AlMurabit Geschrieben 15. Oktober 2008 Teilen Geschrieben 15. Oktober 2008 Das Geld, die Gier und der Hebel Ein Kommentar zu der weltweiten Finanzkrise 09.10.2008 Hans-Joachim Selenz Die Börsen-Zuckungen weltweit erinnern mittlerweile an Fieberkurven eines Todkranken. Tagesverluste im zweistelligen Prozentbereich sind keine Seltenheit. In kurzer Zeit lösten sich Milliardenwerte in Wohlgefallen auf. Zunehmend ist Panik im Spiel. Dabei geht es längst nicht mehr nur um die geplatzte US-Immobilienblase. Die Finanzkrise kriecht über Grenzen und Ozeane und greift nun auch auf die Realwirtschaft über. Gründe sind unkontrollierte Gier sowie Struktur-Defizite des globalen Finanzgebäudes. Erste Not-Reparaturen zeigten bis dato noch keine erkennbare Wirkung. Das wird verständlich, wenn man die fragile Statik des Gebäudes betrachtet. Die Finanzprodukte, aus denen es erbaut ist, sind selbst vielen so genannten Finanzexperten nicht bekannt. Klaus-Peter Müller, Ex-Commerzbank-Chef und aktueller Präsident des Bundesverbandes Deutscher Banken, bekennt freimütig, es gäbe Finanzprodukte, die selbst er nicht verstanden habe. Da geht es ihm wie vielen seiner Kunden. Die bangen nun um ihre sauer ersparten Einlagen. Was war geschehen? Um Renditen von 20 Prozent und mehr einzufahren – und zwar Jahr für Jahr – war konventionelles Handeln mit Wertpapieren für einen modernen Banker schon lange nicht mehr ausreichend. Zu einem der wichtigsten Werkzeuge innovativer Finanzakrobaten entwickelte sich daher der Hebel. Mit seiner Hilfe kann man mit geringen Kräften gewaltige Massen bewegen. Merke: "Gewaltig ist des Werkers Kraft wenn er mit dem Hebel schafft." Mit dem Hebel erschufen die alten Ägypter bereits die Pyramiden. Der Hebel hat die Entwicklung der Menschheit entscheidend beeinflußt. Zum Positiven. Doch schon der antike Mensch wußte, daß man mit dem Hebel vorsichtig zu Werke gehen muß. Läßt man ihn zur Unzeit los, teilt er schwere Schläge aus. Das kann sogar tödlich enden. An diesem Phänomen hat sich nichts geändert. Daher ist es auch heute noch wichtig, einen Hebel erst dann loszulassen, wenn sich die zu bewegende Masse in einer stabilen Position befindet. Moderne Finanzhebel wie Optionsgeschäfte ermöglichen es beispielsweise, große Aktienmengen mit vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz zu bewegen. Der Kunde erwirbt dabei das Recht, Aktien an einem definierten Termin zu einem bestimmten Wert zu kaufen oder zu verkaufen. Der finanzielle Einsatz beträgt lediglich einen Bruchteil des Aktienwertes. Je nach Kursverlauf kann ein solches Geschäft zu hohen Gewinnen führen. Verläuft der Kurs jedoch anders als vorgestellt, kann am Ende einer solchen Börsen-Wette auch der Totalverlust stehen. Bei Turbo-Bankgeschäften mit Derivaten ist zudem nicht nur für Laien die zu bewegende Finanzmasse bisweilen schwer erkennbar. Ebenso derjenige, der den Finanzhebel final in der Hand hält. Folge globaler "Risikostreuung". Das globale Finanzgebäude steht in der Folge auf einer Vielzahl derartiger Hebel, die sich gegenseitig stützen und mit deren Hilfe sich einzelne Banker Milliarden in die eigene Tasche geschoben haben. Kommen die Finanzmassen am anderen Ende des Hebels allerdings in Bewegung, wie in den letzten Wochen geschehen, so schlägt der Hebel zu, wird gleichsam zur Brechstange. Spätestens hier wird klar, daß viele unserer Banker im Physik-Unterricht nicht aufgepaßt haben. Denn bereits der alte Grieche Archimedes wußte, daß man mit einem Hebel und einem festen Punkt die Welt aus den Angeln heben kann. Genau das proben nun die Banker. Weltweit. Zwischenzeitlich sind so viele Finanzmassen in Bewegung, daß man den schlagenden Hebeln gar nicht mehr ausweichen kann. Erste Opfer unter Bankern selbst sind zu beklagen. Die beginnen derweil schon nach dem Staat zu rufen. Noch vor Monaten ein schlechterdings undenkbares Szenario. Man fordert Steuermilliarden, um das Finanzgebäude zu retten. Das zeigt bedenkliche Schieflagen. Statt das Geld in Bildung, Infrastruktur und damit in Zukunft zu investieren, soll die mutwillig außer Kontrolle geratene Statik der Finanzbranche stabilisiert werden. Der Bürger zahlt. Die deutsche Kontrollinstanz, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin, tat derweil das, was sie immer tat - sie versagte. Das tat sie bereits beim Neuen Markt. Dort gab es Fälle offener Organisierter Kriminalität, wie im Fall NordLB/Metabox. Die BaFin schaute zu. Ohne Konsequenzen. Sie begleitete die mehr oder weniger offene Kriminalität im Bereich der WestLB. Der Einstieg von Porsche bei VW harrt seiner juristischen Aufarbeitung und auch die Krisen bei IKB, KfW und HRE sind Folgen systematisch ungenügender Arbeit der BaFin. Sie ist trotz bestehender Gesetze nicht in der Lage, das Geld, die Gier und die Finanzhebel zu kontrollieren. http://www.freace.de/artikel/200810/091008a.html Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
AlMurabit Geschrieben 15. Oktober 2008 Autor Teilen Geschrieben 15. Oktober 2008 Eine muslimische Kritik zum gleichen Thema : Geiz und Gier treibt uns in den Abgrund– Von Aiman A. Mazyek Das Finanz-System implodiert jetzt und warum Herr Ackermann von Wirtschaft doch keine Ahnung hat Prolog: Der größte US-Versicherungskonzern American International Group (AIG) konnte nur noch durch den Staat gerettet werden. Die US-Notenbank schoss dem taumelnden Riesen 85 Milliarden Dollar zu und übernahm 80 Prozent seiner Anteile. Zuvor hatte die US-Regierung bereits die Immobiliengiganten Fannie Mae und Freddie Mac, die durch Außenstände in Höhe von über fünf Billionen US-Dollar belastet sind, gekauft sowie die Investmentbank Bear Stearns gestützt. Von den fünf Investmentbanken der USA sind nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers nur noch zwei übrig. Jetzt schnürte die US-Regierung ein sage und schreibe 700 Milliarden Dollar Paket, damit die US-Wirtschaft nicht völlig in die Knie geht evtl. auch damit die gesamte Weltwirtschaft. Bei diesen Zahlen – von den deutschen ganz zu schweigen - wird einem nur noch schwindlig und man will sich übergeben. Finanz-System implodiert jetzt Zu lange haben uns die Kapitalismus-Scharlatane an der Nase herumgeführt, nach Deregulierung und Privatisierung geschrien:„Der Markt macht das schon, Staat und Bürger, haltet euch da raus und alles wird gut“; Das waren die Slogans, die wir immer wieder hörten. Und doch drehte sich alles nur um ein Ziel. Extreme Gewinne in atemberaubender Geschwindigkeit in Spielkasinos – pardon Börsen – für möglichst ganz wenige Profiteure einzufahren. Mit der derselben Logik wurden Staatsbetriebe, die markante und existentielle Versorgungsbereiche umfassten, wie die Energieversorgung, das Kommunikationswesen, Postwesen und Transportwesen privatisiert. Der Hunger kannte keine Grenzen und die Spekulationsblase wuchs weiter, die Formen der Wetten (und nur so kann man all die Futures und Bonds nennen) wurden immer skurriler und die Slogans blieben doch die gleichen: Der freie Markt macht das schon, weiter Privatisierung betreiben und am besten steuerfrei: Denn Wirtschaftskompetenz das ist was für unsere Bosse multinationaler Großkonzerne und Banker à la Herr Ackermann. Und ausgerechnet der kommt jetzt daher und will steuerfinanzierte Großhilfen beanspruchen, weil er mit seinem Wirtschaftslatein am Ende ist?! Sein Wirtschaftslatein entpuppte sich in Wirklichkeit als Raubtierkapitalismus, der nun mangels Frischfleisch beginnt, sich selber aufzufressen. Das Finanz-System implodiert jetzt, weil Geiz und Gier der Zünder und die Lunte waren und Korruption letztlich belohnte und nicht ehrliches am Produkt und am Menschen nahes Wirtschaften förderte und belohnte. Die nun, die sonst vom Staat und Gemeinde nicht viel halten, weil sich ohne Kontrolle und ohne Rechenschaft bestens wuchern lässt, rufen jetzt plötzlich nach dem Gemeinwesen und fordern, dass der Bürger die Zeche zahlen soll. Banker wollen nun Geld vom Steuerzahler zu Bedingungen und Konditionen, die sie weiter festlegen wollen. Wenn es nicht so bitter ernst wäre, könnte man sich darüber kaputt lachen. Denn diese Banker haben ihr ganzen Leben genau das Gegenteil getan und wie oft und wie viel Male hat man mit breiter Finanzbrust viele in Not befindliche Normalsterbliche deswegen abgespeist oder vor die Tür gesetzt? Meist Menschen, die nicht einmal selber was dafür konnten, dass sie in Not gerieten (was man bei den Banken z.Zt. nicht behaupten kann). So z.B. ein Nokia-Arbeitnehmer, der, weil seine Firma einfach in ein Billiglohnland wegzieht, von einem Tag auf den anderen arbeitslos ist und plötzlich die Hypothek seines Hauses nicht mehr zahlen kann. Die Antworten der Banken war dann: Ohne Moos nichts los! Und so kam das halb abgezahlte Haus unter dem Hammer und die alleine gelassene Familie meist gleich hinterher. Wie sind in der Vergangenheit Wissenschaftler, Gelehrte oder auch muslimische Finanzexperten mit der Forderung nach Regulierung des Marktes, nach Besteuerung von Spekulationen, nach Abschaffung des Kasino-Wirtschaftens an der Börse, nach dem Verbot von Wetten, Zins und Wucher belächelt, bisweilen ausgebuht und als Spielverderber gebrandmarkt worden? Und wenn dies nichts half, sah man sich gezwungen, die Angst des Arbeitsplatzverlustes lustvoll zu skizzieren. Und jetzt? Nur Gott alleine weiß, wie viele Arbeitsplätze vernichtet, wie viel Geld durch die Finanzkatastrophen auf den Weltmärkten mit einem Schlag verbrannt wurden. Fazit: Wenn die Wirtschaft nicht einer für alle Menschen erkennbaren Ethik und Moral unterworfen ist, wenn nicht die Wirtschaft dem Menschen dient, sondern umgekehrt, wenn es nicht mehr möglich ist, Regeln und eine Art Hausordnung zu schaffen für die ökonomischen Vorgänge in unserer Welt, wenn Gier und Geiz sich ungebremst durch die Niederungen der Gesellschaft breit machen können, wenn dem Wucher, Zins und Spekulieren nicht endlich den Kampf angesagt wird, dann werden genau diese Kräfte den Menschen den Kampf ansagen und am Ende alle unter sich begraben. In diesen Tagen werden sicherlich ein Reihe von Muslimen an das Wucher -, Spekulations -und Zinsverbot im Islam erinnert. Das ist gut so. Doch mit der Erinnerung alleine ist es nicht getan. Der Dienst am Menschen erfordert nun tatkräftiges Handeln und nicht nur theoriereiches Plärren. Neue Konzepte, neue Ideen und dem Menschen zur Wohlfahrt helfende Projekte sind jetzt gefragt. Deswegen her mit diesen Ideen und Konzepte, lasst sie uns in die Tat umsetzen, jetzt sofort. http://islam.de/11011.php Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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