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Faschismus-Experte Jason Stanley aus Synagoge in Frankfurt geworfen: Zum Schweigen gebracht Stand: frankfurter Rundschau, 11.11.2025, 16:18 Uhr Von: Michael Hesse In der Westend-Synagoge in Frankfurt kommt es bei einer Rede des Faschismus-Experten Jason Stanley zum Eklat. Es ist ein beispielloser Eklat und ein neuer Tiefpunkt in der Diskussion über Israel und Antisemitismus in Deutschland: Der Faschismus-Theoretiker Jason Stanley hat am 9. November eine Rede in der Westend-Synagoge in Frankfurt gehalten. Seine Aussagen über Israel und Gaza sowie zum Diskursklima in Deutschland passten offenbar Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Frankfurt nicht, weshalb man ihn während seiner Rede aus der Synagoge hinauswarf. Auf ihrer Homepage hatte die Gemeinde den Auftritt das Gastredners aus den USA noch so angekündigt: „Der Sohn jüdischer Schoa-Überlebender zählt zu den weltweit einflussreichsten Intellektuellen im Bereich politischer Ideologien, Antisemitismus und Erinnerungskultur.“ Marc Grünbaum, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, betonte da noch: „Als Jüdische Gemeinde ist es uns ein besonderes Anliegen, diese Themen sichtbar zu machen und Stimmen wie die von Stanley Raum zu geben, die sich mit großer Klarheit für Demokratie, Verantwortung und Menschlichkeit einsetzen.“ Was Stanley dann vortrug, war offenbar nicht nach dem Geschmack von Teilen des Publikums. „Ein Teil der Anwesenden hat mich regelrecht angebrüllt“, sagt Stanley im Gespräch mit der FR zwei Tage später. Es habe Phasen gegeben, in denen nur noch geschrien worden sei. Schließlich sei ein Vertreter der Jüdischen Gemeinde Frankfurt auf das Podium gekommen und habe ihn aufgefordert, abzubrechen und zu gehen. Er sei dann, so schildert er es, durch einen Seitenausgang aus dem Gebäude und direkt in sein Hotel zurück. Die Situation habe er als außerordentlich bedrohlich und verstörend erlebt – in dieser Form sei ihm so etwas noch nie passiert. Die Gemeinde distanzierte sich am nächsten Tag offiziell von ihm. Seine Rede enthalte „relativierende Vergleiche“. Was damit gemeint sei, blieb unklar. Stanley hält dem entgegen, in der Erklärung fehle jeder konkrete Hinweis darauf, welcher Teil seiner Ausführungen angeblich verharmlosend oder sachlich falsch gewesen sei. Eingeladen worden sei er, um über seine Familiengeschichte und die Reichspogromnacht zu sprechen, erinnert er. Nun sei er ausgerechnet am Jahrestag dieser Nacht von der Bühne gebeten worden – eine Geste, die er als grob unhöflich und, angesichts des Anlasses, auch als bitter ironisch empfinde. Stanleys Rede war kein Angriff auf Israel, keine Verteidigung der Hamas, keine politische Provokation. Sie war ein Plädoyer für die Freiheit des Denkens – und eine Reflexion über die doppelte Herkunft seiner Familie: die polnisch-jüdische Mutter, die nach dem Holocaust in Israel Schutz suchte, und den deutsch-jüdischen Vater, der jeden Staat, der Religion privilegiert, für falsch hielt. Seine Eltern, erzählt Stanley, seien in der Frage, was Israel für Juden bedeutet, grundsätzlich unterschiedlicher Auffassung gewesen: Die Mutter habe den jüdischen Staat als Zufluchtsort erlebt, der ihr zum ersten Mal das Gefühl gegeben habe, bewaffnete Kräfte stünden auf ihrer Seite. Der Vater hingegen, ein deutsch-jüdischer Intellektueller, habe einen Staat, der eine Religion bevorzugt, immer mit Skepsis betrachtet und in der Behandlung der Palästinenser als Bürger zweiter Klasse etwas erkannt, das ihn an die eigene Familiengeschichte erinnerte. Genau solche innerjüdischen Auseinandersetzungen, so betont er, müssten möglich sein und geführt werden können. „Auch Arendt könnte nicht reden“ Das war es wohl, was dem Frankfurter Publikum zu weit ging. Stanleys Rede erinnerte an eine Tradition, die älter ist als der Staat Israel – und heute in Deutschland zunehmend vergessen wird: die deutsch-jüdische Aufklärung. Moses Mendelssohn, Leo Baeck, Hannah Arendt – sie alle verbanden das Besondere mit dem Allgemeinen, die Erfahrung des Jüdischen mit der Idee der Menschheit. „Das Judentum“, schrieb Leo Baeck 1905, „spricht vom guten Menschen, nicht vom guten Juden.“ Religion sei nicht Bekenntnis, so Stanley, sondern Verantwortung. Aus dieser Ethik erwuchs die Überzeugung, dass kein Mensch bevorzugt werden dürfe – auch nicht die eigenen Leute. Genau diese universalistische Haltung gilt heute in Deutschland als verdächtig, befand Stanley. Masha Gessen, jüdische Publizistin und Holocaust-Nachfahrin, sollte in Bremen den Hannah-Arendt-Preis erhalten. Die Preisverleihung wurde abgesagt, weil Gessen in einem Essay eine Analogie zwischen Gaza und dem Warschauer Ghetto gezogen hatte. Hannah Arendt selbst hätte Ähnliches geschrieben – und wohl denselben Skandal ausgelöst, vermutet der Faschismus-Experte in seiner Rede in Frankfurt. Stanley formuliert es so: Eine Denkerin wie Hannah Arendt hätte mit ihren Texten in der aktuellen deutschen Debatte kaum noch eine Bühne, für Albert Einstein, der sich für einen binationalen Staat einsetzte, gelte das Gleiche. Die Reaktion der jüdischen Gemeinde am 9. November zeigt es allzu klar: Wer Israels Politik kritisiert, gerät rasch in den Verdacht des Antisemitismus – selbst dann, wenn er selbst jüdisch ist. Damit nehmen sich nichtjüdische Mehrheiten faktisch das Recht heraus zu definieren, wer als „richtiger Jude“ zu gelten habe. Stanley sagt, ihm sei von Kindesbeinen an vermittelt worden, genau dieses Verhalten sei antisemitisch – und besonders schwer erträglich werde es, wenn es ausgerechnet von Deutschen komme. Neue autoritäre Empfindlichkeit Stanley gehört zu jenen Philosophen, die Widersprüche nicht glätten, sondern aushalten. Als er die USA nach Trumps Wahlsieg verließ, warnte er vor einem Rückfall in bekannte faschistische Muster: die Konstruktion von Feindbildern, der Opfermythos, die Sehnsucht nach ethnischer Homogenität. Dieselben Mechanismen seien heute weltweit zu beobachten – auch in Deutschland. Besorgniserregend sei, so formuliert er es, dass jüdische Stimmen offenkundig nicht mehr selbstverständlich kontrovers diskutieren könnten, ohne zum Schweigen gebracht zu werden. Zur Meinungsfreiheit gehöre, dass eine Rede überhaupt gehalten und zu Ende gebracht werden dürfe. Der Liberalismus, den Stanley verteidigt, ist nicht bequem. Er verlangt, die eigenen Ängste nicht zum moralischen Maßstab zu erheben. Er verlangt, zwischen Antisemitismus und Kritik zu unterscheiden. „Das, was am 9 November in der Synagoge passiert ist, macht mich traurig und wütend! Jason Stanley so zu behandeln, ist einer liberalen jüdischen Gemeinde nicht würdig!“, sagte Daniel Cohn-Bendit der FR. Der Antisemitismus-Forscher Wolfgang Benz bezeichnete den Vorgang als „unglaublich“. Er sagte der FR: „Der Vorfall in der Frankfurter Synagoge steht nicht für sich allein. Er markiert vielmehr den vorläufigen Höhepunkt einer schleichenden Verschärfung des öffentlichen Klimas, in dem über Israel, Gaza und Antisemitismus kaum noch frei gesprochen werden kann. Immer häufiger werden Redner ausgeladen, Debatten abgebrochen, Veranstaltungen gesprengt – mit der Begründung, Kritik an der israelischen Regierung könne antisemitisch verstanden werden.“ Benz verwies im Gespräch mit der FR auf den Fall des israelischen Philosophen Omri Böhm, „der auf Betreiben des israelischen Botschafters von einem Weimarer Podium ausgeladen wurde, noch bevor er überhaupt das Wort ergriffen hatte. Die frühere Präsidentin der Freien Universität Berlin, die zum 75. Jahrestag der christlich-jüdischen Gesellschaft sprechen sollte, kündigte an, sie werde den Gaza-Krieg erwähnen. Man versicherte ihr, das sei in Ordnung. Als sie dies dann tatsächlich tat, verließen einige Funktionäre demonstrativ den Saal.“ Formularbeginn Formularende All dies seien Symptome einer neuen, autoritären Empfindlichkeit, so Benz. „In der deutschen Debatte über Israel scheint sich ein Monopol herauszubilden: Richtig ist, was der Zentralrat, was offizielle Repräsentanten der Gemeinden für richtig erklären. Alles andere, jede Abweichung, gilt als verdächtig, als ,Relativierung‘, als latent antisemitisch“, erklärte Benz. „Wer in diesem Klima Differenz wagt, riskiert nicht nur Widerspruch, sondern soziale Ächtung. Viele, auch jüdische Intellektuelle, ziehen sich deshalb aus öffentlichen Debatten zurück, um nicht zum Gegenstand moralischer Verdächtigungen zu werden. Unter sich wird dann leise und mit bitterer Klarheit gesprochen – über den Krieg in Gaza, über die Eskalation, über das, was unaussprechlich scheint. Doch in der Öffentlichkeit herrscht Schweigen.“ Gerade darin liege die eigentliche Gefahr. Denn wenn eine Gesellschaft abweichende Meinungen nicht mehr erträgt, wächst das Ressentiment im Verborgenen. Der alte Mechanismus, den schon Theodor W. Adorno und Gordon Allport beschrieben: Unterdrückte Gedanken verschwinden nicht, sie verwandeln sich in Abneigung – in diesem Fall in latenten Antisemitismus, genährt durch das Gefühl, man dürfe ,über die Juden nichts sagen‘“. Das sei die paradoxe Dynamik unserer Gegenwart: „Aus Angst vor Antisemitismus droht Deutschland ein Diskursklima zu entwickeln, das selbst Ressentiments befördert. Und ausgerechnet jene, die im Namen der Erinnerung reden, verengen den Raum der Rede.“ Der Eklat um Jason Stanley sei nur das sichtbar gewordene Symptom.- 711 Antworten
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Die Psychologie des Sündigens – Warum wir das Falsche tun, obwohl wir es besser wissen Wenn der Mensch auf sein Herz und sein Gewissen hört, weiß er oft, was richtig und was falsch ist. So sagte eins der Prophet Muhammed: „Höre auf dein Herz. Das Gute ist das, was dir unbeschreibliche Erleichterung und Glücksgefühle verschafft, wenn du es tust. Das Böse hingegen ist etwas, das etwas in dir zerstört und ruiniert, auch wenn die Leute hierfür eine Fatwa geben (und sagen, es sei das Richtige)“ (Darimi, Büyü, 2). Trotzdem entscheidet sich der Mensch manchmal bewusst für das Falsche. Diese Spannung zwischen Erkenntnis und Handlung ist alt. Sie zieht sich durch alle Religionen, Philosophien und psychologischen Modelle. Besonders im Glaubensleben wiegt sie aber schwer. Hier stellt sich nämlich die Frage, warum ein Gläubiger bewusst sündigt, obwohl er an eine jenseitige Strafe glaubt und das Paradies ersehnt? Warum entscheidet er sich also für etwas, das ihm langfristig schadet? Um diese Fragen zu verstehen, müssen wir uns mit der Psychologie des Menschen selbst beschäftigen. Mit seinen Widersprüchen, seiner Schwäche, seinen Trieben und seinem Verstand. Und mit der Tatsache, dass der Mensch nicht immer ein rationales Wesen ist. Die Trägheit der Seele Said Nursi, ein islamischer Gelehrter des 20. Jahrhunderts, bringt es auf den Punkt. In einem seiner zentralen Werke beschreibt er das menschliche Innenleben so: „Da die menschliche Triebseele einen winzigen Augenblick des Vergnügens dem vielfachen Lohn eines zukünftigen Vergnügens vorzieht, so fürchtet sie sich auch vor einem unmittelbar drohenden Schlag mehr als vor einem Jahr einer künftigen Strafe. Und wenn zudem den Menschen seine Gefühle überwältigen, hört er nicht mehr auf die Erwägungen seines Verstandes. Seine Begierden und Illusionen beherrschen ihn und so zieht er das kleinste und bedeutungsloseste gegenwärtige Vergnügen selbst noch einer außerordentlich großen Belohnung in der Zukunft vor. Und er flieht vor einer geringen gegenwärtigen Unbequemlichkeit mehr als vor einer fürchterlichen künftig drohenden Qual. Denn Begierden, Illusionen und Emotionen kennen keine Zukunft, vielmehr leugnen sie diese. Und wenn die Triebseele sie auch noch unterstützt, schweigen das Herz als Sitz des Glaubenslebens und auch der Verstand und erklären sich für besiegt“ (Nursi, k.A., S. 148). Nursi beschreibt hier ein psychologisches Phänomen, das heute als “Belohnungsaufschub“ bekannt ist. Es meint die Fähigkeit, eine sofortige kleine Belohnung aufzuschieben, um später eine größere zu bekommen. Genau diese Fähigkeit fehlt oft in Momenten der Schwäche. Das erklärt, warum Menschen sich für das Falsche entscheiden, auch wenn sie wissen, dass es ihnen langfristig schadet. Studien belegen die Schwäche gegenüber der sofortigen Belohnung Die berühmteste Studie zum Thema ist das “Marshmallow-Experiment“ an der Stanford University aus den 1970er-Jahren. Kinder bekamen die Wahl: einen Marshmallow jetzt oder zwei, wenn sie etwas warten. Viele konnten nicht warten. Sie aßen sofort. Nur rund 30 % der Kinder schafften es, zu warten (Mischel, Ebbesen, 1970). Spätere Studien zeigten, dass diejenigen, die warten konnten, als Erwachsene erfolgreicher und stabiler waren (Shoda, Mischel, Peake, 1990). Auch in der Neuropsychologie ist bekannt, dass das limbische System, zuständig für Emotionen und kurzfristige Reize, sofort aktiviert wird, wenn eine Versuchung auftritt. Der präfrontale Kortex, der für langfristige Planung zuständig ist, braucht länger. In der Zeit, in der das Gehirn noch abwägt, hat der Mensch sich oft schon entschieden. Daher erscheinen die Bestrafung im Jenseits und die Belohnung im Paradies dem Menschen zu fern. Sie sind wie Zukunftsversprechen, die keine Wirkung mehr entfalten, wenn die Versuchung direkt vor ihm steht. Ein Klick, ein Blick, ein Wort, das reicht, um Vernunft und Glauben zu übertönen. Es ist leichter zu zerstören als zu bauen Eine zweite Komponente bei der Wahl des Falschen ist, dass dies immer leichter ist, als das Gute zu tun. Hierzu schreibt Nursi, „dass der Weg allen Übels und aller Leidenschaften, da er die Zerstörung ist, auch besonders einfach ist. […] (Versuchungen) leiten die Menschen rasch auf diesen Weg“ (Nursi, k.A., S. 148). Es ist in der Tat viel einfacher das Falsche zu tun, als das Gute zu tun. Das Böse braucht keine Anstrengung. Es fließt aus dem Menschen, wenn er loslässt. Gutes hingegen verlangt Disziplin, Bewusstsein, Opferbereitschaft. Eine gute Tat braucht Planung, Kraft, Geduld. Eine Sünde passiert beiläufig. Dazu kommt die zerstörerische Rolle der Gesellschaft, wenn schlechte oder kriminelle Taten verharmlost oder normalisiert werden. Dadurch wird der Mensch ständig in Versuchung geführt. Wenn er nicht wachsam ist, driftet er ab, ohne es zu merken. Die Niederlage des Verstandes Wichtig ist hier jedoch auch, dass „Sünden nicht aus einem Mangel an Glauben, sondern infolge einer Niederlage von Herz und Verstand, weil die Gefühle, Begierden und Illusionen die Oberhand gewonnen haben“, entstehen (Nursi, k.A., S. 148). Der Glaube ist also da, aber er schweigt. Die Gefühle haben gesiegt. Diese Erkenntnis ist wichtig. Sie zeigt, dass Sünde nicht immer ein Ausdruck von Leugnung ist. Oft ist sie Ausdruck von menschlicher Schwäche, von einem kurzen Moment der Überforderung. Wer das versteht, kann barmherziger mit sich selbst und anderen sein. Aber auch entschlossener in der Bekämpfung der eigenen Neigungen. Denn die Triebseele will nicht warten. Sie will jetzt. Fazit Ein Gläubiger sündigt, obwohl er glaubt. Das liegt nicht an fehlender Überzeugung, sondern an der Natur seiner Psyche. Der Mensch zieht das Jetzt dem Später vor. Er fürchtet sich mehr vor dem Schmerz im Moment als vor der Strafe in ferner Zukunft. Er lässt sich überwältigen von Trieben, die keinen Morgen kennen. Daher zieht er das augenblickliche und vergängliche Vergnügen dem ewigen und unendlichen Vergnügen in der Zukunft vor. Die Religion zeigt diesen Mechanismus. Sie warnt nicht nur vor der Sünde, sondern erklärt auch, warum wir zu ihr neigen. Wer dies versteht, kann bewusster leben. Und vielleicht beim nächsten Mal standhalten. Dr. Cemil Şahinöz, Islamische Zeitung, November 2025 Quellen: · Darimi: Sünen-i Darimi. Madve: Istanbul, 1994 · Mischel, W., Ebbesen, E.: Attention in delay of gratification. Journal of Personality and Social Psychology, 1970, 16 (2), S. 329–337 · Nursi S.: Blitze. VFJH: Köln, k.A. · Shoda, Y., Mischel, W., Peake, P. K.: Predicting adolescent cognitive and self-regulatory competencies from preschool delay of gratification. Identifying diagnostic conditions. Developmental Psychology, 1990, 26 (6), S. 978–986
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Seelsorge ist eine Menschenwürde Ein soziologisch und religionspsychologisch fundierter Beitrag Inmitten einer Gesellschaft, die sich zunehmend an Effizienz, Funktionalität und Selbstoptimierung orientiert, gerät etwas zutiefst Menschliches immer mehr in Vergessenheit: die Seelsorge. Nicht im institutionellen oder dogmatisch reduzierten Sinne, sondern als existenzieller Akt der Zuwendung zu einer Seele, die nicht mehr weiterweiß. Seelsorge ist keine Zusatzleistung oder kein spirituelles “Wellnessprogramm“, sondern ein Ausdruck von Menschenwürde und vielleicht eine der letzten Bastionen gegen die völlige Technisierung und Entseelung des Daseins. Die Soziologie der inneren Not Die moderne Gesellschaft scheint immer mehr ihre Rituale zu verlieren. Das zeigt sich nicht nur in der Entleerung von Gotteshäusern oder in der Vereinzelung des Individuums, sondern vor allem in den diffusen Formen des Leids, das sich heute äußert. Depressionen, Sinnkrisen, Burnout oder der Verlust von Selbstverortung, sie alle sind Symptome eines tieferliegenden soziologischen Problems, nämlich der Zersplitterung der Lebenswelten. Der französische Soziologe Émile Durkheim sprach bereits im 19. Jahrhundert von “Anomie“ (Durkheim, 1983), einem Zustand der Normlosigkeit, in dem das Individuum den Halt verliert, weil die gesellschaftlichen Werte nicht mehr orientierend wirken. Diese Diagnose hat heute nichts an Aktualität verloren. Doch während Durkheim noch auf kollektive Institutionen wie Religion oder Familie hoffte, die stabilisierend wirken könnten, erleben wir heute ihren fortschreitenden Zerfall. In dieser Leere bleibt das Individuum zurück, fragmentiert, überfordert, überinformiert und doch innerlich leer. Die Soziologie hat dabei lange einen Bogen um das gemacht, was sie selbst kaum fassen konnte: das spirituell existenzielle Bedürfnis des Menschen. Dabei wäre genau das ihre Aufgabe. Die Gesellschaft nicht nur als Funktionseinheit, sondern als Beziehungsgewebe zu begreifen, in dem auch das Unsichtbare seinen Platz hat und dazu gehört auch die Seele. Die Psychologie der Religion und die Wunde der Entwurzelung Die religionspsychologische Perspektive ermöglicht einen tieferen Blick auf jene innere Wunde, die viele Menschen heute mit sich tragen. Der Mensch ist nicht nur ein denkendes und handelndes Wesen, sondern auch ein deutendes. Und dort, wo Sinn fehlt, beginnt die Seele zu bluten. In der Sinnsuche ist nicht nur eine psychologische Frage (Frankl, 1946), sondern auch eine existentielle. Menschen, die im Leiden keinen Sinn finden, zerbrechen daran. Die Seele verdurstet nicht nur an fehlender Zuwendung, sondern vor allem an fehlender Deutung, denn der Mensch ist auf Sinn hin geschaffen. Wenn jedoch alle Antworten fehlen, wenn Philosophie spekuliert und Psychologie nur Verhalten regulieren will, dann entsteht ein leerer Raum, in dem das Ich nicht mehr antwortfähig ist. Seelsorge ist genau in diesem Moment notwendig. Nicht als Moralisierung oder als therapeutische Optimierung, sondern als ehrliche, mitfühlende und hörende Begleitung. Der Seelsorger ist weder Arzt noch Guru, sondern ein Mensch, der den Mut hat, beim anderen stehenzubleiben. Der den Schmerz nicht analysiert, sondern aushält. Der nicht fragt: „Wie kann ich dich reparieren?“, sondern: „Wie kann ich bei dir sein?“ Der Verlust der Transzendenz Dabei ist ein zentrales Problem unserer Zeit der Verlust der Transzendenz. Die Vorstellung, dass es etwas Größeres gibt als das eigene Selbst, ist in der postmodernen Kultur verdächtig geworden. Die Ich-Zentrierung, verkleidet als Selbstverwirklichung, hat die Fähigkeit zur Hingabe untergraben. Dabei ist es gerade das Gefühl, Teil eines größeren Zusammenhangs zu sein, das dem Menschen Trost, Halt und Hoffnung gibt. Seelsorge, verstanden im religionspsychologischen Sinne, ist daher mehr als Zuwendung, sie ist ein Ort der Transzendenzöffnung. Wer in der Not begleitet wird, spürt durch das Gegenüber nicht nur Trost, sondern manchmal auch das stille Wirken einer größeren Wirklichkeit. In diesem Sinne ist Seelsorge nicht einfach nur Beziehung. Es ist bemerkenswert, dass fast alle Religionen der Welt, vor allem das Judentum, das Christentum und der Islam, Formen der Seelsorge kennen. Diese Vielfalt zeigt, dass Seelsorge keine konfessionelle Praxis ist, sondern ein anthropologisches Grundbedürfnis. Seelsorge als Widerstand gegen die Entmenschlichung Die Gesellschaft der Zukunft wird sich daran messen lassen müssen, wie sie mit ihren Schwächsten umgeht, nicht nur materiell, sondern auch seelisch. Seelsorge ist hier kein Luxus, sondern ein Menschenrecht. Wer einem anderen zuhört, ohne ihn zu bewerten, wer sich an seine Seite stellt, ohne ihn zu benutzen, wer seine Tränen nicht mit Ratschlägen erstickt, sondern mit Schweigen begleitet, der handelt im tiefsten Sinne menschenwürdig. In einer Zeit, in der Maschinen Gefühle simulieren, Menschen nach Algorithmen funktionieren sollen und das Soziale in Netzwerken zu Likes verkommt, ist echte Seelsorge ein Akt der Rebellion. Sie verweigert sich der Logik des Nutzens und bleibt der Logik der Würde verpflichtet. Der Mensch ist daher kein Problem, das gelöst werden muss. Er ist ein Geheimnis, das begleitet werden darf. Seelsorge erkennt das an. Sie glaubt nicht, dass alles wieder gut wird. Aber sie glaubt, dass niemand allein gehen muss. Fazit Seelsorge ist eine Haltung, eine Form von Ethik, die nicht in Lehrbüchern steht, sondern in der Begegnung lebendig wird. Sie ist auch kein Privileg der Gläubigen, sondern ein Grundrecht jedes Menschen, gläubig oder nicht. Wer in der Tiefe seiner Not wahrgenommen, begleitet und gehalten wird, erfährt etwas, was keine App und kein Algorithmus je leisten können: die Erfahrung, dass seine Würde unantastbar ist. Genau darin liegt das Besondere der Seelsorge und ihre unersetzliche Bedeutung für unsere Zeit. Dr. Cemil Şahinöz, Islamische Zeitung, November 2025 Literatur Durkheim E: Der Selbstmord. Suhrkamp: Berlin, 1983 Frankl V.: Ärztliche Seelsorge. Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse. Deuticke: Wien, 1946
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Almanya’da AfD’nin Yükselişi: Bir Toplumun Dönüşüm Hikâyesi Almanya siyasetinde son yılların en dikkat çekici gelişmelerinden biri, hiç kuşkusuz Almanya için Alternatif Partisi’nin yani AfD’nin yükselişi oldu. Bu yükseliş yalnızca bir partinin seçimlerde başarı kazanmasıyla açıklanabilecek bir olgu değil. Daha derinlere bakıldığında, toplumda yaşanan kırılmaların, korkuların ve kimlik krizlerinin siyasi alandaki yansımasıyla karşı karşıya olduğumuzu görüyoruz. AfD’nin serüveni, Almanya’nın son on yıllarda geçirdiği sosyolojik dönüşümlerin adeta bir aynası niteliğinde. Bir Protesto Hareketinden Siyasi Güce AfD ilk ortaya çıktığında bugünkü gibi göç, mülteci ve İslam karşıtı bir söyleme sahip değildi. Parti, 2013 yılında Euro karşıtlığı üzerinden şekillenmişti. Almanya’nın güçlü para birimi olan D-Mark’ın terk edilmesi, geniş kesimlerde hayal kırıklığı oluşturmuşdu. AfD bu noktada kendisini, “Alman ekonomisini koruyan” bir parti olarak tanımladı. Kurucuları daha ziyade akademisyenler ve ekonomistlerdi. O günlerde partiye bakanlar, ırkçı bir hareketten ziyade para politikaları üzerinden yükselen bir Avrupa Birliği eleştirisi görüyordu. Ancak zaman içinde siyasi atmosfer değişti ve AfD, toplumsal kaygıları farklı alanlarda sahiplenmeye başladı. Böylece merkezde duran bir protesto partisi, giderek daha fazla aşırı sağın merkezi haline geldi. Mülteci Krizi ve AfD’nin Yükselişi AfD’nin asıl çıkışı 2015’teki mülteci krizi ile oldu. O yıl Suriye başta olmak üzere Ortadoğu’dan ve Afrika’dan yüz binlerce insan Almanya’ya sığındı. Angela Merkel’in “Wir schaffen das” yani “Biz bunu başaracağız” sözü, Alman siyaset tarihinde simgesel bir dönüm noktası olarak kaldı. Ancak bu sözün oluşturduğu iyimserlik, toplumun her kesiminde aynı şekilde karşılanmadı. Özellikle kırsal bölgelerde ve küçük şehirlerde yaşayan insanlar, bu büyük göç dalgasını kendi kültürel kimliklerine bir tehdit olarak algıladı. İş piyasasında rekabet, sosyal devletin yükü ve güvenlik kaygıları daha fazla dile getirilmeye başlandı. AfD bu noktada mülteci krizinden doğan kaygıları siyasi bir sermayeye dönüştürerek hızlı bir yükselişe geçti. İslam Düşmanlığının Yükselişi AfD’nin yükselişinde dikkat çeken bir diğer boyut ise İslam düşmanlığı oldu. Parti söylemlerinde, İslam’ı Batı kültürüne ve Alman kimliğine karşı bir tehdit olarak resmetmeye başladı. Camilere, başörtüsüne, hatta İslami bayramlara kadar uzanan bir karşıtlık dili geliştirdi. Bu söylemler, özellikle terör saldırılarının ardından daha da yoğunlaştı. 2015 Paris saldırıları ve 2016’daki Berlin Noel pazarı saldırısı gibi olaylar, toplumsal korkuları derinleştirdi. AfD, bu korkuları kendi lehine kullandı ve “Almanya’nın kültürel kimliğini savunan” parti imajını güçlendirdi. Böylece ekonomik kaygılar üzerinden doğan bir parti, giderek kültürel ve dini düşmanlık üzerinden oy devşiren bir yapıya dönüştü. Toplumun Radikalleşmesi AfD’nin büyümesi, sadece partinin söylemlerindeki değişimle açıklanamaz. Almanya’da toplumun belirli kesimlerinde son yıllarda ciddi bir radikalleşme yaşanıyor. Küreselleşmenin getirdiği hızlı değişimler, teknolojinin iş gücü piyasasını dönüştürmesi, şehirlerle kırsal arasındaki uçurumun büyümesi, insanların aidiyet duygusunu zayıflattı. Bir yanda küresel dünyaya entegre olmuş, çokkültürlü şehirli Almanlar varken, diğer yanda değişimin hızına yetişemeyen ve kimliğini kaybettiğini düşünen kesimler var. AfD bu ikinci kesimin sesi haline geldi. Radikalleşme özellikle sosyal medyanın etkisiyle daha da hızlandı. İnsanlar kendi korkularını paylaşan gruplar içinde sürekli olarak birbirlerini beslediler ve bu da aşırı sağın normalleşmesine katkı sağladı. Siyasetin Dilinin Sertleşmesi AfD’nin yükselişi yalnızca toplumu değil, siyasetin genel dilini de değiştirdi. Partinin agresif söylemleri, diğer partileri de dolaylı olarak etkiledi. Oy kaybetme korkusuyla ana akım partiler zaman zaman daha sert ve göçmen karşıtı bir dil kullanmaya başladı. Böylece Almanya siyasetinde uzlaşmacı, dengeli ve diyalog arayan bir dil zayıfladı. Yerine daha kutuplaştırıcı, daha agresif bir üslup hakim oldu. Bu durum yalnızca parlamentoda değil, toplumun gündelik hayatında da hissediliyor. Tartışmalar daha hızlı şekilde kutuplaşmaya dönüşüyor ve siyasal nezaket sınırları giderek silikleşiyor. Sosyolojik Dinamikler AfD’nin yükselişini anlamak için yalnızca siyasete değil, toplumsal dinamiklere de bakmak gerekiyor. Almanya uzun yıllar boyunca ekonomik refahın ve istikrarın ülkesi olarak görüldü. Ancak refahın adil dağılımı konusunda ciddi sorunlar vardı. Alt ve orta sınıflar kendilerini geride bırakılmış hissetmeye başladı. Göçmenler ve mülteciler, çoğu zaman bu sıkıntıların sembolik hedefi haline getirildi. Sosyolojik açıdan bu, klasik bir “günah keçisi” oluşturma süreciydi. İşini kaybeden ya da sosyal yardım alan biri, kendi sorunlarının kaynağı olarak mülteciyi görmeye başladı. AfD ise bu söylemi siyasi bir programa dönüştürerek kitleleri etkisi altına aldı. Demokrasi İçin Ciddi Bir Uyarı Bugün AfD’nin geldiği nokta, sadece bir partinin başarısı değil, Almanya demokrasisi için de ciddi bir uyarıdır. Toplumun giderek radikalleşmesi, siyasetin dilinin sertleşmesi ve İslam düşmanlığının normalleşmesi, demokratik değerler açısından tehlikeli bir gidişata işaret ediyor. AfD’nin yükselişi Almanya’ya özgü bir mesele değil, tüm Avrupa’da benzer şekilde yaşanan bir eğilimin parçası. Fransa’da, Hollanda’da, İtalya’da ve diğer birçok ülkede benzer hareketlerin güçlenmesi, Batı demokrasilerinin geleceği hakkında düşündürücü bir tablo ortaya koyuyor. Son Söz AfD’nin hikâyesi, Almanya toplumunun korkularını, kırılmalarını ve kimlik arayışlarını yansıtır. Mülteci krizinden İslam düşmanlığına, ekonomik kaygılardan kültürel kimlik krizine kadar uzanan bir dizi faktör, bu yükselişi mümkün kıldı. Demokrasi, yalnızca sandıkta çoğunluğu elde etmek değil, aynı zamanda toplumsal barışı, uzlaşmayı ve birlikte yaşamı koruyabilmektir. Eğer toplum radikalleşmeye devam ederse, siyasetin dili daha da sertleşirse, bunun bedelini yalnızca göçmenler değil, Alman demokrasisi bütünüyle ödeyecektir. Dr. Cemil Şahinöz, Öztürk Gazetesi, Kasım 2025 Risale Haber, 14.11.2025 https://www.risalehaber.com/cemil-sahinoz-almanyada-irkciligin-ve-islam-dusmanliginin-yukselisi-bir-toplumun-28230yy.htm
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Im Schwitzkasten der Gesellschaft – Soziologie und Psychologie des Wrestlings Zum Bestellen: https://www.awin1.com/cread.php?awinmid=14158&awinaffid=1056401&ued=https%3A%2F%2Fwww.thalia.de%2Fshop%2Fhome%2Fartikeldetails%2FA1077194682 Im Schwitzkasten der Gesellschaft – Soziologie und Psychologie des Wrestlings Wrestling ist ein weltweites Phänomen zwischen Sport, Theater und sozialem Experiment. Dieses Buch öffnet den Blick hinter die Seile und nimmt Sie mit auf eine Reise durch die Geschichte, Soziologie, Psychologie und Faszination des Wrestlings. Von den goldenen Zeiten der Territorien bis zur globalen Dominanz, von japanischen Ritualen bis zur mexikanischen Maskentradition, von Kindheitsfantasien bis zu Social-Media-Inszenierungen. Erfahren Sie, welche Rolle das Publikum spielt, warum Helden fallen und wiederauferstehen, wie Familien-Dynastien und Rivalitäten das Geschäft prägen, wie Wrestling uralte Rituale und moderne Mythen vereint, welche psychologischen und soziologischen Kräfte hier am Werk sind, warum die Geschichten aus dem Ring unsere Ängste, Sehnsüchte und Hoffnungen widerspiegeln und was dieses Spektakel über unsere Sehnsüchte, Konflikte und Werte verrät. Dabei geht es aber auch um Machtspiele, gekränkte Egos, gebrochene Helden und die ewige Suche nach Anerkennung. Es geht um Aufstieg und Fall, um Helden und Verräter, um die dunklen Seiten des Ruhms und die psychologischen Dramen, die sich im Schatten des Rings abspielen. Von manipulierten Karrieren über Machenschaften, hier wird Wrestling zu einem Spiegel der Gesellschaft. Dieses Buch verbindet die spektakuläre Welt des Wrestlings mit tiefen soziologischen und psychologischen Einblicken. Es ist eine Reise in die Köpfe der Stars, der Fans und in die Strukturen einer Industrie.
