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Aus Kirchen werden Moscheen

 

Für die katholische und die evangelische Kirche ist es ein Tabu: Kirchengebäude an Muslime zu verkaufen. Eine Freikirche hat es dennoch getan - in Neukölln und Tempelhof werden gerade die ersten beiden Kirchen in Moscheen umgewandelt.

 

In der Neuköllner Flughafenstraße 43 erinnern nur noch die Orgelpfeifen daran, dass hier christliche Gottesdienste stattfanden. Das Kirchenschiff ist leer, wo die Bänke standen, liegt rotbrauner Teppichboden. An der Stelle des Altars steht ein Treppchen für den Imam. Draußen weisen Schilder darauf hin, dass Frauen und Männer getrennte Eingänge benutzen sollen. Vor zwei Wochen wurde das Gebäude für 550 000 Euro an den muslimischen „Verband interkultureller Zentren“ verkauft. Die frühere Kirche soll zu einem „Haus des Friedens“ werden, in dem außer Gebeten „integrationsfördernde Projekte, soziale Beratung und Berufsorientierungskurse“ stattfinden sollen. Im Juli wechselte auch die Kirche in der Manteuffelstraße 4B in Tempelhof den Besitzer. Hier ist der arabische Verein „Al Torath“ („Erbe“) eingezogen. Auch hier wurden die Kirchenbänke abtransportiert.

 

In der Neuapostolischen Kirche gehe die Zahl der Mitglieder zurück, deshalb müsse man sich von Gebäuden trennen, sagt Finanzchef Werner Kiefer. „Warum sollen wir nicht an Muslime verkaufen“, fragt er, „schließlich gibt es den Gleichbehandlungsgrundsatz“. Außerdem habe man bei Gesprächen den Eindruck gewonnen, dass eine Nutzung als Moschee nicht angedacht war, sagt Kiefer. Die Vereine sehen das jetzt aber anders. „Wir wollen ein Moschee- und Kulturzentrum einrichten“, sagt die Vorstandsvorsitzende von „Al Torath“, „auch das Freitagsgebet wird es hier geben“. Der Verein steht nach eigener Auskunft den Positionen des gemäßigten irakischen Schiitenführers Ali al-Sistani nahe. Er hat sich 2004 gegründet und traf sich bisher am Kottbusser Damm. In der Sakristei und anderen Nebenräumen in der Manteuffelstraße will man Nachhilfe- und Deutschkurse anbieten sowie Beratung bei sozialen Problemen. Der Verein sei noch klein, bei Veranstaltungen würden ein paar Dutzend Gläubige zusammenkommen, sagt die Vorsitzende. Während am Donnerstag Arbeiter Fliesen und Zementpackete in den Eingang schleppten, beteten im Innenraum Männer mit Turbanen – Gäste aus England.

 

Unter Berlins Muslimen machte das Gerücht von der Übernahme zweier Kirchen schnell die Runde. In der Flughafenstraße schauten am Donnerstag auch Glaubensbrüder aus Reinickendorf vorbei: „Wir haben viel gehört, nun wollen wir uns selbst informieren“. Der Migrationsbeauftragte des Bezirks Neukölln hält es für „normal und okay“, wenn eine Kirche als Moschee genutzt wird. „Ein Gotteshaus ist ein Gotteshaus.“ Er kritisiert aber, dass die 22 Moscheevereine in Neukölln zu wenig miteinander kooperieren. Die evangelische und die katholische Kirche schließen die Nutzung von Kirchengebäuden durch nichtchristliche Religionsgemeinschaften aus. Eher sollten diese Gebäude stillgelegt oder abgerissen werden, heißt es in einer Broschüre der evangelischen Landeskirche von 2006.

 

Die Neuapostolen hatten hingegen bereits 1999 eine Kirche in Kreuzberg an die liberale Alevitische Gemeinde verkauft, die ein Kulturzentrum daraus machten.

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