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Ein übliches Problem bei der Analyse des Islams liegt in der Fehlinterpretation dessen, was im letzten Jahrhundert in der muslimischen Welt beobachtet wurde. Verantwortlich dafür waren vor allem die Orientalisten, die im Islam vor allem eine politische Ideologie sahen, und nicht so sehr eine Religion, die den Individuen ermöglicht, so zu leben, wie es ihr Glaube von ihnen verlangt. Diese Betrachtungsweise reduziert den Islam auf ein Konstrukt, das aus einer Vielzahl von politischen Ideen besteht, und verlangt, dass die Probleme der Muslime weltweit mit Hilfe von Konzepten gelöst werden, die aus eben diesem Konstrukt resultieren. Interessanterweise haben sich diese Betrachtungsweise aber nicht nur die Beobachter aus dem Westen zu Eigen gemacht, sondern auch manche Muslime. Ob der reale Islam indes tatsächlich mit dieser Wahrnehmung übereinstimmt, ob dieses Bild also den Tatsachen entspricht, wurde dabei nie wirklich hinterfragt.

 

Ein ganz ähnlich gelagertes Problem besteht darin, dass man die Staaten, die in den Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit entstanden sind, mit größter Selbstverständlichkeit als islamische Staaten bezeichnet, ohne diese Behauptung an objektiven Kriterien zu messen. In vielen Fällen reicht es aus, dass sich staatliche Repräsentanten einer islamischen Rhetorik bedienen, um diese Staaten als islamisch einzustufen; selbst dann, wenn es dort keine rechtliche islamische Autorität gibt oder jemals eine gegeben hat. Autoritäre Herrscher brüsten sich gern damit, den Islam zu repräsentieren, obwohl das, was sie tun, nicht einmal annähernd islamisch ist. Daraus folgt, dass ein Staat noch lange nicht islamisch ist, nur weil er eine muslimische Bevölkerungsmehrheit hat oder einen muslimischen Herrscher.

 

Esposito und Voll bestätigen diese falsche Wahrnehmung. Ihnen zufolge gehen in Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit autoritäre Regime oft eine Allianz mit eher säkularen Vorstellungen ein, während demokratische Forderungen von den eher islamisch geprägten Teilen der Bevölkerung gestellt werden: "Infolgedessen lässt sich festhalten, dass autoritäre politische Regime säkulare Vorstellungen zu Politik und Modernisierung vertreten [.] Opposition gegen autoritäre Regime ist vor allem dann effektiv, wenn sie die islamische Identität und das islamische Erbe betont."[2] Politiker aller Länder bedienen sich religiöser Rhetorik, um mit ihr die eigenen politischen Strategien zu rechtfertigen. Aber ebenso wenig wie gelegentliche Verweise auf die Religion George Bush oder Angela Merkel zu nichtsäkularen Präsidenten machen oder ihre Länder zu Theokratien, sollten entsprechende Verweise von Herrschern in Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit überbewertet werden.

 

Ähnlich heikle Begriffsbestimmungen betreffen das Prinzip des Säkularismus und die Trennung von religiösen und politischen Sphären. Oft wird behauptet, dass diese zwei Sphären in den Systemen der meisten Länder mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit ineinander übergehen. Vor allem Samuel Huntington spricht diesen Punkt oft an. Er bezweifelt, dass es in diesen Ländern überhaupt demokratische Regime geben kann, da der Islam jede Unterscheidung zwischen religiöser Gemeinschaft und politischer Gemeinschaft ablehne. Eine Balance zwischen der ,Sphäre des Kaisers' und der ,Sphäre Gottes' sei folglich nicht herzustellen, politische Teilhabe beruhe zwangsläufig auf religiöser Zugehörigkeit.[3] Steven Fish hält dagegen und sagt, es sei kaum möglich, in der muslimischen Welt mehr als einige wenige Beispiele für Staaten zu finden, in denen religiöse und politische Kräfte miteinander verwoben sind (wie z.B. Iran und die Taliban in Afghanistan).

http://de.fgulen.com/content/view/308/11/

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Ein ganz ähnlich gelagertes Problem besteht darin, dass man die Staaten, die in den Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit entstanden sind, mit größter Selbstverständlichkeit als islamische Staaten bezeichnet, ohne diese Behauptung an objektiven Kriterien zu messen. In vielen Fällen reicht es aus, dass sich staatliche Repräsentanten einer islamischen Rhetorik bedienen, um diese Staaten als islamisch einzustufen; selbst dann, wenn es dort keine rechtliche islamische Autorität gibt oder jemals eine gegeben hat. Autoritäre Herrscher brüsten sich gern damit, den Islam zu repräsentieren, obwohl das, was sie tun, nicht einmal annähernd islamisch ist. Daraus folgt, dass ein Staat noch lange nicht islamisch ist, nur weil er eine muslimische Bevölkerungsmehrheit hat oder einen muslimischen Herrscher.

 

Immerhin sind diese Staaten besser, wie eine laiztische Staat, wie die Türkei, wo man seine Religion nicht ausüben kann, oder eine sog. islamische Staat wie Iran oder Saudi Arabien, wo die Menschen mit Religionspolizei gezwungen werden, die Religion, nach ihrer eigenen Vorstellungen auszuüben. ;)

 

Und wann war ein religiöse Staat eine Garantie für Demokratie???

 

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