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Skandalöses Verfahren gegen die Journalistin Florence Hartmann. Von Malik Özkan, Bremen

Prozess um die Wahrheit

(iz). Es ist eine beinahe kuriose Umdrehung. Das Kriegsverbrecher­tribunal in Den Haag macht seiner ehemaligen Anklage-Sprecherin wegen Veröffentlichung angeblicher serbischer Staatsgeheimnisse den Prozess. Die Journalistin Florence Hartmann muss sich für die Missachtung des UN-Tribunals verantworten. Die furchtlose Publizistin hatte belastendes Material über Kriegsverbrechen veröffentlicht. Der brisante Fall dürfte auch die beabsichtigte Annäherung zwischen der EU und Serbien erschweren.

 

Der 46-jährigen Französin drohen bis zu 7 Jahre Gefängnis und/oder eine Geld­strafe von 100.000 Euro. Hartmann, die von 2000 bis 2006 Sprecherin der damaligen Chefanklägerin des Jugoslawien-Tribunals Del Ponte war, hatte 2007 in einem Buch und einem Artikel serbische Geheimakten erwähnt, die dem Tribunal vorlagen. Dabei handelt es sich um wichtige Protokolle des serbischen Verteidigungsrats aus geheimen Archiven. Daraus geht angeblich her­vor, dass der serbische Staat in den Völkermord in Bosnien während der Kriege von 1991 bis 1995 direkt verstrickt war - darunter das 1995 verübte Massaker an mehr als 8.000 Muslimen in der bosnischen Stadt Srebrenica.

 

Die Belgrader Regierung hatte dem Tribunal die Dokumente für den Prozess gegen den in der Haft gestorbenen jugoslawischen Ex-Präsidenten Milosevic unter der fragwürdigen Be­dingung der Geheimhaltung übergeben. Durch die Veröffentlichung habe Hart­mann gegen Auflagen des Tribunals verstoßen, erklärte nun der aus Kanada stammende Staatsanwalt MacFarlane. Ihre Verteidigung machte dagegen geltend, dass eine Bestrafung Hartmanns ein Verstoß gegen die Presse- und Meinungsfreiheit wäre. Die Dokumente seien bereits nicht mehr geheim gewesen, da sie auch anderweitig für Interessierte verfügbar gewesen seien.

 

Hartmann hatte die Unterlagen unter anderem für ihr Buch „Peace and Punish­ment“ verwendet, das sie nach Beendigung ihres Jobs bei dem Haager UN-Tri­bunal veröffentlichte. In Interviews hatte sie auch behauptet, einige bosnische Kriegsverbrecher hätten sich mit Wissen der Regierungen der USA, Großbritanniens und Frankreichs lange Zeit frei in Bosnien bewegt. Unterstützer Hartmanns, unter ihnen viele Journalisten, forderten in einer Petition mit mehr als 3200 Unterschriften die Einstellung des Verfahrens. „Florence Hartmann hat lediglich ihren Job gemacht, indem sie rückhaltlos nach der Wahrheit gesucht und diese veröffentlicht hat“, erklärten sie. Vor dem Gerichtshof demonstrierten etwa 20 Menschen mit Plakaten, auf denen zu lesen war: „Verurteilt Kriegsverbrecher, nicht Journalisten!“

 

http://islamische-zeitung.de/?id=12068

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