Nur Efsan Posted December 21, 2008 Share Posted December 21, 2008 (edited) Die immaterielle Anatomie des Menschen Jeder Mensch hat dieselbe materielle Anatomie, wenn wir von den Körperteilen und Organen ausgehen. (Ausnahmen widersprechen nicht der Regel) Doch es sind nicht unsere Körperteile und Organe die fühlen, empfinden und damit das „Ich“ und den Charakter, das Individuum ausmachen, sondern die Seele. Die menschliche Gesundheit hängt somit nicht nur von dem rhythmischen Ticken des Herzens ab, welches den Körper durch rhythmische Kontraktionen mit Blut versorgt und dadurch die Durchblutung aller Organe absichert, sondern vor allem von dem spirituellen Herz (latife-i rabbaniye). Fazit: Das materielle Herz ist abhängig von dem spirituellen Herzen. Das spirituelle Herz kann man genauso wenig „beweisen“, wie den Verstand auch nicht, doch es weist ALLES darauf hin. Kann ein Stück Fleisch denken oder fühlen? Nein. Also fühlt nicht das Herz, sondern das spirituelle Herz. (Vergleich: - Wasser, kann man fühlen und sehen, aber nicht mit der Hand erfassen - Luft & Wind, kann man wahrnehmen, aber nicht sehen und berühren - Licht, kann man sehen, aber weder fühlen noch berühren) Das zeigt, dass das menschliche Wahrnehmungsvermögen, nicht alles erfassen kann. Der Mensch jedoch denkt, dass die gesamte Existenz nur aus der Materie besteht. Wie auch die Formel E=m * c ² (Energie= Masse * Lichtgeschwindigkeit hoch 2) erstellt von Einstein besagt, dass die Materie eigentlich nur für die Umwandlung in Energie bedacht ist. Lichtgeschwindigkeit, auch Glaube bzw. Spiritualität multipliziert mit Materie ergibt Energie. Zum Beispiel stecken Millionen von Tonnen Energie in der Sonne. Materie verwandelt sich in dem glühenden Feuerball jede Sekunde in gigantische Mengen an Strahlungsenergie, die das Leben auf dem blauen Planeten Erde erst möglich macht. Da der Mensch das umfassende Inhaltsverzeichnis des Universums ist, spielt sich in ihm derselbe Prozess ab. Durch die Aufnahme von Nahrung wird Energie für den Körper erzeugt und durch die Aufnahme von Spiritualität wird die Energie der Seele erzeugt.Diese Umwandlung in Energie ist der Verewigungsprozess alles Materiellen. Der Mensch fängt nicht auf der Körper-Ebene an zu leben, sondern auf der spirituellen Seelen-Ebene. Hier wiederum kann die Relativitätstheorie von Einstein in Betracht gezogen werden. Je mehr man sich auf der Zeit-Ebene bewegt, läuft man mit der Zeit mit. Wenn man sich jedoch statt der Zeit-Ebene in der vierdimensionale Raum-Ebene bewegt, lebt man als Ergebnis in der Unabhängigkeit von Zeit. Also wird, wie das Zwillingsparadoxon auch aufklärt, Hansi auf der Erde schneller alt, als der schnell reisende Franzi im Raum. Wie auch das Uhrenbeispiel zeigt, dass der Sekundenzeiger in derselben Zeit, mehr Raum durchschreitet, als der Stundenzeiger, kann der Mensch durch das Transferieren Herr über die Zeit werden. In der gesamten Existenz spielt das Herz eine entscheidende Rolle. Das Herz des Universums ist die Erde, das Herz der Erde der Mensch und das Herz des Menschen ist latife-i Rabbaniye (spirituelles Herz). Das spirituelle Herz hat eine unendliche Speicherkapazität von “GB“. Somit kann das Herz von endlicher Liebe (denn wahre Liebe ist die selbstlose Liebe in Form von Barmherzigkeit, sefkat) nicht befriedigt werden und ist somit der ewigen, unendlichen Liebe Gottes bedürftig. Unendliche Kapazität wird nur durch ewige Liebe gefüllt und kann dadurch erst Befriedigung erlangen. Wenn unser spirituelles Herz abstumpft und mit der Zeit abstirbt, dann ist eigentlich der ganze Körper tot. Denn unsere Seele wird durch das spirituelle Herz genährt. Folglich ist der Körper an das Herz und die Seele an das spirituelle Herz gekoppelt und von lebensnotwendiger Natur. Das heißt, dass das Herz Körper und Seele unmittelbar miteinander verbindet. Der Glaube (bzw. Überzeugung) an Allah entsteht im Herzen, jenem Ort der Zuneigung und jeglicher Abneigung. Und zwar gibt Allah dem Menschen, das Licht des Glaubens in sein Herz bzw. in das Gewissen, welches im Herz stationiert ist. Das bedeutet, dass man durch die Verbindung von emotionalem und rationalen, also durch die Kooperation des Verstandes und des Herzens zur Wahrheit gelangen kann. Man kann den Verstand metaphorisch mit dem Mond und das Herz mit der Sonne vergleichen. Der Verstand nimmt sein Licht von dem Herzen und reflektiert es. Doch wenn das Licht der Sonne= Glauben im Herzen fehlt kann man sich durch noch so viele bedeutende Werke durchlesen, ohne Lichtquelle der Sonne kann der Mond auch nicht das nicht vorhandene Licht reflektieren. Also nimmt das Herz in dem gesamten Kreislauf die Hauptrolle ein. Wenn man diese Verbindung bildlich darstellen müsste, könnte man ein Auge zur Veranschaulichung nehmen. Wenn jetzt nun gilt: Iris=Gehirn, Verstand Pupille= Herz können wir dadurch erschließen, dass wir durch das Herz die ganze Wahrheit sehen können, wenn das Auge als Ganzes arbeitet. Herz und Verstand müssen also kooperieren, wie auch schon oben erwähnt. Man darf also das Herz nicht unterschätzen und einfach als Organ, aus dem die „Liebe“ entspringt, sehen. Kommen wir noch mal auf die Entstehung des Glaubens (bzw.Überzeugung) zurück und erklären dadurch die Kooperation von Herz und Verstand. Es ist dies wie folgt: Der Verstand nimmt etwas auf, schickt diese Information zur emotionalen Bearbeitung an das Herz. Dort wird es auf die Waage des Gewissens gelegt. Nach der emotionalen und gewissenhaften Bestätigung dieser, wird dies an das Ego weitergeleitet. Das Ego (nafs) versucht diese Info mit seinen drei Bereichen zu vereinbaren (Herz, Verstand, Gewissen). Nach einer möglichen Vereinbarung wird diese Information wieder an den Verstand zurückgeschickt. Wenn nun der Verstand sich rational dieser Information annimmt, also den letzten wichtigen Stempel setzt, wird das verarbeitete an das Gewissen weitergeleitet, (Das Gewissen befindet sich im Herzen und stellt das Zentrum des spirituellen Herzens, latife-i rabbaniye dar), wo dann im Herzen der Glaube entsteht, welches Allah in die Herzen seiner Diener, nach dem Durchlaufen des obigen Weges, als Gnadengabe zur ewigen Glückseligkeit legt. Daraufhin sieht man durch das Licht des Glaubens, die gesamte Existenz aus einem anderen Blickwinkel. Also hat das Herz die Eigenschaft einer Landkarte und eines Inhaltsverzeichnisses des gesamten Kosmos. Durch die Erhellung unseres Herzens mit dem Glauben und dem Gebrauch unseres Egos öffnen wir die Türen zu den 18.000 Dimensionen des Kosmos. Metaphorisch dargestellt heißt es: Das Herz des Menschen, was man mit einem Kern vergleichen kann, muss mit dem Licht des Glaubens (Iman), dem Wasser des Islam (Ausübung der 5 Säulen), in der Erde des Gottesdienstes (Ubudiyyet), zu einem Baum wachsen und Gestalt annehmen. Gehen wir nun auf das Gewissen ein. Das Gewissen hat seine eigene Waage und gibt dem Menschen seine moralischen Grenzen an und meldet sich durch Gewissensbisse, wenn man diese Grenze überschreitet. Die Moral macht also das Gewissen aus. Das Gewissen ist aber nicht ewig von Bestand und kann durch die Viren der Sünden, die direkt das spirituelle Herz angreifen und das Zentrum, also das Gewissen, außer Betrieb gesetzt werden. Somit wird der Mensch gewissenlos und mutiert zu einem Wesen, von dem man ALLES erwarten kann (siehe aktuelle Schlagzeilen) Das Gewissen hat 4 Grundelemente: 1) Der Eigenwille (Irade) 2) Der Verstand (Akil) 3) Die Gefühle (His) 4) Latife-i Rabbaniye (spirituelles Herz) Diese Grundelemente (zur Erinnerung: das Gewissen bildet das Zentrum des spirituellen Herzens) haben ihre jeweiligen Aufgaben. 1)Gottesdienst (Ibadetullah). 2)Gottesgedenken (Marifetullah) 3)Gottesliebe (Muhabbetullah) 4)Gottesbezeugung (Mushahadatullah) (näheres siehe Nursi: Worte/Lemeat, Isaratü’l I’caz/ Mühürlenen Kalbler, Hutbe-i Samiye) Wir sehen, wir sind nicht nur das, worauf wir heutzutage immer gerne reduziert werden, nämlich ausschließlich nur Haut und Fleisch. Die spirituelle Anatomie und Genetik des Menschen leitet die materielle Anatomie, wenn unsere Spiritualität, bzw. unser Glauben abstirbt, dann ist unser Körper nur eine leblose Hülle, welches lediglich die "Aufgaben" übernimmt, welche auch Tiere locker- sogar besser- bewerkstelligen. Schlafen, essen, Spaß haben. Das kann das Tier genauso. Zu guter Letzt ein Ausspruch von Mevlana Jelaleddin-i Rumi, in Gedenken an seinen Todestag: "Wie viele Menschen sah ich, auf denen keine Bekleidung wie viele Bekleidungen sah ich, in denen keine Menschen" Edited June 18, 2011 by Nur Efsan Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Serbederan-19 Posted December 21, 2008 Share Posted December 21, 2008 :aro: Schwester, es ist sehr schön erklärt. :masa: Danke für deine Mühen. Wahrlich wir leben in einer Zeit, wo das Wasser als Feuer, und wo das Feuer als Wasser gepriesen wird. Das "Herz" ist kein Fleischklumpen und die "Liebe" kein niederes Gelüßt. Für einen gläubigen Menschen sind diese Dinge die Grundlagen seiner Existenz. Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Oum Amin Posted December 21, 2008 Share Posted December 21, 2008 :masa: :masa: :masa: Sehr schön Schwester. :zwinker: :aro: Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Cemil Kaya Posted December 21, 2008 Share Posted December 21, 2008 :masa: :aro: 1) Der Eigenwille (Irade) ---> Feuerelement 2) Der Verstand (Akil) ---> Luftelement 3) Die Gefühle (His) ---> Wasserelement 4) Latife-i Rabbaniye (spirituelles Herz) ---> Erdelement = das Ich-Bewußtsein Cemil PS: Woher hast du das, Schwester Nur Efsan? Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Nur Efsan Posted December 21, 2008 Author Share Posted December 21, 2008 PS: Woher hast du das, Schwester Nur Efsan? Gute Frage, ich habe es aus meinen Notizen zuammengestellt :verwirrt: Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Nur Efsan Posted December 21, 2008 Author Share Posted December 21, 2008 Ich bin endlich fündig geworden :cooooool: : Hutbe-i Samiye, Said Nursi, Envar Nesriyat, S. 136: * * * Vicdanýn anasýr-ý erbaasý ve ruhun dört havassý olan irade, zihin, his, latife-i Rabbaniye, herbirinin bir gayat-ül gayatý var: Ýradenin ibadetullahtýr. Zihnin marifetullahtýr. Hissin muhabbetullahtýr. Latifenin müþahedetullahtýr. Takva denilen ibadet-i kâmile, dördünü tazammun eder. Þeriat þunlarý hem tenmiye, hem tehzib, hem bu gayat-ül gayata sevkeder. * * * (Und es ist wohl auch in "Asar-i Bediiye", Said Nursi angeschnitten) Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Webmaster Posted December 21, 2008 Share Posted December 21, 2008 Und Hutbe-i Samiye findet man hier: http://www.misawa.de/cgi-bin/sbb/sbb.cgi?&a=show&forum=38&show=27 Das Zitat von Nur Efsan ist dort ebenfalls auf Seite 136 Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
AlMurabit Posted December 30, 2008 Share Posted December 30, 2008 Eine sehr gute & sehr sehr sehr sehr sehr schöne Aussage ,was mich ein wenig irritiert , ist dass er ( Said Nursi ra ) zwar die Prinzipien ( des Tasawwuf ) sehr gut & präzise erklärt & was ihm definitiv hochanzurechnen ist , aber die Verbindung zwischen Islam & Spiritualität fehlt , das heisst aufgrund von Quranverse & Ahadithe sowie die Aussagen der Shujukh al Tasawwuf fehlen . Ich werde ihn mir gleich ausdrucken & in Ruhe lesen & mir es defintiv verkneifen allzu schnelle Querschüsse des nafs zu erlauben Bitte versteht mich nicht falsch , das ist keine Kritik an Said Nursi ra & auch keine Ablehnung & noch viel weniger eine Herabsetzung & noch viel weniger eine Bloßstellung , nur ich habe es gelernt von hanafitischen & malikitischen Rechtsgelehrten , dass wenn man etwas beschreiben oder skizzieren möchte , so sollte dies immer mit Hinweisen aus Quran ,Sunnah & Gelehrtenmeinungen belegen . :ins: bin ich da einfach zu sehr detailorientiert & habe deswegen den Blick fürs Allgemeine verloren & habe deswegen diese Sichtweise ,vielleicht aufgrund meiner Vergangenheit ,dass in mir noch eine Salafi Macken stecken , die ich bisher nicht beseitigt habe & bitte entschuldigt , dass ich immer noch solche Macken habe ! ws Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
AlMurabit Posted December 30, 2008 Share Posted December 30, 2008 Ich versuche es später mal beides ,also Shujukh at Tasawwuf & Said Nursi ra & seine Aussagen in Übereinstimmung zu bringen & vielleicht auch einiges an Mißtrauen zurückzugewinnen mit kritischen Zwischentönen . ws Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Cemil Kaya Posted December 30, 2008 Share Posted December 30, 2008 Bruder AlMuwahid, du gibst dir wirklich sehr viel Mühe, um unsere Geschwister zu informieren. Allah möge dir es mehrfach als Belohnung vergelten. Cemil Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Oum Amin Posted December 30, 2008 Share Posted December 30, 2008 :ins: bin ich da einfach zu sehr detailorientiert & habe deswegen den Blick fürs Allgemeine verloren & habe deswegen diese Sichtweise ,vielleicht aufgrund meiner Vergangenheit ,dass in mir noch eine Salafi Macken stecken , die ich bisher nicht beseitigt habe & bitte entschuldigt , dass ich immer noch solche Macken habe ! Das hast du richtig erkannt Bruderherz. Mir würde echt interessieren, woher du diese Sichtweise hast, ich gehe davon aus, dass du das nicht von deinem Scheich hast. Wenn du überhaupt einen hast, dann erspare dir diese ganze Mühe und frag ihn einfach, was er von Badiüzzaman r.a. hält, dann bekommst du entgültig eine Antwort. So ähnlich habe ich auch gemacht. Wenn aber das deine persönliche Meinung ist, sollst du die mit Gelehrtenmeinungen belegen. Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
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