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Protest gegen Norman Finkelstein

Finkelstein darf sprechen

 

 

Die einen werfen ihm Antisemitismus vor, andere halten ihn für einen klugen linken Kritiker: Nächste Woche wird Norman Finkelstein in Berlin auftreten. Böll- und Luxemburg-Stiftung haben sich bereits distanziert. VON ZOÉ SONA (taz, 19.02.2010)

 

 

Der umstrittene US-amerikanische Politikwissenschaftler Norman Finkelstein wird kommende Woche einen Vortrag in Berlin halten, veranstaltet von mehreren propalästinensischen Initiativen. Finkelstein, dem Kritiker Antisemitismus vorwerfen, soll dabei über den Gazakrieg Anfang 2009 und mögliche Lösungen für den Konflikt im Nahen Osten sprechen. Die schon länger geplante Veranstaltung stand zuletzt auf der Kippe: Mehrere linke Gruppen und die Jüdische Gemeinde zu Berlin hatten dagegen protestiert; daraufhin wurden Raumzusagen zurückgezogen. Nun wird Finkelstein am Freitag einen Vortrag in der Ladengalerie der Tageszeitung Junge Welt halten. Das Ökumenische Zentrum für Umwelt-, Friedens- und Eine-Welt-Arbeit, einer der übrig gebliebenen Veranstalter, erklärte, es freue sich, dass "die Räume so kurzfristig zur Verfügung gestellt" wurden.

 

Unter dem Motto "1 Jahr nach dem Überfall der israelischen Armee auf Gaza - die Verantwortung der deutschen Regierung an der fortgesetzten Aushungerung der palästinensischen Bevölkerung" soll Finkelstein einen Vortrag über den Goldstone-Bericht der UN halten, eine Untersuchung über den Gazakrieg. Finkelstein ist in der linken Szene und auch unter Historikern sehr umstritten, seit er im Jahr 2000 das Buch "Die Holocaustindustrie. Wie das Leiden der Juden ausgebeutet wird" veröffentlicht hat. Seine These: Das amerikanische Judentum habe eine sogenannte Holocaustindustrie geschaffen, um sich am Holocaustgedenken zu bereichern und Unterstützung für den Staat Israel zu erpressen. Seine Kritiker wie der Politologe Matthias Künzel halten ihn für einen Antisemiten und Geschichtsrevisionisten. Seine Anhänger sehen in Finkelstein einen ernst zu nehmenden Wissenschaftler.

 

Die für den 26. Februar geplante Veranstaltung sollte ursprünglich in der evangelischen Trinitatis-Kirche in Charlottenburg stattfinden. Nach heftiger Kritik aus der Gemeinde zogen die Verantwortlichen die Zusage für den Raum zurück. Pfarrer Ralf Daniels dazu: "Die Thesen von Herrn Finkelstein sind mit den Vorstellungen der Gemeinde nicht zu vereinbaren." Auch das Bildungswerk der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung hatte seine Zusage revidiert. "Wir haben nicht bedacht, dass es solch einen Zirkus um die Person Finkelstein geben würde", sagte Geschäftsführer Helmut Adamschek der taz.

 

Kurzfristig sollte Finkelsteins Auftritt daraufhin in die Räume der Linkspartei-nahen Rosa-Luxemburg-Stiftung verlegt werden, doch auch sie erteilte den Veranstaltern letztlich eine Absage. "Finkelsteins Thesen sind auch in unserem Haus äußerst umstritten", erklärt Henning Heine, der Sprecher der Stiftung. Man habe die politische Brisanz der Veranstaltung unterschätzt.

 

Finkelstein sei "kein Demagoge, sondern nur ein scharfer Kritiker", hält Joachim Varchmin vom Arbeitskreis Nahost, einem der Veranstalter, dagegen. Die Organisatoren sehen dementsprechend keinen Grund, den Vortrag abzusagen. Sie soll am 26. Februar um 19 Uhr in der Torstr. 6 stattfinden.

 

JOACHIM VARCHMIN, MITVERANSTALTER

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ein kritischer wissenschaftler.

    Norman G. Finkelstein (* 8. Dezember 1953 in Brooklyn, New York City) ist ein US-amerikanischer Politikwissenschaftler. Er verfasste bisher fünf Bücher zum Themenkomplex des Zionismus, des Nahostkonflikts und des Gedenkens an den Holocaust. In Deutschland wurde er 2000 vor allem mit seinem Buch Die Holocaust-Industrie bekannt

aus:wikipedia

 

http://www.misawa.de/cgi-bin/sbb/sbb.cgi?&a=show&forum=162&show=739

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Der EU-Nahost-Beuaftragte Blair hat nach eigenen Angaben eine Zusage des israelischen Regierungschefs, dass möglichst bald deutlich mehr Waren in den palästinensischen Gazastreifen geliefert werden dürfen. Derweil droht neuer Streit um die Untersuchung des Angriffs auf die Hilfsflotte: Israel will den Vorfall selbst untersuchen, die Türkei fordert eine internationale Kommission.

 

Nach dreijähriger Blockade des Gazastreifens will Israel erstmals wieder umfangreiche Warenlieferungen zulassen. Nur noch Waffen und Kriegsmaterial sollen einem Einfuhrverbot unterliegen. Dies sagte der Sonderbeauftragte des Nahost-"Quartetts", Tony Blair, nach Beratungen der EU-Außenminister in Luxemburg . "Sie (die Israelis) werden die Blockade für Waffen und Kampfmittel aufrechterhalten, aber sie werden für das tägliche Leben wichtige Dinge hereinlassen", sagte er.

 

"Ich setze darauf, dass Israel jetzt auch entsprechende Ankündigungen umsetzt", sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle. "Es geht um eine Öffnung der Grenzübergänge. Die EU ist bereit, diese Schritte zu unterstützen." Blair, der zuvor mit Regierungschef Benjamin Netanjahu gesprochen hatte, sagte: "Ich hoffe sehr, dass wir in den nächsten Tagen die prinzipielle Verpflichtung Israels bekommen werden."

 

Israel war nach der Militäraktion gegen einen Hilfskonvoi, der die Blockade auf dem Seeweg durchbrechen wollte, ins Zentrum heftiger internationaler Kritik geraten. In einer Erklärung der Außenminister wurden die Todesopfer bei der Aktion "zutiefst bedauert".

 

Seit 2007 abgeriegelt

Die EU-Außenminister riefen zudem zur "sofortigen, nachhaltigen und bedingungslosen Öffnung der Grenzübergänge" in den Gazastreifen auf. Neben Hilfsgütern und Waren müssten auch Menschen wieder ungehindert passieren können, forderte die EU. Israel hatte den nur 45 Kilometer langen Küstenstreifen mit 1,5 Millionen Palästinensern nach der Machtübernahme der radikalislamischen Hamas 2007 praktisch von der Außenwelt abgeschnitten.

 

Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn sprach von einer "explosiven Situation". Nach seinen Angaben erlauben die Israelis derzeit nur die Einfuhr von knapp hundert Gütern in den Gazastreifen, vor der Blockade waren es noch rund 4000. Rund 80 Prozent der Waren werden deshalb durch Tunnel aus Ägypten geschmuggelt. Nach Diplomatenangaben könnte Israel die Grenzübergänge Karni and Kerem Schalom wieder öffnen.

 

Türkei fordert internationale Untersuchung

 

Die von Israel angekündigte Untersuchung zum Militärangriff auf die Gaza-Hilfsflotte mit neun Toten nannte Blair einen "bedeutenden Schritt nach vorn". Die Türkei pocht dagegen auf eine internationale Untersuchung. Außenminister Ahmet Davutoglu sagte, seine Regierung habe "kein Vertrauen" in eine unparteiische Untersuchung durch Israel. Israel könne als Angeklagter nicht zugleich Richter und Staatsanwalt sein. Die Türkei werde ihre Beziehungen zu Israel überprüfen, sollten die Forderungen nach einer unabhängigen Untersuchung nicht erfüllt werden. Bei dem Angriff des israelischen Militärs auf die Schiffe waren Ende Mai neun türkische Staatsbürger ums Leben gekommen.

 

Die vom israelischen Kabinett beschlossene Untersuchungskommission leitet der frühere Vorsitzende des Obersten Gerichtshofs, der 75-jährige Yaakov Tirkel. Zwei ausländische Beobachter wurden bestimmt, der irische Nobelpreisträger David Trimble und der Kanadier Ken Watkin. Die EU-Außenminister forderten in ihrer Erklärung eine "sofortige, umfassende und unabhängige Untersuchung" mit "glaubhafter internationaler Beteiligung.

 

Premier Netanjahu äußerte die Überzeugung, dass die Kommission beweisen werde, "dass die Ziele und Aktionen Israels sowie seiner Armee angemessen waren, der Verteidigung dienten und den höchsten internationalen Standards entsprachen".

 

AFP/dpa

 

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Premier Netanjahu äußerte die Überzeugung, dass die Kommission beweisen werde, "dass die Ziele und Aktionen Israels sowie seiner Armee angemessen waren, der Verteidigung dienten und den höchsten internationalen Standards entsprachen".

 

aha. hm. hmmm. interessant :tee:

ich bin ja manchmal über den berühmten britischen sinn für humor erstaut - aber der isrealische humor hat wieder andere nuancen. ein anderes gesicht. :dreiauge:

 

ich erinnere mich an den "töte einen türken, und ruhe dich aus" - witz (http://www.misawa.de/cgi-bin/sbb/sbb.cgi?&a=show&forum=162&show=578&start=0#1).

der hat auch etwas... bizarres. es grenzt fast an perversion. genauso wie netanyahu´s statement.

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Premier Netanjahu äußerte die Überzeugung, dass die Kommission beweisen werde, "dass die Ziele und Aktionen Israels sowie seiner Armee angemessen waren, der Verteidigung dienten und den höchsten internationalen Standards entsprachen".

Einfach nur zynisch. Israel duldet allenfalls "embedded" Beobachter. Und die werden vor allem benötigt, um dieser parteilichen Selbst-Untersuchung Israels ein Mäntelchen von Objektivität und Unabhängigkeit umzuhängen.

 

Beweis:

taz.de - 14.06.2010

 

... So ganz offen ist die Untersuchung dann aber doch nicht: Die Beobachter dürfen zwar an den Anhörungen und Erörterungen der Kommission teilnehmen, haben aber keinen Einfluss auf deren Vorgehensweise und Rückschlüsse. Außerdem können ihnen Informationen vorenthalten werden, wenn die nationale Sicherheit Israels oder die internationalen Beziehungen gefährdet sind. ...

 

Quelle: taz.de - 14.06.2010 "Israel wird nachdenklich"

Nun bleibt abzuwarten, ob sich die "internationale Gemeinschaft" - vor allem aber die gerade mal wieder vollmundig auftretenden EU-Außenminister - mit einer solchen Untersuchnung abspeisen lassen.

Ich fürchte ja, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich als letztes.

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    An open letter by the citizens of the free world
     
    By attacking and seizing aid boats in international waters Israel has once again violated human rights and human dignity.
     
    On May 31, 2010, Israeli military forces attacked a flotilla of aid vessels in the international open waters of the Mediterranean Sea. The volunteers came from over 30 countries, from Sweden to USA, from Malaysia to Ireland, and the vessels were carrying only humanitarian aid materials such as toys, medicine, food, construction materials to be delivered to Gaza Strip where 1.4 million Gazans have been living under inhuman conditions for years generated by Israeli policies and blockade. As a result of the attack, 9 people have been killed, many have been wounded. Among the fatal victims is a 19 year old Turkish-American citizen shot five times in the face at close range. The attack is a clear crime, violation of human rights, human dignity and common conscience of humanity as well as, a flagrant breach of international law and order.

please sign here, bitte folge diesem link und unterzeichne:

http://adam.org.tr/sign/index.php

 

We Are

FOR A FREE AND EQUAL WORLD!

FOR HUMAN RIGHTS!

FOR HUMAN DIGNITY!

FOR PEACE!

 

 

 

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Nahostreise des Entwicklungsministers

 

Israel verweigert Niebel Besuch im Gazastreifen

 

Bundesentwicklungsminister Niebel darf nicht in den Gazastreifen fahren. Die israelischen Behörden verweigerten dem Minister einen Besuch. Niebel reagierte verärgert. Das sei keine gute Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, sagte er in Bethlehem. Unterdessen wurde die Einfuhr ziviler Güter in den Gazastreifen vom Sicherheitsrat generell genehmigt.

 

Von Clemens Verenkotte, ARD-Hörfunksstudio Tel Aviv

 

 

Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel hat seine Kritik an der Entscheidung der israelischen Regierung wiederholt, ihm die Einreise in den palästinensischen Gazastreifen zu verweigern. Gegenüber der ARD erklärte Niebel in Bethlehem im Westjordanland, Israel mache es seinen Freunden nicht leicht zu erklären, warum es so handele, wie es handele. Mit dem Hinweis auf die Ankündigung Israels, die mehrjährige Blockade des Gazastreifens zu lockern, sagte Niebel, das sei keine gute Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.

 

Das Nein zu seiner beabsichtigten Gaza-Visite hatte er zuvor schon als einen großen, außenpolitischen Fehler der israelischen Regierung kritisiert: "Ich hätte mir gewünscht, dass hier ein klares politisches Signal für eine Öffnung und für Transparenz gesetzt worden wäre".

Niebel soll Peres und Liebermann treffen

 

Aus Niebels Delegationskreisen hieß es, dem Minister sei von israelischer Seite mitgeteilt worden, dass er im Verlauf seiner Aufenthalts in Israel mit Staatspräsident Schimon Peres und Außenminister Avigdor Liebermann zusammentreffen werde.

 

Peres betonte vor einer Versammlung der "Jewish Agency" nochmals, was aus Sicht Israels für eine komplette Aufhebung der Blockade des Gazastreifens seitens der dort herrschenden Hamas zu tun sei. Zunächst müsste die Führung in Gaza dem Frieden und Verhandlungen zustimmen. Zudem müssten die Anführer der Hamas den Terror widerrufen und den Bau von Tunneln und das Abschießen von Raketen beenden.

 

"Wenn sie den Versuch einstellen würden, israelische Soldaten zu entführen", so Peres, "und einen Soldaten freilassen würden, Gilad Schalit, der aus unserem eigenen Boden entführt wurde, würde es keine Notwendigkeit für irgendeine Art von Abriegelung und Blockade geben."

Israels Außenministerium betont Gaza-Regelung

 

Von der Kritik Niebels an der Ablehnung des geplanten Gaza-Besuchs zeigte man sich unterdessen im israelischen Außenministerium überrascht: Es gebe eine klare Politik, derzufolge Israel die Einreise ranghoher Politiker in den Gazastreifen nicht erlaube. In den vergangenen Monaten hatte Israels Regierung dennoch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sowie der EU-Außenvertreterin Catherine Ashton die Einreise nach Gaza gestattet.

Sicherheitskabinett stimmt für Blockade-Lockerung

 

Am Nachmittag stimmte das israelische Sicherheitskabinett unter Leitung von Regierungschef Benjamin Netanjahu einer Lockerung der seit Jahren geltenden Gaza-Blockade zu. Am Donnerstag hatte bereits das Kabinett die Absichtserklärung Netanjahus entgegengenommen, die Blockade zu lockern. Noch heute wolle Netanjahu den Gesandten des Nahost-Quaretts, Tony Blair, verständigen.

 

 

Tagesschau, 20.06.2010

 

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"Ich hätte mir gewünscht, dass hier ein klares politisches Signal für eine Öffnung und für Transparenz gesetzt worden wäre".

 

Ein politisches SIGNAL ist bitte nicht zu verwechseln mit "Handlung" oder "Taten".

Hier sieht man wie dieser Piratenstaat geführt wird, nichtmal entfernte Zugeständnisse für den größten Unterstützer gibts.

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nichtmal entfernte Zugeständnisse für den größten Unterstützer gibts.

tja, der fährt jemand einen harten aber klaren kurs - wieso zugeständnisse machen? hier handelt es sich um einen staat, der zwar anderen das rückrat bricht, aber selber eindeutig rückrat hat und dies auch unter beweis stellt.

 

"veni, vidi, vici" ist die devise - da kann man sich keine pausen oder ausnahmen leisten.

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Nach Israels blutigem Überfall auf die Gaza -Flotilla rief ich einen Freund in Israel an, mit dem ich schon ein Leben lang befreundet bin und fragte ihn nach der Stimmung im Lande. Er ist ein Intellektueller, ein freundlicher und großzügiger Mann, stand aber trotzdem lange auf Seiten der israelischen Hardliner. Doch auf seine Antwort war ich völlig unvorbereitet. Er sagte mir – mit vor Erregung zitternder Stimme – so wie die Welt jetzt Israel verurteilt, erinnert ihn das an die dunklen Zeiten der Hitler-Ära.

 

Er sagte mir, dass fast alle in Israel so denken würden – mit der Ausnahme von Merez, einer kleinen israelischen Friedenspartei. „ Aber sie sind doch Araber.“

 

So wie ich hat auch mein Freund persönlich diese dunklen Hitlerjahre durchgemacht, lebte unter Nazi-Besatzung wie so viele israelisch jüdische Bürger. Deshalb war ich über die Analogie fassungslos. Er sagte weiter, dass die sog. Menschenrechtsaktivisten auf dem türkischen Schiff tatsächlich Terroristen und bezahlte Schlägertypen gewesen seien, um die israelischen Behörden mit einem Vorfall zu provozieren, damit der jüdische Staat diskreditiert werde. Der Beweis dafür wäre - so sagte er – dass bei vielen dieser Aktivisten von den israelischen Behörden 10 000 Dollar gefunden worden wären, „genau dieselbe Summe“.

 

Als ich mich nach dem Schreck dieses Wortwechsels erholt hatte, kam mir in den Sinn, dass die Beschwörung der Hitler-Ära tatsächlich eine erschreckend passende Analogie ist, allerdings nicht im Sinne meines Freundes. 1.5 Millionen Zivilisten werden seit drei Jahren gezwungen, in einem Open-air-Gefängnis unter unmenschlichen Bedingungen zu leben, aber dieses Mal sind es nicht Juden, sondern Palästinenser. Ihre Gefängniswärter sind – kaum zu glauben - die Überlebenden des Holocaust oder deren Nachkommen. Den Insassen des Gazagefängnisses stehen natürlich keine Gaskammern bevor wie den Juden damals; aber sie sind auf eine minderwertige und hoffnungslose Existenz reduziert worden.

 

Ganze 80% von Gazas Bevölkerung lebt am Rande von Unterernährung und hängt von internationalen Hilfslieferungen für die tägliche Ernährung ab. Nach der UN und den Weltgesundheitsbehörden (WHO) leiden Gazas Kinder dramatisch unter zunehmender Morbidität, die sich auf ihr Leben auswirken und das Leben vieler verkürzen wird. Diese Obszönität ist eine Folge absichtlicher und sorgfältig berechneter israelischer Politik zur Rückentwicklung des Gazastreifens, in dem man nicht nur seine Wirtschaft zerstört, sondern auch seine physische und soziale Infrastruktur, während man ihn hermetisch von der Außenwelt absperrt.

 

Ganz besonders erschreckend ist, dass diese Politik für einige israelische Führer die Quelle von Belustigung war; nach einigen Presseberichten wurde beschrieben, wie man die Palästinenser „auf Diät setzt“. Auch das erinnert an die Hitlerjahre, als das jüdische Leiden die Nazis amüsierte.

 

Ein anderer Charakterzug aus dieser dunklen Ära waren absurde Verschwörungen, die man den Juden zumutete durch ansonsten intelligente und kultivierte Deutsche. Leider sind auch intelligente Juden nicht immun gegen solch eine Krankheit. Ist es wirklich denkbar, dass türkische Aktivisten, denen angeblich zehntausend Dollar gezahlt wurden, soviel Geld mit an Bord nehmen, wenn sie wissen, dass sie von den israelischen Behörden gefangen genommen werden?

 

Dass intelligente und moralische Leute – ob Deutsche oder Israelis - einander mit solchen Absurditäten überzeugen können, das ist ein Rätsel, das bis ins Innerste des Mysteriums geht, wie sogar zivilisierteste Gesellschaften so schnell ihre höchsten Werte beiseite lassen und zu den primitivsten Impulsen gegenüber dem anderen zurückkehren, ohne dass ihnen bewusst wird, dies zu tun. Es muss etwas mit einer absichtlichen Unterdrückung der moralischen Vorstellungskraft zu tun haben, die sonst Leute befähigt, sich mit dem Elend des anderen zu identifizieren. Pirkey Avot, eine Sammlung ethischer Ermahnungen, die ein Teil des Talmuds ist, drängt: „Verurteile Deinen Nächsten nicht, bis du dir vorstellen kannst, in seiner Lage zu sein.“

 

Natürlich wird selbst die anstößigste israelische Politik nicht mit Hitlers Politik verglichen. Aber die wesentlichen moralischen Themen sind dieselben. Wie würden wohl Juden gegenüber ihren Quälern reagiert haben, wäre ihnen so eine Art Existenz bestimmt gewesen, wie sie Israel über Gazas Bevölkerung verhängt hat? Würden sie nicht die Menschenrechtsaktivisten, die ihr Leben riskieren, um die Welt auf ihr Elend aufmerksam zu machen, als Helden sehen, auch wenn sie die Soldaten geschlagen hatten, die ihre Bemühungen zu verhindern versuchen? Haben denn Juden die britischen Kommandos bewundert, die (damals z.B.) an Bord der Exodus kamen und die Schiffe umleiten wollten, die nach dem 2. Weltkrieg illegale jüdische Immigranten nach Palästina brachten, so wie jetzt Israelis die israelische Marinekommandos bewunderten.

 

Wer würde geglaubt haben, dass eine israelische Regierung und ihre jüdischen Bürger versucht haben würden, israelische Menschenrechtsorganisationen zu dämonisieren und still zu legen, weil sie zu wenig „Patriotismus“ hätten und jüdische Landsleute entlassen, die den Angriff auf die Gazaflotille kritisieren und sie alle als „Araber“ kennzeichnen, verbunden mit allen hasserfüllten Assoziationen, die das Wort in Israel in sich trägt, nicht viel anders als die Deutschen, die ihre Landsleute brandmarkten, die sich für Juden als „Juden“ einsetzten. Die deutschen Aktivisten der „Weißen Rose“, Studenten der Universität München, die wagten, die deutsche Verfolgung der Juden zu verurteilen ( lange bevor die Vernichtung durch die KZs begann) wurden von ihren Landsleuten auch als „Verräter“ angesehen, die die Todesstrafe dieser Aktivisten durch die Gestapo nicht betrauerten.

 

Deshalb gibt es für Israelis und allgemein für Juden einen Grund, lang und gründlich in dieser besonderen Zeit über die dunkle Hitlerära nachzudenken. Denn die Bedeutung des Vorfalls mit der Gaza-Flotille liegt nicht in den Fragen über Verletzungen des Internationalen Rechts auf hoher See oder darüber „wer hat wen zuerst“ auf dem türkischen Schiff Mavi Marmara angegriffen, sondern in der größeren Frage über unseren allgemeinen menschlichen Zustand durch Israels Besatzungspolitik und seiner Zerstörung der zivilen Bevölkerung des Gazastreifens.

 

Wenn ein Volk, das am eigenen Leib vor noch nicht langer Zeit unbeschreibbare Unmenschlichkeiten erfahren hat, nicht die moralische Vorstellungskraft aufbringen kann, um die Ungerechtigkeit und das Leiden zu verstehen, das seine territorialen Ambitionen und selbst seine legitimen Sicherheitsbelange bei einem anderen Volk verursacht , was für Hoffnung bleibt da für den Rest von uns?

 

von Henry Siegman

 

zmag.de

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  • 1 Monat später...

Eine ehemalige israelische Soldatin hat Bilder von sich und palästinensischen Häftlingen bei Facebook veröffentlicht. Die demütigenden Aufnahmen gehen jetzt um die Welt und lösen empörte Reaktionen aus.

 

http://nachrichten.t-online.de/ex-soldatin-schockiert-mit-facebook-bildern/id_42562672/index

 

Viel mehr Soldaten sollten Fotos ins Netz stellen. Die Infos im Westen, sind viel zu dünn und gefiltert.

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Israeli abuse pictures 'common'

By Andrew Wander

 

Tuesday, August 17, 2010

 

 

Israeli soldiers are routinely taking degrading photographs of dead and captured Palestinians and posting them on the internet, human rights groups have said.

 

The claims come a day after the Israeli military attempted to quell controversy over photographs showing a female soldierposing provocativelywith blindfolded Palestinian detainees.

 

The Israeli military said on Monday that the pictures were "disgraceful" and insisted that the incident was in "total opposition" to the army's "ethical code".

 

But on Tuesday an Israeli rights group released a fresh batch of photographs, apparently showing Israeli troops posing with dead, wounded and captured Palestinians, which they said cast doubt on the official line that such incidents are rare.

 

Breaking the Silence, an organisation that collects testimony from former soldiers, posted a folder on the internet containing nine pictures obtained from army veterans.

 

It is unclear when and where the pictures were taken, but the photographs appear to show armed Israeli soldiers posing with prisoners and bodies of dead Palestinians.

 

Common practice

 

Rights activists say that the phenomenon of taking so-called 'souvenir pictures' is widespread within the Israeli military.

 

"We released these because it seemed as if the IDF was presenting the pictures that came out yesterday as a one-off case," Mikhael Manekin, a campaigner from Breaking the Silence, told Al Jazeera.

 

"Pictures of soldiers with detainees are highly normative. The soldiers themselves aren't even embarrassed about these pictures, which shows how normative they are."

 

Meanwhile, Israeli human rights group B'tselem said testimony from Palestinians corroborates anecdotal evidence that such pictures are not unusual.

 

In an incident in September last year, Muhammed Id'is, a Palestinian driver, says he was attacked by Israeli soldiers who took pictures on cell-phones while they beat him with their weapons and threatened to kill him.

 

"I wasn't able to walk and fell to the ground. The two soldiers kicked me in the stomach and back," he told B'tselem. "While I was lying there on the ground, the officer and the first soldier took pictures of me on their mobile phones."

 

In separate testimony gathered by the group, detainees reported hearing the click of camera shutters after being blindfolded by Israeli troops who had arrested them.

 

Michelle Bubis, a spokesperson for B'tselem, told Al Jazeera that the emergence of the new photographs suggests that these "are not isolated incidents."

 

"Regarding the pictures published, B’tselem cannot corroborate the precise incidents in which they took place, but reiterates that they are a clear violation of detainees right to dignity and an abuse of power by soldiers," she said.

 

Special monitoring unit

 

The growth in popularity of social networking sites in recent years has been a source of concern for the Israeli military, which has been hit by a series of setbacks caused by material its soldiers have posted online.

 

In March, officers were forced to call off a raid in the West Bank after a soldier published details on Facebook of the forthcoming operation.

 

In an effort to prevent similar incidents, the Israeli military has implemented strict rules on the type of information that soldiers can upload to the internet.

 

In addition, a special unit to monitor information posted online has been created in an effort to tackle the problem.

 

Members of the unit scan websites including Facebook, Twitter and MySpace looking for sensitive or embarrassing material posted by soldiers.

 

Troops found to have uploaded inappropriate information can face disciplinary action within the military, or criminal proceedings, depending on the sensitivity of the material in question.

source: al-jazeera

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