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Freitag, 19. Februar 2010

 

Wirbel um Halal-BurgerImbisskette verärgert Politiker

 

Eine Imbiskette in Frankreich stellt sich ganz auf muslimische Gäste ein und bietet nur noch Burger an, die den Reinheitsvorschriften des Islam entsprechen. Für einige ein Skandal.

 

Wer gerne vor Fett triefenden Speck im Hamburger mag, der wird sich nur ungern auf geräucherte Pute umstellen. Wer allerdings Kalorien sparen möchte, dürfte begeistert sein. Für andere dagegen, so sorgen sich einige französische Politiker, ist das doch eine Zumutung: Sie haben nämlich in ganzen 8 von 360 Filialen der Imbiss-Kette Quick in Frankreich keine Wahl mehr, weil sich die Betreiber auf diese Weise ganz auf ihre mehrheitlich muslimischen Gäste eingestellt haben. Dort gibt es nur noch "Halal-Burger", die islamischen Reinheitsvorschriften entsprechen - also kein Schwein enthalten, und nur Tiere, die durch Ausbluten getötet werden.

 

"Das ist eine Diskriminierung", betonte der sozialistische Bürgermeister René Vandierendonck. Er störe sich nicht grundsätzlich daran, dass Halal-Burger auf der Karte stünden. "Aber es geht zu weit, wenn nichts anderes mehr angeboten wird", fügte er hinzu. Er wolle den Fall nicht nur vor Gericht verfolgen, sondern auch der staatlichen Diskriminierungs-Stelle melden.

Halal-Produkte sind etabliert

 

Quick, die französische Antwort auf McDonald's, experimentiert seit vergangenem Herbst mit einem an die muslimische Kundschaft angepassten Angebot. Neben Roubaix haben auch Restaurants im Pariser Vorort Argenteuil und in Marseille, wo viele Muslime wohnen, den Speck-Burger von der Karte gestrichen. Man wolle der Entwicklung des Marktes Rechnung tragen und prüfen, ob ein solches Angebot wirtschaftlich sinnvoll sei, betonte das Unternehmen.

 

Quick muss sich nun den Vorwurf der Diskriminierung gefallen lassen.

 

 

Halal-Produkte sind in Frankreich seit langem etabliert. Vom Großmarkt in Rungis bis zu den Ständen auf den Wochenmärkten gibt es zahlreiche Metzger, die Halal-Fleisch anbieten. Es gibt längst Restaurants, in denen nach islamischen Vorschriften gekocht wird - und zwar nicht nur Couscous und andere traditionelle Gerichte aus Nordafrika, sondern auch moderne Küche junger muslimischer Küchenchefs. Im vergangenen Jahr gab es zum Fastenmonat Ramadan erstmals einen Werbespot für Halal-Ravioli im Fernsehen. Und zum Anstoßen gibt es Cham'halal, alkoholfreien Schaumwein.

 

Dass der Halal-Burger nun so viel Aufsehen erregt, liegt unter anderem daran, dass in gut drei Wochen Regionalwahlen sind und sich mit den drei I-Themen - Immigration, Islam und Integration - gut Stimmen fangen lassen. So warnen mehrere Abgeordnete der Regierungspartei UMP vor einer Abkehr vom Laizismus, der scharfen Trennung von Religion und Staat in Frankreich, und rufen sogar zum Boykott der Quick-Imbisse auf. Es sei ein Unding, dass Nicht-Muslime in den 8 Filialen zum Verzehr von Halal-Fleisch "gezwungen" würden, erregt sich ein UMP-Abgeordneter.

 

Der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit hingegen zeigt sich gelassen. "Wenn Sie anderes Fleisch wollen, gehen Sie eben woanders hin", sagte er. Es störe ja auch niemanden, dass im Pariser jüdischen Viertel Marais koscheres Fleisch angeboten werde, das ebenfalls geschächtet sei.

 

Und die Muslime in der ganzen Affäre? Die kümmern sich entweder nicht drum - oder befürchten einmal mehr, dass ihre Religion aus politischen Gründen stigmatisiert wird. Schließlich hat eben erst eine parlamentarische Kommission ein Verbot des Ganzkörperschleiers in öffentlichen Einrichtungen empfohlen. Und Einwanderungsminister Eric Besson hatte kürzlich eine Debatte über die nationale Identität angestoßen, die zeitweise in eine hitzige Diskussion über Muslime in Frankreich abzudriften drohte.

 

Ulrike Koltermann, dpa

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