Adem Posted August 6, 2005 Share Posted August 6, 2005 Qalb (Herz) „Das Herz ist das Haus Gottes, reinige es von allem, was sich außer Ihm darin befindet, damit der Barmherzige des Nachts in seinen Palast hinabsteigen kann.“ (Ibrahim Haqqi, Erzurum/Türkei) Das ‚Herz‘ hat zwei Bedeutungen: Eine bezeichnet jenen aktivsten Teil des Körpers, der sich im linken Teil der Brust befindet und einem Kiefernzapfen ähnelt. Bezüglich seiner Struktur und seines Gewebes unterscheidet sich das Herz von allen anderen Körperteilen. Es verfügt über zwei Vorhöfe und zwei Kammern und ist der Ausgangspunkt aller Arterien und Venen. Mitten unter den übrigen Körperteilen schlägt das Herz selbstständig, arbeitet wie ein Motor und pumpt wie eine Ansaugpumpe Blut durch den ganzen Körper. In der sufistischen Terminologie bezeichnet das Herz den spirituellen Aspekt des biologischen Herzens als Mittelpunkt aller Emotionen und (intellektuellen und spirituellen) Fähigkeiten wie Wahrnehmung, Bewusstsein, Empfindungsvermögen und Willenskraft. Sufis nennen das Herz ‚das sprechende Selbst‘. Die wahre Natur des Menschen steckt in seinem Herzen. Was den intellektuellen und spirituellen Aspekt seiner Existenz betrifft, so weiß der Mensch, so nimmt er wahr, so versteht er usw.. Der Geist ist das Wesen und die innere Dimension dieser Begabung, der biologische Geist oder die Seele ist ihr Fundament. Gott spricht das Herz direkt an: Es übernimmt Verantwortung, muss sich Strafen unterziehen, wird belohnt, durch entsprechende Unterweisung erhöht und durch abweichendes Verhalten verdorben. Es wird verehrt oder gedemütigt und ist der ‚geschliffene Spiegel‘, der das Wissen Gottes reflektiert. Das Herz besitzt die Eigenschaft, wahrzunehmen und wahrgenommen zu werden. Mit Hilfe seines Herzens dringt der Mensch in Seele, körperliche Existenz und Verstand vor. Das Herz ist so etwas wie das Auge des Geistes. Einsicht kann man als die Fähigkeit des Herzens zu sehen, Vernunft als den Verstand des Herzens und Willen als seine innere Dynamik betrachten. Das Herz oder - wenn wir so wollen - der spirituelle Verstand ist eng mit seinem biologischen Gegenpart verbunden. Die Art dieser Verbindung wurde von Philosophen und muslimischen Gelehrten ausgiebig diskutiert. Wie auch immer diese Verbindung aussehen mag - unumstritten ist zumindest, dass es einen engen Zusammenhang zwischen dem biologischen und dem spirituellen Herzen gibt. Letzteres steht jedenfalls für die Fähigkeit, Gott zu erkennen und Seine Inspirationen zu empfangen. Es ist das Zentrum wahrer Menschlichkeit und die Quelle der Gefühle und Emotionen des Menschen. Wenn im Koran, in religiösen Wissenschaften, Moral, Literatur und Sufismus vom Herzen gesprochen wird, so ist vom spirituellen Herzen die Rede. Glaube, Wissen um Gott, Liebe zu Gott und spirituelle Freude sind die Wohltaten, die uns dieses Herz erfahren lässt. Das Herz ist ein brillantes und wertvolles Instrument, das uns zwei Dinge ermöglicht: erstens, in die Welt des Geistes und zweitens in die Welt der Körperlichkeit zu blicken. Wenn die körperliche Existenz oder der physische Körper des Menschen unter der Regie des Geistes steht, übermittelt das Herz dem Körper die spirituellen Errungenschaften und Gaben, die es in der Welt des Geistes erfährt, und lässt ihn Frieden und Ausgeglichenheit atmen. Wie bereits erwähnt wurde, sind für Gott die Herzen entscheidend. Er behandelt den Menschen nach der Qualität seines Herzens; denn das Herz ist der Aufenthaltsort vieler Elemente, die für das spirituelle Leben des Menschen und seine Menschlichkeit von essenzieller Bedeutung sind. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang vor allem Vernunft, Wissen, Wissen um Gott, Absicht, Glaube, Weisheit und Nähe zu Gott, dem Allmächtigen. Lebt das Herz, dann leben auch alle diese Elemente und Fähigkeiten. Ist es aber von Krankheiten befallen, dann können auch diese Elemente und Fähigkeiten schwerlich gesund bleiben. Der Wahrhaftige und Bestätigte, Friede und Segen seien mit ihm, erklärte: Ein Teil des Körpers ist fleischlich. Ist er gesund, ist auch der ganze Körper gesund. Ist er aber verdorben, ist auch der ganze Körper verdorben. Nimm dich in Acht! Jener Teil ist das Herz.[1] Durch diesen Ausspruch deutete der Prophet die Bedeutung des Herzens für die (spirituelle) Gesundheit des Menschen an. Das Herz weist noch einen weiteren Aspekt bzw. eine andere Funktion auf, die noch wichtiger als die bereits genannten ist. Im Herzen und somit in der Natur des Menschen sind die beiden Punkte Vertrauen und Hilfesuche tief verwurzelt. Mit ihrer Unterstützung zeigt das Herz den Menschen den Weg zu Gott, dem Helfenden und Bewahrenden. Das heißt, es erinnert den Menschen in den Sprachen von Bedürftigkeit, Hilfe- und Schutzsuche ständig an Gott. Dieses Phänomen kommt sehr anschaulich in einer Prophetentradition zum Ausdruck, die Ibrahim Haqqi in folgende Worte fasste: „Gott sagte: Weder die Himmel noch die Erde können Mich umfassen. Er ist als ein ‚Schatz‘, der sich durch das Herz im Herzen selbst verbirgt, bekannt und anerkannt.“ Der Körper des Menschen stellt die physische Dimension seiner Existenz dar, das Herz macht seine spirituelle Dimension aus. Darum ist es die direkte, beredte, verständliche, wunderbare und wahre Zunge des Wissens um Gott. Das Herz besitzt einen höheren Wert und wird höher geschätzt als die Ka’ba. Es gilt als einziger rechtmäßiger Repräsentant der erhabenen Wahrheit, die sich in der ganzen Schöpfung ausdrückt, um Gott bekannt zu machen. Das Herz fungiert als eine ‚Festung‘, die einen tüchtigen Verstand, vernünftiges Denken, einen gesunden Geist und einen kräftigen Körper verwaltet und bewahrt. Alle Gefühle und Emotionen des Menschen suchen in dieser Festung Zuflucht und Schutz. Auch das Herz selbst sollte geschützt und vor einer ‚Infektion‘ bewahrt werden; denn ist es einmal infiziert, ist es sehr schwierig, es wieder in Stand zu setzen. Ist es aber erst gestorben, ist es nahezu unmöglich, es wieder zu beleben. Der Koran mit seiner Anweisung zu beten, Unser Herr, lass unsere Herzen sich nicht (von Dir) abkehren, nachdem Du uns rechtgeleitet hast![2], und unser Meister, Friede und Segen seien mit ihm, durch sein Gebet O Gott, Bekehrer der Herzen! Verankere unsere Herzen fest in Deiner Religion![3] erinnern uns an die Notwendigkeit, unsere Herzen zu schützen. So wie das Herz dem Menschen als Brücke zu allem Guten und allen Gnaden dienen kann, kann es auch allen fleischlichen Versuchungen den Weg ebnen. Ist es auf Gott ausgerichtet und durch ihn unterwiesen, wird es zu einem Projektor, der auch in den entferntesten und dunkelsten Ecken des Körpers sein Licht verbreitet. Ist es aber unter die Herrschaft des fleischlichen Selbst geraten, wird es zur Zielscheibe für die Giftpfeile des Teufels. Das Herz ist das angestammte Haus des Glaubens, der Verehrung und der rechtschaffenen Tugend, ein überströmender Fluss, der mit den Inspirationen und Strahlen, die den Beziehungen zu Gott, den Menschen und dem Universum entspringen, dahin fließt. Leider gibt es jedoch unzählige Widersacher, die dieses weltweit geachtete Haus zerstören und diesen ‚Fluss‘ sperren bzw. seinen Lauf verändern wollen. Unter diesen Widersachern finden sich Hartherzigkeit (Verlust der Fähigkeit, zu fühlen und zu glauben), Unglaube, Einbildung, Arroganz, weltlicher Ehrgeiz, Gier, exzessive Begierden, Kopflosigkeit, Egoismus und Festhalten am eigenen Status. All diese Eigenschaften sind wachsam und stets darauf aus, die Schwachpunkte des Herzens aufzudecken und es zu zerstören. Fethullah Gülen -------------------------------------------------------------------------------- [1] Bukhari, Iman, 39; Muslim, Musaqat, 107 [2] 3:8 [3] Tirmidhi, Qadar, 7; Ahmad ibn Hanbal, Musnad, 6.302 Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Mond Posted August 6, 2005 Share Posted August 6, 2005 S.a Heut zu Tage wissen wir nicht mit wem wir sprechen, was wir sprechen was wir essen und mit wem wir sitzen und in diese Weise verlieren wir langsam die Glaube aus unseren Herzen und wir merken es nicht.Deswegen sollten alles was wir machen bewust machen und beavor wir es tun sollten wir 10 mal nachdenken, weil 1 Stunde denken ist mehr wert als 70 nafile(freiwilliges) gebet.S.a Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Firstsonic Posted August 15, 2005 Share Posted August 15, 2005 Unter den Sahabi gab es einen es müste Hz. Ebu Bekir sein, der steine in seinem Munde aufbewahrte, damit er erst nachdenken und dann reden konnte. Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Webmaster Posted August 16, 2005 Share Posted August 16, 2005 Vergisst nicht, was im Eingang dieses Forums steht: Erst Nachdenken, dann Schreiben. Das passt zu Es Siddik. Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
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