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Die Absicht (Niyya) in unseren Herzen

http://islam-verstehen.de/absicht_niyya.php

Ein Artikel von Rachid (Islam.ch)

 

Gelobt sei Allah, der die Regungen der Herzen kennt, der Grosse, dessen Grösse weder wahrnehmbar noch vorstellbar ist. Gesegnet sei Allahs Gesandter Muhammad, das Vorbild für die Menschen.

 

Die der Tat vorausgehende Niyya, gemeinhin mit Absicht übersetzt, bildet zusammen mit der Tat eine Einheit. Die Niyya ist der Schlüssel zur Belohnung für die guten Taten. An der Niyya ist aber auch die Bestrafung festgemacht, sofern man nicht aufrichtig bereut hat, und Allah um Vergebung gebeten hat.

 

Wozu fassen wir eine Niyya?

 

Wir fassen die Niyya, um eine Ibada Handlung von einer gewohnheitsmässigen Handlung zu unterscheiden. Die Niyya braucht es zum Beispiel um Ghusl von einem normalen Bad zu unterscheiden. Aber auch um eine Ibada Handlung von einer anderen zu unterscheiden. Das Zuhur Gebet wird nur durch die Niyya vom Asr Gebet unterschieden. Die zwei Raka Sunna vor dem Subuh Gebet werden nur durch die Niyya vom Subuh Gebet selbst unterschieden. Nur die Niyya unterscheidet Zakat von einer normalen Sadaqa. Allah setzt unsere Niyya als Massstab an, um unsere Taten zu bewerten. Falls wir eine vordergründig gute Tat mit einer schlechten Niyya vollbringen, so ist die gute Tat vor Allah eine schlechte Tat, oder wenigstens keine gute Tat.

 

Wo fasst man die Niyya?

 

Die Niyya fassen wir in unseren Herzen. Wenn sich die im Herzen gefasste Niyya von der ausgesprochenen Niyya unterscheidet, gilt die Niyya des Herzens. Ausnahmen: Bei der Scheidung gilt das Gesprochene, und nicht was im Herzen ist, und beim Eid vor der Richter gilt die Niyya des Richters. Bei den Ibadat muss die Niyya nicht ausgesprochen werden.

 

Wann fasst man die Niyya?

 

Die Niyya fasst man gleich vor Beginn der Handlung.

 

Wann ist die Niyya vor Allah gültig?

 

Die Niyya gilt bei einem geschlechtsreifen Muslim, der das nötige Wissen über die Sache hat, die er zu tun beabsichtigt, und nichts tut, was dieser Niyya widerspricht.

 

Die Motivation für eine gute Tat

 

Der Ansporn eine gute Tat zu tun kann aus mehreren Gründen entstehen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Niyya aufrichtig ist, kann die Motivation für eine gute Tat aus der Furcht vor Allah entstehen. Auch die Hoffnung auf die Belohnung Allahs und den Eintritt ins Paradies kann eine Motivation für eine gute Tat sein. Abu Hamid al-Ghazali, einer der grössten Gelehrten überhaupt, sagte dazu: „Die Verehrung aus Hoffnung ist besser, weil die Hoffnung Liebe bewirkt, die Furcht aber Verzweiflung.“

 

Aischa (ra) fragte den Propheten (sas), warum er jede Nacht aufstehe und so lange im Geget stehe bis ihn die Füsse schmerzten. Allah habe ihm doch schon alle vergangenen und alle zukünftigen Sünden vergeben. Der Prophet (sas) antwortete: „Soll ich denn kein dankbarer Diener sein?“

 

Bei dieser Motivation für eine gute Tat versucht der Mumin die Gebote Allahs demütig und dankbar zu erfüllen, haltet sich trotzdem noch für nachlässig und fürchtet Allah, weil er nicht weiss, ob Allah die Tat annimmt oder nicht. Dies ist die beste Motivation, die wir alle erstreben sollten.

 

Die nicht aufrichtige Niyya

 

Trotz einer guten Niyya gibt es Gründe, warum eine gute Tat verloren gehen kann. Eitelkeit, Stolz und Hochmut können dazu führen, dass der Lohn für die gute Tat verloren geht. Dass eine gute Tat nicht angenommen wird, kann aber auch den Grund haben, dass man die Tat nicht für Allah sondern für das Ansehen unter den Menschen vollbracht hat. Dies ist Augendienerei, eine Form der Heuchelei.

 

 

„Allah, der Erhabene, sagt: Ich bin der unbedürftigste Teilhaber, und wer dann in einer seiner Taten einen anderen Teilhaber als Mich nimmt, dessen bin Ich ledig.“

 

Wenn ein Muslim ein Gebet vor den Augen anderer Muslime verrichtet und dabei z.B. länger in der Niederwerfung verharrt als wenn er das Gebet im Verborgenen verrichten würde, so hat er diese gute Tat, sein Gebet, nicht ausschliesslich auf Allah ausgerichtet sondern Allah Teilhaber zur Seite gestellt. Ob nun das ganze Gebet oder nur die verlängerte Niederwerfung nicht angenommen werden, darüber gibt es verschiedene Ansichten unter den Gelehrten. Ebenfalls Augendienerei begeht ein Muslim, der normalerweise das Gebet verrichtet, es aber sein lässt wenn ihm Nichtmuslime zusehen, weil er z.B. ihre Schmähungen fürchtet.

 

Selbst wenn die Niyya rein auf Allah ausgerichtet war und die gute Tat versteckt vor den Augen der Menschen im Verborgenen verrichtet wurde, kann der Lohn für die gute Tat verloren gehen – nämlich dann, wenn man später über die Tat anderen berichtet. Selbst das andeutungsweise Erzählen von der eigenen Tat kann den Lohn zunichte machen. Vielleicht geht der Lohn sogar zunichte, wenn die Anwesenden die Andeutung gar nicht verstehen? Entscheidet nicht auch hier die Niyya des Herzen? Ausgenommen davon sind Gelehrte, die anderen Muslimen als Vorbilder dienen, sie erzählen den Leuten von ihren guten Taten um ihnen den richtigen Weg zu zeigen. Aber auch hier entscheidet die Niyya des Herzens. Denn wenn der Gelehrte von seinen guten Taten erzählt und dabei in seinem Herzen den Wunsch hegt, für seine Frömmigkeit gerühmt zu werden, so gehen auch seine Taten verloren.

 

Offene Taten und verborgene Taten

 

Eine gute Tat um der Leute willen zu verrichten ist Heuchelei und versteckte Beigesellung, eine gute Tat wegen anderen zu unterlassen ist Augendienerei. Wir Menschen lieben Anerkennung durch andere, wir lieben es bewundert zu werden. Die Neigung gute Taten zu verrichten um von den anderen Anerkennung zu bekommen bleibt hartnäckig im Herzen. Es ist nicht ganz einfach, hier das richtige Verhältnis zwischen offenen Taten und verborgenen Taten zu finden. Für mich persönlich liegt die Lösung darin, zu versuchen nur diejenigen Taten offen zu tun, die zwingendermassen offen getan werden müssen (Freitagsgebet, Gebet in der Moschee, Unterricht, Verbandsarbeit, etc) die restlichen Taten aber so gut es geht im Verborgenen zu tun.

 

An der Niyya arbeiten

 

Wie schon weiter oben angemerkt, hat der Mensch ein starkes Verlangen nach Anerkennung. Der Mensch möchte bewundert werden und die Dankbarkeit anderer tut ihm auch gut. Dies sind alles Neigungen, die unsere Niyya „verunreinigen“ können. Es ist nicht einfach, die Niyya rein auf Allah auszurichten. Oft ist noch ein kleiner Rest von etwas anderem da. Das schwierige daran ist, dass man nicht einfach nur die Symptome unterdrücken kann. Mann muss wirklich den Grund für die Ablenkung selbst überwinden. Und diesen Grund zu finden ist ebenso schwierig wie ihn zurückzulassen.

 

An unserer Niyya zu arbeiten, die Niyya zu hinterfragen und dabei kompromisslos ehrlich mit sich selbst zu sein, und zu versuchen die Niyya ausschliesslich auf Allah auszurichten lohnt sich doch sehr. Die Niyya, der Schlüssel zur Belohnung für eine gute Tat, ist ja das Fundament einer Tat. Ohne die auf Allah ausgerichtete Niyya, ist die gute Tat nichts wert. Auf der anderen Seite werden Taten, die uns bisher vielleicht alltäglich erschienen, durch eine auf Allah ausgerichtete Niyya zu Taten die belohnt werden.

 

Mir persönlich geht es so, dass mein Iman stärker wird, wenn ich an meiner Niyya arbeite. Je reiner meine Niyya auf Allah ausgerichtet ist, desto stärker wird mein Iman. Je stärker mein Iman wird, desto reiner richte ich meine Niyya auf Allah aus.

 

Quelle: Islam.ch

 

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