Zum Inhalt springen
Qries Qries Qries Qries Qries Qries

Empfohlene Beiträge

Gemeinsame Schule für Christen, Juden und Muslime

 

Das Bistum Osnabrück plant gemeinsam mit Juden und Muslimen die Einrichtung einer Grundschule für Kinder aller drei Religionen.

 

Planen eine gemeinsame Grundschule): Michael Grünberg (Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Osnabrück), Theo Paul (Generalvikar des Bistums Osnabrück) und Avni Altiner (Vorsitzender des Landesverbandes der Muslime in Niedersachsen e.V.).

 

Nach den bisherigen Überlegungen soll die Johannisschule in der Osnabrücker Innenstadt in die Trägerschaft der Schulstiftung des Bistums übergehen. Derzeit ist die Stadt Osnabrück Träger der so genannten katholischen Bekenntnisschule. Das Bistum wolle in Osnabrück mit dem gemeinsamen Projekt die guten Beziehungen zwischen den Religionen in der Stadt des Westfälischen Friedens vertiefen und ausbauen, unterstrich Generalvikar Theo Paul.

 

 

Konzept für eine Grundschule in Trägerschaft der Schulstiftung im Bistum Osnabrück mit dem Profil "Abrahamische Religionen":

Die Idee des Bistums Osnabrück und seiner Schulstiftung ist es, eine Grundschule in der Stadt Osnabrück so zu gestalten, dass Kinder der drei abrahamischen Religionen (Christentum, Judentum, Islam) in dieser Schule gemeinsam lernen und leben. Ihre unterschiedlichen religiösen Überzeugungen, Riten und ihre religiös geprägte Lebensweise sollen in dieser Schule selbstverständlich sein und thematisiert, nicht tabuisiert werden.

Die Vision ist eine Schule für Juden, Muslime und Christen, in der die Feste im Jahreskreis gelebt werden, Religionsunterricht in der jeweiligen Religion erteilt wird und die Kinder über Feste und Projekttage viel über die anderen Religionen ihrer Mitschülerinnen und -schüler lernen können - eine Lerngemeinschaft von Schülerinnen und Schülern, Eltern, Lehrerinnen und Lehrern der drei monotheistischen Religionen, die sich ihrer gemeinsamen Grundlagen tiefer bewusst und gerade dadurch fähig werden, respektvoll Menschen anderer religiöser Überzeugen zu begegnen und mit ihnen zusammen zu arbeiten und zu leben.

Organisationsform Ganztagsschule

Dazu ist eine Lebensgemeinschaft über den Unterricht hinaus Voraussetzung. Daher ist für eine solche Schule die Organisationsform der gebundenen Ganztagsschule richtig. Diese Form ist auch pädagogisch sinnvoll, weil die Ganztagsschule Benachteiligungen von Kindern aus sogenannten bildungsfernen Elternhäusern verringern kann und durch eine größere Flexibilität der Gestaltung von Lernzeiten und -formen den Ansprüchen der Kinder eher gerecht werden kann als eine Halbtagsschule.

Diese Schule soll ein Gemeinschaftsprojekt der Schulstiftung im Bistum Osnabrück mit der jüdischen Gemeinde und mit islamischen Organisationen sein im Verbund mit der Stadt Osnabrück. Die Schulstiftung würde ihre Erfahrung, ihre Kenntnisse und ihre Strukturen als Trägerin von freien (Grund-)Schulen einbringen, die jüdische Gemeinde und islamische Moscheevereine im Verbund mit dem Lehrstuhl für islamische Religionspädagogik an der Universität Osnabrück sollen als Kooperationspartner für den jeweiligen Religionsunterricht und die Gestaltung des religiös geprägten Schullebens mitwirken. Erfahrungen der Kooperation mit dem Lehrstuhl für islamische Religionspädagogik an der Universität Osnabrück bei der Entwicklung und Durchführung von islamischem Religionsunterricht an der katholischen Haupt- und Realschule in Papenburg (erstes Angebot von islamischem Religionsunterricht im Sekundarbereich in Niedersachsen) sind ermutigend.

Beitrag für friedliches Zusammenleben

Das Zusammenwirken der drei abrahamischen Religionen an einer solchen Projektschule wäre ein Gewinn für die Schülerinnen und Schüler; denn sie würden schon in der Grundschule die kulturellen und religiösen Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Menschen anderer Religionen kennenlernen und so zu lernen beginnen, die Perspektive von Menschen anderer religiöser Überzeugungen einzunehmen.

Darüber hinaus wäre eine solche Schule für die Friedenstadt Osnabrück und für die Region ein Symbol, dass die monotheistischen Religionen einen aktiven Beitrag für ein friedliches Zusammenleben in versöhnter Verschiedenheit zu leisten imstande und willens sind. Zudem könnte die Stadt als Schulträger die an dieser Projektschule gewonnenen Erfahrungen nutzen für die Weiterentwicklung der Schulen in städtischer Trägerschaft, zum Beispiel im Hinblick auf die Kooperation der unterschiedlichen Religionen in der Schule und im Hinblick darauf, was die Wertschätzung der Religion der Menschen für eine gelingende Integration bedeutet.

"Lernort" für die Religionsgemeinschaften

Schule ist auch ein "Lernort" für die Religionsgemeinschaften. An dieser Schule können Formen der Kooperation des jüdischen, islamischen und katholischen Religionsunterrichts entwickelt und erprobt werden. Die Erfahrungen unter Praxisbedingungen sind für die beteiligten Religionsgemeinschaften, die für die Inhalte des jeweiligen Religionsunterrichts zuständig sind, hilfreich für die weitere inhaltliche Gestaltung des jeweiligen Religionsunterrichts. Zudem können Erfahrungen in der Gestaltung des religiös geprägten Schullebens den Religionsgemeinschaften Impulse geben, was sie für den interreligiösen Dialog in anderen Schulen und weiteren Bereichen des gesellschaftlichen Lebens tun können.

Das Gemeinwohl fördern

Das Engagement der Schulstiftung im Verbund mit dem Bistum Osnabrück für eine solche Schule ist begründet in der Aufgabe der katholischen Kirche, das Gemeinwohl zu fördern und "ihre Bemühungen mit allen Menschen guten Willens - Angehörige anderer Religionen oder Nichtgläubige - zu vereinen, damit unsere Welt wirklich dem göttlichen Plan entspricht: als eine Familie unter dem Blick des Schöpfers zu leben." (Papst Benedikt XVI., Enzyklika "Caritas in veritate", 29.6. 2009, Nr. 57). Die geplante Schule soll dies anfanghaft in der Friedensstadt Osnabrück verwirklichen: Jüdische, muslimische und christliche Kinder, ihre Eltern und Lehrer lernen in der Schule, "Schulfamilie" zu leben. Dass kirchliche Schulen zum Aufbau einer menschlicheren Welt beitragen können und sollen, hat schon das Zweite Vatikanische Konzil 1965 betont: Mit den katholischen Schulen bietet die Kirche ihre "Hilfe allen Völkern an zur Vervollkommnung der menschlichen Persönlichkeit, zum Wohl der irdischen Gesellschaft und zum Aufbau einer Welt, die menschlicher gestaltet werden muss." (Erklärung über die christliche Erziehung Nr.3).

Nach gemeinsamer Überzeugung der an den Projekt beteiligten Religionsgemeinschaften kann ein friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen (und solcher ohne religiöse Überzeugungen) schwerlich erreicht werden, wenn die Frage nach Gott und der Wahrheit in der Schule ausgeklammert wird, sondern nur, wenn diese Fragen in der Schule behandelt werden und die jungen Menschen dadurch die Bereitschaft und Fähigkeit erwerben zu Dialog und Toleranz - trotz unterschiedlicher religiöser Grundüberzeugungen.

Als Schule in freier Trägerschaft ist diese Schule ein Angebot für die Erziehungsberechtigten jüdischen, islamischen oder christlichen Glaubens, die das Konzept der Schule befürworten und für ihr Kind diese Schule wählen. Es gibt keinen festen Schuleinzugsbezirk, niemand ist zum Besuch dieser Schule verpflichtet. Die Schule kann Schülerinnen und Schüler aus dem gesamten Stadtgebiet aufnehmen.

4.9.2009

Dr. Winfried Verburg, Leiter der Abteilung Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Generalvikariat Osnabrück

 

 

Eckpunkte für das Profil "Religion im Schulleben":

1. Religionsunterricht

• Katholischer Religionsunterricht in ökumenischer Offenheit, ggf. auch phasenweise evangelischer Religionsunterricht

• jüdischer Religionsunterricht in Kooperation mit der jüdischen Gemeinde Osnabrück

• islamischer Religionsunterricht in Kooperation mit dem Lehrstuhl für islamische Religionspädagogik an der Universität Osnabrück in Anlehnung an den niedersächsischen Schulversuch Islamischer Religionsunterricht in der Primarstufe

• Phasen (z.B. Projekttage) intensiven interreligiösen Lernens

• Religiöse Zeugnisse und Formen gelebten Glaubens der jeweils anderen Religionen wahrnehmen

• Unterschiede und Gemeinsamkeiten erkennen

• Die bleibende Fremdheit akzeptieren und respektieren

• Gemeinsam Handeln aus religiöser Motivation (z.B. Sozialprojekte unterstützen)

2. Schulleben

• geprägt durch die religiösen Feste der abrahamischen Religionen, die von der Schulgemeinschaft gestaltet werden

• Gemeinsames Essen gemäß Vorgaben der Religionsgemeinschaften

• Raumgestaltung (auch mit den unterschiedlichen religiösen Symbolen)

• Tages- oder Wochenbeginn und -Ende mit einem religiösen Impuls

• Raum für Begegnungen, Zeit für Gespräche ohne Leistungsanforderungen

• Gemeinsame Erarbeitung von Regeln für das Zusammenleben in der Schule

3. Beirat

Die Schule und ihre Gremien (nach Bischöflichem Schulgesetz), die Schulaufsicht und der Schulträger werden bei der Konzeption und Ausgestaltung des religiösen Profils der Schule beraten von einem Beirat.

Diesem Beirat gehören an:

Die Schulleitung

• Je eine/ein Religionslehrer/in der beteiligten Religionen

• Ein/eine Vertreter/in des Schulträgers bzw. der kirchlichen Schulaufsicht

• Ein/eine Vertreter/in der Friedensstadt Osnabrück

• Ein/eine Vertreter/in der jüdischen Gemeinde von Osnabrück

• Ein/eine Vertreter/in der katholischen Kirche: ein/eine Vertreter/in der katholischen Pfarrgemeinde, auf deren Gebiet die Schule liegt oder der/die Dialogbeauftragte des Bistums

• Ein/eine Vertreter/in der Muslime: Ein/eine Vertreter/in des Lehrstuhls für islamische Religionspädagogik oder ein /eine Vertreter/in der Schura Niedersachsen oder ein/eine Vertreter/in der örtlichen Moscheegemeinde, zu der die meisten Schüler/innen sich zugehörig fühlen

Die Beiratsmitglieder werden durch den Stiftungsrat auf Vorschlag der Institutionen berufen für eine bestimmte Zeit.

 

Eckpunkte für eine "gebundene Ganztagsschule"

In der so genannten "gebundenen Ganztagsschule" ist der Unterricht auf den ganzen Schultag (zum Beispiel Mo-Do 8-16 Uhr, Fr 8-14 Uhr) verteilt und mit den außerunterrichtlichen Phasen verzahnt. In den unterrichtsbezogenen Ergänzungen werden thematische Vertiefungen gestaltet, die gezielt individuelle Förderungen und Möglichkeiten berücksichtigen. Die zusätzliche Zeit wird genutzt, um neben kognitiven Kompetenzen auch Anlässe für affektives, motorisches und soziales Lernen zu schaffen.

• Individuelle Förderung der kognitiven Entwicklung und der sozialen und emotionalen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler: In den unterrichtsbezogenen Ergänzungen werden thematische Vertiefungen gestaltet, die gezielt individuelle Förderungen und Möglichkeiten berücksichtigen.

• Rhythmisierung des Schullalltags nach biologischen, lernpsychologischen und pädagogischen Aspekten: kindgerechter Arbeitsrhythmus mit Belastungs- und Entlastungsphasen.

• Vielfältige Bewegungsformen und Aktivitäten tragen zum Abbau von Aggression und Gewaltbereitschaft, zu Integration und sozialer Verantwortung bei: Bewegungspausen und Bewegungsförderung.

• Ruhephasen mit Rückzugsmöglichkeiten: Ruheraum, Lesephasen, Stillarbeit

• Zugang zu außerunterrichtlichen Bildungsmöglichkeiten für alle in der Schule: Musik, Sport, individuelle Fördermaßnahmen bei Leistungsschwächen und Begabungen, Angebote in Kooperation mit den Gemeinden der beteiligten Religionsgemeinschaften etc.

• Gesunde Ernährung und gemeinsames Essen: Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler begegnen sich in einer angenehmen Atmosphäre, können sich ungezwungen austauschen und wieder über den Unterricht hinaus kommunizieren. Hier kommt es auch zum interreligiösen "Dialog des Lebens" und Kenntnis der Speisevorschriften der Religionen.

 

Stichwort: "Bekenntnisgrundschulen" in Niedersachsen

Grundschulen für Schülerinnen und Schüler des gleichen Bekenntnisses sind öffentliche Schulen in kommunaler Trägerschaft und unterstehen allein der staatlichen Schulaufsicht. Die gesetzliche Grundlage bildet das Niedersächsische Schulgesetz (NSchG). Die oft kurz "Bekenntnisgrundschulen" genannten Schulen sind auf Antrag der Erziehungsberechtigten zu errichten (§ 129 NSchG, Abs. 1). Ihre Schülerinnen und Schüler gehören in der Regel einem gleichen Bekenntnis an, in geringem Umfang können auch Schülerinnen und Schüler anderer Bekenntnisse aufgenommen werden, laut derzeit gültiger Verordnung des Kultusministeriums bis zu 20 Prozent der Gesamtschülerzahl. Auf Antrag des kommunalen Schulträgers kann die Schulbehörde im Einzelfall ausnahmsweise einen höheren Anteil - maximal 25 Prozent - befristet zulassen, wenn dadurch ein Ausgleich der Anteile von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund an den Grundschulen des Schulträgers angestrebt wird. Die Lehrkräfte gehören dem gleichen Bekenntnis wie die Schülerinnen und Schüler an (§ 129, Abs. 2 NSchG). Das Verfahren zur Umwandlung oder Zusammenlegung mit anderen Schulen ist ebenfalls vom Gesetzgeber geregelt (§ 135 NSchG) und stellt diese Schulen unter einen hohen Schutz.

In Niedersachsen gibt es derzeit 7 evangelische und 121 katholische Bekenntnisgrundschulen, deren Schulprofil stärker als bei Schulen für Schüler aller Bekenntnisse religiöse Akzente setzen kann.

Dr. Winfried Verburg

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Selam,

ich hoffe das es solche Schulen in ein paar Jahren auch hier in Köln gibt, wenn mein Kind in die Schule kommt. Ich würde sie gerne dorthin schicken.

Ich frage mich jetzt schon wie das werden soll, wenn in der Schule Weihnachten gefeiert wird.

Was sage ich ihr wenn sie total stolz mit gebastelten Weihnachtsmännern nach Hause kommt und Weihnachtslieder singt? :confused:

Oder mal anders gefragt, wie haben Eure Eltern dieses Problem gelöst?

Viele Grüße,

FrauRosi!

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Was sage ich ihr wenn sie total stolz mit gebastelten Weihnachtsmännern nach Hause kommt und Weihnachtslieder singt?

Oder mal anders gefragt, wie haben Eure Eltern dieses Problem gelöst?

Bei mir war das so, dass mir der Unterschied zwischen "unserer" Religion und dem Christentum im Großen und Ganzen und den dazugehörenden Festen schon erklärt wurde, als ich in den Kindergarten kam (wobei ich bewusst erst ab fünf Jahren und nur für ein Jahr geschickt wurde). Nachdem man die Sachlage Kindern kindgerecht erklärt, ist das kein so großes Problem.

Natürlich stehen Kinder total auf Weihnachten und Ostern und Co. Weil es so bunt ist, feierlich, Geschenke, Bastelaktionen, Kerzen dies das.

Sehr gute Alternative für muslimische Kinder:

Wir haben auch viele tolle Feste. Muss ja nicht alles farblos und einfach sein, man kann sich als Eltern etwas Mühe geben, damit sich die Kinder nicht nach einem "Weihnachtsfest sehnen".

Sinn und Grund unserer Feste erklären, das Haus mit Girlanden und Co schmücken, sich gegenseitig beschenken, Kinder Bilder zu Bayram etc malen lassen und diese aufhängen, mit ihnen basteln.....

Es gibt zig Möglichkeiten. Es gibt auch islamische Kinderlieder.

Also, solche Alternativmöglichkeiten haben muslimische Kinder in den Krippen oder Schulen zwar nicht. Aber zu Hause hat man doch x- Möglichkeiten ein "Gegenpol", einen Ausgleich zu schaffen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

  • 3 Jahre später...

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

×
×
  • Neu erstellen...