmal etwas so groß wie ein Mückenflügel verschwendet, alle menschlichen Begabungen, mit denen alle diese Wahrheiten verbunden sind, und alle menschlichen Hoffnungen und Wünsche, die sich in die Ewigkeit hin erstrecken, und all die vielen Verbindungen und Gegebenheiten im Kosmos, die diese Begabungen und Wünsche nähren, ganz und gar unbeachtet lassen? Das aber wäre eine solche Ungerechtigkeit und eine so grausame Abscheulichkeit, dass sie als außerhalb jeglicher Möglichkeit von allen Existenzen zurückgewiesen werden müsste, die für die Namen Gottes "der Gerechte, der Bewahrer, der Weise, der Schöne und der Barmherzige" Zeugnis ablegen und sagen: "es ist hundertfach unvorstellbar und in tausenderlei Hinsicht unmöglich." So gibt denn der Schöpfer auf unsere Frage nach dem Jenseits mit Seinen Namen "der Gerechte, der Bewahrer, der Allweise, der Schöne und der Barmherzige" Antwort, indem uns diese Namen sagen: "So wie wir wahr und wirklich sind und gleich der Wirklichkeit der Existenzen, die uns bezeugen, ist die Wiederauferstehung wahr und wirklich." Des Weiteren... ich wollte noch mehr schreiben, weil aber alles schon sonnenklar erklärt worden ist, will ich hier jetzt abbrechen. Wie jeder von den hundert, ja sogar tausend Namen Gottes des Gerechten, die die Welt betrachten, anhand ihrer Erscheinungen in allem, was da ist, - im Vergleich mit den obenerwähnten Beispielen und Abschnitten - eindeutig ihren Träger zeigen, genauso zeigen und beweisen sie auch die Wiederauferstehung und das Haus des Jenseits mit Gewissheit. So wie unser Herr, der Schöpfer auf unsere Fragen mit all Seinen Erlassen, all den Büchern, die Er herab gesandt hat, mit den meisten Namen, die Er trägt, uns heilige und sichere Antwort gibt, genauso lässt Er uns, wenn auch auf andere Art und Weise, durch Seine Engel und ihre Zungen Antwort bringen. Sie sagen: "Seit der Zeit Adams gibt es Hunderte von einstimmigen Überlieferungen (ahadith) dafür, dass es Begegnungen sowohl mit den Geistwesen, als auch mit uns gibt. Es gibt zahllos viele Zeichen und Beweise für unser eigenes als auch der Geistwesen Dasein und Gottesdienst. Während unserer Begegnungen mit euren Anführern (Propheten), sagten wir ihnen übereinstimmend und sagen immer noch, dass wir in den Sälen des Jenseits und noch manch anderen Bereichen umher wandeln. Wir haben keinen Zweifel daran, dass diese ewig bleibenden und vollkommenen Säle, in denen wir uns hier bewegen, und die Schlösser und Wohnstätten, die hinter diesen Sälen eingerichtet und vorbereitet sind, auf sehr bedeutende Gäste warten, die sich an diesen Orten ansiedeln werden. Dies ist die Gewissheit, die wir euch mitteilen." Und dies ist ihre Antwort, die sie uns bringen. Des Weiteren müssen wir dieselben Fragen, die wir dem Schöpfer gestellt haben, vor allem an Mohammed, den Araber, mit dem Friede und Segen sei, den der Schöpfer für uns als größten Lehrer, als vollkommensten Lehrmeister und richtigen Wegweiser, der nicht irrt und nicht in die Irre führt, ernannte, und den Er zu uns als letzten Propheten sandte, richten, um von der Stufe einer Gewissheit, begründet durch wissenschaftliche Kenntnisse, auf die Stufe der augenscheinlich bezeugten und selbst erfahrenen, wahrhaftigen Gewissheit zu gelangen. Denn: Wie diese Persönlichkeit mit ihren tausend Wundern, dessen jedes ein bestätigendes Zeichen durch den Schöpfer ist, als ein Wunder des Qur'an gilt und beweist, dass der Qur'an wahr und Gottes Wort ist, so ist auch der Qur'an mit seinen vierzig Arten Wundern ein Wunder dieser Persönlichkeit, und beweist, dass sie wahrhaftig und Gesandter Gottes ist. Die Wahrheit der Wiederauferstehung am Jüngsten Tag, die diese beiden, der eine als Sprecher der bezeugten Welt mit seinem ganzen Leben, bestätigt durch alle Propheten und Heiligen, der andere als Sprecher der unsichtbaren Welt, mit seinen tausend Versen, bestätigt durch alle vom Himmel geoffenbarten Erlasse und durch die Tatsache der Schöpfung, behaupten und beweisen, strahlt so sonnenhell und ist in jedem Fall so sicher wie der helle Tag. In der Tat kann eine Frage wie die der Wiederauferstehung, welche so eigenartig und überwältigend ist und über jeden Verstand hinausgeht, allein und einzig durch die Unterweisungen dieser beiden wunderbaren Lehrmeister bewältigt und verstanden werden. Der Grund dafür, dass die Propheten der früheren Zeiten ihren Gemeinden darüber keine ausführlichen Erklärungen wie die des Qur'an gegeben hatten, liegt darin, dass sich die Menschheit in damaliger Zeit noch im Kindheitsstadium befand und auf der Stufe der Nomaden lebte. Und im Unterricht für Anfänger wird noch kaum etwas ausführlich erklärt. Zusammenfassung: Da die meisten Namen Gottes des Gerechten nun einmal das Jenseits (und damit die Ewigkeit) voraussetzen und erfordern, so verweisen mit Sicherheit auch alle Zeugnisse, wie sie einerseits diese Namen zu erkennen geben, andererseits auch auf die Bewahrheitung des Jenseits. Da die Engel nun einmal berichten, dass sie die Bereiche des Jenseits und der ewig bestehenden Welt gesehen haben, gelten mit Sicherheit auch die Beweise, die für die Existenz der Engel, Geister und Geistwesen und für ihren Gottesdienst angeführt werden, für die Existenz des Jenseits. Da sich Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, nun einmal in seinem ganzen Leben, im Ansatz und den Fundamenten seiner Lehre immer erst auf die Einheit Gottes und dann auf das Jenseits bezogen hat, bezeugen alle Wunder und alle Beweise, die einerseits das Prophetentum und die Wahrhaftigkeit dieser Persönlichkeit aufzeigen, den Anbruch des Jüngsten Tages und die Bewahrheitung des Jenseits. Da ein Viertel des Qur'an nun einmal von der Wiederauferstehung am Jüngsten Tag und dem Jenseits handelt und, es mit tausend Versen beweisen, und von ihm berichten, bezeugen und zeigen mit Sicherheit alle Zeugnisse und alle Beweise, die die Wahrheit des Qur'an bezeugen und aufzeigen, dabei auch die Existenz des Jenseits, seine Wahrheit und seinen Anbeginn. Nun betrachte und sieh, wie stark und sicher dieser Glaubenspfeiler ist! Sechster Abschnitt Das Leben in Emirdagh Einleitung Nach dem Freispruch des Strafgerichtshofs in Denizli verbreitete sich die Risale-i Nur in den meisten Bezirken, Städten und Dörfern und die Zahl der Nur-Schüler stieg in kurzer Zeit auf mehr als hunderttausend. Man begann nun, alle Abhandlungen (risalah) maschinell zu kopieren. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis kam Said Nursi zunächst für drei weitere Jahre in Emirdagh ins Exil. Gegen Ende des Jahres 1947 wurden unser Meister (Ustadh) und seine Schüler dann zum dritten Mal ins Gefängnis (nach Afyon) gebracht. Von dort 1949 wieder aus dem Gefängnis entlassen, kehrte er für weitere drei, vier Jahre nach Emirdagh ins Exil zurück und wurde sodann (als ein weiteres Exil) nach Isparta verlegt. Er war jetzt schon über achtzig Jahre alt und brauchte dringend einen Luftwechsel. Darum ging Ustadh nun gelegentlich (wieder nach) Emirdagh zurück und verblieb (dort für einige Zeit) in der Medresse (dershane-i Nuriye), die seine Wohnstatt wurde. Wir erwähnen hier (zunächst einmal) den Teil seines Lebens, den er während seines ersten Exils in Emirdagh bis zu seiner Einlieferung ins Gefängnis zu Afyon verbrachte. Sein Leben im Gefängnis zu Afyon bis zu seiner Rückkehr (ins Exil) in Emirdagh und sein Leben (während seines zweiten Exils) dort in seinem Dienst (hizmet-i nuriye) soll (dann im folgenden Kapitel) behandelt werden. Sein Leben (dort im Exil) in Emirdagh stand im Vergleich mit seinem bisherigen Leben noch weit mehr im Lichte der Öffentlichkeit. Auch häuften sich nun noch die Unglücksfälle und falschen Verdächtigungen. Er wurde ständig beobachtet und man versuchte sogar, ihn (heimlich) aus dem Wege zu räumen. Zugleich verbreitete sich die Risale-i Nur im weiten Umkreis. Selbst an den Hochschulen, unter Beamten und Politikern begann man sie zu lesen. Nach seiner Entlassung aus dem Exil in Emirdagh hat man Üstadh auch weiterhin sehr ungerecht behandelt und verleumdet. Da man nun im weiten Kreise Lügen, Beschuldigungen und Verdächtigungen verbreitete während sich zu gleicher Zeit auch die Risale-i Nur auf wunderbare Weise ausbreitete, ist es hier nun notwendig geworden, in der Einleitung die Tatsachen klarzustellen. Und das war so: Wenn wir hier nun das besondere, das Said Nursi in seiner ganzen Haltung, in all seinen Handlungen und durch seinen (geistlichen) Dienst zum Ausdruck bringt, darstellen wollen, so ist unsere Absicht dabei (folgende): Wenn wir hier versuchen, die Blicke des bewundernden Lesers auf sich zu ziehen, so tun wir dies - Gott bewahre! - nicht, damit die Menschheit Bediüzzamans vergängliche Person bejubeln und beklatschen solle, sondern um gegenüber denjenigen, die seine Persönlichkeit schmähen und verleumden und seinen (geistlichen) Dienst besudeln wollen und sich auch darum bemühen, den Dienst am Glauben (din) und der Risale-i Nur zu verhindern, das Licht (Nur), die Wirkungsmächtigkeit und jenen Dienst an der Risale-i Nur ganz klar darzustellen, der von Glückseligkeit übersprüht und ihn dabei als einen Schüler des Qur'an in der Gemeinde unseres Ehrenwerten Propheten und als einen Diener Gottes zu erwähnen, der Seine Gunst (ikram) erfahren hat. Wir werden die vorgetäuschten Gründe der Feinde des Glaubens (din) und ihre rechtswidrigen Angriffe zurückweisen und die Unschuld eines Unschuldigen erklären. Ja wir können sogar sagen: Es hat bis heute seinesgleichen niemanden gegeben, der solchen, seiner Denkweise, seinen Idealen, seinem Dienst (am Glauben) und seinen Zielen vollkommen entgegengesetzten, der Wahrheit zuwiderlaufenden, fürchterlichen Verdächtigungen und Anschuldigungen ausgesetzt gewesen wäre. Es ist, als wolle man ein Gegengift als Gift darstellen, (wenn man einen Menschen), der doch die Absicht hat, dieses Volk und die kommenden Generationen vor der Anarchie, der Glaubenslosigkeit und der Sittenlosigkeit zu bewahren und sich auch dementsprechend betätigt, aus dem Irssinn eines Irrglaubens heraus, wie er nur aus einer völligen Glaubenslosigkeit entstehen kann, des Landesverrates bezichtigt und (behauptet), er vergifte die Jugend und verführe sie zur Rückständigkeit, wobei es dann offensichtlich ist, wie bitter ein solcher Zustand ist, sodass er einsichtige Menschen vor Schmerz zum Weinen bringt. So ist Bediüzzaman denn ein solch Unschuldiger, der nicht einmal, nicht hundertmal, nein tausendmal derartige unwahre Anschuldigen erdulden musste. In seinem Dienst (am Glauben) war er von solcher Art, dass er in seiner Haltung und in seinem Charakter die außergewöhnlichsten Beispiele der hochgelobten Sitten vorgelebt hat, in seiner Seele (nefs) ein geradezu meisterliches Beispiel von Anstand und Tugenhaftigkeit zur Darstellung brachte und so ein Markstein der Moral und des guten Benehmens war. Wir, die wir seine Schüler sind und die für ihn notwendigen Dienste versehen und daher sein ganzes Leben und Wirken von innen und außen kennen geben hiermit allen laut, klar und deutlich zu verstehen: Unser Meister (Ustadh) hat den Gläubigen (ehl-i iman) und der ganzen Menschheit zu ihrem Nutzen ein Wissen, das in einem Glauben (ulum-u imaniye) gründet, den er aus dem Qur'an schöpft, meisterhaft (ustadh) dargeboten und genau so wird auch durch seine edlen Umgangsformen, seine ganze Haltung und in seinem Privatleben sein guter Charakter (deutlich), so wie ihn der Weise Qur'an beschreibt und werden auch jene Spuren und die beständige erhabene Gegenwart (huzur) sichtbar, welche die Tropfsteine {Sie sind über Jahrtausende der sichtbare und fassbare Ausdruck einer Tätigkeit des Wassers, welche das Symbol allen Lebens ist. (A.d.Ü.)} einer erhabenen Gottesfreundschaft (vilayat) sind. Menschen des Herzens (ehl-i qalb) und der Tugendhaftigkeit (erbab-i fadhilet), die sein Verhalten bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufmerksam und verständnisvoll beobachteten, sahen mit völligem Erstaunen, dass sein erleuchtetes Herz (qalb-i munevver) wie eine Sonne der Wahrheit und Erkenntnis (shems-i haqiqat ve marifet) strahlte und wie die Wellen des Ozeans in ständiger Bewegung war, gaben daher allgmein bekannt, dass unsere Erde und unsere Zeit (zemin ve zaman) stolz sein dürfen auf diese letzte, vollendete (kamil), lichtstrahlende Frucht (meyve-i munevver) am Baume der Islamiyet. Oh ihr Unglückseligen, die ihr versucht, in böser Absicht und entsprechend der Schlechtigkeit eures Geistes einen solchen Markstein des Anstandes, der Moral, des Glaubens (iman), der Wahrheit (haqiqat) und der Erkenntnis schlecht zu reden und ein solches Vorbild an Tugend zunichte zu machen und in einer Weise zu verleumden, deretwegen sich selbst noch der Teufel schämen müsste! All diese Verleumdungen, die ihr gegen diese Persönlichkeit verbreiten wolltet und all das Gift, das ihr überall ausgelegt habt, hat euch nichts eingebracht. Denn die Wahrheit (haqq) verbreitet ihr Licht (Nur) und strahlt es aus. Mit diesem Licht (Nur) hat sie nun ihren Glanz (ziya) über alle Welt (alem) ausgebreitet. Was aber euch betrifft, so seid ihr niedrig und gemein und die ganze Menschheit verabscheut eure innere Haltung (mana, nicht euere äußerliche Erscheinung!). Ihr solltet euch etwas schämen! Noch immer eines Menschen Kleid (auch Maske oder Antlitz) tragen zu müssen, sollte eigentlich für euch ein Schmerz und eine Schmach sein! Dennoch steht für euch noch ein Tor zur Befreiung offen. Wenn ihr an dieses Tor klopft, könnt ihr vielleicht noch gerettet werden. Denn Said Nursi hat einmal gelobt und verkündet: "Selbst diejenigen, die für meine Hinrichtung arbeiten, danach jedoch ihren Glauben durch die Risale-i Nur retten und weiterhin an der Risale-i Nur festhalten, mögen meine Brüder dessen die Zeugen sein, dass ich ihnen gegenüber auf meine Rechte (haqq) verzichten (helal) werde." Es gibt in der Tat viele, die ihn erst hinrichten wollten. Die meisten von denen, die früher einmal gegen ihn waren, sind heute seine Freunde geworden, weshalb auch für euch, die ihr heute gegen ihn intrigiert und ihn verleumdet, wenn ihr bereut, den Lektionen (ders) aus der Risale-i Nur euer Ohr leiht, die Hoffnung besteht, dass dieser selbstlose (shefqat) Held für euch und für eure Vergebung bitten und beten (dua) wird. So kommt denn nun und seht, dass Said Nursi in der Tat ein solcher Held ohne Beispiel ist, der, so wie er als ein Held auf dem Schlachtfeld oder auch auf der Anklagebank gegen die Tyrannen aufgetreten ist, auch für die Feinde unter euch und diejenigen, die sich dafür angestrengt haben, ihn zu vernichten, wenn sie sich danach aber der Risale-i Nur zuwenden, seine Hände zu ihrem Heil (selamet) und zu ihrer Rettung erheben und mit Tränen in den Augen für sie beten wird. Und so versteht denn nun, wie er in seiner großen Bescheidenheit alle Schichten des Volkes mit vollkommener Liebe (kemal-i shefqat) behandelt hat. Und seht nun, auf welch erhabener Stufe der Menschlichkeit diese Person stand! Ihm gegenüber sind alle Loblieder und Preisreden nicht von der gleichen Art wie die Akklamationen der Weltleute (ehl-i dunya). Für seine geistige Persönlichkeit, die ein Abbild der Wirklichkeit des Kosmos (haqiqat-i kainat) ist, ein Beispiel für die Vollkommenheit des Menschen (ekmel insana), den hohen Wert des Menschen und die wahrhaftige Erscheinung eines Muslim, sind alles Lob und aller Applaus nur noch ein Zeichen der Anteilnahme. Said Nursi, der in der Tat ein Beispiel für die Lichter der Wahrheit (envar-i haqiqat) ist und für sie spricht, applaudiert nicht nur die ganze Menschheit, sondern vielmehr alle Arten und Gattungen dieser Welt (alem) und wünschen ihm Heil und Segen (tebrik). Seinen Dienst am Glauben (iman) wissen in der Tat Vergangenheit und Zukunft zu schätzen... Said Nursi war in der Tat, soweit wie Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) es in die Natur des Menschen (mahiyeti insaniye) hineingelegt hatte, bei allen Arten und Möglichkeiten, etwas Vollkommenes (zu erschaffen), stets an erster Stelle und handelte stets auf die bestmögliche Weise. Manchmal wandelte er über Bergeshöhen oder zwischen riesigen Felswänden dahin, schritt still und einsam für sich dahin, betrachtete dabei die Weinberge, die Gärten, die Pflanzen und Tiere und dachte über sie nach, kehrte sodann zurück, ging in die Stadt, wo er dann in den großen politischen Versammlungen mit erlesener Beredsamkeit und Gewandheit eine Rede vortrug, oder einen Vortrag über Moral und Anstand hielt und dabei stets seinen lebhaften Geist (ruh) sprühen ließ. Sein Leben im Osten vor und nach der Deklaration der Konstitutionellen Monarchie (Hürriyet 1908) wie auch all seine Aktivitäten in Istanbul sind dafür ein Zeugnis. So bereiste er einerseits Ost-Anatolien und unterrichtete dort die verschiedenen Volksstämme, hielt Unterricht (ders) über Glaube (iman) und Moral (ahlak) und beriet sie (in allen Fragen). Andererseits bestimmte er in Damaskus (im Jahre 1911) für alle Welt, vom Standpunkt islamischer Politik aus betrachtet, die Grundsätze der Entwicklung und Vervollkommnung für alle Muslime mit größtmöglicher Schärfe und Bestimmtheit und legte sie entsprechend fest und verkündigte 350 Millionen Muslimen den Sonnenaufgang (fedjr-i sadiq) der Glückseligkeit (saadet). Auch hielt er in der Zeit der Konstitutionellen Monarchie (meshrutiyet) eine Rede vor den Abgeordneten und verfasste zugleich Abhandlungen in den Zeitungen, in welchen er argumentierte, dass die heiligen (qudsi) Grundsätze des Qur'an für das Islamische Volk festgelegt und durchgeführt werden müssen, um die Glückseligkeit beider Welten (djihan) zu gewinnen, rief mit lauter Stimme hinaus, wo die Quelle des Fortschritts (zu finden) ist und wahre Vollkommenheit (haqiqi kemalat) und verteidigte seinen Standpunkt mit Heldenmut selbst noch vor dem Kriegsgericht (Divani Harb). So erklärt sich denn hier ein klein wenig, wie diese wunderbare Persönlichkeit gelebt und gewirkt hat, so als habe sie den Geist einer Gemeinschaft inne, die aus Menschen mit verschiedenen Begabungen, sowie ganz unterschiedlichen Denkweisen und Fähigkeiten besteht. Es ist, als besäße diese Persönlichkeit all das an Schönheit und Vollkommenheit (kemalat), womit alle Leute von Wahrheit (ehl-i haqq) und Verstand, die in den 1300 Jahren seit dem Entstehen des Islam gekommen und wieder gegangen sind, den strahlenden Baum der Islamiyet über die Jahrhunderte hinweg wie mit verschiedensten Blumen und Früchten geschmückt haben, trüge (dies alles) gleichsam wie Orden und Ehrenzeichen mit sich. Es ist, als würden islamische Wissenschaft und Bildung durch diese Person erneut wieder ins Leben gerufen. Es ist, als ob die heiligen Meister (qudsi ustadh), Gelehrten und Exegeten, die durch den Unterricht (ders) und in der Führung des Großen Propheten zur Wahrheit (haqiqat) gelangt und bis zur Vollkommenheit (kemalat) fortgeschritten waren und nun jede Gruppe jeder einzelnen islamischen Gemeinschaft in den Kreis der Erleuchteten führen und leiten und als wäre nun diese Persönlichkeit zum Erben (varith) all dieser verschiedenen Wege (meslek) und Wissenschaften (ilim) ernannt worden. Mit allen Schönheiten und Vorzügen vergangener Zeiten bekleidet entstand nun in unserem Jahrhundert dieses Wunder unserer Zeit, Said Nursi Hazretleri, der auf diese Weise im Namen des Qur'an und mit Hilfe der Risale-i Nur begann, jenen Dienst am Glauben zu versehen und jenen inneren Kampf (djihad-i manevi) zu führen, dessen Aufgaben ansonsten nur eine Gemeinschaft, ein hohes Gremium, ja vielleicht ein gewaltiges Heer ausführen könnte, mit Gottes Hilfe (izn-i Ilahi) zu erfüllen und alle seine Pflichten zu übernehmen. Die geistige Körperschaft der Nur-Schüler, welche aus jener Kraft und Verbundenheit entstanden war, welche aus dem Licht der Islamiyet und der Bruderschaft des Glaubens (iman) erwächst, war angetreten, um den Leuten des Irrtums (ehl-i dalalet) gemeinsam Widerstand zu bieten, errichtete auf diese Weise als Stützpunkt aller Gläubigen die Mauer des Qur'an gegen die rote Gefahr einer Besetzung des Vaterlandes und wurde nun der Schoß aller Liebe (muhabbet), Brüderlichkeit und Einheit (ittifaq) wie einst in der islamischen Welt (alem) eines tapferen türkischen Volkes. Said Nursi ist eine Persönlichkeit, die über ganz besonders umfangreiche Begabungen verfügt. In all diesen Begabungen ist er allen weit voraus. Er erforscht mit großer Aufmerksamkeit jedes Einzelne und das Ganze, die äußere Welt in ihrem kleinsten Kreis und den inneren Kreis, z.B. die Atome und zugleich auch die Milchstraße, betrachtet sie und zeigt so in ihnen das Licht der Einheit (envar-i Tauhid) und beweist es zugleich. Dabei ist er einerseits mit der elementare Versorgung durch den Glauben (iman) beschäftigt, der die gesamte Islamische Welt (alem) und die ganze Menschheit umfasst. {Der Glaube ist ein Grundelement im menschlichen Zusammenleben. (A.d.Ü.)} Andererseits aber führt er ein Einsiedlerleben und betrachtet dabei die einzigartigen Werke der Natur (fitrat), welche Briefe sind, geschrieben mit der Feder des Allmächtigen (qudret) und Wunderwerke göttlicher Kunstfertigkeit, versenkt sich dabei in das Buch der Schöpfung, erfüllt so täglich dergleichen verschiedene erhabene Aufgaben und schreitet auf diese Weise in unendlicher Freude zur Erkenntnis Gottes und Seiner Gegenwart (marifet-i Ilahiye ve hudhur) in Seinem Lichte (envar) fort. So sind denn diese Geisteshaltung (halet-i ruhiye) und die heiligmäßige Verfassung im Leben (hayat) unseres Meisters (Ustadh), wie wir sie in jedem seiner Abschnitte bezeugen können, so auch das Leben, das er in Emirdagh verbracht hat, stets von diesem oben dargestellten Sinn erfüllt. Und das, auch wenn es in seinen gesammelten Briefen, worin dies bis zu einem gewissen Grade bereits dargestellt worden ist, noch etwas zu kurz kommt. Man hat sich in dieser Biographie mit nur einem Tropfen aus diesem Ozean zufrieden gegeben. Said Nursis Entlassung aus dem Gefängnis in Denizli und seine Verbannnung nach Emirdagh Im Juni 1944 erfolgte der Freispruch durch den Hohen Strafgerichtshof in Denizli, danach die Entlassung aus dem Gefängnis, und so kehrten die Nur-Schüler wieder in ihre heimatlichen Provinzen zurück. Was jedoch unseren Meister (Ustadh) betrifft, so verblieb er im städtischen Hotel in Denizli bis ein neuer Befehl aus Ankara ergangen war. Doch wegen der Verhaftung der Schüler der Risale-i Nur und der Verhandlungen gegen sie, fühlte sich das Volk von Denizli mit der Risale-i Nur eng verbunden. So gab es selbst in der Justizbehörde zwei oder drei Beamte, die während der Verhandlungen am Gerichtshof ihre Verbundenheit mit der Risale-i Nur zum Ausdruck brachten und sich für deren Verbreitung in Denizli einsetzten. Später haben dann aus dem Kreise der Risale-i Nur jener als "gerecht" bezeichnete Richter ("hakim-i adil") als Vorsitzender des Gerichts und seine Beisitzer und alle Patrioten, die sich in dieser Angelegenheit eingesetzt hatten, mit ihrem gerechten Urteil und durch ihren Einsatz allen Leuten des Glaubens (ehl-i iman) nicht nur eine große Freude bereitet, sondern sich auch einen inneren, für ewig strahlenden Stand (maqam) erworben. * * * Nachdem Said Nursi noch zwei Monate in Denizli geblieben war, erhielt er den Auftrag (memur), seinen Wohnsitz (ikamet) in der Stadt Emirdagh in der Provinz (vilayat) Afyon zu nehmen. Und dort in Emirdagh musste er vom August 1944 an in der Verbannung leben. Dort blieb er also zunächst einmal vierzehn Tage lang in einem Hotel, danach mietete er sich ein Haus und bezahlte auch selbst die Miete für dieses Haus. Sein Leben (hayat) dort in Emirdagh kann man auf folgende Weise zusammenfassen: Er stand ständig unter polizeilicher Beobachtung. Und obwohl er doch vom Gericht freigesprochen worden war und man ihm auch seine Bücher wieder zurückgegeben hatte, ließ man ihn dennoch nicht frei. So stand er mehr als je zuvor unter Kontrolle und war sowohl durch sein Fenster als auch durch seine Türe einer ständigen Beobachtung ausgesetzt. So wie er bereits in seinen Briefen berichtet hatte, musste er in Emirdagh manchmal an einem Tag mehr Schikanen über sich ergehen lassen als in Denizli während eines ganzen Monats. Wie schlecht unser Meister (Ustadh) dort behandelt wurde und in welcher Weise man dort ständig mit ihm umging, konnten wir von der Bevölkerung dort in Emirdagh aus nächster Nähe erfahren. Da nun aber den heimlichen Komiteen der Gottlosen auf seinen Freispruch durch den Gerichtshof in Denizli hin und durch dessen Hände in der Verbreitung der Risale-i Nur und Said Nursis Dienst am Glauben (iman) eine Mauer entstanden war, versuchten sie nun ihn auf anderen Wegen bei den Ämtern der Regierung zu verdächtigen und dort gegen ihn zu hetzen, um ihn am Ende auf diese Weise gänzlich zu eliminieren. Und dieser Plan stand für sie fest. Ein Wächter verließ nie den Platz vor seiner Tür. Daher war es immer schwer, sich mit unserem Lehrer (Ustadh) zu treffen. Die Familie Tjalishkan, welche in Emirdagh ein Haus besaß (Hanedan), nahm als erste näheren Kontakt mit unserem Meister (Ustadh) auf, erwies dieser alten und nicht nur gelehrten, sondern auch hochanständigen (fadl) Persönlichkeit, die in ihre Stadt verbannt worden war, ihre enge Freundschaft, eilte rein um Gottes willen (lillah) zu seinen Diensten und ließ niemals darin nach, ohne jemals darauf zu achten, dass diese Verbundenheit vielleicht missdeutet werden könnte und man vielleicht auch noch Lügen und Gerüchte über sie verbreiten könnte. Zugleich mit der Familie Tjalishkan wurden auch viele andere treue Gläubige (sadiq mu'min) in Emirdagh zu Nur-Schülern, die sich am Nur-Dienst unseres Lehrers (Ustadh) beteiligen. {(*): Heute sind die Einwohner von Emirdagh im Allgemeinen Freunde und Anhänger der Risale-i Nur. Und es gibt sehr viele Schüler. In Emirdagh und den umliegenden Dörfern wird ständig Unterricht gehalten und aus der Risale-i Nur gelesen.} Sie begannen also nun, die Risale-i Nur zu lesen, zu schreiben und in ihrer Umgebung zu verbreiten. Es ist ja allgemein bekannt, dass ein bedeutender Teil des Volkes, nachdem unser Lehrer (Ustadh) seinen Aufenthalt (ikamet) in Emirdagh genommen hatte, durch seinen Unterricht in der Risale-i Nur hinsichtlich Wissenschaft (ilm), Glaube (iman), Ethik (ahlaq) und Moral (fadilet) Fortschritte gemacht hatte, was sogar die Leute von der Regierung ausdrücklich bestätigt haben. {(*): Ustad Said Nursi sagte immer, dass er Emirdagh stets die Bedeutung einer Schule der Risale-i Nur (Dersane-i Nuriye) zuerkenne. Städte und Dörfer wie Sav, Barla, Emirdagh und Eflani, in denen die Risale-i Nur weitgehend verbreitet ist und gelesen wird, hat er diesen Titel einer Dersane-i Nuriye verliehen. Und so betet er denn für sein eigenes Dörfchen Nurs und alle seine Bewohner, die Lebenden und die Toten, für alle unschuldigen Kinder und die gesegneten Frauen und lässt sie an seinen inneren Verdiensten teilhaben.} Die Schüler in Emirdagh berichten über das Leben (hayat) ihres Lehrers (Ustadh) in Emirdagh folgendes: Unser Lehrer (Ustadh) stand in Emirdagh ständig unter polizeilicher Überwachung. An sonnigen Tagen pflegte er spazieren zu gehen. Im Frühling und zur Sommerszeit war es die Gewohnheit unseres Meisters (Ustadh) auf jeden Fall ins offene Land hinaus zu gehen. Er ging stets allein, blieb für einige Stunden und kehrte danach wieder in sein Haus zurück. Häufig, sobald er ins offene Land hinaus trat, ließ man jemandem ihm nachgehen. Manchmal verfolgte ihn ein Wachmann, ein andermal ein Polizist. Ein Mal wurde sogar nach ihm geschossen; doch wurde er nicht getroffen. Eines Tages kam einmal ein Regierungsbeamter hinter ihm her gelaufen: "Es ist verboten, hinaus zu gehen! Du darfst diese Mütze nicht aufsetzen! Du darfst keinen Turban tragen!" In dieser Art Befehlston pflegte er mit ihm umzugehen und sich aggressiv ihm gegenüber zu betragen. So kehrte denn Ustadh wieder nach Hause zurück. Dergleichen Arten ihn zu behandeln gab es viele. Die Aufgaben und Arten der Beschäftigung, denen unser Meister (Ustadh) in Emirdagh nachging, waren so wie auch an anderen Orten nicht auf eine einzige Aufgabe (vazifah) beschränkt. Aus der Sammlung seiner Briefe, von seinen Freunden, die gelegentlich kamen, um ihn zu besuchen, von seinen alten Studienkollegen und Schülern, gelegentlich auch von einigen ihm besonders nahe stehenden Schülern, Nachbarn und anderen Mitbewohnern (seiner Stadt) haben uns viele berichtet und bezeugt: Es gab da die verschiedensten Dienste und Aufgaben (vazifah), die nach der Wahrheit hin ausgerichtet waren oder aus ihr hervorgingen und jeden Tag bemühte er sich darum, sie zu erfüllen. Und während er sich stets wieder damit beschäftigte, Werke wie die "Worte (Sözler)" oder die "Blitze (Lem'alar)", welche das Licht (Nur) der qur'anischen Wahrheit (haqaiq) sind, abzufassen, zu korrigieren und zu verbreiten. Dabei hatte er das sehnsüchtige Verlangen, alles Sein (maudjudat) zu betrachten, das ja ein Kunstwerk ist, entstanden aus einem Wort der Göttlichen Allmacht (kelimat-i qudret) und so das Buch der Schöpfung (kitab-i kainat) zu studieren. Die auf dem Antlitz der Erde geschriebenen, auf den Seiten des Frühlings dargestellten wunderbaren Werke der göttlichen Weisheit (hikmet) und Barmherzigkeit (rahmet), alle die staunenswerten Kunstwerke Gottes, die Bäume und die übrigen Pflanzen und alle Tiere wie Siegel der Göttlichen Einheit (Tauhid) zu lesen, die auf ihren Gesichtern erstrahlen, war er stets besonders hingerissen. So breitete er denn seine Schwingen, um auf den Stufen der Glaubenswahrheiten (haqaiq-i imaniye) den grenzenlosen Horizonten der Gotterkenntnis mit wahrhaftiger Gewissheit (haqqa-l'yaqin) entgegen zu schweben. Überhaupt war das Nachsinnen (tefekkur) die Grundlage seiner Berufung (meslek), so wie er sie dem Qur'an entnommen hatte. In all seinen Werken weist er stets den Menschen an, nachzusinnen (tefekkur) und unterrichtet (ders) sie in der Besinnlichkeit (tefekkur). Die Erkenntnis Gottes (marifet-i Ilahiye), die man durch Wissenschaft (ilm) und Kontemplation (tefekkur) gewinnt, verleiht der Seele (ruh) eine Weite so ausgedehnt wie das Universum. وَفِى كُلِّ شَىْءٍ لَهُ اَيَةٌ تَدُلُّ عَلٰٓى اَنَّهُ وَاحِدٌ {Jahr der Anbetung."und in jedem Ding findet sich für ihn ein Zeichen, das beweist, das Er ein Einziger ist."} Und in jedem Ding finden sich Hinweise auf jenen einen und einzigartigen Künstler (Sani'-i Vahid), die ausdrücken dass es solche Beweise und deutliche Zeichen (ayat) gibt. تَفَكُّرُ سَاعَةٍ خَيْرٌ مِنْ عِبَادَةِ سَنَةٍ {"Eine Stunde Nachdenkens ist besser als ein Jahr der Anbetung."} So handelte er stets diesem tief, inneren Sinn (sirr) entsprechend. * * * Über den Versuch, unseren Meister (Ustadh) in Emirdagh zu vergiften Ein Polit-Beamter sagte einmal zu dem Hauptwachman, um ihn zu täuschen: "Wir haben von oben Befehl erhalten, ihn zu erledigen.", woraufhin der so hintergangene sich eine Leiter nahm, des Nachts zum Fenster unseres Meisters (Ustadh) hinauf stieg und Gift in sein Essen streute. Anderen Tages begann unser Meister (Ustadh) sich infolge dieser Vergiftung in Krämpfen zu winden. Doch obwohl die Wirkung des Giftes gewaltig war, sagte er dennoch selbst: "Durch den Segen (feyz) der geheiligten Rezitationen (evrad-i qudsiye), wie der Gebete unseres Propheten (Djevshenu-l'Kebir) werde ich vom Tode errettet werden. Doch die Qualen dieser Krankheit sind ganz entsetzlich." Obwohl er nun eine Woche lang kaum Nahrung oder etwas zu trinken zu sich nahm, sondern nur noch in seinem elendiglichen Zustand wimmernd und stöhnend liegen blieb, genaß er danach mit Gottes Erlaubnis (biiznillah) wieder, nahm seine Arbeit wieder auf und begann wieder mit seinen Aufgaben (vazifah), wie z.B. den Korrekturarbeiten an der Risale-i Nur. Doch auch z.Zt. seiner schweren Krankheit versäumte er niemals seine Gebete (namaz). Erst als man bereits zum zweiten und dritten Mal versuchte, ihn zu vergiften und er seine Krankheit kaum noch zu ertragen vermochte, konnte er seine Gebete (fardh) für zwei, drei Tage nur mehr liegend verrichten. Zwei Schüler, die in den Tagen, da er noch in Lebensgefahr schwebte, mit Tränen in den Augen bis zum Morgengrauen am Lager ihres Meisters (Ustadh) aufmerksam Wache hielten, sagten einmal: "Gegen Tagesanbruch richtete er sich auf, erhob, obwohl er seine Augen noch geschlossen hielt, seine Hände zu Gott (dergah-i Ilahiye) und sprach mit leiser Stimme zum Wohl des Dienstes an der (Risale-i Nur) und zum Segen (selamet) ihrer Schüler einige Worte im Gebet (dua). Danach versank er in einen Zustand der Bewusstlosigkeit und fiel auf sein Lager zurück." Bei dem Dienst, den sie (an seinem Lager) versahen, wechselten sich stets zwei drei Schüler gegenseitig ab. Eine Zeitlang versuchte man, selbst das noch zu verbieten, doch seine Schüler ließen niemals in ihrem Eifer nach und zeigten stets eine hohe Opferbereitschaft. Ein hoher Regierungsbeamter in Emirdagh sagte später einmal zu einem seiner Kollegen, der einer der tapferen Nur-Schüler war: "Es gibt da einen geheimen Plan und Befehl, Said Nursi insgeheim aus dem Wege zu räumen!" So liefen denn alle (Arten), wie man mit unserem Meister (Ustadh) umging, im Sinne genau dieses Planes ab. So geschah es denn nicht ein, zwei Mal ausnahmsweise, sondern lange Jahre in folge immer wieder, dass man ihn körperlich quälte und unterdrückte, ihn auch seelisch schikanierte und dabei ständig beobachtete, was (für alle) stets sehr schmerzlich und bitter war. Während der ersten beiden Jahre ging unser Meister (Ustadh) zur Moschee auf dem Marktplatz und nahm dort am gemeinsamen Gebet teil. An den meisten Tagen verrichtete er das Nachmittagsgebet (ikindi) in der Moschee und blieb dort bis zum Nachtgebet (yatsi). Danach kehrte er wieder nach Hause zurück. So gingen zwei Jahre dahin. Danach sagte der Landrat, dass er sich dort mit Leuten treffe und verbot ihm also den Besuch in der Moschee. Während seines Aufenthaltes in Emirdagh wurde die Risale-i Nur an vielen Orten, besonders aber in Isparta per Hand vervielfältigt. Es waren sehr viele, welche diese Abhandlungen (risalah) lasen, ihren Nutzen daraus zogen und nun kamen, um den Meister (Ustadh) zu besuchen. Doch von denen, die gekommen waren, um ihn zu besuchen, gelang es nur einem kleinen Teil, ihn zu sehen. Allein diejenigen, welche mit noch größerem (Eifer) der Risale-i Nur in vollkommener Treue und Aufrichtigkeit zu dienen vermochten und (diesen Dienst) rein um Gottes willen (lillah) in Liebe (muhabbet) und Brüderlichkeit (uhuvvet) auf sich nahmen, konnten ihn auch besuchen und an den Lektionen (ders) und an den Gesprächen (sohbet) unseres Lehrers (Ustadh) teilnehmen. Unser Lehrer (Ustadh) sprach mit den einzelnen Besuchern je nach deren unterschiedlichem Verständnis und dem Grad ihres Auffassungsvermögens (fehim), lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Risale-i Nur und ihren Dienst am Glauben (iman) und versicherte sich dabei betont und vollkommen überzeugt, dass das Volk aus den Wahrheiten der Risale-i Nur und dem Dienst am Glauben (iman) in ihrer äußerlichen und innerlichen (Lebensgestaltung) den größtmöglichen Nutzen erfahren konnte. Und dabei kamen die Besucher aus den verschiedensten Volksschichten, waren zum Teil Wissenschaftler (ehli ilim) und zum Teil noch ganz junge Leute. Nach ihrem Freispruch in Denizli steigerte sich das Interesse (intibah) sogar unter den Beamten und auch die Zahl der Nur-Schüler wuchs. Worüber unser Meister (Ustadh) mit seinen Besuchern sprach Vor allem anderen und in großen Zusammenhängen erklärte er ihnen, dass das einzige Ziel des Dienstes an der Risale-i Nur darin besteht, den Glauben (iman) zu stärken (quvvet), um so von Volk und Vaterland die Gefahr abzuwenden, die ihm durch den Atheismus und Kommunismus droht; dass die Aufagabe (vazifah), die jetzt und vor allem jedem Einzelnen und der Gemeinschaft zukommt, die Pflicht ist, den Glauben (iman) zu stärken und zu retten; dass die größte Herausforderung in unserer Zeit darin besteht, am Qur'an festzuhalten; dass die Risale-i Nur sich mit aller Macht (quvvet) auf dieses Thema konzentriere, worin hinwiederum die Feinde von Volk und Vaterland, diese heimlichen Gottlosen einen Vorwand gefunden haben, zum Angriff überzugehen und andere zu provozieren; "denn schließlich müssen wir uns stets positiv verhalten. In unseren Händen halten wir das Licht, nicht die politische Keule. Und hätten wir auch hundert Hände, so sind sie doch allein für das Licht schon genug." Da ja die Feinde des Glaubens durch das Licht (Nur) besiegt werden können und zudem unser positives Verhalten, der Wirkung einer Atombombe vergleichbar ist, während gleichzeitig die Risale-i Nur sich nicht mit Politik beschäftigt, da ja die wichtigste Grundlage unserer Berufung (meslek) die Aufrichtigkeit (ikhlas) ist, dürfen wir uns unmöglich etwas anderes zum Ziel setzen, als das Wohlgefallen Gottes (riza-i Ilahi) zu erlangen. Allein darin liegt also die Kraft (quvvet) des Lichtes (Nur). Unsere Aufrichtigkeit (ikhlas), verbunden mit einem positiven Verhalten wird dabei zugleich mit der Gnade und Barmherzigkeit Gottes (inayet ve rahmet-i Ilahiye) die Risale-i Nur beschützen! Usw... Nach dem Zeugnis derer, welche am Unterricht (ders) und den Gesprächen (sohbet) mit unserem Lehrer (Ustadh) teilgenommen haben, können wir sagen: So wie der Unterricht (ders) und das Gespräch mit ihrem Lehrer (Ustadh) für viele junge Leute zum Rettungsanker wurden, so wurde er zugleich auch eine Quelle immerwährender Hilfe im opferbereiten Dienst an der Risale-i Nur. Die Mehrheit opferbereiter Nur-Schüler fand sich vielleicht ein Mal oder höchstens ein paar Mal zu derartigen Unterweisungen (ders) und Ermahnungen ein. Während er sich noch in Emirdagh aufhielt, entsandte er einmal wegen des Dienstes an der Risale-i Nur einen Schüler nach Ankara, der dort die Weltlage (hal-i aleme) betrachtete und sich fragte: "Wann werden doch die Menschen auf die Wahrheiten der Risale-i Nur hören, wie die schweren Vorhänge der Finsternis zerreißen, wie ihre innerliche Dunkelheit überwinden?" und darüber in Hoffnungslosigkeit verfiel. Als er dann einige Zeit später wieder zu unserem Meister (Ustadh) nach Emirdagh zurückkehrte, sagte dieser große Lehrer (Ustadh) zu ihm: "Unsere Aufgabe (vazifah) ist der Dienst. In ihr erfolgreich zu sein und sie für die Menschen annehmbar zu machen, ist die Aufgabe (vazifah) Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq). Wir sind nur dazu verpflichtet, unsere Aufgabe (vazifah) zu erfüllen. Du verzweifle nicht dort, wann diese Menschen auf die Risale-i Nur hören werden und mach dir deswegen keine Sorgen! Aber wisse genau: Die unzähligen Einwohner der englischen Welten (Mele-i A'lanin) jubeln heute der Risale-i Nur zu. Darum hat (auch dies alles hier unten überhaupt) keine Bedeutung. Der wahre Wert zeigt sich nicht in der Masse sondern in der Qualität! Manchmal ist ein einziger, opferwilliger Schüler tausenden anderer gleich." So nahm er ihm seine Hoffnungslosigkeit weg. Unser Meister (Ustadh) ging zunächst allein und zu Fuß ins Land hinein. Später begann er für seine Ausflüge eine Pferdedroschke (fayton) zu benutzen. Doch hat man nie gesehen, dass er einmal den Wagen kostenlos gebrauchte. Dabei nannten wir ihm jedes Mal nur den Gegenwert in Höhe der tatsächlichen Unkosten und sagten ihm dabei: "Hier ist dies der ortsübliche Preis dafür." (Der Droschker erzählte uns dann später): "Er hat uns in jedem Fall mehr gegeben, als nur das, was wir mit einander abgesprochen hatten." Dabei sagte er dann: "Es geht unmöglich, dass ich den Preis nicht bezahle. So wie mich ein Bissen, den ich umsonst bekommen und nicht bezahlt habe, geradezu krank macht. Also muss ich den Gegenwert dafür geben und bin verpflichtet ihn zu bezahlen." Er ging recht häufig im Frühling, im Sommer und im Herbst spazieren und nur im Winter ging er lediglich ab und zu einmal ins Land hinaus. Emirdagh ist nach vier Seiten hin offen. Es gibt dort verschiedene Lehrhäuser (dershane), wo man damit beschäftigt ist, (die Abschriften) der Risale-i Nur zu korrigieren. Seit er sich in Emirdag niedergelassen hatte, lebte er ständig unter polizeilicher Überwachung und da er immer dann, wenn er in das Land hinaus ging, häufig von Polizisten oder Wachleuten verfolgt wurde, ging er stets allein, saß für sich allein, arbeitete für sich allein. So ging es bis zum Jahre 1947 weiter. Nur einer seiner Schüler fuhr ihn mit der Droschke (fayton) hinaus. Doch wenn er sich dann setzte, blieb er wieder für sich allein. Draußen im Lande beschäftigte er sich meistens mit Korrekturarbeiten. So beschäftigte er sich eine Zeitlang damit, diese Korrekturen handschriftlich anzufertigen. Später schafften sich einige opferfreudige Schüler in Isparta und Inebolu eine Kopiermaschine an und begannen das Gesamtwerk der Risale-i Nur damit zu vervielfältigen. Und so begann denn nun auch unser Lehrer (Ustadh), einzelne Bände, die man ihm zur Korrektur gebracht hatte, zu verbessern. Unser Lehrer (Ustadh) legte (im Dienste der Risale)-i Nur auf die Schreib- und Korrekturarbeiten großen Wert. "Die Risale-i Nur ist ein Wunder des Qur'an, das dieses und die kommenden Jahrhunderte erleuchten wird.", sagte er dabei. Diesen Dienst an der Risale-i Nur akzeptierte er als die größte Aufgabe (mes'ele) unserer Zeit und versah ihn denn auch dieser Bedeutung entsprechend. Wenngleich auch unser Lehrer (Ustadh) für flüssiges Schreiben und kaligraphische Schriftzüge nicht begabt war, so war er doch bereit, sich an den alltäglichen Aufgaben jener segensreichen (bereket) und erleuchtenden (Nur) Korrekturarbeiten zu beteiligen. Wenn er auch oft stundenlang arbeitete, so wusste er doch nicht wozu er denn eigentlich ausruhen sollte. Für unseren Meister (Ustadh) war die Erfüllung (seines Dienstes an der Risale)-i Nur die reinste Seelennahrung. Selbst noch während seiner schweren Krankheit sah man ihn auch trotzdem weiter arbeiten. Doch zog er sich nun vom gesellschaftlichen Leben völlig zurück und empfing niemanden mehr. Auch der Briefverkehr wurde ihm verboten; so blieb er denn von allem Trost und vertrauten Umgang in einer menschlichen Gemeinschaft ausgeschlossen. Doch selbst noch in diesem absoluten Nichts an Etwas gelang es ihm, einen unerschöpflichen Reichtum zu erwerben: Göttliches Erbarmen (Rahmet-i Ilahiye) schenkte ihm in Seiner Güte (ihsan) die Lichter (Risale-i Nur). Er hatte nicht Weib noch Kind, nichts und niemanden, besaß weder Haus noch Hof auf dem ganzen Erdenrund und keine einzige Elle an eigenem Grund und Boden. Er hatte einzig und allein seine Risale-i Nur. Sie aber war sein ein und alles. Seine Freude und die Quelle seines Trostes war sie. Und alle seine Begabungen richteten sich nach diesen Lichtern (Risale-i Nur) aus. So sah er es auch als seine natürliche Aufgabe (fitri vazifah) an, über diese Lichter (Risale-i Nur) zu unterrichten (ders) und zu unterweisen und sie unter den Menschen zu verbreiten. Die Worte unseres Lehrers (Ustadh) flossen von Milde (halavet) über und seine Ansprachen waren weit über jeder Redegewandtheit (beleghat). Während seiner Wanderungen traf er mit Menschen aus allen Volksschichten zusammen, von denen sehr viele aus den Bergen, den Steppen und Wäldern kamen, Landwirte oder Kaufleute waren, und unterhielt sich (sohbet) mit ihnen. Trotzdem der Dienst unseres Lehrers (Ustadh) am Qur'an bereits sehr groß und umfangreich war, waren allein schon seine Unterweisung (ders) und seine Rechtleitung (irshad), einmal angenommen, all sein Dienst und seine ganze Beschäftigung mit den Leuten würden sich auf Besuche und Gespräche (sohbet) beschränken, bereits so bedeutsam und umfangreich, dass man allein deswegen schon von einem beispiellosen Dienst sprechen könnte. Sein Dienst in diesem Bereich war geradezu großartig. Solange er noch in Barla war, Männer und Frauen, die er als Brüder, Kollegen und Gefährten im gemeinsamen Glauben angenommen hatte, wie er später auch in Emirdagh und den umliegenden Dörfern wieder sehr viele Gefährten im gemeinsamen Glauben, Schüler und Mitbrüder hatte. Sein ganz besonderes Interesse galt auch den unschuldigen Kindern. Die unbegrenzte Ehrenhaftigkeit und Rechtschaffenheit unseres Meisters (Ustadh) stand ohne allen Zweifel fest und sie zu leugnen wäre außerhalb der Möglichkeit. Sein Leben lang vermied er es, Kontakte mit Frauen zu unterhalten und vermied es auch allzeit streng, seine Blicke umherschweifen zu lassen. Aus einem seiner Briefe wird ersichtlich, dass er sich bereits in seiner Jugendzeit auf dem höchsten Gipfel seiner Ehrenhaftigkeit und Rechtschaffenheit befand. Darüber steht das Zeugnis derer, die ihn aus der Nähe kannten und mit seinem Leben (hayat) vertraut waren, fest. Alle Leute nahmen sich diese Ehrenhaftigkeit und Rechtschaffenheit unseres Meisters (Ustadh) zum Vorbild und sie legten ihm gegenüber auch ein Interesse an jenseitigen und geistlichen Dingen an den Tag. Unser Lehrer (Ustadh) betete (dua) viel für die Frauen, die er als seine Gefährtinnen im gemeinsamen Glauben angenommen hatte, und auch für die unschuldigen Kinder, die er zu seinen geistigen Söhnen und Schülern zählte. Und er sagte zu ihnen ohne Umschweife, dass die Frauen Heldinnen der Liebe (shefqat) seien; dass es in unserer Zeit überaus notwendig sei, sich der islamischen Sitte gemäß zu verhalten; sie sind für das jenseitige Leben ihrer heranwachsenden unschuldigen Kinder verantwortlich; wenn sie sie im Glauben (dindar) erziehen können, erhalten sie auch selbst ihren Anteil daran; auch bittet er sie um ihr Gebet (dua), da er jetzt sehr krank und hinfällig geworden ist, so wie er auch selbst für die alten Frauen betet (dua); auch betet (dua) er für all die jungen Frauen, die selbst ihre Gebete (namaz) verrichten und wird sie dereinst im Jenseits (akhira) als seine Schwestern begrüßen. Doch sprach er selbst nicht viel. Die gesegnete Gemeinschaft der Frauen empfand in der Reinheit ihrer Herzen (qalb), dass Said Nursi ein hochachtbarer Mann von Wahrheit und Gerechtigkeit (ehl-i haqq ve haqiqat) ist. Was die Gespräche und den Umgang (sohbet) unseres Lehrers (Ustadh) mit den unschuldigen Kindern betrifft, so waren sie stets lehrreich und (die Kinder) immer fröhlich. Wenn diese unschuldigen (Kinder) in Emirdagh und aus den umliegenden Dörfern zu ihm kamen, nahm er sie ganau so wichtig wie die großen (Leute) und wandte sich ihnen von ganzem Herzen zu und sagte zu ihnen: "Meine Kinder! Ihr seid noch unschuldig. Ihr kennt noch keine Sünde. Ich bin sehr krank. Betet (dua) für mich, denn eure Gebete (dua) werden noch angenommen. Auch ich habe euch als meine geistigen Kinder und meine Schüler mit in mein Gebet (dua) aufgenommen." Diese Kinder grüßten ihren Meister (Ustadh) mit Augen, die in Liebe (muhabbet) überströmten und leuchteten (Nur). Unser Meister (Ustadh) grüßte (selam) sie mehr noch als die Erwachsenen in ihrer Gottvergessenheit (ghafil) mit Innigkeit und großem Ernst. Und er sagte: "Dies sind die zukünftigen Nur-Schüler. Der Grund dafür, warum sie sich für mich interessieren und sich mir zuwenden, ist folgender: Diese unschuldigen Seelen (ruh) spüren, dass die Risale-i Nur zu ihrer Hilfe gekommen ist. Weil aber nun ich der Interpret der Risale-i Nur bin, zeigen sie unbewusst diese opferfreudige Liebe und ein solches Interesse." Auch empfahl unser Lehrer (Ustadh) die jungen Leute, die zu ihm kamen, immer wieder ihre Lektionen (Nur dersleri) zu lesen, um so die Gefahren der Sittenlosigkeit vermeiden zu können, woraus sie einen großen Nutzen ziehen und wodurch sie glücklich werden könnten und gemahnte sie zudem daran, dass es notwendig ist, das Gebet (namaz) zu verrichten. Durch dergleichen Unterweisungen sind vielleicht schon Tausende junger Leute zu Besinnung gekommen. Wiederum erteilte er seinen Unterricht (ders) im Lande draußen und auf der Straße den Beamten und den Arbeitern, einem jeden im Vergleich mit seiner jeweiligen Tätigkeit entsprechend (munasib), sagte ihnen, wie wichtig es ist, das Gebet (namaz) zu verrichten und betonte dabei, dass ihre derzeitigen weltlichen Beschäftigungen einmal bei der Abrechnung im Jenseits (akhiret) mit einbezogen werden. Diese Art Unterricht zeigt ganz besonders, dass die Vorstellung derer, die behaupten, "der Glaube (din) verhindert den Fortschritt", nichts als Wahnvorstellungen sind. Denn zum Licht des Glaubens (iman nuruna) zu gelangen sichert im Gegenteil für den Menschen, sein Land und sein Volk das Glück nach innen und außen und zugleich auch den Fortschritt. Es ist doch ganz klar, wie sehr die Vorstellung, dass am Ende die Glückseligkeit und das ewige Licht (Nur) erhalten wird, wer das Gebet (namaz) verrichtet und dabei in seinem Betragen geradlinig (istikamet) ist, während ihm seine Arbeit in dieser Welt (dunya) und all seine Mühe für das Jenseits (akhiret) gut geschrieben wird, ihn sicherlich dazu motivieren wird, seine Aufgabe (vazifah) mit Liebe und Freude zu erfüllen. So müssen denn alle Beamten, Handwerker und Kaufleute diese Wahrheit als ihr Leitprinzip akzeptieren und diese Unterweisung muss der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Dieses weiter oben dargelegte Thema ist wie ein Tropfen aus dem Meer und von all den nützlichen Diensten unseres Meisters (Ustadh) für das Volk, wie sie sich gar nicht alle aufzählen lassen nur ein Bruchteil. Wer die Islamiyet für fortschrittsfeindlich und die Gläubigen für Feinde des Fortschritts hält, möge sich schämen! {(*): Hier nun einige Beispiele für die Unterweisungen, die unser Lehrer (Ustadh) denen erteilte, die zu ihm kamen, (wobei er sie darin unterrichtete), dass auch weltliche Tätigkeiten, wenn sie nach Art religiöser Pflichten (fardh) verrichtet werden, die Form eines Gebetes (ibadet) annehmen. 1 - Einmal waren wir mit unserem Meister (Ustadh) Bediüzzaman Hazretleri im Hotel "Yildiz" in Eskishehir. Da sagte er ohne Umschweife zu einigen Arbeitern und Meistern, die aus einer Zuckerfabrik zu ihm kamen: Wenn ihr eure Gebete (fardh namazlar) verrichtet, werden zu gleicher Zeit auch alle eure Arbeiten, die ihr in dieser Fabrik verrichtet, zu einem Gebet (ibadet). Denn ihr verrichtet hier eine gesegnete (mubarek) Aufgabe, wodurch ihr eines der notwendigen Bedürfnisse des Volkes sicher stellt. 2 - Ein andermal saßen wir am Rande der Straße nach Eghirdir und lasen aus dem "Wegweiser für die Jugend". Da kam einer der dortigen Gleisarbeiter vorbei. Und wieder brachte unser Lehrer (Ustadh) in gleicher Weise ihm gegenüber zum Ausdruck: Wenn er die vorgeschriebenen Gebete (feraidh) verrichte, würden auch alle die Arbeiten, die er hier verrichte, zum Gebet (ibadet) werden, vorausgesetzt, dass er sich von den schweren Sünden enthalte. Denn diese Arbeit an einer Bahnstrecke, die einen Weg von zehn Stunden auf eine Stunde verkürzt, ist ein Dienst für alle Gläubigen, ein Dienst für alle Menschen, der nicht unbezahlt bleiben wird, ihm vielmehr im ewigen Leben Freude und Glück bringen wird. 3 - Und wieder ein anderes Mal erteilte er den Offizieren und den einfachen Soldaten der Luft- und Landstreitkräfte in Eskishehir in gleicher Weise die folgende Lektion: "Diese Flugzeuge werden eines Tages der Islamiyet einen großen Dienst erweisen. Wenn ihr eure Gebete verrichtet (fardh namazlar) oder sie wenigstens nachholt (qadha), falls ihr sie nicht rechtzeitig (zaman) verrichten konntet, so werdet ihr, die ihr ja Soldaten seid, mit einer Stunde (Dienst) den Lohn (sevab) von zehn Stunden, ja als Soldaten im fliegenden Dienst mit jeder Stunde sogar den Lohn (sevab) von dreißig Stunden der Anbetung (ibadet) gewinnen. Es genügt, wenn ihr in euren Herzen (qalb) das Licht des Glaubens (iman nuru) tragt und das Gebet (namaz) verrichtet, das ja ein Erfordernis des Glaubens (iman) ist. 4 - Auch in Barla, in Isparta und in Emirdagh sagte er zu den Hirten dort: "Diese Tiere zu hüten und zu versorgen ist ein erhabener Gottesdienst (ibadet). Es sind ja sogar einige Propheten Hirten gewesen. Wichtig ist nur, dass ihr dabei eure Gebete (fardh namazi) verrichtet, sodass ihr euren Dienst für Gott erfüllt." 5 - Wiederum sagte er eines Tages zu den Arbeitern und ihrem Polier, die am Bau eines Kraftwerkes in Eghridir arbeiteten: "Dieses Kraftwerk ist für das ganze Volk von großem Nutzen. Damit auch ihr von diesem Nutzen für die Allgemeinheit euren Anteil bekommen könnt, müsst ihr auch das Gebet (fardh) verrichten. Dann gilt all eure Mühe auch (vor Gott) als ein Handel und ein Dienst (ibadet). Von dieser Art gibt es noch zehntausende Beispiele. Seine Schüler, die ständig in seinem Dienst stehen (für ihn sorgen und sich um ihn kümmern)} * * * Ein Teil der Briefe, die unser Meister (Ustadh) während seines Aufenthalts in Emirdagh geschrieben hat, (sowie einige Briefe) seiner Schüler An meine Brüder in Emirdagh Sagt denen, die ihre Verdächtigungen gegen mich erheben: (Wir kennen) aufgrund unseres Dienstes alle Briefe und Bücher, mögen sie nun aus seinem Privatleben (mahrem) stammen oder für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen sein und alle persönlichen Gegenstände (esrar) aus den letzten zwanzig Lebensjahren dieses Mannes, die der Regierung während einer gründlichen Hausdurchsuchung in die Hände gefallen sind. Während neun Monaten einer Untersuchung durch die Justizbehörden sowohl in Isparta, in Denizli als auch in Ankara konnte in fünf Kisten mit Büchern oder (verschiedenen anderen) Papieren kein einziger Gegenstand (der Anklage) gefunden werden, dessentwegen man auch nur einem einzigen Schüler eine Strafe von auch nur einem einzigen Tag hätte erteilen müssen, sodass die Gutachter (ehl-i vukufu) des Gerichtes sowohl in Ankara als auch in Denizli einstimmig beschlossen, ihn freizusprechen. Ferner erklärte dieser Mann, um dessen notwendige Angelegenheiten wir uns mit Rücksicht (hürmet) auf sein Alter kümmern, vor Gericht, und rief dabei alle anwesenden Brüder zu Zeugen auf und diese bestätigten ihm, dass er schon seit zwanzig Jahren Zeitungen oder politische Bücher weder gelesen, danach gefragt, oder sie auch nur erwähnt habe. Schon seit zehn Jahren kenne er außer (den Namen von) zwei Ministerpräsidenten, einem Gouverneur (vali) und einem Abgeordneten, keinen einzigen der Ministerialdirektoren oder anderer hoher Beamter, habe niemals einen von ihnen persönlich kennen gelernt und lege auch gar keinen Wert darauf. Und seit drei Jahren habe er sich nach diesem Weltkrieg weder erkundigt, noch wisse er sonst noch etwas darüber, interessiere sich auch nicht dafür und höre auch kein Radio. Unter dieser Regierung hat weder die Verwaltung, noch die öffentliche Sicherheit, auch nicht das Vaterland oder das Volk durch die einhundertdreißig bisher veröffentlichten Schriften, obwohl sie doch in den letzten zwanzig Jahren von hundert Tausend Menschen aufmerksam gelesen worden sind, auch nur den geringsten Schaden erlitten. Da in allen fünf Provinzen (vilayet) aufmerksame Polizisten, Untersuchungsbeamte, die Gerichtshöfe für Schwerverbrechen bei den vier Justizbehörden, drei davon in den Provinzen (vilayet) und einer am Sitz der Regierung, auch nicht die geringste Schuld finden konnten, mussten sie ihn (und seine Schüler) wieder entlassen. Wäre dieser Mann wirklich so gierig nach weltlichen (dunya) Dingen und so sehr an der Politik interessiert, wie kommt es dann, dass man davon keinen Niederschlag oder (sonst irgendwelche) Anzeichen findet?! Da man aber nun während der ganzen Gerichtsverhandlung überhaupt keine Anzeichen finden konnte, sah sich der Staatsanwalt in seiner Verbohrtheit dazu gezwungen anstelle von Fakten zu Möglichkeiten zu greifen und sprach nun in seinem Plädoyer wiederholt davon, dass er "es" tun könnte, sagte aber nicht, dass er "es" getan hat. Was heißt hier: "Er hätte es vielleicht tun können?" Und wer sagt denn, dass er es wirklich getan hat? (Das ist doch ein himmelweiter Unterschied!) Deshalb sagte ihm Said vor Gericht: "Es kann jeder einen Mord begehen. Unter einer solchen Anklage muss man Sie und jeden anderen vor Gericht stellen..." Kurz gesagt: Dieser Mann (Ustadh) ist entweder so völlig geistesgestört, dass er für solch abscheuliche weltliche Dinge dermaßen gar kein Interesse zeigt, oder aber er will sich aufrichtig für das einzusetzen, was das größte Glück des Landes und seines Volkes ist, weshalb er sich auf nichts anderes mehr einlassen will und darauf auch gar keinen Wert legt. Dann aber ist, ihn dabei zu behindern und derart unter Druck zu setzen, eine Art von Verrat an Volk und Vaterland und seiner Sicherheit. Und gegen ihn auch nur irgendeinen Argwohn zu hegen, der reine Wahnsinn. * * * Sich selbst sein Herz ausschütten (hasb-i hal) Ich überlasse es euch, dieses innerliche Zwiegespräch (hasb-i hal) den Behörden in Ankara zu Gehör zu bringen, nachdem ihr es korrigiert habt und wenn es euch gut dünkt. Wäre der Richter zugleich auch der Kläger, müssten solch hilflose (Menschen) wie ich, sagen: "Über wen soll ich bei wem mich beklagen? Denn auch ich bin verwirrt." Meine jetzige Lage ist in der Tat noch weit bedrückender als das Gefängnis. In ihr ist ein Tag ebenso quälend wie ein ganzer Monat in Einzelhaft. Hier in der Einsamkeit, in meinem Alter, bei meiner Krankheit, in meinem Elend, meiner Schwäche und bei aller winterlichen (Kälte) hat man mir auch noch alles verboten. Außer einem Kind und einem kranken Mann darf ich niemanden sehen. Schon seit zwanzig Jahren quält man mich mit dieser Gefangenschaft in vollständiger Isolation. Wollte man mich noch über diesen Zustand hinaus (mit noch mehr) Isolierung und Beobachtung quälen, müsste man befürchten, dass es die Würde Gottes verletzt und somit ein Unglück herbeiführt. Wie ich bereits vor Gericht gesagt habe, gibt es schon sehr viele Vorfälle, wie die vier schrecklichen Erdbeben, die sich in der gleichen Zeit ereigneten, wo wir dermaßen brutal überfallen wurden... Ja, ich nehme sogar an, dass es wahrscheinlich wäre, dass (der Umstand), dass die Justizbehörde in Afyon (während der Verhandlung vor) dem Gerichtshof in Denizli, der ich doch so sehr vertraut hatte, dass sie meine Rechte achten und mich beschützen werde, ganz im Gegenteil meinem Gesuch hinsichtlich der Risale-i Nur keine Beachtung geschenkt hat, was mich ganz verzweifelt gemacht hatte, der Anlass dazu wurde, dass das Gerichtsgebäude in Flammen aufging. Dem gegenüber sage ich: Es ist eine der bedeutendsten Verpflichtungen der Verwaltung dieser Stadt, die sich mir gegenüber doch sonst so gewissenhaft und menschlich verhält, mich durch ihre Polizei und mit ihrer Justiz voll und ganz zu beschützen. Denn nachdem drei Justizbehörden und die Zentralregierung neun Monate lang all meine Werke und Briefe der letzten zwanzig Jahre untersucht hatten, entschieden sie sich, uns freizusprechen und dann zu entlassen. Jedoch versucht ein geheimes Komitee, das im Interesse des Auslands zum sehr großen Schaden an diesem Volk und seinem Land arbeitet, mich bei einem Teil der Beamten verdächtig zu machen, indem sie aus Mücken Elefanten machen, um so unseren Freispruch wieder zunichte zu machen. Eine ihrer Absichten ist es, mich dazu zu bringen, nun zu sagen: "Meine Geduld ist erschöpft. Jetzt reicht es mir endlich!" Ein Grund dafür, dass sie sich jetzt so über mich ärgern, ist mein Schweigen und dass ich mich nicht um weltliche (dunya) Dinge kümmere. Es ist, als wollten sie sagen: "Warum kümmerst du dich nicht (um diese Dinge)? Misch dich doch da einmal ein! Und dann können wir auch unsere Pläne durchführen!" So möchte ich denn hier nun ein, zwei der Intrigen darlegen, die sie gebrauchen, um bei einem Teil der Beamten der Regierung einen Argwohn gegen mich zu schüren. So sagen sie z.B.: "Said übt einen großen Einfluss aus. Seine Werke sind nicht nur sehr überzeugend, sie sind auch noch sehr zahlreich. Wer immer mit ihm in kontakt kommt, der wird auch sein Freund. Weil dies aber so ist, sollte man ihn von allen Dingen fern halten. Man muss ihn geradezu verraten, ihm keine Beachtung mehr schenken, jeden dazu bringen, vor ihm davonzulaufen, seinen Freunden Angst vor ihm einjagen und seinen Einfluss auf sie brechen. So werden wir die Regierung durcheinanderbringen." Mich aber wollen sie so in eine fürchterliche Verlegenheit stürzen. Dem entgegen sage ich: Oh meine Brüder, die ihr dieses Volk und sein Land liebt! Es gibt, wie diese Heuchler behaupten, in der Tat einen solchen Einfluss. Doch der geht nicht von mir, er geht vielmehr von der Risale-i Nur aus. Und den kann man nicht brechen. Versucht man ihn zu zerstören, wird sie nur noch stärker. Niemals wurde er gegen dieses Volk und sein Land eingesetzt, darf es nicht und kann es auch gar nicht. Zwei verschiedene Justizbehörden haben, mit einer Unterbrechung von zehn Jahren, meine Papiere der letzten zwanzig Jahre eingehend und verbissen untersucht, mit dem Ergebnis, dass sie keinen wirklichen Grund zu einer Bestrafung entdeckt haben, was in dieser unserer Prozessführung ein unwiderlegbares Zeugnis ist. Und dieses Werk ist in der Tat überzeugend. Doch dienen sie ganz und gar dem Wohl des Volkes und seines Landes. Hunderttausend Menschen haben diese Unterweisungen (ders) einen wahrhaft starken Glauben (iman) gegeben ohne je irgendeinen Schaden zu verursachen und sind deshalb in ihrem Aufgabenbereich für das Ewige Leben und die Glückseligkeit in ihm volkommen überzeugend. Im Gefängnis zu Denizli sind hundert Mann, die teilweise als Schwerverbrecher verurteilt worden waren, einzig durch die "Fruchtabhandlung ("Meyve Risalesi") vollkommen ihre Haltung geändert haben und zu hochanständigen und gläubigen (mutedeyyin) Menschen geworden sind. Selbst Mörder, die zwei oder drei Menschen getötet hatten, zögerten nach solchen Unterweisungen sogar einen Holzwurm zu töten, sodass selbst der Gefängnisdirektor zugeben musste, dass sein Gefängnis sich in eine Erziehungsanstalt, einer Medresse gleich, umgewandelt hatte, was selbst noch für den Staatsanwalt ein Zeugnis, ein Dokument ist, das er nicht zurückweisen kann. Mich hier von allem und jedem zu isolieren ist in der Tat eine stets quälende Schikane, eine vielfache Tyranei und an diesem Volk eine Ungerechtigkeit und ein Verrat. Denn obwohl ich dreißig, vierzig Jahre meines Lebens bei diesem Volk verbracht habe, was beweist, dass in dieser Zeit niemand durch mich irgendeinen Schaden erlitten hat, während doch andererseits dieses tiefreligiöse Volk, das dringend eine innere Kraft braucht, eine Tröstung und Stärke im Glauben (quvvet-i imaniye), viel zu seinem Vorteil von mir erhalten hat, was ein sicherer Beweis ist. Ungeachtet dessen, dass ständig dermaßen heftig gegen mich propagiert wird, findet die Risale-i Nur dennoch allseits überwältigend viel Anklang und Interesse. Ja, ich muss sogar gestehen, dass man mir über alles Maß hinaus hundert Mal mehr Hochachtung entgegen bringt, als ich es überhaupt verdient habe. Ich habe gehört, dass die Regierung hier sich um meinen Unterhalt und meine Bequemlichkeit bekümmert und dafür auch die Genehmigung erhalten hat. Ich möchte ihr hier für diesen menschlichen Zug danken und sagen: "Was ich am allernotwendigsten brauche und was das grundlegendste Bedürfnis in meinem Leben ist, das ist meine Freiheit." Aufgrund von haltlosen Verdächtigungen wurde ich in meiner Freiheit in beispielloser Weise in Fesseln geschlagen und Repressalien ausgesetzt. So bin ich denn nun allen Ernstes meines Lebens überdrüssig geworden. Diesem Zustand ziehe ich nicht etwa Kerker und Gefängnis vor, sondern das Grab. Da sich aber nun im Dienst am Glauben die Größe der Schwierigkeiten mit der Größe des Lohnes (sevab) verbinden, ist es mir gegeben, sie zu erdulden und halte ich sie aus. Da aber nun diese menschenfreundlichen Wesen mir gegenüber keine Tyranei wünschen, sollen sie auch zu allererst meine Freiheit im Rahmen des Erlaubten nicht antasten. Ohne Brot kann ich leben, ohne Freiheit kann ich nicht leben. Ein Mensch, der sich neunzehn Jahre lang in der Fremde mit nur zwei Hundertern in Banknoten, durch äußerste Sparsamkeit und in strengster Askese über Wasser gehalten hat und der, um seine Freiheit und seine Würde als Gelehrter (izzet-i ilmiye) zu wahren, gegenüber niemandem seine Bedürfnisse äußert, der sich keine Dankesschuld aufbürden lässt, der keine Spenden (sadaqa), keine Almosen (zekat), keinen Lohn und keine Geschenke annimmt, bedarf seiner rechtmäßigen Freiheit sicherlich mehr als seinen Lebensunterhalt. Ich stehe in der Tat unter einem beispiellosen Druck. Hierzu möchte ich ein, zwei kleine Beispiele anführen: Erstens: Die Fruchtabhandlung ("Meyve Risalesi"), welche als die wissenschaftlich (fundierte) Verteidigungsschrift der Risale-i Nur gilt und zusammen mit meiner eigenen Verteidigungsschrift zu sieben verschiedenen Ministerien und an den Staatspräsidenten in Ankara geschickt worden war und der Grund dafür wurde, dass die Sachverständigen (ehl-i vukuf) in Ankara durch ihre Wertschätzung am Ende unseren Freispruch bewirken konnten, wovon mir meine Gefährten im Gefängnis zum Andenken und zur Erinnerung einige Exemplare in Schönschrift kopiert haben, die sich noch in meiner Hand befinden, was die Polizei zwar gesehen, sich aber weiter nicht darum gekümmert hat, wohingegen sie eine Nacht lang auf der Polizeistation in Afyon und eine weitere Nacht offen bei der hiesigen Polizei gelegen haben. Da ich nun aber jeden Tag in Sorge bin, dass sie mir diese Abhandlung zusammen mit meiner Verteidigungsschrift aus den Händen nehmen und dem Gericht (übergeben) würden, habe ich sie versteckt. Doch nun bin ich sehr beunruhigt, dass sie vielleicht (zu einer erneuten) Durchsuchung wiederkommen werden und es macht mich überaus traurig, dass ich hier in der Fremde keinen Menschen kenne, dem ich sagen könnte, dass er sie (für mich) verstecken solle. Zweitens: Die Abhandlung für die Alten ("Ihtiyarlar Risalesi"), an der das Gericht in Denizli nichts auszusetzen hatte und an der das Gericht in Eskishehir lediglich ein Wort beanstandet hatte, worauf es dann einen einzigen Buchstaben als Antwort erhielt, hat ein Mann aus Istanbul einem hiesigen Menschen gebracht, der sie mit nach Istanbul nahm. Wie dem auch sei: sie geriet einem der Atheisten, die gegen mich sind, in die Hände. Und der machte aus einem Korn eine Kuppel und führte die Polizeibehörde der Stadt in die Irre, worauf diese mich mit ihren Fragen unter Druck zu setzen begannen: "Mit wem treffen sie sich? Welche Leute kommen zu ihm?" Wie dem auch sei, dafür gibt es eine Reihe sehr bitterer Beispiele... Das sinnloseste (davon) ist jedoch folgendes: Um zu verhindern, dass irgendjemand noch mit mir spricht, (sorgen sie dafür), dass außer einem Kind, dass für mich einige Besorgungen und Handreichungen übernimmt, und einem kranken Mann, ein jeder vor mir zurückschreckt und davon läuft. Ich möchte jedoch dazu sagen: Auch wenn zehn Leute vor mir in die Flucht gejagt werden, so gibt es doch zehn Tausende, ja vielleicht hunder Tausende Muslime, die keinem Hindernis irgendwelche Beachtung schenken und dem Unterricht in der Risale-i Nur auch weiterhin folgen wollen. Denn sowohl in diesem Land als auch außerhalb überall in der islamischen Welt (alemi islam) findet jedes einzelne der vielen Tausend Exemplare der Risale-i Nur aufgrund ihrer so machtvollen Wahrheiten (haqiqat) und kostbaren Beiträge so viel Anklang und eine solche Verbreitung, dass sie an meiner Stelle und weit vollkommener spricht als ich. In meinem Schweigen schweigen sie nicht und sie lassen sich auch nicht zum Schweigen bringen. Des Weiteren ist es gerichtlich erwiesen, dass ich seit zwanzig Jahren mein Interesse an der Politik abgebrochen habe und da nun keine Spur des Gegenteils mehr in Erscheinung tritt, macht irgendeine Verdächtigung derer, die mich jetzt noch besuchen kommen, sicherlich überhaupt gar keinen Sinn mehr. * * * Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 (Anhang zu dem Artikel unter der obigen Überschrift eines Zwiegesprächs (hasb-i hal) mit mir selbst) Ein Gespräch (hasb-i hal) mit dem Justizminister und den Richtern am Gerichtshof anlässlich der Prozessführung, die Risale-i Nur betreffend Sehr geehrte Herren! Warum verfolgen Sie uns wegen der Risale-i Nur ständig so völlig grundlos? Ich kann Ihnen mit Bestimmtheit versichern: Für mich und die Risale-i Nur liegt es außerhalb jeglicher Verpflichtung, mich mit Ihnen herumzustreiten, ja überhaupt auch nur an Sie zu denken. Denn die Risale-i Nur und ihre wahrhaftigen Schüler stehen in einem ganz besonders großen Dienst für die Generation, die in fünfzig Jahren kommen wird und sie bemühen sich darum, diese vor einem tiefen Abgrund und das Land und sein Volk vor einer ebenso großen Gefahr zu retten. Diejenigen, welche uns heute verfolgen, werden zu jener Zeit mit Sicherheit in ihren Gräbern liegen und zu Staub zerfallen. Nehmen wir einmal den unmöglichen Fall an, dieser Dienst am Glück und am Frieden (saadet ve selamet) wäre nun (tatsächlich) ein solcher Kampf, so kann er unmöglich noch für diejenigen interessant sein, die bereits am Rande des Grabes stehen, um zu Staub zu zerfallen. Dabei zeigen sich die Republikaner in der Tat gegenüber der öffentlichen Moral (ahlaq-i itjtimaiye), dem Glauben (din) und der charakterlichen (Bildung) des Volkes doch ziemlich gleichgültig. Wenn man (heute, nach nur) zwanzig, dreißig Jahren die derzeitigen Verhältnisse hinsichtlich der Religion, der Ethik und einem ehrbaren Leben betrachtet, können sie sich bestimmt vorstellen, welche Verhältnsse in fünfzig Jahren hinsichtlich der Frömmigkeit, der Ehrbarkeit und der Charakterfestigkeit eines tapferen Volkes den religiösen Charakter und die öffentliche Moral einer künftigen Generation bestimmen werden und welche Formen das noch annehmen wird. Obwohl nun dieses heldenmütige Volk seit Tausend Jahren mit ganzer Seele (ruh) und mit ganzem Herzen im Dienst am Qur'an eine beispiellose Opferbereitschaft gezeigt hat, wird in fünfzig Jahren ein Teil der kommenden Generation diese glorreiche Vergangenheit in abscheulicher Weise besudeln, ja sogar zunichte machen, weshalb wir es mit Sicherheit als unsere größte Aufgabe (vazifah) gegenüber dem Volk und seinem Land erkennen, ihm eine derartige Wahrheit (haqiqat) wie die Risale-i Nur in die Hand zu geben, um es vor diesem schrecklichen Verfall zu retten, wobei wir nicht an die Menschen unserer Zeit, sondern vielmehr an die Menschen jener Zeit denken. In der Tat, meine Herren! Zwar richtet die Risale-i Nur ihren Blick einzig auf das Jenseits, ihr Ziel ist jedoch das Wohlgefallen Gottes (riza-yi ilahi) und den Glauben (iman) zu wahren. Was dabei die Schüler betrifft, so gilt es, stets danach zu streben, sich selbst und ihre Landsleute vor der ewigen Verdammnis und ewiger Einzelhaft (im Grab) zu retten, doch betrifft dies in zweiter Linie auch diese Welt (dunya) und ist ein sehr wichtiger Dienst an ihr; desgleichen auch, dieses Volk und sein Land vor der Gefahr der Anarchie und einen Teil dieser hilflosen kommenden Generation vor einem grenzenlosen Irrtum zu retten. Denn ein Muslim ist nicht mit den anderen zu vergleichen. Ein Muslim, der seinen Glauben aufgibt, dessen Charakter geht seiner Islamiyet verlustig, verfällt diesem grenzenlosen Irrtum, wird ein Anarchist und läuft aus dem Ruder. Fünfzig Prozent derer, die einmal eine islamische Erziehung erhalten haben, ist in der Tat noch stets auf dem Platz, während die anderen fünfzig Prozent ihren nationalen islamischen Traditionen gegenüber gleichgültig geworden sind. Es wäre nun die Möglichkeit denkbar, dass nach fünfzig Jahren neunzig Prozent ihrer eigenwilligen Seele (nefs-i emmare) folgen und Volk und Land in die Anarchie führen werden. Da mir auf der Suche nach einem Ausweg aus dieser Katastrophe vor zwanzig Jahren jede Beschäftigung mit der Politik und jeglicher Umgang mit Menschen unserer Zeit ausdrücklich verboten worden war, als auch um der Risale-i Nur willen für ihre Schüler das Interesse an dieser unserer Zeit abgebrochen wurde, so gibt es auch keinen Streit und keine Beschäftigung mit ihr mehr. Da dies aber nun einmal eine Tatsache (haqiqat) ist, ist es nunmehr die allererste Pflicht der Justizbehörden, nicht mich oder sie zu verdächtigen, sondern vielmehr die Risale-i Nur und ihre Schüler zu beschützen. Denn da sie das bedeutendste Recht (huquq) dieses Volkes und seines Landes bewahren, greifen ihretwegen die wahren Feinde dieses Volkes und ihres Landes die Risale-i Nur an, führen sie die Justizbehörden in die Irre und verleiten es zu fürchterlicher Gewalt und Ungerechtigkeit. Ich möchte dazu zwei ganz kleine Beispiele anführen. Zum Beispiel: Weges eines Briefes meiner Gefährten im Gefängnis, der aus einem Gruß und einigen wenigen Worten (selam kelam) bestand, um mitzuteilen, dass der Preis von zehn Banknoten für eine arabische Abhandlung an einen Mann hier übersandt worden sind, um dem Eigentümer dieser Exemplare in Isparta dessen Druckkosten zu erstatten, reagierten sowohl die Justizbehörde als auch die Verwaltung mit Schikanen und führten sogar bei dem Boten eine Hausdurchsuchung durch! Bei diesem simplen Brief, der noch nicht einmal die Bedeutung eines Mückenflügels besitzt, wurde sogar solch eine einfache Mitteilung in sechs Monaten zur Form eines derart riesigen Problems hochstilisiert, dass es dieser Justizbehörde ganz gewiss nicht zu ihrer Ehre und Würde gereicht! Ein zweites Beispiel: Vor einem Gast wie mich, der fremd, alt und schwach ist und auch bereits freigesprochen wurde, einen jeden, ja sogar seine Bediensteten durch eine derart offene Propaganda zurückzuschrecken und ihn so in einen Zustand der Verwahrlosung versinken zu lassen, ist der vaterländischen Gesinnung der Verwaltung dieser Provinz (vilayat) nicht angemessen. Die Weisheit und Souveränität (hikmet ve hakimiyet) einer Regierung sollte sich nicht so weit auf einen derart merkwürdigen Zustand einlassen, dass sie einem nur eingebildeten Schaden von der Größe eines Mückenflügels die Bedeutung eines ganzen Berges verleiht, gegen (einen solchen Mann) öffentlich Propaganda macht und gegen ihn fragt: "Mit wem verkehrt der denn?" und "Wer kommt zu ihm?", und so jeden in Panik versetzt. Doch wie dem auch sei: so wie diese beiden Beispiele gibt es für den, der die Dinge kennt, noch viele andere Beispiele, die ihn in Erstaunen versetzen! Meine Herren! Wenn alle Irrtümer (dalalet) und alle Schlechtigkeiten aus der Unwissenheit (djehalet) herrührten, wäre es einfacher, sie zu beseitigen. Doch die Aufklärung über eine Irrlehre (dalalet), die aus der Philosophie (fen) und der Wissenschaft (ilm) erwächst, ist sehr schwierig. Da also die Irrlehre (dalalet) unserer Zeit aus der Philosophie (fen) und der Wissenschaft (ilm) erwächst, brauchen wir, um darüber aufklären und künftige Generationen, die diesem Übel teilweise schon verfallen sind, noch retten zu können, ein allseitig vollkommenes Werk, wie die Risale-i Nur, die einzig dagegen standhalten kann. Der Beweis, dass die Risale-i Nur (tatsächlich) diesen Wert besitzt, ist folgender: In den letzten zwanzig Jahren ist noch niemals einer meiner vielen Gegner, auch der schärfste nicht, und auch kein einziger der Philosophen, (von denen mancher) heftige Ohrfeigen einstecken musste, gegen die Risale-i Nur aufgestanden, um sie zu widerlegen und kann es auch gar nicht. Und in neun Monaten konnten drei Justizbehörden und die Herren Sachverständigen (ehl-i vukuf) am Sitz der Regierung in dem aus (derzeit) hundert Büchern bestehenden Werk nicht einen einzigen Punkt entdecken, für den sie uns zur Verantwortung hätten ziehen können. Und Tausenden von Schülern der Risale-i Nur, die doch aufmerksame Leute (ehl-i dikkat) sind, haben Hinweise (isharat) aus dem Qur'an und Voraussagen (ihbarat-i ghaybiye), die uns Imam Ali und Ghaus-i Adham aus dem Unsichtbaren (übermittelt haben), zu der absoluten Überzeugung geführt, die sie für die Wichtigkeit und Akzeptanz der Risale-i Nur in diesem unseren Jahrhundert unterschreiben lässt. In Anbetracht der Tatsache, dass es eine Pflicht der Justizbehörden ist, die Rechte (huquq) zu schützen und die Ungerechten von irgendwelchen Übergriffen zurückzuhalten und es desgleichen fest steht, dass die hundert Abhandlungen (risalah) der Risale-i Nur seit zwanzig Jahren dem Glück von hundert Tausend Menschen gedient haben und hinsichtlich des Umstandes, dass weder zwei Gerichtshöfe, noch die Polizei am Sitz der Regierung und in einigen Provinzen (vilayat), noch der Gerichtshof zu Denizli während zehn Jahren, und das, obwohl sie doch neun Monate lang jedes, sei es für den privaten (mahrem) sei es für den öffentlichen Gebrauch, bestimmte Papier und jede Abhandlung untersucht haben, dennoch keinen Punkt entdeckt haben, der für das Volk und sein Land gefährlich gewesen wäre, oder sonst irgendetwas Unrichtiges, das eine Bestrafung verdient hätte, stehen der Risale-i Nur in diesem Lande sehr große und umfangreiche Rechte (huquq) zu. Dabei möchten wir Sie noch darauf aufmerksam machen, dass es in gar keiner Weise dem Wesen der Justiz und einer wahrhaftigen Gerechtigkeit (adliyenin mahiyeti ve adaletin haqiqati) entspricht, diese umfangreichen und so bedeutsamen Rechte (huquq) nicht in Betracht zu ziehen und (die Risale-i Nur) statt dessen zu beschlagnahmen, als handle es sich dabei um ganz normale Schriftstücke, und zugleich diese so große Ungerechtigkeit gegenüber dem Volk und den armseligen (Menschen), die doch den Halt des Glaubens (taqviye-i iman) brauchen, außer Betracht zu lassen, hingegen das unbedeutende kleine bisschen Recht eines einfachen Mannes einer ganz besonderen Betrachtung zu unterziehen. Wir befürchten, dass den Werken eines Dr. Dozi und anderer nicht entgegenzutreten, der Risale-i Nur aber sehr wohl entgegenzutreten, ein Grund sein könnte, sich den Zorn Gottes (ghazab-i Ilahi) zuzuziehen. Möge Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) in Seiner Güte (ihsan) Ihnen Einsicht und Barmherzigkeit (merhamet), uns aber Geduld und Standhaftigkeit schenken. Amin... nicht offiziell (verurteilt), aber (dennoch) in völliger Isolationshaft Said Nursi * * * (Dieses Gesuch wurde an drei Behörden (maqam) geschickt. Auch den Brüdern wurde (eine Kopie) zugeschickt, damit sie sich informieren können.) Ich wünsche, dass Sie der Klage eines Unterdrückten, der sich seit zwanzig Jahren schweigend in Geduld übt, Ihre Aufmersamkeit schenken. Obwohl mir unter dieser demokratischen Regierung (Djumhuriyet), welche Freiheit (Hürriyet) im weitesten Rahmen gewährt, jegliche Freiheit untersagt wird, können meine Feinde alle Freiheiten gegen mich gebrauchen, um mich zu quälen. Die republikanische Regierung, welche die Freiheit des Gewissens und die Freiheit wissenschaftlichen Denkens (hürriyet-i fikr-i ilmiye) gewährleistet, sollte mich entweder voll und ganz beschützen, sodass meine gehässigen und misstrauischen Feinde, gezwungen sind, stillzuhalten, oder aber mir ebenso wie meinen Feinden Schreibfreiheit erteilen, anstatt mich bei meiner Verteidigung zu behindern. Denn von oben herab hat man, um jeden (Austausch von) Nachrichten zu verhindern, (gewissermaßen) hinter vorgehaltener Hand, den Postämtern heimlich (entsprechend) Weisung erteilt. Zu einer Zeit, in der Weisung erteilt wurde, dass ich außer einem einzigen Kind, das mir Wasser und Brot brachte, niemanden sehen dürfte, habe ich gehört, dass meine langjährigen Gegner eine Gelegenheit fanden, während das Revisionsgericht fast schon bereit gewesen wäre, meinen Freispruch zu bestätigen, weil die Sachverständigen (ehl-i vukuf) des Gerichtshofs meine Bücher für gut befunden hatten und ich bereits darauf wartete, sie zurückzuerhalten, meine Feinde also zwei Abhandlungen (risalah) aus meinem ehemaligen Privatbesitz (mahrem), die ich inzwischen aus den Augen verloren hatte, wieder entdeckt und herausgebracht haben und sie sodann ein, zwei Sachverständigen (ehl-i vukuf) in die Hände gespielt haben sollen, die nun ihrerseits eine mir entgegengesetzte Einstellung hatten und deshalb auch einen bösen Bericht darüber vorbereitet haben. Nun habe ich keine Geduld mehr, (dies alles noch länger) zu ertragen. Darum gebe ich den tragenden Säulen aller Regierungsbehörden, ja der ganzen Welt bekannt: Aufgrund wundersamer (i'djazi) Andeutungen (tilsim) im Weisen Qur'an und nach dem Geheimnis seiner Wahrheiten (sirr-i haqiqat) ist es unser Projekt (program), ja geradezu unsere Berufung (meslek), deren Frucht wir wachsen und reifen sehen wollen, für deren praktische Ergebnisse wir arbeiten wollen, ja Ziel und Zweck all unseres Tun und Handelns, alle Hilflosen und Armseligen vor der Verurteilung zum ewigen Tode zu erretten und auch dieses gesegnete Volk vor jeder Art Anarchie zu bewahren. So hat denn nun die Risale-i Nur eine Untersuchung durch eine Kommission von drei Sachverständigen (ehl-i vukuf) und drei Gerichtshöfen überstanden; jedoch sind zugleich auch mein Leben in den letzten zwanzig Jahren und hundertdreißig allgemein zugängliche Abhandlungen der Risale-i Nur ein unwiderlegbares Zeugnis dafür, dass sie über diese beiden heiligen Aufgaben {vazife-i qudsiye: Die Rettung der Hilflosen vor ihrer Verurteilung und die Bewahrung des Volkes vor der Anarchie (siehe oben!) (A.d.Ü.)} hinaus, die (zu erfüllen wir) ausdrücklich (geplant haben), (keineswegs) den Eindruck (hervorrufen kann, sie würde) die Welt, ihre Regierung und die öffentliche Sicherheit und Ordnung stören. Ja wäre es denn überhaupt möglich, dass dieser armselige, unterdrückte Said, wie ich in der Tat bereits vor Gericht behauptet habe und wie alle meine Freunde, mit denen ich in Beziehung stehe, bestätigt haben, der seit zwanzig Jahren noch niemals einen Antrag gestellt hatte, der in zehn Jahren noch nie einen dieser Stützen des Regimes, von einen wenigen einmal abgesehen, (auch nur vom Hören-Sagen) kennen gelernt hatte, der seit vier Jahren niemals eine Nachricht über diesen Weltkrieg und das Kriegsgeschehen bekommen hat oder sich auch nur dafür interessiert hätte, der sich mit Politikern (ehl-i siyaset) nicht beschäftigte und sich in ihre Geschäfte nicht einmischte, die Neigung gehabt haben sollte, die Sicherheit (des Staates) zu schänden... Wäre davon in ihm auch nur ein Stäubchen zu finden gewesen, er hätte sofort Nachforschungen angestellt: "Wer sind die gegen mich? Was geschieht in der Welt? Wer wird mir helfen?", wäre an solchen Dingen interessiert gewesen, hätte sich eingemischt, hätte ein Hintertürchen gesucht, um sich bei den Großen einschleichen zu können. Eines von diesen zwar recht kleinen und doch recht schmerzhaften Ereignissen war folgendes: Ich hatte einigen meiner Freunde durch die Hand eines geheimen Boten einen Brief geschickt, um ihnen zu sagen: "Ich lebe hier vollständig isoliert und von jeder Nachricht abgeschnitten. Findet also einen Weg, mich aus meiner Lage zu befreien, damit ich wieder ins Gefängnis gebracht und von dieser Qual errettet werde." Da wollte ich mich dann darum bemühen, meine Bücher, die jetzt in Denizli auf dem Gericht liegen, wieder zurückzubekommen und sie wieder in meiner Nähe zu haben, (jene Bücher aus dem Gesamtwerk) der Risale-i Nur, die als mein Lebenswerk und das Kapital meines Lebens, (manchmal) sehr schön (von Künstlerhand) geschrieben und verziert worden sind. Doch leider hat man auch den Mann aus der dortigen Kommission der Sachverständigen (ehl-i vukuf), die gegen mich waren, während er mich verteidigte, meinen (obigen) Brief sehen lassen und dadurch dazu gezwungen, gegen mich zu urteilen, damit ich nicht wieder ins Gefängnis kommen solle. Ein Vorwand meiner Gegner, die mich stets wieder ins Gefängnis gebracht haben, (ein Punkt der Anklage), bei dem ich vor Gericht einen Freispruch gewonnen habe, ist die Zugehörigkeit zu einem (Sufi)-Orden (tariqattjilik). Jedoch habe ich in der Risale-i Nur stets darauf bestanden und gesagt: "Diese Zeit ist keine Zeit der Orden (tariqat), sondern vielmehr eine Zeit, den Glauben zu retten. Es gibt viele (yoktur), die ins Paradies kommen, ohne einem Orden anzugehören. Ohne Glauben (iman) ins Paradies einzugehen, gibt es keinen (yoktur)." So arbeiten wir denn mit aller Kraft für den Glauben (iman). Ich bin ein Hodscha und kein Scheich. Und ich habe auf Erden (dunya) kein Haus (hanem). Wo also sollte mein Kloster (tekke) sein? In diesen Zwanzig Jahren, gab es keinen einzigen Mann, der hervorgetreten wäre und gesagt hätte: "Er hat mich (für den Eintritt) in einen Orden (tariqat) unterwiesen (ders)." Dergleichen haben auch die Gerichte und die Polizei nicht finden können. Es gibt nur die Abhandlung über die neun Andeutungen (Telvihat Risalesi), die ich früher einmal geschrieben habe, um die Richtlinien (haqiqat) der Orden (tariqat) wissenschaftlich (ilm) zu erläutern, eine Unterweisung in der Wahrheit (ders-i haqiqat) und eine Hochschule der Wissenschaft (ders-i ilmi), aber keine Unterweisung (ders) in den (Regeln und Aufgaben) eines Ordens (tariqat). Es ist eine wichtige Aufgabe (vazifah) der Regierung dieser Republik die Freiheit des Gewissens (Hürriyet-i vidjdan) als Grundlage zu wahren und ein Werk und seine Diener zu beschützen, worin es um eine Wahrheit (haqiqat) geht, mit der sicherlich schon die Seelen (ruh) von Milliarden Vorvätern dieses Volkes verbunden waren. Auf dem Wege (dieser Wahrheit) haben sie die Welt (dunya) herauszufordern vermocht und bewiesen, dass ein wahrhaftiger Glaube (iman-i tahqiqi) der (westlichen) Philosophie überlegen ist. Einem schwachen Diener die Hände zu binden und Tausende seiner Feinde auf ihn loszulassen ist demgegenüber mit den Prinzipien dieser Republik in gar keiner Weise zu vereinbaren. (In der Hoffnung), dass die Republik auf mich hören wird, habe ich diese Klage geschrieben. In der Tat ... حَسْبُنَا اللّٰهُ وَنِعْمَ الْوَكِيلُ {"Allah ist unser Genügen und der vortrefflichste Anwalt." (Sure 3, 173)} * * * Diverse Briefe an seine Schüler بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ ٭ اَلسَّلاَمُ عَلَيْكُمْ وَرَحْمَةُ اللّٰهِ وَبَرَكَاتُهُ {"Im Namen dessen der gepriesen sei. Friede sei mit euch, Gottes Erbarmen und sein Segen."} Meine lieben getreuen Brüder! (Eine Frage, die sich sowohl vom geistlichen als auch vom materiellen Standpunkt aus stellt und hier nun aufgrund ihrer Zwangsläufigkeit beantwortet werden soll.) Frage: Warum schenkst du weder den Strömungen im Inland, noch denen im Ausland und besonders den politischen Gemeinschaften irgendwelche Aufmersamkeit? Und warum verbietest du, so weit wie möglich, deinen Schülern im Dienste der Risale-i Nur mit derartigen Strömungen in Kontakt zu treten? Denn wenn du dich dafür interessiertest, würden auf einmal Tausende Menschen in den Kreis der Risale-i Nur eintreten und könnten dann diese glänzenden Wahrheiten (haqiqat) veröffentlichen; und du bräuchtest nicht derart sinnlos unter solchen Schikanen zu leiden. Antwort: Der wichtigste Grund für diese Zurückhaltung, ja geradezu Interesselosigkeit (ist darin zu suchen), dass unsere Aufrichtigkeit (ikhlas) als Grundlage unserer Berufung (meslek) uns das verbietet. Denn in dieser unserer Zeit der Gottvergessenheit (ghaflet), machen besonders einseitig denkende (mefkur) Leute (sahib) jedes Ding zu einem Werkzeug für ihre Überzeugung (meslek). Ja sie machen sogar ihren Glauben (din) und alles, was sie für das Jenseits (ukhrevi) tun, zu einer Art Mittel für ihre weltliche (dunyevi) Überzeugung. Doch die Glaubenswahrheiten (haqaiq-i imaniye) und der heilige Dienst an der Risale-i Nur (hizmet-i nuriye-i qudsiye) dürfen für nichts in der Welt (kainat) als Mittel verwendet werden. Außer dem Wohlgefallen Gottes (riza-yi Ilahi) darf nichts ihr Ziel sein. Jedoch ist es in einer Zeit wie der unsrigen unter den derzeitigen Kämpfen der verschiedenen Strömungen untereinander schwierig geworden, noch dieses Geheimnis der Aufrichtigkeit (sirr-i ikhlas) zu bewahren und nicht die Religion (din) zum Werkzeug für unsere weltlichen (Interessen) zu machen. Dabei ist der beste Ausweg der, sich nicht auf die Kraft (quvvet) der (jeweiligen) Strömungen (zu verlassen), sondern (stattdessen) der Gnade (inayet) und der Führung Gottes (taufiq-i Ilahiyye) zu vertrauen. Ein Grund unter vielen Gründen für unsere Enthaltung ist unser Mitempfinden (shefqat), uns an Gewalttaten (nicht zu beteiligen) und keinen Schaden zu stiften, was eine der vier Grundprinzipien der Risale-i Nur ist. وَلاَ تَزِرُ وَازِرَةٌ وِزْرَ اُخْرٰى {"Denn es wird keinem die Last eines anderen aufgebürdet."} Das heißt: "Hat einer einen Fehler begangen, so wird dadurch kein anderer, auch kein Verwandter fehlerhaft und verdient auch keine Strafe." Auf dieses Grundprinzip göttlichen Willens (düstur-u irade-i Ilahiyye) antwortet (der Mensch) in unserer Zeit entsprechend dem Geheimnis (sirr): اِنَّ اْلاِنْسَانَ لَظَلُومًا جَهُولًا {"Denn der Mensch ist unwissend und grausam." (Sure 33, 72)} mit (aller Schärfe), Härte und Grausamkeit. Sobald er in seinen Gefühlen Partei ergreift, hasst er einen Verbrecher nicht nur wegen seiner Vergehen, sondern auch dessen Verwandten und sogar noch dessen Parteigenossen. Gerät er ihm in die Hände, unterdrückt er ihn. Wenn er das Recht (hüküm) in Händen hat, wirft er wegen des Verbrechens eines (einzelnen) Menschen eine Bombe auf ein (ganzes) Dorf. Jedoch darf man das Recht eines Einzelnen, der unschuldig ist, auch um hundert Verbrecher willen nicht opfern. Man darf ihn auch nicht um ihretwillen terrorisieren. Unsere heutige Lage aber ist die, dass man wegen einiger Verbrecher hundert Unschuldige ins Unglück stürzt. Zum Beispiel: die Angehörigen eines verbrecherischen Menschen: seine arme alte Mutter, seinen Vater, seine Frau und die unschuldigen Kinder (tjoluk tjodjuk) {tjoluk tjocuk: Kind und Kegel, oder Kreti und Pleti} niederzuknüppeln, ins Elend zu stürzen und kollektiv zu hassen ist den Grundsätzen jeglichen Mitgefühls diametral entgegen gesetzt. Aufgrund solcher Strömungen, wo immer die Muslime Partei ergreifen, können sich die Unschuldigen nicht aus ihrer Unterdrückung befreien. Besonders die Umstände, die Grund sind, einen Aufstand anzuzetteln, (sorgen dafür, dass auch) die Unterdrückung überall um sich greift und sich ausbreitet. Ein Kampf (djihad), auch wenn er um der Religion (din) willen geführt wird, versetzt auch die Familien (tjoluk tjodjuk) der Ungläubigen (kafir) in die selbe Lage. Sie können eine Beute werden. Die Muslime können sie in ihren Besitz nehmen. Doch auch wenn jemand im Umkreis der Muslime ohne eine Religion (din) wäre, dürfte man trotzdem seine Familie (tjoluk tjodjuk) in gar keiner Weise in Besitz nehmen, darf man ihre Rechte nicht verletzen. Denn diese unschuldigen (Menschen) sind durch ihre Verbundenheit (rabita) mit der Islamiyet nicht an ihren religionslosen Vater, sondern vielmehr mit der Islamiyet und der islamischen Gemeinschaft verbunden. Ich grüße (selam) alle meine Brüder, jeden einzeln, und wünsche ihnen Gottes Segen (tebrik) in der Nacht der Himmelfahrt (leyle-i mi'radj), deren Verdienst tausendfach ist. Re'fet Bey und allen Verwandten des verstorbenen Haddji Ibrahim spreche ich meinerseits (ein herzliches) Beileid aus und wir sagen: "Der Verstorbene (merhum) gehört zum Kreis der Schüler der Risale-i Nur und wird allzeit ihrer Gebete (dua) teilhaftig sein. Auch wir werden ihn mit Namen in unseren Gebeten (dua) erwähnen." Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ ٭ اَلسَّلاَمُ عَلَيْكُمْ وَرَحْمَةُ اللّٰهِ وَبَرَكَاتُهُ {"Im Namen dessen der gepriesen sei. Friede sei mit euch, Gottes Erbarmen und sein Segen."} Meine lieben getreuen Brüder! (Ergänzung zu der notwendigen Antwort auf eine Frage) Diese Sommerzeit (mausim) ist eine Zeit (zaman) der Nachlässigkeit (ghaflet) und zugleich eine Zeit (hengam) der Arbeit (meshghal) in der Sorge um den täglichen Lebensunterhalt. Auch sind diese drei Monate (shuhur-u selase) eine sehr fruchtbare Zeit des Dienstes und der Anbetung (sevabli ibadet). Wo es in einer Zeit, in der die Stürme über diese Erde hinwegfegen und die keine Zeit der Waffen, sondern eine Zeit diplomatischer Anstrengungen ist, an Kraft, Stärke (quvvet), Beständigkeit (metanet) und jener Festigkeit fehlt, welche diese heilige Aufgabe der Risale-i Nur (vazife-i nuriye-i qudsiyye) erfordert, wird der Dienst an der Risale-i Nur Schaden nehmen, (eine Zeit) der Trägheit und des Überdrusses beginnen und es wird zum Stillstand kommen. Meine lieben Brüder! Ihr sollt wissen, dass die Aufgabe (um die es in der Risale-i Nur) geht und womit sich ihre Schüler beschäftigen, größer ist, als alle gewaltigen Themen auf dem ganzen Erdenrund. Wenn ihr also alle diese Dinge betrachtet, die in dieser Welt (dunya) eure Neugier erregen, so lasst nicht nach in eurem Eifer für die Aufgaben im Ewigen Leben (vazife-i baqiye)! Lest immer wieder das Vierte Kapitel aus der Fruchtabhandlung (Meyve Risalesi), damit eure innere Kraft (quvve-i manevi) nicht gebrochen wird! Alle diese riesengroßen Fragen der Weltleute (ehl-i dunya) bewegen sich im Kreis ihrer Regeln für den Kampf, die grausam in diesem vergänglichen Leben (fani hayat) sind. Da sie gnadenlos und unbarmherzig die heiligen (Werte) des Glaubens (muqaddesat-i diniye) für ihre weltlichen Interessen opfern, versetzt sie die göttliche Fügung (qader-i Ilahi) mitten hinein in die innere Hölle (manevi djehennem) ihrer eigenen Verbrechen. (Worum es aber in) der Risale-i Nur geht und woran ihre Schüler arbeiten müssen und wozu sie beauftragt (vazifedar) sind, ist, mit der Sicherheit, mit der zwei Mal zwei vier ist, zu beweisen, dass der Tod, der der Preis für dieses vergängliche Leben (fani hayat) ist und ein Schleier über dem Ewigen Leben (baqi hayat), für die Verehrer dieses weltlichen Lebens (hayat-i dunyeviye) dagegen der Henker eines überaus schecklichen Todes, der doch der Schleier über dem Ewigen Leben (hayat-i ebediye) und für die Leute des Glaubens (ehl-i iman) das Fahrzeug zur Ewigen Glückseligkeit ist. Diese Wahrheit (haqiqat) haben wir bis heute stets aufgezeigt. Zusammenfassung: Die Leute des Irrweges (ehl-i dalalet) setzen sich für dieses vergängliche Leben ein. Wir dagegen kämpfen mit dem Licht des Qur'an gegen den Tod. Ihr größtes Problem ist, weil es dabei nur um vergängliche Dinge geht, unser kleinstes Problem und vom Standpunkt der Ewigkeit (beqa) betrachtet, gar nicht zu vergleichen. Wenn sie aber nun sich in ihrer Torheit nicht auf unsere gewaltigen Probleme einlassen und ihnen keine Beachtung schenken, warum dann sollen wir zum Nachteil unserer heiligen Aufgabe (qudsi vazife) ihren unbedeutenden Angelegenheiten mit Interesse folgen? Denn die Ayah: لاَيَضُرُّكُمْ مَنْ ضَلَّ اِذَا اهْتَدَيْتُمْ {"Nicht schaden kann euch wer irrt, solange ihr rechtgeleitet seid." (Sure 5, 105)} Was ein bedeutendes Prinzip in der islamischen Grundlagenlehre ist. Denn اَلرَّاضِى بِالضَّرَرِ لاَيُنْظَرُ لَهُ {"Wer zufrieden ist mit seinem Schaden, der ist nicht zu verteidigen."} Das heißt: "Der Irrtum eines anderen beeinträchtigt eure eigene Rechtleitung nicht, solange ihr euch nicht unsinniger Weise mit ihrem Irrtum beschäftigt." Der Sinn dieses Grundsatzes ist folgender: "Wer mit seinem Schaden einverstanden ist, den braucht man nicht zu verteidigen, noch zu bemitleiden oder zu bedauern." Da nun einmal diese Ayah und dieser Grundsatz uns untersagt, denjenigen zu bemitleiden, der mit seinem Schaden einverstanden ist, müssen wir statt dessen all unsere Kraft, unsere Aufmersamkeit und unsere Zeit dieser heiligen Aufgabe (qudsi vazife) widmen. Alles, was außerhalb dessen liegt, müssen wir als sinnlos erkennen und dürfen unsere Zeit nicht damit vergeuden. Denn in unseren Händen halten wir das Licht und keine Keule. Wir dürfen nicht angreifen. Wer uns angreift, dem zeigen wir unser Licht (Nur). Unsere Haltung ist die einer Verteidigung mit Licht. Einer der Gründe, wozu diese Ergänzung geschrieben wurde, ist folgender: Ich habe einen Schüler der Risale-i Nur geprüft. Um herauszufinden, welche Ideen über die heutige Politik (die Ursache) seiner Aufregung sind, fragte ich ihn wegen seiner Schwatzhaftigkeit ein, zwei Dinge über (die Meerenge) am Bosporus und sah, dass er sachkundig und interessiert zu antworten wusste. In meinem Herzen sagte ich mir "Schade! Das wird unserem Dienst (vazifah) an der Risale-i Nur schaden." Ich habe ihn nachdrücklich ermahnt: اَعُوذُ بِاللّٰهِ مِنَ الشَّيْطَانِ وَالسِّيَاسَةِ {"Ich nehme meine Zuflucht zu Gott vor dem Teufel und seiner Politik."} Das ist unser Grundsatz. Wenn du Mitleid mit (solchen politischen) Menschen hast, so hebt obiger Grundsatz ihr verdientes Mitgefühl wieder auf. So wie das Paradies (djennet) nach Menschen verlangt, so verlangt auch die Hölle (djehennem) nach Menschen. (In den Kommentaren (zu einigen Hadithen), die teilweise bereits im Fünften Strahl (1908!) niedergeschrieben wurden (wird bereits vorausschauend über das) berichtet, was heute geschieht.) Said Nursi * * * Meine lieben getreuen Brüder! Eines möchte ich hiermit noch absolut klarstellen: die Risale-i Nur ist Eigentum (mal) des Qur'an. Es steht mir nicht zu, sie zu besitzen (sahib), sodass ich sie mit meinen Fehlern infizieren könnte. Ich bin nur ein unvollkommener Diener der Risale-i Nur und Makler der Diamanten eines Juwelierladens. Auch mein Zustand einer totalen Verwirrung kann sie nicht infizieren oder sie sonst irgendwie beeinträchtigen. Erteilt uns doch die Risale-i Nur ihren Unterricht (ders), wie wir wahrhaft aufrichtig (haqiqat-i ikhlas) sein, von unserer Selbstgefälligkeit lassen (terk-i enaniyet), uns stets unserer Fehlerhaftigkeit bewusst sein und unseren Hochmut (hodfurushluk) überwinden können. Nicht uns selbst stellen wir also den Gläubigen (ehl-i iman) vor, sondern die geistige Körperschaft der Risale-i Nur. Wir sind denen, die unsere Fehler erkennen und uns mitteilen, wenn es ihnen denn dabei um die Wahrheit (haqiqat) geht, sehr dankbar. Und: möge es Gott wohlgefällig sein (Allah razi olsun!) werden wir dabei sagen! Wenn ein Skorpion auf unserer Schulter sitzt und man kann ihn von da herunterschleudern, wie sehr werden wir doch dann erleichtert sein! Wenn jemand an unseren Fehlern Kritik übt und wenn er denn dabei nicht wütend wird oder sich als halsstarrig erweist, sich auch nicht dabei für ketzerische Neuerungen (bid'a) oder Irrtümer (dalalet) einsetzt, so können wir das annehmen und sind auch dankbar dafür. Meine lieben Brüder! In meiner Verteidigungsrede habe ich ihnen folgende Antwort erteilt: "(Diese Übereinstimmungen in Text und Inhalt der Risale-i Nur) sind nicht mir (als mein Werk) zugehörig. Und einen Anspruch (sahib) auf derartige Wunder (keramet) zu erheben, liegt nicht in meinem Bereich. Sie haben sich vielmehr (in der Art) von Tropfsteinen als ein spirituelles Wunder (mu'djize) verkörpert und sich als Blitzstrahlen aus dem Qur'an gezeigt. In der Risale-i Nur, die dessen wahrhaftige Auslegung (haqiqi tefthir) ist, nehmen sie die Form solcher Wunder (keramet) an, um die Schüler in ihrer innerlichen Kraft (quvve-i maneviye) zu stärken (taqva) und kommen deshalb einer Gnadengabe Gottes (ikramat-i Ilahiyye) gleich. Dafür, dass wir ein solches Geschenk (ikram) zeigen können, sind wir dankbar; das ist auch erlaubt und (vor Gott) wohlgefällig (maqbul)." Nun will ich aber aus einem wichtigen Grunde diese Antwort teilweise noch weiter erläutern. Man hat mich nämlich gefragt, warum ich diese Dinge aufgezeigt habe und warum ich diesen Punkt mit solchem Nachdruck ins Rampenlicht gerückt habe. Antwort: Um in heutiger Zeit den vielen Tausenden, die (unser Werk) des Dienstes am Glauben (hizmet-i imaniye), den die Risale-i Nur (leistet), wieder zerstören wollen, etwas entgegenzusetzen, bedarf es Hunderttausender, die (das, was bereits zerstört wurde), wieder instandsetzen wollen. Zudem brauche auch ich mindestens Hunderte von Schreibern und Helfern, die ich noch finden muss. Anstatt sich (vor dieser Arbeit) zurückzuziehen und sie zu vermeiden suchen, ist es vielmehr notwendig, dass das Volk und die Leute von der Regierung sie schätzen lernen und dazu ermuntert werden, Kontakte aufzunehmen und Hilfe zu leisten. Da es ja für alle Gläubigen (ehl-i iman) verpflichtend ist diesen Dienst am Glauben (hizmet-i imaniye), der sich doch auf ein Ewiges Leben (hayat-i baqiye) bezieht, der Beschäftigung (meshghal) und den Annehmlichkeiten eines vergänglichen Lebens (hayat-i faniye) vorzuziehen, möchte ich, indem ich mich selbst als Beispiel nehme, sagen: Mir wurde alles, die Besprechungen und die Hilfeleistungen untersagt, während gleichzeitig meine Gegner mit aller Kraft daran arbeiten, die innerlichen Kräfte (quvve-i maneviye) meiner Gefährten zu zerbrechen, um sie von mir und der Risale-i Nur zu entfremden, sodass jemand wie ich, der alt, krank, schwach, im Exil, armselig, allein und verlassen ist, eine Aufgabe (vazifah), um die sich Tausende Menschen kümmern sollten, nun alleine schultern muss. Durch diese Isolation und den Druck (unter dem ich stehe) sehe ich mich nun selbst aufgrund meiner materiellen (Umstände) und meiner Krankheit dazu gezwungen, mich von allen Konferenzen und Korrespondenzen mit den Menschen zurückzuziehen, was nun schon so weit geht, dass Leute dermaßen nachdrücklich abgeschreckt worden sind, dass sogar einige Freunde, mit denen ich mich bisher ganz besonders eng verbunden gefühlt hatte, mich nun nicht mehr grüßen (selam), ja einige von ihnen schon so weit verschreckt sind, dass sie sogar das (gemeinsame) Gebet vernachlässigen. (Doch bei allen Versuchen) ihre geistige Kraft (quvve-i maneviye) zu brechen und aus den (oben erwähnten) Gründen habe ich (eigentlich) gegen meinen Willen, jedoch gerade wegen all dieser Hindernisse, nämlich um die inneren Kräfte (quvve-i maneviye) der Schüler der Risale-i Nur zu stärken, mich dazu veranlasst gesehen, mit Hilfe der Verkündigung der göttlichen Gnade (ikramat-i Ilahiyye) ihre innere (manevi) Aufmerksamkeit darauf zu lenken und ihnen zu zeigen, dass die Risale-i Nur ganz allein und ganz aus sich selbst heraus, wie ein Heer, das keine Hilfe von außen braucht, stark genug ist. Doch musste ich jetzt all diese verschiedenen Dinge einmal aufschreiben! Andernfalls - Gott bewahre! - wollten wir also uns selbst verkaufen, uns nur beliebt machen wollen (die Risale-i Nur schreiben und verbreiten, nur weil wir) dafür gelobt werden wollen und weil wir ja so stolz (auf unsere eigene Leistung) sind, so würde dadurch die tiefe innere Weisheit (sirr) der Aurichtigkeit (ikhlas), welche ein bedeutender Grundsatz der Risale-i Nur ist, zerstört werden. Möge nun Gott es wollen (insha-a'llah), dass die Risale-i Nur so wie sie sich sowohl selbst verteidigen, als auch ihren umfassenden Wert aufzeigen wird, als auch uns selbst indirekt verteidigen und uns dazu verhelfen, dass uns unsere Fehler vergeben werden. Meine lieben Brüder! Vierzig Jahre vor Offenbarung der Risale-i Nur hatte ich auf eine merkwürdige Art ein allumfassendes Vorgefühl (von künftigen großen Ereignissen und Taten), das sich sowohl bei mir, als auch in unserem Dorf, als auch in unserer kleinen Stadt zeigte und heute ist mir durch eine innere Eingebung (der Grund dafür) zu einer festen Überzeugung geworden. Ich hätte ja gerne meinen älteren Schülern, wie Shefik und meinem Bruder Abdulmedjid dieses Geheimnis (sirr) mitgeteilt. Da euch aber nun Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) viele Abdulmedjid und viele Abdurrahman geschenkt hat, möchte ich es euch nun doch erklären. Ich war damals zehn Jahre alt und meine Haltung (hal) war von einem großen Stolz, ja manchmal sogar durch eine Art von Selbstlob gekennzeichnet. Obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte, verhielt ich mich so, als ob ich eine große Tat, oder sogar eine große Heldentat geleistet hätte. So sagte ich denn zu mir selbst: "Du bist noch nicht einmal fünf Para wert. Was soll dann also dein Eigenlob und insbesondere dein Stolz, den du da allzu sehr zur Schau trägst?" Ich wusste es selbst nicht und war erstaunt darüber. Nun ist es ein, zwei Monate her, dass mir die Antwort (auf diese Frage) nach meinem Erstaunen gegeben wurde. Es war die Risale-i Nur, die selbst dieses Vorgefühl ausgelöst hatte (und nun zu mir sagte): "Obwohl du doch nur wie ein (Dattel)-Kern einem gewöhnlichen Holzspahn ähnelst, kommst du dir mit deinem Gefühl kommender (Ereignisse) in der Tat so vor, als könntest du selbst die Trauben des Paradieses (firdaus) erfinden (mal) und bist auch noch stolz (hodfurushluk) darauf." Was aber unser Dorf (Nurs Köyümüz) betrifft, so wissen doch sowohl meine alten Schüler, als auch meine Landsleute, dass man sich in unserem Dorf sehr gerne selber lobt, um so in seinem Heldenmut ganz vorne an zu sein und sich ganz oben zur Schau zu stellen. Es ist, als wollten sie ein großes Reich erobern, sodass sie sich nun wie tapfere Helden aufführen wollen. Da habe ich mich sehr sowohl über mich selbst als auch über sie gewundert. Nun wurde mir in einer wahrhaftigen inneren Wahrnehmung klar: diese einfachen (Bauern aus dem Dörfchen) Nurs werden noch einmal durch das Licht der Risale-i Nur zu großem Ruhm gelangen. (Zu einer Zeit, da die Menschen) noch nicht einmal den Namen dieser Provinz (vilayat), dieses Städtchens kannten, zeigten (seine Bewohner) bereits im Vorgefühl, dass (die Menschen) dereinst die Bedeutung dieses Dorfes (Nurs köyünü) erkennen würden, durch die göttliche Gnade (nimet-i Ilahiyye) ihre Dankbarkeit in der Form ihrer Selbstgefälligkeit. ............ Da ich euch, als meine ehemaligen Schüler und meine alten Gefährten und meine Brüder gekannt und Abdülmecid und Abdurrahman gleichgestellt hatte, habe ich euch auch mein privates Geheimnis (mahrem sirri) offenbart. Und so möchte ich euch noch sagen: "So wie ich vor vierundzwanzig Stunden in meiner starken Empfindsamkeit und durch die (Reaktion) meiner Nerven auf die Feuchtigkeit das Nahen des göttlichen Erbarmens (rahmet) und das Kommen des Regens gespürt habe, so habe ich auch schon vor vierzig Jahren in meinem Dorf und in meiner kleinen Stadt den barmherzigen Regen der Risale-i Nur wie ein künftiges Ereignis im voraus gespürt." Wir senden allen unseren Brüdern und Gefährten unsere Segenswünsche (selam) und unser Gebet (dua) und bitten gleichfalls auch um euer Gebet (dua). Said Nursi * * * Ein wichtiger Brief, zudem ich mich als Antwort auf den Brief eines hochrangigen (maqam) Kommandanten gezwungen sah, der eine bedeutende Persönlichkeit ist بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ ٭ اَلسَّلاَمُ عَلَيْكُمْ وَرَحْمَةُ اللّٰهِ وَبَرَكَاتُهُ {"Im Namen dessen der gepriesen sei. Friede sei mit euch, Gottes Erbarmen und sein Segen."} Mein lieber getreuer Bruder! Auch wir wünschen Ihnen gleichfalls im Ramadan Gottes Segen (tebrik). Ihre Träume sind von sehr viel Segen (mubarek) erfüllt. Möge er ein Zeichen dafür sein, dass Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) Sie Seine große Güte (ihsan) erfahren lassen will (insha-a'llah). Für mich ist es in heutiger Zeit (Gottes) größtes Geschenk (ihsan), wenn man sich in der Weise bemüht, dass man den Glauben (iman) rettet und den Glauben der anderen dabei stärkt. Geben Sie acht, dass Sie dabei alles vermeiden, was Sie dazu veranlassen könnte, selbstsüchtig und stolz zu werden! Demut, Bescheidenheit und die Aufgabe seiner Selbstsucht (terk-i enaniyet) sind in dieser Zeit für die Kenner der Wahrheit (ehl-i haqiqat) notwendig, ja geradezu zwangsläufig (lazim ve elzem). Denn die größte Gefahr in diesem Jahrhundert erwächst aus Ichsucht und Eigenlob. Die Leute der Wahrheit und Gerechtigkeit (ehl-i haqq ve haqiqat) müssen stets bescheiden ihre eigene Unzulänglichkeit im Auge behalten und die Schuld ihrer eigenen Seele (nefs) geben. So wie Sie unter solch erschwerenden Umständen weiter heldenmütig seinen Glauben (iman) zu bewahren und dabei seinen Dienst und seine Anbetung (ubudiyet) zu versehen, entspricht einem hohen Rang (maqam). Auch die Deutung ihrer Träume enthält, von diesem Standpunkt aus betrachtet, eine gute Nachricht. Besorgen Sie sich also einmal jene Abhandlung unter den Bänden der Risale-i Nur den 29. Brief, der sich mit der Mystik der Sufi-Orden (tariqat haqiqati) beschäftigt und die "Neun Andeutungen" ("Telvihat-i Tis'a") genannt wird und lesen Sie ihn! Des weiteren sollte auch Ihre Person, gleich den standhaften (metin), gläubigen (iman) und aufrechten (haqiqat) Persönlichkeiten in den Kreis der Risale-i Nur eintreten. Denn in diesem Jahrhundert konnte die Risale-i Nur trotz aller Angriffe nicht besiegt werden. Selbst noch die hartnäckigsten Gegner mussten ihre Freiheit offiziell bestätigen lassen. Ja schon seit zwei Jahren haben hochrangige (Persönlichkeiten) und Juristen aufgrund eingehender Untersuchungen beschlossen, dass sämtliche Teile der Risale-i Nur, und zwar sowohl die für den privaten (mahrem) als auch die für den öffentlichen Gebrauch ihren Besitzern zurückgegeben werden sollten. Denn die Gemeinschaft (meslek) der Schüler der Risale-i Nur konnte nicht wie die Sufi-Orden (tariqat) und andere Gemeinschaften (meslek) jemals besiegt werden, während auch noch ganz besonders hartnäckige Gegner von ihr besiegt wurden und zum Glauben (iman) gelangt sind, wobei zudem besonders viele Ereignisse bezeugen (shehadet), dass sie in unserem Jahrhundert ein spirituelles Wunder ist, das aus dem Qur'an (mu'djize-i ma'neviye-i Qur'aniye) hervorgegangen ist. Dabei haben uns die Ereignisse zu der festen Überzeugung gebracht, dass außerhalb dieses Kreises in diesem Lande ein individueller Dienst, den jemand im kleinen, privaten (Rahmen leistet), verfolgt (und versteckt) hinter einem Vorhang, teilweise dazu gezwungen, ketzerische Neuerungen (bid'a) zu tolerieren oder (die Lehre) mit seinen Auslegungen in gewisser Weise zu verfälschen, dem Glauben (din) nicht mehr voll und ganz dienen kann. Da aber Sie nun einmal einen großen Eifer und einen starken Glauben haben, sollten Sie nun auch ein ganz aufrichtiger (ikhlas) und ganz und gar demütiger und dennoch standhafter Schüler der Risale-i Nur sein, sodass Sie an der geistigen Gemeinschaft (shirket-i maneviye-i uhreviye) von Tausenden, ja sogar hundert Tausenden von Schülern (im Dienst) für das Jenseits teilhaben können, sodass alles, was Sie an Gutem und Schönen tun, aus Ihrem kleinen (privaten Rahmen) heraus ein Teil des Großen und Ganzen (der Nur-Schülerschaft) werden und im Jenseits ein ganz und gar verdienstvoller Handel sein möge. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ ٭ وَاِنْ مِنْ شَىْءٍ اِلاَّ يُسَبِّحُ بِحَمْدِهِ اَلسَّلاَمُ عَلَيْكُمْ وَرَحْمَةُ اللّٰهِ وَبَرَكَاتُهُ اَبَدًا دَآئِمًا {"Im Namen dessen, der gepriesen sei. Es gibt kein Ding, das Ihn nicht lobt und preist. Friede sei mit euch, Gottes Erbarmen und sein Segen."} Hochehrwürdiger, wertester und vielgeliebter Lehrer und Meister! Gott sei Lobpreis und Dank (elhamdulillah), dass in diesem Jahr Eure Schüler in Isparta durch ihre weltlichen Tätigkeiten (dunyevi meshaghil) nicht (wieder) so sehr in Gottvergessenheit (ghaflah) versunken sind. Unser Einsatz für den Dienst am "Licht" setzt sich ernsthaft fort. Welche Anziehungskraft dieses "Licht (Nur)" auf die Herzen eines jeden Einzelnen von uns ausübt, lässt sich an unseren Gesichtern ablesen. Denn die Herzen Eurer Schüler sind von Freude erfüllt. In der Tat sagen alle Eure Schüler, unser geliebter Meister, einstimmig: Obwohl wir es ja eigentlich gar nicht verdient hätten und trotz unserer Nichtigkeit wurden wir in aller Aufrichtigkeit in Dienst gestellt. In diesem lichtvollen Dienst haben wir sowohl als Schüler, als auch Schreiber, Gesprächspartner, Verteiler und Verbreiter, Kämpfer, Ratgeber für das Volk, Anbeter des Gerechten (Haqq) und dergleichen mehr, alle Schönheiten und Kostbarkeiten der Welt auf einmal erhalten und nur wenig ist es, wie sehr wir auch unserem Herrn und Gott (Hazret-i Allah) dafür danken mögen. Dieser Dank, den wir abstatten möchten, erfüllt die Herzen von uns, Euren Schülern, mit Freude und Glück und erinnert uns dabei daran, dass auch er noch eine Güte (ihsan) unseres Schöpfers (Khaliq) ist, die im Überfluss in unsere Herzen (qalb) strömt. Und die gleiche Art von Dankbarkeit während des Lebens, das diese armseligen Bewohner und unser Meister (Ustadh), als er noch klein war (noch unbewusst in sich erfahren hatten), lässt (sich auch heute noch) aus unserer Haltung und aus unserem Verhalten ablesen. Unendliches Lob und grenzenloser Dank sei Gott dem Herrn in Seiner Majestät (Dhat-i Dhu-l'Djelal), der uns in Seiner Gnade und Freigiebigkeit (lutuf ve kerem) von jenem Rinnsal völliger Unwissenheit (djehl-i mutlaq) erlöst und aus dem Sumpf des Aufstandes und des Unglaubens (kufr) herausgezogen und zu Schülern jenes glänzendsten aller Lichter (Nur) gemacht hat, das die Augen blendet. Wenn unser Meister (Ustadh) uns den Sinn der Duplizität (iktiran) zweier Gnadengaben (ni'met), die gleichzeitig miteinander in Erscheinung treten, nicht schon vorher einmal erklärt hätte, er hätte sie aus unseren Schreibfedern, welche die vielfache Dankbarkeit unserer Herzen zum Ausdruck bringen, herauslesen können. Wir erkennen, unser geliebter Meister (Ustadh), unsere eigene Verfassung: wir können der Ansprechspartner der Risale-i Nur nicht sein. Trotzdem bezeugen wir (mushahede) mit wachsendem Bedürfnis das Erscheinen des Erbarmens des Allbarmherzigen Schöpfers (Khalik-i Rahimin merhametli tedjellileri). Das Herz unseres Meisters (qalbi Ustadh) ist ein glänzender Spiegel, ein Empfänger und ein Reflektor. Die Zunge des Meisters (Ustadh) ist ein hoher Botschafter, ein Lehrer und ein Wegweiser (murshid). Die Haltung des Meisters (hal-i Ustadh) ist das schönste, leibhaftig gewordene Beispiel, ein Muster und ein Vorbild. Die Bedürfnisse aller Schichten der menschlichen Gesellschaft werden von ihm aufgezeigt und beschrieben. So findet es sich denn, dass der Zustand (hal) der seit sieben Jahren Feuer speienden Gewaltmenschen heute eine noch schmerzlichere Form (hal) angenommen hat. Wer auch immer Verstand besitzt, hält sein Ohr an den Mund seines Rundfunkgerätes und denkt voll Sorge darüber nach, was der morgige Tag wohl bringen wird. Nachdem nun im Osten die Japaner besiegt worden waren, wartet man nun darauf, dass die Welt (dunya) einen dauerhaften Frieden (salah-i selamet) in Sicherheit und Geborgenheit (Emn-u eman) zustandebringen werde. Doch nun wurde sichtbar, dass sich im Norden eine teuflische (deddjal) Bewegung {der Warschauer Pakt?} zeigte. Dieser Sachverhalt hat jeden in Unruhe und Aufregung versetzt. In dem Gedanken, dass wir einer düsteren Zukunft entgegengehen werden, wurden (alle Menschen) dazu getrieben, voll Sorge (den Nachrichten) im Rundfunk zu folgen. Gott sei Lob und Dank (lillahi-l'hamd), dass die Risale-i Nur unsere Seelen (ruh) durch ihre Erhabene Verkündigung wieder beruhigt. Durch ihre wahrhaftige Unterweisung (haqiqi ders) stellt sie unser Herz (qalb) zufrieden. So werden wir denn dieser Tage durch eine spirituelle Anspielung (mana-yi ishari) ermahnt, dass nun solch eine entsetzliche Strömung entstanden ist, dass einzig und allein dann, wenn die Welt (alem) der Christenheit in der Einheit mit den Muslimen, nämlich dadurch, dass sich die Evangelien mit dem Qur'an vereinigen und infolge dessen sich dem Qur'an unterordnen, die so entstandene himmlische Macht den Sieg erhalten wird, (welch obiger Sachverhalt) darauf hinzuweisen geruht, dass nun die Zeit gekommen ist, die Ankunft des hochehrwürdigen Jesus, mit dem der Friede sei (Hazret-i Isa Aleyhisselam), zu erwarten. Wie ich gehört habe, hat das heutige Amerika eine seiner vier Kommissionen in alle Ecken der Welt ausgesandt, mit dem Auftrag, zu erforschen, welches die wahre Religion (salim bir din) ist, die das Heil der heutigen Menschheit sicherstellen werde. Weil dem so ist, wird die Risale-i Nur eine zeitgemäße Auslegung (mudjeddid) des Qur'an mit den Worten des Gerichts überall bekannt machen und so für eine elende, leidende Menschheit jenes allumfassende Heil bringen, an das wir mit aller Macht glauben. Solange noch unser geliebter Meister (Ustadh) über uns (wacht) und wir die Risale-i Nur, welche die erhabensten Wahrheiten (haqiqat) in sich enthält und worin sich die gesegnete Auslegung (mubarek tefthir) des Qur'an in ihrer höchsten (Form) vorfindet, kennt unsere Freude weder Schranken noch Grenzen. Wenn also nun diese Wahrheiten (haqiqat) Abhandlung (djüz'ü) um Abhandlung an die Öffentlichkeit gelangen, werden sie auch (dafür Sorge tragen), dass sie überall mit Interesse, ja mit Freude gelesen werden. Dafür gibt es sehr viele ganz offensichtliche Beweise. Möge nun Gott es wollen (insha-a'llah), dass insbesondere die bereits im Druck (erschienenen) Exemplare des Zehnten Wortes (Onuncu Söz), das diese Idee (mefkure) von einer Leugnung der Auferstehung (inkar-i hashr) besiegt und besonders auch die Abhandlungen (risalah) über das Große Zeichen (Ayetu-l'-Kubra), das, obwohl einmal heimlich gedruckt, nun aber frei und offen von jedermann gelesen werden kann und sehr große, wunderbare Wirkungen zeigt, wodurch der Glaube (taqviye-i iman) gestärkt wird, sowie die Wohldurchdachten Gottesbeweise (Huddjetul-Baligha) und die Fruchtabhandlung (Meyve Risalesi) und dergleichen Abhandlungen aus dem Gesamtwerk (Kulliyat-i Nur), die alle Ideen (mefkure) über die Leugnung Gottes (inkar-i uluhiyyet) ganz und gar zunichte machen, die gnadenlosen (emansiz) Mauern der Gottlosigkeit, die nun um den Qur'an herum aufgerichtet werden sollen, (durch die Hilfe) der Risale-i Nur mit der Wurzel ausgerissen werden, das gnadenlose (emansiz) Feuer der Gottlosigkeit gelöscht wird und der ganzen Welt (dunya) der überschäumende Trunk (sharab-i kauthar) von dem Leben schenkenden Elixier (ab-i hayat) eines gnadenreichen Glaubens (emanli iman) zu trinken gegeben werden kann! اَلْبَاقِى هُوَ الْبَاقِى {"Der Beständige ist der, der bleibt und besteht."} Euer Schüler Hüsrev * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ ٭ اَلسَّلاَمُ عَلَيْكُمْ وَرَحْمَةُ اللّٰهِ وَبَرَكَاتُهُ اَبَداً دَآئِمًا {"Im Namen dessen, der gepriesen sei. Friede sei mit euch, Gottes Erbarmen und Sein Segen immer und ewig."} Meine lieben getreuen Brüder! Wir beglückwünschen euch wieder und immer wieder zu euren Festtagen (bayram) und wünschen euch Gottes Segen (tebrik). Weil nun diese beiden sehr wichtigen Fragestellungen bereits an verschiedenen Stellen der Risale-i Nur vorzufinden sind, möchte ich sie doch noch einmal ganz kurz mit euch besprechen und vertraue dabei auf eure rasche Auffassungsgabe. Erstens: Ein Schüler der Risale-i Nur, der ehrlich und aufrichtig ist und auch den Qur'an kopiert, der in seiner Verkündigung ein Wunder (Qur'an-i Mudjizul-Beyan) ist, hat mich diesmal aufgrund seiner guten Meinung, die er von mir hat, obwohl das doch tausendmal über meine Grenzen hinaus geht, in dem Brief, den er uns geschrieben hat, (in einer bestimmten Angelegenheit) nach der Wahrheit (haqiqat) gefragt. Da er den so wichtigen und heiligen Dienst (qudsi vazifah) an der geistigen Körperschaft der Risale-i Nur für einen Dienst (vazifah) an meiner eigenen, doch so gewöhnlichen Person hält, den er als einen ganz besonders erhabenen Dienst (ulvi vazifah) in der Nachfolgeschaft des Propheten (hilafet-i nubuvvet) ansieht und von seinem Standpunkt aus in seinem Meister (Ustadh) jenen Funken zu erkennen glaubt, möchte er in mir nun auch die (sichtbar gewordene) Erscheinung jenes geistigen Kalifats (hilafet-i maneviye) erblicken. Erstens: Man baut über einer Ewigen Wahrheit (baqi bir haqiqat) keine vergänglichen Repräsentanten (shahsiyet). Täte man dies, würde man der Wahrheit (haqiqat) damit Gewalt antun. Eine Aufgabe (vazifah), die in jeder Hinsicht vollkommen (kemal) und ewig ist, kann nicht an Repräsentanten (shahsiyet) gebunden sein, die dem Zerfall und der Kritik (tjürümeye ve tjürütülmeye) ausgesetzt sind. Denn eine solche Bindung schadet dem Wert einer solche Aufgabe (vazifah). Zweitens: Das Aufscheinen der Risale-i Nur bringt nicht nur ein innerliches Erfülltsein (feyz) mit sich, das einzig durch das Verständnis (fikr) ihres Interpreten oder als ein Ausdruck eines innerlichen Bedürfnisses (ihtiyadj-i manevi) aus dem Qur'an erwächst und sich allein nach der Begabung dieses Interpreten richtet, sondern entspricht vielmehr dem Wunsch nach Erfüllung (feyz) in den Herzen (ruh) aller reinen, standhaften und getreuen Personen, welche die Gesprächspartner dieses Interpreten und seine Gefährten im Unterricht (ders) des Qur'an sind. So wie sie weit mehr als die Begabung ihres Interpreten auf vielfache Weise zu dem Aufscheinen dieser Lichter (Nur) beitragen, indem sie diese annehmen, bestätigen und in die Praxis umsetzen, formen sie auch Wesen und Wirklichkeit der geistigen Manifestation (shahs-i manevisinin haqiqati) der Risale-i Nur und ihrer Schüler. Doch auch ein Interpret leistet dazu seinen Beitrag. Insoweit er diesen nicht durch seine Unaufrichtigkeit schmälert oder wertlos macht, kann er sich mit ihm zuvortun und durch ihn zu Ehre und Ansehen gelangen. Drittens: Diese Zeit ist eine Zeit der Gemeinschaft (djemaat). Die Genialität einer einzelnen Persönlichkeit, wie wundervoll auch immer sie sein mag, kann doch durch die Genialität der geistigen Körperschaft (shahs-i manevi), die aus einer Gemeinschaft entsteht, überwunden werden. Wie dieser gesegnete Bruder geschrieben hat, darf man deshalb einen Dienst am Glauben (vazife-i imani), der in gewisser Hinsicht die ganze islamische Welt (alem) zu erleuchten vermag und ein Licht heiliger (qudsi) Genialität ist, nicht einer hilflosen, schwachen, unterdrückten Person aufbürden, die noch dazu zahllose Feinde und hartnäckige Gegener hat, die ihn durch Verrat und durch Beleidigungen in Misskredit zu bringen versuchen. Wollte man ihn ihr aber dennoch aufbürden und geriete diese (ohnehin schon) mit Fehlern behaftete Person nun durch den Verrat und unter den Schlägen ihrer Feinde ins Wanken, so würde sie unter dieser Bürde zusammenbrechen und ihre Last unter ihr auseinander fallen. Viertens: Schon von Alters her hatten viele Menschen eine besonders gute Meinung von ihren Lehrern und Meistern, von allen, die sie ausbildeten, schulten, unterwiesen, lehrten und unterrichteten und auch von ihren Fürsten (ustadh veya murshid veya muallim veya reis) und sie schätzten sie weit über den Wert ihrer eigenen Persönlichkeit. Da sie mit Hilfe ihres Unterrichts und durch deren geistliche und weltliche Führung einen Nutzen zu finden hofften, wurde ihre oft bei weitem übertriebene gute Meinung auch bis zu einem gewissen Grade entgegengenommen. Obwohl sie der Wahrheit (vakia) manchmal zuwiderlief, wurden sie dennoch nicht kritisiert. Wenn also nun die Nur-Schüler jene erhabene (ulvi) Stufe und alle Vorzüge, die einem Meister (ustadh) angemessen sind, der seiner Nur Schüler würdig ist, meiner armseligen, mit Fehlern und Mängeln behafteten Persönlichkeit zuerkennen und so mit Eifer und Begeisterung ihre Arbeit tun, so kann man eine solch gute Meinung in dieser Hinsicht, auch wenn sie alle Grenzen bei weitem überschreitet, durchaus noch akzeptieren. Man sollte das jedoch so verstehen, dass sie gleichsam im Besitz der geistigen Körperschaft der Risale-i Nur ist und (nur auf diese Weise) in meinen Händen ruht. Wenn nun aber vor allem die Gottlosen, die irre Geleiteten (ehl-i dalalet), die Politiker (ehl-i siyaset) und die Gottvergessenen (ehl-i ghaflet), ja sogar etwas naive religiöse Leute (safi qalb ehl-i diyanet) einer Persönlichkeit zu viel Bedeutung beimessen, kurzum alle Ungerechten eine solche Persönlichkeit verderben und damit der Wahrheit und Gerechtigkeit (haqiqat) einen Schlag versetzen wollen, weil sie denken, dass ein armseliger (Mensch) wie ich die Quelle aller Lichter (Nur) sei und nun mit ganzer Kraft, danach streben, mich zu verderben, diese Lichter auszulöschen und selbst noch diejenigen, welche reinen Herzens (qalb) sind, davon zu überzeugen. Kurzum, ein Ereignis im Zusammenhang mit der nachstehenden Zweiten Fragestellung beleuchtet diese Wahrheit (haqiqat). Zweite Fragestellung: Während ich am zweiten Festtag (bayram) einen kleinen Ausflug in die Umgebung machte, um Luft zu schöpfen, wurde ich durch einen bedeutenden Beamten auf fünffache Art ungerechter Weise mit Angriffen verfolgt. Doch Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) in Seiner Barmherzigkeit (rahmet) und Freigiebigkeit (kerem) machte mir, um trotz all der Bände der Risale-i Nur, die auf meinem Rücken und meinen Schultern lastet und bei der Ehre und Würde, die Herz (qalb) und Seele (ruh) meiner Schüler belasten, dennoch die Ruhe zu bewahren, eine ganz außerordentliche Ausdauer und Geduld zum Geschenk (ihsan). Andernfalls hätten sie ihre Intrigen, verbunden mit der Absicht, mich in Wut zu versetzen, verwirklichen können und (aufgrund dessen) den Erfolg der Risale-i Nur und besonders auch des Großen Zeichens (Ayetu-l'Kubra) verhindert. Gebt nun Acht und hütet euch, dass ihr euch keine Sorgen macht! Seid auch nicht ängstlich und nicht aufgeregt. Auch braucht ihr euch meinetwegen nicht zu beklagen und mich nicht zu bemitleiden. Möge die Gnade Gottes (inayet-i Ilahiyye) uns über allem Zweifeln und Schwanken, wenn auch im Verborgenen behüten und möge dadurch die Ayah عَسٰى اَنْ تَكْرَهُوا شَيْئًا وَهُوَ خَيْرٌ لَكُمْ {"Aber vielleicht verabscheut ihr etwas, das gut für euch ist!" (Sure 2, 216)} sich an uns offenbaren und durch uns bestätigt werden. Aber auch diesmal sind ihre Pläne wieder ohne Ergebnis geblieben. Doch gibt es auch in dieser Provinz (vilayet) Menschen, die ganz unmittelbar von einer hohen Behörde (maqam) die Macht (quvvet) erhalten haben, mich zu belästigen. Wäre es möglich, sollte man daher darauf hin wirken, dass der Gerichtshof in Denizli und das Revisionsgericht in Ankara meine Überstellung an einen anderen, für mich besser geeigneten Ort veranlassen, und zwar unter dem Aspekt als Begründung, dass ich das Klima hier leider nicht vertragen kann. Da ich selbst nichts dazu tun kann, wäre es gut, wenn Freunde in Denizli, die sich mir ganz besonders verbunden fühlen, (in dieser Richtung) etwas unternehmen würden. Wenigstens sollten sie (dafür Sorge tragen), dass ich unter irgendeinem Vorwand in das dortige Gefängnis seingeliefert werde. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen der gepriesen sei."} Meine getreuen, standhaften und aufrichtigen Brüder! Eine sehr wichtige Frage, die sowohl die materiellen als auch die geistigen Dinge betrifft und die ich mir sowohl selber stelle, als sie mir auch von denen gestellt wird, mit denen ich in Verbindung stehe, ist folgende: "Warum interessierst du dich, im Gegensatz zu allen anderen, nicht für all die vielen mächtigen (quvvet) und bedeutungsvollen (Kräfte), die dir helfen wollen? Was doch kein anderer täte? Willst du etwa damit zeigen, dass du sie gar nicht nötig hast? Und warum nimmst du die hohen Ränge (maqam) nicht an, von denen die Elite der Schüler der Risale-i Nur sich einstimmig wünscht, dass du sie doch annehmen mögest, was doch ein jeder verlangt, ja geradezu fordert und es doch auch der Verbreitung, ja dem Sieg (futuhat) der Risale-i Nur durchaus dienlich sein würde? Warum weist du das denn so heftig zurück?" Antwort: In dieser Zeit brauchen die Gläubigen (ehl-i iman) eine Wahrheit (haqiqat), die so beschaffen sein muss, dass sie für nichts in der Welt (kainat) als ein Mittel (zum Zweck) oder als Sprungbrett verwendet werden kann, dass sie durch Groll oder irgendeine böse Absicht nicht beschmutzt werden kann, dass sie sich von keinem Zweifel und von keiner Philosophie unterwerfen lässt, eine Glaubenswahrheit (iman haqiqat), die nur auf diese Art unterrichtet werden soll, damit der Glaube (iman) gegen den Angriff der Irrtümer (dalalet), die sich seit Tausend Jahren angehäuft haben, von allen Gläubigen (ehl-i iman) bewahrt werden kann. So misst denn, von diesem Punkt aus betrachtet, die Risale-i Nur allen inn- und ausländischen Helfern und ihrer an und für sich bedeutenden Macht (quvvet) keine weitere Bedeutung bei, sucht sie nicht auf und schließt sich ihnen nicht an, sodass sie in den Augen der einfachen Gläubigen (ehl-i iman) nicht als Sprungbrett für einige Ziele des irdischen Lebens (hayat-i dunyeviye) verstanden werden kann und - da sie außer unmittelbar für das ewige Leben (hayat-i baqiye) für nichts anderes als Fahrzeug dient - ihre außerordentliche Kraft und Wahrheit (haqiqat) die angreifenden Zweifel und Unsicherheiten beseitigen möge. Obwohl aber diese geistlichen, hochgeschätzten, von allen Kennern der Wahrheit (ehl-i haqiqat) ersehnten leuchtenden Ränge (maqam) und Sprossen (auf der Stufenleiter) zum Ewigen (ukhrevi) Leben doch nun keinem (Menschen) schaden und dir von unseren aufrichtigen Brüdern nur in guter Absicht zugeschrieben werden, dir in deiner Aufrichtigkeit auch gar keinen Schaden zufügen, falls du sie denn annehmen möchtest, obwohl es doch dafür unwiderlegliche Beweise und Zeugnisse gibt, weichst du nicht schlicht und bescheiden vor diesen Stufen und Rängen (maqam) zurück, sondern fliehst sie heftig, ja geradezu wütend und brichst dabei deinen Brüdern, die dir diesen Rang (maqam) andienen möchten, das Herz. Antwort: So wie ein opferbereiter Mensch (ehl-i hamiyet) sein eigenes Leben (hayat) für das seiner Freunde hingibt, so muss auch ich, um das Ewige Leben der Gläubigen (ehl-i imanin hayat-i ebediye) vor gefährlichen Feinden zu schützen, falls es notwendig werden sollte (und es ist in der Tat notwendig) nicht nur diese eigenen Ränge, derer ich auch gar nicht würdig bin, nein, vielmehr auch die wirklichen Stufen eines ewigen Lebens (haqiqi hayati ebediyenin maqamlari) zum Opfer darbringen, schon um der Unterweisungen in der Liebe (ders-i shefqat) willen, die ich von der Risale-i Nur empfangen habe, aufgeben. Zu allen Zeiten und besonders in dieser unserer Zeit, vor allem aber in einem vom Egoismus (enaniyet) und einer allgemeinen Gottvergessenheit (ghaflah), wie sie an allen Irrwegen (dalalet) wächst, aufgewühlten Jahrhundert, in dem (die Menschen) sich zur Schau stellen (hodfu-rushluk) und in dem Politik und (westliche) Philosophie obsiegen, machen die hohen Ränge (maqam) in der Tat alle anderen Dinge von sich abhängig und gebrauchen sie als Sprungbrett. Ja, für die Ränge im weltlichen Leben (dunyevi maqam) werden auch noch für heilig erachtete Werte (muqaddesat) als Werkzeug gebraucht. Was aber die geistlichen Ränge (maqam) betrifft, so werden sie sogar noch mehr als Werkzeug gebraucht. So bleibt denn eine Beschuldigung (im Raum) stehen, man wolle, um sich im Rampenlicht der Öffentlichkeit halten zu können oder aber sich für einen derartigen Rang (maqam) als geeignet zu erweisen, einige heilige (qudsi) Dienste und sogar Wahrheiten (haqiqat) als Sprungbrett und Mittel (zum Zweck) gebrauchen, wodurch auch die dabei verbreiteten Wahrheiten (haqiqat) in Zweifel gezogen und nicht mehr Ernst genommen werden. Ist dabei der Nutzen eines derartigen Ranges (maqam) für eine solche Person nur ein einfacher, so ist doch der Verlust an Ansehen in der Öffentlichkeit ein Tausendfacher. Zusammenfassung: Es ist aufrichtige Wahrhaftigkeit (haqiqat-i ikhlas), die mir die Dinge verbietet, die mir als ein Mittel zu Ruhm und Ehre, zu weltlichem und geistlichem Rang dienen könnten. Zwar erleidet der Dienst an der Risale-i Nur dadurch einen großen Schaden, aber, da die Quantität im Vergleich zur Qualität keine Bedeutung hat, halte ich es doch als ein aufrichtiger Diener für viel wichtiger, zehn Männer in aufrichtiger Wahrhaftigkeit (haqiqat-i ikhlas) über die Wahrheit des Glaubens (haqaiq-i imaniye) zu unterweisen, die über allem steht, als Tausende Männer in der Kraft (der Geistlichkeit) eines großen Pols (qutbiyet) rechtzuleiten (irshad). Denn diese zehn Männer, können, wenn sie genau diese Wahrheit (haqiqat) als über allen anderen Dingen stehend erkennen und darin standhaft sind, in ihren Herzen (qalb), die den Samenkernen gleichen, zu einem einzigen Baum werden. Doch diesen tausend Mann gegenüber, wenn sie denn infolge all der Zweifel und der Einflüsterungen dieser Welt (dunya) den Unterricht durch einen Pol (qutub) als etwas betrachten, das aus "dem eigenen Rang (maqam) und den eigenen, persönlichen Eindrücken erwachsen ist" und so besiegt und wieder zerstreut werden, ziehe ich es doch vor, ein Diener zu sein, statt einen besonderen Rang (maqam) einzunehmen. Ich habe mir sogar darüber Sorgen gemacht, dass jenem gewissen Mann, der mich fünf Mal wider Recht und Gesetz an einem Feiertag gemäß dem Plan meiner Feinde belästigt hatte, nun ein Unglück zustoßen könnte. Denn da dieser Vorfall bereits publik geworden ist, sagte ich, weil mir die einfachen Leute unmittelbar danach wunderbare Fähigkeiten (keramet) zuschreiben und einen entsprechenden Rang (maqam) verleihen könnten: "Oh Herr (Ya Rabbi), führe ihn auf den rechten (islah) Weg und gib ihm seinen gerechten Lohn! Aber lass das bitte nicht auf wunderbare (keramet) Weise geschehen!" in diesem Zusammenhang möchte ich noch Folgendes erklären: Ich entdeckte dieses Mal in den Briefen der Schüler, die uns vom Gericht wieder zurückgegeben worden waren, noch einen Brief mit vielen Unterschriften. Vielleicht findet er sich unter den gesammelten Briefen (lahiqa) wieder. Er handelte vom Segen, den die Schüler der Risale-i Nur bei ihrem Lebensunterhalt (erfahren haben), während andere eine Ohrfeige (zu ihrer Ermahnung) empfingen. Es besteht hier kein Zweifel daran, dass auch in Kastamonu einige solche Ohrfeigen bekommen haben. Und auch hier haben fünf Leute solche Ohrfeigen empfangen. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei."} Meine lieben getreuen Brüder! Seit ein paar Monaten sind einige der Ränke, die man gegen mich geschmiedet hatte, sichtbar geworden. Unter Gottes Schutz (hifdh-i ilahi) hat sich dieses Unheil auf ein Zwanzigstel verringert. Ich pflegte nämlich in der freien Zeit (zwischen den Gebeten) in die Moschee zu gehen. Ohne mich zu fragen haben die Schüler im inneren Gang (mahfel) dieser Moschee einen Unterschlupf eingerichtet, damit ich nicht frieren solle. Doch nach vier, fünf Tagen habe ich mich schließlich selbst dazu entschlossen, nicht mehr dorthin zu gehen. Jener gewisse Offizier veranlasste aber nun, dass mein Unterschlupf (in dieser Moschee) wieder abgerissen wurde, worauf mir offiziell mitgeteilt wurde, dass ich nicht mehr in diese Moschee zu gehen habe! So bliesen sie ein Korn zu einer Kuppel auf und lösten dadurch eine Panik aus. Doch war (diese ganze Angelegenheit völlig) ohne jede Bedeutung. Macht euch also deshalb keine Sorgen. Nach meiner Meinung wollen sie mich mit irgendwelchen vorgeschobenen Gründen provozieren, damit dann in der Folge die Begeisterung der Leute, die ohnehin weit über das hinaus geht, was mir zusteht, umschlagen zu lassen. Sie denken dabei an die Zeit des alten (Said), als ob ich (ihre Schikanen) nicht (länger mehr) ertragen könnte. Ich würde jedoch, vorausgesetzt, dass dadurch die Sicherheit (selamet) und (die weitere) Verbreitung der Risale-i Nur nicht gestört wird, müsste ich auch jeden Tag selbst Tausende Provokationen und Schikanen über mich ergehen lassen, Gott dennoch Dank sagen. Und so wie ich selbst (diesen Dingen) keine Bedeutung beimesse, lassen sich auch meine Schüler hier durch nichts erschüttern. Denn die Dinge, die wir schon seit langem erwartet hatten, sind durch Gottes Gnade (inayet-i Ilahiyye) noch recht glimpflich abgelaufen. Wir grüßen (selam) alle Brüder, jeden einzelnen von ihnen und beten (dua) für sie. Said Nursi * * * Ein Brief des Meisters (Ustadh), in dem zusammengefasst die Intrigen derer erklärt werden, durch welche die Schüler von der Risale-i Nur abspenstig gemacht werden sollen, und behandelt, wie man diese beantworten sollte. بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei."} Meine lieben getreuen Brüder! Ich habe eine machtvolle (quvvet) innere Ermahnung erhalten, euch nochmals eine ganz besonders wichtige Angelegenheit darzulegen (ich habe euch diese Angelegenheit schon früher einmal kurz zusammengefasst erklärt). Es ist dies wie folgt: Heuchler, die uns feindselig gesinnt sind, haben es bisher immer hinter einem Deckmantel so gemacht, dass sie das Recht, die Politik und die Regierung als Mittel für ihre ganz offensichtliche Gottlosigkeit missbraucht haben. Doch sind sie mit ihren Angriffen gegen uns gescheitert. So haben sie denn von ihren früheren Plänen abgelassen, was denn zu einem Sieg (futuhat) der Risale-i Nur beigetragen hat. Doch schmieden sie nun schon wieder neue, noch verlogenere (munafik) Pläne, die selbst noch den Teufel in Erstaunen versetzen, deren Spuren bereits hier bei uns zu erkennen sind. Der wichtigste Grundsatz dieser Pläne besteht darin, unsere aufrichtigen und standhaften Brüder dazu zu bringen, in ihrem Eifer für die Risale-i Nur lau und (abständig) zu werden, und (ihren Dienst an ihr) so weit wie möglich aufzugeben. In dieser Hinsicht gebrauchen sie derart merkwürdige Lügen und Intrigen, dass unsere tapferen Schüler wie die in Isparta und Umgebung in ihrer Fabrik für Licht (Nur) und Rosen eine eiserne, ja eine stahlharte Ausdauer, Treue und Festigkeit (metanet) benötigen, um noch dagegen standhalten zu können. Manche schleichen sich auch in der Gestalt von "Freunden" ein und versuchen dann, ein Korn zu einer Kuppel aufzublähen, um Verdacht zu erregen und sie so weit wie möglich einzuschüchtern. "Gebt acht und hütet euch wohl! Kommt diesem Said nicht zu nahe! Die Regierungsbehörden beobachten ihn bereits!" (Auf diese Weise) versuchen sie die Schwächeren (unter uns) abspenstig zu machen. Ja, einige jüngere Schüler hat man sogar durch ein paar junge Mädchen belästigt, die sie mit ihren Reizen ködern sollten. Selbst den Stützen der Risale-i Nur führt man alle meine Fehler und Schwächen vor Augen, führt ihnen dabei zugleich einige bedeutende Persönlichkeiten unter den nach außen hin frommen Ketzern (ehli-l bid'a) vor Augen, die von sich aus sagen: "Auch wir sind Muslime. Der Glaube (din) beschränkt sich nicht allein auf diesen Said und seine (angebliche) Berufung." Sie machen unter einem Deckmantel Front gegen uns und gebrauchen diese gutgläubigen Religionsdiener (ehl-i diyanet) und Hodjas als Werkzeug für ihre gottlosen und anarchistischen Interessen. Möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass auch diese Pläne zum Scheitern verurteilt bleiben! Dabei sagen diese Schufte auch noch: "Auch wir sind Schüler der Risale-i Nur. Auch Said ist ein Schüler wie wir. Quelle, Ursprung und Grundlage der Risale-i Nur ist der Qur'an. Zwanzig Jahre Forschung und (kritische) Beobachtung haben selbst noch dem hartnäckigsten Gegner ihren Wert und ihre Überlegenheit bewiesen. Dieser Said, was immer er auch sein (hal) mag, ist nichts anderes als ihr Interpret und ihr Diener. Und sollte auch dieser Said - ich nehme meine Zuflucht zu Gott (El'iyazubillah)! - sich selbst gegen die Risale-i Nur wenden, so möge doch Gott es wollen (insha-a'llah), dass unsere Treue und unsere Verbundenheit dadurch nie erschüttert wird." So sagen sie und damit könnt ihr nun die Türe schließen! Doch (bleibt es weiterhin) notwendig, so weit möglich, sich mit der Risale-i Nur zu beschäftigen; wer kann, möge sie abschreiben; dieser übertriebenen Propaganda sollt ihr gar keine Beachtung schenken; doch stets wie auch früher schon dabei stets umsichtig bleiben! Alle unsere Brüder grüßen (selam) wir, jeden einzelnen von ihnen, und beten (dua) für sie. Said Nursi * * * Diejenigen, welche die Politik als ein Mittel für ihre Glaubenslosigkeit gebrauchen, um so jegliche Zuwendung, allen Eifer und auch die Brüderlichkeit (uhuvvet) seitens der Islamischen Welt (Alem-i Islam) zu brechen und stattdessen deren Abscheu zu erregen, obwohl sie doch in unserem Lande die stärkste Kraft (quvvet) unseres Volkes ist, möchten unter einem Deckmantel einen absoluten Unglauben (kufr-u mutlaq) in ihm einpflanzen, dabei auch noch die Regierung täuschen. Bereits zwei Mal haben sie die Justiz in die Irre geführt und dabei gesagt: "Die Schüler der Risale-i Nur machen aus ihrer Religion (din) ein Werkzeug für ihre Politik und es besteht die Möglichkeit, dass sie so die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährden." Denn dreiunddreißig Ayat im Qur'an weisen darauf hin, Imam Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, bestätigt (tahaqquq) mit drei wunderbaren (Hinweisen) aus dem Verborgenen (keramet-i ghaybiye) und Ghaus-i Adham gibt uns definitiv Bericht, dass die Risale-i Nur für dieses Land (memleket) im materiellen wie im geistlichen (Sinn) ein Segen (bereket) ist, ihm in ganz außerordentlicher Weise von Nutzen ist und für die gesamte Islamische Welt (Alem-i Islam) alle Wahrheiten (haqaiq), die sie betreffen, in sich enthält. Mit der Politik hat sie jedoch nichts zu tun. Da sie jedoch den totalen Unglauben (kufr-u mutlaq) zerbricht, vernichtet sie zugleich auch jene Anarchie, die sich unter diesem totalen Unglauben (kufr-u mutlaq) und die ebenso totale Despotie, die sich über ihm befindet und widerlegt ihn von Grund auf. Das garantiert für Frieden, Freiheit, Sicherheit und Gerechtigkeit. Deshalb auch sollte man die Risale-i Nur nicht angreifen, unter dem Vorwand, sie könne eine Gefahr für Staat und Regierung bilden. Nun kann niemand mehr unter diesem Vorwand einen anderen dazu bewegen, so etwas zu glauben. Aber vielleicht werden ja nun die Heuchler (munafiq), nachdem sie erst einmal den Standort gewechselt haben, versuchen, unter dem Deckmantel ihres Glaubens (din) ein paar einfältige Hodjas, Anhänger irgendeiner Ketzerei (bid'a) oder irgendwelche engstirnige Verfechter eines Sufi-Gedankens (meshreb) mit der ihnen eigenen Schlauheit, wie vor zwei Jahren in Istanbul und in der Umgebung von Denizli gegen die Risale-i Nur einzusetzen. Möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass sie damit keinen Erfolg haben! * * * Ich denke, dass jetzt die Zeit gekommen ist, oder aber es jetzt Zeit wird, dass die Risale-i Nur, hinsichtlich ihrer Aufgabe als geistliche (manevi) Retterin dieses gesegneten Landes im Druck zu erscheinen beginnt, sodass man nun unterrichten (ders) kann, um so das Übel dieser beiden fürchterlichen inneren (manevi) Haltungen abzuwehren. Bei diesen fürchterlichen Übeln geht es zum Ersten darum, dass man in der Risale-i Nur eine Art Wall sieht, vom Qur'an gebildet, in etwa Dhu-l'Karneyns Wall vergleichbar, der die Aufgabe (vazifah) hat, die aus dem Norden aufsteigende abscheuliche Flut einer Glaubenslosigkeit (aufzuhalten), welche das Land (vatan) innerlich (manevi) überschwemmt und jene Anarchie hervorruft, die den christlichen Glauben (din) besiegt. Zum Zweiten stieg in meinem Herzen (qalb) der Gedanke auf, dass es jetzt notwendig geworden ist, in gedruckter Sprache zu reden, um alle diese so schwerwiegenden Kritiken und Anschuldigungen der Islamischen Welt (Alem-i Islam) gegen die Bewohner dieses gesegneten (mubarek) Landes (vatan) ausräumen zu können. {(*): Diese Voraussage (haqiqat) hat sich zehn Jahre nachdem dieser Brief geschrieben wurde und die Risale-i Nur in Ankara gedruckt werden konnte, als wahr (tahaqquq) erwiesen.} Ich kenne zwar nicht die Lage (hal) in dieser Welt (dunya), doch so wie die Wahrheiten (haqiqat) der Risale-i Nur gleich einer Burg sind, die sich dem Einbruch dieser fürchterlichen Strömung (entgegen stellt), die bereits ganz Europa überschwemmt hat und dort herrscht und sich keineswegs auf eine der vom Himmel geoffenbarten Heiligen Schriften (Edyan-i Semaviye) stützt, ist (die Risale-i Nur) zugleich auch ein Wunder des Qur'an, der in dieser gegenwärtigen Lage (hal) das Fahrzeug ist, um die Einwände und Anschuldigungen aus der Islamischen Welt (Alem-i Islam) und dem ganzen asiatischen Kontinent zu entkräften und ihre Freundschaft (muhabbet) und Brüderlichkeit (uhuvvet) von Altersher nun wiederherzustellen. Jetzt müssten aber noch alle vaterlandsliebenden Politiker in diesem Land (vatan) und dieses Volkes ganz schnell die Risale-i Nur offiziell drucken lassen, um sich so vor diesen beiden Übeln {Der Kommunismus (als Idee, Partei oder Staatsform) und die Kritik aus der Islamischen Welt am türkischen Volk. (A.d.Ü.)} schützen zu können. {(*): Erst die neue Regierung konnte diese große, weltumspannende (dunya) Ehre und diesen gewaltigen Dienst am Islam für sich verbuchen. Dabei zeigte sie großes Verständnis, indem sie 1956 den Druck der Risale-i Nur gestattete, womit sie alle Sympathien des Islamischen Volkes für sich gewann und zugleich ihre Macht erfolgreich noch um ein Vielfaches steigern konnte.} Said Nursi * * * Meiner inneren Eingebung folgend fühlte ich mich plötzlich gezwungen zur Feder zu greifen بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen der gepriesen sei."} Meine lieben Mitbrüder! Nun hat es sich also doch noch bestätigt (tahaqquq): man hatte heimlich Pläne geschmiedet, mich ganz offiziell zu provozieren und zu beleidigen, um (letztendlich) das allgemeine Interesse und Wohlwollen der Leute mir gegenüber zunichte zu machen. Sie haben sich - unter einem Deckmantel - darum bemüht, jedwede Freundschaft zu unterkühlen und in Abneigung (zu verwandeln). Dem entgegen hat aber das "Siegel der Bestätigungen aus dem Verborgenen (Sikke-i Tasdik-i Ghaybi)" all ihre Propaganda vollständig über den Haufen geworfen. Derartige Beleidigungen im Interesse der Glaubenslosigkeit beunruhigen mich zwar in gewissem Grade und gehen mir auf einige Nerven, die noch von dem Alten Said übrig geblieben sind. Die wunderbaren Siege (futuhat) der Risale-i Nur und ihre Schüler werden jedoch in den Augen der Kenner der Wahrheit (ehl-i haqiqat) und von Seiten der Engel und der Geister (ruhani) mit Ehrerbietung und in aller Güte (merhamet) entgegen genommen, wo hingegen für alle Schikanen und Beleidigungen, die man meiner Person entgegen bringt, noch nicht einmal die Bedeutung eines Fliegenflügels übrig bleibt. Da aber nun eine Verletzung der Ehre der Gläubigen (ehl-i din) und der Theologen (ehl-i ulum-u diniye) durch diese unglückseligen Provokatöre (ehl-i ihanet) vom religiösen (din) Standpunkt aus ein Verrat (ihanet) am Glauben (din) ist, sind sie in den Augen der Engel und Geister (ruhani), aller Leute des Glaubens und Kenner der Wahrheit (ehl-i iman ve ehl-i haqiqat) verflucht und können sich dafür nur noch von einem unter Tausend ehrlosen Schuften und Gottlosen ein Lob verdienen. Diese Unglückseligen denken, sie könnten das Ansehen der Risale-i Nur dadurch schmälern, dass sie mich beleidigen, weil sie meine Person für deren Quelle halten und greifen daher meine Person an, weil sie törichter Weise denken, sie könnten das Ansehen der Risale-i Nur zu Fall bringen, indem sie mich zu verderben (trachten). Dem entgegen sage ich: Oh ihr Unglückseligen, die ihr mich um eurer Glaubenslosigkeit willen quält und beleidigt! Ich kann euch mit absoluter Gewissheit versichern: wenn ihr nicht bald bereut, wird es für euch keinen Ausweg mehr geben, der zu eurer Errettung führt. Dich wird der Henker des Todes an den Galgen bringen und dein Todesurteil wird für die Ewigkeit sein. Danach wird deine böswillige Seele zu einer ewigen Einzelhaft verurteilt bleiben und du wirst nur noch den Abscheu der Gläubigen (ehl-i iman) und der Geister (ruhani) und ihren Fluch gewinnen können! Solltest du aber nicht bereuen, so weiß ich doch, dass dich meine Rache in vielfältiger Form ereilen wird; nicht etwa, weil ich wütend bin, ich habe vielmehr Mitleid mit dir. Es können jedoch solche wie du, die noch nicht einmal die Bedeutung einer Fliege haben, aber die Risale-i Nur (am liebsten) verstecken möchten, deren Einfluss auch nicht um ein Stäubchen vermindern. Da bereits hundert Tausende durch sie ihren Glauben (iman) gerettet haben, erweisen sie ihr mit Herz und Verstand (ruh-u djanla) jegliche Achtung und alle Verehrung. Was jedoch das Leiden meiner eignen Person betrifft, so kann ich euch mit absoluter Gewissheit versichern: sollte ich auch in meinem Leiden für ein, zwei Minuten in Wut geraten, so finde ich doch sehr schnell wieder etwas, das mich tröstet. Und sollten sich auch eure Schikanen und eure Beleidigungen noch um das Tausendfache steigern, so können sie mir dennoch diesen Trost nicht rauben. Denn die Risale-i Nur hat uns mit absoluter Sicherheit zu der Entdeckung (keshf-i kat'i) geführt, dass diejenigen die uns aufgrund ihrer Glaubenslosigkeit angreifen, als eine immerwährende Strafe in Einzelhaft (im Grabe) und ihre Hinrichtung für ewig, die (gleichen) Schikanen (an sich) erfahren werden. Die Schüler aber, die durch die Risale-i Nur ihren Glauben (iman) gerettet haben, werden im Tode ihren Entlassungsschein und ihren Eintrittsschein zur Ewigen Seligkeit in Empfang nehmen und für ewig Ehren, Gottes Barmherzigkeit (merhamet) und Seine (unendliche) Freigiebigkeit (ikram) erfahren. Das haben wir den (westlichen) Philosophen mit Tausenden von Beweisen klar gemacht und sie so zum Verstummen gebracht. Desgleichen ist auch der Neue Sa'id gleich wie der Alte Sa'id mit Bestimmtheit gegen alle Auszeichnungen und Bekundungen von Zuneigung, die er erlangen könnte, den Ruhm und die Ehre, die er für sich gewinnen könnte und er nimmt (dergleichen) auch nicht an. Zwanzig Jahre lang hat er deswegen ein Einsiedlerleben vorgezogen. Wollt ihr nun im Namen von Sicherheit und Ordnung einen derartigen Einfluss hintertreiben und euch darum bemühen, ihn in den Augen der Allgemeinheit zu verderben, so begeht ihr einen sehr großen Fehler... Denn in zwei Jahren haben drei Gerichte in den einhundertundzwanzig Werken eines zwanzigjährigen Lebens und bei hundertundzwanzig Tausend Schülern der Risale-i Nur nichts finden können, was Anlass zu einem Aufstand hätte geben können und Grund genug gewesen wäre, sie dafür zur Verantwortung zu ziehen und was gegen Volk und Land (hätte verwendet werden können). Darauf weisen unser Freispruch und die Rückgabe sämtlicher Bände der Risale-i Nur hin. Darum kann ich euch hier mit absoluter Sicherheit erklären: Ihr, die ihr uns aufgrund eurer Glaubenslosigkeit unter Druck setzen wollt, die ihr gegen alle Sicherheit und Ordnung des Volkes und im Lande (vatan) und für die Anarchie seid und mich wegen dieses fürchterlichen Fremden in die Enge treiben, Unruhe verbreiten wollt und eine Überflutung (mit seinen gottlosen Ideen) wünscht... Darum auch sind mir alle diese Schikanen und Beleidigungen keine fünf Para wert. Ich habe mich nun einmal dazu entschlossen, zum Zweck der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung auch weiterhin ruhig und geduldig zu bleiben. So wie die Welt (dunya) mit Sicherheit nicht ewig besteht, so ist auch das, was sich in ihr ereignet von Stürmen und einem ewigen Wechsel bestimmt. Einige Verbrechen, die nur wenige Stunden in Anspruch nehmen, ziehen Tausende Zaqqum 🙂 Höllenbäume) nach sich, die voll hängen mit Strafen in dieser und in jener Welt (dunyevi ve uhrevi). Dann werdet ihr hundert Tausend Mal vergeblich darüber seufzen und wehklagen. Wie ich bereits den staatlichen Behörden und den Staatsanwälten, die sich (mit unserem Fall) beschäftigen, geschrieben habe, so sage ich auch euch, oh ihr Unglückseligen: Wir bemühen uns darum, durch die Risale-i Nur die beiden größten Gefahren für dieses Land (memleket) und seine Zukunft (istiqbal) zu beseitigen... Und tatsächlich beweisen wir dies mit vielen Beispielen und teilweise sogar noch vor Gericht. Denn als Erstes müssen wir in diesem Lande (memleket) gegen die Gefahr einer Anarchie, die mit aller Macht von außen in es einzudringen versucht, einen Wall errichten. Als Zweites muss man den größten Stützpfeiler dieses Landes (memleket) absichern (temin), indem man den Abscheu von dreihundertundfünfzig Millionen Muslime (gegenüber den Türken) in Brüderlichkeit umwandelt. Dem Polizeipräsidenten in Afyon sage ich: Herr Präsident! Warum bleiben Sie dermaßen gleichgültig, obwohl sich doch in dieser Welt (dunya) so viele ungesetzliche, noch dazu völlig sinn- und zwecklose Angriffe wie nie zuvor gegen mich richten? Dafür ein Beispiel: Obwohl ich doch, nur um am Gemeinschaftsgebet teilnehmen zu können, in eine ansonsten leer stehende Moschee gegangen bin, in der ich dann außer ein, zwei Männern niemandem erlaubt habe, zu mir zu kommen, hat man mir ganz offiziell gesagt: "Sie dürfen diese Moschee unter gar keinen Umständen betreten!" Auf welches Gesetz (kanun) stützt sich in meiner Einsamkeit, meiner Krankheit, in meinem Alter und in all meinem Kummer eine derartige Schikane? Und zu welchem Zweck sollte das dienen? Irgendjemand hatte, ohne dass ich etwas davon wusste, irgendwo in diesem Moschee-Gebäude mit ein paar Brettern und einer Matte einen Unterschlupf für zwei Leute gebastelt, damit ich nicht frieren solle. Doch nach welchem Gesetz hat man denn nun für mich selbst daraus eine derart bedeutende Angelegenheit gemacht und alle Leute deswegen dermaßen in Panik versetzt? Und wozu sollte das gut sein, das frage ich mich. Ich habe denen, die mich auf diese Weise schikanieren, gar keinen Vorwand dafür geliefert. Nur die allgemeine Zuneigung, die mir die Leute entgegenbringen, benutzen sie als solch einen Vorwand und fragen sie: "Warum erweist ihr diesem Verbannten eine solche Ehre?" Ich aber sage ihnen: Alle meine Freunde wissen, dass ich für meine Person keine Verehrung und keine öffentliche Zuwendung wünsche, sie vielmehr zurückweise. Doch obwohl ich alle noch so freundlichen Gedanken nicht akzeptiere, mit denen mich andere bedenken (frage ich mich dennoch): welches Gesetz macht mich dafür verantwortlich? Wenn andere mir entgegen meinem Wissen und Wollen all ihre guten Gedanken entgegenbringen, warum schikaniert man mich dann? Einmal den unmöglichen Fall angenommen, dass diese allgemeine Zuwendung eine öffentlich anerkannte Tatsache wäre, so wäre dies trotzdem allein zum Wohle des Landes (vatan) und nicht etwa zu seinem Nachteil. Und würde auch ich ein Stückchen davon annehmen, worin läge denn dann das Übel, wenn ich in meinem Alter, meiner Krankheit, hier in der Verlassenheit und Kälte meiner Kammer, in dieser schrecklichen Einsamkeit meiner Zelle, um nun die doch einmal notwendige Hilfe zu erhalten, die Freundschaft von ein, zwei Menschen akzeptieren würde? Was für ein Gesetz sollte das verbieten. Was für ein Gesetz gibt es denn, das es nicht erlaubte, dass außer einigen Kindern irgendjemand Verbindung mit mir aufnimmt? Da aber diese kindlichen Arbeiter mir nicht zu jeder Zeit zur Verfügung stehen, kann ich selbst mich nicht um meine Angelegenheiten kümmern. Es wäre demnach auch die Pflicht der Polizei, der Regierung und aller staatlichen Organe, in dieser abscheulichen Lage derart notwendige Dinge im Auge zu behalten. Ich teile Ihnen dies mit, um Sie darauf aufmerksam zu machen, dass (diese Angelegenheit) ein ernsthaftes Interesse (verdient)! Völlig abgeschieden in Emirdagh eingeschlossen Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen der gepriesen sei."} Meine lieben getreuen, glücklichen Brüder! Entstanden im roten Russland speit ein rotes Feuer rote Funken, das nun in dieser Stadt, die unsere Welt (dunya) ist, einen Bezirk nach dem anderen umfängt, ihn ganz und gar verbrennt, dabei an einigen Orten Feuer der Unruhe und der Spaltung (in der Bevölkerung) verbreitet und zugleich dem Bruder zuruft: "Töte deinen Bruder!" und am Ende die christliche Welt (Alem-i Hiristiyaniye) völlig verbrennt und danach seine Ernte worfelt (und so die Spreu vom Weizen trennt), sodann nun auch jenen Bezirk umgibt, der die islamische Welt (alem) ist, sodass nun sein Funkenregen bis zu den Dachrinnen unserer Häuser empor stiebt, was ein großes und überaus fürchterliches Übel ist, gegen welche gewaltige Feuersbrunst, diesen Komunismus aber, die Risale-i Nur die Aufgabe (vazifah) einer Feuerwehr übernommen hat, welche für alle Muslime und die ganze Menschheit die größte, ja die einzige Burg und ihr größter Zufluchtsort ist. Oh ihr, die ihr vom rechten Weg, den euch der "Stolz der Welt (Fahr-i Alemin)" gezeigt hat, abgeirrt seid! Die ihr euch in eurem Stolz auf die vergänglichen Güter dieser Welt (dunya) verliert! Oh ihr, die ihr vor dem Licht des Qur'an flieht, aus Furcht, es könne "unserer Welt (dunya) einen Schaden zufügen"! In einer Zeit, in der das Feuer des absoluten Unglaubens (kufr-u mutlaq) uns umfängt, könnt ihr euch einzig und allein noch retten, indem ihr unter den lichtvollen Schutzdächern der Risale-i Nur, welche die festeste und stärkste Burg ist, unzerstörbar und unerschütterlich, eure Zuflucht sucht und in ihren heiligen (qudsiye) Kreis eintretet... Dann werdet ihr den Tod, von dem ihr glaubt, er sei eine Hinrichtung für ewig, in ein bleibendes Leben (hayat-i baqiye) umwandeln. So werdet denn auch ihr, indem ihr die gesegnete Interpretation des Lichtes (Nur), seine gesegnete geistige Körperschaft (mubarek shahs-i manevi) und die Beispiele für seine Gebete (dua) أَجِرْنَا وَأَجِرْ وَالِدَيْنَا وَأَجِرْ طَلَبَةَ رَسَآئِلِ النُّورِ وَوَالِدَيْهِمْ مِنَ النَّارِ {"Bewahre uns und bewahre unsere Eltern und bewahre auch die Schüler der Risale-i Nur und deren Eltern vor dem Feuer!"} annehmt und durch sie geheilt werdet und stets die Risale-i Nur weiter lest, gleich mir, der ich mich vor diesen fürchterlichen geistigen Krankheiten gerettet habe, in diesen gesegneten heiligen (qudsiye) Kreis eintreten, euch vor jeglichem Kummer in dieser und dem Feuer in jener (dunyevi ve ukhrevi) Welt retten und ihr werdet auch eure Kinder und eure ganze Familie, für die ihr ja eine Art Hirten seid, und ihr werdet so auch all eure Lieben retten können. Und indem ihr an dem "Licht (Nur)" mitarbeitet, werdet ihr alle, jeder einzelne von euch, an Leib, Leben und Seele Heil (felah), Segen und Glückseligkeit erfahren! Für diese Wahrheit sind Millionen von Nur-Schülern, die (dieses Glück an sich erfahren haben), zu Zeugen (shahit) geworden. Oh ihr Schüler des Lichtes (Nurdjular)! Für diese ewige Huld, die Gott euch geschenkt (ihsan) hat, sollt ihr euer Haupt in (der knieenden Haltung eurer stets) dankbaren Verbeugung vor Gott (sedjde-i shukran) nicht mehr erheben! Lasst euch auch durch die nächtliche Kälte (nicht von eurer Arbeit) abhalten! Erhebt euch auch in den gesegneten Stunden der Nacht und erweist unserem allbarmherzigen Herrn (Rabb-i Rahim), von dessen Huld und Beistand ihr niemals und nirgends ausgeschlossen seid, eure Dankespflicht (vazife-i shukr). Und zittert auch nicht und fürchtet euch nicht vor erschütternden Ereignissen, wie sie vor Sorge um die Zukunft vor den Geist treten und worauf schon so manche hereingefallen sind. Seid Zeugen (mushahede) der Wunder dieses heiligen Lichtes (qudsi keramat) und seiner Hilfe! Die Welt (dunya) ist vergänglich. Und könnte man auch Tausend Jahre leben, so ist das doch im Vergleich zu einem ewigen (baqi) Leben im Jenseits (hayat-i ukhreviye) nur ein Nichts-über-Nichts. Doch obwohl sie nur vergänglich (fani) ist, so ist sie doch auch ein Acker, der ewig bleibende (baqi) Früchte eines ewigen Lebens (baqi hayat) hervorbringt. Lasst euch durch heftige Stürme und stürmisches Wetter nicht erschüttern und in Angst versetzen! Bestellt also diesen Acker mit einer Fülle segenreicher, lichtvoller und errtragreicher Lichtsamen! Denn: "wer bestellt, der erntet" heißt eines unsrer bedenkenswerten Sprichwörter. Oh ihr Schüler des Lichts (Nurdjular)! Lasst euch durch die Angriffe der Feinde des Glaubens in gar keiner Weise erschüttern! Verliert niemals euren Mut, sondern arbeitet, arbeitet, arbeitet! Seid völlig davon überzeugt, dass die Fürsprache des Lichtes (Nur), das Gebet des Lichtes (nurun duasi) und der Segen des Lichtes (nurun himmeti) euch retten wird! Euer Bruder Mustafa Osman * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Die Aussage: "Wir hatten doch immer gedacht, dass es in dieser Provinz (vilayet) hinsichtlich des Glaubens (din) zu Unruhen (unter der Bevölkerung) kommen würde.", die der Herr Staatspräsident neulich in Afyon gemacht haben soll, ist ein Beweis dafür, welch weiten Umfang der Plan gehabt hat, den man im vergangenen Winter gegen mich in böser Absicht geschmiedet hatte und der dann durch Gottes Güte (inayet-i Ilahiyye) und mit Hilfe eurer Gebete (dua) und meine eigene Geduld und Ausdauer schließlich doch noch gescheitert ist. Das aber heißt (nichts anderes), als dass ein Geheimkomitee mich in die Enge treiben wollte, um (auf diese Weise durch mich irgendeinen) Vorfall (hadithe) provozieren zu können. Doch alle Qual dieser Provokationen und einer Unterdrückung, die mir in ihrer ganz und gar ungesetzlichen und willkürlichen Art heftig auf die Nerven gehen und sich im Sinne der Einmischung eines gewissen Ausländers (Stalin?) mitten unter den Muslimen und (allen meinen) Landsleuten (ereignen, ist in Wirklichkeit doch nur für sie selbst und zwar noch) in dieser Welt (dunya) ein vollständiger Verlust, in jener Welt (akhirah) aber ein Höllenpfuhl (djehennem) und ein Land für die Verlierer (sakar). Wir aber werden noch in dieser Welt (dunya) den Sieg erhalten, einen vollkommenen Lohn erwerben und - möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass wir auch in jener Welt (akhirah) das Paradies (djennet) und das Wasser aus dem Kauthar-Strom verdienen werden. Das aber heißt, dass der Präsident und der Ministerrat diesen geheimen Plan wohl geahnt haben müssen, sodass nun hier alle Beamten, ja sogar der Gouverneur (vali), der Landrat (kaymaqam) und die Polizei jede Begenung mit mir vermeiden und einem Gespräch mit mir aus dem Wege gehen. Das hat mich doch sehr erstaunt! Dass wir jedoch in unseren Händen nur ein Licht (Nur) halten und sich da keine Keule findet, das haben sogar diejenigen verstanden, die auch nur ein Fünkchen Verstand besitzen. Merkwürdig ist nur, dass diejenigen Beamten, die sich doch eigentlich am meisten um mich kümmern sollten, gegen mich gebraucht und eingesetzt werden. Ihr Nur-Schüler, ihr müsst sehr umsichtig, aufmerksam und besonnen sein! Denn es gibt geistige Unwetter und einige hinterlistige Heuchler können sich überall einschleichen. Und obwohl sie sich in ihrer Glaubenslosigkeit für die absolute Despotie einsetzen, treten sie in die demokratische Partei ein, um sie zu verderben, ihre Geheimnisse zu erfahren und zu vernichten. Übringens möchten wir zu der Absicht von Salahaddin, den "Stab Mosis (Asa-yi Musa)" einem Amerikaner zu geben, sagen: "Alle Missionare, die Priester der Christen und die Nurdjus müssen äußerst vorsichtig sein. Denn in jedem Fall wird sich die nördliche Strömung (die Bolschewisten?) darum bemühen, jeden Einigungsversuch zwischen den Missionaren und dem Islam zu unterbinden, in dem Gedanken, sich vor einem Angriff der islamischen und der christlichen Religion (din) schützen zu müssen. Sie wird sich gegenüber den einfachen Volksschichten tolerant verhalten und die Muslime dadurch hinters Licht führen, dass sie die Bourgeoisie von ihrer Willkürherrschaft zurückhält und sie dazu auffordert, den einfachen Leuten dadurch zu helfen, dass sie ihrer Pflicht (nachkommen), die Armensteuer (vudjub-u zekat) entrichten und sich an das Verbot (halten), Zinsen (hurmet-i riba) zu nehmen. (Auf diese Weise erhalten die Bolschewisten von den Muslimen ihre) Privilegien und wissen (sodann selbst, die Muslime) auf ihre Seite zu ziehen." Doch wie dem auch sei: da habe ich doch nun um euretwillen meine Grundsätze gebrochen und einmal einen Blick auf diese Welt (dunya) geworfen. Said Nursi Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 Während in diesen drangvollen Zeiten meine Seele (nefs) mich quälte, haben die folgenden Gedanken sie in Dankbarkeit verstummen lassen. Diesen Text, den ich hiermit für euch beifüge, damit er auch euch von Nutzen sein möge, habe ich über meinem Kopfende aufgehängt. 1 - Oh meine Seele (nefs)! Bereits dreiundsiebzig Jahre lang hast du mehr als neunzig Anteile der Genüsse von hundert Menschen bereits bekommen. Einen Anspruch auf mehr hast du nicht. 2 - Du suchst in den augenblicklichen, vergänglichen (ani ve fani) Genüssen nach Beständigkeit (beqa). Darum fängst du nun über ihrem Vergehen an zu weinen. Zu deinen blinden Gefühlen hinzu bekommst du nun noch eine Ohrfeige für deine Verfehlungen. Für eine Minute des Lächelns weinst du jetzt zehn Stunden lang. 3 - Auf dem Grunde all der Ungerechtigkeiten und Unglücksfälle, die über dich gekommen sind, liegt die Gerechtigkeit göttlicher Vorausschau (qaderin adaleti). Menschen behandeln dich ungerecht für Dinge, die du nie getan hast. Doch Gottes Vorausschau (qader) erzieht dich aufgrund deiner verborgenen Fehler durch die Hand dieser Unglücksfälle und macht zugleich aus ihnen auch eine Buße für deine Fehler. 4 - Zudem bist du, meine ungeduldige Seele (nefs), nun zu der festen Überzeugung gelangt, dass hinter allen augenscheinlichen Unglücksfällen letztendlich viele süße Früchte der göttlichen Gnade (inayet-i Ilahiyye) verborgen lagen. عَسٰى اَنْ تَكْرَهُوا شَيْئًا وَهُوَ خَيْرٌ لَكُمْ {"Es könnte doch sein, dass du ein Ding verabscheust und es ist dennoch gut für dich!" unterrichtet in einer absolut sicheren Wahrheit (haqiqat)}. Erinnere dich stets an diese Lektion! Zudem kann das Gesetz Gottes (kanun-u Ilahi), um welches das Universum kreist, - dieses so weitläufige Gesetz göttlicher Vorausschau (kanun-u qaderi) - nicht auf deinen Wunsch hin geändert werden! 5 - Mache dir diesen heiligen (qudsi) Grundsatz: مَنْ اٰمَنَ بِالْقَدَرِ اَمِنَ مِنَ الْكَدَرِ {"Wer von Gottes Vorausschau überzeugt ist, fühlt sich sicher von allen Sorgen."} zu deinem Wegweiser! Lauf nicht wie unverständige, spielende Kinder hinter vorübergehenden, bedeutungslosen Lustbarkeiten her! Denke immer, dass dir von diesen vergänglichen (fani) Genüssen nur innerliche (manevi) Qualen und ein Bedauern zurückbleiben! Was aber all die Qualen und Schmerzen betrifft, so schenken sie dir im Gegenteil innerliche (manevi) Freuden und einen Lohn im Jenseits (ukhrevi sevab). Wenn du nicht töricht sein willst, so solltest du nach allen vorübergehenden Freuden nur streben um deiner Dankbarkeit willen. Denn diese Freuden werden dir nur um deiner Dankbarkeit willen gegeben. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen der gepriesen sei!"} Mein lieber, sehr geehrter Bruder! Erstens: Ihr hochgeschätzter Brief war so lang, umfangreich und ausführlich wie eine ganze Abhandlung. Ich fand ihn überaus fesselnd und habe ihn mit großem Interesse gelesen! Um sogleich damit zu beginnen, möchte ich Ihnen folgendes erklären: Der Meister, der in seiner Kasside "Djeldjelutiye" mit verschlüsselten Hinweisen der Risale-i Nur eine sehr große Aufmerksamkeit zuwendet, und der zugleich mein eigener Lehrer in Glaubenswahrheiten ist, ist Imam Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge. قُلْ لاَ اَسْئَلُكُمْ عَلَيْهِ اَجْرًا إِلاَّ الْمَوَدَّةَ فِى الْقُرْبٰى {"Sag: Ich verlange von euch keinen Lohn außer eurer Freundschaft zu meinen Verwandten." (Sure 42, 23)} Der Aussage dieser Ayah entsprechend ist die Liebe (muhabbet) zur Familie des Propheten (Al-i Beyt) ein Grundsatz der Risale-i Nur und für den Weg, dem wir folgen (meslek). Und der Leitgedanke (damar) der Wahhabiten darf unter den wahrhaftigen Schülern der Risale-i Nur unter gar keinen Umständen Anklang finden. Da aber die Leute des Irrwegs (ehl-i dalalet) in dieser Zeit der Glaubenslosigkeit aus jedem Streit nur noch ihren Nutzen ziehen und dabei die Gläubigen (ehl-i iman) in Verwirrung bringen, auch alles abschaffen wollen, was für einen islamischen Gläubigen kennzeichnend ist (sheairi), es zudem auch noch derart starke Srömungen gegen den Qur'an und den Glauben (iman) gibt, ist es mit Sicherheit notwendig, diesen fürchterlichen Feinden nicht wegen einiger winziger Kleinigkeiten, die ein Anlass zu irgendwelchen Auseinandersetzungen sein könnten, das Tor des Streites zu öffnen. Auch ist es vollkommen nutzlos, Menschen zu tadeln, die bereits gestorben sind. Sie sind im Jenseits (dar-i akhiret) bereits an den Ort ihrer Strafe (mahall-i djezaya) gegangen. Es ist sinnlos, ja sogar nachteilig, ihre Fehler bekannt zu machen. Es entspricht weder der empfohlenen Liebe zum Haus des Propheten (muhabbet-i Al-i Beyt), noch ist es überhaupt nötig, weshalb auch die Leute der islamischen Tradition und Gemeinschaft (Ehl-i Sunnet ve-l'Djemaat) es verboten haben, jenen Streit in der Zeit der Sahabis zum Thema zu machen. Denn während der Kamelschlacht (vak'a-i djemel), an der auch Zubeyr, Talha und die Getreue Aischa (Aishe-i Siddiqa), mit denen Gott zufrieden sein möge, teilgenommen hatten, war es aufgrund einer Meinungsverschiedenheit (Itjtihad netidjesi) zum Kampf gekommen, wobei dann die Leute der islamischen Tradition und Gemeinschaft (Ehl-i Sunnet ve-l'Djemaat) gesagt hatten: "Hazret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, hat recht und die andere Seite hat unrecht. Das ist jedoch verzeihlich, weil es sich hier ja nur um eine Meinungsverschiedenheit (Itjtihad netidjesi) gehandelt hat. Außerdem glauben sie, dass es von Nachteil ist, auch nur das Kapitel von den Aufständischen in der Schlacht von Siffin anzuschneiden, sodass der islamischen Gemeinschaft (islamiyet) kein Schaden daraus entsteht, dass jemand den Nerv der extremistischen Sunniten (Vahhabis) oder die Lehre (mes'heb) der extremistischen Schiiten (mufrit Rafisi) anrührt. Über derartige Schurken, wie Haddjadj-i Zalim, Yezid ve Velid hat Sa'deddin-i Teftazani, der der größte Gelehrte unter den Theologen gesagt: "Es ist erlaubt, Yezid {Gilt als der Verantwortliche für die Ermordung Husseins, Enkel des Propheten. (A.d.Ü.)} zu verfluchen", er hat aber nicht gesagt, es sei eine Pflicht (vadjib), ihn zu verfluchen, auch nicht, dass dies gut sei, oder es dafür eine Belohnung (sevab) gäbe. Denn es gibt ja solche, die in ihrer Ablehnung (inkar) des Qur'an, der Propheten, der Sahabis und ihres heiligmäßigen Umgangs mit einander (qudsi sohbet) jedes Maß überschreiten. Und es gibt von ihnen viele, die sich (sogar mit diesen Ideen in aller) Öffentlichkeit zeigen. Wenn jemand diejenigen Leute, die man doch eigentlich wirklich verfluchen sollte, nicht verflucht, ja noch nicht einmal erwähnt, so schadet dies keineswegs. Denn Tadel und Fluch kann man nicht mit Lob und Liebe (muhabbet) vergleichen. Mit ihnen kann man keine "guten Werke (amel-i salih)" verrichten. Richten sie aber Schaden an, so ist das umso schlimmer. So zeigen sich denn nun diese versteckten Heuchler, die sich darum bemühen, einen Teil der Hodjas, die doch vor allem dazu beauftragt und dazu verpflichtet sind, den Islam und die qur'anischen Wahrheiten (Haqiqat-i Qur'aniye) zu bewahren, mit Hilfe von Lehre und Leben der Vahhabis auf ihre Seite zu ziehen und so der islamischen Gemeinschaft (Islamiyet) einen gewaltigen Schlag zu versetzen, wobei sie auch noch die Leute der Wahrheit (ehl-i haqiqat) verdächtigen, Aleviten zu sein, und sie so alle gegen einander aufbringen, in aller Öffentlichkeit. Du hast ja selbst in deinem Brief bereits zum Teil darüber berichtet. Aber du weißt auch selbst, dass die wirksamsten Mittel, die sie gegen mich und die Risale-i Nur einsetzen lassen, bei den Hodjas zu finden sind. So sind schon seit langem (die Schriften) der Vahhabis, die in Mekka und Medina (Haremeyn-i sherif) herrschen, und diese so staunenswerten und recht attraktiven Werke von Ibn-i Teymiye und Ibn-ul Qayyim-il Djevzi, jener berühmten und wortgewaltigen Genies, in die Hände einiger Hodjas gelangt und in Istanbul im Umlauf, wobei besonders jener Teil von ihnen, der (die Verehrung) der Gottesfreunde (auliya) ablehnt und in gewissem Grade der Ketzerei (bid'a) nahe steht und sich dabei hinter seinen eigenen (Ansichten) zu verstecken sucht und so bereits mit seiner Ketzerei besudelt ist, deine Meinung (itjtihad), die zwar aus der Liebe zur Familie des Propheten (muhabbet-i Al-i Beyt) erwächst, jedoch jetzt besser nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollte, als Mittel gebrauchen könnte, um sowohl dir als auch den Nur-Schülern einen Schlag zu versetzen. Zwar gibt es, was einen Tadel betrifft, den man doch besser unterlässt, oder die Behauptung, jemand sei ein Ungläubiger (tekfir), die man besser für sich behält, keinen dementsprechenden Artikel im Gesetz (emr-i sher'i), doch darüber, wie man einen Tadel aussprechen oder jemanden als einen Ungläubigen erklären (tekfir) sollte, gibt es sehr wohl ein Gerichtsurteil (hukm-u sher'i). Über jemanden zu Unrecht einen Tadel aussprechen oder ihn als einen Ungläubigen erklären (tekfir) ist eine große Sünde (zarar). Doch auch wenn es zurecht geschieht, ist dies kein "gutes Werk" und gibt es dafür keine Belohnung (sevab). Denn es gibt zahllos viele, die man mit vollem Recht als Ungläubige bezeichnen (tekfir) und deswegen tadeln könnte. Spricht man jedoch keinen Tadel aus und erklärt (tekfir) man sie nicht für ungläubig, so gibt es darüber kein Gerichtsurteil (hukm-u sher'i) und ist das auch keine Sünde (zarar). So haben denn die Leute der Wahrheit (ehl-i haqiqat) aufgrund eben dieser Wahrheit (haqiqat), und zwar sowohl die Eimme-i Erbaa (die vier Imame der vier Rechtsschulen) als auch besonders die zwölf (schiitischen) Imame der Schule des Hauses (Ehl-i Beytin Eimme-i Isna-Asher), indem sie das Heilige Gesetz (kanun-u qudsiye), das sich auf die oben erwähnte Wahrheit (haqiqat) der Leute der Tradition (Ehl-i Sunnet) stützt, zu ihrem Wegweiser (rehber) gemacht haben, es für nicht erlaubt (dja'iz) angesehen, unter Muslimen über die damaligen Spaltungen (fitna) zu sprechen und darüber zu streiten und gesagt, dass es nutzlos sei und nur schaden (zarar) könne. Darüber hinaus fanden sich bei diesen Auseinandersetzungen, wie auch immer, besonders bedeutende Sahabis auf beiden Seiten. {d.h. sowohl unter den Anhängern Alis, des Kalifen, als auch unter seinen Gegnern. (A.d.Ü.)} Wenn man über diese Spaltungen (fitna) redet, ergreift das Herz spontan (Partei für die einen, während es zu gleicher Zeit die anderen) ablehnt und dabei noch solch wahrhaft aufrechte (haqiqi) Sahabis, wie Talha und Subeyr, kritisiert, mit denen Gott zufrieden sein möge und die zu jenen zehn gehören, denen das Paradies versprochen wurde (Ashere-i Mubeshshere). Und selbst, wenn sie einen Fehler gemacht haben sollten, ist doch die Wahrscheinlichkeit groß, dass ihnen bereits vergeben (taubah) wurde. In jene alte Zeit zurückzugehen ist nur unnötig und nachteilig (zarar) und das Gesetz (Schariah) empfielt uns auch nicht, diese Ereignisse zu erforschen. Heute und in unserer Zeit denen keine Beachtung zu schenken, die der islamischen Gemeinschaft (Islamiyet) tatsächlich furchtbare Schläge versetzen und Tausende Flüche und unseren ganzen Abscheu verdienen, ist eine Haltung, die mit der heiligen Aufgabe (vazife-i qudsiye) einer gläubigen (mu'min) und großherzigen Persönlichkeit unvereinbar ist. Ich will dir auch keineswegs verheimlichen, dass selbst euer, wenn auch nur ganz kleiner, Streit mit Sabri sowohl der Risale-i Nur als auch der Verbreitung der Glaubenswahrheiten (haqaiq-i imaniye) einen ganz erheblichen Schaden zugefügt hat. Ich habe das hier zur gleichen Zeit leidvoll wahrgenommen und es hat mich sehr traurig gemacht. Als dann später ein gelehrter Theologe (ehl-i tahqiq bir alim) wie du und Sabri dort zusammen kamen, um der Risale-i Nur einen bedeutenden Dienst zu erweisen, erwartete ich auch von euch beiden einen solch großen Dienst an der Risale-i Nur, ahnte aber bereits, dass im Gegenteil auf die Risale-i Nur in dreifacher Hinsicht Schaden (zarar) zukommen würde und habe das (dann auch tatsächlich so) erfahren. Während ich noch darüber nachdachte, weshalb ein solcher Schaden (zarar) entstanden sein könnte, erhielt ich zwei, drei Tage später die Nachricht, dass Sabri sich sinnloser und völlig unnötiger Weise mit dir zerstritten hatte, weshalb du dann in Wut geraten warst. "Oh weh!", sagte ich da, "Oh Herr!", betete (dua) ich dann, "Wandle doch den Streit dieser beiden Menschen, die mir aus Ersurum zu Hilfe gekommen sind, in Versöhnung!" Wie bereits in der Abhandlung der Risale-i Nur über die Wahrhaftigkeit (Ikhlas Lem'alar) erwähnt, müssen die Leute des Glaubens (ehl-i iman) heute nicht nur mit ihren muslimischen Brüdern sondern auch mit den frommen Geistlichen der Christen übereinkommen, Fragen, die nur Konflikte heraufbeschwören könnten, außer Betracht lassen und sollten also nicht mit ihnen streiten. Denn dieser völlige Unglaube gebärdet sich auch noch kämpferisch. Bei deinem Eifer für den Glauben (hamiyet-i diniye), aufgrund deiner Erfahrung als Wissenschaftler (tedjrube-i ilmiye) und um deiner Verbundenheit mit der Risale-i Nur willen bitte ich dich: bemühe dich darum, diese ganze Angelegenheit mit Sabri zu vergessen, zu bereinigen (helal) und ihm zu verzeihen! Denn all diese Dinge hat er nicht aus eigener Erkenntnis heraus so gesagt, sondern lediglich aufgrund dessen, was er aus alten Zeiten von den Hodjas vernommen hatte, diesen Streit mit dir völlig unnötiger Weise vom Zaun gebrochen. Du weißt ja, dass großzügig Wohltaten zu spenden und Gutes zu tun, die Verzeihung vieler Sünden erwirken kann. Es hat in der Tat dieser Sabri, unser Landsmann mit Hilfe der Risale-i Nur und der Nurdjus dem Glauben (iman) wahrhaftig einen solchen Dienst erwiesen, dass ihm dafür Tausend Fehler verziehen werden. In deiner Großmut und um des Dienstes willen, den er für die Risale-i Nur geleistet hat, solltest du ihn wie einen Freund, Landsmann und Kollegen im Dienste der Risale-i Nur betrachten. Als ein Teil der Sahabis auch noch während der damaligen Kämpfe (harb) an eine Gerechtigkeit dachte, die maßvoll und angemessen (adalet-i izafiye ve nisbiye) ist, und so die wahrhaftige Gerechtigkeit und Strenge des Gesetzes (adalet-i haqiqiye ve azimet-i sher'iyye) {vgl. den Abschnitt über absolute und relative Gerechtigkeit im 15. Brief! (A.d.Ü.)} (notgezwungen) aufgab, welcher Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, auf dem Wege (meslek) seiner Frömmigkeit, seiner persönlichen Unabhängigkeit und ihm eigenen Sparsamkeit folgte, sich schließlich eine eigene Meinung (itjtihad) bildete und auf die Seite des Gegners über trat, unter ihnen sogar auch Okeyl, der Bruder von Imam Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, und Abdullah Ibn-i Abbas, genannt "der geisliche Führer der Gemeinde (Hibr-ul-umme)", welche sich vorübergehend auf der gegnerischen Seite wiederfanden, sagten die aufrichtigen Leute der Tradition und Gemeinschaft (ehl-i Sunnet ve-l'Djemaat) aufgrund eines Grundprinzips des Gesetzes: مِنْ مَحَاسِنِ الشَّرِيعَةِ سَدُّ اَبْوَابِ الْفِتَنِ {"Die Schönheiten des Gesetzes sind wie eine Mauer vor den Toren zu jeglichen Spaltungen."} Und weiter: طَهَّرَ اللّٰهُ اَيْدِيَنَا فَنُطَهِّرُ اَلْسِنَتَنَا {"Gott möge unsere Hände reinigen, nachdem wir unsere Zungen gereinigt haben."}, und halten es dementsprechend nicht für legitim, die Tore zu solchen Spaltungen zu öffnen und über sie zu reden. Denn, wenn es einige gab, die eine Kritik verdienten, so sind es diejenigen, (die dadurch, dass sie für die eine Seite) Partei (taraf) ergriffen, den Nerv jener großen Sahabis, ja sogar eines Teiles der Angehörigen des Hauses (Al-i Beyt) trafen, die auf der gegnerischen Seite (taraf) waren, wie übrigens auch Talha und Subeyr, mit denen Gott zufrieden sein möge, die zu jenen zehn gehören, denen das Paradies versprochen worden war (Ashere-i Mubeshshere). Indem sie diese großen Persönlichkeiten kritisierten, wurde nun eine Neigung zu Tadel und Feindschaft geweckt, weshalb denn auch die Leute der Tradition (Ehl-i Sunnet) dafür (taraf) sind, diese Türe zuzuschließen. Obwohl der berühmte Sa'deddin-i Teftazani, einer der großen Imame unter den Leuten der Tradition (Ehl-i Sunnet), wie auch unter den Theologen es erlaubt hatte, Yezid ve Velid als Irrgläubige zu verfluchen (tel'in-u tadlil), haben große Gelehrte (allam) unter den Leuten der Tradition und der Gemeinschaft (Ehl-i Sunnet ve-l'Djemaat) wie Seyyid-i sherif-i Djurdjani gesagt: "Zwar waren Yezid ve Velid gewalttätig, grausam und frevelhaft, doch ist es nicht bekannt, ob sie letztendlich auch ohne jeden Glauben (iman) dahingeschieden sind. Da dies aber nicht mit absoluter Sicherheit bekannt ist, also über diese Personen jede klare Aussage und ein sicherer Beweis fehlen, also die Möglichkeit besteht, dass sie doch noch im Glauben (iman) verschieden sind und bereut (taubah) haben, darf man solche namentlich genannten Personen nicht verfluchen, vielmehr könnte es nur unter der ganz allgemeinen Formel: لَعْنَةُ اللّٰهِ عَلَى الظَّالِمِينَ وَالْمُنَافِقِينَ {"Der Fluch Gottes sei über den Tyrannen und den Heuchlern!"} einmal erlaubt sein, einen Fluch auszusprechen. Andernfalls ist es vom Übel (zarar) und nicht vonnöten. Das haben sie Sa'deddin-i Teftazani entgegen gehalten. Grund dafür, dass ich auf deinen kritischen und gelehrten Brief nicht mit einer ausführlichen Antwort entgegnet habe, ist sowohl in meiner ernsthaften Krankheit als auch in dringenden Arbeiten zu finden, weshalb ich in der Eile nur so viel schreiben konnte. Euer Bruder Said Nursi * * * Teil eines Gesprächs mit dem Innenminister Einer Ungerechtigkeit, dergleichen in der Geschichte und auf Erden überhaupt noch nicht vorgekommen ist, für eine Unterdrückung und Greueltaten, wie sie in zehnfacher Hinsicht gesetzlos sind, bin ich zur Zielscheibe geworden. Es ist dies wie folgt: Was für einen Sinn hat es eigentlich für Sie, dass Sie es für erforderlich halten, diesem hilflosen Said, der sowohl zufolge eines Giftmord-Anschlages nun in seinem einundsiebzigsten Lebensjahr bereits sehr alt, krank und schwach ist, ein Namenloser und beklagenswerter Heimatloser, der sich nun, nachdem er Mantel, Hemd und Pantoffel verkaufen musste, um so für seinen Lebensunterhalt sorgen zu können, in einem armseligen Zustand befindet, der, da er seit fünfundzwanzig Jahren ein Einsiedlerleben führt, nur mit einem unter Tausend Männern, der noch dazu vollständig loyal sein muss, sprechen kann, der auf diese Weise menschenscheu geworden ist und vor allen Menschen zurück schreckt, einer dessen Leben, obwohl unschuldig, zwanzig Jahre lang überwacht wurde, dessen Werke von drei Provinzrichtern durch Sachverständige aus Ankara von vorn bis hinten durchforscht wurden, der dann übereinstimmend freigesprochen wurde und dessen Werke, die dem Land und Volk niemals geschadet haben, sondern ihm nur von Nutzen gewesen sind und nun (auf Gerichtsbeschluss) wieder frei gegeben wurden, der sowohl im Ersten Weltkrieg als Sohn seines Landes wichtige Dienste erwiesen hat und nun, der nun als wahrer Patriot mit all seiner Kraft daran arbeitet, dieses Volk, dieses Land vor der Anarchie und der Demoralisierung durch die Fremden zu bewahren, während (gleichzeitig) seine Werke im Umlauf sind, von dem vor Gericht siebzig Zeugen bewiesen haben, dass er in fünfundzwanzig Jahren nicht einmal eine Zeitung gelesen hat, ja nicht einmal daran interessiert war, der sich seit sieben Jahren nicht für den zweiten Weltkrieg interessierte, nicht danach fragte und nichts darüber wusste, von dem mit machtvollen Zeugnissen bewiesen wurde, dass er in all seinen Werken seine Beziehungen zur Politik ganz und gar gebrochen hat, ein völlig harmloser Mann, über den Eure Justizämter offiziell ausgesagt haben, dass er sich nicht in eure weltlichen Angelegenheiten einmischt, der, damit das Jenseits (akhira) und die Reinheit seiner Absicht (ikhlas) keinen Schaden (zarar) nehmen, der entschlossen vor den Huldigungen des Volkes (teveddjuh-u amme) flüchtet, der alle Bezeigungen der Hochachtung (husn-u zan) und Wertschätzung (medih) von Seiten seiner Mitbrüder meidet und sie gar nicht mag: welchen Sinn macht es denn vor allem für Sie, der Sie doch der Innenminister (vakil) sind, dass Sie es für erforderlich halten, den Gouverneur (vali) von Afyon (mit seiner Überwachung zu beauftragen, die Polizei von Emirdagh gegen ihn aufzuhetzen, ihn Tag um Tag die Qual gleich einem Monat Einzelhaft erleiden zu lassen, ihn dazu zu zwingen, in vollkommener Isolation, ganz für sich allein in Einzelhaft zuzubringen? "Welches Gesetz erlaubt eine solche entsetzliche Greueltat?", das frage ich den Herrn Innenminister vor dem höchsten Amt der Justiz, der doch das öffentliche Recht (huquq-u umumiye) zu bewahren hat. Der ungerechter Weise von allen bürgerlichen Rechten, Menschenrechten und dem Recht auf ein Leben (in Freiheit) ausgeschlossene Said Nursi * * * An Hilmi Bey, ehemaliger Innenminister und jetziger Generalsekretär der Partei Erstens: In den letzten zwanzig Jahren habe ich nur ein einziges Mal ein Gesuch eingereicht. Und das war damals, als Sie noch der Herr Innenminister waren. Doch in diesen zwanzig Jahren bin ich meinen Grundsätzen niemals untreu geworden. Nun aber würde ich gerne einmal mit dem ehemaligen Innenminister und jetztigen Generalsekretär der Partei reden. Wenn nun ein Mann, der schon seit zwanzig Jahren nicht mehr mit der Regierung gesprochen hat, einmal (die Gelegenheit erhielte), mit einer der tragenden Säulen der Regierung zu reden, so wären selbst zehn Stunden nur wenig. Gestatten Sie mir daher, bitte, einmal zwei Stunden mit Ihnen zu reden! Zweitens: Da Sie jetzt Genralsekretär der Partei sind, fühle ich mich dazu genötigt, Ihnen einen Sachverhalt (haqiqat) zu erklären. Und dieser Sachverhalt (haqiqat) ist folgender: Die Volkspartei, deren Generalsekretär Sie sind, hat gegenüber dem Volk eine sehr wichtige Aufgabe. Und auch diese ist folgende: Das türkische Volk (millet) und seine Brüder im Glauben (din), die nun der türkischen Nation beigezählt werden, das seit Tausend Jahren durch seinen Heldenmut in der Islamischen Welt (Alem-i Islam) alle Sympathien gewann und die Einheit {Diese Einheit wurde durch den Kalifen repräsentiert. (A.d.Ü.)} der islamischen Gemeinschaft (vahdet-i Islamiye) bewahrte, hat (schließlich) auch bedeutendes geleistet, um die Menschenwelt (alem-i besheriye) vor dem absoluten Unglauben und Irrglauben (kufr-u mutlaq ve dalalet) in bewundernswerter Weise zu bewahren. Wenn es jedoch heute nicht mehr wie in alten Zeiten heldenhaft den Qur'an und die Wahrheiten des Glaubens (haqaiq-i imana) bewahren wollte und nicht unmittelbar einsetzte, die Wahrheiten des Qur'an und des Glaubens (haqaiq-i Qur'aniye ve Imaniye) im Volke lebendig zu erhalten, so kann ich euch mit absoluter Sicherheit voraussagen und mit unwiderleglichen Zeugnissen beweisen, dass Ihr (auf diese Weise) bewirken werdet, dass euch die ganze Islamische Welt (Alem-i Islam) anstelle ihrer bisherigen Liebe und Brüderlichkeit (muhabbet ve uhuvvet) nur noch einen fürchterlichen Abscheu und dem türkischen Volk, das für sie bisher ein heldenmütiges Brudervolk und ihr Anführer gewesen ist, nur noch Feindseligkeit zeigen wird, während der Anarchismus, dem der absolute Unglaube als Nährboden dient und der heute die Islamische Welt (Alem-i Islam) zugrunde zu richten droht, euch überwältigen wird, das türkische Volk aber, das für die Islamische Welt (Alem-i Islam) eine Burg und ein ruhmreiches Heer ist, in sich zerfällt und dieser entsetzliche Drache, der aus dem Nordosten hervorkommt, (über das Land) herfällt. In der Tat kann dieses heldenmütige Volk gegen die beiden entsetzlichen Strömungen aus dem Ausland {Gemeint sind der Atheismus und die Verwestlichung der islamischen Sitten. (A.d.Ü.)} nur in der Kraft (quvvet) des Qur'an stand halten. Jedenfalls ist das, was eine solche Strömung aufzuhalten vermag, die diesen absoluten Unglauben, diese grenzenlose Gewaltherrschaft, diese maßlose Ausschweifung (kufr-u mutlaq, istibdad-i mutlaq, sefahet-i mutlaq) und die Überlassung des Vermögens ehrenwerter Leute an ehrlose Kerle mit sich bringt und daher mit einer fürchterlichen Kraft einherkommt, einzig die Kraft der Religiosität und Gemeinsamkeit im Glauben (din quvveti ve iman bütünlüghü) in diesem Volk, das mit der Wahrheit des Islam (Islamiyet haqiqati) verschmolzen, vereinigt ist und all dessen Ehre in der Geschichte in Seiner Gemeinschaft (Islamiyet) gefunden hat. In der Tat können die einsatzfreudigen Patrioten in diesem Volk, insha-a'llah, diese Strömung noch aufhalten, indem sie vor allem die Wahrheiten des Qur'an (haqaiq-i Qur'aniyye), anstelle der Erziehung zur (westlichen) Zivilisation zum Grundprinzip der lebenspendenden Ader dieses mit ihnen verschmolzenen, vereinigten Volkes machen und in ihm verankern. Zweite Strömung: Wenn hingegen solche einsatzfreudigen, patriotisch gesinnten Männer (von der Regierung), wie ihr (es seid), sich darum bemühen, eine Strömung, die durch die Art und Weise, in der drei, vier Personen mit all dem, was sie im Namen der Reformen (inkilab) bewirkt haben und im Interesse der Zivilisation (medeniyet) für wesentlich (esas) halten, womit sie aber alles, was heilig (muqaddesat) ist, mit Füßen treten, auch weiterhin aufrecht zu erhalten und dabei auch noch all das, was diese Reformen an guten Seiten (hasanah) und guten Ergebnissen hervorgebracht haben sollen (diesen drei Männern) zuschreiben, während alle Schlechtigkeiten dieser drei, vier Männer und ihre tatsächlichen, wirklich erschreckenden Fehler, wollte man sie dem Volke zuschreiben, zu drei, vier Millionen Schlechtigkeiten anwachsen müssten. Das aber wäre ganz und gar gegen das türkische Volk, dieses heldenhafte, aufrichtig gläubige Volk, welches das Heer des Islam ist, die Milliarden ehrenwerter, in vergangenen hunderten selig verstorbener dieses Heeres und seine Millionen Märtyrer (shehid) gerichtet, für ihre Seelen (ervah) aber eine innere Qual und eine Entwürdigung, während zugleich drei, vier Millionen gute Werke (hasanah) und positive Ergebnisse, die doch nur in der Kraft und durch die Einsatzfreudigkeit des Volkes und seines Heeres zustande gekommen sind und an denen diese drei, vier reformatorisch gesinnten Männer nur sehr wenig Anteil gehabt haben, würden sie nur diesen drei, vier Männern zugeschrieben, auf drei, vier gute Taten zusammenschrumpfen, zunichte werden und nicht einmal mehr als Buße für (alle bis dahin begangenen) entsetzlichen Fehler gelten könnten. Drittens: Sie werden sicherlich in vielerlei Hinsicht Ihre Gegner im In- und Ausland haben. Wenn diese ihre Gegner im Interesse der Glaubenswahrheiten (haqaiq-i imaniye) auftreten würden, könnten Sie sie mit einem Schlag niederwerfen. Denn neunzig Prozent dieses Volkes ist den islamischen Traditionen seit Tausend Jahren mit Herz und Verstand (ruh ve qalb) verbunden. Wenn es sich auch einem Befehl, der seinem Wesen zuwider läuft, nach außen hin beugen und unterwerfen müsste, wird es sich ihm doch nicht in seinem Herzen binden. Des Weiteren ist ein Muslim nicht gleich wie andere Menschen. Wenn er seinen Glauben (din) aufgibt, wird er Anarchist. Man kann ihn an kein Gesetz mehr binden. Außer in einer absoluten Despotie (istibdad-i mutlaq) oder durch eine alles umfassende Bestechung (rushvet-i mutlaq) kann er in keinerlei Weise erzogen oder mit irgendwelchen anderen Maßnahmen regiert werden. Für diese Tatsache (haqiqat) gibt es viele Zeugnisse und vielerlei Beispiele. Ich fasse hier nur kurz zusammen und appelliere im Übrigen an Ihren Scharfsinn: In unserer Zeit (asr) ist es für euch dringend notwendig, nicht hinter dem starken Verlangen zurückzubleiben, das man in Schweden, Norwegen und Finnland nach dem Qur'an verspürt. Es ist vielmehr eure Pflicht, ihnen und (Leuten) wie sie es sind, Wegweiser (rehber) zu sein. Wenn Sie die Fehler, welche die Reformen bis heute mit sich gebracht haben, diesen drei, vier Männern zuschreiben und die Zerstörungen (inkilab), welche dieser Weltkrieg und die nachfolgenden Ereignisse bis heute angerichtet haben, und zwar besonders hinsichtlich der religiösen Überlieferung (an'ane-i diniye), zu korrigieren versuchen, so wird es für euch in Zukunft eine sehr große Ehre und im Jenseits (akhira) sowohl eine Buße (kefaret) für Ihre großen Fehler sein, als auch ein anerkennenswerter Beitrag (zum Wohle für) Land und Volk und Sie würden wahrhaft (mustahak) den Titel "Patriot" verdienen, als einer, der sein Vaterland liebt. Viertens: Da nun einmal der Tod nicht stirbt und sich die Pforten des Grabes nicht schließen, und da nun einmal auch Sie, wie jeder andere dem Grabe zueilt, und da nun einmal der Tod, der für die Irrgläubigen (ehl-i dalalet) einer Hinrichtung für ewige Zeiten (idam-i ebedi) gleicht, mit Sicherheit (kommen wird), kann auch eine hunderttausendfache Organisation, die Anbetung der Welt (dunya) und alle politische Betriebsamkeit nichts daran ändern. Und da nun einmal der Qur'an sonnenklar beweist, dass diese Hinrichtung für ewige Zeiten (idam-i ebedi) für die Gläubigen (ehl-i iman) in eine Entlassungsurkunde umgewandelt wird, was sie ja auch durch die Risale-i Nur bereits in die Hand bekommen haben, konnte nun schon seit zwanzig Jahren kein einziger Philosoph und niemand unter den Gottlosen dagegen auftreten; im Gegenteil: Philosophen, welche (die Risale-i Nur) aufmerksam studiert haben, sind (durch sie) zum Glauben gelangt. Und in den letzten zwölf Jahren haben vier Ihrer großen Gerichtshöfe mit all ihren Sachverständigen, bestehend aus Philosophen und Rechtsgelehrten (ulema), die Risale-i Nur gewürdigt und bestätigt. Und sie konnten (die darin enthaltenen) Beweise für den Glauben (iman) nicht widerlegen. Zugleich kann ich auch dafür, dass sie dem Volk und dem Land nie einen Schaden zugefügt hat, im Gegenteil, stets den Angriffen all dieser fürchterlichen Strömungen den Qur'an als Schutzwall gleich dem Schutzwall des Dhu-l'Karneyn entgegen gesetzt hat, Hunderttausend Zeugen aus dem türkischen Volk anführen, besonders von den jungen Leuten, die eine Schule besucht haben. Es ist selbstverständlich eure vordringliche Pflicht, diese meine Überlegungen (fikr), insoweit sie euch betreffen, sorgfältig in Betracht zu ziehen. Sie hören doch auch sonst in weltlichen Angelegenheiten jederzeit auf so viele Diplomaten. Es ist jedoch durchaus auch notwendig, ein wenig auf einen Armen zu hören, der gleich mir vor dem Tore des Grabes, über die Lage seiner Landsleute weinend, über die jenseitigen Dinge spricht. Dieses Gesuch wurde von mir verfasst und in einem Augenblick der Wut an den Herrn Innenminister Hilmi adressiert, obwohl ich mich doch seit zwanzig Jahren nicht mehr an ihn gewandt habe, nachdem er mich einmal unterdrückt (und gedemütigt) hatte. (Auch wurde dieses Gesuch) zum Zwecke der Information an den Polizeipräsidenten in Afyon gesandt. Ohne jeden Sinn und Zweck haben Sie mich vier, fünf Mal gequält. Man zitierte mich zur Polizeidienststelle und sagte zu mir: "Dies ist nicht deine Handschrift. Wer hat dies für dich geschrieben?" Deswegen habe ich gesagt: "Bei solchen Leuten kann man (kein Gesuch) einreichen... Mein zwanzigjähriges Schweigen war also berechtigt." Sehr geehrter Herr Bürgermeister und sehr geehrter Herr Polizeipräsident! Ich wollte ihnen ja eigentlich schon vor einem Jahr mein Herz ausschütten (und habe Ihnen daher diesen Brief) geschrieben, jedoch nicht (an Sie) abgeschickt, sondern versteckt. Jetzt aber ist man in meine eigene Wohnung (ikamet) eingedrungen, hat mir verboten einen Bediensteten zu beschäftigen und dergleichen mehr. Ich werde hier völlig unterdrückt (istibdad-i mutlaq) und in einer Weise behandelt, wie sie auf fünffache Weise ungesetzlich und in dieser Welt (dunya) ohne Beispiel ist. Ich möchte dies bekannt geben, in der Absicht (fikr), dadurch diejenigen, die im Namen des Gesetzes gesetzlos handeln, zur Einsicht zu bringen. Diverse Briefe an seine Schüler بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Mein lieber getreuer Mitbruder, der mir in dieser vergänglichen Welt (fani dunya) ein hingebungsvoller und aufrechter Kamerad ist! Erstens: Ich bin dir wirklich sehr dafür dankbar, dass du dich unter all meinen Freunden und Landsleuten und einigen Leuten aus Ersurum in dieser meiner rechtlosen Lage mit all ihren Schikanen, mit deiner ganzen Persönlichkeit innig (shefqat) und aufrichtig mit mir verbunden fühlst und in deinen Gedanken (fikr) mir zu Hilfe eilen möchtest. Das werde ich dir bis zum Ende meines Lebens nicht vergessen und so sage ich tausend Mal: "Wie wunderbar hat Gott doch dies so eingerichtet (masha-a'llah) und möge Er dich dafür segnen (barekallah)!" Zweitens: Ganz und gar im Gegensatz zu meiner Berufung (meslek) und dem Unterricht, den ich von der Risale-i Nur bekomme, und im Gegensatz zu meinem Lebensprinzip, dem ich seit zehn Jahren folge, nämlich den vergänglichen und bedeutungslosen Ereignissen der vergänglichen Welt (fani dunya) keine Beachtung zu schenken, will ich dir hier, und zwar nur um deinetwillen, wegen deines Interesses und deines letzten, so langen Briefes, einige Punkte hinsichtlich der Schikanen dieser Gewaltmenschen erklären. Erstens: Als ich vor dreißig Jahren selbst noch Professor am "Haus der Weisheit (Daru-l'Hikmet)" war, sagte mein Kollege, Professor Seyyid Sadeddin Pasha, eines Tages zu mir: "Mir ist aus sicherer Quelle die Nachricht zugekommen, dass ein atheistisches Untergrundkommitee, das sich hier (im Lande) gefestigt, seine Wurzeln aber im Ausland hat, ein Werk von dir gelesen und dann gesagt hat: "Solange der Verfasser dieses Werkes noch auf Erden (dunya) existiert, können wir diesem Volk unseren Weg (meslek), nämlich den Atheismus, nicht annehmbar machen. Er darf in diesem Dasein (vudjud) nicht länger existieren!" So haben sie denn dich verurteilt und deine Hinrichtung beschlossen. Gib also gut auf dich acht!" Ich habe ihm darauf entgegnet: "Ich vertraue auf Gott (Tevekkeltu Ala'llah)! Die Todesstunde (edjel) ist eins (und eindeutig bestimmt). Daran wird sich auch nichts ändern." So hat denn dieses Komitee in den letzten dreißig, ja vielleicht vierzig Jahren nicht nur (seine Einflusssphäre) ausgedehnt, sondern nutzt in ihrem Kampf gegen mich auch jede nur mögliche Intrige. Zwei mal haben sie dafür gesorgt, dass ich ins Gefängnis gekommen bin, um mich zu vernichten, und elfmal haben sie versucht, mich zu vergiften. (Zur Durchführung) ihres letzten abscheulichen Planes haben sie den früheren Innenminister (vekil), den früheren Gouverneur (vali) von Afyon und den früheren Bürgermeister (kaymaqam) von Emirdagh gegen mich aufgehetzt und ihren Einfluss auf die ganz offiziellen (Ämter) der Regierung mit aller Macht gegen mich geltend gemacht. Gegen einen mittellosen (Menschen) wie mich, der schwach, alt, arm und menschenscheu in der Fremde auf den Dienst anderer dringend angewiesen ist, haben diese drei Regierungsbeamten eine derartige Propaganda in Szene gesetzt, dass sich unter allen (Menschen) eine solche Angst ausgebreitet hat, dass es kein Beamter mehr wagt, noch einmal bei mir hereinzuschauen, es sei denn, um mich auszuspionieren; denn falls ein Beamter mich noch begrüßt und jemand davon erfährt, wird er sogleich strafversetzt. Auch einige meiner Nachbarn wagen es vor Angst kaum noch, mich auch nur zu grüßen. Das alles habe ich erfahren müssen; und dennoch hat Gottes Gnade und Sein Schutz (inayet ve hifdh-i Ilahi) mir die Geduld verliehen, mich standhaft gemacht und mich nicht in die Zwangslage kommen lassen, sie aufgrund ihrer beispiellosen Schikanen (auch noch um Gnade) zu bitten. Drittens: Nachdem zwei Gerichte zwei Jahr lang sämtliche Teile der Risale-i Nur in ihren Händen gehabt und gründlich durchforscht hatten, ohne darin eine gesetzliche Handhabe gegen sie zu finden, haben sie uns die Risale-i Nur zurückgegeben und uns freigesprochen. Es gelang aber dem atheistischen Untergrundkommitee dennoch, mit Hilfe einiger hinterhältiger Beamter am Sitz der Regierung, ganz offiziell Pläne zu schmieden, mich vollkommen entgegen allem Recht und Gesetz (hilaf-i kanun) {(*): Kein einziges Gesetz, ja noch nicht einmal eines ihrer Willkürgesetze, betrifft uns oder die Risale-i Nur auch nur annähernd in irgendeiner Weise. Doch obwohl es die diesbezüglichen Gesetze inzwischen gibt (1925-1990); können es die Ämter der Hohen Justiz (adliye) und die großen Gerichtshöfe (mahkeme) dennoch nicht wagen, uns oder die Risale-i Nur zu verurteilen, wenn sie den vehementen Abscheu und den Fluch vermeiden wollten, der dann in der Zukunft auf sie zukommen würde. So haben sie denn einstimmig unser aller Freispruch und die Rückgabe der Risale-i Nur beschlossen. Und obwohl Justizämter (adliye), stark wie die Berge, davor zurückschreckten, haben dennoch gewisse böswillige Personen, die vorübergehend irgendein Amt inne hatten, derartige Ungerechtigkeiten begangen, dass sie so mit Sicherheit Himmel und Erde in Wut versetzt haben... So ist denn mein (eigener, persönlicher) Ärger nicht mehr nötig.} unter dem Titel einer Isolierung von allen meinen Freunden an einem Ort, der, was meine Gesundheit betrifft, am ungünstigsten für mein Leben ist, unter dem Deckmantel einer "Verbannung", jedoch im Sinne einer Einzelhaft und völliger Isolation, nach Emirdagh zu schicken. Es hat sich jetzt aber herausgestellt, dass sie diese Maßnahmen in zweierlei Absicht durchgeführt haben. Erstens: Da ich aber von Alters her keine Beleidigung vertragen konnte, wollten sie, um mich auf diese Weise in Wut versetzen zu können, einen Streit (mesele) vom Zaun brechen, um mich auf diese Weise aus dem Wege räumen zu können. Als ihnen dies aber nicht gelang, versuchten sie, mich durch einen Giftmord zu beseitigen. Doch Gottes Gnade (inayet-i Ilahiyye), verbunden mit den Gebeten (dua) der Schüler der Risale-i Nur ließen, wie ein Lebenselixier, wie ein Gegengift, und meine Geduld und meine Standhaftigkeit diesen Plan wie durch eine Medizin erfolglos werden. So wurde die Gefahr einer äußerlichen Vergiftung (durch meine Gegner) wie auch einer innerlichen Vergiftung (durch meine eigene Wut) gebannt. Noch niemals in der Geschichte durfte jemals eine Regierung im Namen des Gesetzes, im Namen der Regierung (einen Menschen dermaßen) schikanieren und unterdrücken. Diese permanente Beobachtung ging mir auf die Nerven und es brachte mich in Wut, wenn man (die Leute dazu brachte, vor mir) zurückzuschrecken. Da erhielt ich plötzlich in meinem Herzen die Ermahnung: du solltest denen, die dich tyrannisieren, nicht auch noch zürnen, sondern vielmehr Mitleid mit ihnen haben! Denn ein jeder von ihnen wird nach einer sehr kurzen Zeit (zur Strafe für) die Qualen, die er dir zugefügt hat, Tausend mal mehr ständigen Qualen und Höllenpeinen für Leib und Seele ausgesetzt sein und bleiben. Noch tausendfach mehr wird deinetwegen an ihnen Rache genommen werden. Einige von ihnen werden, insoweit sie einsichtig sind, solange sie noch auf dieser Welt (dunya) sind und bis ans Ende ihres Lebens von Gewissensqualen geplagt und von der Furcht vor einer Hinrichtung auf ewige Zeit gequält werden. Da habe ich aufgehört, wütend auf sie zu sein und hatte nur noch Mitleid mit ihnen und habe gesagt: "Möge Gott sie zur Bekehrung führen." Des Weiteren lassen diese Qualen und Schikanen mich sehr viel Segen (sevab) gewinnen, wobei sich dann (die Regierung), anstatt sich mit den Schülern der Risale-i Nur zu beschäftigen, sich an deren Stelle (nur noch um mich kümmern und mich) allein quälen, was für die Nurschüler ein großer Vorteil (faide) ist und ihnen zum inneren Frieden (selamet) dient, wofür ich Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) dankbar bin. Und deswegen verspüre ich inmitten all meiner fürchterlichen Plagen und Anstrengungen sicherlich noch eine gewisse Freude. Viertens: Was nun deinen Brief betrifft (worin du schreibst), dass du dich meinetwegen mit einem Gesuch an die derzeitige Regierung wenden willst, in der Absicht (madde), mich, soweit ich körperlich dazu in der Lage bin (istirahat) und meine Gesundheit (iktidar) es mir erlaubt, nach Syrien oder ein anderes arabisches Land (sham ve hidjaz) auswandern zu lassen, so... Erstens: Ich müsste, um den Glauben (in den Herzen) zu bewahren und dem Qur'an zu dienen, selbst würde ich in Mekka (leben), dennoch hierher kommen. Denn hier besteht dafür das stärkste Bedürfnis. Hätte ich auch Tausende Leben (ruh), wäre ich von Tausenden Krankheiten geplagt und müsste ich ebenso viele Plagen und Anstrengungen auf mich nehmen, so bin ich dennoch entschlossen, auch weiterhin dem Glauben (iman) dieses Vokes zu dienen und haben wir alle uns dazu entschieden, in den Lehren (ders), die der Qur'an uns erteilt hat, für seine (Ewige) Glückseligkeit (saadet) zu wirken. Zweitens: Was jenen Punkt betrifft, worin Sie mir in Ihrem Brief schreiben, man bringe mir nur Verachtung anstelle des (mir geschuldeten) Respekts entgegen und (weiter): "wenn Sie in Ägypten oder in Amerika leben würden, so würde die Geschichte ihrer (sehr wohl mit dem ihnen geschuldeten) Respekt gedenken". Mein lieber, einfühlsamer Bruder! Vor dem Respekt und der Hochachtung der Menschen, der guten Meinung, der Ehrerbietung und ihren Sympathiekundgebungen unserer Person gegenüber fliehen wir aufgrund unserer Berufung mit allem Nachdruck. Was dabei insbesondere die Ruhmsucht betrifft, die eine seltsame (Blüte) der Scheinheiligkeit ist, (die Sucht) mit Prunk und Pracht in die Geschichte eingehen und bei den Menschen einen guten Eindruck hinterlassen zu wollen, was eine Form der Selbstgefälligkeit ist, widerspricht der Wahrhaftigkeit (ikhlas), welche Ruf (meslek) und Basis der Risale-i Nur ist, und ist ihr diametral entgegengesetzt. Nein, wir hegen noch nicht einmal den Wunsch danach! Im Gegenteil: wir schrecken in unserem eigenen Interesse davor zurück. Wir wollen nur, dass die Risale-i Nur, die aus der Fülle des Qur'an entsteht, die ein Funke ist, der aus dem Wunder entspringt, das er seiner Bedeutung (i'djaz-i manevi) nach ist und die die eine Auslegung (tefthir) seiner Wahrheiten (haqiqat) ist, deren Hermeneutik (tilsim) sie uns erschließt, in allen (Menschen) ihren Widerhall findet, dass sie ein Bedürfnis nach ihr verspüren, dass ein jeder ihren so hohen Wert zu schätzen weiß und dass ihre durchaus offensichtlichen geistigen Wunder (manevi keramat), was den Glauben (iman) betrifft jegliche Glaubenslosigkeit (dinsizlik) besiegen wird. Das alles wollen wir aufzeigen und erwarten es von der Barmherzigkeit Gottes (rahmet-i Ilahiyye). Einen unbedeutenden, kleinen Punkt, der mich persönlich betrifft, möchte ich hier als (eine Art) Fußnote (hinzufügen) und erläutern. Da Redjeb Bey und Kara Kazim nun einmal mit dir befreundet sind und nach meiner Vermutung auch mit dem "Alten Said" eine gewisse Beziehung hatten, möchte ich sie um keine Gefälligkeit bitten, vielmehr sollten sie (damit aufhören, für Gelegenheiten zu sorgen), mich sinn- und nutzlos unter Druck zu setzen und mich (weiterhin) ungerecht zu behandeln, wie das ihre Vorgänger (bisher immer) getan haben. In der Tat kann ich mit der materiellen und geistigen Luft dieses Ortes nicht leben. Meine Belastung hier wird mir einfach zu viel. Von meiner Wohnung schließe ich stets sowohl die Innen- als auch die Außentür. So bin ich in jeder Hinsicht allein. Und in jeder Hinsicht verbringe ich auch mein Leben ohne alle Nachbarn, in der bedrückenden (Atmosphäre) meines Zimmers und im Zustande meiner Krankheit. Manchmal quält mich ein (einziger) Tag hier mehr als ein (ganzer) Monat im Gefängnis zu Denizli. Es ist wahrlich schon genug, mir diese zwanzig Jahre lang durch solch eine entsetzliche Ungerechtigkeit meine Freiheit (hürriyet) und meine Ruhe (serbestiyet) zu nehmen. Nach einer zwei Jahre währenden Untersuchung durch die Gerichte und dem Scheitern aller Pläne, die hinterhältige Leute (munafiq) gegen mich geschmiedet hatten, hat sich nun in aller Klarheit herausgestellt, dass sie mit der Annahme, ich würde mit der Risale-i Nur dem Volk und dem Land irgendeinen Schaden zufügen, niemanden mehr überzeugen können. Könnte auch ich, wie jeder andere, über meine Freiheit verfügen, wäre es in jedem Fall angebracht, gäbe es da irgendeinen Hinweis, der es mir erlaubte, vielleicht wegen einer Luftveränderung einige Dörfer in diesem Bezirk besuchen zu dürfen, wo die Luft doch recht angenehm ist! Ich sende Ihnen und allen Freunden der Risale-i Nur, die sich bei Ihnen befinden, viele Grüße (selam) und meine Gebete (dua). اَلْبَاقِى هُوَ الْبَاقِى {"Der Beständige ist der, der bleibt und besteht."} Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Eine Frage, die sowohl die den Umständen entsprechend (gewissermaßen unausgesprochen) in der Luft (maddi ve manevi) liegt und deren Antwort mir in den Sinn gekommen ist. Man sagt: Warum akzeptierst du denn nicht diese unumstößliche gute Meinung der Nurschüler und ihre feste Überzeugung, was deine Person betrifft und ihre Begeisterung nur noch steigern könnte, wo es um deinen Rang und die Stufe deiner Vollkommenheit (maqam ve kemalat) geht? Schreibst du all dies nur der Risale-i Nur zu und siehst dich selbst nur als deren unvollkommenen Diener? Antwort: Unendliches Lob und Dank sei dafür, dass die Risale-i Nur über solche starken und unverrückbaren Stützpfeiler und über solch glänzende und scharfsinnige Beweise verfügt, dass es keiner weiteren Vorzüge und Fähigkeiten bedarf, die man sich als meiner Person zu eigen vorstellt. Sie sind im Gegensatz zu allen anderen Werken sonstiger Verfasser nicht von dessen Fähigkeit abhängig und entlehnen deren Akzeptanz und Stärke nicht von ihm. So stützt sich denn (die Risale-i Nur) schon seit zwanzig Jahren in aller Öffentlichkeit auf unwiderlegbare Zeugnisse und zwingt so meine äußeren (die gottlosen Lehren westlicher Philosophie) wie inneren (nefs) Feinde, sich zu ergeben. Wäre meine Person ein bedeutender Stützpfeiler für sie, würden meine Feinde, die Atheisten, gnadenlose Gegner, sich niemals geschlagen geben. Doch obwohl meine Feinde in ihrem Wahnsinn mit Lug und Trug auf jede Weise immer wieder versuchen, mich in Misskredit zu bringen und das allgemeine Wohlwollen der Leute mir gegenüber zu zerstören, können sie dennoch der allgemeinen Verbreitung der Risale-i Nur und dem Wert (den sie in den Augen der Leute hat) keinen Schaden zufügen. Selbst wenn es ihnen gelingt, einigen schwachen, erst noch anfänglich begeisterten den Kopf zu verdrehen, wird es ihnen dennoch nicht gelingen, sie dazu zu bringen, sich (von der Risale-i Nur) abzuwenden. Aufgrund dieser Tatsache (haqiqat) kann ich die gute Meinung, die mir (diese Leute) entgegenbringen und die weit über das hinaus geht, was mir zusteht, nicht akzeptieren, weil ja in dieser Zeit der Egoismus (enaniyet) vorherrschend ist (und diese Leute daher eine Gegenleistung von mir erwarten). Ich selbst hege nicht so wie es meine Brüder tun eine solch "Gute Meinung" über mich. Und wäre denn die religiöse Stufe (maqam-i ukhrevi), die meine Brüder ihrem armseligen Mitbruder zuschreiben, wahrhaftig meine Stufe im Glaubensleben (haqiqi dini maqam), so gilt entsprechend (dem Satz) am Ende des Zweiten Briefes der gesammelten Briefe (mektubat): "Sollte ich - was Gott verhüten möge! - in dieser Vollkommenheit (kemalat), die man meiner Person als geistliches (manevi) Geschenk zuerkennt, mich selbst wiedererkennen, so wäre dies ein Beweis dafür, dass ich dies nicht bin. Wüsste ich selbst aber nichts davon, so ist es notwendig, ein derartiges Geschenk nicht anzunehmen." Sollte ich aber selbst auf einen derartigen Rang (maqam) Anspruch erheben, so könnte hier der Egoismus (enaniyet) platzgreifen... Bleibt noch als ein weiterer Punkt, dass man ja sagen könnte, dass jemand, der damit beauftragt (vazifedar) ist, die Glaubenswahrheiten (haqaiq-i imaniye) für diese Welt (dunya) zu verbreiten, einen entsprechenden Rang (maqam) innehaben sollte, um desto effektiver wirken zu können. Dem widersprechen jedoch zwei Dinge. Erstens: Angenommen, es handle sich dabei um (den Rang) der Heiligkeit (velayet) und jemand strebe danach wissend und wollend, so widerspräche dies dem Wesen der Heiligkeit (velayet) und der Bescheidenheit. Niemand kann sich, wie die Sahabis, zu den Erben des Propheten (sahabis) rechnen oder dergleichen behaupten. Mit ihnen kann man sich nicht vergleichen. Zweites Hindernis: Wenn ein Mensch in vielerlei Hinsicht angreifbar ist, wenn er sterblich (fani) ist, wenn er nur für sich selbst reden kann, wenn er (an die Begrenzungen von Zeit und Raum) gebunden ist, (wenn er weiß, dass auch er) Fehler hat, so ist dies für (die Botschaft) der Risale-i Nur und die Verbreitung der Glaubenswahrheiten (haqaiqi imaniye) nur von Nachteil. Es gibt jedoch (in dieser Sache) dankenswerter Weise einen Punkt: weil meine politischen Gegner über diese oben erwähnten Tatsachen (haqiqat) kein Wissen haben, denken sie stets nur an den alten ehrwürdigen, hochachtbaren Said und beschäftigen sich ständig damit, anstelle der Risale-i Nur meine Person verächtlich zu machen und deren Fehler aufzuzeigen. Manche fanatische, selbstbezogene Lehrer (enaniyetli hodjalar) hetzten (die Leute) gegen mich auf, als wollten sie die Lichter (Nur) auslöschen. Stattdessen tragen sie dazu bei, den Glanz der Lichter (Nur) nur noch zu erhöhen. Denn diese Lichter entströmen nicht meiner Wenigkeit, sondern aus der Quelle der qur'anischen Sonne. .......... Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Um die Blütenpracht dieses Frühlings schauen zu können, fuhr ich ein, zwei Stunden im Wagen spazieren. Auf eine noch nie zuvor im Leben geschaute Weise wuchsen alle Blumen, Gräser und Kräuter mehr als je zuvor. Sie öffneten ihre Blüten, sangen ihren Lobpreis (tesbihat) und priesen (taqdir) ohne Worte (lisan-i hal) das Kunstwerk ihres Meisters in Seiner Majestät (Sani-i Dhu-l'Djelal) und jubelten Ihm im Empfinden einer wahrhaften Gewissheit (haqqa-l'yakin) zu. So stieg denn in meiner gottvergessenen (ghafil), ungeduldigen Seele (nefs) jenes Gefühl auf, das nach einem Leben in dieser Welt (hayat-i dunyeviye) verlangt. Doch in meinem Herzen (qalb), das in aller Vergänglichkeit (fani) nach der Ewigen (baqi) Seligkeit strebte und dabei die gegebene Gelegenheit ergriff, wuchs im Ekel vor dieser Welt (dunya), überdrüssig aller Krankheit und der Bedrängnis dieses Lebens (hayat) ein brennendes Verlangen, in jene Zwischenwelt (berzah) hinüberzugehen und dort 90/100 meiner Freunde wiederzusehen. Doch da erhob sich in meinem Inneren (nefs) ein Einwand. Wegen dieses Einwandes aber zeigte sich mir plötzlich das Licht des Glaubens (iman nuru) und breitete sich in all meinem Empfinden und Gespür aus. Da sich unseren fünf Sinnen (maddi djihetinde) in so vielen Kunstwerken Schönheit (djemal), Barmherzigkeit (rahmet) und das Leben (hayat) offenbart, ist der Erdboden gleichsam ein Schleier vor Gottes grenzenloser Barmherzigkeit (rahmet)... und nichts, was sich uns durch ihn zeigt, bleibt dem Zufall (bashibosh) überlassen. Dabei hat der Erdboden sicherlich seinen Anteil an jener Art Werkbänken, aus deren geistige Zentren (manevi) all jene äußerlichen, materiellen Kunstwerke (hervorgehen), die ein Schleier über all der Pracht und Schönheit, der Vollkommenheit (djemal), der Barmherzigkeit (rahmet) und dem Leben (hayat) sind und auf sie zurückgeführt werden können. Sicherlich sollten wir deswegen mit Ehrfurcht über diesen Erdboden schreiten, der unsere (stets alles geduldig) ertragende Mutter ist, an deren Brust wir unsere Zuflucht suchen und uns dabei ihre wahren (haqq), unvergänglichen, himmlischen (manevi) Blumen vor Augen halten, die noch weit liebenswerter sind und nach denen wir sehnsüchtig zu verlangen. Auf diese Weise wurden denn diese blinden Gefühle und alle Einwände meiner in diese Welt vernarrten Seele ganz und gar beseitigt und überwunden. اَلْحَمْدُ لِلّٰهِ عَلٰى نُورِ اْلاِيمَانِ مِنْ كُلِّ وَجْهٍ {"Dank sei Gott für das Licht des Glaubens in all seinen Aspekten!"} Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Mitbrüder! Erstens: Möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass die geistige Körperschaft der Nurdjus zu jenen Glücklichen gehören wird, die im gesegneten Monat Ramadan das an Lohn gewinnen wird, was eine, von achtzig Jahren im Gebet (ibadet) erfüllte Spanne des Leben an Lohn gewinnen lässt! Bis zu den Festtagen (bayram) sollten also die Nur-Schüler, soweit wie sie dazu imstande sind, aufrichtig (ikhlas) für einander beten (dua) und innerlich (manevi) "Amen!" dazu sagen, sodass ein jeder Einzelne, der sich daran beteiligt, seinen Fähigkeiten entsprechend, (seinen Anteil) an diesem achtzigjährigen (Leben) gewinnen möge. So werdet ihr sicherlich diesem, euren kranken Bruder, der unter euch der schwächste und am schwersten beladene ist, geistigen (manevi) Beistand leisten. Zweitens: Da sich ein, zwei Ärzte, die zu den Säulen der Risale-i Nur gehören, weil ich mich, trotz meiner schweren Krankheit nicht bei diesen aufrichtigen (halis) und treuen (sadiq) Seelen wegen meiner Krankheit gemeldet habe, keine Medizin genommen habe, trotz meiner so schweren Krankheit nicht um Rat gebeten, auch in dieser Zeit meines fortschreitenden Alters und in all meinen Schmerzen meine Krankheit nicht zum Thema gemacht habe, obwohl sie mich doch besucht hatten, viel Kummer und Sorgen um mich gemacht haben, sehe ich mich nun doch noch dazu gezwungen, diese ansonsten sehr persönliche (sirr) Tatsache (haqiqat) bekannt zu machen. So schreibe ich euch dies denn, damit es euch vielleicht von Nutzen sein könnte. So habe ich ihnen denn gesagt: Sowohl meine heimlichen Feinde als auch mein Ego (nefs) suchen mit Hilfe des Satans bei mir die empfindliche Stelle, wo sie mich packen und so meinem völlig aufrichtigen (ikhlas) Dienst an der Risale-i Nur einen Schaden zufügen könnten. Mein schwächster Punkt und meine schrecklichste Behinderung ist aber (dort zu suchen), wo meine Krankheit (sitzt). Je wichtiger man aber diese Krankheit nimmt, desto mehr wird sie ihren Sieg über den Gemütszustand, den Leib und die Seele (nefs) davon tragen. "Das ist notwendig! Das ist zwangsläufig!", sagt sie und bringt so Herz (qalb) und Verstand (ruh) zum Schweigen. So macht sie den Arzt zu einem despotischen Herrscher (hakim). Der aber zwingt (den Patienten) dazu, seine Vorschriften zu befolgen und die (vorgeschriebenen) Medizinen einzunehmen. Weil dies aber so ist, schadet sie so einem opferbereiten und aufrichtigen (ikhlas) Dienst. Zudem haben sich meine heimlichen Feinde auch darum bemüht, diesen schwachen Nerv (in mir zu ihren Gunsten) auszunutzen und tun dies noch heute. Und in gleicher Weise verfahren sie auch mit der Furcht, der Gier, mit Ruhm und Ehre... (Was jedoch die Angst, also den schwächsten Punkt im menschlichen (Leben), betrifft, so konnten sie damit bei mir nichts ausrichten, denn sie wissen genau, dass ich ihrer Todesstrafe keine fünf Para Wert beimesse). Danach haben sie sich auch viel mit der Sorge um das tägliche Brot, einer anderen menschlichen Schwäche, beschäftigt und sich auch hinsichtlich der (menschlichen) Gier große Mühe gegeben. Doch bis heute konnten sie auch aus dieser Schwäche keinen Nutzen für sich ziehen. Danach ist es ihnen klar (tahaqquq) geworden, dass die irdischen (dunya) Güter, für die sie opfern, was (nach islamischem Verständnis) heilig (muqaddesat) ist, in unseren Augen überhaupt gar keinen Wert haben; und es waren viele Ereignisse an Hand derer ihnen das klar (tahaqquq) geworden ist! Ja, in diesen zehn letzten Jahren haben sie schon mehr als hundertmal an die Regierung eine offizielle Anfrage gerichtet: "Wovon lebt der denn eigentlich?" und über welche Rücklagen verfügt er denn? Danach haben sie sich mit dem Ruhm und der Ehre des Menschen und mit seiner Stellung (beschäftigt), die auch mit zu seinen größten Schwächen (gehören), haben auch an dieser empfindlichen Stelle (versucht), mich zu provozieren, mir ihre abgekartete Verachtung gezeigt, mir auf eine besonders schmerzliche Weise Beleidigungen zugefügt und haben so (versucht), mir mit ihren Schikanen auf die Nerven zu gehen und haben doch damit in gar keiner Weise Erfolg gehabt. Endlich haben sie nun absolut verstanden, dass wir wissen, dass Ruhm und Ehre, die sie doch in dieser Welt (dunya) anbeten, nur eine Theatervorstellung und eine gefährliche (Art) der Selbstgefälligkeit ist. Ihrer Sucht nach Ruhm, Ehre und einer (hohen) Stellung in dieser Welt (dunya), auf die sie einen so außergewöhnlichen Wert legen, messen wir keine fünf Para an Wert bei... wissen vielmehr, dass sie in dieser Hinsicht geradezu verrückt sind. Sich also einen geistlichen Rang (manevi maqam) zuzuschreiben, halten wir daher letztendlich für eine Schwachstelle bei unserem Dienst, auch in Anbetracht der Tatsache (haqiqat), dass er von allen hochgeschätzt wird und jeder danach strebt, einen solchen zu erlangen und so auf der Leiter der Gottesfreundschaft (velayet) fortzuschreiten und zu wissen, dass man der Gnade Gottes (ni'met-i Ilahiyye) teilhaftig geworden ist, was den Menschen förderlich ist und ihnen darüber hinaus keinerlei Schaden zufügt. Doch in einer Zeit, in der ein derartiges Gefühl der Ich-Bezogenheit (benlik), des Egoismus (enaniyet), der Sucht nach dem eigenen Vorteil und der Sorge um die eigene (nefs) Sicherheit vorherrscht, erfordert es der Dienst am Glauben (iman), der auf dem Geheimnis der Aufrichtigkeit (ikhlas) beruht und keinem anderen Zweck als Mittel dienen darf, nicht für sich selbst einen geistigen Rang (maqam-i maneviye) anzustreben. Deswegen ist es notwendig, in all seinem Verhalten dergleichen nicht zu erstreben, ja nicht einmal daran zu denken, um das Geheimnis der wahren Aufrichtigkeit (haqiqi ikhlasin sirri) nicht dadurch zu beflecken. Aus diesem Grunde haben diejenigen, die mich bei meinen Schwachstellen packen wollten, verstanden, dass ich, nach inneren Schauungen, Wundern und geistigen Vollkommenheiten (keshf-u keramati ve kemalat-i ruhiye), nach denen jedermann sucht, nicht suche, wo dies außerhalb meines Dienstes an der Risale-i Nur geschieht. So mussten sie sich denn auch in diesem Punkt geschlagen geben. Friede (selam) jedem einzelnen unserer Brüder! Und für die kommende Nacht der Bestimmung (Leyle-i Qadir) erbitten wir von Gott, dem Allbarmherzigen (Rahmet-i Ilahiyye), Er möge für jeden Schüler der Risale-i Nur, um dieser Nacht der Bestimmung (Leyle-i Qadir) willen, wahr (haqiqat) werden zu lassen, dass doch (diese Nacht) einem ganzen Leben von dreiundachtzig Jahren im Gebet (ibadet) verbracht, gleich kommen möge! Euer Bruder Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Erstens: In der Nacht der Bestimmung (Leyle-i Qadir), ist mir eine Wahrheit lang und breit ins Herz gedrungen, die ich hier ganz kurz ausdeuten möchte. Es ist dies wie folgt: Aufgrund der furchtbaren Ungerechtigkeiten und der furchtbaren Unterdrückung der Menschheit in diesem letzten Weltkrieg und seiner gnadenlosen Zerstörungen und der vielen hundert Unschuldigen, die wegen eines einzigen feindlichen Soldaten zu Grunde gerichtet wurden, und der schrecklichen Verzweiflung der Besiegten und der schrecklichen Panik der Sieger, weil sie ihren Herrschaftsbereich nicht verteidigen können, und ihrer schrecklichen Gewissensqualen, weil sie den großen Schaden nicht wieder gutmachen können, und der allgemeinen Einsicht in die totale und absolute Nichtigkeit und Vergänglichkeit des irdischen Lebens und in die Trug- und Traumbilder der Zivilisation, und der allgemein verbreiteten schrecklichen Verwüstungen in den großartigen Anlagen und im Kern humanistischer Gesinnung auf dem Grunde menschlichen Wesens, und der Vernichtung von Gottvergessenheit, Irrglaube und tauber, unfruchtbarer Naturphilosophie mit dem diamantenen Schwerte des Qur'an, und der Erkenntnis des so hässlichen und so erbärmlichen wahren Gesichts der allgemein über die Erde verbreiteten Politik, deren trügerischer Schleier aus Gottvergessenheit und Irrtum alles überdeckt und erstickt, besteht sicher und gewiss kein Zweifel daran, dass die Menschheit, wie wir das im Norden, im Westen und in Amerika bereits in Spuren erkennen können, weil das irdische Leben, das ihre weltliche Geliebte ist, so abstoßend und vergänglich ist, auf ihrer Suche nach ihrem in Wahrheit geliebten Menschenwesen das ewige Leben mit ganzer Kraft suchen wird, und es besteht sicherlich auch kein Zweifel daran, dass es der Qur'an, ein Wunder der Verkündigung, der seit 1360 Jahren mit seinen 350 Millionen Schülern in jedem Jahrhundert und Millionen Kennern der Wahrheit, die alle seine Verordnungen und Lehren mit ihrer Unterschrift bestätigen, der in den Herzen von Millionen seiner Rezitatoren wohnt, mit deren Zungen er in jeder Minute die Menschen unterrichtet, der in einer Weise, die keinem anderen Buche vergleichbar ist, der Menschheit die frohe Botschaft vom ewigen Leben und der ewigen Glückseligkeit verkündet, der die Wunden der ganzen Menschheit heilt, dass es dieser Qur'an ist, den, weil er mit tausenden von Ayat mächtig und kraftvoll immer wieder, ja sogar zehntausend Mal ausdrücklich oder hinweisend einlädt und berichtet und mit unerschütterlich sicheren Beweisen, mit zahllosen, unbezweifelbaren Zeugnissen die frohe Gewissheit vom ewigen Leben ausruft und die Lehre von der ewigen Glückseligkeit bringt, die Menschheit sicherlich, falls sie nicht ganz und gar den Verstand verloren hat, oder der Untergang der materiellen oder geistigen Welt über sie hereingebrochen ist, wie die berühmten Schriftsteller, die sich darum bemühen, dass in Schweden, Norwegen, Finnland und England der Qur'an angenommen werden möge, und wie die bedeutende Gruppe in Amerika, die den wahren Glauben sucht, ja große Länder und ganze Staatenbünde diesen Qur'an, dieses Wunder der Verkündigung, suchen, und nachdem sie seine Wahrheit verstanden hat, mit ganzem Herzen und ganzer Seele annehmen wird. Denn vom Standpunkt der Wahrheit aus betrachtet, hat der Qur'an mit Sicherheit nicht Seinesgleichen und nichts kann den Platz dieses so großen Wunders einnehmen. Zweitens: Die Risale-i Nur hat in der Hand des großen Wunders (d.h. des Qur'an) nicht nur als ein diamantenes Schwert gute Dienst erwiesen und ihre verstockten Feinde zur Aufgabe gezwungen, sondern vermag zudem auch das Herz, den Geist und auch die Gefühle vollständig zu erleuchten, ihnen Heilmittel zu bereiten und auf diese Weise die Schätze des Qur'an bekannt zu machen. Die Risale-i Nur kennt außer ihm kein Quellen- oder Nachschlagewerk, widerspiegelt vielmehr seine Bedeutung vollkommen, hat alle Gegenpropaganda überstanden und die so starrsinnigen Atheisten vollständig besiegt. Sie hat die so feste und starke Burg der Naturphilosophen mit ihrer "Natur Risale" in Stücke geschlagen und die sich bis in weite Fernen ausdehnende Finsternis einer völlig undurchdringlichen, erstickenden Gottvergessenheit vertrieben, die sich so weit ausdehnenden Schleier der Naturwissenschaften mit der sechsten Problemstellung der "Frucht Risale" und mit dem ersten, zweiten, dritten und achten Zeugnis in dem Band "Stab Mosis" auf eine wirklich glänzende Weise zerrissen und das Licht der Einheit Gottes aufscheinen lassen. So sind denn jetzt, nachdem die Erlaubnis, für den Religionsunterricht Privatschulen (dershane) zu eröffnen, offiziell erteilt worden ist, diese sicherlich für uns notwendig und noch notwendiger für das Volk und ist es jetzt, nachdem diese Erlaubnis erteilt worden ist, notwendig, dass alle Schüler der Risale-i Nur, soweit dies möglich ist, dafür überall solche winzig kleinen Schulen (dershane-i Nuriye) eröffnen. Natürlich kann dabei ein jeder auch für sich selbst seinen Nutzen daraus ziehen, doch kann nicht jeder jedes Thema voll und ganz begreifen. Weil aber (die Risale-i Nur) eine Erklärung der Glaubenswahrheiten (haqiqat) ist, ist sie zugleich sowohl Religionswissenschaft (ilim) als auch Gotterkenntnis (marifetullah) und Gottesdienst (ibadet). Statt der fünf oder zehn Jahre an einer alten Medresse wird man heute mit Gottes Hilfe (insha-a'llah) das gleiche Ergebnis an einer Medresse der Risale-i Nur schon in fünf oder zehn Wochen erreichen. Und so wird das schon seit zwanzig Jahren gemacht. Da die (göttlichen) Funken des Qur'an sowohl für die Regierung, das Volk, das Land, das irdische Leben (hayat-i dunyeviye), die Politik und das Jenseits (ukhreviye) von sehr großem Nutzen sind, ist es dringend notwendig, die Risale-i Nur als seinen Verkünder nicht zu belästigen, sondern sich vielmehr alle Mühe zu geben, deren Verbreitung in jeder Hinsicht zu fördern, damit sie zur Buße für alle vergangenen entsetzlichen Sünden und als ein Schutzwall gegen alle künftigen schrecklichen Plagen und gegen die Anarchie dienen kann. Meine Brüder, macht euch keine Sorgen! Begnügt euch damit, (die Herzen) wie hinter einem Vorhang verborgen, für die Risale-i Nur zu gewinnen. Wir kennen aus der Geschichte bis heute kaum ein Werk, das unter solch schwierigen Umständen einen derartigen Einfluss gehabt hätte. Der Grund dafür, dass euch nicht die völlige Freiheit gegeben wird und die Weisheit (hikmet) dahinter ist die, dass man die außerordentliche Macht der Risale-i Nur fürchtet, ja es wurde sogar die Nachricht verbreitet, sie könne einen Aufstand zuwege bringen. Doch obwohl der Vorsitzende des Amtes (diyanet, für religiöse Angelegenheiten die Risale-i Nur) durchaus hochschätzt und anerkennt, geriet er dennoch (bei dem Gedanken an) eine derzeitige offizielle Druckerlaubnis in Panik und sprach sogleich deswegen bei dem Herrn Staatspräsidenten vor. Zwar will man jetzt (1944) nicht mehr wie in früheren Zeiten (1925) zum Angriff übergehen, sondern wünscht vielmehr den Frieden (musalah) zu bewahren. Möge aber Gott es wollen (insha-a'llah), dass die mächtigen Strömungen zugunsten der Risale-i Nur diese Befürchtungen in Begeisterung verwandeln und so (am Ende doch noch) eine offizielle Druckerlaubnis erteilt werden wird. {was dann 1950 tatsächlich geschah!} Auch sind viele egoistisch (denkende Menschen, die lieber ihre eigenen) Werke veröffentlicht sehen möchten, weil sie die Eifersucht plagt, keineswegs dafür, dass die Risale-i Nur, eine allgemeine Verbreitung finden könnte. Drittens: Durch die Pilgerströme (Hadji) wird die Risale-i Nur nun auch in anderen Ländern der islamischen Welt bekannt. So gelangt sie jetzt (gewissermaßen) aus eigener Kraft in würdige Hände. Der "Stab Mosis (Asa-yi Musa)" und das "Dhu-l'Fikar" {1. Auferstehung (hashir), 2. Wunder Mohammeds (Mudjizati Ahmediye), 3. Der Qur'an als ein Wunder (Mudjizat-i Qur'aniye) aus dem Band "Worte (Sözler)": drei getrennte Bände.} haben wir als handschriftliche Kopie nach Damaskus gesandt, wo (diese Bände von den dortigen) Gelehrten (hey'et-i ilmiye) fünfzehn Tage lang studiert wurden. Danach brachten sie ihre Hochschätzung zum Ausdruck mit den Worten: "Das werden wir in unserer Zeitschrift in Fortsetzungen abdrucken lassen, da eine Gesamtausgabe dieser Werke zu viel Geld erfordern würde." Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei."} Meine lieben getreuen Mitbrüder! Erstens: Ich möchte euch hier (zwei) Erlebnisse aus meinem, doch recht eigenartigen, sowohl oft leidvollen, zudem aber auch gestig orientierten (latif) Leben (erzählen), als auch von den Verleumdungen durch meine Feinde, die zwar ganz abscheulich sind, mit denen sie jedoch unter tausend Möglichkeiten mit keiner einzigen Möglichkeit auch nicht einen einzigen Teufel oder sonst jemanden täuschen können, was denn auch erklärt, warum sie überhaupt keine Waffen mehr haben, die sie gegen die Risale-i Nur einsetzen könnten. Es ist dies wie folgt: Für die, die meinen Lebenslauf kennen, ist folgendes bekannt: Vor fünfundfünzig Jahren, als ich etwa zwanzig Jahre alt war, wohnte ich zwei Jahre in dem Haus des verstobenen Gouverneurs Ömer Pascha in Bitlis, weil er das Wissen hochschätzte und auf meinem Bleiben beharrte. Er hatte sechs Töchter. Drei davon waren noch klein und die anderen drei waren groß. Ich habe aber die drei großen niemals kennen gelernt und konnte sie noch nicht einmal von einander unterscheiden, obwohl wir zwei Jahre mit einander im selben Hause wohnten. Ich habe sie niemals lange genug aufmerksam betrachtet, um sie wiedererkennen zu können. Ein Gelehrter, der mich einmal besuchen kam und eine Zeitlang mein Gast war, konnte sie schon nach zwei Tagen voneinander unterscheiden und sie wiedererkennen. Jeder war über meine Haltung erstaunt und fragte mich: Warum siehst du sie denn nicht einmal an? Ich sagte immer: "Die Wahrung der Würde der Wissenschaft (ilmin izzetini) lässt es nicht zu, mir (die Mädchen) anzusehen." Ein andermal stiegen wir, das heißt, der inzwischen verstorbene Abgeordnete Molla Seyyid Taha und der Abgeordnete Hadji Ilyas und ich, und das war vor vierzig Jahren und in Kagithane, einem Stadtteil von Istanbul und gerade an einem besonderen Feiertag, wo Tausende offen und freizügig bekleideter griechischer, armenischer und anderer Istanbuler Mädchen und Frauen zu beiden Ufern des Goldenen Hornes zwischen der Galata-Brücke bis nach Kagithane auf und ab flanierten, zusammen in ein Boot. Und so fuhren wir an diesen Frauen vorbei. Doch ich nahm sie überhaupt nicht wahr. Nach etwa einer Stunde gestanden mir dann Molla Taha und Hadji Ilyas, dass sie mich in Wirklichkeit hatten prüfen wollen und mich abwechselnd beobachtet hatten. Dabei sagten sie: "Wir haben uns sehr über dein Verhalten gewundert. Du hast noch nicht einmal geguckt!" Ich sagte: "Da die Folgen solch nutzloser, flüchtiger und zudem noch sündhafter Genüsse nur Leiden und ein (schmerzliches) Bedauern sind, will ich so etwas nicht." Darüber hinaus wissen alle, die mit mir befreundet sind, dass ich mein ganzes Leben lang niemals Geschenke angenommen habe, mich auch stets geweigert habe, von irgendwelchen Leuten Almosen (sadaqa) oder sonstige gute Gaben (ihsan) entgegen zu nehmen, die mich ihnen gegenüber zu Dank verpflichtet hätten. Um der Ehre der Risale-i Nur, des Dienstes am Glauben (iman) und des Qur'an willen und um ihre Unabhängigkeit (selamet) zu wahren, habe ich auf alle weltlichen (dunya) Güter und das gesellschaftliche Leben verzichtet, mein Interesse an der Politik aufgegeben und auf den Zorn der Leute und ihre Morddrohungen keine fünf Para Wert gelegt, was auch aus den zwanzig Jahren qualvoller Gefangenschaft in zwei verschiedenen abscheulichen Kerkern und vor ihren Gerichtshöfen ohne Zweifel deutlich geworden ist. Nachdem aber ich bereits fünfundsiebzig Jahre meines Lebens diesem Prinzip getreu verbracht hatte, setzte (so ein Kerl), der (auch noch) ein öffentliches Amt bekleidet, eine Verleumdung (in die Welt), um den außerordentlichen Wert der Risale-i Nur zu zerstören, (eine Verleumdung), wie sie sich selbst die Teufel nicht hätten erdenken oder erträumen können. Er sagte nämlich: "Nachts kommen Dirnen (fahishe) und Halunken mit Bergen von Kuchen (baklava) zu ihm!" In Wirklichkeit aber sind meine Türen nachts, und zwar (die erste) von außen und (die zweite) von innen verschlossen und diese (Doppel)-Türe wird auch noch auf Befehl dieses Unglückseligen bewacht. Zudem wissen selbst meine Nachbarn und alle meine Freunde, dass ich vom Nachtgebet (i'sha) bis zum Morgengebet (sabah) niemanden bei mir empfange. Also eine derartige Verleumdung würde doch noch nicht einmal ein armer unglückseliger Dummkopf, selbst wenn er noch dazu ein Esel wäre und danach auch noch ein dummer Teufel geworden wäre, für möglich halten! Doch dieser Mann musste es schließlich aufgeben, weiter seine Intrigen zu planen und ist von hier zu jenem anderen Ort gefahren, wo der Pfeffer (djehennem) wächst! Mit diesen Plänen, die er da geschmiedet hat, wollte man öffentlich nicht etwa mich, sondern die Risale-i Nur in den Schmutz zerren und diese neue Geschichte zum Anlass nehmen, um auch die Nurdjus in Misskredit zu bringen. Doch unter dem Schutz und Schirm der Güte Gottes (inayet-i Ilahiyye) sind all diese Pläne auf wunderbare Weise wirkungslos geblieben. Ich möchte mit dieser Erklärung keineswegs meine Seele (nefs) reinwaschen. Ich möchte vielmehr sagen, dass dieser heilige Dienst am Glauben (qudsi hizmet-i imaniye) meine Seele (nefs) von allen Lustbarkeiten abgewandt hat und mir nun die innerliche (manevi) Freude an diesem Dienst genügt (kafi). Und somit erkläre ich, dass auch die Nurdjus aller Umsicht und Aufmerksamkeit bedürfen. Zweitens: Ich werde euch einen Schreiber senden, der mit einer Maschine erfahren ist und sie beherrscht. Denn ich selbst kann doch nur mit Mühe schreiben und werde mich von jetzt an kurz fassen. Seid also deswegen nicht enttäuscht! ............ Viertens: Gerade in diesem Augenblick habe ich von Mehmet Feyzi, dem Hüsrev {Hüsrev in Isparta kann man in Kastamonu mit Mehmet Feyzi vergleichen.} von Kastamonu einen Brief erhalten, indem er uns vor Freude strahlend seine Glückwünsche (tebrik) mitteilt und uns die frohe Nachricht überbringt, dass die Risale-i Nur (alle Herzen) erobert. Und hiermit beglückwünschen wir vor allem unsere verehrten Brüder Hilmi und Emin, insgesamt fünf Brüder zusammen mit Zehra, Lütfiye und Ulviye und all die anderen Schwestern (im Dienste an) der Risale-i Nur, sowohl zu den zehn heiligen Nächten (leyali-i ashere) als auch zu den Fest- und Feiertagen (bayram) mit Herz und Verstand (ruh-u djan). Zugleich fügen wir auch noch die Briefe von Hulusi und Feyzi bei. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei."} Meine lieben getreuen Mitbrüder! Erstens: Herzlichen Glückwunsch an alle Nurdjus zu den segensreichen Festtagen und auch zu den Feiertagen der "Nur"-Schüler, die sich auf der großen Pilgerfahrt (Haddju-l'akbar) befinden, und aller Anhänger der "Nur" (Licht: Risale-i Nur), die auf Pilgerfahrt sind. Ebenso einen Glückwunsch zum Beginn des Festtages der islamischen Welt, an dem die großen Länder der islamischen Welt, wie Indien und Arabien, die seit langer Zeit unter Kolonialverwaltung gestanden und ihre Selbstständigkeit verloren hatten, wieder zur islamischen Gemeinschaft hinzutreten. Ein islamischer Staat mit hundert Millionen Einwohnern zu beiden Seiten des indischen Subkontinents, ein anderer islamischer Staat auf der indonesischen Inselwelt mit weiteren mehr als hundert Millionen Einwohnern, und vier, fünf Regierungen in den arabischen Ländern, die sich als vereinigte Republiken zu einer arabischen Gemeinschaft zusammenfanden, die sie in dieser islamischen Einheit miteinander verbindet. Dies alles ist für uns während dieser Festtage eine wirklich gute Nachricht (mujde). Zweitens: Wie Re'fet Bey und Mustafa Orutj mir geschrieben haben, finden sich an der Frontseite dieses riesengroßen (Gebäudes) des Kriegsministeriums, das lange Zeit die Verwaltung des islamischen Heeres beherbergte und das später in das "Haus der Wissenschaften (darul'fenun)" umgewandelt wurde, diese beiden bedeutungsvollen Ayat: اِنَّا فَتَحْنَا لَكَ فَتْحًا مُبِينًا ٭ وَيَنْصُرَكَ اللّٰهُ نَصْرًا عَزِيزًا {"Wir haben dir einen offenkundigen Sieg verliehen." (Sure 48, 1) "Gott möchte dir damit mächtige Hilfe leisten." (Sure 38, 3)} Später wurden sie mit Marmorsteinen überdeckt, sodass diese lichtvollen (Nur) Ayat nun darunter verborgen sind. Jetzt wurden sie wieder freigelegt, was ein Zeichen für die Wiederzulassung (1980!) der (ursprünglich für den Qur'an entwickelten) arabischen Schriftzeichen ist, ein günstiger Umstand für das von der Risale-i Nur verfolgte Ziel (einer Erhaltung der osmanischen Sprache) und ein Hinweis darauf, dass diese Universität (das oben erwähnte darul'fenun) in Zukunft eine "Nur"-Medresse (Schule der Risale-i Nur) werden wird. Genauso schrieben mir die (beiden) Ahmeds, Nurdjus aus Denizli, ein Zitat aus einem Werk von Bismarck, der ein berühmter Gelehrter und in seinen sozialen Ideen der weitsichtigste unter den bedeutenden Denkern des 19. Jahrhunderts war. Und dieser große Bismarck sagt in seinem Werk: "Ich habe den Qur'an von jedem Gesichtspunkt her erforscht (tetkik). Ich sah in jedem seiner Worte große Weisheiten (hikmet). Es gibt kein vergleichbares Werk, das in der Lage wäre, die Menschheit zu leiten, und kann es niemals geben." Und er redet den Propheten direkt an indem er sagt: "Oh Mohammed, ich bedauere es sehr, dass ich nicht zu deiner Zeit gelebt habe! Die Menschheit hat ein Mal eine so geniale und machtvolle (Persönlichkeit) wie dich schauen dürfen und wird sie danach nie wieder erleben." Bismarck Darunter hat er dann seine Unterschrift gesetzt. Da er jedoch aus diesem Gedanken (fikr) heraus die offenbarten Schriften (qutub-u munzele) als verfälscht und ungültig geworden sehr weit herabgewürdigt hatte, sollte man diese Sätze besser nicht schreiben. Darum habe ich sie auch (entsprechend) angemerkt. Diese Persönlichkeit war eine der scharfsinnigsten und größten Philosophen des 19. Jahrhunderts und einer der bedeutendsten Personen im politischen wie im soziologischen Gesellschaftsleben (itjtimaiyat-i besheriye). Auch erhielt die islamische Welt in gewissem Grade ihre Unabhängigkeit (von den Kolonialmächten), die fremdländischen Regierungen beginnen nach den Wahrheiten (haqq) des Qur'an zu suchen und im Westen (Amerika) wie im Nordwesten (Europa) entstanden bedeutende Strömungen (westlicher Philosophen) für den Qur'an. Desweiteren sagte Carlayl, einer der bedeutendsten und bekanntesten Philosophen Amerikas genau wie bereits Bismarck gesagt hatte: "Alle anderen Bücher können in keiner Weise dem Qur'an gleich kommen. Er ist das wahrhafte Wort (Gottes) und auf ihn müssen wir hören." Das war seine feste Überzeugung. Auch die Werke der Risale-i Nur haben überall (die Herzen) erobert und verbreiten sich weiter. Es ist ein gutes und bedeutendes Vorzeichen dafür, dass unter Ausländern viele (Leute) gleich Bismarck und Carlayl auftreten werden und dafür gibt es auch Hinweise. Als ein Festtagsgeschenk überreichen wir den Nurdjus diese Gedanken Bismarcks und fügen sie hier bei. Zweitens: Da die größte Kraft (quvvet) der Risale-i Nur gegenüber ihren so zahlreichen Gegnern die Wahrhaftigkeit (ikhlas) ist und da sie für keinerlei weltliche (dunya) Angelegenheiten als Werkzeug gebraucht werden darf, kann sie sich auch nicht mit Strömungen beschäftigen, die sich leidenschaftlich für die Interessen ihrer Partei einsetzen und das besonders immer dann, wenn es um Fragen der Hohen Politik geht. Denn die politische Blindheit in den Parteien zerstört die Wahrhaftigkeit und lässt die Wahrheit (haqiqat) in einem anderen Licht erscheinen. So ist denn auch der Grund dafür, dass ich seit dreißig Jahren die Politik aufgegeben habe der, dass ein angesehener (mubarek) Gelehrter aufgrund der politischen Blindheit, mit der er einer (bestimmten) politischen Strömung folgt, einen anderen bedeutenden und durchaus aufrichtigen Gelehrten, weil er der entgegengesetzten Ansicht ist, dermaßen beleidigte, dass er ihn einen Abtrünnigen (tekfir) nannte, während er gleichzeitig einen bekannten, vorlauten Unruhestifter (munafiq) über die Maßen lobte und pries. Ich bin darüber aus tiefster Seele (ruh) erschrocken. Das heißt, wenn sich die leidenschaftliche Zuwendung zu einer (bestimmten) Partei bei einer politschen (Diskussion) Bahn bricht und dann zu derartigen sonderbaren Verirrungen (hata) führt, kann ich nur noch sagen: اَعُوذُ بِاللّٰهِ مِنَ الشَّيْطَانِ وَالسِّيَاسَةِ {"Ich nehme meine Zuflucht zu Gott vor dem Teufel und seiner Politik."} Seit dieser Zeit habe ich mich von der Politik zurückgezogen. Diese Haltung (hal) aber hatte zur Folge, dass ich, wie ihr, meine Brüder, wisst, seit fünfundzwanzig Jahren eine Zeitung weder selbst gelesen habe, noch hat sie mir jemand vorgelesen; ich hatte auch gar kein Interesse daran. Auch nach dem (zweiten) Weltkrieg (1939-45) habe ich mich zehn Jahre lang nicht danach erkundigt, nichts darüber gewusst und mich auch gar nicht dafür interessiert. Und übrigens wisst ihr ja auch, dass ich während dieses zweiundzwanzig jährigen Exils, (verbunden mit) Gemeinheiten (jeglicher Art), von meiner Verteidigungsrede einmal abgesehen, niemals einen Antrag (muradja'at) auf Hafterleichterung (istirahat) gestellt habe, um gar nicht erst mit dem Streit der Parteien um die Politik in Berührung zu kommen und um der Aufrichtigkeit (ikhlas) im Dienste der Risale-i Nur nicht zu schaden. Und weiterhin wisst ihr, wie ich euch bereits aus dem Gefängnis geschrieben habe, dass ich den Herren, die über meine "todeswürdigen Verbrechen (idam)" zu Gericht sitzen und mich dabei (dauernd) schikanieren, falls sie denn ihren Glauben (iman) mit Hilfe der Risale-i Nur retten sollten - und dessen sollt ihr meine Zeugen (shahit) sein - nichts nachtragen (helal) werde. Damit aber die Aufrichtigkeit (ikhlas) nicht in den politischen Quärelen zu schaden kommt, haben wir jede Berührung mit all den von innen oder außen kommenden stürmischen Ereignissen vermieden und so habe ich auch meine Brüder ermahnt, (in diesen Dingen) zurückhaltend zu sein. Ihr müsst wissen, dass ich, da ich ja (niemals) Almosen (sadaqa) oder (sonstige) Hilfe angenommen habe, also auch auf dergleichen Hilfsgelder nicht zurückgreifen kann, (stets) meine Kleider und andere Gebrausgegenstände verkauft habe, um dann mit dem Geld die Bücher zu kaufen, die mir von meinen Brüdern geschrieben wurden. Damit sich kein weltlicher (dunya) Nutzen in die Reinheit und Aufrichtigkeit (ikhlas) der Risale-i Nur einschleichen kann und auf diese Weise kein Schaden entstehen kann und damit sich die übrigen Brüder daran ein Beispiel (ibret) nehmen sollten, darf sie (niemals) zu irgendetwas als Mittel gebraucht werden. Für die wahrhaften Schüler des Lichtes (Nur) genügt das Licht (Nur). Sie sollen sich damit begnügen. Auf andere Ehren (sheref), auf geistige oder materielle Vorteile sollten sie ihre Augen nicht richten. Außerdem sollte man keine Streitgespräche, keine Wortgefechte und keine Diskussionen über Glaubensfragen (mesail-i diniye) vom Zaun brechen, als wolle man Partei ergreifen, was doch nur zu Spannungen führt, sodass sich niemand gegen die Risale-i Nur provoziert fühlt. Ja, es stieg sogar einmal, mir selbst noch nicht einmal bewusst, in meinem Herzen vor Enttäuschung eine dermaßen heftige Wut auf, weil nämlich im selben Augenblick unser Bruder Mustafa Orutj mit irgendjemandem, ganz im Gegensatz zu seiner inneren Berufung (meslek) durch die Risale-i Nur eine heiße Diskussion führte. Und ich hatte sogar den Wunsch, ihn von seinem so bedeutenden Rang zu stürzen, den er sich durch die Risale-i Nur erworben hatte. Dann aber tat es mir doch im Herzen leid. Dabei war er mir doch (so lieb wie mein Neffe) Abdurrahman! Warum denn nur hatte ich mich (so über ihn) aufgeregt? Später kam er dann an diesem Festtag (bayram) zu mir. Und Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) sei Dank, hörte er (an diesem Tag) eine ganz besonders wichtige Lektion und sah so seinen großen Fehler ein. Und so gestand er nun seinen Fehler, über den ich (damals) im gleichen Augenblick so wütend geworden war. Gebe Gott (inshaa'llah), dass er nun Buße tut und so wieder rein geworden, gerettet wird. Vier, fünf Monate lang hat mir jemand eine Zeitung hierher geschickt. Danach erhielt ich die Mitteilung, dass sie mir auch weiterhin geschickt werden solle. Da aber meine Freunde hier meine Gewohnheit kennen, keine Zeitung und, außer der Risale-i Nur, kein Buch und keine Illustrierte anzunehmen, ich auch von der neumodischen Schrift keinen einzigen Buchstaben kenne, so zögerten sie auch nicht, sie mir, ohne weiter ein Wort darüber zu verlieren, sie mir gar nicht erst zu zeigen. Nun hat mir jemand den Brief eines Journalisten, der ein Freund und Landsmann von mir ist, gezeigt, von dem aber nur eine Seite an mich gerichtet ist. Man sagte mir dabei: Dieser Mann hat Ihnen schon seit langem eine Zeitung geschickt. Wir haben uns aber gescheut, es Ihnen zu sagen. Ich sagte ihnen: Bestellt dieser Person meinerseits viele Grüße (selam)! (Und sagt) meinem Freund, dass der alte Said, so wie er ihn noch in Erinnerung hat, sich inzwischen geändert hat. Er hat seine Beziehungen zur Welt (dunya) abgebrochen. Diese Person möge mir also nicht böse sein, wenn ich nun krank geworden bin und daher meinem Bruder auch nicht mehr selbst einen Brief schreiben kann. Hier nun allen unseren Freunden, besonders aber Hafidh Emin und Hafidh Fahreddin meine Grüße (selam) und zu den Fest und Feiertagen nochmals Gottes Segen (tebrik)! Unendlicher Dank sei (Gott) dafür, dass die Risale-i Nur von den beiden Wallfahrtsorten (haremeyn-i sherifeyn) angenommen worden ist, wofür folgendes ein Zeichen ist: Der wackere Hafidh Mustafa aus Denizli hatte in Istanbul (die Bücher) "Dhu-l'Fikar (Alis Schwert)" und "Asa-yi Musa (Stab Mosis)" und "Siradju-n'Nur (Leuchte des Lichtes)", die den Gelehrten in Indien geschickt werden sollten, mit sich genommen, sie unterwegs einigen Pilgern (hadji) vorgelesen, die mit ihm zusammen nach Medine-i Münevvere fuhren, und sie schließlich einer sehr berühmten gelehrten Persönlichkeit aus Kaschmir, der auch ausgezeichnet türkisch verstand, übergeben. Diese Person wusste das auch durchaus zu würdigen und versprach, (diese Bücher) einem Kreis indischer Gelehrter zu übersenden. So kamen die nach Medine-i Münevvere gesandten Bände sicher an den Ort ihrer Bestimmung und auch die übrigen Bände kamen sicher (selamet) an und so brachten mir die beiden jungen Leute, die auch Nurdjus sind und auch Pilger aus Afyon, die (auf ihrer Pilgerfahrt die Risale-i) Nur zusammen mit ihrem Weggefährten Hafidh Mustafa aus Denizli gelesen hatten, sowie auch die anderen Pilger (hadji) diese gute Nachricht. Dadurch erhielten wir die frohe Kunde, dass die Risale-i Nur auch im Ausland Ansehen und Anerkennung genießt. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Macht euch, bitte, gar keine Sorgen! Da wir in den letzten zwanzig Jahren bereits hunderte Male erfahren haben, wie uns die Gnade Gottes (inayet-i Ilahiyye) immer wieder beschützt und uns aus allen erdenklichen fürchterlichen Grausamkeiten errettet hat, dürfen wir völlig sicher sein, dass sie uns auch jetzt wieder vor diesen neuen, völlig sinnlosen und ganz und gar ungesetzlichen, fürchterlichen, böswilligen Grausamkeiten bewahren wird. Wenn wir dabei auch ein wenig Anstrengungen, Strapazen und Mühsal erfahren, wird uns doch als Lohn (sevab) dafür tausendfach mehr als alle Mühsal Gottes Erbarmen und Seine Güte (rahmet ve ihsan-i Ilahiyye) zuteil werden, wobei wir durch die Barmherzigkeit Gottes (Rahmet-i Ilahiyye) zugleich die sehr große Hoffnung haben, dass dies alles im Glauben sehr vieler, hilfloser Leute des Glaubens (ehl-i imanin imanlari) als eine andere Form eines heiligen (qudsi) Dienstes gilt. Im Folgenden möchte ich nun erklären, dass das nachstehende Ereignis (hadithe) auf zehnfache Weise ungesetzlich ist. Erstens: Obwohl doch die Risale-i Nur bereits vor drei Gerichtshöfen durch drei Kommiteen Sachverständiger, von sieben Ämtern in Ankara und durch die Hand ihrer Justizbeamten ganz genau untersucht und begutachtet worden war, wonach dann alle diese Abhandlungen freigegeben und zugleich auch Said und seine Fünfundsiebzig Mitgefangenen übereinstimmend und ohne jede Gegenstimme freigesprochen worden waren, ohne auch nur für einen einzigen Tag eine Freiheitsstrafe erhalten zu haben, wurden (dennoch alle Bände der Risale-i Nur), als handle es sich hier um gemeine (staatsfeindliche) Schriften, erneut beschlagnahmt. In welchem Maße das gegen jedes Gesetz ist, kann sich jeder, der auch nur ein Fünkchen Verstand hat, selbst ausmalen. Zweitens: Wenn (Leute) bei einem Mann, der dreieinhalb Jahre nach seinem Feispruch in Emirdagh isoliert und in der Fremde lebt, der seine Tür sowohl mit einem Schlüssel von außen abschließen lässt, als auch selbst noch zusätzlich von innen verriegelt und kaum einen von hundert Besuchern, ohne einen dringenden Grund zu sich herein lässt, der seine schriftstellerische Tätigkeit, mit der er seit zwanzig Jahren beschäftigt war, schließlich abbricht und nichts mehr weiter schreibt, aufgrund weltlich (dunya), politischer Angelegenheiten Schloss und Riegel aufbrechen, um zu ihm gelangen zu können und dann am Ende ihrer "Hausdurchsuchung" doch weiter nichts anderes finden als sein arabisches Gebetbuch und am Kopfende (seines Bettes) ein paar Plakate, die über den Glauben (din) handeln, so wird ein jeder, der auch nur über einen Funken Verstand verfügt, verstehen können, in welchem Grade eine derartige Belästigung gesetzwidrig (hilaf-i kanun) ist! Drittens: (Wenn man also nun) bei einem Mann, dem das Gericht aufgrund von siebzig Zeugen bestätigt hat, dass er sich sieben Jahre lang nicht um den Zweiten Weltkrieg gekümmert oder allein schon aus Neugierde danach gefragt, sich danach schon seit zehn Jahren eben diese Haltung bewahrt, vielmehr schon seit fünfundzwanzig Jahren keine Zeitung mehr gelesen oder dergleichen gehört hat, stattdessen dreißig Jahre lang immer nur اَعُوذُ بِاللّٰهِ مِنَ الشَّيْطَانِ وَالسِّيَاسَةِ {"Ich nehme meine Zuflucht zu Gott vor dem Satan und seiner Politik"} gesagt hat und vor der Politik stets mit aller Macht geflohen ist, der nun schon seit zweiundzwanzig Jahren alle Arten von Schikanen zu erdulden hat, sodass er es schon gar nicht mehr wagt, die aufmerksamen Augen der Politiker auf sich zu lenken und weil er endlich einmal seine Ruhe haben will, auch kein Gesuch bei der Regierung einreicht, (wenn man also nun bei einem solchen Mann), so als handle es sich hier um gemeingefährliche politische Intrigen (und einen hinterhältigen Ränkespieler), den Ort seines Aufenthaltes erstürmt, an dem er seine Verbannung (inzivagah) zubringt und ihn so mit seinem Leben (ruh) in eine beispiellose Bedrängnis versetzt, wie soll das denn nun mit dem "Gesetz" übereinstimmen? Jeder, der in seiner Seele (vidjdan) auch nur einen Hauch (von Gefühl) verspürt, wird dies nachempfinden können. Viertens: Obwohl nach einer sechsmonatigen Untersuchung vor dem Gerichtshof in Eskishehir, aufgrund der Befürchtung und unter dem Vorwand der Errichtung und Führung einer Ordensgemeinschaft (tariqat) und obwohl der große Führer (Kemal Pasha), weil er ja einen persönlichen Groll gegen (Ustadh) hegte und deshalb einige Justizbeamte gegen ihn aufgehetzt hatte, haben sie uns dennoch, was sowohl die Errichtung und Führung einer Ordensgemeinschaft (tariqat) als auch die Risale-i Nur betrifft, freigesprochen und lediglich die Abhandlung über die Verhüllung der Frau (Tesettür Risalesi), welche ja nur ein kleiner Abschnitt der Risale-i Nur ist, als Vorwand dazu verwandt, nicht etwa nach dem Gesetz, sondern lediglich aufgrund persönlicher Überzeugung (kanaat-i vidjdaniye) fünf oder zehn Schüler von insgesamt hundertundzwanzig Schülern zu sechs Monaten Freiheitsstrafe zu verurteilen, wovon sie vier Monate in Untersuchungshaft und daran anschließend noch weitere anderthalb Monate Haftstrafe verbüßt haben. Trotzdem wurden sie zehn Jahre später durch den Gerichtshof in Denizli abermals wegen Errichtung und Führung einer Ordensgemeinschaft (tariqat) zu neun Monaten Haft (verurteilt). Anhand ähnlicher vorgeschobener Gründe wurden nun auch alle seine Briefe ("Mektubat") und alles, was er in den letzten zwanzig Jahren geschrieben hatte, Stück für Stück untersucht. Doch obwohl selbst der Gerichtshof für Kapitalverbrechen in Ankara, dem man fünf Kisten voller Bücher zugesandt hatte, nachdem die Gerichtshöfe in Ankara und Denizli alle diese Briefe und Bücher zwei Jahre lang haargenau unter die Lupe genommen hatten und alle diese Gerichtshöfe alle diese Bücher und Briefe hinsichtlich (des Vorwurfs) der Errichtung und Führung einer Ordensgemeinschaft (tariqat) und anderer ähnlich vorgeschobener Gründe freigegeben und ihren Besitzern unbeanstandet wieder ausgehändigt hatte, wonach Said und seine Gefährten (arkadash) wieder freigesprochen wurden, behielt man ihn dennoch (unter dem Verdacht), eine politische Organisation zu leiten, weiterhin im Auge, ja beschuldigte ihn (auch weiterhin) in der Politik durch die Errichtung und Führung einer Ordensgemeinschaft seine Ränke (gegen die Regierung) zu schmieden. Wenn es also bei diesem Punkt, den die Justizbeamten gegen ihn anführen, (wieder einmal um eine politische) Vereinigung geht, so vermag nun jeder, der noch nicht (seine Fähigkeit), gerecht und menschlich zu empfinden, verloren hat, zu erkennen, wie sehr (dies alles) gegen das "Gesetz" ist! Fünftens: Einen Mann ganz im Gegensatz zu seiner Haltung (hal), die er sich in den letzten zwanzig, dreißig Jahren seines Lebens zum Prinzip gemacht hatte, sodass sie für ihn zu seinem Weg und der Wahrheit seines Lebens (haqiqi meslek ve meshreb) geworden war, in einer Nacht und Nebel Aktion zu überfallen, als habe er sich in irgendeiner Weise verdächtig gemacht, ist ein Vorfall, dem der folgende Sachverhalt zugrunde liegt: In Anbetracht jener Liebe (shefqat), die die Grundlage des Weges ist, den uns die Risale-i Nur weist (Risale-i Nur mesleghinin esasi), kann ich, um dabei nicht noch einen Unschuldigen zu verletzen, auch den Übeltätern, die mich hier quälen, kein Leid zufügen, ja sie noch nicht einmal verfluchen. Ja obwohl ich in der Tat auf diese, in boshaften, ja selbst glaubenslosen Sünder, die mich in ihrer Wut auf das äußerste peinigten, richtig wütend war, verbietet gerade diese Liebe (shefqat) es mir, massiv darauf zu reagieren, oder sie auch nur zu verfluchen. Denn um solch bedauernswerten alten Leute, wie den Vater oder die Mutter von diesem grausamen Tyrannen oder solch Unschuldige, wie seine Kinder davor zu bewahren, von einem derartigen physischen oder psychischen Schlag mitbetroffen zu werden, möchte ich diesem grausamen Tyrannen kein Leid zufügen, ja ich könnte ihm sogar verzeihen (helal). Es ist also das Geheimnis einer solchen Liebe (sirr-i shefqat), dass ich, so wie ich selbst nie und in gar keiner Weise die allgemeine Ruhe und Ordnung störe, dies auch immer allen Gefährten (arkadash) eindringlich ans Herz gelegt habe, sodass einige der recht und billig denkenden Polizeibeamten in drei Provinzen mir gegenüber gestanden haben: "Diese Nurdjus sind ihrer Gesinnung (manevi) nach selbst Polizeibeamte, indem sie auch selbst diese allgemeine Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten." Obwohl also sie dies so gesagt haben und Tausende von Zeugen und mein eigenes Leben diese Tatsache seit zwanzig Jahren bestätigt, auch die Polizei selbst bestätigt und bekräftigt, dass sie unter Tausenden von Schülern nicht einen einzigen Vorfall zu vermelden hatten, haben trotzdem gewissenlose Kerle das Zimmer dieses armen Mannes gestürmt, ihn belästigt und beleidigt, als wäre er der gewissenlose, ungezügelte Anführer einer revolutionären Bande und haben, nachdem sie in seinem Zimmer nichts weiter finden konnten, sogar sein Gebetbuch und die Plakate über dem Kopfende (seines Bettes) beschlagnahmt, als handele es sich dabei um die Dokumente einer Straftat und der Mann hätte hundert Verbrechen begangen. Ja, welches "Gesetz" könnte etwa in aller Welt dergleichen erlauben? Sechstens: Wenn ein Mann, der heute vor dreißig Jahren durch die Gnade Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqqin inayeti) und mit dem Segen des Qur'ans in grenzenloser Dankbarkeit verstanden hat, wie heillos, sinnlos und nutzlos der vergängliche Ruhm und die Ehre dieser Welt (dunya), die selbstgefällige (enaniyet) Wichtigtuerei und Prahlsucht ist, und wenn er seit dieser Zeit mit ganzer Kraft gegen seine eigenwillige Seele (nefs-i emmare) ankämpft, um seine Ichsucht (benlik) aufzugeben, und sich (stattdessen), soweit ihm das möglich ist, darum bemüht, alles Unechte und (jede Art von) Verstellung von sich abzulegen und in aller Bescheidenheit (zu leben), was (auch all) die Leute, die ihm dienen und freundschaftlich (arkadash) mit ihm verkehren, absolut sicher wissen und auch bezeugen können, (wenn er also schon) seit zwanzig Jahren im Gegensatz zu all dem dieses übersteigerte Wohlwollen, das ihm ein jeder entgegen bringt, und die Zuwendung aller, den Lobpreis für seine Person, wenn sie ihm einen hohen geistigen Rang (maqam) zuerkennen, mit aller Macht flieht, wenn er darüber hinaus selbst noch das Wohlwollen seiner engsten Mitbrüder zurückweist und seine aufrichtigen Mitbrüder (auf diese Weise) kränkt, wenn er auch in seinen Briefen, die er ihnen als Antwort schreibt, alles Lob und jedes übertriebene Wohlwollen, das sie ihm in ihren Briefen entgegenbringen, zurückweist, alle Ehrerbietung (fadilet) und Wertschätzung ablehnt und stattdessen alle Ehrerbietung (fadilet) allein der Risale-i Nur, die ein Kommentar zum Qur'an ist, und damit indirekt auch der geistigen Körperschaft ihrer Schüler zuwendet, als deren einfacher Diener er sich versteht, so beweist dies alles mit Sicherheit, dass er sich nicht darum bemüht, immer und überall willkommen zu sein, es nicht will, es vielmehr ablehnt, obwohl selbst einige Freunde ganz ohne sein Einverständnis in weit entfernten Orten sich ganz besonders wohlwollend über ihn äußern, ihn in den Himmel heben und ihm einen besonderen Rang (maqam) zuerkennen, und wenn auch ein ihm völlig unbekannter Hodja aus der Umgebung von Kütahya das eine oder andere Wort in dieser Richtung geäußert hat: welches "Gesetz" kann (diese Worte) zum Gegenstand einer Anklage (medar-i mes'uliyet) machen, um so in das Zimmer einzudringen, indem ein alter, hilfloser, kranker Greis ein Einsiedlerleben in der Fremde führt, und den Beamten (zu erlauben), Schloss und Riegel aufzubrechen, eine Hausdurchsuchung bei ihm durchzuführen, als habe er ein Kapitalverbrechen begangen, wobei sie dann als Vorwand nichts weiter finden konnten als sein Gebetbuch und einige Plakate (die den Islam betreffen). Ja, kann es denn auf dieser Welt irgendein "Gesetz" geben oder eine Politik, die derartige Übergriffe zulässt? Siebentens: Obwohl in heutiger Zeit im Inland - und im Ausland genau so viele - (allerlei) Aufregung hervorrufende, politische Strömungen an der Tagesordnung sind, schrieb er an seine Gefährten (arkadash), anstelle daraus zur Gänze ihren Nutzen zu ziehen, d.h. den Boden dafür zu bereiten, Tausende von Diplomaten für sich zu gewinnen statt einiger weniger Gefährten (arkadash), nur um sich nicht in die politischen Angelegenheiten einzumischen, die Wahrhaftigkeit (ikhlas) nicht zu verletzen, die Aufmerksamkeit der Regierung nicht auf sich zu lenken und sich mit weltlichen Dingen (dunya) nicht zu beschäftigen: "Gebt Acht, dass ihr euch nicht von derartigen Strömungen mit fortreißen lasst, nicht in (das Geschäft) mit der Politik eintretet und die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht stört!" Doch auch nachdem er dies gesagt hatte, und obwohl die beiden politischen Strömungen (die Volkspartei und die demokratische Partei) ihm wegen seiner zögerlichen Haltung das Leben schwer machten, die alte (Volkspartei) wegen ihres Misstrauens ihm gegenüber und die neue (demokratische Partei) mit der Begründung: "Er hilft uns nicht.", viel Sorge machten, kümmerte er sich auch weiterhin nicht um die Angelegenheiten der Leute in dieser Welt (ehl-i dunyanin dunyalarina), sondern beschäftigte sich stattdessen mit den Dingen in jener Welt (akhira). Einen solch Hilflosen in seiner Beschäftigung mit der jenseitigen Welt (akhira) zu belästigen, ja welches Gesetz erlaubt denn so etwas? Und wenn schon die Verbreitung der Bücher der Atheisten, welche doch für das Land, das Volk und die guten Sitten sehr gefährlich sind, die Veröffentlichungen der Kommunisten dem Gesetz der Freiheit entsprechend aber dennoch nicht behindert werden, wie ist es dann überhaupt möglich, wo doch einige Bände der Risale-i Nur, wie der "Dhu-l'Fikar" und der "Stab Mosis (Asay-i Musa)", in denen drei Gerichte überhaupt nichts finden konnten, was ein Grund zur Anklage (medar-i mes'uliyet) hätte sein können, die aber seit zwanzig Jahren dazu beitragen, das gesellschaftliche Leben des Volkes, seine Sicherheit und Ordnung im Lande und seine guten Sitten zu festigen und bei der Erneuerung und Stärkung der Bruderschaft der islamischen Welt mit ihm und der Freundschaft mit ihm, welche Stützpfeiler und ein wahrer Halt für das Volk sind, wirksam zu unterstützen, wobei die Gelehrten (ulema) des Amtes für Religiöse Angelegenheiten (diese Werke) im Auftrag des Innenministeriums drei Monate lang untersucht haben, in der Absicht die kritischen Punkte darin herauszufinden, jedoch nichts darin gefunden haben, was zu kritisieren gewesen wäre, vielmehr den Wert (dieser Werke) voll und ganz zu schätzen wussten und sagten, dass dies ein "wertvolles Werk" sei, worauf es in die Bibliothek des Amtes für religiöse Angelegenheiten aufgenommen wurde, wie ist es dann überhaupt möglich, sie als gefährliche Dokumente zu beschlagnahmen und sie den Händen des Gerichtes zu überliefern, und könnte es denn überhaupt ein derartiges Gesetz geben, und könnte denn überhaupt eine Überzeugung, ein vernunftgemäßer Gedankengang etwas derartiges zulassen? Achtens: Gegen einen Mann, der - obwohl man ihn nach zwanzigjähriger qualvoller, (noch dazu) unbegründeter Verbannung wieder freigelassen hatte, nicht zurück ging in das Land, in dem er geboren wurde und wo er Tausende Verwandte und Freunde hat, sondern es vorzog, in der Fremde zu bleiben, wo es niemanden gab, den er gekannt hätte (kimsesiz), um so jede Berührung mit der Welt (dunya), dem gesellschaftlichen wie dem politischen Leben zu vermeiden, es vorzug, auf das besonders verdienstvolle Gebet mit der Gemeinschaft in der Moschee zu verzichten und stattdessen allein in seinem Zimmer zu sitzen, d.h., jenen Seelenzustand (halet-i ruhiye) auf sich nahm, in dem er sich z.B. vor der Verehrung durch die Leute zurückzog dem Zeugnis seines Lebens in den letzten zwanzig Jahren, bestätigt von hundert Tausenden ehrenwerter türkischer Persönlichkeiten, entsprechend einen frommen, gläubigen Türken vielen abständig gewordenen Kurden vorzog, ja sogar vor Gericht versicherte, einen türkischen Mitbruder, wie Hafidh Ali mit seinem starken Glauben nicht gegen hundert Kurden tauschen zu wollen, gegen einen solchen Mann, der - insoweit dies nicht notwendig ist, nicht mit (anderen) Leuten zusammen kommt, weil er ihren Respekt und ihre Ehrerbietung nicht annehmen will, weswegen er auch nicht in die Moschee geht, sich jedoch seit vierzig Jahren mit aller Kraft und mit all seinen Werken für die Bruderschaft im Islam und die gegenseitige Liebe (muhabbet) der Muslime einsetzt und der sich selbst einem ernst zu nehmenden Feind gegenüber nicht ablehnend verhält, ja sich noch nicht einmal mit ihm beschäftigt, ihn auch nicht verflucht, gegen einen solchen Mann mit einem ganz offiziellen Propagandaorgan (resmi lisan) vorzugehen, nur um ihn damit zu ärgern und seinen Freunden zu sagen: "Er ist ein Kurde, ihr aber seid Türken. Er ist ein Schafi, ihr aber seid Hanefi", nur um sie von ihm abzuschrecken Leute von ihm abzuschrecken, damit sie sich von ihm zurückziehen sollen: was für eine Sache ist das, ja welches "Gesetz" kann das sein, das so etwas erlaubt? Neuntens: Ist von großer, ja überwältigender Bedeutung. Da (dieser Punkt jedoch) die Politik berührt, schweige ich darüber. Zehntens: Auch dies ist ein Angriff, den überhaupt kein Gesetz erlaubt und der garkeiner Sache dienlich ist, vielmehr nur aus sinnlosen Verdächtigungen besteht, die ein Korn zu einer Kuppel aufbauen, auf die sich dann überhaupt kein Gesetz mehr anwenden lässt. Da wir aber unserer Berufung (meslek) entsprechend nicht weiter darauf schauen dürfen, um nicht (auf diese Weise wieder) mit der Politik in Berührung zu kommen, schweigen wir davon weiter und sagen somit über derartige in zehnfacher Hinsicht gesetzlose Handlungen nur: حَسْبُنَا اللّٰهُ وَنِعْمَ الْوَكِيلُ {"Gott genügt uns und ist unser bester Sachwalter!" (Sure 3, 173)} Said Nursi * * * Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Erstens: Unserem Mitbruder Hafiz Mustafa, der sich immer mit großem Mut (ehemmiyetli kahraman) für die Risale-i Nur einsetzt, sagen wir: wie wunderbar hat Gott dies doch eingerichtet (masha-a'llah), dass er diese so bedeutenden Bände der Risale-i Nur nach dem Ehrenwerten Mekka (Mekke-i Mukerreme) mitgenommen und sie dort dem so berühmten indischen Gelehrten (alim) Ahmed Ali shimshiriy anvertraut hat, mit der Zusicherung, dass er sie sowohl ins Urdu übersetzen als auch nach Indien schicken werde, tausend Mal Glück und Segen von Gott (Barekallah ve Es'adekallah)! Möge sich die Medresetu-z'Zehra {Gemeint ist die Schülerschaft der Risale-i Nur. (A.d.Ü.)} mit diesem bedeutenden Gelehrten im Ehrenwerten Mekka (Mekke-i Mukerreme) in Verbindung (muhabere) setzen! Zweitens: Bei dem Ereignis (um das es sich hier handelt) haben wir erfahren, dass sie ein Korn aufgrund einer bloßen Verdächtigung zu vielen Kuppeln ausgebaut haben. Ein Hinweis darauf ist das Folgende: Auf den Befehl des Innenministers kam der Gouverneur (vali) von Afyon mit seinem Polizei-Chef mitten in der Nacht hierher (nach Emirdagh), und noch in der Nacht wollten sie in mein Zimmer eindringen. Da aber der Staatsanwalt (in Emirdagh) dem nicht zustimmte, warteten sie da bis zum Morgen, beauftragten dann zwei unsrer erbittertsten Gegner, die Türe aufzubrechen und stürmten so plötzlich in mein Zimmer. Und ferner, als ich noch am gleichen Tag (wie zu damaliger Zeit allgemein üblich) mit einer Droschke ausfuhr, flogen fünf Flugzeuge, da sie (ganz offensichtlich) meine Droschke kannten, in einer hier noch nie zuvor erlebten Weise, zwei, drei Mal im Tiefflug {(*): Wir Nur-Schüler bezeugen in der Tat, dass sich diese Dinge ganz genau so abgespielt haben. Gezeichnet: Schneider Mustafa, Ismail, Mustafa, Diener Nuri, Hayri, Halil.} über uns hinweg. Am nächsten Tag, während ich mit meiner Droschke in einer anderen Richtung fuhr, nämlich an einem Bach entlang, der (von Schatten spendenden Bäumen überdeckt) nur schwer einzusehen ist, umkreisten uns (abermals) fünf Flugzeuge im Tiefflug, so als suchten sie dort unten etwas. Und so verstanden wir denn, dass wir es waren, nach denen sie (da unten) suchten. Ein andermal kreisten genau so wie vorgestern wieder die gleichen fünf Flugzeuge über unserem Städtchen (kasaba); und sobald wir in unser Zimmer zurückkehrten, drehten auch sie wieder ab; was ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass hier aus einem Korn gleich hundert Kuppeln gemacht wurden. Was diese sinnlosen Verdächtigungen betrifft, deretwegen man mich hier belästigt, so teilt der Regierung und dem (Amt) für Justiz in Isparta mit, dass ich ihnen meinen Dank und meine Anerkennung (teshekkür ve minnetdar) dafür (schulde), dass sie diese unerschrockenen Männer unserer Schülerschaft (Medreset-uz'Zehra) im Vergleich zu hier nur auf Stufe eins von zehn Stufen schmoren zu lassen, und dass ich ihnen alle diese Belästigungen verzeihe (helal), die sie mir (statt ihnen) zugefügt haben. Said Nursi * * * Ein persönliches, jedoch bedeutsames Bittgesuch an den Herrn Kabinettsminister und den Präsidenten der Abgeordnetenkammer Obwohl ich mich schon seit dreißig Jahren aus dem politischen Leben zurückgezogen habe, möchte ich hiermit ausnahmsweise auf ein Problem der öffentlichen Sicherheit und Ordnung verweisen, von dem das Land und das Volk in letzter Zeit betroffen ist. Es handelt sich um Folgendes: Aufgrund vieler Hinweise sind wir zu der festen Überzeugung gelangt, dass gegen mich und diese Stadt (kasaba) Emirdagh ein Attentat geplant sei, was dieses Land in die Anarchie stürzen würde, auf welche Weise sie schließlich ein Korn zu ganzen Kuppeln aufgebauscht und ein Ereignis, das noch nicht einmal die Bedeutung eines Mückenflügels hatte, so dargestellt haben, als handle es sich dabei um einen ganzen Berg, während sie mich selbst in diesem Lande, das doch eigentlich Ruhe nötig hätte, zum Vorwand dafür gebraucht haben, um uns, d.h., die Nur-Schüler, die sich darum bemühen, unsere hilflosen Mitbürger vor einer Hinrichtung auf ewige Zeiten (idam-i ebedi) und vor Zweifeln am Jenseits (shubehat-i ukhreviye) zu retten, mit Hilfe eines fremdländischen Plans, der wiederum nur in die Anarchie führen würde, ganz gegen jedes Gesetz und vollkommen willkürlich anzugreifen. So haben sie mich denn in ihrem ganz offensichtlichen Groll und aufgrund ihrer Verdächtigungen zum Vorwand genommen, ein Attentat gegen mich zu verüben, so wie man eine Lunte an ein Pulverfass hält, so als ginge es um das Land und die öffentliche Sicherheit. Es ist dies folgendermaßen: Obwohl drei Gerichte, nachdem sie die Briefe und die Bücher, die ich in den letzten zwanzig Jahren geschrieben hatte und meine ganze Art und Weise, wie ich in dieser Zeit gelebt (hal) hatte, auf das genaueste untersucht und uns danach freigesprochen und auch meine Bücher wieder frei gegeben hatten, ich auch seit drei Jahren gar keinen Artikel mehr geschrieben habe, auch nur mehr einen Brief die Woche schreiben konnte, auch nur drei, vier Schneidergesellen erlaubte, mich abwechselnd täglich mit allen unbedingt notwendigen Dingen zu versorgen und die täglich erforderlichen Dienste zu verrichten, und obwohl ich nun freigesprochen wurde, aber dennoch nicht mehr nach Hause (memleket) zurückkehrte, haben sie dennoch, in einer Art, wie ich das noch nie zuvor in meinem Leben erlebt hatte, und nur um mich in Wut zu versetzen, ein Durcheinander anzurichten, und mit der Absicht, mich in aller Öffentlichkeit zu beleidigen und zu verärgern, ohne Rücksicht auf irgendwelche Gesetze, aus reiner Bosheit meine Tür aufgebrochen, mein ganzes Zimmer durchsucht, mir meinen Qur'an weggenommen, die arabisch geschriebenen Plakate (mit den Gebeten) beschlagnahmt, als wären es gefährliche Dokumente, alles und auch mich selbst mitgenommen, wonach dann noch einer der maßgeblichen Beamten zu dem zuständigen Justizvollzugsbeamten im Tone eines Befehlshabers sagte: "Ihr hättet diesen Said in aller Deutlichkeit zwischen zwei Polizeibeamten abführen müssen, ihm zwangsweise (den in der Türkei verbotenen Turban vom Kopf reißen und) eine Schirmmütze aufsetzen müssen und ihn in dieser Weise zur Verhandlung vorführen sollen! Auch hättet ihr alle, die gerade in seiner Nähe waren, gleich mitverhaften müssen." Das alles sagte er während einer wichtigen Versammlung (seiner Beamten), auf der auch meine Verteidigungsschrift vorgelesen wurde, die aber auch nur die reine Wahrheit enthielt. Aus all dem geht hervor, dass dies alles nur aus reiner Bosheit geschah, um mich absichtlich zu beleidigen, zu verärgern und derart in Wut zu versetzen, dass am Ende durch mich die öffentliche Sicherheit in Gefahr zu geraten scheint. Unendlicher Dank sei Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq), der mir in Seiner Güte (ihsan) einen Seelen- und Gemütszustand (halet-i ruhiye) geschenkt hat, der es mir ermöglicht, für das Wohl der Armen in diesem Land meine Ehre (sheref) und meinen guten Ruf tausendmal zu opfern, damit sie von allen Übeln verschont blieben. So habe ich mich denn auch dazu entschlossen, alle Beleidigungen und allen Ärger, den sie mir bisher angetan haben und noch antun werden, geduldig zu ertragen. Auch bin ich bereit, für die öffentliche Sicherheit dieses Volkes, besonders aber für seine schuldlosen Kinder, die verehrungswürdigen Alten und die hilflosen Kranken und die Armen (fakir), für sein Wohl in diesem Leben (dunyevi) und seine Ewige Glückseligkeit im Jenseits (ukhrevi) tausendmal mein Leben und tausendmal meinen guten Ruf (sheref) zu opfern. Ein Hinweis darauf, dass sie aus einem Mückenflügel einen ganzen Berg gemacht haben, ist Folgendes: Dass für einen Mann wie mich, der in der Fremde ist, krank, alt und schwach und der ganz allein lebt, innerhalb von zehn Tagen fünf Mal der Gouverneur (vali) von Afyon, der Polizeipräsident und zwei Mal der Staatsanwalt aus Afyon meinetwegen hierher gekommen sind und dass an zwei aufeinander folgenden Tagen, dem einen wie dem anderen Tag, fünf Flugzeuge in den Orten, immer dort, wo ich gerade einen Ausflug unternahm, ebenfalls gerade einen Aufklärungsflug durchführten, während zugleich auch noch fünf Polizeispitzel ausgeschickt wurden, um weitere Umstände meines Lebens (hal) auszuspionieren, zugleich auch in den Postämtern ganz offiziell angeordnet wurde, Briefe, die an mich gerichtet waren, zu beschlagnahmen, (das alles zeigt), dass sie sich dabei in ihrer Phantasie (auham) eine Art Aufstand (hadithe) ausgemalt hatten, vergleichbar den "Aufständen (hadithe)" unter Scheich Said ve Menemen, nur zehn Mal schlimmer noch! So hat man (dem Kabinett und den Abgeordneten) ein Korn als eine Kuppel dargestellt, damit sie nun eine derartige Haltung (vaziyet) einnehmen sollen. Dabei haben sie (sicherlich) an mein früheres Leben gedacht und glauben nun, dass ich infolge all dieser Kränkungen in Wut geraten werde. Doch sie haben sich in ihren Erwartungen getäuscht! Denn wir arbeiten mit aller Kraft an der Errichtung einer qur'anischen Mauer gegen die Anarchie, der Mauer von Dhu-l'Karneyn {Hier soll eine vom Verfall bedrohte Mauer wieder instand gesetzt werden. (A.d.Ü.)} vergleichbar. Die uns aber dabei behindern, bereiten den Boden für eine Anarchie, ja vielleicht für den Kommunismus vor. Ginge es in der Tat darum, so wie in meinem früheren Leben, um des Ansehens eines Wissenschaftlers (izzet-i ilmiye) willen, niemals eine Beleidigung zu dulden, und wäre meine Aufgabe in Wahrheit (vazife-i haqiqiye), nicht allein die Aufgabe (vazife), um des Jenseits willen, die Muslime vor der Verurteilung zu einem Tod für Zeit und Ewigkeit (idam-i ebedi) zu erretten, sondern so wie diejenigen, die mich (hier ständig) belästigen, allein für diese Welt (dunya) und (in ihr) für eine Politik zu arbeiten, die nur zerstört, so würden diejenigen, deren Interessen auf eine Anarchie hinzu steuern, einen Aufstand verursachen, von einem Ausmaß, wie es zehnfach dem Aufstand eines Menemen oder zehnfach dem eines Scheich Said gleichen würde. Und wollte man nun des weiteren, nachdem drei Gerichte und zwanzig Jahre lang Polizisten vieler Provinzen sich nicht daran gestört haben, dass meine Bekleidung keineswegs den Vorschriften entsprach und es sowohl aufgrund meiner eigenen Rechtfertigung dafür, als auch aufgrund meines erzwungenen Einsiedlerlebens niemals deswegen eine Mahnung gegeben hat, meine Kleidung zu ändern, plötzlich heute willkürlich, wider Recht und Gesetz versuchen, mir unter Zwang, vor allen Leuten eine Schirmmütze überzustülpen, so würde das die Erde (zemin) durch die Hunderttausenden, die mir in diesem Lande seit vierzig Jahren, besonders aber durch den Unterricht (ders) im wahrhaftigen Glauben (iman-i tahqiqi) brüderlich verbunden sind, durch ihr Weinen und Wehklagen ohne Beispiel und durch ihre gewaltig große Erregung in Wut versetzen. {D.h., ein Erdbeben verursachen (A.d.Ü.)} Wir sind anhand vieler Hinweise bereits zu der festen Überzeugung gelangt, dass hier ausländische Kräfte ihre Hand im Spiel haben, die anscheinend mit dem Gedanken das allgemeine Wohlwollen (teveddjuh-u amme) mir gegenüber zu zerstören gesetzwidrige Handlungen, die mir auf die Nerven gehen könnten, zu dem oben erwähnten Zweck zu begehen. Aber Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) sei unendlicher Dank dafür, dass ihre gesetzwidrige Art mich zu belästigen, einen Mann wie mich, der an der Pforte des Grabes, ohne irgendwelche Angehörigen und der Welt bereits überdrüssig, die Respektbezeugungen und Gunsterweise (teveddjuh-u amme) der Leute flieht, nach Ruhm und Ehre gar kein Bedürfnis mehr hat, den es auch gar nicht mehr nach irgendeiner selbstgefälligen oder scheinheiligen Haltung verlangt: ein solcher Mann in einem derartigen Zustand misst diesen Dingen überhaupt gar keine Bedeutung mehr bei. So überlasse ich denn diese Dinge Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq). Wenn ich daran denke, wie diejenigen, die mir aufgrund sinnloser Verdächtigungen Qualen bereiten, in Kürze durch den Tod für Zeit und Ewigkeit ihrer Hinrichtung (idam-i ebediye) entgegengehen werden, so tun sie mir wirklich leid! Oh Herr, rette ihren Glauben durch die Risale-i Nur! Verwandle den Tod für sie im Geheimnis des Qur'an von einer Hinrichtung ohne Wiederkehr (idam-i ebedi) in eine Entlassungs (aus diesem Erdenleben)! Und auch ich verzeihe ihnen und verzichte ihnen gegenüber auf mein Recht (haqqimi helal)! Said Nursi Siebenter Abschnitt Das Leben in Afyon Bediüzzamans Verhaftung In den letzten Monaten des Jahres 1947 kamen drei Polizeibeamte (in Zivil) aus Afyon nach Emirdagh, um die Umtriebe eines angeblich religiösen Geheimbundes im ganzen Lande zu erforschen. Insbesondere versuchten sie Said Nursi und die Schüler der Risale-i Nur (bei ihren verbotenen Aktivitäten) zu überraschen. Am Ende erfanden sie einfach irgendwelche aus der Luft gegriffene Vorwände. Ein Beispiel dafür ist Folgendes: Ein Zivilbeamter schreibt auf einen Zettel: "Saids Diener hat hier eine Flasche Raki für Said gekauft." Dann fordert er einen bereits betrunkenen und kaum mehr seiner Sinne mächtigen Mann auf, diesen Zettel zu unterschreiben. Doch dieser Mann entgegnet ihm: "Gott möge mir verzeihen! Wer sollte eine solche Lüge unterschreiben?" Aber der Polizist, der versucht hatte, diesen Zettel unterschreiben zu lassen, damit aber keinen Erfolg gehabt hatte, erhielt noch in selbiger Nacht bei einem merkwürdigen Zwischenfall die Ohrfeige für den Fehler, den er damit begangen hatte. Es ist dies wie folgt: Als er mit den Männern, mit denen er selbst noch zuvor Raki getrunken hatte an einem Bach entlang ging, gerieten sie miteinander in Streit. Da verpassten sie diesem unglückseligen Mann eine gehörige Tracht Prügel und nahmen ihm auch noch seine Pistole weg. * * * Zwei Tage lang verfolgten fünf Flugzeuge den Meister (Ustadh) jedes Mal wenn er mit einer Droschke einen Ausflug machte. Sobald aber der Meister (Ustadh) sein Haus betrat, zogen auch sie sich aus Emirdagh zurück. Da aber nun der Dienst, den der Meister (Ustadh) für den Qur'an (verrichtete), sich ausschließlich auf den Glauben und das Jenseits (ukhrevi) bezog, unterschoben sie ihm eine falsche Auslegung, machten auf diese Weise gegen ihn Propaganda und stellten ihn also bei den ihnen übergeordneten Behörden völlig falsch dar. Aufgrund der Veröffentlichung der Risale-i Nur mit Hilfe eines Kopiergerätes und der Verbreitung ihrer Werke in Anatolien haben sich die atheistischen Untergrundorganisationen aufgemacht und begonnen, die Regierung mit falschen Vorstellungen herauszufordern, in der Absicht, diesen Dienst am Glauben zu stoppen. So wurde denn ein Befehl erlassen, die Häuser der Nurdjus in vielen Provinzen (vilayet), Städten (kasaba) und Dörfern, wie Emirdagh, Isparta, Kastamonu, Konya, Inebolu, Safranbolu, Aydin zu durchsuchen. So wurden denn im letzten Monat des Jahres 1947 Ustadh Said Nursi und etwa fünfzehn Nur-Schüler von Emirdagh nach Afyon gebracht und, nachdem man sie verhört hatte, gefangen gesetzt. Auch die Nur-Schüler in anderen Provinzen wurden gleichfalls verhaftet und nach Afyon überstellt. Damit begann also nun (nach Denizli und Eskishehir) das Leben in der dritten Schule Josefs (Medrese-i Yusufiye). Bediüzzaman vor dem Gerichtshof in Afyon Bediüzzaman wies immer, wenn er wieder einmal ins Gefängnis kam, seinen Mitgefangenen den rechten Weg (irshad). Dort im Gefängnis wurden dann selbst Mörder noch sanft wie die Lämmer. Trotzdem er im Gefängnis in Einzelhaft (tedjrid-i mutlaq) gehalten wurde, verlieh er dem Gefängnis dennoch den Zustand (vaziyet) einer Schule der Risale-i Nur. Deshalb nennt er auch die Gefängnisse, in die er eingeliefert wurde, eine Schule des ägyptischen Josef (Medrese-i Yusufiye). Selbst ein Teil der in dieser im Gefängnis einsitzenden jungen Leute wollten diese "Medrese-i Yusufiye" nicht verlassen. Sie sagten: "Solange Bediüzzaman hier bleibt, werden auch wir uns als schuldig erweisen, unsere Strafe bekommen, von hier nicht mehr weg gehen und auch weiter in der Risale-i Nur unseren Unterricht (ders) empfangen. Nachdem im Gefängnis zu Denizli das "Frucht-Abhandlung (Meyve Risalesi)" genannte Werk verfasst worden war, konnte man dort eine offensichtliche Verbesserung (der Verhältnisse) beobachten... Dieser Umstand brachte sogar eine Hochschätzung von Seiten ihrer Feinde zuwege. Aufrichtige Nur-Schüler, die das Wesen der Risale-i Nur durch aufmerksames und besinnliches Lesen erfasst hatten und sich einen wahrheitsgemäßen Glauben zu eigen gemacht hatten (tahqiqi bir imana sahib olan halis Nur talebeleri), fürchteten sich weder vor dem Tod, der Gefangenschaft und dem Kerker, noch irgendeine menschliche Art der Bestrafung oder Qual. Wenn sie ihren Dienst am Heiligen Qur'an und am Glauben (iman) für die ewige Errettung des Landes, des Volkes, der islamischen Welt und der ganzen Menschheit verrichten, und wenn sie dabei die Ungerechtigkeit und alles Unheil, dass die Atheisten ihnen bereiten, über sich herabkommen sehen, geraten sie darüber doch keineswegs in Verzweiflung und geben niemals ihre Hoffnung auf. So gingen sie stolz (erhobenen Hauptes) und seelenruhig in ihr Gefängnis. Für sie gab es nur eines, was ihnen Halt gab, und das war der Dienst am Qur'an und am Glauben (iman) in Aufrichtigkeit (ikhlas) und einzig um des Wohlgefallens Gottes (riza-yi Ilahi) willen. Der Schutz (muhafiz) der Armen und der Unterdrückten ist Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq). So erwarteten sie denn nach dem Vorbild ihres stets mutigen Meisters (Ustadh) keinerlei Gegenleistung, maßen keinem Hindernis irgendeine Bedeutung bei, lasen dabei einzig die Risale-i Nur und verbreiteten sie. So arbeiteten denn die Nur-Schüler während einer fünfundzwanzig Jahre währenden fürchterlichen Gewaltherrschaft (istibdad-i mutlaq) für die Risale-i Nur und ließen sich nicht in ihrem Glauben (iman) und in ihrem Dienst an der Islamiyet erschüttern. "Die Dinge, die äußerlich betrachtet nachteilig erscheinen, sind in Wirklichkeit eine Gnade (haqiqatta ni'met). Darin, dass man sich bemüht, liegt der Segen (rahmet). Um des Dienstes am Glauben (iman) willen ist alles gut, was immer uns zustoßen mag. Unsere Pflicht ist nicht die Sorge um das, was uns zustoßen könnte. Unsere Pflicht ist vielmehr der Dienst am Qur'an. Wir stehen immer unter der Gnade unseres barmherzigen Herrn (Rabb-i Rahimi). Sterben wir, sind wir Märtyrer (shehid). Bleiben wir (im Leben), stehen wir im Dienst am Qur'an. Wenn die Feinde des Islam uns für Allezeit in einem irdischen (dunya) Gefängnis einsperren, stehen wir dennoch im Dienste der Risale-i Nur." Das war ihre feste Überzeugung (iman). Doch sind sie bei dieser Überzeugung (iman) allein nicht stehen geblieben, sondern haben auch danach gehandelt. Und das war ganz offensichtlich. Dieses glaubensstarke Volk kennt Bediüzzaman in seiner Rechtschaffenheit, seine Größe, seinen Mut und seine Entschlossenheit, ist ihm treu ergeben und vertraut ihm in gleichem Maße. Darum glauben sie nicht dem, was man auch an Propaganda gegen ihn unternehmen möge. Was auch immer sie an Grausamkeiten und Gemeinheiten, die man Bediüzzaman wieder angetan hat: es stärkt nur noch die Liebe (sevgi) zu ihm in ihren Herzen (qalb) und ihre Verbundenheit mit ihm. Und so sagen sie denn: "Einen solchen Helden im Glauben (din) wie Bediüzzaman, eine solch große und (ganz offensichtlich) gesegnete (mubarek) Persönlichkeit ins Gefängnis zu werfen und (die Menschen) daran zu hindern, seine Werke ungezwungen lesen zu können, bedeutet, zu versuchen, den Glauben (din) aus Anatolien zu verbannen und sich anzustrengen, die Islamiyet zu zerstören." So wird (das Volk) zu (erbitterten) Gegnern all der Schikanen und Ungerechtigkeiten, zu denen Kommunisten und Atheisten anstiften. Daher muss die Regierung vor allen anderen Dingen, um diesen Plan, der gegen die Regierung geschmiedet wird, zum Scheitern zu bringen, Bediüzzaman aufgrund erwiesener Unschuld frei lassen. Solange Bediüzzaman dermaßen unterdrückt wird, wird auch das Volk gegen die Regierung sein. {(*): Dieses Bestreben (haqiqat) wurde nach den Wahlen von 1950 vollständig verwirklicht (tahaqquq). Die alte Regierung, die Bediüzzaman fünfundzwanzig Jahre lang unter furchtbaren Grausamkeiten (eshedd-i zulüm) in Einzelhaft (istibdad-i mutlaq) gehalten und immer fürchterlich gequält hatte und ein Gegner (jeglicher) Religion (din) war, wurde mit großer Mehrheit gestürzt und an ihrer Stelle die Demokratische Partei, die für die Aufhebung aller Unterdrückung und aller Grausamkeiten gegenüber der Religion (din) gestimmt hatte, gewählt.} Um der Sicherheit (selamet) des Glaubens (din), des Landes und des Volkes willen halten wir es für unsere Pflicht, diesen Sachverhalt (haqiqat) bekannt zu machen. Nachdem nun Bediüzzaman in der Tat im Jahre 1944 vor dem Gerichtshof in Denizli freigesprochen worden war, traf man Anordnung (memur), dass er ab sofort in einer kleinen Stadt (Emirdagh kazasi) im Bezirk Afyon (vilayet) seinen Aufenthalt (ikamet) zu nehmen habe. Während er sich dort für sich selbst mit dem Jenseits (akhira) und der Risale-i Nur beschäftigte, wurde er schließlich 1948 auf Betreiben seiner heimlichen Gegner, als wäre es noch immer nicht genug der Ungerechtigkeiten, zusammen mit fünfzig Schülern der Risale-i Nur vor den Gerichtshof für Kapitalverbrechen in Afyon gebracht, wo man gebetsmühlenartig: "Er hat einen Geheimbund gegründet. Er hetzt das Volk gegen die Regierung auf. Je älter er wird, mit desto größerer Macht und Energie versucht er (die Regierung zu stürzen) und das System zu zerschlagen. Er sagt, dass Mustafa Kemal der Deddjal des Islam, ein Sufyan sei.", und dergleichen mehr vorgeschobene Anschuldigungen gegen ihn vorbrachte und ihn schließlich ins Gefängnis warf. Am Ende einer jahrelangen, eingehenden Untersuchung konnte jedoch kein einziger Beweis gefunden werden, (der Grund genug) zu einer Anklage gewesen wäre. Was nun aber auch immer sich hinter den Kulissen abgespielt haben mag und hinter verschlossenen Türen besprochen wurde: schließlich verurteilte das Gericht (angeblich aus Gewissensgründen (kanaat-i vidjdaniye)) Bediüzzaman zu zwanzig Monaten, einen scharfsichtigen Gelehrten zu achtzehn Monaten und zweiundzwanzig weitere Personen zu jeweils sechs Monaten Freiheitsstrafe. Alle übrigen wurden freigesprochen mit der Bemerkung: "Die (Angeklagten) halten Bediüzzaman für einen großen Lehrer (murshid) und lesen die Risale-i Nur, um damit ihre innere Leere zu füllen." Die Verurteilungen aber wurden folgendermaßen begründet: "Sie haben Bediüzzaman bei der Organisation einer Untergrundbewegung unterstützt." Das Urteil wird sofort vollstreckt. Sodann wurden sie alle abgeführt. Natürlich wurde gegen ein solches Urteil sofort Revision eingereicht. Der Kassationsgerichtshof konnte seine Nachforschungen bereits nach kurzer Zeit beenden, hob dieses Urteil von Grund an auf und erklärte sodann: "Da nun einmal Bediüzzaman Said Nursi bei dem Gerichtsprozess in Denizli von derselben Anklage freigesprochen worden ist, welcher Prozess bereits ein Kassationsverfahren durchlaufen hat, kann ein solches Verfahren nicht noch einmal wieder aufgerollt werden, und zwar selbst dann nicht, wenn das Urteil von Denizli fehlerhaft gewesen wäre." Stattdessen musste nun ein neuer Prozess eröffnet werden. Nun wollte man wissen, wie die Angeklagten selbst darüber denken. Die Nur-Schüler aber waren vollkommen unschuldig und erklärten nun, sie wollten, dass (die Aufhebung) des Urteils durch den Kassationsgerichtshof befolgt werde. Jetzt begann der Gerichtshof in Afyon des Langen und Breiten darüber nachzudenken, ob sie dem Revisionsurteil folge leisten oder nicht folge leisten sollten und am Ende beschlossen sie, dem Urteil folge zu leisten. Schließlich fingen sie damit an, in einer Art Abschlussprüfung nach Fehlern zu suchen. Doch diese Arbeit kam irgendwie nie zu Ende und so wurde der Prozess ständig wieder vertagt. Am Ende wurden Bediüzzaman und seine Schüler, ohne dass jemals ein Urteil zustande kam, aus dem Gefängnis entlassen, nachdem sie ihre Strafe bereits abgesessen hatten. Und wie schon oben erwähnt, streckt sich dieser Prozess jetzt bereits über drei Jahre hin. {(*): Inzwischen hat der Gerichtshof zu Afyon Bediüzzaman in beiden (Punkten der Anklage) freigesprochen und ihm 1956 endlich das Gesamtwerk der Risale-i Nur und alle seine Briefe ohne Ausnahme wieder zurückgegeben.} Milliardenfach Schande! Eine so geniale Persönlichkeit, wie sie nicht ihresgleichen hat und jenen Dienst am Glauben (iman) versieht, der für unser Volk und Land, unsere Jugend und die islamische Welt das Allerheiligste (muqaddes) ist, und die so außerordentliche, großartige Werke verfasste, welche alle geistigen (manevi) Bedürfnisse der Menschheit zufriedenstellen können, von Prozess zu Prozess zu schleppen und sich darum zu bemühen, dass sie in den Gefängnissen zugrunde geht! Bediüzzaman wurde auch in diesen letzten drei, vier Jahren den gleichen, dermaßen beispiellosen Schikanen ausgesetzt, wie in den zwanzig Jahren zuvor; verbrecherische Gemeinheiten gegenüber einem Mann der Wissenschaft, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat! Qualen, die er in Denizli in einem ganzen Monat erleiden musste, hat er später in Afyon an einem einzigen Tag erlitten. Der Umgang mit ihm widersprach völlig allem Recht und jedem Gesetz. Man ließ ihn im Gefängnis ganze zwanzig Monate lang in einer ungepflegten, völlig vernachlässigten Zelle, die im Winter noch dazu ungeheizt und kalt war, allein und erwartete, er würde dort in völliger Isolierung (tedjrid-i mutlaq) schließlich (elendiglich) zugrunde gehen. Als sich während des Winters, bei strengem Frost, die Fenster des Gefängnisses millimeterdick mit Eis überzogen, hat man ihm auch noch Gift gegeben und überließ ihn dann, alt und bereits totkrank wie er war (hal), noch monatelang seiner Qual. Auch als es schon so weit gekommen war (hal), dass (unser ehrwürdiger Meister) sich in seinem Bett noch nicht einmal mehr umdrehen konnte, wurde keinem seiner Schüler erlaubt, ihm zu Dienst zu sein. So erwartete man einfach, dass er unter diesen schrecklichen Bedingungen ganz und gar allein gelassen vom Tode dahin gerafft werden würde. Seine Krankheit verschlimmerte sich so sehr, dass er tagelang nichts mehr zu sich nehmen konnte und ohne jegliche Nahrung in einen kachektischen Zustand (vaziyet) hinüberglitt. Doch auch noch in diesem Zustand (hal), unter strenger Bewachung und ständiger Kontrolle, vernachlässigte er nicht die (mündliche) Abfassung der Risale-i Nur, sondern verfasste diese Werke auch weiterhin, wenn auch im geheimen, wie er das auch in allen früheren Gefängnissen (getan hatte). Die Gefangenen aber schrieben die Risale-i Nur (nach seinen Worten auf und) immer wieder ganz im geheimen ab, vervielfältigten sie auf diese Weise, schmuggelten sie sodann aus dem Gefängnis heraus und sicherten auf diese Weise ihre Verbreitung. So wurde denn auch in den Tagen, in denen Bediüzzaman im Gefängnis saß, die Verbreitung der Risale-i Nur nicht unterbrochen und so gelang es den Nur-Schülern, tapfer und mutig wie Husrev, hunderttausende von Exemplaren in der alten (arabischen) Schreibweise ganz im Verborgenen zu verbreiten. Während er nun - infolge dieser Vergiftung - im Gefängnis auf dem Sterbebett lag, sagte er zu einem seiner Schüler, der einen Weg gefunden hatte, ihn zu besuchen: "Vielleicht werde ich nicht mehr länger leben können. Doch möge dann mein ganzes Leben (maudjudiyet) für das Land, das Volk, seine Jugend, die islamische Welt, ja die ganze Menschheit und Ewiges Glück und Zufriedenheit (im Jenseits) ein Opfer sein. Wenn ich sterbe, mögen aber meine Freunde keine Rache nehmen!" Als einmal einer der Gefangenen, der durch die Anwesenheit Bediüzzamans im Gefängnis sehr viel Unterstützung erfahren hatte, ihn durch das Fenster begrüßte (selam), wurde der verprügelt, wobei man zu ihm sagte: "Warum hast du diesen Bediüzzaman begrüßt (selam)? Warum hast du durch sein Fenster geschaut?" Die Schüler, die heimlich versucht hatten, eine Gelegenheit zu finden, ihren hoch gesegneten (mubarek) und viel geliebten Meister (Ustadh) in seinem kranken und so elenden Zustand (vaziyet) zu besuchen, erhielten die Prügelstrafe dafür zugeteilt und wurden geschlagen, wenn sie dabei ertappt wurden. Aber sie haben niemals wegen dieses Unrechts nachgegeben und riefen stattdessen mit einer Standhaftigkeit, die aus ihrem Glauben und der islamischen Würde (izzet) herrührt, bei jedem Schlag, mit dem ihre Folterknechte auf sie einschlugen: "Schlag zu! Nur zu!" Und damit folgten sie ihrem Meister Bediüzzaman, der einmal in einer Zeitung schrieb: "Spucke deinem Feind ins Gesicht! So wirst du deine Seele retten, auch wenn er deinen Leib malträtiert und dich mit seinem Stiefel auf deinem Halse würgt." So versuchte man denn mit verschiedenerlei Schikanen und Methoden der Unterdrückung, ihn daran zu hindern, sei es innerhalb des Gefängnisses, sei es außerhalb, weiterhin sein Werk (hizmet) zu verrichten. Folterqualen wurde er unterzogen und Beleidigungen wurden Bediüzzaman zugefügt, wie sie sonst niemandem auf der Welt angetan wurden. Endlich wurde er am 20.9.49 entlassen, nachdem die Zeit seiner Strafe im Gefängnis abgelaufen war. Während aber die Gefangenen in allen anderen Gefängnissen morgens nach der Wachablösung entlassen wurden, was in dem Gefängnis in Afyon gewöhnlich um zehn Uhr der Fall war, entließ man Bediüzzaman bereits z.Zt. der Morgendämmerung, noch vor dem Morgengebet (sabah) aus dem Gefängnis, um so zu verhindern, dass sich das Volk darauf vorbereitet, ihm (am Gefängnistor) entgegenzukommen und ihm einen großartigen Empfang zu bereiten. * * * (Nach seiner Entlassung) wohnte Bediüzzaman Hazretleri erst noch eine Weile in Afyon. In dieser Zeit postierte man, obwohl er doch seine Strafe bereits abgesessen hatte und das Revisionsgericht das Hafturteil gegen ihn ohne alle Einschränkungen aufgehoben hatte, drei Polizisten vor seiner Türe, die dort Tag und Nacht Wache hielten. So setzten sie ihre Quälereien und ihre Unterdrückung fort (um schließlich zu erreichen), dass er es noch bereuen sollte, das Gefängnis überhaupt verlassen zu haben. Denn obwohl er doch nun einer zwei Jahre langen repressiven Behandlung im Gefängnis entronnen war, die ihn eigentlich hätte vernichten sollen, duldete man es dennoch nicht, dass (Menschen) kamen, die sich nur in seiner Krankheit nach ihm erkundigen wollten. Obwohl der russische Kommandant ihm, wie seine Biographie (Tarihtje-i hayat) zeigt, einstmals die Freiheit geschenkt hatte, wurde den Leuten, die anlässlich eines Festtages (bayram) gekommen waren, um Bediüzzaman, der für sein eigenes Land und die gesegnete (mübarek), verehrte islamische Nation alles geopfert hatte, von seiten der Regierungsbeamten untersagt, ihn zu besuchen. Selbst von denjenigen, die dabei ertappt wurden, dass sie auch nur mit seinem Diener sprachen, wurden aus reiner Schikane die Personalien festgehalten, wobei man ihnen erklärte: "Du hast mit Bediüzzamans Diener geredet!" Doch alle diese Gesetzwidrigkeiten bewirkten, dass sich die Menschen (halk) nur noch stärker zu ihm hingezogen fühlten und nicht nachließen, immer wieder neu nach seinen Werken zu verlangen. Sie hatten im Gegenteil eher noch die Wirkung einer Peitsche, die sie zu noch größerem Eifer antrieb. Das aber entfernte diejenigen, die gegen Bediüzzaman Propaganda machten und ihre Hintermänner immer mehr von ihm. Während sie sich darum bemühten, die Verehrung des Volkes (teveddjuh-u amme) für Bediüzzaman zu zerstören, wuchs die Hochachtung (hürmet) der Leute (millet) und besonders der Jungend und die Verbundenheit der Studenten an den Hochschulen für ihn immer mehr. Je mehr Propaganda sie gegen Bediüzzaman machten, um so stärker verschweißt mit ihm fühlten sie sich. Ziel all dieser Propaganda gegen ihn war es, die Verehrung (teveddjuh) der Leute (millet) für Bediüzzaman zu zerstören, seine Person in Misskredit zu ziehen und die weitere Verbreitung der Risale-i Nur zu verhindern. Doch die Risale-i Nur ist nicht an die Persönlichkeit ihres Verfassers gebunden. Die Risale-i Nur ist Eigentum des Qur'an. Die Risale-i Nur ist nicht gleich wie andere Werke. Die Risale-i Nur steht für sich allein wie ein Schatz von Zeugnissen und Beweisen, d.h., sie ist in sich selbst ein Beweis und ein Zeugnis. Wer die Risale-i Nur liest, betrachtet dabei nicht die Person ihres Verfassers, vielmehr richtet sich sein Blick direkt auf die Wahrheiten (haqiqat) innerhalb dieses Werkes, ihre Zeugnisse und ihre Beweise. Es ist dies und aufgrund noch vieler anderer Tatsachen (haqiqat), dass diese gegen Bediüzzaman in aller Öffenlichkeit unternommene abscheuliche Propaganda so fruchtlos bleibt. Und sie ist dazu verdammt, auch weiterhin erfolglos zu bleiben. Diese Islamische Nation (millet) bedauert es in der Tat milliardenfach, dass dieser großartige Verfasser und Denker, der dem Land und dem Volk einen so grenzenlosen Gewinn zukommen ließ, der mit solch einer noch nie dagewesenen Selbstlosigkeit (feraghat-i nefs) und Opferbereitschaft dem Qur'an und dem Glauben (iman) dient, auf diese Weise vor die Gerichte geschleppt worden ist! So erklären wir denn im Interesse des Landes und des Volkes: diese Angelegenheit muss so schnell wie möglich beendet und vor den Gerichten zum Abschluss gebracht werden! Denn dieser Dienst am Qur'an, den Bediüzzaman hier verrichtet, umschließt die Weite der islamischen Welt (dunya) und umfasst das All. Die so hohen Wahrheiten (haqiqat) und erhabenen Kostbarkeiten, über die wir hier im Zusammenhang mit Bediüzzaman Said Nursi berichtet haben, sind nicht ohne Beweise und enthalten keine Überteibungen. Alle, die daran zweifeln, können, indem sie Bediüzzaman, der ja noch am Leben ist, persönlich kennen lernen und, wenn sie die Risale-i Nur mit Geduld, Ausdauer und in reiner Absicht durchlesen, wahrnehmen, dass unsere Worte und Darstellungen bei der Wiedergabe der Wahrheiten (haqiqat) in dieser Biographie (tarihtje-i hayat) doch recht schwach sind. Doch werden sie dabei von ihrer Begeisterung so überwältigt sein, dass sie ihre Erkenntnisse, die ihnen in ihrer Aufrichtigkeit (ikhlas) mehr als durch uns selbst zuteil (idrak) werden, der ganzen Menschheit verkündigen werden. Wenn nun auch die Gerichte der ganzen Welt aufgrund der Anschuldigungen der heimlichen Feinde des Glaubens (din) versuchen, Bediüzzaman zu verurteilen, so können sie Bediüzzaman dennoch nicht verurteilen, wenn diese Gerichte (ihr Urteil dabei) auf die Beweise (seiner Unschuld) stützen. Hazret Bediüzzaman Said Nursi musste aufgrund all der Krankheiten, die ihm seine Feinde der Islamiyet mit ihrem Gift zugedient hatten, seine Tage ständig im Bett verbringen, wobei er dann sagte: "Ich warte an der Schwelle meines Grabes." Doch haben wir mit aller Macht und ganzer Kraft bei Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) darum gebetet und gefleht, Er möge doch in Seiner Gnade (lütuf) diesem großen und mutigen Mann des Glaubens (din) noch die Spanne eines lang andauernden Lebens (ömur) schenken. Denn solch eines opferwilligen und wahrhaftigen Dieners des Qur'an, solch eines gewaltigen Genies, solch eines großen Denkers, solch eines mutigen (Verkünders) der Wahrheit (haqiqat), solch eines beispiellosen islamischen Gelehrten (hakim) bedarf die ganze Islamische Welt (alem) und die gesamte Menschheit (cihan). Die Fünfzehnte Hoffnung entnehmen wir aus den Blitzen (Lem'alar), die Bediüzzaman selbst verfasst hat, während er in Emirdagh und in Afyon lebte (hayat), und fügen sie hier ein. Fünfzehnte Hoffnung Ich war damals in Emirdagh wegen der Schikanen, die sie mir mit der Verbannung, dem Hausarrest, der einer Einzelhaft gleich kam und mir durch die Überwachung fast unerträglich wurde, und infolge all der diktatorischen Verordnungen des Lebens überdrüssig und bedauerte es, das Gefängnis verlassen zu haben. Mit Herz und Seele sehnte ich mich nach dem Gefängnis von Denizli zurück und wünschte mich schon ins Grab. Als ich "Gefängnis und Grab sind besser als diese Lebensweise" sagte und beschloss, ins Grab hinabzusteigen, oder wieder ins Gefängnis zu gehen, eilte mir die Gnade Gottes zu Hilfe; sie gab in die Hände der Medreset-üz-Zehra-Schüler, deren Stifte auch so produktiv wie eine Vervielfältigungsmaschine waren, eine neu herausgekommene Vervielfältigungsmaschine. Mit einem Stift, der die Vervielfältigungsmatrize beschrieben hat, entstanden auf einmal fünfhundert Exemplare eines jeden wertvollen Werkes der Risale-i Nur. Der Beginn ihrer Verbreitung und die positive Wirkung, die von ihr ausging, ließ mich dieses Leben trotz aller Strapazen und Schikanen dennoch lieben und "unendliche Male Dank!" sagen. Eine Weile später konnten die geheimen Feinde der Risale-i Nur die Verbreitung der Risale-i Nur nicht ertragen. Sie haben die Behörden gegen uns aufgehetzt. Wieder einmal begann das Leben, mir schwer zu werden. Plötzlich erschien die Gnade des Herrn. Die verantwortlichen Beamten, die "die Lichter" am nötigsten hatten, studierten die beschlagnahmten Abhandlungen im Rahmen ihres Dienstes eingehend und mit großem Interesse. Die Lichter aber eroberten ihre Herzen. Als sie anfingen, die Lichter zu würdigen, statt sie zu kritisieren, weitete sich die "Nur"-Medresse aus. Es hat uns hundert Grade mehr Nutzen gebracht als der uns entstandene Schaden; das ganze lähmende Entsetzen tendierte plötzlich gen Null. Sodann lenkten die verborgenen, feindlich gesinnten Heuchler die Aufmerksamkeit der Behörden auf meine Person. Sie erinnerten sie an meine politische Vergangenheit. Sie haben beim Justizministerium, dem Bildungsministerium, den Ordnungsbehörden und dem Innenministerium Argwohn gegen mich erweckt. Durch die Provokationen der Anarchisten, versteckt unter dem Deckmantel ihrer Parteipolitik oder getarnt als Kommunisten, verbreitete sich dieser Argwohn. Sie begannen uns zu peinigen und einzusperren und die Abhandlungen, die in ihre Hände gerieten, zu beschlagnahmen. Die Tätigkeit der "Nur"-Schüler geriet ins Stocken. Um meine Person in Misskredit zu bringen, sprach eine Gruppe unter den offiziellen Beamten falsche, völlig unglaubwürdige Beschuldigungen gegen mich aus. Sie haben versucht, sehr merkwürdige Verleumdungen in Umlauf zu bringen. Jedoch haben sie niemanden überzeugen können. Danach haben sie mich unter äußerst primitiven Vorwänden in den kältesten Tagen des strengen Winters inhaftiert und in eine große, sehr kalte Zelle, in der zwei Tage lang kein Ofen stand, in absoluter Einzelhaft eingesperrt. Obwohl ich doch in meinem kleinen Zimmer an einem Tag mehrmals den (geschlossenen) Ofen angeheizt hatte und sich auch in meinem (offenen) Mangal immer glühende Kohle befand, konnte ich es auf Grund meiner schlechten körperlichen Verfassung und meiner Krankheit dort nur schwer aushalten. Als ich so in dieser meiner Lage fror und auch innerlich voller Wut und voller Unruhe war, offenbarte sich mir durch Gottes Gnade die folgende Wahrheit in meinem Herzen: "Du hast das Gefängnis als die Schule Josefs bezeichnet. Außerdem hast du (mit deinen Schülern) damals in Denizli tausendfach mehr innere Freude als Bedrängnis verspürt. Das geistige Verdienst und der Nutzen der Lichterabhandlungen für die Mitgefangenen, deren Erfolge auf hoher und höchster (politischer) Ebene und ähnliche Resultate veranlassten euch statt zu jammern tausendmal Dank zu sagen. Jede Stunde eures Gefängnisaufenthaltes und eures Leides ließ es zu zehn Stunden Gebet werden. Diese vergänglichen Stunden wurden unvergängliche. Insha-al'lah, so Gott will, wird der Nutzen der Lichterabhandlungen und ihr Trost für die Mitgefangenen in dieser dritten Schule Josefs euch in dieser Kälte erwärmen und eure schwere Mühsal in Frohsinn verwandeln. Wenn die Männer, auf die du wütend bist, getäuscht wurden, tun sie dir unbewusst Unrecht an. Nicht Wut wäre hier angemessen. Wenn sie dich wissentlich und in böser Absicht und im Sinne ihres Irrglaubens belästigen und schikanieren, werden sie in ziemlich kurzer Zeit für ewig mit dem Tode bestraft, zur Einzelhaft im Grabe verurteilt werden und einer immerwährenden, peinlichen Strafe ausgeliefert sein. In Anbetracht ihrer Schikanen wirst du sowohl viel Sevab (Verdienste) sammeln, als auch deine vergänglichen Stunden in unvergängliche verwandeln, als auch geistige Freuden erleben und deinen Dienst als Mann der Wissenschaft und des Glaubens in Wahrhaftigkeit versehen." So wurde ich in meiner Seele ermahnt und sagte aus all meiner Kraft Elhamdulillah, aller Dank sei Allah! Vom Standpunkt meiner Menschlichkeit und ihrer Ungerechtigkeit taten sie mir leid und so betete ich und sagte: "Oh Herr, bringe sie auf den rechten Weg!" In meiner Aussage an das Innenministerium habe ich geschrieben, dass dieses jüngste Ereignis in zehnfacher Hinsicht gesetzwidrig ist. Dabei sind die eigentlich Schuldigen diese Ungerechten selbst, die im Namen des Gesetzes gesetzwidrig handeln. Sie haben nach Ausreden und Vorwänden gesucht und versucht mit Verleumdungen und mit Erdichtungen, über die jeder nur lachen kann, welche aber alle die, welche die Wahrheit lieben zum Weinen bringen, uns und die Risale-i Nur anzugreifen. Das zeigt allen einsichtigen und gemäßigten, dass jene innerhalb eines rechtlichen und gesetzlichen Rahmens keine Gelegenheit finden werden, die Risale-i Nur und ihre Schüler anzugreifen, weshalb jene sich dann in Haltlosigkeiten verirren. Zum Beispiel: Beamte, die uns einen Monat lang observiert hatten, konnten keinen Vorwand ausfindig machen, weshalb sie schließlich auf einen Zettel schrieben: "Saids Diener hat in einem Laden eine Flasche Raki gekauft und ihm überbracht." Weil sie aber niemanden finden konnten, der diesen Zettel unterschreiben wollte, schnappten sie sich schließlich irgendeinen betrunkenen Strolch, drohten ihm und befahlen ihm: "Komm her und unterschreibe das!" Er erwiderte: "Nie und nimmer, Gott bewahre mich davor! Wer könnte denn eine solch sonderbare Lüge unterschreiben?" Daraufhin mussten sie diesen Zettel zerreißen. Ein zweites Beispiel: Ein Mann, von dem ich nichts wusste und den ich auch bis heute nicht kenne, hat mir sein Pferd zur Verfügung gestellt, damit ich einen Ausflug mache. Aus gesundheitlichen Gründen ging ich an den meisten Tagen im Sommer ein, zwei Stunden lang spazieren, um frische Luft zu schöpfen. Ich habe es mir versprochen, dem Besitzer des Pferdes und des Wagens Bücher im Wert von fünfzig Lira zu schenken, um nicht gegen mein Prinzip zu verstoßen, d.h. um niemandem einen Dank schuldig zu bleiben. Gibt es etwa bei dieser Sache irgendeine Möglichkeit, einen Schaden zu verursachen? Es ist aber so, dass selbst der Gouverneur, die Justizbeamten, die Ordnungshüter und die Polizei uns fünfzigmal die Frage gestellt haben: "Wem gehört dieses Pferd?" Als wäre es angeblich ein großes politisches Ereignis und ein Vorfall, der die allgemeine Ruhe und Ordnung betrifft. Sie haben sogar zwei Leute mit mir zusammen verhaftet, weil sie ausgesagt hatten, der eine, dass ihm der Wagen, der andere, dass ihm das Pferd gehöre, damit diese sinnlose Fragerei aufhören solle. Es gab da noch eine ganze Reihe anderer vergleichbarer Kinderspiele, an denen wir als Zuschauer beteiligt waren, mit einem weinenden und einem lachendem Auge, und dabei verstanden, dass diejenigen, die die Risale-i Nur und ihre Schüler angreifen, nur sich selber zum Gespött machen. Hierzu nur ein weiteres Beispiel für ein feinsinniges Gespräch: Da als Grund für meine Verhaftung die Gefährdung der öffentlichen Sicherheit angegeben wurde, habe ich, noch bevor ich das Schreiben überhaupt gesehen hatte, dem Staatsanwalt gesagt: "In der vergangenen Nacht habe ich über dich gesprochen. Ich habe dem Polizisten, der mich im Auftrag des Polizeipräsidenten vernommen hat, gesagt: Wenn ich der öffentlichen Sicherheit in diesem Lande nicht so viel wie tausend Staatsanwälte und tausend Polizeipräsidenten gedient gehabt habe, so soll mich Allah verfluchen." Diesen Fluch habe ich dreimal wiederholt. Danach überwältigte mich der Zorn und übermannte mich die Wut über diejenigen, die mich in dieser Kälte und zu einer Zeit, in der ich am meisten der Erholung bedurfte, mich nicht erkälten sollte und mich nicht über weltliche Dinge aufregen durfte, einer derart unerträglichen Zwangsumsiedlung, die - verbunden mit Isolation, Haft und Unterdrückung - ihren Hass und ihre Bosheit ahnen ließ, ausgesetzt haben. Doch da eilte mir Seine Gnade zu Hilfe. In meinem Herzen vernahm ich folgende Ermahnung: "Selbst noch in dieser Ungerechtigkeit, die dir die Menschen antun, hat die Bestimmung Gottes, die zugleich auch Gerechtigkeit ist, einen großen Anteil. Zudem ist hier in diesem Gefängnis für dich gesorgt. Und diese deine Versorgung hat dich hierher gerufen. Dem muss man mit Einverständnis und Ergebenheit begegnen. Daran haben auch die Weisheit und Barmherzigkeit des Herrn einen großen Anteil, die denjenigen, die in diesem Gefängnis leben, Licht und Trost spendet, wodurch ihr auch noch Sevab (einen Verdienst) erwerben könnt. Für diesen Anteil muss man in Geduld tausendmal Dank sagen. Außerdem hat deine Begierde auf Grund ihrer Fehler, derer du dir nicht bewusst bist, daran einen Anteil. Auf Grund dieses Anteils musst du bei Gott um Verzeihung bitten, Ihn anflehen und deiner Begierde sagen: 'Du hast dir diese Ohrfeige verdient! Außerdem haben die verborgenen Feinde auch einen Anteil, die mit Intrigen einige leichtgläubige und misstrauische Beamte getäuscht und zu dieser Ungerechtigkeit verleitet haben. Demgegenüber hat dich die Risale-i Nur, die diesen Heuchlern fürchterliche geistige Schläge versetzt, an ihnen vollständig gerächt. Das ist schon genug für sie. Der letzte Anteil gehört den zuständigen Beamten, die an dieser Sache aktiv teilnehmen. Von den Lichterabhandlungen, die sie mit der Absicht, sie zu kritisieren, studieren, werden sie so oder so, zweifelsohne für ihren Glauben Nutzen ziehen. Bezüglich dieses Anteils ist es eine vornehme Gesinnung, ihnen um ihres Nutzens willen nach dem Grundsatz وَالْكَاظِمِينَ الْغَيْظَ وَالْعَافِينَ عَنِ النَّاسِ {"Sie bezwingen ihren Groll und vergeben den Menschen." (Sure 3, 134)} zu verzeihen.'" Aufgrund dieser wahrhaftigen Ermahnung habe ich mich entschlossen, in vollkommener Freude und Dank in dieser neuen Schule Josefs auch weiterhin zu bleiben, sogar einen harmlosen Fehler zu begehen, der eine Strafe nach sich ziehen würde, was denjenigen, die gegen mich waren, behilflich sein könnte. Einem Mann wie mir, der keine Bindungen hat, sind in seinem fünfundsiebzigsten Lebensjahr, in dieser Welt nur fünf von siebzig geliebten Freunden am Leben geblieben. Siebzigtausend Exemplare der Lichterabhandlungen, die ihren lichtvollen Auftrag erfüllen werden, sind erhalten geblieben und befinden sich frei im Umlauf. Für einen Mann wie mich, der so viele Mitbrüder und Erben hat, die nicht nur mit einer, nein, mit vielen tausend Zungen den Dienst am Glauben versehen, ist das Grab hundertfach besser als der Aufenthalt in diesem Gefängnis. Selbst dieses Gefängnis ist noch hundertfach angenehmer und besser als eine Freiheit unter ständiger Bevormundung draußen, die jeglicher Freiheit entbehrt. Denn statt draußen die Bevormundung von hunderten zuständigen Beamten allein zu ertragen, muss man dagegen im Gefängnis mit hunderten Gefangenen gemeinsam nur eine leicht erträgliche nachvollziehbare Bevormundung durch ein, zwei Personen wie den Direktor und den Oberwachtmeister ertragen. Außerdem erfährt man im Gefängnis unter Freunden brüderliche Zuneigung und Trost. Da sich die selbstlose Liebe, die aus der islamischen Gesinnung erwächst, und die menschliche Natur in dieser Situation der Alten erbarmt, verwandeln sich die Belastungen im Gefängnis in Barmherzigkeit. Daher war ich mit dem Gefangenendasein zufrieden. Als ich diesmal zum dritten Prozess kam, strengte mich das Stehen in meinem Alter, meiner körperlichen Schwäche und Krankheit an. Ich setzte mich vor dem Eingang des Gerichtssaals auf einen Stuhl. Plötzlich kam ein Richter, wurde zornig und sagte in herabwürdigendem Ton: "Warum wartet er nicht im Stehen?" Alt und schwach wie ich war, wurde ich über eine solche Unbarmherzigkeit wütend. Plötzlich sah ich, dass sich sehr viele Muslime in vollkommener Liebe und Brüderlichkeit mit barmherzigen Blicken um uns versammelten. Sie konnten nicht fort gejagt werden. Sofort tauchten zwei Wahrheiten in mir auf. Erste Wahrheit: Die Leute, die mir und den Lichtern versteckte Feinde waren, wollten - um den Respekt, den die Öffentlichkeit mir gegen meinem Willen entgegenbringt, untergraben zu können - die Verbreitung der Lichterabhandlungen aufhalten. Darum suchten sie manche leichtgläubige Beamte der Regierung zu täuschen und sie zu einem derart entehrenden Verhalten zu provozieren, um meine Person beim Volk in Misskredit zu bringen. Als Geschenk für den Dienst der Lichterabhandlungen am Glauben hingegen verwies mich die göttliche Gnade auf hundert Leute, anstelle dieses einen einzigen Mannes mit seinem entehrenden Verhalten: Diese sind es, die euch begrüßen und die euch mit aller Liebe und mit jeglichem Interesse willkommen heißen, indem sie sich für euren Dienst begeistern und mit euch fühlen. Am zweiten Tag, während ich im Untersuchungsgericht auf die Fragen des Staatsanwaltes Antworten gab, versammelten sich sogar fast tausend Leute auf dem Hof der Behörde vor den Fenstern des Gerichtssaales und brachten auf diese Weise in völliger Verbundenheit unausgesprochen ihre Forderung zum Ausdruck: "Belästigt sie nicht!" Die Polizisten konnten ihre Versammlung nicht auflösen. Und in meinem Herzen wurde mir eingegeben: Diese Leute wollen in diesem gefahrvollen Zeitalter einen vollständigen Trost und ein unauslöschliches Licht, einen starken Glauben und eine überzeugende Botschaft von der ewigen Glückseligkeit, wonach sie von Natur aus suchen. Bestimmt haben sie davon gehört, dass sich das, wonach sie suchen, in den Abhandlungen des Lichts finden lässt, sodass sie um dieses bisschen Dienstes am Glauben willen für meine Wenigkeit weit mehr Zuneigung empfinden, als ich verdient habe. Zweite Wahrheit: So wurde ich denn darauf hingewiesen, dass es dem entwürdigenden Verhalten gegenüber, entstanden aus einem Gerücht heraus, wir würden die öffentliche Sicherheit gefährden, und der schlechten, beleidigenden Behandlung durch ein paar irregeführte Leute, welche auf diese Weise den Respekt, den die Öffentlichkeit uns entgegenbringt, untergraben wollen, andererseits grenzenlos viele Kenner der Wahrheit und künftige Generationen voll Jubel und Begeisterung gibt. Die anarchistische Gesinnung untergräbt unter dem Deckmantel des Kommunismus die öffentliche Sicherheit auf schreckliche Weise. Dagegen versuchen die Risale-i Nur und ihre Schüler mit der Kraft des wahrhaftigen Glaubens diese entsetzliche geistige Zerstörung überall in diesem Land aufzuhalten und zu zerschlagen. Sie arbeiten sicherlich im Sinne der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, sodass drei, vier Gerichte und die Sicherheitsorgane von zehn Provinzen in diesen zwanzig Jahren keinen Vorfall festgestellt und aufgenommen haben, den die Risale-i Nur Schüler, welche überall in diesem Land in großer Zahl vorhanden sind, verursacht haben könnten. Ein Teil der rechtschaffenen Sicherheitskräfte aus drei Provinzen soll gesagt haben: "Die Nur-Schüler sind geistige Ordnungshüter. Bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung leisten sie uns Hilfe. Durch ihren überzeugten Glauben lassen sie bei jedem Mann, der die Lichter studiert, in seinem Sinn einen Wächter zurück, und versuchen so die öffentliche Sicherheit aufrechtzuerhalten." Ein Beispiel dafür ist das Gefängnis von Denizli. Mit den Lichterabhandlungen, die dort Eingang gefunden haben, und mit der "Frucht"-Abhandlung, die dort für die Gefangenen verfasst wurde, haben sich diese mehr als zweihundert Gefangenen innerhalb von drei, vier Monaten dermaßen gebessert und wurden gehorsam und fromm, dass selbst ein Mann, der drei, vier Leute umgebracht hatte, sich nun gar zurückhielt, die Läuse zu töten. Er begann seinem Lande ein ganz barmherziges Glied (der menschlichen Gesellschaft) zu werden, von dem nie wieder eine Gefahr ausging. Diese Lagewendung versetzte selbst die verantwortlichen Beamten in Staunen und Bewunderung. Außerdem sagten einige junge Gefangene, die noch nicht verurteilt waren: "Wenn die Nur-Schüler im Gefängnis bleiben, wollen wir uns für solange verurteilen und inhaftieren lassen, bis wir, die wir uns an ihnen ein Beispiel genommen haben, so wie sie geworden sind." Durch ihren Unterricht werden auch wir selbst gebessert werden. Diejenigen, welche die Nur-Schüler dieser Art der Gefährdung der öffentlichen Sicherheit beschuldigen, haben sich in jedem Fall furchtbar geirrt oder sie sind getäuscht worden oder sie täuschen bewusst oder unbewusst die Behörden im Interesse des Anarchismus und versuchen uns mit ihren Schikanen einzuschüchtern. Leuten von diesem Schlag sagen wir: Da der Tod nun einmal nicht getötet und das Grabestor nicht geschlossen werden kann, wandern die Reisenden in Scharen aus diesem Gasthaus der Welt schnell und in Aufregung einer nach dem anderen unter die Erde und verschwinden. Ganz sicher werden wir in einer sehr kurzen Zeit voneinander Abschied nehmen. Ihr werdet die Strafe für eure Ungerechtigkeit auf eine fürchterliche Weise bekommen, zumindest aber gleichsam wie am Galgen die Todesstrafe für die Ewigkeit erleiden, der für die (z. Zt. noch) entrechteten Leute des Glaubens ein Entlassungsschein ist. Die vergänglichen Freuden, die ihr in dieser Welt in der Vorstellung, unsterblich zu sein, erlebt, werden sich in bleibendes und qualvolles Leid verwandeln. Die Wahrheit des Islam, welche mit dem Blut und dem Schwert von hunderten Millionen Märtyrern, die den Rang eines Heiligen erlangt hatten, und heldenhaften Kriegsveteranen dieses religiösen Volkes erworben wurde und aufrechterhalten wird, bezeichneten leider unsere heimlichen Feinde in ihrer Verlogenheit (munafiq) manchmal als (die Lehre des) "Orden" (tariqat) und die Art der Mystiker, die auch nur einen Lichtstrahl aus der Sonne des Islam bilden, als diese Sonne selbst, um einige oberflächliche Regierungsbeamte Irre zu führen. Diese wollen jene gegen uns aufhetzen, indem sie die Nur-Schüler, die für die Wahrheit des Qur'an und des Glaubens wirkungsvolle Arbeit leisten, als Ordensgemeinschaft und politische Organisation bezeichnen. Wir sagen es ihnen sowie denjenigen, die ihnen zu unserem Nachteil Gehör verleihen, was wir schon bei unserer Verhandlung vor dem Gerichtshof von Denizli gesagt haben: "Für eine heilige Wahrheit, für die schon vor uns hunderte Millionen ihren Kopf hingehalten haben, wollen auch wir jetzt unseren Kopf hinhalten. Auch wenn ihr die ganze Welt für uns zu einem Feuerball machen würdet, werden wir auch dennoch bereit sein, unseren Kopf für die Wahrheit des Qur'an hinzuhalten, werden vor der Glaubenslosigkeit nicht kapitulieren und von unserem heiligen Dienst nicht zurücktreten. Wolle es Gott!" So eilten mir denn die heiligen Tröstungen, die mir aus dem Glauben und dem Qur'an erwuchsen, in meinen Schmerzen und in meiner Verzweiflung - einer Folge der Überraschungen meines Alters - zu Hilfe. Ich würde heute kein noch so qualvolles Jahr in meinem Alter gegen zehn der heitersten Jahre meiner Jugend tauschen. Da insbesondere dem, der im Gefängnis seine Pflichtgebete einhält und um Vergebung bittet, eine jede Stunde für zehn Stunden Gebet angerechnet wird und in Zeiten einer Krankheit oder ungerechten Behandlung, ein jeder vergängliche Tag so viel Sevab (Verdienste) bringt, wie zehn ausschließlich einem ewigen Leben gewidmete Tage, wurde mir durch diese innere Ermahnung klar, wie sehr, ein Mann, der gleich mir vor dem Tor des Grabes auf seine Abberufung wartet, zu Dank verpflichtet ist. "Unendlich Dank meinem Herrn!" sagte ich, war mit meinem Alter zufrieden und einverstanden mit meiner Haft. Denn die Zeit bleibt nicht stehen, das Leben vergeht sehr schnell. Mag es ein sorgloses und heiteres Leben sein, das man in Gottvergessenheit verbringt, es vergeht, verlischt, hinterlässt Bedauern, Undankbarkeit und manch eine Sünde, denn am Ende der Freude steht der Schmerz. Wenn es aber im Gefängnis und unter Strapazen vergeht, wird es in gewisser Hinsicht zu einem beständigen und bringt mit seinen kostbaren Früchten ein ewiges Leben zum Gewinn, weil es als eine Art Gottesdienst gilt und am Ende des Schmerzes eine geistige Freude steht. Zudem gilt es als Buße für die früheren Sünden und für die Vergehen, die zu dieser Freiheitsstrafe geführt haben, und reinigt sie. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, müssen die Gefangenen also ihre Pflichtgebete verrichten und geduldig und dankbar sein. * * * Bediüzzaman Said Nursis Prozess vor dem Gerichtshof in Afyon Die heimlichen Atheisten, die mit ihren Intrigen und Verleumdungen (schließlich erreicht haben), dass der Prozess gegen Bediüzzaman zu Afyon eröffnet wurde, hatten einen Plan geschmiedet, seine Hinrichtung zu bewirken. Seine ausführliche Verteidigungsrede ist von außerordentlicher Bedeutung und enthält alle die Wahrheiten (haqiqat), die er diesen Atheisten in ihrer Gesetzlosigkeit und Kritiksucht entgegenschleuderte und dabei seinen eigenen Tod für nichts erachtete. Im Ergebnis wurde schließlich das Hafturteil gegen ihn im Revisionsverfahren wieder aufgehoben. So wurde Bediüzzaman von demselben Gerichtshof sogar zwei Mal freigesprochen. Und am Ende wurden Bediüzzaman das Gesamtwerk der Risale-i Nur einschließlich der etwa fünfhundert Briefe vollständig und ohne Ausnahme zurückgegeben. * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Aufgrund gewisser Anzeichen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass unsere heimlichen Feinde in dem Gedanken, den Wert der Werke der Risale-i Nur herabzusetzen, weil sie die Vorstellung haben (ich könne eines Tages den Anspruch erheben) der Mehdi zu sein (was für sie selbstverständlich irgendetwas) mit Politik zu tun hat, wozu mir dann die Werke der Risale-i Nur angeblich als Mittel dienten, nun (um ihre Pläne durchsetzen zu können) nach irgendwelchen völlig haltlosen Gründen suchen. Diese Art von Schikanen gegenüber meiner Person entstehen jedoch aus derartigen irrigen Vorstellungen. Jenen heimlichen, skrupellosen Feinden und denen, die ihnen zuhören, wenn sie so gegen uns (hetzen), sage ich aber: "Gott bewahre! Und nochmals: Gott bewahre! Noch zu keiner Zeit habe ich meine Grenzen dergestalt überschritten und die Wahrheiten (haqiqat) des Glaubens (iman) als ein Werkzeug dazu benutzt, um Rang und Namen (maqam-i shan) für den Ruhm und Ruf meiner Person zu erwerben! Dafür sind die fünfundsiebzig Jahre meines Lebens, besonders aber die letzten dreißig Jahre, die hundertunddreißig Abhandlungen der Risale-i Nur und viele Tausend Personen, die mit mir bestens befreundet sind, meine Zeugen. In der Tat wissen die Schüler der Risale-i Nur und auch ich selbst habe bei den Gerichtsprozessen die Zeugnisse dafür gezeigt, dass ich nicht für meinen Ruf, für Ruhm und Ansehen, meiner Person einen Rang (maqam-i shan) zuschreiben und dabei eine jenseitige (ukhrevi), geistige Stufe (mertebe) erlangen möchte, vielmehr dazu bereit bin, um den die Leuten des Glaubens (ehl-i iman) mit meiner ganzen Überzeugungskraft einen Dienst am Glauben (hizmeti imaniye) zu erweisen, nicht nur mein diesseitiges Leben und seine vergängliche Rangstufen (fani maqamat), ja (notfalls) sogar mein künftiges Leben (akhiret hayati) und alle jenseitigen, ewigen Rangstufen (ukhrevi baqi mertebe), nach denen doch einjeder strebt, aufzuopfern, ja sogar, um einigen jener armseligen die Rettung aus der Hölle (djehennem) vermitteln zu können (notfalls) selbst noch den Himmel (djennet) zu verlassen und zur Hölle (djehennem) hinab zu steigen. Doch obwohl meine wahrhaftigen Brüder das sehr wohl wissen und ich das auch vor den Gerichten in gewisser Hinsicht bewiesen habe, hat man mich trotzdem beschuldigt, in meinem Dienst an der Risale-i Nur und am Glauben (iman) der Unaufrichtigkeit bezichtigt und den Wert der Werke der Risale-i Nur Werke herabgewürdigt. Könnte es denn etwa aufgrund eines Gesetzes überhaupt ein Verbrechen sein, wenn in der Vorstellung dieser Unglückseligen, die diese Welt (dunya) für ewig halten, doch ein jeder wie sie selber die Religion und den Glauben (zum Schein annimmt und dann) als ein Werkzeug für (seine) weltlichen Interessen (dini ve imani dünyaya alet) missbraucht, dann aber einige aufrichtige Brüder einem Mann, der die Leute des Irrweges (ehl-i dalalet) in dieser Welt (dunya) herausfordert und auf dem Weg des Dienstes am Glauben (hizmet-i imaniye yolunda) sowohl sein diesseitiges (dunyevi) als auch notfalls sein jenseitiges Leben (ukhrevi hayat) zu opfern bereit ist und, sowie er bei den Prozessen vor Gericht behauptet, nicht diese seine eine und einzige Wahrheit des Glaubens (haqiqat-i imaniye) gegen das Königreich dieser Welt (dünya saltanati) tauschen will und deshalb nach dem Geheimnis der Wahrhaftigkeit vor der Politik und allen materiellen und geistigen Rangstufen (maddi ve manevi mertebe), die auch nur nach Politik riechen, mit aller Kraft flüchtet, beispiellosen Schikanen zwanzig Jahre lang standhält, sich in Anbetracht seines Weges nicht auf die Politik einlässt, der sich im Hinblick auf seine eigene Seele (nefs) gegenüber seinen Schülern als weit geringer betrachtet und deshalb von ihnen stets ihre geistige Unterstützung und ihr Gebet erwartet, der davon überzeugt ist, dass seine eigene Seele (nefs) ganz armselig und unbedeutend ist, dem sie, diesem Armseligen, als dem Überbringer der Risale-i Nur, die außerordentliche Glaubensstärke, die sie ihr entnehmen, wegen seines Dienstes als ihr Überbringer einige Tugenden dieser Abhandlungen zuzuschreiben und ihm, ohne auch nur im geringsten an irgendeine Politik zu denken, doch einen hohen Rang (maqam) zuschreiben und eine hohe Meinung von ihm haben, die tausendfach über jedes Maß hinaus reicht, wie es von altersher zwischen dem Meister (Ustadh) und seinen Schülern so üblich ist und ganz selbstverständlich so gehandhabt wird, als Ausdruck des Dankes sehr viel Lob und Preis darbringen, ja könnte dies denn etwa aufgrund irgendeines Gesetzes ein Verbrechen sein? Derartige Übertreibungen widersprechen zwar in gewisser Hinsicht den tatsächlichen Gegebenheiten (haqiqat). Wenn jedoch ein Mann, der in der Fremde niemanden hat (und ganz auf sich allein gestellt ist), dagegen viele Feinde hat und da es viele Gründe gibt, die geeignet wären, seine (feiwilligen) Helfer von ihm fernzuhalten, um auch nur die innere Verfassung (quvve-i maneviye) seiner Helfer gegen all diese vielen maßlosen Kritiker zu stärken und sie davor zu bewahren, sich von ihm fernzuhalten und, um die Begeisterung derer, die ihn auf eine so übertriebene Weise loben, nicht erkalten zu lassen, (wenn also dieser Mann) ihre Lobeshymnen auf die Risale-i Nur hinlenkt und sie nicht etwa ganz und gar ablehnt, so wird verständlich, in wieweit einige Beamte, die sich darum bemühen, seinen Dienst am Glauben (hizmet-i imaniye) selbst noch an der Schwelle seines Grabes (als einen Dienst) um rein irdischer Beweggründe willen umzuinterpretieren, sich damit von jedem Gesetz und allem vernunftgemäßen Denken entfernen. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen der gepriesen sei"} Meine lieben getreuen Brüder! Erstens: Macht euch keine (unnützen) Sorgen und Gedanken! Da hinter einem jeden Geschehnis, das uns zustößt, sowohl gleichsam durch einen Schleier verhüllt, als auch hinsichtlich seiner Konsequenzen eine Aufmunterung und ein Lächeln der Güte (inayet) und der Barmherzigkeit Gottes (rahmet) verborgen ist, es zugleich aber auch als unsere Erziehung durch alles, was uns vorgegeben (qadr) oder zustandegekommen (kismet), was recht und billig ist, uns (als ein Ausdruck) der Liebe Gottes (shefqat) begegnet, wie es sich anhand gesicherter, wiederholter Erfahrungen als wahr herausgestellt hat, ist es auch unsere Pflicht ist, selbst unter den allerbittersten Umständen und bei aller Anstrengung (Gott trotzdem) in volkommener Geduld (sabr) zu danken. Die Qualen, die die Nur-Schüler im Heiligen Dienst für die Glaubenswahrheiten (haqaiq-i imaniye) heute durchleiden müssen, sind nur ein Beispiel für all das, was Tausende und Millionen Kämpfer (mudjahid) für die Wahrheit (haqiqat) erlitten haben, unter ihnen auch Djerdjis, mit dem Friede sei, {der heilige Georg, einer der zahllosen Märtyrer der Syrischen Kirche, die in vorislamischer Zeit ihre Missionen bis nach China hinein ausdehnte. (A.d.Ü.)} dem man (zwei Mal) bei lebendigem Leibe die Haut herunter zog, und können im Vergleich kaum ein Tausendstel der Qualen jener Märtyrer (Missionare und Propheten) aus alter Zeit sein. Doch möge es Gottes Wille sein (insha-a'llah), dass sie im Hinblick auf Lohn und Verdienst, die sie sich dadurch erwerben, ihnen gleich und mit ihnen vereinigt sein möge. Zweitens: Da unsere heimlichen Feinde, die es elf Mal versucht haben, ein Attentat gegen mich zu verüben, vier Mal Anklage vor Gericht gegen uns erhoben und damit drei Mal unsere Inhaftierung erreichten (bisher) mit all ihren Plänen gegen die Risale-i Nur gescheitert sind, versuchen sie nun, mit aller List meine Wenigkeit durch eine völlige Isolierung und die Unterbindung jeglicher Kontakte zu mir auf die Folter zu spannen (und durch alle möglichen anderen Versuche) meine Nerven zu ruinieren. Ich betrachte jedoch alle diese Schikanen nur als eine Aufmunterung aus der Hand der Güte Gottes (inayet), übe mich in Geduld und danke (Gott). Dabei meine ich, dass meine Geduld in all diesen Qualen, die für mich ja zehn Mal stärker sind, weil ich doch körperlich zehn Mal schwächer bin als ihr, in euren Augen, die ihr ja solch starke und edelmütige Persönlichkeiten seid, zu winzig kleinen, unbedeutenden Anstrengungen zusammenschrumpfen, weswegen ich es nicht weiter für nötig halte, euch deswegen auch noch zu trösten. Drittens: Seid nicht beunruhigt, wenn sie versuchen, mich in Misskredit zu bringen, mich unter Druck setzen und versuchen, mich in Rage zu bringen. Denn das ist ein Hinweis darauf, dass sie die Risale-i Nur und ihre Schüler nicht weiter stören werden, und ein Zeichen, dass sie sich ganz und gar irren. Das heißt, dass sie Wert und Energie (hinter der ganzen Arbeit) in meiner Person suchen und deshalb mich unter Druck setzen und in Misskredit bringen wollen. Doch darin täuschen sie sich, und das dient der Risale-i Nur in sehr hohem Maße und ist dafür von großem Vorteil. Meine persönliche Aufgabe (vazife) und mein Dienst an der Risale-i Nur, den ich doch kaum richtig leisten konnte, bewirkt jetzt, dass ich sie (nun doch erfüllen kann), wenn auch im umgekehrten Sinne! {indem sie meine Schüler zu doppeltem Eifer anspornt (A.d.Ü.)} Möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass meine Fehler (dadurch dass sie meine Schüler anspornen) im gleichen Maße zu einem Segen (sevab) werden und (auf diese Weise doch) wieder ausgeglichen werden. Viertens: Diese heimlichen Unruhestifter (munafiq) haben wohl einige Beamten irgendwie in die Irre geführt und sie aufgeschreckt, indem sie sagten: "Wer diesem Said begegnet, wird zu einem Freund und Nurdju (Schüler der Risale-i Nur). Deshalb darf niemand mit ihm in Kontakt kommen." Deshalb laufen sogar (die Leute) vom Wachdienst und vom Verwaltungsrat vor mir davon. Doch ich bin (trotz aller) Umstände (hal) dankbar und zufrieden. Und wenn wir uns auch nicht leiblich begegnen können, so schadet es doch nichts. Denn wir sind (trotzdem) mit Leib und Seele (manen), mit Geist (ruh) und Herz (qalb), durch unsere Aufgabe (vazifah) und in Gedanken (fikren) im selben Gebäude einander gemeinschaftlich verbunden. Wir treffen uns innerlich und das genügt!!! Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen der gepriesen sei!"} Meine lieben, getreuen Brüder, opferwillige und standhafte Gefährten im Dienst am Qur'an und am Glauben! Seid nicht betrübt, weil ich seit ein paar Tagen mit Euch nicht mit meiner Feder kommuniziert habe. Doch jetzt ist mir zu Herzen gekommen, zwei Punkte zu erklären. Erstens: (Im Gedanken an) das Geheimnis (der Hadith) اَلْخَيْرُ فِيمَا اخْتَارَهُ اللّٰهُ {"Das Gute liegt in dem, was Gott will"}, spürte ich einen Trost aufgrund meiner Hingabe (teslim) und meines Vertrauens (auf Gott). Es ist dies wie folgt: Da sie (die Richter) uns nun, besonders aber (die Familie) Tjalishkan nicht entlassen, vielmehr (auf deren Ansehen gar keine) Rücksicht genommen, (vielmehr auch ihre Entlassung weiter) verschoben haben, möge nun Gott wollen (insha-a'llah), dass sie doch zum Ausgleich für diesen einen materiellen Schaden hundertfach einen immateriellen Verdienst und Gewinn erhalten mögen. So liegt z.B. die Verteidigungsschrift, die auf wissenschaftlicher Grundlage und der (Erkenntnis) des Glaubens (iman) absolut fundiert und zuverlässig ist und an sechs Ministerien in Ankara verschickt wurde, seit nunmehr zwanzig Tagen (dem Gericht) zur Einsicht vor. Dabei werden sowohl die durchaus belangreichen Tatsachen (haqiqat) als auch die Neugierde der zuständigen Beamten und ihr Interesse auf sich lenken und so werden auch die (verschiedenen) Phasen unseres Prozesses diese (dafür zuständigen) Ämter sicherlich nicht gleichgültig lassen. Hätten diese Tatsachen (haqiqat) sie nun nicht bereits überzeugt, so hätten sie bis heute in jedem Fall auf einen sehr deutlichen Wink und Befehl hin bereits einen Angriff gegen uns unternommen. In diesem Fall hätten diejenigen, die stets aus einem Körnchen (Wahrheit) eine ganze Kuppel gegen uns zu erbauen verstehen, uns deren Baumaterial unter die Augen gerieben. Das aber heißt, dass die vorliegenden Tatsachen (haqiqat) überzeugend gewesen sein müssen. Sie werden jetzt also höchstens noch eine Art Verteidigungshaltung gegen uns einnehmen wollen und uns damit ein wenig lästig fallen. Was jedoch mich selbst betrifft, so habe ich bereits für den rein materiellen Schaden und alle erlittenen Strapazen einen hundertfach größeren geistigen Gewinn erhalten. Doch wird von unseren Brüdern meines Erachtens jeder einzelne noch mehr Anteile als ich empfangen. Das aber heißt, dass es gut für uns ist, wenn sich unsere Entlassung noch etwas hinauszögert. Gleich wie also (infolge der Gefangennahme) der drei Brüder Tjalishkan sehr viele Nurdjus verschont (und nicht mehr gefangen genommen) wurden, so richteten sich auch alle Verleumdungen gegen sie, wodurch sie die Ursache dafür wurden, dass nun die Risale-i Nur den Blicken des derzeitigen Gerichtshofes entzogen wurde. Diese beiden kostbaren Verdienste haben also ihre eigene Entlassung verhindert. Diese aber hätte ihre so enge Verbundenheit mit den Nur-Werken in den Augen des Volkes zum Erlöschen gebracht. Zweiter Punkt: Dieser unser Prozess ist als eine so große Aufgabe am Qur'an und am Glauben (iman) mit der ganzen Islamischen Welt verbunden. Weil aber die versteckten Heuchler sich davor fürchten, versuchen sie nun (die Risale-i Nur in ihrer Bedeutung) so gering wie nur irgend möglich erscheinen zu lassen. Während sie ihr also eine große Bedeutung beimessen, bemühen sie sich gleichzeitig, sie nach außen hin als bedeutungslos darzustellen. Auf diese Weise täuschen sie die Regierung und die Justiz. Während sie z.B. die Nurdjus unter den Offizieren und Oberkommandierenden außer Acht lassen, nehmen sie einen einfachen Soldaten in Ankara, bei dem sie ein paar harmlose Abhandlungen entdeckt haben, zum Anlass, um hier den Prozess gegen die Nurdjus weiter in die Länge zu ziehen. Sie schikanieren mich und setzen mich unter Druck, stellen sodann die Bedeutungslosigkeit meiner Person als ihre Erfahrung dar, wobei sie die machtvollen Lesungen über die Risale-i Nur und die unerschütterliche Bruderschaft ihrer geistigen Körperschaft, die sie doch nicht zum Schweigen bringen können und die tausendmal stärker ist als meine Wenigkeit, gar nicht beachten und so tun, als hätte sie überhaupt keinen Wert. Doch zittern sie in Wirklichkeit vor ihrer Bedeutsamkeit und versuchen dabei ihre hohen Kuppelbauten als kleine Körnchen darzustellen. Zudem haben sie sich vollkommen getäuscht. Es gibt unter uns nur vier, fünf Brüder, deren Familien hinsichtlich ihres Geschäftslebens durch diese Verzögerung einen Verlust erleiden könnten. Doch möge Gott es wollen (inshaa'llah), dass sie dafür einen sehr großen geistigen Gewinn erlangen werden, hinter dem dieser materielle Verlust durch die Gnade Gottes (inayet), unter der wir stehen, vollkommen bedeutungslos wird. Macht euch keine Sorgen und lasst euch nicht beunruhigen. Unsere Aufgabe ist es, in Geduld Dank zu sagen, uns soweit wie möglich mit den Nur-Werken zu beschäftigen und dabei unsere Mitgefangenen zu trösten, die sich in noch weit größerer Bedrängnis befinden. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Eine Angelegenheit in der Form einer innerlichen Ermahnung, möchte ich, so wie sie ganz kurz in meinem Herzen (qalb) auftauchte, bekannt machen. Die Antwort auf die Verteidigungsschrift, die an die sechs Ämter gegangen und sie überzeugt hatte, ist angekommen. Sie haben also keine Möglichkeit gefunden, uns anzugreifen. Es gibt da lediglich den Plan eines einzelnen Amtes, der einen geheimen Wink enthält, meine opferbereiten Brüder möchten doch (ihre Begeisterung) für mich ein wenig abkühlen lassen und ihre starke Verbundenheit mit mir ein wenig lockern. Sie hatten sich ja schon seit langem darum bemüht, diese heilige (qudsi), auf das jenseits (ukhrevi) ausgerichtete Verbundenheit im Glauben (imani) durch allerlei Schikanen, durch Verleumdungen und in der Isolationshaft zu zerstören; doch hatten sie keinen Erfolg. Da versuchen sie nun, sie mit allerlei leeren Behauptungen in Angst und Unruhe zu versetzen, oder eine Schwachstelle bei ihnen herauszufinden, um ihre Sichtweise in eine andere Richtung zu lenken. Möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass die heldenhafte, eisenharte Ausdauer der Nurdjus, ihre Standhaftigkeit, die Wahrheit (haqiqat) der Risale-i Nur gleich einem mächtigen Streiter (mudjahid-i ekber) und die so wunderbare Tapferkeit ihrer geistigen Körperschaft, die in ihrer Hand ein diamantenes Schwert hält, (auch weiterhin alle) Pläne (unserer Gegner) ins Leere laufen lässt. Gleich wie das Paradies (djennet) in der Tat nicht umsonst zu haben ist, so ist auch die Hölle (djehennem) nicht ohne Sinn. Es wurde euch bereits mitgeteilt, dass wir uns im Vergleich zu den heldenhaften Kämpfern (mudjahid) aus alter Zeit kaum noch anzustrengen brauchen. Doch wo damals die Bedingungen hart waren, da besteht heute ein dringendes Bedürfnis. Deshalb möge Gott (insha-a'llah) den aufrichtigen Nurdjus viel Verdienste (sevab) zuteil werden lassen. Diese wenigen Jahre eines Lebens angefüllt mit Nichtigkeiten gleich einem Windhauch, statt vielleicht in Sünden und zum eigenen Schaden (zu vergeuden), in einem solch heiligen (qudsi) Dienst am Glauben (imani) und am Qur'an zu verbringen und dadurch ein Ewiges Leben zu gewinnen, ist den Nurdjus zugedacht. Und auch ich habe mich trotz all der vielen Angriffe und dieser so großen Schwäche, die über mich gekommen sind, dazu entschlossen, standhaft zu bleiben. Möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass meine starken, opferbereiten, jungen, heldenhaften Brüder nicht hinter mir zurückbleiben und nicht davonlaufen. Und mögen sie diejenigen, die davongelaufen sind, zur Umkehr bewegen, um weiter zu arbeiten wie die, welche bis jetzt weiter gearbeitet haben. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Erstens: Zum ehrwürdigen Monat Redjeb (Redjeb-i Sherif) und der morgigen Nacht der Erfüllung (Leyle-i Regha'ib) wünsche ich euch mit Herz und Seele nur alles erdenkliche Gute (tebrik). Zweitens: Gebt eure Hoffnung nicht auf, beunruhigt euch nicht und macht euch keine Sorgen! Möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass euch die Gnade des Herrn (inayet-i Rabbaniye) zu Hilfe eile! Die Bombe, die man in den letzten drei Monaten für uns vorbereitet hatte, verpuffte. Mein Ofen, das Wasserglas der beiden Feyzi und Husrevs zwei Wassergläser haben uns da die richtige Nachricht überbracht. Doch war das nicht schrecklich. Alles ist noch einmal gut abgelaufen. Möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass dieses Feuer noch völlig ausgelöscht wird! Alle ihre Angriffe dienen nur dazu, meine Person in Misskredit zu bringen und bei der Verbreitung der Risale-i Nur Verwirrung zu stiften. Der Schlag, mit dem dieser Mann, der noch gefährlicher ist, als der bekannte Heuchler aus Emirdagh und wenn auch nur ein Werkzeug in den Händen heimlicher Atheisten, zusammen mit diesem Halbhodja, der diese ketzerischen Neuerungen (bid'a) befürwortet, uns mit aller Macht zu treffen versucht haben, (hat sich in seiner Wucht) eins zu zwanzig vermindert. Möge Gott es wollen (inshaa'llah), dass sie uns nicht ein einziges Mal verwunden noch verletzen, und das, was sie denken, was sie beabsichtigen und ihre Pläne, uns auseinander zu jagen und uns von der Risale-i Nur zu vertreiben, auf Nichts hinauslaufen. Es ist absolut notwendig, dass wir um dieser ehrwürdigen und segensreichen Monate willen und im Vertrauen darauf, dass sie uns einen Überfluss an Verdiensten (sevab) bescheren mögen, in Ausdauer und Geduld (verharren), in Dankbarkeit auf Gott vertrauen und uns dem Grundsatz مَنْ اٰمَنَ بِالْقَدَرِ اَمِنَ مِنَ الْكَدَرِ {"Wer an das Göttliche Vorherwissen glaubt, wird frei von jeglichem Kummer."} unterwerfen. Das ist unsere Aufgabe. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder, die ihr in dieser Welt (dunya) der Anlass meines Trostes und unermüdlich im Dienste an der Wahrheit seid! Wenn ihr euch in diesen gesegneten Monaten, in dieser Klause (tjilehanede), in der es einen so reichen Lohn (sevab zu erwerben gilt), so viel wie möglich mit dem Qur'an beschäftigt und eure Zeit bei aller Bedrängnis so weit wie möglich mit der Risale-i Nur verbringt, so liegt darin ein reichlicher Lohn. Gleich wie sie die Bedrängnis erleichtert, ein Weg ist, Herz und Verstand (qalb ve ruh) eine kostbare Ruhepause zu verschaffen, eine hohe, verdienstvolle (sevab) Anbetung (ibadet), gleich wie die Beschäftigung mit der Risale-i Nur dem Glauben (iman) dient und zugleich auch kontemplativ (tefekküri bir ibadet) ist, so gilt sie, wie am Ende der Abhandlung über die Wahrhaftigkeit (ikhlas Risalesi) geschrieben steht, auch in fünffacher Weise als eine Art der Anbetung (ibadet). Während ich in diesen Tagen teilweise traurig und in Gedanken mit meiner Verteidigungsschrift beschäftigt war, spürte ich in meinem Herzen (qalb): "Auch dies hier ist eine wissenschaftliche (ilmi) Tätigkeit. Zudem ist die Freiheit zur Verbreitung der Glaubenswahrheiten (haqaiq-i imaniye) ein Dienst und auf diese Weise auch eine Art Anbetung (ibadet). Wann immer ich mich so bedrängt fühlte, begann ich erneut, die Themen der Risale-i Nur, die ich schon hundert Mal erwogen hatte, voll Freude zu studieren. Ja ich betrachte sogar meine Verteidigungsschriften als wissenschaftliche Abhandlungen der Risale-i Nur. Einmal hatte einer meiner Mitbrüder zu mir gesagt: "Obwohl ich das Zehnte Wort schon dreißig Mal gelesen habe, fühle ich doch Wunsch und Bedürfnis, es wieder aufs Neue zu lesen." Daran habe ich erkannt, dass die besondere Eigenschaft des Qur'an darin besteht, dass man (ihn zu lesen) niemals überdrüssig wird, von den Abhandlungen der Risale-i Nur, die ein Spiegel der qur'anischen Wahrheiten und deren wahrhaftiger Kommentar (tefthir) sind, reflektiert wird. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Das wirksamste Heilmittel gegen diese furchtbaren Plagen und die Hoffnungslosigkeit in dieser Welt, besonders aber für die, welche von einem schweren Schlag getroffen wurden, vor allem auch für die Schüler der Risale-i Nur, ist, einander zu trösten und aufzuheitern, sich gegenseitig in seiner inneren Haltung zu stärken, einander als wahre, opferwillige Brüder in ihrem Kummer, in ihren Sorgen gleichsam eine heilende Salbe aufzutragen, ja ihnen zärtlich (shefqat) das betrübte Herz zu liebkosen. Diese wahrhaftige, auf ein jenseitiges Leben (ukhrevi) ausgerichtete Bruderschaft unter uns kann den nicht stützen, der sich beleidigt fühlt oder Partei ergreift. Da ich nun einmal all mein Vertrauen in euch gesetzt habe und mich auf euch verlassen kann, wisst ihr auch, dass ich mich entschlossen habe, nicht nur meine Bequemlichkeit, ja meine Ehre, mein Ansehen und selbst mein Leben (ruh) freiwillig für euch zu opfern... und das habt ihr auch bereits erlebt. Dabei versichere, ja schwöre ich euch, dass die Qualen, die während der letzten acht Tage durch jenen unbedeutenden Vorfall zwischen zwei leitenden Schülern der Risale-i Nur, die einander offensichtlich aus dem Wege gehen und statt einander zu trösten, sich bloß aufregen, in meinem Herzen entstanden sind, mich in Geist (ruh) und Seele und in meinem Herzen weinen und aufschreien ließen: "Oh weh, oh weh! Hilfe! Erbarmen! Oh barmherzigster Allerbarmer, steh uns bei! Beschütze und bewahre uns und errette uns vor all dem Übel der Teufel in der Gestalt von Dschinnen und Menschen! Fülle die Herzen unserer Brüder mit Treue, Redlichkeit (sadaqah), Liebe (muhabbet) und brüderlicher Zuneigung (uhuvvet ve shefqat)!" Oh meine stahlharten und unbeugsamen Brüder! Helft mir! Unsere Situation ist äußerst sensibel. Ich habe euch so sehr vertraut, dass ich alle meine Aufgaben (vazifah) eurer geistigen Körperschaft überlassen habe. So solltet nun auch ihr mir mit allem Können und Vermögen zu Hilfe eilen. Zwar war dieser Zwischenfall ein ganz kleiner, unbedeutender und nur kurzzeitiger, doch selbst ein Haar oder ein Sandkorn stört, wenn es in das Getriebe unserer Uhr oder in unser Auge gerät. Auch dieser Gesichtspunkt ist von besonderer Bedeutung, da drei physische Explosionen {Der Ofen und die Gläser im Zusammenhang mit seiner Verteidigungsschrift. (A.d.Ü.)} und drei psychische Beobachtungen {Die Herzattacken im Zusammenhang mit dem Streit seiner Schüler. (A.d.Ü.)} ganz genaue Kunde davon geben. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Die "Nacht der Himmelfahrt (Leyle-i Mi'radj) gleicht einer zweiten Nacht der Bestimmung (Leyle-i Qadr). In dieser Nacht so weit möglich zu arbeiten, bringt tausendfachen Gewinn. Möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass auch ihr in Übereinstimmung mit dem Geheimnis einer geistlichen Partnerschaft in dieser kostbaren Nacht, gleich einigen Engeln, die Gott mit Vierzigtausend Zungen lobpreisen, (Gott) mit Vierzigtausend Mündern euren Dienst (ibadet) und eure Anbetung (dua) darbringen werdet, was euch in diesem Haus voll Kummer und Sorgen viele Verdienste (sevab) erbringen wird, und ihr werdet durch eure Anbetung (ibadet) in dieser Nacht euren Dank dafür darbringen, dass der Sturm, der über uns kommen sollte, noch nicht einmal ein Tausendstel Schaden angerichtet hat. Darüber hinaus beglückwünsche ich euch zu eurer großen Umsicht und bringe euch die gute Nachricht, dass die Gnade des Herrn (inayet-i Rabbani) sich hier in ganz klarer Weise für uns offenbart. Said Nursi * * * Meine lieben wahrhaft getreuen Brüder! Die Grundsätze der Abhandlung über die Wahrhaftigkeit (Lem'a-i Ikhlas) und den Geist (sirr) wahrer Aufrichtigkeit (haqiqi ikhlas) unter uns und unter den anderen mit ganzer Kraft anzuwenden, so weit wir dies überhaupt innerhalb der gegebenen Möglichkeiten können, hat sich bereits bis zu einer Notwendigkeit entwickelt. Ich habe eine zuverlässige Nachricht erhalten, dass man seit drei Monaten hier drei Männer untergebracht hat, welche die (Beziehungen unter den) mir hier besonders nahe stehenden Brüdern (mit Hilfe) der Verschiedenheit ihrer Stimmungen und Gedanken unterkühlen sollen. Sie ziehen also die Gerichtsprozesse grundlos in die Länge, damit die Schüler der Risale-i Nur, deren überdrüssig geworden, unruhig werden und damit die sensibleren und schwächeren unter ihnen Verdacht schöpfen und den Dienst an der Risale-i Nur aufgeben sollen. Seid vorsichtig! Gebt Acht! Lasst es nicht zu, dass die Opferbereitschaft der Brüder (uhuvvet) und ihre herzliche Zuneigung (muhabbet), die ihr euch bis heute bewahrt habt, erschüttert wird! Und sollte es auch nur der Hauch (einer leisen Erschütterung) sein, so kann uns doch daraus ein sehr großer Schaden entstehen. Denn schon hat eine ganz leichte Erschütterung in Denizli uns einige Hodjas entfremdet. Obwohl es unser Dienst an Qur'an und Glaube erfordert, unser Leben (ruh) falls notwendig füreinander zu opfern, sollten wahrhaft opferbereite (Schüler), durch Schwierigkeiten oder sonstige Ursachen gereizt, nicht einander zürnen, sondern in vollkommener Demut, Bescheidenheit und Hingabe für ihre Fehler einstehen und sich darum bemühen, in ihrer Liebe und Aufrichtigkeit zueinander zu wachsen. Andernfalls wächst aus einem Korn eine ganze Kuppel, woraus dann leicht ein irreparabler Schaden entstehen kann. Ich überlasse nun (alles weitere) eurem Scharfsinn und damit möchte ich hier schließen. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben, getreuen Brüder! Erstens: اَلْخَيْرُ فِيمَا اخْتَارَهُ اللّٰهُ {"Das Gute liegt in dem, was Gott will."} In diesem Sinne (sirr) liegt sehr viel Gutes in der Verzögerung unserer Gerichtsverhandlung und auch darin, dass unsere inzwischen entlassenen Brüder zur Gerichtsverhandlung - möge es Gott wollen (insha-a'llah) - wieder hier sein werden. In der Angelegenheit, um die es sich bei der Risale-i Nur handelt, ist es in der Tat von ganz besonderer Bedeutung für die islamische Welt im allgemeinen und dieses Land im besonderen, dass derartige Versammlungen so von Leben erfüllt sind, dass sie die Aufmerksamkeit aller auf die Wahrheiten (haqiqat) der Risale-i Nur lenken, denn in ihrer strahlenden Gestalt, jenseits all unserer Hoffnungen, Vorsichtsmaßnahmen und (Bestrebungen) etwas zu verbergen, auch wenn unsere Gegner sie (gering schätzen) und für unbedeutend erklären wollen, unterrichtet die Risale-i Nur in ihren Lektionen Freund und Feind gleichermaßen ganz außerhalb unseres Wollens. Ohne zu zögern enthüllt sie auch noch dem am weitesten entfernten Fremdling ihre geheimsten Gedanken (en mahrem sirlarini). Da dies nun einmal die Wahrheit (haqiqat) ist, sollten wir unsere kleinlichen Kümmernisse als bittere Medizin, wie etwa Chinin, betrachten, geduldig und dankbar sein und sagen: "Oh Er (Ya Hu)! Auch das wird vorübergehen." Zweitens: Dem Direktor dieser Schule Josefs habe ich geschrieben: Während ich noch ein russischer Gefangener war, brach der bolschewistische Sturm zuerst in den Gefängnissen aus, so wie auch die Große Französische Revolution zuerst in den Kerkern unter den Gefangenen ausbrach, welche die Geschichte als Vagabunden bezeichnet hat. Deshalb versuchen wir Schüler der Risale-i Nur sowohl in Denizli und in Eskishehir als auch hier bei uns die Gefangenen so weit wie möglich auf den rechten Weg zu führen. In Eskishehir und in Denizli hatten wir dabei großen Erfolg. Hier werden wir aber noch erfolgreicher sein, denn als Ergebnis des Unterrichts (ders) der Risale-i Nur in dieser sensiblen Zeit und an diesem kritischen Ort milderte sich der Sturm (im Verhältnis) hundert zu eins. {(*): Was diesen Sturm betrifft, so handelte es sich dabei um einen Aufstand im Gefängnis zu Afyon, an dem aber keiner der Schüler der Risale-i Nur teilgenommen hat.} Andernfalls hätten fremde, widrige Strömungen, welche es verstehen, aus einem solchen Konflikt und dergleichen Zwischenfällen ihren Nutzen zu ziehen und solche Gelegenheiten geradezu erwarten, Feuer in das Pulver geworfen und einen Brand entfacht. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben, getreuen, unerschütterlichen Brüder, die in aller Mühsal nicht niedergeschlagen geworden sind und sich nicht von uns zurückgezogen haben! Während meine Seele (nefs) aufgrund einer physischen wie psychischen Bedrängnis um euch besorgt war, fühlte ich plötzlich in meinem Herzen: hättest du sowohl für dich als auch für nur einen einzigen deiner Brüder hier anstelle aller Sorgen und Kümmernisse vielleicht in anderer Form das Zehnfache erleiden müssen, um ihm so bald und so nahe begegnen zu können, es wäre noch immer für dich billig gewesen. Es scheint ja notwendig zu sein, dass, wie sich in alten Zeiten die Leute der Wahrheit (haqiqat) wenigstens ein, zwei Mal im Jahr trafen, sich nun auch die Schüler der Risale-i Nur alle paar Jahre einmal in der Schule Josefs, als der günstigsten Gelegenheit, begegnen. Auch wenn mit dem Weg der Gottesfürchtigen und Asketen, entsprechend und in der Art und Weise, denjenigen Unterricht zu erteilen, die dessen am meisten bedürfen, ja allen und selbst noch ihren Gegnern, sodass nun (auf diese Weise) ihre geistige Körperschaft sprechen kann, tausend Mühen und Plagen verbunden sind, so ist dies nicht von Bedeutung. Wenn einige wenige unserer schwächeren Brüder in früheren Gefängnissen es überdrüssig geworden sind und den Kreis der Risale-i Nur verlassen haben, so war dies ein sehr großer Verlust für sie, jedoch kein Schaden für die Risale-i Nur. An ihrer Stelle betraten robustere, aufrichtigere Schüler den Plan. Da nun einmal die Prüfungen in dieser Welt (dunya) vergänglich sind und rasch vorübergehen und uns dabei ihre Verdienste (sevab), ihre Früchte überlassen, sollten wir auf die Göttliche Gnade (inayet-i Ilahiyye) vertrauen und dankbar bleiben in Geduld. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder und Kommilitonen in dieser Schule Josefs! Da die kommende Nacht, die Nacht der Freisprechung (Leyle-i Berat) {Die Nacht, in der wir das Buch unserer Sünden des vorigen Jahres abgeben, während Gott zugleich unsere Aufgaben für das kommende Jahr in das Buch des Lebens einträgt. (A.d.Ü)} einem heiligen Samen und einer Art Programm, der Bestimmung (muqadderat) der Menschheit gleicht, ist sie ebenso heilig wie die Nacht der Vorherbestimmung (Leyle-i Qadr). Und so wie jedes gute Werk (hasanah) in dieser Nacht der Bestimmung für dreißigtausend zählt, so steigert sich auch in der Nacht der Freisprechung (Leyle-i Berat) der Wert (sevab) einer jeden guten Tat (amel-i salihin) und jeden Wortes, das wir im Qur'an (lesen) auf zwanzigtausend. Ist er auch zu anderen Zeiten gleich zehn, so steigt er während dieser drei Heiligen Monate auf das Hundertfache und auf das Tausendfache. Und in diesen bekannten heiligen Nächten steigert er sich erst auf zehntausend, dann zwanzigtausend, dann dreißigtausend. In diesen Nächten kann er (den Wert) einer Anbetung (ibadet) von fünfzig Jahren erreichen. Darum ist es ein großes Verdienst, wenn wir den Qur'an (lesen), um Vergebung (bitten) und die Segenswünsche (salavat über den Propheten) rezitieren. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Ich beglückwünsche (tebrik) euch von ganzem Herzen und aus ganzer Seele (ruh) zu diesem ehrwürdigen (sherif) und gesegneten (mubarak) Ramadan. Möge Gott der Gerechte euch allen in dieser Nacht der Bestimmung (Leyle- i Qadr) im ehrwürdigen Monat Ramadan einen Gegenwert (hayirli) von tausend Monaten schenken. Amin. Und möge Er ihn von euch wie ein achtzigjähriges, gottgefälliges Leben annehmen. Amin. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben, getreuen, unerschrockenen und unerschütterlichen Brüder, die sich niemals von (einem Leben für) das Jenseits trennen und dieser vergänglichen Welt zuwenden würden! Seid nicht traurig, dass ihr hier noch ein wenig länger bleiben müsst und man unsere Angelegenheit noch etwas in die Länge ziehen will. Nein, im Gegenteil: seid es, gleich mir, zufrieden. Da unsere Lebensuhr nun einmal nicht still steht, sondern abläuft, bekommt (unser Leben) in diesem Haus der Kasteiungen erst durch die Früchte, die es für das Jenseits hervorbringt, seine Beständigkeit. Im Übrigen erweitert sich der Kreis (der Schüler) der Risale-i Nur. So werden z.B. auch die Gelehrten des Sachverständigenkomitees gezwungen, die Leuchte des Lichtes (Siradju-n'-Nur) sehr genau zu studieren. Wenn wir zudem entlassen würden, könnte das in der einen oder anderen Hinsicht zu Ausfällen in unserem Dienst am Glauben führen. Obwohl ich selbst dabei noch weit mehr Schikanen zu erdulden habe als ihr, möchte ich doch nicht deswegen entlassen werden. Versucht nur, euch so weit wie möglich mit Ausdauer und Geduld in dieser Art zu leben zurechtzufinden und sucht beim Abschreiben und Lesen der Risale-i Nur Trost und Erleichterung zu finden. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Zweitens: Da wir bereits wiederholt geäußert haben: "Die Risale-i Nur ist ein machtvoller und wahrhaftiger Kommentar (tefthir) zum Qur'an", jedoch einige unaufmerksame (Leute) die eigentliche Bedeutung dessen nicht kennen, habe ich nun die Eingebung bekommen, diese Tatsache näher zu erläutern. Und diese Tatsache ist folgende: Es gibt nämlich zwei Arten Qur'ankommentare. Die erste ist die altbekannte Art Kommentare, wobei die Redewendungen im Qur'an und die Bedeutung seiner Worte und Sätze festgestellt, erklärt und erläutert werden. Was aber die zweite Art der Auslegung betrifft, so stellt sie mit machtvollen Argumenten die Glaubenswahrheiten im Qur'an fest, erklärt und erläutert sie. Diese Art ist von sehr großer Bedeutung. Die allgemein bekannte Auslegung fasst manchmal diese Art kurz zusammen. Doch die Risale-i Nur betrachtet diese zweite Art als die unmittelbare Grundlage und ist eine spirituelle (auf der Wahrheit des Qur'an basierende) Auslegung, die auf beispiellose Weise alle halsstarrigen (gottlosen) Philosophen zum Schweigen verurteilt. Said Nursi * * * Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Von maßgeblicher Seite wurde eine maßgebliche und bedeutsame Frage gestellt. Man fragte mich daher: "Obwohl ihr doch gar keine Vereinigung seid und bereits drei Gerichtshöfe euch in diesem Punkt freigesprochen haben, hat man euch doch seit zwanzig Jahren beobachtet und unter Kuratel gestellt, während (die Gerichte) in sechs Bezirken sich da nicht weiter eingemischt haben. Trotz alledem besteht zwischen den Nurdjus ein wirklich wunderbarer Zusammenhalt, wie man ihn in sonst keiner Vereinigung, keinem Gremium (oder Untersuchungskomitee) vorfindet. Wir möchten, dass ihr dieses Problem löst." Ich habe ihnen folgende Antwort gegeben: "Die Nurdjus sind kein Gruppen-Puppen-Spiel, schon gar nicht eine politische, weltliche (dunyevi) oder widerständlerische Vereinigung, errichtet um einem persönlichen oder gemeinschaftlichen Nutzen zu dienen, auch kein Gremium, und sie können es auch gar nicht sein. Jedoch sind sie die Nachkommen, die Söhne und Töchter der alten tapferen Männer, von Millionen, die voll Freude ihr Leben (ruh) für das Land und für den Islam eingesetzt haben und Märtyrer geworden sind. Sie haben diesen Opfermut geerbt, sodass sie nun diesen einzigartigen Zusammenhalt an den Tag legen und nun vor dem Gerichtshof in Denizli diese armen, elenden Mitbrüder an ihrer Stelle die folgenden Sätze sagen lassen konnten: "Um der Wahrheit, d.h. der Wahrheit des Qur'an willen, für die Millionen heldenhafter (Menschen) ihren Kopf geopfert haben, sollten auch wir bereit sein, unseren Kopf zu opfern." So haben sie es in ihrem Namen gesagt und damit das Gericht in Staunen und Bewunderung zum Schweigen gebracht. Das aber heißt: Es gibt unter den Nurdjus tapfere Männer, die sich treu und wahrhaftig, nur um des Wohlgefallens Gottes (riza-yi Ilahi) willen in gläubigem Vertrauen für ein jenseitiges (Leben) einsetzen, sodass diese schrecklichen Komiteen der Freimaurer, der Kommunisten, (der Leute) des Verderbens, {einer westlich dekadenten Lebensweise (A.d.Ü.)} der Atheisten und der Tashnak {armenische Widerstandskämpfer (A.d.Ü.)} und ähnlicher, keine Möglichkeit finden konnten, ihnen Widerstand zu leisten, sodass sie sie nun mit Hilfe von Gummiparagraphen Zwietracht und Verderben säen wollen, indem sie den Gouverneur und das Gericht betrügen. Möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass sie damit nichts erreichen werden, vielmehr den Grund dafür liefern werden, dass sich die Zahl derer, die sich für die Risale-i Nur und den Glauben (iman) hingegeben haben, noch vermehren wird. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Ich will euch von einer Frage und ihrer Antwort berichten, der ich vor vierzig Jahren einmal (begegnet bin) und die der Frage von gestern gleicht. In jener alten Zeit, als die Schüler des Alten Said so leidenschaftlich mit ihrem Meister (Ustadh) verbunden waren, dass sie ihr Leben für ihn hingegeben hätten, war der Alte Said in der Lage, dem Komitat der Armenier rund um Van und Bitlis, also den Kämpfern der Taschnak, die zu einem hohen Einsatz bereit waren, ein "Halt!" zuzurufen und (ihre Aktivitäten) bis zu einem gewissen Grade zum Stillstand zu bringen. Er fand Mauser-Gewehre für seine Schüler, und eine Zeitlang glich die ganze Medresse einer Kaserne, worin sich Gewehre zwischen den Büchern fanden, sodass ein General, der kam und das sah, sagte: "Dies ist keine Medresse. Es ist eine Kaserne." Aufgrund der Ereignisse in Bitlis wurde er misstrauisch und befahl: "Nehmt ihnen die Waffen ab!" So nahmen sie uns die fünfzehn Mauser-Gewehre, die in unsere Hände gelangt waren, wieder ab. Ein, zwei Monate später brach der Große Krieg aus und wir bekamen unsere Gewehre wieder zurück. Wie dem auch sei... Im Zusammenhang mit diesen Ereignissen fragte man mich damals: "Dieses Furcht erregende, kampfbereite armenische Komitat hat Angst vor euch. Sobald ihr auf den Berg Erek steigt, ziehen sich diese tapferen Krieger vor euch zurück, verlassen die Gegend und gehen anderswohin. Was für eine Macht besitzt ihr denn, dass so etwas möglich ist?" Zur Antwort habe ich ihnen gesagt: "Da die armenischen Freischärler dieses einzigartige Opfer für ein vergängliches irdisches Leben bringen und für einen nur vorübergehenden Nutzen, einen negativen Nationalismus und für ihre Sicherheit und sich uns entgegenstellen, werden die Schüler, die für ein ewiges Leben und die positiven Interessen einer (welt)weiten heiligen islamischen Nation kämpfen und glauben, dass die vorherbestimmte Stunde nicht hinausgeschoben werden kann, sicherlich nicht hinter ihnen zurückstehen. Falls notwendig, werden sie sicherlich stolz und ohne zu zögern diese sichere, vorherbestimmte Stunde und einige, wenige Jahre eines illusionären äußerlichen Lebens für Millionen Jahre eines wahren Lebens, Wohlseins und die Interessen von Milliarden ihrer Brüder im Glauben zum Opfer bringen. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben, getreuen, glaubensstarken und liebenswerten Brüder! Seit zwei Tagen habe ich infolge einer schweren Grippe schreckliche Schmerzen sowohl in meinem Kopf als auch in meinem ganzen Körper. Da ich mich unter diesen Umständen mit meinen Freunden treffen möchte und in gewissem Grade trostbedürftig bin und Gemeinschaft brauche, war ich durch eine schreckliche Einsamkeit und diese Isolationshaft besonders eingeengt. Klagen wie die folgende kamen mir in mein Herz: "Warum leiden wir diese Qualen? Was ist der Nutzen für unseren Dienst?" Da spürte ich heute morgen plötzlich folgende Eingebung in meinem Herzen: Euch dieser schrecklichen Prüfung zu unterziehen und immer wieder bis in die feinsten Feinheiten hinein auf den Prüfstein geschlagen zu werden, um herauszufinden "ist es Gold oder ist es Kupfer?", euch in jeglicher Hinsicht mit äußerster Strenge zu prüfen, eure Seelen (nefs) durch drei, vier Siebe zu sichten, ob sie "etwa eigene Interessen oder Zweifel hegen, oder etwa nicht?" ist außerordentlich wichtig für euren Dienst, der einzig und allein im Namen von Recht und Wahrheit (haqq ve haqiqat) geleistet werden darf, damit Göttliches Vorherwissen (Qader-i Ilahi) und die Gnade des Herrn (inayet-i Rabbaniye) ihn gestatten können. Denn da wir nun einmal auf diesem Feld der Prüfungen unseren verstockten, ungerechten Gegnern, die nur nach einem Vorwand suchen, auf diese Weise zur Schau gestellt werden, wird nun einem jeden klar, dass (in unserem Dienst) kein Lug und Trug, keine Selbstgefälligkeit, keine Selbstsucht, kein Vorteil in dieser (dunyevi) oder in jener (ukhrevi) Welt oder ein persönlicher Gewinn im Spiel ist, sondern einzig und allein aus Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit (haqq ve haqiqat) erwächst. Wäre er gleichsam verschleiert und verborgen geblieben, könnte man ihm die verschiedensten Gründe unterschieben. Die einfachen Gläubigen könnten nicht mehr in ihn vertrauen. Sie könnten dann sagen: "Vielleicht täuschen sie uns nur." Und auch die gebildeten Leute würden ihre Zweifel hegen. Vielleicht würden sie dann sagen, dass (diese Nurdjus diesen Dienst nur leisten), um sich gleich einigen Höhergestellten (maqamat) in ein günstigeres Licht zu setzen und damit Vertrauen zu erwerben, und könnten sich somit nicht mehr auf unseren Dienst verlassen. So fühlen sich denn nach dieser Prüfung selbst die verbohrtesten und argwöhnischsten Leute dazu gezwungen, (in unseren Dienst) zu vertrauen. So möge euch denn nun Gott (insha-a'llah) für eure Mühe tausendfachen Lohn gewähren! Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Meine lieben getreuen Brüder! Erstens: Ich empfing eine Eingebung, ich solle doch dieses einerseits lehrreiche Verhalten und die andererseits so erstaunliche Behandlung beschreiben, die man meiner Person in meinen beiden Gefangenschaften (im Krieg und in der Haftanstalt) zuteil hat werden lassen. Es war dies folgendermaßen: Wir lagen in Russland an der Kostroma zusammen mit neunzig gefangenen Offizieren in einer Halle. Von Zeit zu Zeit gab ich diesen Offizieren eine Unterweisung (ders). Eines Tages kam der russische Kommandant, sah das und sagte: "Dieser kurdische Kommandant eines Freiwilligen Bataillons hat einmal viele unserer Soldaten im Feld gelassen. Und jetzt gibt er ihnen hier politischen Unterricht. Ich verbiete das. Er darf keinen Unterricht erteilen." Zwei Tage später aber kam er wieder zurück und sagte: "Da euer Unterricht nicht politisch ist, sondern religiös und moralisch, mögt ihr also weitermachen." Und erteilte die Erlaubnis. Während meiner zweiten Gefangenschaft hier in diesem Gefängnis verbat der (zuständige) Justizvollzugsbeamte einem meiner mir eng vertrauten Brüder, zu mir zu kommen, obwohl er doch seit zwanzig Jahren meine Lesungen gehört hatte und einen besseren Unterricht (ders) erteilt als ich. Man gestattete noch nicht einmal einem Diener, mir in meinen notwendigen Bedürfnissen (wie Wasser oder Essen) behilflich zu sein, damit niemand von mir unterwiesen werden könne. Dabei lässt doch die Risale-i Nur keine Notwendigkeit zu noch weiterem Unterricht (ders) mehr übrig; und es gibt auch gar nichts mehr zu unterrichten, auch kein Geheimnis mehr, das noch verborgen wäre. Wie dem auch sei: die derzeitigen Umstände sind der Grund, es hier nun mit dieser langen Geschichte kurz zu machen. * * * Ein wahrer Trost, der die Bedrängnisse, die mich plagen, zunichte macht. Erstens: Unsere Trübsal (zahmet) verwandelt sich in Labsal (rahmet). Zweitens: Jener Frohsinn, der sich in der Gerechtigkeit (adalet) göttlichen Vorherwissens (qadr) findet, und in der Zufriedenheit (rida), (die sich einstellt, wenn man sich ihr) anvertraut (teslim). Drittens: Jene Heiterkeit, die aus der Besonderheit erwächst, dass den Nurdjus Gottes besondere Gnade (inayet) zuteil wird. Viertens: Jene Freude (die sich einstellt), weil selbst noch der Niedergang nur vorübergehend ist. Fünftens: Bedeutende Verdienste (sevab) Sechstens: Sich nicht einmischen in das, was Aufgabe (vazifah) Gottes ist. Siebentens: Angesichts auch der schwersten Angriffe nur unbedeutende Schwierigkeiten und kleinere Wunden zu erleiden. Achtens: Im Vergleich zu den von härteren Schicksalsschlägen Betroffenen (haben wir es) um ein vielfaches leichter. Neuntens: Nachdem wir in unserem Dienst am Glauben und in der Risale-i Nur schwer geprüft worden waren, ging daraus ein hoher Bekanntheitsgrad (der Risale-i Nur) hervor, woraus unsere Freude erwächst. Diese neun geistlichen Freuden sind uns eine so milde Salbe, eine so süße Arznei, wie sie sich gar nicht beschreiben lässt; und sie erleichtert unsere schweren Qualen. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Erstens: In einer Zeit, da eine despotische Regierung die Menschen von der Wallfahrt abhält, Semsemwasser wegschütten lässt, zulässt, dass man uns schweres Unrecht antut, darüber hinwegsieht, wenn der "Dhu-l'Fikar" und die "Leuchte des Lichtes (Siradju-n'Nur)" beschlagnahmt werden, Beamte befördert, die uns böswilliger- und ungesetzlicherweise misshandeln, die Stimme nicht hören, die aus unserem Hause dringt, wenn unser Zustand zu einem lauten Weinen wird, die unsere Unterdrückung zum Ausdruck bringt, ist der ruhigste Ort das Gefängnis. Nur wenn es nun noch möglich wäre, uns in ein anderes Gefängnis zu verlegen, wäre das unsere vollkommene Sicherheit (selamet). Zweitens: Gerade so wie sie auch noch die am entferntesten Stehenden gegen unseren Willen unsere privatesten Schriften haben lesen lassen, so bestehen sie auch darauf und zwingen uns geradezu dazu, eine Gemeinschaft zu bilden. Wir aber haben nicht das geringste Bedürfnis, eine Vereinigung zu sein oder ein Komitee zu bilden. Denn unter den Nurdjus hat sich die islamische Bruderschaft durch eine Gemeinschaft in der Vereinigung aller Gläubigen durch ihre Aufrichtigkeit und durch ihre Opferbereitschaft in hohem Grade entfaltet. Denn in jener mächtigen Hingabe, die sie von Millionen ihrer Vorväter geerbt hatten, sind die Schüler der Risale-i Nur an die Wahrheit gebunden, für die ihre Vorväter ihr Leben (ruh) in vollkommener Hingabe (kemal-i ashk) geopfert haben, sodass bis heute kein Bedürfnis zurückgeblieben ist, einen öffentlichen Verein, eine politische Vereinigung oder ein Komitee zu gründen, sei es nun geheim oder für jedermann zugänglich. Das aber heißt, dass jetzt eine solche Notwendigkeit besteht, denn Göttliches Vorherwissen (qader-i Ilahi) hat sie geschaffen, um uns dadurch in Schwierigkeiten zu bringen. Sie tyrannisieren uns mit ihren Beschuldigungen einer imaginären politischen Organisation. Was aber das göttliche Vorherwissen (qadr) betrifft, so hat es uns mit seiner Hand geschlagen und dabei gesagt: "Warum ist denn eure Aufrichtigkeit nicht vollkommen, eure gegenseitige Unterstützung nicht vollkommen? Warum seid ihr denn keine vollkommene Partei Gottes (Hisbullah)?" So wirkt sie Gerechtigkeit. Said Nursi * * * Dieses Mal findet der Angriff in einem weit größeren Rahmen statt. Der Regierungspräsident (Reis-i Hukumet) und sein Kabinett greifen uns aufgrund ihrer furchtbaren Verdächtigungen nun planmäßig an. Aufgrund einer Nachricht und vieler Hinweise haben die versteckten Heuchler durch fälschliche Berichte und mit ihren Intrigen es so dargestellt, als ob wir mit dem Kalifatskomitee und der geheimen Organisation des Nakshibandi-Ordens eng verbunden seien, ja sogar ihr Bannerträger, und dadurch die Regierung in den Alarmzustand versetzt. Als Beweis führen sie aus, dass die umfangreichen Bände der Risale-i Nur in Istanbul gebunden, über die ganze islamische Welt verbreitet werden und dort überall willkommen sind, womit sie die Regierung in Angst (und Schrecken) versetzt und erreicht haben, dass die eifersüchtigen Hodjas (vom Amt für religiöse Angelegenheiten) und die (bereits) misstrauischen Beamten sich gegen uns gekehrt haben. Sie waren der Meinung, dass zahlreiche Dokumente und Hinweise ans Licht kommen würden und dass ich es dann in den Adern des Alten Said nicht mehr länger aushalten könnte und nun das unterste zu oberst kehren würde. Doch sei Gott dem Gerechten unendlicher Dank dafür, dass er diese ganze üble Lage von Tausend zu eins herabgemindert hat. Bei all ihren Untersuchungen haben sie nichts entdecken können, was uns mit irgendeiner Vereinigung oder Gesellschaft in Verbindung hätte bringen können. Es gab nichts, was sie hätten finden können. Der Staatsanwalt war daher gezwungen, zu Lügen und Verleumdungen Zuflucht zu nehmen, die Dinge verkehrt auszulegen und Unterstellungen über irgendwelche Kleinigkeiten zu verbreiten, für die man niemanden verantwortlich machen kann. Da aber die Wahrheit nun einmal (so und nicht anders) ist, blieben wir und die Risale-i Nur zu neunundneunzig Prozent von diesem Übel verschont. Und weil dies so ist, dürfen wir uns nicht beklagen, sondern sollten tausendfach unseren Dank darbringen und von der Gnade Gottes (inayet-i Ilahiyye) in Geduld die Vollendung ihrer Manifestation erwarten. Und durch den Unterricht der Risale-i Nur sollten wir denjenigen Trost spenden, die seiner bedürfen und danach verlangen, die beständig zu dieser Medresse kommen oder von ihr gehen. Said Nursi * * * Meister (Ustadh) Said Nursi hat in seiner dritten Schule Josefs (Medrese-i Yusufiye) eine Abhandlung (risalah) verfasst, deren Titel "Der glänzende Beweis (Elhuddjetu-z'Zehra)" ist. Was die Einheit Gottes (tauhid), die "Risalet- i Ahmediye (A.S.M.)" und den Kommentar (tefthir) zur Suratu-l'Fatiha betrifft, so ist diese besonders wertvolle Risalah für die im Gefängnis einsitzenden Schüler der Risale-i Nur und ihre Mitgefangenen, weil sie ja Lektionen (ders) über die Erkenntnis (ilm) und den Glauben (iman) beinhaltet und so für die im Gefängnis Einsitzenden eine wohltuende und lichtvolle (nurlu) Beschäftigung darstellt. Die Schüler, die nach dem Gerichtsurteil zusammen mit ihrem Meister (Ustadh) im Gefängnis gesessen haben, verfassten dort folgenden Lobgesang, den wir hier nun originalgetreu wiedergeben wollen. Was ist die Risale-i Nur? Wer ist Bediüzzaman? Die höchsten Diener des Glaubens (din), deren Ankunft zu Beginn eines jeden Jahrhunderts in einem Hadith verkündet werden, sind nicht dessen Subjekt (mubtedi') {D.h. der Mittelpunkt eines Satzes, um den sich alles dreht. (A.d.Ü.)} sondern dessen gelebter Ausdruck (muttebi'). Das heißt, sie produzieren nicht von sich aus irgendetwas Neues und erfinden keine neuen Grundsätze (ahkam). Sie stärken und befestigen vielmehr die Religion (din), indem sie ihren Grundsätzen und Grundpfeilern der Religion und der Tradition des Propheten, mit dem Friede und Segen sei, folgen, das Wahre und Wesentliche des Glaubens (din) aufzeigen, alles andere, was sich mit (der Religion) vermischt hatte, für Null und nichtig erklären, alle Angriffe gegen den Glauben (din) abwehren und zurückweisen, dem Auftrag ihres Herrn erneut wieder Geltung verschaffen und die Ehre und Erhabenheit der Göttlichen Gebote (durch ihr Leben) aufzeigen und verkündigen. Ohne die essentiellen Grundlagen (tavri esasi) zu zerstören oder den ursprünglichen Geist (ruhu asli) zu verletzten, erfüllen sie ihren Auftrag (ifa-i vazife) allein durch neue Methoden der Überzeugung, so wie sie dem Verständnis der jeweiligen Zeit entsprechen, durch eine zeitgemäße Art und Weise, die Menschen anzusprechen, sowie durch neue, detailliertere Erklärungen. Diese Beamten ihres Herrn (Rabb) bestätigen (alle diese ihre) Aufgaben mit ihrer Tat und in ihren Werken. Sie erfüllen so (ihre Aufgabe), die Festigkeit ihres Glaubens (iman) und ihre Aufrichtigkeit (ikhlas) in sich selbst zu reflektieren. So bringen sie die Stufe ihres Glaubens (iman) durch ihre Taten zur Darstellung. Dadurch zeigen sie in der Tat, dass sie der mohammedanischen Sitte (ahlaq) voll und ganz entsprechen und in Wahrheit (haqq) mit der inneren Haltung Ahmeds und den Eigenschaften des Propheten, mit dem Friede und Segen sei, bekleidet worden sind. Kurzum: In Anbetracht ihrer Taten und ihrer guten Gesittung (ahlaq), hinsichtlich der Befolgung der Sunnah des Propheten, mit dem Friede und Segen sei, und im Festhalten an ihr, stellen sie ein schönes und vollkommenes Modell für die Gemeinde Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, dar und sind für sie ein Beispiel, dem man folgen sollte. Die Werke, die sie verfassen, und in denen sie das Buch Gottes (kitabullah) kommentieren, ihre Erläuterung (izah) zu den Grundsätzen (ahkam) des Glaubens (din) und die Art und Weise, wie sie diese dem Verständnis (fehim) ihrer Zeit und dem Grad ihrer Bildung (ilim) entsprechend darzustellen wissen, sind nicht in ihnen selbst und als Resultat ihres erhabenen Denkvermögens entstanden, auch nicht die Frucht ihrer eigenen Intelligenz und Bildung (zeka ve irfan). Sie sind vielmehr eine innere Eingebung (ilham) und die Stimme ihres Herzens, unmittelbar gespeist aus der Quelle der Offenbarung (vahy) des Herrn der Reinen Botschaft (risalah). Djeldjelutiye, {ein poetisches Werk von Imam Ali} Mesnevi-i Sherif, {das Hauptwerk von Djelaluddin Rumi} Futuh-ul Ghayb {das Hauptwerk von Abdul-Qadiru-l'Djeylani} und andere Werke dieser Art sind stets auf die gleiche Weise entstanden. Für all diese heiligen (qudsi) Werke waren solche, wenn auch hochangesehenen Persönlichkeiten, nur deren Verkünder. Diese heiligmäßigen (muqaddes) Persönlichkeiten haben einen Anteil an der Auswahl (der Themen) und der Art der Erklärung dieser erlesenen Werke, d.h., diese heiligmäßigen (qudsi) Persönlichkeiten gelten gewissermaßen als eine Art Überbringer, als Spiegel, bzw. Reflektoren ihres Sinngehaltes. Was nun die Risale-i Nur und ihren Interpreten betrifft, so findet sich in diesem vielgepriesenen Werk ein solch hoher Segen (feyz-i ulvi) und eine in so hohem Maße wirksame Vollkommenheit, wie sie bis heute noch niemals in einem vergleichbaren Werk gefunden werden konnte. Und da man nun feststellen muss, dass sie in einer Weise, wie man sie nie zuvor in ähnlichen Abhandlungen bezeugen konnte, eine Wirksamkeit entfaltet, wie sie in der Nachfolge des Ehrwürdigen Qur'an liegt, der die Fackel Gottes (mesh'ale-i Ilahiye), die Sonne der Rechtleitung und der Mond der Glückseligkeit ist; dass ihr Wesen das reine Licht des Qur'an (nur-u mahz-i Qur'an) ist und die Wirksamkeit der Segnungen aller Lichter Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, in größerem Maße in sich trägt als die Werke aller Freunde Gottes (evliyaullah); dass die innere Anteilnahme an ihr, die Verbundenheit mit ihr, die heilige Leitung durch den Herrn der Reinen Botschaft (risalah) noch stärker (zu spüren) ist als in allen Werken der Freunde Gottes (evliyaullah); dass im übrigen die Geistigkeit jenes Mannes, der sich (durch den Qur'an) angesprochen fühlt und sein Interpret ist, in der Art, wie sehr er sich durch ihn angesprochen fühlt und ihn zu schätzen weiß, unvergleichlich hoch und ohne Beispiel ist, das ist eine offensichtliche Tatsache (haqiqat), so klar wie die Sonne. Jene Persönlichkeit wurde in der Tat noch in ihrer Kindheit, weil sie ja niemals irgendwelchen Unterricht genossen hatte, um sich vor diesen äußeren Umständen zu erretten, in einer Zeitspanne von nur drei Monaten zum Erben (varith) {Die Gelehrten sind die Erben der Propheten (Hadith) (A.d.Ü.)} aller wissenschaftlichen Werke der Antike wie der Neuzeit, der Hermeneutik, der Geisteswissenschaften, der Naturwissenschaften, der Theologie und der Philosophie, eine Erfahrung, wie sie in ihrer Erhabenheit bis dahin noch nie jemandem zuteil geworden war. Von einer derart wunderbaren Gelehrsamkeit hatte man noch nie zuvor vernommen. Es besteht gar kein Zweifel, dass er, als der Überbringer des Lichtes (terdjüman-i nur), wie oben beschrieben, ganz und gar einen schlichten Anstand (iffet-i müdjessem) verkörpert, einen staunenswerten Mut und zugleich eine vollkommene Bedürfnislosigkeit zeigt, sowie in seinem ganzen Wesen von Natur (fitrat) aus ein Wunder verbunden mit einer staunenswerten Charakterfestigkeit darstellt (tedjessüm) und auf diese Weise ein Gnadengeschenk (inayet) und eine vollkommene Gabe Gottes. Diese wunderbare Persönlichkeit forderte - selbst fast noch ein Kind und doch bereits ein respektabler Gelehrter - die ganze damalige gelehrte Welt zu einem Disput heraus, ließ alle Väter der Wissenschaften still werden und brachte sie zum Schweigen, indem er alle ihre Fragen, ganz gleich welche auch immer sie ihm stellen mochten, vollständig, zutreffend und ohne jemals zu zögern oder zu zweifeln, beantwortete, wodurch er sich bereits mit vierzehn Jahren den Titel eines Magisters (Ustadh) erwarb und weshalb nun für immer der Segen seines Wissens (feyz-i ilim) und das Licht seiner Weisheit (nur-u hikmet) von ihm ausstrahlt. Durch die Feinsinnigkeit seiner Erläuterungen, die Eloquenz seiner Darlegungen, die Sicherheit und Bestimmtheit bei all seinen kritischen Erwägungen, seinen ebenso scharfsinnigen wie tiefschürfenden Betrachtungen, kurzum: durch das Licht seiner Weisheit versetzte er sämtliche gebildeten Leute (erbab-i irfani) in Erstaunen, womit er sich schließlich mit vollem Recht jenen illustren Titel einer "Koryphäe der Wissenschaft" erwarb, wie er in damaliger Zeit einmalig und einzigartig ("Bediüzzaman") war. Mit seinen überragenden Fähigkeiten und seiner vorzüglichen Gelehrsamkeit verbreitete er die Religion Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, bewies sie und zeigte sich dabei (als ein Mann, der stets) das Menschenmögliche tat, wofür das Ehrenwerte Haupt (Siegel) der Propheten (Seyyid-ul Enbiya Hazretleri), mit dem Friede und Segen sei, einer solchen Persönlichkeit mit Sicherheit seine allerhöchste Zuwendung gewährte und ihm seinen erhabenen Schutz und seine Hilfe zuteil werden ließ. So war er denn ohne Zweifel eine edelmütige Persönlichkeit, die stets dem Auftrag und der Anweisung (emir ve ferman) des Propheten Gottes (nebiyy-i aqdes), mit dem Friede und Segen sei, folgte, der seinen Weisungen entsprechend handelte und so zum Erben (varith) seiner Wahrheit wurde und diese (in seiner Persönlichkeit) reflektierte. Da er also nun die Lichter Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, die Erkenntnisse Ahmeds, mit dem Friede und Segen sei, und Gottes Fackel in ihrer ganzen Fülle (fuyuzat-i shem'-i Ilahi), in ihrem höchsten Glanz erstrahlen ließ, wodurch die numerischen Hinweise in Qur'an und Hadith in ihm zur Erfüllung gelangten, womit die majestätischen Verse (ayat-i djelil), die durch den Mund des Propheten (hitabat-i nebevi), mit dem Friede und Segen sei, verkündet worden sind, in ihrer numerischen Ausdeutung auf ihn zutreffen, besteht anhand dieser Hinweise kein Zweifel, dass diese Persönlichkeit aufgrund ihres Dienstes am Glauben ein klarer Spiegel des Prophetentums (risalet) ist, die höchste, oberste, leuchtend strahlende Frucht am Baume des Prophetentums (risalet), das abschließende Wort, das aus dem Munde des Propheten (lisan-i risalet) in Hinsicht auf seine Erbschaft (irsiyet) die Wahrheit (haqiqat) verkündigt, der letzte, der glückselig im Dienste des Glaubens (hizmet-i imani) die Fackel Gottes (shem'-i Ilahi) trägt. Im Namen der Schüler der Risale-i Nur, die in der dritten Schule Josephs, als erste dem Unterricht in dem "Glänzenden Beweis (Elhuddjetu-z'Zehra)" und in dem "Aufscheinen des Morgensterns (Zuhretun'Nur)" gefolgt sind Ahmed Feyzi, Ahmed Nazif, Salahaddin, Zübeyr, Djeylan, Sungur Obwohl mir (meine Schüler) einen hundertfach höheren Anteil zugeschrieben haben, als mir eigentlich zusteht, habe ich es doch nicht gewagt, die Gefühle der Unterzeichner zu verletzen. So habe ich denn diesen Lobgesang der Schüler der Risale-i Nur im Namen ihrer geistigen Körperschaft stillschweigend akzeptiert. Said Nursi * * * Achter Abschnitt Das Leben in Isparta Nach 1950 Ustadh Said Nursi wurde aus dem Gefängnis in Afyon am Morgen des ersten September 1949 entlassen. Zwei Kommissare brachten ihn mit einer Droschke in ein Haus. Dort fanden sich auch seine Schüler ein, um ihm zu Diensten zu sein. Im Leben des Meisters nach seiner Gefangenschaft in Afyon zeigten sich nun die nachstehenden Veränderungen. Denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Meister zur Nachtzeit niemanden in seinem Hause geduldet. Vom Abend bis zum ersten Hahnenschrei hielt er seine Türe verschlossen. Nach seiner Gefangenschaft in Afyon aber blieben einige seiner getreuen Schüler ihm für seine persönlichen Dienste zur Seite. Doch behielt der Meister auch weiterhin sein privates Zimmer. Nur zu Zeiten, in denen er der Hilfe bedurfte, konnte man dort zu ihm kommen. Nach seiner Gefangenschaft in Afyon zeigte es sich nun, dass der Meister, wie er selbst erzählt, gleichsam ein "dritter Said" wurde. Denn danach ging sein Dienst an der Risale-i Nur in eine neue Phase über. So setzte denn eine völlig neue Entwicklung ein. Diejenigen, welche dem Meister zu Hilfe kamen und ihm im Dienste an der Risale-i Nur zur Seite traten, gingen meistens noch zur Schule. Die göttliche Barmherzigkeit (rahmet-i Ilahiye) verwandelte das Unglück, Gefangener in Afyon zu sein, in vielerlei Hinsicht in einen Akt der Barmherzigkeit (rahmet). Ein Aspekt dieser Barmherzigkeit (rahmet) war folgender: Während der Tage, an denen die Gerichtsverhandlungen stattfanden, kamen die Nur-Schüler aus allen umliegenden Städten und Dörfern (vilayet ve kaza) und lernten sich dort kennen. Dort fanden sie auch die Multiplikatoren (Informationsträger), die ihnen von ihrem Meister, von der Risale-i Nur und über den Dienst an ihr erzählten. So entwickelte sich unter ihren Händen aus einer engen brüderlichen Gemeinschaft eine geistige Kraft (quvve-i manevi), die sich (mit all ihren Elementen) durch ein auf das Jenseits und ein auf den Glauben (ukhrevi ve imani) ausgerichtetes (Leben) in der Zufriedenheit Gottes (riza-yi Ilahi) auf sie herabsenkte. Diejenigen, welche an diesen Gerichtstagen in der langen Reihe derer, welche zusammen mit ihrem Meister die Schar seiner mutigen Schüler bildeten, zum Gerichtsgebäude zogen, wurden nun das Fahrzeug, geformt aus den Herzen (qalb) der Gläubigen (mu'min), in denen sich um Gottes willen eine grenzende Liebe (muhabbet) und innere Nähe entwickelte. In der Auswirkung dieser Prozesse aber geschah es, dass sie der Anlass wurden, den Dienst für die Sache des Glaubens (iman) und des Islam zu fördern. Den Feinden des Glaubens (iman) zum Trotz war es nun, dass in der Folge dieses Unglücks viele tapfere und mutige Menschen durch die Risale-i Nur den Dienst am Glauben (iman) übernahmen und ihn sich zum Ziel ihres Lebens (hayat) setzten. Es tauchten immer neue gebildete Schüler auf. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis aber standen nun ständig ein oder zwei Polizisten vor der Haustüre des Meisters Wache und ließen niemanden zu ihm hinein. Auch während er noch im Gefängnis saß, versetzten sie die Leute in Angst und Schrecken, indem sie überall Lügen und Verleumdungen über ihn verbreiteten, wobei auch eine Nachricht die Runde machte, Bediüzzaman werde demnächst aufgehängt werden. Nachdem der Meister zwei Monate in Afyon verbracht hatte, wurde er nach Emirdagh gebracht. In Emirdagh aber gab es bereits sehr viele Schüler der Risale-i Nur. Diese Schüler verrichteten nun dort die Dienste der Nurdjus (hizmet-i Nuriye). Wie verlief der Dienst (hizmet-i Nuriye) nach der Gefangenschaft in Afyon? In Isparta wurde die Herausgabe der maschinell vervielfältigten Bände der Risale-i Nur fortgesetzt. Der Meister war wieder, so wie es seine Gewohnheit war, mit den Korrekturen beschäftigt. Nur war der Dienst (hizmet-i Nuriye) nach dem Ende der Gefangenschaft nun in verschiedene Aufgabenbereiche unterteilt. Nur war jetzt die Herausgabe nicht mehr auf die Vervielfältigung und die Abschriften von Hand beschränkt. In damaliger Zeit konnten die verschiedenen Bereiche des Dienstes auf folgende Weise dargestellt werden: 1- In den verschiedenen Dörfern, Städten und Bezirken (vilayet, kasaba ve köy) setzen sich die Nur-Schüler in ihrer jeweiligen Umgebung dafür ein, die Nur-Werke sowohl selbst zu lesen und zu schreiben, als auch sie bei anderen vorzulesen und zu verbreiten. 2- In Isparta und Inebolu die Risale-i Nur maschinell zu vervielfältigen, zu binden und sie in ihrer Umgebung zu verbreiten. 3- In Ankara und Istanbul unter den verschiedenen Gruppen der Bevölkerung, besonders aber an den Universitäten, unter den verschiedenen Schülern und Studenten, den jungen Leuten, den Beamten und Angestellten und auch unter den Frauen die Nur-Werke zu verbreiten, sie zu lesen und so bei vielen im Sinne der Risale-i Nur ein vertieftes inneres (manevi) Interesse zu wecken. So sollten aus ihnen aufrichtige, opferbereite Diener des Glaubens (iman) hervorgehen. Die rasche Entfaltung des Lichtes des Glaubens (nur-u iman) in diesen beiden Zentren. 4- Zu den zuständigen Behörden wegen der Rückgabe der (beschlagnahmten) Bücher, wegen ihrer neuerlichen Beschlagnahmung an verschiedenen anderen Orten und der gleichzeitigen Belästigungen ihrer Schüler Kontakt aufnehmen. Die Risale-i Nur im Lande und unter dem Volk hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Heil künftiger Generationen bekannt machen und dort eine ehrliche Überzeugungsarbeit leisten... Die neue türkische Regierung (sollte) dieses neue und vollkommene Licht des Qur'an als wertvoll betrachten. Durch die modernsten Mittel der Verbreitung sollte es sowohl in Anatolien als auch in der Islamischen Welt und der ganzen Menschheit bekannt gemacht werden. 5- Die Verbreitung der Risale-i Nur in den östlichen Gebieten (vilayet) So hatte also Said Nursi nachdem er aus dem Gefängnis in Afyon entlassen und nach Emirdagh gebracht worden war, einen neuen Blickwinkel für die einzelnen Phasen seines Dienstes gefunden und interessierte sich nun hinsichtlich seines Dienstes auch für den Sitz der Regierung. Bis zu dieser Zeit war der Dienst an der Risale-i Nur einzig auf die Vervielfältigung dieser Werke durch Abschreiben beschränkt. Der Meister hatte seit den frühen Jahren in Barla stets Kontakt zu seinen engsten Schülern gehalten, die sich um die Verbreitung der Risale-i Nur bemühten, sie zu ihrem Dienst beglückwünscht und ihnen Mut gemacht. In letzter Zeit haben sich jedoch die Schüler, Studenten und Beamten für die Nur-Werke interessiert. Und nun traten die Schüler auf den Plan, erkannten in den Nur-Werken den Sinn ihres Leben (hayat) und begannen ihren Dienst, worin sie für das Land, für das Volk und die Islamiyet einen bedeutenden Dienst leisteten. * * * Der Beschluss des Gerichtes zu Afyon, die Risale-i Nur zu beschlagnahmen, wurde durch das Revisionsgericht von Grund aus aufgehoben. Einer der Gründe, die schließlich zur Aufhebung des Gerichtsbeschlusses geführt haben, war der, dass das Schwurgericht (Aghir Djeza Mahkeme) in Afyon bei der Urteilsbegründung seines Schuldspruches Abhandlungen (risalah) vorlegte, ohne zu erwähnen, dass diese Werke (bereits von dem Gericht) in Denizli (als unbedenklich) freigegeben worden waren. Das aber hatte zur Folge, dass die schon einmal freigegebenen Werke einen (erneuten) Schuldspruch von vornherein nichtig werden ließen. So wurde denn nur bestätigt, dass nach einem (bereits früher) rechtskräftig gewordenen Revisionsverfahren, die Eröffnung eines erneuten Gerichtsverfahrens (von vornherein) rechtswidrig ist. Nachdem also nun das Revisionsverfahren zu einer Aufhebung geführt hatte, begann man in Afyon erneut zu verhandeln. Doch während noch das Gericht weiter verhandelte, gelangte die Demokratische Partei an die Regierung (hükumet), übernahm die Macht (iktidar) im Staate und verkündete eine allgemeine Amnestie. Da nun diese Akte gleichfalls unter das Amnestie-Gesetz fiel, wurde das Verfahren bei dem Gericht in Afyon (dementsprechend offiziell) eingestellt. (*): Gleichzeitig beschloss aber das Kollegium der Richter, die Werke der Risale-i Nur nicht freizugeben. Und dieser Beschluss blieb bis zu Jahre 1956 in Kraft. So beschloss denn das Gericht zwei Mal die Risale-i Nur zu beschlagnahmen. Und zwei Mal hat ein Revisionsgericht diese Beschlagnahme wieder aufgehoben. Zwei Mal folgte das Gericht in Afyon dem Revisionsurteil und gab die Risale-i Nur wieder frei. Auch dieses Mal hob das Revisionsgericht (das Urteil) wegen eines Verfahrensmangels wieder auf und verlangte (dieses Mal), dass das Amt für Religiöse Angelegenheiten (Diyanet) diese Werke untersuchen solle. Das Religionsministerium (Diyanet) ließ also alle Werke durch ein Gremium von Sachverständigen überprüfen. Am Ende gaben sie über den in der Risale-i Nur (dargestellten) Sachverhalt (haqiqat) einen wenigstens teilweise erklärenden Bericht ab. Nachdem nun die Sachverständigen den oben erwähnten Bericht abgegeben hatten, beschloss das Gericht zu Afyon im Juni 1956 einstimmig, die Beschlagnahme der Risale-i Nur aufzuheben und die entsprechenden Werke freizugeben. Dieses Urteil wurde rechtskräftig. Von diesem Zeitpunkt an konnten nun endlich am Sitz der Regierung (Ankara) die Bände der Risale-i Nur gedruckt und verlegt werden.} * * * Said Nursi hatte bereits vor seiner Inhaftierung in Afyon bestimmt, dass der Direktor des Religionsministeriums (Diyanet Ishleri Reisi Ahmed Hamdi) zwei Gesamtausgaben der Risale-i Nur erhalten solle; eine Gesamtausgabe sollte er in seine Bibliothek (Diyanet Ishleri Kütübhanesine) stellen und eine weitere Gesamtausgabe für sich selbst behalten. Dann aber ereignete sich diese Geschichte mit dem Gefängnis und er konnte die Bände nicht mehr abschicken. Nachdem man ihn aber vom Gefängnis nach Emirdagh gebracht hatte, (setzte) der Meister sich hin, korrigierte die beiden bereits vorbereiteten Gesamtausgaben, übersandte sie Ahmed Hamdi und schrieb ihm nachstehenden persönlichen Brief: Sehr geehrter Herr Ahmed Hamdi! Etwas, das meine Seele umtreibt (hadise-i ruhiye), möchte ich Ihnen hierbei gerne mitteilen: Vor langer Zeit war es, dass Ihre Gedankenwelt (fikr) und die der Ihnen unterstellten (meslek) Hodjas auf das, was erlaubt (ruhsata) ist, ausgerichtet ist und die Dinge nach bestem Wissen und Gewissen (azimet-i sher'iye) vernachlässigt, was meiner eigenen Gedankenwelt (fikr) entsprechend nicht angemessen wäre. Das ist mir ihretwegen wie deinetwegen sauer aufgestoßen. Ich habe mich damals gefragt: "Warum handelt der nicht nach seinem Gewissen (azimet-i sher'-iye) und bewegt sich stattdessen an der Grenze des Zulässigen (ruhsata)?" und unmittelbar danach Ihnen die Risale-i Nur nicht mehr zugesandt. Vor drei, vier Jahren begann ich dann allerdings die Dinge etwas kritischer zu betrachten und in meinem Herzen (qalb) zu bedauern. Und dann empfing ich mit einem Mal die folgende Ermahnung: "Es gibt unter deinen alten Mitschülern vor allem noch einige Leute wie Ahmed Hamdi, die sich in all dieser fürchterlichen, gewaltigen Zerstörung nach dem Grundsatz der Schadensbegrenzung darum bemühen, auch weiterhin einem Teil ihrer Verpflichtungen in der Wissenschaft (ilm) und der Erkenntnis nachzukommen und zu bewahren, was ihnen heilig (muqaddesat) ist, dabei alles, was gefährlich ist auf ein Viertel herabzumindern, weshalb ihnen Gott (insha-a'llah) in ihrer Notlage all dies als eine Entschuldigung oder Bußübung anrechnen möge, wenn sie in der Gefahr tun, was gerade noch erlaubt (ruhsat) oder vielleicht schon ein Fehler ist." Dies vernahm ich in meinem Herzen (qalb) als eine nachdrückliche Ermahnung. So habe ich denn damit begonnen, Sie und die Ihren seit dieser Zeit wieder wie meine alten Mitschüler (medrese kardeshlerim) und Schulkollegen (ders arkadashlarim) mit den Augen wahrer Brüderlichkeit zu betrachten. Aus diesem Grund habe ich, als ich schon glaubte, die Krankheit nach meiner schweren Vergiftung werde mit dem Tode enden, daran gedacht, dass einmal Sie selbst statt meiner der wahre Besitzer, Beschützer und Bewahrer der Risale-i Nur sein werden und weil Sie schon vor drei Jahren einmal den ausdrücklichen Wunsch geäußert hatten, eine Gesamtausgabe der Risale-i Nur zu besitzen, habe ich mich entschlossen (niyet), es Ihnen auch zu geben. Z.Zt. habe ich leider kein Exemplar, dass schon vollständig abgeschrieben und von mir korrigiert worden wäre. Allerdings gelang es drei Nur-Schülern ihre einzelnen vor fünfzehn Jahren abgeschriebenen Exemplare zu einer Gesamtausgabe zusammenzufügen. Ich habe sie eigens für Sie während meiner schweren Krankheit einigermaßen korrigiert. Diese eine von drei Schülern abgeschriebene Gesamtausgabe ist mir ebenso wertvoll wie zehn von ihnen. Ich hätte diese Sammlung niemandem außer Dir gegeben. Ihr Preis entspricht ihrem geistigen (manevi) Wert und umfasst drei Dinge: Erstens: Sie sollen - soweit das möglich ist - für das Direktorium (Diyanet Riyaseti) und alle seine Unterabteilungen, wenn möglich noch mit den alten (arabischen) und falls nicht, dann mit den neuen (lateinischen) Buchstaben, unter Mithilfe meiner engsten Freunde, von denen unbedingt einer die Korrektur (der Druckfahnen) beaufsichtigt, zwanzig, dreißig Ausgaben drucken lassen und sie den Unterabteilungen Ihres Amtes (Diyanet Riyaset) übersenden. Denn die Herausgabe und Verbreitung dieser Werke ist der fremdländischen, glaubenslosen Strömung (Bolschewismus) wegen die Aufgabe Ihres Amtes. Zweitens: Da nun einmal die Werke der Risale-i Nur Eigentum der Medresse sind, sind nun auch Sie sowohl ihr Fundament, als auch ihr Kopf und ihr Schüler. Diese sind Ihr wahrhaftiges Eigentum. Drittens: Die (optisch sichtbaren) Übereinstimmungen im Qur'an sollten so weit möglich im Offsetverfahren gedruckt werden, sodass man in diesen Übereinstimmungen die Wunderhaftigkeit des Qur'an erkennen kann. Said Nursi * * * Einige Briefe, die Bediüzzaman Said Nursi und seine Schüler nach 1950 geschrieben haben (Hier ein Brief), geschrieben aus Anlass eines Gesprächs, nachdem die Demokratische (Partei) es wieder erlaubt hatte, in arabischer Sprache zum islamischen Gebet (Ezan-i Muhammedi) zu rufen Meine lieben getreuen Brüder! Erstens: Wir beglückwünschen euch dazu, dass nun der Ruf zum Gebet (Ezan-i Muhammedi) wieder in vollkommener Freiheit (kemal-i ferah) von zehntausenden Minaretten verkündet wird, was sowohl für euch, als auch für das Land und die Islamische Welt (alem-i Islam) der Beginn einer bedeutsamen, festlichen Zeit (bayram) ist, in der die Kennzeichen des Islam (sheair-i Islamiye) in diesem Land wieder in Erscheinung treten dürfen. Und wir flehen, indem wir zur Annahme eures Dienstes, eurer Anbetung (ibadet) und eurer Bittgebete (dua), durch die ihr in diesem ehrwürdigen Monat Ramadan (ramazan-i sherif) ebenso viele (Verdienste) erwerben könnt, wie in etwa dreiundachtzig Jahren, und noch etwas mehr, der Anbetung (ibadet) unser "Amen" sagen, dass ihr durch die göttliche Barmherzigkeit (rahmet-i Ilahiye) in jeder Nacht dieses Ramadan ebenso viele Verdienste (sevab) erwerben möget wie in der Nacht der Bestimmung (Leyle-i Qadr). Da ich in diesem Monat Ramadan äußerst schwach bin und nicht mehr richtig arbeiten kann, bitte ich euch um euren geistlichen (manevi) Beistand. Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} An meine gesegneten islamischen Brüder in den Zentren der Islamischen Welt (alem-i Islam)! Euch aus ganzem Herzen und ganzer Seele (ruh-u can) einen herzlichen Glückwunsch (tebrik)! Wir haben euch ein Sendschreiben (tebrik), geschrieben von einem bedeutenden, gesegneten, kämpferischen (mudjahid) Gelehrten übersandt, das an Hazret Bediüzzaman gerichtet ist, der durch seine Werke eine Koryphäe der Gelehrten und zugleich auch eine Koryphäe der Kommentatoren (fuhul-i ulema ve fuhul-i müfessir) geworden ist. Hazret Bediüzzaman beglückwünscht euch Tausende Male in seinem zur Antwort geschriebenen Briefe und dabei geruhte derselbige unvergleichliche Meister Hazret Bediüzzaman, mir den Auftrag zu erteilen, euch zu schreiben und euch sowohl seine große Freude darüber mitzuteilen, dass die Nurdjus, unsere gläubigen (mu'min) Brüder in Anatolien, als die Nachfolger der Helden des Qur'an und des Glaubens (iman), mit den Muslimen, die in Arabien an den Wahrheiten des Qur'an (haqiqat-i Qur'aniye) interessiert sind, als zwei Brüder, die in vielfacher Reihe harmonisch aufeinander abgestimmt, einen Kreis um den Qur'an bilden und sich in Reihen um ihn scharen, und dass er zugleich auch mit eurer Absicht (niyet) über die Maßen zufrieden ist, dass eure gläubigen (mu'min) Brüder, die mit der Risale-i Nur in einem so starken Interesse verbunden sind, einen Teil davon ins Arabische übersetzen und verbreiten wollen, wobei die Nurdjus der ehrenwerten islamischen Gemeinschaft in Urfa die (in ihrem Besitz befindlichen jeweiligen) Teile der Risale-i Nur, mit denen sie gerade beschäftigt sind, gut aufheben sollen. Oh ihr verehrten lichtstrahlenden Glieder eines edlen arabischen Volkes (qaum)! Die in der Tiefe der Geschichte begrabenen und ihre aus der Vergangenheit in die Zukunft entsprungenen Vorväter, diese Leugner unseres Propheten (kuffar), deren Heere seit vierzehn Jahrhunderten diese islamische Nation (millet) angegriffen haben, um sie zu zerschlagen, konnten nun während des Ersten Weltkrieges endlich ihre Wünsche erfüllen. Die Freundschaft (muhabbet) zwischen Türken und Arabern, diesen beiden wahrhaft islamischen Brüdern, die Tausend Jahre lang unerschütterlich standgehalten hatte, ist nun mit viel List und Tücke am Erlöschen. Man konnte es einfach nicht ertragen, dass (die Gläubigen) in ihren Herzen (qalb) ihren so großen Wunsch, sich im reinen Garten (Ravda-i Mutahhara) {der Platz zwischen Mihrab und Mimber (A.d.Ü.)} jenes erhabenen Propheten, welcher der Stolz der Leute des Islam (ehl-i Islam) und des Menschengeschlechtes (nev'-i besher), die Ursache der Erschaffung (sebeb-i khilkat) allen Seins und der Spiegel aller göttlichen Segensfülle (füyuzat-i Ilahiye) ist, auf ihr Angesicht nieder zu werfen, stets lebendig erhalten wollten. Es lag diesen Leugnern des Propheten einfach) quer im Magen, dass (die Gläubigen), um von diesem erhabenen, ruhmreichen Propheten (Peygamber-i Dhishan) auch nur ein klein wenig Zuwendung zu erlangen, bereit waren, für ihr Leben (ruh) alles und jedes zu opfern. Sie wollen, dass die Muslime ihre prächtigen Schriften, welche die Quelle ihres Stolzes sind und denen sie seit 1400 Jahren auf dem ganzen Erdenrund, wie auf den Blättern der Zeit, mit dem Stift der weißen Klinge ihrer Blutzeugen (shehid) und Glaubenskämpfer (gazi), wie mit roter Tinte geschrieben und somit der Geschichte anvertraut haben, vergessen sollen. Auf diese Weise entschlossen voranschreitend haben diese erbarmungslosen Feinde Türken und Araber, diese beiden Brüder, durch fürchterliche Verträge in Ketten gelegt, um sie so unter bittersten Qualen zu erdrücken, damit sie sich nicht wieder vereinigen können. So haben sie viele Jahre lang unter ihren stählernen Ketten gelitten. Man hat an den Muslimen jegliche Art von Bosheit ausgeführt. Doch ach! (Die Feinde des Glaubens) konnten nicht wissen und nicht erkennen, dass die göttliche Gnade (inayeti Ilahiye) auch dieses Mal wieder den Muslimen beistehen und ihnen mit einem derart großartigen, ja einzigartigen Kommentar (tefthir) zum Qur'an, wie es die Risale-i Nur ist, und mit Bediüzzaman, ihrem Verfasser, einen ebenso großartigen Sieg (verleihen) werde. Diese Werke beweisen die göttliche Allgegenwart (vahdaniyet-i Ilahiye), die prophetische Sendung Mohammeds (Risalet-i Muhammedi), mit dem der Friede sei, und die Wahrheit von der Auferstehung (haqiqat-i hashriye) mit so mächtigen und wahrhaftigen Zeugnissen und glanzvollen Beweisen, dass bis jetzt noch kein Denker des Ostens (alim) oder des Westens (feylesof) dagegen aufstehen und ihnen zu widersprechen vermochte. Wir Türken nähren in unserem Herzen (qalb) und in unserer Seele (ruh) im Namen Gottes und um unseres ruhmreichen Propheten (Peygamber-i Dhishan) willen immerfort eine unendliche Liebe (sevgi) und eine grenzenlose Ehrfurcht und pflegen sie, euch, dem edlen arabischen Volk (qaum) gegenüber, unter dem sich so viele Nachkommen des Propheten (seyyid) befinden und dessen erlesene Nachfolger (sahabe-i güzin) eure Vorväter sind. Um dieses erhabenen, ruhmreichen Propheten (Peygamber-i Dhishan) und seines erhabenen Glaubens (din) willen sind wir bereit, zuerst und vor allem unseren geistigen (ruh), aber auch all unseren materiellen Besitz hinzugeben. So bitten und beten wir denn in der großen Hoffnung auf die Gnade und Freigiebigkeit (lutf-u kerem) Gottes des Gerechten (Djenab-i Haqq), Gott möge es wollen (insha-a'llah), dass Türken und Araber, die beiden wahrhaftigen Brudervölker (millet) durch die freudige Nachricht (haber-i besharet), die uns unser geliebter Meister, Hazret Ustadh Bediüzzaman, geschenkt hat, in naher Zukunft die Einheit (ittihad) bringen wird. Und so werde denn in unserer Einheit diesen schrecklichen Feinden aller Gläubigen die von ihnen ausgestreute Saat des Verderbens ins eigene Gesicht geschleudert. Und möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass diese unter ihren Ketten leidenden vierhundert Millionen Muslime wieder neu in einem heiligmäßigen islamischen Leben (hayat-i qudsiye-i Islamiye) an die Spitze des Menschengeschlechtes treten und so den Frieden (sulh) und eine allgemeine Versöhnung sicher stellen werden. Ein Schüler der Risale-i Nur mit der Bitte um Euer Gebet (dua) Hüsrev * * * Brief an den Ministerpräsidenten Menderes Brief des Meisters an den Ministerpräsidenten Adnan Menderes, der die Risale-i Nur in ihrem bedeutenden Dienst für das Land, für das Volk und die Islamiyet anerkennt und zu schätzen weiß, بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei!"} Obwohl ich sehr krank bin und mich für politische Fragen nicht interessiere, möchte ich mich doch gerne mit einem solch mutigen Schirmherrn des Islam, wie es Adnan Menderes ist, unterhalten (sohbet). Da aber meine Lage (hal) und mein persönlicher Zustand (vaziyet) eine solche Begegnung nicht gestatten, habe ich anstelle einer tatsächlichen Zusammenkunft diesen Brief geschrieben, damit er statt meiner zu ihm sprechen möge. Und zwar möchte ich hier religiös interessierten Menschen wie Adnan Menderes, der ein Schirmherr der Islamiyet ist, einige kurzgefasste Grundsätze erklären: Erstens: Einer der so vielen Grundsätze der Islamiyet ist die Wahrheit (haqiqat) der ehrenwerten Ayah: وَلاَ تَزِرُ وَازِرَةٌ وِزْرَ اُخْرٰى {"Und die belastete Seele hat nicht die Last einer anderen zu tragen." (Sure 6, 164)} Man kann also für die Verbrechen eines anderen nicht dessen Verwandte oder Freunde verantwortlich machen. Doch bei der gegenwärtigen Politik gibt man sich damit einverstanden, wenn zufolge einer fanatischen Parteilichkeit, wegen eines einzigen Verbrechers sehr viele Unschuldige zuschaden kommen. Angehörige oder auch Verwandte eines Verbrechers müssen wegen seines Vergehens unter übler Nachrede (leiden) oder werden mit Verachtung gestraft. Auf diese Weise wandelte sich ein einziges Verbrechen in hundert Verbrechen um. Ein schrecklicher Hass und eine fürchterliche Feindschaft kochten in den Adern hoch. Hass und Wut steigerten sich bis zur Vergeltungssucht. So entstand jenes Gift, welches das gesellschaftliche Leben gänzlich auf den Kopf stellt und den ausländischen Feinden einen Weg eröffnet, ihre Hände dabei ins Spiel zu bekommen. Vorfälle, wie sie im Iran und in Ägypten spürbar geworden sind, lassen einen solchen Sachverhalt verständlich werden. Doch ist die Situation bei uns nicht gleich wie dort. Sie ist dort weniger kritisch als hier bei uns, vielleicht nur eins zu hundert. Möge Gott uns davor bewahren! Eine solche Situation wäre hier bei uns ganz fürchterlich. Der einzige Ausweg aus dieser Gefahr ist der: Man muss die islamische Brüderlichkeit und die reine Islamiyet als eine Nation wie einen mächtigen Stein zugrunde legen und die Vergehen, um unschuldige zu schützen, auf die Verbrecher selbst beschränkt halten. Zudem findet dieser Grundstein aller Ruhe, Ordnung und öffentlichen Sicherheit wiederum sein Fundament in dem (oben angeführten) Grundsatz: Fände sich z.B. in einem Haus oder auf einem Schiff neben zehn Verbrechern ein Unschuldiger, so muss man, um diesen Unschuldigen zu retten und ihn nicht in Gefahr zu bringen, um dieses Grundprinzips von Sicherheit und Ordnung willen in diesem Schiff oder Haus keine Unruhe entstehen lassen, damit dieser Unschuldige hinausgebracht werden kann. So würde denn in Anwendung dieses qur'anischen Grundgesetzes, wegen zehn Verbrechern neunzig Unschuldige in Gefahr zu bringen, um die innere Ruhe und Ordnung nicht zu stören, der Anlass dazu sein, den göttlichen Zorn (gazab-i Ilahiye) zu wecken. Da aber nun einmal Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) in dieser gefahrvollen Zeit für einen Teil wahrhaft religiöser Menschen den Weg geöffnet hat, bis an die Spitze (des Staates) zu gelangen, gemahnt uns nun die Zeit daran, dass es notwendig geworden ist, dem Grundsatz des Weisen Qur'an (Qur'an-i Hakim) entsprechend, für sich selbst einen Stützpunkt zu schaffen und gegenüber denen, die wütend auf sie sind, einen schützenden Graben zu bauen. Ein zweites Grundgesetz der Islamiyet ist folgende ehrenwerte Hadith: سَيِّدُ الْقَوْمِ خَادِمُهُمْ {"Das Haupt eines Volkes ist sein Diener"} Tatsächlich heißt, ein Amt zu bekleiden, eine Dienststelle einzunehmen. Es dient nicht dazu, andere zu beherrschen und sie um des eigenen Egos willen zu unterdrücken. Infolge unseres heutigen Mangels an einer islamischen Erziehung und der Schwachheit im Dienst und in der Anbetung, haben die Ichsucht und der Egoismus an Kraft gewonnen. Entkleidet man ein Amt seiner Funktion als einer Dienststelle, so nimmt es die Form einer Stufenleiter zur Herrschaft, zu einer Diktatur, zu Unterdrückung und Eigendünkel an. So läuft die Verrichtung eines Gebets (namaz) ohne Abdest, ohne Qiblah jeglichem Sinn für Recht und Gerechtigkeit zuwider, zerstört ihn in seiner Grundlage und stellt das Recht der Diener Gottes (huquq-u ibad) auf den Kopf. Dieses Recht der Diener Gottes kann man nicht mehr ein Recht Gottes (huququllah) nennen, um Recht (haqq) sein zu können. Es wird vielmehr zu einer Ungerechtigkeit der eigenwilligen Seele (nefsu-l'emmare). Nun aber sagt Adnan Menderes: "Ich werde erfüllen, was die Islamiyet und die Religion (din) erfordern." Doch den beiden oben erwähnten Grundsätzen laufen zwei fürchterliche Strömungen entgegen und widersprechen ihnen, weshalb die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass die Völker (-Partei) durch umfangreiche Bestechungen hintergangen wird, was den ausländischen (Mächten) einen Weg einzugreifen eröffnet und zum Angriff überzugehen. Erstens: (Die erste Strömung) läuft dem ersten Grundsatz zuwider, demzufolge wegen eines einzelnen Verbrechers vierzig unschuldige Menschen enthauptet und ein Dorf niedergebrannt wurde. Im Grade einer solchen Despotie (istibdad-i mutlaq) ist ein jedes Amt mit einer Bestechung in Form eines eigenen Herrschaftsbereiches verbunden, was der Seele (nefs) eine Freude bereitet, wobei gleichzeitig freiheitsliebende gläubige Menschen angegriffen werden. Nun zum Zweiten: Man lässt (die Menschen) die Islamiyet einer durch sie geheiligten Nation (Islamiyet milliyet-i qudsiye) aufgeben - so wie dies bereits die erste (Strömung versucht hatte) - tritt um eines einzelnen Verbrechers willen die Rechte (haqq) hunderter Unschuldiger mit Füßen, gibt sich zwar nach außen als national gesinnt, während man in Wirklichkeit rassistisch denkt, während sich doch daneben sowohl freiheitsliebende, gläubige Demokraten als auch im gesamten Vaterland siebzig Prozent noch andere Völkerstämme finden, (welches Verhalten) sich sowohl gegen die Regierung, als auch gegen die armen Türken, gegen die der demokratischen (Partei) folgende Politik richtet, wobei ihre wahnsinnigen, selbstgefälligen Seelen (nefs) eine besonders schmackhafte Bestechungspolitik betreiben und für eine rassistische Brüderlichkeit ausgeben. In dieser wohlschmeckenden Verbrüderung (befangen), können sie in ihrer Trunkenheit die Umwandlung eines solch schmackhaften Nutzens einer tausendfach wertvolleren wahrhaftigen Brüderlichkeit in Feindschaft u.dgl. ernsthafte Gefahren, gar nicht mehr wahrnehmen. Anstatt sich z.B. durch die Nationalität ihrer Islamiyet täglich von vierhundert Millionen wahrhaftigen Brüdern in dem alle umfassenden Gebet (dua) اَللّٰهُمَّ اغْفِرْ لِلْمُؤْمِنِينَ وَالْمُؤْمِنَاتِ {"Oh Gott vergib allen gläubigen Männern und Frauen!"} innerlich (manevi) getragen zu sehen, geben sie in ihrem Rassenwahn vierhundert Millionen wahrhaftige Brüder für vierhundert wahnsinnige, völlig unbekümmerte (Leute) hin, die nur an ihrem irdischen (dunyevi), völlig unbedeutenden Nutzen (interessiert) sind. Diese Gefahr ist sowohl für das Land als auch für seine Regierung, alle gläubigen Demokraten und Türken eine große Gefahr; und die so etwas tun, sind auch gar keine richtige Türken. Die edlen Türken sollten einen solchen Fehler vermeiden. Diese beiden Strömungen werden in jedem Fall versuchen, daraus ihren Nutzen zu ziehen, um so (die Partei) der gläubigen Demokraten zu stürzen, wozu sie ja auch beauftragt worden sind; was sich jetzt anhand der bereits sichtbar gewordenen Spuren herauszustellen beginnt. Wegen dieser überwältigenden Zerstörung und wegen dieser beiden mächtigen Gegner ist es notwendig, sich wie die vierzig Sahabis, die gegen vierzig Staaten zum Kampf angetreten und siegreich geblieben sind, unerschütterlich auf die Wahrheiten des Qur'an (haqiqat-i Qur'aniye) zu stützen, so wie dies ein Tausend vierhundert Jahre lang und in jedem Jahrhundert drei, vier hundert Millionen Schüler getan haben, welche die in diesen anziehenden Wahrheiten enthaltene, ewig beglückende Seligkeit in dieser und in jener Welt (dunyevi ve ukhrevi) zu ihrem Stützpunkt gemacht haben, was gegen die erwähnten Gegner und alle äußeren wie inneren Feinde ganz besonders notwendig, ja unumgänglich und der einzig mögliche Ausweg ist. Andernfalls werden eure erbärmlichen Feinde im Inland wie im Ausland euch aus einem einzigen Vergehen Tausende machen und euren früheren Vergehen noch hinzufügen und euch aufladen, so wie sie diese (auch früher schon) auf anderer Häupter geladen haben. Das aber wird für euch, für das Land und für das Volk zu einer Gefahr werden, deren Folgen sich nicht wieder gut machen lassen. Möge Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) euren Diensten für die Islamiyet Seinen Erfolg verleihen, euch vor den oben erwähnten Gefahren behüten! Ich und meine Nurdju-Brüder werden, wenn ihr das tun wollt und die oben erwähnten Tatsachen (haqiqat) anerkennt, uns auch entschließen, noch für euch zu beten. Drittens: Ein Grundsatz, der das Gemeinschaftsleben der Islamiyet betrifft, ist auch die Wahrheit (haqiqat) der folgenden ehrwürdigen Hadith: اَلْمُؤْمِنُ لِلْمُؤْمِنِ كَالْبُنْيَانِ الْمَرْصُوصِ يَشُدُّ بَعْضُهُ بَعْضًا {"Der Gläubige ist dem Gläubigen gleich einem Bauwerk, in dem die einzelnen Steine bleiverfugt einander Halt und Stütze gewähren."} Das heißt: Wenn die Feinde im Äußeren angreifen, soll man alle inneren Streitigkeiten vergessen und miteinander ganz und gar solidarisch sein. Sobald auch noch der letzte, aus dem hintersten Wald kommende Hinterwäldler die Nutzanwendung dieses Grundsatzes begriffen hat, wird ein Volk, obwohl es eben zuvor noch die eigenen Väter und Brüder umgebracht hatte, nun, da ein Feind von außen in Erscheinung getreten ist, alle innere Feindschaft vergessen. Sobald aber der äußere Feind vertrieben ist, wird (ein Volk, das bis dahin) solidarisch gewesen ist - und ich sage das mit einem viel tausendfachen Bedauern: man hat schon Vorfälle erlebt (wo ein Volk) aus seinem Egoismus, seinem Eigenwillen, seinem Stolz, aus einer gnadenlosen innenpolitischen Parteigesinnung heraus, selbst wenn ihm der Teufel zur Hilfe eilte, für ihn um Erbarmen (rahmet) beten wollte, wo hingegen, wollte selbst ein Engel der oppositionellen (Partei) zu Hilfe eilen, man ihn dennoch verfluchen würde. Ja, ich habe sogar erlebt, dass ein aufrichtiger Gelehrter (alim) einem anderen großen Gelehrten, der ihm in seinen politischen Ansichten widersprach, bis zur üblen Nachrede hin verketzerte, während er einen Ungläubigen und Gegner der Islamiyet, der jedoch genau so dachte wie er, auch noch feurig lobte, um ihn so zu verteidigen. Darum habe ich den Teufel geflohen und mich zugleich vor fünfunddreißig Jahren von der Politik abgewandt. Zudem war jetzt zu bemerken, dass den Oppositionellen das Verhalten eines Mannes, der sowohl den ehrwürdigen Monat Ramadan, als auch die Kennzeichen islamischen Lebens (in der Öffentlichkeit) und das gläubige Volk verachtet, recht gut gefallen hat. Nun ist aber das Einverständnis mit dem Unglauben der Unglaube (kufr) selbst. Wenn jemand mit einer Irrlehre (dalalet), der Sünde (fisq), der Ungerechtigkeit (zulm) einverstanden ist, so ist dies eine Irrlehre, eine Sünde, eine Ungerechtigkeit. Wenn man das Geheimnis (sirr) eines so merkwürdigen Zustandes (hal) betrachtet, so bemerkt man, dass die Oppositionellen das, was diejenigen, denen es bereits in Fleisch und Blut übergegangen ist, sich für das, was in den Augen ihres eigenen Volkes als eine schwerwiegende Missachtung angesehen wird, entschuldbar zu halten, selbst für gottlos und selbst für verachtenswert ansehen und es auch so darstellen möchten. So wie denn nun die Folge all dieser verschiedenen, entsetzlichen Ungerechtigkeiten sehr gefährlich ist, so stellen sie auch die Sitten des gesellschaftlichen Lebens auf den Kopf; und das gleicht einem schwerwiegenden Attentat gegen das Land, gegen das Volk und das islamische Selbstverständnis. Eigentlich wollte ich noch mehr dazu schreiben. Doch will ich mich hier damit begnügen, dass ich für alle freiheitsliebenden Gläubigen bereits drei grundsätzliche Punkte erklärt habe. Said Nursi * * * Dem oben angeführten Sachverhalt, so wie er unser gesellschaftliches Leben betrifft, möchte ich die nachstehende Anmerkung beifügen, in der Absicht, sie Adnan Menderes übersenden zu lassen. Anmerkung: Um die infolge der alten nutzlosen und willkürlichen Gesetze und ihres Missbrauchs, oder vielmehr die aus einer Provokation heraus entstandene "Tidjanische Frage" {hier geht es um einen ins Gerede gekommenen Sufi-Orden} nicht (der Partei) gläubiger Demokraten anzulasten und damit diese demokratische (Partei) nicht etwa in den Augen der islamischen Welt in Misskredit gerate, kam mir, als der nach meiner Vorstellung einzig mögliche Ausweg, der folgende Gedanke: Durch die Wiederzulassung des islamischen Gebetsrufes (Ezan-i Muhammedi) hat die Demokratische (Partei) zehnfach wieder an Kraft gewonnen. Wenn aber nun auch die Ayasofya in ihren alten heiligen Zustand (vaziyet-i qudsiye) zurückversetzt würde, in dem sie sich fünfhundert Jahre lang befunden hatte, was in der islamischen (Welt) einen sehr guten Anklang finden würde und wonach sich auch die islamische Welt der Bevölkerung dieses Landes wieder wohlwollend zuwenden würde, und wenn nun auch noch, nach achtundzwanzig Jahren, in denen die Gerichte nichts gefunden haben, was zu einem Schaden gewesen wäre, und nachdem in fünf Gerichtsprozessen die Risale-i Nur wieder freigegeben worden war, nun auch die Gläubigen der Demokratischen (Partei) die Freigabe (dieser Werke) offiziell verkünden würden, {was dann 1980 auch tatsächlich geschehen ist (A.d.Ü.)} so würde dies eine heilende Salbe auch auf diese Wunde streichen. Dadurch könnte die erneute Zuwendung der islamischen Welt gewonnen werden und ich denke auch, dass dann niemand mehr heimtückischer Weise die Schuld (der Demokratischen Partei) zuschieben könnte. Der Gläubigen der Demokratischen (Partei) wegen, besonders aber Persönlichkeiten wie Adnan Menderes wären hier zu erwähnen, habe ich die Politik seit fünfunddreißig Jahren aufgegeben. Dies alles habe ich ein, zwei Stunden lang betrachtet und dann hier niedergeschrieben. Said Nursi * * * Ein Brief der Nur-Schüler in Ankara Liebe getreue Brüder! Euer Brief war für uns, als hätten wir einen Strahl der Sonne des Islam verspürt. Seit Jahrhunderten gab es Gedanken, die sich gegen die Menschlichkeit richteten, in der Islamiyet ihren Schaden anrichteten und sie angegriffen haben. Nun ist die Risale-i Nur vorgetreten, um die Zerstörungen der Leute des Unglaubens (ehl-i kufr) wieder zu reparieren; und sie ist - wie wir aus eurem Brief entnommen haben - unter den jungen Leuten verbreitet. Die wahrheitsliebenden Weggefährten auf dem Wege des Ewigen Lebens (ebedi hayat) sollen ihre eingebildeten hohlen Worte loslassen und durch die Risale-i Nur die Saat der Ungläubigen (kufr) zum Schmelzen bringt. Die Schüler der Risale-i Nur sind die wahrhaftigen Brüder der Leute des Herzens und des Glaubens (ehl-i qalb ve iman). Die Briefe von euch als unseren Mitbrüdern haben uns stets begeistert und werden dies auch in Zukunft noch tun. Die Risale-i Nur, die ein Kommentar (tefthir) zum Qur'an ist, lässt uns wissen, dass es in dieser Zeit eine große Torheit ist, im Irrglauben zu verharren und nicht gegen den Unglauben (kufr) anzukämpfen. In einer Zeit, in der der Kommunismus, der Anarchismus und die Freimaurerei an Boden gewinnen, ist es die wichtigste Aufgabe, der Risale-i Nur zu dienen, göttliches Wohlgefallen (riza-yi Ilahi) zu erlangen und (die Risale-i Nur) denen zu übermitteln, die danach verlangen. Wenn jemand will, dass wir uns von dieser wichtigsten und bedeutendsten segensreichen Aufgabe abwenden, so werden selbst ihre schwersten Angriffe unseren Eifer nur noch anfeuern. Die Risale-i Nur lehrt uns und beweist uns, dass diese Welt ein Gasthaus ist. Die das Ewige Leben ersehnen und ihre Aufgaben in diesem Gasthaus ernst nehmen, werden auch dementsprechend zufrieden gestellt. Das aber heißt, dass es jetzt unsere wesentlichste Aufgabe ist, den Herzen der Leute des Glaubens (ehl-i din), die aus dem Sumpf errettet werden möchten, die der Dunkelheit überdrüssig geworden sind, ohne Nahrung geblieben sind, zu Hilfe zu eilen und bei uns selbst zu beginnen, Ausrufer des Lichtes zu sein. Besonders und vor allem hier ist es besonders wichtig und außerordentlich bedeutsam, als erstes und vor allen anderen Dingen die Risale-i Nur aufmerksam und in ständigem Nachsinnen zu lesen und uns dieses gewaltige Gesamtwerk anhand der Wahrheiten des Qur'an und des Glaubens innerlich anzueignen und uns dessen Grundsätze und Anweisungen dieses außerordentlichen Gesamtwerkes unverzüglich und vollständig zu eigen zu machen. Jeder junge und überhaupt jeder Mensch, der einmal diese gewaltig große Gnade an sich erfahren hat, wird sich fortan hundertfach, ja tausendmal zum Nutzen für das Land und für das Volk einsetzen. So kann er sich für das Land, das Volk, die Jugend und die ganze islamische Welt in großem Umfang als hilfreich erweisen und seine Kräfte und Fähigkeiten entwickeln. Darum bitten wir vor allem unseren Meister Hazret-i Bediüzzaman, aber auch euch, die ihr würdig seid, wahrhaft und aufrichtig seine Schüler zu sein, um euer Gebet (dua), damit wir das Gesamtwerk der Risale-i Nur so bald wie möglich herbeischaffen, suchen, finden, aufmerksam, nachdenklich und aufrichtig lesen mögen. In dieser Weise wollen wir zum Dienst am Qur'an und am Glauben (iman) eilen. Angesichts dessen, dass es bereits genug Beweise gibt, die darauf hindeuten, dass die Risale-i Nur in diesem Jahrhundert Anklang gefunden hat, ist jeder gläubige Mitbruder, sofern er nur über einen klaren Verstand verfügt, schon von sich aus zu ihrem Helfer bestimmt. Da nun einmal die Risale-i Nur in diesem Zeitalter ihre besonderen Eigenheiten birgt, und da nun einmal Tausende Gelehrte sie mit großem Lob angenommen haben, und da sich der Meister nun einmal für den Qur'an zu einem mutigen Ausrufer gemacht hat, wie man seinesgleichen keinen mehr zu finden vermag, der sein ganzes Leben in Vollkommenheit, aufrechten Ganges und mit wahrheitsgemäßen Grundsätzen dem Glauben und der Islamiyet gewidmet hat, und dabei, ohne irgendeinen diesseitigen (dunyevi) Vorteil zu suchen, sich einzig und allein um den Wohlgefallen Gottes strebend bemüht hat, würden auch die Nur-Schüler nicht zögern, mit ganzer Kraft (quvvet) ein Leben als Leute der Sunnah (ehl-i sunnah) im Rahmen des Glaubens und der Islamiyet für den Dienst zu opfern, ohne jemals nur schnödem Gewinn zu folgen, wobei hundert Tausende Nur-Schüler allem Druck und allen Drohungen zum Trotz diese Tatsache noch nachdrücklich bestätigen, sich dabei jeder Schüler darin ausgebildet hat und noch weiter ausbildet, auf all die irrigen Glaubenssätze westlicher Denker (felsefe), wie sie heute im Schwange sind, wahrheitsgemäß (haqiqi) und logisch (mantiki) Antwort zu geben; denn auf jedes Bedürfnis weiß der Qur'an eine Antwort, da sich in ihm notwendigerweise eine jede Wahrheit (haqiqat) eindeutig finden lässt; denn der Qur'an ist ein Geschenk Gottes, das auf schönste Weise Unterricht erteilt, ein Licht (Nur) und Seine Barmherzigkeit (rahmet)... Weil dies aber so ist, erklärt die Risale-i Nur, indem sie auf eine solche Weise, wie aus der Schatzkammer göttlicher Barmherzigkeit (rahmet) und Quelle Seiner Wahrheit (haqiqat) schöpfend, Unterricht erteilt, dass die Jugend und das einfache Volk sie in unmittelbarer Art verstehen kann. Aufmerksam, nachdenklich und beharrlich zu lesen und zu schreiben, als eine günstige (Gelegenheit zu nutzen), um nicht müßig zu gehen, ist der beste Gottesdienst (ibadet) und eine Quelle der Freude. (Die Risale-i Nur) ist in Gegenwart und Zukunft besonders für uns junge Leute ein außerordentlich hilfreiches und völlig ausreichendes Heilmittel, ein besonders wohlschmeckendes Elixier, das wir voll Begeisterung in uns aufgenommen haben und das für uns im übertragenen Sinne (manevi) unser Retter geworden ist. Da nun diese Wahrheiten bereits offen zutage liegen, könnte, wenn wir uns nicht an ihnen mit aller Kraft unerschütterlich festhielten, sie nicht vom Anfang bis zum Ende durchforschten, ja uns noch nicht einmal für sie interessierten, dies nur die Folge unserer Gottvergessenheit (ghaflah) sein. Wer also nun dem Weg der Wahrheit (haqiqat) folgen will, muss von der Risale-i Nur seinen Unterricht nehmen. Und jeder, der dem Weg der Risale-i Nur in ihrem Strahlenglanze (munauvver) {Beiname der Stadt Medina (A.d.Ü.)} folgt, wird wahrhaftige Glückseligkeit erlangen und sich über das Wesen des Antlitzes dieser Erde {den Sinn der Erschaffung der Welt (A.d.Ü.)} im Klaren werden, worin wir Nur-Schüler in Ankara unsere gemeinsame Überzeugung (ittifak) finden werden. Dann wird mit der Risale-i Nur, die uns im Weisen Qur'an die Schatzkammer des Ewigen Lebens schauen lässt, sicherlich eines Tages auch ihr lichtvoller Klang über dieser Welt (dunya) ertönen. Da nun einmal die islamischen Gelehrten - einem ehrenwerten Hadith entsprechend - solange sie denn nichtweltlichen Interessen und ihren Lustbarkeiten hinterher laufen, die zuverlässigsten Erben der Propheten. Wir aber wissen, dass auch die Risale-i Nur deren vollkommene Erbin ist. Und so hat denn auch die Geistige Körperschaft der Risale-i Nur als deren wahrhaftige Erbin gelebt und lebt so noch heute. Die, welche gegen sie aufstehen, diese gottvergessenen (ghafil) tauben, blinden und gefühllosen, schrumpfen und werden kleiner. Die Risale-i Nur aber wird aufgrund ihrer überragenden Stellung sicherlich alle Philosophen, Gelehrten (ilm) und Leute der Wahrheit (haqq) in dieser Welt (dunya) zusammenrufen und alle die gesegneten Menschen von gesundem Verstand (aql) und gütigem Herzen (qalb-i kerim) zu ihren Schülern machen. Möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass sich dies nicht erst in ferner Zukunft, sonder bereits bald bewahrheiten (tahaqquq) wird! So befindet sich denn die Welt (dunya), wie die meisten Philosophen und Gelehrten (alim) bereits gesagt haben, an einer völlig neuen Schwelle des Bewusstseis. Die Welt (dunya) sucht nach dem Licht (Nur), das sie erleuchten wird. Mehmed akif, ein Dichter der (Qur'anischen) Wahrheiten (haqiqat) sagt: Oh mein Gott, sende uns Dein Licht (Nur); Jahrhunderte sind schon genug! Wie betäubt liegt Dein Volk und sehnt sich nach einem Morgen am Horizont. Und dass er mit diesen Worten auf das Licht (Nur) hinweist, ist für uns heute eine Tatsache (haqiqat). Liebe Mitbrüder! Betet mit uns, dass wir uns in einer Weise bemühen mögen, die der Risale-i Nur würdig ist, damit wir nicht unter den Lebensumständen in Ankara dahinschmelzen. Auf welche Weise jedoch das Licht (Nur) die Finsternis beseitigen möge, so ist doch wiederum ein Auge nötig, um es sehen und ein Kopf um es verstehen zu können. So möge denn unser Auge nicht von einer solchen Umgebung verblendet und verschleiert sein. Betet also für uns in unserer Schwäche. Möge Gott uns allen gewähren, uns in unserem Festhalten an der Risale-i Nur als ehrwürdige (aziz) Diener eines eindeutigen Glaubens (din) zu erweisen, amin! Einer unserer Brüder sagte: Heute morgen nach dem Gebet wurden mir die folgenden Verse eingegeben, die ich gerne unseren Brüdern mitteilen möchte: Mein Glaube (din) ist der Islam, mein Buch der Qur'an, meine Überzeugung die Wahrheit (haqq). Diesem Weg seine Seele (djan) zu weihen, ist Ewiges Leben. Eure Euch sehr liebenden Schüler der Risale-i Nur an der Universität zu Ankara * * * Analysen Nach einer langen Trennung Nun ist es vielleicht schon siebenundzwanzig, achtundzwanzig Jahre her, dass ich den Meister nicht mehr gesehen habe. Und obwohl ich doch stets die Sehnsucht gehabt habe, zu ihm zu gehen und ihn zu besuchen, sich an seinem gesegneten Antlitz voll und ganz satt zu sehen, war ich doch stets so beschäftigt, dass ich nicht die Zeit dazu gefunden habe. Doch war er mir stets meinem Herzen (qalb) nahe und war sein Geist stets in meinem Inneren (manevi) anwesend. Doch konnte denn die Sehnsucht in meiner Brust meine Sehnsucht auch nur einigermaßen befriedigen? Ihn selbst zu sehen und in meinen Armen zu halten, mein Wunsch nach seinem lichtvollen Antlitz, ja dieses spürbare Verlangen zeigte mir, wie groß es war. Seit ich den Meister kennen gelernt habe, sind nun schon vierzig Jahre vergangen. Damals kam er fast jeden Tag zu unserem Büro. Mit den Herren Akif, Naim, Ferid und Izmirli haben wir gemeinsam so viele wirklich angenehme Stunden verlebt. Der Meister sprach mit seinem ihm eigenen Akzent über hochwissenschaftliche Fragen. Sein Umgangston war von einer Kühnheit und Majestät, die uns alle begeisterte. Seine wundervolle, ganz natürliche Auffassungsgabe war geradezu ein Geschenk Gottes. Selbst noch bei den kompliziertesten Themen zeigte sich die gewaltige Kraft und Größe seiner Intelligenz. Er war ein Kopf, in dem ständig seine Gedanken arbeiteten. Und die waren für gewöhnlich nicht gerade angelernt. Sein Wegweiser war einzig der Qur'an. Aus ihm schöpfte sich seine ganze Fülle und Intelligenz. Alle seine "Blitze (Lem'alar)" entsprangen unmittelbar dieser Quelle. Als wahrer Exeget besaß er das gleiche Mitspracherecht wie ein Imam. Sein Herz war von einem Glauben (iman) erfüllt, wie dem eines Sahabis. In seinem Herzen (ruh) lebte die Unerschrockenheit eines Hazret Omar. Als Gläubiger (mu'min), der auch im zwanzigsten Jahrhundert das Glückliche Zeitalter noch stets innerlich (nefs) lebendig erhält, ist er ganz und gar auf den Glauben (iman) und den Qur'an ausgerichtet. Die Grundlage für die Einheit (tauhid) und den Glauben an Gott (Allah'a Iman), welche das Ziel aller Ziele des Islam ist, war zugleich auch für ihn die Grundlage und der wichtigste Stützpfeiler für die Risale-i Nur. Hätte er in jenem Glücklichen Zeitalter gelebt, jener Zeit, in welcher der Islam entstand, so hätte ihm der Ehrenwerte Prophet die Aufgabe zugeteilt, die Götzenbilder in der Kaaba entzwei zu schlagen. Denn er war ein Feind jeder Anbetung (shirk) irgendwelcher Götzen und ihrer Gleichstellung (putperestlik) mit dem einen und einzig wahren Gott. Es war ein langes, fast ein Jahrhundert währendes Leben, erfüllt von dem Kampf, um den Glauben (iman) und die Wahrheiten (haqiqat) des Qur'an in die Herzen einzupflanzen. Es war ein Leben, verbracht in der Tugend (fadilet) und gelebt in Unerschrockenheit. Auf dem Schlachtfeld, mit dem Schwert in der Hand, war er ein Held, der fest und aufrecht auf seinen Beinen stehend dem Feinde entgegentrat. Er war ein Held, der auch noch in Gefangenschaft sich dem feindlichen Kommandanten gegenüberstellt. Er war ein Held, der selbst noch bevor er standrechtlich erschossen werden sollte, den feindlichen Kommandanten nachdenklich werden und eines Besseren belehren konnte... Er zögerte nicht einen Augenblick, als ein Opfer für Volk und Vaterland sein Leben (djan) zu geben. Er war ein fürchterlicher Feind von Spaltung (fitnah) und Aufruhr. Für das Wohl des Volkes konnte er jede Art von Ungerechtigkeit und alle Schikanen erdulden. Die ihn unterdrückten, verfluchte er nicht. Die ihn in den Kerker warfen, wünschte er stets nur Heil (salah) und Glaube (iman). Für sein Ideal zu sterben, war für ihn eine einfache Sache. Er ernährte sich von einer Schale Suppe, einem Glas Wasser und einem Bissen Brot. Seine Kleidung war nur sehr einfach und bescheiden. So trug er nur eine wattierte Jacke aus einem weißen amerikanischen Stoff. Seine Unterwäsche wechselte er, bevor sie schmutzig geworden war und ließ sie waschen. Stets achtete er sehr sorgfältig auf seine Sauberkeit. Papiergeld nahm er niemals in die Hand und trug es nicht bei sich. Als Eigentum besaß er nichts in dieser Welt (dunya). So lebte er nicht für sich selbst, sondern für die Gemeinschaft. Äußerlich betrachtet war er zwar klein von Wuchs, jedoch Achtung gebietend, ja geradezu majestätisch. Seine Augen strahlten von sich ein Licht (Nur) aus, das leuchtete wie die Sonne. Seine Blicke hatten etwas geradezu Königliches. Äußerlich (maddi) betrachtet mag er vielleicht der ärmste Mensch der Welt sein, innerlich (manevi) gesehen gleicht er dem König der Welt (alemin sultani). Das Leiden hat in seinem Leben von über achtzig Jahren kaum Spuren hinterlassen; nur seine Haare wurden grau. Seine Haut war stets von einem leicht lichten rosarot. Er trug keinen Bart. Und er war auch stets wach und munter wie ein junger Mann. Er war ruhig und ausgeglichen. War er jedoch einmal in Aufregung geraten, so erhob er sich löwengleich (aus seinem Schneidersitz) auf die Knie (und sprach in dieser Haltung weiter) wie ein König (shahenshah). Was er am allerwenigsten mochte, war die Politik. Seit fünfunddreißig Jahren hat er keine Zeitung mehr in die Hand genommen. Er hat mit seinem Interesse für weltliche Angelegenheiten (dunya) gebrochen. Vom Abendgebet bis zum Morgengebet und auch noch danach bis zum Mittagsgebet empfing er niemanden, blieb vielmehr im Gebet (ibadet) versunken. Und schlief nur sehr wenig. Auch seinen Schülern verbot er streng jeglichen Umgang mit politischen Themen. Die überall im Lande lebenden, mehr als sechshundert Tausend, ja vielleicht eine Million, Schüler sind die tugendhaftesten Kinder des Landes. Auch die Anzahl der Schüler, die an den verschiedenen Fakultäten einer Universität Naturwissenschaften studieren, ist sehr hoch und geht in die Hunderte, ja Tausende. Es gibt keinen Nur-Schüler, der nicht in seiner Klasse der tugendhafteste und der fleißigste wäre. Es gibt im ganzen Lande unter all den hundert Tausenden Schülern der Risale-i Nur keinen einzigen, der irgendwo auf Erden jemals die öffentliche Sicherheit gestört, ja auch nur einen derartigen Versuch unternommen hätte; und nie wurde irgendwo dergleichen registriert. Ein jeder Nur-Schüler ist von Haus aus ein Wahrer von Ruhe und Ordnung im Lande und ihr Wächter von seiner inneren (manevi) Einstellung her. Ich habe (den Meister) gefragt, ob er während seiner Reise gelitten habe. Er gab mir zur Antwort, dass das, was ihm Kummer macht, nur die Gefahren sind, denen der Islam ausgesetzt ist. Früher kamen diese Gefahren von außen. Deswegen war auch der Widerstand dagegen leicht. Heute aber lauert die Gefahr von innen. So ist der Wurm bereits in den Körper eingedrungen. Damit ist auch Widerstand dagegen schwierig geworden. Ich befürchte, dass das Gemeinschaftswesen dem nicht zu widerstehen vermag, weil es den Feind nicht erkennt. Es hält seinen größten Feind, der an seinen Nerven nagt und sein Blut trinkt, für seinen Freund. Wenn der scharfsinnige Blick einer Gemeinschaft auf solche Weise erblindet, gerät die Burg des Glaubens (iman) in Gefahr. Das also ist meine Sorge; es ist dies meine einzige Sorge. Darüber hinaus habe ich gar keine Zeit, an den Kummer und die Sorgen, denen ich in meiner Person ausgesetzt bin, auch nur zu denken. Ach wäre ich doch nur tausendfach mehr dergleichen Kümmernissen ausgesetzt, wenn nur die Burg des Glaubens (iman) in Sicherheit (selamet) bliebe! Geben Ihnen denn die hundert Tausenden Ihrer gläubigen Schüler keine Hoffnung und keinen Trost für die Zukunft? Doch, schon, ich bin da keineswegs völlig hoffnungslos... ............ Die Welt (dunya) ist in eine große innere (manevi) Krise hineingeraten. Eine aus der westlichen Gemeinschaft geborene Krankheit erschüttert die inneren (manevi) Fundamente; ein Unheil, eine Seuche, eine Pest breitet sich über die Erde aus. Dieser fürchterlichen Krankheit entgegen: mit welchen Mitteln und Möglichkeiten wird die islamische Gemeinschaft ihr entgegen treten? Etwa mit den verdorbenen, verfaulten, verwesten, hohlen Rezepten des Westens? Oder doch besser mit den taufrischen Grundsätzen einer islamischen Gemeinschaft? Ich sehe die hohen Häupter in Gottvergessenheit (ghaflah). Die Burg des Glaubens (iman) kann die verrotteten Säulen des Unglaubens (kufr) nicht bewahren. Deshalb habe ich all meine Bemühungen einzig um des Glaubens (iman) willen gebündelt. Doch sie verstehen die Risale-i Nur nicht oder wollen sie nicht verstehen. Sie denken, dass ich der Hodja einer Medresse bin, der in dem scholastischen Sumpf versunken ist. Doch ich habe mich auch mit den positiven Wissenschaften, also den Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften dieses Jahrhunderts beschäftigt. Zu diesem Zweck habe ich auch ihre tiefsten Fragestellungen durchgearbeitet. Ja ich habe zu diesem Zweck sogar selbst einige Werke verfasst. Doch darin finden sich keine derartigen mantischen Spitzfindigkeiten. Auch leihe ich mein Ohr nicht den Taschenspielereien ihrer Philosophen. Stattdessen behandle ich in ihnen das innerliche Leben einer Gemeinschaft, ihre geistige (manevi) Existenz, ihr Gewissen und ihren Glauben (iman). Ich arbeite einzig auf der Grundlage der Einheit und des Glaubens (tauhid ve iman), die der Qur'an gelegt hat und welche die tragenden Säulen der islamischen Gemeinschaft sind. An dem Tage, da diese erschüttert werden, gibt es keine Gemeinschaft mehr. Sie sagen zu mir: "Warum hast du diesen oder jenen angerempelt?" Doch ich habe das gar nicht bemerkt. Denn vor mir brennt ein entsetzliches Feuer. Die Flammen lodern zum Himmel empor. In ihnen brennt mein Kind. Mein Glaube hat Feuer gefasst und brennt. Ich laufe, diesen Brand zu löschen, meinen Glauben zu retten. Auf dem Wege wollte mich jemand stolpern lassen und da bin ich ihm auf den Fuß getreten. Welche Bedeutung hat das nun? Hat dieser kleine Zwischenfall vor diesem entsetzlichen Feuer noch irgendeine nennenswerte Bedeutung? Was für eine engstirnige Denkweise! Was für beschränkte Ansichten! Denken sie etwa, dass ich solch ein selbstsüchtiger Mensch bin, der nur sich selbst (nefs) zu retten denkt? Um den Glauben (iman) der Gemeinschaft zu retten, habe ich meine Welt (dunya) zum Opfer gebracht, habe auch (das Streben) nach dem Jenseits (akhiret) aufgegeben. In den mehr als achtzig Jahren meines Lebens (hayat) habe ich so etwas wie die Freuden dieser Welt (dunya) gekannt. Mein ganzes Leben habe ich auf Schlachtfeldern, in Gefangenenlagern, in den Gefängnissen dieses Landes und vor den Gerichtshöfen dieses Landes verbracht. Keine Misshandlung ist mir erspart geblieben und es gab keine Schikane, die ich nicht erfahren hätte. Vor dem Kriegsgericht (1909) und während (meiner Kriegsgefangenschaft 1916) hat man mich wie einen Verbrecher behandelt. Wie einen Vagabunden hat man mich aus der einen Provinz deportiert und in die nächste Provinz verbannt. Während der monatelangen (Haft) in den Gefängnissen des Landes hat man mir jeden Verkehr mit der Außenwelt untersagt. Oftmals hat man versucht, mich zu vergiften. Man hat mich auf die verschiedensten Arten beschimpft und beleidigt. Ja, es gab eine Zeit, in der ich diesem Leben (hayat) tausendmal den Tod vorgezogen hätte. Würde mein Glaube (din) es nicht verbieten, mir das Leben zu nehmen, vielleicht würde Said heute unter der Erde liegen und vermodern. Meine Natur kann all das Elend und die Beleidigungen nicht ertragen. Die Würde und Unerschrockenheit, wie sie mir der Islam verleiht, verbieten mir streng, mich in einem solchen Zustand zu befinden. Bin ich also einmal in einen derartigen Zustand hineingeraten, so lasse ich mich dennoch nicht von wem auch immer, und sei es auch ein grausamer, gewalttätiger und blutgieriger feindlicher Kommandant, erniedrigen. Ich werde diesem blutdürstigen Gewaltmenschen ins Angesicht widerstehen. Er könnte mich in den Kerker werfen und mit dem Galgen drohen, es wäre nicht von Bedeutung. Und so habe ich es auch erlebt. Es ist alles so gewesen. Hätte dieser blutdürstige Kommandant nicht seine Grausamkeiten nach einige Minuten aus seinem Herzen, seinem Gewissen verbannt, wäre Said erschossen worden und hätte sich der Schar der Unschuldigen beigesellt. So ist denn mein ganzes Leben (hayat) mit solchen Plagen, Qualen, Übeln und Anstrengungen vergangen. Ich habe für den Glauben der Gemeinschaft meine Seele (nefs) und mein ganzen irdisches Leben (dunya) auf dem Wege der Glückseligkeit und des Segens (selamet) aufgeopfert. Möge das so recht (helal) sein! Ich habe sie noch nicht einmal verflucht. Denn auf diese Weise hat die Risale-i Nur mindestens hundert Tausend, ja vielleicht einigen Millionen Menschen - die genaue Zahl weiß ich nicht - der Staatsanwalt in Afyon spricht von fünfhundert Tausend, aber vielleicht waren es mehr, als Fahrzeug zur Rettung ihres Glaubens (iman) gedient. Wenn ich sterbe, kann ich nur mich allein retten. Bleibe ich aber am Leben und ertrage ich so alle Mühen und Plagen, so kann ich dadurch den Glauben (iman) so vieler (Menschen) retten. Dafür sei Gott tausendmal Dank (hamd)! Außerdem habe ich, um für die Gemeinschaft den Glauben (iman) sicher (selamet) zu stellen, auch (ein Leben) für das Jenseits (akhiret) geopfert. Ich hatte niemals die Liebe für das Paradies (djennet) noch die Furcht vor der Hölle (djehennem) im Sinn. Für die Gemeinschaft, d.h. für den Glauben (iman) von fünfundzwanzig Millionen Türken habe ich nicht einen Said, nein Tausend Said geopfert. Wenn es für den Qur'an in dieser Welt keine Gemeinschaft mehr gibt, will ich auch das Paradies (djennet) nicht mehr. Es würde mir dort zu einem Gefängnis werden. Sehe ich erst den Glauben (iman) meines Volkes in Sicherheit (selamet), werde ich auch damit zufrieden sein, in den Flammen der Hölle (djehennem) zu brennen. Denn während mein Leib brennt, wird mein Herz zu einem Garten voll blühender Rosen. Der Ehrenwerte Meister (Hazret Ustadh) war ganz Feuer und Flamme. Er glich einem feuerspeienden Vulkan. Wie ein Sturmwind peitschte er das Herz der See zu Bergen wogender Wellen auf. Gleich einem Springbrunnen sprudelten seine Worte majestätisch gleich heilendem Wasser (semsem) aus ihm empor. Stets konnte er alle begeistern. Für ihn war das Volk gleich einem Katheder, von dem aus er stets seine Rede fortsetzte und nicht wollte, dass man ihn unterbrach. Ich spürte einmal seine Müdigkeit und fragte ihn, weil ich dieses beunruhigende Thema wechseln wollte: "Hat man Sie vielleicht vor dem Gericht unter Druck gesetzt?" ............ Ja gibt es denn im Gesetz einen Artikel, der es zu einer Straftat deklariert, wenn jemand sich dafür ausspricht, dass unsere Frauen, unsere ehrenwerten Mitschwestern während des Religionsunterrichtes im Rahmen der islamischen Erziehung ihre Scham bewahren und auf ihre Ehre achten? Ich (Ustadh) habe die Dozenten, die sich mit dem Rechtswesen (huquq) befassen, nach ihrem Wissen befragt, wenn es darum geht, Beweise für eine Absicht aufzuzeigen, wobei es darum geht, ob der Sinn (mana) von Ausdrücken, wie: "Es tauchte in meinem Herzen (qalbe) die folgende Wahrheit (haqiqat) auf" vielleicht der sein könnte, sich damit einen persönlichen Einfluss verschaffen zu wollen. Die Zusammenkunft mit unserem Meister hatte sich sehr in die Länge gezogen. Darum bat ich ihn nun um die Erlaubnis (mich zu verabschieden). Denn es war jetzt zu später Stunde Zeit geworden. 1952 Eshref Edib * * * Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 Said Nursi und seine Schüler Es gab da einen glücklichen alten Mann. Der war von allen Seiten (mit Menschen) zwischen acht und achtzig Jahren aller Generationen umgeben. Jeder hatte ein anderes Alter, seinen eigenen Kopf und eine besondere Arbeit. Doch diese Verschiedenheit brachte keine Trennung mit sich. Sie alle glauben nur an den Einen... Gott!... Gott, der der Herr der Welten (alemlerin Rabbi olan Allah) ist... an Seinen erhabenen Propheten... an Sein großartiges Buch... Es herrscht unter ihnen eine Atmosphäre (hal), als sei der Qur'an gerade erst offenbart worden, so, als habe ein jeder gerade gefunden, was er schon immer gesucht hatte. Betrachtet man Said Nursi und seine Schüler, so hat man das Empfinden, als sei dies das Glückliche Zeitalter (Asr-i Sa'adet). Ihre Gesichter sind Licht (Nur). Licht (Nur) erstrahlt aus ihrem Inneren. Licht (Nur) umgibt sie von außen... Alle fühlen sich innerlich wohl... Rein, erhaben, unbegrenzt und ohne Ende ist allein Er und Ihm sind sie verbunden. Er allein ist stets überall der Allseiende, Allsehende, dem auch sie als dem Schöpfer aller Welten in Hingabe verbunden sind. Ganz hingegeben zu laufen, in Liebe (vertrauensvoll geführt wie) ein Blinder zu gehen... in der Tat!... welch eine große Glückseligkeit! Said Nursi ist ein alter Mann, der schon in drei verschiedenen Zeitepochen gelebt hat, ein alter Mann, der (in seinem Leben schon viele) Tage gesehen hat. Die drei Epochen: Meshrutiyet, {Meshrutiyet: die Zeit nach Bekanntgabe der Konstitutionellen Monarchie (1908-1922) (A.d.Ü.)} Ittihad ve Terakki, {Ittihad ve Terakki: die Zeit der Partei für "Einheit und Fortschritt" (1908-1918) (A.d.Ü.)} Djumhuriyet. {Djumhuriyet: die Zeit der Türkischen Republik (seit 1923) (A.d.Ü.)} Diese drei Perioden erfüllt von Umsturz, Zerfall und Zusammenbruch. In all diesen Jahren gab es niemanden, der (nicht unter der Last der Ereignisse) fast verzweifelt wäre. (Doch da blieb fest stehend) auf seinen Beinen... dieser aus dem Osten gekommene, aus dem Lande der aufgehenden Sonne nach Istanbul gegangene Mann. Sein Glaube (iman) steht fest wie die Berge. Dieser Mann hat während dieser drei Epochen allem Bösen die Brust seines Glaubens (iman) als Schutzschild dargeboten. Er sagte: "Oh Gott!" Er sagte: "Oh Prophet!" Etwas anderes aber sagte er nicht. Und er trug den Kopf hoch und stolz wie der Berg Ararat. Kein Tyrann vermochte ihn zu beugen; kein Gelehrter konnte ihn besiegen... Unüberwindlich und furchteinflößend wie ein Felsengebirge stand sein Wille (irade) da... Sein Geist war von rascher Auffassungsgabe... So war dieser Said Nursi!... (Verfahren) vor dem Kriegsgericht, vor dem Strafgericht, Umstürze und Reformversuche, Galgen, die man für ihn errichtete... Verbannung... (nichts dergleichen) konnte diesen zutiefst Eindruck erweckenden Mann, diesen geistig so durchdrungenen Mann von seinem Weg abbringen! Er leistete all diesen Dingen mit unerschütterlicher Kraft (quvvet) und unbeugsamem Mut, der ihm aus seinem Glauben kam, Widerstand. "Soweit ihr glaubt, werdet ihr in jedem Fall überlegen sein." Heißt es im Ehrenwerten Qur'an (Sure "Al-i Imran", Ayah 139). Said Nursi begegnete so in etwa das Wort Gottes! Wir haben seine Verteidigungsreden gelesen, die er vor den Gerichten gelesen hat. Diese Verteidigungsschriften, dienen nicht etwa der Selbstverteidigung (nefs). Sie sind die Verteidigungsschriften für einen großen Ruf (dava, geradezu eine Einladung). Ein Werk der Kühnheit und des Mutes eines solchen Geistes und geradezu ein Wunderwerk... Warum war Sokrates eine solche Geistesgröße? Etwa, weil er um einer Idee willen das Leben (hayat) für gering achtete? Auch Said Nursi ist wenigstens ein solcher Sokrates. Doch von Seiten der Feinde des Islam gilt er als rückständig und man hält ihn für einen Fanatiker. Für sie muss man, um als groß zu gelten, ein Ausländer sein. Man hat ihn von Gericht zu Gericht geschleppt. Doch selbst noch als Gefangener zeigte sich seine Überlegenheit. Man warf ihn von einem Gefängnis ins nächste. Doch für ihn waren Gefängnisse und Kerker eine Schule Josefs (Medrese-i Yusufiye). Said Nursi strahlte ein Licht (Nur) aus, das die Kerker erfüllte, ein Licht (Nur), das die Herzen erleuchtete. Zahllose brutale Mörder, unzählige Gegner eines ordentlichen, ehrenwerten Lebens sinken vor diesem Vorbild des Glaubens (iman) in sich zusammen (wie Schnee vor der Sonne und stehen) wie neu geschaffen wieder auf. Sie alle nehmen die Haltung (hal) eines ruhigen, friedlichen (selim) Gläubigen (mu'min) und guten Staatsbürgers an... Welche eurer Schulen (mekteb), welches eurer Erziehungssysteme hat so etwas zustande gebracht, könnte so etwas erreichen? Man hat ihn von einem Exil ins nächste verbannt. Und ein jeder Verbannungsort wurde für ihn zur wahren Heimat. Wohin er auch kam, wohin man ihn auch in Verbannung schickte, dort sammelte er um sich herum aufrechte, saubere Gläubige (mu'min). Gesetze, Verbote, zivile und militärische Polizei, die dicken Wände eines Gefängnisses konnten ihn keinen Augenblick lang von seinen gläubigen (mu'min) Mitbrüdern trennen. Diese zwischen den Schülern angestauten kompakten Blockaden (kesafet) wurden durch die Religion (din), die Liebe (ashk), den Glauben (iman) ihres Lehrers (murshid) in den Zustand (hal) einer Leichtigkeit (letafet) versetzt. Die Begrenzungen, ja Bedrohungen (tahdid ve tehdid) blinder Kräfte (quvvet), einer toten Materie erzeugten in den Ozeanen des Geistes (ruh) hohe Wellen. Diese Wellen aber nahmen ihren Weg aus den Gemeindesälen der Dörfer, breiteten sich dort Stufe um Stufe nach allen Seiten hinaus und erreichten schließlich sogar die Tore der Universitäten. Jahrelang wurde zertreten, was den Kindern des Landes heilig (muqaddesat) war und eine solcher Art vernachlässigte Generation dürstet nun nach dem Glauben, eilt auf den Spuren (des Meisters), folgt seinem Licht (Nur). Die Botschaft des Meisters vom Licht (Ustadhin Nur Risaleleri) eilte von Hand zu Hand, von Mund zu Mund durch die Provinzen und verbreitete sich überall. Junge und Alte, Ungebildete und Intellektuelle zwischen acht und achtzig Jahren: ein jeder entnahm sich aus ihr seinen Teil und wurde von ihrem Licht (Nur) erleuchtet. Ein jeder von ihnen wurde zu einer Druckerei, einer Druckerpresse. So wurde der Glaube (iman) zum Kampf gegen die Technik herausgefordert. Und die Risale-i Nur wurde Tausende Male abgeschrieben und vervielfältigt. Die Blinden, denen das Licht (Nur) der Augen erloschen ist, deren innere Welt, in der das Licht (ishik) erloschen ist, zur Ruine geworden ist, fürchteten sich nun vor diesem Licht (Nur) wie vor einem Scheinwerfer (ishik). Und so haben sie sich denn nicht gescheut, zu behaupten, dieser verehrungswürdige Mann stelle sich "den Reformbestrebungen (des Landes) entgegen, wende sich gegen den Laizismus", und ihn immer wieder vor Gericht gestellt, ihn wieder und wieder ins Gefängnis geworfen. Viele Male haben sie versucht, ihn zu vergiften. Sie haben ihm Gift gegeben und eine allgemeine Vergiftung (hat sich in seinem Körper ausgebreitet). Die Kerker aber wurden zu Schulen (dershane)... Ihr Licht (Nur), das Licht (Nur) des Qur'an, das Licht (Nur) Gottes überschritt die Grenzen ihres Heimatlandes und verbreitet sich nun in der gesamten Islamischen Welt. Heute gibt es in der Türkei und allen ihren (ehrenamtlichen, sozialen und wohltätigen) Vereinigungen und für jeden Einzelnen, der sein Land liebt, eine Kraft (quvvet), Said Nursi und seine Schüler, der sie ihre Ehrerbietung erweisen sollten. Sie haben keinen Verein, kein Vereinslokal, keinen Ort, keine Einrichtung, keine Partei, keine Lautsprecher, keine öffentlichen Ansprachen, Veranstaltungen, Auftritte, Paraden, Demonstrationen. Es ist dies eine gewaltige Anzahl namenloser Vollendeter, die sich bewusst, gläubig und überzeugt einem großen Ideal (dava) hingegeben haben. O. Yüksel Serdengeçti Bediüzzaman wird vergiftet Vor sieben Jahren von heute an (zurück gerechnet) hat man, in einer erbärmlichen Zeitepoche, wo die Gesetze mit Füßen getreten, die Menschenrechte ans Kreuz geschlagen, die Freiheit für nichtig erachtet, der persönliche Wille und Ehrgeiz für höher gehalten wird als die Gesetze, einen achtzig jährigen Greis, einen Religionsgelehrten (din alimi) in das Städtchen Emirdagh im Vilayat Afyon verbannt. Man hat ihn dazu gezwungen, sich beim Einwohnermeldeamt anzumelden. So wurde ein Denker, dessen einziges Ziel es war, die Weisungen des Ehrwürdigen Qur'an zu verkünden und die Menschen in der Rechtschaffenheit und allem, was gut und ehrenhaft ist, zu unterweisen, ins Exil geführt... Und so hat man ihn, der an der Front sein Blut zu vergießen bereit gewesen war, in seiner eigenen Heimat in einer Weise ungerecht behandelt und schikaniert, wie sie selbst die Inquisitionsgerichte eines Menschensohnes für unwürdig erklärt hätten. Man versuchte ständig, ihm vorzuschreiben, wie sein Backenbart und wie sein Schnurrbart auszusehen habe und wie er sich kleiden müsse, Polizisten trieben ihn mit Gewehrkolben vor sich her, ja, man wollte ihn sogar zum Tode verurteilen. Auch noch an seinem Verbannungsort ließ man ihn nicht in Ruhe. Dabei hielt die Bevölkerung dieses kleinen Städtchens es wie alle Türken für ihre Gewissenspflicht, dieser Persönlichkeit, die durch ihre wissenschaftlichen Werke, ihre Handlungen und ihre Haltung allgemein bekannt geworden ist, die von den Ahnen ererbte Gastfreundschaft zu erweisen (musellem), sowie auch den Alten, Fremdlingen und Obdachlosen zu Hilfe zu eilen. Diese Persönlichkeit, welche den Ernst und die Würde des Islam und das Ansehen der Wissenschaft (ilm) zu wahren wusste und sich niemals um irdischer (dunya) Freuden willen irgendwelche Mühe gab, hatte zudem auch absolut keinerlei Verbindung zu irgendeiner politischen Partei oder Organisation. So wie man das in der Türkei mit jedem gebildeten Menschen von Glaube (iman) und Charakter machte, wurde auch sein Haus oftmals durchsucht, er wurde vor die Gerichte geschleppt, alle seine Werke, seine Briefe und auch noch die kleinsten Kleinigkeiten wurden beschlagnahmt und er selbst wurde unschuldig in die Gefängnisse geworfen und dem Elend überlassen. Und wir sagen in der Tat, dass er unschuldig war. Denn angefangen vom Gouverneur und dem Bürgermeister bis hin zu den Polizisten in den einzelnen Wachlokalen bot sich, wenn sie in ihrer niederträchtigen Begierde darauf brannten, um ihres Stolzes willen bei ihren Vorgesetzten an Ansehen zu gewinnen und in ihren Ämtern befördert zu werden, die ansonsten so seltene Gelegenheit, den Meister (Ustadh) zu quälen und zu peinigen und ihn in den Gefängnissen elendiglich schmachten zu lassen. Die Ursachen für das Unrecht und alle diese Schikanen muss man in der Tendenz jener Zeit suchen, die Gewissensfreiheit und die Islamiyet zu unterdrücken, um so die Religion (din) zu bekämpfen. Unter den damaligen Verhältnissen (hal) war eine derartige Haltung keineswegs erstaunlich. Denn wenn sich im Lande damaliger Zeit, in der man eine gottlose, materialistische, ihren bestialischen Empfindungen unterworfene Generation im Untertanengeist erziehen wollte, eine solche Persönlichkeit, die ihr eigenes Leben bis zur Selbstaufopferung gering schätzte, sich in die Arena warf, weil sie eine Jugend wollte, die (von den Gedanken) der Freiheit, der Moral und des Glaubens erfüllt und nicht in tierischen Gefühlen gefangen ist, und für dieses Ideal wirken wollte, so war sie deshalb mit Sicherheit nicht gern gesehen. Für die Schmarotzer, die es sich zur Gewohnheit gemacht haben, auf dem Rücken von Millionen zu leben und die Rechte (haqq) des Volkes mit Füßen treten, ist dies aber ein furchterregender Zustand (hal). Diese Verfolgung und die Unterdrückung setzt sich seit vielen Jahren fort. Die Häuser derer, die Kontakte mit ihm unterhalten, mit ihm im Briefwechsel stehen oder ihm zu Hilfe geeilt sind, werden durchsucht und sie selbst verkommen im Gefängnis zu Afyon, während ihre Frauen und Kinder auf der Straße zu Not und Elend verdammt sind. Sein mit der Hand geschriebener Ehrwürdiger Qur'an und alle Teile der Risale-i Nur, die ja dessen Kommentar (tefthir) ist, wurden, als wären es Dokumente eines Hochverrats, beschlagnahmt und dem Staatsanwalt übergeben. Während der gesamten Prozessdauer blieb der Haftbefehl weiter bestehen und so blieb (der Meister) weitere zwanzig Monate lang im Gefängnis unschuldig in Haft. So ist es denn jetzt so weit gekommen, dass das Gefängnis in Afyon, in dem sich alle diese Dinge ereignet haben, von unschuldigen, nichts ahnenden Landsleuten überfüllt ist, die kein anderes Verbrechen begangen haben, außer an Gott zu glauben und seine Gebote zu erfüllen. Die Ungerechtigkeiten und die Schikanen, die man nun für angemessen hält, und über die selbst der Teufel entsetzt gewesen wäre, sind bereits zu einem Höhepunkt gelangt, den man als einen Zustand von Grausamkeit bezeichnen kann. So wie dereinst Jerusalem zum Spielplatz der Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten, welche die Israeliten an ihren Propheten verübten, geworden war, so ist heute auch Afyon zu einer zweiten Stadt geworden, in der die Menschenrechte geschunden und die Bürgerrechte ans Kreuz geschlagen werden. Bei den Wahlen am 14. Mai 1950 wurde diese Diktatur nach einem Viertel Jahrhundert endlich mit Stumpf und Stil ausgerottet und stürzte krachend in sich zusammen; worauf sich das Volk endlich wieder als Herr seiner eigenen Zukunft fühlen durfte und in grenzenlosem Jubel ein Freudenfest (bayram) veranstaltete. ............. Nach dem 14. Mai 1950 erwartete nun jederman einen Wandel und musste dennoch sehen, wie der Gouverneur (vali) und die Bürgermeister ihre alten Gewohnheiten fortsetzten. Noch immer werden zwei, drei Landsleute, die sich miteinander unterhalten, von den Untersuchungsbeamten verfolgt und steht das Haus von Bediüzzaman auch weiterhin unter Beobachtung. Desgleichen darf selbst ein Oberwachtmeister nach den Gesetzen der Türkischen Republik ohne einen (schriftlichen) Durchsuchungsbefehl in seiner Hand (keine Wohnung betreten), weil er ja sonst (die Gesetze) über die Unverletzlichkeit der Wohnung verletzen würde. Vermisst er sich dennoch dazu, wird er nicht erleben, dass man ihn dafür bestraft. Auch wird der Meister (Ustadh) wegen seiner Art, sich zu kleiden, auch weiterhin belästigt; wie in der Zeit der vorigen Regierung werden Besucher weiterhin aufgeschrieben und ins Wachlokal gerufen. ............. Sie wollten einen achtzig Jahre alten Religionsgelehrten (din alimi) töten, der dem Volk sein Leben gewidmet hat, indem sie ihm sogar noch am Abend vor dem Großen Festtag (Ramazan Bayrami) zum Fastenbrechen (iftar) Gift ins Essen mischten. Welch eine Katastrophe, was für ein unerträglicher Zustand (hal) ist doch das! Er wurde isoliert. Er wurde ständig überwacht. Draußen vor der Türe hielt ein Wärter die Wache, während er drinnen mit dem Tode allein gelassen war. Welche Schande! Kommt ihr Leute des Islam! Weinen wir alle zusammen! Ach nein, oh nein! Mit Weinen und Wehklagen können wir einen solchen Schmerz nicht heilen... Um Gottes willen wollen wir uns alle miteinander einsetzen! Nihat Yazar * * * Bediüzzaman Said Nur Wie unendlich viele kampfesmutige Erneuerer (mudjahid mudjeddid) und große Menschen mit einem umfassenden Geist (mana) hat nicht die Türkei hervorgebracht, die ja auch heute noch die Wiege solch großer, genialer Menschen ist! Die Lebensumstände (hayat shartlari), die ihnen (letztendlich) zu besserer Einsicht (idrak) verhalfen, die Anerkennung (itibar), die sie auf diese Weise fanden und der Respekt (hürmet), den man ihnen entgegen brachte, gereichte ihrer Würde und ihrem Ansehen keinesfalls zum Nachteil, sondern waren ihnen, wenn sie auf dem rechten (haqq) Wege voran schritten, stets nur von großem Vorteil. Diese Umstände (shart), so wie sie sich auch uns im Spiegel der letzten fünfundzwanzig Jahre wieder gezeigt haben und deren Ungerechtigkeiten wir aufs Schwerste ausgesetzt waren, haben uns zugleich auch einen solchen genialen Menschen geschenkt, der in schweren Mühen und Kämpfen (mücadele ve mücahede) geformt, von der Größe seiner Botschaft (dava) und seines Glaubens (iman) inspiriert (ilham) war und dessen Größe noch bis in die entferntesten Ecken dieser Welt (dunya) gedrungen ist, ein leuchtendes (Nur) Vorbild an Tugend (fadilet). Dieser Mensch, der mit seinem Licht (Nur) die Dunkelheit über den Gewissen so vieler Menschen erleuchtet hat, der mit seiner Kraft (qudret) dem schwachen Glauben (iman) so vieler Menschen wieder neuen Mut gebracht und mit seinem Geist (dehasi) den Seelen (ruh) so vieler vom Pech verfolgter Menschen eine neue Begeisterung (ilham) eingeflößt hat, diese große Persönlichkeit war sicher und eindeutig Hazret Said Nursi. Viele Menschen, die sich auf ihrem Wege verirrt hatten, haben bei ihm Unterricht in Tugend und Opferbereitschaft genommen und fanden sich am Ende glücklich und zufrieden in einem lichtvollen Garten wieder. Dieser höchst ehrenwerte Mann verfügte über eine Intelligenz und eine Standhaftigkeit, die ebenso stark (quvvet) war wie sein Glaube (iman). Er war eine einzigartige Persönlichkeit, die sich zwanzig Jahre lang ohne mit der Wimper zu zucken der Unterdrückung und dem Unrecht entgegen warf und den fürchterlichen Schikanen und Ungerechtigkeiten mit der aus seinem Glauben (iman) geborenen Kühnheit Widerstand bot. Die ganze islamische Welt (dunya) konnte sich der Anziehungskraft dieses Pols (qutub) nicht entziehen. Dieses Licht (Nur), dass da über einer öden und einsamen Eck der Türkei aufgegangen war, dessen Strahlen sich bis nach Pakistan und nach Indonesien ausgebreitet haben, verbreitet nun auch über unserem Volk einen Hof von Licht (hale). Wie sehr zu bedauern ist es doch, dass dieser großartige und so gesegnete Mann, der uns eine solche Ehre hat zukommen lassen, unseren blind und trübe gewordenen Herzen wieder neuen Glanz geschenkt und die Menschen, die sich auf ihrem Weg verirrt hatten, wieder auf den rechten (haqq) Weg geführt hat, an Stelle des ihm geschuldeten Respekts nur Unrecht und Unterdrückung erfahren hat. Doch all dies konnte ihn weder entmutigen, noch von seinem Wege abbringen. Im Gegenteil: er wusste ganz genau, dass ohne Kampf, ohne Opferbereitschaft und ohne jegliche Geburtswehen seine Botschaft (dava) niemals Wurzeln schlagen kann. Doch wie dem auch sei: wie sehr wir uns auch wünschen mögen, das Licht dieser Sonne auszulöschen: sein Licht (Nur) wird die dunklen Herzen wie mit einer Fackel entzünden und durch sie erleuchten. Das ist für diesen großen Menschen nur rechtmäßig (haqq) und die Frucht seiner Botschaft (dava). Wie glücklich er doch ist! Djevat Rifat Atilhan * * * Bediüzzaman Said Nur Bediüzzaman Said Nursi ist der Name eines prächtigen Menschen und großen Lehrers (murshid), der, aufgewachsen und ausgebildet in diesem schönen türkischen Heimatland, als ein genialer Mensch der gesamten Menschheit zum Vorbild geschenkt worden ist. In seinem fast neunzig Jahre währenden Leben (hayat) hat er an jedem Tag einen Lichtglanz (nur halesi) und eine Leuchte der Tugend (fadilet ishighi) in den Geist (ruh) und Verstand der türkischen Generationen eingepflanzt, gleich einem Ring seiner Durchsetzungskraft und seines Glaubens (iman), der ihn (täglich im Gebet mit Gott verbindet); und dieses Licht (Nur) hat jahrelang viele betrübte und nachtdunkle Seelen (ruh) erleuchtet und sie auf dem rechten, guten und lichtvollen Wege geleitet. Dieser großartige Meister (Ustadh) Hazret Said Nursi, der ein Wahrzeichen seines von Gott gegebenen Verstandes und Gottes außerordentlich großzügige Gabe war, gebrauchte sein Durchsetzungsvermögen und seine Standhaftigkeit im Glauben (mu'min) für Wohlfahrt und Fortschritt dieses kostbaren Volkes, setzte sich ein für seine Entwicklung; und sein Licht (Nur) überflutete die Türkei und seine benachbarten Länder und verbreitete sich bis hin nach Pakistan und Indonesien. Und so ist es denn unmöglich, die Strahlen dieses Lichtes (Nur), die Ethik, die es den Menschen schenkt und die Funken der Tugend in einem einzigen Scheffel {Hohlmaß für schüttbare feste Körper (z. B. Getreide) (A.d.Ü.)} der Werte und Wertschätzungen zu fassen. In seiner Größe, mit seiner Durchsetzungskraft, seinem festen Willen (irade), seiner starken Überzeugungsfähigkeit und allen Eigenschaften seiner edlen Menschlichkeit ist er für uns alle beispielhaft, ja geradezu ein Vorbild geworden. Und das nicht nur für uns, nicht nur für die Muslime, nein: in seiner großen menschlichen Persönlichkeit kann die gesamte Menschheit alle Beispiele für seinen Adel, seine edle Herkunft, seine Moral, seine Tugend, ja sogar seinen großen Glauben finden und in einer geradezu die Augen blendenden (Klarheit) betrachten. Und alle türkischen Kinder können mit Stolz auf ihr Land blicken, dass einem solch göttlichen Intellekt, einer solch großartigen Persönlichkeit, einem solchen von grundauf ehrlichen Menschen als Wiege gedient hat. Vorgestern wurde nun wieder einmal gegen ihn verhandelt. Aus dieser Verhandlung haben wir zwei Dinge gelernt: Erstens hat die edle Generation der jungen Türken einen tiefen Respekt und ein großes Interesse an seiner erhabenen Moral (uluvv-u ahlak), seinem hohen Glauben und seiner Willenskraft (irade)... Auf der anderen Seite aber (stehen diejenigen Menschen), die sich in ihrem Luxus, durch ihren Rang und ihre Stellung, in ihrem heutigen vergänglichen (fani) und armseligen Dasein über das Elend eines rückständigen türkischen Volkes zu erheben suchen, wobei sie ihre vergifteten Eingebungen (ilham), ihre Aufträge und ihren Mut (quvvet) von den geheimen, revolutionären, zerstörerischen, internationalen Feinden aller türkischen (Werte) übernommen und das Verhalten von Menschen niederer Herkunft und unbekannter Abstammung angenommen haben. Es ist eine Schar (von Menschen), die gegenüber einer großen Menge, bestehend aus einer Versammlung Hunderttausender junger gebildeter Türken nun erschrocken versuchen, ihre vergifteten, böswilligen, destruktiven Federn, wenn auch ängstlich und zitternd, heimtückisch gegen sie zu verwenden, um letztendlich mit ihrem altmodischen Geschwätz die wahren Werte (dieser jungen Leute) verächtlich zu machen. Dabei können wir den folgenden Vergleich anstellen: ein unserem großen Meister (Ustadhi Adham) ebenfalls sehr ähnlicher großer Mensch war Mahatma Gandi, der Anführer der indischen Befreiungsbewegung. Er ist der englischen Gewaltherrschaft, dem englischen Imperialismus mit seiner furchterregenden Ausbeutung und Besatzungspolitik Herr geworden und hat viele Jahre (seines Lebens) dem Dienst an seiner Botschaft (dava) geweiht und dabei alle Macht (kudret) und Pracht des britischen Imperiums mit seiner gewaltigen Willenskraft (irade) lahm gelegt und in einen Zustand (hal) allgemeiner Schwäche überführt. In ähnlicher Weise ist (auch unser Meister in diesem Lande geboren und groß geworden); seine Art zu leben (hayat), zu streben und zu kämpfen war dem gleichfalls sehr ähnlich. Darüber hinaus aber empfing er von Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) das Gnadengeschenk des Islam; und auch das Licht des Glaubens (iman nuru; und der Risale-i Nur) hat sich gleich einem Strahl der Sonne (mit seiner Hilfe) unter dem Klima des Islam {d.h. in den islamischen Ländern (A.d.Ü.)} von Ort zu Ort über alle Grenzen ausgebreitet. Zwischen beiden gab es allerdings einen bedeutenden, wenn auch bedauernswerten Unterschied. Dieser Unterschied bestand darin, dass ersterem nahezu vierhundert Millionen Menschen Anhänger ein unerschütterliches Vertrauen, Hochachtung und ihre Verbundenheit entgegenbrachten. Unserem (Meister) hingegen zeigte, wenn auch nur eine begrenzte Anzahl nur wenig Adel in ihrer Gesinnung, äußerte ihm gegenüber die Verachtung der Unterprivilegierten und versuchte ihn hinterrücks anzugreifen. Oh Herr! Warum sind wir denn nur so elend und armselig geworden, dass wir alle unsre Werte und Tugenden in wertlose Lumpen verwandeln müssen? Wir wissen ja, dass die Zahl unserer Sünden groß ist. Es reicht, unser Gott, genug ist unser Fall! Djevat Rifat Atilhan * * * Wer war Bediüzzaman? Bediüzzaman war ein Mensch, der sich in Anbetracht der allbekannten, lebensgefährlichen Abgründe, mit denen das gesellschaftliche Leben in seinem Ablauf übersät ist, darum bemühte, die geistigen (manevi) Werte im Lichte des Glaubens (nur-u imani) hochzuhalten und unter Beachtung der nötigen Sicherheitsvorkehrungen eine leuchtende Rechtleitung (ziya-yi irshadi) zu geben, dabei auch über sein eigenes Leben selbst zu bestimmen (idare) und der so gegenüber den unwissenden Volksmassen als derjenige in Erscheinung trat, der ihnen die Tatsache (haqiqat) bewusst machen konnte, dass sie bis heute nur blindlings geführt (idare) worden waren. Bediüzzaman ist derjenige, dem es geradezu in die Augen sticht, dass die ethischen Werte und Traditionen des Volkes mit (der Entwicklung der modernen) Naturwissenschaften nicht Schritt halten und für sie keinen Ausgleich (muvazi) mehr bieten können, demzufolge sich in den Herzen (ruh) der in diesem Sinne (mana) und in dieser Weise groß gewordenen und nun verdorbenen Jugendlichen, eine trockene, menschenleere Wüste ausbreitet, deren unausweichliche Folge wiederum ist, dass unser Volk für seine Zukunft schwarz und eine Katastrophe voraussieht, wofür Bediüzzaman jedoch (den Ausweg) zur Rettung vorauszusehen vermag. Bediüzzaman erkannte, dass durch die gewaltsame Verfremdung zwischen West und Ost {Gemeint: Zwischen dem von der Regierung aufgezwungenen Laizismus im Sinne einer Verwestlichung und dem Volk, das an seinen alten Traditionen festhalten will. (A.d.Ü.)} ein (neuer) Identitätsbegriff zustande kam, der (in manchen Dingen) zu eng, in anderen viel zu weit war, wodurch in unserem Jahrhundert lediglich eine äffische Nachahmung erreicht wurde, während Bediüzzaman ein Gelehrter (alim; war und blieb), der in einer solchen Identitätskrise an einem Begriff der Persönlichkeit arbeitete, die sich in den Augen Gottes als der (göttliche) Funke in den Herzen versteht. Bediüzzaman ist ein religiöser Mensch, der in Herz und Verstand (seiner Mitmenschen) eine grundlegend neue, eine göttliche Philosophie von freien Menschen, von einem freien Land prägen wollte. Dieses edle Volk braucht den Dienst solcher Menschen, die, wie Bediüzzaman die Götzen des Eigennutzes gestürzt haben, sehr, aber auch wirklich sehr. Ziya Nur von der Juristischen Fakultät * * * Eine Empfehlung an unsere Mitbrüder in der Demokratischen Partei Die gottlosen Diener einer erbarmungslosen früheren Regierung 🙂 der Volkspartei), deren Anführer und Diktatoren, welche die Religion (din), den Glauben (iman), die Seele (djan) und das Leben (hayat) im Lande ausgeglüht hatten, haben nun in dieser Zeit, in der sie bereits im Sterben liegt, ihre wirksamsten Waffen gegen die Demokratische Partei gerichtet, indem sie sich darum bemühen, zu zeigen, dass diese (neue Partei) noch gottloser ist als ihre eigene (alte Partei). Ein Teil (der alten Partei) hat sich das Mäntelchen der Frömmigkeit umgehängt und behauptet nun, die Demokratische Partei habe dem Volk die Religionsfreiheit (din hürriyeti) versprochen und könne nun ihr Versprechen nicht halten. Ein anderer Teil beschuldigt die Demokratische Partei, sie wolle (das Volk) in seiner Rückständigkeit bewahren, um so zu verhindern, dass diese für die Religionsfreiheit (din hürriyeti) Partei ergreift. Sie wollen diese dazu bringen, genau so wie sie selbst die Religion (din) und alle religiösen Einrichtungen zu zerstören und besonders hart gegen die Leute des Glaubens (din) vorzugehen. Als dann die Demokratische Partei die Regierung übernahm und nun begann, hart gegen alle Kommunisten vorzugehen, dabei zugleich auch (nach mehr als zehn Jahren) den Ruf zum Gebet (Ezan-i Muhammedi) wieder zuließ, aus welchem Grunde sie die Liebe (muhabbet) des Volkes errang und dadurch zwanzig Mal mehr Macht (quvvet) erlangte als sie ursprünglich an Macht besaß, brach bei der Volkspartei (halktjilar) eine fürchterliche Panik aus. Wir vertrauen darauf, dass die Demokratische Partei durchaus dazu in der Lage ist, zu begreifen (idrak), dass die ungerechte Politik, mit der das alte Regime gegen die Leute des Glaubens (din ehli) und die Leute des Qur'an, zu denen die Nurdjus gehören, vorgegangen ist, (die Volkspartei) in diese Lage (hal) gestürzt hat, um nun nicht selbst in diese Falle zu stürzen. Die wichtigsten Merkmale des alten Regierungssystems sind ja bekannt. Will also nun die Demokratische Partei weiterhin (an der Macht) bleiben, so muss sie ganz und gar gegen diese Merkmale Politik führen. Sie muss einerseits hart gegen die Kommunisten vorgehen und andererseits die Religion (din) und die Leute des Glaubens schützen. Und es ist notwendig, dass sie mutig und offen auf ihrem Wege voranschreitet. In dieser Hinsicht würde sie auch nur das leiseste Zögern oder die kleinste Unehrlichkeit in den Sumpf der Volkspartei (halktjilar) stürzen. Wir Nurdjus steigen unter gar keinen Umständen aktiv in die Politik ein. Unser einziger Wunsch besteht darin, dass in diesem Lande die Religionsfreiheit (din hürriyeti) auch tatsächlich in die Praxis umgesetzt werden kann, dass alles Unrecht und der Druck gegen die Religion (din) und die Leute des Glaubens und des Qur'an, der nun schon seit einem viertel Jahrhundert auch auf den Nurdjus lastet, voll und ganz aufgehoben wird. Daher geben wir allen Mitbrüdern in der Demokratischen Partei den guten Rat: sie sollten sich nicht von des Teufels Spielen und Listen einer vergangenen Zeitepoche täuschen lassen und nicht auf die gleichen Irrtümer hereinfallen, (auf die auch die Volkspartei schon einmal) hereingefallen ist. Auch sollten sie Geist und Willen (ruh ve irade) des Volkes nicht verachten, so wie diese es getan hatte. Sie sollten sich gegen die Kommunisten und für die Religion (din) einsetzen und auf diesem Wege entschlossen fortschreiten. Im Namen der Nurdjus Sadik, Sungur, Ziya * * * Bediüzzaman "Die beiden Quellen der Moral und der Religion" Eines der neuesten Bücher von Henri Bergson (1859-1941), worin er schreibt, dass besonders immer dann, wenn die Moral (ahlak) in der menschlichen Gemeinschaft auf ihre niederste Stufe abgesunken ist, nur von ehrenwerten gläubigen (dindar) Persönlichkeiten zu ihrem erhabenen Ideal emporgehoben werden kann. Diese Meinung hat sich in der Geschichte der Menschheit (im allgemeinen) und in der Geschichte der Muslime (im besonderen) zu allen Zeiten an Hand zahlloser Beispiele bewahrheitet (tahaqquq). Bekanntlich hat die Erziehungskunst, die sich auf die Wissenschaft (ilm) von der Psychologie stützt, auf dem Wege der mündlichen Überlieferung an diesem Prinzip festgehalten und wann immer eine Generation in eine neue Richtung gelenkt werden sollte, wuchsen in Zeitepochen vor der unsrigen Menschen, die dem Beispiel derartiger Menschen folgten im gleichen Grade glücklicher heran als wir. Bediüzzaman, war eine solche außerordentliche, ehrenwerte Persönlichkeit, die, unabhängig davon, unter welchem Volk und in welcher Zeitepoche auch immer sie gelebt haben mochte, die Eigenschaften eines solchen vorbildlichen Menschen bewahrt hatte, auf die wir oben hingewiesen haben. Um das türkische Volk zugrunde zu richten hat man in aller Verschwiegenheit Spione herangebildet, hat das türkische Volk mit Lug und Trug in jeder Sekunde hintergangen, hat aus dieser Art der Lebensführung eine Kunst gemacht und so haben denn auch eine Menge Verräter und solche Geschöpfe, die Feinde des Volkes sind, diese ehrenwerte Persönlichkeit jahrelang wie in einer Kelter ständig unter Druck gehalten. Wir fragen nun: (Doch wen sollten wir da fragen? Und was sollten wir eigentlich von einer solchen Frage erwarten?) Ja sollte denn, wo in unserer ganzen Geschichte und bei jeder Gelegenheit die Prominenz derer, die wie die Könige in ihren vornehmen Villen leben, ihre gnadenlose, Schrecken erregende Feindseligkeit unter Beweis gestellt hat, (zu gleicher Zeit) Bediüzzaman, der seit Jahrhunderten in seinem Fleisch und Blut die Kopie eines wenigstens Tausend Jahre alten Grundrechts auf diese kostbare Erde mit sich trägt, mehr noch als der Wächter eines Aufruhrherdes seines Rechtes (haqq) auf Leben beraubt bleiben? Wer unter uns könnte es ertragen, dass unsere Bücher, während wir über deren Seiten in Gedanken und im Geiste (fikri ve ruhi) eine Reise begonnen haben und wir plötzlich in unserer Wohnung, die wir für heilig zu halten wissen, überfallen werden, wobei unser Zimmer gestürmt wird, uns aus den Händen gerissen und beschlagnahmt werden? Eine solche Handlungsweise, und das, obwohl wir (doch eine moderne Gesellschaft) kopieren wollen, könnte es noch nicht einmal in Spanien geben, wo das soziale Leben, unter den neuzeitlichen zivilisierten Gesellschaften noch am rückständigsten ist. Nachdem es aber nun einmal passiert ist, sollte sich das wenigstens nicht auch noch ständig wiederholen. Dabei verabscheuen wir ganz und gar alle diese bösen Taten, die sich besonders in den letzten Tagen noch verschlimmert haben, Taten, die sie auch noch für gerechtfertigt halten und mit denen sie Bediüzzaman, den Eigenschaften seiner ehrenwerten, großen Persönlichkeit, wie seine Gelehrsamkeit (ilim), seine Moral (ahlaq), seine Tugend (fadilet) und sein Anstand (edeb) besonders auszeichnen, traktiert haben. In diesen dunklen Tagen, die über die Türken gekommen sind, da sich die stinkenden Abwässer der Unmoral gleich einer Sintflut überall hin auszubreiten beginnen, jede Tugend unter sich erstickend, finden wir Trost, wenn wir sehen, wie der Segen, der von Bediüzzaman ausgeht, jeden Widerstand bricht und die Herzen aller wie ein Sturmwind erobert... Unsere Nächte waren sehr finster geworden und der Morgen nach so finsteren Nächten ist schon nahe herbeigekommen. إِنَّ اللّٰهَ مَعَ الصَّابِرِينَ {"Wahrlich, Gott ist mit denen, die geduldig sind."} Cevdet Sezer * * * Diverse Briefe an seine Schüler بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei"} Sehr verehrter, sehr gesegneter, so gütiger und so sehr geliebter Hazret Ustadh! Immer wenn wir die Risale-i Nur zu unserer geistlichen Hilfe und mit Euren Gebeten (dua) aufmerksam und nachsinnend lesen, begreifen wir (idraq), dass dies ein gewaltiges Gesamtwerk ist, das ein Entdecker der tiefen, verborgenen Wahrheit (tilsim) des Alls ist, der dieses Geheimnis (tilsim) entdeckt und löst, der große Führer (murshid-i ekber) und ein mächtiger Wegweiser (rehber-i adham) durch Gegenwart und Zukunft, und dies wiederum durch Euer Gebet (dua) und Eure geistliche Hilfe. In der Tat, Hazret Ustadh! Wer auch immer die Risale-i Nur mit Verstand liest, begreift (idrak), dass die Risale-i Nur, sei es für dieses Jahrhundert, sei es im vor uns liegenden Jahrhundert die Menschheit aus der Finsternis ihrer Gedankenwelt (fikir) errettet, sie erleuchtet (tenvir) und auf dem rechten Weg (irshad) leitet. Die Risale-i Nur wurde nicht nur für dieses Land und sein Volk verfasst, sondern um als ein Gesamtwerk für die ganze islamische Welt und die Bedürfnisse der gesamten Menschheit eine Antwort zu geben. Für eine Menschheit, die in heutiger Zeit in einer noch nie gekannten Katastrophe, verzweifelt einen Ausweg aus diesem Unheil sucht, gibt es kein anderes Mittel der Rettung, als an der Risale-i Nur festzuhalten, was auch immer der Preis dafür sei, (zu versuchen), die licht- und glanzvollen Teile der Risale-i Nur in die Hand zu bekommen, sie aufmerksam zu lesen und über sie nachzusinnen. Jeder, der die Risale-i Nur liest, kann diese Wahrheit (haqiqat) erfassen (idrak) und wird es tun. Wenn uns dies möglich wäre, könnten wir diese Wahrheit (haqiqat), nachdem wir zu einem Punkt hinauf gestiegen wären, von dem aus man die ganze Welt überblicken kann, dem ganzen Weltall bekannt machen. Da uns aber nun einmal dies nicht gelingen kann, und da wir nun einmal den universellen Wert der Risale-i Nur allein mit der spirituellen Unterstützung unseres Meisters (Ustadh) soweit zu erfassen (idrak) vermögen, müssen wir deshalb nun die Risale-i Nur, die das Licht (Nur), eine Schatzkammer, das Wissen (irfan) und die Quelle der Vollkommenheit (kemalat) ist, ohne auch nur eine einzige Sekunde nutzlos verstreichen zu lassen, an jedem Tag und in jeder Stunde ständig, ja ununterbrochen lesen. Mögen wir uns mit Gottes Hilfe (insha-a'llah) Tag und Nacht darum bemühen! Doch so wie bei all unserem Tun wird uns auch dies durch das Gebet (dua) und den geistlichen Beistand unseres Meisters (Ustadh) gelingen. Auch die folgende Wahrheit (haqiqat) ist ganz klar und offensichtlich: Möge jemand auch selbst ein Gelehrter (allame) sein, so bleibt er doch ein Schüler der Risale-i Nur und seines Verfassers. Die Risale-i Nur zu lesen, ist eine Notwendigkeit und ein (inneres) Bedürfnis. Bleibt er jedoch gleichgültig (ghaflet), beugt er sich vor seinem Ego und verfällt so seiner eigenen Täuschung und liest dieses Gesamtwerk der Risale-i Nur nicht, so fällt er dadurch einem großen Mangel anheim. Uns aber ist klar (idraq) geworden, dass wir für diese gewaltige Wahrheit (haqiqat), die ein Retter der Menschlichkeit ist und über Milliarden von Menschen steht (und der zu dienen Ustadh) von seinem Herrn (memur-u Rabbaniye) beauftragt ist, in einem Maße dank schuldig sind, wie es sich gar nicht beschreiben lässt. Und wiederum durften wir durch sein Gebet (dua) und seinen geistlichen Beistand erfahren (idrak), dass es unsere Möglichkeiten überschreitet, auch nur für eine einzige Zeile dieses wunderbaren Gesamtwerkes, das die Risale-i Nur, dieses spirituelle Wunder (mu'djize-i maneviye) des Ehrenwerten Qur'an, auch nur einen Bruchteil ihres Gegenwertes zu entgelten. Darum haben wir beschlossen, an Gott den Gerechten (Djenab-i Haqq) wenigstens folgendes flehentliche Bittgebet zu richten: "Oh Herr! Der du uns von der ewigen Einzelhaft (im Grabe) erlöst hast, indem Du uns mit der Risale-i Nur als einem Schlüssel zu der wahren Schatzkammer, in der wir das immer und ewig währende Glück aller Welten (alemin) erreichen können, ein beispielloses Werk geschenkt hast, gewähre uns, unseren geliebten, gütigen Meister (Ustadh) vor der Bosheit und Heimtücke all seiner Feinde und der Tyrannen zu bewahren; verleihe ihm bleibenden Erfolg im Dienst am Qur'an und am Glauben (iman). Schenke ihm in Deiner Güte (ihsan) Gesundheit, Wohlergehen und ein langes Leben!" In der Tat, unser hochverehrter Meister! Wir, ein Teil der Jugend von der Universität, die wir die Risale-i Nur aufmerksam gelesen und darüber nachgedacht haben, sind nicht aufgrund irgendeiner Sympathie oder bloßen Vermutung heraus, sondern durch überwältigende Gnade (ni'met-i uzmasi), erforschend und auf wohldurchdachte Weise (tahqiqi ve tedkiki), in der Kraft des Glaubens (quvvet-i imaniye) zu der wissenschaftlich begründeten (ilme-l'yakin), unumstößlichen und nie zu erschütternden Überzeugung gelangt, dass es Bediüzzaman in der Güte des Wahrhaftigen (inayet-i Haqq) gelingen wird, die Religionslosigkeit und die Glaubenslosigkeit, welche die Ursache bis zu unserem Jahrhundert auf diesem Erdenrund noch nie geschauter Schrecken und Grausamkeiten ist, erfolgreich zu beseitigen. Diese unsere Überzeugung beruht nicht auf Leichtgläubigkeit oder bloßer Vermutung, sondern stützt sich auf forschende (Erkenntnisse), die sich auf wissenschaftliche (ilm) Beweise zurückführen lassen. Darum wird diese Wahrheit (haqiqat) auch von denen noch in ihren Herzen (qalb) bestätigt, die (aufgrund der äußeren Umstände eigentlich) dagegen sind. Bitte gewähren Sie uns in Ihrer Güte (shefqat) Ihr Gebet (dua), damit wir im Dienst am Qur'an und im Glauben (iman) zu jedem Opfer bereit sein mögen! Mögen wir die Risale-i Nur lesen und abschreiben, ohne daneben auch nur eine Minute zu verschwenden. Und mögen wir dabei in vollkommener Wahrhaftigkeit (ikhlas) erfolgreich sein. Im Namen der Schüler der Risale-i Nur an der Universität Abdulmuhsin * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei"} Vielmals gesegneter, hochverehrter Meister! Erstens: Alle Exemplare der Risale-i Nur, die wir unlängst empfangen haben, sind bereits verteilt worden. Alle, die sich so nach der Risale-i Nur gesehnt haben, wurden dadurch froh gestimmt. Die an der Risale-i Nur ihren Anteil haben, kommen einer nach dem anderen herbeigelaufen. Wenn die Brust nach dem Licht (Nur) sucht, wird sie es nach dem Leitsatz (haqiqatindja): مَنْ طَلَبَ وَجَدَّ وَجَدَ {"Wenn jemand mit Nachdruck etwas fordert, wird er es auch bekommen."} auch finden. Diesmal haben sie sich auf die vierunddreißig Exemplare der "Worte" gestürzt, die unser Bruder Ziya einmal gebracht hat. "Stab Mosis" wurde an verschiedenen Orten im Bezirk Ankara und in Anatolien verteilt. ............... Selbst diejenigen, die den verborgenen Glanz hinter der Risale-i Nur nicht wahrnehmen können, ergreifen dennoch für sie Partei. Die Medresse der Risale-i Nur (Medresetuz'Zehra) im Umfange von Anatolien wird sich im Rahmen der ganzen Islamischen Welt ausbreiten; darauf schließen wir von der Erhabenheit der Wahrheit (haqiqat) der Risale-i Nur und von der Bruderschaft, die zwischen den Gläubigen, die sie aufmerksam und nachsinnend lesen, und den Vertretern der Wissenschaft (ehl-i ilm) entstanden ist, einer Brüderlichkeit, die sich durch nichts erschüttern lässt. Diese gewaltige (muazzam) Aktivität der Medresetu-z'Zehra geschieht so wie sich der Frühling göttlich und gewaltig über die Erde hin verbreitet, lautlos, ohne Prunk und Getöse, ohne eine äußerliche Schau, ganz bescheiden, jedoch in einer großartigen (muazzam), nicht mehr aufzuhaltenden Weise. Der Menschensohn hat es seinem Wesen nach stets eilig und möchte, ohne über das göttliche Gesetz nachzudenken, dass sich eine jede Angelegenheit in der von ihm gewünschten Zeit erledigen lässt, wobei er den kleinen Kreis seiner eigenen Verpflichtungen überspringt und auf die größeren Kreise hin ausweicht. {D.h. eine Ethik und Moral für die ganze Islamische Welt, die aber von dem leuchtenden Vorbild jedes einzelnen ausgehen muss. (A.d.Ü.)} Dem beispielhaften Vorbild wahrhaft gläubiger Menschen, herangebildet von der Risale-i Nur, deren Same ausgestreut und deren Zeit der Ähren gekommen ist, wird mit Gottes Hilfe (insha-a'llah) in nahegelegener Zeit die ganze Islamische Welt folgen und sie werden in ihr das Licht der Rechtleitung (nur-u hidayet) erkennen. Im Namen der Schüler der Risale-i Nur an der Universität zu Ankara Abdullah * * * Ein großer Gelehrter (alim) und Mann des Herzens (qalb), dem die überwältigende Gnade (ni'met-i uzmasi) zuteil geworden ist, in Ankara die Risale-i Nur verbreiten zu können, schrieb dem Meister (Ustadh) folgenden Brief: An den großen Streiter (mudjahid-i ekber) Hazret Bediüzzaman, den aufrichtigen Herrn (Sahibu-l'ikhlas) des Lichtes (Nur), der Vollkommenheit (kemal) und der Rechtleitung (irshad). Von der Zeit an, da Ihr Euch mit Gott und für Gott (Lillah ve Fillah) in die Arena der Prüfungen und Erfahrungen gestürzt habt, bis heute haben Eure Exzellenz vor Gott und den Menschen (Haqq ve halk) ununterbrochen, wie man sagen darf, mit viel Mühe und Eifer und Einsatzfreude Tag und Nacht daran gearbeitet, mit Euren besonderen wissenschaftlichen Fähigkeiten (qudret-i ilmiye), erleuchtet (Nur) und rechtgeleitet (irshadiye) in außerordentlich schwierigen Umständen, das Recht der Allgemeinheit wie des Einzelnen (huququllah ve huquq-u ibad) zu verteidigen und zu schützen; die Engel und der Himmel, Gottes Thron und der Schemel seiner Füße, die Tafel der Zeugen und der Stift, der auf ihr schreibt, Himmel und Erde, das Universum allen Seins (alem-i Kevn), Menschen und Geister (Dschinnen), die Gemeinschaft der Menschen im Ausland und die ganze Islamische Welt und auch wir armseligen Diener bezeugen dies bei Gott bis ans Ende der Zeiten als Zeugen (Esh'hedu billah) für immer und ewig. Unser Bediüzzaman, der Ihr ein Träger des Lichtes (Sahibu-n'Nur) seid! Eurer lichtvollen (Nur) Persöhnlichkeit armseliger Freund und Diener bin ich mit Herz und Seele. Meine Freundschaft gehört nicht (wie sonst alles) der Vergänglichkeit an, ist nicht wie eine Freundschaft, die nur kommt und geht. So wie diese Freundschaft bereits in der geistigen Welt (alem-i mana) in ihrem primären Zustand (fitrat-i zatiye), in dem sie schon bestand ehe denn die Welt ward, {als Gott Seine Geschöpfe versammelte und sie befragte: "Bin ich denn nicht euer Herr (ezel-i elestu)?" (A.d.Ü.)} Bestand hatte, so wurde sie nun in diese Welt, die wir hier bezeugen (alem-i shuhud), und das ist nun fast ein halbes Jahrhundert her, transferiert. Eure vollendete Persönlichkeit (dhat-i ekmel) durchlebte in all diesen Jahren die Zeit der Despotie (devr-i istibdad, 1878-1908) und die Zeit der Konstitutionellen Monarchie (meshrutiyet, 1908-1922) und durchstand seitdem zu verschiedenen Zeiten in der jetzigen Republik (djumhuriyet) die noch weit schlimmeren Prüfungen, Leiden und Erfahrungen und die äußerst schwierigen Umstände, wie das Kriegsgericht, verschiedene Strafgerichtsverfahren, Hauen und Stechen auf dem Schlachtfeld und ist heute auf wissenschaftlichem Gebiet (ilm) den Gelehrten unserer Zeit in wissenschaftlichen (ilm) Gesprächen und Disputationen und durch die Verbreitung Eurer prächtigen und großartigen (djelil ve djemil) Werke überlegen. All dies, Euer Verhalten, Eure Worte, Euer Tun und Lassen, was Ihr an Gutem getan habt, um Gotteslohn (a'mal-i saliha) und ohne jeden Falsch (ikhlas), Eure erleuchtenden Gedanken (efkar-i nuriye) und all Eure kleinen und großen Anstrengungen (djihad-i asghar ve ekber) habe ich stets beobachtet, mir ein Beispiel daran genommen und in Eurer Weisheit (hikmet) meine Lehren (ders-i ibret) daraus gezogen. Das hat meine alte Freundschaft nur noch gesteigert, letztendlich gefestigt, bestärkt und bis zu (göttlicher) Liebe (ashk) und Begeisterung geführt. In dieser Liebe (ashk) und Begeisterung habe ich seit den Zeiten von Sultan Hamid, während Ihr und die Schüler der Risale-i Nur sich um Gottes willen darum bemühten, die öffentlichen und die privaten Rechte (huquq-u umumiye ve hususiye), für die sich einsetzen, zu wahren, zu schützen und zu verteidigen, meinen Beitrag, wenn auch nur mit den Kräften einer Ameise, aus der Nähe wie aus der Ferne dazu geleistet, den innerlichen wie äußerlichen (manen-maddeten) Erfordernissen einer Freundschaft soweit möglich ohne Fehler nachzukommen, tue das noch heute und werde es auch in Zukunft tun. Diese meine Situation (hal) kennen Gott und die Menschen (Haqq ve halk) und ein bedeutender Teil Eurer Schüler der Risale-i Nur. Möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass mit dem Beistand des Gerechten (avn-i Haqq) und unter mohammedanischer Mithilfe der kleine wie der große Streit (djihad-i asghar ve ekber) zur rechten Zeit durch Eure beispiellose aufrichtige Liebe (ashk-i ikhlasiye) in kürze zum Sieg führen und der Irrtum seine Niederlage finden wird. Möge sich die Menschheit (insaniyet) der Welt im Aufgang der mohammedanischen Kultur (medeniyet) mit all ihrer Pracht in eine islamische Gemeinschaft (alem-i Islamiyet) verwandeln, Menschen und Geister (ins-u djinn), die Engel und der Himmel (melk-u felek) alle miteinander ein großes Fest (id-i ekber) feiern! Und mögen wir insbesondere auf diesem weltumspannenden Banquet (bayram) zu vollkommener Gesundheit und Bekömmlichkeit (kemal-i sihhat ve afiyet) speisen, unseren Durst löschen, umherwandeln und in der göttlichen Barmherzigkeit (rahmet-i Ilahiye) mit unseren Familien zusammen das Gebet (dua) fortsetzen. Möge Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) von Seinem erhabenen Thron (dergah-i uluhiyet) aus unsere Gebete (dua) um der Ehre unseres Großen Geliebten (Mohammed; Habib-i Kibriya hürmet) {kibriya: bezeichnet die Größe Gottes; und Mohammed ist Sein geliebter Prophet. (A.d.Ü.)} willen erhören! Amen und abermals Amen (amin thumme amin). Hoch gesegneter (mubarek) Freund in meinem Herzen (qalbi), in meiner Seele (ruhi) und tief in meinem Innersten (sirri)! Erinnert Ihr Euch vielleicht noch an Euren armseligen Diener? Auf alle Fälle aber möchte ich mich hiermit wieder in Erinnerung bringen: Während sich noch überall im Lande der nationale Befreiungskampf (1918-23) fortsetzte, erhielten Eure Weisheit (dhat-i hakimane) mehr als 18 Einladungen von verschiedenen Personen, die sich zur Beteiligung an diesem nationalen Befreiungskampf (mudjahede-i milliye) in Ankara eingefunden hatten. Um nun darüber zu beraten, ob Ihr diese Einladung annehmen solltet oder nicht, hatten wir uns damals an einem Tag, den wir unter uns abgesprochenen hatten, in Istanbul in Eurer Wohnung zusammengefunden, unter denen auch ich mich als einer der damaligen Rechtsgelehrten (müftü) des Bataillons, Euer alter Freund Osman Nuri aus Ankara, befand. Nach dieser Zeit war ich dann an dem Amt für den Befreiungskampf (Milli Müdafaa Vekaleti) zum Mufti ernannt worden. Fast fünfundzwanzig Jahre lang bin ich dort als Mufti tätig gewesen. Vor drei Jahren habe ich nun meinen Abschied genommen. Ich habe mich jetzt in meinem Haus in Ankara niedergelassen. (In der Vorbereitung) auf meinen Heimgang bete ich Tag und Nacht für Eure Exzellenz, für alle Menschen und den Islam. Sehnlichster Wunsch und Verlangen ist aber, bevor ich sterbe, Eure Person mit meinen sterblichen Augen zu schauen, zu besuchen und um Gottes willen (noch einmal an einer) Eurer Vortragsabende (sohbet) teilnehmen zu dürfen. Das wünsche ich mir von ganzem Herzen. Mein lieber (aziz) Geliebter unter den Geliebten! In vollkommener Hochachtung und mit allem geschuldeten Respekt grüßen (selam) wir Eure Weisheit (dhat-i hakimane) und Eure erleuchteten (nuriye) Schüler und gedenken Eurer in Liebe (ashk) und Begeisterung. Möge unser Großer Gott, der Heilige, Gerechte und Hochgepriesene (Haqq Te'ala ve Teqaddes Hazretleri) Euch auf unser Bitten und Flehen hin in beiden Welten für lieb und gut und würdig (aziz) {das türkische Wort "aziz" enthält alle drei Bedeutungen} erachten. Gestattet mir, mit einem Kuss Eurer so gesegneten (mubarek) Hände unsere Sehnsucht, Hingabe und Begeisterung zum Ausdruck zu bringen. Wir erwarten Euer Gebet in aufrichtigem Glauben (dua-yi ikhlas) und Eure rechte Antwort und möget Ihr Gott befohlen (Allah'a emanet) sein als unser erleuchteter Herr (Sahibu-n'Nur) und unser aufrechter, machtvoller (irade), von Gott recht geleiteter (irshad) Hazret Efendim. اَلْبَاقِى هُوَ الْبَاقِى {"Gott ist Er, der da ist und der da bleibt."} Zum Gebet in der Höhle (yar-i gar) {als Freunde Gottes den Heiligen und Propheten ganz nahe} auf dem höchsten Gipfel des Berges, über den Wipfeln das Nichts, {er hat das Höchste Gut erreicht und alle niederen Dinge losgelassen. (A.d.Ü.)} im Staub ein Diener (abd-i gubar) des Alleinzigen Osman Nuri * * * Der Meister (Ustadh) reist nach Emirdagh Ustadh Said Nursi begab sich nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in Afyon zusammen mit seinen Schülern nach Emirdagh. Er blieb zwei Jahre lang in Emirdagh. Im Monat Muharrem (1955) ging er nach Eskishehir und wohnte dort etwa anderthalb Jahre lang im Hotel "Yildiz". Diese Reise des Meisters (Ustadh) war auch innerlich (manidar) ein Erlebnis. Denn bis 1950 konnte er von den Orten seiner Verbannung nirgendwohin reisen, d.h. er erhielt gar keine Reiseerlaubnis. Lange Zeit durfte er noch nicht einmal ins nächste Dorf gehen. In Eskishehir traf sich der Meister (Ustadh) mit den Schülern, die sich für ihn begeistert hatten. Die Risale-i Nur brachte nun ihre Früchte; und so nahmen denn ihre jungen Schüler Kontakt mit ihm auf; und er begann in gewissem Grade sich wieder für das gemeinschaftliche Leben (hayat-i itjtimaiye) zu interessieren. Und so wie sich bei ihm viele Schüler aus allen Schichten der Bevölkerung trafen, so gab es unter ihnen auch Soldaten, besonders der Luftstreitkräfte, von denen sehr viele Nurdjus waren. Und jeder von ihnen war ein Gläubiger (iman), gehörte zu den Leuten mit hoher Moral (ahlaq), war durch den Mut der islamischen Nation geachtet und jemand, der aufrichtig (ikhlas) war und dessen Herz (qalb) von Liebe zu dem Propheten (muhabbet-i Nebeviye), von der unschätzbaren (Bereitschaft) zu einem Dienst nach den islamischen Regeln und am Vaterland erfüllt ist. * * * Eine Zeitlang später begab sich der Meister (Ustadh) von Eskishehir nach Isparta, wo er etwa siebzig Tage blieb. Währenddessen ließen seine Schüler den "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)", an dem sie in Istanbul bereits gearbeitet hatten, drucken, weswegen nun gegen den Meister (Ustadh) Anklage erhoben und der Meister (Ustadh) nach Istanbul vor Gericht zitiert wurde. Während der Meister (Ustadh) in Isparta und in Istanbul war, schrieb er über Themen, welche die Einheit Gottes (tauhid) betrafen und die später unter dem Titel "Schlüssel zu den Lichtwelten (Nur aleminin Bir Anahtari)" veröffentlicht werden sollten und schickte sie in Form von Briefen an seine Schüler. Sie gelten als ein besonders wertvoller Schatz unter den Abhandlungen über die Einheit Gottes (tauhid). * * * Vor dem Gericht in Istanbul Einige junge Studenten, in der Absicht, der Jugend einen Dienst an Glaube und Moral (iman ve ahlak) zu erweisen, hatten in Istanbul den "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)" drucken lassen. Deshalb wurde der Meister (Ustadh) nun dem Ersten Strafgerichtshof für Schwerverbrechen (Birinci Aghir Djeza Mahkeme) in Istanbul vorgeführt, unter der Behauptung des öffentlichen Anklägers, dieses Werk, geschrieben, die Grundordnung des Staates der Basis einer Religion (din) unterzuordnen, richte sich gegen den Laizismus, welcher sich auf den Paragraphen 163 stützt und sei ihrem Wesen nach nur Propaganda und Gaukelei. Zur Teilnahme an der Gerichtsverhandlung am 22.1.1952 wurde Bediüzzaman Said Nursi von Isparta nach Istanbul überstellt, um dort zu seinem Prozess anwesend zu sein. Die jungen Schüler des Meister (Ustadh) kamen nun von der Universität und füllten den Gerichtssaal. Und es fiel auf, dass draußen auf den Gängen ein Volksauflauf entstand. Zunächst einmal wurde die Anklage, dann der Bericht der Sachverständigen verlesen und der Meister (Ustadh) ins Verhör genommen. Der Bericht der Sachverständigen erläuterte des Langen und Breiten: "Der Verfasser versucht mit diesem Werk seine religiösen Vorstellungen zu verbreiten. In seinem Wegweiser für die Jugend erläutert der Verfasser seine Ideen zur Verteidigung der Verhüllung der Frau, wonach es der Islamiyet widerspräche, wenn Frauen halbnackt herumlaufen und dabei ihre Beine zeigen, was (im übrigen) auch gegen die Natur der Frau sei. Und weiter sagt er, im Rahmen einer islamischen Erziehung sei die qur'anische Sittlichkeit ein Schmuck, also etwas, das einer Frau zur Zierde gereiche. Er sei für den Religionsunterricht und auch deshalb wünsche er, dass sich die grundsätzliche Ordnung des Staates den religiösen Prinzipien unterordne." Die Verteidigungsrede von Bediüzzaman Said Nursi wurde von den Rechtsanwälten Seniyyüddin Bashak, Mihri Helav und Abdurrahman Sheref Latj in Istanbul übernommen. Das Plädoyer, welches vorgelesen wurde (und zugleich auch) die Antwort von Ustadh Said Nursi auf diesen Bericht lautete: Bediüzzaman Said Nursi teilt Folgendes mit: Das Beispiel seines Lebens in den letzten fünfunddreißig Jahren möge als Beispiel dafür dienen, dass er sich nicht für Politik, sowie weltliche (dunya) und andere destruktive Strömungen interessiere. Das einzige, was ihn beschäftige und worauf er seine Blicke gelenkt habe, seien die Glaubenswahrheiten und der Dienst am Qur'an. Er verfolge lediglich mit ganzer Kraft (quvvet) die Sache der Rettung des Glaubens (iman). Dabei sei zu erwähnen, dass bereits von verschiedenen Gerichten der Beschluss ergangen ist, (die Risale-i Nur) frei- und zurückzugeben. Der Grund dafür, dass das Werk mit dem Titel: "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)" von den jungen Leuten der Universität gedruckt worden wurde, war, dass sie so eine große Zufriedenheit hatten erreichen wollen. Gegen die in diesem Jahrhundert aufgetretenen Strömungen, besonders aber gegen Seuchen, wie Unmoral und Glaubenslosigkeit, welche die gesellschaftlichen Strukturen erschüttern, hatten sie alle Teile der Risale-i Nur, wie auch den "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)" veröffentlicht und der Jugend, den unschuldigen Kindern und den Frauen im allgemeinen zu lesen gegeben, worin alles, was, vom Standpunkt dessen, was für das Glück von Volk und Land ganz besonders dringend notwendig ist, klar und deutlich zum Ausdruck kommt. Dabei erklärte er, dass die jungen Leute an der Universität diesen Druck aufgrund der oben angeführten Ziele zwar betrieben, dies aber ohne sein Wissen getan haben. Die (folgende) Verhandlung fand am 19. Februar 1952 statt. An diesem (zweiten) Verhandlungstage füllten wieder eine große Besucherzahl, bestehend aus zahlreichen Studenten und anderen Intellektuellen (ehl-i irfan), die aus dem Gesamtwerk der Risale-i Nur einen großen Nutzen gezogen hatten und nun vorzeitig gekommen waren, um die Verhandlung mitzuverfolgen, die Koridore. Dann wurde der Meister (Ustadh) unter dem Jubel der Nurdjus von der Universität, gestützt auf die Arme seiner Schüler, in den Gerichtssaal geführt und setzte sich auf die Anklagebank. Auch seine Rechtsanwälte kamen herein und nahmen ihre Plätze ein. Es herrschte ein fürchterliches Gedränge im Gerichtssaal. Mehrere Tausend Leute hatten versucht, hereinzukommen, um zuzuhören. Wie Meereswogen schwappte eine gewaltige Menschenmenge durch alle Türen. Die spirituelle Bedeutung dieses schon rein äußerlich großartigen und überwältigenden Ereignisses spiegelte ein innerliches (mana) Erlebnis wieder, das von noch prächtigerer Art, ja von geradezu majestätischem Charakter war. Hier erwies eine Jugend, die in ihrer Kindheit jede religiöse Kultur hatte entbehren müssen, Said Nursi als dem persönlichen Vorbild einer Verkörperung des Lichtes (Nur) der Islamiyet, ihre Ehrerbietung und brachte ihre Dankbarkeit zum Ausdruck. Es war, als wollte sie mit ihrem Verhalten (lisan-i hal) sagen: "Oh Du großer Streiter (mudjahid), der Du mit dem Licht (Nur) des Qur'an die Finsternis des zwanzigsten Jahrhunderts durchbrichst, den Menschen des Islam die leuchtende (Nur) Frohe Botschaft am Horizont zeigst und in einer der Natur (fitrat) des Menschen angemessenen Weise zur großen und Ewigen Glückseligkeit einlädst! Den großen Dienst, den Du insbesondere den Kindern dieses Landes erwiesen hast, wissen wir mit Dank zu schätzen. Und auch die Zukunft wird Deiner mit Hochachtung gedenken. Du hast einer Generation, die bereits dem geistigen (manen) Tode nahe war, wie ein Arzt, der sie zur Spiritualität (maneviyat), zum Wasser des Lebens (ab-i hayati) führt, einen sehr wertvollen, einen hohen Dienst erwiesen. Wir wissen, dass Du Dich darum bemüht hast, ein Volk und die künftigen Generationen, die man ins Nichts und die ewige Qual hatte stürzen wollen, im Lichte (Nur) des Qur'an zur Ewigen Glückseligkeit (ebedi saadet) zu führen und dort Gott selbst zu begegnen, und in dieser Absicht Dein Leben (hayat) zum Opfer gebracht hast... Glaubensstarke Generationen werden Dir folgen Jahre und Jahrhunderte werden in Deinen Fußstapfen wandeln..." Da aber das Gedränge im Saal allmählich überhand nahm, blieb schließlich kein Platz mehr, noch die Verhandlungen fortsetzen zu können. Selbst die Polizei, die dafür verantwortlich war, die Ordnung wiederherzustellen, konnte dem Gedränge der Leute nicht Herr werden. Am Ende wandte sich der Gerichtspräsident an das Volk und sagte: "Wenn Ihr den Herrn Hodja liebt, so macht doch ein wenig Platz, damit wir diesen Prozess fortsetzen können!" Daraufhin begann das Volk sich zurückzuziehen. Auf diese Weise konnte nun endlich der Prozess fortgesetzt werden. Der Mann, der den "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)" gedruckt hatte und nach ihm die Polizei wurden verhört. Danach wiedersprach der Meister (Ustadh) dem Bericht der Sachverständigen. Als die Zeit für das Nachmittagsgebet (ikindi) beinahe schon verstrichen war, bat der Meister (Ustadh) um die Erlaubnis, das Gebet (namaz) zu verrichten. Der Vorsitzende (reis) des Gerichts nahm die Bitte des Meisters an und schloss die Verhandlung. Während der Meister (Ustadh), auf die Arme einiger seiner, ihn innig (djan) liebenden Schüler, gestützt, zwischen den Reihen der jungen Studenten durch die Koridore nach draußen ging, jubelten ihm Tausende aus dem Volk zu, wobei er vor den anderen seiner geliebten Schüler beide Hände zum Segensgruß (selam) hob. Vor dem Gerichtsgebäude hatten sich drei, vier Tausend Leute versammelt. Sie warteten darauf, den Meister (Ustadh) sehen zu können. Der Meister (Ustadh) stieg nun die Treppe hinunter, während eine Woge dieser Tausenden von Menschen ihm zujubelte. Es gab unter ihnen Leute, die vor Rührung Tränen in den Augen hatten. Weil es aber wegen dieses Gedränges nicht möglich war, zu Fuß zu gehen, setzten die Nurdjus den Meister (Ustadh) in ein Auto und fuhren ihn so zur Sultanahmed Moschee, wo sie gemeinsam (djemaat) das Gebet (namaz) verrichteten, und brachten ihn danach zu seiner Wohnung. * * * Am 5. März 1952 ging Ustadh dann zur (dritten und) letzten Gerichtsverhandlung wieder durch die Volksmenge Tausender, ihn liebenden jungen Schülern in den Gerichtssaal hinauf. Damit es aber nun nicht wie das letzte Mal im Gerichtssaal zu einem solchen Gedränge kommen und damit die Fortsetzung der Gerichtsverhandlung nicht dieses Mal wieder behindert werden sollte, sperrte ein noch zusätzlich abkommandiertes Polizei-Eskadron die Seiteneingänge ab und versuchte so das Justizgebäude mit seinen Treppen und Koridoren zu überwachen. Trotz alledem war auch diesmal wieder der Gerichtssaal bis hin zu den Türen völlig verstopft. Die Gerichtsverhandlung begann. Als Zeuge wurde nun der Student, der den "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)" hatte drucken lassen, als Zeuge vorgeladen und vernommen. Er gab das Folgende zu Protokoll: Er habe die Werke östlicher wie westlicher (Geisteswisschenschaften) gelesen. Später habe er dann auch die Risale-i Nur in die Hand bekommen. Er fand, dass diese Werke ihm für sein Denken und Verstehen (fikr), für Herz (qalb) und Verstand (ruh) in äußerstem Maße von Nutzen waren und ihn in seiner Entschlussfähigkeit (irade) und in seiner Moral bedeutend beinflusst hätten. Um den Glauben (iman) und die Moral der jungen Leute zu schützen und zu bewahren, habe er diesen "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)" aufgrund seiner großen Wirkung und in der Hoffnung, dem Vaterland damit einen Dienst erweisen zu können, drucken lassen, ohne dabei jemals das Gefühl gehabt zu haben, er habe damit etwas Verkehrtes getan. Die Verteidigung des Meisters (Ustadh): Aufgrund meiner schon lange andauernden Unterdrückung und meines geradezu abenteuerlichen Lebens (hayat), möchte ich zunächst eine kurze Bitte äußern. Ich bitte Sie also um Gehör! Somit gab also das Gericht der Bitte des Meisters (Ustadh) statt, die Sache frei und ruhig anzugehen. Also hielt der Meister (Ustadh) nun eine lange und ausführliche Verteidigungsrede. Euer Ehren (muhterem hakimler)! Achtundzwanzig Jahre lang war ich beispiellosen Schikanen und Quälereien ausgesetzt, wurde ständig beobachtet oder saß in irgendeinem Gefängnis. Alle Verleumdungen und Beschuldigungen, die man dabei gegen mich vorgebracht hat, stützen sich jedoch nur auf einige wesentliche Punkte. 1 - Die erste Beschuldigung besteht darin, dass man mich für einen Regimegegner hält. Dabei ist doch allgemein bekannt, dass zu jeder Regierung auch eine Opposition gehört. Vorausgesetzt die Bedingung, dass dabei nicht die allgemeine Sicherheit und Ordnung gefährdet wird, kann man niemanden für seine Gedanken (fikir), die in seinem Gewissen und in seinem Herzen wohnen, also für das, was er überlegt und worüber er nachdenkt, verantwortlich machen. Das ist ein ganz allgemeines Recht (huquq). Sogar die mehr als hundert Millionen Muslime, die hundert Jahre lang unter der Herrschaft der Engländer gelebt haben, deren Regime in Religionsdingen besonders streng und unnachgiebig war und das glaubenslose Regime der Engländer nicht akzeptierten, werden bis heute von den englischen Gerichten in dieser Hinsicht keineswegs belästigt. Hier wie in allen islamischen Ländern, wo von Alters her Juden wie Christen als Untertanen leben, werden sie von diesen Regierungen, obwohl sie die Religion und die heilige Regierung des Landes ablehnen, verwerfen, ihr widersprechen, dennoch niemals durch die Gesetze in irgendeiner Weise belästigt. Ein einfacher Christ stand einmal zusammen mit Hazret-i Ömer, als dieser gerade Kalif war, vor Gericht, um einen Prozess gegeneinander auszufechten. Und obwohl dieser Christ seiner islamischen Regierung, dem heiligen Regime, seiner Religion (din) und seinen Gesetzen gegenüber ablehnend eingestellt war, wurde seine Haltung während der Verhandlung nicht in Betracht gezogen, was ganz klar zeigt, dass die Einrichtungen der Justiz darauf keinen Einfluss nahmen und in keiner Weise Partei ergriffen. Dieser prinzipielle Grundsatz der Glaubens- und Gewissensfreiheit gilt in der ganzen Welt, von den Kommunisten einmal abgesehen, im Osten wie im Westen, bei allen Einrichtungen der Justiz und in allen Lebenslagen. Ja bleibt denn nun meine Wenigkeit, der ich doch auf diesen prinzipiellen Grundsatz der Glaubens- und Gewissensfreiheit vertraut habe, mich auf Hunderte Ayat im Qur'an gestützt habe, weil ich jenem verdorbenen Teil der Gesellschaft widersprochen habe, der unter dem Deckmäntelchen der Freiheit daherkommt und eine absolute Zwangsherrschaft ausübt, der unter der Maske des Laizismus den schwersten Druck gegen den Glauben und alle Gläubigen ausübt, von den Gesetzen ausgeschlossen? Könnte vielleicht ein solches Verhalten nicht korrekt (haqiqat) sein? Gegen die Ungerechtigkeit, gegen die Despotie, gegen die Gesetzlosigkeit zu opponieren, wird von keiner Regierung als ein Verbrechen erachtet; im Gegenteil: Opposition ist ein ganz legales, völlig korrektes Werkzeug der Waage der Gerechtigkeit (muvazene-i adalet). 2 - Diejenigen, welche die mir von der vorausgegangenen Regierung angetanen Ungerechtigkeiten und die mir zugefügten Qualen für rechtens halten, beschuldigen mich - zweitens - die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu missbrauchen. Für derartige Verdächtigungen und frei erfundene, fälschliche Anschuldigungen habe ich mir achtundzwanzig Jahre Strafe zugezogen. Sie haben mich von Land zu Land, von Gericht zu Gericht geschleppt. Sie haben mich von einem Gefängnis ins nächste geworfen. Besuche wurden niemandem zugelassen. Ich wurde isoliert. Man hat versucht, mich zu vergiften. Man hat mich auf alle mögliche Weise beleidigt. Wir aber sind (alle insgesamt) fünfhunderttausend opferbereite Schüler der Risale-i Nur, freiwillige geistliche Schützer, die überall im Lande für die Sicherheit und Ordnung sorgen. Die uns derartige Beschuldigungen zugefügt haben, versündigen sich auf diese Weise aufs schwerste. Doch obwohl sie uns auf eine so erbärmliche Weise beschuldigt haben, haben wir uns doch nie von unseren Emotionen hinreißen lassen. Für das Gefühl der Sicherheit in ihren Herzen und der Ordnung im Lande, für den Dienst am Glauben (iman) und am Qur'an und um diejenigen, die in ihrer Gottvergessenheit (ghaflet) in die Gesetzlosigkeit gestürzt sind, aus diesem Pfuhl der Anarchie herauszuziehen, sind wir keine einzige Sekunde untätig geblieben. Euer Ehren (muhterem hakimler)! Das Folgende möchte ich mit Nachdruck unterstreichen: dies hier sind keine unbewiesenen Behauptungen. Sechs Gerichte in sechs verschiedenen Provinzen (vilayet), in denen man uns ungerecht behandelt hat und in die wir verbannt waren, haben nach langen und eingehenden Untersuchungen im Ergebnis nicht einen einzigen Vorfall feststellen können, wo die öffentliche Sicherheit und Ordnung in Gefahr gewesen wäre. So beweist denn all unser Verhalten, dass unsere Lehranstalten (Nur mekteb-i irfani) einzig und allein einer wahren Herzensbildung der Nurdjus dienen, wobei sie gleichzeitig in deren Köpfe und in deren Herzen einen Wächter für Ordnung und Sicherheit setzen. Unser Unterricht im Glauben richtet sich gegen die Anarchie, gegen das Verderben, gegen alle Gottlosen und die Kommunisten. Man sollte doch bei allen Ämtern und Wachlokalen der Polizei nachfragen, ob es auch nur einen einzigen Vorfall gegeben hätte, wo vielleicht einer unter den fünfhundert Tausend Schülern der Lichterkenntnis (Nur irfan mektebi talebesi) wider die Sicherheit und Ordnung gehandelt haben sollte! Es gibt aber keinen. Da ist mit Sicherheit nicht einer. Denn es gibt da einen Wächter des Glaubens (iman), der in den Herzen (qalb) aller die Ordnung und Sicherheit auf die zuverlässigste Weise beschützt (muhafiz). (In der Zeitung) "Sebilu-r'Reshad", Ausgabe Nr. 116 findet sich unter der Überschrift: "Die Wahrheit (haqiqat) spricht" ein Artikel, in dem ich diese Tatsachen (haqiqat) lang und breit erörtert habe. Wer da behauptet, dass ein Mann, dessen ganzes Leben (hayat) bezeugt (shehadet), dass er alle irdischen (dunya) Dinge, ja sogar die Erfordernisse des Lebens (hayat), ja sogar des Jenseits (akhiret) für seinen Glauben (din) geopfert hat, der schon seit fünfunddreißig Jahren die Politik aufgegeben hat, gegen den verschiedene Gerichtshöfe, bei all ihren Nachforschungen niemals einen Beweis in dieser Richtung gefunden haben, der nun schon über achtzig Jahre alt und bereits an die Schwelle des Grabes gelangt ist, der von allen irdischen (dunya) Gütern kaum einen einzigen Gegenstand besitzt oder darauf Wert legte, von einem solchen Manne zu behaupten, er "gebrauche die Religion (din) als ein Mittel zur Politik", ist von der Erde bis zum Himmel hinauf und vom Himmel bis wieder herab zur Erde eine Ungerechtigkeit, ja geradezu gewissenlos. Wir Schüler von der Schule zur Erkenntnis des Lichtes (Nur mekteb-i irfani shakirdleri) haben aus dem weisen Qur'an die folgende Lektion in der Wahrheit (haqq) empfangen: Wenn sich in einem Haus oder auf einem Schiff ein Unschuldiger und zehn Verbrecher befänden, dürfte man dann etwa, obwohl es doch das qur'anische Rechtsverständnis verbietet, um nicht das Recht (haqq) dieses Unschuldigen zu verletzen, dieses Haus oder dieses Schiff in Brand zu stecken, (das Leben) von zehn Unschuldigen wegen eines einzigen Verbrechers zu vernichten, dieses Haus oder dieses Schiff in Brand stecken? Würde man es aber dennoch verbrennen, wäre das dann etwa nicht das größte Unrecht, die schlimmste Untat und die übelste Unbarmherzigkeit? Aus diesem Grunde müssen wir aufgrund unserer Religion (din) selbst wissen, dass wir, weil es doch durch göttliches Gesetz und nach der qur'anischen Wahrheit streng verboten ist, wegen zehn Verbrechern unter hundert Menschen das Leben (hayat) von neunzig Unschuldigen in Gefahr zu bringen oder ihnen einen Schaden zuzufügen, alle Sicherheitsvorkehrungen außer Kraft zu setzen, den qur'anischen Lektionen folgend, mit all unserer Kraft (quvvet) für die Wahrung (muhafaza) der Sicherheit Sorge tragen. So sind es denn zweifelsohne die versteckten Feinde in der vorausgegangenen Regierung, die uns zu Unrecht verdächtigen und beschuldigen, ihre eigene Gottlosigkeit als Mittel der Politik gebrauchen und wissentlich oder unwissentlich darüber in Eifer geraten, in unserem Lande ihre verderbte Ideologie einzuführen. Daraus wird ersichtlich, dass nicht wir es sind, welche die Ordnung und alle Anordnungen missachten und die innere und äußere (maddi manevi) Sicherheit und Ordnung des Landes stören, sondern dass eigentlich sie es sind. Ein wahrer Muslim, ein aufrichtiger Gläubiger (mu'min) wird niemals für Anarchie und Gesetzlosigkeit Partei ergreifen. Was die Religion (din) auf äußerste verbietet, ist Aufruhr (fitnah) und Anarchie. Denn eine Anarchie respektiert überhaupt kein Recht. Der Ehrenwerte Qur'an weist darauf hin, dass am Ende der Zeiten der Mensch, sein Charakter, seine kulturellen Errungenschaften und seine Zivilisation den Charakter reißender Tiere annehmen, welche das Komitee von "Gog und Magog" bilden werden. So also, Euer Ehren, hat man mich und meine Schüler achtundzwanzig Jahre lang Qualen zugefügt und uns gepeinigt. Und auch die Staatsanwälte bei Gericht haben mit Beleidigungen nicht gespart und nicht gezögert. Wir aber haben all dies geduldig ertragen. Wir haben unseren Dienst im Glauben (iman) und am Qur'an fortgesetzt. Wir haben den Männern der früheren Regierung alle ihre Schikanen und ihre Ungerechtigkeiten vergeben. Denn über sie ist das Ende, das sie verdient haben bereits gekommen. Wir aber haben inzwischen Recht (haqq) bekommen und unsere Freiheit (hürriyet) wiedererlangt. Und wir danken dafür, dass Gott uns die Gelegenheit gegeben und die Gnade gewährt hat, vor so gläubigen (iman) und gerechten Richtern, wie Ihr wie es seid, aussagen zu dürfen. هَذَا مِنْ فَضْلِ رَبِّى {"Dies ist von der Gnade meines Herrn."} Said Nursi * * * Einige Abschnitte aus der Verteidigungsrede von Advokat Mihri Helav: Der Verfasser der Risale-i Nur ist unter allen Verfassern und Schriftstellern der bescheidenste. Sich selbst zu loben und zu rühmen, ist ihm sein größter Feind. Allen weltlichen (dunya) Dingen hat er den Rücken zugekehrt. Nicht Geld und Gut, nicht Ruhm noch Ehre und Ansehen... Nichts dergleichen vermochte sich ihm anzuheften. Noch nicht einmal Gandi konnte von weltlichen (dunya) Dingen seine Hände so weit zurückziehen. Dieser große Mann, der sich von nur fünfzig Gramm Brot und eine Schale Suppe täglich ernährte, lebte einzig für seinen Dienst am Glauben (iman) und am Qur'an. Andere Dinge hatten in seinen Augen keinen, aber auch gar keinen Wert und keine Bedeutung. Da dies aber so ist und man sagt, er werde für sein Werk gelobt und gepriesen, wie ist es dann nach Recht (haqq) und Gerechtigkeit, der Rechtslage entsprechend und bei wissenschaftlicher (ilim) wie menschlicher Überlegung, bei klarem Verstand und logisch (mantik) nüchternem Nachdenken vereinbar, dass man sich darum bemüht, ihn zu bestrafen, ihn nach Paragraph 163 im Netz seiner Schuld verstricken will? Dies sollte einer Einschätzung des Hohen Gerichtshofes überlassen bleiben. ........... Hiermit möchte ich nun dieses Thema eines Widerstandes gegen die Staatsgewalt in meinen Ausführungen mit einigen wenigen Worten zu Ende bringen. Diese Persönlichkeit, die mit ihren nun bald hundert Lebensjahren hier so vollkommen aufrichtig und ehrlich vor Ihnen steht und von Ihnen ein gerechtes Urteil erwartet, ist ein Mann, der sich in seinem ganzen Leben niemals so weit erniedrigen würde, eine Erklärung abzugeben, die der Wahrheit zuwider (hilaf-i haqiqat) läuft. Er sagt jedoch in seiner ersten Gerichtsverhandlung, dass er mit der jetzigen Regierung zufrieden ist und für ihren Erfolg betet (dua). Was die alte Regierung betrifft, eine Regierung, die ihm nicht gefallen hat und die er kritisiert hat, so hat er öffentlich gegen sie geredet. In der Tat ist mein Mandant, der zusammen mit dem ganzen Volk gegen die Despotie gekämpft und sich für die Freiheit (hürriyet) und die Wiederaufrichtung der Demokratie eingesetzt hat, jetzt mit dem Erfolg, der auf diese Weise zustande kam, gleichfalls zufrieden. Auch der Sinn der Risale-i Nur besteht darin, den Herzen (qalb) die gesellschaftliche Ordnung und ihre Anordnungen einzupflanzen. So wie sich die Politiker auf ihrem politischen Gebiet (sahada) darum bemühen, die öffentliche Ordnung, sowie das Recht (haqq) und die Freiheit (hürriyet) des Volkes sicher zu stellen, so bemüht sich auch der Verfasser der Risale-i Nur auf dem geistigen Gebiet (manevi sahada) darum, diese (Werte) in die Herzen (der Menschen) einzupflanzen. Ihre Ziele sind also die gleichen. Der Verfasser der Risale-i Nur, die eine Schule der Erkenntnis (mekteb-i irfan) ist, und seine Studenten sind die freiwilligen geistigen Wächter (manevi bektji) dieser Sicherheit und Ordnung und ihren Anordnungen. Sie kämpfen auf ihrem geistigen Gebiet (manevi saha) dafür, dass in den Herzen (qalb) und Hirnen keine Anarchie und Verderbnis zurückbleiben. Und so bemühen sie sich in vollkommener Aufrichtigkeit, ohne jede Gegenleistung, ohne Eigennutz und ohne irgendeinen Gewinn zu erwarten, einzig um Gottes Wohlgefallen willen und allein für die Zufriedenheit des Volkes und des Landes. Dies zu tun ist weder eine strafbare Handlung noch ein Verbrechen, sondern ein Dienst an Volk und Land. Was dies verdient, ist nicht Kritik sondern alle Anerkennung. Seinen Freispruch zu wünschen, ist unser gutes Recht (haqq). Der Beschluss ist Sache des Hohen Gerichtshofes. * * * Die Verteidigungsrede des Rechtsanwalts Seniyyüddin Bashak: Nach dem ersten Verteidiger stand als Vertreter des Verfassers der Rechtsanwalt Seniyyüddin Bashak auf und sagte die folgenden wenigen Worte: Diese ganze Angelegenheit ist nunmehr endlich klar geworden; dabei hat sich jetzt die Wahrheit (haqiqat) sonnenklar herausgestellt. Das Hohe Gericht hat bereits alle Dinge zur Kenntnis genommen. Dem brauche ich also kein Wort mehr hinzuzufügen. Eine solche Persönlichkeit, die mit so viel Tugend und Wertschätzung bereit ist, sich für das Volk und das Land zu opfern, und in Gottes Namen (fisebilillah) dafür arbeitet, ohne dafür irgendeine Gegenleistung oder einen Preis zu bekommen, an einen derartigen Ort zu bringen und hier wie einen gemeinen Verbrecher auf die Anklagebank zu setzen, lässt auf eine Denkweise schließen, zu der ich eigentlich gerne noch einige Überlegungen hinzufügen wollte, wozu hier aber kein Platz ist. Man müsste dazu eine eigene Abhandlung schreiben. Gegen eine solche Denkweise vorzugehen, wäre die Aufgabe (vazifedir) eines jeden Einzelnen. Ich bin aber dessen sicher, dass die hohe Meinung (vidjdan) des Hohen Gerichtes meiner Verteidigung nicht länger bedarf. Ich fühle mich daher geehrt (sheref), für meinen Mandanten den Freispruch zu fordern. * * * Die Verteidigungsrede des Rechtsanwalts Abdurrahman Sheref Latj: Danach übernahm als ein weiterer berühmter Anwalt der gläubige (iman), weithin (qudret) bekannte, hervorragende Anwalt Abdurrahman Sheref Latj gleich seinen Kollegen ehrenamtlich die Verteidigung des Meisters und begann zunächst mit einer Einführung. Dabei sagte er: Es hat sich nun als vollkommen klar herausgestellt, dass diese hier vor Eurer ehrenwerten Anwesenheit (huzurunuza) als Angeklagter erschienene ehrenwerte (mubarek), bereits über achtzig Jahre alte Persönlichkeit in gar keiner Verbindung bezüglich dessen steht, wessen man ihn beschuldigt hat. So bin ich denn der festen Hoffnung, dass das Hohe Gericht bereits zu der völligen Überzeugung gelangt ist, in diesem Falle einen Freispruch beschließen zu wollen. Und bestünde auch nur eins zu Tausend die Wahrscheinlichkeit, dass hier ein Beschluss gegen uns gefasst werden könnte, so würde ich es dennoch für pflichtvergessen (vazifesizlik) halten, diese Verteidigung eines Unschuldigen zu vernachlässigen. Dabei wäre es nötig, auch Überzeugung und Standpunkt des Revisionsgerichtes zu berücksichtigen. Auch sollte es sich in der Verhandlung dieses Falles lediglich um einen Formfehler handeln, so möchte ich doch hier besser nichts unterlassen. Deshalb bitte ich hiermit das Hohe Gericht um die Erlaubnis, diese Verteidigung übernehmen zu dürfen. Einverstanden, Abdurrahman Bey! Wir sind bereit, von Ihre letzte Verteidigungsrede zu hören. Bitte! ............. Da sich in diesem Werk, welches den Titel "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)" trägt, nur Anweisungen (emir) des Ehrwürdigen Qur'an und die dazugehörigen Kommentare (tefthir) befinden, es also nur Dinge enthält, welche die islamische Religon (din), sowie die Weisungen (emir) und Ratschläge (nasihat) dieser Religion (din) betreffen, und da nach Paragraph 70 der Verfassung über das Recht (haqq) und die Freiheit (hürriyet) aller Türken die Unantastbarkeit der Persönlichkeit nach seinem Gewissen, seiner Denkweise (tefekkur), der Meinungs- und der Pressefreiheit zu seinen natürlichen Rechten (haqq) gehört, und da nach Paragraph 75 der Verfassung niemand aufgrund seiner Religionszugehörigkeit oder Überzeugung (mesheb) kritisiert, verachtet oder lächerlich gemacht werden darf, verstößt es gegen das verfassungsgemäße Recht, meinen Mandanten seines verfassungsgemäßem Rechtes (hüküm) auf die Freiheit (hürriyet) der Religion (din) und das Recht, zu veröffentlichen, zu berauben und ihn dementgegen einem Strafverfahren zu unterziehen. ........... Den unmöglichen Fall aber einmal angenommen, dass die oben erläuterten gesetzlichen Aspekte nicht in Betracht gezogen würden und man es für möglich hielte, dass mein Mandant nach dem undemokratischen Paragraphen 163 des türkischen Strafgesetzbuches weiterhin verfolgt würde, könnte ich damit beginnen, die Anklageerhebung folgendermaßen zu analysieren: Ein Muslim mit weißen Haaren; ein im Alter ergrauter Muslim; ein Muslim, dessen Haupthaar und die Jahre eines ganzen langen Lebens vom Lichte (Nur) gebleicht sind; ein strahlend weißer Muslim, dessen Haare, Kopf und Leben und dessen ganzes Sein im Lichte (Nur) Gottes gewaschen und gereinigt worden sind. Er hatte die ganze lange Spanne seines Lebens als Gabe Gottes (in'am-i Haqq) der Rettung des türkischen Volkes und dessen wahrem (haqiqi) Glück gewidmet. Er war entschlossen, bis er seine Seele (ruh), die ein Befehl Gottes (emr-i Ilahi) ist, dem wahren Herrn (hakiki malik) der Zeit, Gott (Allah), wieder zurückgeben (teslim) wird, auf eben diesem Wege weiter zu schreiten. Als ein großer Muslim gebraucht er seinen Leib, der ein Tempel des Hochgepriesenen (bina-yi subhani) ist, allein auf Gottes Wegen und wagt es, an diesem Tag, an dem man doch sagt: "es gibt doch heute eine Demokratie", zu sagen: "es gibt nur Gott (Allah)", "es gibt das Buch (Kitab)" und "es gibt den Propheten (Rasul)" und zu der Jugend (gentjlik) sagt "habt Acht"! Und gleich kommt auch schon der Herr Staatsanwalt (also der Anwalt, der die Anklage erhebt), packt ihn, hält ihn fest und sagt: "Jetzt komm einmal her... Du hast ein Verbrechen begangen!" Und da hüllt sich der Horizont in pechrabenschwarze Finsternis. Doch betrachtet nun einmal diesen edlen und vornehmen alten Muslim! Wie ruhig und wie gelassen er ist! Denn er lebt nicht in der Vielheit dieser Welt, sondern in der Einheit (vahdet) der göttlichen Allgegenwart. Er ist nicht erschöpft von der Finsternis der Nacht und lässt sich nicht hinreißen von der Vielfalt der bunten Farben des Tages. Bei allen Plagen seines Kerkers schaut er doch die Reinheit (safa) eines innerlichen Frohsinns. Selbst noch an der Tafel aller Qualen hielt er (Gott) die Treue und wurde so der Erscheinung Seiner Namen (mazhar-i tedjelli) gewürdigt. So wurde ihm die wahre Natur (haqiqat) aller Dinge geoffenbart. Alle Trübsal verwandelte er in eine Labsal (letafet). Es wurde ihm das Blut entzogen. Doch anstelle des Blutes strömt nun in seinen Adern die Fülle göttlicher Wahrheit und Gerechtigkeit (feyz-i Haqq); und der Staatsanwalt (also der Anwalt, der die Anklage erhebt), packt diesen Muslim am Arm und wirft ihn ins Gefängnis. Warum? Wozu? Was hat denn dieser schwache Greis (piri fani) getan? Was ist denn die Schuld dieses greisen Muslims? Fragen Sie noch, was er getan hat? Schauen Sie doch einmal, was alles er nach Meinung des Staatsanwalts (der die Anklage erhebt) getan haben soll? Ein Buch mit dem Titel: "Wegweiser für die Jugend (Gentjlik Rehberi)" hat er herausgegeben? A - Er hat dem "Laizismus" entgegen gehandelt. Gott (Allah), die Religion (din), der Glaube (iman) sind gegen den "Laizismus" gerichtet? Sie sind es. Nun gut, und sonst noch etwas? B - Er wollte die gesellschaftliche, ökonomische, politische und gesetzliche Basis des Staates den Grundlagen der Religion (din) anpassen. Wieso, warum und zu welchem Zweck hat er das getan? C - In der Absicht, einen persönlichen Einfluss nehmen zu können und sich ein größeres Ansehen zu verschaffen. Nun gut, hatte er etwa die Absicht, sich daraus politisch einen Vorteil zu verschaffen? Nein, das nicht. Selbst die Sachverständigen (ehl-i vukuf) konnten eine solche Absicht nicht entdecken. Auch der öffentliche Ankläger behauptet so etwas nicht. Nun gut, aber was erwartet denn eigentlich diese Person, ein schwacher Greis (pir-i fani) in einem derartigen körperlichen Zustand, von der Welt (dunya), wenn er noch einen Einfluss auf sie ausüben will, wo er doch gar nicht die die Absicht hat, politisch einen Nutzen daraus zu ziehen? Der Staatsanwalt sagt: "Darüber weiß ich nichts. Er will es einfach nur. Auch die Sachverständigen sagen das so." Nun gut, aber wie hat denn dieser Muslim diese Dinge getan? A - Indem er die Religion (din), die religiösen Gefühle und die Dinge, die in einer Religion (din) für heilig (muqaddes) gehalten werden, einfach für diese Dinge instrumentalisiert. Was sind das für Dinge, die in der Religion (din) für heilig (muqaddes) gehalten werden? Die Religion (din) des Islam, das Gefühl, ein Muslim zu sein, die Ehrfurcht im Herzen (qalb) bei dem Wort "Allah", der Qur'an und der Kommentar (tefthir) dazu... Das heißt also: der Staatsanwalt kennt diese Dinge. Er glaubt, dass sie heilig (muqaddesat) sind. Nun gut, aber heißt das denn, solche Dinge lediglich zu instrumentalisieren, wenn man sie doch kennt und an sie glaubt? In der Tat heißt dies nach Ansicht des Staatsanwalts, der die Anklage eröffnet, er habe sie lediglich instrumentalisiert. Wenn dem aber so ist, so instrumentalisiert sie auch der Herr Staatsanwalt in gleicher Weise... ja, er instrumentalisiert selbst ein politisches Gesetz für seine eigenen Zwecke... ja, instrumentalisiert es sogar noch dazu, einen Muslim auf diese Weise zu verurteilen. Und begeht er so nicht selbst nach Paragraph 163 eine strafbare Handlung? "Nein" sagt der Staatsanwalt, "schließlich mache ich ja keine Propaganda." Und dennoch propagiert und suggeriert er. Wie sagte er so schön? Folgendes erklärte er: "Genauso ist in dieser Zeit in dem Kampf des atheistischen Irrglaubens gegen den Islam die fürchterlichste unter den Divisionen, die mit dem Plan der eigenwilligen Seele unter das Kommando des Teufels gegeben wurden, die der halbnackten Damen, die mit ihren unbedeckten Beinen wie mit fürchterlichen Messern die Leute des Glaubens angreifen. Sie bemühen sich den Weg der Heirat zuzuschließen und den Weg zum Freudenhaus zu verbreitern. Die Begierde vieler nehmen sie auf einmal gefangen und verletzen ihre Herzen und Seelen mit großen Sünden. Vielleicht töten sie einen Teil von diesen Herzen." Nun gut, ist das jetzt eine Lüge? Wird hier etwa geleugnet, dass eine Schar von Prostituierten (fahishe) für ihr Freudenhaus (fuhsh) werben und die Ehe (nikah) zugrunde richten wollen? Kämpft also die öffentliche Hand etwa nicht gegen die heimliche oder allgemeine Unzucht (fuhush)? Bekämpft die Sittenpolizei mit ihrem Strafgesetz und den Vorschriften zur Bekämpfung der Unzucht (fuhush) diese Dinge etwa nicht bei Nacht und bei Tage? "Das stimmt schon; diese Dinge gibt es. Aber darum kümmern müssen wir uns. Oder kümmert sich etwa Allah darum?", sagt nun der Staatsanwalt. Nun gut, mag er es so sagen. Mag er das sagen, aber das Gesetz, die Polizei und der Anwalt nehmen den Täter und den, der zu der Tat angestiftet hat, erst dann fest, wenn er die Tat bereits begangen hat, d.h. erst nachdem die Tat bereits vollendet wurde, die Ehre geschändet wurde, der Mensch gestorben ist. Es gibt gesetzlich keine Möglichkeit, bereits im Voraus Maßnahmen zu ergreifen; aber die Religion (din) hat eine solche Möglichkeit: die Furcht vor Gott (Allah) und die Religion (din). Sie informiert uns, dass dank dieser Furcht jede Art von Gemeinheit von vornherein verhindert werden kann. Die Religion (din) des Islam schreibt das so vor. Sie sagt uns, dass wir vorbeugende Maßnahmen ergreifen sollen. Und wie das? Gebt (den Menschen) Ermahnungen und gute Ratschläge (nasihat mit auf den Weg), führt sie zu der Erkenntnis Gottes, bereitet in den Herzen (qalb) der Menschen einen Platz für die Furcht Gottes und die Liebe zu Gott (Allah sevgisi); lehrt sie, das Feuer der Hölle (djehennem) und die ewige Pein und Strafe zu kennen, zu verstehen und zu fürchten, die ewige Glückseligkeit zu lieben. In dieser Furcht werden sie die Bosheiten fliehen; dann werden sie gerettet werden. Dann wird auch die Gemeinschaft, die Staatsanwaltschaft, der Staat, die Regierung und das Volk in Ruhe und Frieden leben können. Darum sollt ihr die Furcht und die Liebe zu Gott (Allah korkusu ve sevgisi) in die (Herzen) der Menschen einpflanzen. Wie können wir dieses Werk verrichten? Also sprecht, schreibt, lest! So gut, aber heute nennt man das Propaganda. Also was soll man tun? Sind dies nicht Gottes Weisungen (Allah'in emirleri), die Weisheiten des Ehrwürdigen Qur'an (Qur'an-i Adhimu-sh'Shan'in hikmetleri)? Ist die Religion (din) nicht Euer ganz natürliches Recht (haqq)? Wer will euch etwa davon und von Gottes Wegen abhalten? Sie sagen Euch, es sei ein Verbrechen. Ist das auch so? Lest die Weisung Gottes (Allah'in emri): اِنَّ الَّذِينَ كَفَرُوا وَصَدُّوا عَنْ سَبِيلِ اللّٰهِ وَشَاقُّوا الرَّسُولَ مِنْ بَعْدِ مَا تَبَيَّنَ لَهُمُ الْهُدٰى لَنْ يَضُرُّوا اللّٰهَ شيْئاً وَسَيُحْبِطُ اَعْمَالَهُمْ "So wisset denn also, dass diejenigen, die ungläubig sind, die Menschen von den Wegen Gottes abhalten und nachdem ihnen Rechtleitung (huda) zuteil geworden ist, sich gegen den Propheten (Rasul) kehren, Gott damit nicht den geringsten Schaden zufügen können, Er aber ihre Werke zunichte machen wird." (Sure 47, 32) Nungut, aber wenn sie nun nicht zuhören? Wiederhole es denen, die dir zuhören und Glauben (iman) schenken. Denn das Werk, das ihr verrichtet, ist schon in Ordnung... also gut für die Menschen, für die Gemeinschaft, für das Volk, für die Regierung, für den Staat; es bewahrt vor dem Bösen, vor dem Schlechten. Denen, die glauben (iman), sage: يَا اَيُّهَا الَّذِينَ اٰمَنُوا اَطِيعُوا اللّٰهَ وَ اَطِيعُوا الرَّسُولَ وَلاَ تُبْطِلُوا اَعْمَالَكُمْ "Oh ihr, die ihr glaubt! Gehorcht Gott und gehorcht dem Propheten (Allah ve Resulu)! Und macht eure Taten nicht wertlos!" Und wenn sie daran auch nicht glauben, sagt ihnen: Das ist gefährlich... gefährlich aber für Land und Volk ist nicht etwa die Religion (din) oder die Verbreitung des Glaubens (din), sondern die Glaubenslosigkeit. Auch unser Ministerpräsident hat gesagt: "Der Traditionalismus kann nicht als eine Gefahr für das Land angesehen werden. Heutzutage gibt es für die Verbreitung des Glaubens (din) keine hindernde Umstände (hal) mehr. Deshalb braucht man keine Maßnahmen mehr zu ergreifen." Euer Ehren! Ihr wisst dies wohl! Aber fragt einmal den Herrn Staatsanwalt, der die Anklage erhoben hat, ob er dazu nein sagen kann!? Wenn man die Weisungen Gottes (Allah'in emirleri) und die Weisheiten des Ehrwürdigen Qur'an (Qur'an-i Adhimu-sh'Shan'in hikmetleri) den jungen Menschen nicht erklärt, sie nicht darin unterweist, ihnen vielmehr sagt, dass Propaganda eine Straftat und daher verboten ist, wäre es dann etwa noch möglich, Sittenlosigkeit, Schamlosigkeit, Entwurzelung, Unzucht (fuhush), Ehebruch (zina), Mord und Totschlag einzig und allein durch das Strafgesetz aufzuhalten? Wie etwa wäre es möglich, solch eine schlimme Plage wie den "Kommunismus", der die ganze Welt (dunya) gefährdet, eine solch heimliche, wie allgemeine, rasche und heimtückische Zerstörung, vollständig verhindern? Meine ehrenwerten, vaterlandsliebenden, an Gott und Seine Heiligtümer (Allah ve muqaddesat) treu verbundenen türkischen Richter! Bitte richten Sie einmal Ihr Augenmerk auf jene abscheuliche Propaganda, durch welche die reinen, noch unverdorbenen Gehirne unserer noch jungen, islamischen, türkischen Kinder einer jahrelangen Zerstörung ausgesetzt werden, auf das Gift, das die Feinde des Glaubens (din) verspritzen und auf die Lähmung, die es (in ihren Gehirnen) hervorruft! In welch abscheuliche Umstände (hal) und Widersprüche sind wir da hineingeraten! Erkennt sie etwa der Herr Staatsanwalt nicht, verfolgt nicht die, welche mit ihren abscheulichen Angriffen der islamischen Religion (din) und allen heiligen Religionen (muqaddes din) ihre Verachtung zeigen und verhaftet etwa stattdessen denjenigen, der Maßnahmen empfiehlt, um die Jugend vor derartigen Angriffen zu schützen? Hoch verehrte, türkische, islamische Richter! Sie können meinen Mandanten nicht allein wegen seines Wegweisers für die Jugend (Gentjlik Rehberi) aus jener Risale-i Nur, die einzig und allein das göttliche Licht (nur-u Ilahi) wiederstrahlen lässt, also jenes Licht (Nur), von dessen Glanz Gottes klarer und eindeutiger Qur'an (Qur'an-i Mubin) erfüllt ist, verurteilen!... Verehrte, edle, islamische, türkische Richter! Sie wissen doch recht gut, dass die wahrhaft rechtgeleiteten Gelehrten (hakiki irshad alimleri) die Erben der Propheten (enbiyanin varisleri) sind. Diese gesegneten (mubarek) Persönlichkeiten sind dazu verpflichtet, aufgrund der Weisungen dieses ganz klar verständlichen Qur'an (Qur'an-i Mubin'in emirleri) den Rat und die Erkenntnis (va'z-u nasihat), die ihnen als Erbe überkommen ist, zu verbreiten. Sie tun nur ihre Pflicht (vazife) und verlangen dafür nicht Lohn noch Entgelt. Sie erfüllen ihre Aufgabe (vazife) um Gotteslohn (fisebilillah). Sie erwarten dafür einzig die Zufriedenheit Gottes und Seines Gesandten (Allah ve Resulunun rizasi). Und sie werden diese heilige Aufgabe (muqaddes vazife) auch weiterhin bis zu ihrem letzten Atemzug (nefes) erfüllen. Denn diese Aufgabe (vazife) ist ihnen von Gott und Seinem Gesandten (Allah ve Resulu) anvertraut (emanet). Aber wie kann man denn meinen Mandanten dafür quälen und verfolgen, dass er das ihm anvertraute Pfand (emanet) an seine erlesenen (Schüler) weitergibt? Wie kann man denn einem so hochbetagten Menschen in einem schwachen und hinfälligen Körper ein derart unglaublich schweres Angebot auf die Schultern laden: "Komm nun und geh jetzt ins Gefängnis!" Das ist die abscheulichste Grausamkeit. Doch die Aufgabe (vazifah), eine derartige Grausamkeit zu verhindern, ist Ihnen nun anvertraut. Was aber alle Bosheit, Sünde, Sittenlosigkeit, Niedertracht, Aufruhr und Zwietracht zu beseitigen vermag, ist das Licht (Nur)... يُرِيدُونَ اَنْ يُطْفِؤُا نُورَ اللّٰهِ بِاَفْوَاهِهِمْ وَيَاْبَى اللّٰهُ اِلاَّ اَنْ يُتِمَّ نُورَهُ وَلَوْ كَرِهَ الْكَافِرُونَ "Sie wollen Gottes Licht mit ihrem Munde ausblasen. Gott aber möchte fürwahr Sein Licht (Nur) vollenden (zu Seinem vollen Glanz bringen)... Auch wenn das den Ungläubigen (kafir) nicht gefällt." Der Anwalt Abdurrahman Sheref Latj Nach dieser Verteidigungsrede wurde Ustadh Said Nursi von dem Vorsitzenden des Gerichtshofes gefragt, ob er dem noch etwas hinzuzufügen habe, worauf der oben erwähnte sich erhob und sagte: Ich bitte um die Erlaubnis, nur ein einziges Wort sagen zu dürfen. Bitte sehr! Der lobenden Worte, die der verehrte Herr Rechtsanwalt (vekil), was meine Person betrifft, geäußert hat, bin ich nicht würdig. Ich bin nur ein schwacher Mensch, der im Dienst am Qur'an und am Glauben (iman) tätig ist. Mehr dazu zu sagen ist nicht notwendig. Die Verkündigung des Freispruches: Daraufhin wurde die Gerichtsverhandlung beendet. Das Richter-Kollegium zog sich zur Beratung zurück und verkündete daraufhin einstimmig den Freispruch. Dieser Beschluss wurde von den anwesenden Studenten und dem Volk stürmisch bejubelt. Da nun auch der Staatsanwalt nicht in Berufung ging, wurde dieser Beschluss hiermit rechtskräftig. * * * Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 Ein Brief, den ein Schüler der Risale-i Nur an der Universität an seinen Freund nach der Ankunft (teshrif) Bediüzzamans in Istanbul schrieb. Anlässlich der Ankunft (teshrif) unseres geliebten (sevgili) Meisters (Ustadh) bedanke ich mich für die an uns und ganz Istanbul ergangenen Glückwünsche (tebrik). Über diesem prachtvollen und so besonderen Ereignis (hadithe) brodelte die ganze große Stadt und feierte tief in ihrem Inneren ein Fest (bayram). Gelehrte (alim) und Ungebildete (djahil), Arme (fakir) und Reiche, Junge (gentj) und Alte waren zu den Gerichtssitzungen gelaufen. In seiner Herberge und wo immer er sich sonst zeigte, kamen sie zuhauf und wollten ihn sehen. Selbst noch unsere Träume sind von Frohsinn und Freude erfüllt... Was aber unsere Feinde betrifft, so sind ihre Gesichter nun noch finsterer geworden. Letztendlich wissen sie nun, dass sie mit ihrer Zwietracht nichts bewirkt haben und nichts mehr bewirken werden. Unser Meister (Ustadh) hat all den Dingen, die große Persönlichkeiten aus ihrer Zeit als Andenken in Istanbul zurückgelassen haben, wieder einen neuen Geist (djan) eingehaucht. In den Augen unserer Brüder hat sich das Antlitz unserer Stadt völlig verändert. Ayasofya {Der Bezirk, in dem es so viele Moscheen gibt. (A.d.Ü.)} hat sich nun bis nach Sarayburnu ausgedehnt. Draußen von den Minaretten kann man nun wieder den Ruf zum Gebet (ezan-i muhammedi (A.S.M.) ) hören. Und drinnen haben die Rezitatoren (hafidh) wieder begonnen, den Ehrenwerten Qur'an vorzutragen. Fatih ersteht jeden Tag wieder neu aus seinem Mausoleum und grüßt seinen großen, gesegneten Gast in der von ihm eroberten Stadt. "Seid mir willkommen!", sagt er und er beglückwünscht ihn. Und uns erscheint es jetzt so, als könne man von der Neuen Moschee (Yeni Djami sherefesi) aus bis in den finstersten, verkommensten Winkel von Beyoghlu hinein einen Lichtstrahl erblicken. Ayasofya, Fatih, Sultan Ahmed, Eyyüb und Süleymaniye, alle Bezirke, ja das ganze islamische Istanbul wirft gleich einer strahlenden Braut den Schleier (hidjab) von ihrem Antlitz und zeigt es uns noch prächtiger und liebenswürdiger über dieser großartigen Ankunft (teshrif) und seinem erhabenen Licht (ulvi nur)... unser Meister (Ustadh) ist nun die Sonne über unserer Stadt; geht er, wird die Sonne über unserem Horizont ihm folgen und ihre Millionen werden wieder in Finsternis versinken. Doch als ein Trost bleibt uns die Hoffnung, dass mit der Risale-i Nur ihr Glanz (Nur) Sultan Fatihs Stadt erleuchten und über ihr glänzen wird. In dem Augenblick, in dem ich telefonisch die Nachricht von der Ankunft (teshrif) des Meisters (Ustadh) erhielt, durchzuckte plötzlich ein Strom meinen seelenlosen (djansiz) Leib und elektrisierte mich. Es war kein tödlicher, nicht ein betäubender Schlag; es war vielmehr ein belebender Strom und hat mir neues Leben (djan) geschenkt... Plötzlich durchströmte mein ganzes Sein innerlich wie äußerlich (maddi ve manevi) ein Strom von Kraft (quvvet) und ich spürte, wie ein gewaltiger Magnetismus mich zu sich heran zog. Als ich dann den Großen Strafgerichtshof (Aghir Djeza Mahkemesi) erreichte, bemerkte ich, dass das, was ich bereits zuvor gespürt hatte, auch bereits die gesamte Gemeinschaft erfasst hatte. Der ganze Gerichtshof war innen wie außen gestopft voll mit Menschen. Schon wollte ich mich mit meinen Armen durch die Menge nach vorne hindurch arbeiten. Doch da blieb mein Blick an dem Meister (Ustadh) hängen, der da auf zwei Universitätsstudenten gestützt herein trat. Und obwohl er durch seine geistige Ausstrahlung (manasi), wie auch in seiner körperlichen Erscheinung und in seiner Kleidung eine völlig ungewöhnliche Persönlichkeit war und in diesem Augenblick die Blicke der Millionen auf ihn gerichtet waren, schritt er dennoch durch sie hindurch, als berühre ihn dies nicht in seinem innersten Wesen und so, als nähme er all dies nicht weiter zur Kenntnis. Dann bin ich im Gerichtssaal. Dann wird der erhabene Name aufgerufen. Der große Mann eines ruhmreichen Volkes, Repräsentant einer Religion (din) und einer geschichtlichen Epoche tritt ein. Nach einer kurzen Unruhe im Saal tritt nun absolute Stille ein. Jedermann spürt die Bedeutung dieses großartigen und gewaltigen Augenblicks und die allgemeine Erregung. Obwohl der Meister (Ustadh) gesagt hatte, dass er krank sei, reagierte er dennoch von seinem Platz aus blitzschnell und sprungartig mit Einwänden und Erklärungen... und das Richterkollegium betrachtete diesen großen Mann mit Bewunderung... Zu Beginn der zweiten Sitzung war dann das Gedränge noch größer... diese staunenswerten Antworten unseres Meisters (Ustadh), wenn er direkt auf den Bericht der unverständigen Sachverständigen eingeht... und dann die Vertagung des Verhandlungstermins auf den fünften März... Zitternd näherte ich mich, meine Sünden und Schwächen tausendfach bereuend und bedauernd, küsste seine gesegneten (mubarek) Hände mit unendlicher Innigkeit, versuchte, dabei innerlich vollkommen frei zu sein und ermannte mich schließlich, ihm aufrichtig in die Augen zu blicken; dieser Augenblick, dieser Tag wird in meiner Erinnerung stets das größte und kostbarste Andenken bleiben. Meinen anderen Brüder an der Universität aber war die überaus große Ehre (sheref-i uzma) zuteil geworden, unserem Meister (Ustadh) zu Diensten sein zu können. Möge Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) mit unserem Meister (Ustadh) allezeit zufrieden sein und allen Schülern, besonders aber denen, die so wie ich nur schwach und ohnmächtig von Verstand sind, Standhaftigkeit, Entschlossenheit und Aufrichtigkeit schenken (ihsan). Amin. In der Tat sagen wir, mein Bruder, Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) unendlich Dank, der uns in Seiner Gnade und in unserer Hilfsbedürftigkeit die Werke eines Meisters geschenkt hat, der mit seinem Leben (hayat) und Werk befestigt hat, dass er der geistliche König dieses Zeitalters ist, weshalb uns nun Gott helfen möge (insha-a'llah), die Risale-i Nur, welche eine Salbe für die Wunden unserer Zeit, das am besten geeignete Heilmittel ist, das Licht (Nur), das den Angriff der Finsternis, von dem die islamische Gemeinschaft (heyet-i Islamiye) bedroht ist, am besten zu überwinden vermag, und der rechte Wegweiser (rehber) für die, welche sich in den Tälern des Irrglaubens (dalalet) verirrt haben, bis zum Ende unseres Lebens zu lesen und zu verbreiten. اَلْبَاقِى هُوَ الْبَاقِى {"Der beständige ist der, der bleibt und besteht"} Einer der Schüler der Risale-i Nur an der Universität zu Istanbul Kamil * * * Der Meister (Ustadh) geht nach Emirdagh Nachdem der Prozess in Istanbul mit einem Freispruch geendet hatte, ging Ustadh Bediüzzaman (auf Wunsch der Regierung) nach Emirdagh. Während er aber dort in Emirdagh an einem Tag im Monat Ramadan einen Ausflug machte, schickte man einen Feldwebel mit drei bewaffneten Polizisten zu ihm, die ihn, wie im Folgenden noch näher erläutert wird, aufforderten, sich eine Schirmmütze {Der Turban, den er trug, ist in der Türkei verboten. (A.d.Ü.)} aufzusetzen; aus diesem Grunde führten sie ihn zum Wachlokal. Daraufhin schreibt der Meister (Ustadh) eine entsprechende Mitteilung und schickt diese an das Justizministerium und an das Innenministerium (vekalet); gleichzeitig schickte er diese auch an einen Schüler in Ankara und teilt diesem mit, dass er die an diesem Vorfall interessierten Abgeordneten davon informieren soll. Die Schüler in Ankara schickten eine Kopie (dieser Mitteilung), in der er sich darüber beklagt, an die Zeitung "Der Große Kampf (büyük djihad)" und veröffentlichten sie in Samsun. Der Artikel wurde in der Zeitung "Der Große Kampf (büyük djihad)" unter der Überschrift "Der größte Beweis" unter Hinzufügung einer Anmerkung veröffentlicht. Danach schickten auch die Schüler der Risale-i Nur an den Universitäten in Ankara und Istanbul zwei, drei Artikel an den "büyük djihad" und veröffentlichten sie dort. Währenddessen ereignete sich der Vorfall von Malatya und es begann eine umfangreiche Propaganda gegen gläubige Menschen (dindar) mit Lügen, Verleumdungen, Entstellungen und Verfälschungen. Einige Personen, die sich durch derartige Provokationen hatten täuschen lassen, machten sich nun an die Arbeit, um in religiös gefärbten Zeitungen nach Punkten für mögliche Anschuldigungen (medar-i ittiham) zu suchen. Auch in Samsun wurde wegen dieses oben erwähnten Artikels mit dem Titel "Der größte Beweis" und mehrerer Artikel eines Nurdjus von der dortigen Universität der Herausgeber der Zeitung zusammen mit dem Nurdju aus Ankara, der einige dieser Artikel an die Zeitung geschickt hatte, verhaftet und es wurde ihnen der Prozess gemacht. Gegen die Verbreitung der Nurdjuluk-Bewegung im Lande wurden Erklärungen abgegeben und Ansichten geäußert. Wie in gleicher Weise bis zu sechshundert Schüler der Risale-i Nur gezielt verhaftet wurden, wurden in der Türkei auch an fünfundzwanzig Orten Hausdurchsuchungen durchgeführt und wurde teilweise auch Anklage erhoben. Im Ergebnis wurde jedoch weder in der Risale-i Nur noch bei den Nurdjus ein Punkt entdeckt, der Grund zur Anklage gewesen wäre, sodass man zu der Überzeugung gelangte, dass hier keine Schuld vorliege. Da aber nach Prozesseröffnung in Samsun der Beschluss zu einer Verurteilung zunächst gefasst worden, dann jedoch im Berufungsverfahren (mahkeme-i temyiz), in dem die Werke der Risale-i Nur und ihr Verfasser, Bediüzzaman, ausführlich diskutiert worden waren, von Grund auf für ungültig erklärt worden war, wurde nun der Prozess wieder aufgerollt und man gelangte zu der Überzeugung, dass in den vorliegenden Schriften kein strafbarer Tatbestand gefunden werden könne, worauf dann ein Freispruch verkündet wurde. Wegen des Artikels mit dem Titel "Der Größte Beweis" wurde auch gegen unseren Meister (Ustadh) in Samsun ein Verfahren eröffnet. Dazu wollte man ihn auch in Samsun vor Gericht stellen. Ohne sein ärztliches Attest, dass er sehr alt und krank sei, welches ihm das Gesundheitsamt seiner kleinen Stadt (kaza) ausgestellt hatte, in Betracht zu ziehen, wollte man, dass er unter allen Umständen vor Gericht erscheinen sollte. Am Ende entschloss der Meister (Ustadh) sich, vor dem Gerichtshof in Samsun zu entscheiden und machte also auf dem Weg dorthin zunächst einmal in Istanbul Station. Da jedoch seine Gesundheit bereits so stark angegriffen war, dass er es nicht mehr ertragen konnte, diese Reise noch weiter fortzusetzen, musste ein Ärztegremium einen entsprechenden Bericht schreiben und an den Gerichtshof senden. In diesem Bericht stand geschrieben, dass Said Nursi entsprechend der unternommenen Untersuchung es körperlich nicht ertragen könne, zu Land, zu Wasser oder vielleicht auf dem Luftwege nach Samsun zu reisen. Schließlich fasste das Richtergremium, trotzdem der Staatsanwalt mit besonderem Nachdruck darauf bestanden hatte, dass Said Nursi in jedem Fall vor dem Gericht erscheinen müsse, aufgrund des ärztlichen Attests den Beschluss, dass Bediüzzaman mit Übereinkunft beider Gerichte ersatzweise in Istanbul zum Verhör erscheinen dürfe. Letztenendes und nach vielen aufeinander folgenden Sitzungen beschloss der Gerichtshof zu Samsun, weil er ja keine (böse) Absicht erkennen konnte, die, was die Verhandlung über die Abhandlung betraf, eine Verurteilung erforderlich gemacht hätte, Said Nursi freizusprechen. * * * Die folgende Verteidigungsrede durch den Gerichtshof, die mit einem Freispruch ihr Ende fand, hat unser Meister (Ustadh) Bediüzzaman Said Nursi vor dem Gerichtshof in Istanbul vorgelesen. Unsere heimlichen Feinde sind in diesem Ehrwürdigen Monat Ramadan (Ramazan-i Sherif) wieder bei der Justizbehörde gegen mich vorstellig geworden. Die Angelegenheit steht aber im Zusammenhang mit einer kommunistischen Untergrundorganisation. Erstens: Ganz und gar gegen jedes Recht und Gesetz, hat man, als ich so völlig einsam und allein während eines Ausflugs auf einem Berg saß, einen Feldwachtmeister mit drei bewaffneten Gendarmen zu mir geschickt. "Sie tragen auf ihrem Kopf keine Schirmmütze.", sagten sie, packten mich und schleppten mich zum Wachlokal. Deshalb frage ich nun alle Justizbehörden, die sich doch die Gerechtigkeit auf die Fahne geschrieben haben: Diese Leute, die sich in fünffacher Hinsicht gesetzwidrig verhalten und in fünffacher Hinsicht die islamischen Gesetze verletzen und die nun in Wahrheit (haqiqi) selbst einer Gesetzwidrigkeit beschuldigt werden sollten, und mich nun schon seit zwei Jahren in meinem Inneren (vidjdan) unter dem Vorwurf ihrer merkwürdigen Gesetzlosigkeit quälen, werden sicherlich am Tage der Wiederversammlung vor dem großen Weltgericht ihre Strafe erhalten und dafür büßen müssen. Welches Gesetz in dieser Welt (dunya) erlaubt es nun eigentlich, einem Mann, obwohl er in der Tat seit fünfunddreißig Jahren völlig isoliert lebt und noch nicht einmal in diesem kleinen Städtchen (kasaba) auf den Markt (und unter die Leute) geht, zu sagen: "Du trägst nicht die fränkische 🙂 europäische) Mütze?" Diesen Mann, der, obwohl ihn seit sechsundzwanzig Jahren in fünf Provinzen (vilayet) und vor fünf Gerichten die Polizei von fünf Vilayaten niemals wegen seiner Kopfbedeckung belästigt hat, und obwohl ihn insbesondere auch dieses Mal in Istanbul z.Zt. der Verhandlungen vor dem Gericht (mahkeme-i adilesi), wenn er vor den Augen von mehr als hundert Polizeibeamten, auch wenn er zwei Monate lang überall zu Fuß umherging, die Polizei ihm niemals lästig fiel, und wenn sogar das Revisonsgericht (mahkeme-i temyiz) den Beschluss verkündet hat, dass das Tragen einer Baskenmütze nicht verboten ist, und wenn selbst für alle Frauen, auch für die, welche ihr Haar offen tragen, und für alle Soldaten und die diensttuenden Beamten diese Bekleidung nicht vorgeschrieben ist, auch diese Bekleidung überhaupt keinen Sinn machen würde, und obwohl er noch nicht einmal eine öffentliche Funktion (vazifah) inne hatte - dort auch eine offizielle Bekleidung - eine Baskenmütze zu tragen überhaupt nicht vorgeschrieben ist, er darüber hinaus auch noch völlig isoliert lebt und überhaupt nicht unter Menschen geht und er im Ramadan (Ramazan-i Sherif), um seinen Geist (ruh) nicht mit derart gesetzwidrigen (hilaf-i kanun) und hässlichen Dingen zu beschäftigen und sich die Welt (dunya) nicht in Erinnerung zu rufen, selbst nicht mit seinen engsten Freunden zusammenkommt, der selbst wenn er krank war, keine Medizin einnahm, damit der Körper sich nicht mit Herz und Verstand (ruh ve kalb) beschäftigen solle, auch die Ärzte nicht aufsuchte, dann diesen Mann dennoch aufzufordern, sich einen Hut aufzusetzen, um dann genauso auszusehen wie die ausländischen Priester, ihn durch Maßnahmen der Justiz zu bedrohen, muss bei jedem, der auch nur über ein Quäntchen Gewissen (vidjdan) verfügt, mit Sicherheit Abscheu hervorrufen. Wenn z.B. derjenige, der ihn auffordert, sagt: "Ich leiste dem mir gegebenen Befehl gehorsam.", kann es sein, dass dieser Befehl (emir) auf einem Gesetz (kanun) beruht, das lediglich Zwang und reine Willkür (djebr-i keyfi) ist, weshalb er dann nicht sagen kann: "Ich leiste dem mir gegebenen Befehl gehorsam." So findet sich in der Tat im Weisen Qur'an eine Ayah, in der es, um es vor allem den Juden und Christen nicht gleich zu tun, heißt: يَا اَيُّهَا الَّذِينَ اٰمَنُوا اَطِيعُوا اللّٰهَ وَ اَطِيعُوا الرَّسُولَ وَاوُلِى اْلاَمْرِ مِنْكُمْ {"Oh ihr Gläubigen, gehorchet Gott, dem Propheten und denen unter euch, die den obersten Befehl (ulu-l'emri) haben." (Sure 4, 59)} Unter der Bedingung, dass er nicht dem Gehorsam gegenüber Gott und dem Propheten entgegengesetzt handelt, kann er etwas tun, um einem Befehl (emir) Gehorsam zu leisten. Wenn aber diesem Beispiel entsprechend die traditionellen islamischen Gesetze (an'ane-i Islamiye kanunlari) anordnen (emretmek), Kranke mit Rücksicht (shefqatle indjitmemek) zu behandeln, Fremdlinge mit Rücksicht (shefqatle incitmemek) zu behandeln, Menschen, die um Gottes willen dem Qur'an und der theologischen Wissenschaft (ilm-i imani) dienen, keine Schwierigkeiten zu machen und sie nicht zu kränken (indjitmemek), dann trotzdem gerade ein Mann, der völlig zurückgezogen (munzevi) lebt und dieser Welt (dunya) entsagt hat, dazu aufgefordert wird, den Hut eines ausländischen Geistlichen aufzusetzen, {Gemeint sind wohl die schwarzen Zylinderhüte, wie sie gerne von den aus dem Ausland kommenden Rabbinern getragen werden. (A.d.Ü:)} so wäre das nicht nur zehn Mal, nein, hundert Mal ungesetzlich gegenüber dem Gesetz (kanun) und überhaupt gegen alle Gesetze (kanun) islamischer Tradition und hieße, wegen eines willkürlichen Befehls (emir) die heiligen Gesetze (qudsi kanun) zu brechen. Einen Mann wie mich, der am Rande des Grabes, im hohen Alter, fremd, arm und allein (munzevi), um nicht der hochgelobten Tradition (Sunnet-i Seniye) zuwider zu handeln, seit dreißig Jahren die Welt (dunya) verlassen hat, in dieser Art und Weise zu behandeln, lässt überhaupt keinen Zweifel daran aufkommen, dass hier unter dem Deckmantel des Kommunismus in zerstörerischer Absicht ganz abscheuliche konspirative Kräfte gegen das Land, das Volk, die Islamiyet und den Glauben (din) am Werk sind, gleich wie es gegen gläubige (dindar) Abgeordnete und die Demokratische Partei, welche die Absicht (niyet) haben, der Islamiyet und dem Vaterland zu dienen und sich den zerstörerischen Kräften aus dem Ausland entgegenstellen, konspirative Mächte gibt. Deshalb sollen diese Abgeordneten Acht geben und mich in der Verteidigung gegen diese schrecklichen konspirativen Kräfte nicht allein lassen. Anmerkung: Obwohl der russische Oberkommandierende absichtlich drei Mal an ihm vorbei ging, blieb er dennoch sitzen und erniedrigte sich nicht vor ihm und beugte sich nicht vor ihm, um trotz der ihm drohenden Hinrichtung seine islamische Würde zu bewahren. Dem englischen Oberkommandierenden, der Istanbul (von 1918-1923) besetzt hielt und denen, die zu seinen Gunsten eine Fetva erließen, entgegnete er, um der Ehre der Islamiyet willen in einem Zeitungsartikel mit dem Satz: "Gespei in das Gesicht des Tyrannen, der sich nicht deswegen schämt!" und gab dabei keine fünf Para auf die ihm deswegen drohende Hinrichtung. Inmitten von fünfzig Abgeordneten ließ er sich nicht von der Wut eines Mustafa Kemal beeindrucken indem er sagte: "Wer nicht betet (namaz) ist ein Verräter." Vor dem Kriegsgericht antwortete er auf jene furchterregende Frage: "Ich bin bereit, auch nur für einen einzige Themenbereich innerhalb der Scheriah mein Leben (ruh) hinzugeben; und so sagte er, der niemals ein Speichellecker war und der, um nicht den Ungläubigen ähnlich zu werden, achtundzwanzig Jahre lang ein Leben als Einsiedler gewählt hatte, ein Bannerträger des Islam und opferbereiter Diener der Qur'anischen Wahrheiten, als man ihn sinnloser und ungesetzlicher Weise aufforderte: "Du sollst den jüdischen und christlichen Geistlichen ähnlich aussehen und einen Hut aufsetzen, so wie sie es tun." und er solle so dem widersprechen, worin alle islamischen Gelehrten (ulema) übereinstimmen. Und sie drohten ihm, er werde andernfalls noch seine Strafe bekommen!" Als ein Mann, der sicherlich dazu bereit war, alles für die qur'anischen Wahrheiten zum Opfer zu bringen, auch wenn man ihn in dieser Welt (dunya) ins Gefängnis werfen, ihn bestrafen, ihn foltern, vielleicht mit einem Messer Stück um Stück zerteilen sollte, ihn in die Hölle (djehennem) werfen wollte, wolle er dennoch, auch hätte er hundert Leben (ruh), sein gesamtes Leben als ein Zeugnis zum Opfer (tarihtje-i hayatinin shehadeti) darbringen! Was aber ist nun der Grund (hikmet) dafür, dass er diesen verborgenen Feinden des Vaterlandes und des Glaubens (din) in ihrer Nimrod-gleichen unglaublichen Tyrannei trotz einer so mächtigen geistigen Kraft (manevi quvvet), trotz seiner zu jedem Opfer bereiten Ausdauer, trotz der ihm zur Verfügung stehenden äußerlichen Gewalt (maddi quvvet) den (gegen ihn gerichteten) negativen Kräften keinen Widerstand geleistet hat? So erkläre ich denn euch und allen klar denkenden Menschen (ehl-i vidjdan), dass der Weise Qur'an, damit nicht wegen zehn Prozent erbarmungsloser Atheisten neunzig Prozent unschuldigen Menschen zuschaden kommen, um die Ruhe und Ordnung im Lande zu bewahren mit aller Macht (quvvet) durch die Lektionen der Risale-i Nur im Herzen (qalb) eines jeden Menschen einen Ermahner zurückgelassen hat, der ihm solche Lektionen erteilt. Andererseits hätte ich während dieser achtundzwanzig Jahre eines Tages an meinen grausamen Feinden Rache nehmen können. Doch hat er aus Respekt vor diesen Unschuldigen, um die allgemeine Ordnung aufrecht zu erhalten sein Ansehen und seine Ehre gegenüber denjenigen, die ihn beleidigten, nicht verteidigt, sondern gesagt: Ich werde nicht nur das diesseitige (dunyevi hayat) Leben, sondern, falls nötig auch das jenseitige Leben (akhiret hayati) für die islamische Gemeinschaft zum Opfer bringen. Said Nursi * * * Gesegneter, geliebter, ehrenwerter und verehrungswürdiger Meister! (Ustadhimiz Hazretleri) In diesem merkwürdigen materialistischen und glaubenslosen Jahrhundert hat sich der Blickwinkel verkürzt. Die Herzen (qalb) sind von Bosheit und Schlechtigkeit erfüllt. Einzig und allein die Risale-i Nur, die in unserer Zeit jene Tropfsteine hervorgebracht hat, die sich nachweislich als absolut echt (haqiqi) aus dem Weisen Qur'an herauskristallisiert haben, lässt diese verkürzten Blicke anscheinend bis auf den Urgrund der Materie (maddenin ruhuna) hindurchdringen und erfüllt so die Finsternis, die gleichsam die Bosheit im Kerker der Herzen (qalb) ist, mit Licht (Nur). Deswegen ist es angemessen, dieses Jahrhundert als "Jahrhundert des Lichtes" zu bezeichnen. ............ Die Risale-i Nur behandelt jene Wunde der Menschheit, die zu heilen unmöglich ist, mit Arzneimitteln aus der anderen (ukhrevi) Welt. Die Risale-i Nur und Sie, unser segensreicher Meister (mubarek Ustadh) als ihr wunderbarer Verfasser haben diese Aufgabe (vazifah) als Retter Tausender erleuchteter (munauwer) junger Menschen erfüllt und erfüllen sie noch heute. Dass dies so ist, dafür sind wir, die wir in unserem Glauben (iman) gerettet worden sind, bei unserer Armseligkeit die lebenden Zeugen (shahid). In diesem schrecklichen Jahrhundert schenkt die Risale-i Nur ihren Lesern - den glücklichen Menschen dieses Jahrhunderts - indem sie den Materialismus mit der Wurzel ausrottet, die kommunistischen Denksystheme und all die anderen irrigen Ideologien im Rahmen eines allgemeinen vernünftigen Wissens (idrak) und Denkens (ilim) als völlig haltlos erweist, das Wasser des Lebens (ab-i hayati), das man noch nicht gegen diese Welt (dunya), ja noch nicht einmal gegen den ganzen Kosmos (kainat) eintauschen möchte, und verleiht uns jenen Glauben (iman), der die Quelle zur Ewigkeit (ebedilik suyu), nämlich die Eintrittskarte zu einer ewig bestehenden Welt (beqa alemin) ist. Geliebter und gesegneter Meister (mubarek Ustadh)! Gegenüber dem, was Sie als unser Meister (Ustadh) uns als ein so wertvolles Geschenk geben, ist all unser Respekt und die Liebe (muhabbet), die wir Ihnen gegenüber nähren, nur wenig. Doch das Band, das uns, den Schülern der Risale-i Nur, mit Ihnen, unserem Meister (Ustadh) und Erretter verbindet, ist unsere ewige Verbundenheit mit Ihnen. Das kann keine Macht (quvvet) wieder lösen. Ich küsse Ihre gesegneten (mubarek) Hände in Ehrerbietung und erhoffe von Ihnen Ihr Gebet (dua)! Im Namen aller Schüler der Risale-i Nur an der Fakultät für Politische Wissenschaften Ahmed Atak * * * Der nachstehende Brief wurde in Samsun veröffentlicht und erschien in der Zeitung "Der Große Kampf" (Büyük Djihad Gazete). (Seine Gegner aber nutzten diesen Brief) zu einer verleumderischen Hetzkampagne, die in Samsun einen Prozess zur Folge hatte, der aber letztendlich auf einen Freispruch durch das Gericht hinaus lief. An den Erretter der Islamischen Welt, Krone der Leute des Glaubens (ehl-i iman) und Sprachrohr der Risale-i Nur, unseren Hochehrenwerten Ustadh Bediüzzaman Said Nursi! Einer Mitteilung gläubiger (dindar) demokratischer Parteigenossen entsprechend haben wir erfahren, dass der Gerichtshof zu Afyon die Freigabe der Risale-i Nur beschlossen und die Rückgabe aller Abhandlungen, Briefe und (beschlagnahmten) Bände verfügt hat, da sie kein Thema enthalten, das einer möglichen Schuldzuweisung dienlich sein könnte. Wie Sie bereits vor Jahren bekannt gegeben hatten, ist "die Risale-i Nur nicht Ihr Besitztum, sondern steht im Besitz des Qur'an, strömt aus der Fülle (feyz) des Qur'an. Anatolien kann sie keine Macht (quvvet) aus dem Herzen stehlen, sie seiner Brust entreißen. Die Risale-i Nur ist an den Qur'an gebunden. Was aber den Qur'an betrifft, so ist er an den Thron des Allerhöchsten (arsh-i adham) gekoppelt. Wem aber könnte es etwa zustehen, ihn dort oben abzukoppeln, ihn so zu entwurzeln?" Die eindeutige Bewahrheitung dieser treffenden Aussage hat sich als ein glänzender Beweis dafür herausgestellt, dass dieser erhabene Dienst göttlichen wie qur'anischen Ursprungs ist. Diese Entscheidung, für Freispruch zu plädieren ist für die islamische Welt, besonders aber für das islamische Volk der Beginn einer glücklicheren Zeit. Zudem aber wurde derjenige, der vor allen (anderen mit jeder Faser) seines Seins (varlik) diesen Sieg erwartet hatte und der in der Familie "Nur" und auf dem Ozean der Wahrheiten (haqiqat) der Kapitän genannt wird, der Menschheit, die in der Finsternis des Unglaubens (zulmet-i kufur) aufbegehrt, als ein Geschenk der Rechtleitung (hadi) gegeben. Die Gottesfürchtigen (dindar) in der demokratischen Partei, welche (diesen Prozess mit großem) Interesse verfolgt und sich die Leute des Glaubens (ehl-i iman) zu Freunden gemacht und (dabei neue) Anhänger gewonnen haben, sowie auch das Gremium der gerechten Richter beglückwünschen unseren teuren, vielgeliebten Meister in unendlicher Dankbarkeit. Dem möchten wir noch das Folgende hinzufügen: Sie haben sich seit langen Jahren um ein Verständnis bemüht, dass aus edler und hoher Gesinnung erwächst. Um der Wahrheiten des Qur'an willen haben Sie Ihre eigenen Wünsche und Ihr ganzes Leben zum Opfer gebracht (feda-yi nefs-u djan) und damit heute den Herzen (qalb) der Leute des Glaubens (ehl-i imanin) soviel Freude gebracht wie einem ganzen Land (memleket) und seinem Volk. Diese außerordentliche Verbreitung beweist sonnenklar, wie glanzvoll und erhaben diese heilige Lehre (qudsi dava) ist, zu deren Dienst Sie gerufen wurden, desgleichen auch Ihr persönlicher Einsatz, bei dem Sie ja in der Tat auch erfolgreich gewesen sind. Dieser wunderbare Dienst und Ihr Kampf (mudjahede), mit dem Sie sich seit fünfundzwanzig, dreißig Jahren mit unerschütterlicher Geduld und Ausdauer, allen Hindernissen und aller Mühsal zum Trotz, für die Verbreitung der Risale-i Nur einsetzen, wobei der Qur'an Ihr Herz erleuchtet (qalb-i munauwar), wird künftigen Generationen und den heldenmütigen islamischen Kämpfern ein Beispiel sein und als ein Vorbild (numune-i iktida) dienen, dem sie folgen werden. Die Strahlen der Sonne des Qur'an, die niemals untergeht, und die Blitze aus der Risale-i Nur, die immerwährende Funken sind, beseitigen die Finsternis der Unwissenheit und des Irrtums; Millionen von Herzen werden von diesem Lichte (Nur) erleuchtet, mit dem die Leute des Glaubens Ihnen dankbar geworden sind. Dieses Land und das Volk in ihm, die Geschichte und dieser Boden (auf dem sie sich abspielt) werden Ihnen Ihren Dienst und Ihre Opferwilligkeit zu keiner Zeit vergessen. Wenn einmal auch Sie, oh Herr, in die Ewigkeit hinüberziehen werden, wird für Sie diese Dienstbereitschaft ein Samenkorn werden, aus dem ein gewaltiger Baum emporsprießen wird, der dem Lande unter sich seinen Schatten spendet; und die großen Gemeinschaften, die sich unter dem Geäst dieses Baumes der Risale-i Nur versammeln werden und die immerdar aufgehenden Strahlen der Risale-i Nur werden gleich Ihrer Dienstbereitschaft bis in alle Ewigkeit noch strahlender und noch glänzender fortbestehen. Weil aber Sie nun das Sprachrohr der Risale-i Nur sind und da nun einmal Ihr Dienst am Glauben (iman) am Horizont des Islam erglänzt, so sind Sie auch ein Bannerträger der Rechtleitung (hidayet) in diesem Jahrhundert. Unser strahlender Held und geliebter Meister (Ustadh), der Sie der allseits geehrte Verkündiger des Ehrwürdigen Qur'an im vierzehnten Jahrhundert islamischer Zeitrechnung sind und in dieser schrecklichen Zeit auf diese schreckliche Finsternis in großer Opferbereitschaft mit dem Lichte des Qur'an geantwortet haben und durch die allseitige Verbreitung der Risale-i Nur in hundert Tausenden von Exemplaren mit den Schreibstift hunderttausender ihrer Schüler gegen die Glaubenslosigkeit und den absoluten Unglauben eine Mauer des Qur'an errichtet haben! Wir beglückwünschen Sie, die sie den Welten Liebe und Glück (rahmet ve saadet) gebracht, der Menschheit Trost und Segen (selamet) geschenkt und mit Ihrem heiligen Dienst den Leuten des Glaubens (ehl-i iman) die frohe Kunde gebracht und bewiesen haben, dass das Reich Gottes, welches alle Kontinente umfassen wird, bereits sichtbar geworden ist und seine Spuren sich zu zeigen beginnen. Und so wünschen wir Ihnen aus ganzer Seele (ruh) Segen zu dem lichtvollen und großen Fest (bayram). Wir erbitten (dua) für Sie von Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) ein langes Leben und küssen Ihre Hände mit Hochachtung. Die Studenten der Universität Ankara Ismail, Salih, Atif, Ahmed, Ziya, Mehmed, Abdullah Der Verbleib von Ustadh Said Nursi in Isparta Im Sommer des Jahres 1953 gelangte der Meister (Ustadh) von Emirdagh nach Isparta. In Isparta gab es sehr viele getreue Schüler. In einem bereits zuvor geschriebenen Brief bezeichnet (Ustadh) Isparta mit seiner Erde, seinen Steinen als gesegnet (mubarak). Dabei erklärte er, dass die Risale-i Nur hier ihre Gestalt erhielt und von hier ihren Ausgang nahm. Ihr Zustandekommen (vudjud) war der mächtigste Anlass für sein geistliches (manevi) Leben hier in Isparta und für dessen Fortdauer. In der Tat hat Isparta durch die Zeugnisse (shahadah) der Ereignisse in vielen Jahren gezeigt und bewiesen, dass sie dieser Zuneigung ihres Meisters (Ustadh) würdig ist. Denn Barla, wo die Risale-i Nur verfasst wurde und wo auch ihre erste Medresse entstand, liegt im Bezirk Isparta. Die großen Bände der Risale-i Nur wurden hier verfasst. Die Risale-i Nur wurde in Furcht erregender Zeit mit Tausenden Stiften abgeschrieben und in Isparta und den (umliegenden) Dörfern durch ihre Schüler veröffentlicht. Um ein Beispiel zu zeigen, genügt es, das Dörfchen Sav anzuführen. Zu der Zeit als sich Ustadh in Kastamonu befand, haben in dem Dorf "Sav" (in der Nähe von) Isparta jahrelang bis zu Tausend Stifte daran gearbeitet, die Risale-i Nur abzuschreiben und zu vervielfältigen. Die Zentren der Risale-i Nur sind in Isparta, deren jede einzelne (mit allen anderen eine solche) Verbundenheit zeigt, als wären sie eine ganze Provinz (vilayet), ja vielleicht eine noch engere (Beziehung), und arbeiten an der Verbreitung der Risale-i Nur wie die Sendestation einer Rundfunkzentrale. Gül und Nur, die an der Herstellung (der Risale-i Nur) beteiligt sind, und alle die Schüler in ihrer Nähe, sowie die Gruppe um Mübarek, sie alle befinden sich im Vilayat Isparta. Auch die älteren Brüder, deren jeder einzelne hinsichtlich seines Dienstes am Qur'an einem geistlichen Pol (qutub) gleicht, auf den stolz zu sein die Brüder allen Grund (medar-i iftihar) haben, stammen alle aus Isparta. Auch das Amtsgericht und die Sicherheitsbehörden in Isparta haben sich in Dingen der Risale-i Nur stets einsichtsvoll verhalten. Der Meister (Ustadh) hat oftmals für das Amtsgericht in Isparta gebetet (dua). In dieser Hinsicht hat er Isparta für die übrigen Vilayate als gutes Beispiel angeführt. Unter diesen oder ähnlichen Umständen beschloss der Meister (Ustadh) den Rest seines Lebens in Isparta zu verbringen und dort dem Tod unter seinen gesegneten, getreuen Brüdern entgegen zu sehen, verfügte in seinem Testament, in Isparta, Sav oder Barla begraben zu werden und begab sich so nach Isparta. Dort mietete er sich ein Haus. An seiner Seite befanden sich vier, fünf Schüler. Mit ihnen gemeinsam rief der Meister (Ustadh) seine eigene dershane-i Nuriye ins Leben. * * * Einige Perioden aus seinem Leben in Isparta Der Ablauf der Gerichtsverhandlung: Noch bevor die Bücher vonseiten des Gerichtshofes in Afyon wieder frei gegeben wurden, begann man in Malatya aufgrund eines Vorfalls in verschiedenen Vilayaten und an einzelnen Orten (kasaba) Untersuchungen anzustellen und Prozessverfahren zu eröffnen. Derartige Prozesse wegen der Risale-i Nur und gegen die Nurdjus gab es z.B. in Mersin, Rize und Diyarbakir. Am Ende plädierten die Gerichte zwar für einen Freispruch, doch mussten sich die Anwälte aus Isparta zu den Untersuchungen, die in einigen Vilayaten durchgeführt wurden und zur Eröffnung umfangreicher Verhöre gegen die Nurdjus hinbegeben. Gegen mehr als achtzig Schüler der Risale-i Nur wurden Anklagen vorbereitet und Vernehmungsprotokolle den Richtern vorgelegt. Sehr viele Geheimagenten der Polizei begannen nun, sich unter die Nur-Schüler zu mischen, unter ihnen umherzugehen und jede ihrer Bewegungen zu kontrollieren. An Orten wie Ankara, Istanbul, Adapazari, Safranbolu, Karabük, Dinar, Inebolu und Van wurden Nachforschungen angestellt und Verhöre durchgeführt. Am Ende all dieser Nachforschungen und Durchsuchungen gelangte man ganz allgemein zu dem Ergebnis: es konnten keinerlei verdächtige Aktivitäten gegen Volk und Staat entdeckt werden! Ganz im Gegensatz dazu füllte sich nun die Brust eines jeden Mitbürgers mit Stolz. Denn es wurde bekannt gegeben, dass alle Aktivitäten, die für die Wissenschaft (ilm), den Glauben (iman), im Dienst für das Vaterland unternommen wurden, der Einsatz für Ethik und Moral (ahlaq), den man bisher entdeckt hatte, dass außer all diesen Zielen und der Absicht, die Risale-i Nur zu lesen, sie zu verbreiten und Vorlesungen zu veranstalten nichts gefunden werden konnte "weswegen man die Nurdjus hätte beschuldigen können, was hätte ein Anlass zur Klage sein können. Man habe keine derartigen Veranstaltungen oder Tätigkeiten wahrnehmen können." Man sei im ganzen Lande zu dieser Überzeugung gelangt. So haben denn alle diese Untersuchungen zum Verständnis der Wahrhaftigkeit der Risale-i Nur geführt. So wurde beschlossen, die Risale-i Nur (ihre Schriften und deren Verbreitung) freizugeben. Nun errichteten die in Urfa und Diyarbakir tätigen Nur-Schüler eine Medrese-i Nuriye. Da also jetzt die Risale-i Nur in allen Volksschichten, besonders aber in den sich nun bildenden Gemeinschaften von Schülern und jungen Leuten gelesen wurde, begann man auch, wissenschaftlichen Vorlesungen (ilmi dersler) abzuhalten. Zur gleichen Zeit gewannen die so bedeutenden Studenten der Wissenschaft (talebe-i ulûm) gleichfalls an Ansehen. Auch in den östlichen Landesteilen gewann der Dienst am Glauben (iman) immer mehr an Bedeutung. Zu gleicher Zeit wurde einmal in Diyarbakir gegen einen Nur-Schüler, der im Dienst am Glauben (iman) und am Qur'an tätig war, ein Prozess eröffnet, der aber ebenfalls auf einen Freispruch hinaus lief. Das war für die Gläubigen ein Anlass zu Freude und Dankbarkeit. Das Verfahren, das bis dahin in Afyon noch anhängig war, wurde beendet. Die Beratungskommission des Amtes für Religiöse Angelegenheiten (Diyanet Ishleri Müshavere Kurulu) hatte 1956 die Risale-i Nur geprüft und in ihrem Bericht den besonderen Dienst der Risale-i Nur hinsichtlich der Vervollkommnung von Glaube, Ethik und Moral (iman ve ahlak) bekannt gegeben. Aufgrund dieses Berichtes hat nun der Gerichtshof in Afyon die Werke der Risale-i Nur und ihre Zulassung in der Öffentlichkeit frei gegeben. Dieses Urteil ist rechtskräftig. Nach diesem Freispruch durch das Amtsgericht in Afyon hat nun auch der Untersuchungsrichter das Gerichtsverfahren eingestellt. So hat denn die Risale-i Nur, nachdem sie durch einige Siebe der Justiz hindurchgegangen ist, eine umfassende und vollständige Freiheit erlangt und ihren guten Ruf gewonnen. Die Verbreitung der Risale-i Nur: Während sich nun der Dienst an der Risale-i Nur auch an einigen Orten Anatoliens fortsetzt, findet sich heute nicht nur besonders im engeren Kreis von Istanbul, Diyarbakir und der Medrese-i Nuriyeler in Urfa, sondern auch in deren sehr weit ausgedehntem Umland dieser Dienst am Glauben (hizmet-i imaniye). Diese Dienste werden nicht nur von einem einzelnen Menschen, von einem einzelnen Zentrum, von einer ganz bestimmten Persönlichkeit, nein, weil es sich hier um einen Dienst am Qur'an handelt, in vielerlei Hinsicht von sehr vielen verschiedenen Personen geleistet und erfüllt. Unzählige getreue Schüler, deren Namen wir nicht kennen, aufrichtige Gläubige, arbeiten an dieser heiligen Aufgabe (hizmet-i qudsiye) und werden in der Verbreitung des Mohammedanischen Lichtes eingesetzt. Die Schüler an der Universität von Ankara und die ehrenwerten, ideal gesinnten Personen bemühen sich darum, die Werke der Risale-i Nur zu drucken und überall zu verbreiten und besonders die Hände all der vielen zu erreichen, die bereit sind, sich der neuen Buchstaben zu bedienen. Die jungen Leute, besonders die an den modernen Schulen, welche die gesamte Verbreitung der Risale-i Nur übernommen haben und gerade hierfür eine besonders große Einsatzfreude zeigen, sind für dieses Land und sein Volk ein großes Glück. Denn kein Mensch, der nicht diesen Vorteil für sich in Anspruch nimmt und nicht einzig für Gottes Wohlgefallen (riza-yi Ilahi) tätig ist, kann ihnen zeigen, dass er wahrhaftig zu den edlen Kindern dieses Volkes gehört. Die Ankunft des Meisters (Ustadh) in Barla Der Meister (Ustadh) hatte Barla vor fündundzwanzig Jahren verlassen und war bis heute (1956) nicht mehr dorthin zurückgekehrt. Dabei war er mit Barla mehr noch als mit seinem eigenen Dorf (in dem er geboren wurde - A.d.Ü.) verbunden. Denn hier hatte er begonnen, die Risale-i Nur, die sein geistliches Leben (hayat-i maneviye) werden sollte, zu verfassen. Die "Worte (Sözler)", "Briefe (Mektubat)" und "Lichtfunken (Lemaat-i Nuriye)", die das Licht (Nur) der Rechtleitung (hidayat) durch den weisen Qur'an darstellen, haben sich von hier aus in alle Richtungen verbreitet. Aus diesem Grunde wurde Barla zum Zentrum des ersten Lehrhauses (dershane) der Risale-i Nur. Zwar war sein Leben in Barla (1923-31) durch seine Verbannung, sein Einsiedlerdasein und seine ständige Überwachung bitter gewesen, doch da (Barla) der Ort wurde, an dem er die Wahrheiten (haqiqat) der Risale-i Nur niederschrieb, wurde sein Leben hier für den Meister (Ustadh) das süßeste und lieblichste, wie man das Leben in Barla dennoch nennen könnte. Dieses Mal kehrte er nach Barla nicht in die Verbannung, nicht in ein Gefängnis, sondern auf eigenen Wunsch (riza) und freiwillig zurück. Er kam an einem schönen Frühlingstag nach Barla. Ein Großteil seiner Schüler zog ihrem Meister (Ustadh) entgegen. Als der Meister (Ustadh) sich dem Ort näherte, an dem er acht Jahre gelebt hatte und wo seine Schule (medrese-i nuriye) gewesen war, konnte er nicht mehr an sich halten und seine gesegneten Augen füllten sich mit Tränen. Auch war es, als wolle die majestätische alte Platane ihn grüßen. Einmal, da hatte man ihn, nachdem er schon acht Jahre dort gewohnt hatte, nach Isparta deportiert. Als er damals gehen musste, hat ihn diese gesegnete Platane innerlich (manen) wieder aufgerichtet und dem Meister (Ustadh) mit ihren Ästen wie mit majestätischen Flügeln, als wolle sie sich im Gebet vor Gott dem Gerechten niederwerfen (Djenabi Haqq'a olan sedjdevari ubudiyetiyle), ihren Abschiedsgruß entboten. Diesmal aber, als sie dem Meister (Ustadh) nach langer Trennung wieder begegnete, warf sie sich vor Freude abermals vor ihrem barmherzigen Schöpfer nieder in Dankbarkeit (Khalik-i Rahman'a sedjde-i shukrana). Der Meister (Ustadh) aber breitete seine Arme an dieser gesegneten Platane aus und sagte zu den neben ihm stehenden Schülern und den übrigen Leuten, sie mögen ihn jetzt allein lassen, da er seine Tränen kaum mehr zurückhalten konnte. Dann ging er in das Zimmer seines Lehrhauses (Nur Dershane) und blieb dort zwei Stunden; und draußen konnte man sein trauriges Weinen hören. In der Tat erfuhr er nun ohne allen Zweifel zahllose Erscheinungen der göttlichen Barmherzigkeit (rahmet-i Ilahiye). Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da wurde er von Ost-Anatolien in die Gegend von Isparta verbannt. Von Isparta schickte man ihn dann in die Berge in der Nähe von Barla ins Exil. Dort sollte er dann (eines Tages) gestorben und vergessen sein. Eine solche Persönlichkeit, deren bisheriges Leben (tarihtje hayatin) Zeugnis seines Heldenmutes und seiner Opferbereitschaft gewesen war, der sich die Wahrheiten (haqiqat) des Weisen Qur'an ganz unmittelbar zu eigen gemacht hatte, glaubte, dass das Glück eines Einzelnen wie auch eines ganzen Volkes von seinem Festhalten an den Wahrheiten der Islamiyet (abhängig ist). Und so war denn er auch derjenige, der dies laut verkündigte und der dafür mit vernunftgemäßen Beweisen in die Arena der Wissenschaften (ilim) trat. Er hatte drei Epochen {in der Geschichte des Osmanischen Reiches und der späteren Türkischen Republik. (A.d.Ü.)} überlebt, jedoch seinen Nacken vor den Kommandanten nicht gebeugt, sich von dem heiligen Ruf (qudsi dava) nicht abgewandt. Er wurde verwundet; ja man hat sogar versucht ihn zu vergiften; doch er starb nicht. Wogen der Ereignisse, hoch wie Berge, konnten ihn nicht entmutigen. Die gegenwärtigen Strömungen in unserem Jahrhundert, welche ganze Völker und Nationen ergriffen und deren Meinungen und Denkweisen verändert haben, konnten diese Persönlichkeit nicht von seinem Ruf (dava) abbringen, dem Weg des Qur'an und des Glaubens (iman) zu folgen. Mit der Kühnheit seines Glaubens war er in tiefster Seele davon überzeugt, dass die Wahrheit (haqiqat), zu der er aufruft (dava), eines Tages vom Volk angenommen werde. Dann würde es nicht mehr einen Said, sondern tausende, ja sogar hunderttausende Saids geben. Die Entfaltung und der Sieg der Glaubenswahrheiten (haqaiq-i imaniye) und ihre Verbreitung in der menschlichen Gemeinschaft wird nun beginnen... und die dunklen Wolken, die jetzt am Horizont den Islam überziehen, werden mit der Fackel der Rechtleitung (hidayat) in der Hand des Qur'an davon gejagt werden. Der Geist (ruh) des Glaubens (iman), von dem man bisher geglaubt hatte, dass er bereits im Sterben liege, wird neu wiederbelebt werden... wird den Seelen wieder neues Leben einflößen (djanlara djan katadjak)... Das islamische Volk, das bereits im Geiste (manen) zu sterben begann, wird wieder neu ins Leben (ihya) gerufen werden... Dann wird man auch im materiellen wie im geistigen Bereich verkündigt haben, dass der Herr der Welt (aleme efendi) - nach dem Willen Gottes (bi'iznillah) - in dieser Welt (djihana) die Herrschaft (efendilik) über die Islamiyet inne hat. So wurde denn diese allseits verehrte Persönlichkeit, die der Träger und Verbreiter dieser heiligen Wahrheit (qudsi haqiqat) ist und auf den die heutige Menschheit wahrhaftig (haqiqat) stolz (medar-i iftihar) sein kann, entsprechend den Plänen der Feinde des Glaubens (din) - damals - in diese Ortschaft gesandt, damit er gegen das Regime, das sie sich in Anatolien bereits aufgebaut hatten, nichts mehr unternehmen könne und so einen aktiven Eingriff verhindert. Aber ach! Da hatte er sich schon prinzipiell aus der Politik zurückgezogen. Er wollte sich in die Angelegenheiten der Leute dieser Welt (ehl-i dunyanin dunyasi) nicht mehr einmischen. Er arbeitete nun an der Verfassung und Verbreitung der Wahrheit (haqiqat), um in ihr die Zukunft zu erleuchten. Und Gott (Allah), der Herr des Alls (kainatin sahibi) und Sachwalter aller Ereignisse wurde sein Beschützer, sein Beistand und sein Helfer. Als er nun fünfundzwanzig Jahre später zurückkehrte nach Barla, betrachtete er seine Erfahrungen im Dienst am Glauben (hizmet-i imaniye) als ein großes Geschenk (ikram), dachte über die Gnadengaben (inayet) nach, beobachtete die Dinge rückblickend und freute sich darüber und weinte vor Freude und warf sich nieder in Dankbarkeit (sedjde-i shukran). So nahm nun der Meister (Ustadh) Wohnung in Isparta. Dabei begab er sich manchmal nach Emirdagh und manchmal nach Barla. Weil aber dort die Zentren lagen, wo die Risale-i Nur verfasst worden und von wo aus sie sich verbreitet hatte, fühlte er sich dort innerlich (ruh) besonders stark verbunden. Da er sich jedoch bereits im neunten Jahrzehnt seines Lebens befand und man bereits einige Male versucht hatte, ihn zu vergiften, war er zugleich auch sehr unruhig. Seine Gesundheit war deshalb besonders stark angegriffen und sein Zustand unbeschreiblich labil. Auch innerlich (ruh), emotional, war er besonders empfindlich. Und die Welt (alem), besonders die Welt des Islam und vor allem der Bereich der Risale-i Nur und was ihn innerlich (vudjud-u manevi) berührte, beide Dinge {der Islam und die Risale-i Nur (A.d.Ü.)} bereiteten ihm in ihrem Wesen (vudjud) heftige Qualen. Zwar wirkten die Gebete (dua) seiner Schüler und die Verbreitung der Lichter des Glaubens (envar-i imaniye) wie eine heilende Salbe, doch aufgrund seines so weitreichenden Mitleids (shefqat) verstärkten sich diese Qualen von Zeit zu Zeit. Aus diesem Grunde war eine Luftveränderung besonders notwendig. So blieb er nie länger an einem Ort. Unternahm er zu einer solchen Luftveränderung einen Ausflug, so besserte sich seine Krankheit teilweise und er konnte wieder leichter atmen. Da aber nun die Risale-i Nur bereits so weit verbreitet war und es überall so viele seiner Schüler gab, vermied der Meister (Ustadh) es nun völlig, noch mit den Leuten zu reden und zog sich ganz von ihnen zurück. "Meine stillen Gespräche (sohbet) mit der Risale-i Nur sind zehnmal nützlicher.", sagte er und lehnte auch alle Besuche ab. Auch mit den Schülern an seiner Seite sprach er nur, falls das nötig war. Schließlich sprach er darüber, dass die letzte Phase seines Lebens gekommen sei, zweifelte stets, ob er das Ende dieses Monats noch erleben werde und erwartete auf diese Weise sein Ende. Mit der Verbreitung der Risale-i Nur war er dankbar und zufrieden. Jeden Schritt, den das Volk und seine Regierung auf dem Wege zur Islamiyet und zu seinem Glück taten, begrüßte er, gab ihm seine Zustimmung und wusste ihn zu schätzen. Er wandelte auf den Pfaden der Wahrheit und Gerechtigkeit (haqq) und betete (dua) für Menschen, welche die Kennzeichen einer islamischen Lebensführung aufrecht erhalten wollten. Zu gleicher Zeit wünschte er der islamischen Welt geistig wie materiell Heil und Segen (selamet ve saadet) und empfand über den auf diesem Wege unternommenen inneren und äußeren Eifer in unendlichem Maße Freude und Zufriedenheit. Und so verkündete er denn, in dem Wissen, dass die Risale-i Nur, die als ein Wunder des Weisen Qur'an in unsere Zeit gehört und dass die qur'anischen Wahrheiten (haqiqat), um unser Vaterland vor der Gefahr des Kommunismus zu schützen, in der Risale-i Nur bewahrt werden und in der islamischen Welt (alem) die Quelle der Brüderlichkeit, der Fraternität (uhuvvet) und der Einheit darstellt. So konnte man nun auch hören, dass unser Glück in dieser wie in jener Welt (dunyevi ve ukhrevi saadet) daran gebunden ist, dass wir an dieser Wahrheit (haqiqat) festhalten. Deshalb war es auch seine Überzeugung, dass es absolut notwendig ist, dass sich die Risale-i Nur nicht nur in Anatolien sondern auch in den übrigen islamischen Ländern verbreiten wird. Und so wies er denn auch darauf hin, dass vor allem politischen Eifer und dergleichen Aktivitäten die Verbreitung der Risale-i Nur sinnvoll und erforderlich ist. * * * Bediüzzaman und die Risale-i Nur Was ist die Risale-i Nur und welcher Art sind ihre Erläuterungen (tefthir)? In dem Gesamtwerk der Risale-i Nur (külliyat) werden die für jeden Menschen bedeutendsten Fragen: "Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Welche Aufgabe habe ich? Von wo kommt alles Sein (maudjudat) und wohin geht es? Worin besteht es und welches ist die Wahrheit (mahiyet ve haqiqat)?" beantwortet, erläutert und bewiesen und andere Fragen dieser Art in einer, der Wahrheit des Qur'an (haqiqat) entsprechenden Weise mit wissenschaftlicher (ilim) Überzeugungskraft, offen und mit absoluter Sicherheit, schön und faszinierend in Stil und Ausdrucksweise beantwortet und erklärt, der Geist (ruh) erleuchtet, der Verstand (aql) zufrieden gestellt. Hier wird bewiesen und erklärt, dass diese Werke der Philosophie des Qur'an aus dem zwanzigsten Jahrhundert, wo die materielle Entwicklung einerseits die Technik, moderne Wissenschaften und die Industrie hervorgebracht hat, während andererseits die türkische Kultur geistige Werte, wie Glaube (iman), Ethik und Moral (ahlaq) umfasst und beinhaltet, alle übrigen Kulturen, die sich nur auf materielle Werte stützen können, hinter sich zurücklassen werden. Wir arbeiten allein um Gottes Wohlgefallen willen (rizayi Ilahi). Das Glücksgefühl, das uns überströmte, wenn wir uns selbst in unserem Dienst eingesetzt haben, den Brüdern und unseren Mitbürgern, der Islamheit und der Menschheit (Islamiyet ve insaniyet) helfen zu können, die Freude und die Hoffnung, die zum ewigen Leben (ebedi hayat) gehört und die wir an dieser Pforte bereits empfangen haben und noch empfangen werden, ist für uns der einzige Ausgleich und Lohn. Was für ein Kommentar (tefthir) ist die Risale-i Nur? Es gibt zwei verschiedene Arten Kommentare (tefthir). Die erste: die bekannte Art Tefthir: die Ausdrücke, Wörter und Sätze im Qur'an werden erklärt, erläutert oder bewiesen. Die zweite Art Tefthir aber ist die: die Glaubenswahrheiten (imani haqiqat) im Qur'an werden mit unumstößlichen Beweisen erklärt, erläutert und bewiesen. Diese Art hat eine ganz besondere Bedeutung. Die oben angeführte bekannte erste Art Tefthir fügt nur manchmal ganz kurz eine Erklärung bei. Doch die Risale-i Nur hat sich die zweite Art von Grund auf zum Prinzip gemacht und ist so in beispielloser Weise ein geistlicher Tefthir, der selbst auch noch verbohrte Philosophen zum Schweigen bringt. Die Risale-i Nur ist ein Gesamtwerk, das in seiner Denkweise frei ist von persönlichen Betrachtungen, wodurch der Qur'an, der unser heiliges (muqaddes) Buch ist, in jedem Jahrhundert Millionen Menschen seine Wahrheiten auf eine objektive und vernünftige Weise erklärt und so der Menschheit zum Nutzen dient. Die Risale-i Nur!.. ein leuchtender Tefthir zu den Ayat des Qur'an... Von allem Anfang an ein Beweis für die Wahrheiten (haqiqat) des Glaubens (iman) und der Einheit Gottes (tauhid)... Dem Verständnis einer jeden Volksschicht entsprechend angelegt... zieht auch die Naturwissenschaften mit in Betracht... überzeugt selbst Zweifler noch, deren Einflüsterungen zum Trotz... spricht alle Menschen an, von den einfachen, ungebildeten bis zu den hochgebildeten und gelehrten und nötigt selbst noch verbohrte Philosophen dazu, sie anzunehmen (teslim)... Die Risale-i Nur!.. Ein lichterfülltes Gesamtwerk... Einhundertdreißig einzelne Schriften... in Form kleinerer und größerer Abhandlungen... gibt auf die Bedürfnisse des Jahrhunderts eine vollständige Antwort... Herz und Verstand (aqli ve qalbi) stellt es zufrieden... nicht eine wörtliche sondern eine sinngemäße Auslegung (tefthir) des Ehrenwerten Qur'an... Liefert die Beweise!... alles, was unverständlich war, wird verständlich... vom kleisten Stäubchen bis hin zu der großen Sonne eine Leiter des Glaubens (iman)... die göttliche Allgegenwart (vahdaniyet-i Ilahiye)... die Wahrheit über das Prophetentum (nübüvvetin haqiqati)... Liefert die Beweise!... von der Erde über die Schichten des Himmels, Themen über die Engel und den Geist (ruh), die Wahrheit (haqiqat) über die Zeit, über die Tatsache der Auferstehung und des Jenseits (hashir ve akhiret), die Existenz von Himmel und Hölle (djennet ve djehennem), das wahre Wesen des Todes (mahiyet-i asliye), von der ewigen Glückseligkeit (ebedi saadet) bis hin zur Quelle aller Qualen... alle Fragen über den Glauben (iman), die der Verstand gestellt hat oder noch stellen wird, werden mit unumstößlichen Beweisen verstandesgemäß, logisch und wissenschaftlich bewiesen... Förderung der positiven Wissenschaften... ein Wunderwerk Herz (qalb) und Verstand (aql) überzeugender Beweise, die absolut sicher sind, welches die Sorge aufhebt und noch zuverlässiger ist als mathematische Problemstellungen,... Die Arbeit an den Werken, die nicht den Buchhändlern in die Hände gegeben werden und nur in kleiner Anzahl gedruckt werden, geschieht nicht um eines geschäftlichen Zieles oder Zweckes willen; und der dabei erzielte Gewinn dient wiederum dem Druck der noch verbliebenen Werke. Eine wichtige Angelegenheit, die sehr viel Sorgfalt und Aufmerksamkeit erfordert, ist ihr realer Gegenwert, der in die Hände derer gelangen sollte, die der Risale-i Nur würdig sind, und ein Beitrag ist, der wenigstens fünfundzwanzig Menschen zugutekommt. Dieser geistliche Kommentar (manevi tefthir) besteht aus vier großen Bänden, die "Worte (Sözler)", "Briefe (Mektubat) ", "Blitze (Lem'alar)" und "Strahlen (Shu'alar)" heißen und insgesamt hundertunddreißig Abhandlungen enthalten. Die Herausgeber Ein Ausdruck der lauteren Wahrheit In der Risale-i Nur wird der Beweis erbracht: Gerechtigkeit (adalet) verbirgt sich manchmal hinter einer Art von Gewalttätigkeit. Denn manchmal ist der Mensch aus irgendeinem Grunde einer Ungerechtigkeit, einer Gewalttätigkeit ausgesetzt, ein Unglück bricht über ihn herein; er wird zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, in den Kerker geworfen. Der Grund dafür ist ein Unrecht, das Urteil ist ein Verbrechen. Und dennoch ist dieser Vorfall ein Schlüssel für das Aufscheinen der Gerechtigkeit (adalet). Göttliches Vorherwissen (qader-i Ilahi) hat in diesem Fall über diesen Menschen aus irgendeinem Grunde eine solche Strafe aus der Hand eines grausamen (Herrschers) herabkommen lassen und ihn ins Unglück gestürzt und so zurecht seine verdiente Strafe, seine Verurteilung (bewirkt). Auf diese Weise tritt Gottes Gerechtigkeit (adalet-i Ilahi) in Erscheinung. Nun denke ich über Folgendes nach: Seit achtundzwanzig Jahren werde ich von Vilayat zu Vilayat, von Kasabah zu Kasabah umhergetrieben. Ich werde von einem Gericht zum anderen geschleppt. Was für eine Schuld ist das, die man mir da anhängen will und deretwegen man mich diesen grausamen Schikanen aussetzt? Vielleicht, weil ich meinen Glauben (din) für meine eigene politische Zielsetzung instrumentalisieren wollte? Aber warum denn lässt sich hier die Wahrheit (tahaqquq) nicht feststellen? Weil es in Wirklichkeit ein solches Ding überhaupt nicht gibt. Seit Monaten, ja selbst seit Jahren hat sich ein Gericht bemüht, eine Schuld zu finden, deretwegen man mich endlich verurteilen könnte; und schließlich aufgegeben. Danach hat ein anderer Gerichtshof mich aus dem selben Grund erneut einer Verhandlung unterzogen; und war so wieder für eine Weile beschäftigt; und ich wurde unter Druck gesetzt; und ich musste die verschiedensten Schikanen über mich ergehen lassen. Doch da man damit zu keinem Ergebnis kam, gab man schließlich wieder auf. Danach packte man mich noch ein drittes Mal am Kragen. So wurde ich fort und fort von einem Unglück ins andere, von einer Katastrophe in die nächste fortgeschleppt und gezogen. So gingen achtundzwanzig Jahre meines Lebens dahin. Am Ende haben diejenigen, die mich beschuldigt hatten, selbst verstanden, dass alle diese Schuldzuweisungen null und nichtig waren. Bringen sie nun diese Anschuldigungen mit Absicht gegen mich vor, oder haben sie nur eine gegen mich vorgebrachte Verdächtigung aufgegriffen? Aber mag es nun Absicht gewesen sein, mag es eine bloße Verdächtigung gewesen sein, so weiß ich doch in meinem Gewissen (vidjdan) mit absolut vollkommener Gewissheit, dass ich nichts mit diesen Beschuldigungen zu tun und kein Interesse an diesen Dingen habe. Ich bin kein Mensch, der die Politik als Werkzeug benutzt; und das weiß in dieser Welt (dunya) auch jeder vernünftig Denkende. Ja, das wissen sogar alle, die mich eines solchen Verbrechens beschuldigen. Warum also fahren alle, die mich derart schikanieren, beharrlich damit fort? Warum werde ich, obwohl ich doch schuldlos bin und nichts begangen habe, dennoch weiterhin so hartnäckig schikaniert und misshandelt? Warum konnte ich mich von all diesem Unglück nicht befreien? Ja, laufen denn all diese Zustände etwa der göttlichen Gerechtigkeit (adalet-i Ilahiye) nicht zuwider? Ein Vierteljahrhundert lang konnte ich auf alle diese Fragen keine Antwort finden. Heute habe ich den wahren Grund für all die Misshandlungen und Schikanen, die man mir angetan hat, verstanden; und ich muss mit tiefstem Bedauern sagen: meine Schuld bestand darin, dass ich den Dienst am Qur'an zum materiellen und ideellen (maddi ve manevi) Werkzeug meiner Vervollkommnung gemacht habe. Doch jetzt weiß ich es und ich spüre es und ich danke Gott (Allah) tausend Mal: Denn lange Jahre hat mir mein Dienst am Glauben (iman) ohne es zu wollen, weil ich mich ja dadurch geistig wie körperlich (maddi ve manevi) höher entwickeln und vervollkommnen (kemalat), vor Strafen und Höllenqualen (djehennem) retten, ja auf diese Weise sogar ein Werkzeug zur Erlangung der Ewigen Seligkeit (saadet-i ebediye) gewinnen wollte oder als Mittel zu irgendeinem Zweck gebrauchen, als ein gewaltiges Hindernis im Wege gestanden. Gefühle und Eingebungen (ilham), die mir aus innerstem Herzen kamen, haben mich in tiefe Verwunderung versetzt. Ein geistiger Rang (manevi maqamat), wie er einem jeden so angenehm ist und die jenseitige Glückseligkeit (ukhrevi saadet), wie man sie durch gute Taten (a'mal-i saliha) erlangt, und sich dahin auf den Weg zu machen, wie es jedem mit Recht (haqqi) zusteht, hat mich, obwohl es doch niemandem in irgendeiner Weise schadet, in meinem Geist (ruh) wie in meinem Herzen (qalb) behindert. So wurde mir gezeigt, wie außer dem Wohlgefallen Gottes (riza-yi Ilahi) die ganz natürliche (fitri) Führung im Dienste der Wissenschaft (vazife-i ilmiye: Lehrtätigkeit) einzig und allein Sache des Dienstes im Glauben (imana hizmet) ist. Denn jetzt, wo in heutiger Zeit die Glaubenswahrheiten (haqaiq-i imaniye) nicht zu anderen Zwecken instrumentalisiert werden und von nichts abhängig sein dürfen, sondern auf eine ganz natürliche Weise (ubudiyet) die Unwissenden, die das Bedürfnis haben, sie kennenzulernen, auf eine wirksame Art unterweisen, sodass im Wirrwarr dieser Welt (dunya) der Glaube (iman) gerettet und auf diese Weise den verstockten Herzen eine feste Überzeugung gegeben wird, d.h. auf eine Weise, die nicht für andere Zwecke instrumentalisiert wird, so wie dies notwendig ist, um den Qur'an unterrichten (ders) zu können, kann durch (eine Wahrheit) die den Irrtum (dalalet) eines absoluten, hartnäckigen und verbohrten Irrglaubens (kufru mutlaq) bricht, einem jeden eine solch absolute Überzeugung gegeben werden. Zu dieser Überzeugung aber kann eine Persönlichkeit in heutiger Zeit, unter diesen Umständen, unter den augenblicklichen Bedingungen nur heranreifen, wenn man weiß, dass der Glaube (din) zu keinerlei persönlichen, diesseitigen wie jenseitigen (ukhrevi ve dunyevi), materiellen wie immateriellen (maddi ve manevi) Zwecken missbraucht werden darf. Andernfalls wird eine Persönlichkeit, die gegen die Anhänger und die Gemeinschaft, aus der diese abscheuliche geistige Körperschaft (shahsiyet-i maneviyesi) hervorgeht, aufstehen will, auch befände sie sich auf der obersten geistigen (manevi) Sprosse, dennoch diese Zweifel nicht ganz und gar ausräumen. Denn die Seele (nefs) und das Ego (ene) könnten zu dem Verbohrten, der zum Glauben (iman) übertreten will, sagen: "Diese Person hat uns mit ihrer Genialität, ihrem staunenswerten Rang (maqam) getäuscht." So sagen sie (zu ihm) und der Zweifel in seinem Inneren bleibt. Gott (Allah) sei Tausende Male Dank dafür, dass mich seit achtungzwanzig Jahren unter der Beschuldigung, die Religion (din) für meine eigenen politischen Ziele instrumentalisieren zu wollen, göttliches Vorherwissen (qader-i Ilahi), ohne dass ich es wollte, durch eine grausame menschliche Hand in lauterer Gerechtigkeit (mahz-i adalet) ohrfeigen ließ, damit ich den Glauben (din) nicht in irgendeiner persönlichen Weise für andere Zwecke instrumentalisieren solle, mich ermahnt und zu mir gesagt hat: Hüte dich! Missbrauche nicht die Glaubenswahrheiten als Instrument für deine eigenen persönlichen Interessen, damit diejenigen, die des Glaubens (iman) bedürfen, verstehen können, dass hier allein die Wahrheit (haqiqat) zum Ausdruck kommt und die irrigen Vorstellungen der Seele (nefs) und die Einflüsterungen des Teufels (sheytan) aufhören und verstummen müssen. So ist denn das, was in den Herzen diese Begeisterung für die Nur Risale gleich Bergen und Ozeanen bewirkt, und das Geheimnis (sirr) ihrer Wirkung in (des Menschen) Brust (qalb) und in seiner Seele (ruh) Folgendes und etwas anderes gibt es nicht: obwohl Tausende Gelehrte (alim) die gleichen Wahrheiten (haqiqat) wie die Risale-i Nur in hunderttausenden von Büchern in einer noch weit prägnanteren Sprache verbreiten, können sie dennoch dem völligen Unglauben (kufr-u mutlaq) nicht Einhalt gebieten. Wenn die Risale-i Nur im Kampf gegen den völligen Unglauben (kufru mutlaq) unter derart schwierigen Umständen dermaßen erfolgreich ist, so ist das Geheimnis (sirr) dahinter Folgendes: es gibt gar keinen Said; auch irgendeine Machtvollkommenheit (qudret) oder Bescheinigung für diesen Said gibt es gar nicht. Die da spricht, ist nur die Wahrheit (haqiqat); es ist die Wahrheit des Glaubens (haqiqat-i imaniye) und das Licht der Wahrheit (nur-u haqiqat) wirkt in den Herzen derer, die ein Bedürfnis nach dem Glauben (iman) verspüren. Dafür ist nicht nur ein Said, nein, dafür sind tausend Said das Opfer wert. Dafür sollen auch achtundzwanzig Jahre erduldeter Leiden und Qualen, alle Schikanen, denen ich ausgesetzt bin, und alles Unglück, das über mich gekommen ist, vergeben (helal) sein. All denen, die mich gequält und gepeinigt haben, die mich von Stadt zu Stadt (kasabah) umhergetrieben haben, beleidigt haben, die mich die verschiedensten Male beschuldigt haben und mich verurteilen wollten, die mir einen Platz in den Gefängnissen bereitet haben, ihnen allen gegenüber erhebe ich keinen Anspruch auf mein Recht (haqqimi helal). Zu dem gerechten Schicksal (adil qadere) sage ich: ich habe doch den von Dir empfangenen zärtlichen Klaps verdient. Wäre ich stattdessen, wie jeder andere, den durchaus erlaubten und völlig ungefährlichen Weg gegangen, hätte mir um mich selbst Sorgen gemacht und es nicht aufgegeben, mich an einer Fülle materieller und ideeller (maddi manevi) Güter zu erfreuen, hätte ich diese große geistige Kraft (manevi quvveti) im Dienst am Glauben (iman) verloren. Ich habe auf alle materiellen und ideellen (maddi ve manevi) Güter verzichtet, jedes Unglück ertragen, alle Leiden und Misshandlungen erduldet. Auf diese Weise haben sich die Glaubenswahrheiten (haqiqat-i imaniye) in alle Richtungen verbreitet. Auf diese Weise wurden in den Schulen der Erkenntnis des Lichtes (Nur mekteb-i irfani) hunderttausende, ja vielleicht sogar Millionen Schüler herangebildet. Sie werden schließlich auf diesem Wege im Dienst am Glauben (hizmet-i imaniye) weiterschreiten und nicht von jenem Pfade (meslek) abweichen, wo man auf alle materiellen wie ideellen (maddi ve manevi) Güter verzichtet. Sie werden sich einzig und allein dafür einsetzen, Gottes Wohlgefallen (Allah rizasi) zu gewinnen. Viele meiner Schüler waren mit mir zusammen vielerlei Qualen, Leiden und Misshandlungen preisgegeben und wurden schweren Prüfungen unterzogen. Ich möchte aber, dass sie so wie ich allen Ungerechtigkeiten gegenüber und gegenüber all denen, die ein Unrecht begangen haben, auf all ihre Rechte (haqq) Verzicht (helal) leisten. Denn diese haben ihnen ohne es zu wissen, nach dem Geheimnis göttlichen Vorherwissens (qader-i Ilahinin sirlarina) und ohne die ganze Tiefe all seiner Erscheinungsformen begreifen zu können, unserem Ruf einen Dienst zur Entfaltung der Glaubenswarheiten (haqiqat-i imaniye) erwiesen. Unsere Aufgabe ihnen gegenüber besteht einzig darin, ihnen Rechtleitung (hidayet) zu wünschen. Was aber diejenigen betrifft, die uns quälen und misshandeln, so wünsche ich, dass keiner meiner Schüler in seinem Herzen (qalb) auch nicht ein kleines Fünkchen der Hoffnung auf Rache nähren möge und stattdessen standhaft und treu für die Risale-i Nur wirken möge. Ich selbst bin schon sehr krank. Ich habe weder die Kraft, etwas zu schreiben, noch etwas zu sagen. Vielleicht ist dies hier mein letztes Wort. Die Schüler der Risale-i Nur an der Medreset-uz'Zehra mögen dieses mein Testament nicht vergessen. Said Nursi * * * Eine Erklärung der Nur-Schüler an der Universität als Antwort auf den Angriff, den die Feinde der Islamiyet unternommen haben und ihre gegen die Wahrheit (haqiqat) gerichtete, zersetzende Propaganda. Liebe getreue Mitbrüder! Eure Prüfung und euer Kampf sollen nun vergangen sein. Solche Angriffe sind für Nur-Schüler, die mit Hilfe der Risale-i Nur Unterricht (ders) im wahren Glauben (tahqiqi iman) erhalten haben und auf der Stufenleiter des Glaubens (iman) bereits fortgeschritten und höher emporgeklommen sind und so einen starken Glauben (iman) empfangen haben, in gewisser Hinsicht eine Prüfung und zugleich auch ein Prüfstein, durch den sie die Kohle von einem Diamanten unterscheiden können. Für Nur-Schüler sind Gefängnisse durch den Glauben an Gott (Allah), die Nachfolge des Propheten und durch ihr Werk im Sinne des Ehrenwerten Qur'an eine Schule Josefs {der gleichfalls lange Jahre in Ägypten im Gefängnis verbracht hat (A.d.Ü.)} (Medrese-i Yusufiye). Schikanen und Misshandlungen sind für sie gleich einer Peitsche (die sie antreibt - A.d.Ü.) und einer Niete (die sie zusammenschweißt - A.d.Ü.). Göttliche Fügung (qader-i Ilahi) ist für sie wie ein Zeichen zum Angriff, das ihnen sagt: "Auf! Steh auf und arbeite!" Im Dienst am Qur'an und am Glauben (iman) vor dem Gerichtshof zu sprechen ist für Nur-Schüler wie ein Gespräch (sohbet) mit einem Freund. Zu einer Polizeidienststelle hin und wieder zurückgebracht zu werden oder zum Einkaufen auf den Markt und wieder nach Hause zu gehen ist gar kein Unterschied. Handschellen sind im großen Kampf (djihad) um den Glauben (din) wie ein goldenes Armband. Für den, der ungerechterweise eingesperrt wird, ist dies ein Beweis dafür, dass der wahrhaft Gerechte (Haqq) ihn wieder freisprechen wird. All diese Misshandlungen und Schikanen sind für die Nur-Schüler eine Ehre und eine besondere Auszeichnung. Wie glücklich diejenigen, welche seit dreißig Jahren als Nur-Schüler unsere älteren Brüder sind und diese Gnadengaben (ni'met) an sich erfahren haben. Wie schade für uns heute, dass wir dieser Ehre nicht mehr teilhaftig geworden sind und es nie mehr werden. Denn die Zeit dazu, sie sich noch zu erwerben, geht nun zu Ende. Die Risale-i Nur ist ein Werk des Glaubens (iman), das Ruhe und Ordnung in diesem Lande sicherstellt und in den Herzen (qalb) des Volkes einen Kavassen {Hausdiener oder Wächter (A.d.Ü.)} zurücklässt. In den verschiedenen Gerichtsprozessen, welche die Feinde der Islamiyet heraufbeschworen hatten, wurde die Risale-i Nur freigesprochen und in einem Revisionsverfahren wurde dieser Freispruch einstimmig bestätigt und dieses Urteil über die Risale-i Nur als nunmehr rechtskräftig verkündet. In fünfundzwanzig Strafverfahren wurde stets wieder der Gerichtsbeschluss gefasst, dass "in der Risale-i Nur kein Straftatbestand festgestellt werden konnte." In dreißig Jahren konnte man bei hunderttausenden Nur-Schülern auch nicht eine einzige kriminelle Handlung entdecken. Deswegen sind die Anarchisten, die - die wissentlich oder unwissentlich - danach streben, die Verbreitung der Risale-i Nur zu verhindern, Feinde der öffentlichen Sicherheit und Ordnung und Verräter an Volk und Vaterland. Es ist nicht die Regierung, welche die Risale-i Nur behindern will; denn die Sicherheitsdienste und auch die Polizei haben verstanden, dass Bediüzzaman und die Nur-Schüler kein politisches Ziel haben. Ihr Arbeitsbereich ist ausschließlich der Glaube (iman) und die Islamiyet. So haben sich denn die Nur-Schüler gegen die Angriffe dieser heimlichen Feinde des Glaubens (din) in der Kraft (quvvet) eben dieses Glaubens (iman), die ihnen die Risale-i Nur durch den wahrheitsgemäßen (tahqiq) Unterricht (ders) in diesem Glauben (iman) verleiht, unerschütterlich standhaft und fest um den Qur'an geschart und bilden um ihn eine Burg, die nicht besiegt und nicht erobert werden kann. Die Nur-Schüler werden durch ihre Treue, durch ihre Standhaftigkeit und durch ihre Tatkraft, mit der sie sich für die Risale-i Nur und für ihren Meister (Ustadh) einsetzen, gegen die Angriffe, welche von den Feinden des Glaubens (din) gestartet werden, gestärkt und zusammengeschweißt. Ein Schüler schrieb an unseren Meister (Ustadh) das Folgende: "Oh mein heldenhafter Meister (Ustadh)! Je mehr die Zahl unserer Gegner wächst, desto stärker wird auch unsere Kraft (quvvet)... Unserem allbarmherzigen Herrn (Rabb-i Rahim) sei dafür unendlicher Dank." In dieser finsteren Zeit der Gewalt und grausamer Unterdrückung, einer Epoche absoluter Despotie ist in der Tat ein jeder zum Schweigen verurteilt. Aber ein einziger hat nicht geschwiegen und hat sich nicht zum Schweigen bringen lassen. Und wir, die Schüler dieses einen, so einzigartigen, Bediüzzaman, werden uns auch nicht besiegen lassen. Wir Nur-Schüler müssen zuerst unseren eigenen Glauben retten. Zugleich aber haben wir auch die Risale-i Nur gelesen, die ein solch umfassender und glänzender Kommentar (tefthir) zum Weisen Qur'an ist, und wollen sie auch unseren Glaubensbrüdern (din kardeshler) zu lesen geben und so auch ihren Glauben (iman) retten. Während wir daran arbeiten, unseren Glauben zu retten und durch die Risale-i Nur um Gottes Wohlgefallen willen (riza-yi Ilahi) einen Dienst am Qur'an und am Glauben zu erweisen, messen wir den Angriffen und Offensiven keinen Wert bei und sind zur Überzeugung gelangt, dass die Störungen und Angriffe dieser heimlichen Feinde des Glaubens (din) für uns als eine Peitsche im Interesse des Glaubens (iman) und des Qur'an und als ein Ansporn wirken. Die Ergebnisse dieser Art Vorfälle und ihre Wirkungen sind seit dreißig Jahren den Augen des islamischen Volkes offensichtlich. Liebe Brüder, die ihr unsere neuen und so begeisterten Schüler der Risale-i Nur seid! Und da ihr nun Schüler eines solchen Meisters (Ustadh) und eines solchen Werkes geworden seid, werdet ihr auch dessen Früchte erlangen und nun noch stärker an der Risalah festhalten. Euer Eifer und eure Begeisterung wird sich noch steigern und so werdet ihr dazu gelangen, die Risalah treu und beharrlich zu lesen. Dazu beglückwünschen wir euch aus ganzer Seele und vollem Leben (ruh-u djanim), grüßen euch mit Tausenden Segenswünschen (selam), beten (dua) für euch und erwarten auch von euch euer Gebet (dua). * * * Wenn die Angriffe auf die Risalah einen Schaden verursachen, so haben sie doch auch einen zwanzigfachen Nutzen. Doch sicherlich ist gegenüber einem zwanzigfachen Nutzen ein einfacher Schaden so gut wie nichts. Ein solcher Angriff dient einzig und allein der Veröffentlichung der Risalah und ihrer stets weiteren Verbreitung, ist ein Grund zu ihrem weiteren Bekanntwerden und dient weiterhin dazu, noch mehr Zuversicht und Vertrauen in den Augen des islamischen Volkes zu gewinnen. Der materielle wie ideelle (maddi ve manevi) Einfluss, die Verbreitung und Veröffentlichung der Risale-i Nur über ganz Anatolien und (schließlich in der ganzen) islamischen Welt (alem), wie auch weit darüber hinaus in Europa und Amerika, deren Zeugen die Feinde der Islamiyet geworden sind, (hat dazu geführt, dass) sie wieder einige Angriffe geplant haben. Den Nachrichten entsprechend, die wir empfangen haben, hat sich der Einfluss der Risale-i Nur nach diesen Angriffen besonders in den östlich gelegenen Vilayaten im Vergleich zu früher während zehn Tagen verzehnfacht. Darüber hinaus hat sich auf diese Weise die allgemeine Aufmerksamkeit der Menschen der Risale-i Nur und dem Meister (Ustadh) zugewandt. Das aber bewirkte, dass die bisher geschlafen hatten, jetzt aufgewacht, die Faulenzer in Bewegung geraten und die Sorglosen etwas vorsichtiger geworden sind. Obwohl nun diese Angriffe kommen und gehen, beabsichtigen sie jedoch nur, ein Mittel zu sein, um Furcht und Schrecken zu verbreiten, sind daher nur ein Täuschungsmanöver. Diese leichtgläubigen Feinde des Glaubens (din) bemühen sich in dem Wunsch, die Nur-Schüler zu verängstigen, darum, einige Beamte zu täuschen, zu provozieren und zu missbrauchen. Wissen denn diese Gottvergessenen etwa nicht, dass wir Nur-Schüler sind? Diese Gottlosen, Kommunisten und dergleichen sind von ihrem Wesen her in hohem Grade schwach. Äußerlich scheinen sie stark zu sein, doch gleichen sie in der Art, wie sie zu Werke gehen, einem verwahrlosten Kind, das mit einem Streichholz ein ganzes Haus zerstört. In der Tat sind sie überaus schwach; denn da sie noch nicht einmal so viel Macht besitzen wie ein Spatz, sind sie einzig stolz auf sich selbst (varlik). Sie leben im tiefsten Elend, niederträchtig und arm; denn den Menschen sind sie Diener und Sklaven, scheinheilige Heuchler und Speichellecker. Was aber die Leute des Glaubens (ehl-i iman) betrifft, besonders aber die, welche durch (den Unterricht) im wahren Glauben (tahqiqi iman) ihren (eigenen) Glauben entfalteten, so sind sie starke und würdevolle (Persönlichkeiten). Jeder einzelne von ihnen ist ein würdevoller Diener und ein Diener (Gottes), stellvertretend für die ganze Schöpfung. Denn sie beten den Allmächtigen in Seiner Majestät (Qadir-i Dhu-l' -Djelal), den Allweisen in Seiner Vollkommenheit (Hakim-i Dhu-l'Kemal), den Schöpfer des Kosmos (Khalik-i kainat), den رَبُّ السَّمٰواَتِ وَاْلاَرَضِ {"Herrn des Himmels und der Erde"} und den, وَهُوَ عَلٰى كُلِّ شَىْءٍ قَدِيرٌ {"der über alle Dinge Macht hat"} an (ibadet) und dienen Ihm (kulluk)... Ihm allein folgen sie und auf Ihn allein stützen sie sich. Diese heimlichen Feinde des Glaubens (din) haben schon längst verstanden, dass die Nur-Schüler ihr Leichentuch stets mit sich tragen. Sie können sie nicht von der Risale-i Nur und von ihrem Meister (Ustadh) trennen. Deshalb haben sie ihre teuflischen Listen und Pläne geändert. Heute ziehen sie ihren Nutzen aus den schwachen Nerven oder dem Leichtsinn (der anderen) oder gehen den Weg einer vorsätzlichen Täuschung. Diese Heuchler und ihre Hintermänner, bzw. diejenigen, die von diesen Hintermännern in die Irre geführt worden sind, verkleiden sich als Freunde oder nehmen zuweilen die Gestalt eines Schülers an und sagen dann entweder selbst oder durch ihre Mittelsmänner: "Auch dieses ist ein Dienst an der Islamiyet. Auch jenes gehört zum Kampf (gegen den Unglauben). Wenn ihr euch dieses oder jenes Wissen aneignet, könnt ihr der Risale-i Nur sogar noch besser dienen. Dies ist sogar ein noch größeres Werk." Auf diese oder ähnliche Weise führen sie die Menschen in die Irre und trachten so, die Arbeit und den Dienst der Nur-Schüler an der Risale-i Nur nach und nach zu verringern, ihren Blick anderen Dingen zuzuwenden und streben so danach, dass sie am Ende gar keine Zeit mehr haben, noch länger für die Risale-i Nur zu arbeiten und auf diese Weise in die Falle stürzen. Oder sie bemühen sich darum, Menschen durch monatliche Zahlungen, ein kleines Vermögen, (durch Versprechungen) von Ruhm, Rang und Ansehen und ähnliche Dinge zu täuschen, zu verängstigen, um sie so von ihrem Dienst abzuhalten. Wer aber die Risale-i Nur aufmerksam liest, den rüttelt sie in seinem Denken (fikr), in seiner Seele (ruh), in seinem Herzen (qalb) auf und schüttelt ihn wach, sodass alle diese Versuche (ihn zu täuschen), ihn nur noch mehr zur Risale-i Nur hinführen, ihm wieder neue Anregungen geben, sodass die Angriffe der Heuchler, ihre Intrigen in Ziel und Wirkung aufs Gegenteil hinauslaufen. Doch Gott sei gepriesen (Fesubhanallah!)... Es geschieht sogar, dass die Nur-Schüler, da sie ja eigentlich eine lautere Absicht (niyet) und ein heiliges (qudsi) Ziel vor Augen gehabt hatten, nun als weiteren Grund, den oben erwähnten Plänen der Heuchler zum Trotz, ganz im Gegenteil, die Welt (dunya) verlassen, sich ganz der Risale-i Nur widmen und nun selbst, so wie unser Meister (Ustadh) sagen: "(Unsere heutige) Zeit ist eine Zeit, in der Islamiyet ein Vorbild (fedai) zu sein." اَلْحَمْدُ لِلّٰهِ هٰذَا مِنْ فَضْلِ رَبِّى {"Dank sei Gott. Dies ist eine der Gaben unseres Herrn."} Zur Politik haben wir kein Verhältnis, da wir uns ja (ganz und gar dem) Dienst am Glauben (verschrieben haben, der für uns Diamanten gleicht, die man auf keinen Fall mit) Glasstückchen verwechseln darf. Das Amt für religiöse Angelegenheiten sagt in seinem Sachverständigen-Gutachten: "In den Büchern der Risale-i Nur finden sich keinerlei Themen, die sich mit Politik befassen." Ja in damaliger Zeit urteilte selbst der Staatsanwalt in Afyon in seiner Anklageschrift: "Bediüzzaman und seine Schüler sind in ihren Aktivitäten nicht politisch." In der Tat sind die Nur-Schüler in ihren Aufgaben (vazifah), mit denen sie sich beschäftigen, noch stärker als selbst bei den gewaltigsten irdischen Angelegenheiten (mesail-i dunyevi). Wir haben keine Zeit uns mit Politik zu beschäftigen. Auch hätten wir hundert Hände, so würde uns dennoch die Risalah genügen. Auch stünde uns ein Vermögen zur Verfügung wie in England oder in Amerika, so würden wir uns dennoch darauf beschränken, die Sache des Glaubens zu retten. So haben wir auch keine Zeit, uns mit irgendwelchen politischen Dingen oder irgendwelchen irrwitzigen Strömungen oder Gedanken zu beschäftigen. Unser Leben ist kurz. Unsere Zeit ist knapp. So wie unser Meister (Ustadh) bereits gesagt hat: "Die Beschäftigung mit schlechten Dingen übt einen schlechten Einfluss aus und hinterlässt schlechte Spuren." Und besonders in dieser unserer Zeit "wenn man Irrtümer ausführlich beschreibt, fallen selbst noch lautere Gedanken einer Täuschung anheim." Es hat in der Tat sogar Leute gegeben, die gesagt haben: "Ich werde in der Tat lernen, die negativen Dinge zu bekämpfen," und mit dieser reinen Absicht auch damit begonnen haben, die sich dann in der Beschäftigung mit diesen schlechten Dingen Schritt für Schritt an sie gebunden und dabei ihre Festigkeit im Glauben (din) und ihre Treue im Vergleich zu ihrer früheren Haltung vernachlässigt haben. Die Risale-i Nur bringt das Licht (Nur) herbei, beseitigt die Finsternis und macht sie zunichte. Sie lehrt das Gute, unterscheidet und differenziert es vom Bösen und lehrt uns, es aufzugeben. Sie unterrichtet (ders) in der Wahrheit (haqiqat), rettet uns vor dem Irrtum und bewahrt uns vor dem Aberglauben. Kurz gesagt: Wir sind einzig mit der Risalah beschäftigt. Wir bemühen uns einzig um die Juwelen des Qur'an. Wir schaffen für die Wahrheiten (haqiqat) des Qur'an, welche in ihrem Wert den ganzen Kosmos umfassen. Wir arbeiten nur für die bleibenden (baqi) Dinge. Wir verschwenden unsere Kraft nicht für vergängliche Dinge. Unser Dienst am Glauben (iman), der (ein Dienst) an der Risale-i Nur ist, lässt kein Bedürfnis mehr zurück, uns noch mit weiteren Dingen zu beschäftigen... er genügt allen Dingen... Zusammenfassung: Die heimlichen Feinde des Glaubens (din), die in ihrer Erbärmlichkeit mit unserem Meister (Ustadh) Bediüzzaman und gegen die Risale-i Nur kämpfen, sind in ihrer völligen Schwäche für ewig verloren. Was aber Bediüzzaman und die Risale-i Nur betrifft, so ist sie für ewig erfolgreich und siegt allezeit. (Während unsere Feinde) sich selbst in Misskredit zugrunde richten, lässt sich die Risale-i Nur niemals zugrunde richten. Denn die Risale-i Nur ist ihrem Wesen nach Zeugnis und Beweis. (Während unsere Feinde) sich darum bemühen, (der Risalah) und ihrem Verfasser zu widersprechen, sind sie doch selbst dazu verurteilt, dass man ihnen widerspricht. Während z.B. die Geschichte klar vor unseren Augen liegt, wird ihnen zugleich auch noch widersprochen werden. Die Risale-i Nur aber ist eine hohe Wahrheit, die für ewig und allezeit erhalten bleiben wird... Die Nur-Schüler sagten in der Tat vor dem großen Strafgerichtshof: "Kein Mensch hat die Kraft (quvvet), uns von unserem Meister (Ustadhimiz Bediüzzaman), von der Risale-i Nur und voneinander zu trennen." Auch unser Meister (Ustadh) hat in dem Band "Die Briefe (Mektubat)" gesagt: "Wäre auch einer von uns in dieser (dunya) und einer in jener Welt (akhira), einer von uns im Westen und einer im Osten, einer von uns im Norden und einer im Süden, so wären wir doch stets untereinander vereinigt." Unser Meister (Ustadh) hat niemals einen geistigen Rang (maqam) für sich beansprucht. Von anderen ihm angebotene große und außerorentliche Titel hat er stets abgelehnt. Aber sein ganzes Auftreten, seine Haltung, sein Tun und Handeln genügten als Beweis, um zu verstehen, wer er war. Um den Dienst des Meisters (Bediüzzaman), der Risale-i Nur am Qur'an, am Glauben und an der Islamiyet verhindern zu können, hätte es einer Kraft (quvvet) bedurft, welche die Welt (dunya) in ihrer Hand zu halten und umzustülpen vermag. Einige Sätze aus dem Großen Buch der Verteidigungsreden (Büyük Müdafaat) vor den Untersuchungsrichtern, denen unser Meister (Hazret-i Ustadh) vorgeführt wurde, in der Absicht ihn hinzurichten: "Die Schüler der Risale-i Nur haben keine Ähnlichkeit mit anderen. {z.B. den Murieds der verschiedenen Sufi-Orden (A.d.Ü.)} Sie kämpfen nicht und man kann sie auch nicht besiegen. Denn die Risale-i Nur ist Eigentum des Qur'an. Sie ist aus dem Weisen Qur'an herausgesickert. Was aber den Qur'an betrifft, so verbindet er Himmel und Erde (arsh ve fersh) mit einer leuchtenden Kette... Wem aber stünde es zu, seine Hand danach auszustrecken?! Die Risale-i Nur ist in die Brust Anatoliens eingespflanzt. Dort kann sie keine Kraft der Welt (quvvet) herausreißen um sie zu vernichten." Aus der Abhandlung "Das Große Zeichen (Ayetu-l'Kubra)", die ein berühmtes und wunderbares Werk ist: "Die Risale-i Nur bessert nicht nur kleinere Schäden wieder aus, sie setzt keine Hütte wieder in Stand, sondern wirkt einer umfangreichen Zerstörung an einer weitläufigen Burg entgegen, die den Islam umfasst und deren Steine groß wie die Berge sind. Sie bemüht sich nicht nur darum, das Herz eines einzigen Menschen und sein persönliches Gewissen zu heilen, sondern das Herz des (islamischen) Volkes und das Denken der Allgemeinheit, dem durch die Verderben bringenden Mittel und Geräte, die schon tausend Jahre lang vorbereitet und angesammelt worden sind, so fürchterliche Wunden geschlagen wurden und das Gewissen der Allgemeinheit 🙂 Muslime), das durch den Zusammenbruch der islamischen Grundsätze, Bewegungen und Kennzeichen (shea'ir), welche ein Zufluchtsort der (islamischen) Gemeinschaft im Allgemeinen und der einfachen Gläubigen im Besonderen war, allmählich verdorben worden ist, durch das Wunder des Qur'an und seine tiefen Wunden mit den Mitteln und Möglichkeiten des Qur'an und des Glaubens zu heilen. Gegen solche allgemeine fürchterliche Zerstörung, gegen solche Verwundungen und Verletzungen ist es sicherlich notwendig, Zeugnisse von unumstößlicher Wahrhaftigkeit und Beweismittel so stark wie die Berge zu finden, erprobte Heilmittel in der Wirksamkeit von tausend Gegengiften und zahllose Medikamente. Diese Aufgabe erfüllt die Risale-i Nur, entstanden in unserer Zeit, inspiriert durch ein Wunder, welches Wunder die Verkündigung des Qur'an ist, und die ein Fahrzeug ist des Fortschritts und der Entwicklung auf den Stufen des Glaubens." Liebe Brüder! In einer Zeit, in der hunderte Gelehrte Redeverbot hatten und die Verbreitung religiöser (Schriften) verboten war, obwohl sie aufgrund ihres Glaubens (din) eigentlich dazu verpflichtet gewesen wären, die Glaubenswahrheiten (haqiqat) zu verkünden und zu erklären, woran sie aber unter Zwang gehindert wurden, in der Männer des Glaubens erhängt wurden, in einer solch schrecklichen Zeit, wie sie die Geschichte nie zuvor gesehen hatte, einer solch entsetzlichen Epoche, in der Pläne, (dem Volk) den Qur'an, den Glauben (iman) und die Islamiyet zu nehmen in die Tat umgesetzt wurden, einer Zeit, in welcher der absolute Unglaube (kufr-u mutlaq), der Atheismus, nicht mehr aufzuhalten waren, zeigte sich Bediüzzaman Said Nursi als der Einzige, der als stets opferbereiter und unerschrockener Verteidiger und Bewahrer (muhafidh) des Qur'an, des Glaubens (iman) und der Islamiyet zum Kampf um den Glauben (djihad-i diniye) in die Arena trat. Und Bediüzzaman hat in der Tat nicht nur ein einziges Land, wie das Land der Pharaonen, sondern ganz Europa (wegen der dort grassierenden) Gottlosigkeit als Einziger herausgefordert und tut es noch heute. Die Wahrheiten (haqiqat) des Qur'an breiten sich unter einer gnadenlosen Gewaltherrschaft, einer absoluten Despotie aus. "Unsere Aufgabe ist es, uns einzusetzen. Ob wir einen Sieg erringen, oder eine Niederlage erleiden, ob wir Erfolg haben werden und die Risalah angenommen wird, das liegt allein bei Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq). Wir mischen uns da nicht in die göttlichen Angelegenheiten (vazife-i Ilahiye) ein." (Ustadh hat Dinge erlebt) wie man dergleichen in der Geschichte (der Menschheit kaum jemals wieder) begegnet, Grausamkeiten und Schikanen, Ungerechtigkeiten und grobe Misshandlungen; vor seiner Türe patrouillierten Polizisten in Zivil und in Uniform, um ihn sogar daran zu hindern, zum Freitagsgebet (djuma namazi) zu gehen. Um alle diese Verbrechen, die in die Geschichte eingegangen sind, vertuschen zu können und (um zu verhindern, dass jemals) irgendwer davon hören könnte, werden sie unter besonders strengen Auflagen unter Verschluss gehalten. Unter derartig erschwerten Umständen verfasste unser Meister (Hazret-i Ustadh) durch die Gnade Gottes (inayet-i Ilahiye) die Risale-i Nur und legte sie zum größten Teil mit den Qur'anischen Buchstaben handschriftlich nieder. Auf diese Weise bewahrte er zugleich die Qur'anischen Schriftzüge, wodurch hunderttausende junger Türken, um die Risale-i Nur lesen zu können, die Gnade (ni'met) und die Ehre erlangten, die Qur'anische Schrift unseres heiligen (muqaddes) Buches zu erlernen. So hat unser Meister (Ustadh), der über die Kraft des Glaubens (quvvet-i iman) verfügte und wusste, wie man in völliger Aufrichtigkeit (ikhlas) die Qur'anischen Wahrheiten und den Glauben (iman) zum Wohle des ungebildeten Volkes wie auch der gebildeten Schüler insgesamt einsetzt, gezeigt, wie man sie auf eine völlig neue Art und Weise, unserer Zeitepoche angemessen verstehen, erklären und zum Ausdruck bringen kann. Und so kam denn durch die Gnade und die Wahrheit ein solch glänzender und hochrangiger Qur'an-Kommentar (tefthir) wie die Risale-i Nur zustande. Dies sind wunderbare Werke, die Volk und Vaterland vor Atheismus und Kommunismus bewahren. Zudem hat (der Meister) zu einer Zeit, in der die Gewalt herrschte, die Kennzeichen des Islam (shea'ir) zwangsweise abgeschafft wurden, viele sich gezwungen sahen, um ihrer weltlichen Interessen willen auf diese heiligen Kennzeichen (qudsi shea-'ir) zu verzichten und zu tun, was ihrem Glauben (din) schadete, zu ketzerischen Neuerungen (bid'a) gezwungen wurden und sich durch eine Fetva veranlasst sahen, der Islamiyet entgegengesetzt zu verhalten, (zu dieser Zeit hat) Bediüzzaman, trotzdem er so viele Ungerechtigkeiten zu erleiden hatte und, bereits angeklagt, schon sein Todesurteil erwartete, sich weder in seiner Haltung (lisan-i hal), noch in seiner Ausdrucksweise (lisan-i qal), noch in seiner Handlungsweise auch nur im geringsten geändert. Im Gegenteil: "Unsere Todesstunde liegt bereits fest und daran ändert sich nichts... Der Tod ist ein Passierschein, um aus dieser vergänglichen Welt (alem-i fena) in die ewige Welt (alem-i beqa) und die Welt des Lichtes (alem-i nur) hinüberzugehen.", sagte er und warf sich in den Kampf. Er informierte über die ketzerischen Neuerungen (bid'a) und stoppte (ihre Verbreitung), bewahrte die islamischen Kennzeichen (shea'ir), hielt die Gelobten Sitten (sunnet-i seniye) lebendig, verbreitete über dreißig Jahre lang insgeheim die Werke (der Risalah) und rief in seiner Umgebung etwas ins Leben, was einem Wieder-Aufscheinen des Glücklichen Zeitalters (devr-i saadet) glich. Um nun aber nicht den Gelobten Sitten (sunnet-i seniye) zuwider handeln zu müssen, zog er all diesen (damit in Zusammenhang stehenden) Schikanen ein Leben in der Eisamkeit (inziva) vor. Dreißg Jahre einer millionenfach vorherrschenden glaubenslosen wie beispiellosen völligen Despotie konnten Bediüzzaman in keiner Weise und zu keiner Zeit dieser Herrschaft unterwerfen, sondern besiegten im Gegenteil die grausamen Tyrannen. Die Risale-i Nur verwandelt einen nur nachahmenden Glauben (taqlidi iman) in einen wahrhaftigen Glauben (tahqiqi iman), stärkt den Glauben, lässt uns die Glückseligkeit in beiden Welten gewinnen, schenkt uns Erfolg nach einem glücklichen Ende und bringt auch noch den glaubenslosesten Philosophen zum Schweigen. Aber die Risale-i Nur hat auch noch folgende weitere Besonderheit: Im Gegensatz zu den Theologen (mutekellim, als gelehrter des Wortes) beschäftigt sie sich nicht mit den negativen Seiten der Leute des Irrwegs, sondern unterrichtet (ders) nur die positiven Dinge, behandelt also gleichsam ohne zu verwunden. Unter diesem Gesichtspunkt beseitigt die Risale-i Nur heute jede falsche Vorstellung oder Verdächtigung, beantwortet jede Unklarheit und alle Fragen, die der Verstand aufwirft, dadurch dass sie die Begierden (nefs) zum Schweigen bringt und das Herz (qalb) überzeugt. Die Risale-i Nur erhellt den Verstand, erleuchtet das Herz und macht sich die Seele (nefs) dienstbar. Aus diesem Grunde geschieht es, dass sowohl die Leute der neuzeitlichen Schulen (mekteb) wie der modernen Naturwissenschaftler (felsefe), die nur ihrem Verstand (aql) folgen, wie auch die Sufis (ehl-i tasauvuf), die nur ihrem Herzen (qalb) folgen, zur Risale-i Nur kommen, um nachzufragen. Dabei verstehen Schüler wie Wissenschaftler, was wahre, echte (haqiqi) Aufklärung (munevverlik) ist. Die Erleuchtung von Herz (qalb) und Verstand (aql) wird in ihrer Zusammenwirkung möglich. Allein dem Verstand (aql) zu folgen, zieht den Verstand auf die Wahrnehmungsebene hinunter. Was diesen Zustand (hal) betrifft, so gleicht er einem gebrochenen Flügel, der zur Folge hat, zum Absturz verurteilt zu sein. Ehrliche und aufrichtige Sufis (ehl-i tasauvuf) begreifen (idraq), dass unsere heutige Zeit nicht mehr die alte Zeit ist. In dieser unserer heutigen Zeit ist es notwendig, den Weg des Qur'an zu gehen, der uns auf dem Weg der Wahrheit (haqiqat) sowohl mit dem Herzen (qalb) als auch mit dem Verstande (aql) zur Wahrheit (haqiqat) hin führt, damit wir zweiflügelige Wesen sein können. {(*): Diejenigen, die den arabisch (verfassten) Band "Mesnevi-i Nuriye" studiert haben, berichten, dass Bediüzzaman herausgefunden hat, dass von den Stufen, von denen einige wenige Persönlichkeiten, die auf ihrer siebzig, achtzig Jahre währenden Pilgerfahrt (seyr-i süluk) einen Pol (qutbiyet) erreicht haben oder selbst nun zu Helfern (auf diesem Pfad: ghausiyet) geworden sind, damit bis zu einem Punkt gelangt sind, von dem sie sagen: "Dies ist jener Gipfelpunkt (unserer Fahrt), von dem aus es nicht mehr weiter geht.", sich im Qur'an ein Weg finden lässt, auf dem die Wissenschaft (ilim) noch weiter führt. Über dieses in arabisch (verfasste) Werk, dieses großartige Wunderwerk, sagen die Gelehrten (ehl-i ilim), welche es studiert und kritisch untersucht haben: "In diesem Werk finden sich solch grundlegende, besonders tiefschürfende wie außerordentlich hohe Wahrheiten (haqiqat), dass wir, insoweit wir aus ihnen unseren Nutzen ziehen können, an ihnen einen Gewinn haben."} Schüler, die erwacht sind, werden erkennen, dass das, was in alten Zeiten in einer Medresse mit den damaligen Methoden gelehrt wurde, in fünfzehn Jahren zum Islam und zum Glauben (iman) als Ziel führen konnte, während in heutiger Zeit die Risale-i Nur es möglich macht, das gleiche Ziel in fünfzehn Wochen zu erreichen. Unser Meister (Ustadh) geruhte zu sagen: "Wer ein Jahr lang die Lektionen (ders) der Risale-i Nur liest, sie versteht und sie annimmt, kann zu einem bedeutenden und wahrhaft echten (haqiqat) Gelehrten werden." Die Risale-i Nur ist eine Schatzkammer des Lichtes (Nur) und allen Segens (feyz), aus der uns das lichtstrahlende Wesen (nurani meshreb) unseres Herrn (efendimiz), des Ehrwürdigen Gesandten (Resul-i Ekrem), mit dem der Friede und Segen sei (Aleyhissalatü Vesselam) und die erhabenen Charakterzüge seiner Ehrenwerten Gefährten (Sahabe-i Kiram) erklärt werden. So geben uns denn diese hier angeführten Umstände und Beziehungen (vaziyet) einen Hinweis auf einen nagelneuen Aspekt dieser Wahrheit (haqiqat) in dem taufrischen, leuchtenden Leben (hayat) der heutigen Welt (dunya) und macht die Leute einer neuzeitlichen Schule (mekteb) und einer Medresse und die Sufis einer Tekke, {Wohn- und Versammlungsort der Sufis (A.d.Ü.)} von denen wir geglaubt hatten, dass sie von alters her gegeneinander eingestellt seien, mit der Risale-i Nur und der Einheit Gottes (tauhid) vertraut. Und sie versöhnt zudem auch noch den Westen mit dem Osten, die sich miteinander im Streit befinden (muaraza halinde). Auch von Seiten der Experten kommt hier Zustimmung und Bestätigung, dass die Risale-i Nur für die Anhänger des Islam der einzige Ausweg ist, um eine Einheit im Islam zustande zu bringen. Des Weiteren entstanden in Amerika, in Europa und besonders auch in Deutschland Strömungen, die nach ganz neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und neuen Ideen suchten, um die Konflikte in der heutigen Welt lösen zu können. Das Gesamtwerk der Risale-i Nur kann in dieser Hinsicht seinen Beitrag leisten, wenn es richtig gesehen und verstanden (idraq) wird. Inzwischen wurde mit Verstand und logischem Denken bewiesen, dass die Knoten, welche die westlichen Philosophen nicht hatten lösen können und von denen auch die Wissenschaftler neuerer Zeit sagen: "Die moderne Wissenschaft kann sie noch nicht lösen.", durch die Segnungen (feyz) des Qur'an von der Risale-i Nur gefunden und aufgelöst werden können. Die Schwierigkeiten, welche auch alle Weisen (hukema) des Ostens auf vierzig Seiten nicht hatten erklären können, hat die Risale-i Nur auf einer einzigen Seite kurz und bündig dargelegt. Bediüzzaman sagte 1935, als er in Erwartung seines Todesurteils dem Kriminalgerichtshof für Schwerverbrecher (Aghir Djeza Mahkemesi) vorgeführt wurde, nur ein, zwei Sätze zu seiner Verteidigung: "Die Risale-i Nur wird nicht erlöschen und kann nicht ausgelöscht werden. Die Risale-i Nur ist ein Licht (Nur), das aufstrahlt, wenn man hineinbläst, um es auszulöschen. Die Risale-i Nur gleicht einem Forscher, der das Rätsel (tilsim) eines ganzen Kosmos, ein hermetisch verschlossenes Geheimnis, aufdeckt und es entschlüsselt." Zudem handelt es sich in der Frage der leiblichen Wiederauferstehung (hashr-i djismani) entsprechend den Gelehrten (hukema), wie Ibn-i Sina, eines berühmten Weisen, um eine Wahrheit (haqiqat), die besagt: "Die Auferstehung (hashir) ist eine Überlieferung (naql), an die wir glauben, zu welcher aber der Verstand (aql) nicht gelangen kann." In der Risale-i Nur aber wird sie mit dem Segen (feyz) des Qur'an in einer solch unvergleichlichen Weise bewiesen, dass ein jeder daraus seinen Nutzen ziehen kann. Die gezielten Einwände mit Irrtümern besudelter Philosophen (dalalet-alud) Europas und ihrer verderbten Schüler gegen einige rein bildlich verstandene erlauchte Ayat (ayat-i kerim) und ehrwürdige Überlieferungen (ahadith-i sherif), die sie anhand ihrer rein äußerlich betrachteten Bedeutung nicht verstehen konnten, wurden in der Risale-i Nur logisch und allgemein verständlich beantwortet und damit bewiesen, dass diese Ayat und Ahadith jede für sich ein Wunder (mudjize) sind. Auf diese Weise wurden denn auch die in heutiger Zeit aus den Naturwissenschaften wie auch den Geisteswissenschaften hervorgegangenen Irrtümer (dalalet) und Zweifel durch die Risale-i Nur von Grund auf klargestellt. Die Risale-i Nur folgt, indem sie dies tut, einem durchaus positiven Ansatz. Die Risale-i Nur verfügt über eine außerordentlich prägnante Aussagekraft. Ihrem Stil, den man in seiner außergewöhnlichen Besonderheit auch nicht mit den berühmtesten (literarischen) Werken vergleichen kann, ist eine erhabene Rhetorik, eine große Klarheit, Flüssigkeit und Kürze zu eigen. Ja sogar als die Werke Bediüzzamans in der islamischen Welt (alem) mit Nachdruck verlangt wurden und man den "Stab Mosis" großen islamischen Gelehrten (alim) brachte, um sie ins Arabische zu übersetzen, lasen sie diese und sagten dann: "Die Werke Bediüzzamans kann nur er selbst übersetzen. Die erhabene Rhetorik der Risale-i Nur, ihre beispiellose Klarheit und Kürze zu bewahren und das in ihr dargelegte Wissen zu umfassen, sind wir zu schwach!" Auf diese Weise äußerten sich diese großen Gelehrten (alim) über die Fähigkeiten des Meister (Ustadh) und die Vollendung der Risale-i Nur. Bediüzzaman, der sich in seinen Werken von fast allen großen Dichtern und Schriftstellern unterschied, legte größeren Wert auf die Bedeutung als auf die Wörter. Er verzichtete nicht auf die dem Wort entsprechende Bedeutung; er verzichtete auf das der Bedeutung entsprechende Wort. In seiner Ausdrucksweise zog er nicht den dem Leser entsprechenden Geschmack in Betracht, für ihn war die Wahrheit und die Bedeutung (haqiqat ve mana) das Wesentliche. Wer ein Kleid für den Körper schneidert, schneidet nicht den Körper, er schneidet das Kleid zurecht. Was in der Risale-i Nur den Geist (ruh), das Herz (qalb), den Verstand (aql) und die Einsichtsfähigkeit (vidjdan) an sich zieht und sich vor der Wahrheit (haqiqat) beugen heißt, das ist die Anziehungskraft Gottes (Ilahi); Kind und Kegel, Jung und Alt, Gebildete wie das einfache Volk kommen zu diesem Lichte (Nur) gelaufen, angezogen von dem Lichte (Nur) wie die Falter. Als ein glänzendes Beispiel für die Tatsache dieser Wahrheit (haqiqat) hat eine breite Masse von Schülern in kurzer Zeit die Feinde des Glaubens (din) in einen Zustand versetzt, der sie vor Angst erzittern lässt. Wie in jeder anderen Hinsicht so sind allein schon in literarischer Hinsicht besonders auch wir gleich den Dichtern und Schriftstellern tausendfach davon entfernt, Wert und Bedeutung der Risale-i Nur zum Ausdruck bringen zu können. In diesem Zusammenhang möchten wir, wenn auch in aller Bescheidenheit, dennoch unserer ehrlich und aufrichtig gemeinten unendlichen Dankbarkeit, so unbedeutend sie auch sein mag, für den so großen Nutzen, den wir durch die Risale-i Nur erfahren haben, Ausdruck verleihen. Darüber hinaus kann einzig und allein der Verfasser der Risale-i Nur, der dazu die Befugnis (sahib-i salahiyet) hat und auch die nötige Sachkenntnis (sahib-i ihtisas) besitzt, zu diesen Themen Stellung nehmen. Von Seiten der islamischen Gelehrten (ulema), welche die Tugend lieben und ihr Ego (enaniyet) um der Wahrheit (haqq) willen aufgegeben haben, wird bestätigt, dass die Risale-i Nur auf die Bedürfnisse unserer Zeit eine vollständige Antwort zu geben vermag und deshalb über alles hoch gelobt und geschätzt wurde und stets noch wird. Schon vor fünfzig Jahren berichteten die Zeitungen in Ägypten über Bediüzzaman, dass die großen Gelehrten (ehl-i ilm) anhand der Besonderheiten in den von ihm verfassten (Werken) und seines ozeangleichen genialen Wissens (ilm) Bediüzzaman Said Nursi als das Genie unseres Jahrhunderts (Fatinu-l'Asr) beurteilt haben. Bediüzzaman hatte sich zum Prinzip (düstur-u hayat) gemacht, keine Geschenke ohne Gegenleistung anzunehmen, was selbst von seinen Feinden bestätigt wurde, während diese Feinde der Islamiyet nun die Wissenschaftler (ehl-i ilm) ihrerseits beschuldigten, was nun (der Meister) seinerseits durch sein prinzipientreues Verhalten widerlegte, indem er wiederum durch sein Verhalten beweist, dass er sein Wissen (ilm) für nichts (in der Welt) als Mittel einsetzt. So wahren und verteidigen die islamischen Gelehrten (ulema) ihre Ehre und ihre Würde wie zugleich auch das Ansehen des Islam und das Ansehen der Religion (izzet-i diniye) auch gegenüber den grausamsten und gewalttätigsten Herrschern. So blieb (der Meister) sein Leben lang bedürfnislos und blieb selbst in Zeiten des Hungers seinen Prinzipien treu. Dazu sagte er: "Sparsamkeit und Genügsamkeit sind zwei große Schätze. Ihr Segensreichtum (bereket) genügt mir." So zog er sich vor den Menschen zurück und tut es noch heute. Bediüzzaman Said Nursi wurde jahrelang von Gefängnis zu Gefängnis geschleppt, von einem Kerker in den nächsten geworfen, von einer Verbannung ins nächste Exil deportiert, wurde ständig unter Druck gesetzt, abscheulichen Quälereien und fürchterlichen Schikanen ausgesetzt; siebzehn Mal versuchte man ihn zu vergiften; an manchen Tagen musste er die Leiden eines ganzen Monats über sich ergehen lassen; (alle diese Ereignisse haben seinem Leben) und dem Gesamtwerk der Risale-i Nur den Stempel der Richtigkeit (sidq) und seiner Wahrhaftigkeit (haqqaniyet) aufgedrückt und sind dafür ein klarer Beweis. So hat man in Indien z.B. gefragt: "Was für ein Mensch ist dieser Bediüzzaman?" Zur Antwort hat man gesagt: "Das ist ein alter Mann, der krank, arm (fakir) und einsam in der Fremde unterdrückt wird; der keine Geschenke und keine Almosen annimmt; der trotz seiner sechzig Jahre noch immer allerlei Ungerechtigkeiten erdulden muss und dennoch nicht ablässt von seinen Idealen." Daraufhin sagen sie: "Wenn das so ist und er tatsächlich die Wahrheit (haqiqat) sagt und vor diesem völligen Unglauben (kufr-u mutlaq), der Gottlosigkeit und Glaubenslosigkeit seinen Nacken nicht beugt, wenn er nicht heuchelt und wenn er kein Speichellecker ist und dennoch einen wirkungsvollen und umfangreichen Dienst am Qur'an und der Islamiyet versieht, dann tun sie ihm damit Unrecht." {d.h. wenn sein Dienst ohne Bedeutung wäre, würden sie ihn in Ruhe lassen. (A.d.Ü.)} Was die Hochschätzung unseres Meisters (Ustadh) Bediüzzaman durch Menschen betrifft, die ihn zu schätzen wissen und die Tugend lieben, so geht es hier eigentlich gar nicht um Lobgesänge (sena); es geht hier um Dinge, die der Meister tut; seine Aktivitäten, seine Arbeiten, wovon hier auch nur ein Hundertstel in aller Kürze und Bescheidenheit, vielleicht noch in mangelhafter Weise überliefert wird. Zudem sind die in diesem Zusammenhang stehenden Artikel, Briefe oder Abschnitte gar kein Lobpreis (medih), sondern zielen vielmehr darauf ab, den Dienst des Meisters (Ustadh) am Glauben (din) gegen diese gottlosen, erbärmlichen, erbarmungslosen Feinde des Glaubens (din), die seine Person angreifen, in positiver Weise zu verteidigen. {(*): Die List aller Teufel unter den Dschinnen in Menschengestalt und der Ungläubigen ist folgende: einige von ihnen sagen oder lassen verbreiten: "Der Meister (Ustadh) legt keinen Wert auf seine Person. Was aber euch betrifft, so tut ihr dem Meister (Ustadh) keinen Gefallen, wenn ihr lobende Briefe über ihn schreibt, die er gar nicht will." So wollen sie verhindern, dass die Nur-Schüler die Risale-i Nur und unseren Meister (Ustadh) auf eine positive und saubere Art gegen die Feinde der Islamiyet verteidigen und so bemühen sie sich darum, sie am Nerv ihrer Leichtgläubigkeit zu treffen, sie mit derartigen Gedanken und Trugschlüssen zu täuschen und so in die Irre zu führen. Es stimmt ja in der Tat, dass unser Meister (Ustadhimiz) Bediüzzaman, wie es seine Aufrichtigkeit (ikhlas) verlangt, keinen Wert auf seine Person legt. Diese Situation (hal) spiegelt die hohe Vollkommenheit (kemalat) und erhabene Moral unseres Meisters (Ustadh). In wie weit wir um so mehr in ihm milliardenfach seinen Wert und seine Bedeutung erkennen, je weniger er selbst Wert legt auf seine eigene Person, das ist (einerseits) Gottes Güte (lütf-u Ilahi) und hängt (andererseits) von unserem Scharfsinn und unserer Menschlichkeit ab. Denn dieses Meisterwerk wie es die Risale-i Nur als Kommentar (tefthir) zum Qur'an ist, verdankt ihm seine Existenz und stammt aus seiner Quelle. Mit dem Verfasser eines solchen Werkes, sind durch die Risale-i Nur, die (den Sinn) des Lebens und Sterbens erläutert, nicht nur die heutige islamische Welt (alem), nicht nur die Menschheit in diesem unseren Jahrhundert, sind vielmehr Milliarden Menschen künftiger Generationen, verbunden.} All diesen Umständen zum Trotz war der Meister (Ustadh) über die Lobsprüche und dergleichen Äußerungen einzelner Persönlichkeiten wie auch der Schüler der Risale-i Nur wütend und sagte ihnen oftmals, indem er sogar ihre Hochachtung vor ihm zerbrach: "Diese Zeit ist nicht die Zeit einzelner Persönlichkeiten, sondern die Zeit einer Geistigen Körperschaft (shahs-i manevi). In der Risale-i Nur gibt es keine einzelnen Persönlichkeiten, sondern eine geistliche Persönlichkeit (shahs-i manevi). Ich bin ein Nichts. Die Risale-i Nur ist der Eigentum des Qur'an, wurde aus dem Qur'an herausgefiltert. Ihre Ehre und ihre Schönheit gehören dem Qur'an. Meine Person und die Risale-i Nur wurden miteinander verwechselt. Die besondere Eigenschaft ist der Risale-i Nur zu eigen. Was den wunderbaren Erfolg in der Verbreitung der Risale-i Nur betrifft, so kommt er den Schülern der Risale-i Nur zu; und nur in dieser Hinsicht hat mir Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) in Seiner Güte (ihsan) und in meiner großen Bedürftigkeit aus dem Weisen Qur'an (hakim) ein Heilmittel geschenkt; ich habe lediglich zur Feder gegriffen. Wie dem auch sein möge, so ist mir doch in dieser Zeit nur die Aufgabe (vazifah) des Dolmetschers zugefallen. So bin auch ich nur ein Schüler der Risale-i Nur. Und obwohl ich bis heute die Risalah schon hundert Mal gelesen habe, habe ich doch immer wieder das Bedürfnis, sie wieder neu zu lesen. Und so bin auch ich eurer Mitschüler." Das Geheimnis (sirr) des außergewöhnlichen, ja triumphalen Erfolgs, den Bediüzzaman Said Nursi in seinem Dienst am Qur'an, am Glauben (iman) und der Islamiyet erlangt hat, und die gewaltige (quvvet) Wirkung der Risale-i Nur ist Folgendes: er hat für sich eine vollkommene Aufrichtigkeit (ikhlas-i etemmi) gewonnen, d.h., er hat einzig und allein die Göttliche Zufriedenheit (riza-yi Ilahi) zu seinem wesentlichen Ziel gemacht. So sagte er in diesem Zusammenhang: "Das Wesen unserer Berufung (meslek) liegt in unserer möglichst weitgehenden Ehrlichkeit (ikhlas) und der Aufgabe unserer Selbstverhaftetheit (terk-i enaniyet). Einer Tat, verrichtet mit einem Dirhem Aufrichtigkeit (ikhlas), ist eine Tat, verrichtet mit hundert Batman ohne diese Aufrichtigkeit (ikhlas) vorzuziehen. Vor den Geschenken der Leute, im materiellen wie im übertragenen Sinne (maddi manevi), ihrer Hochachtung (hürmet), der Zuwendung, die sie mir entgegenbringen (teveddjuh-u amme) und auch vor dem Ruhm fliehe ich mit ganzer Kraft." Der Grund (hikmet) dafür, dass er Besucher nicht empfängt, ist in dieser Einstellung (sirr) zu finden. Auch die überaus große Bedeutung, die er der Wahrhaftigkeit (ikhlas) zumisst, versteht sich aus einer Notiz, die von den einhundertdreißig Abhandlungen einzig der Einleitung zur "Abhandlung über die Wahrhaftigkeit (Ikhlas Risalesi)" beigefügt ist: "Sie sollte wenigstens ein Mal in vierzehn Tagen gelesen werden." In seinem "Großen Buch der Verteidigungsschriften (Büyük Mahkeme Müdafaati)" heißt es dazu: "Die Risale-i Nur darf nicht als ein zweckdienliches Werkzeug in dieser Welt und der Schöpfung gebraucht werden; denn ihr Zweck ist einzig Gottes Wohlgefallen (riza-yi Ilahi)." So liegt es denn im Geheimnis dieser Aufrichtigkeit (sirri ikhlas), dass ein Wissenschaftler (ehl-i ilim), der die Werke der berühmtesten islamischen Gelehrten (hükema), wie Imam Ghasali, mit dem Gott zufrieden sein möge, kritisch untersucht und erforscht (muhaqqiq ve mudaqqiq), sagt: Der Nutzen, den mir die Lektüre einer Seite der Risale-i Nur bringt, ist eine Veredlung meines Charakters mehr denn durch zehn Seiten irgendwelcher anderer Werke. Ein Gelehrter (muallim), der sich bereits mit wissenschaftlichen Werken (felsefe) befasst hatte, sagte: Ich hatte mich bereits so viele Jahre mit den Werken der Natur- wie der Geisteswissenschaften (ilm ve felsefe) befasst. Nun aber habe ich erkannt, dass mich in der Behandlung der Wunden, die mir die Werke der westlichen Naturwissenschaften (felsefe) geschlagen hatten, gerade die Risale-i Nur überzeugt hat und ein Werk ist, dass auf die Bedürfnisse unserer heutigen Zeit eine vollkommene Antwort zu geben vermag. Ein Schriftsteller schreibt: Mein Verstand (aql) war ohne Licht (Nur) und nur mein Herz (qalb) glaubte (mu'min). Dann hat die Risale-i Nur sowohl meinen Verstand als auch mein Herz erleuchtet und meine Begierden (nefs) zum Schweigen gebracht. So wurde ich vor der Höllenstrafe (djehennem) errettet. Ein Arzt sagt: Seit ich meinen Nutzen aus der Risale-i Nur zu ziehen begann, zähle ich diesen Tag als den Tag, an dem ich meine Augen auftat. Ein glücklicher Student der Universität schreibt: Einen Brief unseres Meisters (Ustadh) oder aus der Risale-i Nur von Istanbul an irgendeinen anderen Ort zu bringen, ist für mich ein Dienst, dem ich (ein Leben als) Abgeordneter vorziehe. Vor dreißig Jahren sagte ein aufrichtiger und tugendhafter alter Sufi (ehl-i tasauvuf), indem er auf einen jungen Mann namens Lütfü deutete: "Dieser Nur-Schüler ist bereits weiter als ich." Und dies ist nur ein Beispiel unter Tausenden, die hier ihre Eindrücke (geschildert haben). So ist es denn aufgrund dieses großartigen Geheimnisses der Aufrichtigkeit (sirr-i ikhlas), dass die Schüler der Risale-i Nur im Dienst am Glauben (iman) und der Islamiyet unter schwierigen Umständen und Bedingungen und bei aller Begrenzung zum Erfolg gelangt sind und ihr Leben (hayat) der Risale-i Nur und dem Meister (Ustadh) gewidmet haben. So haben sie die Risale-i Nur zum Kapital ihres Lebens (sermaye-i ömür) und zum Ziel ihres Daseins (gaye-i hayat) gemacht. Da es sich aber nun bei der Risale-i Nur um eine Angelegenheit (dava) handelt, die eine Angelegenheit (dava) göttlichen Wohlgefallens (riza-yi Ilahi) ist, sind einige auserwählte Rechtsanwälte, erfüllt von ihrem Eifer für den Islam, zu ehrenamtlichen Sachwaltern der Risale-i Nur geworden und als gläubige (dindar), rechtschaffene, kämpferische (mudjahid) Schriftsteller erlangten sie die Ehre und wurden begnadet (ni'met), das Licht (Nur) hinauszutragen, das alle Welt umfassen soll, und teilzuhaben an seiner Verbreitung. Die Veröffentlichung der Risale-i Nur, der Einfluss (den sie ausübt) und das Ergebnis (das sie damit erwirkt), lässt sich mit dem lautlosen Erscheinen (maudjudat) jener herrlichen, großartigen, prächtigen Frühlingszeit vergleichen, die sich über das Land hin ausbreitet. Wohlan denn, Ihr meine Brüder, die Ihr die gewaltig große Gnade (ni'met) empfangen habt, welche die Risale-i Nur ist, die allen Lobes und Preisens (hamd-u sena) würdig ist! Ein so gewaltiges Genie, ein solch großartiger Denker (mütefekkir), ein derartiger islamischer Verfasser, dieser Gelehrte seines Jahrhunderts (allame-i asrin), der alles Wissen über das Hier und Jetzt und das Danach (ulum-u evvelin ve-l akhirin) beherrscht, dieser große, einsame Kämpfer (mudjahid-i ekber), dieser fromme und gottesfürchtige Mann (sahib-i zühd-ü taqva), der durch sein Dasein (varlik) die Glaubenswahrheiten (haqaiq-i imaniye) gleichsam verkörpert, solch ein Diener allen Seins (abd-i külli), der außer dem Göttlichen Wohlgefallen (riza-yi Ilahi) zu keinem Ding eine Zuneigung verspürt, ein solcher Schüler (tilmiz) des Qur'an, dem die Ehre höchster Redlichkeit (ikhlas) zuteil geworden ist, dieser Diener (hadim) des Islam, der gesagt hat: "Einzig um den Glauben (iman) zu retten, bin ich bereit, selbst in die Hölle (djehennem) geworfen zu werden.", dieser Retter des Glaubens (halaskar-i iman), der, um zur standrechtlichen Hinrichtung verurteilt zu werden, dem Kriegsgericht (Divan-i Harb-i Örfi) vorgeführt wurde unter der Anklage: "Auch du bist ein Feind des Fortschritts (mürtedji)" und dann sagte: "Wenn diese neue Konstitutionelle Monarchie (Meshrutiyet) nichts anderes ist als ein Klüngel von Despoten, dann sollen alle Menschen und Dschinnen (ins-ü djinn) meine Zeugen (shahid) dafür sein, dass ich ein Feind dieses Fortschritts (mürtedji) bin. Und hätte ich auch tausend Seelen (ruh), so wäre ich dennoch bereit, sie alle für eine einzige Wahrheit (mes'ele) des Qur'an zu opfern." Und nachdem man ihn dann freigesprochen hatte, dankte er ihnen nicht etwa, sondern ging mit dem Ruf: "Hochlebe die Hölle für die Tyrannen! Hochlebe die Hölle für die Tyrannen!" durch eine riesige Menschenmenge auf dem Beyazid-Platz hindurch und von dannen. Und vierundzwanzig Jahre davor hatte er, als man den Plan gefasst hatte, ihn zu vernichten, vor Gericht gesagt: "Oh ihr Ungläubigen (mulhid)! Oh ihr Atheisten (zindik)!" Und weiter: "Ich habe sie sagen gehört: "Said hat die Macht (quvvet) von fünfzigtausend Soldaten... Doch da irrt ihr euch... Denn da ich im Dienste des Qur'an stehe und dem Glauben (iman) diene, habe ich nicht die Macht (quvvet) von fünfzigtausend, nein, ich bin so stark (quvvet) wie fünfzig Millionen! Darum erzittert! Wenn ihr es wagen könnt: nur zu dann! Dieser Tod wird über euren Köpfen explodieren wie eine Bombe und euch die Schädel zerspalten. Der Same, den ihr in die Erde gelegt habt, wird gleich hundertfältigen Ähren anstelle dieses einen Said euch diese hohe Wahrheit (haqiqat) (aus den Kehlen) hunderter Saids entgegen schreien." Und vor fünfzehn Jahren sagte er: "Und sollte ich selbst über so viele Köpfe verfügen wie ich Haare habe und ihr würdet mir täglich einen abschlagen, so würde ich dennoch nicht von meinem Dienst am Glauben zurücktreten. Und wolltet ihr selbst die ganze Welt über meinem Kopf in Brand stecken, so wird sich doch dieser Kopf, welcher der Wahrheit (haqiqat) des Qur'an geweiht ist, nicht vor einem Glaubenslosen beugen." Und über die Ausbeuter des mit grausamer Gewalt herrschenden Königreichs (Großbrittanien), die vor fünfzig Jahren die islamische Welt ausgebeutet hatten, gab er der damaligen Presse zur Antwort: "Pfui! Spucke in das Gesicht dieser schamlosen Tyrannen." Und zu dem Präsidenten der Großen Volksversammlung (Büyük Millet Medjlisi) sagte er: "Die höchste Wahrheit in der Schöpfung (kainat) ist der Glaube (iman). Nach dem Glauben (iman) aber folgt das Gebet (namaz). Wer nicht betet, ist ein Verräter. Ein Verräter aber verliert seine Ehrenrechte. Gäbe es aber etwas, das noch elementarer (haqiqat) wäre als das Gebet (namaz), das zu verrichten im Ehrwürdigen (kerim) Qur'an an hundert Stellen befohlen wird, so hätte Gott der Gerechte (Djenab-i Haqq) dieses gleich nach dem Glauben (iman) befohlen." Und so begann man denn, nachdem im Parlament (medjlis) eine entsprechende Verlautbarung unterschrieben worden war, gemeinsam das Gebet (namaz) zu verrichten. Und als er während des Ersten Weltkriegs als Kommandant eines Freikorps in russische Gefangenschaft geriet, wahrte er dennoch gegenüber dem Zaren die islamische Würde (izzet) und sagte, als die Reihe, die Kugel zu bekommen, an ihn kam: "(Euer Todesurteil ist für mich) das Visum, das ich benötige, (um die Reise) ins Jenseits (akhiret) antreten zu können." So schätzte er den Tod nur für gering. Die Werke unseres Meisters (Ustadh) Bediüzzaman, dieses Bannerträgers des Islam, lesen zu dürfen, ist für uns eine ganz große Gnade (ni'met), für die wir unser Leben weihen, der wir unser Dasein widmen, auch würden wir von einer Schikane zur anderen geschleppt und so werden wir bis an unser Lebensende, nachdem wir uns in dankbarem Gebete niedergeworfen (sedjde) haben, wieder aufstehen; und das wird es uns auch wert sein... Unser Meister sagte sehr häufig: Unser Weg besteht in einer positiven Haltung. Denn der Qur'an verbietet uns negatives Handeln. Oh unser Herr, der uns Vertrauen schenkt (seyyid-i senedi)! Oh Geist (ruh) unseres Geistes, Herz (qalb) unseres Herzens, Leben (djan) unseres Lebens und seine kostbare (djanan) Krone, unser geliebter Herr und Meister (Ustadhimiz Efendimiz)! Da du uns nun einmal zu einem negativen Verhalten keine Erlaubnis gegeben hast und es nun einmal so ist, erbitten wir von der göttlichen Barmherzigkeit (rahmet-i Ilahiye) und versprechen wir, an den Feinden des Glaubens (din), die unseren Meister (Ustadh) auf so schandbare Weise gequält und so erbarmungslos misshandelt haben, auf die folgende Weise unsere Rache zu nehmen: wir werden die Risale-i Nur bis zu unserem Tode standhaft und in Treuen ununterbrochen lesen und sie verbreiten! Möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass wir sie in goldenen Lettern niederschreiben werden! Die Schüler der Risale-i Nur an der Universität * * * Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 31. Dezember 2024 Autor Teilen Geschrieben 31. Dezember 2024 Eine schriftliche Mitteilung des Meisters (Ustadh) über (den Empfang) von Gästen und Besuchern An alle meine Freunde, besonders aber meine Gäste und Besucher eine Erklärung als eine Entschuldigung, zu der ich mich leider gezwungen sehe Da ich den größten Teil meines Lebens isoliert und in Einzelhaft (inziva) verbracht habe, dreißig, vierzig Jahre lang unter ständiger Beobachtung gestanden habe und (immer wieder) belästigt wurde, zögere ich heute, unnötig Gäste zu empfangen (sohbet), ja schrecke sogar davor zurück. Zudem ist es mir schon seit langem unerträglich geworden, Geschenke, und sei es auch nur im übertragenen Sinne (manevi ve maddi) entgegenzunehmen. Überdies ist auch noch die Zahl meiner Gäste, Freunde und Besucher angewachsen. Und zudem ist es ja auch notwendig, eine Art Gegenleistung (manevi) zu erbringen. Jetzt macht mich schon ein kleines Häppchen (lokma), das man essen könnte (maddi) bereits krank. Doch auch andere Geschenke im übertragenen Sinne (manevi), einander besuchen, besonders aber umständliche (Reisen), um jemanden an anderen Orten zu begrüßen, zu besuchen, ist auch ein bedeutendes innerliches Geschenk (hediye-i manevi). Es zu erwidern kann ich aber nicht. So etwas ist nicht billig und einfach und ist mir in meiner Seele (manen) zu teuer. Ich halte mich auch für eine solche mir dargebrachte Hochachtung nicht für würdig. Auch kann ich sie spirituell (manen) nicht erwidern. Darum auch hat die Güte Gottes (ihsan-i Ilahi) jetzt sowohl Geschenke im materiellen (maddi) Sinne, als auch Geschenke im geistigen Sinne (manevi), wie unnötige Besuche (sohbet) (durch die vor meiner Tür aufgestellten Wachtposten - A.d.Ü.) verhindert. Sie machen mich manchmal krank. Auch macht es mich krank, wenn ich für ein Geschenk (maddi) keine Gegenleistung erbringen kann. Nehmt mir das also nicht übel und seid auch nicht gekränkt! Die Risale-i Nur zu lesen ist zehn Mal lohnender als mich zu besuchen. Denn ein Besuch bei mir sollte nur geschehen, wenn es dabei um (das Leben) im und für das Jenseits (akhiret), den Glauben (iman) und den Qur'an geht. Da ich mein Interesse für (die Dinge) dieser Welt (dunya) abgebrochen habe, sind Besuche zugunsten dieser Welt (dunya) ohne Sinn. Wenn es um (ein Leben) im und für das Jenseits (akhiret), um den Glauben (iman) und den Qur'an geht, so hat mich die Risale-i Nur aus meiner Notwendigkeit entlassen. Ja selbst mit den Brüdern, die mir durch ihre Dienste nahe stehen, treffe ich mich nicht mehr, wenn das nicht notwendig ist. Ich möchte mich nur noch mit den Personen treffen, deren bestimmte Dienste sich auf Erfolg und Verbreitung der Risale-i Nur beziehen. Nur wenn ich selbst um dieser Dinge willen ein Treffen wünsche, kann ein solches Treffen erlaubt sein und bereitet mir kein Unbehagen. Denen, die mich besuchen kommen und von diesen Dingen nichts wissen, teile ich mit, dass ich schon vor einigen Jahren durch die Zeitung bekannt gemacht habe, dass ich diejenigen, die mich sehen wollten, besonders wenn sie von weither gekommen sind, um mich zu sehen und wieder gehen mussten, ganz besonders in meine Gebete (dua) mit einschließe. Ich bete (dua) ja an jedem Morgen. Sie mögen daher, bitte, nicht gekränkt sein! Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ ٭ اَلسَّلاَمُ عَلَيْكُمْ وَرَحْمَةُ اللّٰهِ وَبَرَكَاتُهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei. Friede mit euch, Gottes Erbarmen und Seine Barmherzigkeit."} Für unseren so sehr schwer kranken Meister (Ustadh) ist von einer bedeutenden Amtsperson ein Brief gekommen. Darin heißt es: "Eine schwerwiegende Verwechslung wichtiger Männer in der alten Partei hat bei einigen Beamten der alten Partei zu einem Fehler geführt, sodass die "Biographie (Tarihtje-i Hayat)" nicht veröffentlicht werden konnte." Auch unser Meister (Ustadh) hat gesagt: "Der bedeutendste Teil dieser Biographie (Tarihtje-i Hayat) wurde bereits drei Mal in der Sebilü-r'Reshad (-Zeitung) veröffentlicht, und zwar vor dreißig, vierzig Jahren noch mit den alten, später dann mit den neuen Buchstaben. Darin enthalten sind auch Teile der Verteidigungsschriften, die bereits vor verschiedenen Gerichten verlesen wurden und ganz offiziell veröffentlicht worden sind. Neuerdings gibt es auch noch einige recht lehrreiche (haqiqatli) Briefe aus dem Ausland, wie z.B. aus Medina (Medine-i Munauvere) von ein, zwei Gelehrten (alim) mit Erläuterungen und mit ihrem Dank versehen. Weshalb auch vonseiten der Gerichte ganz offiziell keine weiteren Störungen mehr zu erwarten sind. Zweitens: Obwohl die Risale-i Nur vierzig, fünfzig Jahre lang unter dem Druck der Politiker in der islamischen Welt (alem) auf wunderbare Weise ganz allein verbreitet wurde, sind heute Millionen Menschen (damit beschäftigt, sie von Hand zu Hand) zu verbreiten. Und selbst wollte heute die alte Partei ihretwegen die ganze Welt (dunya) versammeln, um ihretwegen eine Mauer hochzuziehen: sie könnte es nicht. Vielmehr würde dies wie eine Bekanntmachung wirken. Und gerade deswegen sollten sich die Nur-Schüler gar keine Sorgen machen... Drittens: Zudem verzeihe (helal) ich der alten Partei alle die Schikanen, die ich ihretwegen erleiden musste. Denn es gilt hier ein Grundgesetz (kanun-u esasiye) des Qur'an, dass für den Fehler des einen kein anderer, keine Partei und kein Verwandter verantwortlich gemacht wird und nicht werden kann; d.h. sowohl in Anatolien als auch in den östlichen Vilayaten hat die Risale-i Nur mit ihrer Verbreitung auf eine ganz besonders wirkungsvolle Weise der öffentlichen Sicherheit und Ordnung gedient; d.h. sie hinterlässt in eines jeden Herz (qalb) einen unsichtbaren (manevi) Wachmann, der ihm sagt, was verboten ist. Von diesem Punkt aus verhindert die Risale-i Nur, dass sich die vier, fünf Fehler der alten Partei noch hundertfach vermehren. Der Fehler von 5/100 dieser Männer hat sich nicht um 95/100 gesteigert und somit nicht um das zwanzig-, dreißigfache vergrößert. Darum sollte die überwiegende Mehrheit dieser Partei bis hinauf zur Regierungspartei der Risale-i Nur dafür dankbar sein. Denn hätte die Risale-i Nur diesen Untericht (ders), den Unterricht nach dem Grundgesetz des Qur'an (kanun-u esasiye-i Qur'aniye) nicht erteilt, dann wären durch den Fehler dieser fünf Männer Tausende anderer Männer des gleichen Fehlers schuldig geworden. Viertens: Es hat sich mit Sicherheit bewahrheitet: Die Risale-i Nur hat das Volk und die Islamische Welt (alem-i Islamiyet) gegen den völligen Unglauben (kufr-u mutlaq) derer, die sie aus dem Ausland angreifen wollten, bewahrt und durch ihre Unterrichtung (ders) in den geistigen Wundern (mu'djize-i maneviye) des Weisen (hakim) Qur'an den ungläubigen Philosophen keine einzige Möglichkeit zu ihrer Entgegnung mehr gelassen. So habe ich denn die sichere Nachricht erhalten: Im Ausland haben an einigen Orten eine Million junger Leute gesagt, dass "die Risale-i Nur es ist, die eine allgemeine Versöhnung (musalemet-i umumiye) sicherstellt". Und ich habe auch die Nachricht erhalten, dass einige dieser Ausländer in Ländern wie Deutschland und Amerika als Anhänger einer allgemeinen Friedensbewegung (sulh-u umumi) damit begonnen haben, die Risale-i Nur zu übersetzen. Fünftens: Wenn die offiziellen Leute einige neue Gesetze falsch auslegen und so ein, zwei Zeilen (in meinem Buch) kritisieren, so solltet ihr eigentlich an meiner Stelle sagen: "Ja kann man denn für den Fehler eines einzelnen Mannes zwanzigtausend seiner Nachbarn bestrafen und sie dafür einsperren? Ja gibt es denn in dieser Welt (dunya) überhaupt ein Gesetz, das so urteilt?" So gibt es denn in einem Buch, das auf jeder Seite zwanzig Zeilen zählt und fünfhundert Seiten umfasst, in irgendeiner Zeile irgendeinen Mann, der irgendwem eine fürchterliche Ohrfeige verpasst hat: Zunächst einmal: der Name dieses Mannes bleibt unerwähnt und so kann es auch keine Verantwortung dafür geben... Sollte es aber eine solche geben, wird die Zensur diese Zeile löschen. Das ganze Buch deswegen zu beschlagnahmen und zwanzigtausend Menschen dafür ins Gefängnis zu werfen, ist eine Gesetzlosigkeit, wie man dergleichen in der ganzen Welt (kainat) noch nie gehört hat und die einer Tyrannei gleich kommt. Wenn aber nun andererseits diese zwanzigtausend Zeilen bis heute den Glauben (iman) von zwanzigtausend Menschen gestärkt haben und in dieser Hinsicht daraus zwanzigtausend Tugenden und gute Werke entstanden sind, so ließe sich dafür doch sicherlich dieser eine böse Fehler verzeihen... Wäre ich nicht so schwer krank, so könnte ich noch mehr dazu sagen. Doch könntet ihr, meine Diener und Helfer, die Korrekturen und Verbesserungen vornehmen. Obwohl die Polizisten mehr als alle anderen für den Unterricht der Risale-i Nur sein sollten, die doch im geistigen Bereich (manen) die Aufgaben der Polizisten versieht und im Dienst der öffentlichen Sicherheit eine große Kraft für die Polizisten ist, bin ich dennoch innerlich (ruh) nicht damit einverstanden, wenn man jetzt den Dienst als Durchsuchungsbeamter, der ja den Aufgaben der Polizei entgegengesetzt ist, trotzdem den Polizisten überträgt. Doch wenn ihr es für angebracht haltet, könnt ihr ihnen allen sagen, dass ich darauf verzichte, mein Recht zu bekommen (haqqimi helal). Sechstens: Zu meinem großen Bedauern hatte in der Nacht der Himmelfahrt (Leyle-i Mi'radj) eine Hausdurchsuchung stattgefunden. Während wir noch dieser Mi'radji Sherif und den drei Monaten (shuhur-u Selase) {der Zeit vor Bayram Ramadan (A.d.Ü.)} unsere Reverenz (hürmet) erwiesen und diesem Anlass (freudig) entgegensahen, hat uns doch dieser Zwischenfall einen großen Kummer bereitet. "Ein Almosen (sadaqa) vertreibt ein Unglück (bela)." In diesem Sinne vertreibt nach einer zuverlässigen Überlieferung (hadith-i sahih) die Risale-i Nur die Unglücksfälle (bela) aus Anatolien, indem sie gleich einem Almosen (sadaqa) wirkt. Es hat bereits hundert Vorfälle der Art gegeben, dass durch einen Freispruch oder durch eine Entlassung gleichzeitig ein Unglück (bela) vermieden wurde, während sich zu Zeiten eines Überfalls gerade ein Unglück (bela) ereignete. Ähnlich wie manchmal ein Sturm aufkam oder die Erde bebte, sank dieses Mal die Temperatur auf nahezu achtzehn Grad unter Null, eine Kälte, wie ich sie noch nie zuvor in meinem Leben mitgemacht habe, während ich zur gleichen Zeit (in meinem Hause) überfallen und eine Durchsuchung durchgeführt wurde. Unser Meister (Ustadh) konnte wegen seiner schweren Krankheit nicht weitersprechen, sagte aber zu seinem Diener, der ihn während seiner Krankheit versorgte: "Damit ihr euch (wegen dieser Hausdurchsuchung) keine Sorgen zu machen braucht, könnt ihr (den Bericht über diesen Vorfall) zur Kenntnisnahme (berayi malumat) an einige Freunde und auch an einige Beamte senden." Der Diener unseres bereits todkranken Meisters (Ustadh) Was mein Diener hier aufgeschrieben hat, ist in der Tat richtig Said Nursi * * * بِاسْمِهِ سُبْحَانَهُ ٭ اَلسَّلاَمُ عَلَيْكُمْ وَرَحْمَةُ اللّٰهِ وَبَرَكَاتُهُ {"Im Namen dessen, der gepriesen sei. Friede mit euch, Gottes Erbarmen und Seine Barmherzigkeit."} Unser verehrter Meister! Nun endlich durften wir erfahren (idraq), wie Sie von Gott dem Gerechten (Djenab-i Haqq) als Belohnung für Ihren, in schönster (Djemil) Ausdauer geführten, geistlichen (manevi) Kampf in der Art mit Seiner Güte (ihsan) beschenkt wurden, dass sich der Ruf, dem Sie in ihrem geheiligten Glauben (qudsi iman davaniz) gefolgt sind, jetzt durch die freie Veröffentlichung der Risale-i Nur bewahrheitet hat. Ihr seit Jahren andauernder heiliger Ruf (qudsi dava) und ihr hohes Ideal wurde nach einem hart erkämpften Sieg beendet. Der Wille des Gerechten (haqq), der Wunsch und die Hoffnung unseres Herzens sind in Erfüllung gegangen, der Glaube (iman) hat den Unglauben (kufr) besiegt, die Schleier der Finsternis riss ritsch-ratsch entzwei und der Horizont wurde vom Glanz des hell erstrahlenden Lichtes der Risale-i Nur erleuchtet. Um zu diesem Ergebnis, zu diesem Sieg zu gelangen, die unendliche Freude in der Gnade des Glaubens (iman ni'meti) zu erleben und auf diesem Wege auch Wahrheit (haqq) und Gerechtigkeit zu erreichen, uns und dem ganzen türkischen Volk, ja vielleicht der ganzen Menschheit Glückseligkeit zu verleihen, ist für uns die Risale-i Nur im Kampf gegen die Gewalt und diese abscheuliche Glaubenslosigkeit zum Retter geworden (kurtaridji olmush), hat unseren Geist (ruh) erneuert und die Herzen (qalb) in unserer Brust erobert und gestärkt. In dieser Betrachtungsweise bringen wir Ihnen, unserem geliebten und verehrten Meister (Ustadh), unsere Dankesschuld (minnet) und unsere Dankespflicht (shukran) dar für alle Segnungen Ihres nahezu ein Jahrhundert währenden Lebens (ömr-ü mubarek), wobei Sie in allen Phasen eines Lebens (hayat) voll fürchterlichem Elend und in schrecklicher Bedrängnis, in Kummer und Qual, jeden Augenblick gekämpft und gestritten haben, allen Schikanen und der Verbannung zum Trotz, mit Ihrer Einsatzbereitschaft, mit Ihrer Treue, mit Ihrem Mut, unter Verzicht, aber im Bewusstsein (shu'ur) eines unendlichen Glaubens (iman) noch härter als der Stahl, kurzum: im Begreifen der Islamiyet, im Verständnis der Menschheit (insaniyet) wurden Sie in Ihrem Inneren gleich wie von außen betrachtet ein vorbildlicher Mensch, weshalb Ihnen Millionen Nur-Schüler insbesondere für Ihren Einfluss, den Sie durch das Gesamtwerk der Risale-i Nur auf die Menschenwelt (alem) ausgeübt haben, den Widerhall (den Sie damit gefunden haben), die Spuren, die Sie für immer in uns (mana) hinterlassen haben, den Weg, den Sie beschritten haben, gegangen sind und immer noch entschlossen weitergehen, ihre Begeisterung und ihre Dankbarkeit entgegenbringen. Verehrter Meister (Ustadh)! Da Sie nun nach all den Anstrengungen und trotz Ihres hohen Alters diese harten Prüfungen beendet haben, können Sie jetzt endlich zur Ruhe kommen. Inzwischen sind auch Saids junge Leute herangewachsen, um diesen heiligen Ruf (dava), den Ruf des Glaubens (iman) und des Qur'an, in die Zukunft hineinzutragen. Sie werden im Lichte dieses Glaubens (iman) diesen heiligen und erhabenen Ruf (qudsi ve ulvi dava) weitertragen und so möge Gott es wollen (insha-a'llah), dass er sich bis zum jüngsten Tage (qiyamet) fortpflanzen und von Geschlecht zu Geschlecht weitergereicht werden möge. Verehrter Meister (Muhterem Efendimiz)! Morgen wird man Ihrer auf den Seiten der Geschichte voller Stolz und in allem Glanz in goldenen Lettern gedenken, in Ankara die Geschichte Ihres Lebens (Tarihtje-i Hayat) noch einmal neu und ausführlich drucken, und danach am Ende ein (bayram) Freudenfest feiern. Denn diese Biographie (Tarihtje-i Hayat) ist in der Hinsicht von großer Bedeutung, dass sie über die einzelnen Abschnitte Ihres Kampfes und Ihres Einsatzes für den Ruf (dava) zur Rettung des Glaubens (iman), der stets der bedeutendste Zweck Ihres ganzen Lebens gewesen ist, und wie Sie schließlich dieses Ziel trotz tausenderlei verschiedener Entbehrungen entschlossen erreicht haben, ohne eine Müdigkeit zu kennen, sowie die Abfassung und Einordnung der einzelnen Abhandlungen der Risale-i Nur und deren Verbreitung, was eine Barmherzigkeit ist für die ganze Welt (aleme rahmet), eine allseits befriedigende Information bietet. Und schon heute versetzt ein Meer von Licht (Nur) Millionen Menschen in tiefste Begeisterung, während es wieder und wieder aufbrausend den Unglauben (kufr) unter sich begräbt, den (Schleier) der Finsternis (und der Unwissenheit) zerreißt, dabei (die Menschen) zu Frieden und Sicherheit (selamet) führt und ihnen so zu ihrem Beschützer und Erretter wird. Wir sind Ihnen gegenüber zu Dank verpflichtet und entbieten Ihnen aus tiefstem Herzen und in aller Liebe (muhabbet) unseren Gruß (selam) und unsere Ehrerbietung, erwarten Ihr Gebet und Ihren Segen (dua-i mübarek) und küssen, geliebter Meister (Ustadh), Ihre Hände. Die Schüler der Risale-i Nur zu Istanbul * * * Die Risale-i Nur und andere Länder Brief einer Persönlichkeit, die in Medina (Medine-i Munauvere) lebt, die Botschaft der Risale-i Nur (Nur'un haqiqati) sehr gut verstanden hat und auf diese Weise der Islamiyet dient. Euer Exzellenz, hochverehrter und ehrwürdiger Meister, der die Brust weitet und die Herzen erfüllt! (Gönüller fatihi pek muhterem ve mükerrem Ustadhimiz Hazretleri) Ich küsse Ihre gesegneten (mubarek) Hände und bringe zusammen mit all unseren lieben und treu ergebenen (sadaqatli) Schülern an der Schwelle des Erhabenen (barigah-i kibriya) meine Gebete dar, Sie mögen stets in Frieden, Sicherheit (selamet) und bei guter Gesundheit sein! So wie Ihr Freispruch alle Nurdjus froh und fröhlich gestimmt hat und von den Muslimen nur als der größte Feiertag (bayram) bezeichnet werden kann, ist auch Ihr ergebener Diener von aller Welten (dunya) Freude und Zufriedenheit erfüllt! Und wie sollte ich denn auch nicht zufrieden sein: die gleichzeitige Freigabe all Ihrer Werke kann ja nur als ein Sieg des Geistes (ruh) über die Materie (maddiyat), des Lichtes (nur) über die Finsternis, des Glaubens (iman) über den Unglauben (kufr), der Wahrheit (haqq) über den Irrtum, der Einheit (tauhid) über die Abgötterei (shirk) und der Erkenntnis (irfan) über die Unkenntnis (djahil) betrachtet werden. Die viele Jahre lang vor einer Kaskade aus Licht (nur) aufgetürmten Sperren, hoch wie die Berge, Gräben, tief wie Furcht erregende Abgründe und alle die bisher errichteten Dämme wurden nun endlich auf wunderbare Weise (mudjize) abgerissen, Gräben überwunden und alle Finsternis durch das Licht (nur) vertrieben. "Vor dem Versuch, derartige göttliche Erscheinungen, wie sie aus so außergewöhnlich wunderbaren (mudjize) Ereignissen erwachsen, darstellen zu wollen, sträubt sich die Feder, beginnen die Gedanken (fikir) zu brodeln und verbrennen alle Ideen (ilham) zu nichts als Asche.", pflegt man so zu sagen. In der Tat nehme ich mich, als Ihr bescheidener Diener, jetzt angesichts eines so außergewöhnlichen Sieges in meinem ganzen Dasein (varlik) nur noch als in meiner ganzen Schwäche wahr. Denn meinen Sinnen (tefekkur) und meiner inneren Eingebung (ilham) öffnen sich neue Horizonte. Die Welt (djihan) lässt einen prächtigen Tempel des Lichtes (nur mabedi) erahnen. In meiner Umgebung tritt mit jedem Ding, an jedem Ort, in höchster Ekstase, versunken in einem Zustand (hal) tiefster Hingegebenheit in jedem Stäubchen das Geheimnis des Hochgepriesenen (sirr-i Subhani): وَإِنْ مِنْ شَىْءٍ إِلاَّ يُسَبِّحُ بِحَمْدِهِ {"Und es gibt wahrlich kein Ding, das Ihn nicht lobt und preist."} in Erscheinung... Daher weiß ich jetzt nicht, ob ich dieses glückselige Ereignis als einen ruhmreichen Sieg, eine großartige Eroberung, eine göttliche Errettung oder als ein weltumspannendes Fest beschreiben soll. Denn dieser göttliche Sieg, den der heilige Ruf (qudsi dava) erlangte, hat der Entschlossenheit der Kämpfer (mudjahid) in der islamischen Welt (dunya) und der ganzen Menschheit neue Kraft (quvvet), ihrer Seele (ruh) neues Leben und ihrem Glauben (iman) neuen Auftrieb und Begeisterung gegeben. In der Tat waren viele Muslime, die in ihrer Entschlossenheit und ihrem Glauben (iman), ihrer Liebe (ashk), ihren Hoffnungen und Erwartungen noch nicht die Vollendung erlangt hatten, leider in einer bitteren Verzweiflung zurückgeblieben. Sie hatten sich die Bewahrheitung (tahaqquq) eines solchen Sieges selbst im Traum (hayal ve muhal) noch nicht vorstellen können. Doch durch die Verbreitung der Risale-i Nur, die alle ihre Fülle und das Licht aus dem ehrenwerten Qur'an erhält, der, um die Menschheit zu erleuchten und auf den rechten Weg zu leiten, wie eine göttliche Sonne von den lichtvollen Horizonten (ufuk) des gewaltigen Thrones herabgekommen ist, wurden Herzen, die an stille Seen denken lassen, Meeren gleich in Wallung gebracht und so zerbrachen die fürchterlichen Ketten, mit denen in Jahren der Grausamkeit und voll Trauer alle Hoffnungen und Erwartungen gebunden waren. Die Werke, die aus dieser Lichtquelle hervor sprudeln und ganz und gar in ihrer Fülle (feyz) und Weisheit (hikmet) sprühen, gleich wie sie dem urewigen (ezeli ve ebedi) Verlangen der Gefühle, der Gedanken und besonders all der Seelen (ruh), die in Flammen brennen {der brennende Schmerz, den alle Seelen empfinden, die sich nach Gott zurück sehnen, von dem sie sich getrennt fühlen (A.d.Ü.)} und dem Bedürfnis eines jeden Gewissens (nach Führung und Orientierung) Antwort geben, brachten sie Welle um Welle aus der sie erstickenden Finsternis heraus in die überaus sauberen, strahlenden und glänzenden Horizonte (ufuk) des Lichts (Nur). Dieser heilige (qudsi) Sieg, der nach einem sich jahrelang stets fortsetzenden Schweigen, einer tiefen Gottvergessenheit (ghaflet), einer atemberaubenden Finsternis wie eine göttliche Sonne erstrahlt, verkündigt die gute Nachricht, dass eine im Elend lebende Menschheit auf ihrer Suche nach einem Weg zum Licht (nur) in naher Zukunft erwachen wird. Denn das Bedürfnis nach einem Glauben (din) ist nicht nur für Muslime, sondern für alle Menschen insgesamt ein urewiges (ezeli ve ebedi) Bedürfnis. Heute leidet eine unglückselige Menschheit unter jenem beständig in ihren Herzen brennenden Schmerz und den Qualen, die daraus entstehen, dass sie der Gnade ihres Glaubens (din) beraubt sind. Es ist dies die fürchterliche Folge einer geradezu depressiven Melancholie, dass sie während des letzten Vierteljahrhunderts in zwei große Kriege mit hineingerissen wurden und zeigt jenen Wahnsinn, der jetzt auch noch an das Tor eines dritten pocht. Und es ist in der Tat der Islam die einzige Kraft (quvvet), die alle Menschen zu Geschwistern machen und unter jener universellen Fahne versammeln kann, die unter dem Winde eines Handels und Wandels (refah) in einem glücklichen Leben (saadet), in innerer Ruhe und Sicherheit flattert, der aus den lichtdurchfluteten (nur) Horizonten (ufuk) eines ganz und überall grünenden Paradieses (djennet) herüberweht. Denn der Zustand der Menschheit heute ist noch genauso bedauernswert wie der Zustand der menschlichen Gesellschaft in vorislamischer Zeit. Daher kann der Islam, der die Menschheit damals vor dem ewigen Verderben gerettet hat, sie auch heute noch davor retten. In der Tat ist die einzige heilende (mushfik) Hand, die diese tiefe Wunde (des ewigen Verderbens) verbinden kann, aus der die Herzen von Millionen, ja Milliarden Menschen seit Jahrhunderten bluten, der Islam. Auch wenn am Horizont (ufuk) von Zeit zu Zeit einmal einige Irrlichter auftauchen, gehört doch die Zukunft einem urewigen (ezeli ve ebedi) Stern, der all seine Lichtfülle (nur ve feyz) nicht von irgendeiner Sonne, sondern direkt vom Herrn der Welten (Rabbu-l'Alemin) empfängt. Dieser Stern wird solange bestehen bleiben, wie die Welt besteht und wird diejenigen, die ihn auslöschen wollen, stets wieder umwerfen und sie noch einmal wieder zu Boden schleudern. Mein Meister, der mir so wertvoll ist wie ganze Welten (Djihankiymet Ustadhim)! Eurer allseits bekannten Tugendhaftigkeit (fazilane) wurden in den letzten Tagen einige Bewegungen zur Erleuchtung und Rechtleitung (tenvir ve irshad) geboren, die dem Heiligen Ruf (muqaddes dava) hätten dienen sollen, doch konnte leider keine davon die wichtige Arbeit verrichten, wie sie das Gesamtwerk der Risale-i Nur versieht und den göttlichen Sieg, den sie erreicht hat, für sich gewinnen. Denn der Weg der Propheten, der Gottesfreunde (vali), der Gotteskenner (arif), der Reinen (salih) und insbesondere der heldenmütigen Märtyrer (shehid), die freiwillig ihr Leben dem göttlichen Geliebten zum Opfer brachten und deren Zahl nicht auf einige Millionen begrenzt werden kann, ist ein heiliger (muqaddes) Weg. Denn diejenigen, die auf diesem harten Weg voranschreiten möchten, müssen sich schreckliche Hindernisse, wie sie sich ständig vor ihnen auftun, stets vor Augen halten. In der Tat müssen diejenigen, die auf diesem Weg voranschreiten wollen, mit einem Glauben (iman) ausgestattet sein, der so unerschütterlich ist wie der Ihrige, dazu noch mit einer hohen, göttlichen Erkenntnis (irfan) und besonders auch mit der wunderbaren (Befähigung zu) Aufrichtigkeit (ikhlas) und Verzicht. Denn die Art der Verkündigung (tebligh), der Erleuchtung (tenvir) und der Rechtleitung (irshad), welcher der Ruf der Risale-i Nur in diesem bedeutenden Tal folgt, ist durch einige ganz besondere Eigenschaften gekennzeichnet. Und schließlich bitte ich noch um Ihr Gebet, mir die ganz besondere Ehre zuteil werden zu lassen, diese tiefschürfenden Gedanken, die den Menschen in ihrem Gefühl, in ihren Gedanken, ihrer Seele (ruh) und in dem (Bedürfnis ihres) Gewissens (nach Führung und Orientierung) völlig neue Horizonte (ufuk) zu eröffnen vermag, in einem eigenen ausführlichen Werk unseren verehrten (uns im Glauben verbundenen) Herzensgefährten anbieten zu dürfen. Denn diese lichterfüllten Gedanken sind solchermaßen tiefschürfend und dergestalt von Bedeutung, dass sie in einem Brief und einem Artikel von so wenigen Seiten gar nicht zur Genüge zum Ausdruck gebracht werden können. Die Jugend, deren klare und reine Herzen sie durch das Licht des Glaubens (iman) und des Qur'an erobert haben, ist das bedeutendste Unterpfand (varlik) und der wertvollste Juwel, der den glänzendsten Beweis Ihres ihnen von Gott geschenkten Sieges bildet. Diese Jugend mit ihren klaren und reinen Herzen, deren edle und in ihrem Bewusstsein (geschulten) Seelen (ruh) ich in fast allen Versen des Gedichtes "Stimmen aus dem Licht (Nurdan Sesler)" angesprochen habe, das ist doch eine Jugend, deren Herzen in Liebe (ashk) zur Wahrheit und Wirklichkeit (haqq ve haqiqat) entflammt sind. Ich biete Ihnen dieses Gedicht an, das ich aus einer Inspiration heraus voller Ekstase (ilham) geschrieben habe, welche mir dieser letzte Sieg gab, den der Ruf (dava) der Risale-i Nur erworben hat. Um dessen Annahme erbitte und ersuche ich Sie hiermit. Abermals und stets auf Neue küsse ich ihre Hände und erwarte Ihre hochgeschätzten Gebete (dua) Eure Exzellenenz, mein hochverehrter Meister (muhterem Ustadhim Hazretleri) Von Ihren geistigen Kindern Ali Ulvi * * * Der folgende Text stellt die Übersetzung eines arabischen Textes von Isa Abdulqadir dar, welcher Korrespondent der Zeitung "Eddifa" ist, die in Baghdad erscheint. Die arabische Zeitung "Eddifa", die in Baghdad erscheint, schreibt über die Schüler der Risale-i Nur das Folgende: Welche Beziehung besteht in der Türkei zwischen den Schülern der Risale-i Nur und der Gemeinschaft der Muslim-Brüder (Ihvan-i Muslimin)? Was verbindet sie miteinander? Sind die Nurdjus in der Türkei und solche Gemeinschaften, wie in Ägypten und den Ländern der arabischen Welt, die Muslim-Brüder, die sich um die Einheit (ittihad) im Islam bemühen, eigenständige Gemeinschaften? Oder sind die einen aus den anderen hervorgegangen? Ich gebe selbst die Antwort darauf: Die Gemeinschaft der Nurdjus und der Muslim-Brüder haben zwar, was ihre Ziele betrifft, den Dienst an den Qur'anischen Wahrheiten (haqaiq) und am Glauben (iman) und, soweit der Rahmen einer Einheit im Islam dies zulässt, auch ihren Dienst für die Glückseligkeit der Muslime in dieser wie in jener Welt (saadet-i dunyevi ve ukhrevi) im Blick, unterscheiden sich jedoch von den Nurdjus in fünf, sechs verschiedenen Punkten: Der erste Unterschied: Die Nurdjus beschäftigen sich nicht mit der Politik, im Gegenteil: sie fliehen vor ihr. Zwingt man sie, zu politischen Fragen Stellung zu nehmen, so machen sie aus der Politik einen Hebel für die Religion (din), sodass sie denen, die ihre Glaubenslosigkeit als einen Hebel in der Politik gebrauchen, die Heiligkeit der Religion (dinin qudsiyeti) aufzeigen können. Irgendeine politische Organisation kennen sie überhaupt nicht. Was aber die Muslim-Brüder betrifft, so beschäftigen sie sich zugunsten der Religion je nach den Umständen in den verschiedenen Ländern mit der Politik und schließen sich auch zu politischen Organisationen zusammen. Der zweite Unterschied: Die Nurdjus versammeln sich nicht bei ihrem Meister (Ustadh) und werden auch nicht dazu gezwungen. Sie fühlen auch sich selbst gar nicht dazu gezwungen, sich bei ihrem Meister (Ustadh) zu versammeln. Auch halten sie es gar nicht für notwendig, sich zum Unterricht (ders) bei ihm zu versammeln. Für sie gilt das ganze große Land als ein einziges Lehrhaus (dershane). Sobald sie Bücher der Risale-i Nur in die Hand bekommen haben, erteilen diese ihnen anstelle des Meisters (Ustadh) den Unterricht (ders). Jede einzelne Abhandlung (risalah) gilt bei ihnen wie ein Said. Insoweit es in ihrer Hand liegt, fertigen sie ohne Entlohnung Abschriften an. Und sie geben diese auch ohne eine Gegenleistung an die Bedürftigen weiter, damit sie sie vorlesen oder einer Vorlesung zuhören können. Auf diese Weise wird das ganze große Land zu einer einzigen Schule (medresse). Was aber die Muslim-Brüder betrifft, so treffen sie ihre Lehrer (murshid), ihre Vorsitzenden (reis) in den allgemeinen Zentren und besuchen diese, um Weisungen (emir) zu empfangen oder am Unterricht (ders) teilzunehmen. Und in den untergeordneten Zentren einer übergreifenden Organisation treffen sie sich mit ihren großen Meistern (Ustadh), ihren Leitern und deren Stellvertretern (vekil), um Unterricht (ders) zu nehmen und Anweisungen (emir) zu empfangen. Auch durch die Zeitungen, die in den allgemeinen Zentren erscheinen, und durch Broschüren, die sie erhalten können, wenn sie ihr Entgeld dafür entrichten, bekommen sie ihren Unterricht (ders). Der dritte Unterschied: Die Nurdjus erhalten auch an den Hochschulen (medresse) wie die Schüler an der Darülfünun-Universität Unterricht (ders) auf dem Wege eines wissenschaftlichen Fernkurses (ilmi muhabere). So verwandelt sich ein ganzes Vilayat in eine Schule (medresse). Obwohl sie also einander nicht besuchen, einander nicht kennen und weit voneinander wohnen, erteilen sie doch einander Unterricht (ders) und nehmen so miteinander an einer Vorlesung (ders) teil. Was aber die Muslim-Brüder betrifft, so geben sie je nach den Verhältnissen in ihren jeweiligen Ländern Broschüren und Bücher heraus und verbreiten diese an allen Enden der Erde (aqtar-i aleme), lernen auf diese Weise einander kennen und bekommen so ihren Unterricht (ders). Der vierter Unterschied: Die Nurdjus sind heute und zu unserer Zeit in den meisten islamischen Ländern verbreitet und bereits sehr zahlreich. Und obwohl sich die Gebiete ihrer Verbreitung über die verschiedensten Provinzen erstrecken, brauchen sie in den einzelnen Provinzen nicht um Erlaubnis nachzusuchen, wenn sie irgendwo eine Versammlung veranstalten und dort tätig werden wollen. Denn da der von ihnen eingeschlagene Weg (meslek) nicht politischer oder organisatorischer Art ist, kennen sie auch keine Notwendigkeit, in den einzelnen Provinzen für sich um eine Erlaubnis nachzusuchen. Was aber die Muslim-Brüder betrifft, so müssen sie je nach den entsprechenden Umständen, wenn sie einen politischen Kontakt aufnehmen, eine Organisation aufrichten wollen oder die Notwendigkeit besteht, ein unter- oder übergeordnetes Zentrum zu eröffnen, an dem Ort, wo sie sich befinden, bei der zuständigen Behörde um Erlaubnis nachkommen oder eine Genehmigung einholen. Und dabei sind sie im Gegensatz zu den Nurdjus keineswegs unbekannt. Und auf dieser Grundlage eröffnen sie für sich viele allgemeine Zentren in Ägypten, in Syrien, in Lybien und in Palästina, in Jordanien, im Sudan, in Marokko und in Baghdad. Der fünfte Unterschied: Unter den Nurdjus gibt es sehr viele verschiedene Schichten, angefangen von den sieben, acht Jahre alten Kindern, die in den Moscheen das "Elif-be-te-the" erlernen, um den Qur'an lesen zu können, bis hin zu siebzig, achtzig Jahre alten Greisen und Greisinnen, desgleichen Bauern oder Lastenträger bis hin zu einem bedeutenden Rechtsanwalt, einfache Soldaten bis hin zu einem bedeutenden Kommandanten finden sich unter den verschiedensten Bildungsschichten als Nurdjus wieder. All diese vielen verschiedenen Schichten unter den Nurdjus haben nur ein gemeinsames Ziel und das besteht (in dem Wunsch), unter der Leitung (hidayat) des ruhmreichen (medjid) Qur'an und der Wahrheiten des Glaubens (haqaiqi imaniye) zur Erleuchtung zu gelangen. Alle Bestrebungen gehen deshalb dahin, Wissen und Erkenntnis (ilim ve irfan) und die Glaubenswahrheiten (haqaiq-i imaniye) an die Öffentlichkeit zu bringen. Ob sie sich darüber hinaus noch mit etwas anderem beschäftigen, ist nicht bekannt. Achtundzwanzig Jahre lang haben die Gegner (der Nurdjus) eifersüchtig Intrigen (gegen sie gesponnen) und abscheuliche Prozesse (gegen sie geführt). Da man jedoch außer ihrem heiligen (qudsi) Dienst kein anderes Ziel (dieser Bewegung) finden konnte, konnte man sie auch nicht verurteilen und (ihre Bewegung) auch nicht zerschlagen. Und diese Nurdjus wissen nichts von irgendeinem Zwang, auf Kundenfang zu gehen oder neue Anhänger zu werben. Stattdessen sagen sie: "Unsere Aufgabe (vazifah) ist unser Dienst. Wir suchen keine Kunden. Sie sollen kommen, um uns zu suchen und zu finden." Auf eine Massenbewegung legen sie keinen Wert. Einem Mann, der in Wahrheit ehrlich und aufrichtig (haqiqi ikhlas) ist, ziehen sie hundert andere vor. Was aber die Muslim-Brüder betrifft, so ermuntern sie in der Tat genau wie Nurdjus die Menschen dazu, islamisches Wissen (ulum-u Islamiye) und islamische Kenntnisse (marifet-i Islamiye) zu erwerben und sich an den Glaubenswahrheiten (haqaiq-i imaniye) festzuhalten und leiten sie auch dazu an, doch den Verhältnissen in den entsprechenden Ländern und den Kontakten mit der Politik zufolge, legen sie großen Wert auf viele Anhänger, um so eine Massenbewegung zu werden und suchen sie deshalb noch mehr Gefolgsleute. Der sechste Unterschied: Die wahrhaft aufrichtigen (haqiqi ikhlas) Nurdjus legen keinen Wert auf materielle Vorteile. In gleicher Weise sind sie geradezu extrem sparsam, genügsam und bedürfnislos (faqr-u hal). Geduldig und ohne jemals irgendwelche Ansprüche an ihre Mitmenschen zu stellen, opfern sie sich ehrlich und aufrichtig (haqiqi bir ikhlas) für ihren Dienst am Qur'an, um nicht von den sehr zahlreichen und besonders hartnäckigen Leuten des Irrglaubens (ehl-i dalalet) besiegt zu werden; die Bedürftigen laden sie zu Wahrheit und Aufrichtigkeit (haqiqata ve ikhlasa) ein, um keinen Argwohn aufkommen zu lassen; und um des göttlichen Wohlwollens (riza-yi Ilahi) willen und um diesen heiligen Dienst (hizmet-i qudsiye) für nichts anderes als Werkzeug zu missbrauchen halten sie sich auf diese Weise von allen Vorteilen (faide) des gesellschaftlichen Lebens zurück. Was aber die Muslim-Brüder betrifft, so können sie, obwohl sie doch, was ihre innere Einstellung betrifft, aus dem gleichen Geiste (mahiyet) kommen, aufgrund des jeweiligen Ortes, eines bestimmten Anlasses, sowie einiger besonderer Umstände nicht wie die Nurdjus von den irdischen Dingen lassen. Von einer Notwendigkeit zu einer ganz außergewöhnlichen Opferbereitschaft, wissen sie nichts. Isa Abdu-l'Qadir Buchgebet بِسْمِ اللَّهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ يَا اَللّٰهُ ٭ يَا رَحْمٰنُ ٭ يَا رَحِيمُ ٭ يَا فَرْدُ ٭ يَا حَىُّ ٭ يَا قَيُّومُ ٭ يَا حَكَمُ ٭ يَا عَدْلُ ٭ يَا قُدُّوسُ {"Im Namen Gottes, des Barmherzigen, des Allerbarmers." "Oh Gott! Oh Barmherziger! Oh Allerbarmer! Oh Einzigartiger! Oh Lebendiger! Oh Unwandelbarer! Oh Gerechter! Oh Heiliger!"} Um Deines Gewaltigen Namens willen und um der Ehre des Qur'an, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, und um der Würde Deines ehrenwerten Gesandten willen, mit dem Friede und Segen sei, geleite diejenigen, welche dieses Buch gedruckt haben, ihre gesegneten Helfer und die Schüler der Risale-i Nur zur Ewigen Glückseligkeit in den Gärten des Paradieses. Amin. Verleihe ihnen immerwährenden Erfolg im Dienste am Glauben und am Qur'an. Amin. Und schreibe ihnen für jeden Buchstaben dieses Buches tausendmal Gutes in das Buch ihrer Guten Taten. Amin. Und gewähre ihnen Ausdauer, Stetigkeit und Aufrichtigkeit in der Verbreitung der "Licht"-Abhandlungen. Amin. Oh Barmherziger Allerbarmer!... Schenke allen Schülern der Risale-i Nur Glück und Zufriedenheit in beiden Welten. Amin. Beschütze sie vor der Bosheit des Teufels in Dschinnen- und Menschengestalt. Amin. Und verzeihe diesem schwachen und hilflosen Said seine Fehler. Amin... Im Namen aller Nur-Schüler Said Nursi Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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