yilmaz Geschrieben 17. November 2006 Teilen Geschrieben 17. November 2006 Jedenfalls profitiert der Sklaventreiber davon. Er bekommt einen guten Preis für seinen Sklaven und kann sich einen neuen kaufen. Das System der Sklaverei wird dadurch überhaupt nicht in Frage gestellt. Richtig, der Sklaventreiber profoiert nur ein einziges Mal, an diesem Sklaven. Der Sklave profitiert von seiner Freiheit. Und der Käufer profitert nach seinem Tod im Paradies, und im Dieseits von einem Gefühl das weit über eine 10Euro Spende zu Weihnachten reicht. Leider wurden wurden überall Sklaven gehalten, egal gläubig oder nicht, Hauptsache ein einzelner konnte sich über dem anderen stellen, also Machtmissbrauch der verweflichsten Art. Und genau darin liegt die Antwort versteckt die Du suchst, ob das System der Sklaverei, im Islam in Frage gestellt wird. Und warum soll man nur einem Kafir den Sklaven abkaufen? Die richtige Unterscheidung müsste wohl sein, dass der Sklave Muslim sein soll. Die Überlieferung gibt tatsächlich Hinweise, dass Muslime nicht als Sklaven genommen oder gehalten wurden. Kuffar wurden aber regelmäßig versklavt. Ganz einfach, weil nur ein Kafir Sklaverei betreibt! Und bei der Befreiung eines Sklaven musste man keine Unterschiede machen ob das ein Muslim war oder nicht, denn sonst bist wieder im Wiederspruch, wenn Deine "Überlieferung tatsächlich Hinweise darüber gibt". Du verteidigst die Muslime damit, dass das was sie getan haben, eh nicht islamisch war, anstatt ihre Taten gerade deshalb zu verurteilen. Da könnte ich auch sagen: Was die Kreuzritter aufgeführt haben, hat nichts mit Christentum zu tun, also braucht man es eh nicht zu kritisieren. Falsch! Ich verteidige nicht, sondern weise daraufhin dass jeder Mensch, einzeln und individuell ganz genau nach seinen Taten befragt werden wird. Egal ob Muslim oder nicht. Richtig! Dass was die Kreuzritter gemacht haben, hat nichts mit dem wahren Christentum zu tun. Den Gründern des Kollektivs gelang es, die Menschen von Ihrem Glauben und Gottes Wort abzulenken, und damit eines der größten Massaker veranstaltet. Am Tag der Abrechnung werden sie danach befragt werden, wieso sie Gottes vergaßen und sich ablenken ließen, und ihre Vergesslichkeit geblendet vor Gier in welche "Bretouillie" sie gebracht hat. Wenn ich Dich richtig verstehe, meinst Du: Die Europäer handeln als Kollektiv, daher kann man sie auch als Kollektiv verurteilen. Falsch verstanden! Jeder Mensch ist individuell verantwortlich, im Kollektiv des Unrechts zu handeln, im Angesicht der Gier nach neuen Reichtümern. Die Muslime dagegen handeln inviduell, daher kann man Muslime nie für das, was sie tun, so kollektiv kritisieren, wie den Westen. Wieder falsch: auch die Muslime sind auch individuen, wie jeder Mensch auf der Welt. Alle sind einzigartig, daher ist jeder spziell für seine taten verantwortlich. Das heißt, andere kann man immer kollektiv kritisieren: "der Westen", "die Christen". Hingegen wenn die Araber ein Weltreich von Spanien bis zum Indus errichten, dann waren das immer nur einzelne und nicht "die Muslime", deshalb braucht man es auch nicht zu kritisieren. Sehr bequem. Nein, das heißt es nicht. Übrigens ist die Bequemlichkeit eine Eigenschaft des Kafir -siehe Sklavenhalterei. Der Begleiter des Muslim ist die Anstrengung. Könnten wir uns vielleicht darauf einigen, dass Eroberungskriege, Plünderungen und Gemetzel weder mit dem Islam noch mit dem Christentum etwas zu tun haben, und dass beides zu verurteilen ist, egal ob es Muslime oder Christen sind, die es praktizieren? Da gibt es nichts zu vereinbaren. Die Gesetze des Islam sind klar und eindeutig, sodass ich viel zu klein und unbedeutend bin als dass ich im Namen dessen etwas vereinbaren kann. Könnten wir uns darauf einigen, dass die Eroberungskriege der Muslime nicht weniger verwerflich waren als die Kreuzzüge? Nein können wir nicht, weil Kriege der Muslime Plünderungen usw. ausschließen, oder wenn sie waren keine muslime. Ich sagte doch schon mal: ein Muslim läßt sich nicht von den nieder Gefühlen des Menschen übertölpeln. Könnten wir uns darauf einigen, dass wir den Text Gülens dahingehend kritisieren, dass er die Eroberungskriege der Muslime als Heldentaten idealisiert, anstatt sie als unislamisch zu kritisieren? Das kann ich auch nicht. Weil mir der Text hingehend nicht bekannt ist, unser zwei Thema ist nicht Gülen. Könnten wir uns darauf einigen, dass weder der Westen (oder die Christen) noch die Muslime eine moralische Überlegenheit für sich beanspruchen können, sondern dass vieles in der Geschichte beider Seiten aus heutiger Sicht zu verurteilen ist und dass die historischen Schandtaten, ob nun islamische Eroberungen oder christliche Kreuzzüge, nicht über "den Islam", "die Muslime", "die Christen" oder "den Westen" aussagen? Genau! Siehst, da können wir uns vereinbaren. Wobei ich mir persönlich die "Verurteilung" nicht leisten will, denn das gerechte Urteil kann nur ER, der Allmächtige für sich beanspruchen. Und die, die etwas auf dem Kerbholz gesammelt haben, sich nicht an SEINE Gesetzte gehalten haben, werden, so wurde versprochen, ewiges Höllenfeuer erleiden müssen. Und genau Aufgrund dieser Gesetze, kann sich der Islam selbst, nicht durch das Schwert verbreitet haben. Es wäre schön, darauf klare Antworten zu bekommen. Es ist auch für mich schön, dass wir es endlich geschafft haben, zu dem Punkt des Themas zu gelangen, warum sich der Islam sich selbst nicht mit dem Schwert hätte verbreiten können. Liebe Grüße Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
ZUM WEG ALLAHS Geschrieben 18. Januar 2007 Teilen Geschrieben 18. Januar 2007 Ganz im Gegenteil freilich zu einem der starrsten Vorurteile gegenüber dem Islam spielt die arabische Toleranz sogar die entscheidende Rolle bei seiner Verbreitung. Nicht nur die christliche Geistlichkeit hatte so etwas nicht erwartet. Inzwischen sind zwölfhundert Jahre vergangen, aber das christliche Abendland hält bis heute in Wort und Schrift, in Zeitungen und Büchern, in der allgemeinen Meinung und der neusten Propaganda an dem Ammenmärchen fest, nach Mohammeds Tod hätten arabische Heere " den Islam mit Feuer und Schwert" vom Indus bis zum Atlantik verbreitet. Diese Formel ist in diesem Zusammenhang zum "geflügeltem Wort" geworden, obwohl sie jeder geschichtlichen Wahrheit und Wirklichkeit entbehren. "Es soll kein Zwang im Glauben sein", lautet das verpflichtende Wort im heiligen Quran( Sure 2;256). Ziel und Sinn der Eroberungszüge durch arabische Heere war die Ausbreitung des Herrschaftsbereichs Gottes in der Welt- nicht des islamischen Glaubens! Im Gegenteil! Die Christen sollten Christen, die Juden sollten Juden bleiben wie zuvor. Niemand hinderte sie und durfte sie an der Ausübung ihres Glaubens hindern. Niemand beeinträchtigte ihre Geistlichkeit, ihre Gotteshäuser, ihre Gottesdienste. Die neuen Herren über die neuen unterworfenen Völker erschwerten geradezu ihren Übertritt. Man brauchte ja ihre Steuern, die aber entfielen, sobald sie sich zum Islam bekannten. Es waren die andersgläubigen- eben Christen, Juden, Sabier, Heiden- die von sich aus zum Islam, zum Bekenntnis und Kult der Sieger, ihrer neuen Herren drängten, mehr als diesen lieb sein konnte: die arabische Namen wählen, arabische Kleidung, arabische Sitten annahmen, die die arabische Sprache lernten, arabisch heirateten und die islamische Bekennerformel, die "schahada", nachsprachen. Die Faszination des arabischen Lebensstils, der arabischen Kultiviertheit, Vornehmheit, Eleganz und Schönheit- kurz, der eigentümliche Zauber der arabischen Kultur, nicht am wenigsten die Großmut und Duldsamkeit- sie übten eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Die christlichen Glaubenshirten in Andalusien bezeugten erbittert den Sog der arabischen Geistlichkeit, den die christlichen Schäflein allzu bereitwillig erlagen. Das Wort des Islams, das im Westen mit "Heiliger Krieg" übersetzt wird, lautet "Jihad". Wörtlich übersetzt bedeutet "Jihad": sich mühen, auf dem Pfade Gottes streben, Anstrengungen unternehmen. Gemeinhin wird es für identisch mit einer gewaltsamen Ausbreitung des Islams gehalten. In der Tat aber lehrt der Koran absolute Glaubens- und Gewissensfreiheit. So heißt es unter anderem in Sure 2:257: "Es soll kein Zwang sein im Glauben. Gewiss, Wahrheit ist nunmehr deutlich unterscheidbar von Irrtum; wer also sich von dem Verführer nicht leiten lässt und an Allah glaubt, der hat sicherlich eine starke Handhabe ergriffen, die kein Brechen kennt; und Allah ist allhörend, allwissend." Und an anderer Stelle, in Sure 18 Vers 30: "Und sprich: "Die Wahrheit ist es von eurem Herrn: Darum lass den gläubig sein, der will, und den ungläubig sein, der will." An vielen anderen Stellen im Koran wird betont, dass der Prophet und die Muslime kein Recht haben, andere mit Gewalt zum Glauben zu bringen. In der Tat wird auch von westlichen Orientalisten anerkannt, dass es in der Geschichte des Islams keine Zwangsbekehrungen gegeben hat. Krieg als Mittel der Politik diente der Selbstverteidigung und der Aufrechterhaltung der Glaubensfreiheit: "Erlaubnis (sich zu verteidigen) ist denen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen Unrecht geschah - und Allah hat fürwahr die Macht, ihnen zu helfen -, jenen, die schuldlos aus ihren Häusern vertrieben wurden, nur weil sie sprachen: "Unser Herr ist Allah". Und würde Allah nicht die einen Menschen durch die anderen im Zaum halten, so wären gewiss Klöster und Kirchen und Synagogen und Moscheen niedergerissen worden, worin der Name Allahs oft genannt wird. Allah wird sicherlich dem beistehen, der Ihm beisteht. Allah ist fürwahr allmächtig, gewaltig." (22:40-41) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Götterdämmerung Geschrieben 30. Januar 2007 Teilen Geschrieben 30. Januar 2007 Ziel und Sinn der Eroberungszüge durch arabische Heere war die Ausbreitung des Herrschaftsbereichs Gottes in der Welt- nicht des islamischen Glaubens!Für mich ist eigentlich beides gleichermaßen verwerflich. Der Ungläubige fragt den Anhänger der Religon des Friedens: "Haben nicht auch die Muslime Eroberungskriege geführt? Sind sie nicht in das christliche Spanien eingefallen?" Der Vertreter der Religion des Friedens antwortet: "Ja, aber das haben sie nicht getan, um den Islam zu verbreiten, sondern um das Herrschaftsgebiet des Islam zu erweitern." Der Ungläubige: "Ach so, dann ist ja alles in Butter." Die Faszination des arabischen Lebensstils, der arabischen Kultiviertheit, Vornehmheit, Eleganz und Schönheit- kurz, der eigentümliche Zauber der arabischen Kultur, nicht am wenigsten die Großmut und Duldsamkeit- sie übten eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus.Die unwiderstehliche Anziehungskraft des Islam bestand wohl auch in der Dschizja und anderen Benachteiligungen der Dhimmi. Diese ganze "arabische" Kultur war übrigens erst ein Produkt der Eroberungen. Was wäre diese arabische Kultur ohne die persischen, byzantinischen und anderen Einflüssen?In der Tat aber lehrt der Koran absolute Glaubens- und Gewissensfreiheit. So heißt es unter anderem in Sure 2:257: "Es soll kein Zwang sein im Glauben. Gewiss, Wahrheit ist nunmehr deutlich unterscheidbar von Irrtum; wer also sich von dem Verführer nicht leiten lässt und an Allah glaubt, der hat sicherlich eine starke Handhabe ergriffen, die kein Brechen kennt; und Allah ist allhörend, allwissend."Es gibt islamische Gelehrte, die diesen Vers für abrogiert halten, weil es anderer Stelle im Koran heißt, die Ungläubigen seien vor die Wahl zu stellen zu konvertieren oder die Kopfsteuer zu zahlen.Krieg als Mittel der Politik diente der Selbstverteidigung und der Aufrechterhaltung der Glaubensfreiheit:Oben war doch noch die Rede davon, dass der Krieg der Erweiterung der islamischen Herrschaft diente. Ihr Weltreich vom Indus bis Andalusien haben sich die Araber sicher nicht durch bloße Verteidigungskriege erobert. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 6. Oktober 2008 Teilen Geschrieben 6. Oktober 2008 Der Ursprung des Sufismus Geschrieben von Fethullah Gülen Die Geschichte der islamischen religiösen Wissenschaften klärt uns darüber auf, dass die religiösen Gebote in der Frühzeit des Islam noch nicht schriftlich fixiert wurden. Die Praxis und die mündliche Verbreitung dieser Gebote, die sich auf Glauben, Verehrung und das tägliche Leben beziehen, machten es dem Menschen leicht, sie auswendig zu lernen. Daher konnten sie später dann auch problemlos in Buchform zusammen gefasst werden. Was auswendig gelernt und praktiziert wurde, wurde auf Papier aufgezeichnet und geordnet. Weil die hier zur Diskussion stehenden religiösen Gebote die lebenswichtigen Angelegenheiten des individuellen wie auch des gesellschaft-lichen islamischen Lebens beinhalteten, räumten ihnen die Gelehrten Priorität ein, trugen sie zusammen und veröffentlichten sie als Bücher. Rechtsgelehrte sammelten und kodifizierten das islamische Recht und die Bestimmungen und Prinzipien, die sich auf alle Gebiete des Lebens beziehen. Die Traditionalisten (muhaddithun) begründeten die Prophetentra-dition und den islamischen 'way of life' und bewahrten sie ebenfalls in Büchern; Theologen wandten sich den Angelegenheiten rund um den Glauben der Muslime zu, und die Koraninterpreten widmeten sich dem Studium der Bedeutung des Koran mitsamt denjenigen Themen, die später als koranische Wissenschaften bezeichnet werden sollten. In diesen Bereich fallen naskh (Abschaffung eines Gesetzes), inzal (die Hinabsendung des ganzen Koran in einem Stück), tanzil (die Hinabsendung des Koran durch Gott in mehreren Teilen bei verschiedenen Gelegenheiten), qira´at (Rezitation des Koran), ta´wil (Exegese), etc.. Dank dieser allgemein anerkannten Bestrebungen wurden die Wahrheiten des Islam und all seiner Prinzipien so gefestigt, dass keine Zweifel an ihrer Authentizität aufkommen konnten. Während all diese Arbeiten in den Bereichen der religiösen Wissenschaften im Wesentlichen auf die Rechtsprechung, Tradition (hadith), Theologie und Koraninterpretation gründen, versuchten die Sufis, die sich vor allem auf die spirituelle Dimension der Wahrheit Muhammads konzentrierten, vor allem, auf das Wesen des Menschen, die wahre Beschaffenheit der Existenz und die innere Dynamik von Mensch und Kosmos hinzuweisen. Dies taten sie, indem sie ihre Aufmerksamkeit derjenigen Realität der Dinge schenkten, die unterhalb und jenseits ihrer äußeren Dimen-sion liegen. Sie ergänzten die Korankom-mentare, die Berichte der Traditionalisten und die Beweisführung der Rechtsgelehrten um ihre Askese, ihre Spiritualität, ihre Selbstreini-gung und - auf einen Nenner gebracht - um ihre Erfahrung in der Ausübung der Religion. So entwickelten die Sufimeister ihre eigenen Wege. Das islamische spirituelle Leben, basierend auf den Handlungen des Geistes wie z. B. Askese, regelmäßige Verehrung, Unterlassung von allen großen und kleinen Sünden, Aufrichtigkeit und lautere Absicht, Liebe, Sehnsucht und das Eingeständnis der grundlegenden Hilflosigkeit und Unvollkom-menheit, wurden zu den Hauptthemen einer neuen Wissenschaft, die sich tasawwuf, Sufismus, nannte und ihre eigenen Methoden, Prinzipien, Bestimmungen und Kategorien besaß. Auch wenn sich im Laufe der Zeit einige Meinungsverschiedenheiten unter den Orden ergaben, die später gegründet wurden, lässt sich festhalten, dass das Hauptanliegen dieser Wissenschaft die Essenz der Weisheit Muhammads ist. Leider wurden Sharia und Sufismus gelegentlich als einander gegensätzlich beschrieben, obwohl sie doch nur zwei unterschiedliche Aspekte einer einzigen Wahrheit sind. Der Sufismus ist faktisch die Seele der Sharia, er beinhaltet Genügsamkeit, Selbst-kontrolle und -kritik, regelmäßiges Beten, permanenten Kampf, den Versuchungen des Teufels und dem fleischlichen, zu Bösem verleitenden Ich zu widerstehen, Erfüllung religiöser Pflichten etc.. Während es als exoterisch galt, der Sharia Priorität einzuräumen und sich somit auf die äußeren Dimensionen der Religion zu beschränken, wurden die Anhänger des tasawwuf als reine Esoteriker bezeichnet. Diese Diskriminierung entsteht teilweise aus der Behauptung, die Gebote der Sharia würden durch Rechtsgelehrte und Muftis (islamische Gesetzeskundige) reprä-sentiert, die Prinzipien des tasawwuf dagegen durch die Sufis. Dabei sollte man allerdings nicht vergessen, dass der Mensch immer dazu neigt, dem, was seinem Temperament und seinen Fähigkeiten am meisten entspricht, den Vorzug zu geben. So wie aber Rechtsgelehrte, Traditionalisten und Koraninterpreten bedeutende Werke schufen, die auf Koran und Sunna basierten, und Methoden folgten, die auf die Zeit des Propheten und seiner Anhänger zurück gingen, stellten auch die Sufis Werke über Genügsamkeit, spirituellen Kampf gegen fleischliche Begierden und Versuchungen, Geisteszustände und spirituelle Stationen zusammen, die auf den gleichen Quellen basierten, die sie jedoch zusätzlich noch mit ihren eigenen spirituellen Erfahrungen, mit Liebe, Eifer und Begeisterung ergänzten. Auf diese Weise versuchten sie, diejenigen zu erreichen und für ihren Weg und den spirituellen Aspekt des religiösen Lebens zu gewinnen, die der äußeren Dimension der Religion und der ausschließlichen Reflexion über diese verhaftet sind. Sowohl die Sufis als auch die Gelehrten, die dafür kritisiert wurden, sich nur auf die äußeren Aspekte der Religion zu beschränken, waren im Allgemeinen bemüht, sich an die Göttlichen Pflichten und Verbote zu halten. Trotzdem führten extreme Ansichten auf beiden Seiten zu Unstimmigkeiten zwischen den zwei Parteien. Tatsächlich gab es aber keine wesentlichen Gegensätze; es sollte auch nicht als Indiz für einen Streit gelten, dass unterschiedliche Aspekte und Elemente der Religion unter verschiedenen Bezeichnungen gehandelt und präsentiert wurden. Ganz sicher kann man nicht von einer Unstimmigkeit sprechen, wenn sich die Rechtsprechung mit den Dingen des täglichen Lebens, der Verehrung und mit der Frage, wie sich das individuelle und gesellschaftliche Leben regulieren lässt, beschäftigt, und der Sufismus seinerseits den Menschen anleitet, sein Leben durch Selbstreinigung und spirituelles Training auf einer höheren Ebene der Spiritualität zu leben. Sufismus und Rechts-prechung sind in Wirklichkeit zwei Fakultäten einer einzigen Universität, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Menschen beide Gesichter bzw. Dimensionen der Sharia vorzustellen und ihnen zu helfen, sie in ihrem Leben zu praktizieren. Eine dieser Fakultäten kann nicht ohne die andere existieren. Die eine lehrt uns, die vorgeschriebenen Gebete zu verrichten, die für das Gebet vorschrifts-gemäße Reinigung durchzuführen, zu fasten, die obligatorischen Almosen zu geben und das tägliche Leben - vom Einkauf bis zur Hochzeit - zu regulieren usw.. Die andere konzentriert sich auf die Bedeutung dieser und anderer Verehrungspraktiken, sie teilt uns mit, wie die Verehrung zu einer unverzichtbaren Dimension der menschlichen Existenz werden kann und wie der Mensch in den Rang eines universellen, vollkommen Wesens - den Rang wahrer Menschlichkeit - erhoben werden kann. Daher dürfen beide Disziplinen nicht vernachlässigt werden. Obwohl einige angebliche Sufis in ihrer Unverschämtheit so weit gingen, religiöse Gelehrte als ,Zeremonienmeister' oder ,Exoteriker' zu bezeichnen, haben sich die wahren, vollkommenen Sufis immer auf die Hauptprinzipien der Sharia verlassen und ihre Vorstellungen auf das Buch, den Koran, und auf die Sunna gegründet; ihre Methoden haben sie stets aus diesen Hauptquellen des Islam abgeleitet. Die folgenden Werke z. B. gehören zu den wertvollen Quellen, in denen das Thema Sufismus in Übereinstimmung mit dem Buch und der Sunna behandelt wird: Wasaya´ (Ratschläge), Ri´aya (Beachtung von Regeln) von al-Muhasibi, al-Ta´arruf li-Madhhabi ahl al-Tasawwuf (Einführung in die Schule der Sufis) von Kalabazi, al-Luma´ (Das Schimmern) von at-Tusi, Qaut al-Qulub (Die Nahrung des Herzens) von Abu Talib al-Makki und al-Risala (Die Abhandlung) von al-Qushairi. Diesen großen Autoren folgte Imam al-Ghazali, der Verfasser des berühmten Werkes Ihya´al-Ulum al-Din (Wiederbelebung der religiösen Wissenschaften) mit seinem Werk Hujjat al-Islam. Er unterzog alle Begriffe, Prinzipien und Regeln des tasawwuf einer Revision, bestätigte diejenigen, die von den Sufimeistern allgemein akzeptiert waren und kritisierte andere. Er wiedervereinigte einmal mehr beide Disziplinen - die innere und die äußere Dimension des Islam oder den Tasawwuf und die Rechtsprechung. Die Sufimeister nach ihm präsentierten den Sufismus als eine der religiösen Wissenschaften bzw. als eine deren Dimensionen und setzten sich für eine Verständigung mit den ,Gelehrten der Zeremonien' ein. Darüber hinaus gelang es ihnen, einigen Themen wie z.B. den unterschiedlichen Geisteszuständen, Gewissheit und Überzeugung, Aufrichtigkeit und Moral, mit denen sich der tasawwuf eingehend beschäftigt, Eingang in die Curricula der madrasat (singl.: madrasa) zu verschaffen - der Institutionen, in denen die religiösen Wissenschaften gelehrt werden. Auch wenn sich der Sufismus vor allem auf die innere Dimension des Menschen konzentriert, die religiösen Gebote auf ihre Bedeutungen und Auswirkungen auf Seele und Herz des Menschen untersucht und somit abstrakt ist, widerspricht er keineswegs irgendeinem islamischen Weg, der auf dem Koran und der Sunna basiert. Seine Quelle liegt wie die anderer religiöser Wissen-schaften auch im Koran, in der Sunna und in den Schlüssen, die die aufrichtigen Gelehrten der Frühzeit des Islam aus diesen beiden Quellen zogen - dem ijtihad. Der Sufismus legt Wert auf Wissen, Wissen um Gott, Gewissheit, Aufrichtigkeit, vollkommene Frömmigkeit und andere, ähnlich grundlegende Eigenschaften. Nur weil wir tasawwuf mit unterschiedlichen Titeln wie ,Wissenschaft der esoterischen Wahrheiten oder Mysterien', ,Wissenschaft der spirituellen Zustände und Stationen des Menschen' und ,Wissenschaft der Einweihung' definieren, heißt das noch lange nicht, dass er sich von anderen religiösen Wissenschaften gänzlich unterscheidet. Solche Definitionen ergaben sich aus den jahrhundertelangen Erfahrungen von unterschiedlichsten Menschen mit der Sharia. Die Standpunkte der Sufis und die Vorstellungen und Schlussfolgerungen der Shariagelehrten als grundverschieden zu bezeichnen, bedeutet eine Verzerrung der Tatsachen. Natürlich ist es nicht zu leugnen, dass einige Sufis fanatisch an ihren eigenen Wegen festhielten, was auch für einige religiöse Gelehrte (Rechtsgelehrte, Tradition-isten und Koraninterpreten) gilt, die sich auf die äußere Dimension ihrer Religion beschränkten; diejenigen, die dem mittleren geraden Weg folgten, waren jedoch immer in der Mehrheit. Aus einigen unpassenden Gedanken und Worten, die von einigen wenigen Rechtsgelehrten und Sufis gegen die jeweils anderen ins Feld geführt wurden, sollte man nicht schließen, dass es grundsätzliche Unstimmigkeiten zwischen diesen beiden Gruppen gäbe. Verglichen mit der Zahl derer, die stets auf der Seite von Toleranz und Übereinstimmung standen, nimmt sich die Zahl derjenigen, die einen Konflikt verursacht oder sich an einem solchen beteiligt haben, äußerst gering aus. Dieses Verhältnis entspricht dem natürlichen Zustand, denn die Rechtsgelehrten finden genau wie die Sufis auch ihre Grundprinzipien in Koran und Sunna. Dazu kommt, dass die Prioritäten des tasawwuf sich niemals von denen der Rechtsprechung unterschieden haben. Beide Disziplinen oder Wege haben immer die Bedeutung von Glauben, guten Taten und gutem Verhalten betont. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Sufis mehr Wert als die Rechtsgelehrten auf die Reinigung des Ichs legten, sich mehr auf die Bedeutung und eine Vervielfältigung ihrer guten Taten sowie auf die Erlangung einer höheren Ebene der guten Moral konzentrierten; denn mit ihrer Hilfe sollte das Bewusstsein des Menschen im Wissen um Gott erwachen und der Mensch einen Weg einschlagen, der zu der erforderlichen Aufrichtigkeit in der Praxis der Religion führe und Gottes Wohlgefallen hervorrufe. Wenn es dem Menschen gelingt, sich durch diese Tugenden einen anderen Charakter anzueig-nen (ein anderes Herz - spirituellen Verstand - inmitten des alten Herzens, tieferes Wissen um Gott und eine andere ,Sprache', um den Namen Gottes auszusprechen), kann er allen Geboten die die Sharia vorsieht, in einem tieferen Bewusstsein um seine Dienerschaft entsprechen. Er wird sie dann gern und mit größerer Leidenschaft erfüllen. Durch den tasawwuf übt sich der Mensch in Spiritualität. Durch seinen Kampf mit sich selbst, durch Einsamkeit oder Zurückgezo-genheit, Anrufung, Selbstkontrolle und Selbstkritik zerreißen die Fesseln der inneren Dimension seiner Existenz; der Mensch ist mehr denn je von allen größeren und kleineren Prinzipien seines Glaubens überzeugt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 17. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 17. Dezember 2008 Ein Hadith besagt: Derjenige, der an meiner Sunna auch dann festhält, wenn meine umma zerstört ist, erhält einen Lohn, der dem von einhundert Märtyrertoden entspricht. Welche Bedeutung hat es heutzutage, die Sunna zu verstehen? Sunna bedeutet wörtlich: Weg bzw. Art und Weise der Lebensgestaltung. Als Fachausdruck im Islam bezieht sich Sunna auf die Lebensgestaltung des Propheten Muhammad; genauer gesagt auf die Gewohnheiten und Wege, von denen er wünschte, dass die Muslime ihnen folgen sollten, und auf die Handlungen und Normen, denen zufolge der Prophet lebte und die er empfahl, aber nicht zur Pflicht machte. Mit diesem Thema, zu dem es auch eine Vielzahl ausgezeichneter Bücher gibt, haben sich die islamischen Gelehrten sehr eingehend beschäftigt. Sie alle teilen die Auffassung, dass der Weg der Sunna der Weg des din (Religion) ist und dass die Sunna einer Treppe oder einer Leiter gleicht, die zur al-Haqq (die Wahrheit; einer der Namen Gottes) führt. Die Sunna ist ein so verdienstvoller Weg, dass alle Systeme und deren Prinzipien - selbst wenn sie von Tausenden von Gelehrten und Heiligen (auliya) begründet sind - neben ihr unbedeutend, blass und unklar erscheinen. Alle Mystiker, spirituellen Lehrmeister und Wahrheitssuchenden haben in diesem Sinne von der Sunna gesprochen und sie anerkannt. Sie haben die Menschen aufgefordert, ihr zu folgen. Gott hat die Propheten berufen und durch sie eine rechtmäßige Art der Lebensgestaltung (din) offenbart, zu der Pflichten, Moral und angemessenes Verhalten gehören. Als den letzten Seiner Propheten hat Gott Muhammad, Friede sei mit ihm, gesandt, den Er bei all seinen Handlungen rechtleitete. Über ihn vermittelte uns Gott die Begriffe fard (unbedingte Pflicht), wadschib (Notwendiges), sunna, mustahabb (Wünschenswertes) und adab (Wohlverhalten). Muhammad war, ist und bleibt die perfekte Verkörperung all dieser Begriffe, das beste Vorbild und ein Lehrmeister für die gesamte Menschheit. Wer also der Lebensweise des Propheten folgt, kommt Gott näher und erwirbt sich einen Rang, wie er im folgenden hadith qudsi (ein Hadith, in dem Allah selbst spricht) beschrieben wird: Mein Diener nähert sich Mir am besten durch die religiösen Pflichten, die Ich so sehr schätze und ihm auferlegt habe; und durch freiwillige Mehrleistungen kommt er mir noch näher, sodass Ich ihn liebe. Wenn Ich ihn liebe, dann bin Ich sein Gehör, mit dem er hört, sein Auge, mit dem er sieht, seine Hand, mit der er greift, und sein Fuß, mit dem er geht.[1] Zum einen besagt dieser hadith qudsi, dass Gott einen Gläubigen wie diesen die wahre Realität aller Dinge sehen lässt und ihn so in die Lage versetzt, die Dinge richtig und nachhaltig zu beurteilen. Indem Gott ihm neue Tore und Horizonte öffnet, führt Er ihn zur Wahrheit. Das verleiht dem Gläubigen Flügel, mit denen er ebenso leicht der Rechtleitung entgegen fliegt, wie er dem Irrtum und schlechten Einflüssen entkommt. Wenn er eine Stimme hört, die zur Wahrheit ruft, findet er zu sich selbst, gewinnt seine Begeisterung zurück, beginnt nach erhabenen Ziele zu streben, fasst Beschlüsse und blüht moralisch und spirituell auf. Wenn er spricht, lässt Gott ihn die Wahrheit sprechen. Wenn er etwas tut, führt ihn Gott zum Guten und zu günstigen Ergebnissen und lässt ihn keine Sekunde lang mit seinem Selbst (nafs) allein. Da der Diener nach der Anerkennung und Zufriedenheit (rida) Gottes strebt, gewährt Gott ihm Möglichkeiten und lässt ihn zu Seiner Zufriedenheit (mardiat as-subhaniya) handeln. Aus diesem Grunde hat Gott über das Leben des Propheten Muhammad und der Repräsentanten Seiner Religion in anderen Zeitaltern gewacht. Deshalb hat er alle vor ihnen liegenden Wege blockiert mit Ausnahme des einen, der zu Seiner Zufriedenheit führt. Er hat sie davon abgehalten, andere Wege als Seinen Eigenen zu wählen, und sie dadurch zur einen und einzigen Sunna geführt. Dem Weg der Sunna sind schon so viele Menschen gefolgt, dass er inzwischen zur offenen Straße, ja zu einer Autobahn geworden ist, die zur Errettung führt. Die Sunna ist heute der einzige Weg, der vor jeder Fehlleitung sicher ist und ganz gewiss zum Ziel, zum Erfolg und zum Glück in dieser und in der kommenden Welt führt. In einer Zeit, in der Niederträchtigkeit, Schlechtigkeit und Intrige so weit verbreitet sind, ist es von allergrößter Wichtigkeit, danach zu streben, die Sunna wiederzubeleben und wiedereinzusetzen, sie neben fard und wadschib zu praktizieren, ihre zentrale Position in der Gesellschaft der Zukunft zu sichern und dafür zu sorgen, dass sie bis zum Tage des Jüngsten Gerichtes Bestand hat. Gesegnet sind die Menschen, die sich dieser Aufgabe stellen. Sie stehen im Range von Märtyrern und werden einen entsprechenden Lohn erhalten. Den Lohn von zwei Märtyrern zu erhalten, wäre ja schon segensreich genug, doch versprochen wird noch mehr als das. Diejenigen, die sich darum bemühen, die Wahrheit des iman (Glauben) wiederzubeleben, werden sogar einen Lohn erhalten, der den von einhundert Märtyrern bei weitem übertrifft. Die Wiederbelebung bestimmter Elemente der Sunna ist des versprochenen Lohnes ganz besonders würdig. Zum Beispiel gibt es eine Art verleumderischer Nachrede, die noch verwerflicher ist als Ehebruch oder Mord.[2] Ganz offensichtlich unterscheidet sich die Verleumdung von Einzelpersonen von der Verleumdung einer ganzen Gesellschaft, die für diese ein verheerendes Chaos nach sich ziehen kann. Hier kann die Sünde eines einzelnen Menschen dazu führen, dass sich ein Übel weit verbreitet. In einer Zeit, in der Muslime zu schlechtem Handeln (ifsad) aufgefordert und die Macht, der Einfluss und die Verbreitung des Islam verhindert bzw. untergraben werden, werden diejenigen, die danach streben, einen Aspekt des din zu restaurieren und wiederzubeleben, mit Sicherheit den Lohn vieler Martyrien erhalten. Noch größer wird ihr Lohn dann sein, wenn sie ihre aufrichtigen Bemühungen auf die heiligen Tage, Nächte und Monate des Islam konzentrieren. Diejenigen, die sich in den Dienst Gottes stellen, werden für das, was sie tun, begünstigt und gesegnet. Und wenn Er es für richtig hält, kann Gott Seine Gunst und Seinen Segen noch verstärken. In einer Zeit, in der alles dafür getan wird, dem Islam Widerstand zu leisten, für die Wiederbelebung des islamischen Denkens und Lebens einzutreten, daran zu arbeiten, brauchbare Institutionen mit einem aufrichtigen und fähigen Mitarbeiterstab zu gründen und das islamische Bewusstsein junger Menschen zu wecken - all dies gehört zu einer einzigartigen Aufgabe, die in gewisser Hinsicht eine Fortführung der Mission des Propheten in der heutigen Zeit darstellt. Wenn so bedeutende Persönlichkeiten und spirituelle Führer des Islam wie Abdulqadir al-Dschilani und andere nach so langer Zeit aufgetreten sind, um ihre moralische Unterstützung zu geben, dann liegt dies in der großen Bedeutung der Pflichten und in der Notwendigkeit begründet, diese zu erfüllen. Dass der Prophet in Träumen erschienen ist und über die Menschen, die sich auf seinem Weg befinden, wacht, sie unterstützt und ihnen frohe Botschaften übermittelt, ist ein Wunder (karama) der Sunna im Dienste der Sunna. Solche Vorkommnisse können unter keinen Umständen eine Anerkennung der Verdienste und Tugenden eines Individuums darstellen und dürfen auch nie für eine solche gehalten werden. Bestimmte Individuen, Gruppen und Institutionen, die sich dieser Aufgabe widmen und bedeutende Entwicklungen in Gang setzen, werden jedoch zweifellos einen großen Anteil an der Gnade und dem Segen Gottes erhalten. Dies muss einfach so sein, was ja auch der Ausspruch „Wer ein Ereignis veranlasst, ist genauso zu betrachten, wie der, der es durch sein Handeln herbeigeführt hat. bestätigt, für dessen Begründung ein anderer Aspekt des ungeheuren Wohlwollens Gottes verantwortlich ist. Wenn es andererseits denjenigen, die in dieser Richtung tätig waren, nicht gelingt, Reinheit, Aufrichtigkeit, Begeisterung und Schwung, mit denen sie ihre Aufgabe angegangen sind, beizubehalten, werden ihnen die Verantwortung und das anvertraute Gut (amana) aus der Hand genommen. Einige von ihnen werden dann zurückgewiesen, ausgeschlossen und sogar von der Vorsehung verlassen, während das anvertraute Gut in der Folge an andere verdienstvolle Menschen weitergereicht wird. Nur dann, wenn wir uns der Gunst Gottes bewusst werden und sie zu schätzen wissen, wenn wir aufrichtig versuchen, alles zu tun, was in unseren Kräften liegt, und wenn wir aus den Möglichkeiten, die sich uns bieten, das Beste machen, werden wir diese Prüfung bestehen und uns weiterer größerer Wohltaten Gottes würdig erweisen. Möge Gott uns in die Lage versetzen, energisch und mit äußerster Aufrichtigkeit bis zu unserem letzten Atemzug auf dem Weg des iman, des Koran und der Sunna zu agieren; denn jeder Augenblick, in dem wir uns dieser Aufgabe widmen, erbringt uns den Lohn vieler Martyrien. [1] Bukhari [2] Daylami, 3, 116" Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 19. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 19. Dezember 2008 Der Tod und der Geist nach dem Tod Dem Menschen ist ein Gespür für die Ewigkeit eigen; daher sehnt er sich stets nach ihr und fühlt sich in den engen Grenzen der materiellen Welt gefangen. Wer dem bewussten Wesen des Menschen Beachtung schenkt, wird es immer wieder das Wort ‚Ewigkeit' aussprechen hören. Würde man einem Menschen das gesamte Universum schenken, würde selbst das seinen ‚Hunger' nach dem ewigen Leben, um dessentwillen er ja erschaffen wurde, nicht stillen. Dieses natürliche Verlangen des Menschen nach ewiger Glückseligkeit entspringt einer objektiven Realität: der Existenz eines ewigen Lebens und dem Streben des Menschen nach diesem Leben. Was ist der Tod? Wie bereits erwähnt ist der Körper ein Hilfsmittel des Geistes, das alle Gliedmaßen bis hin zu den Zellen und noch winzigeren Teilchen lenkt und kontrolliert. Wenn die vorherbestimmte Stunde des Todes schlägt, laden eine Krankheit oder ein Versagen der Körperfunktionen den Todesengel ein (der in der islamischen Literatur Azra'il genannt wird). Streng genommen ist es Gott Selbst, der die Menschen sterben lässt. Damit sich die Menschen im Angesicht des Todes - eines Ereignisses, das vielen Menschen grässlich erscheint - nicht über Ihn beschweren, bedient Sich Gott der Gestalt des Erzengels Azra'il, der die Aufgabe übernimmt, die Seelen der Sterbenden in Empfang zu nehmen. Damit aber auch der Erzengel Azra'il nicht von den Menschen kritisiert wird, legt Gott Krankheiten und Unglücksfälle als einen weiteren Schleier zwischen Azra'il und den Tod. Weil Azra'il wie alle anderen Engel auch aus Licht erschaffen wurde, kann er sich an mehreren Orten gleichzeitig aufhalten und Gestalt annehmen. Wenn er sich einer bestimmten Aufgabe widmet, hält ihn das nicht davon ab, gleichzeitig auch an anderen Orten zu wirken. So wie die Sonne allen Objekten und Lebewesen in der Welt gleichzeitig Licht und Wärme spendet und durch ihre Abbilder in unzähligen transparenten Objekten gleichzeitig präsent ist, kann auch der Erzengel Azra'il problemlos Millionen von Seelen gleichzeitig in Empfang nehmen. Erzengel wie Gabriel, Michael und Azra'il haben Untergebene, die ihnen ähneln und von ihnen beaufsichtigt werden. Wenn ein guter, rechtschaffener Mensch stirbt, nähern sich ihm zunächst einige Engel mit lächelnden und strahlenden Gesichtern; ihnen folgen Azra'il mit seinen Untergebenen oder nur seine Untergebene. Ihre Aufgabe besteht darin, die Seelen der guten Menschen in Empfang zu nehmen. Die Koranverse Bei den (Engeln, die die Seelen der Ungläubigen) heftig entreißen; und bei denen, (die die Seelen der Gläubigen) leicht emporheben (79:1-2) weisen darauf hin, dass sich die Engel, die die Seelen der Rechtschaffenen in Empfang nehmen, von denjenigen Engeln unterscheiden, die für die Entgegennahme der Seelen von Sündern verantwortlich sind. Den Sündern, die im Tod ein verbittertes und furchtsames Gesicht haben, werden ihre Seelen heftig herausgerissen. Was der Mensch im Moment seines Todes empfindet Menschen, die an Gott geglaubt und ein rechtschaffenes Leben geführt haben, werden von den Orten, die im Paradies für sie reserviert sind, mit offenen Fenstern willkommen geheißen. Der Prophet Muhammad sagte uns, dass die Seelen der Rechtschaffenen so leicht aus den Körpern gezogen werden wie fließendes Wasser aus der Wasserkanne. Und was noch erfreulicher ist: Märtyrer empfinden keine Todesqualen und registrieren gar nicht, dass sie tot sind. Sie haben den Eindruck, lediglich in eine bessere Welt überführt worden zu sein, und erfreuen sich vollkommener Glückseligkeit. Der Prophet Muhammad sagte zu Dschabir, dem Sohn Abdullah Ibn Amrs, der in der Schlacht von Uhud den Märtyrertod gefunden hatte: Weißt du wie Gott deinen Vater willkommen geheißen hat? Er hat ihm einen so unbeschreiblichen Empfang bereitet, dass es weder Augen gesehen noch Ohren gehört noch ein Verstand begriffen haben. Dein Vater sagte: "O Gott! Schick mich zurück in die Welt, damit ich jenen, die dort geblieben sind, berichten kann, wie angenehm der Märtyrertod ist." Gott entgegnete ihm: "Es gibt keine Rückkehr. Das Leben wird nur einmal gelebt. Ich werde ihnen aber erzählen, wie es dir geht." Und Er offenbarte: Und betrachte nicht diejenigen, die auf Allahs Weg gefallen sind, als tot. Nein! Sie leben bei ihrem Herrn, und sie werden dort versorgt. (3:169)[1] Jeder stirbt so, wie er lebt. Das heißt, wer ein gutes und rechtschaffenes Leben geführt hat, stirbt einen glücklichen Tod, und wer ein böses Leben geführt hat einen schlimmen Tod. Der Prophet Muhammad, dessen Gottesanbetung der aller anderen Menschen weit überlegen war, empfahl noch im Sterben, die Pflichtgebete zu verrichten. Der zweite Kalif Umar tat es ihm nach. Khalid Ibn Walid war einer der wenigen unbesiegbaren Generäle der Weltgeschichte. Noch unmittelbar vor seinem Tod bat er die Menschen in seiner Nähe, ihm sein Schwert und sein Pferd zu bringen. Leute wie Uthman, Ali, Hamza, Mus'ab Ibn Umayr und viele andere widmeten sich der Sache des Islam und starben als Märtyrer. Diejenigen aber, die ein ausschweifendes Leben führen, tun ihren letzten Atemzug entweder im Suff, am Spieltisch, im Bordell oder an anderen unappetitlichen Orten. Ist der Tod etwas, wovor man sich fürchten muss? Wer gläubig und rechtschaffen ist, braucht den Tod nicht zu fürchten. Obwohl er vordergründig den Verwesungsprozess in Gang zu setzen, das Licht des Lebens auszulöschen und aller Freude ein Ende zu setzen scheint, stellt er de facto eine Befreiung von den harten Pflichten des weltlichen Lebens dar. Der Tod ist einerseits ein Wohnortswechsel und ein Transfer des Körpers, andererseits eine Einladung zum ewigen Leben und dessen Beginn. So wie die Welt permanent durch Akte der Schöpfung und der Vorherbestimmung belebt wird, wird sie durch andere Zyklen von Schöpfung, Vorherbestimmung und Weisheit des Lebens beraubt. Das Sterben der untersten Lebensform, nämlich der Pflanzen, stellt ein Werk der Kunstfertigkeit Gottes dar - ebenso wie auch ihr Leben, nur dass es noch vollkommener und besser geplant wurde. Wenn der Kern einer Frucht, ihr Samenkorn, im Boden stirbt, scheint er sich zu zersetzen und in der Erde zu vermodern. Tatsächlich unterzieht er sich jedoch einem vollkommenen chemischen Prozess, durchläuft vorherbestimmte Zustände der Neuformierung und wächst schließlich zu einem formvollendeten neuen Baum heran. Mit anderen Worten: Der Tod eines Samenkerns bedeutet die Geburt eines neuen Baumes, eines neuen und noch vollkommeneren ausgeklügelten Lebens. Weil erst der Tod von Früchten, Gemüse und Tierfleisch in unserem Magen uns in die Lage versetzt, uns auf die Stufe menschlichen Lebens zu erheben, darf ihr Tod als wertvoller als ihr Leben gelten. Doch wenn schon der Tod von Pflanzen, der untersten aller Lebensformen, so vollkommen ist und einem so großartigen Zweck dient, muss der Tod von uns Menschen, die wir doch die höchste Lebensform darstellen, noch viel wertvoller sein und einem noch viel großartigeren Zweck dienen. Nachdem wir begraben worden sind, werden wir ganz gewiss in ein ewiges Leben überführt werden. Der Tod befreit den Menschen vom Elend des diesseitigen Lebens, d.h., von einem turbulenten, erstickenden und engen Verlies des Raumes, das auf Grund des Alterungsprozesses und diverser Leiden mit der Zeit immer bedrückender wird. Er gewährt dem Menschen Zugang zu dem unendlich weiten Kreis der Barmherzigkeit des Ewigen Geliebten Einen, in dem er sich der immer währenden Gesellschaft der von ihm geliebten Menschen und des Trostes eines glückseligen ewigen Lebens erfreuen darf. [1] Bayhaqi, Dala'il an-Nubuwa, 3.298 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 19. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 19. Dezember 2008 Träume Während wir schlafen, sind unsere Augen und Ohren geschlossen, schweigt unsere Zunge und liegen unsere Arme und Beine regungslos da. Wie also gelingt es uns trotzdem, innerhalb von Sekunden weite Strecken zurückzulegen, Menschen zu treffen und Dinge zu erledigen? Wenn wir morgens aufwachen, stehen wir oft noch ganz unter dem Einfluss dieser nur kurze Augenblicke dauernden Abenteuer. Sigmund Freud und seine Anhänger versuchten und versuchen, Träume dem unterbewussten Selbst - Gedanken, Begierden, Triebkräften und Erfahrungen der Vergangenheit - zuzuordnen. Doch wie sind Träume zu bewerten, die von Ereignissen in der Zukunft berichten, welche in gar keiner Verbindung zu uns stehen und an die niemand zuvor auch nur gedacht hat. Mit welchem Körperteil bzw. mit welchem Teil unseres Wesens träumen wir überhaupt? Warum dauern Träume nur jeweils ein paar Sekunden? Wie ist es möglich, dass wir uns am nächsten Morgen an die Träume erinnern, die wir in der Nacht hatten? All diese und ähnliche Fragen sind wie ein Puzzle, das darauf wartet, von der Wissenschaft zusammengesetzt zu werden. Es stimmt, dass manche unserer Gedanken, Begierden, Triebkräfte und Erfahrungen der Vergangenheit, die ja unser Unterbewusstsein ausmachen, unbewusst im Schlaf an die Oberfläche gelangen. Dies gilt auch für Krankheiten, Hunger oder Probleme, die uns unlösbar erscheinen. Oft erlaubt unsere Vorstellungskraft auch den bösen Gedanken des Zorns Gestalt anzunehmen, oder sie erinnert sich an ein spannendes vergangenes Ereignis, das sie uns in neuer Form präsentiert. Träume dieser Art mögen schon irgendeine Bedeutung haben. Sie sind aber so wirr und konfus, dass sie keiner Interpretation wert sind. Ein Mensch, der vor dem Zubettgehen Salz isst, mag sich beispielsweise im Traum an einem Pool liegend wieder finden. Jemand, der sich noch kurz vor dem Einschlafen ärgert, wird sich im Traum vielleicht mit anderen herumstreiten. Menschen, die nicht wissen, wie Träume zu interpretieren sind, werden solche Träume möglicherweise mit wahren Träumen, die weiter unten noch definiert werden, verwechseln. Wahre Träume Eine bestimmte Art von Träumen hat nichts mit dem unterbewussten Selbst zu tun. Diese Träume bergen wichtige Botschaften: Entweder bringen sie Ermutigung, Rechtleitung und frohe Kunde von Gott oder aber Warnungen, weil der Betreffende gesündigt hat. Träume dieser Art, die ich als ‚wahre Träume' bezeichnen möchte, sind von großer Klarheit. Derjenige, der sie träumt, vergisst sie nicht. Zu den wahren Träumen gehören auch Träume, die die Menschen über bevorstehende Ereignisse unterrichten. Um die Beschaffenheit und die Wirkungsweise dieser Träume verstehen zu können, müssen wir jedoch zunächst einmal einen anderen Punkt klären. Die Essenz jedes Schriftstücks, d.h., dessen Bedeutung, besitzt eine Form, die schon vor dessen schriftlicher Niederlegung existierte, die dessen schriftlicher Form vorangeht. Analog dazu besitzt alles, schon bevor es in der Welt eine Existenz erlangt, im Wissen Gottes eine essenzielle Form. In der Sprache der islamischen Philosophie nennt man die essenziellen Formen der Dinge im Wissen Gottes ‚Archetypen'. Wenn Gott diese Archetypen durch die Manifestation Seiner Weisheit, Seiner Macht und Seiner Namen wie z.B. ‚der Gestalter', ‚der Farbe Gebende', ‚der Veranlassende', ‚der Schöpfer' usw. in die Welt der Materie hinab senden möchte, dann kleidet Er sie in materielle Körper. Zwischen der Welt der Archetypen, in der sich das Wissen Gottes ursprünglich manifestiert, und der materiellen Welt gibt es noch eine weitere Welt, die wir die ‚Welt der immateriellen Formen oder Symbole' nennen wollen. Hier existieren die Dinge in ihren Idealformen oder als Symbole, hier unterscheidet sich das Konzept von Zeit vollkommen von dem, das auf der Erde Gültigkeit besitzt. Alle Träumenden finden oder empfangen diese Symbole auf unterschiedliche Art und Weise: Zeit, Ort, Kultur und sogar den eigenen nationalen und individuellen Charakteristika entsprechend. Wenn der Körper schläft, macht sich der Geist auf in diese Welt der Idealformen, ohne dabei jedoch seine Verbindung zu seinem Körper vollständig abzubrechen. Während der Mensch träumt, hält der Geist die Verbindung zum Körper über eine Schnur aufrecht. In der Welt der Idealformen oder Symbole betritt er eine andere Dimension des Seins, in der die einzelnen Zeiteinheiten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander kombiniert sind. Zum Teil erfährt er also Dinge aus der Vergangenheit, zum Teil aber auch zukünftige Ereignisse. Da in der Welt der Idealformen und Symbole die Dinge eben in Idealformen oder Symbolen existieren, empfängt der Geist normalerweise Symbole, die es zu interpretieren gilt. Klares Wasser, was wir z.B. in jener Welt sehen, mag vielleicht in der materiellen Welt dem Wissen entsprechen. Wenn wir im Traum erkennen, dass wir überschüssige Materie besitzen, lässt sich vielleicht daraus schließen, dass wir auf rechtmäßige Art und Weise Geld verdienen werden. Gehört diese überschüssige Materie jedoch anderen, kann das bedeuten, dass wir auf unrechtmäßige Art und Weise zu Geld kommen werden. Eine fette Kuh lässt auf ein Jahr mit einer üppigen Ernte schließen, während eine magere Kuh für ein Dürrejahr steht. Die Metaphern, Vergleiche und Parabeln im Koran, die Aussprüche des Propheten und die Sprichwörter, die die Menschen verwenden, können uns wertvolle Schlüssel zur Interpretation von Träumen liefern. Einige wahre Träume sind aber auch so eindeutig, dass sie erst gar keiner Interpretation bedürfen. Die Maßstäbe der Welt der Idealformen unterscheiden sich vollkommen von den in der materiellen Welt gültigen. Dies wurde ja bereits betont. Da der Geist in den Träumen weitgehend von den Fesseln des Körpers befreit ist, kann er dort innerhalb weniger Sekunden so viel erledigen, wie normalerweise in, sagen wir, einem Jahr. Dies erklärt auch, warum bedeutende rechtschaffene Menschen, die ihren Geist in hohem Maße von ihrem Körper emanzipiert haben, lange Distanzen in einer viel kürzeren Zeit zurücklegen können als gewöhnliche Menschen. Beispiele für wahre Träume Berühmt ist der Traum, den Abraham Lincoln in der Nacht vor seiner Ermordung hatte. In diesem Traum sah Lincoln, wie die Bediensteten des Weißen Hauses auf und ab liefen und einander mitteilten, Lincoln sei ermordet worden. Lincoln erwachte sehr erregt aus dem Schlaf und verbrachte einen unruhigen Tag. Am folgenden Abend setzte er sich über die Warnungen seiner Ratgeber hinweg und besuchte ein Theater, in dem er dann erschossen wurde. Der Traum des amerikanischen Präsidenten Eisenhower kurz vor der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 während des 2. Weltkriegs gab dem Krieg eine neue Wendung. Wenige Tage vor dem für die Landung festgesetzten Datum erlebte Eisenhower im Traum, wie ein schrecklicher Sturm aufzog, der die Landungsschiffe zum Kentern brachte. Deshalb verlegte er den Zeitpunkt der Landung nach vorn. Einige Tage später, nach der erfolgreichen Landung, wurde der Sturm aus dem Traum des Präsidenten Realität. Die Mutter der russischen Schriftstellerin Anne Ostrovosky wurde fünf Jahre vor Ausbruch des 2. Weltkriegs im Traum Zeugin mehrerer Gefechte zwischen Russen und Deutschen. Der Inhalt ihres Traums wurde damals in der Zeitung veröffentlicht. Viele wissenschaftliche und technologische Erfindungen sind der Inspiration durch Träume zu verdanken. Als er an einem Verfahren arbeitete, Fäden in Nähmaschinen einzufädeln, hatte Elias Howe einen Traum. Er wurde von wilden Eingeborenen in Afrika gefangen gehalten. Sie verlangten von ihm das Einfädeln eines Fadens in eine Nähmaschine. In Todesfurcht umherschweifend fiel der Blick Howes plötzlich auf die Speere der Eingeborenen, die an ihrem oberen Ende ein Loch aufwiesen. Daraufhin wachte er auf und löste sein Problem, indem er diese Speere für seine Nähmaschinen nachbildete. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts träumte Niels Bohr, der die Struktur der Atome studierte, von Planeten, die die Sonne umkreisten und über Schnüre mit ihr verbunden waren. Als er erwachte, fiel ihm auf, wie sehr das, was er im Traum gesehen hatte, der Struktur der Atome ähnelte. Es gibt zahllose weitere Beispiele für wahre Träume, die uns entweder über in der Zukunft liegende Ereignisse informiert oder wissenschaftliche und technologische Entwicklungen hervorgebracht haben. Die hier zitierten Beispiele sollten jedoch genügen, um die Natur wahrer Träume und die Welt der immateriellen Formen oder Symbole mitsamt ihrer versteckten Informationen besser verstehen zu können. Wir sollten also begreifen, dass Träume aus den Reisen des Geistes in die inneren Dimensionen der Existenz resultieren. Träume bieten uns einen schlagenden Beweis für die Existenz sowohl der immateriellen Welten als auch des Wissens und der Vorherbestimmung Gottes. Hätte Gott, der Allmächtige, nicht alle Ereignisse vorherbestimmt und auf der, wie wir sie nennen, ‚Bewahrten Tafel' aufgezeichnet, könnten wir nie etwas über bevorstehende Ereignisse erfahren. Träume weisen uns außerdem darauf hin, dass sich die Maßstäbe der Zeit entsprechend der Eigenschaften der jeweiligen Welten beträchtlich voneinander unterscheiden. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 19. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 19. Dezember 2008 Die Argumente des Koran für die Wiederauferstehung Obwohl wissenschaftliche Entdeckungen wie etwa das zweite Gesetz der Thermodynamik zeigen, dass sich das Sein auf dem Weg zur Zerstörung befindet, könnte schon allein die Kollision zweier Planeten das Universum vernichten. Wenn das Sein doch mit einem Urknall begann, warum sollte es dann nicht auch mit einem weiteren Urknall oder mit einer Kollision enden? Das Sein ist ein extrem ausbalancierter Organismus; es ist ein System mit Einzelteilen, die auf subtile Art und Weise voneinander abhängig sind. Der Körper des Menschen besteht aus sechzig Billionen Zellen. Und genauso wie bereits eine einzige deformierte, bösartige Zelle den Tod des ganzen menschlichen Körpers verursachen kann, könnte eine einzige ernsthafte Deformation in irgendeinem Teil des Universums dessen Untergang herbeiführen. Zuweilen sterben Menschen ganz unerwartet und ohne irgendeinen erkennbaren diagnostizierten Grund. Warum sollte also nicht auch das Universum einer plötzlich eintretenden, nicht sichtbaren ‚Krankheit' wie einem ‚Herzanfall' zum Opfer fallen und an ihr sterben können? Wer weiß, vielleicht leidet unsere alte Welt ja bereits an einem unheilbaren Krebs, weil wir sie so missbrauchen. Der Koran beweist die Wiederauferstehung. Um unseren Herzen das Wunder dessen, was der Allmächtige im Jenseits bewirken wird, nahe zu bringen und unseren Verstand darauf vorzubereiten, dieses Wunder zu akzeptieren und zu verstehen, präsentiert uns der Koran die Wunder, die Gott hier [auf Erden] vollbringt. Er zeigt uns Beispiele für das umfassende Wirken Gottes im Makrokosmos und führt uns Seine Verfügungsgewalt über Makro-, Normo- und Mikrokosmos vor. Der folgende Koranvers z.B. unterstreicht die Macht Gottes und ruft uns dazu auf, an der Überzeugung festzuhalten, dass wir Ihn im Jenseits treffen werden: Allah ist es, der die Himmel, die ihr sehen könnt, ohne Stützpfeiler emporgehoben hat. Dann herrschte Er über Sein Reich. Und Er machte die Sonne und den Mond dienstbar; jedes (Gestirn) läuft seine Bahn in einer vorgezeichneten Frist. Er bestimmt alle Dinge. Er macht die Zeichen deutlich, auf dass ihr an die Begegnung mit eurem Herrn fest glauben möget. (13:2) Die erste Schöpfung des Universums und der Menschheit weist auf die zweite Schöpfung hin Als Beweis für die Wiederauferstehung stellt uns der Koran das Phänomen der Erschaffung des Universums vor, welches er als erste Schöpfung (56:62) definiert, während er das Auferwecken der Toten als zweite Schöpfung (53:47) bezeichnet. Außerdem lenkt er unsere Aufmerksamkeit auch auf unseren eigenen Ursprung: O ihr Menschen, wenn ihr über die Auferstehung im Zweifel seid, so (bedenkt,) dass Wir euch aus Erde erschaffen haben, dann aus einem Samentropfen, dann aus einem Blutklumpen, dann aus einem Klumpen Fleisch, teils geformt und teils ungeformt, auf dass Wir es euch deutlich machen. Und Wir lassen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in den Mutterschössen ruhen, was Wir wollen; dann bringen Wir euch als Kinder hervor; dann (lassen Wir euch groß werden,) auf dass ihr eure Vollkraft erreicht. Und mancher von euch wird abberufen, und mancher von euch wird zu einem hinfälligen Greisenalter geführt, sodass er, nachdem er gewusst hatte, nichts mehr weiß. Und du siehst die Erde leblos, doch wenn Wir Wasser über sie niedersenden, dann regt sie sich und schwillt und lässt alle Arten von entzückenden Paaren hervorsprießen. Dies (ist so), weil Allah die Wahrheit ist und weil Er es ist, der die Toten lebendig macht, und weil Er die Macht über alles hat. (22:5-6) Der Koran zieht einen Vergleich zwischen der Wiederauferstehung und dem Wirken Gottes in dieser Welt. Gelegentlich spielt er in einer Art und Weise auf Seine Taten in der Zukunft und im Jenseits an, die uns auch von dem, was wir nicht genau verstehen, überzeugt. Der Koran zeigt uns entsprechende Ereignisse hier auf Erden: Weiß der Mensch denn nicht, dass Wir ihn aus einem Samentropfen erschufen? Und siehe da, er ist ein offenkundiger Widersacher! Und er prägt Uns Gleichnisse und vergisst seine eigene Erschaffung. Er sagt: "Wer kann die Gebeine beleben, wenn sie morsch geworden sind?" Sprich: "Er, der sie das erste Mal erschuf - Er wird sie beleben; denn Er kennt jegliche Schöpfung. Er, der für euch Feuer aus den grünen Bäumen hervorbringt; und siehe, davon habt ihr dann Brennmaterial. Ist Er, der die Himmel und die Erde erschuf, nicht im Stande, ihresgleichen zu erschaffen?" Doch, und Er ist der Erschaffer, der Allwissende. (36:77-81) Der Koran vergleicht das Universum mit einer Schriftrolle. Am Ende der Zeit wird Gott die Zerstörung des Universums genauso leicht fallen wie das Zusammenrollen einer Schriftrolle. So wie Er es zu Beginn ausgerollt hat, wird Er es wieder zusammenrollen; und durch die Manifestation Seiner absoluten Macht wird Er das Universum ohne die Vermittlung durch irgendwelche materielle Ursachen in einer weitaus besseren und ganz neuen Form wieder erschaffen: An dem Tage, da werden Wir den Himmel zusammenrollen, wie die Schriftrollen zusammengerollt werden. (So) wie Wir die erste Schöpfung begonnen haben, werden Wir sie wiederholen - bindend für Uns ist die Verheißung; wahrlich, Wir werden (sie) erfüllen. (21:104) Haben sie nicht gesehen, dass Allah, Der die Himmel und die Erde erschuf und bei ihrer Erschaffung nicht müde wurde, auch vermag, die Toten lebendig zu machen? Wahrlich, Er hat Macht über alle Dinge. (46:33) Der Koran vergleicht die Wiederauferstehung mit der Wiederbelebung der Erde im Frühjahr nach ihrem Tod im Winter und beschreibt, wie Gott Sich bei der Erschaffung des Menschen in Phasen der Atome und Moleküle bedient. Wenn der Frühling kommt, erwacht die Erde zu neuem Leben, und aus vertrockneten Holzstückchen werden Blätter, Blüten und Früchte, die ihren Vorgängern ähnlich, jedoch nicht mit ihnen identisch sind. Unzählige Samen, die im letzten Herbst auf die Erde fielen, keimen dort und wachsen zu ganz und gar verschiedenartigen Pflanzen heran, ohne dass dabei auch nur das geringste Durcheinander entstünde. Die Wiederbelebung aller Toten am Tage des Jüngsten Gerichtes wird so beschrieben: Und unter Seinen Zeichen ist, dass du die Erde leblos siehst, doch wenn Wir Wasser auf sie niedersenden, dann regt sie sich und schwillt. Er, Der sie belebte, wird sicher auch die Toten lebendig machen; denn Er hat Macht über alle Dinge. (41:39) Meint der Mensch etwa, er würde sich selber überlassen sein? War er nicht ein Erguss verspritzten Spermas? Dann wurde er ein Blutklumpen; dann bildete und vervollkommnete Er (ihn). Alsdann schuf Er aus ihm ein Paar, den Mann und die Frau. Ist Er denn nicht im Stande, die Toten ins Leben zu rufen? (75:36-40) Schau dann auf die Spuren von Allahs Barmherzigkeit, wie Er die Erde nach ihrem Tode belebt. Wahrlich, Derselbe wird auch die Toten erwecken; denn Er hat Macht über alle Dinge. (30:50) Und Allah hat euch wie die Pflanzen aus der Erde wachsen lassen. Dann wird Er euch wieder in sie zurückkehren lassen, und Er wird euch dann aus ihr hervorbringen. (71:17-18) Eine genaue Untersuchung dessen, was im Universum vor sich geht, macht deutlich, dass in ihm ein Wettstreit der Gegensätze herrscht, die sich überall verbreitet und verwurzelt haben: Diese beiden Elemente sind für Gut und Böse, Nutzen und Schaden, Vollkommenheit und Fehlerhaftigkeit, Licht und Finsternis, Rechtleitung und Irreführung, Glauben und Unglauben, Gehorsam und Aufsässigkeit oder auch Furcht und Liebe verantwortlich. Das Universum erzeugt infolge dieses permanenten Wettstreits der Gegensätze permanent Veränderungen und Verwandlungen, ganz als sollten bereits damit die Fundamente einer neuen Welt hervorgebracht werden. Dieser Wettstreit wird schließlich in die Ewigkeit münden und sich in Gestalt von Paradies und Hölle materialisieren. Die ewige Welt wird aus den essenziellen Elementen dieser vergänglichen Welt bestehen. In ihr wird den einander entgegengesetzten Elementen Dauerhaftigkeit verliehen werden. Paradies und Hölle sind die beiden einander entgegengesetzten Früchte, die an den beiden Ästen des Baumes der Schöpfung wachsen. Man kann sie auch als Resultate der Kette der Schöpfung bezeichnen. Sie sind zwei Zisternen, die durch die beiden Ströme der Dinge und Ereignisse gefüllt werden, und zwei Pole, denen die Lebewesen in Wellen zufließen. Sie sind zwei Orte, an denen sich die Gnade und der Zorn Gottes manifestieren; und wenn die Macht Gottes das Universum erschüttern wird, werden sie vollständig besiedelt werden. Wenn sich die Unterdrücker von dieser Welt verabschieden, befinden sie sich noch immer im Besitz ihrer Macht, während die Unterdrückten noch immer gedemütigt werden. Dieses Unrecht wird vor dem Höchsten Gerichtshof verhandelt werden; denn Gott wäre ungerecht und unvollkommen, wenn er es ignorieren würde. Manche Sünder bestraft Er aber auch schon in dieser Welt. Die von ungehorsamen und aufsässigen Völkern vergangener Jahrhunderte erduldeten Qualen lehren uns, dass der Mensch seiner Verantwortung nicht enthoben ist, sondern stets mit einer Korrektur zu rechnen hat, die die Pracht und Majestät Gottes, des Allmächtigen, ihm zukommen lässt. Der Koran verdeutlicht mit dem Vers Und (es wird gesprochen): "Sondert euch heute ab, o ihr Schuldigen!" (36:59), dass Gott im Jenseits die Guten von den Schlechten trennen und jeden so behandeln wird, wie er in dieser Welt gelebt hat. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 23. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 23. Dezember 2008 Zivilisation und Konfusion der Konzeptionen In der Vergangenheit definierte man den Begriff Zivilisation als die Koexistenz von Menschen, die sich in einer Stadt, einer Region oder einem Dorf um humanistische Gedanken und Gefühle scharen und sich ihres Menschseins bewusst sind. Da die Menschen von Natur aus in Gruppen zusammenleben, haben sie auch von Beginn an in Gesellschaften gelebt, die bis zu einem gewissen Grade Zivilisationen darstellten. Eine wahre Zivilisation gründet sich sowohl auf eine Veredelung von Sitten, Gedanken und Gefühlen als auch auf die Kraft des menschlichen Willens. Obwohl einige dazu tendieren, Zivilisiertheit mit überwältigenden Fortschritten und Innovationen in Wissenschaft und Technik - von Zügen bis hin zu Raumschiffen, von breiten Straßen und hohen Gebäuden bis hin zu Dämmen und Kernkraftwerken, von Telekommunikationssystemen bis hin zur Elektronik - gleichzusetzen, handelt es sich bei diesen Dingen doch um nichts weiter als um Hilfsmittel eines bequemen und luxuriösen Lebens. Moderne Anlagen und Apparate können zwar dazu beitragen, das äußere Erscheinungsbild des Lebens zu „modernisieren, das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass dieses Leben tatsächlich auch zivilisiert ist. Eine Zivilisation ist ein Raum, der die Entwicklung des Potenzials des Menschen begünstigt. Und ein zivilisierter Mensch ist jemand, der sich in den Dienst seiner Gemeinschaft im Besonderen und der Menschheit im Allgemeinen stellt und all seine Gedanken, Gefühle und Fähigkeiten innerhalb dieses Raumes entwickelt und verfeinert. Daher darf man eine zivilisierte Lebensform nicht in Reichtum und Luxus, in einem komfortablen Leben in großen, reichlich ausgestatteten Häusern, in bestimmten technischen Errungenschaften oder in Massenproduktion und Massenkonsum suchen, die sämtlich Bestandteile materieller Freuden und physischen Wohlergehens sind. Vielmehr findet man sie in der Reinheit der Gedanken, in der Veredelung von Sitten und Gefühlen und in der Aufrichtigkeit von Ansichten und Urteilen. Eine zivilisierte Lebensform manifestiert sich in der spirituellen „Evolution" des Menschen und in seiner ständigen Selbsterneuerung mit dem Ziel der Erlangung wahrer Menschlichkeit und persönlicher Integrität. Diese machen den Menschen zum „besten Vorbild" der Schöpfung. Es sei darauf hingewiesen, dass eine solche zivilisierte Lebensform kein Kleidungsstück ist, das man in einem Geschäft kauft und sich dann überstreift - wie sie leider von einigen blinden Imitatoren des Westens oft verstanden wird. Nein, eher ist sie ein Bestimmungsort, den man auf dem Weg der Vernunft im Laufe der Zeit und unter bestimmten Umständen erreicht. Zivilisiertheit ist nicht mit Modernismus gleichzusetzen. Während Erstere voraussetzt, dass der Mensch seine Ansichten, seine Denkweise und seine menschlichen Seiten immer wieder verändert und erneuert, gehören zum Modernismus der Wandel des ganzen Lebensstils, körperliche Vergnügungen und das Bemühen um ein angenehmeres Leben. Dies entspricht der Wahrheit, und dennoch wurden die jungen Generationen damit konfrontiert, dass man die beiden Konzepte miteinander vermengte und so Verwirrung stiftete. Zuerst lenkte man ihren Geist auf falsche Fährten, dann sorgte man dafür, dass ihr Glaube, ihre Sprache, ihr gemeinschaftliches Denken, ihre Moral und ihre Kultur immer weiter verfielen. Die Menschen im Westen, die sich mehr als alle anderen technischer Errungenschaften erfreuen, und die sogenannten Intellektuellen, die in den Ländern des Ostens in Erscheinung traten und sich selbst als zivilisiert und die anderen als Barbaren bezeichnen, haben sich, indem sie unterschiedliche Konzepte miteinander vermengten, schwer gegen die Begriffe Zivilisation und Kultur versündigt. Sie sollten doch wissen, dass Zivilisiertheit und Modernismus nicht identisch sind. Ein Intellektueller zu sein und einen Hochschulabschluss zu besitzen, sind zwei ganz unterschiedliche Dinge. Die Zahl wahrer Intellektueller, die nie an einer Schule gelernt haben, liegt keineswegs niedriger als die Zahl jener Absolventen einer Höheren Schule einer Universität, die es nicht geschafft haben, sich aus ihrer Unzivilisiertheit zu befreien. Der Missbrauch von Konzepten kann Trugbilder erzeugen, die lange Bestand haben und dazu führen, dass Begriffe wie Schwarz und Weiß, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, Aufgeklärtheit und Unwissenheit, Intellektualität und Engstirnigkeit oder Zivilisation und Barbarei über einen sehr langen Zeitraum hinweg verwechselt werden. Eine aufgeklärte Gemeinschaft, die sich von der Vermengung von Gedanken, Ausdrucksformen und Überzeugungen befreien kann, erfordert die Existenz einer Gruppe echter Intellektueller (wobei, wie bereits erwähnt, ein Intellektueller nicht unbedingt ein Akademiker sein muss). In jeder Gemeinschaft gibt es Menschen, die sich auf verschiedene Wissenschaftszweige spezialisiert haben. Aber die Aufklärung einer Gemeinschaft erfolgt nicht durch Menschen, die Physik, Chemie oder Biologie studiert haben, sondern durch jene echten Intellektuellen, die auf der Ebene des Geistes leben und sich ihrer Existenz in Seele und Verstand bewusst sind, weil sie ihre Willenskraft in den Dienst der Wahrheit stellen. Indem sie die Wahrheiten der Wissenschaften mit den göttlichen Eingebungen, die aus den unsichtbaren Welten stammen und eine unauslöschliche Quelle des Lichts bilden, verbinden, beleben sie ihre Seele und ihren Verstand immer wieder neu. Und mit den Botschaften, die sie verbreiten, ebnen sie auch der Wiederbelebung ihrer Völker den Weg. Nur auf den Anstrengungen dieser Intellektuellen lässt sich eine wahrhafte Zivilisation errichten. Jede neue Zivilisation entsteht aus Bemühungen heraus, die auf einer einzigartigen Liebe und auf einem einzigartigen Glauben gründen. In Abwesenheit von Liebe und Glauben erübrigt es sich, von Zivilisation zu sprechen. Wenn es an Liebe, Glauben und Fleiß fehlt, und darüber hinaus auch noch autoritärer und repressiver Druck ausgeübt wird, führen selbst die Eroberung des Weltraums und die Entdeckung subatomarer Welten nicht zur Gründung einer Zivilisation. Wenn es dem Großteil der Menschen einer Gemeinschaft an Glauben, Liebe, Fleiß und Verantwortungsgefühl mangelt, wenn die meisten Mitglieder dieser Gemeinschaft ihre wahre Identität nicht kennen und sich des Zeitalters und der Umwelt, in dem bzw. der sie leben, nicht bewusst sind und ein Leben ohne Ziele führen, dann kann diese Gemeinschaft nicht als zivilisiert bezeichnet werden - selbst wenn sie und all ihre Institutionen umorganisiert wurden, der Lebensstandard beträchtlich gestiegen ist und ihre Mitglieder ihren Lebensstil „modernisiert" haben. Denn es wurde ja schon wiederholt angesprochen, dass Zivilisiertheit ein intellektuelles und spirituelles Phänomen ist, das nichts mit Technologie, Kleidung, Aufmachung, Ausstattung oder Luxus zu tun hat. Das Blutvergießen, das Fortbestehen des Kolonialismus unter verschiedenen Namen, nicht enden wollende Massaker und Konflikte, die Unveränderlichkeit des Verhaltens des Menschen, die Grobheit der Umgangsformen, die Unaufgeklärtheit des intellektuellen Lebens, die Dominanz des Materialismus in Wissenschaft und Weltsichten - all diese und noch viele andere überall in der Welt anzutreffende Zeichen der Unzivilisiertheit beweisen ganz eindeutig, dass weder die „entwickelten" Völker dieser Erde noch ihre Nachahmer in puncto Entwicklung die wahre Zivilisation bereits gefunden haben. Bedauerlich ist, dass die Intelligentsia der „Entwicklungsländer" ihren Völkern den falschen Glauben vermittelt hat, dass sie sich über die Modernisierung ihres Lebensstils - sprich: über die vollkommene Abhängigkeit vom Westen - zivilisieren könnten. Und genau das Gleiche hat der Westen ihnen stets eingeredet, um ihnen den Weg zu ihrer wahren Zivilisation zu versperren. Die westlich ausgerichteten Modernisten in jenen Entwicklungsländern haben sich nie davor gescheut, das auszuführen, was ihnen vom Westen eingeredet wurde. Durch konzertierte Angriffe auf Religion, Sprache und Denkweise ihrer Gesellschaften haben sie hundertmal mehr erreicht als das, was selbst Hunderte von Kreuzfahrerarmeen erreichen könnten. Und dennoch: Trotz allem geben wir die Hoffnung nicht auf, dass die Welt erneut eine wahre Zivilisation hervorbringen wird. Die Zeichen dieser Zivilisation, die sich auf Glauben, Liebe, Wissen und universelle moralische Werte gründen wird, sind bereits am Horizont erschienen. Um diese heilige Vision Wirklichkeit werden zu lassen, müssen die jungen Generationen, die diese Angelegenheit längst in die Hand genommen haben, ihren Weg nur mit festem Glauben, außerordentlicher Willenskraft und einer immer stärker werdenden Entschlossenheit fortsetzen." Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 23. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 23. Dezember 2008 Der Mensch ist ein Wesen, dessen Verstand, Geist und Charakter sich entsprechend seiner Sicht der Dinge und der Welt, die er sich in den Jahren des Denkens und der Reflexion angeeignet hat, ausgeformt haben. Gedanken, Absichten und Ambitionen sind für die Entwicklung der Potenziale eines Menschen ebenso wichtig wie die Erde, die Luft, der Regen und die Sonne für das Keimen und Wachsen des Saatguts im Boden. Absicht und Denken besitzen einen ganz wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Moral und des Charakters des Menschen. Gesunder Verstand und guter Charakter entspringen reinen Gedanken und ebensolchen Absichten. Die Gedanken sind der Same, aus dem der Baum der Persönlichkeit heranwächst. Gute Manieren sind die Blüten dieses Baumes, und Freuden und Sorgen sind seine Früchte. Jemand, der auf die positive Seite der Welt schaut, denkt positiv, und jemand der positiv denkt, sorgt dafür, dass die Saat der Tugenden und Schönheiten in seiner Seele aufgeht. Er lebt in den Gärten, die er in der Tiefe seines Inneren angelegt hat. Pessimistische Seelen hingegen, die an allem herumnörgeln und ihre Umwelt durch die schmalen Fenster ihrer finsteren Welt betrachten, können weder das Gute und Schöne in ihr erkennen noch sich ihres Lebens wirklich erfreuen. Selbst wenn ihnen Zugang zum Paradies gewährt würde, würden sie den Lobpreis der Hölle singen und ihrem Groll bei den Engeln der Hölle Luft machen. Genau deshalb vegetieren sie in den Abgründen des Bedauerns und Klagens vor sich hin. Der Mensch, der Stellvertreter des Schöpfers auf Erden, wurde erschaffen, damit er über die gesamte Schöpfung herrsche. Um ihn in die Lage zu versetzen, diese bedeutende Mission zu erfüllen, wurde er mit großen Potenzialen ausgestattet. Indem der Mensch systematisch denkt und sich ins spirituelle Leben vertieft, entwickelt er diese Potenziale und erwirbt sich einen starken Charakter und eine erhabene Persönlichkeit. Pessimismus und destruktive Gedanken hingegen lassen ihn einen schlechten Charakter hervorbringen. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit - die dritte Alternative -, dass er es nicht versteht, den Anweisungen seines Schöpfers entsprechend seine Persönlichkeit durch die Entwicklung seiner Potenziale zu entfalten. In diesem Fall wird er dahinsiechen und nicht in der Lage sein, seiner Gemeinschaft etwas Positives zu bieten. Die Gärten, die ein Mensch mit Hilfe reiner Gedanken und Absichten in seinem Herzen anlegt, gedeihen im Laufe der Zeit unter Umständen so gut, dass sie die ganze Welt umspannen und allen Menschen den Wohlgeruch des Glücks vermitteln. Böse Gedanken und schlechte Absichten hingegen stellen den Mitmenschen nicht mehr als „Blut, Eiter und Schmutz in Aussicht. Jeder Mensch besitzt in der Tat das Potenzial entweder ein „Monster" oder ein ""Engel"" zu sein. In dieser Sphäre der Versuchung kann er sich auf der einen Seite zu den höchsten Wipfeln emporschwingen, auf der anderen Seite aber auch in die tiefsten Abgründe hinab stürzen. Derjenige, der seine Willenskraft im Vertrauen auf Gott und in Übereinstimmung mit den Geboten des Willens Gottes einsetzt, wird mit der Erlaubnis und Unterstützung Gottes zu den höchsten Rängen gelangen, während ein Mensch, der sich selbst dieser Unterstützung beraubt, irgendwann einmal bereuen und sein Mitleid erregendes Ende bejammern wird. Auch wenn stets umstritten ist, welchen Anteil der freie Wille des Menschen am Erbringen seiner Leistungen überhaupt hat, gründen sich alle Pflichten und Verantwortlichkeiten des Menschen auf genau diesen ""dünnen Faden". Ein Mensch, der seine Stärke und seinen Reichtum als angeborene Unfähigkeit und Armseligkeit betrachtet, der deshalb auf die Macht und den Reichtum Gottes vertraut und seinen Willen dem Willen Gottes unterordnet, kann sich selbst disziplinieren. Er kann seine Gedanken und Gefühle auf erhabene Ideale konzentrieren, um für sie die Ewigkeit zu erlangen und mit ihnen seinen Charakter und seine Persönlichkeit zu formen. Er lässt sich von Rückschlägen nicht entmutigen und versäumt es nie, die herrschenden Umstände wieder und wieder zu überdenken. Er nutzt seinen freien Willen als einen Schlüssel, mit dessen Hilfe er die Fallen entdeckt, die ihm sein materielles sinnliches Selbst stellt. Mit ihm räumt er diese Fallen aus dem Weg, der ihn zur Ewigkeit führt. Ohne jemals müde zu werden, erforscht er seine innere Welt, bis er schließlich die Geheimnisse seiner Selbstsucht erkennt. So gelingt es ihm, all seine Talente zu Tugenden und Schönheiten zu entwickeln. So wie Gold gewonnen wird, indem in riesigen Kesseln Tonnen von Erde durchsiebt und weitere Verfahren angewandt werden, kann ein solcher Mensch schließlich zu einem Vorbild der Menschheit werden. Jeder Mensch, der sich aufrichtig darum bemüht, ein wahres ""menschliches Wesen"" zu werden, und sich auf diesem Weg sein ganzes Leben hindurch engagiert, wird eines Tages sein Wunschbild von sich selbst verwirklichen und sein wahres Wesen entdecken. Wer hartnäckig ein bestimmtes Ziel verfolgt, wird es in der Regel auch erreichen. Wer unablässig an eine „Tür" klopft, dem wird irgendwann geöffnet werden. Dieser Punkt entspricht einem Gesetz Gottes, demzufolge der Mensch durch reine Absichten, systematisches Denken, unerschütterliche Entschlossenheit und ununterbrochenes Bemühen in den Rang der Menschlichkeit erhoben werden kann. Der Mensch wird in die Welt gesandt, damit er sich dieser Handwerkszeuge bediene. Bei seinen Anstrengungen, sich emporzuschwingen, werden ihm Hilfe und Unterstützung zugesagt. Das Einzige, was er also tun muss, ist, seinen freien Willen in Übereinstimmung mit den Geboten Gottes einzusetzen und jenen Rang durch zum Himmel gerichtetes Handeln zu erreichen." Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 23. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 23. Dezember 2008 Politik Die Politik ist die Kunst, die Geschäfte eines Volkes auf eine Art und Weise zu verwalten, die sowohl Gott als auch den Menschen gefällt. So lange eine Regierung die Menschen vor dem Bösen und vor Unterdrückung beschützt, darf sie durchaus als politisch erfolgreich und viel versprechend betrachtet werden. Wenn ihr dies jedoch nicht gelingt, darf sie nicht länger an der Macht bleiben. Sonst wird sie Chaos und Schmähungen zurücklassen. *** Eine gute Verwaltung und Politik zeichnet sich dadurch aus, dass sie unveräußerliche Rechte anerkennt, das Recht achtet und die Verantwortung des Einzeln betont. Weiterhin hievt sie verantwortungsbewusste Menschen in führende Positionen und wählt erfahrene Menschen für heikle und schwierige Missionen aus. *** Dass die Regierung sagt: „Mein Volk!, ist wichtiger, als dass das Volk sagt: „Meine Regierung!". Wenn das Volk die Regierung für eine Ansammlung von Parasiten hält, heißt das, dass der Körper sich schon lange vom Kopf getrennt hat. *** Eine Regierung verspricht Gerechtigkeit und öffentliche Ordnung. Wo diese nicht existieren, kann auch keine Rede davon sein, dass eine Regierung im Amt ist. *** Wenn die Verantwortlichen, die einen guten und rechtschaffenen Staat leiten, auf Grund der Aufrichtigkeit ihres Geistes und ihrer Ideen und Gefühle ausgewählt werden, wird dieser Staat bedeutungsvoll und stark bleiben. Eine Regierung hingegen, die von Beamten geführt wird, die diese Qualitäten vermissen lassen, ist zwar nach wie vor eine Regierung, jedoch keine gute und dauerhafte. Früher oder später wird sich das fehlerhafte Handeln ihrer Beamten als schwarzer Streifen auf ihrem Antlitz abzeichnen und die Augen ihrer Bürger trüben. *** Staatsbeamte sollten entgegenkommend und offenherzig sein und sich dem Recht verpflichtet fühlen. Diese Eigenschaften werden ihnen persönlich, aber auch ihren Staaten und deren Gesetzen zu Wertschätzung und Ehre verhelfen. Man sollte nicht vergessen, dass extreme Härte unerwartete Explosionen nach sich zieht und extreme Duldsamkeit Unheil bringende Ideen fördert. *** Gesetze sollten zu jeder Zeit an jedem Ort und für jeden Menschen gelten. Diejenigen, die sie durchsetzen, sollten mutig und gerecht sein, und die Masse sollte ihnen mit Ehrfurcht begegnen. Sie sollte sich aber nicht so sehr vor ihnen fürchten, dass sie ihnen nicht länger trauen und sich nicht mehr sicher unter ihnen fühlen. *** Große Staaten bringen großartige Regierungen hervor. Es sind jene Generationen, die sich ebenso durch große Spiritualität, wissenschaftliche Stärke, finanzielle Möglichkeiten und ein weites Bewusstsein auszeichnen wie durch Individuen, die dafür kämpfen, sie selbst zu sein, welche große Staaten begründen. *** Die Einheit von Gefühlen, Gedanken und Kultur ist für die Stärke eines Volkes von entscheidender Bedeutung. Jede Erschütterung der religiösen und moralischen Einheit führt zu einer Schwächung. *** Jedes Vorgehen hat seinen eigenen Weg. Der Weg zur Erneuerung eines Staatswesens führt darüber, das eigene Vergnügen zu ignorieren, Freude nur dann zu empfinden, wenn das Volk Freude empfindet, und nur dann zu trauern, wenn das Volk trauert. *** Reife Menschen lassen es nicht zu, dass aus unterschiedlichen Gedanken und Meinungen ernsthafte Konflikte entstehen. Andererseits steht jedoch niemandem das Recht zu, Auffassungen und Sichtweisen zu tolerieren, die einen Keil zwischen die Menschen treiben und die Gesellschaft zerstören. Wer Spaltung billigt, verschließt seine Augen vor dem Untergang des Staates. *** Menschen, die nicht so denken wie du, können sehr wohl aufrichtig und produktiv sein. Also widersetzte dich nicht allen Ideen, die deinen eigenen zu widersprechen scheinen. Suche nach Wegen, von den unterschiedlichen Ansichten und Ideen der Menschen zu profitieren, und rede mit ihnen. Andernfalls werden jene, die auf Distanz gehalten und frustriert werden, weil sie nicht so denken wie wir, bald große Massen bilden, die sich uns gegenüberstellen und uns zerschmettern. Selbst wenn diese Menschen nichts Positives zu Stande gebracht haben mögen, liegt die Zahl der Staaten, die sie zerstört haben, doch unermesslich hoch. *** Die Menschen müssen lernen, wie sie vom Wissen anderer und von jenen Ideen profitieren, die ihrem eigenen System und Denken und ihrer eigenen Welt nützlich sind. Niemand sollte vergessen, auf den Erfahrungsschatz der Erfahrenen zurückzugreifen. *** Wer unter Politik politische Parteien, Wahlkampf, Wahlen und den Kampf um die Macht versteht, liegt falsch. Die Politik ist die Kunst einer Verwaltung, die auf der Gegenwart, der Zukunft und dem Jüngsten Tag basiert - einer Verwaltung, die die Zustimmung der Menschen und das Wohlwollen Gottes findet. *** Die Dominanz der Macht ist vergänglich, während die Dominanz der Wahrheit und der Gerechtigkeit ewig währen wird. Und selbst wenn jene heute noch nicht herrschen mögen, werden sie doch in naher Zukunft siegreich sein. Aus diesem Grunde sollten aufrichtige Politiker sich und ihre Politik an Wahrheit und Gerechtigkeit ausrichten." Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 30. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 30. Dezember 2008 Fethullah Gülen Ich frage mich, ob wir dieses Buch der Natur, das mit seinen „in silbernen Fäden gewobenen Linien vor uns aufgeschlagen liegt und dessen Seiten jede für sich eine Darstellung der unterschiedlichsten Schönheiten enthält, tatsächlich so bewusst und verständnisvoll wie nötig studieren können. Dieses brillante wunderbare Buch, das uns eine innere Versenkung in die Umarmung der Sonne anbietet und zu jeder Jahreszeit eine andere Schönheit und Eleganz ausstrahlt, ist eine Beweisquelle oder eine Mine, in der Glück und Kraft abgebaut wird. In jedem Fall bedarf es einer sorgfältigen Analyse." Wenn wir dieses Buch im „Licht, das die Himmel ausstrahlen, und im Licht der „Lampe", die unsere Seelen erleuchtet, betrachten und dabei spüren, wie wir auf den Flügeln des Glaubens und Wissens in die Sphäre des Seins erhoben werden, werden wir niemals in Pessimismus verfallen oder uns einsam fühlen. Vielmehr werden wir in jedem einzelnen Augenblick vor einer anderen „Freude" schier überfließen. Stehende Gewässer setzen Moos an. Inaktive Gliedmaßen weisen Kalkablagerungen auf. Wasserfälle hingegen sind stets rein. Diejenigen, die ihren Verstand rege und ihre Seelen rein halten, werden eines Tages erkennen, dass sie in ihrem Innern zahllose „Samen der Schönheit" zum Keimen gebracht haben und dass all ihre Bemühungen Fürchte getragen haben. Aber nur ein umgepflügtes Land kann besät werden, und nur gepflegte Gärten und beschnittene Bäume bringen die besten Früchte hervor. So wie sich auf Grund unserer Nachlässigkeit Nesseln in unseren Gärten ausbreiten, führt jede Bosheit, die wir nähren, zu Achtlosigkeit. Die aktiven und wachsamen Menschen schauen durch die Fenster ihrer reinen Gedanken und aufrichtigen Gefühle auf die Dinge und Ereignisse. Sie sind mit der Gesamtheit des Seins vereint. Wie sollte es auch anders sein, wo sie doch sehen, dass alle Dinge und alle Lebewesen „Wörter" darstellen, die durch die „Schreibfeder der Macht Gottes" zum Leben erweckt wurden? Wenn wir es schaffen, diese Welt, in der jede lebende Kreatur sich entwickelt und aufblüht, mit den Augen unserer Herzen und Seelen zu betrachten, werden wir erkennen können, dass in jedem Winkel geheimnisvolle Werke der Macht Gottes zu finden sind: Jeder einzelne Baum zum Beispiel ist ein wunderschöner lebender Organismus, durch dessen Adern das Wasser des Lebens fließt, und ein anbetender Diener Gottes, der Ihn mit seinen weit geöffneten Armen - Ästen - anfleht. Mit der Begeisterung ihrer permanenten Wiederbelebung und dank ihres Zusammenspiels mit der Sonne, der Luft und dem Wasser ist die Erde stets aktiv. Allerorten ist sie mit „Grün" bedeckt, bereit zu erblühen und Früchte zu tragen. Wenn es dem Menschen nur gelingt, den Schleier zwischen seiner Seele und seinen Augen zu lüften und die Realität der Dinge zu schauen, dann wird sich das Buch der Natur, das ihn mit all seinen Schönheiten, Farben, Düften und überwältigenden Formen umgibt, in seiner Seele widerspiegeln. Indem es ihn durch die Flure des Paradieses geleitet, wird es ihn von seiner Gefangenschaft in Verblendung und Genusssucht befreien. Dann wird der Mensch erkennen, dass jeder Ort, zu dem er mit seinem Sehvermögen und seiner Vorstellungskraft gelangt, mit den köstlichsten Früchten und den erstaunlichsten Anblicken geschmückt ist. Sein Herz, sein Geist, seine Augen und seine Ohren werden an ihnen teilhaben und ihn mit Glückseligkeit überschütten. Dieselbe Macht, die uns mit der Fähigkeit zu schmecken und zu lernen ausgestattet hat, hat auch dafür gesorgt, dass unsere natürliche Umwelt den Gärten des Paradieses ähnelt. Wie großartig muss es also sein, jene Beziehung zwischen dem Paradies und unserer natürlichen Umwelt wahrzunehmen, die uns mit spirituellem Glanz erfüllt. Und wie gesegnet und wohl tuend ist der Verborgene, der uns mit jedem Naturphänomen erleuchtet! Die unendliche Schönheit, die uns umgibt, offenbart sich seit Anbeginn der Welt - Tag für Tag und mit immer neuen Segnungen und Bedeutungen, die auf Ihn hinweisen. Durch diese stetige Offenlegung und durch diese immer frischen Blüten und Bedeutungen wird - ebenso wie jedes andere Ding oder Lebewesen - auch der Mensch permanent erneuert und nimmt die Gestalt der unterschiedlichsten Individuen an. Diejenigen, die leben, ohne sich dieser Erneuerung bewusst zu sein, sind gegenüber allem, was um sie herum geschieht, blind und taub. Wer jedoch das Glück hat, sich inmitten der Schönheiten der Natur wieder zu finden, wird in diesen „Strom" eintauchen und schließlich den „Ozean" erreichen. Jene gesegneten Menschen, von denen jeder einzelne nur ein einzelner Tropfen ist, die aber durch ihr kollektives Bewusstsein zum „Ozean des Seins" geworden sind, werden niemals Einsamkeit empfinden. Indem sie sich ihrem Schöpfer anvertrauen, bitten sie Ihn, ihre „Wunden" zu „heilen" und ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Ihre tiefe Beziehung zu Ihm wird sie in die innersten Sphären sowohl ihrer eigenen Existenz als auch des äußeren Seins fliegen lassen. Sie werden erstaunliche Sphären erreichen, die weder von den Augen erblickt noch vom Verstand begriffen werden können. Die innere Welt eines Menschen, der seine Existenz entdeckt hat, ist so tief und strahlend wie die Himmel, so ausgedehnt wie der Weltraum und so farbenprächtig und herzerfrischend wie die Gärten des Paradieses. Mit den Fackeln leuchtet er sein inneres Sein aus. Er sieht, dass sämtliche Schleier von den Dingen und Ereignissen entfernt wurden und dass diese nun in aller Pracht erstrahlen. Jede Wahrheit stellt sich im Menschen in ihrer ganzen Herrlichkeit dar und gleicht einem Funken. Wird sie dann entzündet, entspringt ihr eine Lichtflut, die den Menschen dabei hilft, die Wege zur Ewigkeit zu entdecken, das Geheimnis der Entfernungen begreifen und sich von allen Verwirrungen zu befreien. Nun liegt es an jener glücklichen Generation, die sowohl die intellektuelle als auch die spirituelle Erleuchtung realisiert hat, überall auf der Welt zu verkünden, dass das Licht Gottes die Menschen mit einer neuen Perspektive zur Einschätzung der Dinge und Ereignisse versorgen wird." Zivilisiertheit ist nicht mit Modernismus gleichzusetzen. Während Erstere voraussetzt, dass der Mensch seine Ansichten, seine Denkweise und seine menschlichen Seiten immer wieder verändert und erneuert, gehören zum Modernismus der Wandel des ganzen Lebensstils, körperliche Vergnügungen und das Bemühen um ein angenehmeres Leben. Dies entspricht der Wahrheit, und dennoch wurden die jungen Generationen damit konfrontiert, dass man die beiden Konzepte miteinander vermengte und so Verwirrung stiftete. Zuerst lenkte man ihren Geist auf falsche Fährten, dann sorgte man dafür, dass ihr Glaube, ihre Sprache, ihr gemeinschaftliches Denken, ihre Moral und ihre Kultur immer weiter verfielen. Die Menschen im Westen, die sich mehr als alle anderen technischer Errungenschaften erfreuen, und die sogenannten Intellektuellen, die in den Ländern des Ostens in Erscheinung traten und sich selbst als zivilisiert und die anderen als Barbaren bezeichnen, haben sich, indem sie unterschiedliche Konzepte miteinander vermengten, schwer gegen die Begriffe Zivilisation und Kultur versündigt. Sie sollten doch wissen, dass Zivilisiertheit und Modernismus nicht identisch sind. Ein Intellektueller zu sein und einen Hochschulabschluss zu besitzen, sind zwei ganz unterschiedliche Dinge. Die Zahl wahrer Intellektueller, die nie an einer Schule gelernt haben, liegt keineswegs niedriger als die Zahl jener Absolventen einer Höheren Schule einer Universität, die es nicht geschafft haben, sich aus ihrer Unzivilisiertheit zu befreien. Der Missbrauch von Konzepten kann Trugbilder erzeugen, die lange Bestand haben und dazu führen, dass Begriffe wie Schwarz und Weiß, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, Aufgeklärtheit und Unwissenheit, Intellektualität und Engstirnigkeit oder Zivilisation und Barbarei über einen sehr langen Zeitraum hinweg verwechselt werden. Eine aufgeklärte Gemeinschaft, die sich von der Vermengung von Gedanken, Ausdrucksformen und Überzeugungen befreien kann, erfordert die Existenz einer Gruppe echter Intellektueller (wobei, wie bereits erwähnt, ein Intellektueller nicht unbedingt ein Akademiker sein muss). In jeder Gemeinschaft gibt es Menschen, die sich auf verschiedene Wissenschaftszweige spezialisiert haben. Aber die Aufklärung einer Gemeinschaft erfolgt nicht durch Menschen, die Physik, Chemie oder Biologie studiert haben, sondern durch jene echten Intellektuellen, die auf der Ebene des Geistes leben und sich ihrer Existenz in Seele und Verstand bewusst sind, weil sie ihre Willenskraft in den Dienst der Wahrheit stellen. Indem sie die Wahrheiten der Wissenschaften mit den göttlichen Eingebungen, die aus den unsichtbaren Welten stammen und eine unauslöschliche Quelle des Lichts bilden, verbinden, beleben sie ihre Seele und ihren Verstand immer wieder neu. Und mit den Botschaften, die sie verbreiten, ebnen sie auch der Wiederbelebung ihrer Völker den Weg. Nur auf den Anstrengungen dieser Intellektuellen lässt sich eine wahrhafte Zivilisation errichten. Jede neue Zivilisation entsteht aus Bemühungen heraus, die auf einer einzigartigen Liebe und auf einem einzigartigen Glauben gründen. In Abwesenheit von Liebe und Glauben erübrigt es sich, von Zivilisation zu sprechen. Wenn es an Liebe, Glauben und Fleiß fehlt, und darüber hinaus auch noch autoritärer und repressiver Druck ausgeübt wird, führen selbst die Eroberung des Weltraums und die Entdeckung subatomarer Welten nicht zur Gründung einer Zivilisation. Wenn es dem Großteil der Menschen einer Gemeinschaft an Glauben, Liebe, Fleiß und Verantwortungsgefühl mangelt, wenn die meisten Mitglieder dieser Gemeinschaft ihre wahre Identität nicht kennen und sich des Zeitalters und der Umwelt, in dem bzw. der sie leben, nicht bewusst sind und ein Leben ohne Ziele führen, dann kann diese Gemeinschaft nicht als zivilisiert bezeichnet werden - selbst wenn sie und all ihre Institutionen umorganisiert wurden, der Lebensstandard beträchtlich gestiegen ist und ihre Mitglieder ihren Lebensstil „modernisiert" haben. Denn es wurde ja schon wiederholt angesprochen, dass Zivilisiertheit ein intellektuelles und spirituelles Phänomen ist, das nichts mit Technologie, Kleidung, Aufmachung, Ausstattung oder Luxus zu tun hat. Das Blutvergießen, das Fortbestehen des Kolonialismus unter verschiedenen Namen, nicht enden wollende Massaker und Konflikte, die Unveränderlichkeit des Verhaltens des Menschen, die Grobheit der Umgangsformen, die Unaufgeklärtheit des intellektuellen Lebens, die Dominanz des Materialismus in Wissenschaft und Weltsichten - all diese und noch viele andere überall in der Welt anzutreffende Zeichen der Unzivilisiertheit beweisen ganz eindeutig, dass weder die „entwickelten" Völker dieser Erde noch ihre Nachahmer in puncto Entwicklung die wahre Zivilisation bereits gefunden haben. Bedauerlich ist, dass die Intelligentsia der „Entwicklungsländer" ihren Völkern den falschen Glauben vermittelt hat, dass sie sich über die Modernisierung ihres Lebensstils - sprich: über die vollkommene Abhängigkeit vom Westen - zivilisieren könnten. Und genau das Gleiche hat der Westen ihnen stets eingeredet, um ihnen den Weg zu ihrer wahren Zivilisation zu versperren. Die westlich ausgerichteten Modernisten in jenen Entwicklungsländern haben sich nie davor gescheut, das auszuführen, was ihnen vom Westen eingeredet wurde. Durch konzertierte Angriffe auf Religion, Sprache und Denkweise ihrer Gesellschaften haben sie hundertmal mehr erreicht als das, was selbst Hunderte von Kreuzfahrerarmeen erreichen könnten. Und dennoch: Trotz allem geben wir die Hoffnung nicht auf, dass die Welt erneut eine wahre Zivilisation hervorbringen wird. Die Zeichen dieser Zivilisation, die sich auf Glauben, Liebe, Wissen und universelle moralische Werte gründen wird, sind bereits am Horizont erschienen. Um diese heilige Vision Wirklichkeit werden zu lassen, müssen die jungen Generationen, die diese Angelegenheit längst in die Hand genommen haben, ihren Weg nur mit festem Glauben, außerordentlicher Willenskraft und einer immer stärker werdenden Entschlossenheit fortsetzen." Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 9. Januar 2009 Teilen Geschrieben 9. Januar 2009 I'thar (Uneigennützigkeit) I’thar (Uneigennützigkeit) - anderen Menschen den Vorzug vor sich selbst zu geben, wenn man etwas Gutes tut - bedeutet nach Ansicht der Moralisten, den Gemeinschaftsinteressen Vorrang vor den eigenen Interessen einzuräumen. Den Sufis zufolge heißt es jedoch, alle persönlichen Angelegenheiten hintan zu stellen und sich in völliger Hingabe dem Leben der Mitmenschen zu widmen: sich selbst also in den Anliegen anderer aufzulösen. Das Gegenteil der Uneigennützigkeit bilden Geiz und Selbstsucht, die aus Habsucht und dem Versessensein auf diese Welt resultieren. Sowohl Geiz als auch Selbstsucht gelten als Gründe für die Entfremdung eines Menschen vom Schöpfer, vom Erschaffenen und von der Welt.[1] Uneigennützigkeit hingegen bringt Großzügigkeit, Güte und vollkommene Tugend hervor. Ein großzügiger Gläubiger teilt manche seiner Besitztümer mit anderen Menschen, ohne sich dabei unwohl zu fühlen. Aus einem gütigen Gläubigen spricht die Haltung, dass sein eigenes Glück vom Glück anderer abhängt und dass er darüber hinaus das Glück anderer dem eigenen Glück voranstellt. Einem Gläubigen mit vollkommener Tugend (Ihsan) wiederum liegt das Wohlergehen anderer sogar dann mehr am Herzen als das eigene, wenn er selber in Not ist. Der Koran weist in Vers 59:9 auf diesen höchsten Grad der Uneigennützigkeit hin: [sie] hegen in sich kein Verlangen nach dem, was ihnen gegeben wurde, sondern sehen (die Flüchtlinge gern) vor ihnen selbst bevorzugt, auch wenn sie selbst in Dürftigkeit leben. Uneigennützigkeit ist wertvoll, wenn sie aus freien Stücken erlangt und ausgeübt wird; keinerlei Wert besitzt sie hingegen, wenn sie jemandem aufgezwungen und unfreiwillig gewirkt wird. Großzügigkeit und Güte, die der Uneigennützigkeit entspringen und Dimensionen der Uneigennützigkeit darstellen, verfügen über unterschiedliche Intensitäten: Als der höchste Grad der Ehrbarkeit gilt es, wenn ein Mensch seine Seele auf dem Wege Gottes (um der Sache Gottes willen) hingibt; denn auf dem Wege Gottes bedeutet gleichzeitig auch um des Glaubens willen und zum Wohle der Gläubigen. Den zweiten Grad der Ehrbarkeit erreicht derjenige, der im Zweifelsfall zugunsten des Wohles und der Einheit der Gesellschaft seinen (rechtmäßigen) Anspruch auf die Rolle eines Machthabers oder eine ähnlich hohe Position fallen lässt. Der dritte Grad der Ehrbarkeit besteht darin, das (ökonomische) Wohlergehen anderer über das eigene zu stellen. Wenn man anderen gestattet, von den eigenen Erkenntnissen und Ideen zu profitieren, ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen, so ist dies eine Tugend, die als nicht ganz so hoch eingeschätzt wird wie die zuvor genannten Tugenden. An andere Menschen zu spenden - dieser Punkt umfasst die Pflichten der vorgeschriebenen und freiwilligen Abgaben (Zakat und Sadaqa). Beispiele für Uneigennützigkeit, um die sich fast jeder Mensch in jeder Situation bemühen kann, liegen darin, Entgegenkommen zu zeigen, mit freundlichen und warmen Worten zu sprechen, anderen zu helfen und ganz allgemein Gutes zu wirken. Bei der ersten dieser unterschiedlichen Intensitäten von Großzügigkeit und Güte handelt es sich um eine tiefgründige und elementare Dimension der Uneigennützigkeit, die nicht jeder erreichen kann. Mawlana Dschami‘[2], der Autor des Werkes Baharistan (Das Land des Frühlings) bringt es in bemerkenswerter Weise auf den Punkt: Es ist einfach, Großzügigkeit mit Gold und Silber zu bezeigen, Respekt aber verdient der, der Großzügigkeit mit seiner Seele erweist. Einige charakteristische Merkmale von Menschen, die Uneigennützigkeit praktizieren, lauten: Sie geben anderen Speis und Trank und nehmen dabei in Kauf, selbst Hunger und Durst zu leiden. Sie vernachlässigen also ihr eigenes Wohl zugunsten des Wohles anderer. Diese Eigenschaft, sofern sie keine Rechte Außenstehender verletzt, zeichnet wahrhaft fromme, erhabene Menschen aus. Allen Schwierigkeiten zum Trotz, betrachten sie ihren ganzen Besitz als einen Gunstbeweis Gottes und geben ihn dahin auf dem Wege Gottes - allein um Seines Wohlgefallens willen und mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass sie anschließend schnell wieder vergessen, was sie Gutes getan haben. Diese Eigenschaft bleibt all jenen vorbehalten, die Gott sehr nahe stehen. Ihnen bereitet es eine weitaus größere Freude zu geben als zu nehmen. Sie schreiben alle Gunstbeweise, mit denen sie gesegnet sind, allein Gott zu; und sie verwehren sich entschieden gegen den Gedanken, sie selbst seien diejenigen, die Gutes bewirken. Sie erwarten für das, was sie tun, keinen Lohn, auch nicht in Form von spirituellen Freuden. Sie sind Gottes ständig gewahr und nehmen sich selbst als den Schatten des Lichtes Seiner Existenz wahr. Dieser letzte Punkt wird nur von jenen erreicht, die Gott am nächsten stehen; so auch vom erhabensten Repräsentanten der Menschheit, dem Propheten Muhammad, der der bedeutendste Mensch aller Zeiten war. Seine Himmelsreise demonstriert, dass ihm als Belohnung für seine unablässigen Bemühungen um vollkommene Gotteserkenntnis die höchste Ehre zuteil wurde, zu einem Vorbild zu werden (dem alle Engel und viele Menschen und Dschinn nacheifern). Seine Rückkehr aus den Sphären jenseits der Himmel zu den Menschen auf der Erde war ein so großartiger Akt der Uneigennützigkeit, dass niemand jemals in der Lage sein wird, diesen zu übertreffen. In der Tatsache, dass er das Paradies wieder verließ und mit seinen Tränen die Abgründe der Hölle benetzte, um die Menschheit zu erretten, manifestiert sich die größtmögliche Uneigennützigkeit. O Gott, um des von Dir auserwählten Propheten Muhammad willen, lass uns, selbst wenn die Armut ihr Schicksal ist, zu jenen gehören, die das, was ihren Brüdern und Schwestern in der Religion gegeben wurde, nicht mit Missgunst betrachten, sondern diese der eigenen Person vorziehen. Dein Segen und Frieden sei auf unserem Lehrmeister Muhammad und Seiner Familie und Seinen Gefährten! Anmerkungen [1] Tirmidhi, Birr, 40 [2] Mawlana Nur ad-Din Abd ar-Rahman ibn Ahmad al-Dschami‘ (1414-1492) wird oft als der letzte klassische Dichter Persiens bezeichnet. Aus seiner Feder stammen zahlreiche Liedtexte und Hirtengedichte, aber auch viele Prosawerke. Sein Buch Salaman und Absal ist eine Allegorie auf die profane und die heilige Liebe. Von Mawlana Dschami‘ stammen außerdem die Werke Haft Awrang, Tuhfat al-Ahrar, Layla wa Madschnun, Fatihat as-Schabab, Lawa’ih, ad-Durra. [Anm. des Übers.] Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 9. Januar 2009 Teilen Geschrieben 9. Januar 2009 Hurriya (Freiheit) Die Verwirklichung eines jeden rechtmäßigen Wunsches, die Tatsache, keinem Druck und keinen Beschränkungen ausgesetzt zu sein und sich nicht unterwürfig zeigen zu müssen, das Recht zu wählen, gewählt zu werden und bestimmte grundlegende Rechte im politischen Leben zu genießen - all dies kann dem Freiheitsbegriff zugeordnet werden, einem Konzept, das in der jüngeren Geschichte von Denken und Recht so kontrovers diskutiert wurde wie kaum ein anderes. Die grundlegenden Freiheiten des Menschen, die von den persönlichen Rechten bis zu den politischen und den gesellschaftlichen reichen - Glaubensfreiheit, Religionsfreiheit, Gewissensfreiheit, Meinungsfreiheit, die Freiheit, eine Familie zu haben, zu arbeiten und Eigentum zu besitzen, das Recht, eine Vereinigung zu bilden, zu wählen und gewählt zu werden, usw. -, sollen an dieser Stelle nicht diskutiert werden. Allerdings sei darauf verwiesen, dass sie stets zu den wichtigsten Themen in der Geschichte der Menschheit gezählt wurden. Die Freiheit (Hurriya) ist eines der wertvollsten Geschenke Gottes an uns Menschen. Sie ist die elementarste und lebendigste Dimension unseres Lebens, weil sie die wichtigste menschliche Instanz umspannt - nämlich unseren freien Willen, die maßgebliche Stütze unseres Gewissens. Dieses große Geschenk wurde in der islamischen Literatur definiert als die Durchsetzung und Wahrnehmung der grundlegenden Rechte durch das Individuum. Um sich aber dieser persönlichen Freiheit in vollem Umfang bewusst werden zu können, muss man - zumindest bis zu einem gewissen Grad - auch ihr Gegenteil kennen. Und dieses Gegenteil liegt darin, dass wir in der Wahrnehmung unserer persönlichen Rechte von anderen Menschen abhängig sind, was einer Form der Freiheitsberaubung gleichkommt. Gott, der Allmächtige, ist es, der uns Menschen diese Rechte schenkt; daher darf niemand sie eintauschen oder verkaufen oder anderen übertragen. Diejenigen, die dies dennoch tun, begehen damit eine Sünde und büßen durch diesen Akt ein Stück von ihrer Menschlichkeit ein. Gott wird sie dafür zur Rechenschaft ziehen. In ihrem Verhalten manifestiert sich vor allem Geringschätzung gegenüber den menschlichen Werten. Wer sich so geringschätzig zeigt, kann sich seines Daseins kaum bewusst sein; und wer sich seines Daseins nicht bewusst ist, hat keinen Bezug zur Wahrheit und keinen Zugang zur Liebe zu Gott und zum Dienst an Ihm. Um es ganz deutlich zu sagen: Weder kann behauptet werden, dass Menschen, die Gott - der ja die Wahrheit und die Quelle aller Menschenrechte ist - nicht kennen, in dem Sinne frei sind, dass sie sich ihrer menschlichen Rechte bewusst wären, noch trifft es zu, dass Menschen, die es nicht schaffen, sich von der Knechtung durch andere Menschen oder Dinge zu befreien, im wahren Sinne des Wortes frei sind. Was bis zu diesem Punkt gesagt wurde, stellt jedoch lediglich eine kurze Einführung dar, die zu jener Form der Freiheit überleiten soll, die einer der smaragdgründen Hügel des Herzens ist. Die Freiheit, die im islamischen Sufismus wurzelt, ist eine der bedeutendsten Früchte der Enthaltsamkeit (Riyada). Sie manifestiert sich darin, dass sich ein Mensch nichts und niemand anderem als Gott unterwirft oder beugt und dadurch zum Ausdruck bringt, dass sein Herz ein geschliffener Spiegel ist, der die Manifestationen Gottes auffängt und reflektiert. Wer diese Station auf dem Weg zu Gott über Enthaltsamkeit und mit Gottes Hilfe erreicht hat, löst sich innerlich von allen Dingen und Lebewesen außer Gott. Mit Gefühlen, in denen die Freiheit pulsiert, und einem Herzen, das freudig im Takt seiner Sehnsucht nach Freiheit schlägt, durchbricht er die Barrieren seiner Individualität, verfolgt allein dieses eine Ziel und webt - wie der respektierte erhabene Harith[1] es in seiner Philosophie auszudrücken pflegte - das Tuch seines Denkens mit den Fäden des Jenseits. Wahre Freiheit erlangt man nur dadurch, dass man sein Herz von irdischen Sorgen und Ängsten reinigt, um sich Gott mit dem ganzen Wesen zuzuwenden. Um diese Realität in Worte zu fassen, sagen die Sufimeister: Kind, streife die Fesseln der Knechtschaft ab, und sei frei! Wie lange noch willst du dich von Gold und Silber unterjochen lassen? Und auch Dschunayd al-Baghdadis[2] Antwort auf die Frage, was genau denn unter Freiheit zu verstehen sei, bezieht sich auf die Essenz der Freiheit: "Den Geschmack der Freiheit kannst du schmecken, wenn du dich von allen Bindungen außer dem Dienst an Gott befreist." Wenn die Freiheit in direkt proportionalem Verhältnis zur aufrichtigen Hingabe und zum Dienst an Gott, dem Allmächtigen, steht - und das ist zweifellos der Fall -, dann können Menschen, die ein fremdbestimmtes Leben führen, nicht wirklich frei genannt werden. Die folgenden Verse eines anonymen Autors drücken es so aus: Wenn du die Trommel der Ehre schlagen möchtest, begib dich hinter das Rad der Sterne; Denn dieser Kreis voller Ringe ist die Trommel der Demütigung. Nur wer wahre Freiheit erlangt, kann ein vollkommener Diener Gottes werden. Der Gradmesser wahrer Freiheit eines Menschen ist sein Dienst an Gott. Wer sich diesem Dienst nicht verpflichtet, kann weder frei sein noch menschliche Werte in ihrer ganzen Reichweite und Bedeutung repräsentieren. Einem solchen Menschen wird es nie gelingen, den Fängen seines Körpers und seiner Sinne zu entkommen. Er wird nie mit einem ,reinen Herzen' bis zum Horizont des spirituellen Lebens vordringen und auch nie die Tiefe ermessen können, die in der Essenz des menschlichen Seins verborgen liegt. Menschen, die ihr Leben in der Gefangenschaft irdischer Erwägungen verbringen, begegnen den Segnungen, die ihnen zuteil werden, mit wachsendem Hochmut. Anstatt Gott dankbar zu sein, schreiben sie sämtliche Leistungen, die Gott ihnen zu wirken ermöglicht, sich selbst zu; und wenn sie einmal scheitern, dann sind sie tief enttäuscht und zittern vor Angst, dass ihnen die Privilegien, die sie genießen dürfen, wieder entzogen werden. Solch unglückselige Menschen wissen nicht, was Freiheit bedeutet, und seien sie auch Könige in der Welt. Solange sich das Herz an Ziele aller Art, geliebte Menschen und Sehnsüchte klammert, wird es nicht in den Genuss von Freiheit kommen. Wie soll denn ein Mensch auch frei sein, wenn er permanent darüber nachsinnen muss, wie er das, was er von anderen erwartet, auch tatsächlich erhalten und anschließend zurückzahlen kann? Wie soll jemand frei sein, der den größten Teil seiner Lebensenergie an Menschen verschwendet, von denen er sich eine Befriedigung seiner irdischen Interessen und körperlichen Vergnügungen verspricht? Es ist eine große ins Verderben führende Versuchung, sich dem Strudel rein auf die Welt ausgerichteter Betrachtungen zu überlassen und sich mit einem Herzen, das wertlosen, flüchtigen Objekten nachhängt, ganz auf irdische Ziele zu konzentrieren. Aber welch großer Gunstbeweis liegt demgegenüber darin, dass Gott das Herz mancher Menschen für viele Äußerungsformen der kurzlebigen Welt versiegelt, die das fleischliche Selbst betören. Wenn Gott die Verbindung des Herzens zur Welt durchtrennt, dann ist das ein außerordentlicher Segen. Denn diese Verbindung ist eine Form der Knechtschaft, und die Durchtrennung der Verbindung ist eine Brücke, die zu wahrer Freiheit führt. -------------------------------------------------------------------------------- [1] Abu Abdullah Harith al-Muhasibi (gest. 858) war einer der führenden Sufis seiner Zeit. Seine Autorität in den grundlegenden Wissenschaften ebenso wie in sekundären Wissenschaftszweigen wurde von allen Theologen anerkannt. Neben vielen anderen Werken verfasste er eines über die Grundprinzipien des Sufismus mit dem Titel Ri'aya li-Huquq'illah (Die Befolgung der Rechte Gottes). Harith al-Muhasibi galt als ein Mann von erhabenem Geist und nobler Gesinnung. [Anm. des Übers.] [2] Dschunayd al-Baghdadi (gest. 910) war einer der berühmtesten frühen Sufis. Er genoss großen Respekt und wurde auch als der Prinz derjenigen, die Gott kennen, bezeichnet. [Anm. des Übers.] Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 24. Januar 2009 Teilen Geschrieben 24. Januar 2009 Islam und Demokratie: Ein von Missverständnissen geprägtes Verhältnis Kaum ein Thema auf dem weiten Feld der Politikwissenschaften wird derzeit so ausgiebig diskutiert wie das Verhältnis des Islams zur Demokratie. Kein Wunder, schließlich beeinflusst die Frage, ob sich der Islam mit Demokratie und demokratischen Idealen vereinbaren lässt, direkt und ganz entscheidend das Leben eines Viertels der Weltbevölkerung. Eine intensive Beschäftigung mit diesem Thema führt Studenten der Politikwissenschaften zu einer weiteren wichtigen Frage: Inwieweit wirken Religionen im Allgemeinen und der Islam im Besonderen auf die politischen Systeme der Staaten ein? Was auch diese Frage so interessant erscheinen lässt, ist die Tatsache, dass die überwältigende Mehrheit der Länder mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit entweder von nichtdemokratischen Regimen oder von unstabilen Demokratien regiert wird. Ausnahmen gibt es nur sehr wenige.[1] In meinem Beitrag möchte ich zunächst einige allgemeine Probleme aufzeigen, die eine Analyse des Verhältnisses von Islam und Demokratie naturgemäß mit sich bringt. Danach werde ich darlegen, dass das Fehlen demokratischer politischer Systeme in Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit von Fachleuten durchaus unterschiedlich interpretiert wird. Dabei werde ich mich schwerpunktmäßig auf zwei wichtige relativ neue Publikationen in englischer Sprache stützen: Zum einen auf das Buch Islam and the Challenge of Democracy (Der Islam und die Herausforderung der Demokratie) von Khaled Abou El Fadl aus dem Jahr 2004. Der Autor untersucht, welchen Spielraum die islamische theologische Lehre für demokratische Systeme lässt. Khaled Abou El Fadl kommt zu dem Schluss, dass kein anderes System zur Ausübung von Herrschaft den sozialen und politischen Werten der islamischen Lehre so effektiv Geltung verschafft wie die Demokratie. Das zweite Buch ist eine Sonderausgabe des Muslim World Journal von 2005, in der kurz und knapp der prominente islamische Gelehrte Fethullah Gülen und seine Gedanken zu Individuum, Staat und Gesellschaft vorgestellt werden. Gülen nähert sich unserem Thema aus einem anderen Blickwinkel und weist nachdrücklich darauf hin, dass die obersten Prinzipien des Islams und die demokratischen Ideale auf gemeinsamen Werten beruhen. Für ihn bilden Islam und Demokratie keineswegs unvereinbare Gegensätze. Abschließend möchte ich mein Thema auf eine allgemeinere Ebene überführen und die Rolle der Religionen generell beleuchten. Ein politischer Islam? Der fehlinterpretierte Islam der Moderne Ein übliches Problem bei der Analyse des Islams liegt in der Fehlinterpretation dessen, was im letzten Jahrhundert in der muslimischen Welt beobachtet wurde. Verantwortlich dafür waren vor allem die Orientalisten, die im Islam vor allem eine politische Ideologie sahen, und nicht so sehr eine Religion, die den Individuen ermöglicht, so zu leben, wie es ihr Glaube von ihnen verlangt. Diese Betrachtungsweise reduziert den Islam auf ein Konstrukt, das aus einer Vielzahl von politischen Ideen besteht, und verlangt, dass die Probleme der Muslime weltweit mit Hilfe von Konzepten gelöst werden, die aus eben diesem Konstrukt resultieren. Interessanterweise haben sich diese Betrachtungsweise aber nicht nur die Beobachter aus dem Westen zu Eigen gemacht, sondern auch manche Muslime. Ob der reale Islam indes tatsächlich mit dieser Wahrnehmung übereinstimmt, ob dieses Bild also den Tatsachen entspricht, wurde dabei nie wirklich hinterfragt. Ein ganz ähnlich gelagertes Problem besteht darin, dass man die Staaten, die in den Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit entstanden sind, mit größter Selbstverständlichkeit als islamische Staaten bezeichnet, ohne diese Behauptung an objektiven Kriterien zu messen. In vielen Fällen reicht es aus, dass sich staatliche Repräsentanten einer islamischen Rhetorik bedienen, um diese Staaten als islamisch einzustufen; selbst dann, wenn es dort keine rechtliche islamische Autorität gibt oder jemals eine gegeben hat. Autoritäre Herrscher brüsten sich gern damit, den Islam zu repräsentieren, obwohl das, was sie tun, nicht einmal annähernd islamisch ist. Daraus folgt, dass ein Staat noch lange nicht islamisch ist, nur weil er eine muslimische Bevölkerungsmehrheit hat oder einen muslimischen Herrscher. Esposito und Voll bestätigen diese falsche Wahrnehmung. Ihnen zufolge gehen in Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit autoritäre Regime oft eine Allianz mit eher säkularen Vorstellungen ein, während demokratische Forderungen von den eher islamisch geprägten Teilen der Bevölkerung gestellt werden: "Infolgedessen lässt sich festhalten, dass autoritäre politische Regime säkulare Vorstellungen zu Politik und Modernisierung vertreten [.] Opposition gegen autoritäre Regime ist vor allem dann effektiv, wenn sie die islamische Identität und das islamische Erbe betont."[2] Politiker aller Länder bedienen sich religiöser Rhetorik, um mit ihr die eigenen politischen Strategien zu rechtfertigen. Aber ebenso wenig wie gelegentliche Verweise auf die Religion George Bush oder Angela Merkel zu nichtsäkularen Präsidenten machen oder ihre Länder zu Theokratien, sollten entsprechende Verweise von Herrschern in Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit überbewertet werden. Ähnlich heikle Begriffsbestimmungen betreffen das Prinzip des Säkularismus und die Trennung von religiösen und politischen Sphären. Oft wird behauptet, dass diese zwei Sphären in den Systemen der meisten Länder mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit ineinander übergehen. Vor allem Samuel Huntington spricht diesen Punkt oft an. Er bezweifelt, dass es in diesen Ländern überhaupt demokratische Regime geben kann, da der Islam jede Unterscheidung zwischen religiöser Gemeinschaft und politischer Gemeinschaft ablehne. Eine Balance zwischen der ,Sphäre des Kaisers' und der ,Sphäre Gottes' sei folglich nicht herzustellen, politische Teilhabe beruhe zwangsläufig auf religiöser Zugehörigkeit.[3] Steven Fish hält dagegen und sagt, es sei kaum möglich, in der muslimischen Welt mehr als einige wenige Beispiele für Staaten zu finden, in denen religiöse und politische Kräfte miteinander verwoben sind (wie z.B. Iran und die Taliban in Afghanistan).[4] Kultur und Islam Ronald Inglehart gehört zu den Hauptverfechtern der These, dass vor allem die islamische Kultur nicht mit Demokratie und demokratischer Praxis vereinbar ist. In einem Artikel, der 2003 in der Zeitschrift Foreign Affairs erschien, behaupten Inglehart und Norris, dass verschiedene kulturelle Elemente wie Scheidung, Abtreibung, Geschlechtergleichheit und die Rechte von Homosexuellen eine Barriere zwischen demokratischen und muslimischen Ländern bilden.[5] Manus Midlarsky wählt eine andere kulturelle Perspektive und kommt zu dem Schluss, dass die zu geringe Toleranzbereitschaft des Islams die Hauptursache für die Unvereinbarkeit von Islam und Demokratie sei.[6] Von anderen Autoren werden auch Hierarchie und Gehorsam als islamisch-kulturelle Elemente genannt, die Demokratie und wirtschaftlicher Entwicklung im Wege stünden. Die hier angesprochenen kulturellen Argumente sind in zweierlei Hinsicht problematisch. Erstens lassen sich einige dieser kulturellen Merkmale zwar tatsächlich in Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit nachweisen; doch wurde ihre Verwurzelung im Islam von den Befürwortern dieser Argumente nicht genauer geprüft. Ein Beispiel: In Sachen Intoleranz und Ungleichheit der Geschlechter wird man in Koran und Sunna vergeblich nach theologischen Belegen suchen, die respektloses und intolerantes Handeln gegen Nichtmuslime stützen oder die Überlegenheit von Männern gegenüber Frauen gutheißen würden. Natürlich stimmt es, dass solche kulturellen Merkmale nicht mit einer demokratischen Kultur vereinbar sind; entsprechende Haltungen aber als charakteristische Merkmale einer islamischen Kultur zu identifizieren, halte ich für aus der Luft gegriffen.[7] Zweitens scheint es doch recht unangebracht zu sein, den Demokratiebegriff mit Themen wie Scheidung, Abtreibung und Homosexuellenrechten zu verknüpfen. In vielen Fällen wurden die relativen Verdienste solcher kultureller Merkmale um die Demokratie von Wissenschaftlern als irrelevant eingestuft. Nehmen wir nur einmal die bereits oben zitierten Inglehart und Norris. Sie vergleichen zeitgenössische Gesellschaften der westlichen Welt, die den Übergang zur Demokratie schon vor langer Zeit bewältigt haben, mit zeitgenössischen muslimischen Gesellschaften, von denen die meisten noch keinerlei Erfahrung mit der Demokratie haben. Wenn wir aber moderne westliche Gesellschaften als Ausgangspunkt wählen, dann werden wir kaum zeigen können, dass bestimmte kulturelle Haltungen, die heute existieren oder den heute existierenden zumindest ähneln, auch schon vor 100 Jahren eine dominierende Rolle gespielt haben. Damals aber vollzogen sich in eben diesen Ländern die wichtigsten Prozesse der Demokratisierung. Es macht also Sinn, erst einmal zu untersuchen, ob jemals eine ursächliche Verbindung zwischen ,kulturellen Faktoren' wie Scheidung, Abtreibung und Homosexuellenrechten einerseits und der Demokratisierung der westlichen Gesellschaften andererseits bestanden hat. Es kann durchaus sein, dass diese neuen ,postmaterialistischen'[8] Werte westlicher Gesellschaften nur das Produkt unterschiedlicher Phänomene wie z.B. wirtschaftliche Entwicklung und Demokratisierung sind, und nicht die Ursache für sie. Ganz wesentlich ist, dass zwischen Religion - in diesem Fall Islam - und Kultur unterschieden wird. Letztere verändert sich mit den Bedingungen, unter denen eine Gesellschaft lebt: Geografie, Bildung und Erziehung, Wohlstand, Geschichte etc. Dass dieser Unterschied, der ja de facto besteht, immer wieder ignoriert wird, ist einer der Hauptgründe für die unterstellte Unvereinbarkeit von Islam und Demokratie. Was sagt die islamische Lehre? Es ist wichtig, das Verhältnis zwischen Islam und Demokratie aus dem Blickwinkel der überhaupt zur Verfügung stehenden politischen Systeme zu bewerten. Allgemein herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass es heutzutage keine bessere Regierungsform gibt als die Demokratie. Dieser Ansicht schließen sich auch die beiden eingangs genannten Abou El Fadl und Fethullah Gülen an. Beide unterstreichen, dass grundlegende Werte und Ideale wie Menschenrechte, Minderheitenschutz, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit vom Islam gleichermaßen verfochten werden wie in der Demokratie. Heftig umstritten ist vor allem, ob sich die islamische Scharia in ein demokratisches System integrieren lässt. Abou El Fadl verweist in diesem Zusammenhang auf die Diskrepanz zwischen jenen Staaten der Gegenwart, die sich selbst als ,islamisch' bezeichnen, und der früher üblichen Praxis, den legislativen Kräften des Staates Vorzug vor dem ,Gesetz Gottes' zu geben: "In Saudi-Arabien zum Beispiel werden mit der Notwendigkeit, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen, eine Reihe von restriktiven Gesetzen gegen Frauen begründet, so auch das Verbot, Auto zu fahren. Dies ist eine relativ neue Praxis islamischer Staaten, und in vielen Fällen führt sie dazu, dass man den Erlass von Gesetzen, die der Unterdrückung dienen, mit der Scharia rechtfertigt - was völlig im Widerspruch zu dem Prinzip steht, dass unter der Scharia Gerechtigkeit herrschen soll."[9] Gülen argumentiert im Hinblick auf die Scharia folgendermaßen: "Wenn ein Staat seinen Bürgern die Chance gibt, ihre Religion zu praktizieren, und sie in Denken, Lernen und Handeln unterstützt, dann kann niemand behaupten, dieses System sei mit den Lehren des Islams unvereinbar. Existiert ein solcher Staat, besteht kein Grund, nach einem anderen Modell zu suchen." Und er sagt weiter: "Um bessere Gesetze zu bekommen, sollten die Gesetzgeber das System den allgemeinen gesetzlichen Normen entsprechend reformieren und reorganisieren. Selbst wenn eine solche Erneuerung dann nicht mehr als taschri'i (auf der Scharia basierend) zu bezeichnen ist, muss das nicht heißen, dass sie sich gegen die Scharia richtet."[10] Gülen denkt nicht in den Kategorien von schwarz und weiß oder ja und nein, sondern stellt klar, dass ein politisches System, das nicht auf der Scharia basiert, nicht notwendigerweise gegen die Scharia gerichtet sein muss. Folglich kann ein politisches System wie die Demokratie sehr wohl mit den Grundprinzipien der Religion übereinstimmen. Die Scharia, so Gülen, regelt im Wesentlichen das religiöse Leben des Individuums. Sie stützt sich auf die Weisungen Gottes, auf die Aussprüche und Handlungsweisen des Propheten und auf den Konsens der muslimischen Gemeinschaft. "Lediglich 5% aller Prinzipien der Scharia beziehen sich auf die Verwaltung des Staates. Die verbleibenden 95% hingegen beschäftigen sich mit Glaubensartikeln, den Säulen des Islams und den ethischen Prinzipien der Religion."[11] Die meisten Befürchtungen, die mit dem Wort Scharia verbunden sind, dürften also unbegründet sein. Kommen wir nun zur Rolle des Individuums und zum Verhältnis zwischen Staat und Individuum. Dem Islam zufolge ist ein Staatswesen gewissermaßen ein Vertrag zwischen Herrscher und Beherrschten. Beide Seiten haben Rechte und Pflichten, beide Seiten tragen Verantwortung. Im Gegensatz zur üblichen Praxis in vielen Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit sind dabei sowohl der Herrscher als auch die Beherrschten an das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit gebunden. Diktatur und Willkürherrschaft sind also rechtswidrige Formen der Herrschaft: "In einem dem Islam gemäßen Staatswesen müssen sich diejenigen, die an der Spitze stehen, genauso an die Gesetze halten wie die gewöhnlichen Menschen auch. Sie dürfen die Gesetze nicht verletzen, ihr Handeln darf nicht gegen sie verstoßen."[12] Das Recht zu herrschen gebührt weder irgendwelchen spirituellen Führern, das heißt den Ulama, oder irgendeiner anderen religiösen Institution. Stattdessen lässt Gülen keine Gelegenheit aus, den Wert und die Bedeutung des individuellen Menschen und seiner Rechtschaffenheit hervorzuheben. Auch Abou El Fadl geht auf die Ulama und ihre Rolle im islamischen Staatswesen ein. Er erklärt, dass die Ulama in der Vergangenheit zwar eine Vermittlerrolle zwischen Herrschenden und Beherrschten gespielt und sich sogar gegen manche Gewaltherrscher gestellt haben. In der Gegenwart jedoch hätten sie sich leider in vom Staat entlohnte Funktionäre verwandelt, denen von den herrschenden Systemen in der muslimischen Welt eine zumeist konservative, legitimistische Rolle aufgezwungen wird.[13] Diese Argumente stützen die These, dass Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und individuelle Verantwortung im Sinne des Islams sind.[14] Und sie belegen, dass der Islam mit einem demokratischen politischen System vereinbar ist. Alternativen Anstatt Ursachenforschung zu betreiben, warum es im Islam eine demokratische Lücke gibt, sollte man sorgfältig analysieren, ob nicht auch andere Faktoren für das Nichtvorhandensein demokratischer Strukturen in Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit verantwortlich sein könnten. In der Fachliteratur sind bereits verschiedene alternative Erklärungsmodelle für das Phänomen Demokratisierung diskutiert worden. Eines davon ist die Modernisierungstheorie. Sie weist der ökonomischen Entwicklung eine alles entscheidende Rolle zu und versichert, dass für jenen Modernisierungsprozesses, der den Übergang von traditionellen zu modernen Lebensformen markiert, Erziehung und Bildung, soziale Mobilität, Urbanisierung und Kommunikation von zentraler Bedeutung sind. Ein solcher Modernisierungsprozess bringt neue gesellschaftliche Gruppen hervor, z.B. städtische Arbeiter und Gewerkschaftsmitglieder. Diese Gruppen haben unterschiedliche Bedürfnisse und Forderungen an das politische System, die sich von denen der alten ,sozialen Schichten' beträchtlich unterscheiden.[15] Das politische System heute orientiert sich ganz an den Bedürfnissen der neu entstandenen sozialen Gruppen. Um diese Bedürfnisse seiner nun mündig werdenden Bürger erfüllen zu können, nimmt das politische System eine immer offenere und demokratische Form an. Eine andere Erklärung liefert der Begriff des Ressourcenfluchs, der in den 1990er Jahren geprägt wurde. Mit ihm sollen Probleme auf den Punkt gebracht werden, die speziell in Ländern mit enormen Bodenschätzen auftreten. Im Gegensatz zum Rest der Welt ging der Trend im Nahen Osten lange Zeit hin zu Rentier-Staaten, das heißt zu Staaten, die von den Einkünften aus ihren reichlich vorhandenen natürlichen Ressourcen leben. In dieser Weltregion ist der Staat oft nicht davon abhängig, dass seine Bürger Einkünfte erzielen und Steuern zahlen. Der Staat und zu weiten Teilen die herrschende Elite leben vom Verkauf von Bodenschätzen auf den Weltmärkten. In einer Analyse der Staatenbildung im Nahen Osten untersucht Lisa Anderson das (fehlende) demokratische Verantwortungsbewusstsein der herrschenden Elite und die politische Rolle, die diese Elite spielt. Sie gelangt zu dem Ergebnis, dass die Verteilung der Einkünfte aus dem Verkauf von Bodenschätzen den Staat in eine komfortable Position bringt. Er werde unabhängig von der Gesellschaft, weil er die Bevölkerung durch diese Verteilung ruhigzustellen vermag, anstatt Steuern eintreiben und alle gesellschaftlichen Strömungen repräsentieren zu müssen. Die Tatsache, dass der Staat nicht abhängig von der Gesellschaft ist, führe dazu, dass es den entsprechenden Ländern an einem demokratischen Bewusstsein gegenüber ihren Bürgern mangelt. Das Grundprinzip des ,verteilenden Staates' bestehe darin, dass jeder in der Gesellschaft einen nicht geringen Anteil an den Einkünften des Staates erhält. Das Ergebnis sei ein autoritäres politisches System, das über keinen inneren Mechanismus verfügt, der einer demokratischen Entwicklung Vorschub leisten würde.[16] Religion und Demokratie Was die Vereinbarkeit von Demokratie und Religion allgemein anbelangt, so wurden Katholizismus, christliche Orthodoxie, Konfuzianismus und Buddhismus in der Vergangenheit mit ähnlichen Bedenken konfrontiert wie der Islam heute. Auch bei diesen Religionen wurden kritische Fragen gestellt, und ihre kulturellen Sphären wurden als problematisch empfunden: Angriffspunkte boten zum Beispiel die hierarchische Struktur der Kirche, die Betonung des Gemeinschaftslebens anstelle des Individualismus oder auch der hohe Stellenwert von Gehorsam und Respekt.[17] Aus der Perspektive des interreligiösen Dialogs sind solche Kritikpunkte, die in den letzten 100 Jahren immer wieder einmal ins Feld geführt wurden, aber mit einer wichtigen Einschränkung zu versehen: Manche Bedenken, die an diesen kulturellen und religiösen Merkmalen geäußert werden, sind vielleicht tatsächlich nicht ganz von der Hand zu weisen. Dabei darf aber nie vergessen werden, dass Religionen höchst komplexe Sets von Gedanken und Lehren verkörpern. Sie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie über das Potenzial verfügen, sich im Laufe der Zeit ständig zu erneuern, um den Anforderungen der Gegenwart gerecht zu werden. Insofern sollte man Religionen Zeit geben und nicht vorschnell über sie urteilen. Schlusswort Zu oft werden kulturelle Merkmale von Muslimen in aller Welt mit dem Islam selbst gleichgesetzt. Darüber hinaus werden Länder mit muslimischen Bevölkerungsmehrheiten standardmäßig als islamisch bezeichnet, obwohl weder ihre Verfassungen noch ihre Politik dem Islam auch nur ansatzweise gerecht werden. Wenn es in solchen Ländern keine stabilen demokratischen Systeme gibt, dann ist das meiner Meinung nach auf Gründe zurückzuführen, die mit der Religion nichts zu tun haben - im Falle des Nahen Ostens beispielsweise auf die Abhängigkeit vom Rohstoff Öl, und ganz allgemein auf kümmerliche Bildungssysteme und mangelnde ökonomische Entwicklung. -------------------------------------------------------------------------------- [1] In der Neuzeit haben nur einige wenige Länder mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit wie die Türkei, Indonesien, Algerien oder auch Pakistan Erfahrungen mit demokratischen Systemen machen dürfen. Die meisten dieser Länder sind bzw. waren jedoch weit davon entfernt, als stabile Demokratien anerkannt zu werden. So unterscheidet sich etwa die Demokratie in Indonesien in qualitativer Hinsicht beträchtlich von Demokratien in Deutschland oder Großbritannien. [2] John L. Esposito & John O. Voll; Islam and Democracy; 1996, S.16 [3] Samuel Huntington; The Third Wave: Democratization in the Late Twentieth Century; 1991, S. 307. Ähnlich argumentiert auch Bernard Lewis in dem Artikel "Islam and Liberal Democracy: A Historical Overview,", in: Journal of Democracy, Bd. 7(2); 1996 [4] M. Steven Fish; "Islam and Authoritarianism", in: World Politics, Bd. 55; 2002 [5] Ronald Inglehart & Pippa Norris; "The True Clash of Civilizations", in: Foreign Affairs, März/April 2003, S. 63 [6] Manus Midlarsky; "Democracy and Islam: Implications for Civilizational Conflict and the Democratic Peace", in: International Studies Quarterly, Bd. 42(3), S. 485-511; 1998 [7] Zu Frauenrechten und zur Behandlung von Nichtmuslimen im Islam, siehe die Abschlusspredigt des Propheten Muhammad. Die Hadithe Sahih Al-Bukhari, Nr. 1623, 1626, 6361 und Sahih Muslim, Nr. 98 beziehen sich ebenfalls auf diese Predigt. [8] Diese Werte betonen die freie Entfaltung des Individuums und die Qualität des Lebens, ganz im Gegensatz zu materialistischen Werten, die um ökonomische und physische Sicherheit kreisen. Siehe: Ronald Inglehart; Modernization and Postmodernization: Cultural, Economic, and Political Change in 43 Societies; 1997 [9] Khaled Abou El; Islam and the Challenge of Democracy; 2004, S. 15 [10] The Muslim World, Bd. 95(3); S. 450-456 [11] The Muslim World; S.451 [12] The Muslim World; S.450. Siehe auch: Islam and the Challenge of Democracy, S. 3 [13] Islam and the Challenge of Democracy; S. 16 [14] Siehe dazu auch: John L. Esposito & John O. Voll; Islam and Democracy; 1996. Omer Caha; "Islam and Democracy: A Theoretical Discussion on the Compatability of Islam and Democracy", in: Alternatives, Bd. 2(3-4); 2003. Fethullah Gülen; "A Comparative Approach to Islam and Democracy", in: SAIS Review, Bd. 21(2); 2001. Ermin Sinanovic; "The Majority Principle in Islamic Legal and Political Thought", in: Islam and Christian-Muslim Relation, Bd. 15(2); 2004 [15] Karl Deutsch; "Social Mobilization and Political Development", in: American Political Science Review, Bd. 55(3); 1961, S. 493-514 [16] Lisa Anderson; "The State in the Middle East and North Africa" in: Comparative Politics, Bd. 20(1); 1987, S. 1-18 [17] Zu diesem Thema wurden etliche Forschungen angestellt. Siehe z.B.: Max Weber; Protestant Ethic and the Spirit of Capitalism; 2001. Jim Granato, Ronald Inglehart, David Leblang, "Cultural Values, Stable Democracy, and Economic Development: A Reply", in: American Journal of Political Science, Bd. 40(3); 1996. Steve Bruce; "Did Protestantism Create Democracy", in: Democratization, Bd. 11(4); 2004. Michael Minkenberg; "Democracy and Religion - Theoretical and Empirical Observations on the Relationship Between Christianity, Islam and Liberal Democracy", in: Journal of Ethnic and Migration Studies; 2007. Bruce, S.; "Did Protestantism Create Democracy?", in: Anderson, J. (Hrsg.); Religion, Democracy, and Democratization, 2004; Chaibong, H.; "The Ironies of Confucianism", in: Journal of Democracy, Bd. 15(3); 2004 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 24. Januar 2009 Teilen Geschrieben 24. Januar 2009 Dialog im Geiste und Sinne des Propheten Es geht mir ganz gewiss nicht darum, auf meinem Recht zu beharren, und mein Gedächtnis ist sicherlich nicht das beste; dennoch kann ich problemlos zehn Koranverse zitieren, die sich mit den Themen Vergebung, Dialog und Öffnung der Herzen beschäftigen. Die Existenz dieser Verse unterstreicht, dass sich der Islam an die ganze Menschheit richtet und sie umarmt. Zum Beispiel heißt es im Koran Versöhnung ist gut. (4:128) Diese Aussage beschränkt sich nicht auf ein bestimmtes Ereignis, auf eine bestimmte Bedeutung oder auf einen bestimmten Zusammenhang. Nein, sie ist allgemeingültig. Und steht nicht auch die Wurzel des arabischen Substantivs Islam für Aufrichtigkeit, Hingabe, Frieden, Sicherheit und Vertrauen? Daraus folgt doch, dass wir nur dann wahre Muslime sein können, wenn wir diese Attribute in unserer eigenen Person leben und ihnen Anerkennung verschaffen. Wenn wir den heiligen Begriff Islam richtig verkörpern, umspannen wir alles und nähern wir uns allem in Liebe. Wenn wir uns hingegen weigern, in diesem Geiste zu handeln, können wir nicht geltend machen, den Islam verstanden, ihn verkündet oder repräsentiert zu haben. Im Koran finden sich nicht nur Richtlinien, die Frieden und Sicherheit garantieren, sondern auch Verse, die den Umgang mit Kriminellen und mit Menschen, die Anarchie und Terror verbreiten, regeln. Ihnen werden Strafen, Sanktionen und Vergeltungsmaßnahmen auferlegt. Doch wenn wir uns mit Koranversen und Hadithen zur Umsetzung dieser Maßnahmen in die Wirklichkeit beschäftigen, müssen wir in jedem Fall die äußeren Umstände in Betracht ziehen und außerdem die Essenz vom Detail und das Ziel von den Mitteln zur Erreichung des Ziels trennen. So lange wir die entsprechenden Verse nicht im Kontext der Situation ihrer Offenbarung analysieren, werden wir zwangsläufig die falschen Schlüsse ziehen. Ich kann in voller Überzeugung sagen, dass Frieden, Liebe, Vergebung und Toleranz grundlegende Elemente des Islam sind; andere Dinge wiederum sind nebensächlich. Unsere Priorität muss aber zunächst den wichtigen und wesentlichen Themen, die uns Muslime betreffen, gelten. Wenn Gott z.B. der Liebe so große Beachtung schenkt, wenn Er uns mitteilt, dass Er diejenigen liebt, die Ihn lieben, und wenn er dem Menschen, den Er am allermeisten liebt, den Namen Habibullah (arabisch: der, der Gott liebt und von Gott geliebt wird) verleiht, dann haben wir gar keine andere Wahl, als die Liebe als grundlegendes Element anzuerkennen. Verhaltensmaßregeln wie der Dschihad gegen Heuchler und Ungläubige sind zweitrangige Dinge, die durch äußere Umstände bedingt und mit unterschiedlichen Gründen und Bedingungen verknüpft sind. Wenn diese jedoch nicht vorliegen, wird jener Dschihad auch nicht von uns verlangt. Bestimmungen, die den Umgang mit Exekutionen, Exilierung oder Krieg regeln, gelten nur unter bestimmten Rahmenbedingungen. Es ist so wichtig, dieses islamische Prinzip zu erklären und bekannt zu machen. Frieden, Gerechtigkeit und Stabilität sind essenzielle Elemente des Islam, während Kriege Produkte äußerer Umstände sind und nur von bestimmten Faktoren hervorgebracht werden. Leider haben diejenigen, die sich von der Essenz unserer Religion abwenden und ignorieren, an welche Bedingungen die sekundären Regeln und Vorschriften geknüpft sind, jene also, die Gewalt befürworten, weil sie, ähnlich wie die Zahiriten[1], nur eine einzige Perspektive des Koran in Betracht ziehen, vieles nicht begriffen. Sie haben weder die Regeln selbst noch die für diese Regeln geltenden Bestimmungen oder die Quelle dieser Regeln verstanden. Nein, sie haben den Islam insgesamt missverstanden. Liegen entsprechende Gründe vor, kommen die sekundären Regeln selbstverständlich zur Anwendung. Greifen beispielsweise ausländische Armeen unser Land an, erwartet niemand von uns, dass wir passiv in der Ecke sitzen und die Angreifer willkommen heißen: „Wie schön, dass ihr gekommen seid!" Werfen wir doch einfach einmal einen Blick auf die Welt, in der wir leben! Aktuellen Agenturberichten zufolge toben an 56 Schauplätzen ‚blutige Kriege'. In so vielen Teilen der Welt fließen Ströme von Tränen und Blut, häufig unter Beteiligung von Kriegsparteien, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen. Sich solchen Kriegen zu widersetzen, hieße, eine menschliche Realität zu ignorieren. Sobald jemand unsere demokratischen Rechte und Freiheiten angreift, sind wir - natürlich - dazu aufgerufen, uns zu verteidigen und wenn nötig auch zu kämpfen. Doch wie ich bereits eingangs sagte: Diese Dinge sind sekundär. Das Fundament des Islam bilden der Frieden und die Umarmung der Menschheit in Liebe. Ein Aufruf an die Welt Was außerdem für die Aufnahme und Fortführung von Dialoggesprächen spricht, ist die Notwendigkeit, immer mehr Interessen mit anderen Menschen zu teilen - auch mit Christen und Juden. Themen, die spalten könnten, sollten dabei ausgespart werden. Der Koran wendet sich an Juden und Christen: O Volk der Schrift, kommt herbei zu einem gleichen Wort zwischen uns und euch. (3:64) Das Wort, von dem hier die Rede ist, lautet dass wir nämlich Allah allein dienen und nichts neben Ihn stellen. Wahre Freiheit erlangen wir nur dann, wenn wir uns zu keines Menschen Sklaven machen. Wer Diener Gottes wird, entgeht dieser Gefahr. Also lasst uns in diesem Punkt harmonieren. Weiter heißt es in dem Vers und dass nicht die einen von uns die anderen zu Herren nehmen außer Allah. Unser aller gemeinsamer Bezugspunkt ist der Glaube an Gott. Die Prophetenschaft Muhammads wird an dieser Stelle und in diesem Zusammenhang nicht genannt. Weiter heißt es im Koran: Sprich zu denen, die glauben, sie mögen denen vergeben, die nicht mit den Tagen Allahs rechnen. (45:14) Gemeint ist, dass wir jenen, die nicht an ein Leben nach dem Tode und an die Wiederauferstehung glauben, vergeben sollen, auf dass Er die Leute für das belohne, was sie verdienen. Das heißt, dass es niemandem außer Gott allein zusteht, jemanden zu bestrafen, der in diesem Punkt Schuld auf sich lädt. Diese Haltung spiegelt sich auch in einer Antwort wider, die der Prophet Muhammad erhielt, als er Gott bat, einen heidnischen Stamm zu bestrafen. Einem Bericht zufolge wandte sich ein arabischer Beduinenstamm an den Propheten, er möge ihnen doch einige Koranlehrer schicken. Der Gesandte Gottes entsprach ihrem Wunsch, aber die Lehrer wurden in einen Hinterhalt gelockt und starben in Bi'r al-Mauna einen grausamen Märtyrertod. Als der Gesandte Gottes anschließend dafür betete, dass die Täter bestraft werden, wurde ihm folgender Vers offenbart: Von dir ist es gar nicht abhängig, ob Er Sich ihnen wieder verzeihend zuwendet oder ob Er sie straft; denn sie sind ja Frevler. Und Allahs ist, was in den Himmeln und was auf der Erde ist; Er verzeiht, wem Er will, und straft, wen Er will, und Allah ist verzeihend und barmherzig. (3:128-129) Überall auf der Welt interessieren sich die Menschen heute wieder für die Religion. Deshalb ist es meiner Meinung nach wichtiger denn je, den Glauben und seine wahren Werte auf angemessene Art und Weise zu repräsentieren. Wir brauchen Menschen, die rechtschaffen, selbstdiszipliniert, behutsam, aufrichtig und reinen Herzens sind, Menschen, die nicht stehlen, die sich selbst nicht zu wichtig nehmen, denen das Wohlergehen anderer mehr am Herzen liegt als das eigene und die keine weltlichen Erwartungen hegen. Wenn es der Gesellschaft gelingt, Menschen mit diesen Eigenschaften hervorzubringen, dürfen wir uns auf eine viel bessere Zukunft freuen. -------------------------------------------------------------------------------- [1] Die Zahiriten kümmern sich lediglich um die äußere Bedeutung von Koran und Sunna. Daher mangelt es ihnen an Einsicht und Wahrnehmungsvermögen. Es gibt jedoch nur sehr wenige Zahiriten. Letzte Aktualisierung ( Montag, 07 Juli 2008 ) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 10. Februar 2009 Teilen Geschrieben 10. Februar 2009 An Wundern darf nicht gezweifelt werden Der erhabene Prophet erklärte, er sei ein Prophet. Um seine Prophetenschaft zu beweisen, präsentierte er den prächtigen Koran und an die 1.000 Wunder. Dass diese Wunder wirklich so vollbracht wurden, ist nicht zu bestreiten, denn selbst die hartnäckigsten Ungläubigen bezichtigten ihn der Hexerei. In ihrem Unvermögen, die Wunder zu verleugnen, bezeichneten sie sie als Zauberwerk. So konnten sie ihren Unglauben weiterhin rechtfertigen und damit fortfahren, ihre Anhänger in die Irre zu führen. Die Wunder des Propheten Muhammad sind von den Hadithgelehrten einmütig bestätigt und überliefert worden. Ein Wunder ist auch die Bestätigung der Prophetenschaft Muhammads durch den Schöpfer, denn Er unterstrich: Du hast die Wahrheit gesprochen. Wenn ein Mensch in Gegenwart eines Herrschers für sich in Anspruch nimmt, der Herrscher habe ihn auf einen bestimmten Posten berufen, dann genügt das Wort ‚Ja!' aus dem Munde des Herrschers, um seine Behauptung als wahr zu bestätigen. Wenn der Herrscher darüber hinaus auf das Bitten dieses Menschen hin seine sonst übliche Praxis und Vorgehensweise ändert, dann bekräftigt dies die Behauptung des Menschen noch zusätzlich. Der erhabene Gesandte nahm analog zu diesem Beispiel für sich in Anspruch, der Gesandte des Schöpfers des Universums zu sein. Jener nahm im Gegenzug bestimmte notwendige Veränderungen an Seinen Gesetzen vor, sodass der Prophet Wunder wirken und die Richtigkeit seines Anspruchs beweisen konnte. Das Leugnen von Wundern läuft auf das Leugnen der Existenz Gottes, der Prophetenschaft Muhammads und auch der göttlichen Urheberschaft des Koran hinaus. Ein solches Leugnen ist vollkommen absurd und sinnlos; denn während ein einziger Beweis für die Bestätigung einer Behauptung ausreicht, erfordert das Leugnen einer Behauptung eine umfassende Recherche in Zeit und Raum. Wenn zum Beispiel jemand behauptet, es gebe auch schwarze Schwäne, braucht er nur einen einzigen schwarzen Schwan zu präsentieren. Wer hingegen behauptet, es gebe keine schwarzen Schwäne, müsste alle Schwäne vom Beginn bis zum Ende der Zeit untersuchen. Somit ist die Nichtexistenz einer Sache kaum zu beweisen. Diejenigen, die es wagen, Wunder zu leugnen, die Milliarden von Gläubigen und Hunderttausende von rechtschaffenen Menschen, Gelehrten und Wissenschaftlern seit dem Anspruch des Propheten Muhammad auf Prophetenschaft bestätigt haben, gleichen einem Menschen, der behauptet, dass es unmöglich sei, einen prächtigen Palast mit 1.000 Toren zu betreten, nur weil ein eines dieser Tore geschlossen ist. So gut wie alle Propheten haben Wunder vollbracht. Über Jahrhunderte hinweg haben Millionen von Juden und Milliarden von Christen die Wunder Mose bzw. Jesu bestätigt. Doch welche Schwächen entdecken sie beim Propheten Muhammad, die sie an seinen Wundern zweifeln lassen? Die Erschaffung Adams, Evas und Jesu ist ein Wunder, denn sie wurden nicht dem Gesetz Gottes gemäß geboren. Auch wenn die Wissenschaft gegenwärtig noch in materialistische Vorstellungen verstrickt ist, wird sie den Ursprung des Lebens doch eines Tages einem Wunder Gottes zuschreiben müssen. Abgesehen davon ist es höchst fragwürdig, ob es überhaupt wissenschaftlich korrekt ist, Glaubensvorstellungen, Konzepten oder Ereignissen, die die Wissenschaft nicht zu erklären vermag, das Etikett eines Mythos anzuheften. Die Wissenschaft stützt sich auf Theorien und entwickelt sich durch die Überprüfung dieser Theorien auf der Basis von ‚Versuch und Irrtum' weiter. Eine ganze Reihe von heute anerkannten Tatsachen wurden von der Wissenschaft früher einmal für falsch gehalten, und viele früher anerkannte Sachverhalte wurden längst als Irrtümer entlarvt. Darüber hinaus akzeptieren wir viele weitere Dinge ganz selbstverständlich, deren Existenz wir rein wissenschaftlich nicht begründen können. Das Leugnen von Wundern ist insofern unwissenschaftlich, als dass es auf keinem konkreten Beweis gründet. Aber ob mit oder ohne Unterstützung der Wissenschaft - die Wunder des Propheten Muhammad kann niemand leugnen. Einige mögen Wunder vielleicht als irrational und unlogisch betrachten. Verstand und Intellekt des Menschen besitzen jedoch überhaupt nicht die Fähigkeit, alles, was existiert, zu begreifen. Außerdem gibt es in der Welt keine zwei Menschen, die über exakt die gleiche intellektuelle Auffassungsgabe verfügen. Wessen Intellekt sollte also als Richter fungieren, wenn es darum geht, etwas als vernunftgemäß oder auch nicht zu klassifizieren? Der Koran erklärt: Wir erhöhen um Rangstufen, wen Wir wollen; und über jedem, der Wissen hat, ist der Eine, der noch mehr weiß. (12:76) Die prächtige Ordnung, Harmonie und Zweckmäßigkeit der Schöpfung weisen eindeutig auf einen Einzigen Gott hin, der über absolutes Wissen, einen absoluten Willen und absolute Macht verfügt. Dieser Eine, der Schöpfergott, tut das, was Er für richtig hält, denn Er unterliegt keiner Beschränkung durch die Gesetze, die er dem Universum auferlegt hat. Wenn Er es wünscht, kann Er diese Gesetze ändern oder sogar ohne Rücksicht auf diese Gesetze handeln und erschaffen. Von daher besteht unsere Aufgabe darin, die Gesetze Gottes zu erforschen. Genau dafür hat Gott uns unseren Verstand gegeben, und nicht, damit wir Seine Handlungen beurteilen. Der Verstand des Menschen ist beschränkt; und wir alle wissen, dass etwas, was beschränkt ist, nicht über etwas anderes, was nicht beschränkt ist, urteilen darf. Die Zeit verändert sich entsprechend den Dimensionen von Daseinsformen und Orten. So unterscheiden sich zum Beispiel die Maßeinheiten der Zeit von Planet zu Planet. Je feiner Stoffe sind, desto schneller bewegen sie sich fort. Unser Geist beispielsweise reist wesentlich schneller als unser Körper. Auch die Vorstellungskraft kann innerhalb weniger Sekunden durch alle Sphären hindurch reisen. Genau wie jeder Mensch über ein individuelles Maß an Kraft verfügt, existieren auch zwischen den Fähigkeiten der einzelnen Spezies große Unterschiede. Der Mensch ist wesentlich kräftiger als eine Ameise oder eine Biene, aber es gibt einige Dinge, die diese Tiere können, und der Mensch nicht. Auch unsichtbare Dinge oder Wesen wie Engel und Dschinn, ja sogar Stürme sind unter Umständen wesentlich stärker als der Mensch. Es gibt jedoch eine Einzige, Absolute Macht, die alle physischen und intellektuellen Kräfte und Fähigkeiten in sich vereint. Und wenn diese Macht doch in der Lage ist, alles zu tun, was Sie für richtig hält, warum sollten wir dann nicht an Wunder glauben? Da das Gesetz der Kausalität nicht alles erklären kann, werden wir Zeuge von bestimmten, von uns als Wunder bezeichneten Geschehnissen, die wir möglicherweise sogar am eigenen Leib erfahren. Die moderne Physik bestätigt, dass alles, was existiert, sich in einer Woge ständiger Bewegung befindet und es deshalb unmöglich ist zu sagen, ob es eine Sekunde später noch im selben Zustand existiert wie zuvor. Das Gesetz der Kausalität ist daher nichts weiter als ein Schleier, der das Wirken Gottes verhüllt und verhindern soll, dass die Menschen bestimmte unangenehme Dinge und Ereignisse Gott zuschreiben. In Wahrheit ist also die Anerkennung, und nicht das Leugnen von Wundern vernunftgemäß und wissenschaftlich. Fethullah Gülen Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 10. Februar 2009 Teilen Geschrieben 10. Februar 2009 Einige Beispiele für Wunder des Propheten Im Koran heißt es: Gepriesen sei der, der bei Nacht Seinen Diener von der heiligen Moschee zu der fernen Moschee, deren Umgebung Wir gesegnet haben, hinführte, auf dass Wir ihm einige Unserer Zeichen zeigten. Wahrlich, Er ist der Hörende, der Sehende. (17:1) Hierauf näherte er sich; kam dann nach unten, bis er eine Entfernung von zwei Bogenlängen erreicht hatte oder noch näher. Und er offenbarte Seinem Diener, was er offenbarte. (Und) dessen Herz hielt es nicht für gelogen, was er sah. (53:8-11) Die nächtliche Himmelsreise ist eines der größten Wunder des Propheten Muhammad. Gott erhob ihn, dem sein Glauben und seine Anbetung spirituelle Vollkommenheit und völlige Läuterung geschenkt hatten, in Seine heilige Gegenwart. Indem der Prophet aus dem Gefängnis der ‚Naturgesetze' und der materiellen Ursachen ausbrach und die Grenzen der körperlichen Existenz überwand, legte er in kürzester Zeit größte Entfernungen zurück und durchdrang alle Dimensionen der materiellen Welt, bis er schließlich in die heilige Gegenwart Gottes gelangte. Die Atomphysik hat viele Vorstellungen in der Physik verändert und herausgefunden, dass die materielle Welt nur eine von vielen Dimensionen bzw. Erscheinungsformen des Seins darstellt, die alle über ihre eigenen Eigenheiten verfügen. Einstein hat die Theorie aufgestellt, dass die Zeit nur eine Dimension des Seins ist. Noch hat die Wissenschaft keine endgültigen Aussagen über das Sein treffen können, denn neue Entdeckungen und Entwicklungen ändern unsere Vorstellungen immer wieder aufs Neue. Wie können wir also die nächtliche Himmelsreise in Frage stellen? Man kann sich nur schwer ausmalen, wie ein Mensch in einem einzigen Moment in einem einzigen Punkt die Zeit in ihrer Gesamtheit durchdringen kann. Eine Analogie mag uns aber dabei helfen, diesen schwierigen Sachverhalt zu verstehen: Stellen wir uns einmal vor, wir würden einen Spiegel in der Hand halten, in dem auf der rechten Seite all das, was die Vergangenheit betrifft, und auf der linken Seite all das, was die Zukunft betrifft, gespiegelt wird. Der Spiegel kann, während wir ihn in der Hand halten, aber nur eine Richtung zeigen. Wenn wir beide Seiten gleichzeitig einsehen wollen, müssen wir uns so hoch über unsere ursprüngliche Position hinaus erheben, dass die linke und die rechte Seite miteinander verschmelzen und nichts mehr bleibt, was Anfang oder Ende genannt werden könnte. Bei seiner nächtlichen Himmelsreise muss sich der Prophet mit der Geschwindigkeit des Geistes bewegt haben, weil er in kürzester Zeit durch Zeit, Raum und alle Dimensionen reiste. Auf ihr traf er mit früheren Propheten zusammen, sah Engel und erblickte die Schönheiten des Paradieses und die Schrecken der Hölle. Er entdeckte die essenziellen Realitäten aller im Koran angesprochenen Themen und die Bedeutungen und die Weisheit aller Akte der Anbetung. Er erreichte Sphären, die selbst der bedeutendste Engel, Gabriel, nicht zu erreichen vermag, und ihm wurde ein Anblick des ‚Gesichtes' Gottes gewährt, der frei war von allen qualitativen und quantitativen Dimensionen und Beschränkungen. Um die Menschen aus der Dunkelheit der materiellen Existenz in das erleuchtete Reich des Glaubens und der Anbetung zu führen, um ihnen zu ermöglichen, ihre eigene ‚spirituelle' Himmelsreise zu machen, kehrte er dann in die Welt zurück. Ein anderes Wunder, das der Spaltung des Mondes, wurde vor den Augen von Menschen gewirkt, die die Prophetenschaft Muhammads beharrlich leugneten. Wie von Abdullah ibn Mas'ud berichtet wird, spaltete der Prophet, als sie eines Nachts in Mina waren, durch eine Geste seines Zeigefingers den Mond in zwei Teile. Die eine Hälfte des Mondes erschien vor, die andere hinter dem Berg. Dann wandte sich der Prophet ihnen zu und sagte: Seid Zeugen![1] Der Koran berichtet in den folgenden Versen von diesem Wunder: Die Stunde ist nahe gekommen, und der Mond hat sich gespalten. Doch wenn sie ein Zeichen sehen, wenden sie sich ab und sagen: "(Dies ist) ein ewiges Zauberwerk." (54:1-2) Kommen wir nun zu einigen weiteren Wundern, die alle in der islamischen Literatur hinreichend dokumentiert sind: Anas Ibn Malik berichtet, dass Abu Talha den Gesandten Gottes, als er ihn hungrig sah, zu einem Mahl einlud. Der Gesandte kam mit einer ganzen Schar von Leuten. Abu Talha hatte lediglich einen Laib Roggenbrot im Haus. Umm Sulaim, die Frau von Abu Talha, strich etwas Butter darauf. Der Gesandte betete um eine Vermehrung des Brots, und mindestens 70 bis 80 Leute aßen, bevor sie davon gingen, so viel sie wollten.[2] Abd ar-Rahman ibn Abi Bakr erzählt, dass 130 Gefährten mit dem Gesandten Gottes einen Feldzug führten. Der Gesandte fragte sie, ob sie etwas zu essen hätten. Einer von ihnen hatte einen oder zwei Säcke Mehl dabei. Damit bereitete man einen Teig vor, außerdem kaufte man von einem Götzenanbeter, der gerade mit seiner Herde vorbeikam, ein Schaf. Die Leber des Schafs wurde gebraten und anschließend vom Gesandten unter den Anwesenden verteilt. Jeder bekam ein Stück davon, und denjenigen, die nicht anwesend waren, wurde ebenfalls ein Stück zur Seite gelegt. Das Fleisch wurde in zwei Schüsseln gekocht, und jeder aß von ihm. Nach dem Essen war jedoch immer noch genauso viel Fleisch übrig wie vor dem Essen.[3] Es existieren noch viele weitere Beispiele für diese Art von Wundern. Sie alle wurden durch verschiedene - zum Teil nicht weniger als 16 - Kanäle überliefert. Die meisten dieser Wunder fanden in Anwesenheit großer Ansammlungen von Menschen statt und wurden von vielen wahrheitsliebenden Menschen mit gutem Leumund weitererzählt. Gott, der das Universum erschuf und es von bestimmten von Ihm festgelegten Gesetzen abhängig machte, ist mit Sicherheit auch dazu in der Lage, diese Gesetze für Seinen innig geliebten Diener und Gesandten außer Kraft zu setzen. Insbesondere in der Gegenwart, da Wissenschaftler die mechanistische Vorstellung vom Universum zu Gunsten der Relativität aufgegeben haben, kann es weder als rational noch als wissenschaftlich gelten, Wunder auf der Grundlage eines absoluten Determinismus oder absoluter Kausalität zu leugnen. Darüber hinaus gibt es keine Wunder, bei denen materielle Ursachen, so geringfügig und unbedeutend sie auch sein mögen, überhaupt keine Rolle spielen würden. Wenn Gott, der Allmächtige, doch selbst die kleinsten Dinge dazu veranlasst, gewaltige Einheiten zu formen, wie kommen wir dann dazu, zu bezweifeln, dass es Wunder gibt? Der Mensch, der so schwach ist, dass ihn selbst eine Mikrobe besiegen kann, ist andererseits so intelligent, Computer herzustellen, deren Speicher Wissen fassen, das ganze Bibliotheken fülle würde. Ist dieser Umstand nicht ein ebenso großes Wunder wie einem Diener zu erlauben, Speisen oder Getränke zu vermehren? Ist nicht jedes Ereignis im Universum, jede Handlung Gottes ein Wunder, das wir Menschen niemals nachahmen könnten? Viele Wunder des Propheten stehen in irgendeinem Bezug zum Wasser. Auch von diesen Wundern berichten zahlreiche Gefährten; auch sie werden durch verlässliche Kanäle überliefert. Zwei dieser Wunder möchte ich hier anführen: Als die Gefährten sich einmal an einem Ort namens Zarwa aufhielten, hatten sie nicht genug Wasser, um den Wudu', die rituelle Waschung vor dem Gebet, durchzuführen. Der Gesandte Gottes wies sie an, ihm eine Schüssel Wasser zu bringen. Er tauchte seine Hände in die Schüssel, und aus seinen Fingern begann, wie aus einer Quelle, Wasser zu fließen. Anas ibn Malik sagt, dass an jenem Tag 300 Menschen anwesend waren, und berichtet folglich im Namen dieser 300 Menschen.[4] Hätte er hier gelogen, wäre es dann nicht logisch, dass ihm zumindest einer der 300 widersprochen hätte? Während des Feldzuges von Hudaibiya beklagten sich die Gefährten beim Gesandten Gottes darüber, es gebe kein Wasser. Daraufhin zog der Gesandte einen Pfeil aus seinem Köcher und befahl ihnen, ihn in den Brunnen von Samad zu tauchen. Als sie dies taten, schoss Wasser aus dem Brunnen hervor. Während des Feldzugs tranken alle Gefährten von ihm und vollzogen mit ihm ihren Wudu'.[5] Authentische Hadithsammlungen wie z.B. die Sahih al-Bukhari und Sahih al-Muslim berichten von vielen Wundern, im Rahmen derer kranke und verwundete Menschen geheilt wurden: Während der Schlacht von Khaybar fragte der Gesandte Gottes, wo Ali sei. Als man ihm antwortete, Ali leide unter wunden Augen, ließ der Gesandte ihn zu sich kommen und strich ihm seinen heilenden Speichel auf die Augen. Im selben Augenblick flauten die Schmerzen ab, und Ali konnte besser sehen als je zuvor.[6] Uthman ibn Hunayf berichtet: "Ein blinder Mann kam zum Gesandten Gottes und bat ihn darum, zu Gott zu beten, damit er sein Sehvermögen wiedererlangte. Der Gesandte erklärte ihm: Wenn du es wünschst, werde ich nicht beten - die Blindheit könnte für dein Leben nach dem Tode besser sein -, und wenn du es wünschst, werde ich beten. Der Mann entschied sich dafür, von seiner Blindheit befreit zu werden, und der Gesandte befahl ihm: Geh und vollziehe die Gebetswaschung! Danach bete zwei Rak'at und sprich: ‚O Gott! Dir gilt mein Gebet, und an Dich wende ich mich durch den Propheten Muhammad, den Propheten der Barmherzigkeit. O Muhammad! Durch dich wende ich mich an Gott, auf dass Er mir mein Augenlicht wiedergebe. O Gott! Mache ihn zu meinem Fürsprecher!'" Der Mann tat, wie der Gesandte ihn geheißen hatte und konnte fortan wieder sehen.[7] Das Tierreich bestätigte den Gesandten Gottes an und half ihm dabei, Wunder zu wirken. Auch wenn viele Beispiele von dieser Tatsache künden, sollen hier nur einige wenige Erwähnung finden, die besonders bekannt geworden und von anspruchsvollen Gelehrten anerkannt worden sind: Als der Gesandte Gottes einmal während der Hidschra in der Höhle Thawr Zuflucht vor der Verfolgung durch die Ungläubigen suchte, bewachten zwei Tauben (wie zwei Wachposten) den Eingang der Höhle, und eine Spinne verdeckte (wie ein Pförtner) den Höhleneingang mit einem dicken Netz. Als Ubayy ibn Khalaf, einer der Stammesführer der Quraysch, die Höhle untersuchte, forderten ihn seine Freunde auf, er solle in die Höhle hineingehen, woraufhin er ihnen jedoch entgegnete: "Hier hängt ein dickes Spinnennetz, das schon vor der Geburt Muhammads gesponnen zu sein scheint." Die anderen fügten hinzu: "Würden etwa diese Tauben hier noch verweilen, wenn sich jemand in der Höhle befände?"[8] Dschabir berichtet: "Ich begleitete den Gesandten Gottes auf einem Feldzug. Als mein Kamel erschöpft war und zurückblieb, stupste der Gesandte Gottes es leicht an. Dadurch wurde das Kamel so schnell, dass ich die Zügel anziehen musste, damit es langsamer wurde und ich dem Gesandten zuhören könnte; aber ich war nicht in der Lage [es langsamer laufen zu lassen]."[9] Anas Ibn Malik schildert: "Nach der Eroberung Khaybars bot eine Jüdin dem Gesandten Gottes gebratenes Schaf an. Der Gesandte aß ein Stück davon, hielt jedoch einem Bericht Abu Dawuds zufolge sofort inne und bemerkte: Dieses Schaf sagt, es sei vergiftet worden. Dann wandte er sich an die Frau und fragte sie, warum sie ihm das vergiftete Schaf angeboten habe. Als die Frau erwiderte, dass sie ihn habe töten wollen, erwiderte der Gesandte: Gott wird nicht zulassen, dass du mich angreifst und belästigst."[10] Aischa erzählt: "Wir hatten in unserem Haus eine Taube. Solange der Gesandte Gottes zu Hause war, verhielt sie sich ruhig; aber sobald er das Haus verlassen hatte, lief sie hin und her."[11] Anas Ibn Malik berichtet: "Der Gesandte Gottes war der anmutigste, großzügigste und mutigste aller Menschen. Eines Nachts hörten die Einwohner Medinas Stimmen und machten sich ängstlich daran nachzuschauen, was los war. Da sahen sie einen Mann, der ihnen entgegenkam und sich schließlich als Muhammad entpuppte. Er sagte zu ihnen: Es gibt nichts, um das man sich Sorgen machen müsste. Er hatte Abu Talhas Pferd bestiegen und die Angelegenheit noch vor allen anderen untersucht. Er wandte sich an Abu Talha und teilte ihm mit: Ich fand dein Pferd schnell und angenehm. Dabei war dieses Pferd doch zuvor immer sehr langsam gewesen. Nach dieser Nacht konnte es kein anderes Pferd mehr mit diesem Pferd aufnehmen."[12] Vielen Darstellungen in den Hadithsammlungen zufolge bediente sich der Prophet bei seinen Wundern auch unbelebter Objekte: Dschabir ibn Samura erwähnt: "Der Gesandte Gottes sagte einmal: Vor meiner Prophetenschaft pflegte mir ein Felsen in Mekka seinen Gruß zu entbieten. Ich erkenne ihn noch immer wieder."[13] Abdullah ibn Mas'ud führt aus: "Wir hörten Nahrungsmittel Gott preisen, während wir mit dem Gesandten Gottes aßen."[14] Überlieferer berichten übereinstimmend von Anas, Abu Hurayra, Uthman und Sa'id ibn Zayd, die sagten: "Der Gesandte Gottes stieg in Begleitung von Abu Bakr, Umar und Uthman auf den Berg Uhud. Der Berg erzitterte - entweder vor Ehrfurcht vor ihnen oder vor Freude. Der Gesandte Gottes befahl ihm: Beruhige dich, Uhud! Denn auf dir stehen ein Prophet, ein Wahrheitsliebender und zwei Märtyrer."[15] Mit diesem Ausspruch sagte der Gesandte den Märtyrertod Umars und Uthmans voraus. Authentische Darstellungen von Ali, Dschabir und Aischa konnten den Nachweis erbringen, dass Felsen und Berge zum Gesandten Gottes sprachen: "Friede sei mit dir, Gesandter Gottes!" Ali sagte: "Immer wenn wir in den ersten Tagen seiner Prophetenschaft in den Vororten Mekkas spazieren gingen, erklärten Bäume und Felsen, wenn wir an ihnen vorbeigingen: ‚Friede sei mit dir, Gesandter Gottes!'"[16] Verschiedene Kanäle überliefern folgendes Ereignis: Während des Feldzugs gegen die Ghatfan und die Anmar tauchte an der Seite des Gesandten Gottes, der gerade unter einem Baum lag, ganz unerwartet ein mutiger Stammesführer namens Ghowras auf. Er zog sein Schwert aus der Scheide und fragte Gottes Gesandten: "Wer wird dich nun vor mir schützen?" Gott!, antwortete der Gesandte. Dann betete er: O Gott, schütze mich so vor ihm, wie Du es für richtig hältst! Im selben Moment ging Ghowras zu Boden, und sein Schwert fiel ihm aus der Hand. Der Gesandte Gottes nahm das Schwert an sich und fragte ihn: Und wer wird dich nun vor mir schützen? Ghowras begann zu zittern und flehte den Gesandten Gottes an, er möge sein Leben verschonen: "Du bist ein edler, nachsichtiger Mann. Nichts anderes als Barmherzigkeit ist von dir zu erwarten." Der Gesandte Gottes verzieh ihm, und als Ghowras zu seinem Stamm zurückkehrte, sagte er zu seinen Leuten: "Ich komme gerade vom besten aller Menschen."[17] Abu Hurayra berichtet: "Abu Dschahl fragte diejenigen, die um ihn waren, einmal: ‚Reibt Muhammad sein Gesicht immer noch an der Erde [d.h., vollführt er immer noch seine Niederwerfungen im Gebet]?' Man antwortete ihm: ‚Ja, das tut er immer noch.' Abu Dschahl fuhr fort: ‚Bei Lat und Uzza! Wenn ich ihn noch einmal dabei sehe, werde ich auf seinen Nacken treten oder sein Gesicht im Erdboden vergraben.' Kurze Zeit später kam der Gesandte Gottes und begann, sein Gebet zu verrichten. Als er sich im Gebet niederwarf, näherte sich ihm Abu Dschahl, wich aber plötzlich erstaunt zurück und versuchte, sich mit seinen Händen zu schützen. Als er gefragt wurde, warum, antwortete er: ‚Zwischen ihm und mir tut sich ein Graben auf, in dem ein Feuer brennt und etwas Schreckliches und einige Flügel sind.' Gottes Gesandter kommentierte diesen Vorfall so: Wenn er sich mir genähert hätte, hätten ihn die Engel in Stücke gerissen."[18] Gott hatte versprochen, ihn vor den Menschen zu schützen: O du Gesandter! Verkünde, was zu dir von deinem Herrn herabgesandt wurde; und wenn du es nicht tust, so hast du Seine Botschaft nicht verkündigt. Und Allah wird dich vor den Menschen schützen. Wahrlich, Allah weist den ungläubigen Leuten nicht den Weg. (5:67) Auch die Akzeptanz der Gebete Muhammads ist ein Wunder, wie die folgenden Beispiele belegen: Die Hadithgelehrten und insbesondere Imam Bukhari und Imam Muslim berichten übereinstimmend, dass die Gebete des Gesandten Gottes um Regen stets umgehend von Gott erhört wurden. Es kam sogar vor, dass es, noch während er auf der Kanzel stehend seine Hände senkte, unverhofft zu regnen begann. Wann immer den Soldaten des Propheten Muhammad das Wasser ausgegangen war, erschienen Regenwolken und spendeten ihnen Wasser. Schon in seiner Kindheit hatte Muhammads Großvater Abd al-Muttalib mit seinem Enkel um Regen gebetet, der auf Grund der Liebe Gottes zu Muhammad dann auch einsetzte. Diesen Umstand verewigte Abd al-Muttalib in einem Gedicht. Nach dem Tod des Propheten berief sich Umar in seinem Gebet um Regen einmal auf Abbas als Vermittler und sagte: "O Gott! Er ist der Onkel Deines geliebten Propheten. Schenke uns um seinetwillen Regen!" Danach regnete es.[19] Anas ibn Malik erwähnt, dass eines Tages, als der Gesandte Gottes an einem Freitag gerade die Predigt hielt, ein Mann in die Moschee kam und sagte: "O Gesandter Gottes! Es herrscht Dürre. Bitte bete zu Gott, damit Er uns Regen schicke!" Der Gesandte betete, und es regnete bis zum darauf folgenden Freitag. Der Regen dauerte also eine Woche an. Am Freitag, als der Gesandte Gottes wieder auf der Kanzel stand und die Predigt hielt, erhob sich ein Mann und sprach: "O Gesandter Gottes! Bitte bete zu Gott, damit Er den Regen von uns abwende!" Der Gesandte betete: O Gott! Schicke den umliegenden Gebieten Regen, uns aber nicht! Anas, der diesen Vorfall überliefert, merkt an: "Bei Gott! Ich sah, wie die Wolken auseinander trieben und der Regen auf andere Gebiete niederging; so waren die Einwohner Medinas dem Regen nicht länger ausgesetzt.[20] Anas, der diesen Vorfall überliefert, merkt an: "Bei Gott! Ich sah, wie die Wolken auseinander trieben und der Regen auf andere Gebiete niederging; so waren die Einwohner Medinas dem Regen nicht länger ausgesetzt.[20] Abdullah ibn Umar berichtet: "Als die Anzahl der Gefährten auf ca. 40 gestiegen war, betete der Gesandte Gottes: O Gott! Verleihe dem Islam Stärke durch denjenigen der beiden, nämlich Umar ibn al-Khattab oder Amr ibn al-Hischam, der Dich eher zufrieden stellt! Am nächsten Morgen kam Umar zum Gesandten und nahm den Islam an."[21] Abdullah ibn Abbas überliefert: "Als der Gesandte einmal auf der Toilette war, brachte ich ihm Wasser für die Gebetswaschung. Als er herauskam, fragte er, wer das Wasser dorthin gestellt habe. Ich antwortete: ‚Das war ich.' Daraufhin betete er: O Gott! Lasse ihn ein tiefes Wissen in religiösen Fragen erlangen, und lehre ihn die Bedeutung des Koran!"[22] Dieses Gebet des Gesandten für Ibn Abbas bewirkte, dass jener später ‚der profunde Gelehrte der Umma' und ‚der Exeget des Koran' genannt wurde. Schon in jungen Jahren berief ihn Umar in die beratende Versammlung, die sich sonst aus hochrangigen Gelehrten und den ältesten Gefährten zusammensetzte. Anas ibn Malik schreibt: "Meine Mutter brachte mich zum Gesandten Gottes und sagte zu ihm: ‚Gesandter Gottes! Dies ist mein Sohn Anas. Lass ihn dir dienen! Bitte bete für ihn!' Der Gesandte betete: O Gott! Schenke ihm reichlich Wohlstand und Nachkommen!" Im hohen Alter schwor Anas bei Gott: "Ihr seht meinen Reichtum, und die Kinder und Enkelkinder, die ich habe, zählen an die 100."[23] Abu Hurayra beklagte sich einmal beim Gesandten Gottes über seine Vergesslichkeit. Der Gesandte sagte ihm, er solle ein Stück Tuch auf dem Boden ausbreiten. Dann vollführte er einige Bewegungen, als ob er seine Hände mit unsichtbaren Dingen füllte und sie über dem Stück Tuch wieder ausleerte. Nachdem er diese Prozedur drei- oder viermal wiederholt hatte, forderte er Abu Hurayra auf, er solle das Tuch aufheben. Dieser schwor später bei Gott, dass er danach niemals wieder irgendetwas vergaß. Auch diese Begebenheit gehört zu den weithin bekannten Ereignissen, die in Zusammenhang mit den Gefährten stehen.[24] Außerdem traf der Prophet mit Engeln und Dschinn zusammen und sprach mit ihnen. Umar führt aus: "Wir saßen mit dem Gesandten Gottes zusammen, als neben uns ein Mann erschien. Er hatte pechschwarzes Haar und trug ein weißes Gewand. Nichts an ihm ließ darauf schließen, dass es sich bei ihm um einen Reisenden handelte. Er setzte sich vor dem Gesandten nieder, ließ seine Knie die des Gesandten berühren und stellte ihm Fragen zum Glauben, zum Islam, zur Vervollkommnung der Tugend (Ihsan) und zum Jüngsten Tag. Anschließend ging der Mann fort und verschwand. Der Gesandte Gottes wandte sich an mich und fragte mich, wer dieser Mann gewesen sei. Ich antwortete ihm: ‚Gott und Sein Gesandter wissen es besser.' Der Gesandte stellte fest: Das war Gabriel. Er kam, um euch eure Religion zu lehren."[25] Sa'd ibn Abi Waqqas erzählt: "Bei der Schlacht von Uhud sah ich rechts und links neben dem Gesandten Gottes zwei in Weiß gekleidete Männer (die Erzengel Gabriel und Michael), die für seine Sache kämpften. Ich hatte sie nie zuvor gesehen und sah sie auch danach nie wieder."[26] Rifa'a ibn Rafi' schildert: "Gabriel fragte den Gesandten Gottes nach seinem Urteil über die Gefährten, die an der Schlacht von Badr teilgenommen hatten. Der Gesandte antwortete ihm: Wir zählen sie zu den tugendhaftesten der Muslime. Gabriel erwiderte: ‚Das trifft auch auf uns zu; wir betrachten die Engel, die dort anwesend waren, als die tugendhaftesten Engel.'"[27] In seinem Werk Musnad überliefert Ahmad ibn Hanbal von Abdullah ibn Mas'ud, dass der Gesandte Gottes Dschinn dazu einlud, den Islam anzunehmen, und sie den Koran lehrte.[28] Darüber hinaus vollbrachte der Prophet auch Wunder, bei denen das Erscheinen von unsichtbaren Objekten und Sphären vor dem Propheten eine Rolle spielte. Aischa berichtet: "Eines Tages hatte sich die Sonne verfinstert. Der Gesandte Gottes verrichtete das Gebet der Sonnenfinsternis und erklärte dann: Die Sonne und der Mond sind zwei der Zeichen Gottes . Wenn ihr Zeuge einer Finsternis werdet, dann betet, bis sie beendet ist. Bei Gott! Dort, wo ich das Gebet verrichtet habe, habe ich alles, was mir verheißen wurde, gesehen. Als ihr mich während des Gebets nach vorn bewegen saht, tat ich dies, um nach Trauben zu greifen, die aus dem Paradies vor mir auftauchten. Und bei Gott! Als ihr mich rückwärts bewegen saht, da tat ich dies, weil ich die Hölle sah, wie sie brüllte und sich mit ihren Teilen eines über das andere stapelte."[29] Abdullah ibn Abbas berichtet: "Der Gesandte Gottes ging an zwei Gräbern vorbei und sagte: Gebt Acht, was ich euch sagen werde! Diejenigen, die in diesen Gräbern liegen, leiden Qualen. Sie leiden Qualen, weil sie zwei schwere Sünden begangen haben. Einer von ihnen pflegte andere überall zu verleumden. Der andere ließ keine Sorgfalt [hinsichtlich seines Schutzes] vor Urinflecken walten."[30] Selbst unbelebte Objekte wie Bäume und Zweige bezeugen die Prophetenschaft Muhammads. Dschabir ibn Abdullah führt aus: "Wir gingen mit dem Gesandten Gottes spazieren. Wir wanderten in ein großes Tal hinab. Der Gesandte suchte nach einem Platz, um sich auszuruhen. Als er sah, dass es nicht einen einzigen geschützten Platz gab, ging er zu den beiden Bäumen, die er im Tal gesehen hatte. Er zog einen der beiden an einem Zweig, der zum anderen Baum hinüber wuchs. Der Baum reagierte wie ein folgsames Kamel, das an seinen Zügeln geführt wird. Dann wandte er sich mit den Worten an die Bäume: Verbindet euch mit Gottes Erlaubnis über mir! Die Bäume schoben ihre Äste ineinander und bildeten einen Sonnenschirm."[31] Abdullah ibn Umar berichtet: "Der Gesandte Gottes pflegte sich bei seinen Reden an einen ‚Dattelpalmstamm' genannten Pfahl zu lehnen. Als man später eine Kanzel baute und der Prophet dazu überging, seine Reden auf dieser Kanzel zu halten, stöhnte der Pfahl auf Grund seiner Trennung vom Propheten. Da stieg der Gesandte hinab und streichelte ihn. Der Pfahl hörte auf zu stöhnen."[32] Abu Sa'id al-Khudri berichtet: "In einer finsteren Nacht überreichte der Gesandte Gottes Qatada ibn Nu'man einen Stock und sagte: Dieser Stock wird deine Umgebung im Umkreis von sieben Metern erhellen. Wenn du nach Hause kommst, wirst du einen schwarzen Schatten sehen. Schlage ihn mit diesem Stock, ohne ihm die Gelegenheit zu geben, dir irgendetwas mitzuteilen! Qatada tat, wie ihn der Gesandte Allahs geheißen hatte."[33] -------------------------------------------------------------------------------- [1] Bukhari, Manaqib, 27; Muslim, Kitab Sifat al-Munafiqin wa Ahkamihim, 44 [2] Bukhari, Ayman, 22; Muslim, Aschriba, 142 [3] Bukhari, At'ima, 6; Muslim, Aschriba, 175 Bukhari, At'ima, 6; Muslim, Aschriba, 175 [4] An-Nasa'i, 1.60; Bukhari, 4,233; Muslim, Hadith Nr. 2279 [5] Bukhari, Schurut, 15 [6] Bukhari, Fada'il as-Sahaba, 9; Muslim, Fada'il as-Sahaba, 34 [7] At-Tirmidhi, Da'wat, 119; Ibn Hanbal, 4.138; Ibn Madscha, Iqama, 189 [8] Ibn Hanbal, 1.348 [9] Bukhari, Nikah, 10,22 [10] Muslim, Salam, 45; Abu Dawud, Diyat, 6 [11] Ibn Hanbal, Musnad, 4,112 [12] Bukhari, Adab, 39; Muslim, Fada'il, 48; Ibn Hanbal, 3.147 [13] Muslim, Fada'il, 2; Darimi, Muqaddima, 4 [14] Bukhari, Manaqib, 25; Ibn Hanbal, 1.460 [15] Muslim, Fada'il, 50 [16] At-Tirmidhi, Hadith Nr. 3630; Hakim, 2.607 [17] Bukhari, Maghazi, 31,33; Muslim, Fada'il, 13 [18] Muslim, Sifat al-Munafiqin, 38 [19] Bukhari, 2.35; Bayhaqi, Sunan, 6.147 [20] Bukhari, Istisqa', 7; Muslim, Istisqa', 1 [21] At-Tirmidhi, Manaqib, 18; Ibn Hanbal, Musnad, 2.95 [22] Bukhari, Ilm, 17; Muslim, Fada'il, 137 [23] Muslim, Fada'il, 143 [24] Muslim, Fada'il, 159 [25] Bukhari, Iman, 37 [26] Bukhari, Maghazi, 18; Muslim, Fada'il, 46-47 [27] Bukhari, Maghazi, 11 [28] Ibn Hanbal, 1.455 [29] Bukhari, Abwab al-Amal fi-s-Salat, 2; Muslim, Kusuf, 3 [30] Bukhari, Adab, 46; Muslim, Tahara, 3 [31] Muslim, Zuhd, 74 Muslim, Zuhd, 74 [32] Bukhari, Manaqib, 25; At-Tirmidhi, Manaqib, 6; An-Nasa'i, Dschumu'a, 17 [33] Ibn Hanbal, Musnad, 3.65 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 10. Februar 2009 Teilen Geschrieben 10. Februar 2009 Die Prophezeiungen des Propheten Muhammad Eigentlich kann niemand genau wissen, was die Zukunft bringen wird. Wissenschaftler sind sich selbst jener Naturereignisse, die angeblich so genannten deterministischen Gesetzen folgen, nicht sicher. Sie erklären, dass sie nicht mit letzter Gewissheit sagen können, dass sich die Welt fünf Sekunden später noch in dem gleichen Zustand befinden wird wie jetzt. Soziologen und Historiker sprechen von historischen Gesetzen, die angeblich auf historischen Ereignissen oder dem Fluss der Geschichte basieren sollen. Die Geschichte hat jedoch die meisten von ihnen, und u.a. auch Historiker und Verfechter von unterschiedlichen Konzepten für einen kontinuierlichen historischen Fortschritt wie Karl Marx, Max Weber, Johann Fichte, Georg Hegel oder Johann Herder widerlegt. Nur Gott, der Allmächtige, kennt die Zukunft. Allerdings kann Er jenen, bei denen Er es für angebracht hält, einige Seiner Kenntnisse enthüllen. Menschen, die von den Neuigkeiten, die sie in Bezug auf die Zukunft überbringen, überzeugt sind, können nur Gesandte Gottes sein. Der Prophet Muhammad hat viele Dinge vorhergesagt, die entweder bereits von der Geschichte bestätigt wurden oder noch auf ihre Bestätigung warten. Auch sie finden sich im Koran und in den Hadithsammlungen. Das byzantinische und das persische Reich waren die Supermächte der Zeit des Propheten. Während die Mekkaner die kleine Gemeinschaft der Muslime grausam verfolgten, fügten die Perser den Byzantinern eine vernichtende Niederlage zu und eroberten Aleppo, Antioch und die wichtigsten syrischen Provinzen einschließlich Damaskus. Jerusalem fiel 614-615. Die Christen wurden massakriert, ihre Kirchen brannten. Die Flut der persischen Eroberungen schwappte nach Ägypten über und erreichte sogar Tripolis in Nordafrika. Eine andere persische Armee suchte Kleinasien bis zu den Toren Konstantinopels heim. Die mekkanischen Heiden freuten sich über alle Maßen darüber und verschärften ihren Widerstand gegen den Propheten, dessen Botschaft eine Erneuerung der von Jesus in Palästina gepredigten Botschaft darstellte. Die folgenden Koranverse, die zu eben jener Zeit offenbart wurden, verhießen jedoch einen sehr nahen Sieg der Byzantiner über die Perser: Alif Lam Mim. Besiegt sind die Byzantiner in dem nahe gelegenen Land, doch sie werden nach ihrer Niederlage siegen, in wenigen Jahren - Allahs ist die Herrschaft - vorher und nachher -, und an jenem Tage werden sich die Gläubigen freuen über Allahs Hilfe. Er hilft, wem Er will. Und Er ist der Allmächtige, der Barmherzige. (30:1-5) Niemand hätte zu jener Zeit eine solche Wendung der Ereignisse vorhersehen können. Aber der Prophet Muhammad übermittelte seinen Anhängern diese Offenbarungen Gottes. Abu Bakr wettete sofort mit den mekkanischen Götzenanbetern, dass die Byzantiner in neun Jahren siegen würden. Herakleios, der byzantinische Kaiser, griff die Perser im Jahre 622 (dem Jahr der Auswanderung des Propheten von Mekka nach Medina) zunächst auf dem Meer an; und nach einigen entscheidenden Schlachten und drei aufeinander folgenden Kriegszügen schlug er sie wenige Jahre später in die Flucht. Damit hatten sich die Prophezeiungen der Verse als wahr erwiesen. Sechs Jahre, nachdem der Prophet Muhammad nach Medina emigriert war, machte er sich auf den Weg nach Mekka, um die kleine Pilgerfahrt durchzuführen. Die Mekkaner hielten ihn jedoch bei Hudaibiya auf, und es wurde ein Friedensabkommen geschlossen. Einige Muslime waren mit diesem Abkommen nicht glücklich. Aber die Koranverse, die nach Abschluss des Abkommens offenbart wurden, beschrieben es als einen augenscheinlichen Triumph und verkündeten den Gläubigen die folgende entscheidende frohe Kunde: Wahrlich, Allah hat Seinem Gesandten das Traumgesicht zu Wirklichkeit gemacht. Ihr werdet gewiss - denn Allah wollte (es so) - in Sicherheit in die heilige Moschee mit geschorenem Haupt oder kurz geschnittenem Haar eintreten; ihr werdet keine Furcht haben. Und Er wusste, was ihr nicht wusstet, und Er hat (euch) außer diesem (Sieg) einen nahen Sieg bestimmt. Er ist es, der Seinen Gesandten mit der Führung und der wahren Religion geschickt hat, auf dass Er sie über jede andere Religion siegen lasse. Und Allah genügt als Zeuge. (48:27-28) Ein Jahr später vollzogen die Muslime die kleine Pilgerfahrt, und ein weiteres Jahr später nahmen sie Mekka ein. Jahrhunderte lang hat sich der Islam gegenüber allen anderen Religionen behauptet, und wenn Gott will, wird er in naher Zukunft wieder eine führende Rolle in der Welt spielen. Der Pharao versklavte die Kinder Israels. Daher sandte Gott den Propheten Moses mit dem Auftrag zu ihm, ihn aufzufordern, an den Einen Gott zu glauben und allen Israeliten zu erlauben, zusammen mit Moses Ägypten zu verlassen. Der Pharao lehnte dies ab, und der Kampf zwischen ihnen setzte sich eine ganze Weile fort. Eines Nachts gelang es Moses jedoch, mit seinem Volk in Richtung Grenze zu marschieren. Als der Pharao den Fluchtversuch bemerkte, brach er auf, um sie zu verfolgen. Als Moses das Rote Meer erreichte, berührte er es mit seinem Stock, und vor ihm öffnete sich eine Furt durch das Meer. Der Pharao verfolgte ihn, wurde aber mit seinen Streitkräften von den Fluten verschlungen. Im Rahmen seiner Darstellung dieses Ereignisses macht der Koran eine sehr interessante Prophezeiung: Nun wollen Wir dich heute dem Leibe nach erretten, auf dass du ein Beweis für diejenigen seist, die nach dir kommen. Und es gibt sicher viele Menschen, die Unseren Zeichen keine Beachtung schenken. (10:92) Und so wurde der Leichnam des Pharaos später an der Westküste der Sinai-Halbinsel treibend aufgefunden. Die Bewohner jener Region kennen diese Stelle, die inzwischen Dschabal Fir'awn (Berg des Pharaos) genannt wird, auch heute noch. Einige Kilometer von diesem Berg entfernt befindet sich eine heiße Quelle namens Hammam Fir'awn (Bad des Pharaos). Ein beträchtlicher Teil des Koran ist den Ereignissen des Jüngsten Tages gewidmet. Der Koran beschreibt, wie die Welt zerstört und neu errichtet werden wird, wie die Toten auferweckt, am Ort der Versammlung zusammengerufen und nach dem Urteilsspruch entweder ins Paradies oder in die Hölle eingehen werden. Darüber hinaus liefert uns der Koran eine lebendige Beschreibung des Lebens in Paradies und Hölle. Einige Beispiele für Prophezeiungen des Propheten, die sich in den Hadithsammlungen finden: Umar berichtet in einer Darstellung, die im Sahih al-Muslim festgehalten ist: "Bevor die Schlacht bei Badr begann, ging der Gesandte Gottes auf dem Schlachtfeld herum und zeigte auf einige Stellen, wobei er sagte: Abu Dschahl wird hier getötet werden, Utba hier, Schayba hier, Walid hier usw.. Bei Allah, nach dem Kampf fanden wir die leblosen Körper all jener Männer an genau den Stellen, auf die der Gesandte Gottes gezeigt hatte."[1] Bukhari und Abu Dawud zitieren Habbab ibn Arat, der erzählte: "Während der Zeit der Schwierigkeiten und Qualen in Mekka ging ich eines Tages zum Gesandten Gottes, der im Schatten der Kaaba saß. Damals befand ich mich noch als Sklave in den Händen der Mekkaner, die mich schlimm folterten. Als ich nicht länger in der Lage war, diese Quälereien zu ertragen, bat ich Gottes Gesandten, bei Gott um Hilfe und Erlösung zu beten. Er wandte sich mir jedoch zu und sagte: Bei Gott, vorangegangene Gemeinschaften hatten noch grausamere Torturen auszuhalten. Einige von ihnen wurden gezwungen, in Gräben zu liegen und mit Sägen zweigeteilt zu werden; aber sie schworen deshalb nicht ihrem Glauben ab. Ihnen wurde bei lebendigem Leib die Haut abgezogen; aber sie wurden gegenüber ihrem Feind niemals schwach. Gott wird diese Religion gewiss vervollkommnen, aber du zeigst unangebrachte Hast. Es wird der Tag kommen, an dem eine Frau ganz allein von San'a nach Hadramaut reisen und nichts außer wilde Tiere fürchten wird. Du jedoch bist ungeduldig."[2] Habbab schloss mit den Worten: "Bei Gott, was der Gesandte Gottes an jenem Tag prophezeit hat, ist alles genau so eingetroffen. Ich selbst habe es erlebt." Bukhari, Muslim und Ahmad ibn Hanbal berichten: "Während des Baus der Propheten-Moschee in Medina sagte der Gesandte zu Ammar: O Ammar, das ist bedauerlich! O Ammar, eine Gruppe von Rebellen wird dich töten![3] Ammar wurde in der Schlacht von Siffin von Anhängern Mu'awiyas, der sich gegen den Kalifen Ali erhoben hatte, getötet. Vor seinem Tod rief der Gesandte seine Tochter zu sich ans Sterbebett und teilte ihr mit, sie werde die Erste aus seiner Familie sein, die nach seinem Tod wieder mit ihm vereint sein werde. Sie starb sechs Monate später.[4] Der Prophet Muhammad sagte die Invasion der Mongolen mit den Worten voraus: Die Letzte Stunde wird nicht kommen, bevor ihr nicht gegen ein Volk mit roten Gesichtern, kleinen Schlitzaugen und flachen Nasen gekämpft habt. Sie tragen behaarte Lederstiefel.[5] Hakim, At-Tirmidhi, Ibn Hanbal und Ibn Madscha überliefern, dass der Prophet Muhammad mit dem Satz Nach meinem Tod solltet ihr dem Weg Abu Bakrs und Umars folgen[6] andeutete, dass Abu Bakr und Umar ihm als Kalifen nachfolgen würden. Außerdem kündigte er an, dass Abu Bakrs Herrschaft nur von kurzer Dauer sein werde, während Umar länger an der Macht bleiben und zahlreiche Eroberungen machen werde. Authentischen Berichten zufolge übermittelte der Prophet seiner Gemeinschaft die frohe Kunde, dass sie Damaskus, Jerusalem, den Irak, Persien, Istanbul (Konstantinopel) und Zypern erobern werde und dass der Islam auch die entlegensten Winkel der Erde im Westen und im Osten erreichen werde.[7] Der Prophet Muhammad erklärte: Diese Angelegenheit begann mit der Prophetenschaft und als eine Barmherzigkeit; dann wird sie Barmherzigkeit und Kalifat sein; danach wird sie sich in eine grausame Monarchie und schließlich in eine Ungerechtigkeit und Tyrannei verwandeln. Weiter prophezeite er: Gewiss, das Kalifat nach mir wird dreißig Jahre währen, danach wird es eine Monarchie geben.[8] Alles, was der Prophet hier ankündigte, erwies sich als wahr. Einem authentischen Hadith zufolge sagte der Prophet: Uthman wird getötet werden, während er den Koran liest. Allah wird ihn in ein Hemd kleiden, aber sie werden es ihm abnehmen wollen.[9]Gemeint ist hier, Uthman werde Kalif werden, man werde jedoch seine Absetzung betreiben und er werde den Märtyrertod sterben, während er im Koran liest. Es geschah genau das, was der Prophet vorhergesagt hatte. In einem anderen authentischen Hadith sagt der erhabene Prophet Gottes zu dem schwer erkrankten Sa'd ibn Abi Waqqas: Es besteht Hoffnung, dass du verschont wirst, sodass einige Leute durch dich Vorteile erlangen und andere durch dich Nachteile erleiden werden.[10]Mit diesen Worten spielte er darauf an, dass Sa'd ein bedeutender Befehlshaber werden und viele Eroberungen machen würde. Einerseits würden viele Völker durch ihn Vorteile erlangen, weil sie den Islam annähmen, und andererseits würden viele andere Völker infolge des Zusammenbruchs ihrer Staaten Nachteile durch ihn erleiden. Während des Kalifats Umars übernahm Sa'd, wie vom Propheten vorausgesagt, den Oberbefehl über die muslimischen Armeen. Er zerstörte das persische Sassanidenreich im Iran und Irak und führte viele Völker zum Islam. Als der Prophet einmal im Hause von Umm Haram, der Tante von Anas ibn Malik (der dem Gesandten zehn Jahre lang in Medina diente) aus dem Schlaf erwachte, sagte er lächelnd: Ich habe geträumt, dass meine Gemeinschaft wie Könige auf Thronen sitzend auf dem Meer kämpfte. Umm Haram bat ihn: "Bete, dass auch ich zu ihnen gehören werde!" Er entgegnete ihr entschieden: Das wirst du![11] 40 Jahre später bewahrheitete sich diese Prophezeiung. Umm Haram, die ihren Ehemann begleitete, starb bei der Eroberung Zyperns und wurde dort beigesetzt. Ihr Grab wird auch heute noch besucht. Einem authentischen Hadith zufolge erklärte der Prophet: Aus dem Stamm der Thaqif werden ein Lügner, der die Prophetenschaft beansprucht, und ein blutdürstiger Tyrann hervorgehen.[12] Hier spielt er auf den verabscheuungswürdigen Mukhtar, der die Prophetenschaft für sich beanspruchte, und auf Hadschadsch an, einen Kriminellen, der Zehntausende tötete. In einem weiteren authentischen Hadith heißt es: Konstantinopel wird erobert werden. Gesegnet sei der Befehlshaber, der es einnehmen wird, und gesegnet seien seine Truppen.[13] Damit prophezeite Muhammad die Eroberung Istanbuls durch die Muslime und wies sowohl auf den hohen spirituellen Rang Sultan Mehmeds, des Eroberers, als auch auf die Tugendhaftigkeit seiner Armee hin. Was er vorausgesagt hatte, traf Jahrhunderte später ein. Der Gesandte Gottes machte insgesamt ca. 300 Prophezeiungen. Die meisten von ihnen haben sich bereits als wahr erwiesen, die anderen warten noch auf ihre Bestätigung. Interessant ist, dass einige seiner Voraussagen Fortschritte in Wissenschaft und Technik betreffen. Uns liegen zum Beispiel zwei Hadithe aus den zuverlässigen Sammlungen Sahih al-Muslim[14] bzw. Sunan at-Tirmidhi57[15] vor, in denen der Prophet voraussagt, es werde der Tag kommen, an dem ein einziger Granatapfel ausreichen wird, um mit seiner Schale 20 Menschen Schatten zu spenden. Er prophezeite außerdem, dass der Weizen, der auf einer so kleinen Fläche wie dem Balkon eines Hauses gezüchtet wird, einmal ausreichen werde, um den Jahresbedarf einer ganzen Familie zu decken. Mit diesen Prophezeiungen wies er auf die großen Fortschritte der Menschheit in der Gentechnik hin. In seinen Prophezeiungen verwandte der Prophet Muhammad nie Ausdrücke wie "Ich glaube...", "Ich vermute...", "Es könnte sein..." oder "Vielleicht geschieht es...", die ja Zweifel ausdrücken. Stattdessen sprach er, als sähe er Vergangenheit und Zukunft auf einem Fernsehbildschirm. Dies bedeutet, dass er entweder einen sehr scharfen und weiten Blick besaß, der Vergangenheit und Zukunft gleichermaßen durchdrang - was für einen Sterblichen unmöglich ist -, oder dass er ein Prophet war, der vom Allwissenden, von dem Einen, für den der gesamte und Raum und die gesamte Zeit nichts weiter als ein einziger Punkt sind, instruiert wurde. -------------------------------------------------------------------------------- [1] Muslim, Dschanna, 76,77 [2] Bukhari, Manaqib, 22; Abu Dawud, Dschihad, 97 [3] Bukhari, Salat, 63; Muslim, Fitan, 70,72,73; Ibn Hanbal, 12.161,164 [4] Ibn Madscha, Dschana'iz, 65; Muslim, Fada'il as-Sahaba, 15; Ibn Hanbal, Musnad, 3.197 [5] Bukhari, Dschihad, 95, 96; Abu Dawud, Malahim, 10; Ibn Madscha, Fitan, 36 [6] Hakim, Mustadrak, 3.75 [7] Hakim, 4.445; Ibn Hanbal, 4.303; auch bei Muslim und At-Tirmidhi [8] Abu Dawud, Sunna, 8; At-Tirmidhi, Fitan, 48; Ibn Hanbal, 4.273 [9] Hakim, 3.100; Ibn Hanbal, 6.114; Ibn Madscha, 5.188; auch bei At-Tirmidhi [10] Abu Nu'aym, Hilyat al-Awliya', 1,94; auch bei Bukhari und Muslim [11] As-Suyuti, Dschami' as-Saghrir, 6.24; Bukhari, Muslim und At-Tirmidhi [12] Hakim, 3.453; auch bei Muslim, Ibn Hanbal und At-Tirmidhi [13] Hakim, 4.422; Bukhari, Tarikh as-Saghrir, 139; Ibn Hanbal, 4.335 [14] Fitan, 110 [15] Fitan, 59 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 10. Februar 2009 Teilen Geschrieben 10. Februar 2009 Der Prophet Muhammad in der Bibel So gut wie alle früheren Propheten sagten das Kommen des Propheten Muhammad voraus. Trotz aller verzerrten Darstellungen, die im Laufe der Zeit Einzug in Thora, Psalmen und Evangelien gehalten haben, weisen noch immer einige Passagen auf die Ankunft Muhammads hin. Die Thora z.B. verspricht: Damals sagte der Herr zu mir: "Einen Propheten wie dich will Ich ihnen mitten unter ihren Brüdern erstehen lassen. Ich will ihm Meine Worte in den Mund legen, und er wird ihnen alles sagen, was Ich ihm auftrage. Einen Mann aber, der nicht auf Meine Worte hört, die der Prophet in Meinem Namen verkünden wird, ziehe Ich Selbst zur Rechenschaft" (Deuteronomium, 18:17-19) Die Worte einen Propheten wie dich unter ihren Brüdern beziehen sich ganz eindeutig auf einen Propheten, der von Ismail, dem Bruder Isaaks und Ahnherr des Volkes von Moses (der Kinder Israel) abstammt. Der einzige Prophet, der nach Moses von Ismail abstammte und ihm in vielerlei Hinsicht ähnelte (auch er brachte z.B. ein neues Gesetz und führte Krieg gegen seine Feinde), war der Prophet Muhammad. Der folgende Vers besagt, dass die Israeliten keinen Propheten wie Moses hervorbrachten: Niemals wieder ist in Israel ein Prophet wie Moses aufgetreten. Ihn hat der Herr Auge in Auge berufen. (Deuteronomium, 34:10) Der Koran weist auf dieselbe Tatsache hin: Wahrlich, Wir haben euch einen Gesandten geschickt, der euer Zeuge ist, wie Wir zu Pharao einen Gesandten geschickt hatten. (73:15) Der Satz Ich will ihm meine Worte in den Mund legen, und er wird ihnen alles sagen, was Ich ihm auftrage in Vers Deuteronomium, 18:17-19 (s.o.) weist darauf hin, dass der angekündigte Prophet ein Analphabet sein und all das aussprechen würde, was ihm offenbart wurde. Dasselbe bekräftigt Gott auch im Koran: ...noch spricht er aus Begierde. Vielmehr ist es eine Offenbarung, die (ihm) eingegeben wird. (53:3-4) Der folgende Vers bezieht sich auf die Prophetenschaften von Moses, Jesus und Muhammad: Er sprach: Der Herr kam hervor aus dem Sinai, Er leuchtete vor ihnen auf aus Seïr; Er strahlte aus dem Gebirge Paran... (Deuteronomium, 33:2) Der Prophet Moses sprach am Sinai zu Gott und erhielt dort die Thora überreicht. Der Prophet Jesus empfing die Offenbarung Gottes in Seïr, einem Ort in Palästina. Ein letztes Mal manifestierte Sich Gott der Menschheit in Paran, einer Bergkette nahe Mekka in Seiner Offenbarung an den Propheten Muhammad. Die Bergkette Paran findet schon in der Thora Erwähnung. (Genesis, 21:19-21) Dort wird sie als ein Ödland beschrieben, in dem Hagar und ihr Sohn Ismail von ihrem Ehemann Abraham zurückgelassen wurden. In jenem Ödland entsprang auch die Quelle Zamzam. Im Koran (14:35-37) heißt es, dass Abraham Hagar und Ismail im Tal von Mekka zurückließ, das seinerzeit ein unbewohntes Gebiet innerhalb der Bergkette von Paran war. Der oben zitierte Vers fährt fort: ...Er trat heraus aus Tausenden von Heiligen; ihm zur Rechten flammte vor ihnen das Feuer des Gesetzes. Dieser Vers bezieht sich auf den angekündigten Propheten Muhammad, der zahllose absolut rechtschaffene Gefährten haben würde. Die Worte Feuer des Gesetzes spielen auf die Tatsache an, dass ihm erlaubt und sogar befohlen werden würde, gegen seine Feinde zu kämpfen. Jesus sagte: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: "Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder"? Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen der Stein aber fällt, den wird er zermalmen. Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volke gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt. (Matthäus, 21:42-44) Der Eckstein, von dem in diesem Vers die Rede ist, kann nicht der Prophet Jesus sein; denn die Verse beziehen sich auf die vernichtenden Niederlagen, die die Anhänger des Ecksteins ihren Feinden zufügen würden. Kein Volk aber wurde vernichtet, weil es das Christentum ablehnte. Das Christentum gewann gegenüber dem Römischen Imperium erst an Boden, nachdem es seine ursprüngliche Identität verloren und sich mit den römischen Religionen versöhnt hatte. Die Herrschaft des Westens über die Welt aber war auf den Triumph wissenschaftlichen Denkens über die Kirche des Mittelalters zurückzuführen und nahm die Gestalt eines rücksichtslosen Kolonialismus an. Der Islam hingegen beherrschte über viele Jahrhunderte hinweg fast die Hälfte der ‚alten' Welt. Seine ursprüngliche Reinheit wurde nie verwässert, seine Feinde mussten viele Niederlagen einstecken, und er verteidigte sich mit Erfolg gegen das Christentum. Zurzeit erlebt der Islam eine ‚Wiedergeburt' in seinen Eigenschaften als reine, authentische Religion, als Lebensweg und als Hoffnung auf Erlösung für die Menschheit. Abgesehen davon erklärt der Prophet Jesus selbst, das Königreich Gottes werde seinen Anhängern genommen und einem Volk gegeben werden, das eine eigene Frucht hervorbringen werde. Außerdem beschreibt sich der Prophet Muhammad in einer aufschlussreichen Passage in einem Hadith, der sowohl in der Sammlung Sahih al-Bukhari als auch im Sahih al-Muslim aufgezeichnet wurde, selbst als Eckstein, der das Gebäude des Prophetenschaft vervollständigt. Im Evangelium des Johannes verkündet Jesus das Kommen des letzten Propheten: Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht weggehe, wird der Paraklit nicht zu euch kommen. Gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er die Welt überführen (und aufdecken), was Sünde, Gerechtigkeit und Gericht ist. (Johannes, 16:7-8) In diesen Versen wird der Prophet Muhammad als Paraklit bezeichnet. Dieses Wort ist griechischen Ursprungs und bedeutet soviel wie der, der zwischen Wahrheit und Unwahrheit unterscheidet. Christliche Interpreten übersetzten es jedoch mit ‚Berater' (Gideon's International), ‚Helfer' (American Bible Society) oder ‚Tröster' (The Company of the Holy Bible) und behaupteten, es beziehe sich auf den Heiligen Geist. Den Beweis dafür, dass der Heilige Geist kam und tat, was Jesus vorausgesagt hatte, blieben sie jedoch schuldig. Wenn der Heilige Geist, wie die Christen behaupten, der Erzengel Gabriel ist, dann kam er viele Male zum Propheten Muhammad, um ihm die Offenbarungen Gottes zu übermitteln. Jesus kündigte das Kommen des Paraklits an mehreren Stellen an. Dabei bediente er sich zwar verschiedener Namen; die Funktion dieses Paraklits stellte er jedoch immer gleich dar, z.B.: Wenn aber der Paraklit kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen. (Johannes, 15:26) Noch viel habe ich euch zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird. Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden. (Johannes, 16:12-14) Dies sind nur einige wenige Anspielungen, die die Bibel auf den Propheten Muhammad macht. 114 solcher Anspielungen listete der verstorbene Hussain Dschisri in seinem Werk Risalat al-Hamidiya auf. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 10. Februar 2009 Teilen Geschrieben 10. Februar 2009 Der Charakter des Propheten Muhammad und seine moralische Integrität Wenn ein Mensch große Leistungen vollbringt oder sich Reichtum und Ruhm erarbeitet und sich dabei trotzdem nicht verändert, wenn er so demütig bleibt, wie er es zu Beginn seines Aufstiegs war, dann zeigt dies die Stärke seines Charakters, seiner Moral und seiner Tugendhaftigkeit. Trotz der unvergleichlichen Leistungen des Propheten Muhammad, die sogar seine Gegner dazu zwingen, ihn an die oberste Stelle der Liste der bedeutendsten Menschen in der Geschichte zu setzen, war der Gesandte Gottes bei seinem siegreichen Einzug in Mekka ärmer und demütiger als noch zu Beginn seiner Prophetenschaft. Das Gesicht enthüllt die innere Welt und den Charakter des Menschen. Diejenigen, die den Propheten Muhammad mit eigenen Augen sahen, mussten seine Erscheinung ganz einfach bewundern und, jedenfalls wenn sie unvoreingenommen waren, seine Vertrauenswürdigkeit anerkennen. Abdullah ibn Salam, der berühmteste jüdische Gelehrte seiner Zeit, glaubte bereits an ihn, als er ihn zum ersten Mal sah, und sagte: "Jemand mit einem solchen Gesicht kann nicht lügen!" Würde ein Glühwürmchen behaupten, es sei die Sonne, hätte seine Lüge nur bis Sonnenaufgang Bestand. Im Türkischen sagt man, dass die Kerze eines Lügners nur bis zur Zeit des Nachtgebets brennt (soll heißen: Lügen sind kurzlebig.). Ein Betrüger, der vorgibt, ein Prophet zu sein, wird deshalb rasch überführt werden, und niemand wird ihn als einen wahren Propheten akzeptieren. Gewöhnliche Menschen können schon in einer kleinen Gruppe nicht schamlos und unverhohlen lügen, ohne sich zu verraten. Der Prophet Muhammad aber forderte gleich alle Menschen bis zum Jüngsten Tag heraus. Er hielt viele Reden vor großem Publikum. Dies tat er gelassen und ungezwungen, sehr aufrichtig und feierlich und so ernst und erhaben, dass er damit seine Feinde provozierte. Zaudern oder Angst waren ihm hingegen fremd. Kein Analphabet kann über Themen reden, die Fachwissen erfordern - erst recht nicht mit Spezialisten. Der Prophet Muhammad sprach jedoch über Theologie und Metaphysik ebenso wie über Medizin, Geschichte, Physik und Biologie, und nie wurde ihm widersprochen. Er forderte alle seine Gegner dazu auf, auch nur eine einzige Sure von der Qualität des Koran hervorzubringen, aber niemand war dazu in der Lage. Niemand, der nicht nach mehr Reichtum oder Ansehen strebt, würde sein Leben, seinen Wohlstand und seinen Ruf aufs Spiel setzen oder große Unannehmlichkeiten und Verfolgungen in Kauf nehmen. Der Prophet Muhammad aber war, schon bevor er die Prophetenschaft für sich beanspruchte, wohlhabend und respektiert. Während seiner Prophetenschaft sah er sich mit allen Arten von Unannehmlichkeiten und Verfolgungen konfrontiert und stellte alles, was er besaß, in den Dienst seiner Aufgabe. Seine Feinde verleumdeten ihn, verspotteten ihn und schlugen ihn. Schließlich vertrieben sie ihn aus seiner Heimat und erhoben die Waffen gegen ihn. All das ertrug er ohne zu klagen und bat Gott, den Allmächtigen, seinen Feinden zu vergeben. Sein Ziel war einzig und allein, dass alle Menschen an Gott glaubten, Ihn anbeteten und somit in beiden Welten Erfolg haben und von den Qualen der Hölle verschont würden. Die Geschichte hat viele führende Persönlichkeiten kommen und gehen sehen, die über keine große ergebene Anhängerschaft verfügten, weil sie selbst nicht das praktizierten, was sie predigten oder propagierten. Ihre Ideen hinterließen keinen bleibenden Einfluss auf die Menschen, und die Systeme, die sie errichteten, waren nicht von Dauer. Der Prophet Muhammad hingegen praktizierte das, was er andere lehrte, auch selbst absolut aufrichtig und ehrlich. Er war der gehorsamste Verehrer des Schöpfers, und er beachtete die religiösen Gebote strikt. Er war also ganz und gar von seiner Mission überzeugt. Er ist der Bote Gottes, der der Menschheit gesandt wurde, um sie auf den Weg der Wahrheit zu führen. Der Charakter des Menschen wird normalerweise bis zu seinem 30. Lebensjahr geprägt, danach verändert er sich nicht mehr besonders stark. Seinen Charakter nach dem 40. Lebensjahr grundlegend zu verändern, ist praktisch unmöglich. Wenn der Charakter Muhammads irgendeine Unvollkommenheit oder irgendeinen Makel aufgewiesen hätte - Gott bewahre vor einem solchen Gedanken! -, dann hätte sich das mit Sicherheit schon vor seiner Prophetenschaft bemerkbar gemacht. Wäre es denn tatsächlich logisch, dass jemand, der vor seinem 40. Lebensjahr als ein absolut aufrichtiges und ehrenhaftes Mitglied der Gemeinschaft anerkannt war, sich plötzlich, im Alter von 40 Jahren, in einen Lügner und Betrüger an seinem eigenen Volk verwandelt? Lügner und Betrüger sind nicht dazu in der Lage, eine ergebene Gefolgschaft um sich zu scharen, die bereit wäre, sich für sie aufzuopfern. Selbst Moses und Jesus besaßen keine so treue Anhängerschaft. Die Juden hintergingen ihren Propheten, als er sie 40 Tage lang sich selbst überließ, um auf dem Berg Sinai die Thora in Empfang zu nehmen. Zu jener Zeit beteten sie ein goldenes Kalb an, das Samiri für sie gebaut hatte. Selbst nach so vielen Jahren der intellektuellen und spirituellen Ausbildung in der Wüste befolgten lediglich zwei gottesfürchtige Männer Moses Befehl, gegen die Amalekiter, das Volk Goliaths, zu kämpfen. Und was Jesus betrifft, so verriet ihn einer seiner ihm so ergebenen 12 Jünger und lieferte ihn seinen Feinden aus. Die Gefährten Muhammads waren jedoch so loyal, dass sie ihm zuliebe alles andere aufgaben. Obwohl sie unter einem primitiven Volk und in einer Atmosphäre der Unwissenheit aufgewachsen waren, obwohl sie keinerlei positive Vorstellungen von einem gesellschaftlichen Leben, von Verwaltung oder von einer Offenbarungsschrift besaßen und obwohl sie in spiritueller und intellektueller Finsternis versunken waren, formte der Prophet Muhammad sie in kürzester Zeit zu Lehrmeistern und gerechten Herrschern der zivilisiertesten und auf sozialer und politischer Ebene fortschrittlichsten Völker und Staaten. Die Herrschaft dieser Menschen wurde seitdem immer wieder bewundert - selbst von jenen, die dem Islam und den Muslimen ansonsten negativ gesinnt sind. Die Generationen, die den Gefährten folgten, brachten außerdem unzählige auf der ganzen Welt anerkannte Gelehrte, weltberühmte Wissenschaftler und erhabene spirituelle Meister hervor. Wie hätten sie denn nicht nur die großartigste Zivilisation jener Zeit, sondern die großartigste Zivilisation aller Zeiten begründen können, wenn sie einem Lügner gefolgt wären? Gott bewahre uns vor einem solchen Gedanken! Der Prophet Muhammad bot in puncto moralisches Handeln und Tugendhaftigkeit ein vollkommenes Vorbild. Er ging aus einem Wüstenvolk hervor, das auf der untersten Stufe der Zivilisation stand und sich der Unmoral verschrieben hatte. Wer soll aus ihm denn einen so tugendhaften Menschen gemacht haben? Sein Vater starb noch vor seiner Geburt und seine Mutter, als er gerade sechs Jahre alt war. Danach übernahmen sein Großvater und sein Onkel seine Erziehung. Aber wie hätten sie ihm eine Vollkommenheit vermitteln können, die sie doch selbst in diesem Maße gar nicht besaßen? Sein Lehrer war Gott, wie er selbst sagte: Mein Herr hat mich erzogen und mich gute Umgangsformen gelehrt. Wie gut Er mich doch erzogen und wie wunderschön hat Er mich gute Umgangsformen gelehrt hat! Die Menschheitsgeschichte hat schon viele tugendhafte Persönlichkeiten erlebt. Niemand jedoch vereinte alle Tugenden und guten Eigenschaften auf so vollkommene Weise in einer Person wie der Prophet Muhammad. Viele großzügige Menschen haben nicht genug Mut bewiesen, wenn es angebracht gewesen wäre. Und viele mutige Menschen waren nicht nachsichtig und großzügig genug. Der Prophet Muhammad hingegen vereint in seiner Person alle Tugenden und lobenswerten Eigenschaften. Tugendhaftigkeit und gute Moral erfordern darüber hinaus Ausgeglichenheit. Wenn Großzügigkeit zum Beispiel ihre Grenzen überschreitet, wird sie zu Extravaganz. Sparsamkeit verwandelt sich dann in Geiz; aus Mut wird Unbesonnenheit, und Intelligenz wird zuweilen mit Dialektik oder Demagogie verwechselt. Tugendhaftigkeit braucht das Wissen, wie man sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat. Selbstachtung, die sich ein schwacher Mensch gegenüber einem starken Menschen auferlegt, wird zu Eigendünkel, wenn der Starke sie sich anmaßt. Bescheidenheit, die ein starker Mensch vor einem schwachen Menschen an den Tag legt, verkommt bei einem schwachen Menschen zu Selbsterniedrigung. Geduld und der freiwillige Verzicht auf eigene Rechte sind Tugenden; geduldig zu sein und zu verzichten, wenn man im Namen anderer auftritt, grenzt hingegen an Verrat. Ein Mensch mag bei allem, was ihm persönlich angetan wird, nachsichtig sein; unentschuldbar wäre jedoch, als Repräsentant einer Nation Nachsicht zu üben. Stolz und Empörung im Namen einer Nation sind lobenswert, für uns selbst aber ziemen sie sich nicht. Der Prophet Muhammad war in seinen Tugenden und guten moralischen Eigenschaften völlig ausgeglichen. Er war überall dort mutig, wo es angebracht war, während er unter den Menschen sanft, verzeihend und bescheiden auftrat. Er war ausgesprochen würdevoll, aber auch ein sehr liebenswürdiger Mensch. Niemand war großzügiger als er. Aber er war auch sparsam und verurteilte Verschwendungssucht. Kurzum: In seiner Person spiegelte sich ein perfektes Gleichgewicht aller Tugenden und guten Eigenschaften. Muslimischen Theologen zufolge gibt es sechs Punkte, die einen Propheten auszeichnen: Wahrheitsliebe, Vertrauenswürdigkeit, Übermittlung der Anweisungen Gottes, Intelligenz, Unfehlbarkeit und Nichtvorhandensein von körperlichen und mentalen Mängeln. Dem Propheten Muhammad waren alle diese sechs grundlegenden Eigenschaften in vollkommener Weise eigen. Jeder Mensch muss in seinem Leben schnell Entscheidungen treffen, die in der Zukunft Probleme nach sich ziehen können. Die Leistungen, die der Prophet Muhammad in nur 23 Jahren vollbrachte, sind in der gesamten Menschheitsgeschichte ohne Parallele. Er handelte niemals zögerlich, und all seine Entscheidungen erwiesen sich im Nachhinein als richtig. Alles, was er tat und sagte, zielte nicht nur auf seine eigene Zeit, sondern betraf sowohl sein eigenes Volk als auch alle zukünftigen Generationen unabhängig von Zeit und Raum. Weil nicht ein einziger seiner Aussprüche bis zum heutigen Tag entkräftet wurde, steht es auch niemandem zu, seine Handlungen, Aussprüche und Entscheidungen zu kritisieren. Kann denn jemand, der kein von Gott, dem Allmächtigen, unterwiesener Prophet ist, wirklich so viel Intelligenz, Voraussicht, Einsicht, Weisheit und einen so gesunden Menschenverstand besitzen? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 10. Februar 2009 Teilen Geschrieben 10. Februar 2009 Die Leistungen des Propheten Muhammad Der Mensch neigt dazu, seinen eigenen Beruf (für das Gemeinwohl) für wichtiger, notwendiger und schwieriger zu halten als die Berufe anderer. Obwohl jeder Beruf seine eigenen Probleme und seinen eigenen Nutzen hat, ist die Erziehung und Ausbildung von Menschen für ein gesundes soziales Leben mit Sicherheit sehr schwierig und nicht zu vernachlässigen. Um wirklich gebildete Menschen hervorzubringen, bedarf es aufrichtiger Lehrer mit klar definierten Zielen. Damit diese Lehrer aber überhaupt erfolgreich sein können, müssen sie das, was sie ihre Schüler lehren und ihnen raten, auch selbst praktizieren. Sie müssen Charakter, Potenzial, Wünsche und Ambitionen ihrer Schüler ebenso gut kennen wie deren Mängel, Stärken, Schwächen und Lern- und Verständnisfähigkeit. Darüber hinaus sollten sie wissen, wie sie ihre Schüler in den unterschiedlichen Situationen zu behandeln haben, wie sie sich mit ihren Problemen vertraut machen und wie sie ihre schlechten Eigenschaften in lobenswerte und gute verwandeln. Viele Menschen leben nicht so, wie es ihr vermeintlich ‚starker' Glaube vermuten ließe; viele verfügen nur oberflächlich betrachtet über moralische Eigenschaften oder haben eine Reihe von Schwächen (sind z.B. anfällig für Bestechung, Unaufrichtigkeit oder Geiz). Wie würde man wohl einen Lehrer einschätzen, der seine Schüler in neue Menschen verwandelt, indem er ihnen ihre tief verwurzelten schlechten Eigenschaften nimmt und ihnen gute Eigenschaften einpflanzt, der obendrein eine Gemeinschaft formt, welche künftigen Generationen als Modell dient, und in dessen Händen aus Felsgestein, Kupfer, Eisen und Kohle Silber, Gold, Brillanten und Diamanten werden? Müsste man einen solchen Lehrer nicht zwangsläufig als absolut außergewöhnlich bezeichnen? Was der Prophet Muhammad als Lehrmeister seines Volkes in nur 23 Jahren geleistet hat, ist jedoch noch weit mehr als das. Eine weiterer wichtiger Faktor einer guten Erziehung ist, dass sie ohne jeden Zwang auskommt. Strafaktionen, Gewalt und militärische oder polizeiliche Maßnahmen können die Menschen nur kurzzeitig ‚lenken'. Soll eine Veränderung aber von Dauer sein, müssen sich die Betreffenden ihr freiwillig unterziehen, d.h., sie müssen von der Rechtmäßigkeit dieser Veränderungen überzeugt sein. Niemand war jemals in der Lage, die Menschen so umfassend zu verstehen wie der Prophet Muhammad. Kein Zweiter hat es jemals geschafft, ein mitleidsloses, grausames, kriegslüsternes, unwissendes und unerbittliches Volk zu einer Gemeinschaft zu formen, die ein vollkommenes Leben führt und allen zukünftigen Generationen ein vollkommenes Vorbild liefert. Niemand kann den Menschen in allen Lebensbereichen Orientierung bieten. Egal wie fähig und klug ein Mensch auch sein mag - ein fähiger Staatsmann und Befehlshaber und gleichzeitig auch ein brillanter Wissenschaftler und erfolgreicher Erzieher zu sein, ist äußerst schwierig. Der Prophet Muhammad war ein vollkommener spiritueller und intellektueller Lehrmeister und dabei der fähigste Staatsmann und Befehlshaber, der effizienteste Erzieher und der bedeutendste Gelehrte, den die Geschichte je gesehen hat. Der Prophet Muhammad praktizierte alle Formen der islamischen Anbetung am sorgfältigsten. Daneben war er der gottesfürchtigste Muslim. Selbst in brenzligen Situationen hielt er sich noch an die winzigsten Details der Anbetung Gottes. Er ahmte nie jemanden nach und verkörperte perfekt Anfang und Ende der spirituellen Entwicklung. Sein Wissen um Gott und seine Gebete zu Gott sind beispiellos. In den Gebeten zu seinem Herrn offenbart sich ein Wissensschatz, den kein anderer Muslim je erreicht hat. Sein Glauben war so außerordentlich stark, gewiss, wunderbar, erhaben und erlaucht, dass keine der damals herrschenden Ideen, Glaubensvorstellungen, Philosophien und Lehren ihn jemals zweifeln oder zögern ließen. Alle rechtschaffenen Menschen aller Zeiten, an erster Stelle aber seine Gefährten, profitierten von seinem Glauben, dem sie zubilligten, von höchster Güte zu sein. Diese Tatsache beweist, dass sein Glaube beispiellos war. Die Anerkennung der Propheten ist einerseits ein sehr glaubhafter Beweis für die Existenz und die Einheit Gottes, andererseits aber auch eine Bestätigung der Vertrauenswürdigkeit und der Prophetenschaft Muhammads. Die Geschichte bezeugt, dass all die heiligen Eigenschaften, Wunder und Funktionen, die auf die Vertrauenswürdigkeit und Prophetenschaft von Propheten hindeuten, bei Muhammad in höchstem Maße vorhanden waren. Die Propheten sagten sein Erscheinen voraus, indem sie diese frohe Kunde in der Thora, in den Evangelien, in den Psalmen und in den weiteren Offenbarungsschriften verbreiteten (die im Koran ‚Seiten' genannt werden). Durch ihre Missionen und ihre Wunder bestätigten und ‚besiegelten' sie das Wirken Muhammads, des vornehmsten und vollkommensten Propheten. Tausende von rechtschaffenen Menschen verstanden die Wahrheit, erlangten Vollkommenheit, erwarben sich Einsicht in die Realität der Dinge und machten spirituelle Entdeckungen, indem sie dem Beispiel des Propheten Muhammad folgten. Sie alle bezeugen die Einheit Gottes genauso wie die Vertrauenswürdigkeit und die Prophetenschaft Muhammads. Ihr Zeugnis unterstreicht seine Aufrichtigkeit, denn durch das Licht des Glaubens und durch die Sicherheit, die sie aus ihrem Wissen und ihrer Erfahrung zogen, bestätigten sie die Wahrheit. Tausende von strengen Gelehrten, die auf Unverfälschtheit größten Wert legen, akribische Gelehrte, für die Vertrauenswürdigkeit höchste Priorität hat, und gläubige weise Menschen haben durch die Wahrheiten, die dieser ungebildete Mann ihnen gebracht hat, die höchste Stufe der Gelehrsamkeit erklommen. Die Zahl derer, die ihren Erfolg diesen Wahrheiten zuschreiben, beweist ganz eindeutig die Einheit Gottes, den Ursprung der Mission Muhammads und die Vertrauenswürdigkeit des Propheten, des bedeutendsten und höchsten Lehrmeisters. Seine Familie und seine Gefährten, die mit ihrer Einsicht, ihrer Weisheit und ihren spirituellen Fähigkeiten die berühmtesten, geachtetsten, gefeiertsten, frömmsten und scharfsinnigsten Menschen nach den Propheten waren, erklärten, dass er der aufrichtigste, erhabenste und ehrenhafteste Mensch war. Diesen Schluss zogen sie, nachdem sie all seine - verborgenen wie offenen - Gedanken und Zustände mit größter Sorgfalt geprüft hatten. Während er predigte und die Menschen zur Wahrheit rief, legte er eine so große Standhaftigkeit, Entschlossenheit und Furchtlosigkeit an den Tag, dass er - trotz aller Feindseligkeiten von Seiten der Großmächte und der bedeutenden Religionen jener Zeit, seines eigenen Stammes und Volkes, ja sogar seines Onkels - niemals zauderte, Bedenken hatte oder sich fürchtete. Mit Erfolg forderte er die Welt heraus und ließ den Islam über alle anderen Religionen und Systeme triumphieren. Begeben wir uns doch einmal auf die Arabische Halbinsel in jene Zeit der Glückseligkeit. Dieser Mann ohne Schulbildung, der weder eine Militärakademie oder ein Institut für Staatsbedienstete noch eine Lehranstalt des Rechts oder eine wissenschaftliche Schule besucht hatte, präsentierte eine Religion und ein Gesetz, die Glückseligkeit in beiden Welten versprachen, wenn man ihnen nur folgte. Menschen aller Zeitalter hörten auf seine Worte. Alle sozialen, politischen und ökonomischen Probleme löste er mit Leichtigkeit, und er begründete eine Ordnung, die überall unauslöschliche Fingerabdrücke hinterließ. Einen beträchtlichen Teil seines Lebens verbrachte er auf Schlachtfeldern und erwies sich dort als der fähigste Befehlshaber aller Zeiten. Darüber hinaus weist ihn sein Handeln als den besten Ehemann, den angesehensten und doch am stärksten mitfühlenden Vater und als den liebenswertesten und treuesten Freund aus. Um eine derart große Anerkennung zu finden, genügten ihm 23 Jahre. Eine Führungspersönlichkeit muss sein Volk sehr gut kennen, um es erziehen und zur Verwirklichung eines großen Zieles anspornen zu können. Alexis Carrel, ein bedeutender französischer Wissenschaftler und Philosoph des 20. Jahrhunderts, beschreibt den Menschen als ein immer noch unbekanntes Wesen und als das komplexeste und komplizierteste aller Geschöpfe. Der Prophet Muhammad besaß jedoch ein unglaubliches Maß an Menschenkenntnis; daher konnte er seine Anhänger so unterweisen, dass sie unaufgefordert zu anderen Menschen wurden, die seine Anliegen gern verwirklichten. Er wusste ganz genau, wie er zu handeln hatte; seine Urteile und seine Personalentscheidungen mussten nicht ein einziges Mal korrigiert werden. Niemals musste er eine seiner Ernennungen zurücknehmen. Es gelang ihm, aus einem extrem rückständigen, unzivilisierten Volk die erhabenste, anständigste und zivilisierteste aller Gesellschaften zu formen. Er räumte nicht nur mit den primitiven Gewohnheiten und den unmoralischen Eigenschaften, denen sein Volk so fanatisch verbunden war, auf, sondern stattete dieses hoffnungslose, wilde und unerbittliche Volk auch mit allen lobenswerten Tugenden aus und machte es zu Lehrmeistern der ganzen Welt einschließlich der zivilisierten Nationen. Seine Herrschaft war nicht nach außen gerichtet; vielmehr eroberte er Gedanken, Geist, Herzen und Seelen der Menschen. Trotz aller bahnbrechenden neuen Techniken und Verfahren haben es die modernen Gesellschaften nicht geschafft, auch nur ein so kleines Laster wie das Rauchen erfolgreich zu bekämpfen. Der Prophet Muhammad hingegen beseitigte zahlreiche tief verwurzelte schlechte Angewohnheiten völlig mühelos und ersetzte sie durch erhabene Eigenschaften, die fortan zum Wesen der Menschen gehörten. Wenn einige Menschen dies nicht glauben, mögen sie doch mit Hunderten von Philosophen, Soziologen, Psychologen und Pädagogen hingehen und schauen, ob sie in 100 Jahren auch nur einen Teil dessen verwirklichen, was der Prophet Muhammad in einem Jahr erreichte. Der Prophet begegnete all seinen Kritikern mit einem Lächeln. Als die Führer der Quraysch einmal Abu Talib, den Onkel des Propheten, dazu aufforderten, er solle seinen Neffen davon überzeugen, seine Botschaft nicht weiter zu verkünden, antwortete der Prophet: Selbst wenn sie die Sonne in meine rechte Hand und den Mond in meine linke legten, damit ich meine Mission verleugne, werde ich dies nicht tun. Ich werde niemals aufgeben; entweder wird es Gott gefallen, sie zu einem Erfolg werden zu lassen, oder ich werde bei meinen Bemühungen sterben. Bei einer anderen Gelegenheit bot ihm eine Abordnung der führenden Quraysch alle nur erdenkliche weltliche Pracht, wenn er nur seine Mission abbräche. Man erklärte ihm: "Wenn du es auf Reichtum abgesehen hast, werden wir dir so viel du möchtest davon anhäufen; wenn du nach Ruhm und Ehre strebst, sind wir bereit, dir als Oberbefehlshaber und König Treue zu schwören; wenn dir der Sinn nach Schönheit steht, sollst du das schönste Mädchen deiner Wahl zur Braut nehmen." Ihre Bedingungen waren für einen normalen Menschen extrem verlockend, in den Augen des Großen Propheten besaßen sie indes keinerlei Signifikanz. Er erwiderte: Ich will weder Geld noch Macht. Ich bin von Gott beauftragt worden, die Menschheit zu warnen. Ich überbringe euch Seine Botschaft. Nehmt ihr sie an, wird euch Glück und Freude in diesem Leben und im Jenseits zuteil werden; lehnt ihr das Wort Gottes jedoch ab, wird Gott mit Sicherheit zwischen euch und mir unterscheiden. Der Glaube, die Beharrlichkeit und die Entschlossenheit, mit der er seine Mission zum Erfolg führte, ist ein beredter Beweis für die erhabene Wahrheit seiner Sache. Hätte es in seinem Herzen auch nur den geringsten Zweifel oder die kleinste Unsicherheit gegeben, wäre er niemals in der Lage gewesen, dem 21 Jahre währenden Widerstand etwas entgegen zu setzen. Bedeutende Führungspersönlichkeiten haben den Lauf der Geschichte entweder mit ihren Staaten, Reichen oder mit ihren Revolutionen verändert. Nichtsdestoweniger war niemand von ihnen in der Lage, aus den Reihen seiner Anhänger eine so starke Einheit des Glaubens, des Denkens und der Ideale hervorzubringen wie der Prophet Muhammad. Nachdem er 40 Jahre lang ein völlig unpolitisches Leben geführt hatte, betrat er plötzlich und gänzlich unerwartet die Bühne der Welt als bedeutender politischer Reformer und Staatsmann, der ohne Unterstützung durch Presse oder moderne Massenkommunikationsmittel die verstreuten Bewohner der Wüsten Arabiens einte. Aus unterschiedlichen Stämmen eines kriegerischen, unwissenden, aufsässigen und unzivilisierten Volkes formte er eine Nation unter dem Banner von Recht, Religion, Kultur, Zivilisation und einer Regierung. Eine Führungspersönlichkeit muss ihr Volk sehr gut kennen, um es für ihre Ziele zu gewinnen. Die meisten dieser Persönlichkeiten versprechen Macht, Reichtum, Positionen oder eine leuchtende Zukunft. Der Prophet Muhammad hingegen eroberte Verstand und Herz der Menschen und sicherte seinen Anhängern ‚lediglich' Gottes Wohlgefallen und das Paradies zu. Seine Anhänger opferten sich freiwillig für ihn auf und zogen es vor, ein ärmliches Leben zu führen, um dafür Gottes Wohlgefallen und das Paradies zu erlangen. Stets versuchte Muhammad, seine Familie und seine Gefährten auf den ewigen Frieden und die ewige Glückseligkeit vorzubereiten. Dabei ging er selbst mit gutem Beispiel voran. Seine Tochter Fatima, die er von allen Familienmitgliedern am meisten liebte, kam einmal mit einem Armreif zu ihm. Der Prophet sagte zu ihr: O meine Tochter! Wünschst du, dass die Leute von der Tochter des Gesandten Gottes sagen, dass sie einen Ring des Höllenfeuers trägt? Diese Worte überzeugten Fatima, denn sie kamen aus dem Munde eines Mannes, dessen Thron Herz und Geist der Menschen erobert hatte. Fatima berichtete weiter: "Sofort verkaufte ich den Armreif und erstand dafür einen Sklaven, dem ich die Freiheit schenkte. Dann ging ich zum Gesandten Gottes. Als ich ihm erzählte, was ich getan hatte, freute er sich. Er öffnete seine Hände und dankte Gott mit den Worten: Gepriesen sei Gott, der (meine Tochter) Fatima vor der Hölle bewahrte! Stellen wir uns einmal vor, Lehrer an einer Schule oder Leiter einer Institution zu sein. Wenn wir den Schülern bzw. Angestellten unsere Ideale nahe bringen möchten, müssen wir darauf vorbereitet sein, mit allen möglichen Unannehmlichkeiten konfrontiert zu werden. Wenn uns jemand im Vorübergehen ins Gesicht spucken oder uns beim Gebet den Leib eines Tieres über den Kopf stülpen würde, wenn uns jemand ins Gesicht schlagen, mit Steinen bewerfen oder auf unserem Weg dornige Pflanzen ausstreuen würde, wenn uns jemand mit dem Dolch auflauern oder im Beisein anderer verspotten würde, wenn jemand unsere Frauen verleumden, unsere Angehörigen töten und ihre Körper verstümmeln würde, wenn jemand uns aus der Heimat vertreiben würde - was würden wir dann tun? Wären wir trotzdem in der Lage, all diese Grausamkeiten zu ertragen und unseren Weg ohne zu zögern fortzusetzen? Könnten wir dann etwa obendrein denjenigen, die uns das angetan haben, verzeihen, sie bemitleiden und für sie beten: O Gott! Vergib ihnen, und führe sie zur Wahrheit, denn sie sind unwissend! Wenn wir zu einem paradiesähnlichen Ort geführt würden und frei wählen dürften, ob wir dort leben wollen oder unsere Aufgabe trotz aller Unannehmlichkeiten erfüllen und zurückkehren möchten, würden wir uns dann wirklich für die Rückkehr entscheiden? Der Prophet nahm all diese Unannehmlichkeiten auf sich. Er kehrte aus freien Stücken zu seinem Volk zurück und formte aus ihm die beste Gemeinschaft, die die Geschichte je gekannt hat. Hätten wir wirklich das Gleiche getan? Der Prophet Muhammad schickte eine Gruppe von Abgesandten zu den Stämmen Adal und Al-Qara, um diese den Islam zu lehren. Auf halbem Wege jedoch griffen Stammesangehörige der Hudhayl die Abgesandten an. Einige von ihnen wurden getötet, während man die übrigen den Quraysch auslieferte. Zu den überlebenden Abgesandten gehörte auch Zayd ibn Dasina. Bevor die Götzenanbeter unter den Quraysch ihn töteten, fragte ihn Abu Sufyan, der sich damals noch nicht zum Islam bekannt hatte: "Ich beschwöre dich bei Gott, Zayd, würdest du es nicht vorziehen, wenn der Prophet jetzt an deiner Stelle hier bei uns wäre und wir ihm den Kopf abschnitten?" "Bei Gott!", antwortete Zayd, "Geschweige denn, dass ich mir wünschen würde, Muhammad sei hier an meiner Stelle und ich bei meiner Familie, wünsche ich ihm nicht einmal, dass ein Dorn seinen Fuß verletzt." Daraufhin sagte Abu Sufyan: "Bei Gott, noch nie habe ich jemanden gesehen, der so geliebt wurde, wie Muhammad von seinen Gefährten geliebt wird."Diese Worte besitzen auch heute noch Gültigkeit; denn die Geschichte hat nie einen anderen Menschen hervorgebracht, der von seinen Anhängern so innig geliebt wurde (bzw. geliebt wird) wie der Prophet Muhammad. Der Prophet Muhammad musste unzählige, ihm sowohl von den Wüstenbewohnern Arabiens als auch von den Juden und Christen seiner Zeit vorgelegte Fragen, die nicht nur die Religion, sondern auch viele andere Themen wie Geschichte, Metaphysik, Astronomie, Medizin usw. betrafen, beantworten. Auf all diese Fragen reagierte er, ohne zu zögern, und seine Antworten erwiesen sich in keinem Fall als falsch. Der Prophet Muhammad brachte ein Gesetz, eine Religion, eine Lebensweise, einen Kodex für die Anbetung, eine neue Art zu beten, eine Botschaft und einen Glauben, der in der Geschichte einzigartig war (und es bis heute geblieben ist). Das Gesetz, das dieser Mensch ohne Schulbildung uns brachte, ist insofern beispiellos, als dass es seit 1400 Jahren ca. ein Fünftel der Menschheit gerecht und unmissverständlich ‚verwaltet'. Die tägliche Praxis des Islam, die im Koran und in den Aussprüchen Muhammads, seinen Prinzipien und seinem Vorbild wurzelt, fungiert seit Jahrhunderten als einzigartiger Wegweiser für Hunderte von Millionen Menschen. Sie hat Verstand und Seele dieser Menschen geschult und geläutert, ihre Herzen erleuchtet und gereinigt und ihren Geist vervollkommnet. Auf die Gefährten, die der ganzen Menschheit in Lebensbereichen wie der Wissenschaft, der Politik, der Soziologie, der Verwaltung und der Ökonomie ein gutes Beispiel gaben, folgten unzählige weitere achtbare Gelehrte. Ich möchte an dieser Stelle nur einige wenige beim Namen nennen: aufrichtige Menschen und geläuterte Gelehrte wie Abu Hanifa, Asch-Schafi'i, Bayazid al-Bistami, Abd al-Qadir al-Dschilani, Imam Ghazzali, Imam Rabbani und Bediuzzaman Said Nursi, Wissenschaftler wie Al-Biruni, Az-Zahrawi, Ibn Sina (Avicenna), Ibn Haytham. Sie bereiteten den Boden für Hunderttausende von literarischen Genies, Befehlshabern und Staatsmännern und für weitere hochrangige Persönlichkeiten der Menschheit. Sie alle folgten den Spuren des Propheten Muhammad. Außerdem haben auch viele Intellektuelle und Staatsmänner der westlichen Welt wie z.B. Lamartine, William Muir, Edward Gibbon, John Davenport, L. A. Sedillot, Goethe, P. Bayle, Stanley Lane-Poole, A. J. Arberry, Thomas Carlyle, Rosenthal, Elisee Reclus, Andrew Miller, Bismarck, Leopold Weis, Marmaduke Pickthall, Martin Lings und Roger Garaudy erkannt, dass der Prophet Muhammad der bedeutendste Mensch ist, der jemals auf Erden gelebt hat. Einige von ihnen sind sogar zum Islam übergetreten. Darin liegt ein weiterer Beweis für die Prophetenschaft Muhammads. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 10. Februar 2009 Teilen Geschrieben 10. Februar 2009 Das Leben des Propheten Muhammad ^ Schon das Leben des Propheten Muhammad vor seiner Prophetenschaft beweist, dass er der von Gott Gesandte ist, und kündigt seine Prophetenschaft an: Die außergewöhnlichen Dinge, die sich in der Nacht seiner Geburt ereigneten, sein besonderer Charakter, der sich bereits in seiner Kindheit abzeichnete, und die bedeutungsvollen Zeichen, die Menschen mit Einsicht an ihm beobachteten - sie alle wiesen darauf hin, dass Muhammad in Zukunft eine wichtige Mission zu erfüllen haben würde.[1] Schon vor seiner Prophetenschaft setzte er sich gegen Ungerechtigkeiten zur Wehr und schloss sich Organisationen wie dem Hilf al-Fudul (Bündnis der Neugierde) an, die die Hilfsbedürftigen unterstützten und ihnen zu ihrem Recht verhalfen. Trotz seiner edlen Abstammung schwelgte er nie im Luxus. Er wuchs als Waisenkind unter dem Schutz zunächst seines Großvaters und später seines Onkels auf. Mit dem Geld, das er durch den Handel, den er vor und nach seiner Heirat trieb, verdiente, unterstützte er Waisen, Witwen und mittellose Menschen. Deshalb häufte er auch keine Reichtümer an und hatte keine einflussreichen Förderer hinter sich. Obwohl sein Volk moralisch verkümmert war, führte er ein außerordentlich keusches, diszipliniertes und tugendhaftes Leben. In seiner Kindheit beabsichtigte er nur zwei Mal, an Hochzeitsfeiern teilzunehmen. Aber bei beiden Anlässen wurde er vom Schlaf übermannt. (Also fiel sein Blick bei diesen Gelegenheiten auch nicht auf unschickliche Dinge und Bräuche, die der Islam später verbot.) Im Alter von 25 Jahren heiratete er Khadidscha, eine angesehene Witwe, die 15 Jahre älter war als er. Erst nach ihrem Tod, 25 Jahre später, heiratete er erneut. Diejenigen, die ihn kannten, sagten, dass er so schüchtern wie ein junges Mädchen war, wenn man ihm Heiratsangebote unterbreitete. Muhammads Kindheit und Jugend waren ein Prolog seiner Prophetenschaft. Sogar seine erbittertsten Feinde nannten ihn ‚der Vertrauenswürdige', denn niemand konnte abstreiten, dass er absolut aufrichtig und vertrauenswürdig wahr. Die Leute erzählten sich über ihn: "Wenn du dich auf eine Reise begibst, kannst du Muhammad ohne zu zögern deine Familie und deinen Besitz anvertrauen." Als die Kaaba einmal durch Regen und daraus resultierende Überschwemmungen teilweise zerstört worden war, bauten die Quraysch sie wieder auf. Der Augenblick nahte, an dem der Schwarze Stein an seinen Platz zurückgelegt werden musste. Der Person oder dem Stamm, der diese Aufgabe übernehmen würde, würde eine große Ehre zuteil werden; denn der Schwarze Stein wurde als heilig verehrt. Um eine Auseinandersetzung um diese Ehre zu vermeiden, erklärten sich alle damit einverstanden, Muhammad entscheiden zu lassen, wem sie gebühre. Er bat sie, ein Stück Tuch herbeizubringen, das er auf dem Boden ausbreitete. Dann legte er den Schwarzen Stein darauf und befahl den Anführern der Stämme, jeweils einen Zipfel des Tuchs in die Hand zu nehmen. Auf diese Weise hoben sie den Stein auf die erforderliche Höhe. Dort nahm ihn der künftige Gesandte Gottes selbst in die Hand und legte ihn an seinen Platz. Muhammad war Analphabet. Zeit seines Lebens nahm er bei niemandem Unterricht, und keine Schriftkultur übte Einfluss auf ihn aus. Um sein vierzigstes Lebensjahr herum begann er, sich gelegentlich in die Höhle Hira zurückzuziehen. Eines Tages kam er mit einer neuen, vollkommen authentischen Botschaft als Heilmittel für die Wunden der Menschheit wieder hervor, und forderte alle literarischen Genies heraus, etwas Ähnliches zu Wege zu bringen. Niemand unter seinen Feinden wagte es, ihn der Lüge oder des Betrugs zu bezichtigen. Um die Verbreitung seiner Botschaft zu behindern, bezeichneten sie ihn als Dichter, als Zauberer oder als Verrückten. Gelegentlich rechtfertigten sie ihre Ablehnung seiner Botschaft mit falschen Ausreden wie dieser: "Wäre dieser Koran doch nur einem der bedeutenden Männer der beiden Städte (Mekka und Ta'if) offenbart worden!" Wie hätte ein 40-jähriger Mann, den seine Gemeinschaft für absolut aufrichtig und ehrenhaft hielt und der zu keiner Zeit irgendwelche moralischen oder intellektuellen Mängel hatte erkennen lassen, plötzlich und unerwartet zu einem Lügner werden sollen, der sein Volk mit böser Absicht betrügt, ohne jemals dabei ertappt zu werden. Selbst seine erbittertsten Feinde, die ihn schon jahrelang kannten, warfen ihm das nicht vor. Sie konnten ihm nie eine Lüge nachweisen, kamen seiner Forderung, ein dem Koran ähnelndes Dokument hervorzubringen, nicht nach und konnten ihn nicht in Misskredit bringen. Nach Jahren vergeblichen Widerstandes, der von niederen und selbstsüchtigen Motiven gesteuert war, akzeptierten schließlich sogar seine ärgsten Feinde wie Safwan ibn Umayya, Abu Sufyan ibn Harb, Amr ibn Al-As, Ikrima ibn Abi Dschahl und andere die Wahrheit seiner Botschaft. Auch nachdem Muhammad das Amt des Propheten angetragen worden war, änderte er sein Leben nicht: Wenn der Prophet Muhammad selbstsüchtige Vorstellungen und Absichten gehegt hätte, warum hätte er dann bis zu seinem 40. Lebensjahr warten sollen, um seinen Anspruch, ein Prophet zu sein, zu verkünden? Bis zu seinem 40. Lebensjahr hatte niemand von ihm je eine rhetorisch anspruchsvolle Rede, Gespräche über religiöse und metaphysische Themen oder Formulierungen irgendwelcher Gesetze gehört. Auch hatte niemand je gesehen, dass er ein Schwert führte. Wie hätte sich dieser zurückhaltende ruhige und völlig unpolitische Mann so plötzlich in den größten Reformer, den die Welt jemals gekannt hat, verwandeln können? Er deutete die kompliziertesten Probleme der Metaphysik und der Theologie, hielt Reden über die Prinzipien des Niedergangs und Falls von Nationen und gab ethische Grundregeln vor. Er formulierte Gesetze für soziale Kultur, ökonomische Organisation, Gruppenverhalten und internationale Beziehungen. Er verwandelte sich mit einem Mal in einen so mutigen Soldaten, dass er sich auch in den heftigsten Kämpfen nie zurückzog. Er veränderte die Denkweise, Weltsicht, Glaubensauffassungen, Gewohnheiten und Moralbegriffe der Menschen. In der einzigartigen Persönlichkeit des Propheten Muhammad verschmelzen viele unterschiedliche Rollen mit seiner eigenen Vortrefflichkeit. Er ist ein Mann der Weisheit und der Voraussicht, eine lebende Verkörperung seiner eigenen Lehren. Er ist ein hervorragender Staatsmann und ein militärisches Genie. Er ist ein Gesetzgeber und ein Lehrer moralischer Werte. Er ist eine schillernde spirituelle Persönlichkeit und ein religiöser Lehrmeister. Seine Vision schließt alle Aspekte des Lebens mit ein; und alles, was er berührt, wird besser und schöner. Seine Lehren regeln internationale Beziehungen ebenso wie die Gewohnheiten des täglichen Lebens: Essen, Trinken, Schlafen und Körperhygiene. Auf der Grundlage seiner Lehren gründete er eine Zivilisation und eine Kultur, die ein unglaublich feines, sensibles und vollkommenes Gleichgewicht in allen Aspekten des Lebens schufen, das nicht die geringste Spur irgendeines Makels, irgendeines Mangels oder irgendeiner Unvollständigkeit aufweist. Welche Fehler und Unzulänglichkeiten wirft man ihm vor, dass man seinen rechtmäßigen Rang als Prophet und Gesandter Gottes leugnet? Muhammad lebte wie die Ärmsten seines Volkes. Alles, was er besaß, gab er für die Verbreitung seiner Botschaft hin. Trotz seiner Größe war sein Verhalten das eines bescheidenen und ganz gewöhnlichen Menschen. Er strebte nie nach materiellem Reichtum oder nach Profit und hinterließ seinen Erben kein Vermögen. Er bat seine Gefährten auch nicht darum, ihm oder seinen Nachkommen irgendwelche Reichtümer beiseite zu schaffen; ja, er untersagte seiner Familie und seiner Nachkommenschaft sogar, die Zakat (Sozialabgaben) anderer Menschen für sich in Anspruch zu nehmen. Muhammad war überaus barmherzig. In Mekka zwang ihn die ständige Schikanierung, nach Medina zu emigrieren. Als er aber nach 5 Jahren Krieg Mekka schließlich ohne Blutvergießen eroberte, verzieh er all seinen Feinden, sogar den Heuchlern und den Ungläubigen. Zwar wusste er, wer die Heuchler waren, ihre Identität gab er jedoch nie preis; daher kamen auch sie in den Genuss der vollen bürgerlichen Rechte, zu denen das Glaubensbekenntnis und das Praktizieren des Glaubens ihnen einen Zugang verschafften. Kindern gegenüber war der Prophet Muhammad besonders liebevoll. Immer wenn er Kinder weinen sah, setzte er sich an ihre Seite und nahm an ihren Gefühlen Anteil. Er empfand die Sorge der Mütter um ihre Kinder stärker, als die Mütter selbst es taten. Einmal sagte er: Ich stehe im Gebet und möchte es verlängern. Als ich aber ein Kind weinen höre, kürze ich das Gebet um seiner Mutter willen, die in der Gemeinschaft betet, ab. Er pflegte Kinder in den Arm zu nehmen und an sich zu drücken. Manchmal trug er sie auf der Schulter. Was Tiere betrifft, so erwähnte er einmal, dass eine Prostituierte von Gott zur Wahrheit geleitet wurde und schließlich ins Paradies kam, weil sie einem armen, vor Durst sterbenden Hund Wasser gegeben hatte; eine andere Frau hingegen sei zu Höllenqualen verdammt worden, weil sie eine Katze hatte verhungern lassen. Der Prophet Muhammad war ein sehr sanfter Mensch, der nie etwas persönlich nahm. Er war niemals wütend auf jemanden, der ihm etwas angetan hatte. Als einige Leute seine Frau Aischa einmal verleumdeten, verzichtete er auf ihre Bestrafung, nachdem Aischa entlastet wurde. Oft kamen Beduinen zu ihm und benahmen sich unmanierlich; er aber runzelte noch nicht einmal die Stirn. Der Prophet war auch ein sehr großzügiger Mensch, dem es gefiel, alles, was er besaß, zu verteilen. Nachdem ihm die Prophetenschaft übertragen worden war, stifteten er und seine wohlhabende Frau Khadidscha all ihre Besitztümer für die Sache Gottes. Als Khadidscha starb, hatten sie noch nicht einmal genug Geld, um ein Leichentuch zu kaufen; und der Gesandte Gottes musste sich Geld leihen, um den ersten Menschen, der sich zum Islam bekannt hatte, seinen ersten Anhänger, begraben zu können. Dem Propheten zufolge ist die Welt wie ein Baum, unter dem Menschen sitzen, die auf einer langen Reise Schatten suchen. Niemand kann ewig in dieser Welt leben, und deshalb müssen die Menschen in ihr die notwendigen Vorbereitungen für den zweiten Teil der Reise treffen, der sie entweder ins Paradies oder in die Hölle führen wird. Die Aufgabe des Gesandten Gottes bestand darin, die Menschen mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zur Wahrheit zu führen; und diese Aufgabe erfüllte er. Umar sah ihn einmal auf einer rauen Matte liegen, worauf er weinte und sagte: "O Gesandter Gottes! Während Könige in weichen Federbetten schlafen, liegst du auf einer harten Matte. Du bist der Gesandte Gottes und verdienst es mehr als jeder andere Mensch, ein angenehmes Leben zu führen. Der Gesandte Gottes entgegnete: Bist du nicht damit einverstanden, dass der Prunk dieser Welt ihnen gehört, der der nächsten Welt aber uns?" Der Islam empfiehlt kein mönchisches Leben. Er kam, um Gerechtigkeit und das Wohlergehen der Menschheit zu gewährleisten, warnt die Menschen andererseits aber auch vor übermäßigem Luxus. Aus diesem Grund haben sich viele Muslime für eine asketische Lebensweise entschieden. Obwohl die Mehrheit der Muslime nach dem Tod des Gesandten zu Wohlstand kam, wählten einige von ihnen wie z.B. die Kalifen Abu Bakr, Umar und Ali ein karges Leben; zum einen, weil sie dies selbst für richtig hielten, und zum anderen, um dem Vorbild des Propheten zu folgen. Der Prophet Muhammad war ein sehr bescheidener Mensch. Mit jedem höheren Rang, den er erklomm, wuchsen auch seine Demut und Dienstbereitschaft gegenüber Gott. Er war lieber ein Diener-Prophet als ein König-Prophet. Beim Bau der Moschee in Medina trug er je zwei von der Sonne getrocknete Ziegelsteine, als alle anderen nur einen trugen. Beim Ausheben eines Grabens um Medina, der während des Grabenkrieges der Verteidigung der Stadt diente, banden sich die Gefährten, um den Hunger nicht zu spüren, einen Stein um den Bauch; der Gesandte jedoch band sich zwei um, weil er noch viel hungriger als alle anderen war. Als ein Mann einmal auf Grund des Ehrfurcht gebietenden Erscheinungsbilds Muhammads zu zittern begann, beruhigte ihn der Gesandte: Bruder! Hab keine Angst! Ich bin ein Mensch wie du, dessen Mutter trockenes Brot zu essen pflegte. Einmal zog ihn eine geistesgestörte Frau an der Hand mit sich und sagte: "Komm mit mir und erledige meine Hausarbeit!" Der Gesandte Gottes kam ihrem Wunsch nach. Seine Frau Aischa berichtete, dass der Gesandte seine Kleidung selbst flickte, seine Schuhe ausbesserte und den Frauen bei der Hausarbeit half. Ali, der vierte Kalif beschreibt den Propheten wie folgt: "Der Gesandte Gottes war, was das Geben betrifft, der großzügigste Mensch. In puncto Geduld und Ausdauer war er der Beharrlichste. Er führte das aufrichtigste Wort, war ein zuverlässiger Kamerad und opferte sich für die Familie auf. Wer ihn zum ersten Mal sieht, wird von Ehrfurcht vor ihm ergriffen, wer ihn aber sehr gut kennt, fühlt sich von ihm angezogen, und wer den Versuch unternimmt ihn zu beschreiben, sagt: ‚Ich habe weder vor ihm noch nach ihm jemals jemanden wie ihn gesehen.'" Was sonst, wenn nicht die Übermittlung der Botschaft Gottes und die Übernahme des Amtes der Prophetenschaft hätte ihn dazu veranlassen können, ein so karges Leben zu führen? Welches überzeugende Argument ließe sich gegen seine Prophetenschaft vorbringen? -------------------------------------------------------------------------------- [1] In der Nacht seiner Geburt kippten beispielsweise die meisten Götzenbilder in der Kaaba um. Der Palast des sassanidischen Herrschers wackelte und bekam Risse, und seine vierzehn Spitztürme stürzten ein. Der kleine See von Sawa in Persien versickerte im Boden, und das Feuer, das von den Magiern in Istakhrabad angebetet wurde und 1.000 Jahre lang ständig gebrannt hatte, erlosch. [Anm. d. Übers.] Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 24. Februar 2009 Teilen Geschrieben 24. Februar 2009 Aschq (Leidenschaftliche, ekstatische Liebe) Aschq steht für leidenschaftliche Liebe und Zuneigung, die der Mensch gegenüber Vollkommenheit, Schönheit und physischen Reizen empfindet. Diese Art von Liebe wird von den Sufis normalerweise ,gegenständliche oder metaphorische Liebe' - ,Liebe zum anderen Geschlecht' - genannt. Die wahre leidenschaftliche Liebe aber ist die Liebe zum Ewigen Herrscher, die Liebe Seiner Gnade und Schönheit, welche sich in Seiner Erhabenheit manifestiert, und die Liebe Seiner Erhabenheit, die sich in Seiner Gnade und Schönheit manifestiert. Die wahre leidenschaftliche Liebe zu Gott ähnelt Flügeln aus Licht, die uns von Ihm geschenkt wurden, damit wir zu Ihm gelangen können. Diese Liebe zeichnet sich dadurch aus, dass man sich vorstellt, von der Essenz des Seins angezogen zu werden wie ein Nachtfalter vom Licht. Die leidenschaftliche Liebe ist der geheimnisvolle und zugleich entscheidende Grund für die Schöpfung des Universums. Gott schuf das Universum, weil Er erkannt und geliebt zu werden wünschte und weil die zur Wahrheit gewandten Menschen ein tiefes Interesse an Seiner Essenz, Seinen Eigenschaften und Namen verspüren würden. Die leidenschaftliche Liebe, die der Geist des Menschen ohne sein Dazutun fühlt, entzieht sich der Kontrolle des Menschen. Ihre eigentliche Quelle ist Gott Selbst, der Sich in einer Weise liebt, die Seiner Heiligen Essenz eigen ist und der grundlegenden Unabhängigkeit des Erschaffenen entspricht. Diese Seine Liebe ist jedoch grundverschieden von der Liebe, die ein erschaffenes Wesen zum Erschaffenen oder zum Schöpfer fühlt. Aus Seiner heiligen bedingungslosen Liebe zu Sich selbst, Seinen Eigenschaften und Namen heraus hat Gott das Universum geschaffen. Seine Liebe stellt den Grund für das Erscheinen des Menschen dar. Sie manifestiert sich im Menschen als Liebe zu Gott, als unentbehr-liches Zentrum seiner Beziehung zu Gott. Aschq konstituiert die letzte der Stufen, die zu Gott führen. Ein Liebender, der zu dieser Stufe gelangt ist, wird keine weiteren Stufen mehr vorfinden. Gott manifestierte Sich zuallererst in der heiligen bedingungslosen Liebe, die Sein ,Gott-Sein' erfordert. Diese Liebe darf allerdings keinesfalls mit der Liebe verwechselt werden, die der Mensch gegenüber dem Erschaffenen oder dem Schöpfer Selbst empfindet. Ich benutze den Begriff ,Liebe' hier nur, weil es kein angemesseneres Wort gibt. Manche Menschen tendieren dazu, diese erste Manifestation Gottes, die als Abstieg Gottes zur Erde (mit dem Ziel, erkannt werden zu können) betrachtet wird, als Wissen zu bezeichnen. Dieser Abstieg wird ,Wissen' genannt, weil Gott in ihm Sein Wissen manifestiert; ,Heilige Liebe' wird er genannt, weil er Gottes Liebe zu schauen und geschaut zu werden offenbart; ,Tafel' wird er genannt, weil er die ganze Existenz umfasst und beinhaltet, und den Namen ,Stift' trägt er, weil er alle Dinge, die es gibt, in allen Details behandelt. Dschabarut (höchste immaterielle Macht) und ,Wahrheit Ahmads' (Ahmad ist der Name des Propheten Muhammad, der im Original der Evangelien und in den Himmeln verwendet wird) sind weitere Namen dieses Abstiegs bzw. der ersten Manifestation Gottes. Die Heilige Liebe ist ein Mysterium, das dem Wesen Gottes eigen ist. Andere Eigenschaften Gottes hängen dieser Liebe an oder sind von ihr abhängig. Daher gelangen diejenigen, die mit den Flügeln der leidenschaftliche Liebe fliegen, direkt zum Wesen Gottes und damit zu einem Zustand des Staunens. Andere müssen zunächst die Sphären der Welten der Dinge und Namen durchqueren. *** Unzählige Wege führen zu Gott. Der tasawwuf und die Wissen-schaften der Wahrheit sind Proviant, Licht oder Wegzehrung, die der Reisende unterwegs braucht. Die spirituellen Orden (tariqat) entsprechen den Häfen, von denen er aufbricht, oder den Schulen, an denen die Prinzipien des Reisens gelehrt werden. Die Wege, die zur Wahrheit führen, können in zwei Gruppen unterteilt werden: Die erste Gruppe von Wegen beinhaltet den Weg, auf dem dem Reisenden Prinzipien wie weniger zu essen, zu trinken und zu schlafen oder eine verstärkte innere Einkehr und ein Verzicht auf unnötige gesellschaftliche Aktivitäten angetragen und gelehrt werden. Auf diesem Weg gründen fast alle Sufiorden. Die Anrufungen Gottes, die von den Anhängern dieser Orden am häufigsten rezitiert werden, sind die sieben Namen Gottes, die lauten: Es gibt keine Gottheit außer Gott, Allah (Gott), Huwa (Er), Haqq (die Wahrheit), Hayy (der Lebende), Qayyum (der aus Sich Selbst heraus Existierende) und Qahhar (der alles Überwältigende). Ziel dieser Rezitationen ist es, die folgenden sieben Stufen der fleischlichen Seele zu durchwandern: die Böses befehlende Seele, die sich selbst verachtende Seele, die erleuchtete Seele, die ruhende Seele, die (egal wie Gott sie behandelt) zufriedene Seele, die Gott erfreuende Seele und die gereinigte bzw. unschuldige Seele. Manche fügen den oben erwähnten sieben Namen noch weitere Hoheitsnamen hinzu, z.B.: Qadir (der Mächtige), Qawiyy (der Starke), Dschabbar (der Bezwinger), Malik (der Meister), Wadud (der Liebende) oder Namen der Gnade wie Fard (der Einzigartige), Wahid (der Eine), Ahad (der Unvergleichliche Einzige) und Samad (der Ewige, von allen Angeflehte). Die zweite Gruppe von Wegen stützt sich auf die strikte Befolgung von Koran und Sunna und auf die Ermunterung zu bestimmten Rezitationen. Wer diesen Weg einschlägt, versucht, sich bei allem, was er tut, so gut wie möglich an die Sunna zu halten. Statt bestimmte Namen zu rezitieren, eifert er eher dem Propheten in seiner Verehrung, seinem Bittgebet und seinem Gebet zu Gott nach. Er folgt der Meditation des Propheten über die Taten und die Geschöpfe Gottes und gedenkt Seiner mit all Seinen Namen. Er befolgt die Gebote der Scharia mit akribischer Genauigkeit. Er ist seinen Führern bzw. Lehrern eng verbunden und überlässt sich den Strömungen des aschq und der (spirituellen) Anziehungskraft Gottes. Hat er aschq und Anziehungskraft erst einmal erlangt, beginnt die äußere Dimension des Seins aus seinem Blickfeld zu verschwinden. Sein Ich löst sich auf, und er fängt an, die absolute Einheit Gottes zu fühlen und zu beobachten. An diesem Punkt gelangt er direkt zu seinen Sinnen, ohne dabei in Verwirrung zu geraten, und zu den Extremen in der Beziehung zwischen Schöpfer und Erschaffenem; so vollendet er seine Reise. Die Hauptprinzipien dieses zweiten Weges sind regelmäßige Verehrung, Liebe, spirituelle Neigung zu Gott, regelmäßige Rezitation und die Gesellschaft des Führers bzw. Lehrers. Unter dem Begriff ,Rezitation' ist hier neben dem Gedenken Gottes samt all Seiner Namen auch das Studium und die Erforschung von allem, was auf dem Weg zu Gott behilflich ist, zu verstehen. Dies meinte der Prophet Muhammad, als er die Gruppe derer beschrieb, an denen Gott Gefallen findet: Sie studieren gemeinsam.[1] Gelegentlich findet sich der Liebende auch im Strom von freudiger Begeisterung und Sehnsucht, die als eine andere Dimension der leidenschaftlichen Liebe bezeichnet werden können. -------------------------------------------------------------------------------- [1] Muslim, Dhikr, 11 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Adem Geschrieben 24. Februar 2009 Teilen Geschrieben 24. Februar 2009 Dahschah und Hayra (Schrecken und Erstaunen) Jeder Reisende, der in den Tälern der Liebe und der freudigen Begeisterung unterwegs sind, brennt zuweilen vom Feuer der Liebe, dann wieder fließt er über vor Freude. Dieses Phänomen ist auf den Wein der Unsterblichkeit zurückzuführen, den der Geliebte ihm anbietet. Während er brennt, seufzt er: „Mundschenk, ich verbrenne, gib mir etwas Wasser! Aufmerksam schaut er durch die angelehnt stehende Tür des Geliebten und fleht: „Ich habe meinen Finger in den Honig der Liebe getaucht. Reiche mir etwas Wasser!"" Solange der Reisende nicht von weltlichen Ängsten und Erwägungen in Richtung Distanz frei ist, oder - mit anderen Worten - bevor er nicht über die Sphären der Manifestationen der Namen und Attribute, die mit den Manifestationen der Essenz Gottes beschenkt werden, hinausgeht, pendelt er weiterhin zwischen den Extremen zu brennen, zu flehen und seinen Anteil an dem reinen Trank, den Gott ihm offeriert,[1] zu erhalten. Er bemüht sich, mehr und mehr über Gott zu erfahren. Jedes neue Geschenk Gottes stärkt sein Verlangen, und dadurch, dass sein Verlangen immer stärker wird, wird er auch mit immer neuen Geschenken überhäuft. Er schmückt sein Wissen um Gott mit Gedanken und Gefühlen, die zwischen seinem Herzen und den Dingen hin und her wandern. Wie eine Honigbiene, die von Blume zu Blume fliegt und dabei die Blumen zu einer Quelle des Honigs macht, sammelt er den Nektar des Wissens um Gott aus den Manifestationen der Namen und Attribute Gottes, welche sich wie Blumen im Garten des Universums öffnen. Er destilliert den Nektar, den er gesammelt hat, mit dem Kolben seines empfänglichen und dankbaren Bewusstseins und fühlt sich, als habe sein Blick die Strahlen der Attribute gestreift. Dann träumt er davon, das Göttliche Wesen selbst zu schauen und wird von Schrecken heimgesucht. Der Autor des Werkes Bustan u Gülistan (Der Garten und der Rosengarten) beschreibt die Gefühle des Schreckens und Erstaunens, denen der Reisende ausgesetzt ist, während er brennt bzw. trinkt: „Manchmal zeigst Du Dein Schönes Gesicht, aber es ist verhüllt und kann nie ganz geschaut werden, So spornst Du uns an, unser Bestes zu geben, um Dich erkennen zu können und das Feuer noch anzufachen. Wenn ich den Geliebten, in den ich mich verliebt habe, unverhüllt sehe, Geschieht etwas mit mir, und ich komme von meinem Weg ab. Der Geliebte entzündet ein Feuer in meiner Brust Dass Er dann mit einem Sprühregen löscht. Darum findest du mich gleichzeitig ausgebrannt und in einem Ozean ertrinkend. Ismail Haqqi Bursawi stellt uns Reisende vor, die fast unablässig berauscht sind: „Alle Heiligen sind von dem reinen Wasser, das ihr Herr ihnen anbietet, berauscht; Sieben, fünf und vier aber sind von Seinem Schönen Gesicht bezaubert."[2] Wenn es dem Reisenden nicht gelungen ist, sein Herz den Erfordernissen seiner Reise und den Geboten der Scharia entsprechend zu präparieren, d.h., wenn er es versäumt, im Lichte der Prophetenschaft zu denken und zu urteilen, während seine Gefühle in der unendlich weiten Sphäre seines spirituellen Zustands umherfliegen, wird er unweigerlich abstürzen: Verwirrung und Bestürzung werden ihn überwältigen, und er wird gegen den Geist der Scharia sprechen und handeln. Mulla Dschami schildert Schrecken und Erstaunen mit den ihm eigenen lebendigen Worten: „Die ägyptischen Frauen waren erstaunt und schnitten sich die Hände ab, als sie der Schönheit Josefs gewahr wurden. O Herr! Hätten sie Deine Schönheit geschaut, hätten sie sich die Dolche in ihren Händen in ihre Brüste gerammt. Von der Schönheit Josefs zu sprechen, wo Deine Schönheit gemeint ist, heißt nicht mehr, als Märchen zu erzählen." Wenn schon eine vergängliche weltliche Schönheit und Vollkommenheit, die nichts weiter als eine durch viele Schleier abgeschwächte Reflexion des unendlich Vollkommenen und Schönen Gottes ist, einen Menschen verführen kann, dann wird uns der verwirrende Schrecken und das Erstaunen, das der Anblick der Schönheit Gottes auslöst, unerträglich sein. Diejenigen, die es vorziehen, in diesem Leben dem Glauben und dem Koran zu dienen, sollten nicht sämtlichen spirituellen oder körperlichen Freuden hinterherlaufen, sondern stattdessen ihren Dienst an Gott mit Seiner Unterstützung weiter betreiben. Dabei sollten sie sich ihre Ehrfurcht davor und ihr Erstaunen darüber, dass Gott ihnen hilft und ihnen Erfolg schenkt, bewahren. Sie sollten niemals einen anderen Wunsch hegen, als dem Islam zu dienen. Dies ist ein ganz besonderes Geschenk des Erstaunens, das der Armee des Lichts aus Gottes persönlicher Schatzkammer des folgenden Verses zuteil wird: Wir Selbst verteilen unter ihnen ihren Lebensunterhalt im irdischen Leben.[3] -------------------------------------------------------------------------------- [1] siehe 76:21 [2] Ismail Haqqi Bursawi, Tafsir ar-Ruh al-Bayan, 10.276 [3] 43:32","5567103" Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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