Serbederan-19 Geschrieben 1. April 2009 Teilen Geschrieben 1. April 2009 Offener Brief an alle Kultusminister und Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer,an die Bundeskanzlerin und die Bundesministerin für Bildung Appell anlässlich des 8. deutschen Schulamoklaufs Baden-Württemberg, 19. März 2009 Sehr geehrte Damen und Herren, der Amoklauf von Winnenden hat viele Eltern, Schüler und Lehrer tief erschüttert. Es herrschen Furcht und große Verunsicherung. Sieben mit dem Thema Schule befasste Bürgerinitiativen Baden-Württembergs haben sich deshalb zusammengetan. Denn uns allen war eines klar: Die sichwiederholenden Amokläufe haben auch etwas mit dem beklagenswerten Zustand der Schulen zu tun. Beiliegend finden Sie deshalb den „Appell baden-württembergischer Bildungsinitiativen an die Kultusministerinnen und Kultusminister anlässlich des 8. deutschen Schulamoklaufs in Winnenden (Baden-Württemberg)“. Dieser Appell liegt uns sehr am Herzen. Deshalb fordern wir Sie auf, im Schulwesen die seit langem ausstehenden Reformen vorzunehmen. Es kann nicht sein, dass unsere Kinder in der Schule zu Opfern werden! Nehmen Sie Ihre Verantwortung wahr! Wir warten auf Ihre Stellungnahme. Mit freundlichen Grüßen Im Auftrag der unterzeichnenden Initiativen: gez. Dr. Hans-Peter Waldrich, Petra Hoja Anlage: Appell Appell baden-württembergischer Bildungsinitiativen an die Kultusministerinnen und Kultusminister anlässlich des 8. deutschen Schulamoklaufs seit 1999 Schulamokläufe haben viele Ursachen. Aber sie haben auch etwas mit dem Zustand der heutigen Schulen zu tun. Diese Tatsache wird in der Öffentlichkeit weitgehend ausgeblendet. Es muss aber endlich gesehen werden, dass die schrecklichen Taten von Schulamokläufern nur die Spitze des Eisbergs sind. Denn es sind nicht nur diese Jugendlichen, die sich im heutigen Schulsystem unglücklich fühlen. Das Schulsystem ist auch für viele andere Kinder und Jugendliche eine Institution, die Stress erzeugt, Ängste verstärkt und zu einer Vielzahl psychischer und psychosomatischer Erkrankungen führt. Schulamokläufer mögen vorgeschädigte Einzelgänger sein, dennoch sind ihre Probleme grundsätzlich auch die Probleme zahlloser anderer Schüler, auch wenn diese niemals auf die Idee kämen, in so grauenhafter Weise zu reagieren. Schulen sind immer noch Institutionen, • die Selektion und Ausgliederung wichtiger nehmen als ihren pädagogischen Auftrag, • in denen Kinder und Jugendliche zum Konkurrieren um oft fragwürdige Leistungen angetrieben werden, • in denen junge Menschen häufig gekränkt und beschämt werden, • in denen die Ziffernnote Ängste, Neid und Missgunst auslöst, • die eine wirkliche pädagogische Beziehung zwischen Lehrern und Schülern erschweren, • in denen alle unter Überlastung, Stofffülle und Zeithetze leiden. Dies muss sich endlich ändern! Schulen müssen sich in Einrichtungen verwandeln, • die Kinder und Jugendliche so annehmen können, wie sie heute sind: nämlich oft irritierte, problembeladene junge Menschen, die nach Orientierung suchen, • die eine echte pädagogische Beziehung zwischen Schülern und Lehrern ermöglichen, • die die Erziehungsaufgaben der Eltern partnerschaftlich einbeziehen. • die nicht auf Konkurrenz, sondern auf soziales und solidarisches Miteinander setzen, • die durch den Unterricht keinen zusätzlichen Stress erzeugen, sondern die natürliche Lernfreude der Kinder aufnehmen und pflegen, • die nicht nur von „Werten“ reden, sondern diese im Lebensraum der Schule tatsächlich umsetzen und praktisch verwirklichen. Deutscher Familienverband Baden – Württemberg e.V. Wir fordern, dass es Schulen und Lehrern endlich ermöglicht wird, ihre pädagogische Verantwortung wahrzunehmen! Dazu müssen jedoch die Grundvoraussetzungen erfolgreichen Lernens ernst genommen werden. Gutes und erfolgreiches Lernen ist: • angstfrei, • in hohem Maße selbst bestimmt, • individualisiert, • frei von äußerem Zwang und Druck (z.B. durch die Ziffernnote), • kooperativ und gemeinschaftlich, Gutes Lernen ermöglicht partnerschaftliche Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern auf der Basis des Vertrauens. Deshalb müssen die Grundbedingungen der Schulen verbessert werden durch • kleinere Klassen (20 Schüler), in denen soziales Miteinander und der Aufbau echter Beziehungen möglich ist und leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler gezielt gefördert werden können, • mehr Lehrer (120%) für eine gesicherte und bessere Unterrichtsversorgung, • Anpassung der Lehrer-Aus- und Weiterbildung an die veränderten Gesellschaftsverhältnisse sowie Entlastung der Lehrer durch Herabsetzung ihrer Verpflichtungen, • den Einsatz von mehr Sozialarbeitern, Schulpsychologen und Heilpädagogen, die Schwierigkeiten und Nöte der Schüler frühzeitig erkennen, • regelmäßige Gespräche zwischen Eltern und Schule für eine schülerorientierte Beratungsarbeit, • Stärkung des kreativen, sozialen und sportlichen Bereichs, um den Kindern nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch Hilfestellung für die Lebensgestaltung an die Hand zu geben, • Stärkung der frühkindlichen Bildung, damit Defizite im Frühstadium erkannt und behoben werden können, • verbesserten Übergang von Schule in Studium und Beruf. Jugendliche brauchen eine Zukunftsperspektive und qualifizierte Beratung für ihre Studien- und Berufswahl. Schaffen Sie endlich das mehrfach gegliederte Schulsystem ab. Gehen sie von der Selektion zur Kooperation und Inklusion über! Befreien Sie die Schulen von ihren übergroßen Verpflichtungen: von der Stofffülle, der Überlastung der Lehrer und Schüler, dem chronischen Zeitmangel und Zeitdruck, mit bedingt durch unsere Halbtagsschulen! Ermöglichen Sie, dass an den Schulen Ruhe einkehrt und ein wirkliches pädagogisches Miteinander im Rahmen einer rhythmisierten verbindlichen Ganztagsschule entsteht. Das wäre ein wichtiger Beitrag gegen Schulamokläufe! Deutscher Familienverband Baden – Württemberg e.V. Für Aktion Humane Schule Baden-Württemberg e.V.: Landesgeschäftsstelle: Eugen-Bolz-Str. 13, 73430 Aalen ____________________ ____________________ 1. Vorsitzender Stellvertretende Vorsitzende Dr. Hans-Peter Waldrich Sabine Hergesell Für Schule mit Zukunft e.V.: Geschäftsstelle: Neue Weinsteige 6a, 70180 Stuttgart ____________________ ____________________ Vorsitzende Stellvertretende Vorsitzende Petra Hoja Katharina Georgi-Hellriegel Für den Arbeitskreis Gesamtelternbeiräte Baden-Württemberg: Geschäftsstelle: Jusistraße 7, 72644 Oberboihingen ____________________ ____________________ Vorsitzende Stellvertretende Vorsitzende Doris Barzen Waltraud Berndt-Mohr Für Länger gemeinsam lernen Baden-Württemberg e.V.: Geschäftsstelle: Anton-Kiene-Weg 2, 88279 Amtzell ____________________ ____________________ 1. Vorsitzender Stellvertretender Vorsitzender Rudolf Bosch Bernd Dieng Für den Deutschen Familienverband Baden-Württemberg e.V.: Geschäftsstelle: St. Georgener Straße 10, 79111 Freiburg ____________________ Vorsitzender Uto R. Bonde Für den Landesverband Legasthenie und Dyskalkulie Baden-Württemberg e.V.: Geschäftsstelle: Alemannenstr. 1 c, 79312 Emmendingen ____________________ ____________________ 1. Vorsitzende 2. Vorsitzende Ina-Maria Lienhart Dr. Christiane Löwe Für die Initiative zur Förderung rechenschwacher Kinder Baden-Württemberg e.V.: Geschäftsstelle: Höhenstr. 20, 75239 Eisingen ____________________ 1. Vorsitzende Margret Schwarz Deutscher Familienverband Baden – Württemberg e.V. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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