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Die Hilflosigkeit des religiösen Dialogs

Wer nur Gemeinsamkeiten beschwört, lenkt von der entscheidenden Frage ab: Warum werden Muslime zu Terroristen?

von Zafer Senocak

 

Nach jedem von jungen Muslimen durchgeführten Terroranschlag erleben wir die gleichen Rituale. Aufgeregte, im Dunkeln tappende Medien versuchen, die Motive der Attentäter zu ergründen und der Frage nachzugehen, wie hoch das Gefahrenpotential in den einzelnen europäischen Ländern ist, in denen Muslime leben. Eilig herbeigerufene religiöse Oberhäupter betonen die Bedeutung und Notwendigkeit des Dialogs zwischen den Religionen, als ginge es darum, einen Glaubenskrieg zu verhindern. Bei derartigen Tischgesprächen wird immer wieder betont, wie friedensgerichtet die Botschaft der Religionen doch eigentlich sei. Insbesondere die muslimischen Funktionäre und Geistlichen sind bemüht, die Sorgen und Ängste der Nichtmuslime zu zerstreuen. Sie sind die Lückenbüßer einer nicht existierenden islamischen Öffentlichkeit. Sie erinnern dabei an Totengräber, weil sie immer nur nach Terrorattacken ihren Auftritt haben. Diese blutigen Attentate hätten mit dem Islam nichts zu tun und seien keineswegs zu billigen, heißt es in ihren Verlautbarungen einhellig. Deutliche Worte, die doch nichts bedeuten.

 

 

Denn das, was geschehen müßte, findet nicht statt. Die Muslime nämlich müßten sich die Frage stellen, warum die Attentäter ausgerechnet aus ihren Kreisen kommen? Woher der Haß kommt, der so weit geht, nicht nur andere sondern auch sich selbst zu zerstören? Nicht der Dialog der Religionen, sondern ein Dialog unter den Muslimen ist erforderlich. Wo aber findet er statt? Von wem wird er geführt?

 

 

Der Islam ist nach wie vor eine Religion der Gemeinschaft und kein Glaube des Individuums. Die Mitgliedschaft in der Gemeinschaft der Gläubigen ist für den praktizierenden Muslim existentiell. In ihr erfährt er Rückhalt und Nestwärme. Die Gemeinschaft ist besonders attraktiv für alle, die an der individualistisch orientierten Moderne zweifeln und verzweifeln. Muslime sind in besonderem Maße einer Gruppendynamik ausgesetzt, die den Freiraum des Einzelnen und seine Entfaltungsmöglichkeiten stark beschneidet.

 

 

Im Gegensatz zum Christentum, das für die einzelnen Gläubigen heute weitgehend eine psychotherapeutische Funktion erfüllt, stellt der Islam nach wie vor Ansprüche an die Gesellschaft und das soziale Leben. Diese Ansprüche sind aber nicht das Ergebnis von Denkleistungen, sondern des Memorierens und der Nachahmung überlieferter Tradition. Somit ist eine ihrer kreativen Energie beschnittene Ideologie entstanden, die prädestiniert dafür ist, Gewalt auszulösen und Gewaltpotentiale in Gang zu setzen. Erdachter Anspruch und erlebte Wirklichkeit klaffen für viele Muslime so weit auseinander, daß sie sich permanent in schizophrenen Lebenssituationen wiederfinden.

 

 

Vor zwanzig Jahren saß ich an der Übersetzung des lyrischen Werks von Yunus Emre, einem anatolischen Mystiker aus dem 13. Jahrhundert. Was brachte mich, einen in der Türkei geborenen, in Deutschland aufgewachsenen, auf Deutsch schreibenden angehenden Lyriker dazu, die Gedichte eines islamischen Mystikers aus dem Mittelalter zu übersetzen? Zugegeben, es waren ästhetisch reizvolle Texte, mit denen ich es da zu tun hatte. Sie entfalteten nicht nur poetische Kraft, sie legten auch Zeugnis davon ab, daß es in der muslimischen Literatur individuelle Stimmen gegeben hatte, die jenseits von dogmatischen Überzeugungen und Gruppenmechanik die Einsamkeit und Verzweiflung eines Einzelgängers beschrieben. Der Blick auf die Anderen in Yunus Emres Werk war ein ganz anderer als der Blick in religiös motivierten Texten muslimischer Gelehrter. Die Grenzen zwischen Glaube und Unglaube und zwischen den Religionen waren durchlässig, der Blick auf den Anderen war nicht durch die Rhetorik des Eigenen getrübt, vielmehr ein befremdeter Blick auf das Eigene:

 

http://www.welt.de/data/2005/07/20/747974.html?s=1

http://www.welt.de/data/2005/07/20/747974.html?s=2

http://www.welt.de/data/2005/07/20/747974.html?s=3

 

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Da hat einer sich ein bisschen mit Yunus Emre beschäftigt und ist zum Islam Expreten geworden.

 

also das macht einen schon stinkig!

 

Jede religion hat ihre Traditionen, die Christen gehen Sonntags und die Muslime Freitags zu gemeinsamen Zeremonien.

 

In beiden Religionen gibt es die Bücher einmal Bibel und einmal den Qur´an, der Qur´an ist NACH der Bibel auf die Erde hinab ersant wenn etwas veraltet ist, dann wohl alle Bücher (ich sage nicht Religion, weil es nur eine einzig richtige gibt den Islam und das ist der Erste mit Adam A.S. und Letzte Religion) die VOR dem Qur´an hinab ersandt wurden.

 

Der Islam ist die modernste, mit wissenschaftlichen,wirtschaftlichen,Astrologischen,Biologischen und und und erkenntnissen etc.

 

Wie viele schichten der Himmel hat, wieviele das Meer.

über alles einfach!

die Tiere,Universum (ausdehnung),über die Sonne (das es sich der Erde nähert) mit einem Wort ALLES.

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@Phaselis

 

Mann muss das folgendermaßen sehen:

 

Wenn ein Rezept aufgeschrieben wird, aber der Kranke ließt es nicht oder nimmt die Medizin nicht. Liegt die Schuld dann am Rezept? Sicherlich nicht. So befinden sich in der Apotheke des Korans die wunderschönsten Rezepte. Nur muss man sie richtig lesen und einnehmen.

 

Mann sollte also die Schuld nicht am Islam suchen, sondern an den Muslimen, die den Koran nicht lesen.

 

 

Gruss

 

Webmaster

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  • 4 weeks later...
Mann sollte also die Schuld nicht am Islam suchen, sondern an den Muslimen, die den Koran nicht lesen.
Du machst genau das, was in dem Text beschrieben wird: So wie die Vorzeigemuslime, die sich immer wieder in den Medien äußern dürfen, erklärst Du uns, dass all die unerfreulichen Dinge, die im Namen des Islam getan werden und die den Nichtmuslimen Sorge bereiten, nichts mit dem wahren Islam zu tun hätten. Der Autor dieses Textes ruft nun dazu auf, das nicht immer den Nichtmuslimen zu erklären, sondern vor allem den Muslimen, die das nicht verstehen. Ihr jammert immer darüber herum, dass die Nichtmuslime sich nicht bemühen zu verstehen, dass Selbstmordanschläge und andere hässliche Dinge nichts mit dem wahren Islam zu tun hätten. Für Senocak geht es darum, dass man sich unter den Muslimen selbst darauf einigt, dass solche Dinge, die im Namen des Islam getan werden, unislamisch sind.

 

@Firstsonic

 

Du sollstest den Artikel noch einmal lesen. Dann kannst Du vielleicht auch klar darlegen, was Dich daran stinkig macht. Es erhebt darin nämlich niemand den Anspruch Islamexperte zu sein, weil er Yunus Emre gelesen hat.

Und den Rest kennen wir auch schon zur Genüge: Für die Christen gibt es hundert Gründe, warum einzig die Bibel die Wahrheit ist, bei den Muslimen gilt das selbe für den Koran.*gähn*

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@Hikma

 

Also in der Welt, in der ich lebe, kann man keine Gruppe für die Tat eines Individuums beschuldigen. Dabei spielt es keine Rolle, welche Gruppe das ist.

 

Das, was du machst, ist Schubladendenken. Schau dir mal diese Behauptung an: "dass man sich unter den Muslimen selbst darauf einigt, dass solche Dinge, die im Namen des Islam getan werden, unislamisch sind."

 

Ich meine, was soll man dazu noch sagen. Egal, was ich sage, kann min so einer Aussage ignorant abgelehnt werden. Das haben sie in der Zeit des Nationalsozialismus auch gemacht.

 

Wenn die Juden "Ja" sagten, behauptete man, sie würden in Wirklichkeit "nein" sagen. Und wenn sie "nein" sagten, behauptete man "sagen wir doch. Sie sagen nein!"

 

Das ist keine Logik.

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Also in der Welt, in der ich lebe, kann man keine Gruppe für die Tat eines Individuums beschuldigen.
Das macht auch niemand. Die Erklärungen, dass Selbstmordattentatte und Ähnliches nichts mit wahrem Islam zu tun haben, sind schön und gut.

Diesem Senocak geht es aber darum, dass man diese Erklärungen nicht in erster Linie an die Nichtmuslime richten soll, sondern an jene Muslime, die das offensichtlich nicht verstehen. Denn die sind das Problem.

Ich habe nur diesen Standpunkt von Senocak noch einmal klargelegt, da alle Reaktionen auf diesen Beitrag völlig am Thema vorbeigegangen sind. Inwieweit seine Forderung gerechtfertigt ist, weiß ich nicht. Vielleicht könntest Du dazu etwas schreiben. Ist aus Deiner Sicht ein Dialog innerhalb der Muslime darüber, was wahrer Islam ist und was unislamisch ist, in ausreichendem Maß vorhanden? Wie kommt es, dass viele Muslime Dinge im Namen des Islam tun oder gutheißen, die in Wahrheit unislamisch sind?

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@Göttesdämmerung

 

"Diesem Senocak geht es aber darum, dass man diese Erklärungen nicht in erster Linie an die Nichtmuslime richten soll, sondern an jene Muslime, die das offensichtlich nicht verstehen."

 

Aber, das tuen wir ja. Wir veröffentlichen sogar eine Zetischrift namens "Ayasofya", die du auf der Hauptseite sicherlich gesehen hast, die das immer wieder aufgreift. Unsere Erklärungen richten sich an die Muslime selbst mit Berufung auf den Koran oder auf den Propheten (sav).

 

"Ist aus Deiner Sicht ein Dialog innerhalb der Muslime darüber, was wahrer Islam ist und was unislamisch ist, in ausreichendem Maß vorhanden?"

 

Leider ist das noch in der Anfangsphase. Ich versuche solche Diskussionen immer wieder zu eröffnen. Aber bei manchen Kreisen stösst das sicherlich auf Abwehr.

 

"Wie kommt es, dass viele Muslime Dinge im Namen des Islam tun oder gutheißen, die in Wahrheit unislamisch sind?"

 

Das Problem liegt darin, dass es einen bewussten und einen unbewussten Glauben gibt. Einen unbewussten Glauben hat jemand, der noch nie Nachforschungen über seinen Glauben gemacht hat und von Geburt an Gläubig ist. Said Nursi wehrt sich gegen diese Art von Glauben. Er behauptet, dass man sogar seinen Glauben kritisch analysieren muss, bevor man tatsächlich, also bewusst gläubig wird.

 

Aber dieses Problem haben wohl alle Religionen, Ideologien oder Gruppen. Es gibt so viele Leute, die an die ET glauben (wie eine Religion), aber keinen Schimmer davon haben.

 

Von solchen haben wir im Islam genug. Oftmals zu viele. Davon müssen wir wegkommen.

 

In Deutschland gibt es eine Gruppierung, die Kaplancis, die andauernt in der Presse sind und der terroristischen Islam repräsentieren. Weisst du, wieviel Mitglieder diese Grupperiung hat? 500. Es gibt ca. 2 Milliarden Muslime, in Deutschland einige Millionen, aber diese 500 werden "repräsentativ" für den Islam gezeigt. Und das störrt uns natürlich.

 

Daher müssen wir nicht nur die Muslime, auch die Öffentlichkeit auf dieses Problem aufmerksam machen.

 

Gruss

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Aber, das tuen wir ja. Wir veröffentlichen sogar eine Zetischrift namens "Ayasofya", die du auf der Hauptseite sicherlich gesehen hast, die das immer wieder aufgreift.
Die Frage ist, wer diese Zeitschrift liest, ob man da nicht den ohnehin Bekehrten predigt und ob das daher nicht eher Gesten sind, die nichts bewirken.
In Deutschland gibt es eine Gruppierung, die Kaplancis, die andauernt in der Presse sind und der terroristischen Islam repräsentieren. Weisst du, wieviel Mitglieder diese Grupperiung hat? 500. Es gibt ca. 2 Milliarden Muslime, in Deutschland einige Millionen, aber diese 500 werden "repräsentativ" für den Islam gezeigt. Und das störrt uns natürlich.
Ich glaube nicht, dass die als repräsentativ für den Islam gezeigt werden sollen. Es ist nur so, dass zwar 500 gemessen an der Gesamtzahl der Muslime ein kleiner Teil ist, aber um eine potentielle Gefahr darzustellen und Besorgnis auszulösen sind 500 allemal genug. Deshalb wird über diese 500 berichtet.
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"Die Frage ist, wer diese Zeitschrift liest, ob man da nicht den ohnehin Bekehrten predigt und ob das daher nicht eher Gesten sind, die nichts bewirken."

 

Also ich denke schon, dass wir eine große Breite von Muslimen erreichen. Wir verteilen ja ganz oft die Zeitschrift in verschiedenen Moscheen usw.

 

"Deshalb wird über diese 500 berichtet."

 

Diese 500 machen mir ja auch Kopfschmerzen. Für mich sind sie ja auch eine Gefahr. Aber wenn ich dann in Dialogveranstaltungen auf diese 500 angesprochen werde, wenn das Thema lautet "Minarett im Islam", dann weiss ich auch nicht mehr weiter...

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  • 4 weeks later...

Ich weiß nicht, ob das nicht vielleicht etwas zu weit greift.

ABER: Wenn man mal ehrlich ist, sollte ein aufmerksamer Beobachter des Weltgeschehens (auch wenn er kein Muslim ist) eigentlich bemerken - und das von allein - dass all diese Attentate, seien es Selbstmordattentate in kleinerem Rahmen oder Attentate wie das auf das WTC, von ganz anderen als religiösen Motiven geprägt sind und die Religion nur als Deckmantel und fadenscheinige Legitimation dient.

In der Regel geht es doch eher um machtpolitische oder territoriale Ansprüche oder nicht? Denkt mal drüber nach - denn wenn man das tut, merkt man schon, dass dieses Verhlaten tatsächlich nichts mit praktiziertem Islam zu tun hat.

Solche Dinge geschehen schon seit alters her: eine Gruppe von Menschen zieht aus, um eine andere das Fürchten zu lehren und das unter dem Schutze der Religion. Im Prinzip waren die christlichen Kreuzzüge des Mittelalters auch nichts anderes: Unter dem Vorwand, die Religion schützen und verbreiten zu müssen wurde gemetzelt und geraubt was das Zeug hielt. Hinzu kommen noch die "Hexenverbrennungen" etc wo man sich meist einfach nur derer entledigt hat, die einem im Weg waren. Offiziell waren es Ketzer, also auch nichts anderes als "Feinde des Glaubens".

Der Unterschied: Heute hat die Welt dank der Medien Gelegenheit solche Geschehnisse zu verfolgen und sich darüber aufzuregen. Deshalb müssen sich die Muslime rechtfertigen für das, was einige nach einer pervertierten Auslegung des Glaubens so anstellen - und die Christen mussten es vor einigen Jahrhunderten nicht und heute kräht danach auch kein Hahn mehr...

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