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Islamische Religionspädagogin wegen Vermögensuntreue vor Gericht

 

Münster - Ihre Arbeit im Fach islamische Religionspädagogik galt lange als vorbildlich. Lamya Kaddor, als Tochter syrischer Eltern in Ahlen aufgewachsen, war Vorzeige-Mitarbeiterin des Zentrums für religiöse Studien, erteilte islamischen Religionsunterricht im Ruhrgebiet und brachte im vergangenen Jahr ein viel beachtetes Buch über den Koran für Kinder heraus. Jetzt wird die 31-Jährige vor dem Schöffengericht in Münster angeklagt, bestätigt Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer.

 

Die Staatsanwaltschaft hatte über ein Jahr lang wegen Untreue gegen die Wissenschaftlerin ermittelt, die inzwischen nicht mehr an dem münsterischen Uni-Institut beschäftigt ist.

 

Insgesamt gehe es, so Schweer, um neun Fälle der Vermögensuntreue in den Jahren 2006 bis 2008. Von der Organisation „World Islamic Peoples Leadership“ soll Kaddor nach Erkenntnissen der Staatsanwälte 20 000 Euro für die Organisation der Veranstaltungsreihe „Münsteraner Gespräche der Muslime II“ erhalten haben. In bar, wie Schweer ergänzt. Das Geld soll Kaddor nicht für das Projekt verwendet, sondern in ihrem privaten Bankschließfach deponiert haben.

 

5500 Euro soll sie sich durch den Abschluss von Honorarverträgen an der Universität angeeignet haben. Mit drei Personen soll die Wissenschaftlerin an der Uni jeweils zwei Honorarverträge abgeschlossen haben, die mit je 1000 Euro dotiert waren. Das Geld, so die Ermittlungen, ließ sie sich von den vermeintlichen Honorarkräften bis auf einen kleinen Rest auszahlen und bewahrte die Banknoten ebenfalls in ihrem Bankschließfach auf. Eine kleinere Summe soll sich die Islam-Expertin ergaunert haben, indem sie mit öffentlichen Mitteln Bücher in größerem Umfang bestellte, die sie an Studierende weitergab. Von den Studenten kassierte sie für die Bücher, die ja bereits bezahlt waren, den Kaufpreis noch einmal, wie die Staatsanwaltschaft von einer Zeugin erfuhr. Der Prozess ist noch nicht terminiert

 

Bereits im Juli 2008 hatte es vor dem Landgericht ein Verfahren gegeben, bei dem Kaddor als Klägerin aufgetreten war. Sie hatte ihrem früheren Chef, Prof. Mohammed Kalisch von der Universität Münster, üble Nachrede vorgeworfen. Diese Verhandlung endete mit einem Vergleich.

 

VON KARIN VÖLKER, MÜNSTER, Borlener Zeitung, 12.11.2009

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