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Turbokarriere einer Deutsch-Türkin

Gestatten, Ministerin Özkan

Von Lisa Erdmann - 19.04.2010

 

Ministerpräsident Wulff hat bei seiner Kabinettsumbildung einen Coup gelandet: Als erste Landesregierung wird Niedersachsen künftig eine türkischstämmige Ministerin aufbieten. Die in Hamburg geborene Aygül Özkan hat einen rasanten Aufstieg hingelegt.

Hamburg - Niedersachsens Landtag scheint eine Art Talentschuppen für Polit-Stars zu sein. Gerhard Schröder, Sigmar Gabriel, Ursula von der Leyen, Philipp Rösler - und jetzt Aygül Özkan. Sie wird die erste Ministerin in einem deutschen Landesparlament mit türkischen Wurzeln und muslimischem Glauben. Entsprechende Aufmerksamkeit ist ihr sicher.

 

Ministerpräsident Christian Wulff hat am Montag sein Kabinett umgebildet. Vier Ressorts besetzte er neu: Agrarministerin in Hannover wird die CDU-Bundestagsabgeordnete Astrid Grotelüschen, Kultusminister der bisherige Staatssekretär Bernd Althusmann, Wissenschaftsministerin wird die ostdeutsche Johanna Wanka - und Aygül Özkan Sozialministerin. "Ich bin mir bewusst, dass ich eine Vorbildrolle spiele", kommentierte sie ihre neue Rolle.

 

Die Deutsch-Türkin legt damit eine politische Turbokarriere hin. Sie trat erst vor sechs Jahren in die CDU ein, seit zwei Jahren ist sie Abgeordnete in der Hamburgischen Bürgerschaft und stieg schon kurz darauf in den Landesvorstand auf. Bisher war sie wirtschaftspolitische Sprecherin und Fachsprecherin für Industriepolitik ihrer Fraktion.

 

Die Juristin kam 1971 in Hamburg als Tochter eines Schneiders zur Welt. Vater und Mutter waren in den sechziger Jahren nach Deutschland gekommen.

 

Wulff nannte seine Wahl "ein gutes Signal an Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund". Sie selbst stellte umgehend klar, dass sie sich nicht auf einen Status als "Quoten-Migrantin" reduzieren lassen will. Der Zeitschrift "Brigitte" sagte sie einmal, dass sie von ihrer Art her eigentlich wenig türkisch sei. Sie schaue immer mindestens zwei Schritte voraus. "Das passt zwar nicht zur türkischen Kultur, die offen und ganz spontan ist, aber in Deutschland steht nun mal das bewusste Steuern im Vordergrund. Und deshalb bin ich hier mit meiner Art genau richtig."

 

Dennoch ist sie fest in ihrer türkischen Herkunft verankert. Sie ist mit einem türkischen Arzt verheiratet und erzieht ihren siebenjährigen Sohn zweisprachig. Vorbehalte in der Bevölkerung sind ihr nicht fremd. "Wenn ich heute in Blankenese in einem Feinkostladen einkaufe gehen, werde ich immer noch anders behandelt als offensichtlich Deutsche", sagte sie vor einigen Jahren dem "Hamburger Abendblatt".

 

Für die Union ist die junge Frau, die als Managerin bei einem Postdienstleister arbeitet, ein Glücksgriff. In der türkischen Community in Deutschland spielt die CDU bisher kaum eine Rolle. Dabei gibt es inzwischen nach Angaben der türkischen Gemeinde in Deutschland 700.000 wahlberechtigte Bundesbürger türkischer Herkunft. Identifikationsfiguren auf politischer Ebene sind dringend gesucht.

 

Im neuen Job als Sozialministerin muss sich Özkan erst beweisen. Bisher war das schließlich nicht ihr Politikfeld - was sie auch freimütig einräumt. "Ich bin eine typische Quereinsteigerin", sagte sie am Montag in Hannover. Das neue Amt sei eine "Herausforderung".

 

Doch Wulff schert das offenbar wenig. Er ist wohl vor allem an ihren Fähigkeiten im Bereich Integration interessiert - und schlug das Thema konsequenterweise ihrem Ministerium auch gleich zu. Sie selbst will sich nun vor allem für frühkindliche Bildung von Migrantenkindern einsetzen. Bei den Eltern will sie dafür werben, den Nachwuchs frühzeitig in die Kita schicken.

Quelle: spiegel.de

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